tonkünstler-magazin nummer 27
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Plugged-In: The real GroupGedankenspiele: Georg Breinschmid
C(H)ŒUrs im Festspielhaus st. Pölten
DOPPELTE FREUDEAndrés Orozco-Estrada und Rudolf Buchbinder eröffnen die Saison 13-14
TONKUNStLERMAGAZIN SEptEmbER ’13 ― JäNNER ’14
TonkünsTler
NEUJAHR2014
s. Seite 2
NEUJAHR 2014
Informationen und Buchung unter T: +43 (0)1 586 83 83 | tickets@tonkuenstler.at
Sonntag, 5. Jänner 2014, 16 Uhr
MUSIKVEREIN WIEN
NeujahrskoNzertBegrüßen Sie das Neue Jahr mit dem Tonkünstler-Orchester im Großen Saal des Wiener Musikvereins!
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konZerT
-20 % für DUE
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Liebe Musikfreunde!
Ich heiße sie zur konzertsaison 13-14 herzlich willkom-men! Das tonkünstler-orchester und ich dürfen aufschöne erfolge im diesjährigen Grafenegg Festival zurückblicken – was aber natürlich kein Grund ist, sichauszuruhen. Im Gegenteil: angespornt durch den zuspruch machen wir uns jetzt daran, unsere kreativenkräfte wieder zu bündeln und Ihnen in Wien, st. Pöltenund Grafenegg interessante konzerte zu präsentieren.In der Ihnen vorliegenden ausgabe unseres Magazins erfahren sie mehr über die kommenden Monate im Musikleben des tonkünstler-orchesters:
Besonders hervorheben möchte ich die saisoneröff-nung, wir sehen dabei der zusammenarbeit mit rudolfBuchbinder mit Freude entgegen! Wie sie wissen, liegtmir die zeitgenössische Musik sehr am herzen, was sich durch das jährliche auftragswerk am saisonbeginn ausdrückt: heuer konnten wir kurt schwertsik für diesearbeit gewinnen, einen der großen österreichischenkomponisten. Vor Weihnachten erarbeite ich mit dentonkünstlern noch ein Mozart- und Mahler-Programm,mit dem wir in der stillen zeit des jahres einen kon templativen akzent setzen möchten.
selbstverständlich haben wir wieder großartige Gast-dirigenten und internationale solisten zu uns eingeladen,die Ihnen außergewöhnliche Musikerlebnisse bereiten.stellvertretend möchte ich die Geiger Isabelle van keulenund Benjamin schmid, den Pianisten simon trpčeskiund unter den Gastdirigenten den japaner kazuki Yamada sowie hans Graf und hugh Wolff nennen, dieunsere highlights in der kommenden zeit mitgestalten.
Viel Freude beim Lesen und viele anregende konzertewünschen Ihnen,
andrés orozco-estradaund das tonkünstler-orchester Niederösterreich
IN DIESER AUSGABE
In guten HändenMehr als VirtuosenPariser LuftC(H)œURSPauls ReiseDen Sternen so nahFeste FeiernPlugged-In: Jazzige EskapadenTastenzauberGedankenspiel
Kalendarium in der heftmitte
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Andrés orozco-estrada
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udolf Buchbinder und andrés orozco-estrada beim gemeinsamen Lesen einerPartitur zuzuschauen, ist eine Freude.
Vor den beiden Musikern aufge-schlagen liegen rachmaninows«Paganini- Varia tionen», das letzteWerk für klavier und orchesterdes großen russischen Pianistenund komponisten. Die Variatio-nen stehen auf dem Programmdes ersten abonnementkonzerts13-14 und versprechen auch dankihrer perlenden Virtuosität und ihrem fastverschwenderischen Glanz einer der höhe-punkte der saison zu werden.
rachmaninow mit großen attributen quasiwegzuloben wäre aber grundfalsch, das weißauch rudolf Buchbinder: «er hat seine eigenenWerke immer unterspielt, aristokratisch undzurückgezogen.» Chefdirigent andrés orozco-
estrada und rudolf Buchbinder blättern seitefür seite um und tauschen sich über be-stimmte stellen aus, sie scheinen die Welt um
sich herum zu vergessen.In sachen rachmaninowsind sich die beidenkünstler einig: «rachma-ninow schöpft immerden großen orchester -apparat aus, um einen romantischen klang zuerreichen.», sagt andrés
orozco-estrada. Nach seiner emigration indie usa erfuhr der russische komponist eineart von Verehrung, die ihm nicht nur guttat.er wurde von zeitgenossen als stiller Menschbeschrieben, der zurückgezogen lebte – denluxuriösen Lebensstil gönnte er sich freilichgern. Möglich gemacht hatten ihm das seinefürstlichen Gagen, die er für seine auftritte
als Pianist bekam. Die amerikaner liebten denexzentrischen russen und sahen in ihm jemanden, der er im Grunde nie war. eine berühmt gewordene Filmszene aus «Das verflixte 7. jahr» mit Marilyn Monroe undtom ewell ist, bei allen cineastischen Freuden,nur ein prominentes Beispiel für dieses Miss-verständnis.
achmaninow als komponist – für daseuropäische und amerikanische Publi-kum seiner zeit ein unbekannter. Mit
der ausreise aus dem revolutionsgebeuteltenzarenreich war sein schaffen praktisch zumerliegen gekommen. rachmaninow gab vielekonzerte und fand keine rechte Muße für größere Werke. erst in der schweiz, wo er1930 am Vierwaldstätter see ein Grundstückerwarb und sich niederließ, begannen seinekompositorischen kräfte wieder zu sprießen.
Für mich ist Rachmaninow derideale Pianist. Es gibt keinen, der mit einersolchen Noblesse gespielt hat.
Rudolf Buchbinder
Die Konzertsaison 13-14 eröffnet mit einem bewährten Tonkünstler-Rezept,und doch ist alles neu: Erstmals ist RudolfBuchbinder, künstlerischer Leiter vonGrafenegg, in einem Abonnementkonzertzu Gast. Unter der Leitung von Chef -dirigent Andrés Orozco- Estrada stehen inder großen Saisoneröffnung eine Urauf-führung von Kurt Schwertsik, Rachmani-nows «Paganini- Variationen» und «EinHeldenleben» von Richard Strauss auf demProgramm.
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Andrés orozco-estrada, rudolf Buchbinder
IN GuteN hÄNDeN
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Die «Paganini-Variationen» sind einProdukt dieser schweizer jahre. Überthema, Form und umfang des Werkesmusste er sich wohl schon länger im klaren gewesen sein. Denn während sichsergej rachmaninow einer neuen kom-positionsidee gewöhnlich nur zögernd näherte, vollendete er die rhapsodieop. 43 im Frühsommer 1934 innerhalbweniger Wochen. Das ergebnis zählt zuden brillantesten Werken für klavier undorchester und hat längst einzug in dasgängige repertoire gehalten. umso wichtiger ist es, sich mit der Interpretation genau auseinander zu setzen.
rudolf Buchbinder: «Für mich ist rach-maninow der ideale Pianist. es gibt kei-nen, der mit einer solchen Noblesse undohne jemals aufdringlich zu sein, gespielthat. er forciert niemals.» Das unforcierte,Natürliche in dieser Musik zu sehen, magangesichts der vielen schleier an klischeesschwierig sein, doch gibt es bestechendeQualitäten, die nicht zu übersehen sind.andrés orozco-estrada: «rachmaninowgeht es niemals um effekte. Beim genauenBlick in die Partitur findet man dort alles,was ein Interpret wissen muss. Weiterehilfen braucht rachmaninow nicht, umzur Geltung zu kommen.»
nd mit noch einem Missverständ-nis räumen Buchbinder undorozco-estrada auf. «Im zweiten
klavierkonzert», sagt Buchbinder, «glaubtalle Welt Filmmusik zu hören und denktsofort an die usa. Dabei kannte rachma-ninow amerika damals noch gar nicht.Das Werk entstand 1901 und wenn es anirgendetwas erinnert, dann an russischeVolksmusik!». Der Chefdirigent legt nach:«rachmaninows Musik ist für mich sehrergreifend. er hat einen ganz persönlichenstil entwickelt: Die russische seele, seineherkunft, sein umfeld und seine Lebens-erfahrungen setzt er in eigene töne miteiner ganz besonderen emotionalen Farbeum.»
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Andrés orozco-estrada
rudolf Buchbinder
ein heldenlebenIn der zweiten hälfte der saisoneröffnung ge-hört das Podium dem tonkünstler-orchesterund seinem Chefdirigenten ganz allein. aufdem Programm steht «ein heldenleben» vonrichard strauss, mit dem der damals 34-jäh-rige komponist eine seiner letzten großentondichtungen schuf. Nur die sinfonia do-mestica und die «alpensinfonie» entstandenspäter. anhand einer nicht näher genanntenheldenfigur – nicht ganz unbegründet wurdestrauss vorgeworfen, er habe sich mit seinemstück ein autobiografisches Denkmal kompo-niert – verfolgt das «heldenleben» den Wegeines kämpferischen Geistes, der sich Gefah-ren entgegenstellt und schließlich der Weltentsagt. schon das weit ausschwingendehauptthema zu Beginn lässt keinen zweifel
an strauss’ absicht, uns in eine weite Welt zuentführen, in der schier alles möglich ist. Diehörbar kleinkarierten Widersacher, denen derzweite satz gewidmet ist, müssen sich mit einem bedeutend kleineren tonraum begnü-gen als unser held. Im Folgenden lässt straussuns teilhaben an einer magischen Wandlungvom irdisch beschwerten Menschen hin zumentrückten Dasein in einer anderen, einer bes-seren Welt. ein so weit gefasstes und herrlichauskomponiertes Programm ist wie geschaf-fen für die Begrüßung einer neuen konzert-saison. Dass richard strauss nicht nur seinenwillkommenen Platz in den ohren des tonkünstler-Publikums hat, sondern darüberhinaus auch eine besondere Funktion für dasorchester, erklärt andrés orozco-estrada:«strauss zwingt ein orchester dazu, besonders
intensiv aufeinander zu hören. Denn viele sei-ner kompositionen hat er für sehr große,kompakte orchester geschrieben mit einemkomplexen klang. Wir Interpreten stehen vorder herausforderung, jede einzelne Linie wiebei Mozart hörbar zu machen und transpa-renz zu erzeugen.»
usik von richard strauss haben dietonkünstler in den vergangenensaisonen mehrfach gespielt. Das
oboenkonzert mit François Leleux sowie «todund Verklärung» standen schon auf Program-men unter der Leitung von andrés orozco-estrada. ob man sich weiterhin auf straussfreuen darf, bejaht der Chefdirigent ausdrück-lich. aber wann und wo genau, sei an dieserstelle noch nicht verraten …
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rudolf Buchbinder, Andrés orozco-estrada
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Die eröffnung: «Leicht flüchtig»Dass eine neue saison des tonkünstler- orchesters mit einer uraufführung beginnt,gehört tatsächlich seit dem amtsantritt vonandrés orozco-estrada zu den selbstverständ -lichkeiten des konzertlebens. «ohne NeueMusik gibt es irgendwann nurnoch ‹alte› Musik, und das wäreschrecklich für die kunst», sodie Überzeugung des Chef -dirigenten. seit 2009 schreibtalljährlich ein österreichischerkomponist den tonkünstlernein eröffnungsstück auf den Leib. Nach Christian Muthspiel, Gerald resch, Iván erödund Friedrich Cerha ging die einladung fürdas eröffnungsstück 2013 an den gebürtigenWiener kurt schwertsik. Weit über Öster-reichs Grenzen hinaus bekannt und hoch geschätzt für den heiteren Grundton seinerMusik, zählt schwertsik zu den «liebenswer-ten sonder lingen» der heimischen komponis-tenszene. seine abkehr von den hart erfoch-tenen Grundwahrheiten der Darmstädterschule anfang der 1960er jahre war ein mutiger schritt: hatte man die alten regelnder tonkunst mühsam abgestreift, stand nunein begabter komponist da, der wieder die tonalität als Maxime seines musikalischenempfindens heranzog. Gab es in Folge schwie-rigkeiten? «Nein, die gab es nicht», sagt kurtschwertsik ruhig. «Warum auch? schauen sie,ich bin ein umgänglicher Mensch und hab’niemandem etwas getan. Wir haben einander
immer alle leben lassen. außerdem –was gibt es zu diskutieren, wenn manseinen Weg gefunden hat? Ich wollte janicht andere um jeden Preis von mirüberzeugen, ich wollte einfach meine Musikschreiben.» kurt schwertsiks ausführungen
sind verständlich und nach-vollziehbar; er lächelt vielund strahlt Gelassenheitaus. In einem Punkt ist derkomponist entschieden:«Ich bin nicht quickleben-dig, ich habe mich immer
als eher melancholisch empfunden. auch derWitz, der mir immer nachgesagt wird, ist ausmeiner sicht ein Missverständnis. Witzchensind gar nicht meines. Mir geht es um die heiterkeit in der Musik – um eine Grund -haltung. es wird sowieso ein jeder irgendwannim Leben von der ernsthaftigkeit heimge-sucht. Da ist es doch wichtig, dieser schwer-kraft durch Lachen zu begegnen, eine pro-phylaktische Verteidigung!»
ie einladung des tonkünstler- orchesters für das neue Werk wareinmal mehr anlass, in seinen sich
ständig ansammelnden Ideen und skizzen zublättern. schwertsik: «Ich schreibe immer wie-der etwas, ohne besonderen Grund. und wenndann eine anfrage kommt, nehme ich mir dieIdeen her und schaue, wofür sich die Dingeeignen.» und so entstand das opus 110 mitdem treffenden titel «Leicht flüchtig». auf
einer seite hat der komponist handschriftlichseine Gedanken zu dem stück festgehalten.Dort steht unter anderem: «Die Form bildetsich erst im Bewusstsein des hörers. hoffent-lich hört er gut zu!», und etwas weiter: «Wasim einzelnen zwischen den tönen geschieht,ist mit Worten nicht nacherzählbar. Doch habich mich bemüht, die Vorgänge nachvollzieh-bar zu fassen, so dass Verständnis allein ausder Bewegung der töne entsteht.» ein anspruch, dem schwertsik schon in der Vergangenheit mehrfach gerecht wurde. sokann sich auch das tonkünstler-Publikum imrahmen der eröffnung 13-14 davon überzeu-gen, dass «Leicht flüchtig» in Wirklichkeit eingrund solider auftakt ist.
ALEXANDER MOORE
Der Autor ist Dramaturg und Redakteur
des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich
und des Grafenegg Festivals.
Samstag, 28. 9., 19.30 UhrFestspielhaus St. PöltenSonntag, 29. 9., 16 UhrMusikverein Wien Montag, 30. 9., 19.30 UhrFestspielhaus St. PöltenDienstag, 1. 10., 19.30 UhrMusikverein Wien
Mir geht es um dieHeiterkeit in derMusik – um eineGrundhaltung
Kurt Schwertsik
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kurt schwertsik
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b 19. oktober sind die tonkünstlerunter hans Graf mit einem speziellenProgramm zu erleben: tschaikowskis
fünfte symphonie, Inbegriff der hochromantik,wird hier den impressionistischen klangweltenvon Claude Debussy und karol szyma nowskigegenübergestellt. Dessen weitgehend unbe-kanntes Violinkonzert op. 35, ein regelrechtesWonnebad in den schillerndsten klangfarben,stellt allerhöchste ansprüche an den solistenund bietet so eine ideale spielwiese für denvielseitigen Geiger Benjamin schmid.
Der 1968 in Wien geborene Virtuose wurdeschon früh von zwei großen Geigerpersön -lich keiten geprägt: 1985 gewann der damals17jährige beim Concours International YehudiMenuhin nämlich nicht nur den zweitenPreis, sondern auch mehrere sonderpreise,darunter den für Improvisation und jazz, denihm stéphane Grapelli höchstpersönlich ver-lieh. so wurden Menuhin (bei dem Benjaminschmid auch gelegentlich unterricht hatte)und Grapelli zu seinen Mentoren. Vor allem,was die Idee von seiner künftigen Laufbahn
betraf, nämlich einerseits klassische Musikauf dem höchsten Niveau spielen zu wollen undauf der anderen seite die Improvisation als ursprünglichste Inspiration des Musikma-chens weiterzupflegen (wobei er die beidenmusikalischen Welten meist sehr deutlichvon einander trennt) verkürzte er um der kla-ren unter scheidung willen als jazzmusikerauch seinen Vornamen von Benjamin auf Beni.
einen internationalen Durchbruch erlebte schmid 1992, als er beim re-nommierten Carl Flesch-Wettbewerb
den Mozart-, den Beethoven- und den Publi-kumspreis gleichzeitig mit nach hausenahm. seither ist er beruflich auf den wichtigsten konzertpodien der Welt undan der seite vieler namhafter orchesterzu hause, und neben den über vierzigCD-aufnahmen, die er im Laufe der jahreaufgenommen hat, stehen heute auchviele Preise (vom Preis der deutschenschallplattenkritik bis zum eCho klassik)in seinem regal.
Benjamin schmids Duopartnerin amklavier ist seine ehefrau ariane haering.Mit ihr und den vier kindern lebt er in salz-burg, wo er auch eine Professur am Mozar-teum innehat. und haerings einziger Grundzur eifersucht ist «Lady jeanne», die stradi-vari aus dem jahr 1731, mit der ihr Mann seitjahren auf das Innigste verwachsen ist.
Samstag, 19. 10., 18.30 UhrGrafeneggSonntag, 20. 10., 16 UhrMusikverein Wien Montag, 21. 10., 19.30 UhrFestspielhaus St. PöltenDienstag, 22. 10., 19.30 UhrMusikverein Wien
Im Herbst 2013 konzertieren gleich zwei Weltklassegeiger mit dem Tonkünstler-Orchester:der Österreicher Benjamin Schmid und die Holländerin Isabelle van Keulen. Die beiden sounterschiedlichen Künstler haben vor allem eines gemeinsam: das klassische Klischeebild desViolinvirtuosen ist für sie entschieden zu eng. Die beiden Konzertreihen bieten die Möglichkeit,zwei hoch interessante Solisten einer Generation miteinander zu vergleichen.
Mehr aLs VIrtuoseN
a
sBenjamin schmid
in weiteres großes Violinkonzertsteht ab 8. November auf dem tonkünstler-Programm: unter der
Leitung von hugh Wolff wird Isabelle vankeulen das konzert op. 19 von sergej Prokofjew spielen. Das für Prokofjews Ver -hält nisse ungewöhnlich lyrisch- märchen - hafte Werk bildet in diesem Programm ge -meinsam mit György Ligetis «Concert româ-nesc» das Gegengewicht zu hector Berliozüberbordender «romeo und julia»-symphonie.
Isabelle van keulen, in den späten 1960erjahren geboren, gelang ihr internationalerDurchbruch 1984, als sie BBC Young Musicianof the Year wurde. seither entwickelte sich dieListe der orchester und Dirigenten, mit denensie zusammenarbeitet, zu einem regelrechten«Who is who» der klassischen Musik.
as Besondere an Isabelle van keulenist, dass sie als eine der ganz wenigenihrer zunft ihre solotätigkeit praktisch
gleichwertig zwischen Violine und Bratscheaufteilt. sie genießt es nach eigenen angabenebenso, mit der sprichwörtlichen «ersten Geige»zu singen als auch mit der Bratsche zwischenhoch und tief zu vermitteln und die ureigeneklangfarbe dieses Instruments einzubringen,und das vor allem in der kammermusik, diein ihrer karriere eine absolute hauptrolle spielt.In ihrer heimat Delft gründete sie ein inter-nationales kammermusikfestival und musi-ziert seit über zwanzig jahren höchst erfolg -reich im Duo mit dem Pianisten ronaldBrautigam.Von 2009 bis 2012 war sie künst-lerische Leiterin des scottish Chamber orchestra,und um ihre Liebe zu den tangos von astorPiazzolla ans Publikum weiter zugeben, grün-dete sie das Isabelle van keulen ensemble. seit2012 ist sie auch Professorin an der hochschulefür Musik in Luzern.
auffällig ist der Blick auf Isabelle van keulensrepertoire- und einspielungsliste: Nicht spät -romantische Virtuosität steht hier im Mittel-punkt, sondern das 18., das 20. und das21. jahrhundert. Isabelle van keulen spielteine seltene Meistergeige aus den 1730erjahren, eine Guarnieri del Gesù, die ihrem lebendigen, intelligenten Musizierstil zwischenzartheit und Fülle ideal entgegen kommt.
ULLA PILZ
Die Autorin gestaltet und moderiert Musiksendungen
auf Ö1 und lebt als freie Sängerin und Musikvermittlerin
in Wien.
Freitag, 8. 11., 19.30 UhrCasino BadenSamstag, 9. 11., 19.30 UhrWiener NeustadtSonntag, 10. 11., 16 UhrMusikverein Wien Montag, 11. 11., 19.30 UhrFestspielhaus St. PöltenDienstag, 12. 11., 19.30 UhrMusikverein Wien
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Isabelle van keulen
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Wer gestern nach der Mode schrieb, musstesich morgen von all den guten Freunden an-hören, er komponiere zu sehr wie rossini,gar wie Mozart oder – parbleu! – wie richardWagner. Die kunstwelt durchlebte einen stell-vertreterkampf der politischen Niederlagen,Preußens sieg über Napoleon erweckte einungeahntes National bewusstsein.
krieg als «Vater aller Dinge»?Was sich nach einem wenig pazifistischen klischeespruch anhört, enthält einigen Wahr -heitsgehalt: Dort, wo das französische herz
1871 beinahe zu schlagen auf-hörte, begannen innovativeIdeen Gestalt an zunehmen.zum Beispiel Camille saint-saëns’ erstes Cello - konzert
op. 33: doch was musste dieser komponist inder heimat über sich ergehen lassen ...
hatte er zuvor als soldat die Belagerungvon Paris durch den deutschen Feind miter-lebt, gründete er nun mit der société Nationale de Musique jene patriotische Gesellschaft, die sich für die Förderung
nvergessen waren die goldenen zeiten in Paris. Damals, in der fran-zösischen hauptstadt, in der stadt
der Cafés, der gebildeten salons, der Wirk-stätte von renoir, Monet, toulouse-Lautrec, Picasso, im zentrum der ausklingenden BelleÉpoque, und natürlich mit den Ballets russesbegründete strawinski seinen ruf als neoklas-sischer Innovator der Musikwelt. Währendseiner Pariser zeit bis 1939 war die stadtselbst eine riesige Inspirationsquelle. Parisschien jenen esprit aus zuschütten, den intellektuelle Vordenker und künstlerischeFreigeister benötigten.
Woher kam die ungeheureenergie, die es zu einem Bal-lungszentrum für geistige,also auch für musikalischeNeuerungen machte? Gerade künstler hattenes nie einfach in der seine-Metropole, hierhuldigten alle dem Prinzip «jeder gegenjeden». Die ars gallica, die französische Mu-sikgeschichte, war auf ge rieben zwischen deutschen Lied- wie orchester tradi tio nen undder Vormacht der italienischen oper.
«Wo kommen Ihnen musikalische Ein-fälle? – Nun, manchmal im Badezimmer.»
(Igor Strawinski, 1957)Eine missglückte Rasur als geistiger Ur sprung des skandalösen Frühlingsop-fers? «Petruschka», populäres Produkt desStreits dreier Badeenten? Natürlich dürfensolche Aussagen nicht ernst genommenwerden. Igor Strawinski wusste um dieMacht der Öffentlichkeitsarbeit. So spieltein Strawinskis sonst präzisen Aussagen oftein Quäntchen Ironie mit.
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ParIser LuFt
Paris, Panorama
… wie Mozart oder – parbleu! – wie Richard Wagner.
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zum ravel-Intimus Igor strawinski. Mit demMärchen von der unansehnlichen jahrmarkt-puppe «Petruschka» gelang ihm 1911 ein neuerMeisterstreich. Die bei den tonkünstlern erklingende konzertfassung des Balletts, dieer 1947 in den usa fertigte, gibt die un -geheure kraft der Partitur besonders wieder.treffend schrieb Claude Debussy: «es hatdarin eine klingende Magie, eine geheimnis-volle Verwandlung mechanischer seelen inmenschliche durch einen zauber, den bisheroffenbar nur sie entdeckt haben.»
DANIEL WAGNER
Der Autor ist Musikredakteur beim Wiener
Klassiksender Radio Stephansdom und freier
Mitarbeiter beim Feuilleton der Wiener Zeitung.
Sonntag, 1. 12., 16 UhrMusikverein Wien Montag, 2. 12., 19.30 UhrFestspielhaus St. PöltenDienstag, 3. 12., 19.30 UhrMusikverein Wien
in der schönen tradition der kalt- warmenWechselbäder der Publikumsgunst, die spannungen trieben zu immer neuen höchst -leistungen an. etwa seine «Valses nobles etsentimentales» – nicht zufällig wählte ravelfür seine tiefgründigen skizzen den titel miteinem Blick auf schuberts Biedermeier-tänze.hebt aktuell der japanische ausnahme -
dirigent kazuki Yamada dentaktstock zur etwas persiflieren-den remi nis zenz auf den Drei -viertel reigen, dürfen wir nichtvergessen, dass es sich um einmusikalisches rätsel handelt.Denn als solches war die ketteaus Walzern von ravel kompo-
niert worden. er schrieb sie für ein Quizkon-zert, wo sie neben anderen uraufführungenohne Nennung der urheber erklangen.
Die reaktion des Publikums war typisch fürParis: prophylaktisch brachte das ravel jedeMenge Proteste, und damit gleichzeitig eineordentliche Portion Publicity.
Der kreis zum anderen kenner der öf fentlichkeitswirksamen taten schließt sich,
junger französischer Musik stark machte. DerDank der Grand Nation fiel unüblich harschaus. kritik und kollegen zerrissen seine orchesterwerke, allzu gerne rückte man ihnin richtung der Germanophilie.
ein Detail am rande: Während seine opernin Frankreich nicht einmal ignoriert wurden,feierte er – so mit «samson und Dalila» – inDeutschland große erfolge.sein opus 33 wurde trotz kritik und häme eines der be-liebtesten solokonzerte fürCellisten. heute lässt sich keinVirtuose die Gelegenheit zurInterpretation entgehen, auchnicht der deutsche jungstarjulian steckel, ein experte für die französi-sche Musik.
in zeitsprung ins jahr 1911: frei nachGoethes Faust regierte in Paris nochimmer die kraft, die Böses will und
Gutes schafft. Das von dergestalt «konstruk-tiver kritik» aufgeheizte arbeitsklima war derstadt erhalten geblieben. Maurice ravel lebte
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Julian steckel
JedeMenge Proteste, und damit gleichzei-tig eine ordentli-che PortionPublicity.
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s ging hoch her in Madrid, dem ortder uraufführung von «C(h)Œurs».Die Bürger im königlichen opernhaus,
dem teatro real, kamen wegen der «schönstenChöre» von richard Wagner und GiuseppeVerdi, viele erwarteten Wohlfühl-Nostalgie.Die Mehrheit verstand dann aber doch, dassmusikalisch weder Wagner noch Verdi einhaar gekrümmt werden würde, im Gegenzugaber ein historischer kurzschluss sehr wohlaufs Parkett gehört. Denn wenn schon berühmte Chöre wie Verdis zorndunkles «Diesirae» gleich zu Beginn und der kaum zumMitschunkeln komponierte Gefangenenchoraus «Nabucco» aus achzig kehlen erschallt –dann wäre es in der aktuellen rezession wohleher unpassend, so etwas in ein nur strahlendesMonumentalgemälde klassizistischen Protzeszu rahmen.
Dass es wirklich so aktuell und tatsächlichauf regend werden würde, dafür hat alain Platelgesorgt, der 54-jährige flämische Choreograf,der mit seinem Landsmann Gérard Mortier,dem Intendanten in Madrid, gemeinsame
europäische sache machte. Platel, der bereitsfrüher einige Chöre inszenierte, hat festgestellt:«Menschen singen aus sehr verschiedenenGründen in ihrer Gemeinschaft, die in derselbenregion lebt, die schwul ist oder sich gegeneine ungerechtigkeit auflehnt».
mmer aber singen sie nur in ihrer Ge-meinde. Darum habe ich versucht, ganzeverschiedene Chöre zu-
sammenzubringen, um sie inihrer Vielfalt zu vereinigen.»um unterschiedliche Interessengemeinsam zu artikulieren.Denn nur das ist sinn und Vor-aussetzung für Demokratie.
Darum also geht es in «C(h)Œurs», einemWortspiel aus herzen und Chöre, das einemMonumentalwerk nichts schuldig bleibt unddas unvereinbare von Wagner und Verdi miteinander versöhnt: angeführt von zehn virtuosen tänzern der legendären belgischenkompanie les ballets C de la B hat die neue In-tendantin des Festspielhauses, Brigitte Fürle,
den Mut, dieses gewaltige demokratische statement gleich in ihre erste spielzeit einzuladen.
Dabei geht es nicht nur um harmonischeeintracht und ein entschlossenes zusammen-stehen der Gutbürger: Die Brüche, die Platelals regisseur aus den aufständen des 19. jahr-hunderts herausarbeitet, reichen tief in dieheutige zeit – da skandieren unvermitteltFußballfans, skandalisiert der Chor hinter den
türen zum Parkett, wie diesauch sonst aufgebrachte zuschauer so gern tun. Ihnenantworten die Meistersingermit «Wach auf!», worauf zehntänzer Fliegeralarm schlagen
und sich zum Chor als eine schutzmacht auf-schwingen.
ARND WESEMANN
Der Autor ist Redakteur der Zeitschrift «tanz»
mit Sitz in Berlin.
Samstag, 12. 10., 19.30 UhrFestspielhaus St. Pölten
C(h)Œurs
Richard Wagner und Giuseppe Verdi, beide engagiertensich in den revolutionären Bewe gungen ihrer Zeit – imVormärz und im Risorgimento. Heute denkt man anden arabischen Frühling, die Occupy-Bewegung, denStuttgarter Wutbürger, den Istanbuler occupgezi, undletztes Jahr in Madrid – zur Premiere eines scheinbarenPotpourris der berühmten Chorwerke dieser beidenZweihundertjährigen –, da war das Wort «indignado»in aller Munde, die Schmähung des spanischen Bürgersdurch eine Politik, die sich augenscheinlich allein denBanken gegenüber verantwortlich fühlte.
Menschen singenaus sehr verschie-denen Gründen.
Alain Platel
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les ballets C de la B
herzeN uND ChÖre
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er kleine Paul liegt wach und lauschtin die Dunkelheit. er kann die Dun-kelheit hören. er kann auch Dinge,
Farben und Gerüche hören. Für Paul klingtalles wie Musik.
In dieser Nacht kann Paulnicht schlafen, weil er darandenkt, wie seine schwesterklingt: die schwester, die ge-
rade im Bauch der Mutterwächst. obwohl der Doktor sagt, dass es
ein Bruder wird, ist sich Paul sicher: wer soklingt, muss eine schwester sein! und so be-gibt sich Paul auf eine spannende reise, umein ganz besonderen Geschenk für seineschwester zu suchen. er durchwandert diejahreszeiten, findet neue Freunde und erlebtungewöhnliche abenteuer. Immer begleitetvon einer sanften Melodie.
Dieses klingende Weihnachtsmärchen istdas bislang ehrgeizigste Projekt der tonspiele,das erfolgreiche Musikvermittlungsprogrammder tonkünstler. stefan slupetzkys eigens fürdie tonspiele liebevoll erzählte Geschichte
wurde für die dem Buch beiliegendeCD von tristan schulze vertont undvom tonkünstler-orchester unterder Leitung von johannes Wildneruraufgeführt. In diesem hörspiel
erzählt sunnyi Melles die zauberhafte Ge-schichte von Pauls musikalischer reise, dieauch eine einführung in das hören und dieklassische Musik ist.
Pauls reise ist ein ideales musikalischesWeihnachtsgeschenk zum Vorlesen und selbsteintauchen in die Welt der klassischen Musik.
ChRISTINA hIRSCh
Für Paulklingt alleswie Musik …
PauLs reIse
Das Buch inklusive der Hör-CD ist zum Preis von € 18
ab sofort in den Kartenbüros in Wien und in Grafenegg
erhältlich. Auch online zu Bestellen unter
www.tonkuenstler.at/shop
DGesCHenk
TIPP
Ein klingendes Weihnachts-Märchen: Unser Tonkünstler-Geschenktipp!
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Übermenschliches leisten. «Per aspera adastra», lautete das konzept auf eine ebensogriffige wie in zweitausend jahren abendländi-scher kulturgeschichte oft zitierte und abge-wandelte Formel gebracht: Durchs raue musssich kämpfen, wer zu den sternen vordringenmöchte. ein Gedanke, der sich auch zum über-aus tragfähigen musikalischen Prinzip ent -wickelte – und in Beethovens Fünfter eineseiner berühmtesten ausformungen erlebte.
olfgang amadeus Mozarts klavier-konzert d-moll kV 466, kompo-niert 1785 in Wien und das erste
von nur zwei Werken der Gattung in Moll ausseiner Feder. rastlose syn kopen und düstereschleiferfiguren der streicher schaffen imstirnsatz eine atmosphäre von ängstlicher Getriebenheit, auf die bald unerbittlich herbeGesten des ganzen orchesters antworten – eingenuin dramatischer konflikt in der tonartdes «Don Giovanni», den das klavier als poetischer akteur in diesem Drama vorerstkeineswegs auflösen, sondern nur be schwich -tigen kann.
Die romanze wirkt sodann wie ein zartesIdyll, auf das freilich im Mittelteil auch finstereschatten fallen, bevor das Finale zunächst er-neut wildes aufbegehren durchzuckt, bis sichendlich hellere, freundlichere Wendungen aus-breiten: Festlich strahlendes D-Dur besiegeltden guten ausgang. Dergleichen symphonisch-dramatische töne hatte es im klavierkonzertbislang nicht gegeben: kein Wunder, dass Beethoven das Werk geliebt hat und es fünfzehn jahre später zum Modell seines dritten klavierkonzerts machte.
on est ad astra mollis e terris via»,dichtete einst der Philosoph senecaim ersten nachchristlichen jahrhun-
dert: «es gibt keinen weichen Weg von der erdezu den sternen». soll heißen: Wer als sterb-licher die ehre empfangen will, von den Göt-tern an den Nachthimmel versetzt zu werden,der darf sich nicht auf die faule haut legen,sondern muss zumindest sich auszeichnen,
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Mozarts d-moll-Klavierkonzert und MahlersSymphonie Nr. 5: Zwei besonders dramatische,packende musikalische Erzählungen, die sich aus der Nacht hin zum Licht entwickeln. In der Interpretation durch den Pianisten NikolaiLugansky, die Tonkünstler und Andrés Orozco-Estrada nehmen sie im Dezember bei Konzertenin Wien und St. Pölten plastische Gestalt an.
DeN sterNeN so Nah
nikolai lugansky
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D-Dur «wirft Feuer in die herzen», es sei der«ton des triumphes, des hallelujas …», heißtes in theoretischen schriften aus Mozarts zeit.Gustav Mahler hat für das Finale seiner symphonie Nr. 5 dieselbe tonart gewählt:überraschend, weil er sich damit nicht auf dascis-moll des Werkbeginns bezieht und so daskonzept einer dem ganzen Werk zugrunde -liegenden tonart aufgibt – und doch logisch,weil er mit ihr einen zutiefst menschlichensieg feiert: den triumph der Liebe.
Doch der reihe nach: ein mit großer Gestesich in die höhe reckendes trompetensignaleröffnet den an erster stelle stehenden trau-ermarsch, der mit dem folgenden stürmisch-vehementen zweiten satz thematisch eng ver-knüpft ist. Im Gestus des gequälten aufschreis,wie er hier in vielerlei Gestalt immer wiederzu hören ist, lassen sich die Vorboten der gro-
ßen katastrophen des 20. jahrhunderts ver-nehmen. es folgt ein riesenhaftes scherzo,ein hier freundlich-schwungvoller, dort schau-rig- düste rer tanz zwischen Ländler, Fugato, Walzer und Lied: Bei aller vom solohorn an-geführten Fröhlichkeit ist der Friedhof stetsnur einen einzigen schritt entfernt. Doch wiedieser quälen den Dämmerung entfliehen, wieaus der Nacht endlich zum Licht gelangen?
ine selbständig anmutende einleitungebnet den Weg zum Finale: jenes ada -gietto, das separat, nicht zuletzt durch
die Verwendung in Luchino Viscontis thomas-Mann-Verfilmung von «tod in Venedig», zurwohl berühmtesten komposition Mahlers geworden ist. Diesen lyrisch-emphatischen ruhe punkt aus dem zusammenhang zu reißen, heißt ihn jedoch missbrauchen,
zumindest missverstehen: er ist dazu da, dasVolksfest des letzten satzes überhaupt erst zuermög lichen – und zwar durch die Liebe. DieFünfte war Mahlers erste wieder rein instru-mentale symphonie, mit ihr schlug er einneues kapitel in seiner entwicklung auf.
Im adagietto aber, diesem Lied ohneWorte, wirkt der «Wunderhorn»-themen-kreis der vorangegangenen Werke noch nach:Der satz entstand in Mahlers erstem sommermit alma und sei eine klingende Liebeserklä-rung: «Wie ich dich liebe, Du meine sonne,ich kann mit Worten Dir’s nicht sagen Nurmeine sehnsucht kann ich Dir klagen undmeine Liebe Meine Wonne!» Vor diesemhintergrund wird die vielgestaltige jubel -stimmung des Finales verständlich und nach-vollziehbar – als subjektives erleben jungen,vielleicht gar nicht mehr erwarteten Glücks.Dass dieses Glück in einem fast religiösentaumel beim dritten anlauf nun wirklich miteinem Choral gefeiert wird, wirkt nur folge-richtig: Nach tiefer Verzweiflung sind endlichdie strahlenden sterne zum Greifen nah.
WALTER WEIDRINGER
Der Autor ist Musikwissenschaftler, Musikkritiker der
Tageszeitung Die Presse, Mitarbeiter des Musikverlags
Doblinger und lebt als freier Musikpublizist in Wien.
Sonntag, 15. 12., 16 UhrMusikverein Wien Montag, 16. 12., 19.30 UhrFestspielhaus St. PöltenDienstag, 17. 12., 19.30 UhrMusikverein Wien
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Andrés orozco-estrada
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iele kennen ihn schon lange, anderehaben schon viel Gutes gehört undzahllose versetzt er jahr für jahr
aufs Neue in entzücken: Der Grafenegger advent eröffnet auch 2013 die allerschönstezeit des jahres. kunsthandwerk, regionaleköst lichkeiten und weihnachtliche traditio-nen aller art bilden den rahmen für daswinter liche Vergnügen. Das tonkünstler-orchester Niederösterreich feiert den adventam 7. und 8. Dezember mit einem besondersfeierlichen Programm. unter andrea Marconund mit Franziska Gottwald als solistin präsentiert man Mozarts symphonie a-DurkV 201, arien aus händels «ariodante» sowie Mozarts ouvertüre zu «Lucio silla» und seine
symphonie es-Dur. Das konzert bringt somitBarockklänge mit einem experten für alteMusik am Pult, der weltweit für seine Inter-pretationen barocker opern anerkannt ist.
Marcon wurde als Gründer des Venice Baroque orchestra berühmt, ist aber auch alsDirigent klassischer und frühromantischerWerke gefragt. als solistin in jenem teil deskonzerts, der arien aus «ariodante» bringt, fungiert Franziska Gottwald, die diese rolle bereits am theater Basel verkörperte, auch inzahlreichen anderen Partien des Barockreper-toires war und zu erleben, sie arbeitete unter anderen mit Fabio Luisi, ton koopman, alessandro de Marchi und eben mit andreaMarcon.
in szenenwechsel nach Weihnachten:«Die Wiener Philharmoniker machenihre show und ich meine – unser kon-
zert ist kein müder abklatsch, mein anspruchist ein anderer.» alfred eschwé leitet um den jahreswechsel 13-14 wieder die silvester- undNeujahrskonzerte und hat wie stets ein ab-wechslungsreiches Programm zusammenge-stellt, das diesmal von der «Wild schütz»- ouver türe über den «Walkürenritt» als «besonderes schmankerl» bis zu «LeichtesBlut» reicht. «Ich suche die stücke nicht danachaus, ob sie zu silvester passen, sondern danach,ob wir sie noch nie oder fast nie gespielthaben. Dabei sollen sie schwungvoll sein undzur positiven Laune des jahres abschlussesbeziehungsweise jahresauftaktes passen, wobeiich gerne kontrapunkte setze», sagt alfredeschwé im Gespräch.
Facettenreich wird eschwés Gestaltung derkonzerte auch besonders durch seine Mode-rationen, die den entertainer im Dirigentenhervorkehren. «Dabei habe ich keinen rotenFaden, die Übergänge sind manchmal auchbewusst krasser gesetzt, damit eben die abwechslung gewährleistet ist. Ich vermittlekein lexikalisches Wissen, bei mir ist noch nieeine jahreszahl vorgekommen – dafür aberschüttelreime als ein leitung der Bauernpolkaoder auch tages aktuelles. Ich erkläre denLeuten auch nicht, was sie heraushören sollen,
Zu den Festtagen im Dezember und Jänner gibt eszahlreiche stimmungs- und schwungvolle Konzerte.Vor Weihnachten sind Andrea Marcon und FranziskaGottwald mit Mozart-Symphonien und Händels«Ariodante» zu erleben. Zum Jahreswechsel konzertiert Alfred Eschwé mitden Tonkünstlern und einem unterhaltsamen Pro-gramm, das viel Abwechslung bringt.
Feste FeIerN
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VAdvent in Grafenegg
samstag
7. Dezember
18.30 Uhr
Grafenegg
Weihnachtskonzert
sondern ich versuche zu unterhalten», sagteschwé. «Ich passe die Länge an die stimmungder zuhörer an und es kann auch passieren,dass ich aus reaktionen aus dem PublikumBonmots forme. Ich möchte jedenfalls einenlockeren stil treffen.» Man darf gespannt sein,was ihm wohl zur «sportpolka» und zu «ohnesorgen» einfallen wird ...
ssoziationen können ihn nicht nurvon einem stück zum nächsten leiten,sondern auch in seiner Programm wahl
beeinflussen. entscheidend ist auch die solistin,in diesem Fall in den meisten konzertenBirgid steinberger, die aus Volksoper undstaatsoper bekannt ist und die sich nebenauftritten in opern wie «Der Freischütz» und«Der Liebestrank» sowie operetten wie «DerVogel händler» und «Die Fledermaus» auch alsLiedinterpretin einen Namen gemacht hat.
so wollte steinberger gerne die arie der Baronin aus dem «Wildschütz» von albert Lortzing singen. «In dieser kommt ein schussvor, da dachte ich, im anschluss würde diePolka ‹auf der jagd› gut passen, weil hier auchge schossen wird» , sagt eschwé. auch die arieder angèle aus «Der Graf von Luxemburg»und «komm, komm, held meiner träume»aus «Der tapfere soldat» wird die solistin zumBesten geben.
as Programm, das heuer auch die «Coppélia suite», «Letzte rose» aus«Martha» von Flotow und «Im
krapfen waldl» sowie «an der schönen, blauenDonau» beinhaltet und im ersten teil mehroper und im zweiten teil operette sowie Walzer und Polkas der strauß-Dynastie undvon Lehar, suppé und Co bringt, soll jeden-falls «attraktive kompo sitionen umfassen, dienicht nur schnell sein müssen, es dürfen auchsentimentale Nummern vorkommen. Meinehrgeiz liegt darin, mich nicht zu wieder -holen, selbst, wenn das Publikum auch mitden immer gleichen Nummern zufrieden ist.Ich möchte verschiedene Musikcharakterepräsentieren – und mir und den Musikernmacht es so mehr spaß.» Das konzert findetam 31. Dezember in Grafenegg statt und inder Folge wie schon im Vorjahr am 1. jännerim Festspielhaus st. Pölten als offizielles Neujahrskonzert Nieder österreichs. eines ist 2014 aber neu:
erstmalig sind die tonkünstler mit demNeujahrskonzert auch im Wiener Musikver-ein zu hören, am 5. jänner verbreitet das orchester auch hier musikalische Wonnen.
ThERESA STEININGER
Die Autorin ist Kulturpublizistin und lebt in Wien.
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Montag6. Jänner
11 und 16 UhrFestspielhaus
St. Pölten
Neujahrskonzert
sonntag
5. Jänner
16 Uhr
Musikverein Wien
Neujahrskonzert
Dienstag
31. Dezember
18.30 Uhr
Grafenegg
Silvesterkonzert
sonntag8. Dezember
18 UhrFestspielhaus St. Pölten
Weihnachtskonzert
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aNEU
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Tonkünstler-orchester niederösterreich
Mittwoch1. Jänner18 Uhr
Festspielhaus St. Pölten
Neujahrskonzert
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ünf Musiker aus schweden, die denWeltmarkt erobern – nein, das hat na -türlich nichts mit aBBa zu tun. Die wa-
ren bekanntlich zu viert. und da wäre nochein gravierender unterschied: Die fünf herr -schaften von the real Group benutzen keineInstrumente, sondern lediglich ihre stimmen.klingt puristisch, beschert aber Vielfalt. Denndas repertoire reicht von Mozart bis Michaeljackson, vom swing bis zur schwedischenFolklore und selbst komponierten Liedern.Im rahmen der Plugged-In-serie treffen diewandelnden jukeboxen nun auf das ton-künstler-orchester: am 23. November kommtes im Musikverein unter der Leitung von Niklas Willén zum joint Venture, tags davorschon im Festspielhaus st. Pölten. ebendortverströmt the real Group ihren kristallklarensound auch für teenager im rahmen der tonspiele am 25. und 26. November.
Die Gruppe selbst steht mittlerweile seit1984 im Bann des a-Cappella-Gesangs. «Wirbegannen an der königlichen Musikakademiein stockholm und mussten ein ensemble bil-den, irgendeines», erzählt Bass anders jalkeus. erst wollte man eine Band gründen– doch dafür fehlte der schlagzeuger. schließ-lich wurden dann alle Instrumente verbannt:«Wir waren sehr interessiert am singen undarrangieren, also bildeten wir ein Vokal -ensemble.» Wobei jalkeus eigentlich liebervon einer «vokalen Band» spricht. Weil Instru -mentenklänge schon auch zur real Group gehören. Nur eben: penibel nachgeahmte.«Wenn jemand eine trompete imitiert, über-legen wir zuerst, wie das ein trompeter wirk-lich spielen würde, wie das klänge.»
ie Band, deren Name auf die be-rühmten Notenbücher voller jazz-standards zurückgeht (das so ge-
nannte real Book), versteht sich auch aufkomödiantik: Da kann es schon vorkommen,dass sich der hippe «Gangnam style» desQuintetts bemächtigt – oder dass jalkeus einePersiflage auf einen geltungssüchtigen opern-tenor liefert. und da kann man es doch auchmit aBBa zu tun bekommen. schon 1993 hatdas Quintett bewiesen, dass es auch dies -bezüglich firm ist. und zwar für eine royalehörerin:
Gemeinsam mit dem ex-aBBa-star Fridasang man der schwedischen königin ein Geburtstagsständchen zum Fünfziger – undstimmte ausgerechnet «Dancing Queen» an.
Die Tonkünstler wagen sich erneut in klassikferne Regionen –und können auf kompetente Unterstützung zählen: Mit TheReal Group und Theo Bleckmann als Stargäste stehen zwei facettenreiche Plugged-In- Programme bevor.
jazzIGe eskaPaDeN
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The real Group
PLuGGeD-IN:
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laubt man bösen zungen, ist ein spezialist jemand, der alles über fastgar nichts weiß. eo Bleckmann hat
diesen spruch zwar nicht erfunden, würdeihn aber wohl unterschreiben: kaum einerlebt Vielfalt so demonstrativ vor wie der 47-jährige jazzsänger aus Deutschland. Malseufzt seine klare stimme kurt Weills «surabaya johnny», mal säuselt sie zu einemstück Neuer Musik, mal stellt sie sich in denDienst von Charles Ives. «Ich neige nichtdazu, stücke oder komponisten nach Genrezu unterscheiden» , sagt er, «sondern danach,ob ich etwas zu dieser Musik beitragen kann.»Dass ihm dies auch bei swing-oldies gelingt,erfährt das Publikum der tonkünstler inBälde: Bleckmann widmet sich als Gaststardes orchesters einer Blütenlese auf dem Feldder Musical-evergreens. am 31. jänner er-klingen teile seiner «Las Vegas rhapsody» imFestspielhaus st. Pölten, einen tag später imWiener Musikverein.
Wie herausfordernd Dialoge unter Musikersein können, wusste er schon als teenager:Bleckmanns jazzliebe begann ausgerechnetmit dem herben Freejazz der 60er jahre. erstspäter erweiterte er die musikalische Land-karte in richtung anderer spielarten. und eigentlich ließ dieser Forschungseifer nienach. auch als Bleckmann schon in New Yorkweilte. Die jazzsängerin sheila jordan, ken-nengelernt bei einem Workshop in Graz, hatteihn eingeladen. Nicht lange, und der Deutschelandete in der Downtown-szene – jenem kreativen humus, auf dem so ziemlich allesabseits des Mainstreams gedieh. und wo auchgern mit soundlandschaften experimentiertwurde. Man meint, diese jahre noch heutenachschwingen zu hören, wenn sich Bleck-
mann «God is a Dj» von Pink vorknöpft – undden Pophit mit obertongesängen und Loop-effekten überhöht.
ie «Las Vegas rhapsody», 2006 aufdem Prestigelabel Winter & Wintererschienen (und nun abermals von
Bernd ruf dirigiert), muss indes niemandenschrecken. Da agiert Bleckmann auf dem kon-ventionellen terrain des jazzsängers. Den-noch findet er zu delikaten Nuancen, dieebenso bestechen wie die arrangements. siestammen aus der feinen Feder des japanersFumio Yasuda, begnadet als Bar pianist, dochkaum weniger als seriöser komponist. Beiden tonkünstler-konzerten wird er ebensoam Flügel zugange sein wie auf dem be - törenden album, das unter anderem ColePorters «true Love» mit Debussy-schleiernumschmiegt oder «My Favorite ings» inprägnante Poly rhythmik packt.
kurz: tonkünstler-Freunden steht ein abendder gehobenen unterhaltung ins haus – mitzwei Charakterköpfen als Gütesiegel.
ChRISTOPh IRRGEhER
Der Autor betreut als Kulturredakteur der Wiener
Zeitung vornehmlich die Themengebiete
Klassik und Jazz.
ThE REAL GROUPFreitag, 22. 11., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. PöltenSamstag, 23. 11., 20 Uhr, Musikverein Wien
LAS VEGAS RhAPSODYFreitag, 31. 1., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. PöltenSamstag, 1. 2., 20 Uhr, Musikverein Wien
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Theo Bleckmann
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Er ist einer der großen Pianisten des21. Jahrhunderts: Simon Trpčeski. Mit demTonkünstler- Orchester begibt er sich auf dievirtuose Reise durch die fantastische Weltvon Tschaikowskis be rühmt-be rüchtig temb-moll-Klavierkonzert.Fachkundige Unterstützung erfährt er dabeidurch Michail Jurowski, der seine enge Be- ziehung zur Musik Dmitri Schostakowitschsdemonstriert, wenn er dessen düster-tra-gische 8. Symphonie zum Leben erweckt.
simon Trpčeski
tasteNzauBer
ianisten fallen für gewöhnlich nichtvom himmel. Der Weg auf die großenBühnen der konzerthäuser ist ein
steiniger. Dazu braucht es freilich nicht nurviel Durchhaltevermögen, gute Lehrer undFleiß. Ganz oben steht das talent, die musikalischen Fähigkeiten, gepaart mit größtmöglicher manueller Wendigkeit. all dasbringt der aus Mazedonienstammende simon trpčeskials selbstverständliches handwerks -zeug mit, wenner die großen konzerte von rachmaninow, Chopin undtschaikowski interpretiert.am anfang seines Musikerlebens jedoch standeine andere, große Liebe: das akkordeon.
Das Instrument seiner kindheit und jugendist dem in skopje lebenden und aufgewachse-nen Pianisten ans herz gewachsen. Damitlernte er nicht nur das reiche musikalischeerbe seines heimatlandes kennen und lieben,sondern auch den natürlichen umgang mitrhythmus, mit Melodie, mit Musik im um-fassendsten sinn. Daher rührt trpčeskis selbst-verständlicher zugang zu jeder Musik, sei sienun von der Volksmusik des jeweiligen ent-stehungslandes inspiriert oder nicht.
as akkordeon lässt simon trpčeskiheute allerdings eher eingepackt, zusehr fasziniert ihn seine neue Liebe:
Wenn er heute im privaten rahmen die Liederund tänze seiner heimat spielt, so tut er esfür gewöhnlich am klavier. hat man ihn inseinen ersten jahren vor allem als Pianistenfür das repertoire des späten 19. jahrhun-derts wahrgenommen, so konnte er seinenmusikalischen horizont mittlerweile in beiderichtungen erweitern. 2002 erschien seinDebüt-recital mit Musik von skrjabin, strawinski, Prokofjew und tschaikowski –und Pjotr Iljitsch tschaikowski ist es auch, mitdem er im abonnementkonzert mit dem tonkünstler-orchester rhythmische Verve,Virtuosität und seinen sinn für singende Melodik demonstrieren wird. tschaikowskihätte sich zur zeit der komposition seines er-sten klavierkonzerts nicht vorstellen können,
dass dieses stück mit seinen berühmten er-öffnungstakten samt dem vollgriffigen, überdie ganze klaviatur ausgebreiteten klaviersatzeinst zu den berühmtesten konzerten dergesamten Musikliteratur zählen würde.
Wenn anthony tommasini in der New Yorktimes schreibt, trpčeski «preschte mit hals -brecherischer Geschwindigkeit und ohne jeg-
liche an strengung durch dieDoppel oktav- aus brüche. undin zärtlich ly ri schen Momentenum schmeichelte er die Phrasenund spielte mit Natürlichkeit,ohne je zu über treiben», so triffter damit auch den Nerv von
tschaikowskis klavierkonzert. Die schwierig-keiten, die einst den großen Pianisten und Pädagogen Nikolaj rubinstein zur ablehnungdes Werks bewogen – sie galten schon amende des 19. jahrhunderts nicht nur als über-windbar, sondern gar als krönung eines Gen-res. Für simon trpčeski ist tschaikowskiskonzert eine geliebte selbstverständlichkeit.
in anderer Großer steht am Pult,wenn im konzert des tonkünstler- orchesters nach tschaikowski sein
Landsmann Dmitri schostakowitsch imMittelpunkt steht. Freilich liegen zwischendem tod des einen und der Geburt des anderen keine Welten, doch ist auch in diesendreizehn jahren genug passiert, um einendeutlichen Bruch zwischen der Musik tschai kowskis und der schostakowitschswahr zunehmen.
schaikowskis Musik war nicht politisch.schostakowitsch hingegen blieb nichtsanderes übrig, als politisch zu sein: er
wurde zum Instrument und spielball der un-erbittlichen stalinistischen Diktatur. eines dergroßen Werke, die er im eindruck des zweitenWeltkriegs geschaffen hat, ist die symphonieNr. 8 c-moll op. 65. Innerhalb von nur vierzigtagen war das denkwürdige Werk zu Papiergebracht, ende 1943 wurde es uraufgeführt,ganz im zeichen der schrecken des krieges,die schostakowitsch hier auch verarbeitete. Michail jurowski hat schostakowitsch nochpersönlich kennengelernt und hat daduruchzu dieser Musik einen sehr persönlichen zugang.
Nicht zuletzt folgendes erlebnis mag ver -deutlichen, warum er die Musik schostako-witschs vielleicht besser versteht, als vielejüngere kollegen: «Ich bin 1945 geboren, undes gehört zu meinen kindheitserinnerungen»,erzählt er der journalistin Ingrid Wanja imInterview, «dass nachts niemand an schlafdachte, sondern alle angstvoll auf die schritte
hörten, die die trep-pen heraufstapften.alle hielten den ateman und fragten sich,vor welcher tür siewohl diesmal anhaltenwürden … Noch heutefühle ich manchmaldiese nur vom tropfendes defekten Wasser-hahns unterbrochenestille dieser schlaflosenNächte.»
MARKUS hENNERFEIND
Der Autor ist Musikwissenschaftler, arbeitet als
Grafiker im Musikverlag Doblinger und ist freier
Mitarbeiter des Tonkünstler-Orchesters Niederös-
terreich und des Grafenegg Festivals.
Samstag, 18. 1., 19.30 Uhr, Musikverein WienSonntag, 19. 1., 16 Uhr, Musikverein WienMontag, 20. 1., 19.30 Uhr, Festspielhaus St.Pölten
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…preschte mit halsbreche rischer Geschwindigkeitund ohne je gliche Anstrengung …
Michail Jurowski
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GeDaNkeNsPIeLVon den tonkünstlern angefragt, ob ich einen textfür diese seite beisteuern kann, möchte ich diesemWunsch sehr gern nachkommen – es hat mich schonimmer interessiert und gereizt, mich neben der Musik auch in Wort und schrift auszudrücken. Dasbedeutet in diesem Fall, den text zwischendurch zuschreiben – zwischen zwei aufnahmetagen mit meinem trio Brein’s Café (übrigens im tonstudiovon tonkünstler-kontrabassist Franz schaden inMitterretzbach), einem konzert mit ebendiesemtrio in südtirol, einem Projekt beim Festival allegroVivo (übrigens mit tonkünstler-konzertmeister Vahid khadem-Missagh), und daran anschließendzwei Probentage mit einer neuen triobesetzung insofia/Bulgarien, für eine usa-tour im oktober.
Flexibilität ergibt sich da schon von selbst, alszwingende Voraussetzung für all diese aktivitäten.Nicht nur ist eine Planung wie die vorliegende fürsich schon recht intensiv, man soll und muss natür-lich auch für ungeplantes offen sein, zum Beispielkurzfristig auftretende reisetechnische Probleme be-treffend, oder bei einer neuen komposition, die mangerade geschrieben hat und die überraschenderweiseeinmal live gehört ganz anders funktioniert, als mansie sich vorgestellt hat. expect the unexpected. Ichwill all das natürlich auch keineswegs nur auf dasMusiker- oder künstler-Dasein beschränken, Flexi-bilität, offenheit, Wandlungsfähigkeit ist heute fürjeden von uns gefragter und aktueller denn je zuvor,die köpfe und Geister öffnen sich, immer mehr, undvielleicht rückt die Welt auch wirklich immer einkleines stückchen mehr zusammen. und – vielleichtist all das auch einfach das Wesen der Welt, die un-glaubliche, nie zu fassende Vielfalt unseres Lebens,und auf einer anderen ebene auch all das ungenützte
kreative Potenzial, das in allen von uns schlummertund nur darauf wartet, mit etwas Flexibilität zumLeben erweckt und wachgeküsst zu werden. so, weitausgeholt …
Mein erstes «fixes» engagement als orchester-musiker hatte ich Mitte der 1990er jahre beim ton-künstler-orchester Niederösterreich; ich habe dortals kontrabassist viele großartige Werke der orches-terliteratur gespielt und kennengelernt, in meinemkopf bleiben unauslöschliche eindrücke wie dieFünfte von Bruckner, hindemiths «Mathis der Maler», oder auch eine suite namens «Drei komö-dianten» von Marcel rubin zurück. Von dort zogich zu den Wiener Philharmonikern weiter, wo ichabermals eine fantastische zeit verbrachte, hängtemeinen orchesterberuf aber nach wenigen jahrenan den Nagel, um dem sehr starken und deutlicheninneren ruf nach Improvisation, jazz, nach eigenemzu folgen. Das ist es, was ich seither tue – natürlichauch ständig mit Änderungen, neuen Wegen, künst-lerischen Neuorientierungen, vom Instrumentalis-ten mich irgendwann auch zum komponistenweiterentwickelnd, ensembles formierend, über diejahre immer wieder umbesetzend. Nicht zuletztauch immer mehr Projekte mit meiner Musik plussymphonieorchester realisierend, so auch schonzweimal im Plugged-In-Format mit den tonkünst-lern. und, vielleicht am wichtigsten, dabei immerversuchend, frisch zu bleiben, auf hoffentlich ganznatürliche Weise weitergehend, zur nächsten her-ausforderung, zum nächsten neu zu schreibendenstück – oder auch zur nächsten autobahnausfahrtoder zum nächsten abflug-Gate, wo ich dann viel-leicht schnell zwischendurch einen text wie diesenhier schreibe.
Georg Breinschmid
Georg Breinschmid
Informationen und Tickets | T: +43 (0)2735 5500 | grafenegg.com
OSTERKONZERTTONKÜNSTLER-ORCHESTER NIEDERÖSTERREICH
TSCHECHISCHER PHILHARMONISCHER CHOR BRÜNNJUN MÄRKL Dirigent
GRAFENEGG KLANG TRIFFT KULISSE.
BRUCKNER «Locus iste» | Messe für achtstimmigen gemischten Chor und Blasorchester Nr. 2 · SCHUBERT Symphonie Nr. 7
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SO 20. APRIL 2014 · 18.30 UHR · AUDITORIUM
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für DUETT
IMPRESSUMMedieninhaber (Verleger): Niederösterreichische Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.h., Kulturbezirk 2, 3100 St.Pölten; herausgeber: Verein Tonkünstler-Orchester Niederösterreich; Für den Inhalt verantwortlich: DI Paul A. Gessl; Redaktion: Mag. Alexander Moore; Koordination: Sandra Langschwert; Mitarbeit: Mag.a (Fh) Julia Flunger-Schulz, Julia Ornetsmüller, Jana Demcisin, Djeiran Malek, MAS; Visuelle Gestaltung: Fuhrer, Wien; Produktion: Walla Druck, Wien | Bildnachweis: Lukas Beck (Cover), Bernhard Angerer, Tina Axelsson, Marco Borggreve, Car-sten Bunnemann, Damir Cudic & Evelin Elmest/gettyimages, Exceptional Pictures, Jörg Grosse Geldermann, Susi Knoll, Werner Kmetitsch, PhotoWerk, Superbox, Gregor Semrad, Simon Trpčesky, Julia Wesely, Laurent Ziegler, alle anderen unbennant. Redaktionsschluss: 28.8.2013; Termin-, Programm- und Besetzungsänderungen bleiben vorbehalten. Für etwaige Druckfehler wir keine haftung übernommen.
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aBo PLuGGeD-INSchöne, schräge Töne –
authentisch, pur und unverfälscht:
Plugged-In ist der tonkünstlerische Beitrag
zur World Music, ein klingender Freuden gesangauf die Vielfalt der Musik –
hautnah und live im Musikverein Wien und
Festspielhaus St. Pölten.
THe reAl GroUP
Freitag, 22. 11., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. Pölten
Samstag, 23. 11., 20 Uhr, Musikverein Wien
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Freitag, 31. 1., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. Pölten
Samstag, 1. 2., 20 Uhr, Musikverein Wien
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Freitag, 28.3., 20 Uhr, Musikverein Wien
Samstag, 29.3., 19.30 Uhr, Festspielhaus St. Pölten
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7.12. Weihnachtskonzert 18.30 Uhr Auditorium Grafenegg …..….. stk. kat. ……
31.12. Silvesterkonzert 18.30 Uhr Musikverein Wien …..….. stk. kat. ……
5. 1. Neujahrskonzert 16 Uhr Musikverein Wien …..….. stk. kat. ……
20. 5. Osterkonzert 18.30 Uhr Auditorium Grafenegg …..….. stk. kat. ……
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Gültig für alle eigenveranstaltungen des Tonkünstler-orchesters und alle eigenveranstaltungen
der Grafenegg kulturbetriebsgesellschaft in Wien
….. stk. à € 50 ….. stk. à € 20 ….. stk. à € 10
ZAHLUNGSWEISEmit kreditkarte: Visa Diners Mastercard Amex
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ABHOLUNGKartenbüro, MQ Wien am Konzerttag im Kartenbüro Grafenegg
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Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der NÖ Tonkünstler Betriebsgesellschaft m.b.h. und der GrafeneggKulturbetriebsgesellschaft m.b.h., zur Einsicht auf www.tonkuenstler.at und www.grafenegg.com oder anzufordernunter T: +43 (0)1 586 83 83
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1070
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