archithese 4.15 – luxus
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archithese 4.2015 August
Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur
International thematic review for architecture
Luxus
Geberit Duschrinnen CleanLine
Einfach sauber.
Einfach gereinigt:
Ausspülbarer Kammeinsatz
Die neuen Geberit Duschrinnen CleanLine erfüllen höchste Ansprüche an
einfach schön.
Kultureller Wandel
Erlebnis- und Sinnsuche ersetzen Statussymbole
Die Rolle von Luxus für die Baukultur
Werthaltigkeit statt Statusdenken
Quintus Miller – ein Plädoyer für Langlebigkeit
Valerio Olgiati spricht über die Villa Além
Synchronität
Luxus als Mehrwert im urbanen Raum ?
Für die soziale Heterogenität der Stadt
Neue Akteure
Mäzenatentum – wichtig, aber unkontrollierbar ?
Digitale Services verändern die Nutzung der Stadt
archithese 4.2015 August 45 . Jahrgang
Titelbild: Valerio Olgiati, Villa Além, Portugal 2014 ( Foto: Valerio Olgiati )
6 Editorial
L U X U S
12 Der nächste Luxus
Weniger ist mehr
Martina Kühne
18 Willful forgetting
Luxury, Ethics and Fascist architecture
Annette Condello
26 Auf der Suche nach
nicht-referenzieller Architektur
Valerio Olgiati im Gespräch mit
Jørg Himmelreich und Andrea Wiegelmann
40 Der Luxus des ‹ on demand ›
Über die Auswirkungen neuer digitaler
Dienstleistungen auf unsere Städte
Marion Kalmer
48 Tanz, Luxus, Tanz!
Luxus und sein Publikum
Isa Fahrenholz
54 Archaisch und doch spezifisch
Herzog & de Meuron:
Pérez Art Museum, Miami
Markus Breitschmid
62 Jenseits des Luxus
Private Investoren und Kulturgüter
Christian Welzbacher
68 Kulturelle Nachhaltigkeit
in Architektur und Gesellschaft
Quintus Miller im Gespräch mit
Daniela Meyer und Andrea Wiegelmann
76 Für eine stadträumliche Durchmischung
Über sozialräumliche Segregation und
stadträumliche Ambivalenz
Gerd Kuhn
84 Die neue Lust am Kino
Das Kino als erweitertes Wohnzimmer
Marcel Bächtiger
R U B R I K E N
90 Neues aus der Industrie
94 Premium Brands Online
96 Vorschau und Impressum
97 Ankündigung Städtebau Konferenz
« Zürich – Räumlicher Stand der Dinge »
am 30. Oktober 2015
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architheseInternationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur
International thematic review for architecture
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6 archithese 4.2015
E D I T O R I A L
Luxus
Über Luxus zu schreiben, scheint entweder voyeuristisch motiviert oder auf eine Kritik des
Exzessiven abzuzielen. Dabei ist der Diskurs, der sich rund um diesen Begriff in Bezug auf
Architektur aufspannt, wesentlich facettenreicher und substanzieller, als das auf seiner
glänzenden Oberfläche erscheinen mag. Denn es geht auch um die permanente Suche des
Menschen nach mehr Komfort und Lebensqualität – und diese ist weder moralisch fragwür-
dig noch verwerflich.
« Alle Bauwerke, die wir als architektonisch wertvoll erachten oder herausragend finden,
waren zur Zeit ihrer Erbauung Luxus », bemerkte Christoph Gantenbein bei der Vorbereitung
dieser Ausgabe und strich damit heraus, dass ohne das Bedürfnis und die Suche nach Luxus
kaum architektonischer Mehrwert entstanden wäre. Aus diesem Blickwinkel könnte dieses
Streben sogar als wesentliche Triebkraft für architektonische Entwicklung gelesen werden.
Dass es dennoch schwierig, aber auch offensichtlich notwendig ist, über Luxus in der
Architektur zu diskutieren, zeigte in den letzten Wochen die hitzige Diskussion um den von
Morphosis entworfenen schlanken Turm mit Eigentumswohnungen für Vals. Vordergründig
wurde darüber debattiert, wie sinnvoll oder passend diese Typologie in einem Alpendorf ist
und wie öffentlich zugänglich ein solches Projekt wäre. Fast die gesamte Schar der Kritiker
reihte sich zur gemeinsamen Front und blies zur Attacke gegen das ortsfremde Luxus-
Projekt. Aber mit der Logik ihrer Argumentation müsste die selbe Gruppe seit Jahrzehnten
auch gegen andere UFO-artig gelandete Typologien in den Alpen wie das städtische Barock-
palais oder die aufgeblähten Pseudo-Chalets wettern. Auch sie sind – wie die glitzernde
Dubaiesque Nadel für Vals – geschlossene Parallelwelten. Das legt offen, dass ( in der
Schweiz ) zwischen akzeptiertem ‹diskreten › und abzulehnendem ‹obszönen › Luxus in
der Architektur eine scharfe Trennlinie gezogen wird. Erlaubt ist nur, was nicht zu stark
auffällt.
Wir haben versucht, trotz der hohen sommerlichen Temperaturen und dem emotional
aufgeladenen Thema einen kühlen Kopf zu bewahren und einen vielfältigen theoretischen
Diskurs rund um das Thema Luxus aufzuspannen. Denn am Begriff lässt sich ein prägnanter
gesamtgesellschaftlicher Wertewandel aufzeigen. Während Luxus im Nahen Osten oder
Asien mitunter frivole Urstände feiert, verlieren Prestigeobjekte wie Villen, Fahrzeuge und
andere Statussymbole in der westlichen Welt immer mehr an Bedeutung, weil diese sich
demografisch und mental in Richtung Seniorität gewandelt hat. Erlebnisse und Erfahrungen
stehen im Fokus; das Materielle wird unwichtiger und die Frage nach dem Sinn rückt ins
Zentrum – mit weitreichenden Folgen für die Architektur. In der Schweiz kreist der Diskurs
schon länger um Werthaltigkeit und räumlichen Mehrwert.
Aber vor allem wenn es um Urbanität geht, ist weniger nicht unbedingt mehr. War die
mittelalterliche Stadt noch sozial gemischt und waren damit auch die üppigen Fassaden der
Bürgerhäuser und die umliegenden Plätze für alle erleb- und benutzbar, zieht sich die Ober-
schicht aktuell vermehrt in gated communities zurück. Die Qualität von öffentlichem Raum
wird damit ausgedünnt, fragmentiert oder mitunter sogar zerstört. Luxus – das machen die
Diskursstränge dieser Ausgabe deutlich – ist der Luzifer der Architektur. Er mag zu egoisti-
schen Exzessen verführen, aber er kann auch Lichtbringer sein und als produktiver Impuls
für die Architektur und den öffentlichen Raum in Erscheinung treten. Insofern gilt es, das
Biest an den Hörnern zu packen und vor den richtigen Karren zu spannen.
Die Redaktion
2015 wurde die Fondazione Prada von OMA in Mai-land eröffnet. Auf dem Gelände einer alten Brauerei wurde eines der Gebäude in Blatt-gold gehüllt. Ein Turm wird dem Goldstück ab 2016 Gesellschaft leisten. ( Foto: Bas Princen © OMA )
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Der Herbst wird scharf.archithese 5.2015 erscheint in bekannter Präzisionund mit geschärftem Layout
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K L I N K E R K R E AT I O N
12 archithese 4.2015
DER NÄCHSTE LUXUS Weniger ist mehr Das Verständnis von Luxus orientiert sich immer weniger an Gütern, als vielmehr an Gutem.
Erfahrungen, Wissen und Herausforderungen werden die bisherigen Mottos von schneller, grösser und teurer ersetzen.
Der kommende Luxus sieht anders aus und verändert unsere Gesellschaft.
Autorin: Martina Kühne
Was meinen wir eigentlich heute, wenn wir von Luxus spre-
chen? Für den einen ist es das Fünfsternehotel, der Nächste
versteht darunter eine Tasse sortenreinen Kaffee, und für
den Dritten bedeutet Luxus schlicht, einen Nachmittag lang
nichtstuend im Liegestuhl zu verbringen.
Das ist an sich nichts Neues. Was als Luxus gilt, war
schon immer abhängig vom Zeitgeist wie auch davon, wie
rar oder schwierig zu beschaffen ein Gut war. Pfeffer, Zucker,
Lachs, später dann Kühlschränke, Autos, Flugreisen, Mobil-
telefone – alles war einmal kostbar und teuer, hat sich inzwi-
schen aber von der Ausnahmeerscheinung zum Allgemein-
gut gewandelt. Es liegt auf der Hand, dass Luxus morgen
wieder etwas anderes sein wird. Aber was?
Vier Phasen des Luxus
Um sich in der vielfältigen Luxuswelt überhaupt orientieren
zu können, um die unterschiedlichen Erscheinungsformen
von Luxus zusammenzubringen und den Wandel im Luxus-
konsum besser einzuordnen, greifen wir auf ein idealtypi-
sches Modell zurück. Es orientiert sich an den unterschied-
lichen Lebensphasen des Menschen und überträgt diese
metaphorisch auf die Welt des Luxus. Wichtig für das Ver-
ständnis des Modells ist, dass der beschriebene Reifepro-
zess einerseits die Veränderung des Luxusbegriffs in indi-
viduellen Biografien darstellt, andererseits aber auch die
Entwicklung des Luxusverständnisses gesamter Gesell-
schaften zeigt. Dabei lassen sich folgende Phasen des Lu-
xus unterscheiden:
Die infantile Phase
Die erste Phase in der Luxusentwicklung ist geprägt durch
einen Konsumhunger, der mit dem vorhandenen Angebot
befriedigt wird. Sinnbildlich gesprochen nimmt das Kind –
beziehungsweise der neureiche Konsument – alles an, wo-
mit es ‹gefüttert › wird und was seine Augen zum Leuchten
bringt. Das vorherrschende Prinzip lautet ‹Mehr ist mehr ›.
Zu beobachten ist dieses von Kinderträumen geprägte Kon-
sumverhalten in jungen, aufstrebenden Luxusmärkten. Hier
herrscht Nachholbedarf und der Wunsch nach Aufstieg.
Gleichzeitig gibt es ein Wissensdefizit, wie und für welchen
Lebensstil der neu erworbene Reichtum einzusetzen ist.
Die Adoleszenzphase
Diese zweite Phase der Luxusentwicklung setzt Solvenz vo-
raus, wird aber dominiert von einem verstärkten Wettbe-
werbsdruck (Peer-Pressure ). Der Traum vom (weiteren) so-
zialen Aufstieg weicht zunehmend der Angst vor dem sozia-
len Abstieg. Nun wird das ‹Mehr› zum ‹Muss›. Güter mit
Signalwirkung gewinnen an Bedeutung: Wichtig wird bei-
spielsweise, wie und wo man wohnt, wie gross das Auto
und das Zweitauto sind oder welche Schule die Kinder besu-
chen. Die Sorge darum, mithalten zu können – vor allem im
Vergleich mit den Nachbarn beziehungsweise den sozialen
Peers ( keeping up with the Joneses ) –, treibt insbesondere
in den Vereinigten Staaten eine breite Mittelschicht um.
Die Maturitätsphase
In dieser dritten Phase setzt die Luxusmüdigkeit ein. Sie ist
geprägt vom abnehmenden Grenznutzen des Materiellen –
der Erkenntnis also, dass das Glücksgefühl beim Erwerb
eines Produkts abnimmt, je öfter und hindernisloser dieser
möglich ist. Oder kurz: ‹ Mehr ist ( immer ) weniger. › Folglich
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verschiebt sich der Luxuskonsum von der Produkt- auf die
Erlebnisebene, denn Erlebnisse lassen sich unendlich stei-
gern: vom einfachen Restaurantbesuch über das luxuriöse
Wellnesswochenende bis hin zur ultimativen Abenteuer-
reise.
Dass Luxus auch immer Grenzüberschreitung bedeutet,
zeigt sich wohl nirgends deutlicher als in der Erlebnisindus-
trie. Wird die Weltreise im Privatjet zum Standard, braucht
es neue, grössere und exklusivere Ideen. Visionäre Milliar-
däre wie Richard Branson oder Elon Musk haben solche be-
reits. Branson versprach mit seinem Virgin Galactic – einem
Nachfolgemodell des SpaceShipOne von 2004 – ab dem Jahr
2015 kommerzielle Reisen ins Weltall. Nach eigenen Anga-
ben kann er für die rund 200 000 US-Dollar teuren Flüge be-
reits über 500 Buchungen vorweisen. Musk will ihm mit sei-
nem Shuttleprogramm Space X folgen.
Die Mehrheit der Bürger der gesättigten Wohlstandsge-
sellschaften befindet sich heute in der Maturitätsphase des
Luxuserlebens. Das klingt zwar einerseits nach einer Art
‹ Ende der Geschichte des Luxus ›, denn wer mit allem ver-
sorgt ist, sehnt sich nach nichts mehr, doch es deutet sich
trotzdem bereits eine neue Phase an. Was kommt also als
Nächstes?
Die Senioritätsphase
Denken wir das idealtypische Modell der Lebensphasen
weiter, befinden wir uns nun an der Schwelle zur Seniori-
tätsphase. Dieser Begriff passt zur demografischen Ent-
wicklung: Unsere Gesellschaft wird unausweichlich älter –
und das ist für den Luxus zentral. Umso mehr, als die Baby-
boomer – die wichtigste Zielgruppe – in den kommenden
Jahren das Pensionsalter erreichen. So werden sie endlich
Zeit zur Verfügung haben, die genussvoll gestaltet werden
kann ( Zeit, die gut informiert genutzt wird, ist der grösste
Luxus der Senioritätsphase ) – und sinnvoll, denn im Be-
wusstsein der eigenen Endlichkeit wird mit zunehmendem
Alter automatisch die Sinnfrage zentral.
Zudem passt der Begriff, weil als ‹ Senioren › im übertra-
genen Sinne des Modells natürlich auch diejenigen gelten,
welche die Erfahrung der vorhergehenden Stufen in ihrer
individuellen Biografie sozusagen im Schnelldurchgang voll-
zogen haben. Für sie – vor allem für die Millennials – gilt: Sie
sind mit einem stärkeren Bewusstsein für Nachhaltigkeit
aufgewachsen, aber auch mit neuen Technologien. Sie brau-
chen kein eigenes Auto mehr, um ihren sozialen Status zu
demonstrieren, dafür aber ein Smartphone, das ihnen Zu-
gang zur vernetzten Welt verschafft – und für ihre Zu-
kunftstauglichkeit steht.
Zugespitzt lässt sich sagen: In der Maturitätsphase weiss
man, wohin man will, und in der Senioritätsphase kennt man
auch den Weg dorthin. ‹ Weniger ist mehr › lässt sich als
neues Leitmotiv verstehen. ‹ Weniger › beschreibt zum einen
eine Abkehr vom alten materiellen Luxus. Die Innenschau
wird in der neuen Phase wichtiger als die Zurschaustellung
des Luxus und das Statusbild nach aussen, oder genauer: Es
geht nicht mehr ums Gesehenwerden, sondern ums Sehen.
Zum anderen ist damit die Fähigkeit gemeint, aus dem Not-
wendigen den maximalen Genuss zu ziehen. Genauer: die
Fähigkeit, das Reduzierte und Essenzielle leben, aber auch
lesen zu können – und zu decodieren.
Die Senioritätsphase ist vom Wunsch nach Veränderung
geprägt. Man will sich nicht gespiegelt finden, sondern sich
erweitern. Kurz: Man will sich nicht in den Dingen finden,
sondern mittels der Dinge über sich selbst hinauswachsen.
Die Luxuserfahrung soll eine Herausforderung sein. Der Be-
zug auf andere ist dabei keine Referenzgrösse mehr; die
Frage, wie die anderen das, was man tut und konsumiert,
bewerten, verliert an Gewicht.
26 archithese 4.2015
AUF DER SUCHE NACH NICHT- REFERENZIELLER ARCHITEKTURValerio Olgiati im Gespräch mit Jørg Himmelreich und Andrea Wiegelmann Wie kann Architektur
das unmittelbare Empfinden von Raum ermöglichen? Indem sie sich von Referenzen befreit und Neues schafft
und so intuitive Erfahrung ermöglicht, erläutert Valerio Olgiati.
Andrea Wiegelmann: Im letzten Jahr hast du dir mit dei-
ner Frau Tamara mit der Villa Além in Portugal ein Refu-
gium geschaffen. Das Haus ist eigentlich ein von Beton-
wänden umgebener Garten in einer Korkeichenlandschaft,
abseits jeglicher Infrastruktur. Ein luxuriöses Bauwerk in
dem Sinne, dass dieser einsame Ort euch den kompletten
Rückzug aus dem Alltag ermöglicht. Warum hast du das
Haus ‹Além › genannt ?
Valerio Olgiati: Irgendwann bekam ich eine Postkarte
von Eduardo Souto de Moura. Er schrieb: « How is your house
in além Tejo ?» Ich habe meine portugiesische Mitarbeiterin
gefragt, was er damit meint. Sie begann zu lachen und er-
klärte mir, dass es ironisch gemeint sei, denn in Portugal
nennt man die Region Alentejo scherzhaft auch além Tejo –
also ‹ hinter dem Fluss Tejo ›. Damit bezeichnet man eine
Provinz, die abseits liegt und wo niemand sein möchte. Wör-
ter, die mit Al- anfangen, sind oft arabischen oder islami-
schen Ursprungs. Die iberische Halbinsel war ja mehrere
Jahrhunderte lang grossteils unter maurischer Herrschaft.
Je weiter man in den Süden Portugals kommt, desto mehr
Ortsnamen beginnen mit dieser Silbe. Das hat mir und mei-
ner Frau Tamara sehr gut gefallen – dieses ‹ Jenseits ›. Wenn
Besucher kommen, sind sie überrascht, wie weit weg von
allem das Haus liegt. Für uns war genau das der Grund, wa-
rum wir das Grundstück ausgewählt haben.
Jørg Himmelreich: Bedeutet além im Portugiesischen
auch ‹ Jenseits › im Sinne von ‹ nach dem Leben › – und ist
damit eine Metapher für das Paradies ?
Streng genommen ist es eine räumliche, keine spirituelle
Beschreibung, aber natürlich drückt das Haus durch seine
Lage auch einen Geisteszustand aus. Sowohl die Architek-
tur als auch die Wahl eines solch abgeschiedenen Ortes ist
neu. Im Prinzip kennen wir bisher drei Arten des Wohnens:
das urban living in der Stadt, das suburban living in Einfami-
lienhäusern mit ein bisschen Grün drumherum in Dörfern
oder suburbanen Gebieten, und dann gibt es noch das coun-
try living, das vor allem in England zu finden ist – damit sind
Häuser mit Pferdestall, Billard- oder Konzerträumen
gemeint, die wie Gutshöfe aussehen. Zwar sind sie weit von-
einander entfernt, aber Läden, Restaurants oder Kirche sind
immer in Fahr-, respektive Reitdistanz. In Portugal sind wir
noch viel weiter entfernt von allem; geradezu entkoppelt. Ich
würde das landscape living nennen.
AW Die Infrastruktur bricht auf dem Weg zum Haus ein-
fach ab.
Ja, das kann man so sagen. Wir haben das Grundstück
zwar so gewählt, dass wir nur eine Autostunde vom Flugha-
fen Lissabon entfernt sind. Für das nächste Restaurant und
den nächsten Laden aber müssen wir 20 Minuten mit dem
Auto fahren – vorwiegend über staubige Kiesstrassen. Es ist
ein wahnsinniger Luxus, so weitab in der schönsten Land-
schaft leben zu können; das gibt es zumindest im warmen
Europa sonst nirgends und ist künftig auch in Portugal nicht
mehr möglich. Mittlerweile gibt es Gesetze, die es unmög-
lich machen, so weit draussen zu bauen. Das geht nur noch,
wenn man eine Ruine ersetzt oder nachweist, dass man
Bauer ist.
JH Im arabischen Raum gibt es ja eine tradierte Art, wie
ein Garten angelegt wird – mit zwei Wasserrinnen, die ihn
in Viertel teilen und mit denen er bewässert wird. Der Gar-
ten ist dort immer auch eine Metapher für das Paradies.
Die Villa Além, die vor allem aus einem ummauerten Gar-
ten mit einem länglichen Pool besteht, erinnert mich stark
daran.
Der islamische Paradiesgarten ist für mich die wohl
schönste Vorstellung eines Gartens. Damit und mit der Er-
fahrung des strengen Flimser Klimas ist die Sehnsucht nach
einem solchen Garten entstanden. Daher auch die alles
bestimmende Idee, in der Trockenheit und Wärme des Alen-
tejo einen Garten anzulegen. Das Haus, das eigentliche Ge-
bäude als Schutz, war erst einmal zweitrangig. Bei Além
erlebst du vor allem den Garten; das eigentliche Wohn-
haus ist versteckt. Im Zentrum sollte es Wasser geben. Das
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Valerio Olgiati, Villa Além, Portugal 2014 ( Fotos: Valerio Olgiati )
48 archithese 4.2015
Die Collagen übersetzen die räumliche Organisation von Luxus in drei historischen Phasen in drei diagrammatische Bilderwelten. ( Collagen: Isa Fahrenholz )
TANZ, LUXUS, TANZ! Luxus und sein Publikum Zwischen dem Besitzer von Luxusgütern – seien es Kleidung, Fahrzeuge
oder Architektur – und dem, der sie betrachtet, besteht ein zwingender Zusammenhang. Luxus wird ausgestellt,
und der Schauende bestätigt dessen Bedeutung. Die Definition von Luxus, die Zuordnung zu bestimmten
Gütern und die räumliche Organisation der Präsentation mag sich im Verlauf der Geschichte kontinuierlich verändert
haben, doch stets wurde Luxus räumlich organisiert, um ihn präsentieren zu können. Daher liegt ein Vergleich
mit dem Theater nahe, auch wenn sich die Hierarchien von Zuschauerraum, Bühne, Kulisse und dienenden Räumen
permanent verschoben haben und im digitalen Zeitalter mitunter sogar auf den Kopf gestellt wurden.
Autorin: Isa Fahrenholz
Das Phänomen Luxus in Architektur und Städtebau soll hier
mit Fokus auf das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privat-
heit betrachtet werden. Es wurden drei historische Phasen
ausgewählt, die in dieser Hinsicht bedeutend und prägnant
sind und anhand derer sich die räumliche Organisation der
Repräsentation gut nachzeichnen lässt. Im Barock etwa in-
szenierten die europäischen Fürsten ihren gesamten Tages-
ablauf öffentlich in Form prunkvoller Zeremonien im Schloss –
als Zentrum einer politisch motivierten Inszenierung von
Luxus. Das Bürgertum hingegen verschob Ort und Modus
der Darstellung von Luxus auf zwei Ebenen: Zum einen kam
zur inszenierten öffentlichen Präsentation der bürgerlichen
Kultur im Erdgeschoss der Villen eine nicht einsehbare Pri-
vatsphäre in den Obergeschossen hinzu. Zugleich erweiterte
die Bourgeoisie den Präsentationsraum ihres Wohlstands
auf die gesamte Stadt und setzte die Schaffung von Boule-
vards, Galerien und Parkanlagen durch. Diese bürgerlichen
Konzepte der Repräsentation von Luxus wirken bis heute
wesentlich nach, doch spätestens mit dem Web 2.0 verwi-
schen die Grenzen der bisher geordneten räumlichen Sphä-
ren von Repräsentation und Privatheit.
Die totale höfische Inszenierung
Öffnete der absolutistische ‹ Sonnenkönig › Ludwig XIV. mor-
gens seine Augen, so waren Hunderte Augenpaare auf ihn
gerichtet: Die Höflinge drängten sich um sein Paradebett
und beobachteten jeden Morgen aufs Neue, wie er die Beine
aus dem Bett schwang. Das tägliche Aufstehritual – lever
genannt – war einer der wichtigsten Anlässe, um sich am
französischen Hof zu zeigen und um die Gunst der Königs zu
buhlen. Je bedeutender ein Höfling war, desto wichtigere
Aufgaben standen ihm zu – vom Reichen des Taschentuchs
bis hin zum Bereithalten des Hemds.
Der König holte also die Öffentlichkeit ins Schloss und
präsentierte seine pompös inszenierte ‹ Wohnung ›. Damit
instrumentalisierte er seine Intimität geschickt als Macht-
symbol. Das ganze war aber für andere weniger lustvoller
Spass als protokollarischer Zwang. Eine wichtige Zeitzeugin
ist in dieser Hinsicht Liselotte von der Pfalz [ 1652 – 1722 ]. Im
Alter von 19 Jahren wurde sie mit dem Bruder Ludwig XIV.
verheiratet und lebte 50 Jahre am französischen Hof von Ver-
sailles. Das höfische Leben schilderte sie ihren Verwandten
in der Heimat in etlichen Briefen und gibt uns so einen um-
fassenden Einblick in das – mehr oder weniger – glanzvolle
Leben bei Hof. Am 19. Februar 1682 schrieb sie etwa:
« [ … ] es ist nicht alles Gold was glänzt, und, was man auch
von der französischen Liberalität prahlen mag, so seind die
divertissements so gezwungen und voller contrainte, dass
es nicht auszusprechen ist. » 1
Wer sich über längere Zeit morgens nicht im Schlafzimmer
des Königs zeigte, fiel negativ auf und konnte sogar des Ho-
fes verwiesen werden. Im Versailles des 17. / 18. Jahrhun-
derts hob der Sonnenkönig beinahe jegliche Privatsphäre
zugunsten eines allumfassenden Personenkults auf. Er war
permanent den Blicken aller ausgesetzt und das Schloss war
für jeden frei zugänglich. Nur einige Räume galten tatsäch-
lich noch in dem Sinne als privat, als sie lediglich für wenige
Ausgewählte zugänglich waren. Die intimsten Tätigkeiten
fanden in aller Öffentlichkeit statt, sodass Liselotte von der
Pfalz an die Kurfürstin von Hannover schrieb: « Item sieht
uns jeder scheissen; es kommen Männer, Frauen, Mädchen,
Knaben, Priester, Schweizer vorbei. Sie sehen daran, dass
kein Vergnügen ohne Verdruss ist und dass ich in Fontaine-
bleau dann, wenn man gar nicht scheissen müsste, wie ein
Fisch im Wasser leben würde. » 2
Mit der den gesamten Alltag durchdringenden öffentli-
chen Inszenierung des Tagesablaufs scharte der König den
Adel um sich. Von ihm selbst in der Menge platzierte Spitzel
hatten es leicht, an brisante Informationen zu gelangen und
so mögliche Oppositionen im Keim zu ersticken. So berichtet
Liselotte in einem Brief vom 11. September 1686 über die Tak-
tiken des Königs: « [ … ] überall Spionen zu haben, so alle
menschen falsch antragen, seines brudern favoriten zu flat-
tieren und in general alle menschen zu plagen. » 3
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62 archithese 4.2015
JENSEITS DES LUXUS Private Investoren und Kulturgüter Das Mäzenatentum ist ein grundlegender Pfeiler
unserer Kulturlandschaft. In gewissen Fällen ist es jedoch notwendig, den Einfluss der Investoren
auf unsere Gesellschaft ganau zu untersuchen. Wenn Donationen dazu genutzt werden,
kulturelle und politische Prozesse im eigenen Interesse zu beeinflussen, dann legt sich ein Schatten
über das Förderwesen. Ob dies auf Jonathan Ruffer zutrifft – ein Hedgefonds-Manager, der mit
seinem Kapital die englische Kulturlandschaft restrukturiert – bleibt abzuwarten.
Autor: Christian Welzbacher
Als der frühere deutsche ‹ Topmanager › Thomas Middelhoff
im Oktober 2014 vor Gericht stand, lenkte die Berichterstat-
tung die Aufmerksamkeit auf die Armbanduhr des Delin-
quenten. Es handelte sich um ein nobles Schweizer Fabrikat,
Präzisionsmechanik, hochwertige Verarbeitung, Edelme-
tall – bei Weitem kein blosses Chronometer also, sondern
eines jener symbolträchtigen Accessoires, die gemeinhin
als Inbegriff von Reichtum und Luxus gelten. Dass Middel-
hoff das gute Stück beim Betreten des Gerichtssaals vom
Handgelenk weggepfändet wurde, quittierte die Presse mit
der Häme derer, die sich so etwas nicht leisten können.
Dabei ist die Uhr von Thomas Middelhoff nur eines von
zahlreichen Repräsentationsmitteln von Macht, die in der
abendländischen Ikonografie vielerlei Gestalt annehmen
können. Man denke an die Bildnisse der italienischen
Renaissance: Neben den Porträtierten erscheinen Objekte
ihrer privaten Kunstsammlungen, sie selbst sind in edle
Stoffe gehüllt, im Hintergrund blitzen ihre Besitztümer in
Form von Bauwerken oder gestalteten Landschaften auf.
Dies alles versinnbildlicht wirtschaftliche oder politische
Potenz, und auch heute noch versteht der Betrachter dieser
Bilder das genau in diesem Sinne. So können die weltweit
verbreiteten Statussymbole der heutigen Mittelklasse – Auto,
Haus, Urlaub – auch als Fortführung der langen, erst im Adel,
dann im Grossbürgertum eingeübten Praktiken der Zur-
schaustellung gelesen werden. Dazu gehört komplementär
fast zwingend der Neid. Schamlos zur Schau gestellter Luxus
wirkt schnell unmoralisch. Dies alles bedient die Presse,
wenn sie sich auf Middelhoffs Uhr stürzt oder an anderer
Stelle breittritt, Ex-IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn habe
beim ersten Restaurantbesuch nach der Entlassung aus sei-
ner New Yorker Untersuchungshaft Mitte 2011 ein Steak für
den fantastischen Preis von 200 Dollar verspeist.
Doch an dieser Stelle soll es nicht um solche Oberfläch-
lichkeiten gehen, sondern um Vorgänge auf einer Ebene, auf
der Luxus nicht tändischer Glamour einer Instant-Play-
boy-Plastikwelt ist: der Ebene der Macht. Wenn es stimmt,
dass achtzig Personen auf dieser Erde heutzutage genauso
viel besitzen wie etwa vier Milliarden Menschen aus den un-
teren und untersten Schichten zusammen, so stellt sich die
Frage, was die wirklich Reichen mit ihrem Geld eigentlich
machen. Natürlich lässt sich mutmassen, dass sie investie-
ren – möglichst gewinnbringend auf der ganzen Welt, in Fi-
nanzprodukte, Unternehmen und Unternehmensbeteiligun-
gen, in Stiftungen, mit denen sie sich aktiv in politische,
gesellschaftliche und wirtschaftliche Debatten einbringen
oder, wie ehedem, in Sachwerte, darunter Kunstsammlun-
gen oder Real Estate, das sprichwörtliche oder tatsächliche
Schloss.
Schutz eines Kulturguts oder
strategisches Investment ?
Das Auckland Castle im Norden Englands ist ein solches
Schloss. Es war seit seinem Bau im späten 12. Jahrhundert
fast tausend Jahre lang Residenz der einflussreichen Bi-
schöfe von Durham. Seit Ende 2014 gehört es einem Mann
namens Jonathan Ruffer – möglicherweise einer jener 80
reichsten Erdenbewohner, sicher aber jemand mit Geld und
Einfluss in atemberaubender Fülle. Sein Vermögen, so die
englische Presse, sei grösser als das der Queen. Der 1951
geborene Ruffer machte nach einem Studium in Cambridge
seit den 1980er Jahren Karriere als Finanzinvestor. In den
1990ern gründete er seine eigene Firma und mehrte als
Hedgefonds-Manager kontinuierlich das eigene Kapital und
das seiner Klienten. Folgt man der Berichterstattung, so
strukturierte der hellsichtige Ruffer sein Portfolio bereits vor
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etwas zurückgeben. Ruffer hat sich die Pflege des kulturel-
len Erbes ( heritage ) auf die Fahnen geschrieben. Er tritt für
Traditionspflege ein und propagiert den Erhalt historischer
Gebäude, um die sich die öffentliche Hand im Zuge fortge-
schrittener Privatisierung nicht mehr kümmern kann. In Ar-
tikeln und Interviews bekräftigt Ruffer seine Mission.1 Die
Presse, die seine Strategie nicht allzu gründlich hinterfragt,
verlieh ihm das Attribut ‹ Philanthrop ›,2 das seither an ihm
klebt und gebetsmühlenartig wiederholt wird, wann immer
sein Name fällt. Von Verantwortung ist dann die Rede, von
Moral, vom Leitbild der Religion, auf die sich der Hedge-
fonds-Manager bei seinen Handlungen beruft. Und genau
das passt gut zum Auckland Castle.
1 Das Besucher- zentrum des im Nordosten Englands gelege-nen Auckland Castle von Niall McLaughlin Architects wird die Besucher mit einem 29 Meter hohen Aussichtsturm begrüssen. Es soll im August 2016 eröffnet werden.( Visualisierungen 1, 3: Níall McLaug-hin Architects )
1
Beginn der Subprime-Krise ( in Finanzderivate gebündelte
unterfinanzierte Hypothekenkredite amerikanischer Haus-
käufer ) um und nutzte den späteren Zusammenbruch der
Märkte konsequent zur Steigerung des Anlagevermögens.
Im Vergleich zu ähnlich umtriebigen und mächtigen Ma-
nagern fällt das Urteil der Presse in Bezug auf Ruffer zurück-
haltend aus. Er wird weder als Guru in die Nähe von Warren
Buffet gestellt, dem angeblichen Zampano des Neoliberalis-
mus, noch gilt er als gewissenloser Technokrat wie etwa
Goldman-Sachs-CEO Lloyd Blankfein. Weder bewundert
noch verachtet inszeniert sich Ruffer in der Öffentlichkeit als
Mann des Volkes. Wo er auftritt, menschelt es ungemein. In
seinem Umfeld attestiert man ihm, er wolle der Gesellschaft
68 archithese 4.2015
KULTURELLE NACH- HALTIGKEIT IN ARCHITEKTUR UND GESELLSCHAFTQuintus Miller im Gespräch mit Daniela Meyer und Andrea Wiegelmann Ist es Luxus,
sich als Bauherr und Architekt für kulturelle Werte einzusetzen und gesellschaftliche Verantwor-
tung zu übernehmen, oder vielmehr eine Notwendigkeit ? Quintus Miller argumentiert im
Gespräch mit archithese für Letzteres, weil nur so beide Seiten und die Gesellschaft allgemein
profitieren. In der Architektur muss Luxus also nicht zwingend sichtbar sein. Denn in Baukultur
zu investieren, heisst vor allem einen sorgfältigen Planungsprozess zu ermöglichen.
Andrea Wiegelmann: In der Geschichte haben – so eine
These – immer wieder Bauten, die in ihrer Zeit als Luxus
galten, die Architektur massgeblich weitergebracht. Als
Beispiel sei das Pantheon mit seiner gewaltigen Beton-
kuppel genannt – eine bautechnische Innovation, ohne die
andere derart weitspannende Kuppelbauten nicht denkbar
gewesen wären. Ist es tatsächlich so, dass es luxuriöse
Bauten braucht, um neue Innovationen hervorzubringen,
und wenn ja, in welchen Bereichen gibt es so etwas noch ?
Oder fehlen uns diese Leuchttürme heute gänzlich ?
1
Quintus Miller: Das Bauen in dieser Dimension und Be-
deutung war historisch stets der Macht vorbehalten. Zumin-
dest auf Beispiele wie das Pantheon oder den Petersdom
trifft das zu. Ich glaube aber, dass Macht sich heute weniger
in der baukünstlerischen Innovation manifestiert als mittels
formalem Anspruch. Deine These lässt sich also nicht direkt
auf die heutige Zeit übertragen. Innovation ist dann gefragt,
wenn die Anforderungen mit den vorhandenen Mitteln nicht
mehr erfüllt werden können. Sie entsteht auf verschiedenen
Ebenen – ist das beispielsweise auf Seite der Planung der
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1 Bei der Renova-tion des aus dem Jahr 1237 stammen- den St. Gotthard Hospiz haben Miller & Maranta ver-schiedene über die Jahre getätigte Eingriffe unter einem Dach aus Blei zu einer baulichen Einheit zusammen-geführt. ( Fotos: Ruedi Walti )
Fall, bedeutet das noch nicht, dass es sich dabei um ein kost-
spieliges oder aufwendiges Bauwerk handeln muss. Es be-
darf aber zusätzlicher Mittel, denn innovativ zu sein ist im-
mer mit Arbeit verbunden, und das kostet Geld. Es ist ein
Trugschluss, dass gute Architektur keinen Mehraufwand
braucht: Wer einen besseren Grundriss entwickeln will,
muss doppelt oder dreimal so viel arbeiten.
AW Geschieht das unabhängig vom Budget, das zur Verfü-
gung steht ?
Grösstenteils ja. Und deshalb glaube ich, dass dieser
Schluss, den du aus der Geschichte ziehst, so nicht stehen
kann. Architektur kommt heute nicht nur bei den sogenann-
ten Luxusbauten zum Tragen. Der gemeinnützige Woh-
nungsbau des frühen 20. Jahrhunderts beispielsweise ent-
stand aus einer sozialen und politischen Notwendigkeit und
ist eine wichtige architektonische Aufgabe. Hier gelingt es
auch mit knappem Budget, eine hervorragende Lösung zu