aus der abteilung versorgungsepidemiologie und ...aus der abteilung neonatologie / pädiatrische...
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Aus der Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health
(Leiter: Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann, MPH)
des Instituts für Community Medicine
(Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann, MPH)
und
aus der Abteilung Neonatologie / Pädiatrische Intensivmedizin
(Leiter: Prof. Dr. med. Matthias Heckmann)
der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin
(Geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. med. Holger Lode)
der Universitätsmedizin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Notwendigkeit und Möglichkeiten eines Neugeborenens creenings für Mukoviszidose
Auswertungen des Survey of Neonates (SNiP) in Vorpo mmern
Inaugural – Dissertation
zur
Erlangung des akademischen
Grades
Doktor der Medizin (Dr. med.)
der
Universitätsmedizin
der
Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald
vorgelegt von: Anja Braumann, geb. Wernecke
geb. am: 05.11.1983
in: Berlin
Dekan: Prof. Dr. med. dent. Reiner Biffar
1. Gutachter: Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann
2. Gutachter: Prof. Dr. med. Wieland Kiess
Ort, Raum: Greifswald, Sauerbruchstraße, Seminarraum der Beruflichen Schule P0.22
Tag der Disputation: 22. September 2014
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG ................................................................................................................................................. 1
2. GRUNDLAGEN ............................................................................................................................................ 2
2.1 MUKOVISZIDOSE – EINE MONOGENETISCHE ERKRANKUNG ........................................................................... 2
2.1.1 Die F508del-Mutation .............................................................................................................................. 5
2.2 KLINIK, DIAGNOSTIK, THERAPIE UND PROGNOSE DER MUKOVISZIDOSE ...................................................... 8
2.3 NEUGEBORENENSCREENING ........................................................................................................................ 18
2.3.1 Stoffwechselscreening bei der Mukoviszidose ....................................................................................... 22
3. FRAGESTELLUNG UND ZIELSETZUNG ............................................................................................... 28
4. MATERIAL UND METHODEN .................................................................................................................. 29
4.1 STUDIENPOPULATION ................................................................................................................................... 29
4.1.1 Angaben zur ethischen Basis ................................................................................................................. 31
4.2 METHODEN ................................................................................................................................................... 33
4.3 ANGABEN ZUR STATISTIK ............................................................................................................................. 43
5. ERGEBNISSE ............................................................................................................................................. 44
6. DISKUSSION .............................................................................................................................................. 48
6.1 INZIDENZ / PRÄVALENZ DER CF ................................................................................................................... 48
6.2 SCREENING UND KLINISCHE DIAGNOSE – EINE GEGENÜBERSTELLUNG ..................................................... 51
6.3 MÖGLICHE SCREENINGMETHODEN .............................................................................................................. 55
6.3.1 Präkonzeptionelle / Pränatale Diagnostik ............................................................................................. 61
6.4 KOSTEN ......................................................................................................................................................... 62
7. KONKLUSION ............................................................................................................................................ 64
8. ZUSAMMENFASSUNG ............................................................................................................................. 67
9. LITERATURVERZEICHNIS ....................................................................................................................... 69
10. DANKSAGUNGEN ................................................................................................................................... 79
1
1. Einleitung
„Salzig schmeckende Kinder sterben früh“ hieß es in volksmedizinischen Büchern aus
dem 17. Jahrhundert. 1
Mukoviszidose (Zystische Fibrose, engl. Cystic Fibrosis, CF) ist eine schwere
Stoffwechselerkrankung, die bis heute nicht heilbar ist.
Bis 1938 lag die Lebenserwartung erkrankter Kinder noch bei durchschnittlich sechs
Monaten, heute erreichen die meisten Patienten das Erwachsenenalter. 2
Derzeitige Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten haben sowohl die Lebenserwartung
als auch die Lebensqualität der Patienten deutlich gesteigert.
Um entsprechende Therapien noch frühzeitiger einleiten zu können und damit die
Prognose Neugeborener mit CF weiter zu verbessern, wurde in einigen Ländern ein
Screening auf diese Erkrankung eingeführt.
Auch in Deutschland wird die Hinzunahme der CF zum bestehenden
Neugeborenenscreening-Protokoll diskutiert.
Zur Abschätzung der Notwendigkeit dieser Maßnahme sind Kenntnisse über die
Häufigkeit der Krankheit, die Kosten und den Nutzen eines Screenings sowie mögliche
Auswirkungen für betroffene Familien nötig.
Zentrales methodisches Ziel dieser Arbeit war es, im Hinblick auf eine eventuell
bevorstehende Einführung eines Neugeborenenscreenings für CF ein Verfahren zu
entwickeln, mit dem eine große Anzahl von Proben schnell, sicher und kostengünstig
untersucht werden kann.
Die Laborarbeit für diese Promotion wurde im Jahr 2006 unter Berücksichtigung des
damaligen Standes der Wissenschaft durchgeführt. Auswertung und Diskussion
beziehen sich daher notwendigerweise auf den damals aktuellen Wissensstand.
2
2. Grundlagen
2.1 Mukoviszidose – eine monogenetische Erkrankung
Mukoviszidose ist die häufigste autosomal rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung
in der kaukasischen Bevölkerung. Sie wird verursacht durch Mutationen im CFTR
(cystic fibrosis transmembrane conductance regulator) - Gen, welches 1989 auf dem
langen Arm des Chromosoms 7 lokalisiert wurde. 3
Es erstreckt sich über 250kb genomischer DNA, die ein Protein mit 1.480
Aminosäuren kodiert, und besteht aus 27 Exons. CFTR fungiert als Kanal für den
Transport von Chlorid- und Bikarbonationen. 1, 4
Durch die Kenntnis der in Frage kommenden Mutationen besteht die Möglichkeit einer
genetischen Diagnosestellung noch vor Auftreten klinisch manifester Symptome durch
direkte Identifikation von zwei mutanten CF-Allelen.
Die CFTR-Mutationen teilen sich in sechs Klassen auf. Während Mutationen der
Klasse I keine Proteinsynthese ermöglichen, sind bei Klasse II-Mutationen die Reifung
und der intrazelluläre Transport des CFTR-Proteins gestört. Bei Mutationen der Klasse
III ist die Regulation des CFTR-Ionenkanals defekt und bei Klasse IV-Mutationen die
Kanalleitfähigkeit verändert. Bei Mutationen der Klasse V kommt es zur verminderten
Bildung funktionsfähiger CFTR-Proteine. Bei Klasse VI-Mutationen verlaufen die
Synthese und Prozessierung von CFTR regelrecht, das gebildete Protein ist aber
instabil und wird schneller abgebaut. Generell gelten die Klassen I - III als schwere
Mutationen und die Klassen IV - VI als leichte Mutationen. 1
Abb.1 Klassifikation der Mutationen im CFTR-Gen (modifiziert nach 5)
3
Es ist nicht möglich von der genetischen Mutation unmittelbar auf die Prognose zu
schließen, da die Schwere der Lungenerkrankung, ein wichtiger Faktor für Morbidität
und Mortalität, keinen eindeutigen Zusammenhang mit dem CFTR Genotyp zeigt. Es
wird angenommen, dass die Lungenfunktion mehr von Umweltfaktoren abhängig ist.
Bezüglich der exokrinen Pankreasfunktion hingegen besteht eine starke Korrelation
zwischen CFTR Genotyp und dem Phänotyp. 4, 6
So entwickeln Patienten mit Mutationen der Klassen I, II oder III, welche 90% aller
Patienten tragen, meist innerhalb des ersten Lebensjahres eine komplette exokrine
Pankreasinsuffizienz (d.h. weniger als 2% der exokrinen Pankreasfunktion sind intakt). 7
Einige CFTR-Mutationen, insbesondere der Klassen IV, V und VI sind mit milden oder
asymptomatischen Verlaufsformen assoziiert. Die Chloridkanäle haben in diesen
Fällen eine Restaktivität oder sind nur in ihrer Anzahl reduziert, so dass die exokrine
Pankreasfunktion noch suffizient ist, die Lungenerkrankung eher weniger schwer
verläuft und die Schweißchloridkonzentration im niedrigen Normalbereich liegt. Diese
Patienten erreichen in der Regel ein höheres Lebensalter als Patienten mit schweren
Verläufen der CF. 8
In einigen Fällen ist der Krankheitsverlauf so blande, dass die Patienten ohne
Screening nie durch CF-typische Symptome diagnostiziert werden würden. 9
Der Phänotyp der CF ist sehr heterogen. Die European Diagnostic Working Group
unterscheidet die klassische oder typische von der nicht-klassischen oder untypischen
CF.
Die meisten Patienten gehören dem klassischen Typ an, sie weisen mindestens ein
phänotypisches Zeichen der CF auf. Dies sind Mekoniumileus, chronische
Lungenerkrankung, Pankreasinsuffizienz, mangelnder Ernährungszustand,
Elektrolytentgleisungen durch den erhöhten Elektrolytverlust über den Schweiß,
Leberfibrose, Diabetes mellitus sowie obstruktive Azoospermie bei männlichen
Patienten. Diese Patienten haben Chlorid-Konzentrationen von > 60 mmol/l im
Schweiß. 10
Patienten mit untypischer CF haben mindestens in einem Organsystem CF-Symptome
und normale (< 30mmol/l) oder grenzwertige (30-60mmol/l) Chloridwerte im Schweiß. 11
4
Heterozygote mit nur einem CF-Allel haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung
einer fibrosierenden Pankreatitis, Sinusitis oder allergischen bronchopulmonalen
Aspergillose. 12, 13, 14
Bis heute sind über 1900 verschiedene, z.T. sehr selten auftretende Mutationen auf
dem CFTR-Gen bekannt. 15
98,5% der bekannten Mutationen im CFTR-Gen sind Punktmutationen, 1,5%
Ordnungsänderungen (z.B. Deletionen, Insertionen) des Genoms. 16
Land CFTR-Mutationen Allelnachweis (errechnet) Deutschland ∆F508 (71,8%) 1789+5G�A (0,9%) 87,6%
R553X (2,0%) 3272-26A�G (0,9%) N1303K (1,8%) W1282X (0,7%) G542X (1,2%) 2143delT (0,7%) R347P (1,2%) 1078delT (0,6%) CFTRdele2,3 (1,2%) 2183AA�G (0,6%) 3849+10KbC�T (1,0%) 2184insA (0,6%) G551D (0,9%) 3659delC (0,6%) 1717-1G�A (0,9%)
Abb.2 Verteilung der häufigsten CFTR-Mutationen in Deutschland (modifiziert nach 17)
5
2.1.1 Die F508del-Mutation
Die häufigste Mutation in Deutschland ist die F508del-Mutation (siehe Abb.2), eine
Mutation der Klasse II, die etwa 70% aller CF-Chromosomen ausmacht und
besonders in Homozygotie für schwere Verläufe verantwortlich ist. 18
Patienten mit einer Homozygotie für F508del fallen in der Regel innerhalb der ersten
zwei Monate klinisch auf, 95% sind bis zum 6.Lebensjahr diagnostiziert. Sie haben ein
Risiko von 99% pankreasinsuffizient zu werden. 19, 20
Es handelt sich um eine Deletions-Mutation im CFTR-Gen. Durch Deletion des
Tripletts „TCT“ kommt es zu einer Leserasterverschiebung (Frameshift), die jedoch
wieder eine „sinnvolle“ Sequenz ergibt, wobei das Phenylalanin an Position 508 im
Exon 10 deletiert wird.
Wt sequence
500 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 512
Gly Thr Ile Lys Glu Asn Ile Ile Phe Gly Val Ser Tyr
GGC ACC ATT AAA GAA AAT ATC ATC TTT GGT GTT TCC TAT
F508del
500 501 502 503 504 505 506 507 509 510 511 512
Gly Thr Ile Lys Glu Asn Ile Ile Gly Val Ser Tyr
GGC ACC ATT AAA GAA AAT ATC ATT GGT GTT TCC TAT
Abb.3 Sequenz des CFTR-Gens, Wildtyp und F508del-Mutation 21
Die F508del-Mutation ist in ganz Europa zu finden, zeigt aber bezüglich ihrer
Frequenz bei Patienten mit CF ein Nordwest-Südostgefälle. So beträgt der Anteil
dieser CFTR-Mutation auf den Färöer Inseln (Dänemark) 100% und in der Türkei nur
21%. 22, 23
6
Abb.4 Anteil von F508del der CFTR-Mutationen in Europa 23
In der für diese Arbeit maßgeblichen Region Mecklenburg-Vorpommern machen fünf
Mutationen ca. 78,6% aller CF-Gene aus. Aus dem Jahr 2003 liegen
molekularbiologische Daten von CF-Patienten vor. 24
Anhand von 274 untersuchten CF-Chromosomen konnten folgende relative
Häufigkeiten bestimmt werden.
F508del 67,9% G542X 3,3% N1303K 3,3% CFTRdele 2,3 2,6% R553X 1,5% Abb.5 Verteilung der häufigsten CFTR-Mutationen in Mecklenburg-Vorpommern 24
Diese für die vorliegende Studie genutzten Zahlen stammen von Bauer et al. und
zeigten eine Häufigkeit der F508del-Mutation von 67,9% für Mecklenburg-
Vorpommern. 24
Schroeder et al. sehen einen Grund für die große Häufigkeit des F508del-Allels in
einem Selektionsvorteil Heterozygoter. Eine Heterozygotie für das F508del-Allel sei
assoziiert mit einem Schutz gegen Asthma bronchiale in der Kindheit und dem jungen
Erwachsenenalter. 25
7
Ebenfalls wird ein selektiver Vorteil Heterozygoter in Bezug auf schwere
Durchfallerkrankungen wie Cholera als Grund für die Ubiquität der F508del-Mutation
diskutiert. 26
Eine These von Quinton besagt, dass die Kindersterblichkeit unter Heterozygoten für
CF-Mutationen durch eine erhöhte Resistenz gegenüber Cl--sezernierenden Diarrhoen
erniedrigt sei. 27
8
2.2 Klinik, Diagnostik, Therapie und Prognose der Mukoviszidose
Mutationsfrequenzanalysen lassen vermuten, dass die Mukoviszidose eine Krankheit
ist, die schon lange besteht. Erste Mutationen sind schätzungsweise im
Jungpaläolithikum vor der letzten Eiszeit (40.000 – 30.000 v.Chr.) aufgetreten. 1
Erste Schilderungen typischer Symptome stammen aus dem Mittelalter. Ein
Sprichwort aus dieser Zeit besagt: „Kinder, die einen salzigen Geschmack
hinterlassen, wenn man sie küsst, werden nicht älter als ein Jahr.“ 27
Definiert wurde die Mukoviszidose aber erst im 20. Jahrhundert. 1905 beschreibt
Landsteiner den Mekoniumileus. 1928 folgt eine Erstbeschreibung der Mukoviszidose
durch Fanconi. 1
Andersen definiert 1938 das Krankheitsbild der Mukoviszidose zunächst nur als
Erkrankung des Pankreas („cystic fibrosis of the pancreas“). Doch schnell wurde
erkannt, dass die Mukoviszidose auch andere exokrine Gewebe betrifft und mit
Lungenerkrankungen, Malnutrition, Wachstumsstörungen, Steatorrhoe, männlicher
Infertilität und im Verlauf häufig mit Leberschäden und Diabetes einhergeht. 2, 28
Paul Quinton entdeckte 1983 die intrazelluläre Chloridsekretionsstörung als
Basisdefekt. 1989 folgte die Lokalisierung des CFTR-Gens. 2, 3
Die klinische Manifestation der Mukoviszidose zeigt sich sehr variabel. Zwischen
Beginn der Symptome und Zeitpunkt der Diagnose vergehen in einigen Fällen Monate
bis Jahre. Dies bedeutet für die Patienten und ihre Familien eine große Belastung und
z.T. einen verspäteten Beginn spezifischer Therapiemaßnahmen.
Im Jahr 1997 wurde in Deutschland bei 57% der Mukoviszidose-Patienten die
Diagnose innerhalb des ersten Lebensjahres gestellt, bei 6,4% erst im
Erwachsenenalter. 29
In den Vereinigten Staaten werden laut Zahlen von Flume et al. von 2008 etwa 90%
der Patienten mit Mukoviszidose in den ersten elf Lebensjahren diagnostiziert, 5%
bleiben bis zum Erwachsenenalter unentdeckt. 30
Steinraths et al. beschreiben laut einer Studie von 1993 bis 2005 in Vancouver ein
durchschnittliches Alter klinisch diagnostizierter Mukoviszidose-Patienten von 3,0
Jahren zum Zeitpunkt der Diagnose. Die Diagnose wird durchschnittlich 1,8 Jahre
nach Auftreten der ersten Symptome gestellt. 31
9
Jeweils 22% der Patienten haben nur gastrointestinale oder respiratorische Symptome
zum Zeitpunkt der Diagnose. 36% der Patienten stellen sich mit kombinierten
respiratorischen und gastrointestinalen Symptomen vor. 14% der Patienten mit
Mukoviszidose haben nasale Polypen, einen Rektumprolaps,
Elektrolytverschiebungen, Lebererkrankungen oder andere unspezifische Symptome
in Kombination mit respiratorischen und/oder gastrointestinalen Beschwerden, 4%
weisen ausschließlich unspezifische Symptome auf. Das Gewicht liegt bei
Diagnosestellung in 37%, die Größe in 26% unter der 5.Perzentile. 31, 32
Die Lunge eines Neugeborenen mit Mukoviszidose ist strukturell und funktionell noch
gesund. Bei Kindern, deren Diagnose durch ein Screening gestellt wurde, lassen sich
allerdings schon in den ersten Lebensmonaten durch eine Bronchoskopie oder
bronchioalveoläre Lavage Atemwegsinfektionen nachweisen, ohne dass bereits
klinische Symptome zu erkennen sind. 33
Respiratorisches Leitsymptom ist ein rezidivierender oder persistierender produktiver
Husten. In den ersten Lebensjahren kann der Auskultationsbefund unauffällig sein.
Grobblasige Rasselgeräusche, Giemen und Brummen sind bei Beteiligung der
zentralen Bronchien zu hören. Kennzeichnend für Entzündungen der peripheren
Bronchien sind feinblasige Rasselgeräusche. Bei fortgeschrittener Erkrankung fallen
eine Vorwölbung des Thorax, eine Brustkyphose sowie eine Ruhetachypnoe auf, u.U.
auch Dyspnoe, Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel. 1
Die Luftwege der Patienten sind durch Sekret verlegt und zudem auch durch Ödeme,
Hypertrophie der glatten Muskulatur und Bronchokonstriktion verengt.
Neben der chronischen Atemwegsobstruktion kommt es zu rezidivierenden
Infektionen.
Durch eine Infektion mit Pseudomonas erhöht sich der chronisch progrediente Abfall
des FEV1 / FVC Verhältnisses von jährlich 1,29% auf 1,81%. 34
Bei einigen Patienten kommt es zu einem Pilzbefall der Lunge. Bis zu 13% der CF-
Patienten haben eine allergische bronchopulmonale Aspergillose, welche zu einer
Verschlechterung der Lungenfunktion führt. 35
10
Basisuntersuchung ist zunächst die Röntgenaufnahme des Thorax in 2 Ebenen. So
früh wie möglich sollte eine Lungenfunktionsdiagnostik durchgeführt werden. Die in
der Spirometrie gemessene FEV1 (forciertes exspiratorisches Volumen in einer
Sekunde) ist ein starker klinischer Prädiktor der Mortalität der CF und sollte bei jedem
Arztbesuch gemessen werden. 36
Lungenfunktionstests wie die Spirometrie sind bei jungen Kindern mit CF nicht sehr
sensitiv und zuverlässig. 37
Im frühen Stadium der Krankheit, in dem eine Spirometrie noch nicht durchführbar ist
oder FEV1-Werte noch im Normbereich liegen, ist die Wachstumsgeschwindigkeit ein
guter Parameter für die Schwere der Lungenbeteiligung. 38
Eine hochauflösende Computertomographie kann früh Strukturauffälligkeiten der
Lungen asymptomatischer Kinder zeigen, deren Lungenfunktionstests im
Normalbereich liegen, jedoch sollte die hohe Strahlenbelastung bedacht werden. 39
Die Bestimmung der Lungenbezirke, die schlecht oder nicht ventiliert werden, mittels
N2-Auswaschung ist sensitiver für leichte Veränderungen der Lungenfunktion als eine
Spirometrie oder Bodyplethysmographie. 40
Der Gebrauch der Positronen-Emissions-Tomographie kann den Grad der pulmonalen
Inflammation quantifizieren, stellt jedoch keine Routinemethode dar. 41
Zur Gewinnung von mikrobiellen Kulturen ist die bronchoalveoläre Lavage am
sensitivsten, allerdings handelt es sich hierbei um einen invasiven Eingriff. 36
Grundpfeiler der Behandlung pulmonaler Symptome sind die Herabsetzung der
Viskosität des Bronchialsekrets, die Sekretelimination und die Therapie von
Atemwegsinfektionen.
Mukolytika wie N-Acetylcystein beeinflussen die chronische Sekretretention. Eine
effektive Behandlung der reduzierten mukoziliären Clearance besteht auch in einer
Inhalation mit hypertoner Kochsalzlösung. Rekombinante humane rhDNase reduziert
die Sputumviskosität. Bronchodilatatoren wie β-Adrenergika oder Theophyllin
relaxieren die glatte Muskulatur. Ein früher Beginn dieser Behandlung kann die
Verschlechterung der Lungenfunktion verzögern und Exazerbationen pulmonaler
Infektionen verringern. 42, 43, 44
11
Die Physiotherapie, bestehend aus Lagerungsdrainage, Abklopfen des Thorax und
Vibrationsmassage, Atemtherapie und körperlicher Bewegung, ist ein wichtiger
Bestandteil der Therapie von Lungenerkrankungen bei CF-Patienten. 45
Diese Behandlungen bedeuten zum Teil große Anstrengung und einen enormen
Zeitaufwand. Mehr als eine Stunde pro Tag benötigen die Patienten dafür im
Durchschnitt, während respiratorischer Exazerbationen oft auch länger. Neben
passiven Techniken wie der Lagerungsdrainage oder Kontaktatmung haben sich
zunehmend aktive „Selbsthilfetechniken“ wie Autogene Drainage, PEP (positive
expiratory pressure) - Atmung oder Oszillationstechniken als Bestandteil der
Physiotherapie durchgesetzt, bei denen die Patienten nicht auf fremde Hilfe
angewiesen sind. 10
Uridintriphosphate dienen der Aktivierung der Chloridsekretion. 46
Orale Kortikosteroide zeigen eine signifikante Verbesserung der FVC (forcierte
Vitalkapazität) bei chronischer Infektion mit Pseudomonas aeruginosa und
unterdrücken die Symptome einer chronischen allergisch bronchopulmonalen
Aspergillose sowie eines CF-assoziierten Asthmas. Bei akuten Exazerbationen zeigen
sie gute anti-inflammatorische Effekte. Sie haben allerdings Nebenwirkungen wie die
Hemmung des Wachstums, Glukoseintoleranz, Katarakt, Knochenfrakturen und
Cushing-Syndrom. Auch inhalative Kortikosteroide können die Schleimhautödeme
reduzieren. 2, 47
Intravenös verabreichte Immunglobuline können bei monatlichen Gaben über
durchschnittlich 7,5 Monate laut Dinwiddie et al. die FVC verbessern, darüberhinaus
könne der Verbrauch von oralen und inhalativen Kortikosteroiden gesenkt werden.
Selten kann es unter der Therapie zu Kopfschmerzen, Fieber, Hypertonus,
aseptischer Meningitis oder Angina pectoris kommen. 48
Vor der Einführung wirksamer Antibiotika starben 90% der Patienten mit CF vor
Vollendung des 10.Lebensjahres, meist bedingt durch eine Infektion mit
Staphylococcus aureus. 47
Eine Pseudomonas aeruginosa Infektion muss möglichst schnell nach
Diagnosestellung behandelt werden, um eine Eradikation zu erreichen. Die
Antibiotikatherapie bereits chronischer, eventuell mukoider Infektionen führt meist nur
12
zu einer Reduktion der Pseudomonas-Kolonien, einige Stämme werden gänzlich
resistent. Eine frühe Therapie mit Colistin oder Tobramycin verzögert bei 78% der
Patienten eine Chronifizierung um 3,5 Jahre. Die Erhaltungstherapie einer
chronischen Infektion muss laut europäischem Konsens aus hochdosierten
intravenösen Antibiotikagaben (Penicilline, Cephalosporine, Monobactame,
Carbapeneme, Aminoglycoside oder Colistin) bestehen. Um Resistenzen zu
verhindern und eine synergistische Wirkung zu erzielen, wird eine
Kombinationstherapie empfohlen. 45, 49
Gängige Praxis in der Betreuung von Patienten mit chronischer Pseudomonasinfektion
ist eine regelmäßige intravenöse antibiotische Interventionstherapie etwa 4x pro Jahr
über eine Dauer von ca. 14 Tagen mit einer Kombination von Ceftazidim und
Tobramycin.
Auch ein europäisches Gremium von Experten empfiehlt die regelmäßige
prophylaktische Verabreichung von intravenösen Antibiotika im Abstand von 3
Monaten, mehrere kontrollierte Studien zeigen allerdings keinen Vorteil gegenüber
einer symptomatischen Behandlung. 49, 50, 51
Makrolide, insbesondere Azithromycin zeigen eine Verbesserung der FEV1 und FVC,
für Patienten unter 6 Jahren auch vor der Kolonisation mit Pseudomonas aeruginosa.
Nebenwirkungen sind selten. 52
Inhalatives Tobramycin verzögert chronische Infektionen und eradiziert Pseudomonas
aeruginosa bei den meisten Patienten. Gentamycin zeigt bei topischer Applikation am
nasalen Epithel eine Verbesserung der CFTR-Expression. 53
Lungentransplantationen werden bei CF-Patienten im Endstadium ihrer Erkrankung
durchgeführt, pro Jahr erhalten mehr als 100 Patienten ein Transplantat. Das
Einjahresüberleben beträgt 80%, das Vierjahresüberleben weniger als 50%, das
mittlere Überleben 1037 Tage. Durch Transplantation bedingte Komplikationen sind
für 12% aller Todesfälle bei Patienten mit Mukoviszidose verantwortlich und damit die
zweithäufigste Todesursache nach Lungenerkrankungen im Endstadium. 2, 54
Die Überlebenschancen nach einer Lungentransplantation sind für erwachsene CF-
Patienten besser als für Kinder. 55
13
Pankreas und Darm sind häufig schon zum Zeitpunkt der Geburt durch Obstruktion
der Pankreasgänge in utero geschädigt. Etwa 85% der Kinder sind bei der Geburt
pankreasinsuffizient. 56
Rund 10% der Patienten mit CF werden aufgrund eines Mekoniumileus diagnostiziert,
laut Doull et al. sterben 11% der betroffenen Kinder daran. 47, 57
Leitsymptome der exokrinen Pankreasinsuffizienz sind Fettstühle, breiige Durchfälle,
Blähungen, Bauchschmerzen sowie ein aufgetriebenes Abdomen. 1
Bei der CF wird zu wenig Pankreassekret mit einer zu geringen HCO--Konzentration
produziert. Die Verdauungsenzyme verbleiben in den Pankreasgängen, werden dort
aktiviert und führen zu einer chronischen Pankreatitis mit Gewebsnekrosen und einer
progredienten Fibrose. 58
Die aus der exokrinen Pankreasinsuffizienz resultierende Malabsorption zeigt sich
häufig schon in den ersten Lebenswochen mit einer Wachstumsverzögerung, auch
wenn das Geburtsgewicht meist nicht von der Norm abweicht. 56, 59
Bei 44% der klinisch diagnostizierten Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von
1,41 Jahren wiesen Lai et al. zum Zeitpunkt der Diagnose Zeichen schwerer
Malnutrition (Größe oder Gewicht unter der altersentsprecheneden 5. Perzentile)
nach. 60
Ein guter Ernährungszustand und ein altersentsprechendes Wachstum sind mit einer
besseren Lungenfunktion und einem geringeren Mortalitätsrisiko assoziiert. 61, 62
Patienten mit Pankreasinsuffizienz haben im Durchschnitt einen um 9,20%
schlechteren Wert für die FEV1 als Patienten mit suffizienter Pankreasfunktion, bei
Patienten mit Mekoniumileus liegt der Unterschied im Gegensatz zu Patienten ohne
Mekoniumileus bei 9,35%. 63
Eine frühe Substitution von Pankreasenzymen und der fettlöslichen Vitamine A, D, E
und K sowie gegebenenfalls essentieller Fettsäuren und Calcium ist unerlässlich. 93%
der CF-Patienten benötigen Pankreasenzyme. 29, 64
Weil sowohl die Bikarbonatsekretion des Darms als auch die des Pankreas gestört ist,
können selbst hohe Dosen substituierter Pankreasenzyme nicht vollständig die
Malabsorption ausgleichen, da der pH-Wert des Darms nicht ausreichend in den
alkalischen Bereich gebracht werden kann, um ein Optimum für die Enzymaktivität zu
erreichen. 2
14
Bei exzessiver Gabe von Pankreasenzymen kann es in seltenen Fällen zu
allergischen Reaktionen, Entzündungen des Darms oder der Perianalregion und einer
Darmstenose aufgrund einer fibrosierenden Colopathie kommen. 65, 66
Fettreiche und hochkalorische Ernährung mit einem Kalorienbedarf von 150% und
mehr der normalen Empfehlungen sind für CF-Patienten nötig, um ein weitgehend
normales Wachstum zu erreichen. 47
Laut mehreren Studien kann eine Substitutionstherapie mit Wachstumshormonen
neben einem Wachstumsvorteil und auch einen Vorteil in Bezug auf das
Körpergewicht bringen. 67, 68
Stadien der Symptomfreiheit wecken in manchen Patienten das Gefühl, die Krankheit
wäre derzeit nicht aktiv, wodurch ihre Compliance für aufwendige Therapien sinkt.
In der Patientengruppe unter zwölf Jahren werden die Medikamente regelmäßig
eingenommen. 80% halten ihren Behandlungsplan ein im Gegensatz zu 40% bei
jugendlichen Patienten. Dies ist in erster Linie auf den größeren Einfluss der Eltern
zurückzuführen. 36, 69
Kausale Therapien der Mukoviszidose sind bisher nicht bekannt. Daher ist die
Mukoviszidose eine der ersten Erkrankungen, die für eine Gen-Therapie in Betracht
gezogen wurden. Ein CFTR-Gentransfer wurde in vitro und im Tierversuch etabliert. 70, 71
Es wurden in-vivo Versuche mit viralen Vektoren und Liposomen unternommen, in
denen die CFTR-Funktion durch Transfektion - Einbringen von Zellen mit
Wildtyprezeptoren - wiederhergestellt werden sollte, allerdings ohne Langzeiteffekte
nachzuweisen. 72, 73
Trotz des leichten nicht-invasiven Zugangs zu den Atemwegen mittels Aerosolen, war
der virale wie non-virale Gentransfer in die Epithelien der menschlichen Luftwege
bislang unwirksam. Es ist offensichtlich so, dass die Epithelzellen der Luftwege beim
Menschen effektive physikalische und immunologische Barrieren entwickelt haben, um
die Aufnahme fremder Partikel, wie Vermittler von Gentransfer, zu verhindern. Es wird
geprüft, ob z.B. durch mukolytische Substanzen oder durch eine Beseitigung der
Makrophagen in der Lunge diese Barrieren zu durchbrechen sind. Hierdurch würde
15
allerdings auch die Abwehr von schädigenden Keimen erschwert werden,
möglicherweise käme es vermehrt zu pulmonalen Infektionen. 74
Etwa 97% der männlichen Patienten leiden unter kongenitaler bilateraler Aplasie des
Vas deferens. Zuvor asymptomatische Männer fallen im Erwachsenenalter meist
durch Infertilität auf. 60-70% aller Patienten mit kongenitaler bilateraler Aplasie des
Vas deferens weisen CFTR-Mutationen auf, ohne andere klinische Symptome der
Mukoviszidose zu zeigen. Die Häufigkeit der CFTR-Heterozygotie ist in der Population
infertiler Männer doppelt so hoch wie in der restlichen Bevölkerung. 75, 76
Die Fertilität der CF-Patientinnen ist weitgehend normal, kann aber durch zähes
Zervikalsekret auch eingeschränkt sein. Fast 2/3 der Frauen mit CF im gebärfähigen
Alter können spontan schwanger werden. 58, 77
Sekundärerkrankungen der CF sind z.B. Diabetes mellitus im Rahmen der
Pankreasfibrose, Lebererkrankungen (Steatose, Zirrhose), Erkrankungen der
Gallenblase/-wege (Mikrogallenblase, vergrößerte Gallenblase, Atresie des Ductus
cysticus, Gallensteine, Stenose des Ductus choledochus, sklerosierende Cholangitis),
chronische Sinusitis, Polyposis nasi, Osteoporose, Pneumothorax, pulmonale
Hypertonie, Arthritis, Hypoalbuminämie und Ödeme. 78, 79
Mehr als ein Drittel der CF-Patienten haben pathologische Ergebnisse in
Leberfunktionstests, Lebererkrankungen wirken sich aber nur in seltenen Fällen auf
die Mortalität aus. 30% aller Patienten haben eine kleine, funktionseingeschränkte
Gallenblase und bis zu 10% leiden unter Gallensteinen. 58
Etwa 12% der Patienten, die älter als 13 Jahre sind, zeigen einen insulinpflichtigen
Diabetes mellitus. Im Erwachsenenalter haben mehr als die Hälfte der Erkrankten eine
Glucoseintoleranz, 25% von ihnen sind insulinpflichtig. 2, 80
Die Knochendichte kann bereits im frühen Kindesalter abnehmen. Prädisponierende
Faktoren sind Malnutrition, chronische Infektionen, Vitamin D-Mangel,
Hypogonadismus, späte Pubertät, Steroidtherapie und mangelnde körperliche
Aktivität. 81
16
Shead et al. fanden heraus, dass zirkulierende Osteoklastenvorstufen bei Patienten
mit CF während einer akuten pulmonalen Exazerbation erhöht sind. Daraus lässt sich
folgern, dass es auch in diesem Zusammenhang wichtig ist, Exazerbationen schnell
und aggressiv zu behandeln. 82
Die Mortalitätsrate betrug 1997 in Deutschland 1,4 pro 100 CF-Patienten pro Jahr und
war damit niedriger als in den USA (1,9%) und in Frankreich (2%). Die häufigste
Todesursache war dabei mit 78% der Fälle eine pulmonale Hypertonie. 29
CF-assoziierte Todesfälle in der ersten Lebensdekade, insbesondere im ersten
Lebensjahr der Patienten sind selten geworden. Dies ist in erster Linie auf eine
verbesserte Versorgung der Patienten zurückzuführen. 83
Im Zeitraum 1943-1964 erreichte nur etwa ein Viertel der CF-Patienten das Alter von
16 Jahren. Heute stehen aber Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die ein Erreichen
des Erwachsenenalters möglich machen. Dadurch hat sich die Lebensdauer und
Lebensqualität der CF-Patienten in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht. 84, 85
In Deutschland erreichen 47% das Erwachsenenalter mit einer Lungenfunktion, die im
Normalbereich liegt (FEV1 > 80%), dennoch sterben immer noch ein Drittel der
Patienten im Alter von unter 18 Jahren. 86
Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2008 zeigt für den Zeitraum 1995–2005 einen
Anstieg des Todesalters im Median von 18.5 auf 23.7, während die durchschnittliche
Lebenserwartung der deutschen CF-Population im Jahr 2005 37.4 Jahre betrug. 87
Dodge et al. schätzen für Neugeborene des Jahrgangs 2000 mit Mukoviszidose die
Lebenserwartung auf durchschnittlich 50 Jahre. 88
Die steigende Lebenserwartung der Patienten bedeutet, dass die Population
Erwachsener mit CF stetig wächst, mit Folgen für das Gesundheitssystem und der
nötigen Bereitstellung ärztlicher Versorgung in CF-Zentren für Erwachsene. Die
Herausforderung für die Zukunft wird die Betreuung der erwachsenen CF-Patienten
z.B. mit Diabetes mellitus, progressiver Leberzirrhose und Besiedlung des
Respirationstraktes mit multiresistenten Bakterien sein. 89
Insbesondere der Kinderwunsch bei Frauen mit CF stellt die betreuenden Ärzte vor
medizinische und ethische Probleme. Es muss einerseits eine Beratung über die
Risiken einer Schwangerschaft und der Vererbung der mütterlichen Erkrankung sowie
alternative Möglichkeiten wie eine Adoption erfolgen, andererseits aber auch die
17
Wünsche und die Autonomie der Patientin respektiert werden. Schwangere
Patientinnen benötigen intensive Betreuung, um die Gesundheit von Mutter und Fetus
nicht zu gefährden. Die Frauen sollten keinen fortgeschrittenen Verlauf der
Erkrankung mit schlechter Lungenfunktion, Mangelernährung und Diabetes mellitus
aufweisen. Auch Frauen mit milder Symptomatik zeigen während der
Schwangerschaft häufigere pulmonale Exazerbationen und eine größere Anzahl an
Krankenhausaufenthalten. 90, 91
Die Lebenserwartung wird sich vermutlich auch in Zukunft noch steigern lassen, aber
die Erfolge werden voraussichtlich kleiner, da viele CF-assoziierte Erkrankungen die
Morbiditäts- und Mortalitätsrate im Erwachsenenalter steigern. In einigen
industrialisierten Ländern scheint die Lebenserwartung ein Plateau erreicht zu haben. 45
18
2.3 Neugeborenenscreening
Das erste Neugeborenenscreening führte Bob Guthrie in New York im Jahr 1962 zur
Erkennung der Phenylketonurie ein. Er zeigte, dass auf Filterpapier getrocknete
Blutproben von Neugeborenen in ein Labor transportiert und dort auf angeborene
Erkrankungen analysiert werden können. 92, 93
Wilson und Jungner legten 1968 Kriterien für den Einschluss von Krankheiten in
Screeningprogramme fest:
1. Die Krankheit hat für das Individuum eine Bedeutung.
2. Eine effektive Behandlung ist vorhanden.
3. Die Voraussetzungen für eine Erkennung und Behandlung sind gegeben.
4. Die Krankheit kann erkannt werden, während der Patient noch asymptomatisch ist.
5. Ein adäquater Test ist verfügbar.
6. Die Untersuchung ist für die Bevölkerung akzeptabel.
7. Der Pathomechanismus ist hinreichend verstanden.
8. Es gibt einen Konsens über die Zuständigkeit für die Behandlung.
9. Das Screening ist kosteneffizient durchführbar. 94
1991 wurde eine erste Empfehlung zu einer einheitlichen Regelung des
Neugeborenenscreenings in der Bundesrepublik Deutschland durch einen Beschluss
der Arbeitsgemeinschaften für Pädiatrische Stoffwechselstörungen (APS) und
Pädiatrische Endokrinologie (APE) erarbeitet. 1995 wurde diese Empfehlung ergänzt
und im Jahr 1997 die erste Richtlinie zum Neugeborenenscreening verabschiedet.
Seitdem wird die Testung Neugeborener auf Phenylketonurie, klassische
Galaktosämie und Hypothyreose in allen Bundesländern durchgeführt. Ein Screening
auf Biotinidasemangel und Adrenogenitales Syndrom wurde ebenfalls für alle
Neugeborenen empfohlen, aber damals nur in einigen Bundesländern ausgeführt.
19
Im Jahr 2002 erfolgte eine Neufassung der Richtlinien aufgrund der Einführung des
erweiterten Neugeborenenscreenings mit der Tandem-Massenspektrometrie. 94
Nun wurde für alle Neugeborenen die Früherkennung von Hypothyreose, klassischem
Adrenogenitalem Syndrom, Biotinidasemangel und klassischer Galaktosämie durch
konventionelle Testverfahren und ein Screening auf Störungen des
Aminosäurestoffwechsels, Organoazidurien, Defekten der Fettsäureoxidation und
des Carnitinzyklus anhand der Tandem-Massenspektrometrie empfohlen.
Am 1. April 2005 trat ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über die
Früherkennung von Krankheiten bei Kindern bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres
in Kraft. Diese „Kinder-Richtlinien“ regeln die Durchführung des
Neugeborenenscreenings mit 14 Zielkrankheiten und stellen die Grundlage der
Finanzierung eines Teiles des Neugeborenenscreenings durch die GKV dar. 94
Ein Nationaler Screeningreport der deutschen Gesellschaft für
Neugeborenenscreening liefert Aussagen über die Prävalenz getesteter Krankheiten,
die Recall-Rate, den positiven Vorhersagewert der Screeningtests, den Zeitpunkt des
Therapiebeginns und andere relevante Parameter des Neugeborenenscreenings.
Die Erfassung solcher Daten zielt auf die Darstellung von Screeningprozessen und
Screeningergebnissen sowie auf eine Qualitätskontrolle und Qualitätsverbesserung
des Screenings ab. 95
20
Krankheiten Erstscreening
gesamt
Recall
≥36h
Recallrate
% ≥36h
Bestätigte
Fälle
PPV%
≥36h
Spezifität % Prävalenz
(bezogen auf
Erstscreening)
Hypothyreose 665495 592 0,09 195 29,39 99,88 1:3413
AGS 665495 1883 0,29 38 1,75 99,58 1:17513
Biotinidasemangel 665495 162 0,03 33 19,14 99,98 1:20167
Klassische
Galaktosämie
665495 542 0,08 6 0,92 99,93 1:110916
PKU/HPA 665495 251 0,04 123 45,82 99,97 1:5411
MSUD 665495 62 0,01 4 6,45 99,99 1:166374
MCAD-Mangel 665495 184 0,03 74 37,50 99,98 1:8993
LCHAD-Mangel 665495 16 3 18,75 99,99 1:221832
VLCAD-Mangel 665495 112 0,02 7 6,25 99,98 1:95071
CPT I-Mangel 665495 9 0
CPT II-Mangel 665495 5 0
CAT-Mangel 665495 0 0
GA I 665495 253 0,04 4 1,58 99,96 1:166374
IVA 665495 67 0,01 6 7,46 99,99 1:110916
Gesamt 665495 4138 0,64 493 10,87 99,23 1:1350
Abb. 6 Auszug aus dem Nationalen Screeningreport 2009 96
Recallraten < 0,01% und bei sehr kleinem n nicht berichtet, aus der Analyse ausgeschlossen und nicht berichtet wurden zudem
Fälle mit fehlenden oder unplausiblen Angaben zur Konfirmationsdiagnostik sowie Fälle, die anhand der Konfirmationsdiagnostik
nicht bestätigt werden konnten.
AGS : Adrenogenitales Syndrom, PKU : Phenylketonurie, HPA : Hyperphenylalaninämie, MSUD : Ahornsirupkrankheit, MCAD :
Medium-Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase, LCHAD : Long-Chain-3-Hydroxy-Acyl-CoA-Dehydrogenase, VLCAD : Very-Long-
Chain-Acyl-CoA-Dehydrogenase, CPT : Carnitin-Palmitoyl-CoA-Transferase, CAT : Carnitin-Acylcarnitin-Translocase, GA :
Glutaracidurie, IVA : Isovalerianacidämie; PPV : positiver prädiktiver Wert
Das Neugeborenenscreening in Deutschland wird in insgesamt 11 Referenzzentren
durchgeführt: Berlin, Dresden, Gießen, Greifswald, Hamburg, Hannover, Heidelberg,
Leipzig, Magdeburg, München und Weiden. 94
21
Die Eltern müssen vor der Probenentnahme für das Neugeborenenscreening ärztlich
über den Zweck des Screenings aufgeklärt werden. In Deutschland ist die schriftliche
Einwilligung („informed consent“) mindestens eines Elternteiles notwendig, im
Gegensatz zu Österreich und der Schweiz, wo Eltern, falls sie kein Screening
wünschen, dies ablehnen müssen („informed dissent“). 94, 97
Gemeinsam mit der U2 werden zwischen der 36. und 72. Lebensstunde einige
Blutstropfen gewonnen und auf Filterpapier (Guthrie-Karten) getropft. 98
Die Probe wird eine Stunde bei Raumtemperatur getrocknet und am Tag der
Entnahme an das Screeninglabor versandt, wo die Untersuchung am Tag des
Probeneingangs erfolgen muss. 97
In der Kinderklinik der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wird seit 1969 ein
Neugeborenenscreening durchgeführt, welches ständig erweitert wurde.
Es werden derzeit folgende Erkrankungen getestet: Phenylketonurie, Hypothyreose,
Adrenogenitales Syndrom, Galaktosämie und Biotiniasemangel. Desweiteren werden
in einem erweiterten Screening mit Hilfe der Tandem-Massenspektrometrie die
Ahornsirupkrankheit und Hyperphenylalaninämie, Fettsäureoxidations-Defekte
(MCAD-Mangel und LCHAD/VLCAD), Carnitinzyklus-Defekte und Organoazidurien
(Glutarazidurie Typ I, Isovalerianazidämie) erfasst. 98
Seit September 2012 können in Greifswald Eltern ihre Neugeborenen unentgeltlich auf
Mukoviszidose untersuchen lassen. Die Untersuchung steht für alle Kinder in
Mecklenburg-Vorpommern zur Verfügung. 99
In Norddeutschland stammen 91% aller eingesandten Proben aus Kliniken,
niedergelassene Ärzte und Hebammen stellen 9% aller Einsendungen. 94
22
2.3.1 Stoffwechselscreening bei der Mukoviszidose
Die CF erfüllt einige wichtige Voraussetzungen für die Einführung eines
Neugeborenenscreenings zur möglichst frühen Diagnosestellung nach der Geburt.
Häufigkeit und Schwere sind vergleichbar mit anderen Zielerkrankungen des bisher
durchgeführten erweiterten Neugeborenenscreenings. Die CF ist die häufigste
autosomal rezessiv vererbte Stoffwechselkrankheit mit einer Inzidenz von etwa
1:3300. Dieser Schätzwert basiert für Deutschland auf den Ergebnissen des CF-
Registers in dem bekannte Patienten von den CF-Zentren gemeldet werden. Genaue
populationsbasierte Zahlen liegen nicht vor, da es in Deutschland bisher kein
Neugeborenenscreening auf CF gibt. 100
Damit hat die CF eine sechsmal häufigere Inzidenz als Phenylketonurie und eine
ähnliche Inzidenz wie kongenitaler Hypothyreoidismus. Die Ahornsirupkrankheit ist um
den Faktor 45 seltener als die CF. 101, 102
Die Vorteile der frühen Diagnose durch ein Neugeborenenscreening auf
Mukoviszidose sind in vielen kontrollierten klinischen Studien geprüft worden. Es
existieren mehr veröffentlichte Forschungsergebnisse für CF als es zum Screening auf
Phenylketonurie zu dessen Einführung gab. Auch sind sehr viel sicherere Daten für
die Vorteile eines Screenings auf CF als für die Galaktosämie verfügbar. 103
Dennoch galt die CF bisher aus zwei Gründen als für ein Neugeborenenscreening
nicht geeignet: Zum einen existiert kein beispielsweise der Phenylalaninmessung bei
der PKU-Erkennung vergleichbarer, unmittelbar mit dem Defekt zusammenhängender
und für die Massenanalytik gut geeigneter Parameter. Zum anderen kann die
Krankheit zwar in ihrem Verlauf positiv beeinflusst und Lebenserwartung und –qualität
können durch intensive Behandlung deutlich verbessert werden, eine kausale
Behandlung ist jedoch bisher nicht bekannt. 102
Erste Screeningversuche auf CF erfolgten anhand einer Messung der
Albuminkonzentration im Mekonium. Diese Untersuchung eignet sich aber auf Grund
der geringen Sensitivität nicht als Screeningmethode. 28
23
Die Stuhlelastase ist bei CF-Patienten mit Pankreasinsuffizienz erniedrigt, die
Ergebnisse zeigen aber bei Frühgeborenen häufig nicht die nötige Sensitivität, so dass
sich diese Messung ebenfalls nicht für ein Screening empfiehlt. 4
1953 erkannte Di Sant`Agnese die Erhöhung der Schweißelektrolyte bei CF-Patienten
und 1959 wurde durch Gibson und Cooke der Schweißtest nach Pilocarpin-
Iontophorese eingeführt. 1
Durch fehlende oder funktionsuntüchtige CFTR-Kanäle, welche im Normalfall für die
Salz-Reabsorption zuständig sind, wird bei CF-Patienten Schweiß mit erhöhter
Chlorid-Konzentration produziert. Hierbei gilt es, die altersbezogenen Normwerte zu
beachten. 30, 104
1 bis 2% der Patienten zeigen einen normalen oder grenzwertigen Schweißtest. Diese
tragen meist zumindest ein Allel mit einer „milden Mutation“ der Klasse IV oder V. 47, 105
Der Test kann durchgeführt werden, wenn das Neugeborene zwei Wochen alt ist und
mehr als 3kg wiegt. Bei untergewichtigen oder dehydrierten Kindern kann eine erhöhte
Schweißelektrolytkonzentration gefunden werden. Die bevorzugte Methode zur
Schweißstimulation ist die Pilocarpin-Iontophorese. 106
Da eine Vielzahl verschiedener Verfahren zur Schweißstimulation, -sammlung und -
analyse existieren, wurden vom amerikanischen „National Committee for Clinical
Laboratory Standards“ Leitlinien zum Schweißtest herausgegeben. Laut einer Studie
von Naehrlich et al. bestehen zum Teil Unterschiede zwischen diesen Leitlinien und
der Durchführung des Schweißtests in deutschen CF-Zentren hinsichtlich
Schweißsammlung, Analyse und Referenzwerten. So hält sich nur jede 3. Ambulanz
an die empfohlene Sammelzeit von 30 Minuten. Nur 58% der Zentren messen Chlorid,
welches als einziges diagnostisches Verfahren anerkannt ist, der Referenzgrenzwert
von >60mmol/l wird nur von 78% dieser Zentren angewandt. 107
Zur Reduktion von unnötigen Wiederholungsuntersuchungen, falsch positiven oder
negativen Ergebnissen und im Hinblick auf ein mögliches Neugeborenenscreening
sollten nationale Leitlinien und eine externe Qualitätskontrolle erörtert werden. 107
24
1979 wurde von Crossley der IRT (Immunreaktives Trypsinogen) -Test beschrieben.
Dieser beruht auf dem Nachweis erhöhter Trypsinogenwerte im Blut Neugeborener mit
CF. 108, 109
Das Enzym wird im Pankreas produziert und gelangt auf Grund obstruierter
Ausführungsgänge des Pankreas in die Blutbahn, wo es 2- bis 5-fach erhöhte Werte
zeigt, auch wenn das Pankreas des Patienten noch suffizient ist. 4
Dieser Wert ist nur innerhalb der ersten zwei Lebensmonate aussagekräftig, da der
bei CF-Patienten initial erhöhte Trypsinogenspiegel im Blut abhängig von der
Pankreasfunktion stetig abnimmt. Nach dem zweiten Lebensjahr liegt der IRT-Wert bei
allen Patienten ohne Pankreasaktivität unter der Altersnorm. 110
Obwohl der Wert meist noch deutlich über der altersabhängigen Norm liegt, ist jenseits
der 8.Woche eine Kontrolluntersuchung unzuverlässig.
Eine neonatale Hypertrypsinogenämie ist nicht spezifisch für die CF. Bei Trisomie 13
und 18 kann es ebenfalls zu einer Erhöhung des IRT-Wertes kommen. 111, 112
Auch bei perinatalem Stress, perinataler Asphyxie und Neugeborenen auf
Intensivstationen zeigen sich gelegentlich erhöhte Werte. 113, 114
Zudem findet man bei Neugeborenen nordafrikanischer und afro-amerikanischer
Abstammung etwas höhere Werte im Vergleich zu Kindern nordeuropäischer Herkunft. 115, 116
Bei der „benignen transitorischen Hypertrypsinogenämie“ eines Neugeborenen kommt
es in den ersten Lebenswochen schnell zu einer Normalisierung des
Trypsinogenwertes. In dieser Gruppe befinden sich häufig heterozygote Träger eines
CF-Allels. 117, 118
Dahingegen können CF-Patienten mit Mekoniumileus auch IRT-Werte im Normbereich
zeigen. 119
Auf Grund dieser Unspezifität ist die Frage, bei welchem IRT-Wert man den cut-off
setzt, im Falle der CF besonders schwer. Man muss abwägen, dass zum einen
möglichst alle betroffenen Patienten entdeckt werden sollen, zum anderen die Zahl der
Falsch-Positiven möglichst gering sein soll. Setzt man den Wert zu hoch, entgehen
dem Screening einige CF-Patienten. Wählt man ihn niedrig, um eine gute Sensitivität
zu erreichen, generiert man eine große Anzahl weiterer diagnostischer Verfahren und
entdeckt mehr gesunde Träger als betroffene Patienten. 120, 121
25
Rock et al. beschreiben eine Sensitivität von 87% bei einem cut-off-Wert bei der
99,8.Perzentile. 122
1981 entdeckten Knowles et al., dass die nasale Potentialdifferenz bei CF-Patienten
von der Norm abweicht. So konnte auch dieser Test fortan zur Diagnosestellung
genutzt werden. 123
Besteht trotz eines Schweißtests im Normbereich der klinische Verdacht einer CF, gibt
es in spezialisierten CF-Zentren die Möglichkeit, die Diagnostik in Form der
transepithelialen Potentialdifferenz zu erweitern. Gewöhnlich erfolgt die Messung am
Epithel der Nase. Bei einem CF-Patienten wird durch mangelnde Chloridsekretion und
exzessiven Natriumeinstrom ein höheres elektrochemisches Potential erzeugt als bei
einem Gesunden. Diese Methode lässt sich allerdings nur schwer bei kleinen Kindern
oder Patienten mit entzündlichen Veränderungen oder Polypen in der Nase
durchführen. Es ist auch zu beachten, dass viele Heterozygote für CFTR-Mutationen
auffällige Befunde im Vergleich zu Kontrollen haben. 4, 40
Durch die Entdeckung des CFTR-Gens im Jahre 1989 ist es auch möglich, die
Diagnose CF durch Identifikation zweier mutanter CF-Allele zu stellen. 1
Ein Neugeborenenscreening auf CF wurde bereits in Österreich 117, der Schweiz 124,
den Niederlanden 125, Frankreich 126, Polen 127, Belgien 128, Großbritannien 3, 28,
Russland 102, Australien 128, Neuseeland 129, Canada 130 und einigen Regionen Italiens 131, Spaniens und Tschechiens 102 sowie in den USA 132 eingeführt.
In England wird eine DNA-Analyse in zwei Stufen durchgeführt. Zunächst werden die
Proben auf die vier häufigsten Mutationen getestet und nur im Fall einer gefundenen
Mutation nach weiteren 27 Mutationen gesucht. 133
In Schottland gibt es ein IRT/DNA/IRT-Protokoll. Eine zweite IRT-Messung wird im
Falle einer entdeckten Mutation und einem ersten IRT-Wert über der 99,5.Perzentile
oder bei Neugeborenen ohne eine detektierte Mutation und einem ersten IRT-Wert
über der 99,9.Perzentile nach 3-4 Wochen vorgenommen. Ist der zweite Test
ebenfalls erhöht, wird ein Schweißtest durchgeführt. 133
26
In Wisconsin (USA) wird das Neugeborenenscreening auf CF seit 1985, in Brittany
(Frankreich) seit 1989 durchgeführt. Sowohl in Brittany als auch in Wisconsin wurde
bis 1991 die Testung auf das Immunreaktive Trypsinogen verwandt, seither ein
IRT/DNA-Protokoll. Nach 4-6 Wochen wird in beiden Regionen ein Schweißtest zur
Bestätigung der Diagnose durchgeführt. 63
Eine Studie aus dem Jahr 2004 von Southern et al. berichtete von 26
Screeningprogrammen für CF in Europa. Die meisten Programme waren Pilotstudien
und/oder regional begrenzt. Insgesamt wurden so in einem Jahr mehr als 1.600.000
Neugeborene getestet und über 400 CF-Patienten entdeckt. 104, 127
Die Protokolle für das Neugeborenenscreening auf CF in Europa variieren aufgrund
geografischer, ethnischer und ökonomischer Unterschiede. Eine Vereinheitlichung der
Protokolle ist kaum durchführbar und wohl auch nicht nötig. Die Protokolle sehen alle
im ersten Schritt eine Testung des IRT-Wertes vor sowie einen Schweißtest zur
Bestätigung oder zum Ausschluss der Diagnose. 104
IRT
> Cut-off < Cut-off
Verschiedene Protokolle NBS negativ
NBS positiv NBS negativ
Schweißtest
Cl>60mmol/L Cl 30-59mmol/L Cl<30mmol/L
Diagnose CF Diagnose unklar falsch-positives NBS
CF-Zentrum: CF-Zentrum: Klinische Evaluation weitere Untersuchungen
Abb. 7 Prozedur des CF-Neugeborenenscreenings in Europa (modifiziert nach 104)
NBS= Neugeborenenscreening
27
Zuständig für die Entscheidung über die Einführung eines flächendeckenden
Neugeborenenscreenings auf Mukoviszidose in Deutschland ist der Gemeinsame
Bundesausschuss (G-BA) der Krankenkassen und Ärzte. In einer G-BA Untergruppe,
der AG Kinderrichtlinien, wird das Thema diskutiert. 134
Die Interessenvereinigung Mukoviszidose e.V. spricht sich für eine bundesweite
Umsetzung eines Neugeborenenscreenings aus. Man erhofft sich von einem solchen
Screening eine frühere Diagnosestellung und damit eine positive Entwicklung auf den
Krankheitsverlauf durch eine frühe Einleitung der Therapie. 135
Auch wenn es aktuell kein nationales Neugeborenenscreening für CF gibt, wurden
2001 11% der Patienten durch einen positiven Screening-Test erkannt. In einigen
Screeninglaboren in Deutschland (z.B. in Hannover) wird ein Screening auf CF als
freiwillige Zusatzleistung angeboten. 29
Das Neugeborenenscreening auf Mukoviszidose der Technischen Universität Dresden
für Ostsachsen (Regierungsbezirk Dresden) wurde 1996 etabliert. Es wurde zunächst
mit einer IRT/DNA-Screeningstrategie mit Analyse dreier CFTR-Gen-Mutationen
(F508del, G551D und R553X) und seit Januar 2008 mit einem IRT/PAP-Protokoll
durchgeführt. Es wurde eine nahezu 100%ige Einwilligung der Eltern in die freiwillige
Untersuchung erreicht und somit wurden ca. 15.000 Neugeborene pro Jahr
untersucht. Die errechnete Inzidenz für Mukoviszidose in der Region betrug 1:5547.
Der Median des Diagnosealters der mittels Neugeborenenscreening in Dresden
detektierten Kinder liegt bei 60,5 Tagen, der Median des Diagnosezeitpunktes in
Deutschland bei 1,1 Jahren. 102, 136
In Heidelberg fand ab April 2008 eine Pilotstudie zum Vergleich des IRT/DNA-
Protokolls mit einem IRT/PAP-Screening statt. Hier wurden ca. 100.000 Neugeborene
gescreent. Die Sensitivität der IRT/PAP-Methode betrug 92,8%, die der IRT/DNA-
Methode nur 71,4%. Die Spezifität lag in beiden Fällen bei 99,9%. 104, 137
In Greifswald wird seit September 2012 ein freiwilliges Screening mittels einer
IRT/PAP-Methode angeboten. 99
Zu bedenken ist, dass ein Screening keine Untersuchung unter diagnostischen
Qualitätskriterien ist und nicht 100% der betroffenen Patienten entdecken kann. 138
28
3. Fragestellung und Zielsetzung
Derzeit wird die Einführung eines Neugeborenenscrenings auf CF diskutiert. Eines der
wichtigsten Kriterien zur Entscheidungsfindung ist die Inzidenz der Erkrankung.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer populationsbasierten Studie zur
Bestimmung der Häufigkeit der Merkmalsträger in der Bevölkerung.
Es besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von
F508del und der Inzidenz der CF. Hingegen gibt es keine Korrelation für die Anzahl
der CFTR-Mutationen und der Häufigkeit der CF in einem Land. 17
Mit den Ergebnissen dieser populationsbasierten Studie sollte zunächst die Häufigkeit
der Merkmalsträger für F508del in Ostvorpommern bestimmt werden. Unter
Berücksichtigung des prozentualen Anteils dieser Mutation an allen CF-Chromosomen
der Patienten in Ostvorpommern sollte dann die Berechnung der heterozygoten CF-
Allelträger in der Region folgen und daraus die Inzidenz der CF abgeleitet werden.
Es gibt bereits Studien, die auf der Basis eines Heterozygotenscreenings für CF auf
die Inzidenz in der Bevölkerung schließen. Hierbei muss die regionale Varianz der
Frequenz der untersuchten Mutationen beachtet werden. 139, 140
Zudem ist zu berücksichtigen, dass einige CF-Allele bei Homozygoten im Vergleich zu
Heterozygoten über- oder unterrepräsentiert sein können, so dass die Berechnung der
Inzidenz aus der Allelhäufigkeit verzerrt wird. Für die F508del-Mutation ist dies nicht
beobachtet. 141
Desweiteren sollten mit dieser Arbeit die wissenschaftlichen und methodischen
Voraussetzungen für die Einführung eines Neugeborenenscreenings für CF geprüft
werden.
Dabei sollte ein einfacher Polymerasekettenreaktion (PCR) - basierter Test entwickelt
werden, mit dem die F508del-Mutation in DNA-Pools bestimmt werden kann.
29
4. Material und Methoden Diese Untersuchung einer Neugeborenenkohorte wurde in Kooperation mit dem
Institut für Community Medicine der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
durchgeführt.
4.1 Studienpopulation
Im populationsbasierten, prospektiven Survey of Neonates in Pomerania (SNiP)
wurden vom 01. März 2003 bis zum 30. November 2008 flächendeckend 6828
Neugeborene erfasst, deren Mütter zum Zeitpunkt der Entbindung ihren Erstwohnsitz
in der Stadt Greifswald oder Orten mit den Postleitzahlen 17389 - 17999 sowie in
Karlshagen, Neuendorf und Wietstock hatten. 142
Von der Studie ausgeschlossen waren Kinder von Müttern mit unzureichenden
Deutschkenntnissen, bei denen eine Befragung nicht möglich war sowie Kinder, die
von ihrer Mutter zur Adoption freigegeben wurden oder verstarben. Bei minderjährigen
Müttern musste der gesetzliche Vormund seine Zustimmung geben. 143
Das Durchschnittsalter der Erstgebärenden lag in der Studienregion zwischen 25 und
26 Jahren und zeigt damit einen bedeutsamen Unterschied zu dem von der
bundesweiten Statistik angegebenen durchschnittlichen Alter bei der Geburt des
ersten Kindes von 29,6 bis 29,8 Jahren. Die Fertilitätsrate in der SNiP-Region lag im
Zeitraum der Studie zwischen 1,19 und 1,29 Kindern pro Frau und weist somit eine
geringere Fertilitätsrate im Vergleich zu bundesweiten (1,34) als auch speziell
ostdeutschen Zahlen (1,30) auf. 142, 143
Mit der Wöchnerin wurde nach ausführlicher Aufklärung ein standardisiertes Interview
von fünf bis zehn Minuten Dauer durchgeführt. Desweiteren wurden den Eltern ein
Fragebogen überreicht und Daten aus dem Mutterpass und der Geburtsakte erfasst.
Insgesamt wurden 273 Items der Neugeborenen und Ihrer Familien erhoben. 142
Dokumentiert wurden soziodemographische Daten wie Schulbildung, Berufstätigkeit
und Lebensbedingungen von Mutter und Vater, Erkrankungen der Mutter und
Verwendung von Medikamenten während der Schwangerschaft sowie der Genuss von
Alkohol und Nikotin vor und während der Schwangerschaft.
Auf diese Weise wurden Erkenntnisse über familiäre Prädispositionen und Einflüsse
auf die Entwicklung des Kindes während der Schwangerschaft gewonnen.
30
Aus der Nabelschnur wurden nach der Geburt mit Einverständnis der Mutter 4 ml Blut
entnommen.
Statistische Vorabschätzungen der vorliegenden Studie gingen von ca. 1500
benötigten Proben aus. Bei etwa 800 erwarteten Proben pro Jahr wurden
populationsbasiert zwei Jahrgänge (Januar 2004 bis Dezember 2005), insgesamt
1530 DNA-Proben, untersucht.
Anzahl der Lebendgeburten von
Januar 2004 – Dezember 2005
im Einzugsgebiet der SNiP-Studie
laut Angaben des
Statistischen Landesamtes: 2503 verpasst: 162
von der SNiP-Studie erfasst: 2341 ausgeschlossen: 124
Studienpopulation: 2217 verfehlt, Einverständnis verweigert: 450
Teilnehmer: 1767 kein Blut vorhanden: 41
Nabelschnurblut
vorhanden: 1726 zu wenig Blut, Blut geronnen,
unreine DNA, DNA vernichtet: 196
untersuchte DNA-Proben: 1530
Abb. 8 Probengewinnung (modifiziert nach 142)
31
4.1.1 Angaben zur ethischen Basis
Nach Prüfung durch die Ethikkommission der Ernst-Moritz-Arndt-Universität
Greifswald und den Datenschutzbeauftragten des Landes Mecklenburg-Vorpommern
wurde die SNiP-Studie positiv begutachtet. Jedes wissenschaftliche Projekt, wie auch
das vorliegende wird darüberhinaus durch den Vorstand des Forschungsverbundes
Community Medicine geprüft und genehmigt.
Die Bearbeitung der Proben erfolgt pseudonymisiert. Es wurde nur nach Heterozygotie
für die F508del-Mutation gesucht und keine Daten zur Person ermittelt und
ausgewertet, so dass für Dritte kein Rückschluss auf die Identität möglich ist.
Theoretisch bestand mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 1:5.000 die Möglichkeit der
Detektion einer Homozygotie für die F508-Mutation im Rahmen dieses Projektes.
Damit stellte sich das ethische Problem der akzidentellen Diagnosestellung eines an
Mukoviszidose erkrankten Teilnehmers und die Frage nach Aufhebung der
Anonymisierung.
Hierfür wurde folgendes Vorgehen festgelegt:
Zum Zeitpunkt der Untersuchung waren die meisten Teilnehmer älter als ein Jahr.
Daher war bei einer durchschnittlichen Diagnosestellung der Mukoviszidose im Alter
von 7 Monaten davon auszugehen, dass bereits aufgrund klinischer Befunde eine
Diagnostik durchgeführt wurde. 29
Im Fall der Feststellung einer Homozygotie für die F508del-Mutation würde der Vorteil
einer möglichst frühen Diagnosestellung den Nachteil der Aufhebung der
Anonymisierung überwiegen. Zunächst wäre erfragt worden, ob der Patient bereits im
Mukoviszidose-Zentrum Mecklenburg-Vorpommern bekannt ist. Daraufhin sollte eine
Kontaktaufnahme zur Familie über den betreuenden Kinderarzt erfolgen. Weitere
diagnostische Schritte wären empfohlen worden, da das Ergebnis im Rahmen einer
wissenschaftlichen Untersuchung unter Screeningbedingungen ermittelt wurde und
keineswegs eine molekulargenetische Untersuchung unter diagnostischen
Qualitätskriterien ersetzen kann.
Bei Ausschluss einer Mutation sowie der Detektion der F508del-Mutation in
Heterozygotie, die keine Krankheitsrelevanz hat, wurde die Anonymität gewahrt und
32
es erfolgte laut Empfehlungen der UNESCO und der Arbeitsgruppe Ethik der
Europäischen Gesellschaft für Humangenetik keine Information des betreffenden
Probanden über das Ergebnis. 144, 145
Die CF-Studie wurde in dieser Form von der Ethikkommission der Ernst-Moritz-Arndt-
Universität Greifswald und dem Vorstand des Forschungsverbundes Community
Medicine bewilligt.
33
4.2 Methoden
Die Präparation der DNA erfolgte aus mindestens 0,5ml Nabelschnurblut, welches im
Rahmen der SNiP-Studie entnommen worden war.
Das Blut wurde mit 30ml Lysis-Puffer in einem Falcon-Röhrchen 30 min. zur Hämolyse
in einem Eisbad belassen, dabei 4-5 mal gut gemischt. Es wurde bei 4°C 10 min. bei
1900g zentrifugiert. Der Überstand wurde abgegossen, das Pellet in 10ml Lysis-Puffer
suspendiert und erneut zentrifugiert. Der Waschschritt wurde 2-3mal wiederholt bis der
Überstand hell blieb.
Das Pellet wurde mit 5ml SE-Puffer, 250µl SDS und 50µl Pronase E im
Trockenschrank bei 55°C inkubiert und im Verlauf 3-4 mal von Hand geschüttelt.
Erschien die Lösung nach etwa 24 Stunden optisch homogen, wurden 1,4ml NaCl-
Lösung bei Raumtemperatur zugegeben. Sie wurde 15 sec. auf dem Vortex-Mischer
geschüttelt und bei 25°C 15 min. bei 4000g zentrifugiert. Der Überstand mit der DNA
wurde in ein neues Falcon-Röhrchen abgegossen und 12ml Rotisol bei
Raumtemperatur zur Fällung hinzugefügt. Die Proben wurden von Hand geschwenkt,
die DNA mit Häkchen entnommen und mit 70% Ethanol mittels Pipette abgespült. Der
DNA wurde in einem Eppendorf-Röhrchen 1ml TE-Puffer (Stammlösung) zum Lösen
dazugegeben.
War nach etwa 2 Tagen bei Raumtemperatur auf einem Reagenzglasmischer mit
Drehteller kein DNA-Knäuel mehr zu sehen, wurde eine Konzentrations- und
Reinheitsbestimmung am Spektralfotometer durchgeführt.
10 µl gelöste DNA wurde mit 990 µl TE-Puffer in ein 2ml Eppendorf-Röhrchen
gegeben und gemischt. Die Reinheit, i.e. Optische Dichte (260nm) / Optische Dichte
(280nm), sollte größer als 1,75 sein.
Alle DNA-Proben wurden mittels der erwähnten Stammlösung auf eine einheitliche
Konzentration von 10 µg pro 100 µl eingestellt, um die Vergleichbarkeit der
Ergebnisse zu gewährleisten. Sie wurden bei –23°C konserviert.
34
Herstellung der Reagenzien:
Lysis-Puffer NH4CL, 155mM = 8,29g
KHCO3, 10mM = 1g
Na-EDTA, 0,1mM = 0,03722g
auf 1l mit Aquabidest auffüllen,
pH 7,4 mit HCl bzw. NaOH
einstellen, Aufbewahrung und
Verarbeitung bei 4°C
SE-Puffer NaCl, 75mM = 4,38g
Na-EDTA, 25mM = 9,31g
auf 1l mit Aquabidest auffüllen,
pH 8,0 mit 4,3ml 5n NaOH
eingestellt, Aufbewahrung bei
4°C, Verarbeitung bei
Zimmertemperatur
TE-Puffer
(Stammlösung)
TRIS 0,5M (6,05g ad 100ml
aqua ad iniectabilia Decta
Select pH 8,0)
Na-EDTA 0,5M (18,6g ad 100ml
aqua ad iniectabilia Decta
Select pH 8,0)
Gebrauchslösung: 2000µl TRIS
0,5M und 200 µl Na-EDTA 0,5M
ad 100ml aqua ad iniectabilia
Decta Select
Pronase E 10mg/ml aqua ad iniectabilia
Delta Select
haltbar bei -23°C
SDS Dodecylsulfat-Na-Salz 20% in
Aquabidest
NaCl gesättigt, 6M
Chemikalien:
NH4CL Firma Merk Darmstadt
KHCO3 Firma Merk Darmstadt
Na-EDTA (TriplexIII) Firma Merk Darmstadt
NaCl Firma Merk Darmstadt
TRIS(hydroxymethyl)-aminomethan Firma Merk Darmstadt
Pronase E Firma SERVA Heidelberg
SDS: Dodecylsulfat-Na-Salz Firma SERVA Heidelberg
Rotisol Firma Roth Karlsruhe
Ethanol 70% Universitätsapotheke Greifswald
aqua ad iniectabilia Decta Select Delta Select GmbH Pfullingen
35
Der Nachweis der F508del-Mutation wurde DNA basiert mittels PCR in zwei Schritten
durchgeführt.
Hierfür wurde der Thermocycler PERKIN ELMER Gene Amp PCR System 9600
(Waltham, Massachusetts, USA) genutzt.
Im ersten Schritt wurde eine DNA-Probe auf das Vorhandensein der F508del-Mutation
überprüft.
Das verwendete PCR-Programm beinhaltete eine sechsminütige Denaturierung bei
94°C, 35 Zyklen mit jeweils 30 sec. Denaturierung bei 94°C, dem Annealing 30 sec.
bei 51°C und einer Elongation 30 sec. bei 72°C, sowie eine Abkühlung nach weiteren
6 min. bei 72°C auf 4°C.
Für die PCR zum Nachweis der F508del-Mutation wurden zwei Primer verwendet:
5` - ACC ATT AAA GAA AAT ATC ATT - 3` (selbst designt)
5` - CAT TCA CAG TAG CTT ACC CAT - 3` 21
Der PCR-Ansatz bestand aus 25 µl folgender Zusammensetzung:
H20 15,45 µl
Puffer (10x NH4 Reaktionspuffer: 750mM Tris-HCl pH 8,8 (bei 25°C),
200mM(NH4)2SO4, 0,1% Tween®20) 2,5 µl
MgCl2 (25mM) 1,25 µl
dNTPs 0,5 µl
Primer A 0,05 µl
Primer B 0,05 µl
Innu Taq Polymerase (Analytic Jena, 5U/ µl) 0,2 µl
5 DNA-Proben zu jeweils 1 µl 5 µl
36
Der zweite Schritt wurde im Fall eines positiven Ergebnisses in der ersten PCR mit der
Bi-PASA (bidirectional PCR amplification of specific alleles), einer PCR mit 4 Primern,
durchgeführt.
Bei der Bi-PASA besteht die Möglichkeit, in einem Reaktionsgefäß sowohl das
Vorhandensein des Wildtyp- als auch des gesuchten mutierten Allels nachzuweisen.
So lassen sich in einer PCR-Reaktion Homozygote von Heterozygoten unterscheiden.
Beide Allele werden in entgegengesetzten Richtungen amplifiziert.
Die PCR benötigt zwei äußere (P und Q) und zwei innere allelspezifische (A und B)
Primer.
Die inneren Primer verfügen über eine kurze komplementäre Region, ein 10
Nukleotide langes GC-reiches 5` Ende und ein Mismatch am 3` Ende.
Das GC reiche Ende steigert die Effizienz der Amplifikation nach einigen Zyklen, wenn
genomische DNA durch amplifizierte „template DNA“ ersetzt wird, da die
komplementäre Region größer wird. Desweiteren verhindert es „megapriming“,
verursacht durch in der PCR entstandene PB- oder AQ-Segmente (siehe Abb.9), die
in folgenden Zyklen als Primer für die genomische DNA agieren können.
In der Reaktion können drei Fragmente entstehen: AQ für das mutante Allel, PB für
das Wildtyp-Allel und PQ als interne Kontrolle. Sowohl homozygot Gesunde als auch
homozygot Kranke weisen also zwei, Heterozygote für die F508del-Mutation drei
Banden auf. 21
37
� P � A
--- ---
B Q PCR Possible PCR Segments: PQ wildtype PQ mutant
PB wildtype _______________________________________ _______________________________________ AQ mutant
______________________________________________ ______________________________________________
Agarose gel elektrophoresis Homozygote Homozygote Heterozygote Wildtype Mutant PQ (588bp) Wildtype Allele PB (415bp) Mutant Allele AQ (223bp)
Abb. 9 Darstellung der Bi-PASA modifiziert nach 146
P = Primer 5` - CTG AAT CAT GTG CCC TTC TC - 3` Q = Primer 5` - CAT TCA CAG TAG CTT ACC CAT - 3` A = Primer 5` - GGG CCG GGG GAT TAA AGA AAA TAT CAT T - 3` B = Primer 5` - GGC GGC GGG GAT AGG AAA CAC CAA A - 3` X = Mutation
38
Das verwendete PCR-Programm beinhaltete eine sechsminütige Denaturierung bei
94°C, 35 Zyklen mit jeweils 30 sec. Denaturierung bei 94°C, dem Annealing 30 sec.
bei 55°C und Elongation 30 sec. bei 72°C, sowie eine Abkühlung nach weiteren 6 min.
bei 72°C auf 4°C.
Für die Bi-PASA wurden vier Primer verwendet:
5` - CTG AAT CAT GTG CCC TTC TC - 3` 21
5` - CAT TCA CAG TAG CTT ACC CAT - 3` 21
5` - GGG CCG GGG GAT TAA AGA AAA TAT CAT T - 3` 21
5` - GGC GGC GGG GAT AGG AAA CAC CAA A - 3` 21
Der PCR-Ansatz bestand aus 25 µl folgender Zusammensetzung:
H20 19,325 µl
Puffer (10x NH4 Reaktionspuffer: 750mM Tris-HCl pH 8,8 (bei 25°C),
200mM(NH4)2SO4, 0,1% Tween®20)
2,5 µl
MgCl2 (25mM) 1,25 µl
dNTPs 0,5 µl
Primer A 0,0125 µl
Primer B 0,0125 µl
Primer C 0,1 µl
Primer D 0,1 µl
Innu Taq Polymerase (Analytic Jena, 5U/ µl) 0,2 µl
1 DNA-Probe 1 µl
Zur Bestätigung der Qualität des verwendeten PCR-Ansatzes wurde das amplifizierte
Produkt der PCR mit einer Probe eines bekannten CF-Patienten mit nachgewiesener
F508del-Mutation sequenziert. So wurde sichergestellt, dass die richtige Mutation
untersucht wurde. Es entsprach der F508del-Mutation.
39
Die Sequenzierung fand im August 2006 im Institut für Humangenetik in Greifswald
mittels der „Big Dye Terminator Cycle“ – Sequenzierung (Sequenzierer Modell: ABI
Prism® 377) statt.
Sensitivität und Spezifität der Bi-PASA wurde von Liu et al. mit 100 % und 99,6 %
getestet. 146
Mit dem Ziel, das PCR-Verfahren auch für eine große Anzahl von Proben möglich zu
machen, führten wir Verdünnungsreihen einer für die F508del-Mutation heterozygoten
Probe mit Proben gesunder Probanden durch, um jeweils mehrere DNA-Proben in
einer Reaktion zusammenfügen und mit diesem Pool eine PCR durchführen zu
können.
Eine für die F508del-Mutation heterozygote Probe wurde mit jeweils 1 - 12 Proben
gesunder Probanden verdünnt und das Anschlagen der PCR im Pool beobachtet.
In der Bi-PASA wurden die DNA-Proben der Probanden einzeln untersucht.
Um ein eventuell bald eingeführtes Neugeborenenscreening noch einfacher und
kostengünstiger zu gestalten, prüften wir eine Methode zur DNA-Gewinnung, bei der
die ohnehin zur Verfügung stehenden, auf Filterpapier getrockneten Blutproben
(Guthrie-Karten) des Neugeborenenscreenings genutzt werden können. Diese sind
leicht zu transportieren und archivieren. Crossley nutzte sie bereits 1979 zur
Bestimmung des Immunreaktiven Trypsinogens. 108, 147
Ein Tropfen Vollblut wurde auf Filterpapier gegeben. Wir stanzten jeweils ein rundes
Plättchen im Durchmesser von 0,3 cm aus der getrockneten Blutprobe aus und fügten
dies der Reaktion hinzu. 148
Der PCR-Ansatz wurde nach jeweils 30 sec. bei 4°C zweimal 3 min. bei 95°C im
Thermocycler erhitzt, danach wurde er zu den ausgestanzten Plättchen aus den
Karten des Neugeborenenscreenings pippetiert und die PCR wurde wie beschrieben
durchgeführt.
40
Die Stabilität der DNA in getrockneten Blutproben ist gesichert, sie kann für
Amplifikationen und Mutationsanalysen verwendet werden. 130, 149
Bei Verwendung der ausgestanzten Plättchen aus den Karten des
Neugeborenenscreenings wurde der Ansatz verdoppelt, um ein deutlicheres Ergebnis
zu erzielen. Er bestand aus 40µl und setzte sich folgendermaßen zusammen:
H2O 30,9 µl
Puffer (10x NH4 Reaktionspuffer: 750mM Tris-HCl pH 8,8 (bei 25°C),
200mM(NH4)2SO4, 0,1% Tween®20)
5 µl
MgCl2 2,5 µl
dNTPs 1 µl
Primer A 0,1 µl
Primer B 0,1 µl
Innu Taq Polymerase (Analytic Jena, 5U/ µl) 0,4 µl
Auch für die Bi-PASA wurde bei Verwendung der ausgestanzten Plättchen aus den
Screeningkarten der Ansatz verdoppelt. Es musste zudem ein Enhancer hinzugefügt
werden. So bestand der Ansatz aus 48µl und setzte sich folgendermaßen zusammen:
Enhancer (Q-Solution, 5x konzentriert) 10 µl
H2O 28,65 µl
Puffer (TrisCl, KCl, (NH4)2SO4, pH 8,7 bei 20°C) 5 µl
MgCl2 (25mM) 2,5 µl
dNTPs 1 µl
Primer A 0,025 µl
Primer B 0,025 µl
Primer C 0,2 µl
Primer D 0,2 µl
Qiagen Taq Polymerase (Sample&Assay Technologies, 5U/ µl) 0,4 µl
41
Bei allen Reaktionen wurden ein Pool von einer heterozygoten Probe mit vier
gesunden Proben als Positivkontrolle, sowie ein Leerwert als negative Kontrolle
mitgeführt.
Der PCR folgte eine Auftrennung und Analyse der amplifizierten DNA-Fragmente
durch eine Gelelektrophorese. Die Gelelektrophorese lief 30 min. bei 120V im POWER
PAC 200 (BIO-RAD; Hercules, California, USA), wobei jeweils 10 µl des PCR
Produktes mit 4 µl Bromphenolblaulösung (50% Glycerol in H2O) in einen Slot
pippetiert wurden.
Die PCR-Produkte wurden in ein mit Slots versehenes Agarose-Gel pippetiert,
welches in einer mit 1x TA-Puffer gefüllten Elektrophorese-Kammer lag. Für das 2%
Agarose Gel wurde 1g DNA-Agar (Serva; Heidelberg) in 50 ml 1x TA-Puffer gelöst,
welcher sich aus 50x TA-Pufferlösung (242g/l Trisbase, 57,1 ml/l Eisessig, pH 8,0) und
Aqua bidestillata zusammensetzte, wobei 10ml 50x TA-Puffer auf 500ml Aqua
bidestillata kamen.
Homozygot Homozygot
Heterozygot Heterozygot
Gesund Gesund
Leerwert
588 415 223 (bp)
Abb. 10 Gelelektrophorese nach Bi-PASA, Nachweis F508del-Mutation Laufrichtung , DNA-Leiter: pUC 19/Msp I
42
Aufgrund ihrer polyanionischen Ladung bewegen sich die Nukleinsäuren nach Anlage
einer Spannung im Gel von der Kathode zur Anode. Dabei bewegen sich kleinere
Teilchen schneller als große und es erfolgt eine Auftrennung der Fragmente nach ihrer
Molekülgröße. Im Gel wurde bei jeder Elektrophorese die DNA-Leiter pUC 19/Msp I
(Carl Roth; Karlsruhe) mitgeführt, die aus Nukleinsäuresträngen definierter Länge
besteht und eine Angabe der Größe verschiedener DNA-Fragmente möglich macht
(Fragmentgrößen: 501, 404, 331, 242, 190, 147, 111, 67 (in bp), Gesamtlänge
2686bp).
Durch das zum Gel zugesetzte Ethidiumbromid (Serva; Heidelberg) mit einer
Konzentration von 10mg/10ml H2O konnten die DNA-Banden unter UV-Licht mit einer
Wellenlänge von 312nm sichtbar gemacht und fotografiert werden.
43
4.3 Angaben zur Statistik
Zur Abschätzung der benötigten Studiengröße wurde eine Häufigkeit phänotypisch
gesunder, heterozygoter Überträger der CF von etwa 1:20 bis 1:30 angenommen.
Dieser Schätzwert basiert für Deutschland auf den Ergebnissen des CF-Registers
(Qualitätssicherung Mukoviszidose), in dem bekannte Patienten von den CF-Zentren
gemeldet werden.
Die Häufigkeit der gesuchten F508del-Mutation wurde analog der Untersuchungen
von Bauer et al. in Mecklenburg-Vorpommern mit 67,9% angenommen. 24
Damit wurden bei ca. 1500 untersuchten Proben etwa 30 bis 50 Heterozygote für die
F508del-Mutation erwartet.
Geht man von einer Inzidenz der Mukoviszidose von 1 pro 3.300 Geburten aus,
beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Homozygotie für die F508del-Mutation unter
Berücksichtigung der Allelverteilung in Mecklenburg-Vorpommern in dieser Population
rund 1:5.000. 100
Unter allen untersuchten Probanden (n) wurden a Allele mit der gesuchten Mutation
gefunden. So war die beobachtete Wahrscheinlichkeit p, einen Merkmalsträger zu
finden p = a/n. 150
Die Berechnung der Inzidenz erfolgte mittels Allelfrequenzbestimmung nach Hardy-
Weinberg.
Für die Berechnung des Konfidenzintervalls wurde folgende Formel verwendet:
a/n ± √ (a/n (1-a/n)):n .
5. Ergebnisse Alle 1530 eingeschlossenen
ersten Ansatz amplifiziert und analysiert.
Um herauszufinden, ob mehrere DNA
erfolgten zunächst Verdünnungsreihen einer für die F508del
Probe mit jeweils 1-12 gesunden Proben.
heterozygoten Probe mit zehn homozygot gesunden Proben ließ sich in der PCR ein
eindeutiges Ergebnis nachwei
Verdünnung von 1:5 zu verwenden, um die Sicherheit der Ergebnisse zu
gewährleisten.
73 Proben, welche unter der einheitlichen DNA
lagen, wurden einzeln untersucht.
Heterozygot F508del : Gesund 5:0 0:5 1:4 1:4 1:5 1:5 1:6 1:6 1:10 1:10 Leerwert Abb. 11 Verdünnungsreihe DNA-
Laufrichtung , DNA-Leiter: pUC 19/Msp I
44
eingeschlossenen DNA-Proben aus Nabelschnurblut wurden erfolgreich im
ersten Ansatz amplifiziert und analysiert.
Um herauszufinden, ob mehrere DNA-Proben zeitgleich untersucht werden können,
n zunächst Verdünnungsreihen einer für die F508del-Mutation heterozygoten
12 gesunden Proben. Bis zu einer Verdünnung von einer
heterozygoten Probe mit zehn homozygot gesunden Proben ließ sich in der PCR ein
eindeutiges Ergebnis nachweisen. Wir entschieden, für unsere Studie eine
Verdünnung von 1:5 zu verwenden, um die Sicherheit der Ergebnisse zu
73 Proben, welche unter der einheitlichen DNA-Konzentration von 10
lagen, wurden einzeln untersucht.
: Gesund
-Proben (Heterozygot F508del (216bp):Gesund) I
Leiter: pUC 19/Msp I
Proben aus Nabelschnurblut wurden erfolgreich im
Proben zeitgleich untersucht werden können,
Mutation heterozygoten
Bis zu einer Verdünnung von einer
heterozygoten Probe mit zehn homozygot gesunden Proben ließ sich in der PCR ein
sen. Wir entschieden, für unsere Studie eine
Verdünnung von 1:5 zu verwenden, um die Sicherheit der Ergebnisse zu
Konzentration von 10 µg pro 100 µl
Proben (Heterozygot F508del (216bp):Gesund) I
1:9 1:10 1:11 1:12 Leerwert Abb. 12 Verdünnungsreihe DNA-
Laufrichtung , DNA-Leiter: pUC 19/Msp I
Die PCR lässt sich auch mit DNA aus getrockneten Blutproben auf
durchführen. Dies kann die Durchführung eines Neugeborenenscreen
gestalten, da aus einem der
dem Filterpapier der Screeningkarte
ausgestanzt und mit diesem die
F508del-Mutation F508del-Mutation Gesund Gesund Leerwert Abb. 13 PCR mit Stanzproben aus Guthrie
Laufrichtung , DNA-Leiter: pUC 19/Msp I
Nur die Proben, die ein auffälliges Ergebnis zeigten, wurden nachge
Hierbei ließ sich anhand der Bi
heterozygote oder homozygote, also krankheitsverursachende Mutation handelt
45
-Proben (Heterozygot F508del (216bp):Gesund) IILeiter: pUC 19/Msp I
Die PCR lässt sich auch mit DNA aus getrockneten Blutproben auf
die Durchführung eines Neugeborenenscreen
, da aus einem der ohnehin zur Verfügung stehenden fünf Blutstropfen auf
dem Filterpapier der Screeningkarte ein rundes Plättchen im Durchmesser von 0,3 cm
ausgestanzt und mit diesem die Reaktion durchgeführt werden kann.
PCR mit Stanzproben aus Guthrie-Karten, Nachweis F508del-Mutation (216bp)Leiter: pUC 19/Msp I
Nur die Proben, die ein auffälliges Ergebnis zeigten, wurden nachge
sich anhand der Bi-Pasa-PCR differenzieren, ob es sich um eine
heterozygote oder homozygote, also krankheitsverursachende Mutation handelt
Proben (Heterozygot F508del (216bp):Gesund) II
Die PCR lässt sich auch mit DNA aus getrockneten Blutproben auf Guthrie-Karten
die Durchführung eines Neugeborenenscreenings einfacher
fünf Blutstropfen auf
ein rundes Plättchen im Durchmesser von 0,3 cm
nn.
Mutation (216bp)
Nur die Proben, die ein auffälliges Ergebnis zeigten, wurden nachgetestet.
PCR differenzieren, ob es sich um eine
heterozygote oder homozygote, also krankheitsverursachende Mutation handelte.
46
Homozygot Homozygot
Heterozygot Heterozygot
Gesund Gesund
Leerwert
588 415 223 (bp)
Abb. 14 Bi-PASA, Nachweis F508del-Mutation Laufrichtung , DNA-Leiter: pUC 19/Msp I
Auch die Bi-PASA lässt sich mit DNA aus Stanzproben der Screeningkarten
durchführen.
Heterozygot Gesund Heterozygot
Leerwert
588 415 223 (bp)
Abb. 15 Bi-PASA mit Stanzproben aus Guthrie-Karten, Nachweis F508del-Mutation Laufrichtung , DNA-Leiter: pUC 19/Msp I
47
So ist gesichert, dass durch die Untersuchung einer Stanzprobe aus der Guthrie-
Karte eine Analyse auf die F508del-Mutation möglich ist. Dies ist ein schnelles und
einfaches Testverfahren, welches sich im Rahmen eines Neugeborenenscreenings
auf CF einsetzen ließe.
Unter 1530 Proben ließen sich in dieser Studie mit den beschriebenen Methoden 32
Heterozygote für die F508del-Mutation nachweisen.
Die Inzidenz für die Jahrgänge 2004 und 2005 liegt somit für eine Heterozygotie dieser
Mutation bei 1:47,81 (Konfidenzintervall 1:40,69 –1:57,95) bzw. 2,09 %
(Konfidenzintervall 1,73 % - 2,46 %).
Da die F508del-Mutation nur 67,9 % aller CF-Chromosomen in Mecklenburg-
Vorpommern ausmacht, ist die errechnete Inzidenz der heterozygoten Träger aller CF-
verursachenden Mutationen in der untersuchten Population 3,08 % bzw. 1:32,46. 24
Wird für die Mukoviszidose ein Hardy-Weinberg-Gleichgewicht angenommen, ist aus
den Daten eine Inzidenz der Krankheit in Ostvorpommern von 1:4.216 anzunehmen.
48
6. Diskussion
6.1 Inzidenz / Prävalenz der CF
Die in der vorgelegten Arbeit ermittelte Inzidenz der CF in Ostvorpommern liegt mit
1:4.216 im Bereich vergleichbarer Zahlen aus Deutschland. Sie ist jedoch kleiner als
bisher für Deutschland angenommen. Die Inzidenz für die Bundesrepublik
Deutschland beträgt laut einer Studie von 2008 1:3300. 100
Ein Grund für diese Differenz liegt vermutlich in einem regional abweichenden
Genpool in Ostvorpommern im Vergleich zum Rest des Landes. 96,43% der Mütter
und 94,56% der Väter, welche bei der SNiP-Studie teilgenommen haben sind in
Deutschland geboren, allerdings sind einige Familien aus osteuropäischen Staaten
zugezogen, so kann von einem Populationsshift von Ost nach West ausgegangen
werden. 151
Coutelle et al. berichten, dass der Anteil der F508del-Mutation in den neuen
Bundesländern mit 60,8% signifikant geringer ist als in den alten Bundesländern, wo
der Anteil 70-80% beträgt. Die Daten von Coutelle für die neuen Bundesländer sind
denen in Polen ähnlich und lassen auf slavische Einflüsse in dieser Population
schließen. 152
Berücksichtigt werden muss hierbei auch die Flucht vieler Zivilisten aus den östlichen
Gebieten des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg ab Oktober 1944 Richtung
Westen und die Vergewaltigungen von geschätzt 1,4 Millionen deutschen Frauen
durch Mitglieder der Roten Armee in den Vertreibungsgebieten Ostpreußen,
Ostpommern, Ostbrandenburg und Schlesien. 153
Möglicherweise ist die Rate von F508del in Ostvorpommern niedriger als in dieser
Studie angenommen und andere Mutationen sind für eine größere Anzahl von CF-
Chromosomen verantwortlich. Daraus könnte eine höhere Inzidenz folgen.
Die vorliegende Studie unterliegt einem Selektionsbias durch die Einschränkung der
Region. So hat die errechnete Inzidenz nur regionale Bedeutung. Eine Ausweitung der
Datenerhebung auf Landes- oder Bundesebene wäre wünschenswert. Allein ein
flächendeckendes Screening würde eine Kalkulation der Inzidenz der Mukoviszidose
in Deutschland möglich machen.
Es muss auch beachtet werden, dass bei unserer Untersuchung nicht alle
Neugeborenen der Jahrgänge 2004 und 2005 in der Region erfasst worden sind. Von
49
2503 Kindern, die in diesem Zeitraum laut Angaben des Statistischen Bundesamtes
geboren wurden, konnten nur 1530 Proben für unsere Studie gewonnen werden.
Zwar wurden in der SNiP-Studie 2341 der Neugeborenen registriert, jedoch wurden
124 Kinder ausgeschlossen und 94 verfehlt, desweiteren verweigerten die Eltern von
356 Kindern die Teilnahme. Möglicherweise hätte hier durch eine noch bessere
Informationspolitik eine höhere Teilnehmerrate erreicht werden können.
Von weiteren 237 Kindern fehlten DNA-Proben, weil kein oder zu wenig Blut
vorhanden war, das Blut geronnen war oder die DNA nicht in ausreichender Menge
vorhanden oder unrein war. 142
Es ist allerdings nicht davon auszugehen, dass in der untersuchten Population und in
der nicht eingeschlossenen Personengruppe eine andere Inzidenz der gesuchten
Mutation besteht. Nicht eingeschlossen wurden v.a. Proben der Kinder, deren Mütter
frühzeitig aus dem Krankenhaus entlassen wurden, minderjährig waren, kein Interesse
an der Studie oder kein Verständnis dafür hatten und auch keine Proben der Kinder,
die zur Adoption freigegeben wurden. Keiner dieser Faktoren sollte Einfluss auf die
Inzidenz haben. 151
Wunderlich et al. beschrieben im Jahr 2000 für den Regierungsbezirk Dresden eine
Inzidenz von 1:5547. Ergebnisse des Neugeborenenscreenings in Ostsachsen für den
Zeitraum 01.06.1996 bis 31.12.2007 anhand der IRT/DNA (F508del, G551D, R553X)
Screeningstrategie zeigten eine Prävalenz von 1:4.228, für den Zeitraum 01.01.2008
bis 30.06.2009 anhand der IRT/PAP Screeningmethode eine Prävalenz von 1:4.523. 102, 136
Aus der vom Statistischen Bundesamt für den Zeitraum von 1981-2000 ermittelten
Anzahl von 16.476.098 Lebendgeburten und der im Mukoviszidoseregister 2005 für
diese Geburtsjahrgänge erfassten Anzahl von 4.100 Mukoviszidosepatienten
errechnet sich eine Prävalenz von 1:4.019. 102
Damit zeigen sich erhebliche Unterschiede in der Inzidenz beim Vergleich einzelner
Geburtsjahrgänge.
Die Inzidenz der CF in Europa variiert laut Zahlen aus dem Jahre 2007 von 1:2.250 bis
1:10.500 mit einem Median von 1:3.500. 127
Die mittlere Prävalenz in Europa lag 2008 bei 0,737 pro 100.000 und schwankte dabei
von 0,104 in Lettland bis 2,98 in Irland. 100
50
In den südlichen Provinzen Frankreichs betrug die Inzidenz 2004 1:8885, mit einer
Carrierfrequenz von 1 in 47 (2,12%). Diese Zahl ist geringer als die für das gesamte
Land Frankreich geschätzte Inzidenz von 1.3500. 154
Schaedel et al. nannten 1999 für Schweden eine Inzidenz der CF von 1:6500 und eine
Carrierfrequenz von 1:40. 155
In Polen beträgt die Inzidenz der CF laut einer Studie aus dem Jahr 2012 1:4394. 156
2004 beschrieben Strom et al. bei Menschen kaukasischen Ursprungs eine Inzidenz
der CF von 1:3.300-3.600, in der lateinamerikanischen Bevölkerung eine Inzidenz von
1:8.000-9.500, bei Afro-Amerikanern von 1:15.300 und bei Amerikanern asiatischer
Abstammung von 1:32.100. 157
Die Inzidenz, die in der Studie der Universität von Wisconcin 2001 ermittelt wurde,
betrug 1: 4.189, in Canada/Vancouver lag die Inzidenz 2008 bei 1:3.673. 31, 158
In Studien aus Italien, Frankreich und Australien wird eine sinkende Inzidenz der CF
beschrieben seitdem eine pränatale Diagnosestellung möglich ist. Häufig würde im
Falle eines positiven Testergebnisses ein Abbruch der Schwangerschaft durchgeführt. 159, 160, 161
In den Niederlanden wird eine sinkende Prävalenz auf die in den letzten Jahrzehnten
vermehrte Zuwanderung von Menschen aus Ländern mit einer geringeren
Carrierfrequenz für CFTR-Mutationen zurückgeführt. 162
Es gilt auch zu berücksichtigen, dass männliche CF-Patienten kaum
fortpflanzungsfähig sind und zudem heterozygote Männer mit nur einer CF-Mutation
im Gegensatz zur männlichen Allgemeinbevölkerung häufiger eine bilaterale Aplasie
des Vas deferens aufweisen. Bei bilateraler Aplasie des Vas deferens beim Vater liegt
das Risiko für ein erkranktes Kind mit 1:100 sehr hoch. Durch
reproduktionsmedizinische Maßnahmen steigt wiederum die Anzahl der Geburten und
somit die Zahl der vererbten defekten Gene. 75
51
6.2 Screening und Klinische Diagnose – eine Gegenüberstellung
Farrell definiert eine frühe Diagnose als eine Diagnose, die innerhalb der ersten zwei
Lebensmonate gestellt wird. 163
Eine klinische Diagnose nach zwei Monaten ist mit einem schlechteren Outcome
assoziiert. Patienten, die innerhalb der ersten zwei Monate diagnostiziert werden,
weisen eine bessere Größenentwicklung, reduzierte Morbidität und weniger benötigte
Therapien auf. Sie zeigen eine ähnliche Lungenfunktion wie später diagnostizierte
Patienten. Es besteht kein Unterschied im Outcome zwischen Patienten die durch ein
Screening oder auf Grund ihrer klinischen Symptomatik innerhalb der ersten zwei
Monate diagnostiziert wurden. 19
Eine frühe Diagnosestellung bietet die Möglichkeit präventiver Maßnahmen. 164
Eine Studie von Simpson et al. aus Großbritannien besagt, dass ein
Neugeborenenscreening zu einem späteren Auftreten von Symptomen und einer
verlängerten Lebenserwartung von elf Monaten führt. 165
Das Risiko der CF-Patienten, in den ersten zehn Lebensjahren zu versterben, liegt in
einer gescreenten Population bei bis zu 10 pro 100 Patienten niedriger als in
ungescreenten Kohorten, so Grosse et al.. 166
Festini et al. beschreiben in ihrer Langzeitstudie nach 15 Jahren eine Mortalitätsrate
von 2,9% in der gescreenten Gruppe im Vergleich zu 7,1% bei den klinisch
diagnostizierten Patienten. 167
Ohne Screening wird fast die Hälfte der CF-Patienten erst nach dem ersten
Lebensjahr diagnostiziert. Klinisch diagnostizierte Patienten haben ein durchschnittlich
1,73-fach höheres Risiko früh zu versterben, es sei denn sie fallen innerhalb des
ersten Lebensmonates auf. In diesen 5% der Fälle zeigen sie ähnliche
Überlebenskurven wie gescreente Patienten. 74% der gescreenten Patienten sind
zum Zeitpunkt der Diagnose symptomfrei. Die besten Überlebensraten haben
Patienten, die eine sehr frühe Diagnose durch ein pränatales Screening oder
Neugeborenenscreening erhalten haben. 168
52
In England konnte in den Regionen, in denen ein Neugeborenenscreening auf CF
eingeführt wurde, das mittlere Alter bei Diagnose von sechs Monaten auf einen Monat
reduziert werden. 169
Laut Accurso et al. liegt das mittlere Alter bei Diagnose der CF in den USA im Falle
eines Screenings bei 0,5 Monaten, bei einer klinisch gestellten Diagnose bei 14,5
Monaten. 79
Ein Neugeborenenscreening auf CF schützt die Patienten vor falschen Diagnosen wie
Lebensmittelallergie, Zöliakie, Asthma oder Bronchitis. Diese Fehldiagnosen
verzögern häufig die korrekte Diagnose und führen zu vielen unnötigen Arztbesuchen
und Krankenhausaufenthalten mit diagnostischen Tests, die Kosten produzieren und
Ängste der Familien schüren. 170
Zudem ist ein Neugeborenenscreening die einzige Möglichkeit, alle Kinder einer
Region zu erfassen. Es gibt Studien, die zeigen, dass Mädchen mit CF ohne
Screening signifikant später diagnostiziert werden als männliche Patienten.
Desweiteren werden Kinder mit CF aus Familien, die aus ökonomischen oder
geografischen Gründen einen unzureichenden Zugang zur medizinischen Versorgung
haben, häufig sehr spät erkannt. 32, 65
Neben den Vorteilen eines Neugeborenenscreenings auf CF gilt es auch mögliche
Risiken und Nachteile abzuwägen.
Eltern erleiden beispielsweise eine Situation höchsten emotionalen Stresses, während
sie nach einem auffälligen Screeningergebnis ihres Kindes auf einen Schweißtest
warten. Im Median beträgt die Wartezeit hierfür 7 Tage. Die Eltern beschreiben die
Ungewissheit während des Wartens als ihren größten Stressfaktor, sie wünschen
ausreichend Informationen über CF sowie einen schnellstmöglichen Schweißtest. 171
Die psychische Belastung betroffener Familien ist geringer je früher die Diagnose CF
gestellt wird. Mütter haben mehr Vertrauen in die medizinische Betreuung ihres
Kindes, wenn die prädiagnostische Phase kurz ist. Signifikant weniger Eltern in der
Gruppe der früh diagnostizierten Kinder empfinden diese Phase belastend im
Gegensatz zu Eltern, bei deren Kind die Diagnose spät gestellt wird (61,9% zu
53
85,2%). Letztere erhalten häufiger Fehldiagnosen bevor die CF erkannt wird (22,2%
zu 3,7%). 98% der Mütter von Kindern mit CF sprechen sich für ein Neonatalscreening
aus. Allerdings zeigen 77% der Mütter eines Kindes mit positivem Screening
depressive Symptome. 171, 172
Bei einem Screening besteht die Gefahr falsch-positiver Ergebnisse. Auch deshalb
sollte die Zeit von der Information über ein positives Screeningergebnis bis zur
definitiven Diagnosestellung durch einen Schweißtest so gering wie möglich gehalten
werden. Es könnte auch das Problem entstehen, dass bei Ärzten durch falsch-
negative Ergebnisse die Aufmerksamkeit sinkt. So könnte sich die Diagnose
verzögern, wenn sich ein Kind mit typischen CF-Symptomen vorstellt und ein falsch-
negatives Screening hat. 117
Es ist auch zu berücksichtigen, dass es für die betroffenen Familien schwerer sein
kann, eine Diagnose zu akzeptieren, die durch ein Neugeborenen-Screening gestellt
wurde, als im Falle einer Krankheit, die bereits offensichtliche klinische Symptome
zeigt. 120
Weiterhin werden durch ein Screening nicht erkrankte heterozygote Neugeborene
identifiziert. Für diese Fälle muss ein klares Vorgehen geplant sein. Für den
Betroffenen ist nicht von einer Beeinflussung seiner Gesundheit auszugehen, für sein
reproduktives Verhalten und das der Eltern mag es jedoch von Bedeutung sein. Teilt
man den Eltern also das Ergebnis mit, ist eine sehr sorgfältige Information wichtig.
Carrier einer CFTR-Mutation zeigen laut Parsons et al. keine veränderte Beziehung zu
ihren Familien. Es besteht keine vermehrte Ängstlichkeit der Eltern oder verminderte
Lebensqualität. Einige Familien empfinden allerdings Angst, wenn sie nicht
ausreichend genetisch beraten werden und im Ungewissen über die Folgen der
Heterozygotie des Neugeborenen gelassen werden. 173
Ein Neugeborenenscreening auf CF identifiziert auch asymptomatische Patienten und
solche mit einer milden Symptomatik, welche eine gute Prognose haben. 131
Zum Zeitpunkt eines Neugeborenscreenings ist noch nicht absehbar, ob sich eine
behandlungsbedürftige Erkrankung entwickelt. So ist es später u.U. schwierig zu
beurteilen, ob es sich bei einer milden Symptomatik um das Ergebnis einer
54
erfolgreichen Therapie oder den natürlichen Verlauf handelt. Auch ist es schwer, die
ohnehin durch verbesserte Therapiemöglichkeiten gesteigerte Lebenserwartung von
den Erfolgen eingeführter Screening-Maßnahmen zu trennen. 57, 97
Die Ergebnisse vieler Studien zum klinischen Vorteil einer frühen Diagnose der
Mukoviszidose sind vorsichtig zu bewerten. Es werden häufig ungescreente
Populationen aus der Vergangenheit mit derzeit gescreenten Patienten verglichen.
Hierbei muss beachtet werden, dass sich die Therapie und damit das Überleben der
Patienten über die Jahre deutlich gebessert hat.
Andere Studien betrachten zeitgleich gescreente und ungescreente Populationen in
verschiedenen Regionen, wobei wiederum Unterschiede in der Prävalenz und
genutzten Therapiemöglichkeiten das Outcome verändern können. 56
Die wohl aussagekräftigste Methode besteht in einer randomisierten Verteilung einer
Population in eine gescreente und eine ungescreente Gruppe, indem das Screening
alternierend durchgeführt und für eine bestimmte Zeit ausgesetzt wird. Die Therapie-
Protokolle müssen in beiden Gruppen übereinstimmen. So war z.B. das „Wisconsin
Cystic Fibrosis Neonatal Screening Project“ konzipiert, welches als randomisierte
kontrollierte Studie eingeführt wurde. Nachdem sich 1994 allerdings zeigte, dass
gescreente Patienten besser gediehen, wurde die Randomisierung beendet und das
Screening für alle Neugeborenen zugänglich gemacht. 174
55
6.3 Mögliche Screeningmethoden
Denkbar für ein Neugeborenenscreening auf CF in Deutschland wären verschiedene
Methoden, welche im Weiteren erläutert werden sollen.
In dieser Arbeit wurde ein Verfahren angewendet, mit dem Proben mittels PCR in zwei
Schritten auf die F508del-Mutation untersucht werden können. Es war im Jahr 2006
zum damaligen Stand der Wissenschaft denkbar, dies möglicherweise anschließend
an eine IRT-Testung im Rahmen eines Screnningprogrammes zu verwenden.
Für die Durchführung der PCR wurden laborübliche Microwell Platten für 96 Proben
genutzt. Abzüglich einer Positiv- und Negativkontrolle können also 94 Proben
zeitgleich untersucht werden. Verwendet man einen Pool von 5 Proben pro well, steigt
die Anzahl auf 470 Proben. Die Dauer für die Fertigstellung der Ansätze, die zwei
benötigten PCR-Reaktionen sowie die Gelelektrophorese und Auswertung beträgt
mindestens sieben Stunden. Somit können in etwa acht Stunden 470 Proben von
einer geschulten Laborkraft mit recht einfacher technischer Ausstattung untersucht
werden.
Die Suche allein nach der F508del-Mutation ist relativ einfach. Die Hinzunahme
weiterer Mutationen in die DNA-Analyse ist mit einem erheblich gesteigerten
technischen und zeitlichen Aufwand verbunden. Die Sensitivität wird von 94% für die
IRT/F508del-Methode auf ca. 99% bei 25 untersuchten Mutationen erhöht. 122
Der Grund für die geringe Erhöhung der Sensitivität liegt in der großen Heterogenität
der CF-Allele. Neben der F508del-Mutation zeigen weltweit nur fünf weitere
Mutationen eine Häufigkeit von mehr als 1%. 175
Empfehlungen zur Durchführung einer molekulargenetischen Diagnostik der CF in
Europa sehen vor, dass ein Mutationspanel alle CF-verursachenden Mutationen mit
einer Häufigkeit von mehr als 1% in der lokalen Population einschließen sollte. 176
In Deutschland gibt es neben der F508del-Mutation fünf Mutationen (R553X, N1303K,
G542X, R347P und CFTRdele2,3), welche mehr als 1% der CFTR-Mutationen
ausmachen. 17
Bei bereits eingesetzten Screeningprogrammen wird meist eine kombinierte Testung
vorgenommen:
56
a)
Mit zwei IRT-Bestimmungen lässt sich die Zahl der falsch-positiven Befunde im
Vergleich zu einer einmaligen Messung von etwa 0,2% auf 0,03% reduzieren. 28
Dies bedeutet allerdings eine erneute Blutentnahme, zudem vergeht einige Zeit bis zur
Diagnose, was eine hohe psychische Belastung für die Familien bedeutet. Wird im
Alter von 4-6 Wochen erneut ein erhöhter Trypsinogen-Wert gemessen, erfolgt zur
Sicherung bzw. zum Ausschluss der Diagnose ein Schweißtest. 117
b)
Eine andere mögliche Form eines Screenings ist der Nachweis einer erhöhten IRT-
Konzentration in Kombination mit einem Gentest auf eine oder mehrere CF-assoziierte
Mutationen. Hiermit erhöht sich die Spezifität. Die Anzahl der falsch-positiven Befunde
und somit der nötigen Schweißteste sinkt, die Re-Test Rate fällt von 500 auf 37 pro
100.000 im Vergleich zur IRT/IRT Methode, wenn nur nach der F508del-Mutation
gesucht wird. Schließt man die 20 häufigsten Mutationen in die Untersuchung ein,
reduziert sich die Zahl auf 24 pro 100.000. 28, 149
Das Kind muss bei einem initial erhöhten IRT-Wert nicht erneut einbestellt werden,
sondern es lässt sich direkt nach der Bestimmung des IRT-Wertes aus der
entnommenen Blutprobe oder mittels der Guthrie-Karte eine Gen-Analyse
durchführen. 127
Aufgrund der großen Anzahl von CFTR-Mutationen können in einem
Screeningverfahren nicht alle möglichen Mutationen erkannt werden, insbesondere in
Populationen mit Menschen verschiedener ethnischer Herkunft. Ein Standard-
Mutationspanel muss möglichst viele Mutationen aus der jeweiligen Population
erkennen und dennoch praktikabel und bezahlbar sein. In europäischen
Screeningprotokollen werden im Median 31 Mutationen untersucht. 17, 127
Es sind Fälle von falsch-positiven Ergebnissen beschrieben, bei denen seltene
Mutationen, die nicht zum üblichen amerikanischen bzw. westeuropäischen
Mutationspanel gehören wie die Compound-Genotypen (F508del/Val520Phe und
F508del/Gln493X) eine falsche Homozygotie für F508del aufzeigen. Beide Mutationen
verhindern die Bindung des Primers an das Wildtypallel an der Position der F508del-
Mutation.
57
Es ist derzeit nicht möglich, solche Interferenzen zu vermeiden. Es müsste dazu die
ethnische und geographische Herkunft jedes Patienten und seiner Familie genau
erforscht werden und alle infrage kommenden Mutationen in die Genanalyse
eingeschlossen werden. 177
Für die Detektion von CFTR-Mutationen in Europa besteht eine Qualitätskontrolle. 178
Es ist fraglich, ob die Hinzunahme von Mutationen der Klasse IV, V und VI in ein CF-
Neugeborenenscreening Patienten einen Vorteil oder gar einen Nachteil durch
unnötige Diagnostik und Therapien verschafft. Hierdurch kann eine Identifizierung von
zwei weiteren CF-Patienten, die eine asymptomatische oder milde Verlaufsform
zeigen, in 100.000 Neugeborenen erreicht werden. Es gilt abzuwägen, ob dies die
zusätzlich entstehenden Kosten rechtfertigt. 179, 180
Bei Vorliegen nur einer Mutation in Kombination mit einem negativen Schweißtest
werden heterozygote CFTR-Mutationsträger identifiziert. In diesen Fällen lässt sich
eine Heterozygotie eines Elternteils ableiten. Hier ist dann eine genetische Beratung
hinsichtlich der CF-Risiken bei einer erneuten Schwangerschaft angeraten. Etwa 12%
der gesunden Carrier einer CFTR-Mutation haben einen erhöhten IRT-Test. 181
Das Verhältnis der entdeckten Carrier zu erkrankten Neugeborenen liegt laut Rock et
al. bei einem IRT / 25 Mutationen-Test bei 9,5:1, für einen Test auf Galaktosämie bei
31:1, beim Hypothyreoidismus bei 9:1. 122
Ein sogenanntes „failsafe“-Protokoll sieht in manchen Screeningprogrammen vor,
dass Neugeborene mit einem initial stark erhöhten IRT-Wert und keiner detektierten
CFTR-Mutation dennoch einen Schweißtest erhalten. So wird die Sensitivität und
Spezifität des Tests und somit die Erkennungsrate der Krankheit in solchen
ethnischen Gruppen erhöht, in denen viele Mutationen nicht in den angewandten
Mutationspanels repräsentiert sind. Je homogener eine Population in Bezug auf die
Vielfalt der Mutationen ist, desto kleinere Mutationspanels sind nötig. Es kann durch
Hinzunahme mehrerer Mutationen und des „failsafe“-Protokolls in das Screening zu
einer Erhöhung der Prävalenz kommen. Der Grund hierfür liegt in der Chance,
Patienten mit nur einer oder keiner bisher bekannten Mutation zu identifizieren. 138, 148
58
c)
Desweiteren besteht auch die Möglichkeit der Testung von IRT und einem anderen
Pankreasenzym, dem PAP (pancreatitis-associated protein). Dieser biochemische
Marker zeigt eine akut entzündliche Pankreaserkrankung an. Auch hierbei ist keine
zweite Blutabnahme erforderlich. Diese Methode ist bei gleicher Sensitivität
kostengünstiger als die IRT/DNA-Methode und vermeidet die Detektion gesunder
Carrier und Borderline-Formen. 9, 182
Die Rate der nötigen Konfirmationsuntersuchungen mit Neueinbestellung der Kinder
und Beratung der Familien verdoppelt sich allerdings gegenüber dem IRT/DNA-
Protokoll. In Regionen mit einem hohen Anteil Neugeborener aus Migrantenfamilien,
die eine von der Population des Einwanderungslandes abweichende
Mutationsverteilung aufweisen, kann PAP als Zweitmarker der notwendigerweise
eingeschränkten Mutationsanalyse überlegen sein. 102
Protokoll Vorteile Nachteile a) IRT/IRT
– Keine unerwünschte Detektion von Heterozygoten und Patienten mit milden Mutationen – Kostengünstigstes Screeningprotokoll – Akzeptable Rate der nötigen Konfirmationsuntersuchungen
– Erneute Blutentnahme und 2. IRT-Bestimmung in der 4.–6. Lebenswoche – Erhöhte psychische Belastung der Eltern – Diagnostische Sensitivität: 89–95% – Verminderte Compliance für Zweitprobe
b) IRT/DNA
– Zweituntersuchung ohne erneute Blutentnahme – Diagnostische Sensitivität: 96–99% – Behandlung bei Homozygotie bzw. Compound-Heterozygotie oft in ersten 3 Wochen beginnend – Direkte Anbindung an spezialisierte CF-Ambulanz, frühe Arzt-Patienten-Bindung – Höchster positiver Vorhersagewert
– Indirektes Heterozygotenscreening – Auswirkung auf das Reproduktionsverhalten möglich – Vermehrter Nachweis atypischer CF-Erkrankungen – Erhöhter Aufwand durch notwendige Information der Eltern und genetische Beratung – Teuerstes Screeningprotokoll (abhängig vom Mutationsumfang)
c) IRT/PAP
– Zweituntersuchung ohne erneute Blutentnahme und ohne Probensplitting im selben Labor durchführbar – Keine unerwünschte Detektion von Heterozygoten und Patienten mit milden Mutationen – Reduzierte psychische Belastung der Eltern
– Spezifität gering – Analytik noch wenig automatisiert
Abb. 16 Vor- und Nachteile verschiedener Screeningmethoden (modifiziert nach 102)
DNA = Mutationsanalytik des CFTR-Gens IRT = immunreaktives Trypsinogen PAP = pankreatitisassoziiertes Protein
59
d)
Neben den bereits erwähnten Methoden ist die CFTR-Mutationsanalyse nach
auffälligem IRT/PAP-Screening eine weitere Option ohne erneute Blutentnahme mit
Verbesserung der Spezifität bei gleichbleibender Sensitivität. 102
e)
Eine weitere Möglichkeit ist die IRT/DNA/IRT-Methode. Im Gegensatz zur IRT/IRT-
Methode wird die Anzahl der nötigen Schweißteste hierbei um 80% reduziert. 110, 183
Soll eine große Anzahl von Patienten auf mehrere Mutationen getestet werden, wird
ein Programm benötigt, das präzise und kostengünstig ist, einen großen Durchlauf
ermöglicht und zumindest teilweise automatisierbar ist. 184
In der molekulargenetischen Diagnostik gibt es derzeit vielversprechende Ansätze,
welche sich in der Zukunft auch für Screeningzwecke eignen können. Hierbei werden
grundsätzlich zwei Methoden unterschieden, solche die nach bekannten Mutationen
suchen und „Scanningmethoden“, welche Abweichungen von der Standardsequenz
erkennen.
Bei der Mutationssuche ist laut den „Leitlinien zur Molekulargenetischen Diagnostik
der Cystischen Fibrose“ der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik aus dem Jahr
2009 eine Stufendiagnostik sinnvoll.
Inzwischen ist bei der simultanen Testung mehrerer CFTR-Mutationen der Gebrauch
von kommerziell erhältlichen Diagnostik-Kits üblich, womit alle Mutationen mit einer
Häufigkeit von mindestens 1% erfasst werden und eine Detektionsrate von mehr als
85% erreicht werden kann. In Deutschland wird hierfür häufig der Oligonukleotid-
Ligation-Assay (OLA) eingesetzt, anhand dessen in etwa 2 Tagen eine DNA-Probe auf
31 Mutationen untersucht werden kann (Kosten 56€ + 5€ für DNA-Präparation). 185, 186
Gelegentlich ist eine weiterführende Suche nach solchen Mutationen, die nicht
routinemäßig untersucht werden oder noch nicht bekannt sind nötig. Hier sind
mögliche Methoden die „multiplex ligation dependent probe amplification“ (MLPA), die
„quantitative flourescent multiplex PCR“ oder eine Sequenzierung des gesamten
CFTR-Gens. 176
60
Vermutlich werden Sequenzanalysen in Zukunft noch besser automatisierbar,
schneller und günstiger, so dass sie Untersuchungen vieler Proben in kurzer Zeit
ermöglichen und im Rahmen eines Screenings eingesetzt werden könnten.
Auch wenn es regional unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Realisierung des
CF-Neugeborenenscreenings gibt, eine endgültige Diagnose erfolgt immer über den
Schweißtest, der weiterhin als Goldstandard gilt.
Eine große Herausforderung des CF-Neugeborenenscreenings sind unklare Befunde
wie persistierende Hypertrypsinämie und ein Schweißtest mit 30-59mmol/l Chlorid
oder zwei entdeckte CFTR-Gen-Mutationen in Kombination mit einem normalen
Schweißtest. Für das Vorgehen in diesen Fällen ist 2009 in Europa ein Konsens
gefunden worden. Zunächst muss der Schweißtest wiederholt werden. Ist der Befund
weiterhin nicht eindeutig, sollten weitergehende Untersuchungen wie eine
umfangreiche Genanalyse und klinische Einschätzung inklusive einer
Röntgenuntersuchung des Thorax stattfinden. Weisen diese Anhaltspunkte auf die
Diagnose CF hin, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen in spezialisierten Zentren
notwendig. Gibt es keinen klinischen Hinweis auf eine CF sollten die Kinder nach 6-12
Monaten erneut einem Spezialisten vorgestellt werden und es sollte ein weiterer
Schweißtest durchgeführt werden. 187
61
6.3.1 Präkonzeptionelle / Pränatale Diagnostik
Eine pränatale Diagnostik in Form einer genetischen Testung der Eltern und einer
fetalen Untersuchung via Amniozentese oder Chorionzottenbiopsie sollte bei
bekannter Heterozygotie beider Elternteile oder bekannter Homozygotie eines
Elternteils sowie bei einem Feten mit auffallend echogenem Darm durchgeführt
werden. 185
Sind beide Partner als Carrier identifiziert, besteht formalgenetisch ein Risiko von
25%, dass das Kind an Mukoviszidose erkrankt. 188
Ein Carrier-Screening mit eingehender Beratung Betroffener kann helfen, die Inzidenz
der Mukoviszidose zu reduzieren. Es ist möglich, erst einen Partner zu testen und nur
im Falle eines positiven Ergebnisses den anderen Partner oder zeitgleich beide
Partner zu testen. Die erste Methode ist kosteneffektiver, benötigt aber mehr Zeit. 75, 189
Für die kaukasische Bevölkerung in Nordeuropa wird eine gleichzeitige Testung beider
Elternteile empfohlen, da die Frequenz der Merkmalsträger recht hoch ist. 190
Der Berufsverband Medizinische Genetik e.V. lehnt ein obligatorisches Heterozygoten-
Screnning auf CF z.B. als Bestandteil der Schwangerschafts-Routine-
Vorsorgeuntersuchungen ab, empfiehlt aber ein Testangebot bei positiver
Familienanamnese. 191
In Deutschland wird im Verein Mukoviszidose e.V. über die Nutzung der
Präimplantationsdiagnostik (PID) für die CF diskutiert. Die PID soll Paaren ermöglicht
werden, die eine Anlage für eine schwere Erbkrankheit in sich tragen. 192, 193
62
6.4 Kosten
Die jährlichen Ausgaben für einen CF-Patienten belaufen sich in Deutschland auf
durchschnittlich 23.989€, davon werden 47% auf die häusliche Medikation, wie
inhalative Antibiotika und Pankreasenzyme verwand. Die Kosten steigen mit dem Alter
der Patienten und verdoppeln sich im Laufe der ersten 18 Jahre. Dies erklärt sich
durch den steigenden Verbrauch an Medikamenten und die vermehrt nötigen und
länger andauernden Krankenhausaufenthalte. Der Anstieg der Therapiekosten steht in
einem direkten Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Lungenerkrankung. Der
Prozentsatz der Patienten mit Pseudomonas aeruginosa Kolonisation nimmt mit dem
Alter zu. Die jährlichen Kosten eines chronisch mit Pseudomonas aeruginosa
besiedelten Patienten sind dreimal höher als die eines Patienten ohne Kolonisation
(36.421€ zu 10.861€). Könnten verbesserte Präventions- und Therapiemöglichkeiten
die Infektion mit Pseudomonas aeruginosa um ein Jahr verzögern, würden sich die
Kosten pro Patient um mehr als 25.000€ reduzieren. Insgesamt betragen die Kosten
für die Therapie in den ersten 18 Lebensjahren durchschnittlich 252.023€. Die Kosten
für alle CF-Patienten belaufen sich bundesweit pro Jahr auf etwa 105 Millionen €. 194
Die jährlichen Therapiekosten für einen Patienten, der durch ein
Neugeborenenscreening diagnostiziert wurde, belaufen sich laut Sims et al. in
Schottland durchschnittlich auf US$ 7.228, für einen klinisch diagnostizierten Patienten
auf US$ 12.008. Diese Mehrkosten sind vor allem auf den erhöhten Verbrauch
intravenöser Antibiotika zurückzuführen. Sims et al. nennen Screeningkosten für eine
31 Mutationen-Analyse von $ 4,44 pro Neugeborenem. Pro Jahr betragen die Kosten
für das Neugeborenenscreening in Schottland $ 227.808. Im Median können dadurch
Kosten von $ 1.001.326 gespart und somit die Ausgaben für das Screening mehr als
ausgleichen werden. 195, 196
Die Kosten bis zu einer klinischen Diagnose eines CF-Patienten betragen in den
Niederlanden durchschnittlich 9.096€. Die lebenslangen Kosten für die Versorgung
werden auf durchschnittlich 406.266€ veranschlagt. Bei einem durch ein Screening
diagnostizierten Patienten liegen die Kosten für die lebenslange Versorgung 10%
niedriger als bei den Patienten, die klinisch diagnostiziert wurden. Kosten für pränatale
Diagnostik und Schwangerschaftsabbrüche belaufen sich auf 26.500 bzw. 1.900€ im
63
Jahr, so van den Akker, als Resultat daraus fiele jedoch die Geburtenrate von CF-
Patienten. Bei Kosten eines CF-Neugeborenenscreenings von insgesamt etwa
320.000 bis 540.000€ pro Jahr, abhängig von der angewandten Screeningmethode,
könnten ca. 1,8 Millionen € eingespart werden. 197
Simpson et al. nennen Kosten von £ 5,39 pro durch ein Screening diagnostiziertem
Neugeborenen und £ 936 pro klinisch diagnostiziertem Fall. 165
Laut Rock et al. betragen die Kosten für eine Probe einer IRT/F508del-Analyse in
Wisconsin etwa $ 2,27, für die Untersuchung von 25 Mutationen $ 3,55. Damit
entsprechen die Laborkosten pro Neugeborenem für ein CF-Screening etwa denen
eines Screenings auf Phenylketonurie mit $ 3,64 und Hypothyreoidismus mit $ 4,42. 122
Lee et al. und Rosenberg et al. veranschlagen $ 2,66 bzw. $ 2,77 pro Fall für ein
IRT/F508del-Mutation Screening. 198, 199
Scotet et al. berechneten im Jahr 2000 die Kosten der IRT/F508del-Methode mit $
2,32 pro gescreentem Kind. 175
Eine genetische Beratung verursachte laut Konialis et al. im Jahr 2007 Kosten in Höhe
von etwa 50€, eine Chorionzottenbiopsie etwa 200€. 200
Laut Berechnungen unseres Labors aus dem Jahr 2008 wurden die Kosten für eine
PCR mit rund 5€ veranschlagt. Eingeschlossen sind hierbei Material für PCR,
Gelelektrophorese und Fotoauswertung. 201
Vermutlich lassen sich die Kosten eines genetischen Screenings in Zukunft durch
weiterentwickelte Technologien stetig senken. 180
64
7. Konklusion
Zahlreiche Studien belegen die große Bedeutung des Beginns therapeutischer
Interventionen bei CF-Patienten bereits in den ersten Lebensmonaten. Beste
Voraussetzungen hierfür wären durch ein bundesweites Neugeborenenscreening
geschaffen, es wäre also sinnvoll die CF in das bestehende Screeningprotokoll in
Deutschland aufzunehmen.
Folgende Ansprüche an ein Neugeborenenscreening auf CF müssen grundsätzlich
gewährleistet sein:
1. hohe Sensitivität der Methode
2. möglichst geringer Eingriff in das Leben gesunder Kinder und ihrer Familien
3. Akzeptanz der Bevölkerung für die Integration der CF in bestehende
Screeningprogramme
4. Unterstützung durch niedergelassene Kinderärzte, die mit dem
Screeningergebnis und den ängstlichen Eltern umgehen müssen
5. Regelung des Vorgehens für heterozygote Merkmalsträger. 202
In Deutschland wurden im Jahr 2010 laut Statistischem Bundesamt 677.947
Lebendgeburten verzeichnet, davon 14.386 Kinder in Mecklenburg-Vorpommern. 203, 204
Die Screeningrate beträgt in diesem Bundesland laut dem zuständigen
Neugeborenenscreening-Labor 99,99%. Somit errechnet sich die Anzahl der
erforderlichen Analysen in Mecklenburg-Vorpommern exemplarisch für das Jahr 2010
auf 14.371. 201
Für ein Neugeborenenscreening auf CF wird ein Analyseverfahren mit hoher
Sensitivität und Spezifität benötigt, welches automatisierbar ist und somit schnell und
preiswert den hohen Durchlauf von Proben untersuchen kann.
Die in dieser Studie genutzte Methode ist für eine Massenanalytik zu zeitaufwendig
und teuer. Es bestünde die Möglichkeit, eine der in anderen Ländern zum Screening
eingesetzten Techniken (s. Kapitel 6.3) anzuwenden.
Wenn allerdings, wie anzunehmen, in den nächsten Jahren Sequenzanalysen des
CFTR-Gens rascher und kostengünstiger durchgeführt werden können, wäre diese
65
Methode mit höchster Sensitivität und Spezifität noch besser für ein Screening
geeignet. In den Niederlanden wurde die Sequenzierung bereits in einer prospektiven
Studie zum Screening auf CF getestet. 205
Für eine genetische Testung ist ein „informiertes Einverständnis“ der Eltern notwendig,
sie müssen über den Ablauf, Inhalt und Sinn des Screenings aufgeklärt werden. Es ist
wichtig zu erfassen, wie viele Informationen die Eltern zum Neugeborenenscreening
und den gescreenten Krankheiten wünschen und ob ein Verständnis für den
Sachverhalt gegeben ist, um sie nicht zu verunsichern und Ängste zu schüren. 120
Als Goldstandard zur Diagnosesicherung sollte weiterhin der Schweißtest gelten. Die
Sensitivität muss optimiert werden, aber es sollten dabei möglichst wenig falsch-
positive Ergebnisse produziert werden. 206
Vor einer flächendeckenden Einführung eines Neugeborenenscreenings auf CF in
Deutschland muss das weitere Vorgehen nach auffälligen Befunden geregelt und die
Verfügbarkeit und Durchführung der Weiterbehandlung sichergestellt sein. Es müssen
nicht nur die analytischen Abläufe innerhalb des Screeninglabors, sondern auch die
Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Einsendern der Screeningproben
einerseits und dem CF-Behandlungszentrum andererseits nach Prinzipien des
Qualitätsmanagements geregelt sein. 102
Der Zeitraum zwischen der Übermittlung des Screeningbefundes an die betroffenen
Familien und der Einbestellung zur weiteren Diagnostik sollte möglichst kurz sein, um
die psychische Belastung der Betroffenen zu minimieren. Die endgültige
Diagnosestellung sollte innerhalb der ersten 2 Lebensmonate erfolgen, um auch
langfristig einen Vorteil aus der frühen Diagnosestellung ziehen zu können. Ideal ist
die direkte Diagnostik in einer CF-Ambulanz, um bei pathologischem Befund direkt die
Familie beraten und weitere Schritte einleiten zu können. 19
Patienten mit CF sollten von Geburt an bis ins Erwachsenenalter regelmäßig in
spezialisierten Zentren betreut werden. Hier sollten Pädiater, Psychologen,
Sozialarbeiter, Genetiker, Mikrobiologen, Physiotherapeuten, Endokrinologen,
Radiologen, Hygieniker, Pharmakologen, spezialisierte Krankenschwestern und
Ernährungsberater interdisziplinär zusammenarbeiten. Nur durch eine optimale
66
Betreuung können die Vorteile eines Neugeborenenscreenings für die Patienten mit
CF voll ausgeschöpft werden. 47, 120
Es muss auch weiterhin viel Arbeit und Geld in die Erforschung besserer
diagnostischer Verfahren und neuer Therapien investiert und einheitliche Richtlinien
geschaffen werden. Die Therapieansätze der CF-Zentren sind derzeit unterschiedlich
und schwer zu vergleichen. Die Erfassung aller erhobenen Daten der verschiedenen
Zentren erlaubt eine Evaluierung und Optimierung der Methoden und Protokolle. Die
Direktoren aller CF-Zentren sollten in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des
Neugeborenenscreenings gemeinsame Richtlinien festlegen über die zu
verwendenden Screening-Algorithmen, die Auswertung und Nachbereitung. Ihre
Aufgabe sollte es auch sein, die Kapazitäten der Laboratorien und Mitarbeiter zu
prüfen, um die hohe Anzahl diagnostischer Tests und genetischer Beratungen
gewährleisten zu können. 179, 207
67
8. Zusammenfassung
Im Rahmen dieser Arbeit wurden 1530 DNA-Proben einer Neugeborenenkohorte aus
Ostvorpommern auf die F508del-Mutation untersucht. Der Nachweis erfolgte in zwei
Schritten, jeweils mittels einer PCR. Diese Reaktionen können auch mit getrockneten
Blutproben aus dem Neugeborenenscreening (Guthrie-Karten) durchgeführt werden.
Es fanden sich 32 Heterozygote für die F508del-Mutation. Unter Berücksichtigung der
Verteilung der CF-Chromosomen und mit Hilfe des Hardy-Weinberg-Gleichgewichtes
ließ sich eine Inzidenz der CF in Ostvorpommern von 1:4.216 errechnen. Dieses
Ergebnis ist niedriger als die bisher für Deutschland angenommene Inzidenz, der
Grund dafür liegt vermutlich in einem anderen Genpool.
Die hier angewandte Methode eignet sich prinzipiell zur Verwendung im Rahmen
eines Neugeborenenscreenings auf CF in Deutschland. Es stehen jedoch inzwischen
deutlich verbesserte, schnellere und günstigere Methoden zur Verfügung.
Anhand der Sequenzierung des CFTR-Gens werden vermutlich in absehbarer Zukunft
DNA-Proben sicher, effektiv und preiswert auf CF zu untersuchen sein, so könnte
diese Methode im Rahmen eines Screenings angewandt werden.
Ein Neugeborenenscreening auf Mukoviszidose ermöglicht einen frühestmöglichen
Therapiebeginn und damit eine bessere Lebensqualität und längere Lebensdauer der
Patienten. Der Behandlungs- und Pflegeaufwand wird verringert, die Patienten fallen
durch seltenere Krankenhausaufenthalte weniger im Arbeitsleben aus und die Dauer
ihrer Erwerbstätigkeit kann verlängert werden. Somit können die Kosten für ein
Screening mehr als ausgeglichen werden, die Einführung kann auch ökonomisch ein
Gewinn sein.
Desweiteren wird durch eine frühe Diagnose eine genetische Beratung der Eltern über
das Risiko bei weiteren Schwangerschaften möglich.
Ein Screening schützt auch vor Fehldiagnosen und ist zudem die einzige Möglichkeit,
alle Neugeborenen zu erfassen. Es besteht nicht die Gefahr, dass Kinder aus
sozioökonomischen, ethnischen oder geographischen Gründen erst spät oder nie
diagnostiziert werden. Gerade in Vorpommern, einem Bundesland mit einem
68
Ärztemangel in dünn besiedelten Gebieten, würden Neugeborene von einem
Screening profitieren.
Dagegen gilt es die Möglichkeit der Entdeckung eines Carrier-Status abzuwägen,
auch besteht die Gefahr falsch-negativer oder falsch-positiver Testergebnisse.
Letztendlich scheinen die Argumente, die für ein Neugeborenenscreening auf CF
sprechen, zu überwiegen.
Um dies zu etablieren und einen größtmöglichen Benefit zu erreichen ist es nötig,
klare Richtlinien zur Durchführung des Screenings sowie zur Versorgung der
Patienten zu schaffen, Labore entsprechend den Anforderungen auszustatten und
geschultes Personal zu beschäftigen.
Es liegt auf nationaler Ebene ein Antrag zur Aufnahme der Mukoviszidose als weitere
Zielkrankheit des allgemeinen Neugeborenenscreenings beim Gemeinsamen
Bundesausschuss der Krankenkassen und Ärzte vor. 102
69
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10. Danksagungen
Herrn Prof. Dr. med. J.-P. Haas möchte ich ganz herzlich für die Überlassung des
Themas, die Betreuung dieser Promotion sowie für die Durchsicht und Korrektur des
Manuskriptes danken.
Besonderer Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. med. W. Hoffmann für die Fortführung der
Betreuung meiner Arbeit, nachdem Prof. Dr. med. J.-P. Haas im April 2009 die Leitung
des Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendrheumatologie in Garmisch-
Partenkirchen übernommen hatte.
Bei Herrn Dr. S. Beck bedanke ich mich für die Unterstützung bei der Durchführung
der Studie und für die zahlreichen wertvollen Anregungen bei der Bearbeitung des
Themas.
Weiterhin danke ich Frau Dr. C. Müller aus dem Forschungslabor der Kinderklinik
Greifswald für die Bereitstellung von Arbeitsplätzen und Geräten sowie ihre hilfreiche
Betreuung während der Durchführung des laborpraktischen Teils der Arbeit.
Dabei gilt mein ausdrücklicher Dank auch den MTA Frau U. Glawe und Frau K. Raber
für die Einarbeitung in die Methodik der PCR sowie ihre freundliche Unterstützung bei
Fragen und Problemen.
Ich bedanke mich ebenfalls bei den Kollegen des Institutes für Community Medicine
Greifswald, die im Rahmen der SNiP-Studie an der Erhebung der Daten und der
Probensammlung mitgewirkt haben.
Hier ist auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung zu erwähnen. Durch
Fördermittel aus dem Programm zur Förderung der Qualität der klinischen Forschung
in den Neuen Bundesländern wurde diese Studie finanziert.
Von Herzen gilt mein Dank meinen Eltern, die mich auf meinem Weg stets mit
Unterstützung und Vertrauen begleitet haben. Ohne sie wären mein Studium und
diese Promotion nicht möglich gewesen.
Zum Schluss möchte ich meinem Mann für seine Motivation und Hilfe bei der
Erstellung dieser Arbeit danken.