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Auswirkungen von ÖPUL-Maßnahmen Fallbeispiele und Trends bei Vögeln Johannes Frühauf Fachtagung Biodiversität im Grünland 20.10.2011 BOKU, Wien

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Auswirkungen von ÖPUL-Maßnahmen Fallbeispiele und Trends bei Vögeln

Johannes Frühauf

Fachtagung Biodiversität im Grünland20.10.2011 BOKU, Wien

Inhalte der Präsentation

• Bedeutung von Grünland-Habitaten für Vögel

• Erhaltungszustand und Bestandstrends– Rote Liste, Monitoring, Fallbeispiele

• Rückgangs-Ursachen– ökologisch-funktionale Ursachen,

Bewirtschaftungstrends

• Befunde zu Wirkungen von ÖPUL-Grünland- Maßnahmen– Überblicksstudie, Fallbeispiele, Maßnahmen-

Design horizontaler Biodiversitätsauflagen, eine Erfolgsgeschichte

• Fazit ÖPUL• Ausblick

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

0

50

100

150

200

250

300

350

400

0 1 2 3 4 5 6 7Abhängigkeit

Bedeutung von Grünland für Vögel

• 242 Brutvogelarten in Österreich(inkl. ausgestorbene; Frühauf 2005)

• > 160 nutz(t)en Kulturland (67%)• 140-150 davon nutz(t)en

Grünland (ca. 60%)• davon sind/waren ca. 75 Arten

mäßig stark bis gänzlich abhängig (>30 %)

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Weißstorch

Uferschnepfe

Grauspecht

Mehlschwalbe

Wespenbussard

vom Aussterben bedrohtausgestorben

gefährdet

Gefährdung droht

stark gefährdet

Grünland nutzende Arten: langfristige Trends• Arten in der Grünlandtypen tieferer Lagen besonders

gefährdet (absolut und relativ)• d.h., jener Standorte, wo Grünland intensivierbar oder

in Ackerland (bzw. Siedlungs- und Verkehrsflächen) umwandelbar ist

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Gefährdungsgrad

0 20 40 60 80 100

Mähwiesen

Feucht- undNasswiesen

Weiden

Trockenrasen

Streuobstwiesen

Almen

Anzahl Arten

v. Aussterben bedroht(stark)gefährdetnahezu gefährdetnicht gefährdet

367113au

sges

torb

ene

Art

en

Brutvogel-Monitoring: kurzfristige Trends

• Start: 1998• standardisierte Erfassung• Freiwillige (wenige Ausnahmen)• einziges Biodiversitäts-Monitoring…• 250 Zählstrecken/170 Mitarbeiter (2010)• >2.000 Zählpunkte mit Kulturland,

österreichweit repräsentativ

• Abnahme Kulturlandvögel -32%

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Farmland Bird Index

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

110%

1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013

Inde

x (1

998=

100%

)

FBI gesamtr = 0,953r2 = 0,908p = 0.0000

-4.5% pro Jahr-2.2% pro Jahr

20 ausgewählte ArtenRepräsentativität ÖPULGrünland-dominierte Bereiche

0%

5%

10%

15%

20%

25%

UBAG

(Grü

nlan

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Grü

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Bio

(Grü

nlan

d)

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l

ZufallspunkteMonitoring

ÖPUL 2007-13

Biodiversitäts-Indikator Landwirtschaft

Grünland nutzende Arten: kurzfristige Trends

• Rückgang in Bereichen mit vorherrschendem Ackerbau: - 2.5% pro Jahr

• Rückgang in Bereichen mit vorherrschendem Grünland: - 3.1% pro Jahr

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Farmland Bird Index

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

110%

1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013

Inde

x (1

998=

100%

)

Grünland

Ackerland

p = 0.07

Grünland nutzende Arten: kurzfristige Trends

Beispiele:• zwei typische

Grünland-Spezialisten– Baumpieper (magere

Wiesen und Weiden)– Wacholderdrossel

(produktive Wiesen und Weiden)

• massive Abnahmen

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Brutvogel-Monitoring

0%

20%

40%

60%

80%

100%

120%

140%

1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011

Inde

x (1

998=

100%

)

Wacholderdrossel

Baumpieper

Abnahme 5.4% pro Jahr

Abnahme 4.6% pro Jahr

Quelle: Teufelbauer 2010 und BirdLife Österreich

Baumpieper

-51%

Wacholderdrossel

-59%

Grünland nutzende Arten: Fallbeispiel

Braunkehlchen• der am stärksten an Mähwiesen

gebundene Singvogel– brütet am Boden in Mähwiesen– ernährt sich von Insekten in

Wiesen– benötigt niedrige Jagd- und

Sing-Warten (Büsche, Zäune, Hochstauden usw.)

– besiedelt produktive Wiesen • rasante Bestandsabnahmen

– in gut untersuchten Gebieten (Daten 1996-2009)

– um 5-18% pro Jahr (Mittelwert: -9%)!!

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Bestandsentwicklung Braunkehlchen(1996) 1998 - 2008

0

50

100

150

200

250

1996 1998 2000 2004 2008

Anz

ahl B

rutr

evie

re

Oberösterreich gesamtFreiwaldAlpenvorland

Quelle: Uhl im Druck

„gefährdet“???

Proximate Haupt-Ursachen: ökologisch

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

> zunehmend frühere/synchrone Erntetermine (Silage!)• die meisten in Wiesen lebenden Tier-/Pflanzenarten

können ihre Lebenszyklen nicht mehr vollenden– Fortpflanzungserfolg, Überleben erwachsener Tiere

(Ausblühen bei Pflanzen)> zunehmender technischer Leistungsfortschritt• die meisten Tiere können bei der Ernte nicht schnell

genug fliehen, fördert frühere Mahd> verstärkte Düngung (hohe Viehdichten)• fördert indirekt frühere Erntetermine• schafft ungeeignete Vegetationsstruktur, geringere

Pflanzenartenvielfalt (weniger Insekten)

Proximate Haupt-Ursachen: ökologisch

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

7070--97% 97%

1010--30% 30%

5050--90%?90%?bis 70% bis 70%

Mortalität bei Mahd

Ultimate Ursachen: Trends Grünlandwirtschaft

• massive Abnahme extensiver Bewirtschaftungsformen

• Zunahme intensiver Bewirtschaftungsformen

• Trends ab 1995 (ÖPUL) nur gebremst….

• am stärksten betroffen- einmähdige Wiesen- Hutweiden- Streuwiesen

- nur noch 2/3 Extensiv- Grünland in INVEKOS (= förderfähig)

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Grünland Nutzungstrends (Agrarstruktur-Erhebung)

0%

50%

100%

150%

200%

250%

1960 1970 1980 1990 2000 2010

rela

tive

verä

nder

ung

(196

0=10

0%) Dauergrünland

(1960=2.3 Mio ha)

mehrmähdige(726.500 ha)

einmähdige (282.200 ha)

Streuwiesen (24.240 ha)

Kulturweide (54.100 ha)

Hutweiden (289.800 ha)

Grünland Nutzungstrends (INVEKOS)

60%

70%

80%

90%100%

110%

120%

130%

140%

150%

160%

1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010

rela

tive

Verä

nder

ung

(199

7=10

0%) Dauergrünland

(2010=1.342 Mio ha)

mehrmähdige(758.600 ha)

einmähdige (25.000 ha)

Streuwiesen (4.530 ha)

Kulturweide (64.900 ha)

Hutweiden (64.700 ha)

Milchproduktion

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

1990 1995 2000 2005 2010

Milc

hlie

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nten

Milc

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0

1.000

2.000

3.000

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5.000

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Milc

hlei

stun

g M

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gung

/100

0

Milchkühe

Milchlieferanten

Milchleistungkg/KuhMilcherzeugung(1000 t)

+61%

-5%

-41%

-57%

Ultimate Ursachen: Trends Grünlandwirtschaft„Motor“: Milchproduktion• Rationalisierung

– etwa gleichbleibende Gesamterzeugung– immer weniger Kühe und Produzenten– immer mehr Milch/Kuh

Konzentration auf produktive Flächen– Intensivierung – Aufgabe unrentabler

Extensivflächen

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Milchproduktion

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

1990 1995 2000 2005 2010

Milc

hlie

fera

nten

Milc

hküh

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0

1.000

2.000

3.000

4.000

5.000

6.000

Milc

hlei

stun

g M

ilche

rzeu

gung

/100

0

Milchkühe

Milchlieferanten

Milchleistungkg/KuhMilcherzeugung(1000 t)

+61%

-5%

-41%

-57%

1 Kuh = 1 GVE??

Milchproduktion und Biodiversität

R2 = 0,810

R2 = 0,965

0%

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40%

60%

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120%

4.000 4.500 5.000 5.500 6.000 6.500 7.000

Milch kg/Kuh/Jahr

Inde

x (1

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100%

)

Extensivgrünland (INVEKOS)

Baumpieper

ÖPUL 2007-13: Grünlandmaßnahmen

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Maßnahme

Grünland-

Erhaltung

Düngerm

engen -B

eschränkung

Dünger-A

rt

Besatz (G

VE)-

Beschränkung

Pestizid- verzicht

Nutzungs-

Häufigkeit

Mahd-Term

in

Brache- oder

spät gemähte

Streifen

Erhaltung traditionelle

Nutzung bzw

. O

ffenhaltung

Erhaltung u. Pflege Land-

schaftsele- m

ente

Anderes

UBAG (Umweltgerechte Bewirtschaftung) X X X X X

„Verzicht Grünland“ X X

Biologische Wirtschaftsweise X X X X X X X

Ökopunkte (NÖ) *Optionen X X X X X* X* X X

Regionalprojekt Salzburg X X X X X

verlustarme Gülleausbr. X

Weidehaltung X

Silageverzicht (best. Geb.) X (X) X X

Mahd v. Steilflächen X X X X X

Alpung und Behirtung X X X (X) X X

Bewirtschaftung Bergmähder X X X X X X X

seltene Nutztierrrassen X

Erhaltung Streuobstbest. X X

WF (naturschutzfachlich wertvolle Flächen) *Optionen X X* X X* X* X* X* (X) X X

ÖPUL-Wirkungen: Vögel des Kulturlands• 40 häufigere Vogelarten des

Kulturlandes• multivariate Analyse von

ÖPUL-Zusammenhängen– Klima– Boden– Topografie– Landnutzung (Wald, Strassen)– Schlagnutzung (z.B.

einmähdige Wiese)– ÖPUL („Netto-Effekt“?)

• Präsenz-Absenz-Analyse

• wenig detaillierte Ergebnisse, aber…

• repräsentativ für Gesamt- Situation (Populations- Relevanz!) und Aufschluss über allgemeine Muster

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

+

_

ÖPUL-Wirkungen: Vögel des Kulturlands

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

• 28 (70%) der analysierten Arten haben >25% der Vorkommen in Bereichen mit Grünland- dominanz

• signifikante Zusammenhänge: Naturschutz >> Steilflächen- mahd > Ökopunkte (=natur- schutz-analoge Auflagen) > Silageverzicht u. Erhaltung Streuobst….

• neue „Biodiversitätsauflagen“ (UBAG, Bio, Steilflächen) sind nur unscharf evaluierbar (keine eigenen digitalen Feldstücke)

• keine Effekte Biolandbau!!• einige positive Zusammenhänge

können nicht auf extensivie- rende Wirkung zurückgeführt werden; z.B. UBAG: 3 Arten, die von intensiver Nutzung (frühe Mahd) profitieren

Quelle: Frühauf 2010

ÖPUL-Maßnahmen Zusammenhänge

0 1 2 3 4 5 6 7 8

NaturschutzMahd von Steilflächen

ÖkopunkteUBAG

Reg.Programm.SalzburgVerzicht Silage

Erhaltung StreuobstBes.tierger. Haltung

Verzicht AckerBegrünung Acker

Mulch- und DirektsaatVerlust.Ausbr.Gülle

Alpung und BehirtungBiolog.Wirtschaftsweise

.Verz. Grünl./AckerfutBewirtsch. Bergmähder

Anzahl signifikante positive Zusammenhänge

* nahezu signifikante Korrelationen sind zu 50% gewertet

**

*

ÖPUL-Wirkungen: Vögel des Kulturlands

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

• die am stärksten an Grünland gebundenen Arten zeigen die wenigsten positiven Zusammenhänge mit Grünland-Maßnahmen (z.B. nur 25% der Spezialisten auf grünland-dominierten Probeflächen)

• 33% der positiven Korrelationen auf acker-dominierten Probe- flächen (geringe Intensität bzw. höhere Akzeptanz wenn Grünland nicht dominante Nutzung; positiver Effekt strukturelle Bereicherung….)

• Mahd-bezogene Auflagen machen etwa die Hälfte der positiven Effekte aus; Effekte z.T. wegen Mehrfach-Auflagen schwer zuordenbar (z.B. Düngerreduktion)

positive Zusammenhänge mit Grünland-Maßnahmen

0%

20%

40%

60%

80%

100%

über 70%40 bis 70%25 bis 40%5 bis 25%

Vorkommen in grünland-dominierten Bereichen

posi

tiv k

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Art

en

alle Probeflächen

grünland-domninierteBereiche

Grünland-erhaltung

9%

Erhaltung Streuobst

6%

Beweidung9%

Mahd-auflagen

49%

Dünger-auflagen

27%

ÖPUL-Wirkungen: Fallbeispiel Baumpieper

• „Gefährdung droht“• 4 Untersuchungsgebiete in Tirol

(Peer & Frühauf 2009)• Habitatnutzung

– Präsenzen vs. Absenzen (Probeflächen)

Multivariate Analyse

Variable Wahrsch.+ Waldrand x >1000+ einmähdige Wiesen x 160+ WF-Flächen (Düngered.) x 150+ punktuelle (lineare) Warten x 2,7+ Anzahl Betriebe x 1,4+ Neigung x 1,1- Bio-Flächen, Verzicht x 0,2- Wege x 0

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Baumpieper - Habitatnutzung

0%5%

10%15%20%25%30%35%40%45%50%

UBAG zwei-mähdig

VerzichtGrünland

Bio MahdSteil-

flächen

ein-mähdig

WF

Fläc

hena

ntei

l

Vergleichsflächen (3426)

Baumpieper (126=3,5%)

ÖPUL-Wirkungen: Fallbeispiel Braunkehlchen

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

intensiv

1,4 Paare/10 ha

extensiv

4,9 Paare/10 ha

• 4 Untersuchungsgebiete in Tirol (Peer & Frühauf 2009)

• Einflüsse von Bewirtschaftung (inkl. ÖPUL) auf:– Revierdichte– Bruterfolg (Populations-

Relevanz!)• Entwicklung optimaler Umsetzungs-

modelle für Braunkehlchenschutz

ÖPUL-Wirkungen: Fallbeispiel Braunkehlchen

• ±

deutliche Meidung UBAG (54%) und Verzicht (51%)

• neutral/schwache Präferenz Bio (26%) und Steilflächen- mahd II+III (3/1%)

• deutliche Präferenz Steilflächenmahd I (5%)

• starke Präferenz WF („naturschutz- fachl. wertvolle Flächen“) nur 1.4%!

• Unterschiede bei erfolgreichen Revieren ausgeprägter

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Braunkehlchen - ÖPUL-Maßnahmen

-30%

-20%-10%

0%

10%20%

30%

40%

50%60%

70%

UBAGVerz

icht G

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BioStei

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Mah

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lfl. M

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0,500,60

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Jaco

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-Inde

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Gebiet (140)

alle Reviere(72)erfolgreicheReviere (20)JPI alle

JPIerfolgreiche

signifikante multivariate Einflüsse erfolgreiche:– WF > Streuwiesen > einmähdige Wiesen– Offenheit, Besonnung– bewegtes Kleinrelief, Wartenangebot– keine anderen ÖPUL-Effekte!!

Naturschutzmaßnahme: Trends

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

• Fläche nimmt leicht zu (2009: 6% des Grünlands ohne Almen)

• Anzahl an teilnehmenden Betrieben nimmt nicht zu, sondern ab

• Fläche pro Betrieb nimmt stark zu

• „Einbrüche“ Programm- start, Anstieg durch aktive Anwerbung

• Segregation in viele „produktive “ und wenige „Naturschutz-Betriebe“, nur lokale Effekte

• meistens „Standard- Auflagen“

Naturschutzmaßnahme

0

10.000

20.000

30.000

40.000

50.000

60.000

70.000

80.000

90.000

100.000

1994 1997 2000 2003 2006 2009He

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bzw

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riebe

-

0,50

1,00

1,50

2,00

2,50

3,00

3,50

4,00

4,50

5,00

Hek

tar/B

etri

eb

Flächegesamt

Grünland

Betriebe

Fläche proBetrieb

ÖPUL: horizontale Biodiversitäts-Auflagen

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Auflage UBAG/Biolog. Wirtschaftsweise Steilflächenmahd

Nutzungs- häufigkeit

maximal 2 Nutzungen auf mind. 5% der Fläche

maximal 2 Nutzungen (mind. 1) auf mind. 5% der Fläche(erste Nutzung: keine Beweidung)

Mahd- termine

Keine Stufe 1 (>=25 bis <35%) >= 15.6. (5%)Stufe 2 (>=35 bis <50%) >= 30.6. (5%)Stufe 3 (>=50%) >= 30.6. (5%)

Weitere max. 150 kg N/hamax. 2 GVE/ ha LNErhaltung Landschaftselementemax. 5% Grünlandumbruch

max. 2 GVE/ ha LN Aufforstungsverbot0% Grünlandumbruch

ÖPUL-Wirkungen: Fallbeispiel Braunkehlchen

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

• Vegetation, Brutverlauf und Mahd folgen phänologisch dem Höhengradienten (nicht der Steilheit)

• Mahd ist für ausreich- enden Bruterfolg um 2- 3 Wochen zu früh

• starre (datums- abhängige) Mahd- Termine (z.B. Steilflächenmahd) ökologisch nicht sinnvoll/wirksam

• ebene Flächen werden bevorzugt (Tal/Plateau)

Brutphänologie und Mahdregime

20.Mai

30.Mai

09.Jun

19.Jun

29.Jun

09.Jul

19.Jul

700 900 1100 1300 1500

Meereshöhe

Dat

um

Ährenrispenschieben(Beginn)

50% flügge

75% flügge

50% der Wiesengemäht

50% gemäht

50-75% flügge

Vegetationsentwicklung

ca. 2 Tage/100 m

15.6.(5%)

30.6.(5%)

ÖPUL-Wirkungen: UBAG – warum keine Effekte?• Biodiv.-Auflage i.d.R. auf „schlechtester“ Fläche

umgesetzt (z.B. am Wald- oder Siedlungsrand, an Strassen), daher für typische Wiesenorganismen wenig relevant oder ungünstig

• Beitrag zur Verringerung der Mahdhäufigkeit sehr gering, da in den meisten Gebieten ausreichend Flächen mit 1- bis 2-maliger Nutzung vorhanden :• 86% der Gebiete, 78% der Flächen• ökologisch relevant ist nicht Anzahl

Mahden, sondern 1. Termin

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

UBAG-Flächen Beispielsgebiete

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

bis 2%bis 5%bis 10

%bis 20

%bis 30

%bis 40

%bis 50

%bis 70

%bis 10

0%

UBAG-Flächen mit max. 2 Nutzungen

Häu

figke

it

Anzahl GebieteGesamtfläche

* http://www.netzwerk-land.at/umwelt/veranstaltungen/ downloads_biodiversitaetsflaechen2011/biodivflaechen_fruehauf

*

ÖPUL-Wirkungen: UBAG – warum keine Effekte?

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

• Tiere verteidigen lebenswichtige Ressourcen (Revierverhalten > Abstand)

• für viele Arten sind Grenzlinien besonders attraktiv/bedeutend

• Vernetzung: zahlreiche und v.a. langgestreckte Strukturen erlauben Ausbreitung (z.B. Samen, Wande- rungen, „Trittsteine“): Distanzen!

• eine hohe Anzahl an Grenzlinien und unterschiedlicher Flächen erhöhen Artenvielfalt und Dichten

mittl.Distanz 316 m

187 m Grenzlinien

1 Revier

mittl.Distanz 100 m x 0,3x

1.390 m Grenzlinien x 8,8

10 Reviere x 10

Biodiversitäts-Flächen (2% Fläche)

Biodiversitäts-Streifen (2% Fläche)

ÖPUL-Wirkungen: UBAG – warum keine Effekte?

• geringe Vernetzung (zumeist 1 Fläche/Betrieb)• geringes Grenzlinienverhältnis (die meisten Flächen: Breite ≈

Länge, 50-100 m breit)

SIMULATION- ca. 7.000 Feldstücke (die ertragsschwächsten, max. zweimalige Nutzung, Beispielsgebiete)- schrittweise Verringerung der Maximalbreite bei 5% „Biodiversitätsfläche“

• deutlicher Effekt (Anzahl/Verteilung, Grenzlinien) erst bei Flächen unter 15 m Breite!!!

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Biodiv.flächen-Szenario Maximalbreite

0

2

4

6

8

10

12

14

051015202530354045505560657075808590

Maximalbreite (m)

Zuna

hme

(Fak

tor)

Eine Erfolgsgeschichte: Wiesenrandstreifen

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Artenschutz-Projekt Braunkehlchen Lungau/Sbg, Start: 2006(2003 bis 2006 massive Abnahme)

• Stehenlassen von Streifen (1.5–2 m) bis zur zweiten Mahd

• 112 teilnehmende Betriebe! (Betreuung!!)• Bestand hat sich mehr als verdoppelt;

28% höher als 2003!• „psychologisches“ Problem („sauber mähen“)

Werner Kommik

Braunkehlchenbestand Lungau

0

50

100

150

200

250

300

2002 2004 2006 2008 2010

Bes

tand

0%

50%

100%

150%

in R

altio

n zu

200

3

Braunkehlchenbestand Lungau

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2002 2004 2006 2008 2010

Bes

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Projektstart

Fazit ÖPUL• Das ÖPUL ist grundsätzlich ein geeignetes (±

das einzige!) Instrumentarium, um dem Biodiversitätsverlust im Grünland zu begegnen

• Gesamtwirkung = Wirkungsstärke x Fläche x Verteilung• Maßnahmen, die qualifiziert und konkret auf (gut bekannte)

Defizite/Probleme abzielen, sind hochgradig wirksam (v.a. Naturschutz bzw. analoge z.B. in Ökopunkten, Streuobst)

• Flächenausmaß und v.a. räumliche Dichte solcher Maßnahmen sind jedoch (noch) ungenügend

• Fachliche Betreuung (in adäquater Intensität) erforderlich/entscheidend• „horizontale“/regionale Maßnahmen waren bisher wenig effizient (zu

schwache Wirkung, ungeeignete Konzeption; z.B. UBAG, Steilflächenmahd)

• „horizontale“ Maßnahmen sind oft kaum evaluierbar• der „horizontale Ansatz“ hat ein enormes, aber unzureichend genutztes

Potenzial• Verbesserungen im ÖPUL 2007-13, aber Gesamteffekte zu schwach • es wurden keine operationalen quantitativen Biodiversitäts-Ziele

definiert

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Ausblick• Herausforderung: quantitative Ziele der EU-Biodiversitäts-Strategie• dringender Handlungsbedarf!• derzeit noch (z.T.) offen: Rahmenbedingungen für ÖPUL ab 2014 (Reform

der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2104)• Quantitative Ziele für LE müssen definiert werden• „GREENING“

– 7% ökologische Ausgleichsflächen nicht im Grünland/Biolandbau• nur deutlich über baseline (z.B. GLÖZ) hinausgehende Leistungen können

ÖPUL-Ausgleichszahlungen auslösen (Genehmigung „horizontaler“ ÖPUL- Maßnahmen wird schwieriger; Biodiversität gewinnt daher vermutlich auch ökonomisch an Bedeutung…)

• Kooperation Landwirtschaft-Naturschutz hat sich deutlich verbessert (u.a. „Netzwerk Land“), sollte jedoch stark ausgebaut werden

• Konzepte für neue, effektive, praxistaugliche ÖPUL-Maßnahmen werden derzeit (=erstmals rechtzeitig) diskutiert

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

http://www.netzwerk- land.at

Vielen Dank fVielen Dank füür die r die Aufmerksamkeit !!Aufmerksamkeit !!

Biodiversitäts-Trends bei anderen Gruppen?

• Es ist anzunehmen, dass Trends bei stärker spezialisierten Organismen noch negativer verlaufen…

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

Ultimate Ursachen: Trends Grünlandwirtschaft

• +/- lineare Trends bei verschiedenen Indikatoren für Intensität– „Strukturwandel“– Milch/Kuh– tierische Produktion/ha

Dauergrünland*– ……

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

* Tierische Produktion zu Herstellungspreisen- Tiere (Rinder, Schweine, Schafe, …)- tierische Erzeugnisse (Milch, Eier, …

Intensitäts-Parameter

80%

90%

100%

110%

120%

130%

140%

150%

160%

1995 2000 2005 2010 2015

Inde

x (1

998=

100%

)

Tierische Prod./haDauergrünland ohneAlmen (2010=3.170Euro)Tierische Prod./haDauergrünland mitAlmen (2010=2.745Euro)Milchproduktion/haDauergrünland(2010=3,54 t)

Milch/Kuh(2010=6.100 kg)

Farmland Bird Index Grünland

R2 = 0,814

R2 = 0,72350%

60%

70%

80%

90%

100%

110%

1.000 1.500 2.000 2.500

Tierische Produktion Euro/ha Dauergrünland

Inde

x 19

98 (=

100%

) bis

200

9

nicht korrigiert

korrigiert VPI(Verbraucherpreis-Index)

ÖPUL-Wirkungen: horizontale Maßnahmen

Frühauf: Auswirkungen ÖPUL-Maßnahmen und Vögel Fachtagung „Biodiversität im Grünland“, 20.10.2011 BOKU

• wenn horizontale Maßnahmen effektive Auflagen enthalten, haben sie eine starke Biodiversitäts- Wirkung

• horizontale und regionale bzw. Naturschutz-Maßnahmen haben nicht grundsätzlich unter- schiedlich starke Wirkungen

• Braunkehlchen z.B. brauchen nicht 15-30% (versch. Studien), sondern nur 2.5% spät gemähte Flächen, wenn diese richtig liegen (Peer & Frühauf 2009)

• horizontale Maßnahmen haben ein sehr großes Potenzial für Biodiversität

Zusammenhangs-Stärke ÖPUL-Maßnahmenalle untersuchten Arten

N.S. N.S.

0

0,2

0,4

0,6

0,8

1

1,2

Ackerland- Maßnahmen Grünland- Maßnahmen

Kor

rela

tions

koef

fizie

nt B

horizontal

regional + Naturschutz