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Belastungs-Beanspruchungs- Konzept und Psychophysiologie Konzept und Psychophysiologie VL MMS Wintersemester 2013/14 Professur für Prozessleittechnik L. Urbas; J. Ziegler

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Belastungs-Beanspruchungs-Konzept und PsychophysiologieKonzept und Psychophysiologie

VL MMS Wintersemester 2013/14Professur für Prozessleittechnik

L. Urbas; J. Ziegler

Ziele und Inhalt

• Definitionen und Konzepte

– Belastungs-Beanspruchungs-Konzept der Ergonomie

– Psychophysiologie

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 2

– Psychophysiologie

• Psychophysiologische Parameter und Messmethoden

– Pupillometrie, EEG, GSC, fMRT, fNIRS

• Anwendung psychophysiologischer Konzepte und Methoden in der Ergonomie

– Anforderungen an die Experimentgestaltung

DEFINITIONEN UND KONZEPTE

[nach DIN EN ISO 26800, 2011, S.14 und EN ISO 10075-1, S. 6]

Belastungs-Beanspruchungs-Konzept

Belastung

Beanspruchung

Um

welt

Urs

ache

TU Dresden Folie 4MMST (c) Ziegler 2013

Beanspruchung

Kurzfristige Auswirkungen

Beeinträchtigung Verbesserung

Langfristige Auswirkungen

Beeinträchtigung Verbesserung

Indiv

iduum

Wirkungs-modifikatoren

Rückm

eld

ung

Wir

kung

[nach Ribback,2003, S.18]

Arten der Beanspruchung

Gesamtbeanspruchung

TU Dresden Folie 5MMST (c) Ziegler 2013

PhysischeBeanspruchung

Mentale/Kognitive Beanspruchung

EmotionaleBeanspruchung

PsychischeBeanspruchung

Psychophysiologie

= „befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen menschlichem Verhalten und physiologischen Prozessen“ [Schandry, 1998]

• Frage nach physiologischen Begleiterscheinungen menschlichen

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 6

• Frage nach physiologischen Begleiterscheinungen menschlichen Verhaltens

– Auftretensbedingungen

– Differentielle Ausgeprägtheit

– Innerorganismische Wirkungszusammenhänge

– Biologische Bedeutsamkeit

• Methodischer Ansatz:

– Variation des Verhaltens (UV) mit psychologischen Mitteln (Instruktion, sensorische Reize, situative Parameter

– Beobachtung der physiologischen Reaktionen (AV)

Ingenieurs-Psychophysiologie

Engineering Psychophysiology [Backs & Boucsein, 2000]

= „Forschungsdisziplin, die psychophysiologische Methoden auf klassische Probleme in der Disziplin der Ingenieurpsychologie anwendet“

Weiterführende Veranstaltungen: Prof. Ingenieurspsychologie und angewandte Kognitionsforschung

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 7

Probleme in der Disziplin der Ingenieurpsychologie anwendet“

• Untersucht spezifische Auswirkungen der Arbeitsbelastung und der Arbeits-umgebung auf Zustand, Effizienz und Wohlbefinden der Mitarbeiter

Psychophysiological methodology [Backs & Boucsein, 2000]

= Sammlung von „Messtechniken, die der nicht-invasive Beurteilung der physiologischen Funktion bzw. Arbeitsweise dienen“

• Beschreibt geeignete Messtechniken und deren Kombinationen

• Kombiniert physiologische, subjektive und verhaltensorientierte Maße

Konzepte der Psychophysiologie

Aktivierung

= „ein innerer Zustand mit unterschiedlich hoher psychischer und körperlicher Funktionstüchtigkeit“ [DIN 10075-1]

Weiterführende Veranstaltungen: Prof. Differentielle und Persönlichkeitspsychologie

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 8

körperlicher Funktionstüchtigkeit“ [DIN 10075-1]

= „Optimierung der psychophysiologischen Basis für adäquates Reagieren auf externe oder interne Anforderungen“ [Schandry, 1998, S.50]

• „Freisetzung von Energie in die [...] physiologischen Systeme als Vorbereitung auf eine Aktivität“ [ebenda]

– einer Reihe von psychophysiologischen Anregungsprozessen, die durch eine äußere Stimulation (Erregung) ausgelöst und gesteuert werden

– Nach Wegfall der Stimulation Rückkehr zu einem Ruheniveau

Aktiviertheit = aktueller innerer Zustand

Stress-Konzept

Stress [nach Schandry, 1998]

= individuelle, unspezifische psychische und physiologische Reaktion auf Stressoren, die zu einer kurzzeitigen oder anhaltenden

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 9

auf Stressoren, die zu einer kurzzeitigen oder anhaltenden Beeinträchtigung der psychischen Befindlichkeit und/oder physischer Funktionen führen

• Reaktion auf (anhaltende) Anforderungssituationen,

– an die eine Adaption schwer oder unmöglich ist

– deren psychisches und physiologisches Geschehen negative Erlebnisqualität haben

– die potenziell irreversibel und damit häufig schädigend

Wirken von Stressoren

Stress-Konzept

Stressor [nach Schandry, 1998]

= Reize oder Situationen mit negativer Erlebnisqualität, an die eine Adaption erschwert oder unmöglich ist und die damit den Auslöser

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 10

Adaption erschwert oder unmöglich ist und die damit den Auslöser einer Stressreaktion darstellen

• Klassen von Stressoren: [Jahnke, 1974; nach Schandry, 1998, S.75]

– Äußere Stressoren

– Behinderung bei der Befriedigung von Primärbedürfnissen

– Leistungsstressoren

– Soziale Stressoren

– Konflikte

Konzepte der Psychophysiologie

Orientierungsfunktion

= phasisch ablaufende Reaktion, dessen Intensität bei wiederholter Reizdarbietung kontinuierlich abnimmt

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 11

wiederholter Reizdarbietung kontinuierlich abnimmt (Habituation)

– Auslöser: Veränderungen im Reizfeld

• Intensität steigt wieder bei Diskrepanz zw. gespeichertem Reizmodell und auftretendem Reiz (Dishabituation)

– vergrößerte Reaktion auf Standardreiz nach Auftreten eines Fremdreizes

Konzepte der Psychophysiologie

Reaktionsspezifität

= Reaktionen verschiedener Regelsysteme bilden tendenziell stabile Reaktionsmuster aus [Schandry, 1998]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 12

Reaktionsmuster aus [Schandry, 1998]

• Stimulusspezifische Reaktion:

– Reiz/Reizklasse löst über Individuen hinweg gleichartige oder ähnliche Reaktionsmuster aus

• Individualspezifische Reaktion:

– Individuum zeigt über Reize/Reizklassen hinweg typische Reaktionsmuster

• Motivationsspezifische Reaktion:

– Individuum zeigt für bestimmte äußere Begebenheiten bei stabiler Situationsbewertung und Motivationslage typische Reaktionsmuster

Konzepte der Psychophysiologie

Autonome Balance

= „ein Zustand, in dem sich die antagonistischen Teil-systemeSympathikus und Parasympathikus in einem Gleichgewicht

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 13

Sympathikus und Parasympathikus in einem Gleichgewicht zueinander befinden“ [Schandry, 1998]

Ruheniveau

• Autonome Dysbalance kann bei längerem Andauern zu gesundheitlichen Schäden führen

• Autonome Dysbalance ist auch eine Determinante für Emotionen [Gellhorn, 1970]

Konzepte der Psychophysiologie

Interozeption [Schandry, 1998]

= Wahrnehmung von Zuständen und Prozessen im Körperinneren

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 14

Tiefensensibilität [Schandry, 1998]

= Wahrnehmung von Prozessen in Skelettmuskulatur und Gelenken

können genutzt werden für die subjektive Selbstbeurteilung des aktuellen physiologischen Zustands

• Problem: inter- und intraindividuelle Unterschiede in der Intensität der Wahrnehmung

– interindividuelle Unterschiede im Wahrnehmungsvermögen

– Abhängigkeit von der Aufmerksamkeitslenkung durch konkurrierende interne oder externe Reize

PSYCHOPHYSIOLOGISCHE PARAMETER UND MESSMETHODEN

Respiratorische Aktivität

• Atemfrequenz und -tiefe

Okulomotorische Aktivität

Erfassbare Regelsysteme[Vossel & Zimmer, 1998]

Elektrodermale Aktivität

• Hautleitfähigkeit, -widerstand, -potential

Kardiovaskuläre Aktivität Okulomotorische Aktivität

• Augenbewegung, Lidschlag

Pupillometrie, Elektrookulografie

Biochemie

• Metabolismus (Körpertemperatur, Chemische Atemluftanalyse)

• Endokrines System (Cortisol, Adrenalin)

• Immunsystem

Elektrische Muskelaktivität

• Aktionspotentiale von Muskeln oder Fasern

Elektromyografie, Elektroneurografie

Kardiovaskuläre Aktivität

• Herzschlagfrequenz, Blutdruck

Elektrokardiografie, Plethysmografie

Hirnelektrische Aktivität

• blood-oxygen-level-dependent contrast

• hirnelektrische Aktivität

Funktionelle Magnetresonanztomographie

Elektroenzephalografie

functional Near InfraRed Spectroscopy

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 16

Elektrodermale Aktivität

Messverfahren (Galvanic Skin Conductance – GSC)

• Nichtinvasive Echtzeitmessung des elektrischen Hautleitwerts

– Variiert je nach durch die Schweißdrüsen freigegebener Feuchtigkeit

[nach Vossel & Zimmer, 1998]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 17

– Variiert je nach durch die Schweißdrüsen freigegebener Feuchtigkeit

– Korreliert mit momentanem Erregungszustand (Häufigkeit sympathischer Aktionspotenziale)

Messmethode Endo-somatisch

Exosomatisch

Spannung Keine Gleichspannung Wechselspannung

Bezeichung Haut-potenzial

Hautleit-fähigkeit

Hautwiderstand

Haut-admittanz

Haut-impedanz

AbkürzungAllgemeinTonischphasisch

SPSPLSPR

SCSCLSCR

SRSRLSRR

SYSYLSYR

SZSZLSZR

Elektrodermale Aktivität

Anwendungen

• Erfassung der Reaktion auf singuläre Reize (phasisch)

• Erfassung des Aktivationsniveaus (tonisch)

[nach Vossel & Zimmer, 1998]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 18

• Erfassung des Aktivationsniveaus (tonisch)

– Reize erzeugen elektrodermale Reaktion (positive und negative Erregung)

– Aufmerksamkeit abhängig von Neuheit, Intensität, Bedeutung & emotionalem Gehalt

– Einfache Handhabung, robust ggü. Bewegung und Umwelteinflüssen

– Unauffällig, leicht, mobil einsetzbar

[Bildquelle: simpleusability.com]

Okulomotorische Aktivität

Messverfahren (Pupillometrie und Elektrookulografie)

• Nichtinvasive Echtzeitmessung von Augenbewegungen, Änderungen im Durchmesser der Pupille oder des Lidschlags

[nach Vossel & Zimmer, 1998]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 19

– gesteuert von ANS

– Extraktion von Kennwerten (Durchmesser, Fläche) und Korrelation zu mentaler Arbeitsbeanspruchung (task evoked pupillary response)

[Bildquelle: Tobii.com] [Bildquelle: http://plasmadesignlab.ch/project/messbrille/]

EOG MessbrilleOptischer Eye Tracker

Okulomotorische Aktivität

Anwendungen

• Aufnahme aussagekräftiger Daten bezüglich mentaler Arbeitsbeanspruchung

• Erfassung von Müdigkeit und Erschöpfung

[nach Vossel & Zimmer, 1998]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 20

• Erfassung von Müdigkeit und Erschöpfung

• Blickverfolgung zur Erfassung von Aufmerksamkeit

– empfindlich ggü. Bewegung, kleinen Augen und langen Wimpern

– beeinflusst von vielen internen und externen Faktoren (Lichtintensität, Augenform)

Emotion responseanalysis mit EEG und Eye Tracking

[Bildquelle: simpleusability.com]

Kardiovaskuläre Aktivität

Messverfahren (Elektrokardiografie)

• Nichtinvasive Echtzeitmessung der elektrischen Aktivitäten aller Herzmuskelfasern

[nach Vossel & Zimmer, 1998]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 21

– basiert auf dem Mechanismus der Autorhythmie (ZNS und ANS moderieren autonome Herzkontraktion)

– erlaubt Beurteilung des sympathisch-parasympathischen Gleichgewichts

Kardiovaskuläre Aktivität

Anwendungen

• Aufnahme aussagekräftiger Daten bezüglich mentaler Arbeitsbeanspruchung

• Analyse von Prozessen der Aufmerksamkeitsregulation

[nach Vossel & Zimmer, 1998]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 22

• Analyse von Prozessen der Aufmerksamkeitsregulation

– vergleichsweise sehr gute Standardisierung

– lineare und nichtlineare Parameter im Zeit- und Frequenzbereich

– relativ einfache Handhabung, robust ggü. Bewegung und EM-Störungen

EKG-Standard-Ableitepunkte(Rumpfmessung)

Hirnelektrische Aktivität

Messverfahren (functional Near InfraRed Spectroscopy – fNIRS)

• Nichtinvasive Echtzeitmessung von Änderungen der Blutsauerstoff-konzentration im Hirn (blood-oxygenation-level-dependent (BOLD) contrast)

[nach Girouard et al, 2010]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 23

– basiert auf dem Prinzip der Neurovaskulären Kopplung

– Extrapolation verschiedener Niveausder Hirnaktivität [Villringer & Chance, 1997]

– starke Korrelation zu mentaler Arbeits-beanspruchung [Cui et al, 2011]

[Bildquelle: Peck et al., 2010]

[Bildquelle: Wikipedia]

Hirnelektrische Aktivität

Anwendungen (functional Near InfraRed Spectroscopy – fNIRS)

• Aufnahme aussagekräftiger Daten bezüglich mentaler Arbeitsbeanspruchung

– Einfache Handhabung, robust ggü. Bewegung und EM-Störungen

[nach Girouard et al, 2010]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 24

– Einfache Handhabung, robust ggü. Bewegung und EM-Störungen

• Adaptive Brain-Computer Interfaces

– Adaption an Arbeitsbeanspruchung und ausgeübte Tätigkeit

Hirnelektrische Aktivität

Messverfahren (Elektroenzephalografie – EEG)

• Nichtinvasive Echtzeitmessung von elektrischer Hirnaktivität

– Aufzeichnung der Potenzialschwankungen an der Kopfoberfläche

[nach Gevins & Smith, 2003; Ribback, 2003]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 25

– Aufzeichnung der Potenzialschwankungen an der Kopfoberfläche (Spontanaktivität)

– Frequenzen korrelieren mit Bewusstseins- und Aufmerksamkeitszuständen

[Bildquellen: l: Sharbrough, F. et al, 1991; r: brainproducts.com]

EEG-Standard-Ableitepunkte nach dem 10-20-System

Hirnelektrische Aktivität

Anwendungen (Elektroenzephalografie – EEG)

• Analyse tonischer Veränderungen der mentalen Beanspruchung

– Indikatoren mentaler Beanspruchung: Abnahme parietaler und okzipitaler

[nach Gevins & Smith, 2003; Ribback, 2003]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 26

– Indikatoren mentaler Beanspruchung: Abnahme parietaler und okzipitaler Alpha-Aktivität, Zunahme frontaler Theta-Aktivität

– Vergleich interessierender Zeitintervalle (Ruhe und Belastungsphasen)

• Analyse kurzer, reizbezogener Zeitintervalle zur Untersuchung phasischerFrequenzänderungen

• Emotion response analysis (Erregung, Engagement, Frustration)

Hirnelektrische Aktivität[nach Gevins & Smith, 2003; Ribback, 2003]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 27

[Bildquelle: www.neurologie-ulm.de/leistungen/eeg.html]

Hirnelektrische Aktivität

Messverfahren (Funktionelle Magnetresonanztomographie – fMRT)

• Nichtinvasive Echtzeitmessung von elektrischer Hirnaktivität

– selbes Funktionsprinzip wie fNIRS

[nach Huettel et al., 2004]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 28

– selbes Funktionsprinzip wie fNIRS

– Veränderung der effektiven transversalen Relaxationszeit von Wasserstoff-Kernspin

– sensitiv für Konzentrationsänderung zw. oxygeniertem und desoxygeniertemHämoglobin (BOLD-Kontrast)

[Bildquelle: wikipedia]

Hirnelektrische Aktivität

Anwendungen (Funktionelle Magnetresonanztomographie – fMRT)

• Hochgenaue räumlich-lokalisierende Untersuchungen von neurologischen Reizreaktionen

[nach Huettel et al., 2004]

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 29

– niedrige zeitl. Auflösung, sehr hohe Empfindlichkeit ggü. Bewegung

– hohe räumliche Auflösung

– besonders relevant für Neurologie und Neuropsychologie

[Bildquelle: meduniwien.ac.at]

ANWENDUNGEN IN DER ERGONOMIE

Anforderungen an die Experimentgestaltung

Allgemeine Betrachtungen

• Psychophysiologische Variablen sind selten unabhängig oder monokausal

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 31

monokausal

• Psychophysiologische Messungen sind i.d.R. indirekt in Bezug auf die psychische Arbeitsbelastung

Kombination von Messmethoden und Regelungssystemen

Einbeziehung empirisch gut belegter Effekte bzw. Reaktionsmuster

Anforderungen an die Experimentgestaltung

Versuchsplanung

• Prinzip der isolierenden Bedingungsvariation nicht vollständig umsetzbar

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 32

umsetzbar

Sorgfältige Auswahl weiterer Kontrolltechniken

Sorgfältige Festlegung und Kontrolle der Zielpopulation (Homogenisierung)

Versuchsdurchführung

• Wahrung der Persönlichkeitsrechte

Nichtinvasive Messung

Wahrung der Intimsphäre

Anforderungen an die Experimentgestaltung

Aufgabengestaltung 1/2

• Sympathische Reaktion sehr unspezifisch bis diffus (Adrenalinflut)

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 33

• Biophysiologische Reaktion mit sehr unterschiedlichen Verzögerungen

• Aktivierung erzeugt innere Reaktion in Vorbereitung auf Aufgabenerfüllung

• Habituation verringert innere Reaktion auf äußere Reize

• Emotionale und mentale Belastung nicht trennscharf in innerer Wirkung

Anforderungen an die Experimentgestaltung

Aufgabengestaltung 2/2

Geeignete mentale Vorbereitung der Probanden

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 34

Berücksichtigung allg. biophysiologischer Effekte bei den Probanden

Berücksichtigung von Aktivierungseffekten in der Workflow-Gestaltung

Prüfung von Konfundierungseffekten durch Kontrolltechniken (Balancing)

Relevante Zeitbereiche stark von irrelevanten abgrenzen

Messmodell (Beispiel)

Mess-methode

MaßSubcharak-

teristikCharakter-

istikKonzept

EffektivitätErfolgreich

abgeschlossene Aufgaben (%)

Kalkulation(Log-Datei)

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 35

Geb

rau

chs-

tau

glic

hke

it

Aufgaben (%)

Effizienz

Arbeitsbean-spruchung

HRV-ParameterEKG, Pupillo-

metrie

Subjektive Bewertung

(0…100)NASA-TLX

Zeitaufwand Zeit pro Aufgabe Kalkulation(Log-Datei)

Zufrieden-stellung

Subjektive Bewertung

(0…100)

BefragungSystem Usability Scale

Zusammenfassung

• Belastungs-Beanspruchungs-Konzept ist ein zentrales Konzept der Ergonomie

• Es begründet die Nutzung psychophysiologischer Methoden zur

TU Dresden MMST (c) Ziegler 2013 Folie 36

• Es begründet die Nutzung psychophysiologischer Methoden zur Erfassung von Arbeitsbeanspruchung als Effizienzmaß im Sinne der Gebrauchstauglichkeit

– Maße sollten immer kombiniert werden und nur als Unterstützungsmaße genutzt werden

– Für mobile Dual-Task Szenarien bieten sich insb. Pupillometrie, EEG, GSC, und ggf. auch fNIRS an

• Psychophysiologische Konzepte müssen auch bei der Gestaltung von Experimenten berücksichtigt werden

– Vor- und nachgelagerte Effekte, Habituation, unspezifische Reaktion bei starker Aktivierung

Literatur

• Ribback, S. (2003) Psychophysiologische Untersuchung mentaler Beanspruchung in simulierten Mensch-Maschine-Interaktionen (Doctoral dissertation, Universitätsbibliothek).

• Gramann, K., & Schandry, R. (2009) Psychophysiologie: Körperliche Indikatoren psychischen Geschehens. Beltz, PVU.

TU Dresden MMST (c) Urbas, Ziegler 2006-2013 Folie 37

psychischen Geschehens. Beltz, PVU.

• Vossel, G., & Zimmer, H. (1998) Psychophysiologie. Kohlhammer.

• Boucsein, W. (Ed.) (2000) Engineering Psychophysiology: Issues and Applications. CRC Press.

• Andreassi, J. L. (2000) Psychophysiology: Human behavior and physiological response.Psychology Press.

• Cacioppo, J. T., Tassinary, L. G., & Berntson, G. (Eds.) (2007) Handbook of psychophysiology. Cambridge University Press.

• Manzey, D. (1998) Psychophysiologie mentaler Beanspruchung. Ergebnisse und Anwendungen der Psychophysiologie. Enzyklopädie der Psychologie, Vol. 100, S. 799-864.