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lnterview Ludwig Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich über Macht, Verzicht und Mitstreiter. VON NIKOLAUS KOLLER >Viele geben zuschnell auf( *+$sE Der Generaldirekor der Raiff- eisen Landesbank Oberösterreich (RLB - oÖ) gehört ztr den ,,Top-3-Netzwerkern" in Österreich - so die Analyse des Netzwerk-Spe- zialisten FAS.research Austria. Dass Scharinger zu den einflussreichsten Menschen im Land gehört, ist leicht erklärt: Der Bankmanager sitzt in 32 Vorständen und Aufsichtsräten. Die RIB ist an rund 500 Unter- nehmen direkt und indirek betei- ligt...Zur Politik hält das bekennen- de OVP-Mitglied Scharinger ausge. zeichnete Kontakte. ,,Mit Macht kann ich aber nichts anfangen", sagt Scharinger im,,Presse"-Inter- view. Dieses fand im Rahmen der Bundestagung der fungen Wirt- schaft letzte Woche,in Linz statt. Wir sitzen in lhrem Büro im Zentrum von Linz. Wenn man aus dem Fenster blickt, sieht man eine Reihe von Unter- nehmen, bei denen Sie engagieft sind. Was bedeutet Macht für Sie? Ludwig Scharinger: Ich bin ein ge- staltender Mann. Mit Macht kann ich nichts anfangen, ich habe Ge- staltungskraft. Wie sind Sie zu dieser ,,Gestaltungs- kraft" gekommen? In lhrem Buch ,,Nach meiner Trompete" schildern Sie, das Sie aus einfachen Verhältnis. sen kommen. Scharinger: Das ist auch die Grund- lage. Ich stehe zeitig auf, bin bald im Büro, vielfach auch samstags und sonntags. Komme jeden Abend spät heim, nachdem ich fast jeden Abend entweder bei einem Kunden, einer Raiffeisenbank oder einem Betriebsjubiläum bin. Gab es auf dem Weg dofthin etwas, auf das Sie verzichten mussten? Scharinger: Wenn man so viel zu tun hat wie ich, muss man ständig auf etwas verzichten. Vor allem meine Frau muss auf viel verzich- ten. Aber sie ist oftbei Terminen am Abendmit. Macht bedeutet lhnen nichts, aber Sie haben mit,,Mächtigen" zu tun. Wie ist lhr Zugang zu diesen? Scharinger: Wichtig ist mi1, dass, wenn ich in Kontakt komme, ich ge- stalten kann. Wenn ich bei einem Menschen, egal wo er wirtschaftlich steht, spüLre, da kommt nichts, der hört nur zu und sagt ,,|a" und tut nichts, dann ziehe ich mich zurück. Dann der stiehlt mir nur die Zeit. Wie unterscheiden Sie die ,,Zeitfres- ser" von den Kontakten, die wichtig lür Sie sind? Scharinger: Es gibt Menschen, die können schnell folgen, haben eine intelligente Auffassungsgabe, mit denen kann.man schnell etw-as ver- einbaren. Und es gibt Menschen, die wollen sich nur darstellen oder nur für ihre Zwecke ausnutzen. Die- se versuche ich, so gut es geht, zu meiden. FORTSETZUXG AUF SEITE K2 ,,Mit Macht kann ich nichts anfangen", meint Ludwig Scharinger.

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lnterview Ludwig Scharinger, Generaldirektor der Raiffeisen LandesbankOberösterreich über Macht, Verzicht und Mitstreiter. VON NIKOLAUS KOLLER

>Viele geben zuschnell auf(*+$sE Der Generaldirekor der Raiff-eisen Landesbank Oberösterreich(RLB - oÖ) gehört ztr den,,Top-3-Netzwerkern" in Österreich- so die Analyse des Netzwerk-Spe-zialisten FAS.research Austria. DassScharinger zu den einflussreichstenMenschen im Land gehört, ist leichterklärt: Der Bankmanager sitzt in32 Vorständen und Aufsichtsräten.Die RIB OÖ ist an rund 500 Unter-nehmen direkt und indirek betei-ligt...Zur Politik hält das bekennen-de OVP-Mitglied Scharinger ausge.zeichnete Kontakte. ,,Mit Machtkann ich aber nichts anfangen",sagt Scharinger im,,Presse"-Inter-view. Dieses fand im Rahmen derBundestagung der fungen Wirt-schaft letzte Woche,in Linz statt.

Wir sitzen in lhrem Büro im Zentrumvon Linz. Wenn man aus dem Fensterblickt, sieht man eine Reihe von Unter-nehmen, bei denen Sie engagieft sind.Was bedeutet Macht für Sie?Ludwig Scharinger: Ich bin ein ge-staltender Mann. Mit Macht kannich nichts anfangen, ich habe Ge-staltungskraft.

Wie sind Sie zu dieser ,,Gestaltungs-kraft" gekommen? In lhrem Buch

,,Nach meiner Trompete" schildernSie, das Sie aus einfachen Verhältnis.sen kommen.Scharinger: Das ist auch die Grund-lage. Ich stehe zeitig auf, bin bald imBüro, vielfach auch samstags undsonntags. Komme jeden Abend spätheim, nachdem ich fast jeden

Abend entweder bei einem Kunden,einer Raiffeisenbank oder einemBetriebsjubiläum bin.

Gab es auf dem Weg dofthin etwas,auf das Sie verzichten mussten?Scharinger: Wenn man so viel zutun hat wie ich, muss man ständigauf etwas verzichten. Vor allemmeine Frau muss auf viel verzich-ten. Aber sie ist oftbei Terminen amAbendmit.

Macht bedeutet lhnen nichts, aber Siehaben mit,,Mächtigen" zu tun. Wie istlhr Zugang zu diesen?Scharinger: Wichtig ist mi1, dass,wenn ich in Kontakt komme, ich ge-stalten kann. Wenn ich bei einem

Menschen, egal wo er wirtschaftlichsteht, spüLre, da kommt nichts, derhört nur zu und sagt ,,|a" und tutnichts, dann ziehe ich mich zurück.Dann der stiehlt mir nur die Zeit.

Wie unterscheiden Sie die ,,Zeitfres-ser" von den Kontakten, die wichtiglür Sie sind?Scharinger: Es gibt Menschen, diekönnen schnell folgen, haben eineintelligente Auffassungsgabe, mitdenen kann.man schnell etw-as ver-einbaren. Und es gibt Menschen,die wollen sich nur darstellen odernur für ihre Zwecke ausnutzen. Die-se versuche ich, so gut es geht, zumeiden.

FORTSETZUXG AUF SEITE K2

,,Mit Macht kann ich nichts anfangen", meint Ludwig Scharinger.

markus
FASresearch
markus
Textfeld
10 / 2010 Nr. 158

Das Beziehungskonto sollte im Plus sein,betonen die Experten: Markus Roth,

Maria Hauser und Harald Katzmair (v. l.).

Positiver KontostandNetworking. Die Währung beim Networking heißt Ver-trauen. Dies muss verdient werden. VON NIKOLAUS KOLIER

"*r'e'* Das Beziehungskonto zwischenzwei Partnern muss unbedingt positiVsein, betont Harald Katzmair - derNetworking-Experte ist Gründer undHead of Science von FAS.researchAustria - bei einem Tischgespräch imRahmen der Bundestagung dör fungenWirtschaft (IW) in Linz. ,,Wenn manimmer nur davon abhebt, ohne etwaseinzuzahlen, wird man sich die Preisefür Transaktionen nicht mehr leistenkönnen." Unter diesen versteht Katz-mair im beruflichen Umfeld gernein-same Geschäfte. Die \Aldhrung beimNetworking heißt.Vertrauen, bestäti-gen fW-Bundesobmann Markus Rothund Stanglwirt-Tochter Maria Hause4aktuell als Direktor of Marketing andPR beim Traditionshotel tätig.

,,Vertrauen ist das wichtigsteEntscheidungskriterium bei der Aus-wahl von Netzwerkpartnem", ist sichder Unternehmer Roth sicher: ,,Wennich mit jemandem nicht kann, merkeich das sowieso sehr schnell." Demstimmt Hauser zu: ,,Ein richtiger Un-ternehmer möchte seine Vision ver-wirklichen. Der hat auch beim Netz-werken nicht nur Eurozeichen in denAugen." Beziehungen - auch geschäft-Iiche - bauen sich in Österreich lang-

sarner auf als beispielsweise in denVereinigten StaateÄ, sagt Katzmair:,,Dafür gehen sie aber auch nicht soschnell in die Brüche."

Persönlicher Kontakt unersetzbarUnter den iungunternehmern ver-schwimmen die Rollen zusehends:,,Wer mir heute als Kunde entgegen-kommt, kann morgen schon für michbei einem anderen Projek als Mitar-beiter und arn nächsten Tag als Lie-ferant tätig sein", betont Roth. Öster-reich ist eben auch sehr klein, dahertrift.,man,sich immer wieder, witftHauser ein. Web-2.0-Applikationenwie Facebook erleichtern zwar dieKontaktanbahnung - den persönli-chen Kontak können sie aber nichtersetzen, so die drei unisono.

,,Es gibt einfach keine Abkürzung,wenn man Vertrauen erlangen will",betont Katzmair. Erleichtern kann derZugang zu beruflichen Kontakten,wenn,,dissimuliert" werde.,,Wennmah also bei Treffen so tut, als gingees nicht um ein Geschäft." Konkretspricht er Jagdpartien oder Einladun-gen an, bei denen eine Beschäftigungim Vordergrund steht.,,Das erleichtertdas Netzwerken natürlich."

Wie wichtig sind Werte für ein Netzwerk?Scharinger: Uns hier in Österreich liegtdieses Fastfood-Leben nicht. lVir'ha-ben Kultur, eine Geschichte. Daher.sind Werte natürlich wichtig. Ich binsehr für Nachhaltigkeit, sehr für dasBrückenbauen zwischen den Parteien.

In Oberöstereich scheinen Wirtschaft undPolitik stärker miteinander vernetzt zusein als in anderen Bundesländern. Wiefunktionieil diese,,0berösterreich AG"?Scharinger: Ia, das stimmt, und dazuleiste ich auch meine Beiträge. Sowohlin Richtung des Landes wie auch zurStadt Linz. Ich habe die Eigenschaft,dass ich über die Parteien hinweg mitallen vernünftig reden kann.

100 Meter von hier entfemt findet im De-sign Center der Bundeskongress der Jun-gen Wiftschaft statt. Worauf sollen Jung-unternehm$ beim Aufbau von Netzwer-ken achten?Scharinger: Zuerst muss er erkennenlassen, was er kann. Zweitens brauchtman Mitstreiteq die man gewinnenmuss. Allein bewältigt man in der heu-tigen - Geaellschaft : s-ehr wenig. Drittens.sollte er eine einfache, klare Sprachesprechen, damit er verstanden wird.Das gibt Sicherhei! daraus resultiert'Motivation. Die ist wichtig, weil vieleMenschen zu schnell aufgeben undnichts zu Ende bringen.

Wie lange wollen Sie noch in Amt undWürden bleiben?Scharinger: Ich bleibe weder im Amt,weil das ist kein Amtshaus, sondern eindynamisches Unternehmen, und ehr-würdig bin ich auch nicht. Ich werdebis zum 70. Lebensjahr hier aktiv ge-stalten. Und wenn ich dann in Pensionbin, wird mir sicher nicht fad werden.