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Géomatique Suisse 12/2007

Cartographie

H. Stoll, G. Borys

Verschiedene Konzepte

Die klassisch gedruckte Karte hat infolgestark erweiterten Möglichkeiten und da-mit auch veränderter Gewohnheiten derGesellschaft an Bedeutung eingebüsst.Immerhin: im Gegensatz zu Bildschirm-Anwendungen stehen kartographischeDruckerzeugnisse jederzeit technik- undortsunabhängig zur Verfügung und kön-nen gleichzeitig sowohl grossformatigeÜbersichten als auch kleinste Details inhöchster Auflösung zeigen. Die dabei zu

Grunde liegenden Daten basieren meisthistorisch bedingt auf einem graphisch-darstellungsbezogenen Konzept. Für eineanzustrebende Vielfachnutzung wäre dieMigration aller Daten oder gar einNeuaufbau mit intelligenterer Struktur si-cherlich wünschbar. Aus verschiedenenGründen lohnt sich dies aber nicht bei je-dem bereits bestehenden kartographi-schen Projekt (Abb. 1).Die heute geforderten Ableitungen un-terschiedlichster Ausprägung (Multi-Re-präsentation) bedingen eine datenbank-gestützte Verwaltung, d.h. sie werdenüberhaupt erst durch GIS ermöglicht. Die

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Programmpakete zur Erfassung, Verar-beitung und Ausgabe von räumlichenInformationen haben sich weiter ent-wickelt. Ebenso stehen heutzutageWerk-zeuge für die (Modell-) Generalisierungzur Verfügung, von denenman früher nurträumen konnte. Nicht zu vergessen sindnatürlich auch die Bereiche Medienvor-stufe und Druck, die sich in wachsendemUmfang der Informations-Technologiebedienen: Um die vom Kunden erwarte-te Produktqualität zugarantieren,werdeneinerseits Color-Management-Systeme(CMS) eingesetzt, die Methoden zur Er-haltung, bzw. geregelten Anpassung vonFarbinformationen über den gesamtenArbeitsablauf beinhalten. Andererseitssorgen anerkannte Normen und Stan-dards für Produktionssicherheit sowienachweisbare Qualität.Feststellbar ist jedenfalls, dass GIS ver-mehrt auch bei ursprünglich rein karto-graphischen Betrieben Einzug hält, weildarstellungsbezogene Datenstrukturenmanchmal doch zuwenig Spielraum auf-weisen und der Bedarf an schnell verfüg-baren, räumlichen Informationen ver-schiedenster Ausprägung steigt. Leideraber erkauftman sich diese Flexibilität im-mer noch mit beträchtlichem Aufwandfür Datenerfassung, Laufendhaltung,Strukturierung und für die Aufbereitungder Endprodukte. Komplexe, gut lesbareKartengraphik und eine qualitativ hoch-wertige Druckausgabe in hoher Auflagebedingen meist immer noch zusätzlicheArbeit für Gestaltung und Vorstufe, dieoft in Ermangelung der Möglichkeitenausserhalb der GIS-Umgebung erfolgt.Die Datenübernahme, kartographischeGestaltung und Ausgabe kann in diesemFall natürlich auch als Auftrag an Drittevergeben werden (Abb. 2).

Neuerstellung StadtplanZürich mit GIS

Die Anfänge des bisherigen Stadtplansder Stadt Zürich ausdemHauseOrell Füssligehen in die 50er Jahre des vorigen Jahr-hunderts zurück. Die früher analog nach-geführten Originale wurden vor etwa 15Jahren eingescannt und dienten der wei-

Kartographie und GISBeispiele aus der PraxisKartographie und GIS sind heute immer noch zwei verschiedene Dinge. Während imeinen Fall die kartographische Darstellung und Ausgabe räumlicher Informationen vongrosser Wichtigkeit sind, werden im anderen hauptsächlich Abfragen sowie Analysendurchgeführt und deren Resultate visualisiert. Bei vielen dieser Anwendungen genügtdann durchaus eine so genannte Gebrauchsgraphik als Endprodukt. Entsprechendden unterschiedlichen Anforderungen wurden spezifische Lösungen in deren Pro-grammpakete integriert. Aus kartographischer Sicht sind die Darstellungsmöglichkei-ten innerhalb herkömmlicher GIS immer noch zu wenig weit fortgeschritten, was oftgegen die doch sehr aufwändige Datenmigration spricht. Trotzdem wird die Ent-wicklung in Richtung GIS gehen, um dem gängigen und zukünftigen Bedarf an räum-lichen Informationen verschiedenster Ausprägung gerecht zu werden.

La cartographie et les systèmes d’informations géographiques sont encore actuelle-ment deux choses différentes. Tandis que dans un cas la représentation cartographi-que et l’information spatiale sont d’une grande importance, on cherche à visualiserdans l’autre les résultats d’analyses et de recherches. Pour bon nombre de ces appli-cations, un graphisme basique suffit tout à fait pour le produit final. Selon les diffé-rentes exigences, des solutions spécifiques ont été intégrées dans les programmes.D’un point de vue cartographique, les possibilités de représentation à l’intérieur desSIG habituels ne sont pas encore assez développées, ce qui parle souvent contre letransfert de données cartographiques. Malgrés tout, le développement se fera endirectiondes SIGpour rendre comptedubesoin actuel et futur en informations spatialesde toute nature.

La cartografia e il SIG sono ancora oggi due cose diverse. Mentre nel primo caso larappresentazione cartografica e la distribuzione d'informazioni spaziali sono di grandeimportanza, nel secondo vengono principalmente effettuate richieste e analisi pervisualizzare il risultato. Per molte di queste applicazioni, un semplice disegno è suffi-ciente come prodotto finale. A seconda delle proprie esigenze, nei programmi sonostate integrate delle soluzioni specifiche. Dal punto di vista cartografico, le possibilitàdi rappresentazione all'interno dei SIG non raggiunge ancora la perfezione voluta, sfa-vorendo così la dispendiosa migrazione dei dati. Ciononostante, lo sviluppo andrà indirezione dei SIG per soddisfare il fabbisogno attuale e futuro di informazioni spaziali.

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Kartographie

teren digitalen Nachführung sowie derenAusgabe. Mit der Zeit genügte aber derPlan den vielseitigen Ansprüchen nichtmehr. Er wies sowohl gesamthaft als auchlokal Verzerrungen auf und die Daten-struktur erschwerte die flexible Nutzung.Deshalb drängte sich eine Neuerstellungauf, zumal immer noch ein grösserer Be-darf an solchen Plänen besteht.ErsteVersuchemitNavigationsdaten zeig-ten im Vergleich mit jenen des Über-sichtsplans (ÜP) zu grosse Ungenauigkei-ten auf, sodass entschieden wurde, dieDaten doch neu und anhand des ÜP zuerfassen. Der redaktionelle Inhalt desStadtplans wurde durch externe Mitar-beiter erstellt, die auch Feldaufnahmendurchführten.Das inhaltliche und graphische Konzeptsah vor, die kartierte Fläche stark zu er-weitern (+80%) und ein lagegenaues,möglichst feingliedriges Strassennetz auf-zubauen. Zusätzlich verfügt dieses nunüber Fahrverbote (in gelbem Farbton, z.B.Röntgenplatz, Abb. 3–5), Fusswege (auchin gelbem Farbton) und über praktisch al-

le Treppen. Ebenso sollte weitestgehendauf die Gestaltung mit Einzelhäusern ver-zichtet und stattdessen auf flächenhafteSiedlungsdarstellung umgestellt werden,was das Kartenbild entlastet und gleich-zeitig die Informationsleistung durch vi-suelle Differenzierung erhöht: Man un-terscheidet neu zwischen kartographischgeneralisierten Wohn-, Industrie- bzw.Gewerbegebieten und berücksichtigtnach wie vor wichtige Gebäude mitdetaillierterem Grundriss (Abb. 3–5).Friedhöfeerhalten,wiebei anderenStadt-plänen des Verlags üblich, die entspre-chende Farbgebung, während Gewächs-häuser und Familiengärten (Schrebergär-ten) nun auch separiert dargestellt sind.Bisherige Points of Interest (POI) wurdendem aktuellen Stand angepasst, mit wei-teren ergänzt oder durch neu gestaltetePiktogramme ersetzt, was bessere Les-barkeit und klarere Zuordnung zur Folgehat. Die Schreibweise der Namen erfolg-te nach offiziellen Quellen (GIS-ZentrumStadt Zürich / Statistik Stadt Zürich) undführte zumindest imFall derQuartiere teil-

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Abb. 1: Schulkarte Schweiz 1:500 000, Ausschnitt. Nachführung 2007 mit kar-tographischem System, Ausgabe über CtP, Offsetdruck achtfarbig, Sonder-farbskala. Hier angenähert vierfarbig, Prozess-Skala CMYK. © 2007 Lehrmit-telverlag des Kantons Zürich. Kartographische Bearbeitung und Gesamther-stellung: Orell Füssli Kartographie AG, Zürich.

Abb. 2: Urner Wander- und Bikekarte, 1:25 000, Blatt Gotthard, Ausschnitt.Themendaten in GIS erstellt, Übernahme in kartographisches System, Nach-führung und Gestaltung 2006, Ausgabe über CtP, Offsetdruck achtfarbig, Son-derfarbskala. Hier angenähert vierfarbig, Prozess-Skala CMYK. © 2006 The-mendaten und Herausgeber: Kanton Uri. Basisdaten PK25: swisstopo. Karto-graphische Bearbeitung: Orell Füssli Kartographie AG, Zürich.

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Cartographie

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Abb. 3: Ausschnitt gemäss gedruckter Version, vierfarbig,Prozess-Skala CMYK (Abb. 3–8 Stadtplan Zürich 1:20 000,Ausschnitte. © 2006 Orell Füssli Kartographie AG, Zürich.Basisdaten ÜP und Korrekturlesung: GeoZ Geomatik +Vermessung, Stadt Zürich).

Abb. 4: Vereinfachte Variante, ohne Tram/Bus und POIs.

Abb. 5: Vereinfachte Variante ohne Schrift, Tram/Bus undPOIs.

Abb. 6: Generalisierte Variante, ohne Strassenkonturen,z.B. für Bildschirm-Anwendung.

Abb. 7: Weitere Variante, Ausschnitt Zumikon. Abb. 8: Engelstrasse: sowohl Fussweg (gelbe Füllung) alsauch befahrbare Strassenstücke (weiss). Ausschnitt ver-grössert auf 1:10 000.

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weise zu ungewohnten Bezeichnungen:z.B. das zum Stadtkreis 5 zählende und inder Bevölkerung sicherlich bekannte «In-dustriequartier» verfügt sogar über ein ei-genesWappen, existiert aber nicht auf of-fizieller Stufe. Stattdessen wird dort derKreis aufgeteilt in «Gewerbeschule» und«Escher-Wyss» (Abb. 3, 4, 6).Das technische Konzept sah vor, aus ei-nem GIS-basierten Datenbestand einer-seits mehrere gedruckte Versionen undandererseits auch Webmaps abzuleiten.Man konzentrierte sich prioritär auf diePrintprodukte und konzipierte einenWorkflow mit Datenerfassung in Geo-MediaProfessional (GMP) von Intergraphund auf Basis einer Microsoft-Access-Da-tenbank. Schon zu Beginn testeteman er-folgreich die gleichzeitige Bearbeitung anbis zu vier Arbeitsstationen mit Speiche-rung auf der zentralen Datenbank. An-hand georeferenzierter Basisinformatio-nen konnten beispielsweise die Strassenimmerhin schon von Anfang an mass-stabsgerecht als Doppellinien und in ver-schiedenen Ebenen (Brücken, Tunnels)darstellen, was eine gleichzeitige Gene-ralisierung überhaupt erst ermöglichteund auch vereinfachte. Dennoch ent-sprachen sowohl die Darstellung als auchdie entsprechenden Daten für die Druck-vorstufe noch nicht den geforderten Kri-terien. Weil in absehbarer Zeit keine dies-bezüglich wesentlichen Änderungen inGMP zu erwarten waren, entschied mansich für den Export zu Bentley’s Microsta-tion, anschliessende Rasterisierung überIplot und Ausgabe mit MapPublisher vonIntergraph. Die Beschriftung des Planssollte später anhand der erfassten Attri-bute ebenfalls GMP-basiert und vor allemhalbautomatisch, über Label-EZ vonMap-Text Inc. erfolgen (Abb. 9).Die Basis zur Symbolisierung bildetenübrigens bisherige Stadtplandaten desVerlags, auf die man zurückgreifen undModifikationen sowie Erweiterungenausführen konnte. Die längere Laufzeitbrachte es mit sich, dass in verschiedenenVersionen vonGMPgearbeitetwurdeundes dadurch galt, einige zusätzliche Hür-den zu überwinden: Beispielsweise be-stand der Export zu Microstation in den

Versionen 5.0 und 5.1aus einem separatenTool und wurde in GMPab Version 5.2 XML-ba-siert integriert. Dies hat-te u.a. zur Folge, dassdie umfangreichen Defi-nitionen für den Exportwiederholt werdenmussten. Der Automati-sierungsgrad für dieSchriftplatzierung mitLabel-EZ erreichte beianfänglichen Tests undunvollständigem Planin-halt vielversprechend85%, sank jedoch amSchluss infolge viel komplexerer Strukturauf etwa 30% herunter. Die Strassenab-stände sind in europäischen Städten his-torisch bedingt sehr klein, berücksichti-gen topographische Verhältnisse undhäufig kommt es vor, dass ein Strassen-name für mehrere Teilstücke in unter-schiedlichen Strassenklassen gilt odersogar imweiteren Verlauf als Fussweg im-mer noch gleich heisst (Abb. 8: Engel-strasse). Dies stellt schon bei interaktiverSchriftplatzierung hohe Ansprüche an dieBearbeitung, während ein halbautomati-sches Textplatzierungsprogramm trotz in-telligenter Parametrisierung an seineGrenzen stösst. Sowohl Label-EZ als auchGMP wurden und werden laufend weiterentwickelt, was während der Erstellungdes Stadtplans zur Folge hatte, dass dieMigration auf Version 6.0 wegen Inkom-patibilität von Label-EZ bis April 2006 nichtmöglich war.Aus den ursprünglichen Features und At-tributen entstanden schliesslich durchRasterisierung über 180 Ebenen unddurch logische Operationen weitere 530.Die meisten dieser Files wurden aber nurtemporär benutzt, sodass für den repro-technischen Prozess 125 Rasterebenenübrig blieben, um die vier Farbauszugsfi-les zu generieren. Dabei genügte für dieGanzplan-Ausgabe (1:20 000) je ein farb-separierter Datensatz für Vorder- undRückseite pro ausgeschossenen Bogen imFormat 140 cm x 100 cm, während der240-seitige Stadtatlas (1:15 000) inklusi-

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ve Stadtführer je deren acht im Format100 cm x 70 cm benötigte. Das zu er-wartende Druckresultat wurde jeweilsvorgängig und anhand der dafür rele-vanten Norm ISO 12647-2 als Proof farb-verbindlich simuliert. Dieselben Daten fürdiesen Contract Proof (Gut-zum-Druck,GzD) gelangten schlussendlich auch anden Belichter (CtP, Computer-to-Plate)und nach dessen Plattenausgabe konntegedruckt werden. In Zusammenarbeit mitder Stadt Zürichwurden daraufhin für de-ren Website eine Reihe gekachelter Da-tensätze für die verschiedenen Zoomstu-fen aufbereitet und integriert. Die Stadt-plandaten werden nun laufend fürDerivate benutzt und müssen bei Bedarfaktualisiert werden, was die Wiederho-lung der Arbeitsschritte für die entspre-chende Ausgabevariante bedingt. Vor-handene Tools werden dabei für genü-gende Automation sorgen. Ob dieWorkflows in Zukunft noch abgekürztwerden können (direkte Ausgabe ausGMP), hängt vor allem von der Weiter-entwicklung der Programm-Module ab.

Heinz Stoll, Kartograph und ConsultantDipl. Ing. (FH) Gottfried Borys, Geschäfts-führerOrell Füssli Kartographie AGDietzingerstrasse 3CH-8036 Zü[email protected]@orellkarto.ch

Abb. 9: Ablaufschema Stadtplan Zürich für die ge-druckten Versionen sowie für Webmaps der StadtZürich.

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