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Das Berliner Quartiersmanagement Informationen zum Programm „Soziale Stadt“

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Das Berliner Quartiersmanagement Informationen zum Programm „Soziale Stadt“

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Das Berliner Quartiersmanagement

Informationen zum Programm „Soziale Stadt“

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Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit über zehn Jahren ist das Berliner Quartiersmanagement ein erfolgreiches Instrument für die Gebiete der Sozialen Stadt. Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, durch Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, Stadtteilzentren, Wohnungsbaugesell­schaften und unter Beteiligung vieler lokaler Akteure geht es darum, gleichwertige Lebensbedingungen für die Menschen in der ganzen Stadt zu schaffen. Aus anfänglich 15 sind inzwischen 34 Gebiete geworden. Gleichzeitig konnten einige Gebiete bereits wieder aus dem Programm ausscheiden, nachdem sich die Situation dieser Quartiere deutlich verbessert hat. Seit Beginn des Programms „Soziale Stadt“ sind viele Erfahrungen gesammelt worden, es ist und mit den unterschiedlichsten Maßnahmen viel bewegt worden. Dabei ging es meist um ähnliche Fragestellungen: Was nutzt den Menschen im Quartier am meisten? Welche Maßnahmen sind geeignet, die Chancen von Kindern und Jugendlichen für ihren Lebens­weg zu erhöhen? Wie kann Familien geholfen werden? Wie finden sich Migrantinnen und Migranten in der Gesellschaft besser zurecht? Das Ergebnis der häufig intensiven Diskussi­onen über den besten Weg ergab, dass die Schwerpunkte der inzwischen weit über 3.000 Projekte im Bereich von Bildung, Integration und Beschäftigung liegen. Mit der Beschreibung der Verfahrensgebiete der Sozialen Stadt und einer Auswahl an Pro­jekten aus den unterschiedlichen Gebieten erhalten Sie Einblicke in die große Bandbreite dessen, was soziale Stadtentwicklung und das Quartiersmanagement leisten. Vor allem zeigen die Beispiele, dass sich Engagement lohnt und warum viele Menschen bereit sind, mitzumachen und in ihren Quartieren Verantwortung zu übernehmen. Lassen Sie sich überraschen von den Beispielen aus der Praxis der Sozialen Stadt, von der Ideenvielfalt und den Möglichkeiten, die die Menschen für ihre Quartiere entwickelt haben.

Ingeborg Junge-Reyer Senatorin für Stadtentwicklung

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Inhalt

Vorwort 3

Einführung 6

Die Quartiere stellen sich vor

Brunnenstraße 8

Brunnenviertel / Ackerstraße 10

Bülowstraße / Wohnen am Kleistpark 12

Dammwegsiedlung / Weiße Siedlung 14

Donaustraße-Nord 16

Falkenhagener Feld-Ost 18

Falkenhagener Feld-West 20

Flughafenstraße 22

Ganghoferstraße 24

Heerstraße 26

Hellersdorfer Promenade 28

High-Deck-Siedlung / Sonnenallee 30

Körnerpark 32

Letteplatz 34

Lipschitzallee / Gropiusstadt 36

Magdeburger Platz 38

Mariannenplatz 40

Marzahn Nord-West 42

Mehringplatz 44

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Mehrower Allee 46

Moabit-West / Beusselstraße 48

Moabit-Ost 50

Reinickendorfer Straße / Pankstraße 52

Reuterplatz 54

Richardplatz-Süd 56

Rollbergsiedlung 58

Schillerpromenade 60

Soldiner Straße / Wollankstraße 62

Spandauer Neustadt 64

Sparrplatz 66

Wassertorplatz 68

Werner-Düttmann-Siedlung 70

Wrangelkiez 72

Zentrum Kreuzberg / Oranienstraße 74

Impressum 76

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Aktive Quartiersmanagement-Gebiete

Verstetigungsgebiete

Aktive Quartiersmanagement-Gebiete

Mitte 1 Soldiner- / Wollankstraße

2 Brunnenstraße 3 Ackerstraße 4 Reinickendorfer- / Pankstraße

5 Sparrplatz 6 Moabit West / Beusselstraße 7 Moabit - Ost 8 Magdeburger Platz

Friedrichshain-Kreuzberg 9 Mehringplatz 10 Wassertorplatz 11 Zentrum Kreuzberg / Oranienstraße 12 Mariannenplatz 13 Wrangelkiez 14 Werner-Düttmann-Siedlung

Spandau15 Falkenhagener Feld - West 16 Falkenhagener Feld - Ost 17 Spandauer Neustadt18 Heerstraße

Tempelhof-Schöneberg 19 Bülowstraße / Wohnen am Kleistpark

Neukölln 20 Reuterplatz 21 Donaustraße - Nord 22 Ganghoferstraße 23 Flughafenstraße 24 Schillerpromenade 25 Rollbergsiedlung 26 Körnerpark27 Richardplatz - Süd 28 Dammwegsiedlung / Weiße Siedlung 29 Sonnenallee / High-Deck-Siedlung 30 Lipschitzallee / Gropiusstadt

Marzahn-Hellersdorf 31 Marzahn - Nord 32 Mehrower Allee 33 Hellersdorfer Promenade

Reinickendorf 34 Letteplatz

Verstetigungsgebiete

Treptow-Köpenick35 Oberschöneweide, Gebietsaufhebung 12/2009

Pankow 36 Falkplatz, Gebietsaufhebung 12/200837 Helmholtzplatz, Gebietsaufhebung 12/2008

Friedrichshain-Kreuzberg 38 Boxhagener Platz, Gebietsaufhebung 12/2008

© Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

Warum Quartiersmanagement? Als 1996 im Auftrag des Berliner Senats untersucht wurde, wie sich die soziale Entwicklung in den Berliner Stadtteilen nach der Wieder­

vereinigung der Stadt darstellte, zeigte sich, dass bestimmte Gebiete in besonderem Maße von sozialer Entmischung betroffen waren

und sich dort schwierige soziale Problemlagen häuften.

Mitteleinsatz 1999 - 2009:

Europäische Union (EFRE): 66.044.060 Euro Bundesrepublik Deutschland: 35.127.931 Euro Berlin: 83.471.558 Euro SUMME: 184.643.549 Euro

Im Jahr 2010 stehen 15.400.000 Euro zur Verfügung.

Mehr Informationen unter:

www.quartiersmanagement-berlin.de/, www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/quartiersma­nagement/

Darüber hinaus zeigte sich, dass in diesen sozi­al benachteiligten Quartieren eine Verwahrlo­sung des öffentlichen Raums - der Straßen, Plätze und Grünanlagen – sowie Defizite der sozialen Infrastruktur hervortraten. Familien, die es sich leisten konnten, zogen aus diesen Gebieten weg, insbesondere, wenn ihre Kinder schulpflichtig wurden. Auf diese Entwicklung reagierte der Berliner Senat mit der Interven­tionsstrategie der sozialen Stadtentwicklung. Herzstück ist das Berliner Quartiersmanage­ment.

Wo findet man das Quartiersmanagement?

Seit dem Jahr 1999 dient das Programm „Sozi­ale Stadt“ der Stabilisierung und Weiterent­wicklung von Stadtteilen, in denen das Leben

durch die Gefahr sozialer Benachteiligung ge­prägt ist. Arbeitslosigkeit, Abhängigkeit von Transfereinkommen und Probleme, die aus mangelnder sozialer und ethnischer Integra­tion resultieren, beeinträchtigen den Alltag und die Zukunftsperspektiven der Gebiete.

Die Quartiere sind entsprechend ihrer

soziodemografischen Ausgangslage in

Kategorien von Prävention über mittlere

bis starke Intervention eingestuft und

werden unterschiedlich personell und

finanziell ausgestattet.

Die Einstufung wird regelmäßig im Rahmen eines speziellen Gebietsmonitorings beobach­tet und der Entwicklung in den Gebieten angepasst.

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Wie funktioniert Quartiersmanagement?

Die wesentliche Voraussetzung für ein stabiles Gemeinwesen liegt darin, die Bewohnerinnen und Bewohner in die Aufwertungs- und Ent­wicklungsprozesse kontinuierlich mit einzube­ziehen. Die Einberufung von Quartiersräten und deren konstruktives und entscheidendes Mitwirken beim Einsatz der zur Verfügung ge­stellten Finanzmittel ist dabei von herausra­gender Bedeutung.

Das Wissen der Menschen im Quartier ist

Dreh- und Angelpunkt einer gemein­

samen Stabilisierungs- und Aufwer­

tungsstrategie. Der Schulterschluss zwi­

schen Bewohnerschaft, Verwaltung und

den Stadtteileinrichtungen ist die Grund­

lage eines neuen, solidarischen Zusam­

menlebens.

Die soziale Stadtentwicklung ist ein Prozess der Veränderung auf vielen Ebenen. Es hat sich gezeigt, dass Veränderungen vorrangig durch die Verbesserung der Bildungschancen und die verstärkte Integration aller Ethnien in den Quartieren nachhaltig sind.

Seit 2005 ist das Verfahren vor allem auf die Verbesserung der Lebenschancen in benach­teiligten Quartieren ausgerichtet: Schwer­punktmäßig auf die Handlungsfelder Integra­

tion, Bildung und Erwerbstätigkeit. Flankie­rend tragen bauliche Maßnahmen zur Sta­bilisierung der Gebiete bei. Weitere Hand­lungsfelder wie Gesundheitsförderung, Image­verbesserung, Aktivierung und Beteiligung der lokalen Ökonomie werden weiterverfolgt.

Das Grundgerüst erfolgreichen Quartiersma­nagements:

- Teams als zentrale Akteure im Gebiet - fachübergreifende Vernetzung der Verwaltung - ein integriertes Handlungs- und Entwick­ lungskonzept - Empowerment, Hilfe zur Selbsthilfe - Quartiersräte - Quartiers-, Bewohnerinnen- und Bewohner­

fonds - eine Vielzahl an Projekten in den unterschied­

lichen Handlungsfeldern - zivilgesellschaftliches Engagement für einen

solidarischen Stadtteil

Quartiersmanagement als Netzwerk

Eine wichtige Rolle spielen unsere in den Gebieten präsenten „starken Partner“. Das sind

u.a. Wohnungsbaugesellschaften, Stadtteilzen­tren, Schulen oder auch ortsansässige Unter­nehmen und Gewerbetreibende. Gemeinsam mit ihnen können zur Gebietsaufwertung wichtige Synergieeffekte erzielt werden.

Die Unterstützung der Schulen als

besondere Orte im Gebiet, die Herrich­

tung öffentlicher Straßen, Plätze und

Freiflächen oder die Förderung der

Stadtteilkultur haben für das Zusam­

menleben in den Quartieren eine große

Bedeutung.

Das Programm „Soziale Stadt“ als lernendes Programm hat nicht nur bei den dort leben­den Menschen viel in Bewegung gebracht, sondern auch bei den beteiligten Verwal­tungen. Ressortübergreifende Zusammenar­beit und respektvolles Miteinander sind an der Tagesordnung. Ehrenamtliche Arbeit der aktiven Bewohnerschaft ist ein besonderes Plus. Über die Kommunikation im Kiez auf per­sönlicher Ebene oder über das Internet wer­den nachbarschaftliche Netzwerke aufgebaut oder gestärkt. Soziale Stadtentwicklung ist eine neue Form des Ressort verbindenden Stadtmanagements, das lokale Ressourcen nutzt und bündelt. Nach einem Jahrzehnt „Soziale Stadt“ kann eine positive Bilanz gezo­gen werden. Der erfolgreiche Weg des Berliner Quartiersmanagements wird weiter beschrit­ten werden.

Das Berliner Quartiersmanagement ist

angewandte Kohäsionspolitik

Zusammenhalt stärken, soziale und ethnische Integration fördern, integrierte Stadtteilent­wicklung partizipativ und fachübergreifend umsetzen! - die folgenden Seiten geben Ein­blick in die Vielfalt der Aktivitäten bei der Umsetzung des Programms „Soziale Stadt“.

© Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

© Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

© Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

Quartiersrätekongress

2009

Bewohnerkonferenz

Interkulturelles Frauen­

frühstück

Gebietsumfang: 2.210 ha; (Berlin: 89.175 ha) Einwohner: 391.968 (Stand: 31.12.2008) Ausländeranteil: 112.665 (28,74 %); (Berlin: 470.051 bzw. 13,98 %) Bezieher von Transfereinkommen: 36,33 %; (Berlin: 19,83 %) Arbeitslose: 9,97%; (Berlin: 6,49 %)

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© QM Brunnenstraße

Brunnenstraße Das Quartiersmanagementgebiet Brunnenstraße liegt im innerstädtischen Bezirk Mitte und wird begrenzt durch die S-Bahntrasse im

Norden, im Osten durch den Mauerpark und den ehemaligen Güterbahnhof Eberswalder Straße, im Süden durch die Bernauer Straße und

im Westen durch die Brunnenstraße und den angrenzenden Volkspark Humboldthain.

Quartiersmanagement Brunnenviertel / Brunnenstraße Swinemünder Straße 64 13355 Berlin Tel.: 030-46069450

[email protected] www.brunnenviertel-brunnenstraße.de Träger: L.I.S.T. GmbH Lösungen im Stadtteil - Stadtent-

wicklungsgesellschaft

Im Quartier befinden sich zum größten Teil Sozialwohnungen der 1970er und 1980er Jah­re. Die zentrale Lage des Wohngebietes, der gute Anschluss an das öffentliche Verkehrs­netz, ein hoher Anteil an öffentlichen Grünflä­chen und die effektive Verkehrsberuhigung machen das Quartier prinzipiell zu einem attraktiven Wohngebiet, vor allem für junge Familien.

Allerdings kämpft das Quartier mit städtebau­lichen Barrieren und einer unzureichenden Anbindung an die umliegenden Quartiere. Im Gebiet existiert kein wahrnehmbares Zentrum. Nach wie vor wird von der Bewohnerschaft all­gemein eine negative Entwicklung wahrge­nommen: soziale Entmischung, negatives Sicherheits- und Sauberkeitsempfinden und mangelnde Kommunikation in der Nachbar­schaft.

Insgesamt beziehen ca. 45 % der Bewohner­schaft im Quartier Transferleistungen und damit mehr als doppelt so viele wie im Berliner Durchschnitt. Die Arbeitslosigkeit betrifft vor allem Jugendliche mit vielfältigen Schul- und Bildungsproblemen, insbesondere in der Sprachkompetenz. Der Anteil von Schüle­rinnen und Schülern nichtdeutscher Herkunft liegt bei ca. 85 % und ist damit sehr hoch.

Inzwischen entwickelt auch ein Großteil

langjähriger Mieter und Mieterinnen in

erheblichem Maße Verantwortungsge­

fühl für den Kiez. Festzustellen ist

zudem, dass mehr und mehr junge Fami­

lien und Studenten ins Gebiet ziehen.

Seit der Gebietsfestlegung wurden insgesamt 2.000.000 Euro Fördermittel bewilligt, davon ca. 650.000 Euro für Baumaßnahmen.

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Auswahl realisierter Projekte

Mit dem Multiplikatorenansatz und dem Schneeballeffekt ist das Projekt „WIB - Wir im Brunnenviertel“ wegweisend für die Aktivie­rung und Beteiligung der Bewohnerschaft. Bürger des Viertels entwickeln eigene Projekte, führen sie selbstständig durch und aktivieren Teilnehmer. So wirken vielfältige Kurse, von Hausaufgabenhilfe über Yoga bis zum Eltern­café als breites Angebot für die Qualifikation der Durchführenden im Kiez und generieren über die Akteure gleichzeitig weitere Beteili­gung für eine belebte Nachbarschaft.

Die WIB-Projektleitung unterstützt bei

der Konkretisierung von Projektideen,

der Teilnehmer- und Raumsuche und

stellt eine Aufwandsentschädigung für

die Projektdurchführenden zur Verfü­

gung.

Inzwischen sind mit diesem erfolgreichen Ansatz drei weitere Projekte entstanden: „WIB-Jugend“, „Brunnen fit und gesund“ und „Heim­vorteil“. Hier wird das Bürgerengagement der Jugendlichen für die Stärkung der nachbar­schaftlichen Beziehungen genutzt und Bera­tung hinsichtlich der Gesundheitsförderung angeboten. Wegweisend für eine nachhaltige Vernetzung und themenspezifische Zusam­menarbeit agieren Bildungs- und Kitaverbund. Im Bildungsverbund treffen sich alle Grund- und Oberschulen des Brunnenviertels und legen gemeinsam Qualitätsstandards für ihre pädagogische Arbeit fest. Arbeitsgruppen beschäftigen sich z.B. mit den Themen Schü­lermotivation, Sprachförderung und Weiterbil­dung.

Der Kitaverbund vereint 10 Kitas im Gebiet und entwickelt gemeinsam Projekte mit dem Schwerpunkt Sprachförderung und Elternar­beit. Gemeinsames Thema ist die systema­tische Sprach- und Bildungsförderung in Kitas und Schulen. Erfolgreich in diesem Bereich arbeitet das Lese- und Literaturzentrum „Literacy“ an der Heinrich-Seidel-Grundschule.

Durch den Förderunterricht „Sprint“ konnte die Kommunikation und Integration durch bessere Beherrschung der deutschen Sprache weiterentwickelt werden. Der Gleimtunnel unterquert das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Eberswalder Straße / Bernauer

Straße und verbindet das Brunnenviertel mit dem Kiez um den Falkplatz im Prenzlauer Berg. Er wird als schwer überwindbare Grenze und „Unort“ gesehen. Mit der Gleimtunnelparty im Oktober, wird der Tunnel mit Leben gefüllt – aus dem „Unort“ wird ein Ort der Begegnung. Für diese und andere kulturelle Events setzt

sich der „KulturvorRat“ im Rahmen der „Initiati­ve KulturArbeit“ in Berlin ein.

Die Seniorengruppe „Dostluk“, die Begeg-nungsstätte „Jahresringe“ und die „Selbsthilfe­gruppe im Vorruhestand“ engagieren sich für die Seniorinnen und Senioren im Kiez und för­dern das intergenerative Zusammenleben.

Der Beratungsladen im Brunnenviertel ist ein wichtiger Treffpunkt und bietet seit 2005 unter anderem Beratung, Hilfsarbeiten im Bezirk, sozialen Service und Präsenz durch tägliche Kiezrundgänge an. Für mehr Sicherheit im Kiez engagiert sich auch der Fixpunkt e.V., der die Auflösung von Drogentreffpunkten zu seinem Hauptziel erklärt hat. Die Polizei unterstützt zudem die Netzwerkinitiative „Wir lassen uns nicht betäuben“ gegen Drogenmissbrauch und Drogenhandel und will dafür auch durch direkten Kontakt die Jugendlichen sensibilisie-ren. Weitere wichtige Projekte sind z.B. das Fundraising und die Bürgerstiftung, die zum einen auf die Vermarktung des Standorts Brunnenviertel, zum anderen auf die Versteti-gung von Beteiligungsstrukturen abzielen.

© QM Brunnenstraße

© QM Brunnenstraße

© QM Brunnenstraße

Klangbunkerfestival

Seniorengruppe Dostluk

Leben im Gleimtunnel

Bezirk Mitte Gefördert seit 2005

Fläche: 57,3 ha Einwohner: 12.346 Ausländeranteil: 31,52 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 63,91 %

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© QM Brunnenviertel / Ackerstraße

Brunnenviertel / Ackerstraße Zentral an der Bernauer Straße gelegen, grenzt das QM-Gebiet Ackerstraße südlich an die Erinnerungslandschaft der Gedenkstätte Berli­

ner Mauer, westlich an den im Mai 2009 eröffneten Park am Nordbahnhof, nördlich an den Humboldthain und bildet entlang der Brun­

nenstraße zusammen mit dem benachbarten QM-Gebiet Brunnenstraße das Brunnenviertel.

Vor-Ort-Büro Brunnenviertel-Ackerstraße Jasmunder Str. 16 13355 Berlin Tel.: 030-4000 7322

[email protected] www.brunnenviertel-ackerstrasse.de Träger: S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadter-

neuerung mbH

Der Stadtteil weist aufgrund seiner Lage an der damaligen Grenze zu Ost-Berlin eine relativ geschlossene Struktur auf, die nach wie vor noch wenige Übergänge zum angrenzenden Stadtraum bietet. Aufgrund der Flächensanie­rung in den 1970er Jahren ist im Gebiet nur noch ein geringer Anteil gründerzeitlicher Wohnbebauung vorhanden. Fünf- und Sechs-Geschosser in weitestgehend gutem Zustand, häufig mit begrünten Innenhöfen und Bal­konen, dominieren das Bild.

Aufgrund der vorwiegend auf sozialem Woh­nungsbau basierenden Baustruktur gibt es im Gebiet kaum Ladengewerbe. Im Nordosten sind auf knapp einem Viertel des Gebietes zahlreiche kleinere und größere Unternehmen angesiedelt. Entsprechend seiner zentralen Lage ist das Gebiet durch öffentliche Verkehrs­mittel relativ gut erschlossen. Trotz der prinzi­piell attraktiven Wohnlage für Familien und

Senioren ist eine hohe Fluktuation in der Bevölkerung vorhanden und ein weiterer Zuzug sozial schwächerer und bildungsferner Bevölkerungsgruppen zu beobachten.

Die Arbeitslosigkeit liegt im Schnitt bei

über 20 %, besonders betroffen sind jun­

ge Menschen mit Migrationshinter­

grund. Als Gründe für einen Wegzug

werden unter anderem die unterschied­

lichen Nutzungsvorstellungen und

-zeiten der Bewohnerschaft in Bezug auf

die Außenanlagen angeführt, die zu

Konflikten führen und gegenseitige Vor­

urteile fördern.

Da in den beiden öffentlichen Schulen sowie einzelnen Kitas der Anteil an Kindern nicht­deutscher Herkunft mit 70-90 % sehr hoch ist, spielen darüber hinaus viele bildungsbewusste Eltern zum Zeitpunkt der Einschulung mit dem

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Gedanken an einen Wegzug. Schwerpunkte und Ziele der QM-Arbeit werden jedes Jahr mit dem Quartiersrat diskutiert und abgestimmt. Dabei fällt den Themenkomplexen Bildung und Zusammenleben - neben den Schwer­punkten Jugendfreizeit, Gewerbe und Wohn­umfeld - das größte Gewicht zu. Seit der Gebietsfestlegung 2005 bis Ende 2008 wurden rund 1.300.000 Euro Fördermittel bewilligt, die primär in die Bereiche Bildung, Beschäftigung und Integration geflossen sind.

Auswahl realisierter Projekte

Ziel im Schwerpunkt Bildung ist es, langfristig die Entwicklung eines Bildungsangebotes zu unterstützen, das auch Kindern aus bildungs­fernen Elternhäusern Chancen auf eine erfolg­reiche Bildungskarriere verschafft. Sprachliche Defizite begleiten viele Schüler häufig schon vom ersten Schultag an; das Alter derjenigen, die in Bezug auf Schule und Beruf mit einem Gefühl der Perspektivlosigkeit und wenig Selbstbewusstsein aufwachsen, sinkt; Absol­ventinnen und Absolventen der Oberschule haben nur selten einen Ausbildungsplatz in Aussicht.

Zu den Maßnahmen, die in diesem

Bereich eine Verbesserung der Situation

herbeiführen sollen, gehören u. a. die

zusätzliche Sprachförderung in Kitas,

das Projekt „Schule aktiv - Durchstarten

im Brunnenviertel“, das u.a. Berufsorien­

tierung sowie Ausbildung im Gastrono­

miebereich beinhaltet, und die Vorbil­

derkampagne Schooltalks.de an der

Ernst-Reuter-Oberschule.

Weitere wichtige Themen stellen die Profilbil­dung in den Bereichen Kunst und Naturwis­senschaften an der Gustav-Falke-Grundschule sowie die Unterstützung der Einrichtungen in Bezug auf Elternarbeit dar. Die Unterstützung der Vernetzung der Kitas und Schulen untereinander (Kitaverbund, Bil­dungsverbund) sowie mit weiteren Partnern ist ein weiterer wichtiger Baustein. Als wich­tiger Schritt zur Verbesserung des nachbar­schaftlichen Zusammenlebens, zum Abbau gegenseitiger Vorurteile sowie zur Anregung der Bewohnerpartizipation wurde mit dem Bewohnertreff „Volt-Cültüre“ Mitte 2007 ein Ort der Aktivität und Begegnung für alle geschaffen, aus dem heraus zahlreiche Ange­bote wie Hausaufgabenhilfe, Nähkurse und Beratung von Bewohnern für Bewohner statt­finden.

Im Projekt „Brunnenkiezmütter“ werden Multi­plikatorinnen zu verschiedenen Themen wie

Gesundheit, Erziehung, Sprache, Medienkom­petenz usw. ausgebildet, die sich nach der Schulung an Mütter in ihrer Umgebung wen­den und die Informationen weiter geben.

Im Bereich Jugendfreizeit ergänzen das „Feri­enprogramm“ und das „Streetsoccer-Projekt Bolzacker“ die bestehenden Angebote. Als „Platz für alle“ soll der derzeit wenig genutzte Gartenplatz zu einer attraktiven Grünanlage im Stadtteil umgestaltet werden. Ebenso wie für die Erneuerung der Freisportanlage der Gustav-Falke-GS wird hierfür derzeit ein Betei­ligungsverfahren durchgeführt.

Die „Brunnencard“ im Bereich Gewerbe hat das Ziel, die Angebote der Läden in der Brunnen­straße durch besondere Aktionen u. a. für die Mitarbeiterschaft der zahlreichen Unterneh­men attraktiver zu machen und stärker ins Bewusstsein zu holen.

© QM Brunnenviertel / Ackerstraße

© QM Brunnenviertel / Ackerstraße

© QM Brunnenviertel / Ackerstraße

Dokumentationszentrum

Gedenkstätte Berliner Mauer

Elterncafé

„Die Lesefalken“ an der Gustav­

Falke-Grundschule

Bezirk Mitte Gefördert seit 2005

Fläche: 65 ha Einwohner: 8.294 Ausländeranteil: 28,61 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 54,26 %

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© Susanne Wolkenhauer

Bülowstraße / Wohnen am Kleistpark Das innerstädtische QM-Gebiet Bülowstraße/ Wohnen am Kleistpark im Bezirk Tempelhof- Schöneberg grenzt im Norden an das QM-Ge­

biet Magdeburger Platz (Bezirk Mitte). Im Schöneberger Norden leben rund 17.000 Menschen, davon wohnt jeder Zehnte in der Groß­

wohnanlage „Pallasseum“. Zwei Drittel der Bewohnerschaft haben einen Migrationshintergrund, ein Fünftel ist unter 18 Jahre alt. Über

ein Drittel der Menschen lebt von Transfereinkommen.

Vor-Ort-Büro des Quartiersmanagements Pallasstraße 5 10781 Berlin Tel.: 030-23638585

www.schoeneberger-norden.de [email protected] Träger: AG SPAS - Arbeitsgemeinschaft für Sozialpla-

nung und angewandte Stadtforschung e.V.

Das dicht bebaute Gebiet verfügt über wenig öffentliche Grün- und Freiflächen, es mangelt an Sportflächen. Die Hauptverkehrsachsen sind durch den Verkehr stark belastet. Die Erschließung durch den öffentlichen Perso­nennahverkehr ist sehr gut. Der Schöneberger Norden ist ein lebhaftes und buntes Quartier mit wechselvoller Geschichte, dem jedoch ein räumlicher und funktionaler Mittelpunkt fehlt. Die Potsdamer Straße, die in nördlicher Rich­tung zum Potsdamer Platz führt, bildet die zentrale Nord-Süd-Achse. Sie war früher eine vornehme Geschäftsstraße mit ausgeprägtem Nacht- und Vergnügungsleben.

Heute befindet sich im Bereich der Froben- und Kurfürstenstraße am Übergang zum QM-Gebiet Magdeburger Platz der Straßenstrich. Er hat in den letzten Jahren wieder deutlich zugenommen, während die Drogenszene der­zeit etwas zurückgedrängt scheint.

Die Bülowstraße verbindet das Gebiet

mit der City West und dem Bezirk Kreuz­

berg. Am Bülowbogen befanden sich um

1920 die größten Spielhöllen Berlins.

Wo bis 1973 der legendäre Sportpalast stand, steht heute die Großwohnanlage „Pallasseum“. Im Rahmen der Stadtsanierung wurden große Teile des Gebietes baulich aufgewertet. In den 1980er Jahren geriet die Gegend durch die Hausbesetzerbewegung in die Schlagzeilen.

Mit dem Programm Soziale Stadt sind seit 1999 mehr als 11.000.000 Euro in das Quartier geflossen. Während in der Anfangsphase vor allem bauliche Maßnahmen zur Wohnumfeld­verbesserung gefördert wurden, flossen die Fördermittel zunehmend in soziokulturelle Projekte in den verschiedenen Handlungs­feldern.

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Auswahl realisierter Projekte

Zur Verbesserung des Wohnumfeldes wurden seit 1999 Spiel- und Stadtplätze aufgewertet und neu geschaffen, Hofanlagen neu gestaltet und Schulhöfe und Kitafreiflächen unter Einbe­ziehung von Kindern, Künstlern und Eltern umgebaut. 2009 wurde über den Quartiers-fonds IV der Spielplatz im Nelly-Sachs-Park deutlich aufgewertet.

Die Beteiligung und Vernetzung der

Bewohnerschaft und Akteure an dem

Entwicklungsprozess stand von Anfang

an im Mittelpunkt. Präventionsrat und

Kiezgespräche trugen zur dezentralen

Bewohnerbeteiligung ebenso bei wie

Quartiersrat und Vergabebeirat.

Die Förderung des Zusammenlebens der

Menschen hat sich positiv auf die Ent­

wicklung des Gebietes ausgewirkt.

In Familien- und Nachbarschaftstreffpunkten sowie bei vielfältigen Veranstaltungen lernen sich die Menschen kennen und achten. Im „Pal­lasseum“ und in der Steinmetzstraße zeigen langjährige kontinuierliche Nachbarschafts- und Vernetzungsarbeit Erfolge. Aktuell gibt es im Kulmer Kiez Projekte wie „Nachbarschaft, Jugend und Kunst im Kulmer Kiez“ und „Mär­chenhaftes aus dem Kulmer Kiez“. Das erste Nachbarschaftsfest 2009 hat die Akteure deut­lich motiviert.

Vielfältige Maßnahmen haben die Förderung des lokalen Gewerbes und des Standortes Potsdamer Straße zum Ziel. Die Potsdamer Straße ist heute multiethnisch geprägt mit vie­len kleinen Läden und Restaurants. In den letz­ten Jahren sind vor allem im Norden der Straße Hotels und Galerien dazugekommen, während große Unternehmen abgewandert sind. Ansäs­sige Medienunternehmen haben sich als Inter­essenverbund °mstreet unter dem Dach der IG Potsdamer Straße zusammengeschlossen.

Aktuell unterstützt z.B. das Projekt „Potsdamer Straße kompakt“ die Entwicklung im Touris­musbereich durch Qualifizierung des Gastge­werbepersonals und Erarbeitung von Infoma­terial. „Gewerbegespräche“ intensivieren die Vernetzung am Standort und dienen der Dis­kussion und Entwicklung neuer Ideen und Trends.

Viele Projekte im Bereich Gesundheit und Gewaltprävention ermöglichen jungen wie alten Menschen eine sinnvolle Freizeitbeschäf­tigung. Seniorinnen aus dem türkischen Kul­turkreis lernen Schwimmen und wirken positiv in ihre Familien hinein, indem sie die Teilnah­me ihrer Enkelinnen am schulischen

Schwimmunterricht fördern. Projekte zur Früh­förderung wirken in junge Familien. Jugendli-che aus dem Quartier werden zu „Peer-Hel­pern“ und „Box-Paten“ ausgebildet. Sie verbin-den sportliche Aktivitäten mit Präventions­maßnahmen für ein tolerantes und gewalt­freies Miteinander. Die durch den zunehmen­den Straßenstrich stark belastete Situation um die Kurfürstenstraße konnte durch ein gemein­sam mit dem QM Magdeburger Platz unter­stütztes Projekt mit „Sprachmittlerinnen“ für osteuropäische Prostituierte gemildert wer-den.

Projekte wie „Lernlust“ und „Hauptsache Schu-le“ sind wichtige Bildungsangebote, mit denen Kinder individuell gefördert und Eltern unter-stützt werden. Langfristig sollen sich Eltern mit migrantischem Hintergrund und bildungsfer-ne Familien stärker für die Bildungsbelange ihrer Kinder engagieren. „Bildungsbotschafter“ arbeiten mit Jugendlichen und Erwachsenen nach dem Peerhelper-Prinzip. Der „Lange Tag der Bildung“ erhöht zusätzlich die Attraktivität des Bildungsstandortes.

© Susanne Wolkenhauer

© Susanne Wolkenhauer

© Seitenwechsel F/L SV Berlin e.V.

Präventionsrat Schöneber­

ger Norden

°mstreet / IG Potsdamer

Straße

Mädchenfußball im Schö­

neberger Norden

Bezirk Tempelhof-Schöneberg Gefördert seit 1999

Fläche: 81 ha Einwohner: 17.215 Ausländeranteil: 41,32 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 65,47 %

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© QM Dammwegsiedlung / Weiße Siedlung

Dammwegsiedlung / Weiße Siedlung Das Quartier Dammwegsiedlung / Weiße Siedlung ist ein Wohngebiet des sozialen Wohnungsbaus der 1970er Jahre. Gebietstypisch sind

die zum Teil 18-geschossigen Gebäudebänder, die sich von der benachbarten Bebauung stark abgrenzen. Die charakteristischen hellen

Häuser, die heute im Besitz der „Puma Brandenburg Limited“ sind, gaben dem Gebiet den Namen Weiße Siedlung.

Quartiersbüro Weiße Siedlung Dieselstraße 9 12057 Berlin Tel.: 030-30644666

www.weisse-siedlung.de [email protected] Träger: Weeber + Partner Institut für Stadtplanung und Sozialforschung

Begrenzt wird das Areal durch die Aronsstraße im Norden, die Dieselstraße im Osten, den Dammweg im Süden und die Sonnenallee im Westen. Durch die angrenzenden Kleingarten­siedlungen und die parkähnlichen Grünanla­gen in der Siedlung besteht ein ausreichendes Angebot an öffentlichen Grün- und Freiflä­chen.

Auch die sozialen Infrastruktureinrichtungen mit einer Kindertagesstätte, einer Grundschu­le, einem Nachbarschaftstreff, einem Mieterca­fé, einer Seniorenfreizeitstätte, der Gartenar­beitschule, einem Jugendtreff, einer Sozialbe­ratungseinrichtung sowie einem in unmittel­barer Nähe gelegenen Kinderclubhaus und einem Jugendzentrum sind breit gefächert. Zwar haben die Wohnungen in der Regel Bal­kon oder Wintergarten und sind mit großzü­gigen Wohnungsgrundrissen anziehend für junge und alte Bewohnerinnen und Bewohner,

dennoch hat die Siedlung in den letzten Jah­ren an Attraktivität verloren. Sozial gefestigte Familien sind in andere Quartiere gezogen, während sozial schwache Familien im Gebiet geblieben oder neu hinzugezogen sind.

Heute leben in der Siedlung zum großen

Teil Familien mit Migrationshintergrund,

vor allem aus der Türkei und arabischen

Ländern.

Der Anteil von Transferleistungsbeziehern liegt bei etwa 52,2 % und somit weit über dem ge­samtberliner Durchschnitt. Dies wirkt sich ne­gativ auf die Kaufkraft aus, denn diese ist in der Weißen Siedlung vergleichsweise sehr gering. Der Anteil von Schülerinnen und Schü­lern nichtdeutscher Herkunft liegt in der Grundschule des Quartiers in einigen Klassen bei über 90 %. Im Quartier existieren soziale Spannungen, die von Unsicherheit oder sogar

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Bedrohung gekennzeichnet sind. Schon bei den Kindern zeigen sich Aggressionen, insbe­sondere zwischen den verschiedenen Ethnien und Nationalitäten. Dies waren einige der Gründe, das Gebiet im Jahr 2005 als Präventi­onsgebiet (Quartiersmanagement der Katego­rie III) einzurichten und ab Januar 2009 als Gebiet der Kategorie II auszuweisen. Seit der Gebietsfestlegung wurden rund 447. 000 Euro sozial-integrative Projektmittel und rund 132.000 Euro für investive Baumaßnahmen bewilligt.

Auswahl realisierter Projekte

Mit dem Projekt „Nachbarschaftstreff Sonnen­blick“ ging Anfang 2009 ein großer Wunsch der Bewohnerinnen und Bewohner der Sied­lung in Erfüllung. Als soziokultureller Quar­tiersmittelpunkt soll der Treff Jung und Alt sowie Menschen unterschiedlicher kultureller und ethnischer Herkunft zusammen führen. Das vielfältige Programm (z.B. Offenes Café, Frauenfrühstück, Sozialberatung, Kreativwork­shop, Gymnastik, Koch- und Bingoabende sowie die Flimmerstunde) soll noch mehr Bewohnerinnen und Bewohner ansprechen und für ein Engagement in ihrer Siedlung gewinnen.

Dass es den „Sonnenblick“ gibt, ist ganz we­sentlich auch dem Engagement der Eigentü­merin „Puma Brandenburg Limited“ zu verdan­ken, die die Räume nach Wünschen der Be­wohnerschaft umgebaut hat und nun zur Verfügung stellt. Einen wesentlichen Anteil zur Verbesserung und Stärkung des Freizeitange­botes für Kinder und Jugendliche hat der seit Ende 2006 bestehende Jugendtreff „Sunshine Inn“.

Insbesondere Mädchen und Jungen mit

auffälligem Sozialverhalten finden im

Jugendtreff eine wichtige Anlaufstelle.

Durch die Unterstützung des Quartiers­

managements konnten unter anderem

die Freizeitangebote stark erweitert wer­

den. Angeboten werden neben sport­

lichen Aktivitäten (z.B. Fußball, Boxen)

auch kreative Workshops (z.B. Graffiti,

HipHop, Streetdance, Musik- und Video­

produktion).

In der Schule hat sich besonders das Theater­projekt bewährt. Kinder der 4. und 5. Klasse haben die Möglichkeit, ihre Kreativität zu ent­falten und ihr Sprachvermögen zu verbessern. Selbst die Schulleitung ist immer wieder erstaunt darüber, wie diszipliniert und moti­viert die Schülerschaft mit den an sie gestell­ten Anforderungen zurechtkommt und mit

wie viel Begeisterung sie regelmäßig an den Proben und Übungsstunden teilnimmt. Aner­kennung erhalten die kleinen „Stars“ bei ihren öffentlichen Aufführungen. Erst kürzlich hat die Theateraufführung „Der Fliegende Stern“ den 2. Platz bei einem Berliner Schulwettbe­werb gewonnen. Bestandteil des Theaterpro­jektes ist auch eine Qualifizierung der Lehrer­schaft, die dazu befähigt werden soll, die Thea­ter-AG künftig selbstständig umzusetzen.

© QM Dammwegsiedlung / Weiße Siedlung

© QM Dammwegsiedlung / Weiße Siedlung

© QM Dammwegsiedlung / Weiße Siedlung

Eröffnung

HipHop-Jam in der Sied­

lung

Kickern im Jugendzentrum

Grenzallee

Bezirk Neukölln Gefördert seit 2005

Fläche: 65 ha Einwohner: 3.727 Ausländeranteil: 31,15 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 60,69 %

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© QM Donaustraße-Nord

Donaustraße-Nord Das Gebiet Donaustraße-Nord liegt im Norden des Bezirks Neukölln. Es wird im Westen durch die Karl-Marx-Straße, im Norden durch den

Hermannplatz, im Osten durch die Sonnenallee und im Süden durch die Erkstraße begrenzt. Es ist gekennzeichnet durch gründerzeitliche

Blockbebauung mit fast durchgängigen Gewerbeanteilen in den beiden großen Straßenachsen Karl-Marx-Straße und Sonnenallee. Der

Straßenraum macht einen ungepflegten Eindruck, Grün- und Freiflächen sind kaum vorhanden.

Quartiersmanagement Donaustraße-Nord Donaustraße 7 12043 Berlin Tel.: 030-34620069/70

[email protected] www.donaustrasse-nord.de Träger: ASUM Angewandte Sozialforschung und urbanes Management GmbH

Im Gebiet Donaustraße-Nord leben etwa 7.854 Menschen, von denen 60,4 % einen Migrati­onshintergrund haben. Mehr als die Hälfte der Einwohnerschaft ist zwischen 18 und 45 Jah­ren alt. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren liegt bei 17,3 %, während der Anteil der älteren Menschen mit über 55 Jah­ren bei 16,8 % liegt. Im Jahr 2010 werden von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 50.000 Euro im Quartiersfonds III bereitgestellt, um Projekte ab 10.000 Euro zu fördern. Der „Projektefonds“ (QFIII) dient sowohl zur Unter­stützung von soziokulturellen Projekten ab 10.000 Euro als auch von Baumaßnahmen unter 50.000 Euro.

Auswahl realisierter Projekte

Nachbarschaftsfeste im Donaukiez

Eingebettet in das Nord-Neuköllner Kulturfe­

stival „48 Stunden Neukölln“ wird am 26. Juni 2010 das erste Nachbarschaftsfest für den Donaukiez stattfinden.

Das Stadtteilfest hat das Ziel, Begeg­

nungsmöglichkeiten zwischen den Nach­

barn im Quartier, unabhängig von Alter,

Herkunft, Weltanschauung, Bildungssta­

tus und Religion, zu ermöglichen und

das nachbarschaftliche Miteinander zu

stärken.

Mobile Jugendarbeit im Donaukiez

Am 1. Februar 2010 nahm Nihat Karatoprak vom Träger „outreach - mobile Jugendarbeit Berlin“ seine Tätigkeit als Streetworker im Gebiet Donaustraße-Nord auf. Neben der Kon­taktaufnahme zu Einrichtungen und Gewerbe­treibenden sucht Herr Karatoprak die Jugend­lichen an ihren Treffpunkten im Gebiet auf, um gemeinsame Freizeitaktivitäten zu entwickeln.

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Gekoppelt ist dieses mobile Angebot der Jugendarbeit an den Kinder- und Elterntreff am „Käpt´n Blaubär Spielplatz“.

Angesichts der Tatsache, dass im Gebiet

Donaustraße-Nord keine einzige Kinder-

und Jugendfreizeiteinrichtung vorhan­

den ist, wurde das Vorhaben „Streetwor­

ker für den Donaukiez“ vom Quartiers­

rat Donaustraße-Nord als prioritär

eingestuft und erhält eine Anschubfinan­

zierung aus dem Programm Soziale

Stadt.

Schulküche der Theodor-Storm-Schule

Zur Stärkung des Schulprofils der Theodor- Storm-Schule soll die vorhandene Schulküche zukünftig intensiver für die gesunde Ernäh­rung der Kinder genutzt werden. Neben der Einbindung der Stadtteilmütter Neukölln ist der Aufbau von lokalen Partnerschaften mit Anbietern der Ernährungsbranche vorgese­hen, unter anderem mit dem Wochenmarkt am Hermannplatz, der Bäckerei Mehlwurm, der Fleischerei Kluge.

Grünes Wohnumfeld im Donaukiez

Die Straßenbäume und das wenige Grün in den Wohnhöfen sind sehr wichtig für das Quartier. Um die Situation im Wohnumfeld zu verbessern, können im Rahmen des vom Quar­tiersrat Donaustraße-Nord bestätigten Pro­jektes „Grünes Wohnumfeld“ bei Bereitschaft zur Übernahme einer Pflegepatenschaft durch die Bewohnerschaft oder Gewerbetreibende Baumscheiben vergrößert, begrünt und einge­fasst werden. Eine fachkundige Beratung zur Bepflanzung und Pflege der Grünanlagen wird für die Begrünungsinteressierten angeboten. Wo es notwendig und sinnvoll ist, können zur Begrenzung des Hundekotes im öffentlichen Straßenland Tütenspender aufgestellt werden, für die ebenfalls ehrenamtliche Paten gesucht werden.

© QM Donaustraße-Nord

© QM Donaustraße-Nord

© QM Donaustraße-Nord

Straßenzug im Kiez

Sitzung der Vergabejury

Wochenmarkt am Her­

mannplatz

Bezirk Neukölln Gefördert seit 2009 Fläche: 22,41 ha Einwohner: 7.854 Ausländeranteil: 43,46 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 60,4 %

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© QM Falkenhagener Feld-Ost

Falkenhagener Feld-Ost Das Gebiet Falkenhagener Feld-Ost befindet sich im Nordwesten des Berliner Bezirks Spandau und wird begrenzt durch die Pionierstraße

im Norden, im Westen durch die Siegener Straße und im Süden durch die Falkenseer Chaussee. Die Siedlung wurde, wie das Gebiet Fal­

kenhagener Feld-West, ab 1960 errichtet. Es bildet zusammen mit seinem westlichen Teil die erste Großsiedlung.

Quartiersmanagement Falkenhagener Feld-Ost Pionierstraße 129 13589 Berlin Tel.: 030-37153364

www.falkenhagener-feld-ost.de [email protected] Träger: S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadter- neuerung mbH, FiPP e.V. - Fortbildungsinstitut für die pädagogische Praxis

Das Quartier wird dominiert von Zeilenbauten, Punkthochhäusern und Gebäudegroßkomple­xen. Es wird ergänzt durch großzügige Freiflä­chen. Das Zentrum des Gebietes liegt an der Westerwaldstraße / Falkenseer Chaussee / Sie­gener Straße. Hier befinden sich Läden und wichtige Infrastruktureinrichtungen wie Kir­chengemeinden, ein Klubhaus, die Grundschu­le, Kitas und eine Stadtteilbücherei. Es gibt verschiedene sozio-ökonomische Probleme. Die Bewohnerschaft ist zu großen Teilen von Arbeitslosigkeit betroffen. Jedes zweite Kind lebt in von Transferleistungen abhängigen Familien. Es herrscht eine hohe Fluktuation im Quartier.

Die besser verdienende Mittelschicht ist weg­gezogen, viele ärmere Familien und viele Aus­siedlerinnen und Aussiedler sind hinzugezo­gen. Die gewachsenen nachbarschaftlichen Netzwerke sind verschwunden. Es kommt zu

einer gefühlten Entfremdung. Die Bewohner­schaft beklagt ein negatives Sicherheitsemp­finden und einen Attraktivitätsverlust des öffentlichen Raumes.

In den letzten Jahren kam es zu einer verstärk­ten Segregation innerhalb des Quartiers. In manchen Gebäuden leben überwiegend deutschstämmige Aussiedlerinnen und Aus­siedler sowie türkischsprachige Migranten.

Die verschiedenen Nationalitäten kön­

nen wegen ihrer Sprachdefizite und kul­

turellen Unterschiede oftmals nur

schwer integriert werden.

Nicht nur unter der Bewohnerschaft mit

Migrationshintergrund, auch zwischen

alteingesessenen Menschen und Mi-

granten ist das Verhältnis sehr ange­

spannt und von Abschottung gekenn­

zeichnet.

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Seit der Quartiersfestlegung im Jahr 2005 wur­den rund 1.359.105 Euro an Projektmitteln bewilligt.

Auswahl realisierter Projekte

Familie im Zentrum

Ein Modellprojekt „Familie im Zentrum“ ist über Mittel des Programms „Soziale Stadt“ in 2008 als zentrale Anlaufstelle für Familien ent­standen. Aus den Projektmitteln des Projektes ist ein zentral gelegener Treffpunkt für Fami­lien im Stadtteil gebaut worden. Das Modell­projekt vernetzt und ergänzt die verschie­densten Angebote für Familien.

Bau eines Treffpunkts für Jugendliche mit

Jugendlichen im Außenraum

Da es kaum Treffpunktmöglichkeiten für Ju­gendliche im Falkenhagener Feld gibt, haben Jugendliche in Zusammenarbeit mit Künstlern einen solchen Ort am Schulweg entworfen und selbst gebaut.

Kein Schüler ohne Schulabschluss

Mit mehreren Elementen (gesonderte Schul­abschlussklasse, Nachhilfeunterricht, AGs in verschiedenen Bereichen) unterstützt die Oberschule die Schülerschaft bei der Errei­chung eines Schulabschlusses. In diesem Rah­men werden sogar zusätzlich Ausbildungsplät­ze vermittelt.

Sport aus dem FF

Bereits seit Beginn der Arbeit des Quartiersma­nagements präsentieren beim jährlichen Sportfest „Sport aus dem FF“ zahlreiche kleine und große Sportgruppen und Vereine ihre Angebote, laden zum Mitmachen ein, wäh­rend gleichzeitig Geld für Freimitgliedschaften von Kindern und Jugendlichen in Sportverei­nen gesammelt wird.

Whiteboards

Um den Anschluss an modernste pädago­gische Lehr- und Lernmethoden, vor allem auch benachteiligten Kindern, zu ermögli­chen, werden beide Schulen des Gebietes mit interaktiven Whiteboards für alle Klassen aus­gestattet. Gleichzeitig finden Fortbildungen nicht nur für die Lehrerschaft, sondern auch für Eltern statt, denen damit eine Teilhabe an den gesellschaftlichen Kommunikations­formen erleichtert wird.

© QM Falkenhagener Feld-Ost

© QM Falkenhagener Feld-Ost

© QM Falkenhagener Feld-Ost

Jugendliche, die sich am

Bau des Jugendtreffpunkts

beteiligten

Einsatz von Whiteboards in

der Schule

Sport aus dem FF

Bezirk Spandau Gefördert seit 2005

Fläche: 73,1 ha Einwohner: 10.479 Ausländeranteil: 12,73 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 42,35 %

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© QM Falkenhagener Feld West

Falkenhagener Feld-West Das Gebiet Falkenhagener Feld-West befindet sich im Nordwesten des Bezirks Spandau beidseitig der Falkenseer Chaussee. Wie auch im

angrenzenden Gebiet Falkenhagener Feld-Ost wurde die Siedlung ab 1960 als soziale Wohnungsbaumaßnahme errichtet und war die

erste Großsiedlung am westlichen Stadtrand, noch vor Errichtung der Gropiusstadt und des Märkischen Viertels.

Quartiersmanagement Falkenhagener Feld West Kraepelinweg 3 13589 Berlin Tel.: 030-30360802

[email protected] www.falkenhagener-feld-west.de Träger: GeSop mbH Gesellschaft für Sozialplanung, Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung

Die Siedlung besteht aus Zeilenbauten, Punkt­hochhäusern sowie Gebäudegroßkomplexen, ergänzt durch großzügige Freiflächen. Im Nor­den der Siedlung schließt sich der Spandauer Forst an. Südlich der Hochhäuser liegt der Spektegrünzug, der eine Grünverbindung zum Havelland bildet.

Im Quartier kam es in den letzten Jahren zu einer verstärkt negativen sozialen Entwick­lung. Ein hoher Anteil der Bewohnerschaft ist von Arbeitslosigkeit betroffen und auf staatli­che Transferleistungen angewiesen. Die besser verdienende Mittelschicht wandert ab. Nicht mobile Bevölkerungsschichten, wie ältere Bewohnerinnen und Bewohner sowie einkom­mensschwache Mieterinnen und Mieter, blei­ben zurück. Gleichzeitig ziehen Familien mit Migrationshintergrund zu. Der Anteil an Men­schen mit Migrationshintergrund beträgt im Gebiet 30 %.

Es kommt zu einer gefühlten Überfremdung im Quartier, einem negativen Sicherheitsemp­finden und einem Attraktivitätsverlust der öffentlichen Räume. Es finden Konzentratio­nen in bestimmten Gebieten im Falkenha­gener Feld von deutschstämmigen Aussied­lern statt, die ebenso wie die arabischspra­chige Bewohnerschaft teilweise große Integrationsprobleme haben.

Das Verhältnis zwischen alteingeses­

senen Mietern und Spätaussiedlern ist

oftmals angespannt und von Desinteres­

se und Abschottung gekennzeichnet.

Wichtig für die Förderung des Gebietes sind daher, wie auch im benachbarten Falkenha­gener Feld Ost, vorrangig Projekte in den Bereichen Jugendliche und Bildung, Integra­tion und alte Bürger im Quartier.

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Aus diesem Grund wurde das Gebiet im Jahr 2005 als Stadtteilmanagementgebiet ausge­wiesen. Seit der Festlegung wurden rund 950.000 Euro an Projektmitteln in den ver-schiedenen Fonds der Sozialen Stadt bewilligt.

Auswahl realisierter Projekte

Vor dem Hintergrund der genannten Hand-lungsfelder hat sich eine breit gefächerte Pro­jektstruktur ausgebildet, die sowohl von exter­nen, als auch von Gebietsträgern gestaltet wird. Insbesondere ist hier der Bürgerverein „Nachbarn im Kiez e.V.“ zu nennen, der in den Bereichen Gesundheit, Senioren und schu­lischer Bildung verschiedene Projekte anbietet.

Im Rahmen des Seniorenprojektes sollen

Treffpunkte in der Nachbarschaft ge-

schaffen werden und der zunehmenden

Isolation von älteren Menschen entge-

gengewirkt werden. Verortet werden

diese Projekte zum Teil im neu entstan-

denen Mehrgenerationenhaus der evan­

gelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde.

Die Gemeinde hat sich in den letzten Jahren mit ihrem Gemeindezentrum zu einem sozi­alen Zentrum im Gebiet und zu einem starken Partner der Sozialen Stadt im Falkenhagener Feld-West entwickelt.

Vor dem Hintergrund der immer mehr zu be­obachtenden Bindungsauflösungen in den Familien werden insbesondere Alleinerzie­hende im Gebiet motiviert, verstärkt Erzie­hungskompetenzen im Rahmen des Modell­vorhabens „Familie im Zentrum – FIZ“ zu erwerben. Angebote des Familienzentrums sind unter anderem eine „Erziehungsbera­tung“, der „Türkisch-arabische Frauentreff“, die „Russisch-polnischen Nachmittage“ oder die „Krabbelgruppe“.

Ebenfalls aus dem Finanztopf „baulich inve­stive Maßnahmen“ konnten für den Bereich Falkenhagener Feld-West Mittel für ein wei­teres Projekt gewonnen werden.

Die Wohnungsbaugesellschaft GEWOBAG hat im Rahmen eines Modellvorhabens mit Mie­terbeteiligung zwei Hof-Neugestaltungen am Kraepelinweg durchgeführt. In der Integra­tions- und Begegnungsstätt e „Falkenhorst“ soll das Kennenlernen und das Miteinander von Migranten und Einheimischen gefördert wer­den. Es werden offene Nachbarschaftstreffs, Wohngebietsfeste, Gesprächs- und Arbeits­kreise und Familienbildungsprojekte, wie z.B. Kennenlernen von Koch- und Kulturgeschich­te, angeboten.

Das Projekt „Regenbogen“ setzt sich speziell mit der Sprachförderung der Vorschulkinder im Quartier auseinander, da viele Kinder Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben. Das Projekt setzt im frühen Kindesalter in der Kita mit dem Ziel an, Defizite bis zur Ein­schulung zu beseitigen. Ebenfalls an den Bedarfen vorschulischer Sprachentwicklung von Kindern mit Migrationshintergrund setzt das Projekt „Sprachstube Deutsch“ an. Im Rah­men des Konzeptes der „Sprachstube Deutsch“ werden Oberschülerinnen und Oberschüler aus Gebietsschulen in Familien mit Migrations­hintergrund die Sprachentwicklung der Kinder fördern helfen.

In Zusammenarbeit mit den Stadtteilmanage­mentteams Falkenhagener Feld-Ost und Heer-straße wurde die „Bolzplatzliga“ gegründet. Jugendliche unterschiedlichster Nationen spielen hier in gemeinsamen Teams Fußball. Hier erlernen die Jugendlichen Fähigkeiten wie Toleranz, Teamfähigkeit und gewaltfreie Konfliktlösung.

© QM Falkenhagener Feld West

© QM Falkenhagener Feld West

© QM Falkenhagener Feld West

Modellbau

Die Medienwerkstatt MUXS

auf Werbetour

50-Jahrfeier der Kita

Schwedenhaus

Bezirk Spandau Gefördert seit 2005

Fläche: 65 ha Einwohner: 8.904 Ausländeranteil: 9,51 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 30,77 %

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© QM Flughafenstraße

Flughafenstraße Das Quartier Flughafenstraße wird im Westen durch die Hermannstraße, im Osten durch die Karl-Marx-Straße und im Süden durch das

Werksgelände der ehemaligen Kindl-Brauerei begrenzt. Im Norden reicht es fast bis an den Hermannplatz. Es ist ein dicht bebautes Alt­

bauquartier mit überwiegender Wohnnutzung und nur geringem Angebot an öffentlichen Grün- und Freiflächen.

QM Flughafenstraße Erlanger Straße 13 12053 Berlin Tel.: 030-62904362

[email protected] www.qm-flughafenstrasse.de Träger: ASUM Angewandte Sozialforschung und

urbanes Management

Die Anbindung an das öffentliche Verkehrs­netz ist vor allem durch die U-Bahnlinien U7 und U8 sehr gut. Durch die Karl-Marx-Straße mit den „Neukölln Arcaden“ und die Hermann­straße sind gute und vielfältige Einkaufsmög­lichkeiten vorhanden, die überregionale Bedeutung haben.

Wichtige öffentliche Gebäude sind das be­nachbarte Rathaus Neukölln sowie die Volks­hochschule, Musikschule und Helene-Nathan-Bibliothek, die über die Quartiersgrenzen hinaus eine wichtige kulturelle und gesell­schaftliche Rolle übernehmen. Ein hoher Anteil der hier lebenden Bewohnerschaft ist - größten Teils über einen längeren Zeitraum - arbeitslos und weist oft nur ein geringes Quali­fikationsniveau auf, das die Vermittlung auf dem ersten Arbeitsmarkt erheblich erschwert.

Die attraktive Wohnlage wird gemindert durch das geringe Angebot an Grün- und Freiflächen, die dazu von Vandalismus und Verschmutzung betroffen sind. Die Mehrheit der im Quartier lebenden Familien ist sozial schwach. Rausch­mittelmissbrauch und eine bekannte Drogen­szene in der Umgebung der U- Bahnhöfe und der Hasenheide tragen zum negativen Image des Gebietes bei. Es gibt zwar viele unter­schiedliche Nationalitäten im Quartier, aber noch weiter zu stärkende nachbarschaftliche Beziehungen und Kommunikation untereinan­der.

Die genannten Probleme bewirken eine

hohe Fluktuation sowie Segregation.

Basierend auf diesen Gegebenheiten

wurde das Gebiet im Jahr 2005 als Quar­

tiersmanagementgebiet ausgewiesen.

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Auswahl realisierter Projekte

Die Arbeit im Gebiet rund um die Flughafen­straße erfolgt im Wesentlichen in den zwei Handlungsfeldern Bildung und Nachbar­schaften. Für Kinder und Jugendliche als Zu­kunft des Stadtteils wird mit den verschie­densten Projekten eine attraktivere Bildungs- und Freizeitlandschaft aufgebaut.

Im Bildungsbereich wurde die im Gebiet

gelegene Albert - Schweitzer - Oberschu­

le zum ersten Berliner Ganztagsgymna­

sium umstrukturiert. Besonders wichtig

ist hierbei der integrative Ansatz, da

85 % der Schülerinnen und Schüler in

erster oder zweiter Generation aus der

Türkei, Osteuropa und asiatischen Län­

dern stammen.

Die Schule hat eine große Bedeutung, denn zum einen bietet sie Jugendlichen die Mög­lichkeit die Hochschulreife zu erlangen und erschließt ihnen entsprechend positive Berufs­perspektiven, zum anderen wird die vorhan­dene Infrastruktur in Form von Sporthallen, Unterrichtsräumen und Aula von Sportverei­nen, Volkshochschule und weiteren Partnern aus dem Kulturbereich genutzt und erweitert so das Freizeitangebot und bereichert das öffentliche Leben im Stadtteil. Weitere bei­spielhafte Vorhaben im Bildungsbereich sind die Errichtung des ersten Kinder- und Eltern­treffs des Gebietes am Käpt’n Blaubär-Spiel­platz sowie der Aufbau des Selbst-Lernzen­trums in der Helene-Nathan-Bibliothek.

Zur Stärkung und Profilierung der Bildungs­landschaft im Flughafenkiez sind die verschie­denen Bildungseinrichtungen in einem Bil­dungsverbund vernetzt und haben als erste gemeinsame Aktion zur Imageverbesserung den „Bildungswegweiser Flughafenkiez“ veröffentlicht.

Zu den beispielhaften Projekten im Hand­lungsfeld Nachbarschaften zählt u.a. die Arbeit des Quartiersbeirates Flughafenstraße, der paritätisch von Bewohnerinnen und Bewoh­nern mit und ohne migrantischen Hintergrund besetzt ist. Im Bereich des nachbarschaft­lichen Engagements ist die Kultureinrichtung des „Roma Aether Klub Theaters“ beispielge­bend. Es ist der einzige von Roma initiierte Theaterbetrieb, dessen Akteure sich bunt aus Menschen der verschiedensten sozialen und ethnischen Herkünfte zusammensetzen.

Um auch das Angebot an öffentlichen Grün- und Freiflächen zu erweitern, wurde der Sasar­steig umgestaltet. Dort befinden sich jetzt Aufenthaltsflächen für die Nachbarschaften

und Spielflächen für Kinder der Evangelischen Schule Neukölln und des gesamten Stadtteils. An der Erlanger Straße Ecke Reuterstraße wur­de zur besseren Aufenthaltsqualität und Kom­munikation der Platz an der Linde geschaffen. Für den einzigen größeren Stadtplatz im Ge­biet – den Boddinplatz – laufen gegenwärtig Gespräche mit der Anwohnerschaft, sodass diese ihre Ideen und ihr Engagement langfri­stig zum Erhalt der neu zu gestaltenden Fläche einbringen kann. © QM Flughafenstraße

© QM Flughafenstraße

© QM Flughafenstraße

Beiratssprecherinnen und

-sprecher

Beirat Flughafenstraße

Nachbarschaftsfest im Mai

2009

Bezirk Neukölln Gefördert seit 2005

Fläche: 25,3 ha Einwohner: 8.471 Ausländeranteil: 44,30 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 60,99 %

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© QM Ganghoferstraße

Ganghoferstraße Das Quartiersmanagementgebiet Ganghoferstraße liegt zwischen Karl-Marx- und Richardstraße sowie der Sonnenallee. Nördlich wird

das Gebiet von der Erkstraße, südlich von Richardplatz und Thiemannstraße begrenzt. Zahlreiche begrünte Innenhöfe nördlich der Do­

naustraße / Böhmische Straße gehören zu den Qualitäten des Gebiets, ebenso wie das Böhmische Dorf, das im Jahr 2012 sein 275jähriges

Gründungsjubiläum als Gemeinde feiern wird.

Quartiersmanagement Ganghoferstraße Donaustraße 78 (Ecke Roseggerstr .) 12043 Berlin Tel.: 030-68085685-0

[email protected] www.qm-ganghofer.de Träger: Mieterberatung Prenzlauer Berg GmbH

Rund 7.300 Menschen unterschiedlicher Kul­turen und Nationalitäten wohnen im Gebiet, darunter Studentinnen und Studenten sowie Seniorinnen und Senioren und viele kinder­reiche Familien. Viele Bewohnerinnen und Bewohner haben keine Arbeit und sind auf staatliche Hilfe zum Lebensunterhalt angewie­sen. Zu ihnen gehören mehr als ein Drittel der im Gebiet lebenden Kinder und Jugendlichen.

Für das Jahr 2009 hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung dem Quartiersmanagement Ganghoferstraße Mittel für die Quartiersfonds I und II in Höhe von insgesamt 50.000 Euro zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus wird für die Jahre 2010 und 2011 der Quartiersfond III mit Projektmitteln in Höhe von je 50.000 Euro ausgestattet.

Auswahl realisierter Projekte

Der Bereich Ganghoferstraße zählt zu den jüngsten QM-Gebieten in Berlin:

Zum Juli 2009 hat das Vor-Ort-Team seine Arbeit aufgenommen. Um sich und das Verfah­ren im Gebiet bekannt zu machen, um mög­liche Mitglieder für den Quartiersrat zu gewin­nen und insbesondere, um über die Anwohne­rinnen und Anwohner und Institutionen einen Insiderblick auf die Probleme des Kiezes zu erhalten, begann das Team mit einer aktivie­renden Befragung. Die damit festgestellten Bedarfe und Ergebnisse sind in das „Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept“ einge­flossen und werden zunehmend in Projekte entsprechender Zielrichtung überführt.

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Page 25: Das Berliner Quartiersmanagement€¦ · Seit dem Jahr 1999 dient das Programm „Sozi ale Stadt“ der Stabilisierung und Weiterent wicklung von Stadtteilen, in denen das Leben

Für 2009 standen Mittel aus dem QF I

und QF II zur Verfügung. Schwerpunkte

der Projektarbeit waren Kinder und

Jugendliche im Gebiet, die von unter­

schiedli-chen Angeboten profitieren

konnten.

Viele Projekte wurden im kreativ-künstleri­schen Bereich durchgeführt: So gab es unterschiedliche Theaterstücke wie „Neuköllnisch für Anfänger“, die das Zusam­menleben unterschiedlicher Kulturkreise auf­gegriffen haben, es wurden ein Hörspielpro­jekt, ein Musikworkshop für Mädchen und ein Krippenspiel umgesetzt sowie Kinderferien­programme finanziert.

Mit einem eher pädagogischen Schwerpunkt wurde ebenfalls für Kinder und Jugendliche das Projekt „Berliner Jungs“ zur Prävention von sexuellen Übergriffen auf Jungen durchge­führt sowie Vorträge zur vorurteilsfreien Erzie­hung gehalten.

Einen zweiten Förderschwerpunkt bildeten kleinteilige aktivierende Aktionen wie Kürbis- und Hoffeste, eine Straßenfeier oder interkul­turelle Feste zu Weihnachten und zum Opfer­fest. Größere Projekte werden erst jetzt über den seit Jahresbeginn erstmals zur Verfügung stehenden QF III finanziert – der Auftrag für eine Kiezzeitung sowie zum Durchführen von Sport- und Freizeitangeboten für männliche Kinder und Jugendliche sind jüngst an Träger vergeben worden.

© QM Ganghoferstraße

© QM Ganghoferstraße

© QM Ganghoferstraße

Quartiersratsitzung

Auftaktveranstaltung

Streuobstwiese

Bezirk Neukölln Gefördert seit 2009

Fläche: 31 ha Einwohner: 7.305 Ausländeranteil: 30,9 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 50,3 %

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Page 26: Das Berliner Quartiersmanagement€¦ · Seit dem Jahr 1999 dient das Programm „Sozi ale Stadt“ der Stabilisierung und Weiterent wicklung von Stadtteilen, in denen das Leben

© QM Heerstraße

Heerstraße Seit Ende der 1960er Jahre entstand in Staaken am westlichen Stadtrand von Berlin die Großsiedlung Heerstraße Nord als soziales Woh­

nungsbauprojekt für heute mehr als 16.500 Menschen. Wohnhochhäuser und 22geschossige Punkthochhäuser in leuchtenden Farben

charakterisieren die Siedlung.

Quartiersmanagement Heerstraße Blasewitzer Ring 32 13593 Berlin Tel.: 030-61740077

www.heerstrasse.net [email protected] Träger: Gemeinwesenverein Heerstraße Nord e.V.

Zentrale Anlaufstelle für die Bewohnerschaft ist das seit 1978 durch mehrere Partner betrie­bene Gemeinwesenzentrum an der Obstallee, das mit weiteren wichtigen Einrichtungen der sozialen Infrastruktur und dem Einkaufszen­trum in der Nachbarschaft den Mittelpunkt des Quartiers bildet. Nach der Wende wan­derten zahlreiche besser situierte Familien ins Berliner Umland ab. Menschen unterschied­licher Herkunft zogen nach, darunter auch zahlreiche Spätaussiedler. Der Anteil von Be­wohnerinnen und Bewohnern nicht-deutscher Herkunft liegt bei 38 %.

Die soziale und wirtschaftliche Situation der Bewohnerschaft hat sich seither verändert, für viele verschlechtert. Perspektivlosigkeit und schwierige familiäre Bedingungen haben zu einem Anstieg von Schulproblemen und Ver­haltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugend­lichen geführt.

Seit 2005 wird, um das Gemeinwesen zu stabi­lisieren und die Lebenschancen der Bewohne­rinnen und Bewohner zu verbessern, ein Quar­tiersverfahren durchgeführt, das die Menschen aktivieren, Nachbarschaften stärken und Bil­dungschancen eröffnen soll. Seit der Gebiets­festlegung wurden rund 3.300.000 Euro Pro­jektmittel bewilligt.

Die Fördermittel wurden zur Aufwertung

der sozialen Infrastruktur, des Wohnum­

feldes, für die Stadtteilkultur, für zusätz­

liche Betreuungs-, Bildungs- und Frei­

zeitangebote eingesetzt.

Auswahl realisierter Projekte

Das Quartiersmanagement und der Quartiers­rat Heerstraße legen einen Schwerpunkt auf die Stärkung der sozialen Infrastruktur, die in

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benachteiligten Gebieten besondere Aufga­ben erfüllt. Zahlreiche Projekte wurden mit den beiden Grundschulen und der Gesamt­schule mit gymnasialer Oberstufe initiiert. Das Projekt „Amalie – Schule im sozialen Umfeld“ bewährt sich mit dem Basisangebot für im Unterricht zeitweise überforderte Kinder, Anti­Gewalt-Training und praktischen Lernansätzen wie Kochen, Werken, Malen sowie Elternarbeit und ergänzenden Freizeitangeboten mehrerer Träger im Stadtteil. Mit dem Projekt „Schatz­suche“ in Kooperation mit dem Gripstheater werden Theaterarbeit und Schulalltag verbun­den und die Entwicklung der Kinder durch den Einsatz kreativer Methoden nachhaltig geför­dert.

Das Projekt „Neustart“ richtet sich an Schüle­rinnen und Schüler, die aus unterschiedlichen Gründen Distanz zur Schule entwickelt haben. Durch dieses Projekt sollen qualifizierte Ab­schlüsse und somit Chancen auf dem Arbeits­markt gefördert werden.

Die Verbesserung der Bildungschancen durch Anpassung der Bildungsinfrastruktur im Stadt­teil an heutige Anforderungen steht beim Pro­jekt „Lerninseln“ im Vordergrund; technische Ausstattung wie Whiteboards schafft zusätz­liche Lernimpulse und der Einbau mehrerer „Lerninseln“ in Klassenräumen und Säulenhal­len gibt gerade den Kindern, die zu Hause kei­nen Platz zum Lernen haben oder wenig För­derung bekommen, in der Schule einen Ort zum Lernen und Verweilen.

Das Thema Lesen als Schlüssel für mehr

Bildung wird immer wieder aufgegriffen

und mit den drei Schulbibliotheken, der

Stadtteilbibliothek und weiteren

Akteuren werden Leseereignisse im

Stadtteil initiiert.

Für die aufsuchende Jugendarbeit der Street­worker wurde ein Stadtteilbus angeschafft und über das „Forum Jugendkultur“ werden mehr Jugendliche an die Bürgerbeteiligung und Übernahme von Verantwortung herange­führt. Die Fassade des Jugendzentrums STEIG wurde von Künstlern mit Jugendlichen neu gestaltet.

Die „Bolzplatzliga“ ist als erfolgreiches Ge­meinschaftsprojekt der Spandauer Soziale- Stadt-Gebiete zur Gewaltprävention längst über die Bezirksgrenzen hinaus ein Begriff. Fairness und Toleranz werden im sportlichen Wettbewerb gefördert, Integration gelebt und Verantwortung in der Mannschaftsbetreuung auch von den Jugendlichen selbst übernom­men.

Mit dem Projekt „Fit mit Fitness“ bauen sich die Jugendlichen beim DAF-Verein einen eigenen Fitnessraum im Keller aus. Nach erfolgreicher Bewohnerbeteiligung werden die Freiflächen entlang des Wirtschaftsweges nördlich der Obstallee zum „Park der Kulturen, Generatio­nengarten“ gestaltet, denn mit dem Quartiers­verfahren sollen auch im Wohnumfeld sicht­bare Zeichen der Verbesserung gesetzt wer­den.

Das „Kulturzentrum Gemischtes“, in einem ehemaligen Supermarkt mit viel interkultu­rellem Engagement aufgebaut, bietet ein attraktives Bildungs-, Freizeit- und Kulturpro­gramm. Gut besuchte Veranstaltungen, wie das Frühlingsfest mit russischer Tanzmusik, das Stadtteilfrühstück oder die Tage der Religi­onen, unterstreichen eindrucksvoll den Wunsch der Bewohnerschaft nach Begegnung und Austausch und sind nur durch den ehren­amtlichen Einsatz der Menschen möglich.

© QM Heerstraße

© QM Heerstraße

© QM Heerstraße

Großsiedlung an der Heer­

straße

Wandmalerei im Jugend­

zentrum STEIG

Stadtteilbus

Bezirk Spandau Gefördert seit 2005

Fläche: 116 ha Einwohner: 16.575 Ausländeranteil: 13,14 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 37,97 %

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© QM Hellersdorfer Promenade

Hellersdorfer Promenade Das Quartier Hellersdorfer Promenade ist Bestandteil der in den 1980er Jahren errichteten Großsiedlung Hellersdorf am nordöstlichen

Stadtrand von Berlin. Die Grenze bilden im Norden der Landschaftsraum der Hönower Weiherkette, im Osten der Grünzug an der Zerbster

Straße, im Süden der Einschnitt der U-Bahn-Trasse und im Westen das Gut Hellersdorf sowie der Havelländer Ring.

Quartiersmanagement Hellersdorfer Promenade Stadtteilbüro Hellersdorfer Promenade 17 12627 Berlin Tel.: 030-99286287

[email protected] www.helle-promenade.de Träger: S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadter­

neuerung mbH

Das Gebiet gliedert sich in zwei Wohngebiete beidseitig der Hauptverkehrsachse Stendaler Straße und das südlich gelegene Stadtteil- und Geschäftszentrum „Helle Mitte“. Während die beiden Wohngebiete in industrieller Bauweise der Wohnungsbauserie 70 errichtet wurden, ist die „Helle Mitte“ das Ergebnis eines städtebau­lichen Wettbewerbs in den 1990er Jahren.

Die Großsiedlung hat Imageprobleme, doch die Wohnzufriedenheit der Bewohnerschaft ist hoch. Sie schätzen vor allem die Nähe zum Landschaftsraum, die zahlreichen Einkaufs­möglichkeiten und die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Das Quartiers­management arbeitet mit einem dicht ge­sponnenen Netz aus sozialkulturellen Einrich­tungen und Projekten zusammen.

Die Hellersdorfer Promenade ist ein verhältnis­mäßig junges Quartier. Die Arbeitslosigkeit ist

überdurchschnittlich hoch. Immer mehr Kin­der und Jugendliche leben vom „Hartz IV“-Be­zug.

Die Nachfrage nach Wohn- und Gewerberäu­men im Quartier sinkt, besonders im „Europa-Viertel“. Mit der Insolvenz des Eigentümers sind verbindliche Aussagen zur Sanierungspla­nung nicht mehr möglich.

Angesichts zunehmender Kaufkraftver­

luste und konkurrierender Einzelhan­

delsstandorte kämpft auch die „Helle

Mitte“ mit realen und drohenden Leer­

ständen für ihre Verkaufsflächen.

Brachliegende Grundstücksflächen, entstan­den durch aufgegebene Gemeinbedarfsstand­orte und nicht realisierte städtebauliche Ent­wicklungen, stellen ein Potenzial dar – tragen zurzeit aber stellenweise zur visuellen und

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atmosphärischen Abwertung des Quartiers bei. Im Jahr 2005 wurde ein Stadtteilmanage­ment eingerichtet, 2009 erfuhr das Gebiet eine Erweiterung.

Seit 2005 (bis einschließlich 2009) wurden für soziokulturelle Projekte 924.800 Euro Projekt­mittel bewilligt, Handlungspriorität hat die Verbesserung der Chancen auf Bildung und Beschäftigung. Für die investive Maßnahme „Öko-Würfel“ standen 2009 zusätzlich 256.400 Euro zur Verfügung.

Auswahl realisierter Projekte

Bei der Freiluftgalerie „Wir im Quartier“ handel­te es sich um ein partizipatives Kunstprojekt. Zwischen den Häusern in der Hellersdorfer Promenade hingen über 70 Porträtzeich­nungen der Einwohner des Quartiers. Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Wohn­gebiet hatten die Porträts während zahlreicher Malworkshops geschaffen.

Mit dem „Fabelhaften Drachen“ entstand durch das Zusammenwirken von Landschafts­architekten, Künstlerinnen und Künstlern sowie der Bewohnerschaft ein ganz besonde­rer Wasserspielplatz.

Im Herbst 2006 wurde die ehemalige

Kita an der Tangermünder Straße zum

„Gartenland am Beerenpfuhl“ umgestal­

tet.

Bei der Vergabe der Parzellen wurden die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers besonders berücksichtigt. Die Pächterinnen und Pächter können sich nun ihren Garten nach eigenen Vorstellungen gestalten und tra­gen gleichzeitig zu einer Aufwertung des gesamten Wohngebietes bei.

Beim jährlichen Promenadenbuffet, das mitt­lerweile zu einem Ritual im Quartiersleben geworden ist, handelt es sich um ein Koopera­tionsprojekt von zahlreichen Einrichtungen. Die Kinder laden ihre Eltern an einer langen Tafel zur gemeinsamen, gesunden Mahlzeit ein. Das BUNTE HAUS ist ein neuer Familien- und Kieztreff. In einem gründlich renovierten, zuvor leer stehenden Eckladen eingerichtet, bündelt es eine Vielzahl von Freizeit- und Bera­tungsangeboten für Familien.

Eine enge Zusammenarbeit von Kitas, Schulen und Eltern im Quartier ist das Anliegen der Bil­dungsinitiative. Eine lokal ausgerichtete Fibel und ein gemeinsames Theater-Projekt zwi­schen Kitas und Grundschulen unterstützten den Schulstart der Kinder.

© QM Hellersdorfer Promenade

© QM Hellersdorfer Promenade

© QM Hellersdorfer Promenade

Aktion „Wir im Quartier“

Der fabelhafte Drache -

Wasserplansche im Quartier

Gartenland am Beerenpfuhl

Bezirk Marzahn - Hellersdorf Gefördert seit 2005 Gebietserweiterung: 2009

Fläche: 72,97 ha Einwohner: 9.717 Ausländeranteil: 4,22 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 17,85 %

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© QM High-Deck-Siedlung / Sonnenallee

High-Deck-Siedlung / Sonnenallee Die High-Deck-Siedlung in Neukölln entstand Mitte der 1970er Jahre als Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs und befindet sich

an der Grenze zum Baumschulenweg im benachbarten Bezirk Treptow-Köpenick. Die stark befahrene Sonnenallee teilt das Quartier in

einen östlichen und einen westlichen Quartiersteil.

Quartiersbüro High-Deck-Siedlung / Sonnenallee Leo-Slezak-Straße 23 12057 Berlin Tel.: 030-68059325

[email protected] www.high-deck-quartier.de Träger: Weeber + Partner Institut für Stadtplanung und Sozialforschung

Der Heidekampgraben begrenzt das Gebiet im Nordosten. Die Neuköllnische Allee bildet in südwestlicher Richtung, die Städtische Gärtne­rei entlang der Jupiterstraße sowie die Hänsel­straße in südöstlicher Richtung die Grenze. Im Zentrum liegt das kleine Einzelhandelszen­trum, das Sonnencenter.

Charakteristisch für diese Wohnanlage sind die „High-Decks“, Hochwege, über die Fußgänger die vier- bis sechsgeschossigen Wohnhäuser erreichen. Aufgrund der Wohnungsstruktur und der großzügigen Wohnungsgrundrisse le­ben sehr viele Familien mit Kindern im Gebiet. Darüber hinaus gibt es zwei Wohnhausgrup­pen, in denen vorwiegend Seniorinnen und Senioren leben.

Die Veränderung der Bevölkerungsstruk­

tur mit Menschen aus über 30 Nationen

führte zu Wegzügen von Besserverdie­

nenden. Die soziale Struktur ist durch

eine hohe Arbeitslosigkeit geprägt. Rund

die Hälfte der Bewohnerschaft lebt von

Transfereinkommen.

Neben der Verbesserung der Wohn-, Arbeits- und Lebensverhältnisse sollen vor allem Inte­grationsprobleme gelöst, stabile Nachbar­schaftskontakte gefördert und durch vielfälti­ge Aktionen eine breite Bewohnerbeteiligung am Kiezleben erreicht werden. Die Förderun­gen seit dem Bestehen des Quartiersmanage­ments bis einschließlich 2008 belaufen sich auf fast 2.500.000 Euro.

Auswahl realisierter Projekte

Seit Bestehen des Quartiersmanagements wurde eine Reihe wichtiger Infrastrukturein­richtungen geschaffen, die u. a. durch Umnut­

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zung und Umbau der in der Siedlung von Anfang an zahlreich vorhandenen Gemein­schaftsräume, wie z.B. Waschküchen, entstan­den.

Zu den wichtigsten Einrichtungen zählen

der Nachbarschaftstreff „mittendrin“,

der Jugendtreff „The Corner“ und der

Kindertreff „Waschküche“.

Der Nachbarschaftstreff „mittendrin“ hat sich zu einem wichtigen Kommunikationszentrum und Ausgangspunkt vielfältiger Aktivitäten im Quartier entwickelt. Das Frauenfrühstück und der Mittagstisch sind als regelmäßige Ange­bote ebenso gut angekommen wie zum Bei­spiel Konzerte, Ausstellungen, Erzählcafé, Seniorengymnastik und Tanzveranstaltungen.

Durch Veranstaltungsreihen wie „Kultur der Nachbarn“ oder „Straßenschilder - Menschen­bilder“ wird ganz gezielt der interkulturelle Austausch gefördert. Bereits seit 2002 gibt es den „Computertreff 40 Plus e.V.“ Der Treff, des­sen Umbau und Ausstattung ebenfalls aus För­dermitteln finanziert wurde, wird ehrenamt­lich von Bewohnerinnen und Bewohnern betrieben. Sie engagieren sich dafür, auch Ältere beim Umgang mit dem Computer fit zu machen, organisieren Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene, darunter z.B. auch speziell für Frauen mit Migrationshintergrund, um ihnen die Chance zu geben, sich leichter ein­gliedern zu können.

Im März 2009 wurde an der Schule in der Köll­nischen Heide das Interkulturelle Elternzen­trum eröffnet, dessen Träger der Förderverein der Schule ist. Es ist das erste Elternzentrum, das sich an einer Neuköllner Grundschule befindet. Da zunehmend mehr Eltern Interesse an der Arbeit von Schule und Kitas zeigten und sich hierfür zu engagieren begannen, wurden zusätzliche Angebote und damit auch Räume nötig.

Als an der Grundschule durch den Umzug des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes Räu­me frei wurden, hat der Förderverein in Koo­peration mit dem Quartiersmanagement und dem Bezirksamt Neukölln im Rahmen des Ver­fahrens „Quartiersfonds IV“ Fördermittel für deren Umbau beantragt, der im Herbst 2008 begann.

Seit der Eröffnung des Elternzentrums

finden hier u. a. das wöchentliche Eltern­

café, Gesprächsrunden, Elternversamm­

lungen, Mutter-Kind-Gruppen, Bera­

tungsangebote und kulturelle Veranstal­

tungen statt.

Auch ein Treff für Eltern mit behinderten Kin­dern ist auf deren Initiative entstanden. Das Programm wird in enger Kooperation aller Beteiligten künftig noch weiter entwickelt. Im Wohnumfeld sind Spiel- und Bolzplätze neu angelegt oder verbessert worden. Auch Schul­hof und Außengelände der Kitas wurden deut­lich aufgewertet.

Die Neugestaltung des Grünzugs am Heide­kampgraben ist ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen dem Bezirksamt, dem beauftragten Landschaftsplanungsbüro, den Wohnungsunternehmen und der enga­gierten Bürgerschaft. Der beliebte Grünzug lädt nun wieder zum Spazieren und Entspan­nen ein.

© QM High-Deck-Siedlung / Sonnenallee

© QM High-Deck-Siedlung / Sonnenallee

© QM High-Deck-Siedlung / Sonnenallee

Küche der Nationen

Elterncafé im interkultu­

rellen Elternzentrum

Einweihung des Sporttreffs

„Power Corner“

Bezirk Neukölln Gefördert seit 1999

Fläche: 32 ha Einwohner: 4.883 Ausländeranteil: 29,39 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 59,61 %

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© QM Körnerpark

Körnerpark Das Quartier Körnerpark erhielt seinen Namen durch die im Zentrum des Quartiers gelegene historische Parkanlage. Begrenzt wird es

durch die Hauptverkehrsstraßen Karl-Marx- und Hermannstraße, den S-Bahn-Ring und die Friedhofs- und Grünanlagen der Thomashöhe.

Die Bausubstanz des gründerzeitlichen Altbauquartiers befindet sich in einem guten Zustand.

Quartiersmanagement Körnerpark Emser Straße 15 12051 Berlin Tel.: 030-62988790

www.qm-koernerpark.de [email protected] Träger: Mieterberatung Prenzlauer Berg GmbH

Das Quartier ist durch die S- und U-Bahnlinien sehr gut an das öffentliche Verkehrsnetz von Berlin angebunden. Von den rund 10.000 Ein­wohnerinnen und Einwohnern im Quartier sind 40 % Ausländerinnen und Ausländer. Die größten Gruppen stellen Türken, Ex-Jugosla­wen und arabische Menschen.

Darüber hinaus haben viele deutsche Staats­bürger einen migrantischen Hintergrund. Die Verarmung steigt stetig. Viele Menschen im Quartier beziehen staatliche Transferleistun­gen. Es gibt einen hohen Anteil an kinder­reichen und finanzschwachen Familien, beson­ders nicht-deutscher Herkunft. Der geringe Anteil von deutschen Kindern in den Kitas und Schulen des Quartiers erschwert das Erlernen der deutschen Sprache. Das oftmals niedrige Bildungsniveau der Eltern behindert ebenfalls die schulische Erziehung.

Die Schulen im Quartier haben mit großem Raummangel zu kämpfen. Die Folge ist unter anderem, dass sie kein Schulessen, kein schu­lisches Ganztagsprogramm und keinen Sport­unterricht auf dem Schulgelände anbieten können.

Die soziale Lage spiegelt sich auch in der

wirtschaftlichen Schwäche des Einzel­

handels wieder. Es gibt nur eine geringe

Kaufkraft und Gewerbevielfalt und er­

höhte Leerstandszahlen bei den Gewer­

beflächen.

Durch die kulturellen und altersbedingt unter­schiedlichen Lebensweisen häufen sich bei ungenügender Integration die Konflikte unter der Bewohnerschaft. Es kam innerhalb der Bewohnerschaft gehäuft zu negativen Äuße­rungen hinsichtlich der Verschmutzung von

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Straßen, Gehwegen und Spielplätzen. Seit dem Jahr 2005 wurden rund 3.900.000 Euro für bau- liche und soziokulturelle Projekte zur Verfü­gung gestellt.

Auswahl realisierter Projekte

Bislang gab es außer einem Bolzplatz im Kör-nerkiez keine Freizeitangebote für Jugendli­che. Um ihre Wünsche und Vorstellungen herauszufinden, wurden Mädchen und Jungen des Kiezes befragt.

Ergebnis war der Wunsch nach einer Einrich­tung, in der man sich regelmäßig treffen kann. Am 30. August 2007 eröffnete in der Jonasstra­ße 23 das JoJu 23, der erste Jugendtreff für zwölf bis fünfzehn Jährige. Den Jugendlichen bietet das JoJu 23 einen gewaltfreien Raum, in dem respektvoller Umgang und gegenseitige Akzeptanz oberste Regeln sind. Vor allem geht es darum, die unterschiedlichen, im Quartier lebenden Kulturen in ihren kulturellen, sozi­alen und religiösen Ausprägungen zu tolerie-ren. Bei gemeinsam entwickelten Projekten können die Jugendlichen ihre Vorstellungen von sinnvoller Freizeit- und Lebensgestaltung umsetzen und werden in ihrer Eigeninitiative gefördert.

Anfang 2007 konnte das Familienbildungszen­trum eröffnet werden. Es ergänzt eine auf Inte­gration ausgerichteten Kinder- und Familienar­beit im Gebiet und kooperiert eng mit dem Nachbarschaftsheim, den beiden Grundschu­len sowie den gebietsübergreifend arbeiten­den Stadtteilmüttern.

Die Emser Straße gehört zu den am stärksten befahrenen Straßen im Quartier. Gemeinsam mit dem Vorplatz der Albrecht- Dürer-Ober­schule wurde sie durch bauliche und künstle­rische Maßnahmen verschönert.

Ziel war es, neue, attraktive Plätze zu

gestalten, auf denen man sich gerne auf­

hält. Die Vorschläge und Wünsche der

Anwohnerschaft und Gewerbetrei­

benden waren in die Planung mit einge­

flossen.

Der Umbau des Bolzplatzes sowie die Straßen­schließung und Umgestaltung eines Teils der Selkestraße wurden 2009 r ealisiert. Die Beteili­gung der Bewohnerschaft fand in einer Bür­gerversammlung und anschließenden Diskus­sionen mit Jugendlichen aus dem Jugendclub JoJu 23 statt. Die Verbindung der Spielland­schaft durch Einbeziehung des Straßenab­schnittes Selkestraße mit dem Bolzplatz und den auf dem Schierker Platz befindlichen

Spielplatz führte zu einer Erweiterung des Angebotes und zur Erhöhung der Verkehrssi­cherheit für die Kinder und Jugendlichen.

Die Schule der Eltern richtet sich an alle Eltern von Erstklässlern der Konrad-Agahd-Grund-schule und bietet ihnen Tipps und Hilfestel­lung im Umgang mit Erziehung, Bildung und Gesundheit. Die moderierten Gesprächs­abende finden einmal pro Monat in Türkisch, Arabisch und Deutsch statt. Weiterer Bestand­teil des Projekts ist ein Elterncafé für alle Klas­senstufen und Kulturen zum Kennenlernen und Erfahrungsaustausch. Es findet wöchent-lich in den Räumen der Schulstation statt. Hier können sich Mütter für einen Deutsch-Kurs anmelden.

Ziel der Veranstaltung ist es, Schwel­

lenängste der Eltern gegenüber der Insti­

tution Schule abzubauen und im Interes-

se der Kinder eng und vertrauensvoll

zusammenzuarbeiten.

Als langfristiges Ziel soll die „Schule der Eltern“ von engagierten Eltern und Lehrern fortge­führt und in den schulinternen Betrieb inte­griert werden.

© QM Körnerpark

© QM Körnerpark

© QM Körnerpark

Kiezpate Kurt Krömer

Der Körnerpark

Großer Herbstputz

Bezirk Neukölln Gefördert seit 2005

Fläche: 36,2 ha Einwohner: 10.934 Ausländeranteil: 39,65 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 56,22 %

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© QM Letteplatz

Letteplatz Das Quartier Letteplatz ist ein heterogenes Wohngebiet mit gründerzeitlicher Bebauung und Bauten der 1950er und 1960er Jahre in Ber­

lin - Reinickendorf. Es wird im Norden von der Mittelbruchzeile, im Osten durch die Provinzstraße, im Süden vom Ritterlandweg und im

Westen von der Marktstraße sowie dem Schäfersee begrenzt.

Quartiersmanagement Letteplatz Mickestraße 14 13409 Berlin Tel.: 030-49987089-0

[email protected] www.qm-letteplatz.de Träger: Mieterberatung Prenzlauer Berg GmbH

Ca. 18 % der rund 10.000 hier lebenden Men­schen haben einen ausländischen Pass; 29 % bekommen Transferleistungen und ca. 9 % der Bewohnerschaft - das entspricht in etwa einer Arbeitslosenquote von rund 18 % - sind arbeitslos.

Aufgrund der zunehmenden Veränderung der sozialen Situation wurde das Quartier in das Programm „Soziale Stadt“ als Präventionsge­biet aufgenommen. Im Juni 2009 nahm das Team seine Arbeit im Quartier auf.

Im Rahmen der schulbezogenen Untersu­chung einzelner Bildungsindikatoren gehört das Quartier zu den auffälligen Untersu­chungsräumen. Die Vernetzung und Koopera­tion der sozialen Träger, Schulen und kommu­nalen Einrichtungen ist derzeit unterdurch­schnittlich ausgeprägt.

Durch Qualifizierung der Angebote und

Vernetzung der Institutionen soll eine

größere Breitenwirkung für Bildung und

Daseinsvorsorge erreicht werden.

Auswahl realisierter Projekte

Lette 09 +

Das „Bündnis Lette 09“, bestehend aus dem Quartiersmanagement Letteplatz, dem Jugendzentrum LUKE und dem Kinderfreizeit­zentrum Pankower Allee, boten mit dem Pro­jekt „Lette 09+“ zwischen Juni und September 2009 Aktivitäten auf dem Letteplatz an. Dadurch wurde eine familiengerechte Nut­zung des Letteplatzes durch die Anwohner­schaft ermöglicht, ohne Angst vor Bedro­hungssituationen. Das Interesse der Kinder und Jugendlichen für die weiterführenden

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Angebote der Freizeiteinrichtungen wurde geweckt und das soziale Verhalten auf dem Platz gestärkt und gefördert. Die Einbeziehung der Eltern in den Gestaltungsprozess unter­stützt die Elternarbeit der beteiligten Einrich-tungen und fördert den interkulturellen Aus-tausch.

Frauen-Café

Auf dem Letteplatz treffen sich viele Mütter und verbringen Zeit mit ihren Kindern. Hier kommen soziale Kontakte zustande und die Familien tauschen sich aus. Um dem Wunsch nach einer festen Begegnungsmöglichkeit der Frauen zu entsprechen, organisierte eine der Mütter ein wöchentliches Frauen-Café mit Vor-trägen und Diskussionsrunden im Kinderfrei-zeitzentrum Pankower Allee.

Nachbarschaftsprojekt „Wohnumfeld in der

Weihnachtszeit“

Im Zuge der Illumination des Letteplatzes vom 10. November bis 31. Dezember 2009 sollte die Anwohnerschaft zur Beteiligung animiert wer­den und eigene Aktivitäten entwickeln. Ziel war, dass Kontakte unter den Nachbarn entste­hen und gemeinsame Aktionen geplant und umgesetzt werden. Diese wurden an den Hauseingängen, im direkten Wohnumfeld für alle sichtbar. Pro Hauseingang wurde von min­destens drei Parteien ein Tannenbaum aufge­stellt, bzw. ein dort vorhandener Baum gemeinsam geschmückt.

Einige Mitglieder aus dem Quartiersrat

unterstützten die Aktion ehrenamtlich

mit Organisation und vor allem Öffent­

lichkeitsarbeit und gewannen die Nach­

barschaft zum Mitmachen. Insgesamt

wurden 15 Bäume vor Häusern rund um

den Letteplatz geschmückt.

Sprach- und Bewegungsförderung

Seit Oktober 2009 führen zwei Teams des Lern­Erlebnis-Programms “Der Kleine Stern“ in drei Kitas am Letteplatz zusätzliche Sprach- und Bewegungsförderung durch. Hauptzielset­zung war eine deutliche Verbesserung des Sprachstandes der Kinder bei der Einschulung. Für die Erzieherinnen und Erzieher wurden Aspekte des Lern-Erlebnis-Programms verfüg­bar gemacht. Sie sollen organisch in die täg­liche pädagogische Arbeit einfließen. Ziel der Elternarbeit war es, die Eltern zu begeistern und intensiv an das Projekt und seine Themen anzubinden.

Der Sprachstand der Kinder war zu Beginn des Projektes äußerst unterschiedlich, zum Ende hin waren fast alle Kinder in der Lage, die The­men zu verstehen und selbständig darüber zu reflektieren. Herauszuheben ist die geglückte

Förderung des eigenständigen Formulierens. Die Kinder setzen viele Elemente des Pro-gramms selbstständig im Kita-Alltag um.

Lesekoffer

Koffer mit Büchern, Hörspiel-CDs und Spielen für Kinder werden in einer Kita im QM-Gebiet bereit gestellt und können von Familien aus-geliehen werden. Es gibt zwei Kategorien von Lesekoffern: einen für Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren und einen zweiten für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren.

Ziel des Projektes ist es, die Kinder vor-

rangig in ihrer Sprach- und Lesefähigkeit

zu unterstützen und zu fördern. Die

Eltern sollen motiviert werden, aktiv an

der Sprach- und Leseförderung ihrer Kin­

der mit zu arbeiten.

© QM Letteplatz

© QM Letteplatz

© QM Letteplatz

Auftaktveranstaltung

Lette +09, gemeinsame

Aktivitäten auf dem Lette­

platz

Der interkulturelle Koch­

kurs

Bezirk Reinickendorf Gefördert seit 2009

Fläche: 87,39 ha Einwohner: 10.419 Ausländeranteil: 18,3 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 35,9 %

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© QM Lipschitzallee / Gropiusstadt

Lipschitzallee / Gropiusstadt Das Quartiersmanagementgebiet Gropiusstadt / Lipschitzallee im Süden des Bezirks Neukölln erstreckt sich von einem Bereich nördlich

der Lipschitzallee bis zum Zwickauer Damm. Das Quartier umfasst große Teile der Gropiusstadt und ist mit mehr als 24.000 Bewohne­

rinnen und Bewohnern eines der größten Berliner Verfahrensgebiete der „Sozialen Stadt“.

Quartiersbüro Lipschitzallee / Gropiusstadt Lipschitzallee 36 12353 Berlin Tel.: 030-60972903

[email protected] www.qm-gropiusstadt.de Träger: S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadter- neuerung, FiPP e.V. – Fortbildungsinstitut für die pädagogische Praxis

Die Gropiusstadt ist eine Großwohnsiedlung der 1970er Jahre. Die Wohnungen wurde im Rahmen des Sozialen Wohnungsbaus errichtet. Das Gebiet ist mit drei U-Bahnstationen und mehreren Buslinien sehr gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. In direkter Nach­barschaft befindet sich ein hoch frequentiertes Einkaufszentrum, die „Gropiuspassagen“. Sehr viel öffentliches Grün zwischen den 3- bis 19-geschossigen Gebäuden sowie Kleinst-Ein­kaufszentren und Funktionsgebäude lassen die Siedlung aufgelockert wirken. Insbesonde­re die meisten der heute über 55-Jährigen Erst­bezieherinnen und Erstbezieher haben eine starke Bindung an die Gropiusstadt.

Im Quartier lebt ein hoher Anteil an Migran­tinnen und Migranten. Darunter befinden sich viele neue deutsche Staatsbürger, die aus den ehemaligen GUS-Staaten zugezogen sind. Darüber hinaus leben hier viele türkische

Staatsangehörige und Menschen arabischer und polnischer Herkunft. Vielfach erfolgt aber ein Zuzug einer Mieterschaft mit oftmals nied­rigem (Transfer-) Einkommen und geringer Bil­dung. Viele der Menschen sind nicht-deutscher Herkunft.

Die häufig vorzufindende „Sprachlosig­

keit“ zwischen Alt und Jung sowie zwi­

schen den verschiedenen Kulturen bela­

stet sowohl die Entwicklung guter nach­

barschaftlicher Beziehungen,als auch

jene eines Gropiusstädter „Wir-Gefühls“.

Insbesondere die ältere Bewohnerschaft fühlt sich im öffentlichen Raum häufig unsicher und beklagt sich über dessen Verschmutzung und zu wenige für sie nutzbare Angebote.

Im Jahr 2005 wurde das Quartier als Präventi­onsgebiet ausgewiesen. Seit der Gebietsfestle­

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gung wurden rund 3.800.000 Euro Projektmit­tel bewilligt.

Auswahl realisierter Projekte

Im Quartier befinden sich eine Reihe an Infra­struktureinrichtungen (Bildung, Soziales, Kul­tur). Der Schwerpunkt in der Arbeit des Stadt­teilmanagementteams liegt in der Arbeit mit diesen Institutionen mit dem Ziel, deren Koo­perationen untereinander und miteinander zu fördern und sie für die Arbeit mit der Bewoh­nerschaft stärker zu öffnen.

Das Projekt „Schule der Eltern“ soll die Zusam­menarbeit zwischen Schule und Eltern verbes-sern und gleichzeitig die Kommunikation unter den Eltern fördern. Es finden regelmä-ßige Elternabende statt, an denen auch eine Dolmetscherin für Deutsch, Türkisch und Ara-bisch teilnimmt. Zudem wird ein Deutschkurs für Eltern und ein Elterncafé, welches den Aus­tausch fördert, angeboten.

Im Quartier sollen Orte des Miteinanders

gestärkt werden und neu entstehen, zu

denen - unabhängig von der Nationali­

tät - gern hingegangen wird.

Im Rahmen eines Workshops wurde unter fachkundiger Leitung in Zusammenarbeit mit Eltern und Kindern auf dem Abenteuerspiel­platz ein Lehmbackofen gebaut. So entstand der „Gropiusstädter Gemeindebackofen“ als Nachbarschaftsprojekt. Das Waschhauscafé ergänzt bestehende Nachbarschaftseinrich­tungen als neues Angebot. Durch das Projekt „Kinder lassen die Gropiusstadt erblühen“ konnten Kinder drei verschiedene Stellen in der Lipschitzallee bepflanzen.

In der Gropiusstadt gibt es 13 Stadttteilmütter aus sieben verschiedenen Nationen, die zehn verschiedene Sprachen sprechen. Sie besu­chen Migranten-Familien zu Hause und geben den Eltern Hilfestellungen u. a. bei Fragen über das deutsche Bildungssystem, Erziehung, Ernährung und Elternpflichten.

Das Projekt „Der Kleine Stern“ hilft Kindern in fast allen Gropiusstädter Kitas und zwei Grundschulen, ihre Sprachfähigkeit zu verbes­sern. Spielerisch werden die Kinder gefördert und auf einen erfolgreichen S chulstart vorbe­reitet bzw. dabei begleitet. Das Frühförder­programm richtet sich an Kinder von 3 bis 7 Jahren.

Die erste Gropiusstädter Konferenz für Erzie­hung und Bildung führte im April 2008 über 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus

unterschiedlichen sozialen und wirtschaft­lichen Bereichen zusammen. Es wurde eine gemeinsame Vision entwickelt, wie sich der Bildungsstandort Gropiusstadt in den näch-sten fünf Jahren entwickeln soll. Die Teilneh­merinnen und Teilnehmer verabredeten sich zur Umsetzung konkreter Vorhaben. Dabei reichten die Projektideen von kleinräumigen Kiez-Kooperationen bis hin zu einer Sprachen­strategie für die Gropiusstadt. Unter anderem entstand daraus das Projekt „Bildungsmeile Wutzkyallee“, in der sich drei Schulen, eine Kita und eine Jugendfreizeiteinrichtung zu einem Bildungsnetzwerk zusammengeschlossen haben.

Alle Bildungsprojekte sind eingebettet in den „Bildungsverbund Gropiusstadt“, über den in Kooperation mit den lokalen Bildungseinrich­tungen, den Fachaufsichten der WBG degewo und dem QM die Entwicklung des Bildungs­standorts Gropiusstadt koordiniert werden soll.

© QM Lipschitzallee / Gropiusstadt

© QM Lipschitzallee / Gropiusstadt

© QM Lipschitzallee / Gropiusstadt

Bildungskonferenz 2008

Gropiusmeile, Projektagentur

Hoffest 2008

Bezirk Neukölln Gefördert seit 2005

Fläche: 140 ha Einwohner: 24.064 Ausländeranteil: 18,16 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 46,66 %

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© Susanne Wolkenhauer

Magdeburger Platz Das Quartiersmanagementgebiet Magdeburger Platz / Tiergarten Süd befindet sich am Südwestrand des Bezirks Mitte. Es liegt zwischen

dem Landwehrkanal im Norden, dem Lützowplatz im Westen und der Flottwellstraße mit dem angrenzenden Gelände des ehemaligen

Potsdamer Güterbahnhofs und dem Gleisdreieck im Osten.

Vor-Ort-Büro Magdeburger Platz Pohlstraße 91 10785 Berlin Tel.: 030-23005023

[email protected] www.tiergarten-sued.de Träger: Stadtteilverein Tiergarten e.V.

Die Kurfürstenstraße ist zugleich Grenze zum Quartiersmanagementgebiet Bülowstraße / Wohnen am Kleistpark (Schöneberger Nor­den). Neben den typischen Gründerzeitbauten prägen die im Rahmen der IBA geschaffenen modernen Bauten nördlich des Lützowplatzes das Gebiet.

Besondere Attraktivität erhält es durch die Nähe zur City West, zum Kulturforum und Pots­damer Platz. In diesem mit Einzelhandel und Gewerbe gemischten Quartier ist der Anteil ausländischer Bewohnerinnen und Bewohner sehr hoch. Deshalb stehen neben der Verbes­serung der Wohn-, Arbeits- und Lebensbedin­gungen die Integrationsbestrebungen beson­ders im Vordergrund.

Zur Bewältigung der sozialen Probleme wur­den unterschiedliche Lösungsansätze gefun­

den. Bis zum Januar 2007 wurden für das Quartier circa 3.400.000 Euro Fördermittel ein­gesetzt.

Auswahl realisierter Projekte

Sichtbare Erfolge sind durch Wohnumfeld ver­bessernde Maßnahmen erzielt worden.

Die Potsdamer Straße steht im Mittel­

punkt vielfältiger Initiativen von Händle­

rinnen und Händlern und Gewerbetrei­

benden, die wesentlich zur Stärkung der

kommunalen Wirtschaft beitragen.

Die IG Potsdamer Straße e.V., insbesondere das Netzwerk der Medienbetriebe °mstreet mit sei­nem Infopoint in der Potsdamer Straße sind hier zu nennen, wie auch das alljährliche Kul­

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turevent „Magistrale“.

Zur Pflege der Grünanlagen wurden verschie­dene Beschäftigungsprojekte ins Leben geru­fen. Für die komplette Renovierung von Kitas und Schulen wurden ebenso Projektmittel ein­gesetzt. Außerdem werden Kinder und Jugendliche durch verbesserte Schul- und Frei­zeitangebote gefördert.

Nur eines von vielen Beispielen wäre hier die Umgestaltung des Schulhofs der Grips-Grund­schule zum Bewegungsraum. Das „Lernhaus“ in der Pohlstraße ist für Angehörige aller eth­nischen Gruppen zu der wichtigsten Anlauf­stelle im Quartier geworden.

© Alexandra Quint

© QM Magdeburger Platz

© J. Krohmer

Das neue Café an der Stadt­

teilbibliothek Tiergarten

Süd

Aufklärungsarbeit durch

die Polizei

Mensa der Fritzlar-Hom­

berg-Grundschule

Bezirk Mitte Gefördert seit 1999

Fläche: 74 ha Einwohner: 8.456 Ausländeranteil: 32,49 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 56,27 %

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© QM Mariannenplatz

Mariannenplatz Das Quartiersmanagementgebiet Mariannenplatz liegt im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg im ehemaligen SO 36. Mit der nahen U-Bahn

und mehreren Buslinien ist eine gute Anbindung an das öffentliche Nahverkehrsnetz gegeben. Durch seine wenig exponierte Lage kann

dieser Bereich des SO 36 als eine vergleichsweise ruhige Wohngegend bezeichnet werden.

Quartiersmanagement Mariannenplatz Naunynstraße 73 10997 Berlin Tel.: 030-61201880

[email protected] www.qm-mariannenplatz.de Träger: Jugendwohnen im Kiez e.V.

Das weitläufige Bethaniengelände mit dem Mariannenplatz und dem angrenzenden Feu­erwehrbrunnenplatz bietet einen attraktiven Freiraum im Quartier und trägt zu einem posi­tiven Lebensgefühl bei.

Das Gebiet weist mit 300 Einwohnern pro Hek­tar eine hohe Bewohnerdichte auf. Es handelt sich um ein Wohngebiet, das sowohl Altbau­bestand, als auch Sozialen Wohnungsbau der 1970er Jahre aufweist. Es ist geprägt von klei­nen Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrie­ben und verfügt weiter über einige gastrono­mische Einrichtungen. Das Gebiet ist über die Grenzen hinaus bekannt für seine Vielzahl an kulturellen Angeboten und Projekten.

Die Bewohnerschaft identifiziert sich stark mit ihrem Quartier. In den 1960er Jahren siedelten sich hier viele türkische Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter mit ihren Familien an. Der Groß­

teil der Bewohnerschaft sind Familien mit Migrationshintergrund. Eine wachsende Arbeitslosenzahl und eine hohe Fluktuation führten zu sozialen Problemen im Kiez.

Der Anteil der jungen Bevölkerung ist über­durchschnittlich hoch.

Oftmals fehlen den Jugendlichen die Per­

spektiven, so dass Drogenhandel, Ge­

walt und Kriminalität im Quartier prä­

sent sind. Des Weiteren beeinflussen zer­

fallende Familienstrukturen, Sprachpro­

bleme und mangelnde Bildungschancen

die berufliche und soziale Entwicklung.

Annähernd 39 % der Einwohnerinnen und Ein­wohner bezieht Transferleistungen. wurde das Quartier im Jahr 2005 als Fördergebiet festge­legt. Seit Förderbeginn wurden rund 9.500.000 Euro Projektmittel bewilligt.

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Auswahl realisierter Projekte

Das Projekt „ArbeitslotsInnen“ bietet ein nied­rigschwelliges Angebot mit dem Ziel der Inte­gration in den Arbeitsmarkt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Insgesamt werden vier Personen eingesetzt, um Kontakt zu Jugendlichen auf der Straße, in Jugendeinrich­tungen und in Schulen aufzunehmen. Sie ste­hen dabei auf Augenhöhe mit den Jugend­lichen und verfügen über soziale Kompe­tenzen, die es ihnen ermöglichen, ein Ver­trauensverhältnis zu den Jugendlichen aufzu­bauen. Zudem sind sie mit dem Kiez und den spezifischen Problemen der Jugendlichen ver­traut und sprechen neben deutsch auch tür­kisch.

Im Vorfeld werden die in diesem Projekt

tätigen Personen durch Qualifizierungs­

maßnahmen vorbereitet.

Es folgt die Heranführung der Jugendlichen an bestehende Beratungsangebote mit dem Ziel der Vermittlung in eine Ausbildungs- oder Arbeitsstelle. Die Jugendlichen werden konti­nuierlich bei der Arbeitssuche begleitet, wobei die jeweilige Interessenlage und Lebenserfah­rung berücksichtigt und vorhandene Fähig­keiten und Fertigkeiten erweitert und vertieft werden.

Die Schülerschaft der Klassen 4–6 aus der Heinrich–Zille-Grundschule, der E.-O.-Plauen-Grundschule und der Nürtingen-Grundschule erhalten Hausaufgabenhilfe zur Lernunterstüt­zung. Diese findet in den Nachmittagsstunden an zwei Schulstandorten statt. Diejenigen, die Lernschwierigkeiten zeigen, können diese Hil­fe nutzen, um Defizite auszugleichen und sich in Problemfächern zu verbessern. Andere wie­derum, die höhere Schulabschlüsse anstreben (Mittlere Reife, Abitur), können sich hier auch die notwendige Unterstützung holen. Insbe­sondere soll aufgrund des großen Bedarfs der Übergang von der Grundschule zur Sekundar­stufe I begleitet werden.

Im Quartier werden zwei Kiezfeste veranstal­tet: ein Sommerfest und ein Weihnachtsfest. Die Inhalte der Veranstaltungen werden mit der Bewohnerschaft zusammen erstellt, ange­boten und umgesetzt. Es wird gemeinsam kommuniziert, informiert und agiert. Die Men­schen haben hier die Möglichkeit, sich selbst darzustellen. Gastronomische Stände spiegeln die kulinarische und kulturelle Vielfalt des Kie­zes wieder. Auf einer Bühne wird eine Mischung aus musikalischen, künstlerischen, traditionellen, informellen Nachwuchs- und multikulturellen Darbietungen präsentiert. Ein Moderator aus dem Kiez führt durch das Pro­

gramm auf Deutsch und Türkisch. Des Weite­ren werden sportliche Aktivitäten, Kunstakti­onen, musikalische Workshops für Kinder und Jugendliche angeboten. Initiativen, Vereine und temporäre Projekte können sich präsen­tieren.

Seniorinnen und Senioren aus dem Kiez,

insbesondere die, die eher zurückgezo­

gen leben, sollen durch Sport und Bewe­

gung mehr Kontaktmöglichkeiten und

neue Aktionsfelder erhalten.

In Kooperation mit dem AWO-Begegnungs­zentrum beinhaltet das Programm unter­schiedliche Themen wie: Gesundheitsförde­rung, Berlin- und Stadtteilerkundungen sowie Biografiearbeit. Kostenlose Besuche verschie­dener Museen und interessanter Orte in Berlin und Erkundungen des eigenen Kiezes sowie interreligiöse Spaziergänge sind geplant. Durch Aktivitäten in den Bereichen Bewegung (Spazieren „Walken“, Schwimmen oder Aqua­gymnastik, Qi Gong), Ernährung (Ernährungs­beratung und gemeinsames Kochen) sowie Vorträge über gesundheitsbezogene Themen soll für eine gesündere und aktive Lebenswei­se sensibilisiert werden. Das Projekt bietet ein Gesundheitssportangebot für die Bewohner­schaft an, das präventiv, wie auch unterstüt­zend und stärkend auf die Gesundheit einwir­ken soll. Es wird im Vorhinein mit den Beteilig­ten abgesprochen.

© QM Mariannenplatz

© QM Mariannenplatz

© QM Mariannenplatz

Räuber und Gendarm - Par­

cours

Sport und Bewegung im

Kiez

Das Maskottchen des QM

Mariannenplatz

Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Gefördert seit 2005

Fläche: 65 ha Einwohner: 5.680 Ausländeranteil: 41,11 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 69,81 %

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© QM Marzahn NordWest

Marzahn NordWest Das Quartiersmanagementgebiet Marzahn NordWest ist das jüngste Gebiet der Großsiedlung Marzahn und liegt im nordöstlichen Zipfel

von Berlin. Die überdurchschnittliche Bevölkerungsfluktuation führte zu einem starken Bevölkerungsverlust zwischen 1990 und 2003 von

rund 37 %. Vornehmlich sind die ökonomisch und sozial stabilen Haushalte weggezogen.

QuartiersBüro Marzahn NordWest Wörlitzer Str. 3A 12689 Berlin Tel.: 030-93024409

www.qm-marzahnnordwest.de [email protected] Träger: Kiek in e.V. Berlin

Zugezogen sind dabei viele Menschen aus anderen Ländern und mit anderen Kulturen. Der Anteil der Menschen mit Migrationshinter­grund beträgt mittlerweile mehr als 20 %, ein großer Teil sind Russlanddeutsche. Die größte Gruppe stellen die Menschen, deren Wurzeln in Vietnam liegen. Die hohe Arbeitslosigkeit ist für alle Gruppen ein Problem, denn Ausbil­dungs- und Arbeitsplätze sind im Quartier kaum vorhanden. Im Quartier selbst sind besondere Anstrengungen nötig, um Integrati­on zu fördern und den Zugang zu Bildung zu gewährleisten.

Städtebaulich wird Marzahn NordWest von industrieller Bauweise, sogenannten Platten­bauten, dominiert. Der Stadtteil bietet dabei ein sehr gutes Wohnumfeld mit vielen Grünan­lagen und Spielplätzen. Es gibt ausreichend Kitas und Schulen, die verkehrliche Anbindung ist gut.

Neben dem Programm „Soziale Stadt“,

das diese Veränderungsprozesse seit

1999 begleitet, werden seit 2002 Rück­

bau- und Aufwertungsmaßnahmen im

Rahmen des Programms Stadtumbau

Ost ergriffen.

Prominentestes Beispiel sind die Ahrensfelder Terrassen. Dabei wurden 11-Geschosser auf 2-6 Geschosse abgetragen und modernisiert. Insgesamt wurden bis 2008 Mittel in Höhe von 11.000.000 Euro für 600 Projekte bereitgestellt.

Auswahl realisierter Projekte

Das Quartiersmanagement hat viele Maßnah­men im Wohnumfeld durchgeführt: Spielplät­ze, Schulhofgestaltung und Anlage von Park­anlagen sowie die Sanierung des Sportplatzes sind hervorzuheben. Neben der Verbesserung

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der Wohnverhältnisse haben Maßnahmen eine hohe Bedeutung, die Lebensbedingungen ver­bessern helfen. Insgesamt wurden seit der Gebietsfestlegung ca. 600 Projekte auf den Weg gebracht. Einer sehr jungen Bevölkerung mit überdurchschnittlich vielen Kindern und Jugendlichen, oft aus Haushalten mit sozialen Problemen, werden viele Angebote in unter­schiedlichster Form gemacht, von der spor­tiven Freizeitgestaltung in der „Dancehall“ bis zur Beratung bei Teenagerschwangerschaften.

Verschiedene Bildungsprojekte werden in Koo­peration mit Kitas und Schulen durchgeführt, ergänzt durch Angebote freier Träger wie z.B. im Projekt „Zukunftsdiplom“, das Kinder durch die Teilnahme an verschiedenen Bildungsan­geboten erwerben können. Umweltpädagogik findet sich auf dem Abenteuerspielplatz genauso wie Zirkuspädagogik bei Cabuwazi.

Mit dem Projekt „Jobgate“ wird auf das

Hauptproblem im Gebiet, die Arbeitslo­

sigkeit, reagiert. Neben Information und

Beratung werden hier Bewohnerinnen

und Bewohner unabhängig von Alter

und Herkunft in Ausbildung, Weiterbil­

dung und Arbeit vermittelt, um ein

selbstbestimmtes Leben aus eigener

Kraft führen zu können.

Der Integrationsplan Marzahn NordWest 2011 wurde als gutes Beispiel in den Nationalen Integrationsplan aufgenommen und legt Ziele, Strategien und Maßnahmen fest. Die wichtigsten Projekte sind „Aussiedler orientie­ren Aussiedler (AoA)“, das deutsch-russische Berliner Tschechow-Theater und die Projekte des Vereins „Reistrommel e.V.“, die Themen der vietnamesischen Familien und deren Kinder aufgreifen.

Auch die Elternschule zur besseren schu­lischen Integration von Kindern aus russisch­sprachigem Elternhaus erhält finanzielle Unterstützung durch das Quartiersmanage­ment. In einem Gebiet mit fast ausschließ­licher Wohnnutzung ist es wichtig, auch kultu­relle Angebote zu schaffen. Neben dem Tsche­chow-Theater ist das „Kulturhochhaus“ mit dem „Kinderkeller“ und der „Pension im 11. Himmel“ ein herausragendes Projekt. Kultur wird hier im nachbarschaftlichen Zusammen­hang präsentiert und dabei zum Ereignis, das weit über die Gebietsgrenzen hinaus strahlt und damit das Gebietsimage verbessert.

Das Stadtteilmagazin „nw/sosedi“ steht als Pro­jekt sowohl für Öffentlichkeitsarbeit, Integrati­on und Beteiligung. Das seit Anfang 2009 durch engagierte Bürger regelmäßig heraus­gebrachte Magazin informiert über alle im

Quartier wichtigen Ereignisse und Vorgänge. Fester Bestandteil sind Beiträge in russischer Sprache, die von einer teilautonomen Redak­tion von Aussiedlerinnen und Aussiedlern betreut werden.

© QM Marzahn NordWest

© QM Marzahn NordWest

© QM Marzahn NordWest

Selbsthilfewerkstatt für

Jugendliche

Kaminzimmer im Kultur­

hochhaus

Experimente wecken das

Interesse am Lernen

Bezirk Marzahn-Hellersdorf Gefördert seit 1999

Fläche: 248,2 ha Einwohner: 22.308 Ausländeranteil: 6,61 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 20,17 %

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© QM Mehringplatz

Mehringplatz Das Quartier um den Mehringplatz liegt in der Berliner Innenstadt im Stadtteil Kreuzberg. Es befindet sich in der Nähe des Jüdischen

Museums und des ehemaligen Checkpoints Charlie; auch der Potsdamer Platz ist nicht allzu fern und die Friedrichstraße hat hier ihren

südlichen Ausgangspunkt. Dennoch zählt der kreisrunde Mehringplatz selbst nicht zu den touristischen Sehenswürdigkeiten.

QUARTIERSMANAGEMENT AM MEHRINGPLATZ

im Kunstwelt e.V.

Quartiersmanagement Mehringplatz Friedrichstraße 1 10969 Berlin Tel.: 030-39933243

[email protected] www.qm-mehringplatz.de Träger: Kunstwelt e.V.

Es gibt einige schöne Altbauten, aber der Großteil des Quartiers ist geprägt durch Hoch­häuser des sozialen Wohnungsbaus der 1970er Jahre. Die Anbindung an das öffentliche Nah­verkehrsnetz und die Nähe zu wichtigen Berli­ner Stadtteilzentren sind sehr günstig. Durch diese äußerst attraktive Lage inmitten zahl­reicher touristischer Anlaufpunkte hat der Mehringplatz das Potenzial, auch ein touri­stischer Ruheplatz zu werden.

Zu den hier langjährig ansässigen Kiezbewoh­nerinnen und -bewohnern ziehen nach wie vor viele Familien mit Migrationshintergrund. Rund 22 % der erwerbsfähigen Bewohner­schaft ist arbeitslos.

Vor allem Kinder und Jugendliche zeigen Ten­denzen der Verarmung. Durch die hohe Jugendarbeitslosigkeit und fehlende Ausbil­dungsplätze ist gerade bei der jüngeren Gene­

ration eine wachsende Perspektivlosigkeit zu beobachten. Bereits die Schulkinder besitzen oft nur eine unzureichende Bildung mit man­gelhaften Deutschkenntnissen. Das Bildungs- und Freizeitangebot für Kinder und Jugendli­che im Quartier ist gering.

Die Sozialstruktur des Quartiers spiegelt

sich auch in der schwachen Kaufkraft

und der fehlenden Gewerbestruktur

wider. Die unterschiedlichen kulturellen

Hintergründe der Bewohnerschaft und

die geringe Einkommensstruktur

erschweren das Zusammenleben und

fördern Konflikte.

Sehr präsent im öffentlichen Raum, insbeson­dere auf dem Mehringplatz, sind Erwachsene aus dem Trinkermilieu. Kriminelle Übergriffe und eine zunehmende Vermüllung verleihen dem Gebiet überdies ein negatives Image. Die

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sozialen Probleme im Quartier gaben im Jahr 2005 den Anlass, es als Stadtteilmanagement­gebiet auszuweisen. Seit der Gebietsfestle­gung wurden rund 1.000.000 Euro Projektmit­tel bewilligt.

Auswahl realisierter Projekte

Um bereits im frühen Alter bei der Förderung und Unterstützung von (zumeist migranti­schen) Kindern anzusetzen, sind sowohl die 3 gebietsansässigen Kitas, als auch die Grund­schule mit Sprachförderprogrammen unter­stützt worden. Gleichzeitig konnte mit dem Umbau von Fluren, Treppenhäusern und Decken die akustische Situation in der Galilei-Grundschule deutlich aufgewertet und somit eine entspanntere Lernsituation geschaffen werden.

Die optische Aufwertung trägt zur Aufent­haltsqualität der Eingangshalle bei und lädt zum „Elterncafé“ ein. Dieses findet zweimal wöchentlich statt und soll die überwiegend migrantischen Eltern zur Mitarbeit an der schulischen Entwicklung der Kinder aktivieren. Sie sollen dabei Schwellenängste gegenüber der Institution Schule abbauen und in die Lage versetzt werden, sich mehr aktiv am Schulalltag ihrer Kinder zu beteiligen.

Im Rahmen von verschiedenen Kiez­

festen werden besonders niedrigschwel­

lig alle Bewohnerinnen und Bewohner

aus dem Gebiet zur aktiven Teilnahme

am Kiezgeschehen motiviert. Gemein­

same Feiern und Freizeitaktivitäten hel­

fen dabei, kulturelle Hemmnisse abzu­

bauen.

Einen deutlichen Akzent der Aufwertung des Gebietes setzt ein seit Mitte 2007 für die „Trin­kerklientel“ existierender, alternativer Aufent­haltsort. An einem abseits gelegenen Park­stück befinden sich Bänke und Mülleimer sowie eine Miet-Toilette. Dieser Ort wurde gemeinsam mit allen Beteiligten ausgewählt. Durch dessen rege Nutzung hat der Mehring­platz selbst erneut an Aufenthaltsqualität gewonnen und wird nun auch von der Bewoh­nerschaft sowie Touristinnen und Touristen als öffentlicher Erholungsort wahrgenommen.

© QM Mehringplatz

© QM Mehringplatz

© QM Mehringplatz

Projekt „Der kleine Stern“

Deutschkurs

Miet-Toilette am Mehring­

platz

Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Gefördert seit 2005

Fläche: 24,6 ha Einwohner: 5.317 Ausländeranteil: 35,87 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 70,11 %

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© QM Mehrower Allee

Mehrower Allee Das Quartier ist Teil der Großsiedlung Marzahn. Es wird im Norden durch die Mehrower Allee, im Osten durch den Bürgerpark, im Süden

durch die Raoul-Wallenberg-Straße und im Westen durch die Märkische Allee begrenzt. Gebäude mit fünf oder elf Etagen sowie einzelne

Hochhäuser mit bis zu 21 Etagen prägen das Gebiet. Die meisten von ihnen wurden in den letzten Jahren voll- oder teilsaniert. Damit

unterscheidet sich das Quartier kaum von den benachbarten Wohnvierteln.

Quartiersmanagement Mehrower Allee Alfred-Döblin-Straße 2A 12679 Berlin Tel.: 030-30641644

www.mehrower-allee.de [email protected] Träger: Weeber + Partner Institut für Stadtplanung und Sozialforschung

Eine Besonderheit aber ist das viele Grün: Der angrenzende Bürgerpark, der neue Hochzeits- park, das Regenrückhaltebecken, die grünen Wohnhöfe, die Spiel- und Sportplätze, die großen Gärten der Kindereinrichtungen, die vielen Vorgärten, die blühenden Balkone und nicht zuletzt der „Garten der Begegnung“ – die grüne Oase mittendrin.

Das Quartier verfügt über eine für Großsied­lungen vergleichsweise gute Infrastruktur: Ein Einkaufszentrum versorgt die Bewohnerschaft mit allen Dingen für den täglichen Bedarf: wichtige Dienstleistungen werden angeboten, vor allem zahlreiche Arztpraxen und andere Gesundheitsangebote im sich ständig erwei­ternden Ärztehaus.

Auch die soziale Infrastruktur für Kinder und Jugendliche, ebenso wie Freizeit-, Sport- und Begegnungsstätten für alle Generationen bie­

ten gute Voraussetzungen für ein abwechs­lungsreiches Leben am Wohnort. An den Berli­ner Nahverkehr ist das Gebiet durch die S-Bahn angebunden und auch Straßenbahn und Bus garantieren ein gutes Fortkommen.

Im Quartier leben Menschen aller Alters­

gruppen. Dennoch sind sie hier im

Durchschnitt älter als in anderen Teilen

der Großsiedlung. Viele von ihnen gehö­

ren zu den ersten Mieterinnen und Mie­

tern aus den frühen 1980er Jahren, als

das Viertel entstand. Aber auch junge

Familien wohnen nach wie vor im Kiez.

Die Kita ist ausgebucht und die Grundschule hat gefüllte Klassen. Unter den Neuzugezo­genen sind viele Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler, die seit den 1990er Jahren aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion kommen – inzwischen mehr als jeder Zehnte

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Page 47: Das Berliner Quartiersmanagement€¦ · Seit dem Jahr 1999 dient das Programm „Sozi ale Stadt“ der Stabilisierung und Weiterent wicklung von Stadtteilen, in denen das Leben

der Quartiersbevölkerung. Arbeits- und Per­spektivlosigkeit, Armut und Unsicherheit machen auch vor dem Quartier an der Mehro­wer Allee nicht halt. Um trotz dieser eher un­günstigen Rahmenbedingungen dennoch einen lebenswerten Kiez zu erhalten, dafür zie­hen viele – unterstützt durch das Quartiersma­nagement – an einem Strang.

Bisher wurden ca. 900.000 Euro aus EU- Mit­teln, vom Bund und durch das Land im Rah­men des Programms „Soziale Stadt“ zur Förde­rung des Gebiets eingesetzt. Außerdem stan­den Mittel des „Stadtumbaus Ost“ bereit.

Auswahl realisierter Projekte

Es fällt schwer, eine Auswahl aus den vielen seit 2005 realisierten Projekten zu treffen. Einig waren sich die Akteure im Gebiet von Anfang an, dass die Mittel in unterschiedliche Hand­lungsfelder fließen sollten, um den unter­schiedlichen Problemen gerecht zu werden: Integration und Nachbarschaften, Bildung und Stärkung von Familien, Stadtteilleben und Bewohneraktivierung sowie eine umfangrei­che, möglichst bewohnergetragene Öffentlich­keitsarbeit.

Schon 2006 wurde eine Bewohnerredak­

tion gegründet, die seither viermal im

Jahr die Stadtteilzeitung „Kiezblick“

herausbringt. Im Jahr 2006 ging das

Quartier online, seit 2009 gibt es auch

hier einen Kiezreporter.

Das Quartier hat sich in den letzten vier Jahren durchaus verändert, nicht zuletzt durch zwei Projekte im Freiraum: Der 2007 angelegte und bisher in Berlin einzige Hochzeitspark entwi­ckelt sich zur Erfolgsgeschichte. Im November 2009 waren bereits 75 Bäume gepflanzt und er wächst weiter. Gleich nebenan konnte der 2006 wegen einer Schulschließung gefährdete Schulgarten erhalten werden, der inzwischen als „Garten der Begegnung“ zumindest in der schönen Jahreszeit zum Mittelpunkt des Quar­tiers geworden ist. Hier gibt es Gelegenheit für Bewohnerinnen und Bewohner unterschied­licher Herkunft und unterschiedlichen Alters, selbst zu gärtnern, mit Nachbarinnen und Nachbarn nett zusammen zu sitzen und den Kultursommer zu genießen.

Kleinteilige Stadtteilkultur mit vielfäl­

tigen Aktivitäten ist von Anfang an eine

Strategie, das Leben hier interessanter

zu machen und die Bewohnerschaft

mehr und mehr zu interessieren und zu

gewinnen.

Gut gelingt das auch mit gesundheits- und kontaktfördernden Angeboten für Sport und Bewegung, z.B. Frauensportgruppen, 3000­Schritte-Spaziergänge, Fahrradfahren, Wan­dern, Tanzen, Beachvolleyball.

Diese Ansätze werden wesentlich auch durch die seit 2005/2006 im Quartier agierenden Nachbarschaftshelferinnen unterstützt, die sich neben ihren individuellen Hilfeangeboten für schwierige Lebenssituationen die Förde­rung des Zusammenlebens auf die Fahnen geschrieben haben.

Dass Kinder und ihre Familien im besonderen Maße zu unterstützen sind, darin waren sich auch die Mitglieder des seit 2006 aktiven Quartiersbeirates schnell einig. So werden Pro­jekte in Kitas und Schulen umgesetzt und die Karl-Friedrich-Friesen-Grundschule profiliert sich z.B. zur „Bewegten Schule“, um Bewe­gungsfähigkeiten, Gesundheit, Konzentration, aber auch soziale Fähigkeiten ihrer Schüler intensiv zu fördern. Die „Elternschulen“ an der Kita „Sonnenschein“ und in der Grundschule wollen Eltern in ihren Erziehungskompetenzen stärken, für Erziehungsfragen sensibilisieren und zur aktiven Mitwirkung motivieren. Um das Erlernen sozialer Verhaltensweisen, vor­rangig von Jugendlichen mit Migrationshinter­grund, aber auch um Anerkennung, Zusam­menarbeit und Wertschätzung zwischen Eltern und Kindern geht es ebenso im Projekt „Grup­penbezogene Sozialarbeit“ an der Thüringen­schule.

© QM Mehrower Allee

© QM Mehrower Allee

© QM Mehrower Allee

Kiezschaufenster

Bewegte Schule für

besseres Lernen

Feier im Hochzeitspark

Bezirk Marzahn-Hellersdorf Gefördert seit 2005

Fläche: 58,8 ha Einwohner: 8.226 Ausländeranteil: 3,94 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 14,79 %

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Page 48: Das Berliner Quartiersmanagement€¦ · Seit dem Jahr 1999 dient das Programm „Sozi ale Stadt“ der Stabilisierung und Weiterent wicklung von Stadtteilen, in denen das Leben

© QM Moabit West / Beusselstraße

Moabit West / Beusselstraße Im westlichen Teil der Berliner Innenstadt liegt das Quartiersmanagementgebiet Beusselstraße / Moabit West. Das Gebiet wird begrenzt

durch die Spree, die Levetzowstraße und die Straße Alt-Moabit im Süden, den Charlottenburger Verbindungskanal im Westen, den

S-Bahn-Ring und das Güterbahnhofsareal im Norden sowie die Oldenburger / Emdener / Ottostraße und die Zinzendorfstraße im Osten.

Quartiersmanagement Moabit West / Beusselstraße Rostocker Str. 3 10553 Berlin Tel.: 030-39907195

www.moabitwest.de [email protected] Träger: S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadter-

neuerung mbH

Das Zentrum des Gebietes bildet das mit 43 ha größte innerstädtische Industriegebiet Marti­nickenfelde mit den angrenzenden Wohnge­bieten Beussel- und Waldstraßenkiez, dem kleinen Huttenkiez und einigen Blöcken süd­lich der Turmstraße. Stark befahrene Straßen zerstückeln und belasten das Quartier. In den Wohnbereichen dominieren Altbauten, unter­brochen durch vereinzelte Häuser der 1960er, 1970er und 1990er Jahre. Bestimmt wird das Wohnungsangebot von kleinen Wohnungen für 1-Personenhaushalte.

Auch ist der Anteil junger Bevölkerung zwi­schen 18 und 35 Jahren mit ca. 32 % ver­gleichsweise hoch, im Gegensatz zum Anteil der älteren Bevölkerung über 65 Jahre und dem Anteil von Kindern unter 12 Jahren, mit 10,1 % bzw. 10,6 %. Die Bevölkerungsstruktur im Quartier ist sehr heterogen. Im Vergleich

zum Bezirksdurchschnitt leben hier überdurch­schnittlich viele Menschen arabischer sowie ex-jugoslawischer Herkunft. Dennoch stellen die türkischen Personen mit 22,66 % unter allen Migrantengruppen die Mehrheit dar.

Der Anteil von Personen ohne deutschen

Pass liegt bei ca. 37 %, der von Personen

mit Migrationshintergrund bei ca. 50%.

Rund ein Drittel ist arbeitslos und ein

weiteres Drittel lebt von Transferein­

kommen.

Der Anteil an Grundschülerinnen und Grund­schüler nichtdeutscher Herkunft liegt bei 66 %, wobei fast alle dieser Schülerinnen und Schü­ler eine Lernmittelbefreiung erhalten. Seit der Gebietsfestlegung 1999 wurden bis zum Janu­ar 2009 knapp 7.400.000 Euro an Mitteln bewilligt.

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Auswahl realisierter Projekte

Durch den Quartiersrat wurden im Jahr 2007 drei Schwerpunkte der Arbeit im Gebiet fest-gelegt: „Bildung (& Erziehung) tut Not“, „StarkeNachbarschaft“ und „Gewerbe stärkt den Kiez“In diesen Schwerpunkten sollen Projekte mit Mitteln des Programms „Soziale Stadt“ umge­setzt werden. Auch der Vergabebeirat (Akti­onsfondsjury) hat diese Schwerpunkte für sei­ne Arbeit übernommen.

Bildung und Erziehung tut Not!

Das Projekt „Konfliktvermittlung an Oberschu­len“ verbessert durch regelmäßige Sprech­stunden mit Schülerinnen und Schülern, Leh­rerinnen und Lehrern sowie Eltern das Vertrau­ensverhältnis zwischen diesen Parteien; es werden einzelne Beratungen und themenspe­zifische Veranstaltungen angeboten, wobei die Schülerschaft in der Konfliktlösung geschult wird. Besonders der Kontakt zu den oft schwer erreichbaren Eltern ist ein wichtiger Bestand­teil des Projektes. Es werden Theaterarbeit und Schulalltag verbunden und die Entwicklung der Kinder durch den Einsatz kreativer Metho­den nachhaltig gefördert.

Starke Nachbarschaft

Das Projekt „MüfüMü“ (Mütter für Mütter) schlägt zwischen den bestehenden Bera- tungsangeboten im Quartier und den Migran­tenfamilien eine Brücke. 20 Mütter werden zu Themen wie Gesundheitsförderung, Berliner Bildungssystem, Gewaltprävention, Kommuni­kationsprozesse und Einrichtungen in Moabit fortgebildet. Mit dem erworbenen Wissen besuchen die Frauen ihnen persönlich oder dem Quartiersmanagement Moabit West bereits bekannte Familien, um diese entspre­chend ihrer aktuellen Problemlagen in beste-hende Beratungsangebote zu vermitteln.

Die Lust am Lesen zu fördern war Ziel der

„Langen Nacht des Buches“. An über 40

Orten fanden in ganz Moabit Lesungen

statt. Am Vormittag wurde für die Kinder

in Schulen und Kindergärten gelesen, am

Abend für die Erwachsenen in sozialen

Einrichtungen, Theatern, Cafés und im

Waschsalon. Seit 2009 findet das Projekt

unter dem Namen „Moabit liest“

wöchentlich statt und erfreut sich an ste­

tig zunehmendem Interesse.

Gewerbe stärkt den Kiez

Beim „Moabiter Lichterglanz“ wurde in der Vorweihnachtszeit ein Gestaltungswettbe­werb unter den lokalen Gewerbetreibenden initiiert, um diese Akteursgruppe niedrig­schwellig einzubinden und zu mehr Verant­wortungsübernahme bei der Stadtteilentwick­

lung zu motivieren. Schulen, Kindertagesstät­ten und Freizeitprojekte schmückten die Schaufenster mehrerer Gewerbeeinheiten. Eine Begehung und Prämierung des schönsten Schaufensters fand ebenfalls statt.

.

© QM Moabit West / Beusselstraße

© QM Moabit West / Beusselstraße

© QM Moabit West / Beusselstraße

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MüFüMü / Mütter für Mütter

Blumenfenster Lichterglanz

Wahl Aktionsfondsjury

Bezirk Mitte Gefördert seit 1999

Fläche: 135 ha Einwohner: 19.788 Ausländeranteil: 32,1 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 49,6 %

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© QM Moabit-Ost

Moabit-Ost Das Quartier Perleberger-/Wilsnacker Straße (Moabit-Ost) ist gekennzeichnet durch gründerzeitliche Wohnbebauung mit einigen größe­

ren Gewerbeflächenanteilen. Es wird im Norden durch die Birken-, Perleberger und Quitzowstraße, im Osten von der Heidestraße, im

Süden durch die Turmstraße und im Westen von der Stromstraße begrenzt.

Quartiersmanagement Moabit-Ost Wilsnacker Str. 34 10559 Berlin Tel.: 030-93492225

[email protected] www.moabit-ost.de Träger: UrbanPlan Gesellschaft für Projektsteuerung, Architektur, Städtebau, und Forschung mbH, StadtRand gGmbH

Es zählt zu den Gebieten mit mittlerem Inter­ventionsbedarf: 26 % der ca. 10.500 Bewohne­rinnen und Bewohner bekommen Transferlei­stungen; ca. 12 % der Bewohnerschaft - das entspricht in etwa einer Arbeitslosenquote von rund 24 % - sind arbeitslos; 31 % der Ein­wohnerschaft haben einen ausländischen Pass, wobei der Anteil der Bewohnerinnen und Be­wohner mit Migrationshintergrund wesentlich höher liegt.

Die Flächen des ehemaligen Krankenhauses Moabit sowie das ehemalige Schultheißgelän­de stellen derzeit noch eine starke Trennung zwischen den einzelnen Wohnblöcken des Gebietes dar. Mit der Einbeziehung dieser Gewerbeflächen in den Gebietszuschnitt sol­len durch die geplante Ansiedlung von Unter­nehmen das Arbeitplatzangebot im Gebiet erhöht und weitere Synergieeffekte (starke Partnerschaften) entwickelt werden.

Gleichzeitig ist vorgesehen, dass die dort an­sässige Selbsthilfekontakt- und Beratungsstel­le durch neue Netzwerke und Kooperationen ihre quartiersbezogenen Angebote optimiert und ausbaut.

Die Vernetzung und Öffnung der ört­

lichen Schulen in den Stadtteil hinein

wird als Chance für eine Bildungsoffen­

sive mit Breitenwirkung gesehen.

Auswahl Beteiligungsverfahren

Bürgerbeteiligung in Moabit-Ost

Das Quartiersmanagement hat im Mai 2009 seine Arbeit vor Ort aufgenommen. Eines der wichtigsten Anliegen ist es seitdem, in Kontakt mit der Bewohnerschaft zu kommen und einen gemeinsamen Austausch anzuregen. Das QM Team beteiligte sich deshalb an

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Aktionen im Kiez, wie z.B. Straßenfesten, und war selbst verantwortlich für verschiedene Ver­anstaltungen.

Auftaktveranstaltung

Am 11. September 2009 fand die Auftaktver­anstaltung des Quartiersmanagements Moa­bit-Ost im Jugendfreizeitheim KUBU statt. Mehr als 110 Gäste nahmen teil. Die Begrü­ßungsrede hielt Dr. Christian Hanke, Bezirks-bürgermeister von Berlin-Mitte. Anschließend stellte sich das neue Quartiersteam vor, gab Einblicke in die Quartiersarbeit und zeigte Möglichkeiten für Bewohnerinnen und Bewoh­ner auf, sich im Quartier zu beteiligen. Wäh­rend der Pause konnten die Gäste Kommen­tare und Anregungen zu verschiedenen aktu­ellen Themen im Quartier auf den Tisch bringen. Dabei wurden die Diskussionsfragen der Tischrunden aus den Handlungsfeldern des Quartiers gewählt: Kann ich mir gesund leben leisten? Wo trifft sich Moabit-Ost? Schu­len: Wie kann man sie updaten auf die Anfor­derungen in Moabit-Ost? Ausbildung und Beschäftigung: Wie kommen wir zu neuen Ideen?

Stadtteilkonferenz

In der Stadtteilkonferenz Moabit-Ost am 21. November 2009 wurden die Ergebnisse der aktivierenden Befragung “Aktiv in Moabit-Ost” vorgestellt. Ein vor Ort tätiger Verein, der Moa­biter Ratschlag, wurde mit der Durchführung beauftragt. Die Befragung sollte Grundlagen schaffen, um die Bewohnerinnen und Bewoh­ner dafür zu gewinnen, ihre eigenen Interes­sen und Ideen in den Quartiersentwicklungs­prozess einzubringen. Ein wichtiger strate­gischer Baustein war dabei die Befragungsform: Bewohner befragten Bewoh­ner.

Die Ergebnisse wurden auf einer Stadt­

teilkonferenz im November 2009 zusam­

men mit dem Projekt der Kinder- und

Jungendbeteiligung „Das ist unser Kiez“

(Fotostreifzüge) präsentiert. Die Teil­

nehmenden arbeiteten anschließend

vertiefend in drei Workshops zu den The­

menbereichen öffentlicher Raum und

Gewerbe, Nachbarschaft und interkultu­

relle Begegnung sowie Bildung in Schule

und Freizeit.

Quartiersratwahl

Nach einer breiten Phase der Mobilisierung, z.B. mittels Wahlaufrufen in deutscher und tür­kischer Sprache und Kandidatenprofilen im Internet und auf Plakaten, wurde am 28. November 2009 der Quartiersrat gewählt. Er setzt sich aus neun Bewohnerinnen und Bewohnern und sechs Vertreterinnen und Ver­

treter von Institutionen, Vereinen und Initiati­ven zusammen. Am Wahltag präsentierten sich die zur Wahl stehenden in dem Jugend­freizeitheim KUBU. Hier fand anschließend die Wahl und die öffentliche Auszählung statt. Par-allel wurde auch der fünf- köpfige Vergabebei­rat gewählt. Vor dem Wahltag wurden an zwei wichtigen Standorten im Gebiet, in der Bruno-Lösche-Bibliothek und vor der Kurt-Tucholsky­Grundschule Infostände mit Wahlmöglichkeit aufgebaut. Davon machten insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund und Jüngere regen Gebrauch.

© QM Moabit-Ost

© Jürgen Schwenzel

© QM Moabit-Ost

Auftaktveranstaltung

Auftaktveranstaltung

Quartiersratwahlen

Bezirk Mitte Gefördert seit 2009

Fläche: ca. 66 ha Einwohner: 10.920 Ausländeranteil: 32,13 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 55,1 %

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© QM Reinickendorfer Straße / Pankstraße

Reinickendorfer Straße / Pankstraße Das Quartier Pankstraße / Reinickendorfer Straße erstreckt sich von der Nord-Süd-S-Bahn am Bahnhof Humboldthain über die Panke und

die Ringbahn am Nettelbeckplatz, weiter über die Reinickendorfer Straße bis an den Nauener Platz und mündet in einen Abschnitt nord­

westlich des Nordteils des Leopoldplatzes.

Quartiersmanagement Pankstraße Prinz-Eugen-Str. 1 13347 Berlin Tel.: 030-74746347

[email protected] www.pankstrasse-quartier.de Träger: L.I.S.T. GmbH Lösungen im Stadtteil - Stadtent- wicklungsgesellschaft

Das im Ortsteil Wedding gelegene Quartier ist in seiner Baustruktur sehr heterogen. Es gibt zwar einige Abschnitte kompakter gründer­zeitlicher Bebauung, der Großteil des Gebietes ist aber geprägt durch eine Mischung aus Alt-, Neu-, Wohn- und Gewerbebauten. Das Gebiet ist durch breite Verkehrstrassen, wie die Bun­desstraße 96 und den S-Bahn-Ring zerschnit­ten, so dass sich kein wirkliches Gebietszen­trum definieren lässt.

Eine Vielzahl der Bewohnerschaft hat einen Migrationshintergrund. Die sozialen Einrich­tungen und Schulen stehen somit vor erheb­lichen Integrations-Herausforderungen. Im Quartier existiert eine große Anzahl sozialer Infrastruktureinrichtungen, wie 26 Kitas, vier Grundschulen, drei Oberschulen und eine Sprachheilschule. Schülerläden, Frauenläden, ein Haus der Jugend und eine sich entwickeln­

de kulturwirtschaftliche Szene sind ebenfalls vorhanden.

Neben den gesetzten Handlungsfeldern

Integration und Partizipation hat sich

das Quartiersmanagement zur Aufgabe

gemacht, das Wohnumfeld aufzuwerten

sowie das Image des gesamten Quartiers

zu verbessern.

Ein wichtiger Baustein der kommenden Jahre ist die Intensivierung der Vernetzung der Quar­tiersteile und der Stärkung der Kooperation zwischen den einzelnen sozialen Einrich­tungen. Erstmalig wurden 2009 in einer Ge­bietskonferenz gemeinsame Leitbilder und Szenarien für die Schwerpunktthemen Jugend, Bildung und Kultur entwickelt. Seit 2002 wur­den bis einschließlich 2008 Projektmittel in Höhe von 5.243.200 Euro bewilligt.

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Auswahl realisierter Projekte

Zu den Schlüsselmaßnahmen im Quartier ge­hören:

Jobleitstelle

Hierbei soll den Jugendlichen der Übergang von der Schule in den Beruf durch praktische berufliche Orientierung und individuelle Unterstützung in der Berufswahl und Bewer­bung erleichtert bzw. ermöglicht werden.

HIPPY

Es handelt sich dabei um ein Familienbil­

dungsprogramm mit den Schwerpunk­

ten Sprachförderung und Schulvorberei­

tung und richtet sich an sozial benach­

teiligte Familien mit Migrationshinter­

grund, die Kinder im Alter von 4-5 Jahren

haben.

Sprachstube Deutsch

Mit spielerischen, musikalischen und sport­lichen Aktivitäten lernen Kinder im Vorschulal­ter mit nicht-deutscher Herkunftssprache die deutsche Sprache in häuslicher Umgebung.

Offenes Haus „Max 14“

Die Nachbarschaftsinitiative versucht durch öffentliche Aktionen und offene Gespräche mit allen Beteiligten den Problemen auf der Straße entgegenzutreten und ein aktives Nachbar­schaftsnetzwerk aufzubauen.

Freizeit rund um die Kolberger

Das Projekt gliedert sich in vier Bereiche: Frei­zeitangebote im Jugendladen Wedding, Spiel­platzbetreuung in der Kolberger Straße, außer­schulische Jugendbildung und – als zentraler Baustein – die Schulung von Jugendlichen.

Gemüsetransformator

Das Projekt setzt direkt an dem Problem

der Unterversorgung von Kindern an

und verknüpft dieses gleichzeitig mit

dem pädagogischen Ansatz über gesun­

des Essen aufzuklären.

Frauenfrühstück

Mit dem gemeinsamen Frühstücken lernen sich Frauen aus unterschiedlichen Kulturkrei­sen kennen. Es werden dabei wichtige Infor­mationen, wie z.B. über bestehende Einrich­tungen und Angebote, und verschiedene The­men an die Teilnehmerinnen vermittelt.

Kiezmütter

Im Fokus steht die Förderung und Kultivierung der Familiensprache als Grundlage für eine vielfältige Kompetenzentwicklung von Müt­tern und ihren Kindern.

Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung zweier

Spielplätze im Quartier

Mit dem Ziel, gemeinsam mit unterschied­lichen Nutzergruppen Ideen zur Umgestaltung der Spielplätze zu gewinnen, wurden durch vielseitige und niedrigschwellige Aktionen viele Meinungen und Ideen der Anwohne­rinnen und Anwohner ermittelt und umge­setzt.

© QM Reinickendorfer Straße / Pankstraße

© QM Reinickendorfer Straße / Pankstraße

© QM Reinickendorfer Straße / Pankstraße

Pflanzaktion in der Pank­

straße am Weltspieltag

Kinderbeteiligung bei der

Spielplatzumgestaltung

Umgestaltung des Panke­

grünzugs

Bezirk Mitte Gefördert seit 2002, seit 2005 mit dem Nauener Platz

Fläche: ca. 73 ha Einwohner: 15.259 Ausländeranteil: 40,89 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 64,21 %

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© Zwischennutzungsagentur

Reuterplatz Das Quartiersmanagementgebiet liegt im äußersten Norden Neuköllns. Es wird begrenzt durch den Kottbusser Damm im Westen, das

Maybachufer am Landwehrkanal im Norden, die Weichselstraße im Osten und die Sonnenallee im Süden. Das Gebiet ist überwiegend

geprägt durch gründerzeitliche Bebauung mit dem Reuterplatz als zentraler Grünfläche.

Quartiersbüro Reuterplatz Hobrechtstraße 59 12047 Berlin Tel.: 030-62737952

[email protected] www.reuter-quartier.de Träger: BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesell schaft mbH

Im Gebiet wohnen über 19.000 Menschen, bei einem Ausländeranteil von 30,4 %. Der Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner mit Migra­tionshintergrund liegt bei über 40 %, von denen die Bürgerinnen und Bürger mit tür­kischer Herkunft die größte Gruppe bilden. Das Quartier ist sehr dicht bebaut und verfügt nur über eine einzige öffentliche Grünfläche. Wohnen und Gewerbe liegen im Gebiet dicht nebeneinander: von Läden im Erdgeschoss, Handwerksbetrieben im Hinterhof, Gewerbe­höfen bis hin zum großen Produktionsbetrieb sind alle Betriebsfor-men und Branchen im Gebiet vertreten. In den letzten Jahren wurden zunehmend Existenzen im Bereich der Creative Industries gegründet.

Die Arbeitslosenquote im Reuter-Quartier ist sehr hoch. Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind Migrantinnen und Migranten sowie Jugendliche.

Seit 2003 hat die Bevölkerungszahl kontinuier­lich zugenommen. Dies ist vor allem auf den Zuzug junger Menschen im Alter von 18 bis 35 Jahren zurückzuführen. Dem gegenüber steht der Wegzug von Familien, sobald ihre Kinder schulpflichtig werden. Nach wie vor wird den lokalen Grundschulen nicht zugetraut eine qualitätsvolle Bildung anzubieten, die die eige­nen Kinder nicht benachteiligt.

Der Arbeitsschwerpunkt des Quartiers­

managements liegt dementsprechend

auf dem Thema Bildung. Eng verknüpft

damit sind die beiden weiteren Schwer­

punkte Integration und Bewohnerakti­

vierung.

Von 2003 bis 2008 wurden 2.800.000 Euro in­vestive Mittel und 2.400.000 Euro nicht-inve­stive Mittel zur Verfügung gestellt.

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Auswahl realisierter Projekte

In den Jahren 2002 bis 2005 bildete die Umset­zung investiver Baumaßnahmen mit Bewoh­nerbeteiligung einen Schwerpunkt der Pro­jektumsetzung. Nachdem diese im öffent­lichen Raum sichtbaren Maßnahmen überwie­gend abgeschlossen waren, richtete sich der Fokus der Arbeit und der Förderung zuneh­mend auf sozio-kulturelle Maßnahmen.

Zwischenzeitlich stehen vor allem Projekte im Vordergrund, mit denen auf der Basis der bis­her gewonnenen Erkenntnisse nachhaltig wirksame Strukturen aufgebaut werden. Das Projekt „Interkulturelle Moderation“ war eines der ersten, das schulübergreifend arbeitete, wegen seines großen Erfolges als Modellpro­jekt Berlin-weit anerkannt wurde und inzwi­schen von der Senatsbildungsverwaltung finanziert wird.

Der „Lokale Bildungsverbund Reuterplatz“, in dem alle Bildungsakteure, wie z.B. Kitas, Schu­len, Freizeiteinrichtungen und freie Träger ver­bindlich zusammen arbeiten, bringt u.a. Ver­bundprojekte wie „Schule im Wald“, „Gewalt­prävention“ oder das Kunstausstellungsprojekt „Roter Faden“ auf den Weg, die die gemein­same Verantwortung für Kinder und Jugend­liche dokumentieren.

Die Eltern als Partner für die Bildung

ihrer Kinder zu gewinnen und ihre Erzie­

hungskompetenz zu stärken, hat sich

das Projekt „Aktivierung und Vernet­

zung der Eltern im Reuterquartier“ als

Ziel gesetzt.

Eine weitere wichtige Gruppe für eine positive Gebietsentwicklung stellen die Hauseigentü­merinnen und Hauseigentümern dar. Nach­dem das Projekt der Zwischennutzungsagen­tur mit großem Erfolg abgeschlossen werden konnte, wird jetzt ein „Lokales Kooperations­netz der Immobilieneigentümer“ aufgebaut, die sich in sozialer Verantwortung für das Gebiet engagieren. Der Stand der Bewohner­beteiligung im Reuterquartier und erste Ansät­ze zu ihrer nachhaltigen Sicherung waren der Inhalt einer Studie mit dem Titel „Mehr Demo­kratie: Sicherstellung der bürgerschaftlichen Beteiligung im Wohnquartier“, die von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Ber­lin 2008 erarbeitet wurde. Die Ergebnisse sind auf der oben genannten Internetseite des Quartiers abrufbar.

© QM Reuterplatz

© Andrej Dallmann

© QM Reuterplatz

Quartiersrat

Elternvertreter beim Unter­

zeichnen der Kooperations­

verträge

Aufwertung der Außenan­

lage in der Kita Rütlistraße

Bezirk Neukölln Gefördert seit 2002

Fläche: ca. 70 ha Einwohner: 19.245 Ausländeranteil: 30,45 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 45,88 %

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© QM Richardplatz Süd

Richardplatz Süd Das Quartiersgebiet Richardplatz Süd ist ein Ort, an dem die Spuren der früheren Einwanderung durch Böhmen und der neueren Einwan­

derung durch Arbeitsmigranten, Flüchtlinge und Zugereiste zusammenkommen und sichtbar werden. Das Quartier mit seinen ca. 11.000

Bewohnerinnen und Bewohnern wird im Osten durch die Sonnenallee, im Süden durch die Saalestraße, im Westen durch die Karl-Marx-

Straße und im Norden durch den Richardplatz begrenzt. Es ist überwiegend durch eine dichte Wohnbebauung aus der Gründerzeit

geprägt und mit kleineren Gewerbehöfen durchsetzt.

Quartiersmanagement Richardplatz Süd Böhmische Straße 9 12055 Berlin Tel.: 030-68058585

[email protected] www.richard-quartier.de Träger: BSG Brandenburgische Stadterneuerung mbH

Auffallend ist das geringe Angebot an öffent­lichen Grün- und Freiflächen. Die Bewohner­schaft besteht zu einem großen Anteil aus Familien mit Migrationshintergrund. Häufige Umzüge, vor allem aber der Wegzug von Fami­lien des Mittelstandes sind immer noch ein Hindernis für eine langfristig stabile Gebiets­entwicklung.

Armut, Sprach- und Bildungsdefizite sind sehr ausgeprägt. Mit diesen Defiziten gehen unter anderem auch kulturelle Ausgrenzungen der ethnischen Gruppen einher. Deutlich sichtbar ist der Gewerbeleerstand. Die vielfältigen Pro­bleme im Quartier waren Grund genug, es im Jahr 2005 als Quartiersmanagementgebiet der Kategorie I festzulegen.

Die Handlungsschwerpunkte lagen zu

Beginn der Arbeit des Quartiersmanage­

ments in der Aufwertung des öffent­

lichen Raumes und – auch aktuell - in der

Stärkung der sozialen Infrastrukturein­

richtungen. Höchste Priorität erhält

nach wie vor die präventive Arbeit mit

Kindern und Jugendlichen in den Bil­

dungseinrichtungen und die Einbezie­

hung der Eltern, insbesondere der Eltern

mit Migrationshintergrund.

Die direkte Beteiligung der Bewohnerschaft, die Übernahme von Eigenverantwortung sowie die Stärkung des sozialen Miteinanders spielen, vor allem in den Projekten, eine zen­trale Rolle. Seit der Gebietsfestlegung im Juli 2005 wurden bis 2009 rund 2.200.000 Euro Projektmittel bewilligt (ca. 1.850.000 Euro für soziokulturelle Maßnahmen und ca. 350.000 Euro für investive Maßnahmen). Weitere

00.000 Euro kamen dem Quartier über den uartiersfonds IV zugute.

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Auswahl realisierter Projekte

Um den Kiez für alle Bevölkerungsgruppen lebenswerter zu machen, wurde in den ver­gangenen Jahren eine Vielzahl größerer und kleinerer Projekte gefördert. Dabei lagen die Schwerpunkte in der Stärkung des Sozialgefü­ges, der Verbesserung von Fort- und Weiterbil­dungsmöglichkeiten und der Förderung der Integration.

Da im Quartier insbesondere Angebote für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre fehlten und auf dem offenen Schulhof der Löwen­zahnschule erhebliche Vandalismusschäden beklagt wurden, wurde im Jahr 2006 ein Kin­dertreff aufgebaut sowie im Quartier eine alte Scheune zu einem Jugend- und Gemein­schaftstreff umgestaltet. Die Baumaßnahmen und die seitdem an beiden Orten entwickelten Freizeitangebote wurden und werden u.a. über das Quartiersmanagement gefördert.

Die 4 Schulen des Quartiers werden

durch verschiedene Projekte gestärkt.

Dazu zählen im gewaltpräventiven

Bereich beispielsweise die Ausbildung

von Streitschlichtern und Kursangebote

zur Förderung sozialer Kompetenzen der

Schülerschaft. Um auch die Eltern stär­

ker in den Schulalltag einzubinden, wur­

de an einer Schule ein Eltern-Café einge­

richtet.

Über Kultur vermittelnde Projekte, in denen Migrantinnen und Migranten über ihre unter­schiedliche Kultur informieren, werden Schüle­rinnen und Schüler unterstützt und eine Brü­cke zwischen Eltern und Lehrern gebaut. Die Neuvermietung von leer stehenden Gewerbe­einheiten wird durch ein Projekt gefördert, das die Hauseigentümerschaft und potentielle Nutzerinnen und Nutzer vernetzt. Zur Unter­stützung sowohl der sich neu ansiedelnden als auch der bereits länger im Quartier ansässigen Betriebe wird flankierend eine Unternehmens­beratung angeboten.

Um die Integration Arbeit suchender Migran­tinnen im Stadtteil zu fördern, wurde 2007 ein Nähstudio aufgebaut. In Sprach- und Näh­kursen entwickeln Bewohnerinnen ihre Fähig­keiten und erledigen Auftragsarbeiten für soziale Einrichtungen. Seit 2008 ist eine be­treute Werkstatt für Kiezbew ohner an das Näh­studio angeschlossen. Dort können Werkzeu­ge ausgeliehen und handwerkliche Kurse besucht werden.

Ein Schwerpunkt des Quartiersmanage­

ments liegt in der Verbesserung des

Quartiersimages. In diesem Zusammen­

hang werden u.a. Stadtführungen orga­

nisiert, die einerseits auf eine künstle-

risch-kreative Weise das örtliche Gewer­

be vorstellen.

Andererseits werden durch Frauen und Schü-lerinnen mit türkischem und arabischem Mi-grationshintergrund, die selbst im Quartier aufgewachsen sind, Stadtteilführungen ange-boten, die Gästen ihre ganz persönlichen Orte im Quartier näher bringen.

© QM Richardplatz Süd

© QM Richardplatz Süd

© QM Richardplatz Süd

Gewaltprävention

Sprachförderung

Schmiedekurs

Bezirk Neukölln Gefördert seit 2005

Fläche: 44,7 ha Einwohner: 11.836 Ausländeranteil: 38,33 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 55,13 %

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© QM Rollbergsiedlung

Rollbergsiedlung Das Quartiersmanagementgebiet befindet sich im Norden des Bezirks Neukölln. Die Rollbergsiedlung, geprägt durch Bebauung der

1970er Jahre, ist das Ergebnis einer Flächensanierung. Im Gebiet gibt es einen hohen Anteil an Sozialwohnungen in größeren zusammen­

hängenden Wohnkomplexen.

Quartiersmanagement Rollbergsiedlung Falkstraße 25 12053 Berlin Tel.: 030-68977258

[email protected] www.rollberg-quartier.de Träger: BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesell- schaft mbH

Die gute Infrastruktur und die nahe gelegenen Einkaufsmöglichkeiten machen das Quartier attraktiv. Begrenzt wird es im Norden durch die Rollbergstraße, im Westen durch die Her­mannstraße, im Süden durch den Mittelweg und im Osten durch die Bornsdorfer Straße. Im Quartier leben Menschen aus über 30 Natio­nen, wobei die größten Gruppen die türkische und arabische Bewohnerschaft stellt. Von den rund 5.300 Menschen im Quartier haben mehr als die Hälfte migrantische Wurzeln.

Die Rollbergsiedlung ist ein Gebiet mit einer sehr jungen Bevölkerung. Fast jeder vierte Be­wohner ist unter 18 Jahre alt. Die Entwick­lungsziele im Quartier liegen in der Verbesse­rung der Bildungs- und Integrationschancen. Seit der Gebietsfestlegung 1999 wurden ca. 3.000.000 Euro Fördermittel in Maßnahmen investiert.

Auswahl realisierter Projekte

Schwerpunkte der Arbeit liegen in der Verbes­serung von Bildung und Integration. Projekte zur Aktivierung von Eltern wie die „Schule der Eltern“ an der Regenbogen-Grundschule un­terstützen und beraten Familien unterschied­licher, hier beheimateter Nationalitäten, in ihrem alltäglichen Leben.

Unter aktiver Einbeziehung des Eltern­

fördervereins der Schule soll ein Prozess

angeschoben werden, der die vorhan­

denen Informationslücken auf Seiten der

Lehrer- und Elternschaft schließt und die

Eltern ihrer Erziehungs- und Bildungs­

aufgaben bewusst werden lässt.

Darüber hinaus werden die Schulen im Quar­tier bei der Durchführung von themenspezi­

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fischen Elternabenden unterstützt. Einen wich­tigen Beitrag leisten hier auch die Überset­zungs- und Beratungshilfen.

Das Quartiersbüro arbeitet sehr eng mit den lokalen Kitas, Schulen und Jugendeinrichtun­gen zusammen. Zur Bekämpfung der Proble­me im Bildungsbereich wurden Weiterbil­dungsangebote, Pilotprojekte zur Sprachför­derung und Hausaufgabenbetreuung auf den Weg gebracht.

Der „MaDonna Mädchentreff“ bietet Mädchen und jungen Frauen mit unterschiedlichem kul­turellem Hintergrund zwischen 9 und 21 Jah­ren einen Ort, um ihre Freizeit zu gestalten oder sich bei den Hausaufgaben helfen zu las­sen. Eine weitere Gelegenheit, bei der sich Frauen treffen, informieren und andere Frauen kennenlernen können, ist das wöchentliche Frauenfrühstück, das vom „Türkischen Unter­nehmer und Handwerker e.V.“ getragen wurde und heute ohne Träger weiterhin stattfindet . Hier erhalten die Frauen auch Hilfe bei Proble­men im häuslichen Umfeld, schulischen Pro­blemen der Kinder oder Schuldenberatung.

Ab 2007 wurde ein lokales Familienkompe­tenzzentrum aufgebaut, das Anlaufstelle für alle Ratsuchenden in Bildungs- und Erzie­hungsfragen ist. Als Verbundprojekt unter­schiedlicher Ansätze und Projekte fungiert es auch als Koordinierungsstelle aller bereits vor­handenen Angebote und Träger im Bildungs­bereich. In der Siedlung ist die Kooperation zwischen Polizei und Quartiersmanagement beispielhaft.

Das Sicherheitsempfinden der Bewoh­

nerschaft hat sich in den letzten Jahren

stark verbessert. Ein weiterer starker

Partner im Kiez ist die „STADT UND LAND

Wohnbautengesellschaft.“ Aufgrund

zunehmender Beschwerden über die

Umweltsituation in der Siedlung wurde

hier in Kooperation mit der STADT UND

LAND und dem Mieterbeirat das Projekt

„Sauberer Kiez“ entwickelt, um das

Umweltbewusstsein und die Eigenver­

antwortung der Bewohnerschaft zu

schärfen bzw. zu stärken.

Einem Frühjahrsputz folgten verschiedene Teilprojekte, hier wurden u.a. Unterrichtsein­heiten und Aktionswettbewerbe in Kitas und Schulen zum Thema Umwelt und Müll gestal­tet. Alle Ergebnisse mündeten in einer Wan­derausstellung und fließen in ein neues inte­griertes Müllkonzept der STADT UND LAND ein, welches in Kooperation mit der Berliner Stadtreinigung und der Berlin Recycling ent­wickelt wurde.

© QM Rollbergsiedlung

© QM Rollbergsiedlung

© QM Rollbergsiedlung

MaDonna Mädchentreff

Frühjahrsputz

Familienkompetenzzentrum

Bezirk Neukölln Gefördert seit 1999

Fläche: ca. 29 ha Einwohner: 5.277 Ausländeranteil: 34,09 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 67,39 %

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© QM Schillerpromenade

Schillerpromenade Das Quartiersmanagementgebiet wird begrenzt durch die Flughafenstraße und den Columbiadamm im Norden, die Hermannstraße im

Osten, im Süden durch die S-Bahntrasse und im Westen den Flughafen Tempelhof. Stadtteilprägend ist die gründerzeitliche Wohnanlage

mit einem zentralen Grünzug, der Schillerpromenade. Im südlichen Quartiersbereich befinden sich Friedhöfe sowie das Gebiet um den

Wartheplatz bis an den südlichen S-Bahn-Ring.

Quartiersmanagement Schillerpromenade Schillerpromenade 10 12049 Berlin Tel.: 030-6211602

[email protected] www.schillerpromenade-quartier.de Träger: BSG Brandenburgische Stadterneuerungsgesell- schaft mbH

Das Gebiet weist eine gute ÖPNV-Anbindung auf und hat nach der Schließung des Flugha­fens Tempelhof ein großes Entwicklungspo­tenzial. Dem gegenüber stehen eine hohe bauliche Verdichtung und ein erhebliches Defizit an öffentlich nutzbaren Grünflächen. Der Anteil der migrantischen Bevölkerung liegt im Gebiet bei rund 52 %. Die hohe Arbeitslosenquote und die hohe Fluktuations­rate im Gebiet waren unter anderem Indika­toren dafür, das Gebiet im Jahr 1999 als Quar­tiersmanagementgebiet auszuweisen. Seit Ge-bietsfestlegung wurden rund 8.000.000 Euro Fördermittel bewilligt um den Problemen im Quartier entgegen zu steuern.

Auswahl realisierter Projekte

Die Aufwertung des Wohnumfeldes, vor allem von Freiräumen für Kinder und Jugendliche,

war seit Anbeginn eines der Schwerpunktthe­men der Arbeit des Quartiersmanagements. Heute gibt es eine Vielzahl von qualitativ hoch­wertigen Grünanlagen, Spielplätzen und Frei­zeiteinrichtungen. So wurde in 2006 mit dem Jugendtreff YO!22 ein zentraler Treffpunkt im Quartier geschaffen.

Hier können sich Jugendliche zwischen

14 und 18 Jahren am Nachmittag und

Abend aufhalten und werden von Sozial-

und Jugendarbeiterinnen und -arbeitern

betreut.

Zudem wurde der zentrale Grünstreifen der Schillerpromenade sowie der angrenzende Herrfurthplatz nach Bewohnerwünschen um­gestaltet. Nachdem durch diese ersten Bau­maßnahmen die Ausstattung mit sozialer Infrastruktur in der Schillerpromenade erheb­lich verbessert werden konnte, konzentrierte

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sich die Arbeit des QM ab ca. 2005 vornehm­lich auf die Umsetzung und Förderung sozio­kultureller Projekte.

Diese setzen in Bereichen an, in denen die Defizite am größten sind. In der Schillerpro­menade liegen die Schwächen in erster Linie in den Bereichen Bildung und Integration. Vor allem Bildungsdefizite bei Kindern sind ein drängendes Problem, haben diese doch erheb­lichen Einfluss auf ihre Lebens- und Zukunfts­chancen. Aber auch der mangelnde Kontakt zwischen den unterschiedlichen Bewohner­gruppen wirkt sich negativ auf das Zusam­menleben aus. In diesem Zeitraum entstand das bisher bekannteste und erfolgreichste Pro­jekt aus der Schillerpromenade, die „Stadtteil­mütter“.

Das Projekt ist als „Exportschlager“ mitt­

lerweile im gesamten Norden Neuköllns

mit insgesamt 100 beteiligten Stadteil­

müttern unterwegs. Über den bewusst

niedrigschwelligen aufsuchenden Ansatz

können nun Zielgruppen von einem

Beratungsangebot profitieren und für

Themen der Erziehung sensibilisiert wer­

den, die zuvor schwer bzw. gar nicht

erreicht wurden.

Im Rahmen des Projekts des Interkulturellen Elternzentrums (IEZ) und seinen weitrei­chenden Angeboten konnte für die Eltern im Gebiet eine Anlaufstelle für die Familien im Gebiet geschaffen werden.

Mit der Zeit verlagerte sich der Schwerpunkt der Arbeit mit Familien und Eltern an die Schu­len, da hier die Situation in einem besonderen Maße von Defiziten geprägt ist. So kann die seit 2007 unterstützte Elternarbeit an der Kurt­Löwenstein-Hauptschule mittlerweile auf eine Vielzahl von Maßnahmen im Bereich der El­ternarbeit zurückblicken. Über Projekte der aufsuchenden Elternarbeit konnten viele Eltern langfristig an den Schulalltag ihrer Kin­der angebunden werden. Um die Elternarbeit als zentralen Bestandteil des Schulstandorts Kurt-Löwenstein-Schule nachhaltig einzube­ziehen, wird derzeit eine feste Anlaufstelle für die Eltern in Form eines Elterncafés geschaf­fen.

Da Bildung aus Sicht des Quartiersma­

nagements der Schlüssel einer erfolg­

reichen Integration ist, gilt es so früh wie

möglich anzusetzen. Um den richtigen

Schlüssel anfertigen zu können, bedarf

es bei den Kitas und den Grundschulen

im Gebiet einer ergänzenden Unterstüt­

zung durch Projekte des Quartiersma­

nagements.

Im Jahr 2008 wurden durch das Projekt „Das Interkulturelle Elternzentrum kommt an die Schule“ daher die Angebote des IEZ direkt an die Grundschulen und Kitas im Gebiet ange­siedelt. Ziel ist es, hierdurch mehr Eltern zu erreichen und auch die Kitas und Schulen enger mit den bereits bestehenden Angebo­ten des IEZ zu vernetzen. Das Angebot umfasst unter anderem offene Sprechstunden und Elternwerkstätten, die direkt an den Kitas und Grundschulen angesiedelt sind.

Noch einen Schritt weiter setzt das 2008 gestartete Projekt „Elternschule“ an der Karl­Weise-Grundschule an. Aufgrund der Tatsache, dass die bestehenden Angebote für Eltern und Familien im Kiez davon ausgehen, dass Eltern von sich aus auf die Angebote zurückgreifen, ist Ziel dieses Projekts, auch die bisher nicht erreichten Eltern bei der Beteiligung am Bil­dungsweg ihrer Kinder in die Pflicht zu neh­men – so unterschreiben die in die „Eltern­schule“ aufgenommenen Eltern gleich zu Anfang eine Vereinbarung, in der sie sich zur Kooperation bereiterklären. Durch intensive Betreuung sollen die Eltern ihren Weg an die Schule finden. Umgesetzt wird das Projekt durch ein Team, bestehend aus Sozialarbeite­rinnen und Sozialarbeitern und einer Person der Lehrerschaft, die einen Teil ihrer Arbeits­zeit ausschließlich diesem Projekt widmet. Dies ist beispielhaft für die derzeit vom Quar­tiersmanagement angestrebte Vernetzung der Projekte und Akteure auf institutioneller Ebe­ne.

© QM Schillerpromenade

© QM Schillerpromenade

© QM Schillerpromenade

Stadtteilmütter

Schillerpromenade

Breakdance im YO!22

Bezirk Neukölln Gefördert seit 1999

Fläche: 95 ha Einwohner: 20.853 Ausländeranteil: 36,43 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 52,69 %

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© QM Soldiner Straße / Wollankstraße

Soldiner Straße / Wollankstraße Das Quartier Soldiner Straße / Wollankstraße liegt im nördlichen Teil des Berliner Stadtteils Wedding. Umschlossen wird das Gebiet von

der Osloer, Grüntaler und Drontheimer-/ Provinzstraße sowie im Norden von der S-Bahn-Trasse und einer Kleingartenanlage. Das Quar­

tier, das seit 1999 als Quartiersmanagementgebiet ausgewiesen ist, verfügt mittlerweile über viele aufgewertete Grün- und Spielflächen

und sanierte Altbauten aus der Gründerzeit, die sich vor allem in gestreutem Privatbesitz befinden.

Quartiersmanagement Soldiner Straße Koloniestraße 129 13359 Berlin Tel.: 030-49912541

[email protected] www.deinkiez.de Träger: L.I.S.T. GmbH Lösungen im Stadtteil - Stadtent- wicklungsgesellschaft

Besonders der 2005 fertiggestellte Pankegrün­zug ist ein großer Gewinn für die Bewohner­schaft und mit dem innerstädtischen, unmit­telbaren Zugang zum Wasser eine Attraktion im Soldiner Kiez - auch für Besucherinnen und Besucher. In dem hochverdichteten Altbau­quartier mit eingestreutem sozialen Woh­nungsbau der 1970er und 1980er Jahre leben zur Zeit etwa 15.500 Menschen aus nahezu 70 Ländern.

Insgesamt haben ca. 57 % der Bewohnerschaft einen Migrationshintergrund, die meisten kommen aus der Türkei, aber viele auch aus dem ehemaligen Jugoslawien, aus Polen und arabischen Ländern - 16 % der in den Soldiner Kiez Zugewanderten haben einen deutschen Pass. Das Quartier hat eine sehr junge Bewoh­nerstruktur: 40 % sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren , knapp 83 % haben einen Migrationshintergrund.

Das Engagement der Bewohnerschaft im

Rahmen des Quartiersverfahrens ist

selbstverständlich geworden.

Einige wirken von Anfang an kontinuierlich im 2004 gegründeten Quartiersrat oder im Verga­bebeirat mit. Dazu kommt ein nachbarschaft­lich organisiertes Netzwerk von in mehreren Vereinen organisierten Anwohnerinnen und Anwohnern sowie engagierte Einzelpersonen, die sich zum Teil ebenfalls seit Jahren zumeist ehrenamtlich für die Verbesserung der Lebens­bedingungen im Kiez einsetzen.

Auswahl realisierter Projekte

In den letzten Jahren hat sich der Schwerpunkt der Förderung von Projekten zur Verbesserung des Wohnumfelds hin zu sozio-kulturellen Pro­jekten verlagert. Zentrale Themen im Gebiet

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Soldiner Straße sind Integration durch Bildung, Kultur oder Maßnahmen zur Imageverbesse­rung. So hat sich in den letzten sechs Jahren mit der Kolonie Wedding durch die Umfunktio­nierung von Gewerbeflächen eine attraktive, über den Wedding hinaus bekannte Kunstsze­ne mit rund 30 Projekträumen, die von der kommunalen Wohnungsgesellschaft degewo unterstützt werden, etabliert. Beteiligt ist auch die erste von Jugendlichen selbst geführte Ga­lerie im Bezirk Mitte, die sich unter dem Na­men „Anstalt Wedding“ als Projektraum von und für Jugendliche, die sich kreativ und künstlerisch betätigen möchten, versteht.

Im Themenfeld Bildung beziehen sich viele Angebote auf Sprachförderung für alle Alters­stufen, die vor allem für Kinder und Jugendli­che – unter Einbindung der Eltern – möglichst durchgängig aufeinander aufbauen sollen. Das beginnt schon mit der frühkindlichen Förde­rung durch Hausbesucherinnen im Programm „Opstapje“. Hier wird u.a. dafür geworben, Kin­der möglichst frühzeitig in einer Kita unterzu­bringen.

In den Grundschulen werden regelmäßig

Projekte, wie der zusätzliche Förderun­

terricht SPRINT, der auch als offenes

außerschulisches Angebot im Gebiet

stattfindet, oder die künstlerische Ver­

mittlung der deutschen Sprache durch

das freie Erzählen von Märchen, erfolg­

reich umgesetzt.

Um regelmäßig Sprach- und Integrationskurse für Erwachsene im Gebiet anbieten zu können, arbeitet das QM mit der Volkshochschule Ber­lin Mitte zusammen. Unter dem Motto „Sprich mit mir“ machen Lernbegleiterinnen und Lern­begleiter in der Bibliothek am Luisenbad auf sich aufmerksam. Um alle Interessierten um­fassend über die im Gebiet Soldiner Straße verteilten Angebote informieren zu können, wurde ein „DeutschlernNetz“ mit einer Bera­tungs- und Vermittlungsstelle u.a. in der „Fabrik Osloer Straße“ eingerichtet.

Das Stadtteilzentrum „Fabrik Osloer Straße“ ist ein starker Partner des QM. Seit dem Zusam­menschluss von „Nachbarschaftshaus Prinzen­allee 58 e.V.“ und der „NachbarschaftsEtage“ im Jahr 2008 befinden sich die vielfältigen Kurse, Veranstaltungen und Initiativen zur sozialen Integration unter einen Dach in der Osloer Straße 12.

Für die Bewohnerschaft ist die Pflege des

öffentlichen Raums – auch mit Blick auf

das persönliche Sicherheitsempfinden -

sehr wichtig.

In diesem Bereich werden Beteiligungspro­jekte wie „Tu was für dein Grün im Kiez“, aber auch bauliche Maßnahmen wie die Beleuch­tung der Durchwegung Drontheimer- / Kolo­niestraße in Kooperation mit der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft, die die Betriebs- und Folgekosten trägt, umgesetzt. Um die Stärken des Gebietes noch deutlicher hervorzuheben, wurde eine zweijährige Imagekampagne gefördert.

Alle weiteren Informationen zum QM Soldiner Straße sind unter www.deinkiez.de zu finden – ein zentrales Instrument der Öffentlichkeitsar­beit im Gebiet und darüber hinaus.

© QM Soldiner Straße / Wollankstraße

© QM Soldiner Straße / Wollankstraße

© QM Soldiner Straße / Wollankstraße

Trafohäuschen

Quartiersräte

Quartiersratsitzung

Bezirk Mitte Gefördert seit 1999

Fläche: ca. 71 ha Einwohner: 15.754 Ausländeranteil: 40,31% Bewohner mit Migrationshintergrund: 61,11%

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© S.T.E.R.N.

Spandauer Neustadt Das Quartiersmanagementgebiet Spandauer Neustadt befindet sich nördlich der Altstadt Spandau. Es liegt zwischen der Falkenhagener

Straße und Neuendorfer Straße; im Westen begrenzen die Ackerstraße und im Norden der Gebäudekomplex des Klinikums Spandau zwi­

schen Lynarstraße und Neue Bergstraße das Gebiet, den nordöstlichen Teil begrenzen die Neuendorfer und die Schützenstraße.

Quartiersmanagement Spandauer Neustadt Kurstraße 5 13585 Berlin Tel.: 030-28832228

[email protected] www.qm-spandauer-neustadt.de Träger: S.T.E.R.N. Gesellschaft der behutsamen Stadter-

neuerung mbH

Das Gebiet wird im Wesentlichen durch eine gründerzeitliche Baustruktur mit einer 4- bis 5-geschossigen Blockrandbebauung geprägt. Das Zentrum des Viertels bilden die Schön­walder Straße als Geschäfts- und Einkaufsstra­ße, der Koeltzepark als große Grünanlage mit Spielangeboten sowie die Lutherkirche mit dem Lutherplatz. Dieser innere Bereich zwi­schen Neuendorfer und Schönwalder Straße gehört zu den ältesten Vorstadtbereichen Spandaus. Er wurde als Arbeiterviertel insbe­sondere für die Rüstungsindustrie erbaut. In hoher Bebauungsdichte entstanden viele Klein- und Kleinstwohnungen. Auch heute sind baulicher Zustand und Ausstattungsstan­dards der Wohngebäude eher schlecht.

Bestehende Einrichtungen für Kinder und Ju­gendliche sind teilweise räumlich unzurei­chend; darüber hinaus fehlen Spiel- und Bolz­plätze sowie sonstige Frei- und Bewegungsflä­

chen. Das Gebiet zählt zu den Quartieren mit mittlerem Interventionsbedarf: Es ist durch eine hohe Arbeitslosigkeit (10,3 %), sehr hohe Langzeitarbeitslosigkeit und eine große An­zahl an Empfängerinnen und Empfängern von Transferleistungen (39,7 %) geprägt. Die schwierige soziale Lage vieler in der Neustadt lebenden Menschen manifestiert sich auch an der hohen Anzahl der verschuldeten Haus­halte (Schuldnerquote 28,8 %), einer hohen Kinderarmut (über 50 % sind lernmittelbefreit), geringer Kaufkraft und fehlen-der Perspekti­ven, insbesondere bei Jugendlichen. Es herrscht eine hohe Fluktuation. Viele Besser­verdienende, insbesondere Familien, ziehen weg, der Leerstand von Wohnungen und Gewerberäumen nimmt zu.

Insbesondere an den Schulen kommt die

soziale Problemlage deutlich zum Aus­

druck: Mehr als 40 % der Schülerinnen

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und Schüler haben keinen oder nur einen

Hauptschulabschluss; die Arbeit mit den

Eltern gestaltet sich oft schwierig. Auf­

grund einzelner Bildungsindikatoren ge­

hört das Quartier zu den auffälligen Un­

tersuchungsräumen.

Auswahl realisierter Projekte

Garten für alle Sinne

Die Kinder der Hortbetreuung in der Siedlung der „Berliner Wohnungsbaugenossenschaft von 1892 eG“ eroberten sich im Herbst 2009 ein Stück Freifläche vor ihren Räumen. Unter fachlicher Anleitung aus der Nachbarschaft wurde gemeinsam ein Garten angelegt, des­sen Herzstück ein kleiner Apfelbaum ist. Zusammen überlegten die Kinder, welche Obst- und Gemüsesorten am schmack­haftesten sind, welche Kräuter die kräftigste Würze geben und wie eigentlich Stachelbeer­blüten riechen. Über das Heranwachsen der Pflanzen wird ein Gartenbuch geführt, in dem die Wachstumsschritte notiert werden. Der Garten für alle Sinne wurde am 13. November 2009 offiziell eingeweiht.

Zukunftswochen – Unser Stadtteil

Mit dem Start des Quartiersmanagements hat­te die Stadtteilkonferenz die Idee der Zu­kunftswochen initiiert. Kinder-, Jugend- und Bildungseinrichtungen waren aufgerufen, sich mit den Kindern und Jugendlichen Gedanken über wünschenswerte Veränderungen in ihrem Kiez zu machen. Die Ergebnisse wurden in Bildern und Texten festgehalten und in einer gemeinsamen Ausstellung präsentiert. So wurden z.B. Ideen zum Umbau der Lynar-Grundschule auf Architektenplänen einge­zeichnet oder in Pappschachteln gebastelte Wunschräume vorgestellt.

Kitakinder und Jugendliche zeigten ein­

drucksvoll, wie sie ihren Kiez wahrneh­

men. Auch auf die Verschmutzung der

Straßen, Parks und Vorgärten, die deut­

liches Unbehagen hervorruft, wurde hin­

gewiesen. Am 19. November 2009 wurde

die Ausstellung in der Aula der Lynar-

Grundschule feierlich eröffnet.

Spandauerinnen und Adventszeit

Im Mädchenladen wurde in der Adventszeit mit vielen kleinen und großen Besucherinnen kreativ gestaltet und gebastelt. Mit großer Be­geisterung erkundeten die Mädchen neue Techniken und Materialien, um kunstvolle Lichterketten selbst herzustellen. Die Aussicht, diese selbst kreierten Lichterketten mit nach Hause zu nehmen und stolz zu präsentieren, war für viele Mädchen eine große Motivation,

um durchzuhalten. Anfang Dezember fand ein Adventsbackworkshop als „Lange Backnacht“ mit reger Beteiligung statt. Er stand auch unter dem Aspekt der gesunden Ernährung, wobei der Spaß am Backen und Naschen dabei nicht zu kurz kam.

Sicherer Schulweg durch den Kiez

An der Lynar-Grundschule wurden verschie­dene Aktionen gestartet, um gemeinsam mit der Schülerschaft ihren Weg zur Schule sicherer zu machen. Die Kinder erkundeten ihren Schulweg und zeigten dabei positive und negative Dinge auf.

Mit viel Engagement wurden in den Klas­

sen gemeinsam mit dem Präventions­

team der Polizei Sicherheitstrainings

durchgeführt. Der Siegerentwurf wurde

auf der Abschlussveranstaltung präsen­

tiert.

Auch die umliegenden Einrichtungen und Geschäfte sollen sensibilisiert werden, damit sie Kindern auf ihrem Schulweg Schutz bieten können. Dafür wurde gemeinsam mit der Schülerschaft der Lynarschule ein Aufkleber entwickelt. In einem kleinen Malwettbewerb stellten die Schülerinnen und Schüler kreative Logoentwürfe für ein Banner her, welches auf den Schulweg der Kinder aufmerksam machen wird.

© S.T.E.R.N.

© S.T.E.R.N.

© S.T.E.R.N.

Jugendfreizeitstätte Koeltze­

park

Eröffnung des Quartiersbüros

in der Spandauer Neustadt

Mieterfest der BBWO 1892 eG

Bezirk Spandau Gefördert seit 2009

Fläche: 44,6 ha Einwohner: 8.493 Ausländeranteil: 22,71 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 37,9 %

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© Anne Wispler

Sparrplatz Das Quartiersmanagementgebiet wird begrenzt durch die Luxemburger Straße im Norden, die Müllerstraße im Osten, durch die S-Bahn

im Süden und den Spandauer Schifffahrtskanal im Westen. Zum größten Teil befinden sich dort Altbauten in Form dichter Blockrandbe­

bauung. Vereinzelt existieren Gebäude der 1960er und 1970er Jahre, sowie einige Neubauten der 1990er Jahre.

Quartiersmanagement Sparrplatz Burgsdorfstraße 13a 13353 Berlin Tel.: 030-46606190

[email protected] www.sparrplatz-quartier.de Träger: L.I.S.T. GmbH Lösungen im Stadtteil - Stadtent- wicklungsgesellschaft

Das Gebiet ist durch drei U-Bahnstationen und eine S-Bahnstation sehr gut an das ÖPNV-Netz von Berlin angeschlossen. Der Anteil an leer­stehenden Räumen ist gering. Der Schifffahrts­kanal, die Müllerstraße und die Luxemburger Straße bilden eine Barriere für das Quartier. Aber gerade diese Insellage verleiht dem Ge­biet sein gemütliches Flair. Es bietet ruhige Straßen und Plätze sowie die unmittelbare Nähe zum Wasser. Entlang des Nordufers des Schifffahrtskanals gibt es attraktive Wohnla­gen. Es existiert ein vielfältiges Angebot an Einzelhandelsläden und Dienstleistungen, ins­besondere im gastronomischen Bereich.

Im Quartier macht sich die multiethnische Struktur der Bevölkerung bemerkbar. Trotz der örtlichen Vorzüge ist ein erhöhter Wegzug von deutschen Familien mit geregeltem Einkom­men zu verzeichnen. Dafür ziehen Familien in das Quartier, die sozial schlechter gestellt sind.

Die Bewohnerschaft ist im Durchschnitt

sehr jung und im erhöhten Maß arbeits­

los. Ein weiteres Problem sind die Ver­

schmutzung und der Vandalismus im

öffentlichen Raum.

Bestimmte Räume werden von Teilen der Be­wohnerschaft gemieden und führen schlimm­stenfalls zum Rückzug aus dem öffentlichen Raum und Wegzug aus dem Quartier. Im Jahr 1999 wurde das Gebiet als Quartiersmanage­mentgebiet festgelegt. Seitdem wurden rund 5.400.000 Euro Fördergelder bewilligt.

Auswahl realisierter Projekte

Die Gestaltung des ca. 10 000 m2 großen Sprengelparks war das Ergebnis einer Planungswerkstatt im Frühjahr 2004. Damals hatten die Anwohnerschaft sowie Mitarbeite­

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rinnen und Mitarbeiter der Verwaltung gemeinsam einen Vorentwurf erarbeitet. Die Deutsche Bahn finanzierte die Maßnahme als Ausgleich für die Überbauung des Mettmann­platzes. Der Bezirk Mitte war Bauherr und stell­te das Gelände zwischen Sprengel- und Kiautschoustraße für diese Ausgleichsmaß­nahme zur Verfügung. Es wurden Wege und Plätze, Spielflächen, Ruheflächen, ein Spiel­schiff und eine Flug­zeugintarsie, die an die Geschichte des Ortes erinnert, hergestellt.

Anregungen zur Gestaltung der Spiel- und Sportflächen wurden bei einer Kinder- und Jugendbeteiligung im November 2005 ermit­telt. Mittlerweile sind die Bauarbeiten abge­schlossen und der Sprengelpark wird von sei­ner Anwohnerschaft sehr gut angenommen.

Schwerpunkt des Gemeinwesenzen­

trums „SprengelHaus“ ist die Gesund­

heitsförderung. Diese Aufgabe soll alle

Lebensbereiche umfassen. Die Eigenini­

tiative und partnerschaftliche Zusam­

menarbeit der Bewohnerschaft und der

lokalen Einrichtungen und Gesundheits­

dienstleister stehen hier im Vordergrund.

So sollen gesundheitsfördernde Strukturen aufgebaut und erweitert werden, um das The­ma in all seinen Facetten im Kiez erlebbar zu machen. Koordiniert wurde dies zeitweise über das Projekt „Gesunder Sprengelkiez“.

Einige Angebote in diesem Rahmen sind der „Nachbarschaftsladen“, der eine offene Tür für Beratungen bietet, die „aktive Gesundheitsför­derung“ z.B. über Kurse im Gymnastiksaal, die „Gesundheitstage“, die Bildungs- und Beschäf­tigungsförderung, „Klasse 2000“ und die Multi­plikatorinnenschulung im Bereich gesunde Ernährung. Ziel des Projektes Klasse 2000, das sich an Kinder richtete, war z.B. die Stärkung all jener Faktoren, die eine positive Einstellung zur Gesundheit fördern. Im Einzelnen beinhal­tet dies die Förderung der Körperwahrneh­mung und einer positiven Einstellung zur Ge­sundheit, Stärkung des Selbstwertgefühles und sozialer Kompetenz.

Das Konzept der Kiezpaten unterstützt

junge Menschen nicht nur in ihrer schu­

lischen Entwicklung, sondern begleitet

sie in vielen Bereichen und bietet Bei­

stand an. Derzeit engagieren sich ca. 30

ehrenamtliche Patinnen und Paten, die

ca. 31 Kinder und Jugendliche betreuen.

Die Patenschaft wird professionell auf ihre Tä­tigkeit vorbereitet und bei Bedarf weitergebil­det. So sind sie bestens auf die ein bis zweimal

wöchentlich stattfindenden Treffen vorberei­tet. Hauptsächlich werden bei diesen Gelegen­heiten aktuelle Themen der Jugendlichen bearbeitet, manchmal aber auch gemeinsame Ausflüge unternommen. Die Patinnen und Paten stellen dabei strikt klar, dass sie zwar Unterstützung anbieten und leisten können, es aber in der Verantwortung der Jugend­lichen liegt, ihr Leben zu gestalten. Besonders schön ist es, wenn neben der Hilfe für die Kin­der und Jugendlichen auch Beziehungen zu deren Familien entstehen. Denn Begegnung ermöglichen und Brücken schlagen ist eines der zentralen Anliegen der Patenschaft.

© Tom Hülfert

© Anne Wispler

© Anne Wispler

Infostele im Kiez

Sprengelpark

Podium

Bezirk Mitte Gefördert seit 1999

Fläche: 55 ha Einwohner: 14.833 Ausländeranteil: 39,89 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 56,63 %

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© QM Wassertorplatz

Wassertorplatz Das Quartier Wassertorplatz ist eines von sechs Verfahrensgebieten der „Sozialen Stadt“ im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Im Norden

wird das Quartier durch die Ritterstraße, im Osten durch den Wassertorplatz, im Süden durch den Landwehrkanal und im Westen durch

die Lobeckstraße begrenzt. Im Quartier kam es in den 1970er und 1980er Jahren zu einem flächendeckenden Abriss der Altbausubstanz.

Zwischen den 1960er und 1980er Jahren wurden im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus vielstöckige Wohnhäuser errichtet.

Quartiersmanagement Wassertorplatz Bergfriedstraße 22 10969 Berlin Tel.: 030-61659582

[email protected] www.quartiersmanagement-wassertorplatz.de Träger: ASUM - Angewandte Sozialforschung und urbanes Management GmbH

Das Gebiet ist gut an das öffentliche Verkehrs­netz angeschlossen, Einkaufsmöglichkeiten und Einrichtungen der sozialen Infrastruktur sind zu Fuß zu erreichen. Durch den Böckler­park am Landwehrkanal steht der Bewohner­schaft ein attraktiver Grünraum zur Verfügung. Es gibt viele kleine Bewohnerinitiativen, die zum einen generationsübergreifend wirken und Freizeitangebote schaffen, zum anderen aber auch bei alltäglichen Problemen Hilfestel­lungen leisten. Das Quartier weist eine Vielzahl an unterschiedlichsten Problemen auf.

Laut Sozialstrukturatlas 2008 leben im Gebiet Wassertorplatz 75 % der Kinder in „Hartz-IV“- Haushalten.

Das Zusammenleben von Deutschen

sowie Migrantinnen und Migranten im

Kiez ist problematisch und wird durch

sprachliche und kulturelle Differenzen

erschwert. Einige Migrantinnen und

Migranten ziehen sich in ihre Communi­

ties zurück, in der sie die deutsche Spra­

che kaum benötigen.

Die Spannungen im Zusammenleben machen sich vor allem zwischen den Jugendlichen bemerkbar und münden mitunter auch in Gewalt. Die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien sind erheblich eingeschränkt, die Eltern werden der Erziehungsar­beit oft nicht gerecht und die Kinder weisen häufig sprachliche und motorische Defizite auf. Die genannten Probleme gaben im Jahr 2005 den Anlass das Viertel als Stadtteilma­nagementgebiet auszuweisen. Seit dieser Zeit sind 662.000 Euro für sozialintegrative Projekte zur Verfügung gestellt worden.

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Auswahl realisierter Projekte

Durch das Projekt „MehrGenerationenHaus“ sollen die Freizeitmöglichkeiten erweitert wer-den. Das Haus ist ein Ort der Begegnung und der Miteinanders aller Generationen und Gruppen unterschiedlicher Herkunft und Kul­turen mit dem Ziel, Vorurteile abzubauen und das Leben im Quartier toleranter zu gestalten. Im MehrGenerationenHaus werden vielfältige Aktivitäten angeboten, wie eine Schreibwerk­statt, Sportangebote, Computer- oder Koch­kurse. Seit der Eröffnung ist es gelungen, Ju­gendliche von der Straße zu holen und ihnen durch professionelles Personal sinnvolle Frei­zeitbeschäftigungen anzubieten. Der Garten wurde unter Einbeziehung der Anwohnerwün­sche umgestaltet und aufgewertet. Multifunk­tionale Sitzmöglichkeiten, Spielangebote und ein Wiesenstreifen laden zum Verweilen ein.

In den Nachmittags- und Abendstunden sind zwei Kiezworker im Wassertorkiez unterwegs. Sie tragen T-Shirts mit der Aufschrift „Kiezwor­ker - Sprich mit uns“.

Das Projekt dient der Drogen- und

Gewaltprävention; es soll einerseits das

Sicherheitsempfinden der Bewohner­

schaft steigern und andererseits durch

Förderung des Dialogs und Konfliktver­

ringerung die Integration von Jugend­

lichen stärken.

Die Kiezworker sollen auf die Jugendlichen – die sich insbesondere in den Abendstunden vermehrt im öffentlichen Raum aufhalten – zugehen und die bestehenden Konflikte im Dialog mit ihnen und der Anwohnerschaft entschärfen. Der Arbeitsansatz ist auf niedrig­schwelliger Ebene Kontakt zu den Jugend­lichen herzustellen und gemeinsam mit ihnen Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Die Kiez­worker übernehmen gleichzeitig eine Brü­ckenfunktion und vermitteln die Jugendlichen an bestehende Angebote und Einrichtungen im Kiez.

Viele Kinder haben Schwierigkeiten rückwärts oder seitwärts zu gehen, das Gleichgewicht ist gestört. Nimmt die Bewegungsfähigkeit ab, lässt auch die Sprachfähigkeit nach und damit die Sozialfähigkeit. Zielsetzung des Projekts „Kinder-Lern-Erlebnis-Bewegungsstunden“ ist daher die Verbesserung der F ein- und Grob­motorik, des Wortschatzes, der Sprachkompe­tenz, der Orientierung im Raum und allgemein die Förderung der Gesundheit und des sozi­alen Verhaltens der Kinder durch Bewegung.

Zielgruppe sind Kinder verschiedener

Kindertagesstätten im Gebiet. Geübt

wird die Geschicklichkeit der Hände, der

Wortschatz der Kinder wird bereichert

und die Sprache trainiert. Mengen- und

Zahlenbegriffe werden durch Bewegung

vermittelt und so das Gedächtnis ge­

stärkt.

Neben der Freude an der Bewegung, der Dar-stellung der Umwelt, der Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten schult das Bewe-gungs-Lern-Erlebnis-Programm auch das sozi­ale Verhalten der Kinder.

© QM Wassertorplatz

© QM Wassertorplatz

© QM Wassertorplatz

Die Kiezworker

Übergabe der Leselatte

Musik im MehrGeneratio­

nenHaus

Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Gefördert seit 2005

Fläche: 116 ha Einwohner: 16.575 Ausländeranteil: 13,14 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 37,97 %

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© QM Werner-Düttmann-Siedlung

Werner-Düttmann-Siedlung Das Quartier Werner–Düttmann–Siedlung liegt im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Im Norden wird das Gebiet durch die Urban­

straße, im Osten durch die Jahnstraße, im Süden durch die Hasenheide und im Westen durch die Graefestraße begrenzt. Das Gebiet ist in

sich ein relativ geschlossenes Quartier mit Neubauten des sozialen Wohnungsbaus aus den 1980er Jahren, umgeben von vorwiegender

Gründerzeitbebauung. Hier lebt ein hoher Anteil an Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlingen aus arabischen Regionen, der Türkei

und Ex-Jugoslawien.

Stadtteilmanagement GEKKO Düttmann Werner-Düttmann-Siedlung Urbanstraße 44 10967 Berlin Tel.: 030-92125000

www.duettmann-siedlung.de [email protected] Träger: Nachbarschaftshaus Urbanstraße e.V.

In dem sehr jungen Quartier sind rund 43,6 % der Bewohnerschaft zwischen 18 und 45 Jahre alt. Rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung sind Kinder und Jugendliche. Etwa 80-90 % der Mieterschaft lebt unterhalb der Armutsgrenze und zahlreiche Familien sind ver- bzw. über­schuldet. Den meisten der Bewohnerschaft bleibt der Zugang zum ersten Arbeitsmarkt aufgrund unzureichender Bildung versagt. Dies wirkt sich auch nachteilig auf Kinder und Jugendliche in den Familien aus, die oft unter erschwerten Bedingungen leiden und sich den Anforderungen im Schulalltag kaum gewach­sen sehen. Auch die Gesundheitssituation ist in vielen Familien auffallend negativ.

Die Überbelegung von Wohnungen führt

zu psychischem Stress bei den Familien­

mitgliedern. Bei vielen Kindern kann

man schlechte Ernährung und zum Teil

sogar Mangelernährung feststellen.

Herumliegenden Müll gibt es zwar weniger, doch stellt dieser immer noch ein alarmieren­des Problem für spielende Kinder in der Sied­lung dar. Im Gebiet gibt es nur vereinzelt Ge­werbetreibende. Seit dem Jahr 2005 gibt es in der Werner–Düttmann–Siedlung ein Stadtteil­management. Seit der Gebietsfestlegung wur­den rund 595.000 Euro Projektmittel bewilligt.

Auswahl realisierter Projekte

Projektarbeit - Mitmachen Mitentscheiden

Die Arbeit in der Werner-Düttmann-Siedlung lebt durch Menschen, die mitmachen und mit­entscheiden, durch Kinder, die in den zahl­reichen Projekten viele mutige und stolze Augenblicke erleben, durch Eltern, die sich für ihre Kinder einsetzen, durch Projektpartne­rinnen und Projektpartner, die sich vernetzen.

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Schritte und Ziele sind:

- Aufbau von „Intergenerativen Lernwerkstät- ten“ und „Sozialkulturellen Treffpunkten“

- Verbesserung der Chancengleichheit in der Bildung

- Partizipation am gesellschaftlichen Leben - Stärkung des Gesundheits- und Umwelt-

bewusstseins

- Hilfe zur Selbsthilfe - Die Förderung des Dialoges zwischen Nach­ barschaft, Schule, Eltern und Kindern, Politik und Bürgerschaft - Aufbau von nachhaltigen Strukturen

Die Förderung der Kinder steht im Vorder­grund der Projektarbeit. Während der „Offene Kindertreff am Düttmann-Platz“ für 20 - 30 Grundschulkinder eine tägliche Anlaufstelle ist, um pädagogisch betreut ihre Freizeit zu gestalten, werden sie in den „Intergenerativen Lernwerkstätten“ in der Urbanstraße 44 inter­disziplinär gefördert. Im Projekt „EL HANA“ begleiten 30 Lernpatinnen und Lernpaten aus Schule, Hochschule sowie Seniorinnen und Senioren 40 Grundschulkinder bei ihren Haus­aufgaben und Lernanforderungen, denen sie kaum gewachsen sind. Sie stehen den Eltern beratend zu Seite und unterstützen sie bei dem Kontakt mit der Schule und bei ihrer Interessensvertretung.

Beim Umweltpädagogischen Projekt erfahren und entdecken sie Natur, indem sie Gärten anlegen. Sie säen, pflegen und ernten Gemüse und Obst und erlernen deren Verarbeitung zu leckeren Gerichten, heilenden Salben, Säften, etc. Im Kochclub der „KinderKüche“ lernen Jungen und Mädchen viel über gesunde Ernährung und deren Zubereitung. Nehmen sie regelmäßig an dem Kochkurs teil, erhalten sie ein Kochdiplom.

Flankiert werden die Angebote aus dem Pro­gramm „Soziale Stadt“ durch Alphabetisie­rungs- und Deutschkurse, durch Gesundheits­projekte und Maßnahmen für Frauen, die sich auf den Weg zur Selbstständigkeit machen,

indem sie ein soziales Unternehmen gründen mit einem Cateringservice und einer Nähwerk­statt.

Die „Nachbarschaftslotsen“ organisie­

ren im Nachbarschaftstreff am Dütt­

mann-Platz Treffpunkte für Mütter, Seni­

orinnen und Senioren sowie Nachba­

rinnen und Nachbarn und bieten Hilfe

und Beratung bei Alltagsproblemen an.

Eine Stärke der Projektarbeit in der Düttmann­Siedlung ist die inhaltliche Vernetzung und hohe Kooperationsbereitschaft aller Projekt­partner. Dadurch entsteht ein Netzwerk, in dem sich die Anwohnerschaft orientieren kann.

© QM Werner-Düttmann-Siedlung

© QM Werner-Düttmann-Siedlung

© QM Werner-Düttmann-Siedlung

Die „EL HANA“-Lernpaten

Nachbarschaftslotsen,

Besuch von Sozialsenatorin

Dr. Knake- Werner

Quartiersratwahlen 2008

Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Gefördert seit 2005

Fläche: ca. 8,5 ha Einwohner: 2.775 Ausländeranteil: 47,60 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 79,21 %

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© QM Wrangelkiez

Wrangelkiez Das Quartier Wrangelkiez liegt im Herzen des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, an der Grenze zum Bezirk Treptow-Köpenick.

Eingeschlossen wird das Gebiet durch die Spree im Norden, den Landwehrkanal im Osten, den Görlitzer Park im Süden und die Skalitzer

Straße im Westen. Das Quartier ist ein hochverdichtetes gründerzeitliches Altbaugebiet. Die Bestandsqualität der Wohngebäude ist im

Vergleich zu anderen Quartieren in Berlin infolge umfangreicher Sanierungsmaßnahmen im Rahmen der IBA in den 1980er Jahren relativ

gut.

Quartiersmanagement Wrangelkiez Schlesische Straße 12 10997 Berlin Tel.: 030-69515724

[email protected] www.quartiersmanagement-wrangelkiez.de Träger: ASUM Angewandte Sozialforschung und urbanes Management

Die Skalitzer Straße und die Schlesische Straße erzeugen eine hohe Verkehrsbelastung. Das Angebot an Grün- und Erholungsflächen ist mit dem Spreeufer, dem Görlitzer Park und der Nähe zum Treptower Park gut. Der Wrangel­kiez gehört mit 34 % zu den Quartieren mit dem höchsten Ausländeranteil.

Insgesamt hat ca. die Hälfte der Bewohner­schaft einen Migrationshintergrund. Die größ­te Gruppe stellen türkische Menschen. Bei den Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 18 Jahren sind sogar mehr als zwei Drittel nicht­deutscher Herkunft. Die Grundschule im Quar­tier hat einen Anteil Kinder nicht-deutscher Herkunft von 75 %, der in der Tendenz sinkt, während die Oberschule zu 100 % von Kindern nicht-deutscher Herkunft besucht wird.

Obwohl in den letzten Jahren die Lang­

zeit- und Jugendarbeitslosigkeit stark

gesunken ist, bleibt die Abhängigkeit

von Transfereinkommen weiterhin über­

durchschnittlich hoch.

Der Ladenleerstand im Gebiet konnte deutlich reduziert werden und das Versorgungsange­bot hat sich verbessert. Seit der Gebietsfestle­gung im Jahr 1999 wurden rund 4.800.000 Euro Fördermittel im Gebiet investiert.

Auswahl realisierter Projekte

Der Schwerpunkt der Quartiersmanagement­arbeit im Wrangelkiez liegt im Handlungsfeld Erziehung, Bildung und Partizipation. Das Zu­sammenleben zwischen den Menschen unter­schiedlicher Herkunft und Kultur soll gefördert werden. Um auch die Bewohnerschaft türki­scher Herkunft in das Stadtteilleben einzubin­den, wurde das Beteiligungs- und Aktivie­

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rungsverfahren „Imece“ erfolgreich eingesetzt.

Mit der Schaffung des Bildungsnetzwerkes „Wrangelkiez macht Schule“ wurde ein wich­tiger Weg geebnet. Im Netzwerk koordinieren Schulen, Kitas und andere Bildungspartner Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungs­chancen im Stadtteil. Mit Projekten wie „Griff­bereit“ und „Rucksack“ wird das Ziel der Sprachförderung mit den Eltern gemeinsam umgesetzt. Um nachhaltige Bildungserfolge zu erreichen, werden Eltern an der Fichtelgebir­ge-Grundschule zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet, um ehrenamtlich im Elterncafe tätig zu sein.

Andere Eltern gehen in der „Elternvolksuniver­sität“ nach französischem Vorbild der Frage nach, welche Unterstützung Eltern in der heu­tigen Zeit brauchen, um ihren Erziehungsauf­gaben angemessen nachkommen zu können. Im Rahmen des Zieles der Bildungswegbeglei­tung erleichtert ein Theaterprojekt den Kin­dern den Übergang von der Kita in die Grund­schule.

Wesentliche Verbesserungen wurden in den letzten Jahren auch bei der Aufwertung des öffentlichen Raumes erzielt. Dieser wurde mit Hochbeeten und Baumbepflanzungen ver­schönert, Spielplätze und Bolzplätze ihren Nutzungsansprüchen angepasst und saniert.

Wichtig bei den Baumaßnahmen war die

direkte Einbindung und spezifische Be­

teiligung der Bewohnerschaft an den

Aufwertungsmaßnahmen.

Ein weiteres Thema ist die Gewaltprävention. Für Eltern, die mit ihren jugendlichen Kindern Probleme haben, wird eine Schulung zur Gewaltprävention durchgeführt, in der das Aufwachsen zwischen zwei Kulturen, Drogen­missbrauch und Straffälligkeit thematisiert werden. Mit großem Erfolg läuft freitags von 22 - 1 Uhr ein Nachtsportangebot, bei dem Jugendliche aus dem Kiez ab 16 Jahren „Fut­sal“, eine aus Brasilien stammende Hallenfuß­ballvariante, spielen.

© QM Wrangelkiez

© QM Wrangelkiez

© QM Wrangelkiez

Gemeinsam singen

Schulgarten

Seniorentreff

Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Gefördert seit 1999

Fläche: 46 ha Einwohner: 12.318 Ausländeranteil: 33,71 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 47,31 %

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© QM Zentrum Kreuzberg / Oranienstraße

Zentrum Kreuzberg / Oranienstraße Das Quartiersmanagementgebiet Zentrum Kreuzberg / Oranienstraße befindet sich im Herzen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Es

erstreckt sich von der Kohlfurter Straße im Süden bis zur Naunynstraße im Norden, im Osten vom Görlitzer Bahnhof bis zum Erkelitz­

damm im Westen. Nördlich der belebten U-Bahnstation Kottbusser Tor schließen sich der massive Gebäudekomplex Zentrum Kreuzberg

aus den 1970er Jahren, die Szene- und Gastronomiemeile Oranienstraße sowie die Naunynstraße mit dem Ballhaus und der Jugend- und

Kulturfreizeitstätte Naunynritze an.

Quartiersmanagement Zentrum Kreuzberg/ Oranienstraße Dresdener Straße 12 10999 Berlin Tel.: 030-6123040

[email protected] www.qm-zentrumkreuzberg.de Träger: Verein zur Förderung von demokratischen Entwicklungsprozessen e.V.

Im südlichen Teil befinden sich neben Grün­derzeitbauten auch Gebäude aus den 1970er und 1980er Jahren. Hier liegt auch die einzige Schule im Quartier, die Jens-Nydahl-Grund­schule; 99 % der Schülerschaft haben einen Migrationshintergrund.

Das Gebiet ist geprägt durch eine Konzentrati­on aus sozialem Wohnungsbau und der damit einhergehenden Bevölkerungsstruktur. 72,6 % der Bewohnerschaft haben einen Migrations­hintergrund, fast die Hälfte bezieht Transferlei­stungen. Zentrale, über das Gebiet hinaus be­kannte Anziehungspunkte, sind das Kottbus­ser Tor und die Oranienstraße als Kult-, Touris­mus- und Partymeile mit dem SO 36. Es ist ein beliebter Standort für Gewerbetreibende und kreative Firmen, gleichzeitig aber auch ein zen­traler Kommunikationsort für Drogenabhän­gige, Alkoholiker und Obdachlose. Die ökono­mischen und sozialen Schwächen im Quartier

gaben Anlass dafür, das Gebiet im Jahr 1999 als Quartiersmanagementgebiet festzulegen.

Auswahl realisierter Projekte

Durch gezielte, bedarfsgerechte Förderungen konnte die Schule als Ort der Integration ge­stärkt und wesentliche Unterstützung im Be­reich Bildung geleistet werden. Einer der Schwerpunkte war die Verbesserung der Zu­sammenarbeit mit Eltern, in einem neu einge­richteten Elternraum.

Zur Verbesserung der Bildungschancen

von Kindern mit Migrationshintergrund

wurden Projekte zur Förderung der

Sprach- und Sprechkompetenz bewilligt,

u.a. theaterpädagogische Maßnahmen

und Lern- und Hausaufgabenhilfe in der

Wilhelm-Liebknecht-Bibliothek.

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Eine weitere Priorität lag in der Verbesserung der Freizeitangebote für Kinder und Jugendli­che in den Südblöcken. So wurden adäquate Räume, welche die Wohnungsbaugesellschaft GSW zur Verfügung stellte, ausgestattet. In die­sen finden regelmäßig Angebote zur sinnvol­len Freizeitgestaltung mit sozialpädagogischer Betreuung für Kinder und Jugendliche mit Mi­grationshintergrund statt, darunter ein „Offe­nes Jugendcafé“ für Jugendliche ab 16 Jahren.

Die Förderung von Kunst und Kultur wertete durch gezielte Unterstützung von Aktivitäten und Prozessen das Quartier mit seinen künstle­rischen Potenzialen auf und beeinflusste posi­tiv die Partizipation der Bewohnerschaft und anderen Akteurinnen und Akteuren.

Hervorzuheben sind kulturelle Aktivitäten zur Imageaufwertung des Quartiers, wie regelmä­ßige Autorenlesungen und Kiezfilme.

Das Projekt „Kiezläufer“ hatte das Ziel

der Gewaltprävention, Konfliktvermei­

dung sowie der Regulierung von Kon­

flikten. Die Kiezläufer sind selbst im Kiez

aufgewachsen, kennen die Probleme

und sprechen die Sprache der Jugend­

lichen. Durch die Kontaktaufnahme und

das sich aufbauende Vertrauensverhält­

nis begannen Jugendliche gegenüber

den Kiezworkern über ihre Situation und

Probleme zu sprechen.

Für die Verbesserung der Chancen auf dem Ar­beitsmarkt wird seit 2006 die Ausbildungsbe­treuung im SO 36 gefördert, in dem bis Ende 2009 sieben Auszubildende ihre Ausbildung beendet haben und zurzeit fünf als Veranstal­tungstechniker ausgebildet werden. Durch die gezielte Förderung konnten wesentliche Grundlagen für eine Weiterführung der Ausbil­dung geschaffen werden.

Mittels niedrigschwelliger Maßnahmen mit dem Ziel der Integration werden seit Jahren im Stadtteil Angebote für Menschen aus den ver­schiedenen Kulturkreisen gefördert. So sind die wöchentlichen Treffen der arabischspra­chigen Frauen im Familiengarten mit seinen gezielten integrativen Aktionen und seiner Vernetzung mit anderen Maßnahmen im Quar­tier ein wesentlicher Baustein für die Verbesse­rung des Zusammenlebens der Kulturen.

© QM Zentrum Kreuzberg / Oranienstraße

© QM Zentrum Kreuzberg / Oranienstraße

© QM Zentrum Kreuzberg / Oranienstraße

Vätertreffen am Kotti

Umgestaltung des Pausen­

hofs der Jens-Nydahl-Schule

Sitzgruppen am Kottbuser Tor

Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Gefördert seit 1999

Fläche: 32 ha Einwohner: 8.789 Ausländeranteil: 45,77 % Bewohner mit Migrationshintergrund: 72,61 %

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Impressum

Herausgeber

Senatsverwaltung

für Stadtentwicklung

Kommunikation

Am Köllnischen Park 3

10179 Berlin

Bearbeitung

Abteilung IV

Referat Soziale Stadt

Redaktion

Dagmar Buchholz

Katrin Hermann

Philipp Mühlberg

www.quartiersmanagement-berlin.de

www.stadtentwicklung.berlin.de

Diese Broschüre entstand in hervorragender

Zusammenarbeit mit den Kiezmentoren und

den Quartiersmanagementteams. Danke!

Die Fotos wurden freundlicher Weise von

den Quartiersmanagementteams und

den Projekten zur Verfügung gestellt.

Layout

Katrin Herrmann

Markgrafendamm 34

10245 Berlin

[email protected]

Druck

Ralf Ahrem

Oktoberdruck AG

Rudolfstraße 1-8

10245 Berlin

Berlin, Oktober 2010

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