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Diese Kunst spricht Herz und Gefühl an Kunst im Kapellengang des Uni-Klinikums: »fabel-haft« von Susanne Ahrenkiel – Heute Vernissage Farbenfroh und figurativ, liebevoll fabulie- rend und die Fantasie anregend – so lassen sich die jüngst gehängten Bilder im Kapel- lengang des Universitätsklinikums Gießen beschreiben. Die Kunstbeauftragte Dr. Su- sanne Ließegang hat die dänische Malerin Susanne Ahrenkiel ausgewählt und um Wer- ke für die doch relativ lange Ausstellungs- dauer (bis Dezember) gebeten. Wobei die Re- gion Mittelhessen für die Künstlerin durch- aus bekanntes Terrain ist: Seit Jahren gibt sie Kurse bei der Sommerakademie in Mar- burg. Renate Seeger, langjährige Ausstel- lungspartnerin von Dr. Ließegang, ist eine der treuen Kursteilnehmerinnen und erzählt bei der Pressevorbesichtigung ganz begeis- tert von deren herzlicher Persönlichkeit und Können als Lehrerin. Denn das Unterrichten ist mittlerweile die Hauptbetätigung der 1964 geborenen Künst- lerin. Ahrenkiel habe früh den Wunsch ver- spürt, Malerin zu werden, doch erste Studi- enseminare an der Akademie in Kopenhagen haben sie eher abgeschreckt, weiß Kuratorin Ließegang. DurchVermittlung eines Freundes landete sie in Genf/Schweiz und schloss ihr Studium an der dortigen Kunstakademie ab. 1985/86 folgte noch die Ausbildung an der Kunstschule in Kokkola/Karleby Finnland. Seit 1991 arbeitet sie als freie Malerin und Bildhauerin, übernahm Projekte auch in Bel- gien, Deutschland und Rio de Janeiro/Brasi- lien. Das heißt, sie hat sich auch in unter- schiedlichen Sprachzonen bewegt, hat sich immer auf die Menschen eingelassen und da- bei ihr Hauptthema gefunden: Wie kommu- nizieren Menschen miteinander? Wie viel ver- stehen wir wirklich vom Gegenüber? Und wie viel ist Missverständnis? MenschlichesVerhalten in Fabeln zu erzäh- len, also auf Tiere zu übertragen, das ist eine alte literarische Kunstform, die pädagogisch- moralisierend intendiert ist. »Fabel-haftes« erzählt auch Susanne Ahrenkiel, überall sind Tiere und manchmal auch Kinder zu entde- cken. Die von den Farben suggerierte Fröh- lichkeit hat jedoch ihre Tücken. Wenn die Augen lange genug im Bild umherwandern, entdecken sie dunkle Anteile, die unange- nehme Assoziationen wecken. Etwa das Bild mit dem Teddybär, in dessen Bauch ein Loch klafft, in dem wiederum ein Kleinkind dar- gestellt ist; ohne feste Verankerung unsicher auf Farbformflächen schwebend. Eine Asso- ziation ist das aktuelle Fluchtgeschehen im Mittelmeer, bei dem unzählige Menschen, da- runter auch Kinder, starben. Das Titelbild zeigt den Kopf eines Ziegen- bocks hinter einem grünen Katheder, dessen Ausführungen aufmerksam ein Hase mit Menschenfüßen lauscht. Eine tierköpfige Madonna (oder Caritas) ist von Tierkindern umgeben, vollends in die antike Mythologie taucht sie ein mit ihrem Minotaurus auf Rä- dern. Einfach entzückend ist die Eule, deren spiralförmige Augen ihren Schwindel deut- lich machen. Auch das Känguru-Baby ist be- droht vom schwarzen Wolf, ob die Mutter es schützen kann. Diese Bilder erzählen Ge- schichten und sie regen an, eigene Geschich- ten zu erfinden. Kein Wunder, dass bereits während der Hängung Klinikumsmitarbeiter und -besucher verzückt stehen bleiben und ihre Sympathie ausdrücken. Die Kunst spricht Herz und Gefühl an, in allen Spra- chen. Vernissage ist heute um 19 Uhr.Wie immer bietet Dr. Susanne Ließegang Kunstgesprä- che an: 20. September und 15. November je- weils um 19 Uhr. (dkl/Fotos: dkl) Bei Susanne Ahrenkiel haben Teddys Löcher im Bauch und Kängurus treffen auf denWolf.

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Page 1: Das Besondere im Alltäglichenfreundeskreis-der-kunst-im-uniklinikum-giessen.de/wp-content/upload… · Spandau Ballet. Plaudern und Kla vierspie - len kann Thomas Hromatka, der am

Von Dirk Brand bis Ole Rausch»RPJam Lounge« mit sechs Konzerten im exklusiven Kreis

Gießen (gl). Die RP Jam Musikakademieversteht sich als lebendiger Bestandteil derdeutschen, hessischen und regionalen Musik-landschaft und Verbindungsbogen zwischenKultur und Wirtschaft. Ganz in diesem Sinnesetzen die Geschäftsführer Marion Krämerund Andreas Dieruff im Herbst und Winterwieder die Reihe der »RPJam Lounge« fort.Sechs sehr persönliche Veranstaltungen mitungewöhnlichen Musikern an außergewöhn-lichen Orten erwarten die Besucher. Die Kar-ten sind auf 150 Stück limitiert, um den ex-klusiven Charakter der Konzerte zu gewähr-leisten. Sechs Konzerte gibt es im Paket zujeweils 50 Euro pro Konzert. Die Karten sindauch auf andere übertragbar. Bestellt werdenkönnen sie unter Tel. 0641/13270485 oderper E-Mail an [email protected].

Los geht es am 16. November mit einemreinen Schlagzeugabend mit Dirk Brand beiFootpower. Der weltweit tourende Musikerund Spezialist für akustische und elektrischeDrumsets spielt alles: von Heino über Seal

und Asia bis Wacken. Am 7. Dezember folgtSängerin Nicole den Uijl in der Gaststätteauf dem Schiffenberg. Sie liebt Musicals undwill mit Musik für Gänsehaut und Schweiß-ausbrüche bei ihren Zuhörern sorgen. Per-cussionist Pitti Hecht ist am 25. Januar imVolksbank Forum zu Gast. Er war schonbeim legendären unplugged-Konzert derScorpions in Athen mit dabei und versprichtfür Gießen eine »Performance der Extraklas-se«. Nach einem Überraschungsevent am Va-lentinstag, 14. Februar, im »Heyligenstaedt«folgt am 21. März nächsten Jahres bei Darréein Abend mit Judith Erb und Ole Rausch.Die Sängerin und Komponistin bereicherteschon viele Studioproduktionen, der Pohl-heimer Gitarrist und RPJam-Dozent spielteschon mit Edo Zanki, Guildo Horn oderSpandau Ballet. Plaudern und Klavierspie-len kann Thomas Hromatka, der am 4. Aprilin der BMW Wahl Group auftritt, und diekleine Konzertreihe beschließt. Alle Konzer-te beginnen um 20 Uhr.

Trommler Pitti Hecht ist am 25. Januar imVolksbank Forum dabei. (Foto: pm)

Das Besondere im AlltäglichenBilder von Stefan S. Schmidt im Martinshof zeigen Koffertürme, Packpapierstapel oder Teekessel

Gießen (kdw). »Leib und Seele« heißtauch die aktuelle 37. Ausstellung bei Kunstim Martinshof. Die subtil augenzwinkerndegegenständliche Malerei des MarburgersStefan S. Schmidt ist zugleich von strahlen-der Klarheit und großer Expressivität. AmSonntagvormittag war Eröffnung in den öf-fentlich zugänglichen Praxisräumen im Erd-geschoss .

Schmidt, Jahrgang 1958, stammt aus Mar-burg. Von 1978 bis 1986 studierte er Malereiund Grafik an den Hochschulen Kassel(Prof. Kurt Haug) und Loughborough (Eng-land) sowie Kunstgeschichte und grafischeTechniken an der Universität Marburg. Seit1979 nahm er an Einzel- und Gruppenaus-stellungen im In- und Ausland sowie an ver-schiedenen Kunstmessen teil. Er lebt und ar-beitet in Marburg.

Überragende Lichtqualität

Seine Malerei verblüfft zunächst durch ih-re offensichtliche Konkretheit und die all-täglichen Motive: Teekessel, Koffertürme,Packpapierstapel – was sind das für Motive?Mal abgesehen davon, dass man solche Ob-jekte zwar in der bildenden Kunst selten fin-det, sind sie hier an sich gewissermaßen be-reits absurde Objekte. Doch zunächst fälltdie überragende Lichtqualität auf, in dieSchmidt seine Gegenstände taucht, vielleichtdas einzige ästhetische Zugeständnis, das ermacht. Glasklar liegen die Gegenstände vordem Betrachter, kein Detail wird unterschla-gen oder abstrahiert, alles wirkt aufs Präzi-seste. Dazu gehört eine ebenso minutiöse Ge-staltung der Oberflächen der Objekte. In »25Teekessel« (siehe rechts) etwa sind matte,glänzende und sonstwie strukturierte Ober-flächen bestechend realistisch ausgeführt.Und auf allen spiegelt sich dasselbe, der Ma-ler und seine Staffelei. Aber immer anders,was eben an den Oberflächen liegt. Zudemist das Werk in 25 einzelnen quadratischenFormaten angelegt. Schmidt sagt dazu, sieseien »alle gleich und alle unterschiedlich –wie Menschen«. Und schmunzelt. Ob Teekes-sel vielleicht auch eine Seele haben?

Schmidt jedenfalls vereint in seinen an-

sprechenden Arbeiten das Gegenständlichezwanglos mit dem Absurden, einfach durchAuswahl und Komposition; das ist vielleicht

die größte Attraktion dieser ganz exzellentenAusstellung – zu sehen bis zum 25. Novem-ber bei Kunst im Martinshof.

»25 Teekessel« von Stefan S. Schmidt (Öl auf Leinwand). (Foto: kdw)

Stefan Schenkl liest ausseinem Krimi »Therose«

Gießen (pm). Stefan Schenkl liest amheutigen Dienstag aus seinem Kriminalro-man »Therose« um 18 Uhr im Ristorante IlCilento (Neuen Bäue 23). Der Eintritt zurLesung ist frei. Der außergewöhnliche Kri-minalroman beginnt wie ein gewöhnlichermit einem Mord: Opfer ist eine junge Damenamens Therose, welche der Ich-Erzähler,in dessen Armen sie erschossen wird, so-eben erst kennenlernte. Als er die Polizeirufen will, findet er jedoch in der Telefon-zelle eine Broschüre der kroatischen Tou-rismuszentrale und erkennt, dass er dieLeiche im Wald verscharren und sich ganzalleine auf die Jagd nach Theroses Mörderbegeben muss. So nimmt er den aufregen-den Flug nach Kleinübersee auf sich, wosich die Ereignisse überschlagen ...

Der nach eigenem Bekunden produktivsteSchriftsteller der Welt hat nun schon einezweistellige Zahl an Büchern veröffentlichtund bekam bereits zu vorangegangenen Ro-manen wie »Funkenflug« oder »Boor Hof«Nabokovs Erzählvirtuosität und zu seinemKult-Erzählzyklus »Feldstadt« GogolsWortwitz bescheinigt.

Yello-Gründer Carlos Perónspielt mit Nox Interna

Gießen (pm). Es ist zwar noch eine Weilehin, aber die Nachricht eine kleine Sensati-on: Carlos Perón – Gründer der weltbe-kannten Kultband Yello – gastiert mit derspanisch-deutschen Gothic-Rock-Formati-on Nox Interna im Ulenspiegel. Der Grün-der und bis 1984 Mitglied der internationalbekannten Kultband kommt am 13. Okto-ber mit einem eigens dafür komponiertenSet in die Gießener Musikkneipe – als Sup-port der spanisch-deutschen Gothic-Rock-Band Nox Interna.

Carlos Perón, bekannt als Initiator desweltweit ersten Videoclips »The Evening’sYoung«‹, Komponist der Filmmusik zu »Dieschwarze Spinne« und Titelmusik für Ha-rald Schmidt’s »Schmidteinander«, hat bis-her über 60 Alben produziert und veröf-fentlicht, darunter auch den Platin-Erfolgals Produzent von Wolfsheims »Die Flut«.

Was den Musiker und Produzenten Perónmit der spanisch-deutschen Gothic-Rock-Band verbindet? Perón wird Nox Internaum den spanischen Frontmann Richy Nox,mit ihren drei bisher erschienenen Alben,neu verlegen und neues Material produzie-ren. 2007 von Richy Nox in Madrid gegrün-det, wurden sie schnell als Support aufTourneen durch Spanien und Deutschlandengagiert. Schon ihr zweites Album »TheSeeds of Disdain« wurde in Deutschlandaufgenommen und gemixt. 2011 zog Front-mann Nox nach Berlin, wo er sich die neu-en Musiker der Band zusammensuchte: Pe-ter Geltat, Robert Müller, Tom Krüger undPaul Richter. 2015 erschien ihr drittes undbisher letztes Album »Spiritual Havoc«, dasintrospektivste der Band, welches Classic-Goth-Rock mit Industrial Metal vereint.

Karten ab sofort erhältlich

Nun stehen Nox Interna zusammen mitCarlos Perón am 13. Oktober auf der Ulen-spiegelbühne. Zwei (Musik-)Welten treffenaufeinander und versprechen einen unge-wöhnlichen Abend in fast privater Atmo-sphäre, denn es sind nur knapp 200 Kartenverfügbar. Tickets gibt es ab sofort exklusivim Kleinen Lenz (ehemals Bitchen) und imUlenspiegel für 15 Euro. Für Auswärtigegibt es die Möglichkeit der Ticketreservie-rung per E-Mail an [email protected].

Diese Kunst spricht Herz und Gefühl anKunst im Kapellengang des Uni-Klinikums: »fabel-haft« von Susanne Ahrenkiel – Heute Vernissage

Farbenfroh und figurativ, liebevoll fabulie-rend und die Fantasie anregend – so lassensich die jüngst gehängten Bilder im Kapel-lengang des Universitätsklinikums Gießenbeschreiben. Die Kunstbeauftragte Dr. Su-sanne Ließegang hat die dänische MalerinSusanne Ahrenkiel ausgewählt und um Wer-ke für die doch relativ lange Ausstellungs-dauer (bis Dezember) gebeten. Wobei die Re-gion Mittelhessen für die Künstlerin durch-aus bekanntes Terrain ist: Seit Jahren gibtsie Kurse bei der Sommerakademie in Mar-burg. Renate Seeger, langjährige Ausstel-lungspartnerin von Dr. Ließegang, ist eineder treuen Kursteilnehmerinnen und erzähltbei der Pressevorbesichtigung ganz begeis-tert von deren herzlicher Persönlichkeit undKönnen als Lehrerin.

Denn das Unterrichten ist mittlerweile dieHauptbetätigung der 1964 geborenen Künst-lerin. Ahrenkiel habe früh den Wunsch ver-spürt, Malerin zu werden, doch erste Studi-enseminare an der Akademie in Kopenhagenhaben sie eher abgeschreckt, weiß KuratorinLießegang. DurchVermittlung eines Freundeslandete sie in Genf/Schweiz und schloss ihrStudium an der dortigen Kunstakademie ab.1985/86 folgte noch die Ausbildung an derKunstschule in Kokkola/Karleby Finnland.Seit 1991 arbeitet sie als freie Malerin und

Bildhauerin, übernahm Projekte auch in Bel-gien, Deutschland und Rio de Janeiro/Brasi-lien. Das heißt, sie hat sich auch in unter-schiedlichen Sprachzonen bewegt, hat sichimmer auf die Menschen eingelassen und da-bei ihr Hauptthema gefunden: Wie kommu-nizieren Menschen miteinander? Wie viel ver-stehen wir wirklich vom Gegenüber? Undwie viel ist Missverständnis?

Menschliches Verhalten in Fabeln zu erzäh-

len, also auf Tiere zu übertragen, das ist einealte literarische Kunstform, die pädagogisch-moralisierend intendiert ist. »Fabel-haftes«erzählt auch Susanne Ahrenkiel, überall sindTiere und manchmal auch Kinder zu entde-cken. Die von den Farben suggerierte Fröh-lichkeit hat jedoch ihre Tücken. Wenn dieAugen lange genug im Bild umherwandern,entdecken sie dunkle Anteile, die unange-nehme Assoziationen wecken. Etwa das Bild

mit dem Teddybär, in dessen Bauch ein Lochklafft, in dem wiederum ein Kleinkind dar-gestellt ist; ohne feste Verankerung unsicherauf Farbformflächen schwebend. Eine Asso-ziation ist das aktuelle Fluchtgeschehen imMittelmeer, bei dem unzählige Menschen, da-runter auch Kinder, starben.

Das Titelbild zeigt den Kopf eines Ziegen-bocks hinter einem grünen Katheder, dessenAusführungen aufmerksam ein Hase mitMenschenfüßen lauscht. Eine tierköpfigeMadonna (oder Caritas) ist von Tierkindernumgeben, vollends in die antike Mythologietaucht sie ein mit ihrem Minotaurus auf Rä-dern. Einfach entzückend ist die Eule, derenspiralförmige Augen ihren Schwindel deut-lich machen. Auch das Känguru-Baby ist be-droht vom schwarzen Wolf, ob die Mutter esschützen kann. Diese Bilder erzählen Ge-schichten und sie regen an, eigene Geschich-ten zu erfinden. Kein Wunder, dass bereitswährend der Hängung Klinikumsmitarbeiterund -besucher verzückt stehen bleiben undihre Sympathie ausdrücken. Die Kunstspricht Herz und Gefühl an, in allen Spra-chen.

Vernissage ist heute um 19 Uhr. Wie immerbietet Dr. Susanne Ließegang Kunstgesprä-che an: 20. September und 15. November je-weils um 19 Uhr. (dkl/Fotos: dkl)

Bei Susanne Ahrenkiel haben Teddys Löcher im Bauch und Kängurus treffen auf den Wolf.

Dienstag, 19. Juli 2016 Nummer 166 - Seite 23Kultur aus der Stadt Gießen