dem, der euch etwas böses antut, keinen widerstand, haltet auch … · 2020. 7. 8. · dem volk...

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Montag der 11. Woche im Jahreskreis 15.06. - Gedanken von Pfr. Stephan Löwe Viele unserer Redewendungen und Sprichwörter gehen auf Texte des Alten und des Neuen Testaments zurück, besonders seit der Übersetzungstätigkeit Martin Luthers. Manche lassen sich direkt aus der Bibel ableiten, andere entstanden aus biblischen Bildern. Das heutige Evangelium beinhaltet so ein ganz direktes und sehr berühmtes: Auge für Auge, Zahn um Zahn. Das hat es ganz schön in sich. Wir sollten damit behutsam umzugehen – Schritt für Schritt: Im Alten Testament heißt es "Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat, Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einen Menschen verletzt hat, so soll man ihm wieder tun" (vgl Lev. 24,19-20). Auch wenn das in unseren Ohren und mit unserem heutigen Rechtsverständnis grausam klingt, so gibt Mose dem Volk Israel mit diesem Gebot eine Art „Handreichung zur Schadensregulierung“, sollte zwischen zwei Menschen etwas Schlimmes und Gravierendes geschehen sein. Dieses Gesetz begrenzt Rache und Vergeltung: Wenn jemand anderen einen Schaden zufügt, ist der Geschädigte berechtigt, Rache zu nehmen. Man darf auf einen erlittenen Schaden mit der derselben Härte reagieren. Das klingt zwar immer noch grausam, war aber zur damaliger Zeit tatsächlich ein Fortschritt: Gleiches darf nur mit Gleichem vergolten werden. Einen Schaden zufügen, der größer ist als das erlittene Unrecht, ist nicht zulässig. Auch Rache und Vergeltung müssen ihre Grenzen haben… Und nun beginnt die Größe und Menschenfreundlichkeit des Neuen Testaments: So kennt ihr es von früher, sagt Jesus zu seinen Jüngern. Und fügt dann gleich hinzu: Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, haltet auch die linke Wange hin, wenn euch bereits auf die rechte geschlagen wurde. Wir sollen segnend und schweigend den Teufelskreislauf des Bösen und der Rache beenden. Jemand muss damit beginnen. Ojo por ojo y el mundo acabará ciego las ich einmal in Bogotá an einer Mauer geschmiert: Auge für Auge und die Welt endet blind Pfarrbriefservice

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Page 1: dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, haltet auch … · 2020. 7. 8. · Dem Volk wird versprochen, dass Gott treu ist. Und das Volk soll den Bund und die Gebote halten

Montag der 11. Woche im Jahreskreis 15.06. - Gedanken von Pfr. Stephan Löwe

Viele unserer Redewendungen und Sprichwörter gehen auf Texte des Alten und des Neuen Testaments zurück, besonders seit der Übersetzungstätigkeit Martin Luthers. Manche lassen sich direkt aus der Bibel ableiten, andere entstanden aus biblischen Bildern.

Das heutige Evangelium beinhaltet so ein ganz direktes und sehr berühmtes: Auge für Auge, Zahn um Zahn.

Das hat es ganz schön in sich. Wir sollten damit behutsam umzugehen – Schritt für Schritt:

Im Alten Testament heißt es "Und wer seinen Nächsten verletzt, dem soll man tun, wie er getan hat, Schade um Schade, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einen Menschen verletzt hat, so soll man ihm wieder tun" (vgl Lev. 24,19-20). Auch wenn das in unseren Ohren und mit unserem heutigen Rechtsverständnis grausam klingt, so gibt Mose dem Volk Israel mit diesem Gebot eine Art „Handreichung zur Schadensregulierung“, sollte zwischen zwei Menschen etwas Schlimmes und Gravierendes geschehen sein.

Dieses Gesetz begrenzt Rache und Vergeltung:

Wenn jemand anderen einen Schaden zufügt, ist der Geschädigte berechtigt, Rache zu nehmen. Man darf auf einen erlittenen Schaden mit der derselben Härte reagieren. Das klingt zwar immer noch grausam, war aber zur damaliger Zeit tatsächlich ein Fortschritt: Gleiches darf nur mit Gleichem vergolten werden. Einen Schaden zufügen, der größer ist als das erlittene Unrecht, ist nicht zulässig. Auch Rache und Vergeltung müssen ihre Grenzen haben…

Und nun beginnt die Größe und Menschenfreundlichkeit des Neuen Testaments:

So kennt ihr es von früher, sagt Jesus zu seinen Jüngern. Und fügt dann gleich hinzu: Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, haltet auch die linke Wange hin, wenn euch bereits auf die rechte geschlagen wurde.

Wir sollen segnend und schweigend den Teufelskreislauf des Bösen und der Rache beenden. Jemand muss damit beginnen.

Ojo por ojo y el mundo acabará ciego las ich einmal in Bogotá an einer Mauer geschmiert:

Auge für Auge und die Welt endet blind

Pfarrbriefservice

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St. Benno von Meißen - „unser“ Pfarr- und Bistumspatron

Gedanken von Christine George

Vieles haben Sie bestimmt schon über den Hl. Benno gehört oder gelesen. Auf

unserer Homepage steht auch eine ausdrucksstarke Kurzbiografie. Bitte lesen Sie

diese aufmerksam an diesem Tag – dem Fest des Hl. Benno.

https://sanktbenno.de/der-heilige-benno/

Was hat uns der große Heilige zu sagen?

Worin kann er uns heute Vorbild sein?

Er der Friedensstifter, der Konflikte aushielt, selber nie zum Schwert griff – in dieser

kriegerischen Zeit...

Er, der Vertreibung erlebte und einen Neuanfang wagte...

Er, der selber ärmlich lebte und sein ganzes elterliches Erbe der Kirche schenkte...

Er, der die Liturgie in Ihrer Schönheit und Pracht liebte, aber auch erneuerte...

Er, der im Anblick „seines“ zerstörten Doms

bei der Rückkehr nach Meißen den

wehklagenden Geistlichen zurief: „Der Herr hat´s gegeben, der Herr hat´s

genommen, der Herr kann es wieder geben mit noch reichlicherem Zins“ (Bennos

Worte nach Hiob 1, 21).

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Gedanken zum 17.06. von Pater Johannes Jeran SJ

Rabeneltern?

Mit einer Gruppe von Studenten stand ich vor Jahren vor

dem Dom von Autun, einer Stadt in Burgund.

Einer von uns bemerkt nicht weit vom Nordportal zwei

junge Dohlen dicht an der Mauer unter einem hervor-

springenden Stein. Sie piepsen kläglich. Sie waren wohl

herunter geflattert, hatten aber nicht die Kraft wieder

aufzufliegen.

Die alten Dohlen flogen gekonnt über das Kirchendach und um den Turm, ohne sich um die

Jungvögel zu kümmern. Einer von uns sagte:

„Solche Rabeneltern, keiner kümmert sich um die Jungen.“

Wir waren uns einig, dass wir ein lebendiges Beispiel für das

Wort „Rabeneltern“ vor uns hatten.

Da kommt ein Kater um die Kirchturmecke herum. Er schaut,

sieht die jungen Dohlen. Ein kurzes Zögern. Jetzt schlägt er

die Richtung ein. Ehe wir uns einig sind, ob wir rettend ein-

greifen sollen oder nicht, steht der Kater in Pranken-Nähe Aug

in Aug den jungen Dohlen gegenüber. Jetzt mussten gleich die

Federn fliegen.

Doch in nicht erwarteter Schnelligkeit kamen die alten Dohlen

im Sturzflug vom Kirchendach herunter. Sie sausten dicht über den Kater hinweg und neben ihm

vorbei, ein ganzes Geschwader. D e r duckte sich erschreckt und lief weg. W i r standen nun da

mit unserem voreiligen Urteil. Die erwachsenen Dohlen hatten von fern ihre Jungen im Blick.

Und zur rechten und nötigen Zeit waren sie da.

Wäre das doch unter uns Menschen auch immer so:

Die Jungen gelegentlich nötigen, zu eigenen Kräften zu kommen, aber ohne sie aus dem Auge zu

verlieren; nicht jedem Fehlversuch der Selbstständigkeit mit Moral oder neuer Bemutterung zu

begegnen; aber ohne Zögern zur Stelle zu sein, wo mehr oder weniger Gefahr droht.

So wie Jesus etwa auf dem See Genezareth für Petrus die Hand ausstreckte, als der Angst hatte

unterzugehen. Er streckte die Hand nicht aus, weil er nass wurde, sondern als er unterzugehen

drohte. Das kann man im 14. Kapitel des Matthäus-Evangeliums nachlesen.

P. Johannes Jeran SJ, Dresden - Hoheneichen.

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Gedanken zum Tagesevangelium – 18.06. von Marko Exner

Gibt es etwas, das über das Vaterunser in zweitausend Jahren Theologie noch nicht gesagt wurde?

Kaum vorstellbar. Doch vielleicht ist das gar nicht der Punkt. Vielleicht müssen wir nicht nach dem

noch nie Gesagten oder Gedachten Ausschau halten, und es genügt, den Punkt zu finden, der für uns

bedeutsam sein kann.

Was also lässt sich sagen, oder anders: was spricht mich an, was spricht zu mir, heute, nicht

irgendwann einmal?

Dabei kreisen meine Gedanken um zwei der Bitten: dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im

Himmel, so auf der Erde.

Im Einleitungstext zum heutigen Evangelium heißt es, das Vaterunser sage „alles über Gott und die

Welt“ aus. Wenn das so ist, können diese beiden Bitten dann wiederum als eine Zusammenfassung

des Vaterunser gelesen werden?

Vielleicht lautet die entscheidende Frage, was „Reich Gottes“ bedeutet, um dessen Erscheinen wir

bitten. Ist das die sprichwörtliche Wolke 7, auf der wir einmal sitzen werden? Ist Reich Gottes also

etwas, das definitiv erst nach unserem Tod eintritt?

Und wenn es das nicht ist, wenn es eine Wirklichkeit andeutet, die schon immer existiert (das Reich

Gottes ist mitten unter euch), und die wir „nur“ erkennen müssen – schließt das Sprechen davon

dann nicht alle Lebensbereiche mit ein, und die Bitte „dein Wille geschehe“ verstärkt dies

gewissermaßen nur?

Übrigens: wen bitten wir eigentlich, wenn wir sagen, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf

der Erde? Gott?

Kann denn Gottes Wille nicht eintreten? Glauben wir denn, Gott könne etwas wollen und am Ende

geschieht nichts oder anderes, als von ihm gedacht?

Ist dieses „wie im Himmel, so auf der Erde“ womöglich eine Aufforderung an uns selbst? Eine

Aufforderung, Gottes Willen zu tun? Doch was ist Gottes Wille?...

Worum also bitten wir? Darum, dass Gott etwas tut oder wir? Soll er sein Reich erscheinen lassen,

oder liegt es an uns, sein Vorhandensein zu realisieren?

Wie lesen wir, wie beten wir das Vaterunser? Ist es möglich, dass wir uns mit unserer Sichtweise auf

dieses Gebet manchmal aus der Verantwortung stehlen? Dass wir meinen, Gott müsse etwas tun,

damit es uns gutgeht? Dass es genügt, den Blick nur fromm genug gen Himmel zu richten und die

Hände gefaltet, aber untätig in den Schoß zu legen?

Vielleicht gelingt es uns hin und wieder ein Perspektivwechsel. Geben wir diesem so vertrauten

Gebet den inneren Raum zur Entfaltung und spüren wir den Bildern und Gedanken nach, wenn wir

beten: dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde.

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Gott ist Liebe - Herz Jesu Fest - Gedanken von Regina Schulze - Gemeindereferentin

Heute können wir drei ganz starke Texte des Tages lesen.

Im Buch Deuteronomium wird dem Volk zugesagt: Du bist auserwählt und geliebt. Dem Volk wird

versprochen, dass Gott treu ist. Und das Volk soll den Bund und die Gebote halten. Gottes Liebe

steht zuerst. Nicht, weil das Volk heilig ist, liebt Gott es, sondern weil er liebt, sind sie alle sein

heiliges Volk.

Ohne Vorbedingungen, ohne Leistungen – Gottes Liebe und Treue steht an erster Stelle.

Diese Zusage gilt jedem: Sich von Gott geliebt wissen, trägt über Hindernisse und richtet in

Niederlagen auf. Gott hat ein Herz für jeden Menschen.

Im Johannesbrief heißt es dann weiterführend: „Geliebte, wenn uns Gott so geliebt hat, müssen

auch wir einander lieben.“ Nach Gottes Vorbild heißt das, auch dem anderen ohne Bedingungen,

Leistungen und Maßstäbe in liebevoller Haltung zugeneigt sein. Was für eine große (tägliche)

Aufgabe, den anderen groß zu denken!

Im Matthäusevangelium lädt Jesus ein zu ihm zu kommen: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und

beladen seid!“ Er kennt die Menschen und wie sie miteinander umgehen, die entweder den anderen

nicht gut genug sind oder sich selbst nicht als liebenswert sehen. Das ist eine Last, die schwer zu

(er)tragen ist.

So werden wir heute dreimal erinnert, dass Gott in Liebe zu uns steht.

Ich mag das Taizelied:

„Gott ist nur Liebe. Wagt, für die Liebe alles zu geben. Gott ist nur Liebe – Gebt euch ohne Furcht!“

– summen Sie es doch heute einfach einmal.

Ihre Gemeindereferentin Regina Schulze

Zum Anhören https://youtu.be/TE5WpHokIOo

Bild: Peter Weidemann

In: Pfarrbriefservice.de

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Tagesimpuls

Bild: Angelika Haite In: Pfarrbriefservice.de

Es ist Sommer, die Sonne scheint und der Boden flimmert vor Hitze. Und dann kommen plötzlich dunkle Wolken. Es kommt Wind und mit einem Mal regnet oder gewittert es. Und dann? Dann kommt die Sonne wieder heraus und ein wunderbarer Regenbogen entsteht. An was denken Sie, wenn Sie einen Regenbogen sehen? In Gen 9, 16 steht: „Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde.“ Die Kinder, welche dieses Jahr zum ersten Mal zur Kommunion gehen dürfen, haben sich den Regenbogen als Thema gewählt. Gerade in der Zeit mit Abständen und Einschränkungen warten wir auf den Regenbogen. Beten wir für alle Erstkommunionkinder, die nicht in gewohnter Weise gemeinsam feiern können. Für mich ist der Regenbogen immer ein Zeichen Gottes für uns Menschen. Nehmen wir ihn wieder einmal bewusst wahr. Denn nach dunklen Zeiten kommt die Sonne auch immer wieder heraus und Gott ist mit uns. Patrick Spiegel

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Gedanken zum 12. Sonntag 2020 von Pfr. H. Bohaboj

Fürchtet euch nicht – gleich mehrmals spricht Jesus seinen Zuhörern damals & uns heute Mut zu. Und das ist zu allen Zeiten notwendig. Denn es gibt so vieles, was uns Furcht einflößt. Wir fürchten uns vor dem, was uns bedroht: vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, vor der Begegnung mit dem Unbekannten – ob Viren, Menschen oder Situationen; vor Wegen im Dunklen, vor schweren Krankheiten, vor dem Sterben. Konkret sagt Jesus der Gemeinde damals & heute auch: Fürchtet euch nicht vor den Menschen. Sie werden euch verfolgen, euch Schwierigkeiten bereiten, aber letzten Endes können sie euch nichts anhaben. Gott weiß um euch, um eure Ängste, Sorgen & Probleme. Auf ihn dürft ihr vertrauen. Wirklich zu fürchten sind aber jene, die Leib & Seele ins Verderben stürzen können! Jesus nennt – um uns Mut zu machen – als Beispiel ein Tier, das jeder kennt: Den Sperling, den Spatzen. Ein kleiner, unscheinbarer Vogel, der überall zu Hause ist, weder schön bunt noch ein großer Sänger. Spatzen treten manchmal wie eine Landplage auf, fliegen in großen Schwärmen. Sie können zwar nicht singen, machen aber viel Lärm. Jesus nennt den Vergleich: Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennige? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen des Vaters im Himmel. Überlegt daher: Selbst so ein kleines, unscheinbares Geschöpf wie der Sperling ist vor Gott wichtig & kostbar. Fürchtet euch nicht! Ihr sind viel mehr wert als alle Spatzen. Noch deutlicher wird Jesus beim zweiten Bild: Bei euch sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Ihr seid wertvoll vor Gott! Er kennt jeden von uns ganz genau. Dabei weiß ich aus Erfahrung: Genau kenne ich eigentlich nur die Menschen, für die ich mich interessiere, die mir nahestehen, die ich gernhabe. Von meiner Familie, meinen Geschwistern weiß ich sehr viel, kenne ihre guten & schwierigen Seiten. Und Eltern wissen von ihren Kindern noch viel mehr: Worüber sie sich freuen, was ihnen Angst macht, ob sie eine schwere Krankheit hatten, wovor man sie schützen muss... Weil wir nur in Vergleichen, in Bildern von Gott sprechen können, dürfen wir sagen: So wie ein Vater oder eine Mutter ihre Kinder kennen und gern haben, so kennt G einen jeden, eine jede von uns – ja, noch viel besser, viel genauer. Weil Gott uns gern hat, weiß Er um alles, was wir fühlen, um unsere Ängste und unsere Freuden, Er weiß um alles, was mit uns geschieht. Trotzdem bleiben eine Menge Angst & Furcht unter uns und in unserer Welt. Denn wir wissen, dass es schlimme Unfälle geben kann, bei denen Unschuldige schwer verletzt werden. Dann hören wir von dem Leid, das durch Krieg & Vertreibungen zugefügt wird, wir hören von Vertrauensbruch oder Missbrauch. Da kommt immer wieder die Frage: Wenn G alles weiß, warum verhindert er dann nicht die schlimmen Dinge? Diese Frage spricht einen Punkt an, der im Dunkel bleibt, zum Geheimnis Gottes gehört. Zu diesem Geheimnis gehört auch: dass Gott uns Menschen die Freiheit geschenkt hat. Denn wir Menschen sind keine Marionetten, die Gott an langen Fäden mal in diese Richtung und mal in jene führt. Im Marionetten-Theater werden die Figuren so hin & her bewegt. Sie müssen das tun, was der Spieler will. Wir aber dürfen frei über unser Leben entscheiden, dürfen das tun, was wir wollen. Wir sind frei, uns für das Gute oder für das Böse zu entscheiden. Oder wir schieben eine Entscheidung so lange hinaus, bis es zu spät ist. So kommt es, dass wir Menschen auch Leid und Schmerz erfahren müssen. Gott verhindert es nicht. Aber viel wichtiger: Er lässt uns damit nicht allein, Er ist bei uns, gerade auch dann, wenn es einmal schwer wird in unserem Leben. Bekannt ist der Text: „Spuren im Sand“ – dort wo du nur eine Spur siehst, dort habe ich dich getragen! Wer schon einmal einen Vogel geholfen & ihn in seiner Hand gehalten hat, der hat gespürt:

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Dieser kleine Vogel zittert vor Angst, sein Herz klopft ganz schnell, denn diese Situation ist für ihn ganz ungewohnt. Er weiß nicht, was mit ihm geschieht. Und dabei habe ich ihn ganz behutsam in der einen Hand & halte die andere Hand schützend über ihn. Bilder der Hl Schrift: Ich bin in Gottes Hand. Er hat mich in seine Hand geschrieben (Jes 49) Ich bin geborgen bei Ihm. Seine Hand schütz & trägt mich (Nr. 423,2). Selbst dann, wenn ich das Gefühl habe, ich kann nicht weiter, ich bin ganz tief in das Dunkel gefallen, selbst dann darf ich darauf vertrauen, dass Gottes Hand mich hält. Jesus, wusste sich immer in der Hand des Vaters geborgen. Das hat Ihm Kraft gegeben, allen Anfechtungen des Bösen zu widerstehen. Er macht uns Mut: Fürchtet euch nicht! Vertraut darauf, dass der Vater euer Glück und euer Heil will – und zwar für immer!

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Wort zum Tag 22.6.20 von Chr. George – Gemeindereferentin

Die Kirche erinnert heute an zwei Heilige

in einem tragischen Kapitel der

Kirchengeschichte:

John Fischer, Professor der Theologie und

Bischof und Thomas Morus, Philosoph

und Humanist. Obwohl Heinrich der VIII ,

sie beide anfangs in seinen Dienst stellte,

wurden sie im Tower eingesperrt und im Abstand von 14 Tagen im Jahr 1535 enthauptet.

Der König machte Thomas Morus 1529 erst zum Lordkanzler. Als er dann aber nach der verweigerten

Annullierung seiner Ehe mit Katharina von Aragon sich von Rom lossagte, fiel auch Thomas Morus in

Ungnade. Denn auch wie John Fischer, war Thomas Morus nicht bereit den Treueeid auf das Gesetz (

Suprematsakte) zu leisten.

Er war ein großer Advokat und ein berühmter Denker, besonders durch das Buch „Utopia“ wurde er in

ganz Europa berühmt. Er war ein auch liebevoller Ehemann und Vater.

Seine erste Frau, Joan Colt, schenkte ihm vier Kinder: Drei

Töchter und einen Sohn. Die erste Frau starb nach sechs Jahren

Ehe.

Seine zweite Frau Alice Middlton konnte sich mit dem Weg

ihres Mannes nicht einverstanden erklären.

Sie schreibt an ihren inhaftierten Mann: „Ich wundere mich, dass du, der du bisher stets für so einen

weisen Mann gegolten, jetzt närrisch genug bist, hier in diesen

schmutzigen Gefängnis herumzuliegen…

wenn du nur wolltest was alle Männer des Reiches getan haben…“

Bestimmt war es auch für ihn nicht leicht, den anderen Weg, den Weg

des Gewissens zu gehen…

Beten wir für einander, dass wir die Kraft finden, auch heute gegen den Strom zu schwimmen

und „den Glauben, den wir mit Worten bekennen, in den Prüfungen des Lebens bezeugen“ (Zitat aus

dem heutigen Tagegebet).

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Dienstag 23.06. - der 12. Woche im Jahreskreis. Gedanken von Pfr. Stephan Löwe Vielleicht nehmen Sie sich heute im Laufe des Tages einfach ein paar Minuten, um die Tageslesung aus dem 2. Buch der Könige zu betrachten. Ich würde Ihnen folgendes vorschlagen: Sie lesen sich den Text einmal durch, schließen dann die Bibel (oder die Internetseite) und versuchen, diesen mit eigenen Worten wiederzugeben… Gar nicht so einfach. Wie sollten wir uns auch auskennen im 8. Jahrhundert vor Christus und Bescheid wissen über die damaligen politischen Verhältnisse in Israel? Ganz abgesehen von den vielen Zungenbrechern – gefürchtet bis heute bei allen, welche sie in unseren Gottesdiensten vortragen müssen… Und trotzdem: Auch wenn wir mit solchen Texten aus dem Alten Testament zunächst überfordert sind: in den Ohren der Zeitgenossen klangen sie hoffnungsvoll und zuversichtlich. Dass an allen Ereignissen (selbst an politischen) Gott selber leitend und gestaltend mitwirkt und diese sogar initiiert. Heute äußerst umstritten. Ich möchte diese Erfahrungen Israels nicht in unsere politische oder gesellschaftliche Ebne heben, sondern den Blick auf unser persönliches und gemeinschaftliches Lebens lenken: Hatten Sie nicht auch schon den Eindruck oder sogar die Erfahrung, dass wir – manchmal auch auf unerklärliche Weise – getragen wurden durch Gottes gute Hände? Dass uns manche Ereignisse als absolute Katastrophe buchstäblich am Boden zerstörten und sich im Nachhinein als großer Neubeginn erwiesen? Haben Sie sich noch nie darüber gewundert, welch enormen Kräfte gerade in Grenzsituationen in uns schlummern, während wir zunächst dachten, jetzt seien wir am Ende? Wo sind die Spuren Gottes in Ihrem Leben? Wo und wann trat Gottes Himmel in Ihr Leben ein? Wo und wann konnten Sie das wiederholt erfahren? Wo und wann wird es vermutlich wieder sein? Für mich persönlich erfüllen sich jene großartigen Worte, mit denen sich Jesus endgültig von dieser Welt „verabschiedet“: Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt" (Mt 28,18-20).

Quelle: Pfarrbriefservice

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Mittwoch 24.06. in der 12. Woche im Jahreskreis. Hochfest der Geburt des Hl. Johannes des Täufers. Gedanken von Pfr. Stephan Löwe

Wenige haben es erreicht, dass ihr Geburtstag sogar liturgisch gefeiert wird: Jesus natürlich, seine Mutter und Johannes der Täufer. Seine Gestalt ist uns sicher etwas vertrauter in der Adventszeit, weil seine ganze Persönlichkeit und Predigt zeitlich und thematisch genau dort hineinpassen. Jetzt Im Sommer tanzt er vielleicht etwas aus der Reihe und dennoch: Wegen seiner Bedeutung und Größe ist es angemessen, ihn heute zu feiern und zu gedenken. Bild Quelle: Pfarrbriefservice

Mir persönlich hat sich ein Moment seines Lebens besonders eingeprägt: Er sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung - ein Todesurteil nicht einmal aus religiösen oder politischen Gründen heraus, sondern weil er zum Spielball wurde von Leidenschaften, Willkür und Machtspielen. Zwei Veränderungen fallen mir besonders auf: Nach den anfänglichen Erfolgen – er war schließlich ein Publikumsmagnet – wird ihm jetzt in der Verlassenheit seiner Zelle bewusst, dass die Menschen weder auf IHN noch auf seine Predigt gewartet haben; dass er lediglich jemandem den Weg bereiten und etwas Vorläufiges sein sollte: ein Provisorium. Nicht gerade schmeichelhaft. Menschlich können wir das durchaus nachvollziehen: Nicht immer dreht sich alles um uns: um unsere Vorstellungen und Wünsche, Eindrücke, Weisheiten und Einsichten. Nicht alle finden die gut. Eine weitere Veränderung macht noch nachdenklicher: Als Jesus zum ersten Mal zu Johannes an den Jordan kam, bekannte dieser vor den Menschen: Seht, das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt – und jetzt fragt er verunsichert und ängstlich: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?. Am Ende seines Lebens wird selbst Johannes zu einem Menschen des Advents, der still und fragend dasitzt, wartet, sogar zweifelt. Und inmitten dieser Not erhält er eine große Antwort: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet, lässt Jesus ihm ausrichten. Kein klares JA oder NEIN, wie wir das selber so gerne hätten. Es ist, als ob Johannes selber entscheiden müsste, wie er das deutet und interpretiert, was sich um Jesus herum ereignet: Wie sich Menschen verändern, wie sich alles verwandelt. Glaube oder Nicht-Glaube ist „Ansichtssache“: Was sehe oder erkenne ich in meinem eigenen Leben und in der Welt: Nichts, weil doch sowie so alles egal ist. Weltuntergang und Unheil, weil alles und alle so widerlich böse sind. Oder die Spuren Gottes, die Jesus auf unserer Erde und in unserem Leben zurückgelassen hat. Ich wünsche uns allen eine gute Entscheidung.

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Das Haus auf dem Felsen - Wort zum Tag – 25.06. von Gemeindereferentin Regina Schulze

Bild Regina Schulze

„Wer meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels, baute.

Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem

Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.“ So spricht Jesus heute im Text

des Tages.

Die Naturgewalten, die beschrieben werden, sind bekannt und machen Angst. Da ich in Freital wohne,

erinnere ich mich auch an die Flut 2002, wo dies deutlich wurde, welche Zerstörungskraft das Wasser

hat. Solche Erlebnisse prägen sich ein. Und auch die Momente, wo das Wasser hätte zerstören können

und doch hat das Haus standgehalten. Auch solche Erlebnisse des Staunens hat es damals gegeben.

Das Bild vom Haus auf dem Felsen hat eine beruhigende, Halt vermittelnde Botschaft. In so einem Haus

kann sich der Besitzer wohl und sicher fühlen. Er hat eine gute, feste Grundlage geschaffen, um den

Stürmen zu trotzen. Viele Burgen wurden auf Felsen gebaut, boten Schutz und Sicherheit.

Auch mein Glauben darf sich einer tagenden Grundlage sicher sein. Ich darf täglich das Gute tun ohne

Sensation und Riesenerfolg, ohne Event und Wundertat – Gottes Treue trägt.

Im Magnificat lesen wir heute (25.06.) die Bitten für den Tag:

- Dass wir jeden Morgen neu für das Wunder des Lebens danken.

- Dass wir lernen, hier und jetzt deinen Ruf zu vernehmen und das Unsere zu tun.

- Dass wir in schwierigen Lebenslagen fest auf deine Treue bauen.

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Welche Macht hat Gott?

Am siebten Tag des fünften Monats - das ist im neunzehnten Jahr des Königs Nebu-kadnezzar, des Königs von Babel - rückte Nebusaradan, der Kommandant der Leib-wache und Diener des Königs von Babel, in Jerusalem ein und steckte das Haus desHerrn, den königlichen Palast und alle Häuser Jerusalems in Brand. Jedes großeHaus ließ er in Flammen aufgehen. Auch die Umfassungsmauern Jerusalems rissendie chaldäischen Truppen, die dem Kommandanten der Leibwache unterstanden, nie-der. 2 Kön 25,8-10

Mit diesen mageren Worten umschreibt der Verfasser des Buches der Könige in derheutigen Tageslesung eines der einschneidensten Ereignisse in der Geschichte des jü-dischen Volkes. Der Tempel, die Wohnstatt Gottes auf Erden, von König Salomo er-richtet, kultisches Zentrum der gläubigen Juden wurde zerstört – und Gott ließ es zu.Jedes große Haus ging in Flammen auf – und Gott ließ es zu. Die Söhne des Königswurden getötet, dem König selber das Augenlicht genommen – und Gott ließ es zu.Die meisten, die nach der ersten Eroberung und Verschleppung noch da waren, wur-den jetzt in die Verbannung gezwungen – und Gott ließ es zu. Großes Leid kam überdie Juden. Hatten sie es „verdient“, weil sich Könige und das Volk immer wieder vonJHWH abgewandt hatten?

Im Tagesevangelium ist die Rede von der Hei-lung eines Aussätzigen. Der redete Jesus als„Herrn“ an – und Jesus antwortete ihm. Er fielvor Jesus nieder – und Jesus streckte seine Handaus. Er traute Jesus die Heilung zu, er ver-trauteihm, er glaubte an ihn – und Jesus heilte ihn. DerGeheilte wurde zu den Priestern geschickt – Je-sus bewirkte seine Wiederaufnahme in die Ge-meinschaft.

Der unbegreifliche Gott – bei Zerstörung undLeid und Tod. Bis Heute.

Der barmherzige, liebende Gott – durch Hei-lung und Heil. Immer neu.

Alle Macht hat er.

Bild: Heilung eines Aussätzigen, Echternach-Evangeliar, um 1040

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„My home is my castle!“

Dieses englische Sprichwort hat sich im Originalwortlaut auch in der deutschenSprache eingebürgert. „Mein Haus ist meine Burg!“ - In meinem Haus bin ich derChef, da bestimme ich, da hat niemand anderes hineinzureden; da darf ich sein, wieich will; das geht niemanden etwas an; da bin ich geschützt vor anderen – so ungefährdeutet man es heute.

Der jüdische Glaube war so etwas wie eine „Burg“ - klar abgegrenzt zu anderen Reli-gionen: der Glaube an den einen Gott; die strengen Gebote – sogar im Alltagsleben;der besorgte, vorsichtige Umgang mit Andersgläubigen, mit Heiden, mit denen, dieals unrein gelten.

Und dann dieses Geschehen,überliefert im heutigen Evan-gelium: Da kommt auf ein-mal ein römischer Haupt-mann, ein Heide, und wendetsich demütig und voller Ver-trauen mit einer Bitte an denjüdischen Rabbi. Seine Lo-gik ist einfach: Wenn bereitsseine Befehle an die Sol-daten strikt ausgeführt wer-den, dann wieviel mehr derWille des Gottessohnes. Je-

sus erfüllt seine Bitte. Der kranke Diener im Haus des Hauptmanns wird gesund.

Die Worte des Hauptmanns haben in etwas abgewandelter Form Eingang in die Feierder Eucharistie gefunden. Unmittelbar vor dem Empfang des Leibes Christi betenwir: „Herr ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach. Aber sprich nurein Wort, so wird meine Seele gesund.“ Aus dem Haus wurde ein Dach – womit wiruns selber meinen – und aus dem Diener wurde unsere Seele. So sollen die Demutund das Vertrauen des Hauptmanns auch uns zu eigen sein und wir – wie der Diener –Heilung und Heil durch Christus finden.

Eine wunderbare Zusammenfügung. Nebenbei dürfen wir uns fragen: Wie sieht esmit unserem Glauben aus? Dicht und fest wie eine Burg, abgeschottet nach draußen?Undurchdringlich, vielleicht sogar abweisend gegenüber anderen? Oder haben die„Anderen“ vielleicht uns etwas zu sagen? Hören wir sie?

Bild: Jesus und der Hauptmann von Kafarnaum, Gemälde von Paolo Veronese, ca. 1571

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13. So. Jahr A, Mt 10, 37-43

Das heutige Evangelium ist alles andere als einladend. Ich merke in mir beim Lesen immer neu, dass ich

der Härte dieser Worte Jesu entkommen möchte. Ja, ich suche eigentlich nach einem Weg, wie man die

Worte Jesu neutralisieren kann; wie man ihnen das Schockierende nehmen könnte.

Es gibt eine Situation in der Verkündigung Jesu, wo selbst welche von seinen Jüngern offen sagen: „Was

er sagt, das ist unerträglich. Wer kann das anhören?“ Und sie gehen in der Folge nicht mehr mit ihm.

(Joh. 6, 60/66)

Andererseits ist auch zu fragen: Will Jesus denn jedermann nach dem Munde reden? Soll das, was er den

Menschen zu sagen hat, eine Art Wohlfühl-Programm in Worten sein?

Andererseits spüre ich in mir eine Tendenz, es möchten doch alle Menschen, die etwas von Jesus ver-

nehmen, sagen: Das sind die Worte, auf die wir lange gewartet haben. Aber warten die Menschen auf eine

Botschaft dieses Abschnittes aus dem Mt-Ev?

Unser heutiger Evangelientext steht im Zusammenhang der Berufung der 12 Apostel, ihrer Aussendung

und den Hinweisen, was sie in der Welt als seine Jünger unter Umständen alles erwartet. Und Jesus stellt

ihnen vor Augen: Wer sich von ihm rufen und senden lässt, muss auch etwas aufgeben.

Und da ist es, das kritische Wort: „etwas aufgeben“! So viele Menschen haben Angst, dass sie vom Le-

ben etwas versäumen. Ich möchte das gar nicht abwerten. Denn der Drang nach Leben ist uns von Natur

aus mitgegeben. Der Wunsch nach Dauer steckt in uns als Geschöpfe. Und nun im heutigen Evangelium

der paradoxe Satz Jesu:

«Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es

gewinnen.«

Es verliert sein Leben, wer versucht es zu gewinnen, – ist das nicht Unsinn?

Damit wir uns nicht in Missverständnissen verlieren, muss man an dieser Stelle auch noch einen anderen

Ausspruch Jesu zitieren, Joh. 10,10:

«Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.«

Jesus kennt das Problem also. Das Leben für die Mitmenschen zu gewinnen, ist für ihn nicht ein Ziel

neben anderen: es ist das Ziel überhaupt. Von daher kann man versuchen, den Satz Jesu zu verstehen.

Wenn einer anfängt, sein Leben zu gewinnen oder sagen wir besser, möglichst viel für sein Leben zu ge-

winnen, wenn er aktiv darauf zusteuert, – dann fängt er an, um sich selbst zu kreisen. Er befragt Dinge,

Menschen und Begegnungen nach ihrem Wert, den sie für ihn haben können. Dann verteidigt der Mensch

seine Güter, seine Rechte, seine Ansprüche. Dann erscheint vieles als Lebensverlust, was er gerne haben

möchte aber nicht haben kann. Ein Mensch mit einer solchen Einstellung handelt sich aber die Angst um

sich selbst ein.

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Das Gegenteil einer solchen Angst ist das Vertrauen. Das Vertrauen, dass einem Leben hier schon ge-

schenkt wird und erst recht dann, wenn wir meinen alles zu verlieren - im Tod.

In Jesu Worten steckt seine eigenes Lebenswissen und seine Lebenserfahrung.

Zum Beispiel hat er nichts benützt, was die Unmittelbarkeit von Mensch zu Mensch, von Person zu Per-

son mindert. A b e r er hat alles getan, um auf die dialogische Beziehung und auf die Ebene der unmit-

telbaren Begegnung zwischen a) Gott und Mensch und b) der Menschen untereinander zu verweisen. Es

sagt den Jüngern nicht: "Geht hin, schreibt auf", sondern: "Geht, ich sende euch; verkündet, lehrt, heilt"!

Es ist die Unmittelbarkeit, in der Jesus den Menschen begegnet ist:

Er berührt, legt die Hände auf, nimmt in die Arme, führt aus der Masse heraus; durchwandert alle Städte

und Dörfer, spricht den Menschen an von Angesicht zu Angesicht, redet nicht einfach ins Allgemeine.

Man muss sich auch vor Augen halten, dass die intensivste und endgültige Form der Offenbarung Gottes

die Menschwerdung Jesu ist und nicht das Einbringen einer ultimativen theologischen oder philosophi-

schen Theorie.

Jesus hat so viel von seinem eigenen Leben für andere gegeben und am Ende alles gewonnen.

Wer also mit seinem Leben im Sinne Jesu dem Leben dient, dem kommt das Leben entgegen.

P. Johannes Jeran SJ. Dresden - Hoheneichen.

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Montag der 13. Woche im Jahreskreis. Gedanken zum Hochfest der Apostel Petrus und Paulus von Pfr. Stephan Löwe Das heutige Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus ist für mich ein kleiner Beweis dafür, dass unsere gottesdienstlichen Feiern Menschen miteinander versöhnen und zu einer Gemeinschaft zusammenbringen vermögen. Das meine ich etwas ironisch, denn der heutige Feiertag bringt tatsächlich zwei Menschen zusammen, die verschiedener nicht hätten sein können. Sie sind weit davon entfernt, eines Sinnes zu sein, sowohl in Nebensächlichkeiten, als auch in wichtigen Fragen. Wir alle kennen ihre unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Lebensgeschichten, weil darüber viel gepredigt und nachgedacht wurde. Trotzdem entdecke ich bei beiden immer wieder Begebenheiten, die nachdenklich und betroffen machen: Dass ausgerechnet Petrus zum Mittelpunkt der christlichen Gemeinde wurde, mag viele bis heute überraschen: nicht gerade gebildet, aufbrausend, übermütig und sehr auffallend, dass er gerade in wichtigen und großen Momenten schlichtweg versagt und überfordert ist. Wir erinnern uns an seinen dreimaligen Verrat – bis hierher unterscheidet er sich nicht einmal von Judas Iskariot.

Pfarrbriefservice Doch während Judas kurz danach verzweifelt und sich selber richtet, rafft sich Petrus nach seinem tiefen Fall wieder auf, glaubt und erfährt am eigenen Leib das

Zentrum der Botschaft Jesu: man kann noch so tief fallen, Gott verzeiht und ermöglicht immer und grundsätzlich einen Neuanfang. Und mit dieser Erfahrung und Gewissheit kann er weitermachen und seine Schwestern und Brüder stärken – eine Prophezeiung, die ihm Jesus lange vor seinem Leiden und Sterben gemacht hat.

Pfarrbriefservice Und dann Paulus, der Jesus nicht einmal persönlich gekannt hat, der die christliche Gemeinde fanatisch verfolgte, dann Christus begegnet und plötzlich begeisterungsfähig zum Verkünder eines ganz neuen Gottesbildes wird: dass der Gott Jesu Grenzen und Nationen übersteigt, dass nur Gnade und Barmherzigkeit von ihm ausgehen. Und genau hier treffen sich die beiden Streithälse dann doch wieder – bei allen Unterschieden. Deshalb kam es auch nicht zu zwei Kirchen oder Gemeinden: die des Petrus und die des Paulus, eine Gefahr, die durchaus existierte. Derselbe barmherzige Gott wirkt durch die unterschiedlichsten Menschen, derselbe Gott traut den Menschen etwas zu, trotz ihrer Schwächen, ihrer Fehler und Wankelmütigkeit.

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Dienstag – 30.06. - der 13. Woche im Jahreskreis. Gedanken von Pfr. Stephan Löwe Wahrscheinlich eine der bekanntesten Erzählungen aus dem Neuen Testament: Jesus und die Jünger in einem Boot… Wie aus dem Nichts bricht ein gewaltiger Sturm los, das ganze Boot wird vom Wasser überflutet. Und Jesus schläft seelenruhig inmitten seiner in Panik geratenen Jünger, die um ihr Leben schreien: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Jetzt könnte man meinen, dass Jesus ebenso erschrickt und panisch damit beginnt, den Winden und dem See heftig zu drohen, damit möglichst schnell wieder Ruhe und Sicherheit eintreten. Aber der Matthäusevangelist leitet die Rettungsaktion Jesu mit auffallend ruhigen Worten ein: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen! Erst nach dieser Belehrung steht er auf und beruhigt das Unwetter.

Pfarrbriefservice Wer von uns muss bei diesem Bericht nicht an das mittlerweile schon alte Kirchenlied aus den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts denken: „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“. Die Gemeinde, die Kirche, wird ordentlich hin- und hergerissen durch die Stürme der Zeit, durch selbstverschuldete oder andere Krisen … droht

unterzugehen und kann aus eigenen Kräften heraus nicht mehr überleben… Der bedeutende Theologe Karl Barth hat einmal die Schreckensjahre des abscheulichen Naziterrors als eine solche Bedrohungslage bezeichnet und 1935 darüber gepredigt: Aber das Geheimnis solcher Zeiten wird dann immer dieses sein: sie weckten ihn. Was hülfe alle Not und Hoffnung und Kampfesfreudigkeit solcher Erweckungszeiten, wenn es nicht Etliche gäbe, die dann wissen: es kommt gerade jetzt auf Eines und nur auf dies Eine an, dass Jesus unter uns erwache, und die nun daran glauben, darauf hoffen, darum schreien und flehen, dass das geschehe. Und das sind die Zeiten der Hilfe, wo dieses Schreien erhört wird, wo es wahr wird. Jesus der Herr, bricht auf und steht auf in seiner Kirche, um inmitten unserer Schwachheit und Torheit selber zu herrschen und zu handeln. Ist das nicht etwas naiv gedacht? Erwacht Jesus so einfach mitten unter uns und greift unmittelbar ein, besonders dann, wenn das Schiff der Kirche und der Gemeinde in bedrohlichste Seenot geraten ist oder von seinen Schiffsleuten gar hineingesteuert wurde? Anscheinend tut er das nicht. Vielleicht, weil er seinen Jüngern und damit uns heute einmal mit genügend Vollmachten ausgestattet hat: Mit Geist und Kraft, um Gottes Reich zu verkünden, um zu retten und zu heilen. In schweren Zeiten sollten wir uns daran erinnern und inständig darum beten, dass Jesu Gesinnung, sein guter heiliger Geist, seine Art zu glauben, zu leben und für andere da zu sein, unter uns wieder erwachen. Dass sie unser persönliches und gemeinschaftliches Leben zutiefst prägen, damit alle äußere und innere Stürme der Welt, der Menschen und unserer Kirchen wieder zur Ruhe kommen dürfen.