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DENKMAL PFLEGE FORSCHUNG SCHUTZ VERMITTLUNG

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DENKMALPFLEGE

FORSCHUNGSCHUTZ

VERMITTLUNG

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DENKMALPFLEGE

FORSCHUNGSCHUTZ

VERMITTLUNG

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SCHUTZFORSCHUNGVERMITTLUNG

PFLEGE

Das Bundesdenkmalamt ist die Fachinstanz, die im öffentlichen Interesse und im gesetzlichen Auftrag das kulturelle Erbe Österreichs schützt, pflegt, erforscht und vermittelt. Unser Know-how, das wir in mehr als hundert fünfzig Jahren in den Bereichen Denkmalpflege, Denkmal forschung und Restauriertechnologie erworben haben, steht der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Gemeinsam mit EigentümerInnen und Gebietskörper-schaften tragen wir Verantwortung für die Erhaltung unserer Denkmale, die ein wesentlicher Teil unseres kul-turellen Erbes sind. Denkmale sind einmalige und uner-setzbare materielle Zeugnisse unserer Geschichte von der Urzeit bis zur Gegenwart.

Wir erfassen Denkmale und stellen sie unter Denkmal-schutz. Wir erforschen und dokumentieren das archäolo-gische Erbe. Im Sinne der Erhaltung des nationalen Kulturguts entscheiden wir über Ausfuhr und Verbleib beweglicher Denkmale. Die praktische Denkmalpflege umfasst die laufende Betreuung von Restaurierungen, die Konservierung und Instandhaltung von denkmal-geschützten Objekten und legt den Rahmen für mög-liche bauliche Veränderungen fest. Die Vergabe von finan ziellen Beihilfen erfordert einen verantwortungs-bewussten und sorgsamen Umgang mit Steuergeldern.

Wir alle sind uns der Verantwortung für unser kultu-relles Erbe bewusst und stolz, einen Beitrag zu seiner Erhaltung zu leisten. Bei unseren Bemühungen um Erhal-tung und Nutzung der Denkmale versuchen wir stets einen Konsens herzustellen und die Denkmaleigentüme-r Innen von der Richtigkeit der notwendigen Maßnahmen zu überzeugen. Gemeinsam sorgen wir so für die Erhal-tung der Denkmale.

Wir kooperieren intensiv mit allen Ausführenden (in den Bereichen Architektur, Handwerk, Restaurierung etc.), Interessensvertretungen, anderen Verwaltungs-einheiten und wissenschaftlichen Institutionen im In- und Ausland. Denn nur in einer guten Zusammenarbeit mit allen PartnerInnen lässt sich unser kulturelles Erbe für die Zukunft sichern. ■

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Was wir tun

Unsere Ziele

■ Das kulturelle Erbe als unersetzliches Kapital für die Zukunft authentisch und ungeschmälert bewahren

■ Denkmalschutz und Denkmalpflege als unverzichtbare Aufgabe der Öffentlichkeit vermitteln

■ Den Wert des Denkmalbestandes in Österreich in all seinen Facetten im Bewusstsein der Gesellschaft verankern

MitarbeiterInnen und Gäste des BDA, 2010

Detail vom Stiegenhaus in Schloss Mirabell, Salzburg

DENKMAL

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Es ist Alois Riegl (1858–1905), einem der bedeutends-ten Vertreter der Wiener Schule der Kunstgeschichte, zu verdanken, dass die Central-Commission um 1900 zu einer der modernsten Denkmalbehörden Europas avan-cierte. Sein Werk Wesen und Entstehung des modernen Denkmalkultus ist bis heute ein Standardwerk der Denk-maltheorie und lieferte die Gedanken der so genann-ten modernen Denkmalpflege, die u. a. in Max Dvořáks (1874–1921) Streitschrift Katechismus der Denkmalpflege eine populäre Verbreitung fanden. Obwohl Alois Riegl und Max Dvořák ein Gesetz zur Regelung des Denkmal-schutzes forderten, konnte ein solches erst im Jahr 1923, nach Ende der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, in Kraft treten. Ihm ging bereits 1918 ein erstes Ausfuhr-verbotsgesetz voraus.

Es war ein langer Weg, bis das BDA zu der Institution wurde, die es heute ist. Am 31. Dezember 1850 unter-zeichnete Kaiser Franz Josef die Gründungsurkunde der so genannten k.k. Central-Commission zur Erfor-schung und Erhaltung der Baudenkmale – ihre Tätigkeit nahm sie aber erst 1853 auf. Einer der interessiertesten und eifrigsten frühen Denkmalpfleger war ihr Protektor Thronfolger Franz Ferdinand.

Zur Geschichte des BDA

Das Denkmalschutzgesetz von 1923 bildet, in mehr-fach novellierter Form, bis heute die Handlungsgrund-lage des BDA. Mit dem Gesetz verschob sich der Auf-gabenbereich von der Erforschung der Denkmale hin zur Unterschutzstellung und Sicherung der Erhaltung. Die zwischen 1934 bis 1945 als Zentralstelle für Denkmal-schutz geführte Behörde wurde schließlich nach dem Zweiten Weltkrieg als BDA neu gegründet und stand sofort vor der enormen Aufgabe des Wiederaufbaus.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm die Denkmalpflege vermehrt Zeugen des Alltagslebens in den Blick. Die höhere Wertschätzung für unspekta-kuläre Denkmale ergab sich aus der Entwicklung der Geschichtswissenschaft von der Erzählung über große Menschen und Ereignisse zur Erforschung der histori-schen Lebensbedingungen aller Menschen. Seit 1978 können auch Ensembles unter Schutz gestellt werden. Mit der Novellierung des Denkmalschutzgesetzes 1999 schließlich erfolgte der Startschuss für die seit 2010 vor-liegenden Denkmallisten, die das BDA auf seiner Website www.bda.at veröffentlicht. ■

Die Erhaltung von Split (heute Kroatien) gehörte in der Zeit um 1900 zu den wichtigsten Anliegen

der österreichischen Denkmalpflege.

Baualterplan von Feldkirch (Vorarlberg) 1949. Die von Adalbert Klaar verfassten Pläne dienten der Erfassung und Analyse von Ortsensembles.

Das Obere Belvedere in Wien nach Bombentreffern 1944

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Amtssiegel der k.k. Central-Commission für Kunst- und

historische Denkmale

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Von der paläolithischen Siedlung bis zum Gemeinde-bau der 30er-Jahre des vorigen Jahrhunderts; all die Kirchen, Klöster, Schlösser, die Bauernhöfe, gründerzeit-lichen Fabriken, Bürgerhäuser, Lokomotiven und Burgen, Gemälde und Ställe, Almhütten, Waffensammlungen, Brücken und Kachelöfen – die gesetzliche Aufgabe des BDA ist es, aus der ganzen Fülle des kulturellen Erbes jene Objekte auszuwählen, deren geschichtliche, künst-lerische oder sonstige kulturelle Bedeutung so groß ist, dass ihre Erhaltung im öffentlichen Interesse gelegen ist.

Was ist ein Denkmal?

Was im allgemeinen Sprachgebrauch als Denkmal bezeichnet wird, also Reiterstandbilder und andere zur Erinnerung an bestimmte Personen, Ereignisse oder Leistungen errichteten Gedenkstätten, macht nur einen verschwindend geringen Teil des Aufgaben-bereichs des BDA aus. →

Tabakfabrik, Linz

Schloss Rosenburg (Niederösterreich)

Detail des Silberaltares von St. Gallus, Bregenz

Bauernhaus Bögl, Scheffach (Tirol)

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Auch ganze historische Ortsgefüge können in ihrer Einheit als Denkmale wahrgenommen, unter Denkmal-schutz gestellt und betreut werden, Stadtensembles wie Dürnstein, Feldkirch oder Rust, in denen nicht nur die Gebäude selbst, sondern auch ihre Beziehung zueinan-der Geschichte speichern und bewahren. Und schließlich gibt es auch noch die fast unüberschaubare Menge der beweglichen Denkmale: Kunstwerke, Kultgegenstände, aber auch selten gewordene Gebrauchsgegenstände ver-gangener Epochen, die als schutzwürdige Kulturgüter in die Zukunft gerettet werden sollen. ■

Denkmale sind vielmehr gebaute Urkunden, die uns Aus-kunft über die Lebensweisen der Vergangenheit geben. So berichtet eine alte Mühle über die früheren Arbeits- und Lebensverhältnisse der Müller, ein Bauernhaus erzählt über die Wandlungen des agrarischen Lebens, ein barockes Palais überliefert das gesellschaftliche Zere-moniell des Adels. Oft sind es aber auch ganz beschei-dene, unscheinbare Objekte, die eine Fülle wertvoller Informationen enthalten –, mittelalterlicher Abfall gruben sind für ArchäologInnen buchstäblich Fundgruben, aus denen sich reiche Erkenntnisse über die damaligen Lebensverhältnisse gewinnen lassen.

Altstadtensemble von Rust (Burgenland)

Albrechtsmühle, Deutsch-Jahrndorf (Burgenland)

Romanisches Kapitell im Stift Millstatt (Kärnten) Hotel Daniel, Graz

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Dieses Beschwerdeverfahren wird vom Bundesver-waltungsgericht geführt. Schließlich besteht noch die Revisions- oder Beschwerdemöglichkeit an die Höchst-gerichte. Das österreichische Denkmalschutzgesetz sieht weder eine aktive Erhaltungspflicht noch Enteignungs-möglichkeiten vor. Für die erfolgreiche Erhaltung des österreichischen Denkmalbestandes ist es daher sehr wichtig, dass die EigentümerInnen eine positive Bezie-hung zu ihrem Denkmal entwickeln. Diesem Grundsatz wird auch in den Verfahren über die Veränderung eines Baudenkmals Rechnung getragen, in denen das BDA die vorgebrachten Veränderungswünsche der Eigentüme-r I nnen soweit wie möglich berücksichtigt. Denn auch das BDA zieht eine adäquate und sinnvolle Nutzung des Denkmals seiner musealen Erhaltung vor. ■

Das Denkmalschutzgesetz (DMSG) bildet die Basis für die Tätigkeit des BDA als Behörde. Das auf das Jahr 1923 zurückgehende Gesetz ermöglicht es, aus der Masse der überlieferten Objekte jene (beweglichen und unbeweg-lichen) Gegenstände auszuwählen, die als ein unverzicht-barer Teil des gemeinsamen kulturellen Erbes für die Zukunft bewahrt werden sollen. Für diese Objekte wird ein öffentliches Interesse an der Erhaltung festgestellt (Unterschutzstellung).

Das Gesetz bietet weiters eine Handhabe, um die wei-tere Entwicklung dieser Denkmale zu steuern, indem Veränderungen von der Behörde genehmigt werden müssen. Auf diese Weise sollen einerseits notwendige und sinnvolle Adaptierungen (die sich etwa durch neue Nutzungen und Anforderungen ergeben) ermöglicht, gleich zeitig aber Eingriffe, die das Wesen des Denkmals, nämlich Substanz, überlieferte Erscheinung oder künst-lerische Wirkung gravierend beeinträchtigen würden, verhindert werden. Ferner sieht das Gesetz Schutz- und Kontroll mechanismen für den unter der Erde verborgenen (archäologischen) Teil des kulturellen Erbes sowie Rege-lungen zur Überwachung des Exportes von Kulturgut vor.

Das Denkmal schutzgesetz

Die wichtigsten Bestimmungen des Denkmalschutz-gesetzes sind der § 1, der Denkmale als von Menschen geschaffene unbewegliche und bewegliche Gegen-stände von geschichtlicher, künstlerischer oder sons-tiger kultureller Bedeutung definiert. In den §§ 2, 2a und 3 werden die Arten der Unterschutzstellung auf-gezählt, wobei für bewegliche Denkmale in öffentlichem Eigentum ein Schutz kraft gesetzlicher Vermutung vorgesehen ist. Der § 5 enthält die Bestimmungen über die Bewilligungspflicht bei Zerstörungen und Verän-derungen. Die §§ 8–11 enthalten die Bestimmungen für Bodendenkmale, in den §§ 16–23 finden sich die Regelungen zum Schutz von beweglichen Objektenvor widerrechtlicher Verbringung ins Ausland.

■ Das Denkmalschutzgesetz kann von der Website des BDA www.bda.at heruntergeladen werden.

Verfahren nach demDenkmalschutzgesetz

Während das Denkmalschutzgesetz die Basis für das Agieren des BDA bildet, regelt das (für fast alle öster-reichischen Verwaltungsbehörden gültige) Allgemeine Verwaltungsverfahrensgesetz (AVG) das Handeln der Behörden, woraus sich auch die Art der Kommunikation mit den BürgerInnen (Parteien) ergibt. Dieses Gesetz sieht einen flexiblen und fairen Umgang mit den Par-teien vor und sichert deren Gleichbehandlung. Wich-tigstes Prinzip ist, dass die beteiligten BürgerInnen in die Entscheidungen der Behörde eingebunden sind und dass sie gegebenenfalls die Überprüfung dieser Ent-scheidung durch die zweite Instanz verlangen können.

■ Informationen zu den einzelnen Schritten der Denk-malschutzverfahren finden sich auf der Website des BDA www.bda.at.

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Parlament, Wien

Justitia, Skulptur im Stiegenhaus des Justizpalastes, Wien

Säulenhalle im Parlament, Wien

Gesetzgebung, Wandmalerei in der Säulenhalle des Parlaments, Wien

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Durch gesellschaftliche Entwicklungen verändert sich die Nutzung von Denkmalen. Die praktische Denk-malpflege reagiert darauf und sichert durch ein verant-wortungsvolles Management der Adaptierungen die künstlerische, geschichtliche oder kulturelle Qualität der Denkmale für zukünftige Generationen.

Ein Antrag leitet das Veränderungsverfahren gemäß § 5 Denkmalschutzgesetz ein. Sei es, dass ein Eigen-tümer seine Jugendstilvilla für eine künftige Vermie-tung aufwerten und dazu den Dachboden aus- und einen Lift einbauen möchte, dass eine Pfarrgemeinde die gotischen Fresken ihrer Kirche restaurieren lassen will oder auch, dass starke Schneelasten einen nicht mehr genutzten Heuschober beschädigt haben: Die Mit-arbeiterInnen der neun Landeskonservatorate des BDA begeben sich vor Ort und prüfen, wie die angedachten Maßnahmen oder äußeren Umstände in die denkmal-geschützte Substanz eingreifen und auf welche Weise die schutzwürdigen Eigenschaften des Denkmals am besten gesichert werden können. Dabei gilt der Grund-satz, dass nur ein bewohntes Haus eine dauerhafte Erhaltungschance hat: so unterstützt die Denkmal-pflege gerade Veränderungen, die eine gesellschaftliche Akzeptanz des Denkmals fördern.

Die MitarbeiterInnen in den Landeskonservatoraten ver-suchen bereits im Zuge der Planung der baulichen oder restauratorischen Maßnahmen, eine hohe Qualität der Durchführung sicher zu stellen. In vielen Vorgesprächen werden die gewünschten Veränderungen auf ihre Denk-malverträglichkeit hin analysiert.

Die praktische Denkmalpflege

Expertise in Spezialfragen

Die Fachabteilungen des BDA in Wien unterstützen die KollegInnen in den Bundesländern bei der Lösung schwieriger, fachspezifischer Detailprobleme. Die Archi-tekturabteilung leistet nicht nur planerische Hilfen. Sie beschäftigt sich auch schwerpunktmäßig mit techni-schen Problemen der Denkmalpflege und lässt ihre Expertise etwa in Möglichkeiten der Verbesserung der Energiebilanz im denkmalgeschützten Altbau bei größt-möglicher Schonung der Bausubstanz einfließen. Wenn es um die Restaurierung einer Dampfmaschine geht, wird der Experte für technische Denkmale ebenso beigezogen wie bei der Frage, ob und wie die ältes-ten Eisenbahnbrücken des Landes den Anforderun-gen des modernen Verkehrs entsprechend adaptiert werden können.

Turmrestaurierung Herz-Jesu-Kirche, Graz

Ein ganz eigenes Kapitel der praktischen Denkmalpflege sind jene historischen Gärten, die in die Zuständigkeit des BDA fallen; die Umsetzung der Parkpflegewerke mit Rat und Tat zu begleiten, verlangt nach Spezialkenntnissen in Botanik und historischer Pflanzenkunde. Klangdenkmale wie Orgeln und Glocken erfordern eine besonders enge Zusammenarbeit zwischen BaudenkmalpflegerInnen und SpezialistInnen, weil etwa die Statik eines Glockenturmes die Qualität des Geläuts beeinflussen kann. →

Glockenturm der Filialkirche hl. Laurentius, Wagholming/Traufkirchen an der Pram (Oberösterreich)

Baualterplan des mittelalterlichen Turmes in Oetz (Tirol)

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Es gilt eine Vielzahl von oft gegensätzlichen Interessen abzuwägen und anschließend in Form eines Bescheides die Veränderung des Denkmals zu genehmigen, wobei auch Auflagen erteilt werden können. Dabei sind die berechtigten Interessen des Eigentümers oder Nutzers eines Denkmals mit dem öffentlichen Interesse an seinem möglichst unverfälschten Erhalt in Einklang zu bringen. Nur wenn trotz aller Bemühungen kein denkmalgerech-ter Kompromiss zu Stande kommt, kann die Bewilligung zur Veränderung nicht erteilt werden.

Dienstleistung am Denkmal

Mit der Veränderungsbewilligung endet aber die Tätig-keit der DenkmalpflegerInnen keineswegs: Mit Rat und Tat begleiten sie die Umsetzung der genehmigten Verän-derungen, bestimmen den materialgerechten Fassaden-putz, binden ExpertInnen für eine Gemälde restaurierung ein oder geben Tipps für eine fachgerechte Drainage. Diese unentgeltlichen Beratungstätigkeiten nützen nicht nur den Denkmalen, sondern können auch den Eigen-tümerInnen viel Geld ersparen.

Außer den immateriellen Beratungsleistungen stehen die Landeskonservatorate den EigentümerInnen bei der finanziell oft sehr belastenden Instandhaltung des Kultur-erbes zur Seite. Neben der direkten Subventionierung denkmalerhaltender Maßnahmen durch Bund und Länder können über Spenden für die Sicherung unserer gemein-samen Kulturlandschaft auch steuerliche Vorteile geltend gemacht werden. ■

Garten und Spanischer Saal von Schloss Ambras, Innsbruck

Restaurierung der Wandmalereien im Hof der Burg Forchtenstein (Burgenland)

Mittelalterliche Wandmalereien im Martinsturm, Bregenz

1514

Johann-Nepomuk-Statue in Untersievering, Wien

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Archäologie verbindet man mit Ausgrabungen, mit spektakulären Funden und mit ganz alten Zeiten. All das trifft zu, zu allererst ist Archäologie aber eine Methode, die aus materiellen Hinterlassenschaften (auch neuerer und neuster Zeit) Informationen gewinnt und damit Lebenswelten, Strukturen und Entwicklungen zu rekon-struieren sucht. Für Zeiten, zu denen uns schriftliche Aufzeichnungen fehlen, stellen archäologische Befunde die einzigen Informationsquellen dar.

Das archäologische Erbe

Amphitheater von Carnuntum, Bad Deutsch Altenburg (Niederösterreich)

Zufällig auftretende Funde bereichern unser Wissen und müssen daher dem BDA gemeldet werden, das die Fundstelle umgehend zu begutachten hat, dann auch die Fundgegenstände untersucht und bestimmt und sie anschließend den rechtmäßigen EigentümerInnen (in der Regel GrundeigentümerIn und Finder In bzw. AuftraggeberIn einer archäologischen Grabung) wieder zurückstellt.

Das BDA führt ein Verzeichnis aller Funde und Fund-stellen, das die Grundlage für Planungsprozesse und Unterschutzstellungen bildet. Nicht nur durch Zufalls-funde und Grabungen, sondern auch durch moderne Prospektionsmethoden steigt die Zahl bekannter Fund-stellen ständig an; viele werden erst durch den Einsatz neuer Techniken sichtbar. →

Urnenfelderzeitlicher (1200–1000 v. Chr.) Goldschatz vom Arikogel (bei Bad Goisern, Oberösterreich)

Römische Wandmalereien aus Lauriacum/Enns (Stadtmuseum Enns, Oberösterreich)

1716

Römische Wandmalereien vom

Magdalenberg (Landesmuseum Klagenfurt)

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Funde und Grabungen

Vorrangiges Ziel des Denkmalschutzes ist nicht die Erschließung durch Grabung, sondern die Erhaltung dieser archäologischen Fundstellen. Wird aber die Zer-störung unvermeidlich, was sich im Zuge von Bauvor-haben öfters ergibt, müssen als Ersatz für den Verlust Grabungen durchgeführt werden. Das BDA selbst leitet diese Denkmalschutzgrabungen nur dann, wenn sie aus dem eigenen Budget zu bezahlen sind. In der Regel führen andere archäologische Institutionen oder noch häufiger archäologische DienstleistungsanbieterInnen die meist von den BauherrInnen finanzierten Denkmal-schutzgrabungen mit Bewilligung und nach den Richt-linien des BDA aus.

Modellrestaurierungen

Darüber hinaus führen die Amtswerkstätten Modell-restaurierungen aus, die an exemplarischen Einzelfällen den aktuellen Standard der Denkmalpflege und Restau-rierung demonstrieren und beispielhaft Lösungen für spe-zifische Probleme aufzeigen. Auch besonders anspruchs-volle Sonderfälle werden in den Restaurierwerkstätten behandelt, denen als zentraler Fachabteilung eine öster-reichweite Richtlinienkompetenz zukommt, die durch die Ausarbeitung von Standards zu Untersuchung und Doku-mentation, zum Monitoring und zur Durch führung von Restaurierungen wahrgenommen wird. →

Restaurierung im BDA

Konservierung und Restaurierung gehören zu den zentralen Aufgaben der Denkmalpflege. Die denkmal-pflegerische Verantwortung für die sachgerechte Bewah-rung des künstlerischen Erbes erfordert die Einhaltung aktueller methodischer und technologischer Standards. Die Abteilung für Konservierung und Restaurierung schafft wesentliche Grundlagen für diese Qualitätssicherung, die schließlich eine Voraussetzung für die Zustimmung des BDA zu allen Maßnahmen an Bau- und Kunstdenkmalen ist.

Entscheidungsgrundlagenfür Restaurierziele

Um die technologische und denkmalpflegerische Ver-träglichkeit von Maßnahmen festzustellen, werden an einzelnen Objekten Untersuchungen sowie Probe- und Musterarbeiten durchgeführt, und zwar nicht nur in den Restaurierwerkstätten des BDA selbst, sondern auch im Rahmen von Außeneinsätzen. Im Naturwissenschaftlichen Labor, das seit 1975 in den Restaurierwerkstätten ange-siedelt ist, finden Materialuntersuchungen statt, weiters werden sowohl Schadensursachen als auch Methoden und Mittel zur Instandsetzung von Bau- und Kunstdenk-malen untersucht. All diese Vorarbeiten liefern wesent-liche Entscheidungskriterien für die Festlegung von Restaurierzielen.

Beratung und Dokumentation

Die ArchäologInnen des BDA beraten PlanerInnen, EigentümerInnen und AuftraggeberInnen bei allen Fragen des Managements dieser archäologischen Ersatzmaß-nahmen. Je früher die archäologischen Denkmalpflege-r Innen in Bau- und Erschließungsprojekte eingebunden sind, desto besser lassen sich die aus diesem speziellen Teil des kulturellen Erbes erwachsenden Notwendigkei-ten abdecken. Jede archäologische Grabung ist ein ein-maliger, nicht wiederholbarer Vorgang, der letztlich einen Teil des archäologischen Erbes unter Einsatz wissen-schaftlicher Methoden zerstört. An die Stelle der Befunde treten nach der Grabung archäologische Dokumentatio-nen und Berichte, die das BDA für ganz Österreich zentral sammelt und in den wesentlichen Teilen publiziert. Das BDA berät und kontrolliert auch die oft anspruchsvollen und mitunter aus Budgetmitteln geförderten Konser-vierungen und Restaurierungen von Fundgegenständen oder von archäologischen Bauobjekten.

Die ArchäologInnen des BDA arbeiten an jedem Landes-konservatorat und in der zentralen Abteilung für Archäo-logie in Wien. ■

Restaurierung von Wandmalereien in der Josefskapelle, Stadtfriedhof, Hall in Tirol

Gotisches Glasgemälde, Burg Kreuzenstein (Niederösterreich)Unterwasserarchäologie, Untersuchung von Pfahlbauten im Attersee (Oberösterreich)

Römerstein an der Propsteipfarrkirche von Maria-Saal (Kärnten)

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Wissenspool und Erfahrungsschatz

Von großer Bedeutung für die österreichische Denk-malpflege ist der Wissenspool, der in den Restaurier-werkstätten und im Naturwissenschaftlichen Labor zur Material-, Kunst- und Restaurierungstechnologie vorge-halten, gepflegt und ständig erweitert wird. Rund 10.000 restaurierte Objekte seit 1942 sowie rund 36.000 Laboranalysen seit 1975 bilden das Fundament eines wertvollen Erfahrungsschatzes zur historischen Kunst-technologie. Die Verknüpfung von naturwissenschaft-lichen Analysemethoden mit der unmittelbaren Kenntnis der Objekte und mit dem Überblick über den österrei-chischen Denkmalbestand bildet hierbei eine besondere Stärke einer Amtswerkstätte der Denkmalpflege. ■

Analyse historischer Restaurierungen

Die Abteilung für Konservierung und Restaurierung betreibt auch aktiv Schwerpunktprojekte, in denen aktuelle allgemeine Fragestellungen in der Restaurie-rung je nach Material- bzw. Kunstgattung behandelt und erforscht werden. Einen wichtigen Bereich stellen dabei Evaluierungen von Vorgängerrestaurierungen dar, um die Nachhaltigkeit von Konservierungs- und Restaurierungs-methoden bestimmen zu können. Diese österreichweite Übersicht ist eine wesentliche Basis für die Einschätzung der Treffsicherheit von Restaurierungsmaßnahmen. Das Dokumentationsarchiv der Restaurierwerkstätten sowie die Technologische Sammlung bilden einen wertvollen Fundus für die Erforschung der Kunst- und Restaurie-rungstechnologien in der Denkmalpflege sowie auch zur Beurteilung von aktuellen Fällen.

Ölgemälde Kaiserin Elisabeth von Franz Russ, vor und nach Restaurierung(Privatstiftung Esterházy)

Restaurierung des Erzherzog-Johann-Brunnens in GrazGemäldeatelier für Großformate in den Restaurierwerkstätten des BDA im Wiener Arsenal

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Mit dem weitläufigen Baukomplex des im westlichen Wienerwald gelegenen ehemaligen Kartäuserklosters verfügt das BDA über ein ideales Informations- und Weiterbildungszentrum für alle Fragen der Baudenk-malpflege und Altbausanierung. Grundlage für eine nachhaltige Instandsetzung und Erhaltung der Baudenk-male ist das Wissen um historische Baumaterialien und traditionelle Handwerkstechniken, das in regelmäßig stattfindenden Kursen und Seminaren an Handwerker, Restauratoren, Architekten und Denkmalpfleger weiter-gegeben wird.

Das Weiterbildungszentrum Kartause Mauerbach Verlust handwerklicher Traditionen

Die Industrialisierung des Bauwesens ab den 1960er-Jahren führte zu einem Verlust handwerklicher Traditio-nen. Dies wirkte sich insbesondere in der Denkmalpflege und im Umgang mit den historischen Architekturober-flächen negativ aus. Anstelle der über Jahrhunderte gepflegten Tradition der Wartung und Reparatur mit überlieferten Materialien wurden Original putze abge-schlagen und durch moderne Systeme ersetzt. Ganz abgesehen von dem schwerwiegenden Verlust an Authentizität erfüllten die neuen Produkte oft weder die ästhetischen noch die bauphysikalischen Ansprüche und führten zu entsprechenden Folgeschäden. Im Zen-trum der handwerklichen Ausbildung steht die indus-trielle Verarbeitung, traditionelle Techniken gerieten zusehends in Vergessenheit. Das BDA reagierte Mitte der 1980er-Jahre auf diese Entwicklung und gründete in der Kartause Mauerbach die Abteilung für histori-sche Handwerkstechniken, heute Informations- und Weiterbildungszentrum Baudenkmalpflege, als For-schungs-, Dokumentations- und Weiterbildungszentrum, um Handwerkern wieder den Umgang mit historischen Materialien und Techniken zu vermitteln. →

Kartause Mauerbach (Niederösterreich) Die überlieferte Bausubstanz der im Jahr 1314 gegründeten Kartause Mauerbach geht großteils auf die Neukonzeption der Anlage ab 1616 zurück.Die barocke Bauphase dürfte in Etappen bis 1675 abgeschlossen gewesen sein. Nach der Aufhebung der Kartause durch Joseph II. 1782 wurde das Kloster als Armen- und Siechenhaus genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es bis 1961 als Obdachlosenheim für Familien. Danach stand die Kartause über zwanzig Jahre leer und war dem Verfall preisgegeben. Erst in den frühen 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude dem BDA zur Nutzung übergeben und damit die Erhaltung dieses Denkmals gesichert.

Schauschmieden in der Kartause Mauerbach (Niederösterreich)

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Kalkbrennen, Workshop in der Kartause Mauerbach (Niederösterreich)

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Wie in fast allen europäischen Staaten existieren auch in Österreich Bestimmungen, die eine staatliche Ingerenz auf Kunst- und Kulturobjekte vorsehen. Hatte der Sinn des erstmals 1918 erlassenen Gesetzes zunächst darin bestanden, zu verhindern, dass wertvolle Kultur-güter aus dem nach dem Weltkrieg verarmten Land ins Ausland abwanderten, so dient die entsprechende Regelung heute dazu, den internationalen Austausch von Kultur gütern zu kontrollieren und Aufklärungsarbeit bei Diebstahl, Hehlerei und illegalem Kulturgütertransfer zu leisten. Um diese Aufgabe zu erfüllen, behandelt das BDA jährlich mehr als 1000 Ausfuhr ansuchen und führt bei über 100 Kunstauktionen fachliche Überprüfungen der zur Versteigerung gelangenden Objekte durch.

Der Schutz von beweglichen Kulturgütern

Ausfuhrgenehmigungen

Welche Objekte eine Ausfuhrgenehmigung benötigen, ist in einer Verordnung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur festgehalten, die sich inhalt-lich an einer Wertgrenzen festlegenden Regelung der Europäischen Gemeinschaft orientiert. Jedenfalls geneh-migungspflichtig sind archäologische Objekte, Auto-graphen (Handschriften, Manuskripte, Wiegendrucke etc.) und denkmalgeschützte Objekte. Bei den Ausfuhr-ansuchen unterscheidet man vor allem zwischen end-gültigen und befristeten: Während endgültige Ausfuhren für den Kunsthandel, aber auch bei Übersiedlungen oder für Nachlassangelegenheiten erteilt werden, stehen befristete (vorübergehende) Ausfuhrbewilligungen in Zusammenhang mit dem internationalen Ausstellungs-Leih verkehr. Ob und unter welchen Bedingungen Kunst- und Kulturgüter verliehen werden können, wird sorgfältig geprüft. Da hier in erster Linie konservatorische Gesichts-punkte zu berücksichtigen sind, werden oft Fachleute aus den BDA-Restaurierwerkstätten eingebunden. →

Weiterbildung am Baudenkmal

Neben regelmäßig stattfindenden Tagungen zu aktu ellen Themen der Baudenkmalpflege (Energie-effizienz am Baudenkmal, Ausschreibungsverfahren für die Instandsetzung historischer Architekturober-fläche, Schlämme auf Naturstein, Trockenlegungsverfah-ren, uvm.) bietet die Abteilung in der Kartause Mauer-bach ein umfangreiches Kurs- und Seminarprogramm für folgende Arbeitsbereiche an: Handwerk der Malerei, Maurerei, Steinmetzkunst, Stuck- und Steinrestaurierung, Tischlerei, Schmiedekunst, Schlosserei und Ziselierung. Gefördert werden die Zusammenarbeit unterschiedlicher Gewerke und der interdisziplinäre Austausch mit Denk-malpflege und Architektur. Die Praxis findet an den histo-rischen Architekturoberflächen der Kartause Mauerbach statt – HandwerkerInnen werden so für die Denkmal-pflege sensibilisiert und mit typischen Schadensbildern des Altbaus konfrontiert. Gleichzeitig präsentiert sich die Kartause durch die schrittweise Restaurierung als Bei-spiel für eine modellhafte Sanierung.

Als Service- und Beratungsstelle für PlanerInnen, Denk-maleigentümerInnen, HandwerkerInnen und Restaurato-rInnen informiert die Abteilung unabhängig über Konser-vierungs- und Sanierungsmethoden sowie traditionelle und moderne Baumaterialien.

In den Sommermonaten finden Ausstellungen zum Thema Baudenkmalpflege statt. Zweimal jährlich bieten die Tage der offenen Kartause Einblick in traditionelle Handwerkstechniken und moderne Methoden der Res-taurierung mit Kalkbrennen, Schaurestaurierungen undWorkshops für HandwerkerInnen. ■

Römischer Gesichtshelm, Raritätenkabinett des Stiftes Herzogenburg (Niederösterreich)

So genannter Spitz-Wagen der Firma Gräf & Stift von 1904 (Privatbesitz)

Kreuzganghof in der Kartause Mauerbach (Niederösterreich)

Ausstellung ›Zeitfenster‹ (2011), Kartause Mauerbach (Niederösterreich)

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Workshop mit Kindern in der Kartause Mauerbach (Niederösterreich)

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Kunstauktionen

Um zu verhindern, dass ErwerberInnen erst nach Ersteigerung von Kunstwerken/Kulturgütern mit einem Ausfuhrverbot konfrontiert sind, werden die zum Kauf angebotenen Werke bei inländischen Auktions häusern schon vor der Versteigerung fachlich überprüft. Die meisten Unterschutzstellungen von beweglichen Denk-malen werden in diesem Zusammenhang einge leitet. Der Großteil der angebotenen Werke wird allerdings zur Ausfuhr freigegeben.

Die Forschung ist die Grundlage, auf der jedes Han-deln der Denkmalpflege basiert. Nur wer ein Denkmal kennt, seine Geschichte und Funktion in Gegenwart und Vergangenheit begreift, kann es bewerten und adäquat damit umgehen, es fachgerecht instandsetzen und res-taurieren, damit es auch den nächsten Generationen so lange wie möglich authentisch überliefert werden kann.

Die Basis: Denkmalforschung

Von der schöpferischen zur modernen Denkmalpflege

Die Erforschung der Denkmale spielt daher von jeher eine zentrale Rolle in der Tätigkeit der Denkmalpflege – ganz besonders gilt das für die Zeit, als es noch kein Denkmalschutzgesetz gab. Während im 19. Jahrhundert zur Zeit des Historismus die so genannte schöpferische Denkmalpflege praktiziert wurde, die das Vorgefun-dene oft ergänzte oder »verbesserte«, fand in Öster-reich um 1900 mit Alois Riegl ein Paradigmenwechsel hin zur modernen Denkmalpflege statt. Riegls Schrift »Wesen und Entstehung des modernen Denkmalkultus« gilt bis heute als wegweisende theoretische Grundlage dieser modernen Sichtweise, die Georg Dehio ziemlich zur selben Zeit mit der Formel »Konservieren, nicht res-taurieren« auf den Punkt bringt. Alois Riegl spricht vom Alterswert, den Spuren, die die Zeit auf den Denkmalen hinterlassen hat, die die Authentizität der Denkmale aus-machen. Gleichzeitig fasst er den Denkmalbegriff sehr weit. Bei ihm kann jedes beschriebene Stück Papier zum Kunstwerk werden, wenn es seine Epoche authentisch widerspiegelt. Im Vorwort der ersten Kunsttopographie von 1907 nimmt Max Dvořák Riegls Gedanken auf und erläutert auch die Bedeutung des Siedlungsgefüges und der Kulturlandschaft. →

Bibliothek des BDA (Fachliteratur zur Glasmalerei)

Richtlinienverfahren

Eine eigene Bestimmung der Europäischen Gemein-schaft regelt die Rückführung von unrechtmäßig aus-geführten Kulturgütern eines Mitgliedstaates. Das BDA unterstützt die Behörden beim Aufspüren und der Iden-tifikation solcher Kunstgegenstände, wobei in vielen Fällen die Gerichte über die Rückgabe zu entscheiden haben. Erfreulicherweise konnte in den letzten Jahren eine beachtliche Anzahl von gestohlenen und illegal aus-geführten Kulturgütern in die Ursprungsländer zurück-geführt werden. ■

Ladenschild vom »Schmeckenden Wurmhof«in der Wiener Wollzeile (Wien-Museum)

Vase, Entwurf Hans Bolek, Ausführung Lötz, 1915

Spätmittelalterlicher Ring aus dem Schatzfund von Wiener Neustadt (Niederösterreich)

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Maria-Theresien-Denkmal, Wien

Page 16: DENKMAL PFLEGE FORSCHUNG SCHUTZ VERMITTLUNG · Turmrestaurierung Herz-Jesu-Kirche, Graz Ein ganz eigenes Kapitel der praktischen Denkmalpflege sind jene historischen Gärten, die

Wiederaufbau und Erweiterung des Bestandes

Einen Bruch gab es in der Nachkriegszeit, in der die Hauptaufgabe der Denkmalpflege im Wiederaufbau lag. Aber dennoch spielten auch hier wichtige theoretische Überlegungen der Jahrhundertwende eine bedeutende Rolle. In den Baualterplänen, die Adalbert Klaar von zahl-reichen österreichischen Städten angelegt hat, wird deut-lich, dass der Fokus der Denkmalpflege nicht nur auf Ein-zeldenkmalen liegen kann, sondern ganze Stadt gefüge erfassen muss.

In den 1970er-Jahren beginnt man sich mit der Ge -schich te der Denkmalpflege näher auseinanderzusetzen und sich wieder intensiver mit der Frage zu beschäfti-gen »Was ist ein Denkmal?« Diese Überlegungen führen schließlich dazu, dass in die Inventarwerke wie etwa den Dehio und die Kunsttopographie immer mehr Objekte Aufnahme finden.

Bauforschung

In letzter Zeit wird die Bauforschung immer wichtiger, um die auf uns gekommenen Objekte genauer zu ana-lysieren. Ein Team aus ArchitektInnen, RestauratorInnen und KunsthistorikerInnen versucht dabei, die Objekte von unterschiedlichsten Perspektiven aus zu beleuchten und zu analysieren. Daneben spielt die Frage, was alles ein Denkmal sein kann und wie man damit umzugehen hat, weiterhin eine brisante Rolle – man denke etwa an die schwierigen Hinterlassenschaften aus der Zeit des National sozialismus. ■

Das BDA gibt zahlreiche Publikationsreihen heraus, die sich an unterschiedliche Zielgruppen wenden. So sind etwa die jährlich erscheinenden Fundberichte aus Öster-reich in erster Linie für ein Fachpublikum bestimmt, das über die archäologischen Funde und die einschlägi-gen Forschungsergebnisse informiert werden soll. Die Material hefte bringen Forschungsergebnisse zu einzelnen Fundkomplexen (etwa einem aus dem 18. Jahrhundert stammenden Keramikfund in Melk) oder Objektkatego-rien (wie etwa den Burgruinen der Steiermark) und sind für eine etwas breitere Öffentlichkeit bestimmt, während die Sonderhefte dieser Reihe bewusst populärwissen-schaftlich ausgerichtet sind und neueste Erkenntnisse (etwa über die Baugeschichte des Wiener Südbahnhofs) allgemein verständlich aufbereitet präsentieren.

Die Publikationen

Wissen über die Baudenkmale ist in der nach dem deutschen Kunsthistoriker Georg Dehio benannten Dehio-Reihe zusammengefasst. In den Büchern, die jeweils ein Bundesland erfassen, finden sich topographisch geordnet unzählige Daten und Fakten zu den einzelnen Bauobjek-ten in komprimierter Form, von der ersten urkundlichen Nennung einer Burg bis zu den Namen der Heiligen auf dem Nebenaltar einer Filialkirche. Noch genauer informie-ren die zu einzelnen Bezirken oder Städten erschienenen Bände der Österreichischen Kunsttopo graphie, in denen zusätzlich zu genauen Inventarisierungen und Beschrei-bungen die historischen Quellen zu den Denkmalobjekten publiziert sind. In der Buchreihe Studien zu Denkmalschutz und Denkmalpflege erscheinen in erster Linie Arbeiten zur Geschichte und Philosophie dieses Faches. →

Freilegung eines gotischen Hochgrabes in der Stiftskirche von Altenburg (Niederösterreich)

2928

Bibliothek des BDA (Bände der Österreichischen Kunsttopographie)

Jupitersymbol am Schweizertor. Die Wiener Hofburg ist Gegenstand eines Forschungsprojektes der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit dem BDA.

Exemplare der Österreichischen Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege

Fundberichte aus Österreich (Band 48/2009)

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Vor kurzem hat das BDA unter dem Titel Fokus Denk-mal ein neues Publikationsformat gestartet. Anlass-bezogen, etwa nach abgeschlossenen Restaurierungen, werden Einzeldenkmale oder Objektgruppen in anspre-chend gestalteten, reich illustrierten Bänden präsen-tiert. Das Denkmal und seine Restaurierung werden dabei aus unterschiedlichen Perspektiven (Geschichte, Kunst geschichte, Restaurierwissenschaft) beleuchtet. So soll gezeigt werden, wie viele wertvolle Informatio-nen in einem Denkmal stecken, wenn es nur richtig zum Sprechen gebracht wird und wie viel Sorgfalt und Fach-wissen für Instandhaltungs- und Restaurierungsmaßnah-men notwendig sind, da diese immer individuell auf die Erfordernisse des einzelnen Objekts abgestimmt werden müssen. Im Rahmen eines internationalen Forschungs-vorhabens zur Erfassung und Erhaltung der besonders gefährdeten Kunstgattung der mittelalterlichen Glas-malereien (Corpus Vitrearum Medii Aevi, CVMA) gibt das BDA gemeinsam mit der Österreichischen Aka-demie der Wissenschaften reich ausgestattete Bände heraus, die den Bestand der etwa 3500 in Österreich erhaltenen mittelalterlichen Glasgemälde präsentieren.

Vermittlung ist eine Kernaufgabe des BDA. Ziel ist es, Interesse für Denkmalschutz und Denkmalpflege zu wecken und die Öffentlichkeit für die Bedeutung unse-res kulturellen Erbes zu sensibilisieren. Die in praktischer Arbeit und Pflege erworbenen einzigartigen Kenntnisse der DenkmalpflegerInnen des BDA werden für ein breites Publikum aufbereitet und publiziert.

Die Website www.bda.at bietet neben aktuellen Themen einen Überblick über den österreichischen Denkmal-bestand und vielfältige Informationen sowie Formulare im Sinne einer bürgernahen Servicestelle.

Die Öffentlichkeitsarbeit im BDA

Diverse Folder, Broschüren und das Magazin Denkmal heute, das in Kooperation mit der Österreichischen Gesell-schaft der Denkmalfreunde erscheint, richten sich an eine breite Öffentlichkeit und informieren über laufende Res-taurierungen und Instandsetzungsvorhaben. Hintergrund-geschichten erzählen von Menschen und den Denkmalen, in denen sie leben, arbeiten oder ihre Freizeit verbringen und machen deutlich, dass Denkmale ein wertvoller Teil unserer Lebenswelt sind. →

Für besondere Verdienste um den österreichischen Denkmalschutz verliehene Medaille

Tag des Denkmals, Führung im Schloss Hetzendorf, Wien

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Oben: Tag des Denkmals, Führung im Wiener Burgtheater

Die seit 1947 erscheinende Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege (ÖZKD) informiert in erster Linie über bau- und kunsthistorische Forschungsergeb-nisse, die vielfach durch denkmalpflegerische Eingriffe gewonnen werden, enthält aber auch Stellungnahmen zu allgemeinen Fragen der Denkmalerhaltung. Die ÖZKD ist die einzige regelmäßig erscheinende Fachzeitschrift in Österreich, die auch den Nachbardisziplinen Gelegenheit bietet, ihre Beiträge zu Denkmalprojekten zu publizieren. Mit dem jungen Medium des Magazins Denkmal heute soll gezeigt werden, wie anregend und spannend Denk-malpflege sein kann – und was für vielfältige, prächtige, den Geist anregende und alle Sinne ansprechende Ergeb-nisse sie erzielt. ■

Das

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ISBN 978-3-85028-544-5

Das Keckmann-Epitaph

in Stein und Gips

Das Keckmann-Epitaph in Stein und Gips

Original und Kopie

2

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Bernd Euler-Rolle (Hrsg.)

Die Reihe FOKUS DENKMAL präsentiert bedeutende Kunst-

und Geschichtsdenkmale nach ihrer Konservierung und Restau-

rierung und macht auf die Herausforderungen der Denkmalpflege

aufmerksam. Die Ergebnisse einer Restaurierung erschließen

neue Dimensionen eines Objekts, die es noch inter essanter und

spannender machen. Die Einheit von Erforschung und Erhaltung

gehört zum Kern des denkmalpflegerischen Auftrags, denn

das Verständnis der Kunstwerke und Baudenkmale führt zur

Wertschätzung, An erkennung und Teil habe in der Öffentlichkeit.

Das wiederum ist die Grundlage für das Einverständnis über die

Bewahrung und für das notwendige Engagement bei der Erhal-

tung des kulturellen Erbes.

Das Keckmann-Epitaph in St. Stephan in Wien aus der Zeit

um 1512 gehört zu den interessantesten Grabdenkmälern im Dom.

Mit der szenischen Darstellung der Martinsmesse zeigt es ein ganz

ungewöhnliches Bildmotiv, das mit einer erstaunlichen erzähle-

rischen Kraft und viel Liebe zum Detail geschildert wird. Form

und Ausdruck pendeln zwischen Spätgotik und Frührenaissance

und verraten etwas über die Souveränität einer Bildhauerwerk-

statt, welche mit den verschiedenen Spielarten der Stile jener

Zeit umzugehen versteht. Die Konservierung und Restaurierung

haben eine Reihe spannender Fragen aufgeworfen, die sich um

den Entstehungsprozess und um das ursprüngliche Erscheinungs-

bild drehen. Diese Fragen gelten insbesondere den Hinterlassen-

schaften der farbigen Oberflächenfassungen am Stein, den man

heute in hohem Maße als steinsichtig zu sehen gewohnt ist. Die

konservatorische Bewahrung und wissenschaftliche Erschließung

der – jetzt noch fassbaren – ungeheuer feinen und mannigfaltigen

Farbgestaltungen an einem Steinbildwerk eröffnen einen kleinen

Kosmos an kultureller Vielfalt, welcher die überlieferten Bildhauer-

arbeiten des ausgehenden Mittelalters nochmals attraktiver macht.

Eine erhalten gebliebene Gipsabformung aus dem Jahre 1875 in

der Glyptothek der Akademie der bildenden Künste in Wien bildet

ein frühes Zeugnis für die hohe Wertschätzung des Keckmann-

Epitaphs im Zuge der Wiederentdeckung der mittelalterlichen

Kunst im 19. Jahrhundert. Auch sie ist Gegenstand dieses Bandes.

Original und Kopie

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Das Keckmann-Epitaph

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Bernd Euler-Rolle (Hrsg.)

Die Reihe FOKUS DENKMAL präsentiert bedeutende Kunst-

und Geschichtsdenkmale nach ihrer Konservierung und Restau-

rierung und macht auf die Herausforderungen der Denkmalpflege

aufmerksam. Die Ergebnisse einer Restaurierung erschließen

neue Dimensionen eines Objekts, die es noch inter essanter und

spannender machen. Die Einheit von Erforschung und Erhaltung

gehört zum Kern des denkmalpflegerischen Auftrags, denn

das Verständnis der Kunstwerke und Baudenkmale führt zur

Wertschätzung, An erkennung und Teil habe in der Öffentlichkeit.

Das wiederum ist die Grundlage für das Einverständnis über die

Bewahrung und für das notwendige Engagement bei der Erhal-

tung des kulturellen Erbes.

Das Keckmann-Epitaph in St. Stephan in Wien aus der Zeit

um 1512 gehört zu den interessantesten Grabdenkmälern im Dom.

Mit der szenischen Darstellung der Martinsmesse zeigt es ein ganz

ungewöhnliches Bildmotiv, das mit einer erstaunlichen erzähle-

rischen Kraft und viel Liebe zum Detail geschildert wird. Form

und Ausdruck pendeln zwischen Spätgotik und Frührenaissance

und verraten etwas über die Souveränität einer Bildhauerwerk-

statt, welche mit den verschiedenen Spielarten der Stile jener

Zeit umzugehen versteht. Die Konservierung und Restaurierung

haben eine Reihe spannender Fragen aufgeworfen, die sich um

den Entstehungsprozess und um das ursprüngliche Erscheinungs-

bild drehen. Diese Fragen gelten insbesondere den Hinterlassen-

schaften der farbigen Oberflächenfassungen am Stein, den man

heute in hohem Maße als steinsichtig zu sehen gewohnt ist. Die

konservatorische Bewahrung und wissenschaftliche Erschließung

der – jetzt noch fassbaren – ungeheuer feinen und mannigfaltigen

Farbgestaltungen an einem Steinbildwerk eröffnen einen kleinen

Kosmos an kultureller Vielfalt, welcher die überlieferten Bildhauer-

arbeiten des ausgehenden Mittelalters nochmals attraktiver macht.

Eine erhalten gebliebene Gipsabformung aus dem Jahre 1875 in

der Glyptothek der Akademie der bildenden Künste in Wien bildet

ein frühes Zeugnis für die hohe Wertschätzung des Keckmann-

Epitaphs im Zuge der Wiederentdeckung der mittelalterlichen

Kunst im 19. Jahrhundert. Auch sie ist Gegenstand dieses Bandes.

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Das Keckmann-Epitaph in Stein und Gips

Das Keckmann-Epitaph in Stein und Gips

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Bernd Euler-Rolle (Hrsg.)

Die Reihe FOKUS DENKMAL präsentiert bedeutende Kunst- und Geschichtsdenkmale nach ihrer Konservierung und Restau-rierung und macht auf die Herausforderungen der Denkmalpflege aufmerksam. Die Ergebnisse einer Restaurierung erschließen neue Dimensionen eines Objekts, die es noch inter essanter und spannender machen. Die Einheit von Erforschung und Erhaltung gehört zum Kern des denkmalpflegerischen Auftrags, denn das Verständnis der Kunstwerke und Baudenkmale führt zur Wertschätzung, An erkennung und Teil habe in der Öffentlichkeit. Das wiederum ist die Grundlage für das Einverständnis über die Bewahrung und für das notwendige Engagement bei der Erhal-tung des kulturellen Erbes.

Das Keckmann-Epitaph in St. Stephan in Wien aus der Zeit um 1512 gehört zu den interessantesten Grabdenkmälern im Dom. Mit der szenischen Darstellung der Martinsmesse zeigt es ein ganz ungewöhnliches Bildmotiv, das mit einer erstaunlichen erzähle-rischen Kraft und viel Liebe zum Detail geschildert wird. Form und Ausdruck pendeln zwischen Spätgotik und Frührenaissance und verraten etwas über die Souveränität einer Bildhauerwerk-statt, welche mit den verschiedenen Spielarten der Stile jener Zeit umzugehen versteht. Die Konservierung und Restaurierung haben eine Reihe spannender Fragen aufgeworfen, die sich um den Entstehungsprozess und um das ursprüngliche Erscheinungs-bild drehen. Diese Fragen gelten insbesondere den Hinterlassen-schaften der farbigen Oberflächenfassungen am Stein, den man heute in hohem Maße als steinsichtig zu sehen gewohnt ist. Die konservatorische Bewahrung und wissenschaftliche Erschließung der – jetzt noch fassbaren – ungeheuer feinen und mannigfaltigen Farbgestaltungen an einem Steinbildwerk eröffnen einen kleinen Kosmos an kultureller Vielfalt, welcher die überlieferten Bildhauer-arbeiten des ausgehenden Mittelalters nochmals attraktiver macht. Eine erhalten gebliebene Gipsabformung aus dem Jahre 1875 in der Glyptothek der Akademie der bildenden Künste in Wien bildet ein frühes Zeugnis für die hohe Wertschätzung des Keckmann-Epitaphs im Zuge der Wiederentdeckung der mittelalterlichen Kunst im 19. Jahrhundert. Auch sie ist Gegenstand dieses Bandes.

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Fokus Denkmal (Band 2), Publikation zum Keckmann Epitaph im Stephansdom

Denkmal heute (Heft 2/2013)

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Das Kulturvermittlungsprogramm LERNORT DENK-MAL lädt bundesweit Kindergärten, Schulen und andere Bildungseinrichtungen ein, sich aktiv mit Denkmalen zu befassen. Projekte, Workshops und Spezialführun-gen wecken in Kindern und Jugendlichen die Denkmal-pflegerInnen von morgen und sind unter www.lernort denkmal.at dokumentiert.

Die Planung und Organisation von Veranstaltungen finden ihren Höhepunkt im Tag des Denkmals, der im Rahmen der European Heritage Days traditionell am letzten Sonntag im September stattfindet. Gemeinsam mit Partnerorganisationen und engagierten Eigentüme-rInnen präsentieren die MitarbeiterInnen des BDA die Arbeit der praktischen Denkmalpflege den mittler-weile über 70.000 begeisterten BesucherIinnen. Pro-gramm und weitere Informationen finden Sie unter www.tagdesdenkmals.at. ■

LERNORT DENKMAL: Workshop in einer Schule

Tag des Denkmals, Führung durch den Dachboden der Wiener Hofburg

ISBN 978-3-901858-09-3

Für den Inhalt verantwortlichBundesdenkmalamt Hofburg, Säulenstiege 1010 Wienwww.bda.at

Idee und Konzept Andreas Lehne

Redaktion Andrea Böhm, Renate Holzschuh-Hofer, Andreas Lehne, Paul Mahringer, Gabriele Roithner

Grafische Gestaltung LABSAL — www.labsal.at

DruckSamson Druck/Salzburg, www.samsondruck.atGedruckt nach der Richtlinie »Druckerzeugnisse« des Österreichischen Umweltzeichens, UW-Nr. 837

2. aktualisierte Auflage, Wien 2014

Impressum

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AbbildungsnachweisS. 12: Turmrestaurierung Herz-Jesu-Kirche Graz © Büro ZechnerS. 16: Goldschatz vom Arikogel © P. KolbS. 17: Amphitheater von Carnuntum © F. HumerS. 18: Unterwasseraufnahme © V. JansaS. 21: Portrait Kaiserin Elisabeth – vor Restaurierung © G. HolzschuhS. 25: Gräf & Stift – Auto © Dorotheum SalzburgS. 26: Ladenschild Schmeckender Wurm © Dorotheum WienS. 26: Lötz-Vase © Dorotheum Wien

Umschlag Rückseite, links unten: Wikimedia Commons © Michael Kranewitter, Lizenz CC BY 3.0

Alle anderen Aufnahmen © BDA

Umschlag Vorderseite rechts oben: Glasgemälde hl. Leopold, Stift Heiligenkreuz (Niederösterreich)rechts unten: Detail vom Stiegenhaus des ehemaligen Hoffmann-La Roche-Gebäudes (heute Hotel Daniel), Wien 3links unten: Gemäldeatelier in den Werkstätten des BDA im Wiener Arsenal

Umschlag Rückseitelinks oben: Generator, Kraftwerk Steyrdurchbruch (Oberösterreich)rechts oben: LERNORT DENKMAL: Workshop in einer Schulelinks unten: Oberstaller-Alm in Innervillgraten (Tirol)

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Schutz und Pflege des gemeinsamen kultu-rellen Erbes sind ein gesellschaftliches Anliegen, zu dem jede/r Einzelne einen Beitrag leisten kann. Wer immer sich um ein ihm anvertrautes historisches Objekt kümmert, sei es ein altes Bauwerk, ein altes Buch oder ein altes Möbel-stück, ist DenkmalpflegerIn. Als Behörde und als Fachinstitution will das BDA die Menschen bei der Pflege unseres Erbes unterstützen und auf breiter Basis Überzeugungsarbeit für diese Auf-gabe leisten. Reichtum und Vielfalt des Denk-malbestandes können nur durch das Zusammen-wirken Aller für die Zukunft gesichert werden.