der landatlas. hintergründe, stand und€¦ · warum ein monitoring ländliche räume? ... zu...

46
0 Der Landatlas. Hintergründe, Stand und weitere Ausbaupläne für ein Monitoring ländlicher Räume in Deutschland Dr. Annett Steinführer, Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig Grafik: S. Neumeier

Upload: others

Post on 25-Jul-2020

2 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

0

Der Landatlas. Hintergründe, Stand und weitere Ausbaupläne für ein Monitoring ländlicher Räume in DeutschlandDr. Annett Steinführer, Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig

Gra

fik:

S. N

eum

eier

Page 2: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

Seite 1

Warum ein Monitoring Ländliche Räume?

=> Wissensdefizite abbauen

(groß)städtischer Wissensvorsprung (1): Daten der amtlichen Statistik

(groß)städtischer Wissensvorsprung (2): Befragungsdaten (z. B. Kommunale Bevölkerungsumfragen, Bürgerpanels)

Städtevergleiche möglich (Deutschland, EU – z.B. Urban Audit)

Quelle: eigener Entwurf

Page 3: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

Seite 2

Warum ein Monitoring Ländliche Räume?

=> Informationen bündeln und Diskussion versachlichen

fehlendes Wissen über ländliche Räume und verbreitete stereotype Bilder („strukturschwache periphere Räume“)

nur begrenzte Möglichkeiten für bundes-weite Vergleiche unterschiedlicher Typen ländlicher Räume

fehlend: nutzerfreundliches, bundesweite und kleinräumige Daten aufbereitendes Informationsinstrument

Quelle: eigener Entwurf

Page 4: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

Abgrenzung und Typisierung ländlicher Räume

Darstellung gesellschaftlich relevanter Situationen und Entwicklungen der Lebensbedingungen der Bevölkerung

=> Landatlas

Wahrnehmung und Bewertung der Lebens-bedingungen in ländlichen Räumen durch die Bevölkerung

=> Standardisierte Befragungen

Monitoring Ländliche Räume

Erre

ich

bar

keit

s-m

od

ell

Quelle: eigener Entwurf

Page 5: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

4

Neuabgrenzung und Typisierung ländlicher Räume („Thünen-Typisierung“): Grundsätze und Ziele

• Abbildung der Merkmale, die in der theoretischen Diskussion mit ländlichen Räumen verbunden werden,

• Abgrenzung ländlicher Räume von übrigen Räumen und weitere Differenzierung ländlicher Räume,

• Abbildung wissenschaftlicher Kategorien, die für die sozioökonomische Analyse ländlicher Räume relevant sind,

• Nutzung einheitlicher Kriterien für ganz Deutschland,

• Beschränkung auf wenige Typen, um übersichtlich zu bleiben und sie für Befragungen nutzen zu können,

• Orientierung an administrativen Grenzen, um sie mit statistischen Daten verknüpfen zu können (für ökonomische Daten Kreise bzw. Kreisregionen),

• gewisse zeitliche Stabilität, um verschiedene Zeitpunkte miteinander vergleichen zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen

Quelle: Küpper 2016

Page 6: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

5

Abgrenzung ländlicher Räume und Typisierung=> 2 Dimensionen

1. Dimension Ländlichkeit: Abgrenzung ländlicher von nicht-ländlichen Räumen und interne Differenzierung zweier Typen ländlicher Räume=> räumliche Ebene: Gemeindeverbände/Verbandsgemeinden (aggregierbar auf Kreisregionsebene)

2. Dimension sozioökonomische Lage: Betrachtung verschiedener ökono-mischer, demographischer, sozialer Indikatoren nur der ländlichen Räume => räumliche Ebene: Kreisregionen

=> Typisierung ländlicher Räume (4 Typen nach Ländlichkeit undsozioökonomischer Lage)

Page 7: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

6

Thünen-Typisierung: Indikatoren im Faktor Ländlichkeit

• Siedlungsdichte (Einwohner je km² Siedlungs-und Verkehrsfläche) 2013

• Anteil der Ein- und Zweifamilienhäuser an den Wohngebäuden 2013

• Anteil land- und forstwirtschaftlicher Fläche 2013

• Regionales Bevölkerungspotenzial (Summe der Bevölkerung im 50-km-Radius bei linear mit der Distanz abnehmender Gewichtung) [2016]

• Oberzentrenerreichbarkeit (Summe der Zentrengröße der nächsten 5 Zentren bei linear mit der Distanz abnehmender Gewichtung) [2016]

• [außerdem geprüft: Bevölkerungsdichte]

Berechnung: Patrick Küpper; Kartographie: Torsten Osigus

Page 8: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

7

„Ländlichkeit“ auf Gemeindeebene

Berechnung: Patrick Küpper; Kartographie: Torsten Osigus

Page 9: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

8

„Ländlichkeit“ auf Kreisregionsebene

Berechnung: Patrick Küpper; Kartographie: Torsten Osigus

Page 10: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

9

Typen ländlicher Räume nach Dimension „Ländlichkeit“ auf Kreisregionsebene

Berechnung: Patrick Küpper; Kartographie: Torsten Osigus

Page 11: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

10

Thünen-Typisierung: Indikatoren im Faktor sozio-ökonomische Lage (nur für die 267 ländlichen Kreisregionen berechnet)

• gemittelte kommunale Steuereinnahmen 2011, 2012 und 2013

• gemittelte Bruttolöhne und Gehälter 2010, 2011 und 2012

• gemittelte Quote der Schulabgänger ohne Abschluss 2011, 2012 und 2013

• Medianeinkommen aus der Steuerstatistik 2010

• gemittelte Arbeitslosenquote 2011, 2012 und 2013

• Wohnungsleerstandsquote 2011

• gemittelte Wanderungssalden 18- bis 29-Jährige 2011, 2012 und 2013

• Lebenserwartung von männlichen und weiblichen Neugeborenen 2011/2012/2013

• außerdem geprüft: Arbeitsangebot (Arbeitsvolumen je Erwerbsfähige von 15-64J), gemittelter Anteil in Grundsicherung im Alter für die Jahre 2011, 2012 und 2013, Anteil Personen in Mindestsicherung an der gesamten Bevölkerung 2013)

Page 12: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

11

„Sozioökonomische Lage“ auf Kreisregionsebene

Berechnung: Patrick Küpper; Kartographie: Torsten Osigus

Page 13: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

12

Typen ländlicher Räume nach Dimension „Soziökonomische Lage“ auf Kreisregionsebene

Berechnung: Patrick Küpper; Kartographie: Torsten Osigus

Page 14: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

13

4 Typen ländlicher Kreisregionen (Dimensionen Ländlichkeit und Sozioökonomische Lage; Hauptkomponentenanalyse)

Berechnung: Patrick Küpper, Darstellung: Torsten Osigus

Page 15: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

14

Typisierung ländlicher KreiseBeispiel 1: Baden-Württemberg

Berechnung: Patrick Küpper, Darstellung: Torsten Osigus

Page 16: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

15

Typisierung ländlicher Kreise Beispiel 2: Sachsen-Anhalt

Berechnung: Patrick Küpper, Darstellung: Torsten Osigus

Page 17: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

16

Typen ländlicher Räume anhand der Dimensionen Ländlichkeit und Sozioökonomische Lage

Quelle: Küpper 2016

Page 18: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

17

Abgrenzung und Typisierung ländlicher Räume

Darstellung gesellschaftlich relevanter Situationen und Entwicklungen der Lebensbedingungen der Bevölkerung

=> Landatlas

Wahrnehmung und Bewertung der Lebens-bedingungen in ländlichen Räumen durch die Bevölkerung

=> Standardisierte Befragungen

Monitoring Ländliche Räume

Erre

ich

bar

keit

s-m

od

ell

Quelle: eigener Entwurf

Page 19: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

18

Der Landatlas

• Kernstück des Monitorings –Version 1.0 seit 11/2016 online

• Datengrundlagen: vor allem Laufende Raumbeobachtung des BBSR (INKAR) und Thünen-Erreichbarkeitsmodell (Neumeier 2015 und 2016)

• Neuabgrenzung ländlicher Räume (Küpper 2016)

• aktuell: 52 Indikatoren aus 9 Bereichen; noch v.a. Zeitpunktdaten und auf Kreis-(regions)-Ebene

• Ziel: wirkliches Monitoring-Instrument

=> www.landatlas.de

Page 20: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

19

Landatlas 1.0: Nutzung und Funktionalitäten

• nutzerorientiert: einfache Bedienung und klar strukturiert

• interaktiv

• online verfügbar auf verschiedenen Endgeräten Desktop (Firefox, Safari, Chrome,

Internet Explorer ab IE8) mobil / Tablet (Android, iOS)

• kurze Ladezeiten

• Navigationsleiste, Umschalten zwischen Ebenen, Suchfunktion, Zoom, Popup mit Daten

Page 21: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

20

Beispiel-karte

Grundsicherung im Alter

= ein Indikator für das öffentlich heftig diskutierte Thema Alters-armut:

• Stadt-Land-sowie

• Ost-West-Unterschiede

Page 22: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

21

Abgrenzung und Typisierung ländlicher Räume

Darstellung gesellschaftlich relevanter Situationen und Entwicklungen der Lebensbedingungen der Bevölkerung

=> Landatlas

Wahrnehmung und Bewertung der Lebens-bedingungen in ländlichen Räumen durch die Bevölkerung

=> Standardisierte Befragungen

Monitoring Ländliche Räume

Erre

ich

bar

keit

s-m

od

ell

Quelle: eigener Entwurf

Page 23: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

22

Erreichbarkeitsindikatoren im Landatlas 1.0

Hausärzte

Fachärzte

Zahnärzte

Apotheken

Pflegedienste

Lebensmittelgeschäfte

Tankstellen

große Zentren

Darstellung (vorläufig) beschränkt auf Kreisebene

Page 24: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

23

Erreichbarkeitsberechnung: Methodik

Luftliniendistanz

• Hinreichend genau in Städten• Unzuverlässig in ländlichen Räumen

Gemeinde-/Landkreisdurchschnitt

• Keine intraregionalen Unterschiede• Modifieable Areal Unit Problem (MAUP)

Rasteransatz

• Referenzraster: „EWZ250“ des BBSR; Rastergröße 250 m; Disaggregierte Bevölkerungsdaten Stand 2011• Verkehrsnetz: OpenStreetMap• Verkehrsträger: PKW und Fuß• Berechnungsmethode: Shortest-Path-Algorithmus, Open Source Routing Machine• Ergebnis: Straßenentfernung; seit 2017 auch Fahrzeiten anhand von Geschwindigkeitsprofilen

Quelle: Stefan Neumeier

Page 25: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

24

Beispielkarte: Erreichbarkeit von Hausärzten

Page 26: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

25

Landatlas 2.0 (Beispiel: neuer Indikator „Erreichbarkeit von Grundschulen“)

erweitert um neue Indikatoren

Darstellung auf Kreis- und (so verfügbar) Gemeindeebene

Datenaktualisierung (meist 2014)

neue Funktionalitäten (Karten-und Datendownload; druckfähige Exporte von PDF/Bildern) => Nutzeranalysen auch für Typen

bessere Browser-Unterstützung (auch für Internet Explorer)

Kartenerstellung am Server (zuvor: im Browser)

Ziel: bessere Performance

Page 27: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

26

Landatlas 2.0 (Beispiel: neuer Indikator „Erreichbarkeit von Grundschulen“)

Page 28: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

27

Beispielkarte: Betreuungsquote der Kinder im Alter 0 bis <3 Jahre (Stand: 2013)

Page 29: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

28

Beispielkarte: Breitbandversorgung

Datenquelle: BMVI (Stand Mitte 2016)

• als erster Indikator dargestellt auf Kreis- und Gemeinde-verbandsebene sowie mit Möglichkeit des Daten-downloads

Page 30: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

29

Abgrenzung und Typisierung ländlicher Räume

Darstellung gesellschaftlich relevanter Situationen und Entwicklungen der Lebensbedingungen der Bevölkerung

=> Landatlas

Wahrnehmung und Bewertung der Lebens-bedingungen in ländlichen Räumen durch die Bevölkerung

=> Standardisierte Befragungen

Monitoring Ländliche Räume

Erre

ich

bar

keit

s-m

od

ell

Quelle: eigener Entwurf

Page 31: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

30

Mittelfristiges Ziel des Monitorings: Messung der Lebensqualität der Bevölkerung in ländlichen Räumen

Zusammenspiel von objektiven Lebens-bedingungen und subjektivem Wohlbefinden

= „Wohlfahrt [im] doppelten, objektiven wie subjektiven Sinn“ (Zapf und Habich 1996)

Lebensqualität von Menschen mit unterschiedlichen Ansprüchen

bewertet vor dem Hintergrund eigener Vorstellungen eines „guten“ Lebens

Page 32: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

31

=> übergreifender thematischer Schwerpunkt: Vereinbarkeitvon Familienarbeit und Erwerbsleben

Allgemeinbefragung: Lebensqualität der Bevölkerung in unterschiedlichen Typen ländlicher Räume in Deutschland=> weitere Themen: Daseinsvorsorge, Mobilität, Bewertung Wohnumfeld=> n = 1.717 Befragte (Ausschöpfung: 25,6%)

Vertiefungsbefragung: Lebensqualität von Eltern (mit mindestens einem Kind unter 13 Jahren) in ländlichen Räumen=> n = 959 Befragte (Ausschöpfung: 54,5%)

=> gezogen: jeweils 4 Stichproben in Typen ländlicher Räume (zusätzliche Einschränkung: nur Befragte in Gemeinden <50.000 Einwohner)

Für subjektive Dimension der Lebensqualität:

2 Bevölkerungsbefragungen 2016

Page 33: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

32

Warum dieser Schwerpunkt?

=> veränderte Wohnstandort- und Mobilitätsbedürfnisse sowie höherer Bedarf an vor- und außerschulischer Betreuung

plus These von der „Sandwich-Generation“: Familienarbeit im Generationenverhältnis nach unten und gleichzeitig nach oben

Quelle: Destatis(Mikrozensus)

Quellen: Destatis 2016; Kühne 2015

Alter des jüngsten Kindes

<3 J. 3-<6 J. 6-<10 J.

1996 26% 47% 58%

2000 29% 55% 63%

2004 29% 54% 65%

2008 28% 58% 64%

2012 32% 62% 68%

2016 33% 70% 77%

Page 34: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

33

Bevölkerungsbefragung (alle EW ab 18 J.; n=1.717 Befragte):

Vergleich Ältere – Jüngere

*p < 0.10; **p < 0.05; ***p < 0.01 65+(n=448)

18–64 Jahre(n=1,242)

Alle

Haushaltsgröße- 1-Personen-Haushalt***- 2-Personen-Haushalt***

37%56%

16%34%

22%62%

Automobilität- selbst fahrend***- Auto montags bis freitags regelmäßig verfügbar

71%84%

83%89%

80%88%

Soziales Netzwerk- keine Unterstützung durch Personen außerhalb

des Haushalts verfügbar- kein regionales Netzwerk (im Radius 1 h) ***- Regionale Netzwerkgröße (Median)***

6%25%

3.8 [3.4]

6%16%

6.7 [6.0]

6%19%

5.9 [5.3]

Einkommen- Zurechtkommen (arithm. Mittel; 1=schlecht, 6=gut) 4.82 4.62 4.67

Allgemeine Lebenszufriedenheit- arithm. Mittel (1=ganz u. gar unzufrieden, 11=ganz u.

gar zufrieden)***8.17 7.71 7.83

Page 35: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

34

Bevölkerungsbefragung (alle EW ab 18 J.) zur Lebensqualität in ländlichen Räumen 2016 (n=1.717 Befragte)

Quelle: Allgemeinbefragung 2016 (ungewichtete Daten)

Page 36: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

35

Bevölkerungsbefragung (alle EW ab 18 J.) zur Lebensqualität in ländlichen Räumen 2016 (n=1.717 Befragte)

Quelle: Allgemeinbefragung 2016 (gewichtete Daten)

Page 37: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

36

Allgemeinbefragung (n=1.717): Daseinsvorsorge

als eine Dimension von Lebensqualität

Nahräumliches Vorhandensein

Persönliche Nutzung

Erreichbarkeit ohne Auto

Gründe für Nicht-Nutzung

Page 38: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

37

Allgemeinbefragung (n=1.717): Daseinsvorsorge als eine Dimension von Lebensqualität

Quelle: Allgemeinbefragung 2016 (ungewichtete Daten)

Page 39: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

38

Allgemeinbefragung (n=1.717): Daseinsvorsorge

als eine Dimension von Lebensqualität

0

0

8

10

10

11

12

14

17

17

17

21

22

22

24

37

99

0 20 40 60 80 100

Krippe, Kindergarten, Hort, TagesmutterGrundschule

Geldautomat, BankGemeindeverwaltung

Jugendzentrum, Jugendklub o.ä.Beratungsstelle für Familie/Partnerschaft

Postfiliale, PostPunkt o. ä.Altenpflegeheim

weiterführende SchuleHausarzt

mobiler PflegedienstZahnarzt

Supermarkt/DiscounterApotheke

Kinderarztkleiner Laden für Lebensmittel

Geschäfte für Haushaltsgeräte/Möbel o.ä.

Im Umkreis von 10 Kilometern gibt es einige Einrichtungen nicht. Inwieweit wird Ihr Alltag oder der weiterer Haushaltsmitglieder durch [deren] Fehlen erschwert?

(absolute Werte; nur „erschwert“ und „sehr erschwert“; n gesamt = 1717)

Quelle: Allgemeinbefragung 2017 (ungewichtete Daten)

Page 40: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

39

Zum Vergleich: Vertiefungsbefragung (2016)(nur Familien mit mindestens einem Kind <13 Jahren; n=959)

1

4

5

5

5

6

6

15

20

21

28

32

36

68

0 10 20 30 40 50 60 70

Krippe, Kindergarten, Kita, Tagesmutter/-vater

Altenpflegeheim

Grundschule

Zahnarzt

mobiler Pflegedienst

Hausarzt

Apotheke

Hort

Beratungsstelle Ehe/Partnersch./Fam./Erziehung

weiterführende Schule

Jugendzentrum, Jugendklub o.ä.

Familienbildungsstätte o.ä.

Familien-, Eltern-Kind-, Mütterzentrum

Kinderarzt

Im Umkreis von 10 Kilometern gibt es einige Einrichtungen nicht. Inwieweit wird Ihr Alltag oder der weiterer Haushaltsmitglieder durch [deren] Fehlen erschwert? (absolute Werte; nur „erschwert“ und „sehr erschwert“; n gesamt=959)

Quelle: Vertiefungsbefragung 2017 (ungewichtete Daten)

Page 41: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

40

Allgemeinbefragung (n=1.717): Automobilität

als Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe

* Frageformulierung: „Wie oft können Sie als Fahrer/in oder Mitfahrer/in von montags bis freitags über ein Auto verfügen?“ => jederzeit/häufig (Auto-Mobile) vs. gelegentlich/gar nicht (Nicht/kaum Auto-Mobile)

Auto-Mobile*(n=1.491)

Nicht-/kaum Auto-Mobile* (n=226)

Durchschnittsalter 51,7 Jahre 49,3 Jahre

65 bis 74 Jahre 13,1 % 9,8 %

75 Jahre und älter 12,4 % 17,8 %

Ohne aktivierbares soziales Netzwerk in der Nähe 19,5 % 20,1 %

Schlechtes Zurechtkommenmit Haushaltseinkünften 10,3 % 25,7 %

Alleinlebende 16,2 % 40,9 %

Raumtyp eher ländlich, sozioökonomische Lage gut 27,5 % 20,6 %

Raumtyp eher ländlich, sozioökonom. Lage weniger gut 22,3 % 31,1 %

Quelle: Allgemeinbefragung 2016 (gewichtete Daten)

Page 42: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

41

Vertiefungsbefragung (nur Familien mit mindestens einem Kind

<13 Jahren; n=959): Betreuungsformen und -personen

3.8

5

6.2

10.6

10.9

13.8

48.4

55.9

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

bezahlte/r Helfer/in (Kindermädchen, Au-pair)

Tagesmutter/-vater

sonstige Personen

Geschwister des Kindes

unbezahlte/r Helfer/in (Nachbarn, Freunde)

ausschl. Befragte/r (+ and. Elternteil/Partner)

Großeltern

Krippe, Kindergarten o. Kindertagesstätte

Betreuungsformen und -personen für jüngstes (nicht schulpflichtiges) Kind (n=578; Mehrfachnennungen)

1.1

2

6.1

8.5

15.2

28.9

31.1

38.4

39.2

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Tagesmutter/-vater

bezahlte/r Helfer/in (Kindermädchen, Au-pair)

sonstige Personen

unbezahlte/r Helfer/in (Nachbarn, Freunde)

Geschwister des Kindes

Hort oder ähnliche außerschulische Einrichtung

Kind kann alleine zuhause sein

Großeltern

ausschl. Befragte/r (+ and. Elternteil/Partner)

Betreuungsformen und -personen für jüngstes schulpflichtiges Kind (n=657; Mehrfachnennungen)

Ganztagsbetreuung Schule? (n=657)

27,8% ja65,8% nein(6,4% tnz)

Betreuungsrolle der Großeltern

19% regelmäßig24% regelmäßig und

nach Bedarf57% unregelmäßig,

nach Bedarf

arithm. M.: 6,5 h/Woche Median: 5,0 h/Woche

Quelle: Vertiefungsbefragung 2017 (ungewichtete Daten)

Page 43: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

42

Zusammenfassung

• Vielfalt ländlicher Räume in sozialer, demo-graphischer, ökonomischer und landnutzungs-bezogener Hinsicht abgebildet

• Ländlichkeit als Kontinuum, nicht als Gegensatz zu Stadt verstanden

• getrennte Betrachtung der Dimensionen Länd-lichkeit und Sozioökonomische Lage => „ländlich“ nicht gleichbedeutend mit „strukturschwach“

• mit künftigem Datendownload: zahlreiche weitere Analysemöglichkeiten gegeben

=> Beitrag zur Versachlichung der oft einseitigen Debatte um ländliche Räume und ihre strukturellen Probleme

Page 44: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

43

Typisierung ländlicher Räume und Landatlas: Weitere Anwendungen und Resonanz

• Nutzung im Zweiten Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung der ländlichen Räume 2016

• Bundestag: Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die GRÜNEN zur Bilanz der ländlichen Entwicklungs-politik der Bundesregierung (Juli 2017) => Antworten unter Verschneidung von BBSR-Daten mit Thünen-Typisierung

• Einbindung in Infoportal Zukunft.Land

• mediale Berichterstattung regional + überregional

• Präsentationen: IGW mit Zukunftsforum Ländliche Entwicklung 2017, 19. Münchner Tage für nachhaltiges Landmanagement, Tag der offenen Tür der Bundesregierung 2017, …

Page 45: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

44

Ausblick (1)

Landatlas 2.0

• Erweiterung um weitere inhaltsreiche Indikatoren

in Arbeit: Pendler, Mindestsicherung, Wohnungsfertigstellungen, weitere Erreichbarkeiten (Schulen, Polizei, Schlaganfallzentren, Jobcenter, Autobahn …), Naturschutzflächen

• Erschließung weiterer Datenbestände

• räumliche Verfeinerung (wenn möglich Gemeindeebene)

• Download: Karte/Erläuterungen (PDF), z.T. Daten

Befragung

• Verstetigung im etwa 3-jährlichen Rhythmus wünschenswert (möglichst mit städtischer Vergleichsstichprobe)

Page 46: Der Landatlas. Hintergründe, Stand und€¦ · Warum ein Monitoring Ländliche Räume? ... zu können und die Typisierung nicht permanent anpassen zu müssen Quelle: Küpper 2016

45

Ausblick (2)

• Landatlas 1.0 als erster Überblick => informativ und versachlichend

• Karten: kein bloßes „Abbild“ der Realität

• für viele Themen: neue Fragen – für die Interpretation und weiterführende Forschungen

• dafür auch Wissen um Wahrnehmungen und Einschätzungen der Bevölkerung nötig

• mittelfristiges Ziel: tatsächliches Monitoring = Veränderungen im Zeitverlauf

Grafik: Stefan Neumeier