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DIJ NEWS LETTER ISSN 1433-6685 Mitteilungen aus dem Deutschen Institut für Japanstudien DIJ Newsletter JUNI 2006 1 28 Juni 2006 Inhaltsverzeichnis Titelgeschichte 1 Laufende Forschungsarbeiten 3 DIJ-Veranstaltungen 4 Working Papers 7 Das DIJ im Netz 7 Sonstiges/Ausblick 7 Deutsches Institut für Japanstudien Verantw. Redakteur: Peter Backhaus 3-3-6 Kudan-Minami Chiyoda-ku, Tokyo 102-0074, Japan Tel.: +81-3-3222-5077 Fax: +81-3-3222-5420 E-Mail: [email protected] Homepage: http: www.dijtokyo.org m Herbst 2002 erhielt der Bürger- meister des Suginami-Bezirks in To- kio einen Brief von einem älteren Mitbürger, der sich über den übermä- ßigen Gebrauch von Lehnwörtern im Bezirksmitteilungsblatt beschwerte. Beim Zählen, so schrieb er, wäre er auf nicht weniger als 300 Fremdwörter auf nur acht Seiten gestoßen: akauntabilitī („accountability“) und akushonpuran („action plan“), purezentēshon („presen- tation“) und purototaipu („prototype“), sukīmu („scheme“) und sukiru („skill“) – ob es denn keine japanischen Wörter gäbe, um diese Begrifflichkeiten aus- zudrücken, wollte er wissen. Eben diese Frage war bereits ein- mal im Frühjahr desselben Jahres in einem ganz anderen Kontext gestellt worden. Und zwar von niemand Ge- ringerem als Japans Premierminister Koizumi, der zu diesem Zeitpunkt ge- rade 60 geworden war. Während einer Sitzung zur Steuer- und Wirtschaftspo- litik klagte dieser über die hohe Zahl unverständlicher Lehnwörter, die sei- ne Bürokraten in ihren Reden benutz- ten. Koizumi beanstandete, dass es ihm sehr unwahrscheinlich erschiene, dass die allgemeine Öffentlichkeit Begriffe wie autosōshingu („outsourcing“), bakkuofisu („back office“) und inkyubētā („incubator“) verstehen würde, wenn schon er selbst sich keinen Reim darauf machen könne. Diese beiden Vorfälle bilden so et- was wie den Auftakt zur neusten Epi- sode von Sprachplanung in Japan: zwei über 60-Jährige, die den übermä- ßigen Gebrauch von Lehnwörtern in der Verwaltungssprache kritisieren. Nun sind Beschwerden älterer Men- schen über fremdsprachliche Neolo- gismen natürlich alles andere als neu. Der permanente Zustrom westlicher Lehnwörter, insbesondere aus dem Englischen, hat während des 20. Jahr- hunderts mit schöner Regelmäßigkeit öffentliche Diskussionen über den be- vorstehenden Verfall der japanischen Sprache ausgelöst. Ein zentraler Be- griff in diesem Zusammenhang ist die so genannte „Katakana-Flut“ (katakana no hanran), denn diese Lehnwörter werden üblicherweise in der eckigen Katakana-Schrift wiedergegeben. Neu an der aktuellen Situation ist, dass die Gruppe derjenigen, die sich am meis- ten beschweren – Japans ältere Genera- tionen nämlich – jetzt ganz offensicht- lich genügend demographische Be- deutung erlangt hat, um dieses Pro- blem auf die offizielle Tagesordnung zu bringen. So wurde im Juni 2002 ein Komitee am Nationalen Sprachforschungsinsti- tut (kokuritsu kokugo kenkyūsho) gegrün- det, das den Auftrag hatte, eine Liste schwer verständlicher „Katakana- Wörter“ (katakana kotoba) zu erstellen sowie mögliche Alternativen vorzu- schlagen, um diese auszutauschen. Das „Komitee für Lehnwörter“ (gairai- go iinkai) begann seine Arbeit dann im August 2002 (siehe DIJ Newsletter 19). Zur gleichen Zeit etwa gründete auch die Verwaltung des Suginami Bezirks ein „Untersuchungsteam für leicht verständliche Sprache“ (wakariyasui ko- toba kentō chīmu), das terminologische Alternativen zu komplizierter Amts- Nomenklatur entwickeln sollte, allen voran Katakana-Wörter. Als besonders problematisch wird die starke Zunahme fremdsprachlicher Lehnwörter in solchen lexikalischen Bereichen betrachtet, die unmittelbar die Bedürfnisse älterer Menschen be- treffen: kea („care“), deisābisu („day ser- vice“), infōmudokonsento („informed consent“), nōmaraizēshon („normaliza- tion“), nonsuteppubasu („non-step bus“), medikaruchekku („medical check“) und yunibāserudezain („univer- sal design“) sind einige der neusten Schlüsselbegriffe im öffentlichen Wohlfahrtswesen. Kann man es als selbstverständlich ansehen, dass ältere Menschen diese Ausdrücke auch ver- stehen? Jüngere empirische Untersuchun- gen des Nationalen Sprachforschungs- instituts zeigen, dass es beim Verständ- nis von Katakana-Wörtern eine deutli- che Kluft zwischen den Generationen gibt. Während beispielsweise 76 % aller Befragten den Begriff kea verstehen konnten, wussten lediglich 58 % der über 60-Jährigen etwas damit anzufan- gen. Ähnliche Diskrepanzen ergeben sich auch bei allen anderen der oben genannten Begriffe (vgl. Tabelle 1). Sowohl das „Komitee für Lehn- wörter“ am Nationalen Sprachfor- schungsinstitut als auch das „Untersu- chungsteam für leicht verständliche Sprache“ in Suginami beschäftigen sich seit 2002 eingehend mit der Ent- wicklung alternativer Ausdrücke für diese und viele andere in der Verwal- tung benutzte Katakana-Wörter. Der zusammenfassende Bericht des „Ko- mitees für Lehnwörter“ ist seit kurzem auf der Homepage des Nationalen Sprachforschungsinstituts verfügbar. Er bietet Ersatzbegriffe für insgesamt 176 Katakana-Wörter, von akuseshibiritī („accessibility“) bis zeroemisshon („zero emission“). Der Bericht stellt heraus, dass zwar nicht jeder die Bedeutung der besagten Katakana-Wörter als glei- chermaßen schwer verständlich emp- finden wird, man sich aber insbeson- dere auf die Bedürfnisse der über 60- Jährigen konzentriert habe. In Zusammenarbeit mit dem Nati- onalen Sprachforschungsinstitut hat auch der Bezirk Suginami eine Wort- I Neue Wörter für die Alten von Peter Backhaus

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DIJNEWSLETTER

ISSN 1433-6685

Mitteilungen aus dem Deutschen Institut für Japanstudien

DIJ Newsletter JUNI 2006 1

28

Juni 2006

Inhaltsverzeichnis

Titelgeschichte 1

Laufende Forschungsarbeiten 3

DIJ-Veranstaltungen 4

Working Papers 7

Das DIJ im Netz 7

Sonstiges/Ausblick 7

Deutsches Institut für JapanstudienVerantw. Redakteur: Peter Backhaus3-3-6 Kudan-Minami Chiyoda-ku, Tokyo 102-0074, JapanTel.: +81-3-3222-5077Fax: +81-3-3222-5420E-Mail: [email protected]: http:�www.dijtokyo.org

m Herbst 2002 erhielt der Bürger-meister des Suginami-Bezirks in To-kio einen Brief von einem älteren

Mitbürger, der sich über den übermä-ßigen Gebrauch von Lehnwörtern imBezirksmitteilungsblatt beschwerte.Beim Zählen, so schrieb er, wäre er aufnicht weniger als 300 Fremdwörter aufnur acht Seiten gestoßen: akauntabilitī(„accountability“) und akushonpuran(„action plan“), purezentēshon („presen-tation“) und purototaipu („prototype“),sukīmu („scheme“) und sukiru („skill“)– ob es denn keine japanischen Wörtergäbe, um diese Begrifflichkeiten aus-zudrücken, wollte er wissen.

Eben diese Frage war bereits ein-mal im Frühjahr desselben Jahres ineinem ganz anderen Kontext gestelltworden. Und zwar von niemand Ge-ringerem als Japans PremierministerKoizumi, der zu diesem Zeitpunkt ge-rade 60 geworden war. Während einerSitzung zur Steuer- und Wirtschaftspo-litik klagte dieser über die hohe Zahlunverständlicher Lehnwörter, die sei-ne Bürokraten in ihren Reden benutz-ten. Koizumi beanstandete, dass es ihmsehr unwahrscheinlich erschiene, dassdie allgemeine Öffentlichkeit Begriffewie autosōshingu („outsourcing“),bakkuofisu („back office“) und inkyubētā(„incubator“) verstehen würde, wennschon er selbst sich keinen Reim daraufmachen könne.

Diese beiden Vorfälle bilden so et-was wie den Auftakt zur neusten Epi-sode von Sprachplanung in Japan:zwei über 60-Jährige, die den übermä-ßigen Gebrauch von Lehnwörtern inder Verwaltungssprache kritisieren.Nun sind Beschwerden älterer Men-schen über fremdsprachliche Neolo-gismen natürlich alles andere als neu.Der permanente Zustrom westlicherLehnwörter, insbesondere aus demEnglischen, hat während des 20. Jahr-hunderts mit schöner Regelmäßigkeitöffentliche Diskussionen über den be-vorstehenden Verfall der japanischenSprache ausgelöst. Ein zentraler Be-griff in diesem Zusammenhang ist die

so genannte „Katakana-Flut“ (katakanano hanran), denn diese Lehnwörterwerden üblicherweise in der eckigenKatakana-Schrift wiedergegeben. Neuan der aktuellen Situation ist, dass dieGruppe derjenigen, die sich am meis-ten beschweren – Japans ältere Genera-tionen nämlich – jetzt ganz offensicht-lich genügend demographische Be-deutung erlangt hat, um dieses Pro-blem auf die offizielle Tagesordnungzu bringen.

So wurde im Juni 2002 ein Komiteeam Nationalen Sprachforschungsinsti-tut (kokuritsu kokugo kenkyūsho) gegrün-det, das den Auftrag hatte, eine Listeschwer verständlicher „Katakana-Wörter“ (katakana kotoba) zu erstellensowie mögliche Alternativen vorzu-schlagen, um diese auszutauschen.Das „Komitee für Lehnwörter“ (gairai-go iinkai) begann seine Arbeit dann imAugust 2002 (siehe DIJ Newsletter 19).Zur gleichen Zeit etwa gründete auchdie Verwaltung des Suginami Bezirksein „Untersuchungsteam für leichtverständliche Sprache“ (wakariyasui ko-toba kentō chīmu), das terminologischeAlternativen zu komplizierter Amts-Nomenklatur entwickeln sollte, allenvoran Katakana-Wörter.

Als besonders problematisch wirddie starke Zunahme fremdsprachlicherLehnwörter in solchen lexikalischenBereichen betrachtet, die unmittelbardie Bedürfnisse älterer Menschen be-treffen: kea („care“), deisābisu („day ser-vice“), infōmudokonsento („informedconsent“), nōmaraizēshon („normaliza-tion“), nonsuteppubasu („non-stepbus“), medikaruchekku („medicalcheck“) und yunibāserudezain („univer-sal design“) sind einige der neustenSchlüsselbegriffe im öffentlichenWohlfahrtswesen. Kann man es alsselbstverständlich ansehen, dass ältereMenschen diese Ausdrücke auch ver-stehen?

Jüngere empirische Untersuchun-gen des Nationalen Sprachforschungs-instituts zeigen, dass es beim Verständ-nis von Katakana-Wörtern eine deutli-

che Kluft zwischen den Generationengibt. Während beispielsweise 76 % allerBefragten den Begriff kea verstehenkonnten, wussten lediglich 58 % derüber 60-Jährigen etwas damit anzufan-gen. Ähnliche Diskrepanzen ergebensich auch bei allen anderen der obengenannten Begriffe (vgl. Tabelle 1).

Sowohl das „Komitee für Lehn-wörter“ am Nationalen Sprachfor-schungsinstitut als auch das „Untersu-chungsteam für leicht verständlicheSprache“ in Suginami beschäftigensich seit 2002 eingehend mit der Ent-wicklung alternativer Ausdrücke fürdiese und viele andere in der Verwal-tung benutzte Katakana-Wörter. Derzusammenfassende Bericht des „Ko-mitees für Lehnwörter“ ist seit kurzemauf der Homepage des NationalenSprachforschungsinstituts verfügbar.Er bietet Ersatzbegriffe für insgesamt176 Katakana-Wörter, von akuseshibiritī(„accessibility“) bis zeroemisshon („zeroemission“). Der Bericht stellt heraus,dass zwar nicht jeder die Bedeutungder besagten Katakana-Wörter als glei-chermaßen schwer verständlich emp-finden wird, man sich aber insbeson-dere auf die Bedürfnisse der über 60-Jährigen konzentriert habe.

In Zusammenarbeit mit dem Nati-onalen Sprachforschungsinstitut hatauch der Bezirk Suginami eine Wort-

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Neue Wörter für die Alten von Peter Backhaus

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liste veröffentlicht, die Umschreibun-gen und Ersatzterminologie für über230 Katakana-Begriffe angibt. Die Gou-verneursregierung Tokio wollte danicht hinten anstehen und brachte na-hezu zeitgleich ein internes Handbuchheraus, das dem Gebrauch von Kata-kana-Wörtern in den Veröffentlichun-gen ihres Hauses entgegenwirken soll.

Die Entwicklung von Ersatzbegrif-fen für Katakana-Wörter ist nicht im-mer eine leichte Aufgabe. Am prak-tischsten ist es, wenn neben dem Lehn-wort noch ein einheimischer Begriffmit derselben Bedeutung zur Verfü-gung steht. Kea („care“) zum Beispielkann leicht durch teate oder kaigo aus-getauscht werden, genauso wie dasWort medikaruchekku („medical check“)auf Japanisch nichts anderes als igaku-teki kensa bedeutet. Die Tatsache, dassein Großteil der häufig verwendetenLehnwörter in der Verwaltungsspra-che auf ähnliche Weise ersetzt werdenkann, bestätigt nur die Binsenweisheit,dass Begriffe englischer Herkunft nichtzwangsläufig importiert werden, umlexikalische Lücken zu füllen.

Auch solche Fälle gibt es allerdings:Konzepte wie „informed consent“,„normalization“ oder „universal de-sign“ haben keine japanischen Ent-sprechungen und sind daher nur aus-tauschbar, wenn neue Begriffe an ihrerStelle geprägt werden. So wird „infor-med consent“ als nattoku shinryō („Ein-verständnis-Behandlung“) japanisiert,„normalization“ wird zu tōseika („Le-bensgleichheitsentwicklung“) und„universal design“ umschreibt man alsbanninmuke sekkei („Design für jeder-mann“) (vgl. Tabelle 2). So japanischdiese Begriffe auch erscheinen mögen,sie sind Neologismen, die man vergeb-

lich in jedem bisher veröffentlichtenWörterbuch suchen wird. Daher ist esschwer zu sagen, ob sie von Japans Be-völkerung über 60 leichter verstandenwerden als die aussortierten Katakana-Gegenstücke.

Wie erfolgreich die neuen Initiati-ven letztlich sein werden, hängt weit-gehend von der allgemeinen Akzep-tanz seitens der breiten Öffentlichkeitab. Das Nationale Sprachforschungsin-stitut hat daher nachdrücklich klarge-stellt, dass ihre Liste von Ersatzbegrif-fen kein Neusprech à la Orwell sei,sondern lediglich ein Vorschlag, wiesich die Kommunikation zwischenVerwaltungsorganen und Bürgern ver-bessern ließe. Dennoch betrachten vie-le die Einführung des neuen Vokabu-lars mit Argwohn, erinnert sie doch zu-

mindest teilweise auch an die in gro-ßem Umfang angelegte Ersetzungwestlicher Lehnwörter durch einhei-mische Neologismen in den 1930erund 1940er Jahren – eine Episode derjüngeren japanischen Geschichte also,an die man nicht unbedingt gerne zu-rückdenkt.

Eine weitere Frage ist, in wie weitsich die japanischen Verwaltungen alsbereit erweisen, dieses neue Vokabularauch in der Praxis anzuwenden. In ge-nau dieser Hinsicht kritisierte ein vorkurzem erschienener Artikel in derZeitung Mainichi Shimbun Tokios Gou-verneur Ishihara für die häufige Ver-wendung von Lehnwörtern in seinenReden. Dies würde allen Bestrebungenseiner Behörde, die Benutzung vonLehnwörtern in ihren Publikationen zureduzieren, zuwider laufen. Eine Äu-ßerung Ishiharas zu den von der Gou-verneursregierung verfolgten Strategi-en, für Tokio als Gastgeber künftigerOlympischer Spiele zu werben, wurdeals Beispiel zitiert: „Ich kann Ihnen hiernoch kein Draft (dorafuto) präsentieren,und es gibt auch inländische Competi-tors (kompetitā), aber wir werden einBrainstorming (burēnstōmingu) abhal-ten, sobald Tokio als Repräsentant Ja-pans nominated worden (nominēto sa-reta) ist.“

Ungeachtet der weiteren Entwick-lung sind die aktuellen Initiativen zurReduzierung des Gebrauchs von Lehn-wörtern höchst interessant, vor allemda sie ganz offensichtlich demogra-phisch motiviert sind. Zu einer Zeit, daältere Menschen einen immer größerenAnteil an der japanischen Bevölkerungstellen, kommt auch den linguistischenBedürfnissen dieser Alterskohorte einimmer höherer Grad an Aufmerksam-keit zu. Es ist anzunehmen, dass diese

„Katakana-Wörter“ (Englischer Originalbegriff)

Verständlichkeitsrate

Gesamt 60+

ケア (care)

75.6 % 58.1 %

デイサービス (day service)

77.2 % 73.2 %

インフォームドコンセント (informed consent)

23.3 % 12.7 %

ノーマライゼーション (normalization)

12.2 % 5 %

ノンステップバス (non-step bus)

45.4 % 32.1 %

メディカルチェック (medical check)

52.9 % 31.6 %

ユニバーセルデザイン (universal design)

29.8 % 18.9 %

Tabelle 1: Verständlichkeit von „Katakana-Wörtern“. Quelle: http://www.kokken.go.jp/public/gairaigo/Yoron/index.html

„Katakana-Wörter“ (Englischer Originalbegriff)

Ersatzbegriff

ケア (care)

手当て 介護

デイサービス (day service)

日帰り介護

インフォームドコンセント (informed consent)

納得診療 説明と同意

ノーマライゼーション (normalization)

等生化

ノンステップバス (non-step bus)

無断差バス

メディカルチェック (medical check)

医学的検査

ユニバーセルデザイン (universal design)

万人向け設計

Tabelle 2: „Katakana-Wörter“ und deren Ersatzbegriffe. Quelle: http://www.kokken.go.jp/public/gairaigo/Teian1_4/iikae_teian1_4.pdf

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DIJ Newsletter JUNI 2006 3

Verlagerung des Blickwinkels hin zuMenschen höheren Alters auch Aus-wirkungen darauf haben wird, wieSprachplanung und somit letzten En-des auch Sprachwandel in Japan in denkommenden Jahren ablaufen wird.Das DIJ wird diese Entwicklungenweiter im Auge behalten.

Genannte Literatur:

Mainichi Shimbun (2006): Ishihara chijimo wakaru? Gairaigo iikae, dokuji kijun osakusei [Wird Gouverneur Ishihara esauch verstehen? Entwurf eines unab-hängigen Standards, um Lehnwörterumzuformulieren]. Abendausgabe,5.10.06, S. 10.

Nationales Sprachforschungsinstitut(kokuritsu kokugo kenkyūsho) (2006):Gairaigo iikae teian – Sōshūhen [Vor-schläge zur Rephrasierung von Lehn-wörtern – Zusammenfassender Be-richt]. Tokio: Nationales Sprachfor-schungsinstitut (http://www.kokken.go.jp/public/gairaigo/Teian1_4/iikae_teian1_4.pdf).

Bezirksverwaltung Suginami (2006):Gairaigo yakusho kotoba iikae chō [Hand-buch zur Umformulierung von Lehn-wörtern in der Amtssprache]. Tokio:Gyōsei.

Arbeitsmigration nach Japan

Kann Arbeitsmigration nach Japaneine Gegenmaßnahme zum demogra-phisch bedingten Rückgang der Er-werbsbevölkerung sein? Diese Fragewird von Ministerien, Wirtschaftsver-bänden, der Zivilgesellschaft und voninternationalen Organisationen kon-trovers diskutiert. Im Zentrum des Dis-kurses steht die Frage nach einer Revi-sion der Einwanderungsrichtlinien fürungelernte Arbeitskräfte (tanjun rōdō).Es ist gerade die – bislang de jure nichtvorgesehene – Arbeitsmigration vonungelernten Kräften, die im Zuge desdemographischen Wandels auftreten-de Lücken auf dem Arbeitsmarkt zukompensieren verspricht.

Zwei Fronten, hier exemplarischdargestellt anhand der Positionenzweier Ministerien, lassen sich für denaktuellen Diskurs ausmachen. Das Jus-tizministerium weigert sich strikt, die

Immigrationsrichtlinien für ungelernteArbeitskräfte zu lockern. Vielmehrkommen aus diesem Haus derzeit garVorschläge, die in eine restriktivereRichtung weisen: eine mögliche Ver-schärfung der bislang relativ großzü-gig gehandhabten Einwanderungspra-xis für Nikkeijin (ehemals aus JapanAusgewanderte und deren Nachkom-men), die ein de facto Schlupfloch fürdie Migration ungelernter Arbeitskräf-te nach Japan darstellt. Auch soll mithärteren Strafen gegen undokumen-tierte Arbeitskräfte und deren Arbeit-geber vorgegangen werden.

Im Gegensatz zum Justizministeri-um vertritt das Außenministerium denStandpunkt, dass Arbeitsmigrationnach Japan notwendig sein wird, umeinem Rückgang der Erwerbsbevölke-rung entgegenzuwirken. Entspre-chend steht es z. B. mit den Philippinenund mit Thailand in Verhandlungenüber Economic Partnership Agreements(EPA), die als bilaterale Sonderabkom-men und somit auch ohne langwierigerechtliche Reformen die Migrationniedrig qualifizierter Arbeitskräftenach Japan ermöglichen – wenn auchnur in einem auf spezielle Berufsgrup-pen, etwa Pflegedienstleistungen, undauf die genannten Senderländer be-grenzten Umfang.

Dem demographisch bedingtenRückgang der Erwerbsbevölkerungkann damit nicht entgegen gewirktwerden. Notwendig hierzu wäre, derStudie Replacement Migration: Is it a So-lution to Declining and Ageing Populati-ons? der Vereinten Nationen (2000) fol-gend, Arbeitsmigration nach Japan ingänzlich anderen Größenordnungen:600.000 Einwanderer pro Jahr, wenndie Erwerbsbevölkerung auf dem Ni-veau von 1995 gehalten werden soll,und astronomische zehn Millionen proJahr, wenn das Verhältnis von erwerbs-tätiger und nicht erwerbstätiger Bevöl-kerung konstant gehalten werden soll.Zahlen, die nicht nur vor dem Hinter-grund des aktuellen politischen Dis-kurses in Japan unrealistisch erschei-nen.

Das am DIJ von Gabriele Vogt bear-beitete Forschungsprojekt zum ThemaArbeitsmigration nach Japan verfolgtzwei Fragestellungen: Zunächst wirddiskutiert, welches Modell (falls über-haupt eines) von Arbeitsmigration fürJapan insbesondere vor dem Hinter-grund des demographischen Wandelsdenkbar, d. h. politisch konsensfähig,gesellschaftlich tragbar und wirt-schaftlich sinnvoll, ist. Ferner werdenEinblicke in die Dynamik der Struktu-ren von Interdependenz zwischen den

am Diskurs beteiligten politischen Ak-teuren angestrebt.

Glossar der Bevölkerungswissen-schaften und des demographischenWandels

Florian Coulmas, Claus Harmer undMatthias Koch haben ein dreisprachi-ges „Glossar der Bevölkerungswissen-schaften und des demographischenWandels“ erstellt. Das Glossar ist dasumfangreichste elektronische undkonventionelle Werkzeug auf dem Ge-biet der Bevölkerungswissenschaften.Es erschließt die demographischeFachterminologie in drei Richtungen:Japanisch-Englisch-Deutsch, Englisch-Japanisch-Deutsch, Deutsch-Japa-nisch-Englisch. Es beinhaltet Fachter-mini aus den wichtigsten bevölke-rungswissenschaftlichen Forschungs-bereichen, insbesondere Sozialdemo-graphie/Bevölkerungssoziologie, Be-völkerungsgeographie, politische De-mographie, historische Demographie,medizinische Demographie, Biodemo-graphie, mathematische Demogra-phie/Statistik und Theorie sowie ehermarginal involvierte Bereiche wie Psy-chologie, Rechtswissenschaft, Technik,Religionswissenschaft, Theologie,Sprachwissenschaft und Erziehungs-wissenschaft. Eine weitere Rubrik be-inhaltet Schlag- und Modewörter, diespeziell den japanischen Wortschatzim Zusammenhang mit dem demogra-phischen Wandel bereichert haben.

Das Glossar liegt seit Ende 2005 alsDatenbank vor, die den Wissenschaft-lerinnen und Wissenschaftlern des DIJfür ihre Forschungsarbeit zugänglichist. Die dreisprachige Startseite ermög-licht eine Volltextsuche und Sortierungder Suchergebnisse in allen drei Spra-chen. Im Laufe das Jahres 2006 sollendie Daten des Glossars auch in Buch-form erscheinen. Während sich dasBuch als reines Glossar versteht, ent-hält die Datenbank zusätzlich Felderfür Definitionen, Erläuterungen undLinks zu relevanten Homepages. Dasbedeutet zum Beispiel, dass man imBuch hinter dem deutschen Begriff„Weltbevölkerungsuhr“ den engli-schen Terminus „world populationclock“ und die japanische Entspre-chung sekai jinkō dokei finden kann, inder Datenbank aber außerdem einenLink zu einer Homepage angebotenbekommt, auf der das geschätzteWachstum der Weltbevölkerung inEchtzeit angezeigt wird. Die Daten-bank soll auch in Zukunft weiter aktu-alisiert und verbessert werden.

LAUFENDE FORSCHUNGS-ARBEITEN

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Wissenschaftliches Kolloquium und Symposium

Familienpolitik in der alternden Ge-sellschaft – Ein deutsch-japanischerVergleich (Tokio, 9.–11. März 2006)

Angesichts einer rasch voranschrei-tenden Bevölkerungsalterung inDeutschland und Japan gewinnt dasThema „Familienpolitik“ in beidenLändern zunehmend an Bedeutung. InJapan, das bislang keine eigenständigeund als solche bezeichnete Familienpo-

litik mit einem entsprechenden Minis-terium kennt, hat das Thema spätes-tens mit der Einsetzung von KunikoInoguchi als „Staatsministerin für Ge-burtenrückgang und Geschlechter-gleichstellung“ im Oktober 2005 grö-ßere Aufmerksamkeit auf sich ziehenkönnen.

Die von der Tsukuba Universität,dem Deutschen Institut für Japanstudi-en, dem Japanisch-Deutschen ZentrumBerlin, der Friedrich-Ebert-Stiftungund dem Max-Planck-Institut für aus-ländisches und internationales Sozial-recht organisierte Veranstaltung be-leuchtete das Thema aus historischer,demographischer, gesellschaftlicher,sozialrechtlicher und wirtschaftlicherPerspektive. Im Rahmen eines zweitä-gigen wissenschaftlichen Kolloquiumswurden die verschiedensten Aspekte

der Familienpolitik in beiden Ländernerörtert, die dann am dritten Tag imRahmen eines Symposiums einer brei-teren Öffentlichkeit vorgestellt wur-den.

Die Vorträge und Diskussionenmachten deutlich, dass es neben zahl-reichen Ähnlichkeiten auch prägnanteUnterschiede in den bisher verfolgtenPolitiken beider Länder gibt. Zu denGemeinsamkeiten zählt, dass „Famili-enpolitik“ in Deutschland und Japanvor dem Hintergrund der negativenErfahrungen mit den nationalistischenBevölkerungspolitiken der 1930er und1940er Jahre nach wie vor historischbelastet ist. Während die seit 1968 bis-lang siebenmal erstellten deutschenFamilienberichte, in denen seit den1980er Jahren neben der Kernfamilie

DIJ-VERANSTALTUNGEN

Kuniko Inoguchi (Staatsministerin für Geburtenrückgang und Geschlechtergleichstellung)

Wolfgang Meincke (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)

Bernd Baron von Maydell (Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozial-recht)

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DIJ Newsletter JUNI 2006 5

(bestehend aus einem Ehepaar mitKindern) vielfältige weitere Familien-formen anerkannt werden, eine deutli-che Veränderung des Familienbegriffserkennen lassen, zeichnen die japani-schen Weißbücher nach wie vor ein re-lativ konservatives Bild der „idealenFamilie“ im Sinne der Kernfamilie.

Weitere Länderunterschiede sindhinsichtlich der staatlichen Maßnah-men zur Förderung von Kindern fest-zustellen. Während man sich inDeutschland, das durch erhebliche Un-terschiede zwischen West- und Ost-deutschland gekennzeichnet ist, bis-lang in erster Linie auf finanzielleTransferleistungen bzw. die sozial-rechtliche Absicherung der Familien-arbeit konzentriert hat, ist dieser Be-reich in Japan sehr viel schwächer aus-geprägt. Demgegenüber hat man in Ja-pan dem Ausbau der Infrastruktur vonKinderbetreuungseinrichtungen ver-gleichsweise mehr Aufmerksamkeitgeschenkt.

Für beide Länder ist jedoch festzu-halten, dass die bislang ergriffenenMaßnahmen nicht zu einer Zunahmeder Geburtenrate haben beitragen kön-nen. Da der Rückgang der Geburtenra-te in beiden Ländern nicht monokausalzu erklären ist, ist dieser Befund nichtweiter erstaunlich. Die Referentinnenund Referenten waren sich darüber ei-nig, dass eine Familienpolitik zur Er-höhung der Geburtenrate nur dannAussicht auf Erfolg haben wird, wennsie künftig einen angemessenen Mixaus Geldleistungen, Infrastrukturan-geboten und Zeitpolitik (im Sinne derVereinbarkeit von Beruf und Familie)bereitstellen kann. Hierzu bedarf es je-doch in beiden Ländern noch eines er-heblichen politischen und gesellschaft-lichen Kurswechsels.

Eine detaillierte Programmüber-sicht mit Sprechern und Diskutantenfinden Sie unter: http://www.dijtokyo.org/?page=event_detail.php&p_id=444. Für weitere Informationenwenden Sie sich bitte an den Mitorga-nisator Harald Conrad ([email protected]).

Internationales Symposium

Biotechnologie-Cluster in Deutsch-land und Japan: Beispiele für erfolg-reiche Innovation und Industriepoli-tik (Tokio, 21. April 2006)

Die moderne Biotechnologie gilt alseine der wichtigsten Schlüsseltechno-logien des 21. Jahrhunderts. Mit ihrerHilfe werden zahlreiche Innovationen,zum Beispiel im Pharmabereich, in derUmwelttechnologie, der Landwirt-schaft und der Chemie hervorge-bracht.

In Deutschland stieß die Biotechno-logie bis in die 1990er Jahre auf eineablehnende Haltung in Politik und Öf-fentlichkeit. Dann setzte jedoch eineWende ein, und ein schneller und ef-fektiver Nachholprozess begann. Dieswurde am 1997 gestarteten „BioRegio-Wettbewerb“ deutlich. Der Wettbe-werb gilt auch international als eineder erfolgreichsten technologiepoliti-schen Fördermaßnahmen und hat zumlandesweiten Aufbau von Biotechno-logie-Clustern geführt. Unterstütztwurde die Dynamik durch ein starkesEngagement der Bundes- und Landes-regierungen sowie das zunehmendeInteresse des Kapitalmarkts an jungentechnologieintensiven Biotech-Unter-nehmen.

In Japan hat die Regierung eine na-tionale Strategie für die Biotechnologieinitiiert, um die Wettbewerbsfähigkeitdes weltweit zweitgrößten Marktesder Branche zu sichern. Der „IndustrialCluster Plan“ von 2001 hat zum Ziel,die Fähigkeiten der einzelnen Gebiete

zur Entwicklung neuer Technologienzu fördern und die Herausbildungbzw. das Wachstum von innovativenUnternehmen anzuregen. Allein fünfder 19 Projekte der Regionalentwick-lung konzentrieren sich auf die Bio-technologie.

Das gemeinsam von DIJ (AndreasMoerke) und Development Bank ofJapan (DBJ) organisierte Symposiumhatte zum Ziel, die Bedingungen füreine erfolgreiche Schaffung von Clus-tern anhand der Biotechnologie-Clus-ter aufzuzeigen und mit „BestPractice“-Beispielen Anregungen zugeben.

Nach den Eröffnungsworten durchFlorian Coulmas (DIJ) und Zen’ya Ya-mazaki (DBJ) wurde zunächst mit zweiEinführungsvorträgen die Situation inEuropa vorgestellt. Satoshi Fukasawa(DBJ) berichtete von neuesten Trendsin der Förderung von Forschung undEntwicklung durch die EuropäischeUnion und verwies auf die zunehmen-de Bedeutung von Kooperationen – dieChancen auch für japanische Unter-nehmen zum Engagement in Europamit sich bringe. Ralph Fülop (Develop-ment Bank of Japan, Büro Frankfurt)präsentierte die soeben erschieneneStudie „Erfolgreiche Biotechnologie-regionen in Deutschland“ und schlugden Bogen zu erfolgreichen Innovati-onsstrategien. In seiner Präsentationgab er auch einen Überblick darüber,mit welchen Programmen staatlicheInstitutionen die Clusterbildung in derBiotechnologie fördern.

Im zweiten Teil des Symposiumswurden erfolgreiche Biotechnologie-Cluster anhand von Fallstudien prä-sentiert: Kai-Uwe Bindseil (BioTOP)stellte das Cluster Berlin-Brandenburg

Panellisten (von links nach rechts): Nakagawa, Miki, Akisue, Kondō

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6 DIJ Newsletter JUNI 2006

vor, Klaus Plate (Technologiepark Hei-delberg) den dortigen Technologie-park, Takashi Miki (Stadt Kobe) das„Kobe Medical Industry DevelopmentProject“ und Masayuki Nakagawa das„Osaka Biocluster“. Übereinstimmendbenannten alle Redner das Vorhan-densein exzellenter Forschungsein-richtungen und die enge Verbindungvon Forschung und Industrie, dieSchaffung einer adäquaten Infrastruk-tur und die allgemeine Akzeptanz derTechnologie als Bedingungen für dieerfolgreiche Entwicklung von Clus-tern. Die langfristige Perspektive wur-de von den deutschen Vertretern be-tont: Es dauere zehn Jahre und mehr,ein erfolgreiches Bio-Cluster aufzu-bauen.

In der anschließenden Podiumsdis-kussion, an der neben den oben ge-nannten Rednern auch Yoshirō Akisue(Kazusa Akademia Park), MasayukiKondō (Yokohama National Universi-ty) und Nikolaus Müller (Nihon Sche-ring KK) teilnahmen, wurden die fol-genden Fragen im deutsch-japani-schen Vergleich diskutiert: Was sinddie Voraussetzungen für erfolgreicheClusterbildung? Welche Charakteristi-ka sollten die Verbindungen von Wis-senschaft und Industrie aufweisen, umeinen effektiven Transfer von Wissenzu ermöglichen? Wie sollten die Rah-menbedingungen gestaltet sein, wel-che Unterstützung seitens des Staatesist aus Sicht der Cluster bzw. der Un-ternehmen wünschenswert? Welche

Rolle spielt Risikokapital für die Ent-stehung von Biotechnologie-Clustern?Über diese Fragen hinaus bot die Dis-kussion auch Raum für Fragen ausdem Publikum.

Das Symposium war Teil des„Deutschland in Japan 2005/2006“-Jahres. Wir danken für die finanzielleUnterstützung durch die Kanzlei Son-derhoff & Einsel und das Japan Eco-nomic Research Institute sowie fürweiteren Support durch die DeutscheIndustrie- und Handelskammer in Ja-pan und das EU-Japan Centre for In-dustrial Cooperation. Die DeutscheBotschaft in Japan übernahm dieSchirmherrschaft. Die Präsentationensind auf der DIJ-Homepage zugäng-lich (http://www.dijtokyo.org/?page=event_detail.php&p_id=446);die Studie der Development Bank ofJapan kann von der Homepage desF r a n k f u r t e r B ü r o s d e r D B J(www.dbjffm.de) unter folgendemLink heruntergeladen werden: http://www.dbjffm.de/s/veroeff/DBJFFM_Biocluster_19.1.pdf.). Für weitere Fra-gen stehen die Organisatoren [email protected] gern zur Verfü-gung.

Internationale Konferenz

Jahrestagung der Association forAsian Studies

(San Francisco, 6.–9. April 2006)

Das DIJ war auf der mit über 3.000Teilnehmer/innen gut besuchten Jah-restagung der AAS (06.–09. April2006) in San Francisco durch einenVortrag vertreten. Andreas Moerkeorganisierte gemeinsam mit Mark Til-ton (Purdue University) ein Podiumüber die Perspektiven des politischenund ökonomischen Wandels im japa-nisch-deutschen Vergleich, das am 7.April stattfand. Mark Tiltons Vortragbeschäftigte sich mit der (De-)Regu-lierung von Industrien in beiden Län-dern, und Andreas Moerke zeigteEntwicklungen im Bereich CorporateGovernance in Japan und Deutsch-land auf. Die Vorträge wurden vonSteven Vogel (UC at Berkeley) kom-mentiert; Chair des Panels war PatBoling (Purdue University).

Panellisten (von links nach rechts): Müller, Plate, Bindseil, Moerke

Publikum beim internationalen Biotechnologie-Symposium, 21.4.06, Tokio

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DIJ Newsletter JUNI 2006 7

06/1 Annette Schad-Seifert: Japanskinderarme Gesellschaft – Die nied-rige Geburtenrate und das Gender-Problem

Die Durchsetzung politischer Refor-men und Maßnahmen zur Lösung desProblems der extrem niedrigen Ge-burtenrate der japanischen Gesell-schaft sind für die Regierung unterPremierminister Koizumi Anlass ge-wesen, im Kabinettbüro ein eigenesMinisteramt für „Geburtenrückgangund Geschlechtergleichstellung“(shōshika danjo kyōdō sankaku) einzu-richten. Da deutlich wurde, dass dienachlassende Geburtenrate als Folgeeines veränderten Heiratsverhaltenswie Aufschub der Heirat und „späteElternschaft“ oder gänzlicher Ver-zicht auf Ehe und Kinder begriffenwerden muss, ist es notwendig, dieFaktoren, die dieses Verhalten beein-flussen, gründlich zu erforschen. Esist vermutet worden, dass der Trend,die Heirat aufzuschieben oder Singlezu bleiben, im Wesentlichen infolgeeines Wandels weiblicher Einstellun-gen und aufgrund von weiblichenGender-Problemen wie mangelnderBalance zwischen Beruf und Famili-enleben eingetreten ist.

Das Arbeitspapier hinterfragt dieAnnahme, dass die sinkende Gebur-tenrate hauptsächlich durch Verände-rungen im Verhalten von Frauen beein-flusst wird. Es argumentiert dagegen,dass die soziologische Erforschung desdemographischen Wandels berück-sichtigen muss, wie sozioökonomischeVeränderungen und strukturelle Fak-toren die individuellen Entscheidun-gen und Lebensformen beider Ge-schlechter und aller Generationen be-einflussen.

Insgesamt ist für den demographi-schen Strukturwandel der japanischenGesellschaft ein Zusammenwirken vonfolgenden drei Faktoren zu konstatie-ren:

1) das Fortwirken individueller tra-ditioneller Einstellungen und Erwar-tungen sowohl im Geschlechterver-hältnis als auch im Generationenver-hältnis,

2) die spezifische demographischeKonstellation zwischen der eher wohl-habenden Elterngeneration der Baby-Boomer und deren eher einkommens-schwachen erwachsenen Kindern sowie

3) der Wandel der Beschäftigungs-struktur mit ihrem Abbau der Vollbe-schäftigung und einer Ausweitung derTeilzeitbeschäftigung (freeter) für beideGeschlechter.

Neu auf der Homepage

Die Homepage des DIJ (www.dijtokyo.org) ist im April 2006 um die Rubrik„Internet-Resourcen“ erweitert wor-den. Diese ermöglicht den direktenZugriff auf zwei jüngere Projekte desDIJ: die Datenbank „UniversitäreSondersammlungen in Japan“ unddie virtuelle Ausstellung der Bandō-Sammlung des Instituts. Außerdementhält die Rubrik einen direktenLink zum DIJ-Bibliothekskatalog. DieAufnahme weiterer Projekte ist inPlanung.

Aufnahmen des DIJ-Forums

Audio-Aufnahmen der Vorträge desDIJ Forums sollen in Zukunft nachMöglichkeit auch auf der Homepagedes Instituts bereitgestellt werden. Be-reits verfügbar sind die Veranstaltun-gen vom 23. März 2006 (Prof. KlausVollmer) und vom 5. Juli 2005 (Prof. ItoPeng).

Aufruf zur Einsen-dung von Beiträgen

Japanstudien: Jahrbuch des deut-schen Instituts für Japanstudien

Das Deutsche Institut für Japanstudi-en nimmt in seiner referierten Fach-zeitschrift Japanstudien wissenschaftli-che Beiträge zu Kultur, Wirtschaft, Ge-sellschaft und Politik des gegenwärti-gen Japan sowie zum Bereich deutsch-japanischer Beziehungen auf. Die Ja-panstudien stehen Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftlern aller Fach-richtungen offen. Das Schwer-punktthema für den Band 19, der imHerbst 2007 erscheinen soll, lautet:

Familie(n)

Ein ausführlicher Aufruf zur Einsen-dung von Beiträgen ist auf der Home-page des DIJ verfügbar (http://www.dijtokyo.org/?page=publication_detail.php&p_id=955). Weitere Infor-mationen erhalten Sie bei Peter Back-haus ([email protected]).

Personalnachrichten

Dr. Isa Ducke, seit 1. Juni 2001 wis-senschaftliche Mitarbeiterin am Deut-schen Institut für Japanstudien undseit 1. November 2005 Leiterin der So-zialwissenschaftlichen Abteilung, hatdas Institut zum 31. Mai 2006 verlas-sen. Isa Ducke hat seit Februar 2002die DIJ Social Science Study Groupmitbetreut und mehrere Veranstal-tungen zu politikwissenschaftlichenThemen organisiert. Sie hat sich in-tensiv mit den Schwerpunktthemendes DIJ, „Japan in Asien“ und „Her-ausforderungen des demographi-schen Wandels“, sowie mehrerenweiteren Forschungsprojekten des In-stituts beschäftigt und sich mit wis-senschaftlichen Vorträgen und Publi-kationen an diesen Projekten betei-ligt. So entstand im Zusammenhangmit dem Schwerpunktthema „Japanin Asien“ in Zusammenarbeit mitSven Saaler der Konferenzband „Ja-pan und Korea auf dem Weg in einegemeinsame Zukunft“ (Monographi-en aus dem Deutschen Institut für Ja-panstudien, Bd. 36). Die zugehörigeKonferenz war vom DIJ in Zusam-menarbeit mit dem Japanischen Kul-turinstitut Köln, dem Japanisch-Deut-schen Zentrum Berlin und der Bun-deszentrale für Politische Bildungausgerichtet worden. Ein Schwer-punkt ihrer Arbeit am Institut lag je-doch auf dem Forschungsprojekt „In-ternet und Politik“, aus dem mehrereAufsatzpublikationen und der Band„E-Democracy in East Asia? How theInternet Affects Politics and Civil So-ciety in Japan, South Korea, and Tai-wan“ (DIJ Miscellanea, Bd. 17) her-vorgegangen sind. Eine Monographiezu diesem Thema wird bei Routledgeerscheinen.

Dr. Volker Elis hat zum 1. April 2006eine Stelle als wissenschaftlicher Mit-arbeiter in der wirtschaftswissen-schaftlichen Abteilung des DeutschenInstituts für Japanstudien angetreten.Zuvor war er am Institut für Orient-und Asienwissenschaften der Rheini-schen Friedrich-Wilhelms-UniversitätBonn (Abteilung für Japanologie)ebenfalls als wissenschaftlicher Mitar-beiter tätig, wo er in Lehre und For-schung insbesondere die BereicheWirtschaft und Geographie Japans ver-trat. Er promovierte 2004 mit einer Dis-sertation zum Thema „Regionale Wirt-schaftsförderung in Japan – der Wirt-schaftsraum der Präfektur Shizuoka“.Am DIJ wird sich Volker Elis im Rah-men des Forschungsschwerpunktes„Herausforderungen des demographi-schen Wandels“ des Themas der „Regi-

WORKING PAPERS DAS DIJ IM NETZ

SONSTIGES/AUSBLICK

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8 DIJ Newsletter JUNI 2006

onalen Wirtschaftsförderung in JapansAbwanderungsgebieten“ annehmen,um Lösungsansätze und Handlungs-spielräume regionalpolitischer Akteu-re und Institutionen in denjenigen lo-kalen Gebietskörperschaften auszulo-ten, die von Bevölkerungsrückgangund Überalterung in besonderemMaße betroffen sind.

DIJ-Forum

Richard J. Samuels, Professor für Poli-tische Wissenschaften, MassachusettsInstitute of Technology: „JapaneseGrand Strategies: Past and Future“ (18.Mai 2006)

Satomi Kurosu, Professorin für Sozio-logie, Reitaku Universität, Chiba: „TheTokugawa Mating Game: Marriage,Divorce and Remarriage in HistoricalPerspective“ (22. Juni 2006)

Herstellung: IUDICIUM VerlagGmbH, Hans-Grässel-Weg 13, 81375München. Druck: AZ Druck und Da-tentechnik GmbH, Heisingerstr. 14,87437 Kempten. Erscheinungsweise:jeweils Juni, Oktober, Februar; kein Be-zug über den Buchhandel.