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Ökologische Waldnutzung statt Vernichtung
Die Fantastischen Sieben –Die letzten Urwälder der Erde
Alle zwei Sekunden wird ein Urwaldgebiet von der Größe
eines Fußballfeldes zerstört. 80 Prozent aller Urwälder sind bereits
verloren. Greenpeace kämpft für die Rettung der noch verbliebenen
sieben Urwaldgebiete der Welt. Die vorliegende Broschüre prä-
sentiert „Die Fantastischen Sieben“ in ihrer Schönheit und Bedeu-
tung als Lebens- und Kulturraum. Greenpeace appelliert an Indus-
trie und Politik, die letzten Urwälder mit ihrer unermesslichen
Artenvielfalt zu erhalten.
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Greenpeace e.V. 22745 Hamburg Tel. 040/3 06 18-0; Fax. 040/3 06 18-100Email: mail @ greenpeace.de Politische Vertretung Berlin, Chausseestr. 131, 10115 Berlin
Tel. 030 /30 88 99 - 0, Fax 030/30 88 99 -30 Internet: www. greenpeace.de
Greenpeace Österreich/Zentral- und Osteuropa, Siebenbrunnengasse 44, A -1050 Wien;
Email: [email protected]
Greenpeace Schweiz, Heinrichstraße 147, CH - 8005 Zürich;
Email: [email protected]
Greenpeace Luxemburg, 34 Avenue de la Gare, L - 4130 Esch/Alzette;
Email: [email protected]
Bedrohter Lebensraum 3
Weltweit sind die Urwälder in Gefahr: Denn seit Jahrzehnten fällt alle
zwei Sekunden ein Gebiet der Größe eines Fußballfeldes Motorsägen, Baggern oder Brand-
rodungen zum Opfer. Von den einstmals 63 Millionen Quadratkilometern unberührten Urwaldes
auf unserem Globus existieren heute nur noch sieben große, zusammenhängende Gebiete.
Diese müssen dringend unter Schutz gestellt werden, wollen die Menschen die Erde nicht
vollends aus dem Gleichgewicht bringen: Denn Bäume regulieren das Klima, filtern Luft, reinigen
Wasser und verhindern Erosion. Mit dem Abholzen der Urwälder verschwinden unzählige
Pflanzen- und Tierarten für immer von der Erde. Ureinwohner verlieren ihren Lebensraum,
allein in Brasilien wurden bereits über 80 Völker ausgelöscht. Noch besteht die Chance,
die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt
werden! Regierungen und Industrie tragen die Verantwortung!
Urwälder sind wahre Schatzkammern,
die den größten Artenreichtum der Erde
beherbergen. Bei den Fantastischen Sieben
handelt es sich um die letzten Urwald-
gebiete der Erde: die Urwälder Nord-
amerikas, den Regenwald am Amazonas,
die Bergwälder Chiles, die letzten Urwäl-
der Europas, den Regenwald Zentral-
afrikas, die Schneewälder Sibiriens und
die Regenwälder Südostasiens.
Millionen Tier- und Pflanzenarten – mögli-cherweise bis zu zwei Drittel aller Lebewesenauf dem Lande – leben in den tropischenRegenwäldern rund um den Äquator. 500Baumarten auf einem Hektar können in denTropen vorkommen. Diese Wälder sind auchfür unzählige Ureinwohner heute noch Hei-mat und Lebensraum.
Der Verlust der biologischen Artenvielfaltist eine der dramatischsten Konsequenzender Urwaldzerstörung. Dabei verschwindenauch zahlreiche Pflanzen, die für medizini-sche Wirkstoffe genutzt werden könnten. Inden nördlichen Urwäldern von Skandina-vien, Russland und Sibirien bis nach Alaskaund Kanada gedeihen unter extremen Klima-verhältnissen bei Temperaturen bis zu minus50 Grad Celsius fast ausschließlich Nadelwäl-der. Die gemäßigten Regenwälder wachsenheute nur noch in Chile, Alaska und Kanada;in der restlichen Welt sind sie ausradiert.
So unterschiedlich ihre Vegetation undArtenvielfalt, eines bleibt allen Wälderngleich: Sie spielen für die Lebensräume derErde eine elementare Rolle. Sie regulierendas Klima, indem sie die Luftfeuchtigkeiterhöhen, Winde bremsen und extreme Klima-verhältnisse wie Hitze, Frost, Trockenheit undSturm abmildern. Sie filtern die Luft, spei-chern und reinigen Wasser und verhindernErosion. Neben dem eigenen, unschätzbarenWert tragen die verbliebenen Urwälder alsoentscheidend zur Stabilisierung der Lebens-grundlagen dieses Planeten bei. Ohne Bäumewäre ein Leben auf der Erde unvorstellbar.
Trotzdem werden Urwälder ununterbro-chen abgeholzt. Rund 120.000 bis 150.000Quadratkilometer Urwald (eine Fläche runddrei Mal so groß wie die Schweiz) verschwin-den jährlich, mit eher steigender Tendenz.Eines der zentralen Anliegen von Greenpeaceist es daher, die weltweit verbliebenen rund20 Prozent der einstigen Urwälder als kom-plexe Ökosysteme und artenreiche Lebens-räume zu erhalten. Damit diese geringe Flä-che an Urwald nicht ganz verschwindet,reicht es nicht aus, allein die Industrie zueiner urwaldfreundlichen Holzbeschaffungzu bewegen, auch die Regierungen müssenendlich für den Urwaldschutz handeln: Mitzusätzlichen Geldern sollte jegliche industrielleNutzung der verbliebenen Urwälder sofortausgesetzt werden. Weiterhin müssten lang-fristige Konzepte für Schutzgebiets- undnachhaltige Nutzgebietszonen umgesetzt werden.
Herausgeber: Greenpeace e.V., Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg, Tel. 040/30618-0, Fax: 040/30618-100, Email: [email protected], Politische Vertretung Berlin, Marienstr. 19-20, 10117 Berlin, Telefon:. 030/30 88 99-0, Internet: www.greenpeace.de, Autorin: Inke Suhr, Redaktion: Anja Oeck, Bildredaktion: SonjaUmhang, Produktion: Christiane Bluhm, Birgit Matyssek, Gestaltung: Uschi Peters, Hamburg, V.i.S.d.P.: Martin Kaiser, Foto Titel: A. Dorst/Greenpeace, ClayoquotSound, Kanadischer Regenwald, Druck: Hartung Druck+Medien GmbH, Asbrookdamm 38, 22115 Hamburg, Auflage 60.000 Exemplare, Stand 7/2003.Gedruckt auf 100%-Recyclingpapier. Zur Deckung der Herstellungskosten bitten wir um eine Spende: Postbank Hamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr. 97 338-207
Regenwälder spielen für
die Regulation des Klimas
eine entscheidende Rolle.
Kahlschlag – totale Abholzung
ist ein gängiges Vorgehen
der Holzkonzerne.
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InhaltsverzeichnisUrwald: bedrohter Lebens- und Kulturraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 3
Rettet die Fantastischen Sieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 4
Die letzten Urwälder Nordamerikas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 6
Der Regenwald am Amazonas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 8
Die Bergwälder Chiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.10
Die letzten Urwälder Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.12
Der Regenwald Zentralafrikas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.14
Die Schneewälder Sibiriens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.16
Die Regenwälder Südostasiens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.18
Urwälder im globalen Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.20
Vernünftiger Umgang mit Wald ist möglich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.22
Greenpeace: Aktiv für den Erhalt der Urwälder . . . . . . . . . . . . . . . . .S.24
Urwald: bedrohter Lebens- und Kulturraum
Bedrohter Lebensraum 3
Weltweit sind die Urwälder in Gefahr: Denn seit Jahrzehnten fällt alle
zwei Sekunden ein Gebiet der Größe eines Fußballfeldes Motorsägen, Baggern oder Brand-
rodungen zum Opfer. Von den einstmals 63 Millionen Quadratkilometern unberührten Urwaldes
auf unserem Globus existieren heute nur noch sieben große, zusammenhängende Gebiete.
Diese müssen dringend unter Schutz gestellt werden, wollen die Menschen die Erde nicht
vollends aus dem Gleichgewicht bringen: Denn Bäume regulieren das Klima, filtern Luft, reinigen
Wasser und verhindern Erosion. Mit dem Abholzen der Urwälder verschwinden unzählige
Pflanzen- und Tierarten für immer von der Erde. Ureinwohner verlieren ihren Lebensraum,
allein in Brasilien wurden bereits über 80 Völker ausgelöscht. Noch besteht die Chance,
die verbliebenen Urwälder mit ihrer Artenvielfalt zu retten. Dazu muss aber jetzt gehandelt
werden! Regierungen und Industrie tragen die Verantwortung!
Urwälder sind wahre Schatzkammern,
die den größten Artenreichtum der Erde
beherbergen. Bei den Fantastischen Sieben
handelt es sich um die letzten Urwald-
gebiete der Erde: die Urwälder Nord-
amerikas, den Regenwald am Amazonas,
die Bergwälder Chiles, die letzten Urwäl-
der Europas, den Regenwald Zentral-
afrikas, die Schneewälder Sibiriens und
die Regenwälder Südostasiens.
Millionen Tier- und Pflanzenarten – mögli-cherweise bis zu zwei Drittel aller Lebewesenauf dem Lande – leben in den tropischenRegenwäldern rund um den Äquator. 500Baumarten auf einem Hektar können in denTropen vorkommen. Diese Wälder sind auchfür unzählige Ureinwohner heute noch Hei-mat und Lebensraum.
Der Verlust der biologischen Artenvielfaltist eine der dramatischsten Konsequenzender Urwaldzerstörung. Dabei verschwindenauch zahlreiche Pflanzen, die für medizini-sche Wirkstoffe genutzt werden könnten. Inden nördlichen Urwäldern von Skandina-vien, Russland und Sibirien bis nach Alaskaund Kanada gedeihen unter extremen Klima-verhältnissen bei Temperaturen bis zu minus50 Grad Celsius fast ausschließlich Nadelwäl-der. Die gemäßigten Regenwälder wachsenheute nur noch in Chile, Alaska und Kanada;in der restlichen Welt sind sie ausradiert.
So unterschiedlich ihre Vegetation undArtenvielfalt, eines bleibt allen Wälderngleich: Sie spielen für die Lebensräume derErde eine elementare Rolle. Sie regulierendas Klima, indem sie die Luftfeuchtigkeiterhöhen, Winde bremsen und extreme Klima-verhältnisse wie Hitze, Frost, Trockenheit undSturm abmildern. Sie filtern die Luft, spei-chern und reinigen Wasser und verhindernErosion. Neben dem eigenen, unschätzbarenWert tragen die verbliebenen Urwälder alsoentscheidend zur Stabilisierung der Lebens-grundlagen dieses Planeten bei. Ohne Bäumewäre ein Leben auf der Erde unvorstellbar.
Trotzdem werden Urwälder ununterbro-chen abgeholzt. Rund 120.000 bis 150.000Quadratkilometer Urwald (eine Fläche runddrei Mal so groß wie die Schweiz) verschwin-den jährlich, mit eher steigender Tendenz.Eines der zentralen Anliegen von Greenpeaceist es daher, die weltweit verbliebenen rund20 Prozent der einstigen Urwälder als kom-plexe Ökosysteme und artenreiche Lebens-räume zu erhalten. Damit diese geringe Flä-che an Urwald nicht ganz verschwindet,reicht es nicht aus, allein die Industrie zueiner urwaldfreundlichen Holzbeschaffungzu bewegen, auch die Regierungen müssenendlich für den Urwaldschutz handeln: Mitzusätzlichen Geldern sollte jegliche industrielleNutzung der verbliebenen Urwälder sofortausgesetzt werden. Weiterhin müssten lang-fristige Konzepte für Schutzgebiets- undnachhaltige Nutzgebietszonen umgesetzt werden.
Herausgeber: Greenpeace e.V., Große Elbstr. 39, 22767 Hamburg, Tel. 040/30618-0, Fax: 040/30618-100, Email: [email protected], Politische Vertretung Berlin, Marienstr. 19-20, 10117 Berlin, Telefon:. 030/30 88 99-0, Internet: www.greenpeace.de, Autorin: Inke Suhr, Redaktion: Anja Oeck, Bildredaktion: SonjaUmhang, Produktion: Christiane Bluhm, Birgit Matyssek, Gestaltung: Uschi Peters, Hamburg, V.i.S.d.P.: Martin Kaiser, Foto Titel: A. Dorst/Greenpeace, ClayoquotSound, Kanadischer Regenwald, Druck: Hartung Druck+Medien GmbH, Asbrookdamm 38, 22115 Hamburg, Auflage 60.000 Exemplare, Stand 7/2003.Gedruckt auf 100%-Recyclingpapier. Zur Deckung der Herstellungskosten bitten wir um eine Spende: Postbank Hamburg, BLZ 200 100 20, Konto-Nr. 97 338-207
Regenwälder spielen für
die Regulation des Klimas
eine entscheidende Rolle.
Kahlschlag – totale Abholzung
ist ein gängiges Vorgehen
der Holzkonzerne.
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InhaltsverzeichnisUrwald: bedrohter Lebens- und Kulturraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 3
Rettet die Fantastischen Sieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 4
Die letzten Urwälder Nordamerikas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 6
Der Regenwald am Amazonas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S. 8
Die Bergwälder Chiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.10
Die letzten Urwälder Europas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.12
Der Regenwald Zentralafrikas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.14
Die Schneewälder Sibiriens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.16
Die Regenwälder Südostasiens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.18
Urwälder im globalen Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.20
Vernünftiger Umgang mit Wald ist möglich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .S.22
Greenpeace: Aktiv für den Erhalt der Urwälder . . . . . . . . . . . . . . . . .S.24
Urwald: bedrohter Lebens- und Kulturraum
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beispielsweise mit dem sogenannten Ent-wicklungsprogramm „Avança Brasil“ einenInfrastrukturausbau, der zur Folge habenkönnte, dass bereits in zwanzig Jahren 42Prozent des brasilianischen Amazonasgebie-tes komplett entwaldet sind.
In vielen Ländern wie Ecuador und Russ-land fördern Mineralölkonzerne seit Jahrzehn-ten Öl, ohne sich um Umweltauflagen zu küm-mern. Giftige Chemikalien-Schlämme und Ölverseuchen den Urwald nicht nur an den Bohr-löchern. Die einheimische Bevölkerung hat beider Vergabe von derartigen Konzessionen fürÖlförderung oder Holzeinschlag kaum Mit-spracherecht, obwohl sie die dramatischen Fol-gen als erste zu spüren bekommt. Ihre Protes-te bleiben meist wirkungslos. Mit dem Abhol-zen der Urwälder, mit denen die Ureinwohnerseit Jahrtausenden im Einklang gelebt haben,schwinden ihre Lebensgrundlagen täglich.
Im Norden machen Kahlschläge mit denNaturparadiesen kurzen Prozess. Am stärks-ten betroffen sind die Wälder der USA,Kanadas, Skandinaviens und Sibiriens. EinGroßteil des dort eingeschlagenen Holzeswird zu Zellstoff verkocht und endet dannals Papier. Von großen Papierfirmen wirddies beispielsweise an Zeitschriftenverlage,Versandhäuser, die Werbebranche oder die
chemische Industrie weiterverkauft. DieKonzerne befriedigen damit die immer nochsteigende Gier nach Papier auf dem west-lichen Markt, während der Absatz von Altpa-pierprodukten zurückgeht. Deutschland istnach den USA und Japan der drittgrößteHolzverbraucher der Welt. In der Europäi-schen Union ist Holz das zweitwichtigsteImportgut nach Rohöl.
Rettet die Fantastischen Sieben 54 Rettet die Fantastischen Sieben
Rettet die Fantastischen Sieben
Waldzerstörung gehört weltweit zu den
größten von Menschen verursachten
Eingriffen in die Natur. Sie ist sogar aus
dem Weltall erkennbar. Nicht nur das
schleichende Waldsterben durch
Verschmutzung und Klimaveränderungen,
sondern besonders das massive Abholzen
bedroht die Urwälder heute: Noch nie
in der Geschichte wurden weltweit so
viele Wälder kahl geschlagen, verbrannt,
vergiftet und verwüstet wie heute.
Noch gibt es auf der Erde 13,5 MillionenQuadratkilometer Urwald, die bisher nichtden Kettensägen zum Opfer gefallen sind.Dies entspricht nur noch sieben Prozent derErdoberfläche und nur einem Fünftel der ur-sprünglichen Urwaldfläche. Rund 80 Prozentwurden also bereits zerstört. Und weiterhinwird alle zwei Sekunden ein Urwaldgebietvon der Größe eines Fußballfeldes vernichtet.
Jeden Tag werden neue Urwaldflächenangegriffen. Verantwortlich für die Zerstö-rung sind vor allem die Industrienationen:USA, Japan und die Europäische Union mitDeutschland an der Spitze. In diesen Län-dern werden immense Holz-, Papier- undZellstoffmengen verbraucht, und von dortaus agieren Konzerne, die aus den letztenReichtümern der Natur ihren Profit schla-gen. Verschuldung, Korruption und unge-rechte Landverteilung in den Entwicklungs-ländern tragen zur Urwaldzerstörung bei,lenken jedoch häufig von der hauptverant-wortlichen Holzindustrie ab.
Für die tropischen Regenwälder ist derindustrielle Holzeinschlag die größte Bedro-hung. Staatliche Kontrollen gibt es kaum,kriminelle Praktiken sind die Regel. DieBaumriesen werden in die USA, nach Japanoder Europa abtransportiert und landen inMöbelstücken, Sperrholzplatten oder Beton-verschalungen. Ebenso fallen riesige Wald-flächen der Ölförderung, dem Staudamm-und Bergbau sowie Brandrodungen zumOpfer. So plant die brasilianische Regierung
Urwälder sind die noch verbliebenen, naturbelasse-
nen Waldgebiete der Erde, die sich in Tausenden von
Jahren entwickelt und bis heute erhalten haben. Es
gibt dort weder Straßen, Siedlungen oder Pipelines
noch kommerziellen Holzeinschlag oder Abbau
von Bodenschätzen. In solchen Gebieten ist Platz für
Waldvölker, die im und mit dem Wald leben, dort
jagen oder Nahrungsmittel anbauen. Auch Wald-
brände gehören in bestimmtem Umfang zum Lebens-
raum Urwald.
Greenpeace geht bei einem intakten Urwald, der
groß genug ist, um lebensfähige Populationen aller
ursprünglichen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten,
von einer Mindestgröße von 500 Quadratkilometern
aus. Das ist eine Waldfläche mit einem Durchmesser
von 22 Kilometern oder einer Fläche von zehn mal
50 Kilometern. Während intakte Waldgebiete solcher
Größe in West- und Mitteleuropa völlig verschwun-
den sind, gibt es beispielsweise am Amazonas oder
in Sibirien noch größere unberührte Flächen.
Was ist ein Urwald?
Fast die gesamte Ausfuhr des Holzes aus
den Fantastischen Sieben geht in die USA,
nach Westeuropa, Japan und China
Druck- und Büropapiere
Papier
Insgesamt 47,5%
Verpackung
Wofür wird Holz in Deutschland verwendet?*
Hygiene
Spezialpapiere
Verbrennung
Holz
Insgesamt 52,5%
Baumaterialien
Möbel
Verpackung
Restnach Japan
aus Südostasien
nach Japan
aus Kanada
nach USA
aus Chile
Welthandel mit Holz: Exportrouten
Durch den weltweit stei-
genden Bedarf an Holz
wird der Wald zur Ware.
* Grafik nach groben
Schätzungen von
Greenpeace (auf Grund
schlechter Datenlage)
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beispielsweise mit dem sogenannten Ent-wicklungsprogramm „Avança Brasil“ einenInfrastrukturausbau, der zur Folge habenkönnte, dass bereits in zwanzig Jahren 42Prozent des brasilianischen Amazonasgebie-tes komplett entwaldet sind.
In vielen Ländern wie Ecuador und Russ-land fördern Mineralölkonzerne seit Jahrzehn-ten Öl, ohne sich um Umweltauflagen zu küm-mern. Giftige Chemikalien-Schlämme und Ölverseuchen den Urwald nicht nur an den Bohr-löchern. Die einheimische Bevölkerung hat beider Vergabe von derartigen Konzessionen fürÖlförderung oder Holzeinschlag kaum Mit-spracherecht, obwohl sie die dramatischen Fol-gen als erste zu spüren bekommt. Ihre Protes-te bleiben meist wirkungslos. Mit dem Abhol-zen der Urwälder, mit denen die Ureinwohnerseit Jahrtausenden im Einklang gelebt haben,schwinden ihre Lebensgrundlagen täglich.
Im Norden machen Kahlschläge mit denNaturparadiesen kurzen Prozess. Am stärks-ten betroffen sind die Wälder der USA,Kanadas, Skandinaviens und Sibiriens. EinGroßteil des dort eingeschlagenen Holzeswird zu Zellstoff verkocht und endet dannals Papier. Von großen Papierfirmen wirddies beispielsweise an Zeitschriftenverlage,Versandhäuser, die Werbebranche oder die
chemische Industrie weiterverkauft. DieKonzerne befriedigen damit die immer nochsteigende Gier nach Papier auf dem west-lichen Markt, während der Absatz von Altpa-pierprodukten zurückgeht. Deutschland istnach den USA und Japan der drittgrößteHolzverbraucher der Welt. In der Europäi-schen Union ist Holz das zweitwichtigsteImportgut nach Rohöl.
Rettet die Fantastischen Sieben 54 Rettet die Fantastischen Sieben
Rettet die Fantastischen Sieben
Waldzerstörung gehört weltweit zu den
größten von Menschen verursachten
Eingriffen in die Natur. Sie ist sogar aus
dem Weltall erkennbar. Nicht nur das
schleichende Waldsterben durch
Verschmutzung und Klimaveränderungen,
sondern besonders das massive Abholzen
bedroht die Urwälder heute: Noch nie
in der Geschichte wurden weltweit so
viele Wälder kahl geschlagen, verbrannt,
vergiftet und verwüstet wie heute.
Noch gibt es auf der Erde 13,5 MillionenQuadratkilometer Urwald, die bisher nichtden Kettensägen zum Opfer gefallen sind.Dies entspricht nur noch sieben Prozent derErdoberfläche und nur einem Fünftel der ur-sprünglichen Urwaldfläche. Rund 80 Prozentwurden also bereits zerstört. Und weiterhinwird alle zwei Sekunden ein Urwaldgebietvon der Größe eines Fußballfeldes vernichtet.
Jeden Tag werden neue Urwaldflächenangegriffen. Verantwortlich für die Zerstö-rung sind vor allem die Industrienationen:USA, Japan und die Europäische Union mitDeutschland an der Spitze. In diesen Län-dern werden immense Holz-, Papier- undZellstoffmengen verbraucht, und von dortaus agieren Konzerne, die aus den letztenReichtümern der Natur ihren Profit schla-gen. Verschuldung, Korruption und unge-rechte Landverteilung in den Entwicklungs-ländern tragen zur Urwaldzerstörung bei,lenken jedoch häufig von der hauptverant-wortlichen Holzindustrie ab.
Für die tropischen Regenwälder ist derindustrielle Holzeinschlag die größte Bedro-hung. Staatliche Kontrollen gibt es kaum,kriminelle Praktiken sind die Regel. DieBaumriesen werden in die USA, nach Japanoder Europa abtransportiert und landen inMöbelstücken, Sperrholzplatten oder Beton-verschalungen. Ebenso fallen riesige Wald-flächen der Ölförderung, dem Staudamm-und Bergbau sowie Brandrodungen zumOpfer. So plant die brasilianische Regierung
Urwälder sind die noch verbliebenen, naturbelasse-
nen Waldgebiete der Erde, die sich in Tausenden von
Jahren entwickelt und bis heute erhalten haben. Es
gibt dort weder Straßen, Siedlungen oder Pipelines
noch kommerziellen Holzeinschlag oder Abbau
von Bodenschätzen. In solchen Gebieten ist Platz für
Waldvölker, die im und mit dem Wald leben, dort
jagen oder Nahrungsmittel anbauen. Auch Wald-
brände gehören in bestimmtem Umfang zum Lebens-
raum Urwald.
Greenpeace geht bei einem intakten Urwald, der
groß genug ist, um lebensfähige Populationen aller
ursprünglichen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten,
von einer Mindestgröße von 500 Quadratkilometern
aus. Das ist eine Waldfläche mit einem Durchmesser
von 22 Kilometern oder einer Fläche von zehn mal
50 Kilometern. Während intakte Waldgebiete solcher
Größe in West- und Mitteleuropa völlig verschwun-
den sind, gibt es beispielsweise am Amazonas oder
in Sibirien noch größere unberührte Flächen.
Was ist ein Urwald?
Fast die gesamte Ausfuhr des Holzes aus
den Fantastischen Sieben geht in die USA,
nach Westeuropa, Japan und China
Druck- und Büropapiere
Papier
Insgesamt 47,5%
Verpackung
Wofür wird Holz in Deutschland verwendet?*
Hygiene
Spezialpapiere
Verbrennung
Holz
Insgesamt 52,5%
Baumaterialien
Möbel
Verpackung
Restnach Japan
aus Südostasien
nach Japan
aus Kanada
nach USA
aus Chile
Welthandel mit Holz: Exportrouten
Durch den weltweit stei-
genden Bedarf an Holz
wird der Wald zur Ware.
* Grafik nach groben
Schätzungen von
Greenpeace (auf Grund
schlechter Datenlage)
Die letzten UrwälderNordamerikas
Rund zwei Drittel der in Kanada vorkom-
menden 140.000 Arten von Pflanzen,
Tieren und Mikroorganismen sind an den
Urwald als Lebensraum gebunden. Einer
der letzten gemäßigten Regenwälder
befindet sich an der südlichen kanadischen
Westküste in British Columbia. Dort
stehen tausendjährige Zedern und Sitka-
Fichten von 90 Metern Höhe.
Endlose Nadelwälder schließen an die baum-lose Tundra im Norden des amerikanischenKontinents an, eine Landschaft mit knappenNahrungsressourcen, harten Wintern undkurzen Sommern. Die frühen Siedler in die-sem Gebiet – Stämme der Eyak oder Chugachin Alaska oder der Inuit Kanadas – wohntenan den fischreichen Flüssen und Seen, gin-gen zur Jagd und sammelten Beeren undAhornsirup. Die Erkundung weiter Teile die-ser Landschaft erfolgte durch den Pelzhandelmit den Europäern, als die Jäger immer wei-ter in die Wälder eindrangen, um mehr Biberund Wölfe zu erlegen.
Kanada gehört noch immer zu den wald-und artenreichsten Gebieten der Erde. Schät-zungsweise zwei Drittel der hier vorkommen-
den 140.000 Arten von Pflanzen, Tieren undMikroorganismen sind an den Urwald alsLebensraum gebunden, viele von ihnen wis-senschaftlich kaum erforscht. Auch heutenoch durchstreifen Grizzlybären, Pumas undWölfe die Weiten des ehemaligen Indianer-lands. Zwar leben hier noch immer die meis-ten der insgesamt eine Million kanadischenUreinwohner, 80 Prozent von ihnen jedochin Reservaten. Viele haben die Rechte anihrem Land nie aufgegeben und kämpfengegen die rücksichtslose Ausbeutung derWälder. Um Zellstoff zur Papierherstellungzu gewinnen, schlagen Holzkonzerne ganzeLandschaften kahl, Bodenerosion und Ver-schlammung der Flüsse sind die Folgen.
Einer der letzten unversehrten gemäßig-ten Regenwälder befindet sich weiter südlichan der kanadischen Westküste in BritishColumbia. Hier wird die feuchte Meeresluftan den Gipfeln des Küstengebirges zum Auf-steigen gezwungen; Wolken regnen sich ab.In dem rund 30.000 Quadratkilometer um-fassenden Urwald stehen tausendjährige Zedern und Sitka-Fichten von 90 MeternHöhe. Hier leben Grizzly- und Schwarzbären,deren natürlicher Lebensraum in den benach-barten USA bereits fast vollig zerstört wurde.Und nur hier gibt es den weißen Kermode-oder Spirit-Bären, eine seltene Unterart desSchwarzbären. Mit dem Einzug der Europäer
begann auch hier der Raubbauan der Natur, und er hält unver-mindert an. Waren es früherWalfänger, Pelzhändler und Berg-baufirmen, die sich hemmungs-los bedienten, sind es heuteHolzkonzerne, die den einzigar-tigen Lebensraum entlang derkanadischen Pazifikküste ver-wüsten und für immer zerstören.
Kleine Erfolge wirken dieserEntwicklung entgegen: Nach-dem Greenpeace jahrelang fürden Schutz des Great Bear-Regenwaldes an der WestküsteKanadas gekämpft hat, einigtensich Umweltorganisationen, dieRegierung von British Columbiaund Holzkonzerne im April
2001 darauf, rund 16.000 Quadratkilometerdieses Urwaldgebiets unter vorläufigenSchutz zu stellen. Seitdem wird an einemökologischen Schutz- und Nutzungskonzeptfür dieses Gebiet gearbeitet. Trotzdem sinddie gemäßigten Regenwälder nicht außerGefahr: Die Bedrohung durch die Holzindus-trie geht weiter.
In den USA ist der Raubbau an der Naturnoch weiter fortgeschritten als in Kanada:Hier sind 94 Prozent des ursprünglichenWaldes bereits abgeholzt. Hauptsächlich imSchutze der Rocky Mountains konnten sichwenige Urwälder in die Gegenwart hinüberretten. In einigen leben, wie zum Beispiel imNorden von Kalifornien, noch indianischeVölker wie die Hupa und Yurok. Von denkümmerlichen Resten der einst riesigen Wäl-der stehen 85 Prozent bereits im Visier derHolzkonzerne und Energieversorger, die hierRohstoffe gewinnen wollen. Hoffnungen aufstaatlichen Umweltschutz haben sich nachder US-Präsidentenwahl im Jahr 2001 zer-schlagen: umso mehr, weil sich die USA weigern, die „Konvention über biologischeVielfalt“ der Vereinten Nationen zu unter-schreiben, also die Selbstverpflichtung derLänder zum Erhalt der biologischen Vielfalt.
Auf dem gesamten nordamerikanischenKontinent zerstörten Holzkonzerne allein von1990 bis 2000 mindestens 123.000 Quadrat-kilometer Urwald – das entspricht drei Malder Fläche der Schweiz. Die geschützten Ge-biete vergrößerten sich im gleichen Zeitraumnur von knapp sieben auf elf Prozent undumfassen größtenteils noch nicht einmal diewertvollsten Urwaldgebiete, sondern meistnur Fels- und Eisflächen: eine schlechte Bilanz
für zwei der acht reichsten Wirtschaftsnatio-nen der Erde. Eben jene reichen Nationenhatten sich 1997 verpflichtet, gegen illegaleAbholzung vorzugehen, und haben diesenEntschluss auch bei den G8-Gipfeln in denJahren 1999 und 2000 bekräftigt. Kanada undinsbesondere die USA zerstören jedoch wei-terhin die Urwälder auf ihrem Territoriumund importieren Holz aus Ländern, in deneneine Kontrolle der Holzindustrie nicht gege-ben ist – zum Beispiel aus dem Amazonas.
Urwälder Nordamerikas 76 Urwälder Nordamerikas
< In ihrer Heimat sind
die Nuxalk-Indianer
mit den Folgen des
Einschlags konfrontiert.
Nordamerika ist auch die Heimat des Wolfes,
früher eines der am weitesten verbreiteten
Säugetiere der Erde. Heute wird der Bestand
in Nordamerika nur noch auf knapp 80.000
Tiere geschätzt. Es fehlen Waldkorridore als
Wanderrouten und große, zusammenhän-
gende Urwaldgebiete als Rückzugsraum.
Ureinwohner Nordamerikas bewunderten
die Jagdtechnik der Wölfe, die eine Art
Aufgabenverteilung auszeichnet: Die Wölfe
lösen sich bei der Jagd an geeigneter Stelle
untereinander ab, wiederum andere greifen
zusätzlich von der Seite an, um ein bestimm-
tes Tier von der flüchtenden Herde zu tren-
nen. Eine so raffinierte Leistung können
sonst nur menschliche Jäger vollbringen. Bei
vielen Stämmen war die Jagd auf den Wolf
daher tabu.
In vielen alten Kulturen war der Wolf den
Menschen so sympathisch, dass sie Wolfs-
junge zähmten. Da Wölfe wie Menschen
in Familienverbänden leben, in denen auf
Schwache und Junge Rücksicht genommen
wird, passen sich die Jungwölfe gut in die
neue Gruppe ein. In Europa ist der „böse
Wolf“ eine Erfindung des beginnenden
Mittelalters; er wurde als Gefolgstier des
germanischen Gottes Wotan verteufelt.
Der Wolf
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Noch sind die Täler von
Kanadas Great Bear-
Regenwald am Johnston-
Fluss unberührt.
Die letzten UrwälderNordamerikas
Rund zwei Drittel der in Kanada vorkom-
menden 140.000 Arten von Pflanzen,
Tieren und Mikroorganismen sind an den
Urwald als Lebensraum gebunden. Einer
der letzten gemäßigten Regenwälder
befindet sich an der südlichen kanadischen
Westküste in British Columbia. Dort
stehen tausendjährige Zedern und Sitka-
Fichten von 90 Metern Höhe.
Endlose Nadelwälder schließen an die baum-lose Tundra im Norden des amerikanischenKontinents an, eine Landschaft mit knappenNahrungsressourcen, harten Wintern undkurzen Sommern. Die frühen Siedler in die-sem Gebiet – Stämme der Eyak oder Chugachin Alaska oder der Inuit Kanadas – wohntenan den fischreichen Flüssen und Seen, gin-gen zur Jagd und sammelten Beeren undAhornsirup. Die Erkundung weiter Teile die-ser Landschaft erfolgte durch den Pelzhandelmit den Europäern, als die Jäger immer wei-ter in die Wälder eindrangen, um mehr Biberund Wölfe zu erlegen.
Kanada gehört noch immer zu den wald-und artenreichsten Gebieten der Erde. Schät-zungsweise zwei Drittel der hier vorkommen-
den 140.000 Arten von Pflanzen, Tieren undMikroorganismen sind an den Urwald alsLebensraum gebunden, viele von ihnen wis-senschaftlich kaum erforscht. Auch heutenoch durchstreifen Grizzlybären, Pumas undWölfe die Weiten des ehemaligen Indianer-lands. Zwar leben hier noch immer die meis-ten der insgesamt eine Million kanadischenUreinwohner, 80 Prozent von ihnen jedochin Reservaten. Viele haben die Rechte anihrem Land nie aufgegeben und kämpfengegen die rücksichtslose Ausbeutung derWälder. Um Zellstoff zur Papierherstellungzu gewinnen, schlagen Holzkonzerne ganzeLandschaften kahl, Bodenerosion und Ver-schlammung der Flüsse sind die Folgen.
Einer der letzten unversehrten gemäßig-ten Regenwälder befindet sich weiter südlichan der kanadischen Westküste in BritishColumbia. Hier wird die feuchte Meeresluftan den Gipfeln des Küstengebirges zum Auf-steigen gezwungen; Wolken regnen sich ab.In dem rund 30.000 Quadratkilometer um-fassenden Urwald stehen tausendjährige Zedern und Sitka-Fichten von 90 MeternHöhe. Hier leben Grizzly- und Schwarzbären,deren natürlicher Lebensraum in den benach-barten USA bereits fast vollig zerstört wurde.Und nur hier gibt es den weißen Kermode-oder Spirit-Bären, eine seltene Unterart desSchwarzbären. Mit dem Einzug der Europäer
begann auch hier der Raubbauan der Natur, und er hält unver-mindert an. Waren es früherWalfänger, Pelzhändler und Berg-baufirmen, die sich hemmungs-los bedienten, sind es heuteHolzkonzerne, die den einzigar-tigen Lebensraum entlang derkanadischen Pazifikküste ver-wüsten und für immer zerstören.
Kleine Erfolge wirken dieserEntwicklung entgegen: Nach-dem Greenpeace jahrelang fürden Schutz des Great Bear-Regenwaldes an der WestküsteKanadas gekämpft hat, einigtensich Umweltorganisationen, dieRegierung von British Columbiaund Holzkonzerne im April
2001 darauf, rund 16.000 Quadratkilometerdieses Urwaldgebiets unter vorläufigenSchutz zu stellen. Seitdem wird an einemökologischen Schutz- und Nutzungskonzeptfür dieses Gebiet gearbeitet. Trotzdem sinddie gemäßigten Regenwälder nicht außerGefahr: Die Bedrohung durch die Holzindus-trie geht weiter.
In den USA ist der Raubbau an der Naturnoch weiter fortgeschritten als in Kanada:Hier sind 94 Prozent des ursprünglichenWaldes bereits abgeholzt. Hauptsächlich imSchutze der Rocky Mountains konnten sichwenige Urwälder in die Gegenwart hinüberretten. In einigen leben, wie zum Beispiel imNorden von Kalifornien, noch indianischeVölker wie die Hupa und Yurok. Von denkümmerlichen Resten der einst riesigen Wäl-der stehen 85 Prozent bereits im Visier derHolzkonzerne und Energieversorger, die hierRohstoffe gewinnen wollen. Hoffnungen aufstaatlichen Umweltschutz haben sich nachder US-Präsidentenwahl im Jahr 2001 zer-schlagen: umso mehr, weil sich die USA weigern, die „Konvention über biologischeVielfalt“ der Vereinten Nationen zu unter-schreiben, also die Selbstverpflichtung derLänder zum Erhalt der biologischen Vielfalt.
Auf dem gesamten nordamerikanischenKontinent zerstörten Holzkonzerne allein von1990 bis 2000 mindestens 123.000 Quadrat-kilometer Urwald – das entspricht drei Malder Fläche der Schweiz. Die geschützten Ge-biete vergrößerten sich im gleichen Zeitraumnur von knapp sieben auf elf Prozent undumfassen größtenteils noch nicht einmal diewertvollsten Urwaldgebiete, sondern meistnur Fels- und Eisflächen: eine schlechte Bilanz
für zwei der acht reichsten Wirtschaftsnatio-nen der Erde. Eben jene reichen Nationenhatten sich 1997 verpflichtet, gegen illegaleAbholzung vorzugehen, und haben diesenEntschluss auch bei den G8-Gipfeln in denJahren 1999 und 2000 bekräftigt. Kanada undinsbesondere die USA zerstören jedoch wei-terhin die Urwälder auf ihrem Territoriumund importieren Holz aus Ländern, in deneneine Kontrolle der Holzindustrie nicht gege-ben ist – zum Beispiel aus dem Amazonas.
Urwälder Nordamerikas 76 Urwälder Nordamerikas
< In ihrer Heimat sind
die Nuxalk-Indianer
mit den Folgen des
Einschlags konfrontiert.
Nordamerika ist auch die Heimat des Wolfes,
früher eines der am weitesten verbreiteten
Säugetiere der Erde. Heute wird der Bestand
in Nordamerika nur noch auf knapp 80.000
Tiere geschätzt. Es fehlen Waldkorridore als
Wanderrouten und große, zusammenhän-
gende Urwaldgebiete als Rückzugsraum.
Ureinwohner Nordamerikas bewunderten
die Jagdtechnik der Wölfe, die eine Art
Aufgabenverteilung auszeichnet: Die Wölfe
lösen sich bei der Jagd an geeigneter Stelle
untereinander ab, wiederum andere greifen
zusätzlich von der Seite an, um ein bestimm-
tes Tier von der flüchtenden Herde zu tren-
nen. Eine so raffinierte Leistung können
sonst nur menschliche Jäger vollbringen. Bei
vielen Stämmen war die Jagd auf den Wolf
daher tabu.
In vielen alten Kulturen war der Wolf den
Menschen so sympathisch, dass sie Wolfs-
junge zähmten. Da Wölfe wie Menschen
in Familienverbänden leben, in denen auf
Schwache und Junge Rücksicht genommen
wird, passen sich die Jungwölfe gut in die
neue Gruppe ein. In Europa ist der „böse
Wolf“ eine Erfindung des beginnenden
Mittelalters; er wurde als Gefolgstier des
germanischen Gottes Wotan verteufelt.
Der Wolf
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Noch sind die Täler von
Kanadas Great Bear-
Regenwald am Johnston-
Fluss unberührt.
Regenwald Amazonas 98 Regenwald Amazonas
Der Regenwald am Amazonas
Der Regenwald am Amazonas ist der größ-
te noch intakte Regenwald dieser Erde.
Aber auch er ist massiv bedroht, wenn die
Abholzung wie bisher oder sogar immer
schneller voranschreitet. Die brasilianische
Umweltbehörde kann bei den riesigen
Gebieten kaum gegen international agie-
rende Holzkonzerne vorgehen – mit dem
Ergebnis, dass illegal eingeschlagen wird.
Lianenumschlungene Baumriesen, zugewu-cherte Wasserflächen und ein unentwegtesZwitschern und Flattern, Gekreisch undGeschlängel: Der Amazonas-Regenwald istmit über 60.000 Pflanzen-, 1.000 Vogel- undmehr als 300 Säugetierarten Sinnbild desüppigen Tropenwaldes. In seinen verschlun-genen Flussläufen tummeln sich über 2.000Fischarten und sogar Säugetiere wie derscheue Amazonas-Delfin und der ebenfalls
nur im Amazonas lebende Riesenotter. EineArtenvielfalt, bei der Ökologen, Naturliebha-ber und neuerdings auch Vertreter der Phar-makonzerne glänzende Augen bekommen.
Trotz seiner natürlichen Schätze ist die-ses Gebiet gefährdet wie noch nie: Zwischen1990 und 1995 fielen 128.000 Quadratkilo-meter Tropenwald den Kettensägen zum Op-fer, was ungefähr der gemeinsamen Flächevon Österreich, der Schweiz und Luxemburgentspricht. Von August 2001 bis August 2002wurden 25.500 Quadratkilometer Urwald ab-geholzt, im Vergleich zu den 70er und 80erJahren ein Anstieg um 40 Prozent. In Amazo-nien wurde bereits eine Fläche der GrößeFrankreichs entwaldet und zur Rinderzucht,zum Soja- und Reisanbau umfunktioniert.Nur 4,4 Prozent seiner Fläche hat Brasilien,das 1992 in Rio eine der größten Umwelt-konferenzen aller Zeiten abhielt, seitdem fürden Naturschutz ausgewiesen.
Noch ist eine Fläche so groß wie Westeu-ropa von Dschungel bedeckt, aber ungestörtist das fragile Gleichgewicht aus abgestorbe-nen Pflanzenteilen und lebender Vegetation,welches den üppigen Bewuchs auf denunfruchtbaren Böden der Tropen erst mög-lich macht, schon lange nicht mehr. In- undausländische Firmen fällen das wertvolleTropenholz im Amazonasgebiet. Und um andie verwertbaren Bäume zu kommen, dievereinzelt im Regenwald stehen, werdenSchneisen in den Wald geschlagen und Stra-ßen gebaut. So fallen neben jedem geschla-genen Baum viele weitere Baumriesen Fällar-beiten und Abtransport zum Opfer. Zudemgraben Minenunternehmen ganze Flussdel-tas mit Baggern um und vergiften beim Gold-Auswaschen Wasser und Boden mit Queck-silber. Im Gefolge der Konzerne brandrodenlandlose Bauern den Wald, um sich irgendwoeinen Platz zum Überleben zu sichern.
Im Januar 2001 macht die brasilianischeRegierung mit dem mit 40 Milliarden US-Dol-lar veranschlagten Entwicklungsprogramm„Avança Brasil“ endgültig klar, wohin dieReise gehen soll: Mit 10.000 Kilometern Stra-ße, Flusskraftwerken, Minen, Ölfördergebie-ten, Kanälen und Konzessionen für dieAbholzung soll der Jahrtausende alte Regen-wald endgültig zur Ausbeutung frei gegebenwerden. Nach jahrelangem Kampf gegen denMahagoni-Einschlag im brasilianischen Bun-desstaat Pará hat die neue Regierung 2003zumindest das Moratorium verlängert.
Umweltexperten fürchten: Nach dem Baueiner Infrastruktur wäre die Vernichtung desWaldes nicht mehr aufzuhalten. Die brasi-lianische Umweltbehörde ist schon jetzt zuschlecht ausgerüstet, um in dem riesigen Ge-biet gegen international agierende Holzkon-zerne vorgehen zu können. Ergebnis: 80 Pro-zent des Holzes wird ohne Konzession ge-fällt. Trotz Veröffentlichung dieser Zahl durchbrasilianische Behörden ist die Nachfragenach billigem Sperrholz aus Brasilien unge-brochen. Die Hauptimportländer USA, Itali-en, Frankreich und Japan unternehmen kei-ne nennenswerten Anstrengungen, um dieillegale Vernichtung des Regenwaldes zustoppen. Es fehlt an Anreizen für eine nach-haltige Waldnutzung.
Dabei kann der Wald genutzt werden,ohne ihn zu zerstören: Etwa 20 MillionenMenschen indianischer und portugiesischerAbstammung leben dort als Jäger, Fischer undBauern. An der Grenze Brasilien/Venezuelakämpfen etwa 19.000 Yanomami-Angehörigeum ihr physisches Überleben. Erst in den 80erJahren bekamen diese Menschen Kontakt mitder westlichen Welt – auf ihrem Territoriumwurde Gold gefunden. Seitdem erlag jederfünfte Stammesangehörige einer der einge-schleppten Krankheiten, gegen die ihre tradi-tionelle Medizin keine Hilfe hat. Immer wie-der dringen Goldsucher und Soldaten in dasStammesgebiet ein, morden und vergewalti-gen. Bei der rücksichtslosen „Entwicklung“des Gebietes sind die auf Selbstständigkeitund Spiritualität bedachten Ureinwohnerhinderlich und sorgen für kritische Berichter-stattung im In- und Ausland.
Der Amazonas ist auch das letzte große
Rückzuggebiet des Jaguars, der in den Ur-
wäldern Süd- und Mittelamerikas lebt. Die
gefährdete Raubkatze, die Reviere einer
Größe von bis zu 40 Quadratkilometer benö-
tigt, wird in der Liste der bedrohten Tiere des
Washingtoner Artenschutzabkommens auf-
geführt. Die unwiederbringliche Zerstörung
der Wälder ist die massivste Bedrohung des
Jaguars.
In der Sprache der Tupi-Indianer des Ama-
zonas bedeutet Jaguara „das Tier, das seine
Beute im Sprung tötet“. Tatsächlich ist die
bevorzugte Jagdmethode des Jaguars, unbe-
weglich auf einem hohen Ast zu warten und
einem vorbeikommenden Tier lautlos auf den
Rücken zu springen. Bei einem Gewicht von
bis zu 130 Kilogramm ist diese Methode
äußerst effektiv: Zu den Beutetieren gehören
große Pflanzenfresser wie Wasserschweine,
Tapire und Hirsche. In schlechten Zeiten neh-
men die Jaguare aber auch mit schmaler Kost
wie Vögeln und Fröschen vorlieb.
Jaguarmännchen sind Einzelgänger, nur
in der Paarungszeit verbringen sie einige
Wochen mit ihren Partnerinnen und machen
durch mächtiges Gebrüll auf sich aufmerk-
sam. Die anfangs hilflosen Jungen bringt das
Weibchen versteckt in einer Baum- oder Erd-
höhle zur Welt. Nach sechs Wochen nimmt
der Nachwuchs an ersten Jagdausflügen teil
und bleibt die nächsten zwei Jahre bei der
Mutter. Erst mit drei bis vier Jahren sind
Jaguare ausgewachsen und geschlechtsreif.
Der Jaguar
Über 6000 Kilometer
schlängelt sich der Amazonas
durch den größten
Regenwald der Erde.
< Nach dem Einschlag
machen sich Siedler die
Brachflächen zu Nutze.
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Regenwald Amazonas 98 Regenwald Amazonas
Der Regenwald am Amazonas
Der Regenwald am Amazonas ist der größ-
te noch intakte Regenwald dieser Erde.
Aber auch er ist massiv bedroht, wenn die
Abholzung wie bisher oder sogar immer
schneller voranschreitet. Die brasilianische
Umweltbehörde kann bei den riesigen
Gebieten kaum gegen international agie-
rende Holzkonzerne vorgehen – mit dem
Ergebnis, dass illegal eingeschlagen wird.
Lianenumschlungene Baumriesen, zugewu-cherte Wasserflächen und ein unentwegtesZwitschern und Flattern, Gekreisch undGeschlängel: Der Amazonas-Regenwald istmit über 60.000 Pflanzen-, 1.000 Vogel- undmehr als 300 Säugetierarten Sinnbild desüppigen Tropenwaldes. In seinen verschlun-genen Flussläufen tummeln sich über 2.000Fischarten und sogar Säugetiere wie derscheue Amazonas-Delfin und der ebenfalls
nur im Amazonas lebende Riesenotter. EineArtenvielfalt, bei der Ökologen, Naturliebha-ber und neuerdings auch Vertreter der Phar-makonzerne glänzende Augen bekommen.
Trotz seiner natürlichen Schätze ist die-ses Gebiet gefährdet wie noch nie: Zwischen1990 und 1995 fielen 128.000 Quadratkilo-meter Tropenwald den Kettensägen zum Op-fer, was ungefähr der gemeinsamen Flächevon Österreich, der Schweiz und Luxemburgentspricht. Von August 2001 bis August 2002wurden 25.500 Quadratkilometer Urwald ab-geholzt, im Vergleich zu den 70er und 80erJahren ein Anstieg um 40 Prozent. In Amazo-nien wurde bereits eine Fläche der GrößeFrankreichs entwaldet und zur Rinderzucht,zum Soja- und Reisanbau umfunktioniert.Nur 4,4 Prozent seiner Fläche hat Brasilien,das 1992 in Rio eine der größten Umwelt-konferenzen aller Zeiten abhielt, seitdem fürden Naturschutz ausgewiesen.
Noch ist eine Fläche so groß wie Westeu-ropa von Dschungel bedeckt, aber ungestörtist das fragile Gleichgewicht aus abgestorbe-nen Pflanzenteilen und lebender Vegetation,welches den üppigen Bewuchs auf denunfruchtbaren Böden der Tropen erst mög-lich macht, schon lange nicht mehr. In- undausländische Firmen fällen das wertvolleTropenholz im Amazonasgebiet. Und um andie verwertbaren Bäume zu kommen, dievereinzelt im Regenwald stehen, werdenSchneisen in den Wald geschlagen und Stra-ßen gebaut. So fallen neben jedem geschla-genen Baum viele weitere Baumriesen Fällar-beiten und Abtransport zum Opfer. Zudemgraben Minenunternehmen ganze Flussdel-tas mit Baggern um und vergiften beim Gold-Auswaschen Wasser und Boden mit Queck-silber. Im Gefolge der Konzerne brandrodenlandlose Bauern den Wald, um sich irgendwoeinen Platz zum Überleben zu sichern.
Im Januar 2001 macht die brasilianischeRegierung mit dem mit 40 Milliarden US-Dol-lar veranschlagten Entwicklungsprogramm„Avança Brasil“ endgültig klar, wohin dieReise gehen soll: Mit 10.000 Kilometern Stra-ße, Flusskraftwerken, Minen, Ölfördergebie-ten, Kanälen und Konzessionen für dieAbholzung soll der Jahrtausende alte Regen-wald endgültig zur Ausbeutung frei gegebenwerden. Nach jahrelangem Kampf gegen denMahagoni-Einschlag im brasilianischen Bun-desstaat Pará hat die neue Regierung 2003zumindest das Moratorium verlängert.
Umweltexperten fürchten: Nach dem Baueiner Infrastruktur wäre die Vernichtung desWaldes nicht mehr aufzuhalten. Die brasi-lianische Umweltbehörde ist schon jetzt zuschlecht ausgerüstet, um in dem riesigen Ge-biet gegen international agierende Holzkon-zerne vorgehen zu können. Ergebnis: 80 Pro-zent des Holzes wird ohne Konzession ge-fällt. Trotz Veröffentlichung dieser Zahl durchbrasilianische Behörden ist die Nachfragenach billigem Sperrholz aus Brasilien unge-brochen. Die Hauptimportländer USA, Itali-en, Frankreich und Japan unternehmen kei-ne nennenswerten Anstrengungen, um dieillegale Vernichtung des Regenwaldes zustoppen. Es fehlt an Anreizen für eine nach-haltige Waldnutzung.
Dabei kann der Wald genutzt werden,ohne ihn zu zerstören: Etwa 20 MillionenMenschen indianischer und portugiesischerAbstammung leben dort als Jäger, Fischer undBauern. An der Grenze Brasilien/Venezuelakämpfen etwa 19.000 Yanomami-Angehörigeum ihr physisches Überleben. Erst in den 80erJahren bekamen diese Menschen Kontakt mitder westlichen Welt – auf ihrem Territoriumwurde Gold gefunden. Seitdem erlag jederfünfte Stammesangehörige einer der einge-schleppten Krankheiten, gegen die ihre tradi-tionelle Medizin keine Hilfe hat. Immer wie-der dringen Goldsucher und Soldaten in dasStammesgebiet ein, morden und vergewalti-gen. Bei der rücksichtslosen „Entwicklung“des Gebietes sind die auf Selbstständigkeitund Spiritualität bedachten Ureinwohnerhinderlich und sorgen für kritische Berichter-stattung im In- und Ausland.
Der Amazonas ist auch das letzte große
Rückzuggebiet des Jaguars, der in den Ur-
wäldern Süd- und Mittelamerikas lebt. Die
gefährdete Raubkatze, die Reviere einer
Größe von bis zu 40 Quadratkilometer benö-
tigt, wird in der Liste der bedrohten Tiere des
Washingtoner Artenschutzabkommens auf-
geführt. Die unwiederbringliche Zerstörung
der Wälder ist die massivste Bedrohung des
Jaguars.
In der Sprache der Tupi-Indianer des Ama-
zonas bedeutet Jaguara „das Tier, das seine
Beute im Sprung tötet“. Tatsächlich ist die
bevorzugte Jagdmethode des Jaguars, unbe-
weglich auf einem hohen Ast zu warten und
einem vorbeikommenden Tier lautlos auf den
Rücken zu springen. Bei einem Gewicht von
bis zu 130 Kilogramm ist diese Methode
äußerst effektiv: Zu den Beutetieren gehören
große Pflanzenfresser wie Wasserschweine,
Tapire und Hirsche. In schlechten Zeiten neh-
men die Jaguare aber auch mit schmaler Kost
wie Vögeln und Fröschen vorlieb.
Jaguarmännchen sind Einzelgänger, nur
in der Paarungszeit verbringen sie einige
Wochen mit ihren Partnerinnen und machen
durch mächtiges Gebrüll auf sich aufmerk-
sam. Die anfangs hilflosen Jungen bringt das
Weibchen versteckt in einer Baum- oder Erd-
höhle zur Welt. Nach sechs Wochen nimmt
der Nachwuchs an ersten Jagdausflügen teil
und bleibt die nächsten zwei Jahre bei der
Mutter. Erst mit drei bis vier Jahren sind
Jaguare ausgewachsen und geschlechtsreif.
Der Jaguar
Über 6000 Kilometer
schlängelt sich der Amazonas
durch den größten
Regenwald der Erde.
< Nach dem Einschlag
machen sich Siedler die
Brachflächen zu Nutze.
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Die Bergwälder Chiles
Regenwälder außerhalb der Tropen sind
weltweit eine Rarität: Der chilenische
Valdivia-Urwald ist der zweitgrößte
temperierte Regenwald der Erde. Trotz
seiner Isolation liegt der Dschungel Chiles
nicht weit genug vom Rest der Welt ent-
fernt, um vor Zerstörung sicher zu sein.
Der größte Teil ist bereits abgeholzt oder
beschädigt, die letzten intakten Reste
werden von der Holzwirtschaft bedroht.
Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Chile liegttatsächlich, wie Reiseveranstalter behaupten,am „Ende der Welt“. Mit dem pazifischenOzean auf der einen und den schneebedeck-
ten 6000-Meter-Gipfeln der Anden auf deranderen Seite stellt es eine biogeografischeInsel dar. Diese Abgeschiedenheit von ande-ren biogeografischen Zonen verhinderte die Einwanderung von Pflanzen und Tieren.In Chile und den angrenzenden argentini-schen Gebieten entwickelte sich daher eineinzigartiges Artenspektrum mit einer fürdie gemäßigte Klimazone ungewöhnlichhohen Vielfalt. Von den 50 Baum- und 700höheren Pflanzenarten ist die Hälfte aus-schließlich in der Region heimisch (ende-misch), so zum Beispiel die aus deutschenVorgärten bekannte und mit ihren dachzie-gelartigen Blattschuppen an vorzeitlicheWälder erinnernde Chilenische Tanne oderAraukarie. Auch die Tierwelt hat viele sol-cher endemischen Arten zu bieten, beispiels-weise den kleinsten Hirsch der Welt, den nur 35
bis 75 Zentimeter hohen Puduoder den Darwin-Nasenfroschmit seiner erstaunlichen Fort-pflanzungsstrategie: Der Nach-wuchs dieser Froschart entwi-ckelt sich in der Schallblaseder männlichen Tiere, die erstdie Eier auflecken und die ent-wickelten Jungfrösche wiederausspucken.
Trotz seiner Isolation istder Dschungel Chiles nicht vorZerstörung sicher. Der größteTeil ist bereits abgeholzt oderbeschädigt, die letzten intak-ten Reste werden von derHolzwirtschaft bedroht. Seitdem Umweltgipfel von Rio imJahre 1992 hat die chilenischeRegierung kaum Anstrengun-gen unternommen, um denschwindenden Wald zu schüt-zen. Im Gegenteil: Währenddie Holzproduktion zwischen1996 und 1998 im Vergleich
zum vorigen Jahrzehnt um 83 Prozent gestei-gert wurde, wuchs der Anteil der zum Schutzausgewiesenen Wälder nur um 0,4 Prozent.
Regenwälder außerhalb der Tropen sindweltweit eine Rarität: Außer in Chile gibt essie nur in Kanada, Australien und Neusee-land. Der chilenische Valdivia-Urwald ist der zweitgrößte temperierte Regenwald derErde, insgesamt wächst in Chile über einDrittel der temperierten Regenwälder. 1995hat die chilenische Zentralbank die völligeZerstörung dieser Wälder innerhalb von 20Jahren vorausgesagt, falls die Holzkonzerneim gewohnten Tempo weiter arbeiten.Besonders schwer wiegt, dass für die Produk-tion eines relativ billigen Produktes wie Zel-lulosechips für die Papierherstellung Jahr-tausende alte Primärwälder gerodet werden,die bisher unangetastet die Zeit überdauerthaben. Auf den kahlen Flächen forsten dieGrundbesitzer häufig mit nicht-einheimi-schen Arten auf, die schnelleres Wachstumund schnellere Erträge versprechen. DieseArt von Aufforstung wird von der chileni-schen Regierung finanziell unterstützt, wäh-rend nachhaltiges Wirtschaften nicht hono-riert wird.
Kaum besser als ihrem angestammtenSiedlungsraum ergeht es den menschlichenBewohnern der Wälder: Die über 1,3 Millio-nen Mapuche-Indianer in Chile und Argenti-nien werden nicht als nationale Minder-heiten anerkannt, ihre Rechte auf eigeneSprache und Kultur ignoriert. Regelmäßigverkaufen Behörden ihr Land an Holzkon-zerne, es werden Staudämme gebaut sowieÖl und Gas gefördert. Ohne ausreichendemedizinische Versorgung sind die Menschender daraus resultierenden Umweltverschmut-zung ausgesetzt. 1997 bestätigte eine Unter-suchung in der argentinischen Provinz Neuquen Blei- und Quecksilbervergiftungenbei Mapuche mit schwerwiegenden gesund-heitlichen Folgen für die Betroffenen.
Bergwälder Chiles 1110 Bergwälder Chiles
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Der Huemul
Außerhalb Chiles und Argentiniens fast
unbekannt, ist dieser Südandenhirsch
eines der Tiere, das unter dem Verlust der
ursprünglichen Wälder am meisten zu leiden
hat. Mit einem geschätzten Bestand von
wenigen tausend Exemplaren steht er auf
der Liste der Tierarten, die in unmittelbarer
Zukunft vom Aussterben bedroht sind.
Ursprünglich war der Huemul (sprich:
U-emul) im ganzen Süden des Kontinents
verbreitet. Zusammen mit dem ebenfalls
landestypischen Kondor schmückt er das
Wappen von Chile. Heute leben Huemuls nur
noch in Bergregionen über 3.000 Meter,
ihren letzten Rückzugsgebieten. Seit den
frühen 70er Jahren verschwanden Huemuls
aus ihrem Verbreitungsgebiet nördlich von
Patagonien, seit 1997 wurden die Hirsche mit
den „Hasenohren“ sogar nur noch in Natur-
schutzgebieten beobachtet. Hauptgrund
für den Bestandseinbruch des Huemul ist
der Urwaldverlust. Aber auch die Konkurrenz
mit ausgesetztem Rotwild, mangelnde
Resistenz gegen eingeschleppte Krankheiten
sowie Nachstellungen von Jägern und
wildernden Hunden dezimieren die Zahl der
Huemuls.
Der chilenische Araukarien-
Regenwald beherbergt
sehr viele Arten, die nur
hier vorkommen.
Die Bergwälder Chiles
Regenwälder außerhalb der Tropen sind
weltweit eine Rarität: Der chilenische
Valdivia-Urwald ist der zweitgrößte
temperierte Regenwald der Erde. Trotz
seiner Isolation liegt der Dschungel Chiles
nicht weit genug vom Rest der Welt ent-
fernt, um vor Zerstörung sicher zu sein.
Der größte Teil ist bereits abgeholzt oder
beschädigt, die letzten intakten Reste
werden von der Holzwirtschaft bedroht.
Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Chile liegttatsächlich, wie Reiseveranstalter behaupten,am „Ende der Welt“. Mit dem pazifischenOzean auf der einen und den schneebedeck-
ten 6000-Meter-Gipfeln der Anden auf deranderen Seite stellt es eine biogeografischeInsel dar. Diese Abgeschiedenheit von ande-ren biogeografischen Zonen verhinderte die Einwanderung von Pflanzen und Tieren.In Chile und den angrenzenden argentini-schen Gebieten entwickelte sich daher eineinzigartiges Artenspektrum mit einer fürdie gemäßigte Klimazone ungewöhnlichhohen Vielfalt. Von den 50 Baum- und 700höheren Pflanzenarten ist die Hälfte aus-schließlich in der Region heimisch (ende-misch), so zum Beispiel die aus deutschenVorgärten bekannte und mit ihren dachzie-gelartigen Blattschuppen an vorzeitlicheWälder erinnernde Chilenische Tanne oderAraukarie. Auch die Tierwelt hat viele sol-cher endemischen Arten zu bieten, beispiels-weise den kleinsten Hirsch der Welt, den nur 35
bis 75 Zentimeter hohen Puduoder den Darwin-Nasenfroschmit seiner erstaunlichen Fort-pflanzungsstrategie: Der Nach-wuchs dieser Froschart entwi-ckelt sich in der Schallblaseder männlichen Tiere, die erstdie Eier auflecken und die ent-wickelten Jungfrösche wiederausspucken.
Trotz seiner Isolation istder Dschungel Chiles nicht vorZerstörung sicher. Der größteTeil ist bereits abgeholzt oderbeschädigt, die letzten intak-ten Reste werden von derHolzwirtschaft bedroht. Seitdem Umweltgipfel von Rio imJahre 1992 hat die chilenischeRegierung kaum Anstrengun-gen unternommen, um denschwindenden Wald zu schüt-zen. Im Gegenteil: Währenddie Holzproduktion zwischen1996 und 1998 im Vergleich
zum vorigen Jahrzehnt um 83 Prozent gestei-gert wurde, wuchs der Anteil der zum Schutzausgewiesenen Wälder nur um 0,4 Prozent.
Regenwälder außerhalb der Tropen sindweltweit eine Rarität: Außer in Chile gibt essie nur in Kanada, Australien und Neusee-land. Der chilenische Valdivia-Urwald ist der zweitgrößte temperierte Regenwald derErde, insgesamt wächst in Chile über einDrittel der temperierten Regenwälder. 1995hat die chilenische Zentralbank die völligeZerstörung dieser Wälder innerhalb von 20Jahren vorausgesagt, falls die Holzkonzerneim gewohnten Tempo weiter arbeiten.Besonders schwer wiegt, dass für die Produk-tion eines relativ billigen Produktes wie Zel-lulosechips für die Papierherstellung Jahr-tausende alte Primärwälder gerodet werden,die bisher unangetastet die Zeit überdauerthaben. Auf den kahlen Flächen forsten dieGrundbesitzer häufig mit nicht-einheimi-schen Arten auf, die schnelleres Wachstumund schnellere Erträge versprechen. DieseArt von Aufforstung wird von der chileni-schen Regierung finanziell unterstützt, wäh-rend nachhaltiges Wirtschaften nicht hono-riert wird.
Kaum besser als ihrem angestammtenSiedlungsraum ergeht es den menschlichenBewohnern der Wälder: Die über 1,3 Millio-nen Mapuche-Indianer in Chile und Argenti-nien werden nicht als nationale Minder-heiten anerkannt, ihre Rechte auf eigeneSprache und Kultur ignoriert. Regelmäßigverkaufen Behörden ihr Land an Holzkon-zerne, es werden Staudämme gebaut sowieÖl und Gas gefördert. Ohne ausreichendemedizinische Versorgung sind die Menschender daraus resultierenden Umweltverschmut-zung ausgesetzt. 1997 bestätigte eine Unter-suchung in der argentinischen Provinz Neuquen Blei- und Quecksilbervergiftungenbei Mapuche mit schwerwiegenden gesund-heitlichen Folgen für die Betroffenen.
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Der Huemul
Außerhalb Chiles und Argentiniens fast
unbekannt, ist dieser Südandenhirsch
eines der Tiere, das unter dem Verlust der
ursprünglichen Wälder am meisten zu leiden
hat. Mit einem geschätzten Bestand von
wenigen tausend Exemplaren steht er auf
der Liste der Tierarten, die in unmittelbarer
Zukunft vom Aussterben bedroht sind.
Ursprünglich war der Huemul (sprich:
U-emul) im ganzen Süden des Kontinents
verbreitet. Zusammen mit dem ebenfalls
landestypischen Kondor schmückt er das
Wappen von Chile. Heute leben Huemuls nur
noch in Bergregionen über 3.000 Meter,
ihren letzten Rückzugsgebieten. Seit den
frühen 70er Jahren verschwanden Huemuls
aus ihrem Verbreitungsgebiet nördlich von
Patagonien, seit 1997 wurden die Hirsche mit
den „Hasenohren“ sogar nur noch in Natur-
schutzgebieten beobachtet. Hauptgrund
für den Bestandseinbruch des Huemul ist
der Urwaldverlust. Aber auch die Konkurrenz
mit ausgesetztem Rotwild, mangelnde
Resistenz gegen eingeschleppte Krankheiten
sowie Nachstellungen von Jägern und
wildernden Hunden dezimieren die Zahl der
Huemuls.
Der chilenische Araukarien-
Regenwald beherbergt
sehr viele Arten, die nur
hier vorkommen.
Die letzten Urwälder Europas
Für den Erhalt der letzten europäischen
Urwälder können sich auch die Abnehmer
von Papier und Holz einsetzen. Einige Bei-
spiele zeigen, dass mit einem Moratorium
zunächst Zeit gewonnen werden kann,
das eine langfristige Planung und Einrich-
tung von Waldschutzgebieten ermöglicht.
Bei solchen Prozessen müssen dann die
betroffenen Völker und die Umweltorgani-
sationen eingebunden werden.
Im äußersten Norden Europas liegen dieletzten unberührten Wälder des Kontinents,womit natürlich nicht die KiefernplantagenSkandinaviens gemeint sind. In Finnland gehtes um etwa 3.000 Quadratkilometer der letz-ten Urwälder, die dem Staat selber gehören.Einstmals urwaldreich tragen Schweden undFinnland mittlerweile nur ein beziehungs-weise drei Prozent zum Restbestand des eu-ropäischen Urwaldes bei. Dagegen sind wei-te Teile im westlichen Russland noch heutevon unberührten Wäldern bedeckt und bil-
den inzwischen das einzige Rückzugsgebietfür jene Arten, denen über 30 andere europä-ische Länder keinen Lebensraum mehr bie-ten: Große Raubtiere wie Braunbären, Wölfeund Luchse zählen dazu, aber auch kleinereTiere wie Flughörnchen, Dreizehenspecht undUhu bevorzugen unberührte Baumbestände.Alte, lockere Bäume sind ebenso Lebens-raum der seltenen Auerhühner.
Alte knorrige Bäume und tote Stämmegelten in der industrialisierten Forstwirt-schaft als unnütz und zudem als Brutstättefür Schädlinge wie beispielsweise den Bor-kenkäfer. Mit ihrer Vernichtung wird aberein ganzer Lebensraum samt Nahrungs-grundlage vieler Organismen zerstört: ZumBeispiel siedeln etwa 1.350 der rund 6.000 inDeutschland vorkommenden Käferarten aufTotholz, von denen wiederum 60 Prozent aufder Roten Liste bedrohter Tierarten stehen.Von den totholzbesiedelnden Pilzen gelten25 Prozent als gefährdet. Zusätzlich hat dieBeschränkung auf wenige ertragreiche Baum-arten im Forst dazu geführt, dass Misch-waldarten wie Tanne, Schwarzpappel, Ulme,Eibe, Elsbeere, Speierling sowie mehrereWildobstarten in Deutschland zu den selte-
nen oder gefährdeten Arten zählen, derenGene wegen des drohenden Verlusts teil-weise in Genbanken erhalten werden müssen.
Geht es um den Schutz der letzten Urwäl-der, kann Europa also kaum als Vorbild gel-ten: Trotz der bekanntermaßen zerstöreri-schen Erntemethoden ist der europäischeMarkt Hauptabnehmer von Holz und Zell-stoff aus Ländern wie Indonesien, Brasilienoder Kamerun. Europäische Konsumentensind ebenso verantwortlich für die Zerstö-rung von jährlich wenigstens 150 Quadratki-lometern Urwald im europäischen Teil Russ-lands. Aber auch innerhalb der eigenenGrenzen zählt Profit mehr als Artenvielfalt:Im finnischen Kasikkojärvi beispielsweiseroden Holzfirmen noch besonders wertvol-len Urwald, während bereits ein Antrag zurAufnahme des Gebiets zum geplanten fin-nisch-russischen Kalevala-Nationalpark vor-bereitet wird. Weiter nördlich in Kessi wirdzum Bau einer Straße in einem unberührtenWaldstück abgeholzt, ohne die dort lebendenRentierzüchter in die Planung mit einzube-ziehen. Insgesamt kämpfen in Skandinavienmehr als 8.000 Sami um den Erhalt der Ren-tierzucht als Einkommensquelle und ihrerdamit verbundenen kulturellen Identität. Mitden Sami fordern auch Umweltorganisationseit Jahren ein Ende der Kahlschläge in die-sen einzigartigen Urwäldern.
In polaren Regionen mit kurzen Som-mern kann das Wachsen neuer VegetationJahre dauern, der ursprüngliche Zustandwird noch seltener erreicht als in anderenKlimazonen. Dennoch riskiert die Forstindus-trie mit Kahlschlag die Ausweitung der baum-losen Tundra und gefährdet das Überlebenvon Wolf, Bär, Steinadler und Auerhahn.
Urwälder Europas 1312 Urwälder Europas
< Mit schwerer
Maschinerie betreiben
Holzkonzerne ihren
Raubbau an Urwäldern
mit immenser
Geschwindigkeit.
Im Mittelalter noch über ganz Europa
verbreitet, haben nur wenige Braunbären
die Zerstückelung ihres Lebensraumes in
den letzten Jahrhunderten überlebt. In-
zwischen gibt es lediglich im Norden und
Osten Europas noch wenige Populationen
mit einigen Tausend Exemplaren. Bären
bevorzugen Wälder als ihren Lebensraum,
da sie von Waldfrüchten, Nüssen und Knol-
len leben, und die Bäume ihren Bärenkin-
dern Schutz bieten.
Einem so kräftigen Raubtier wie dem
Bären gaben die Menschen von Anbeginn
eine Sonderstellung in Mythologie und
Kultur: Schon die Neandertaler schmücken
Grabstellen mit Bärenschädeln, frühe
Kulte sehen in Bären einen Abgesandten
der Götter. Bärenamulette aus Krallen
oder Zähnen sollen den Jägern Stärke
verleihen und sie sicher durch den dunklen
Wald leiten. Bereits vom Wort „Bär“ im
Namen glaubte man besondere Kräfte
übertragen zu bekommen: So findet er
sich zum Beispiel im nordischen Helden-
namen Björn oder in der König-Artus-
Sage, worin das altirische Wort „Art“ für
Bär vorkommt.
Der Braunbär
So unangetastet wie
im finnischen National-
park ist der europäi-
sche Wald nur noch an
wenigen Stellen.
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Die letzten Urwälder Europas
Für den Erhalt der letzten europäischen
Urwälder können sich auch die Abnehmer
von Papier und Holz einsetzen. Einige Bei-
spiele zeigen, dass mit einem Moratorium
zunächst Zeit gewonnen werden kann,
das eine langfristige Planung und Einrich-
tung von Waldschutzgebieten ermöglicht.
Bei solchen Prozessen müssen dann die
betroffenen Völker und die Umweltorgani-
sationen eingebunden werden.
Im äußersten Norden Europas liegen dieletzten unberührten Wälder des Kontinents,womit natürlich nicht die KiefernplantagenSkandinaviens gemeint sind. In Finnland gehtes um etwa 3.000 Quadratkilometer der letz-ten Urwälder, die dem Staat selber gehören.Einstmals urwaldreich tragen Schweden undFinnland mittlerweile nur ein beziehungs-weise drei Prozent zum Restbestand des eu-ropäischen Urwaldes bei. Dagegen sind wei-te Teile im westlichen Russland noch heutevon unberührten Wäldern bedeckt und bil-
den inzwischen das einzige Rückzugsgebietfür jene Arten, denen über 30 andere europä-ische Länder keinen Lebensraum mehr bie-ten: Große Raubtiere wie Braunbären, Wölfeund Luchse zählen dazu, aber auch kleinereTiere wie Flughörnchen, Dreizehenspecht undUhu bevorzugen unberührte Baumbestände.Alte, lockere Bäume sind ebenso Lebens-raum der seltenen Auerhühner.
Alte knorrige Bäume und tote Stämmegelten in der industrialisierten Forstwirt-schaft als unnütz und zudem als Brutstättefür Schädlinge wie beispielsweise den Bor-kenkäfer. Mit ihrer Vernichtung wird aberein ganzer Lebensraum samt Nahrungs-grundlage vieler Organismen zerstört: ZumBeispiel siedeln etwa 1.350 der rund 6.000 inDeutschland vorkommenden Käferarten aufTotholz, von denen wiederum 60 Prozent aufder Roten Liste bedrohter Tierarten stehen.Von den totholzbesiedelnden Pilzen gelten25 Prozent als gefährdet. Zusätzlich hat dieBeschränkung auf wenige ertragreiche Baum-arten im Forst dazu geführt, dass Misch-waldarten wie Tanne, Schwarzpappel, Ulme,Eibe, Elsbeere, Speierling sowie mehrereWildobstarten in Deutschland zu den selte-
nen oder gefährdeten Arten zählen, derenGene wegen des drohenden Verlusts teil-weise in Genbanken erhalten werden müssen.
Geht es um den Schutz der letzten Urwäl-der, kann Europa also kaum als Vorbild gel-ten: Trotz der bekanntermaßen zerstöreri-schen Erntemethoden ist der europäischeMarkt Hauptabnehmer von Holz und Zell-stoff aus Ländern wie Indonesien, Brasilienoder Kamerun. Europäische Konsumentensind ebenso verantwortlich für die Zerstö-rung von jährlich wenigstens 150 Quadratki-lometern Urwald im europäischen Teil Russ-lands. Aber auch innerhalb der eigenenGrenzen zählt Profit mehr als Artenvielfalt:Im finnischen Kasikkojärvi beispielsweiseroden Holzfirmen noch besonders wertvol-len Urwald, während bereits ein Antrag zurAufnahme des Gebiets zum geplanten fin-nisch-russischen Kalevala-Nationalpark vor-bereitet wird. Weiter nördlich in Kessi wirdzum Bau einer Straße in einem unberührtenWaldstück abgeholzt, ohne die dort lebendenRentierzüchter in die Planung mit einzube-ziehen. Insgesamt kämpfen in Skandinavienmehr als 8.000 Sami um den Erhalt der Ren-tierzucht als Einkommensquelle und ihrerdamit verbundenen kulturellen Identität. Mitden Sami fordern auch Umweltorganisationseit Jahren ein Ende der Kahlschläge in die-sen einzigartigen Urwäldern.
In polaren Regionen mit kurzen Som-mern kann das Wachsen neuer VegetationJahre dauern, der ursprüngliche Zustandwird noch seltener erreicht als in anderenKlimazonen. Dennoch riskiert die Forstindus-trie mit Kahlschlag die Ausweitung der baum-losen Tundra und gefährdet das Überlebenvon Wolf, Bär, Steinadler und Auerhahn.
Urwälder Europas 1312 Urwälder Europas
< Mit schwerer
Maschinerie betreiben
Holzkonzerne ihren
Raubbau an Urwäldern
mit immenser
Geschwindigkeit.
Im Mittelalter noch über ganz Europa
verbreitet, haben nur wenige Braunbären
die Zerstückelung ihres Lebensraumes in
den letzten Jahrhunderten überlebt. In-
zwischen gibt es lediglich im Norden und
Osten Europas noch wenige Populationen
mit einigen Tausend Exemplaren. Bären
bevorzugen Wälder als ihren Lebensraum,
da sie von Waldfrüchten, Nüssen und Knol-
len leben, und die Bäume ihren Bärenkin-
dern Schutz bieten.
Einem so kräftigen Raubtier wie dem
Bären gaben die Menschen von Anbeginn
eine Sonderstellung in Mythologie und
Kultur: Schon die Neandertaler schmücken
Grabstellen mit Bärenschädeln, frühe
Kulte sehen in Bären einen Abgesandten
der Götter. Bärenamulette aus Krallen
oder Zähnen sollen den Jägern Stärke
verleihen und sie sicher durch den dunklen
Wald leiten. Bereits vom Wort „Bär“ im
Namen glaubte man besondere Kräfte
übertragen zu bekommen: So findet er
sich zum Beispiel im nordischen Helden-
namen Björn oder in der König-Artus-
Sage, worin das altirische Wort „Art“ für
Bär vorkommt.
Der Braunbär
So unangetastet wie
im finnischen National-
park ist der europäi-
sche Wald nur noch an
wenigen Stellen.
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Der Regenwald Zentralafrikas
West- und zentralafrikanische Regime wie
Liberia und die Demokratische Republik
Kongo finanzieren unter anderem mit dem
Holzverkauf aus Urwaldzerstörung Bürger-
kriege in ihrem oder benachbarten Ländern.
Wird bei Diamanten in einem solchen Fall
von Blutdiamanten gesprochen, zeigt dies
die desaströse soziale Dimension der Wald-
vernichtung in dieser Region.
„Selektive Extraktion“ nennen internationaleHolzkonzerne ihre Einschlagmethode in
Afrika, bei der sie – scheinbar schonend –nur die ein bis zwei teuersten Urwaldriesenpro Hektar absägen, aus denen Furnierhöl-zer, Musikinstrumente, Fensterrahmen oderParkettfußböden gemacht werden. Verschwie-gen wird, dass dazu im Einschlagsgebiet biszu 70 Prozent der verbliebenen VegetationTransportstraßen, Sägemaschinen, Bulldo-zern zum Opfer fällt oder von herunterstür-zenden Bäumen zerdrückt wird. Neben dengerodeten Flächen leiden zudem auch an-grenzende Regionen unter den Folgen derHolzwirtschaft: Durch die Erschließung vonfrüher unzugänglichen Gebieten haben Holz-und Minengesellschaften die Vernichtungvon 85 Prozent des Waldes ermöglicht, dersich ehemals vom Senegal an der WestküsteZentralafrikas bis Uganda im Osten erstreckte.
Sind erste Flächen gerodet, zieht es Sied-ler in den Wald. Darunter leiden unter anderem unsere tierischen Verwandten, die Menschenaffen: Gorillas, Schimpansen undBonobos liefern wie Elefanten, Pythonschlan-gen und Gazellen das begehrte „Bush Meat“,Fleisch wild lebender Tiere. Viele MillionenTiere werden jährlich in West- und Zentral-afrika geschlachtet und gegessen. Holzfällerund Minenarbeiter kaufen das Fleisch vonkommerziellen Jägern, die zur Jagd in Gelän-dewagen wiederum die Versorgungsstraßenin den Abholzungsgebieten benutzen. Zwargibt es viele internationale und nationaleSchutzgesetze, diese werden jedoch meistignoriert. Fehlender politischer Wille, man-gelndes Geld und Personal, Armut und Kor-ruption ersticken Naturschutzbemühungenim Keim. In fünf bis zehn Jahren, rechnenExperten, werden die großen Affen mitsamtder letzten unberührten Waldgebiete ver-schwunden sein. Ähnlich düster sieht es fürandere Urwaldtiere wie den Waldelefanten,den zu den Giraffen zählenden Okapis undden farbenprächtigen Kongopfauen aus.
Betroffen ist auch das Volk der Mbuti-Pygmäen im Nordosten des Kongo, derenLeben ganz auf den Urwald abgestimmt ist –wirtschaftlich und spirituell. In Familien-clans von Jägern und Sammlern ziehen sienach kurzem Aufenthalt an einem Ort wei-ter, ohne Felder oder Siedlungen angelegt zu
Regenwald Zentralafrikas 1514 Regenwald Zentralafrikas
haben. Schon jetzt werden einige Clans ausdem schwindenden Urwald in die Savanneabgedrängt: Dort entgegen ihrer Gewohnhei-ten in Hüttendörfern angesiedelt, gehen ihreursprüngliche Kultur und ihr Jahrtausendealtes Wissen innerhalb weniger Generatio-nen verloren. Ethnologen prognostizieren,dass es diese Kultur, die bereits in griechi-schen Sagen und altägyptischen Berichtenbeschrieben wurde, in einigen Jahrzehntennicht mehr geben wird.
Aufgrund steigender Nachfrage nach afri-kanischem Holz hauptsächlich in Frankreich,Italien und Spanien hat sich seit dem Um-weltgipfel von Rio 1992 die Geschwindig-keit, mit der der afrikanische Urwald zerstörtwird, um ein Viertel erhöht. Die durch-schnittliche Holzproduktion nahm seit Mitteder 90er Jahre um über die Hälfte zu, ille-gale und zerstörerische Abholzungsmethodensind weit verbreitet. Naturschutzgebiete wur-den dagegen kaum ausgewiesen, im Gegen-teil mussten Umweltschützer in einigen Bür-gerkriegsgebieten herbe Niederlagen ein-stecken: Beispielsweise im kongolesischenKahuzi-Biega-Nationalpark fielen mehrfachWilderer ein, entwaffneten die Parkrangerund töteten Elefanten und Gorillas wegendes Fleisches. Dabei könnten genau dieseTiere die letzte Devisenquelle für das wirt-schaftlich am Boden liegende Land bedeu-ten: Vor dem Krieg pirschten Touristendurchs Unterholz, um einmal im Leben eineGorillafamilie in freier Wildbahn aus näch-ster Nähe zu beobachten.
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Mit Herden von bis zu hundert Tieren, die den
Staub der Savanne aufwirbeln, haben Wald-
elefanten nichts zu tun: Die kleineren Ver-
wandten der afrikanischen Steppenelefanten
streifen in Familiengruppen von zwei oder
drei Weibchen und deren Nachwuchs durch
den dichten Dschungel. Weibliche Jungtiere
bleiben der Gruppe erhalten, Männchen müs-
sen nach der Geschlechtsreife gehen und
ziehen alleine oder in Gesellschaft anderer
Junggesellen umher.
Ihr verstecktes Leben hat dazu beigetra-
gen, dass die afrikanischen Waldelefanten zu
den letzten unerforschten Tieren dieses Kon-
tinents gehören – kaum jemand hat sie bis-
her in freier Natur beobachten können. Ihre
wichtige Rolle im Ökosystem des Dschungels
ist aber bekannt: Als Landschaftsarchitekten
sind sie für die Erneuerung und Wiederauf-
forstung des Waldes unverzichtbar. Ihr Appe-
tit auf täglich über hundert Kilogramm Pflan-
zennahrung schafft Brachen und damit Platz
für junge Keimlinge, das nötige Pflanzensaat-
gut haben sie – dank ihrer schlechten Verdau-
ung – auch immer dabei.
Der Waldelefant
Noch bietet der afrikanische
Regenwald am Shanga-Fluss
ein geschlossenes Bild.
< Nur wenige Minuten
benötigen Holzfäller, um
Jahrhunderte alte Baum-
riesen abzuholzen.
Der Regenwald Zentralafrikas
West- und zentralafrikanische Regime wie
Liberia und die Demokratische Republik
Kongo finanzieren unter anderem mit dem
Holzverkauf aus Urwaldzerstörung Bürger-
kriege in ihrem oder benachbarten Ländern.
Wird bei Diamanten in einem solchen Fall
von Blutdiamanten gesprochen, zeigt dies
die desaströse soziale Dimension der Wald-
vernichtung in dieser Region.
„Selektive Extraktion“ nennen internationaleHolzkonzerne ihre Einschlagmethode in
Afrika, bei der sie – scheinbar schonend –nur die ein bis zwei teuersten Urwaldriesenpro Hektar absägen, aus denen Furnierhöl-zer, Musikinstrumente, Fensterrahmen oderParkettfußböden gemacht werden. Verschwie-gen wird, dass dazu im Einschlagsgebiet biszu 70 Prozent der verbliebenen VegetationTransportstraßen, Sägemaschinen, Bulldo-zern zum Opfer fällt oder von herunterstür-zenden Bäumen zerdrückt wird. Neben dengerodeten Flächen leiden zudem auch an-grenzende Regionen unter den Folgen derHolzwirtschaft: Durch die Erschließung vonfrüher unzugänglichen Gebieten haben Holz-und Minengesellschaften die Vernichtungvon 85 Prozent des Waldes ermöglicht, dersich ehemals vom Senegal an der WestküsteZentralafrikas bis Uganda im Osten erstreckte.
Sind erste Flächen gerodet, zieht es Sied-ler in den Wald. Darunter leiden unter anderem unsere tierischen Verwandten, die Menschenaffen: Gorillas, Schimpansen undBonobos liefern wie Elefanten, Pythonschlan-gen und Gazellen das begehrte „Bush Meat“,Fleisch wild lebender Tiere. Viele MillionenTiere werden jährlich in West- und Zentral-afrika geschlachtet und gegessen. Holzfällerund Minenarbeiter kaufen das Fleisch vonkommerziellen Jägern, die zur Jagd in Gelän-dewagen wiederum die Versorgungsstraßenin den Abholzungsgebieten benutzen. Zwargibt es viele internationale und nationaleSchutzgesetze, diese werden jedoch meistignoriert. Fehlender politischer Wille, man-gelndes Geld und Personal, Armut und Kor-ruption ersticken Naturschutzbemühungenim Keim. In fünf bis zehn Jahren, rechnenExperten, werden die großen Affen mitsamtder letzten unberührten Waldgebiete ver-schwunden sein. Ähnlich düster sieht es fürandere Urwaldtiere wie den Waldelefanten,den zu den Giraffen zählenden Okapis undden farbenprächtigen Kongopfauen aus.
Betroffen ist auch das Volk der Mbuti-Pygmäen im Nordosten des Kongo, derenLeben ganz auf den Urwald abgestimmt ist –wirtschaftlich und spirituell. In Familien-clans von Jägern und Sammlern ziehen sienach kurzem Aufenthalt an einem Ort wei-ter, ohne Felder oder Siedlungen angelegt zu
Regenwald Zentralafrikas 1514 Regenwald Zentralafrikas
haben. Schon jetzt werden einige Clans ausdem schwindenden Urwald in die Savanneabgedrängt: Dort entgegen ihrer Gewohnhei-ten in Hüttendörfern angesiedelt, gehen ihreursprüngliche Kultur und ihr Jahrtausendealtes Wissen innerhalb weniger Generatio-nen verloren. Ethnologen prognostizieren,dass es diese Kultur, die bereits in griechi-schen Sagen und altägyptischen Berichtenbeschrieben wurde, in einigen Jahrzehntennicht mehr geben wird.
Aufgrund steigender Nachfrage nach afri-kanischem Holz hauptsächlich in Frankreich,Italien und Spanien hat sich seit dem Um-weltgipfel von Rio 1992 die Geschwindig-keit, mit der der afrikanische Urwald zerstörtwird, um ein Viertel erhöht. Die durch-schnittliche Holzproduktion nahm seit Mitteder 90er Jahre um über die Hälfte zu, ille-gale und zerstörerische Abholzungsmethodensind weit verbreitet. Naturschutzgebiete wur-den dagegen kaum ausgewiesen, im Gegen-teil mussten Umweltschützer in einigen Bür-gerkriegsgebieten herbe Niederlagen ein-stecken: Beispielsweise im kongolesischenKahuzi-Biega-Nationalpark fielen mehrfachWilderer ein, entwaffneten die Parkrangerund töteten Elefanten und Gorillas wegendes Fleisches. Dabei könnten genau dieseTiere die letzte Devisenquelle für das wirt-schaftlich am Boden liegende Land bedeu-ten: Vor dem Krieg pirschten Touristendurchs Unterholz, um einmal im Leben eineGorillafamilie in freier Wildbahn aus näch-ster Nähe zu beobachten.
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Mit Herden von bis zu hundert Tieren, die den
Staub der Savanne aufwirbeln, haben Wald-
elefanten nichts zu tun: Die kleineren Ver-
wandten der afrikanischen Steppenelefanten
streifen in Familiengruppen von zwei oder
drei Weibchen und deren Nachwuchs durch
den dichten Dschungel. Weibliche Jungtiere
bleiben der Gruppe erhalten, Männchen müs-
sen nach der Geschlechtsreife gehen und
ziehen alleine oder in Gesellschaft anderer
Junggesellen umher.
Ihr verstecktes Leben hat dazu beigetra-
gen, dass die afrikanischen Waldelefanten zu
den letzten unerforschten Tieren dieses Kon-
tinents gehören – kaum jemand hat sie bis-
her in freier Natur beobachten können. Ihre
wichtige Rolle im Ökosystem des Dschungels
ist aber bekannt: Als Landschaftsarchitekten
sind sie für die Erneuerung und Wiederauf-
forstung des Waldes unverzichtbar. Ihr Appe-
tit auf täglich über hundert Kilogramm Pflan-
zennahrung schafft Brachen und damit Platz
für junge Keimlinge, das nötige Pflanzensaat-
gut haben sie – dank ihrer schlechten Verdau-
ung – auch immer dabei.
Der Waldelefant
Noch bietet der afrikanische
Regenwald am Shanga-Fluss
ein geschlossenes Bild.
< Nur wenige Minuten
benötigen Holzfäller, um
Jahrhunderte alte Baum-
riesen abzuholzen.
Die SchneewälderSibiriens
Noch heute wecken die Bodenschätze
und Holzvorräte des östlichen Sibiriens
Begehrlichkeiten in aller Welt. Viele Ge-
biete Ost-Sibiriens sind bereits abgeholzt,
und in den letzten Jahren haben sich
mehrere multinationale Holzkonzerne
langfristige Abholzungsrechte gesichert.
Von der Republik Sacha, dem ehemaligenJakutien, im Nordosten Sibiriens, bis zu denNiederungen der Flüsse Amur und Ussuri ander chinesischen Grenze erstrecken sich dieUrwälder im asiatischen Teil Russlands.Über mehr als 5.000 Kilometer vom nörd-lichen zum südlichen Teil des Gebiets wech-selt die Landschaft von spärlich mit verkrüp-pelten Weiden und Birken bewachsener Tun-dra bis zu reichen Nadel- und Laubwäldernin der südlichen Region um Wladiwostok.Im Norden hält das Dorf Oimjakon den Käl-terekord mit minus 71 Grad Celsius, weiter
südlich steigen die Temperaturen im Som-mer regelmäßig auf über 30 Grad Celsius imSchatten.
Schroffe Berge und fruchtbares Flach-land, morastige Sümpfe und regenarmeSavannen: Die Anforderungen an in Sibirienbeheimatete Pflanzen und Tiere sind vielfäl-tig. Dies führte zur Entwicklung eines arten-reichen Lebensgeflechts mit so eindrucksvol-len Vertretern wie dem bis zu 300 Kilo-gramm schweren Sibirischen Tiger und demnoch schwereren Moschusochsen. Auch derweiße Schneekranich brütet im nordöst-lichen Sibirien. Der Verlust geeigneter Feucht-gebiete bedroht die Tiere am stärksten,da Brutpaare mit einem Abstand von übereinem Kilometer zwischen den Nestern vielPlatz benötigen. Zwei weitere seltene Tierespielen eine wichtige Rolle im Leben derUreinwohner dieser Gegend, der Schnee-leopard und der Kragenbär.
Bis zur Erschließung Sibiriens für die rus-sische Öl- und Holzindustrie lebten die indi-genen kleinen Völker des hohen Nordensund fernen Ostens Russlands – so der offiziel-
le Ausdruck für die häufig weniger als 2.000Menschen umfassenden Ethnien – von Fische-rei, Jagd und Rentierzucht und jenseits derDauerfrostgrenze im Süden dazu auch vonder Landwirtschaft. Nur knapp eine Milliondieser Ureinwohner überlebten die zaristi-sche Eroberung und nachfolgende Russifi-zierung, inzwischen ist ihre Anzahl auf etwa200.000 gesunken. Heute sind Völker wie dieEwenken, Jukagiren, Ewenen, Jakuten undNanai mitsamt ihrer Kultur durch die unge-heure Naturzerstörung gefährdet. Ihr nochteilweise überliefertes Weltbild des schama-nischen Animismus gründet auf einer ausge-prägten Balance in der Natur.
Noch heute wecken die Bodenschätzeund Holzvorräte des östlichen SibiriensBegehrlichkeiten in aller Welt. Die maroderussische Wirtschaft wäre dagegen auf Devi-sen dringend angewiesen und betreibt dorteinen Ausverkauf der Natur unbeschreib-lichen Ausmaßes. Viele Gebiete Ostsibirienssind bereits abgeholzt, und in den letztenJahren haben sich mehrere multinationaleHolzkonzerne langfristige Abholzungsrechtegesichert. Zusätzlicher illegaler Einschlagund die Nachfrage von China und Japan nachbesonders seltenen Baumarten sind die größ-te Gefahr für Russlands südsibirische Schnee-wälder. Gleichzeitig steigt die Nachfrage imeigenen Land, so dass die sibirischen Schatz-kammern bald für immer geplündert seinkönnten.
Schneewälder Sibiriens 1716 Schneewälder Sibiriens
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Gegen Gewehre und die Zerstörung ihres
Lebensraumes sind die Tiger Sibiriens, von
denen bereits heute mehr in Zoos als in freier
Wildbahn leben, nicht gefeit. Und die letzten
frei lebenden Exemplare sind auf ein kleines
Gebiet nahe der russisch-chinesischen Gren-
ze am Fluss Amur zurückgedrängt worden.
Vor allem der Glaube an die sensationelle
Wirkung von medizinischen Tigerpräparaten
hat dazu geführt, dass Wilderer den Groß-
katzen nachstellen – bei einem Erlös von bis
zu 20.000 Dollar pro Tier ist der Anreiz sehr
groß. Drei der ursprünglich acht Tigerarten
sind bereits ausgerottet, von den sibirischen
Tigern oder Amurtigern leben in freier Wild-
bahn noch ungefähr 400 Exemplare. Wenn
diese Tiere überleben sollen, müssen die
Urwälder in ihrem Verbreitungsgebiet zu
betreuten Schutzgebieten erklärt werden,
anstatt sie durch die Erschließung von Holz-
konzernen noch weiter für die Ausbeutung
zu öffnen.
Von den Geistern der Tiger erlernten die
Schamanen der Nomadenvölker Sibiriens
den Umgang mit Willen, Energie und Kraft im
Angesicht des Feindes. Noch in den Revolu-
tionskriegen setzten die Armeen so genannte
„Tigermenschen“ als Wachposten ein, denen
die schamanische Fähigkeit zugesprochen
wurde, während des Schlafes die Augen dem
Unendlichen zu öffnen.
Der Sibirische Tiger
< Nach der Rodung bieten
Kahlflächen weder
Mensch noch Tier einen
Lebensraum.
Fichten, Kiefern und Lärchen
zählen zu den häufigsten
Arten der sibirischen Taiga.
Die SchneewälderSibiriens
Noch heute wecken die Bodenschätze
und Holzvorräte des östlichen Sibiriens
Begehrlichkeiten in aller Welt. Viele Ge-
biete Ost-Sibiriens sind bereits abgeholzt,
und in den letzten Jahren haben sich
mehrere multinationale Holzkonzerne
langfristige Abholzungsrechte gesichert.
Von der Republik Sacha, dem ehemaligenJakutien, im Nordosten Sibiriens, bis zu denNiederungen der Flüsse Amur und Ussuri ander chinesischen Grenze erstrecken sich dieUrwälder im asiatischen Teil Russlands.Über mehr als 5.000 Kilometer vom nörd-lichen zum südlichen Teil des Gebiets wech-selt die Landschaft von spärlich mit verkrüp-pelten Weiden und Birken bewachsener Tun-dra bis zu reichen Nadel- und Laubwäldernin der südlichen Region um Wladiwostok.Im Norden hält das Dorf Oimjakon den Käl-terekord mit minus 71 Grad Celsius, weiter
südlich steigen die Temperaturen im Som-mer regelmäßig auf über 30 Grad Celsius imSchatten.
Schroffe Berge und fruchtbares Flach-land, morastige Sümpfe und regenarmeSavannen: Die Anforderungen an in Sibirienbeheimatete Pflanzen und Tiere sind vielfäl-tig. Dies führte zur Entwicklung eines arten-reichen Lebensgeflechts mit so eindrucksvol-len Vertretern wie dem bis zu 300 Kilo-gramm schweren Sibirischen Tiger und demnoch schwereren Moschusochsen. Auch derweiße Schneekranich brütet im nordöst-lichen Sibirien. Der Verlust geeigneter Feucht-gebiete bedroht die Tiere am stärksten,da Brutpaare mit einem Abstand von übereinem Kilometer zwischen den Nestern vielPlatz benötigen. Zwei weitere seltene Tierespielen eine wichtige Rolle im Leben derUreinwohner dieser Gegend, der Schnee-leopard und der Kragenbär.
Bis zur Erschließung Sibiriens für die rus-sische Öl- und Holzindustrie lebten die indi-genen kleinen Völker des hohen Nordensund fernen Ostens Russlands – so der offiziel-
le Ausdruck für die häufig weniger als 2.000Menschen umfassenden Ethnien – von Fische-rei, Jagd und Rentierzucht und jenseits derDauerfrostgrenze im Süden dazu auch vonder Landwirtschaft. Nur knapp eine Milliondieser Ureinwohner überlebten die zaristi-sche Eroberung und nachfolgende Russifi-zierung, inzwischen ist ihre Anzahl auf etwa200.000 gesunken. Heute sind Völker wie dieEwenken, Jukagiren, Ewenen, Jakuten undNanai mitsamt ihrer Kultur durch die unge-heure Naturzerstörung gefährdet. Ihr nochteilweise überliefertes Weltbild des schama-nischen Animismus gründet auf einer ausge-prägten Balance in der Natur.
Noch heute wecken die Bodenschätzeund Holzvorräte des östlichen SibiriensBegehrlichkeiten in aller Welt. Die maroderussische Wirtschaft wäre dagegen auf Devi-sen dringend angewiesen und betreibt dorteinen Ausverkauf der Natur unbeschreib-lichen Ausmaßes. Viele Gebiete Ostsibirienssind bereits abgeholzt, und in den letztenJahren haben sich mehrere multinationaleHolzkonzerne langfristige Abholzungsrechtegesichert. Zusätzlicher illegaler Einschlagund die Nachfrage von China und Japan nachbesonders seltenen Baumarten sind die größ-te Gefahr für Russlands südsibirische Schnee-wälder. Gleichzeitig steigt die Nachfrage imeigenen Land, so dass die sibirischen Schatz-kammern bald für immer geplündert seinkönnten.
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Lebensraumes sind die Tiger Sibiriens, von
denen bereits heute mehr in Zoos als in freier
Wildbahn leben, nicht gefeit. Und die letzten
frei lebenden Exemplare sind auf ein kleines
Gebiet nahe der russisch-chinesischen Gren-
ze am Fluss Amur zurückgedrängt worden.
Vor allem der Glaube an die sensationelle
Wirkung von medizinischen Tigerpräparaten
hat dazu geführt, dass Wilderer den Groß-
katzen nachstellen – bei einem Erlös von bis
zu 20.000 Dollar pro Tier ist der Anreiz sehr
groß. Drei der ursprünglich acht Tigerarten
sind bereits ausgerottet, von den sibirischen
Tigern oder Amurtigern leben in freier Wild-
bahn noch ungefähr 400 Exemplare. Wenn
diese Tiere überleben sollen, müssen die
Urwälder in ihrem Verbreitungsgebiet zu
betreuten Schutzgebieten erklärt werden,
anstatt sie durch die Erschließung von Holz-
konzernen noch weiter für die Ausbeutung
zu öffnen.
Von den Geistern der Tiger erlernten die
Schamanen der Nomadenvölker Sibiriens
den Umgang mit Willen, Energie und Kraft im
Angesicht des Feindes. Noch in den Revolu-
tionskriegen setzten die Armeen so genannte
„Tigermenschen“ als Wachposten ein, denen
die schamanische Fähigkeit zugesprochen
wurde, während des Schlafes die Augen dem
Unendlichen zu öffnen.
Der Sibirische Tiger
< Nach der Rodung bieten
Kahlflächen weder
Mensch noch Tier einen
Lebensraum.
Fichten, Kiefern und Lärchen
zählen zu den häufigsten
Arten der sibirischen Taiga.
Regenwälder Südostasiens 19
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Die Regenwälder Südostasiens
In Indonesien und Papua-Neuguinea sind
bereits über zwei Drittel der Urwälder
zerstört. In den letzten drei Jahrzehnten
wurde der Wald systematisch geplündert:
Spannungen zwischen den Neusiedlern
und alteingesessenen Volksgruppen
führen regelmäßig zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen.
Zwischen dem asiatischen Festland und Aus-tralien erstrecken sich die Inselketten Indo-nesiens und Papua-Neuguineas. Von mangro-vengesäumten Meeresbuchten über tropi-schen Dschungel bis zu den Rhododendron-wäldern an den Hängen des über 4.000Meter hohen Kinabalu im Norden Borneosreicht das Spektrum spektakulärer Urwälder.Die Artenfülle ist Atem beraubend – mit Tau-senden bunt schillernden Schmetterlingenund Käfern, mehr als 500 Säugetier- und1.600 verschiedenen Vogelarten. Neben denriesigen Komodo-Echsen, den rothaarigenOrang-Utans und den kleinen Sumatra-Nashör-nern beherbergen die Wälder Schmuckstückewie die prächtigen Paradiesvögel: Deren Männ-
chen tragen ein außer-gewöhnlich farbenfrohesGefieder mit wimpelarti-gen Schmuckfedern anKopf oder Schwanz, diemehrmals so lang wer-den können wie der Kör-per des Vogels. 2.000Orchideenarten und dieam Urwaldboden ausriesigen Knospen aufbrechenden weiß-rosagefleckten Riesenblüten der Rafflesia, die biszu ein Meter groß werden, begeistern Pflan-zenliebhaber.
Die meisten dieser Arten lassen sichschon heute nur noch in abgelegenen odergeschützten Gebieten bestaunen. Abholzungund groß angelegte Umsiedlungsprogrammehaben weite Teile des Regenwaldes komplettzerstört, und auch der verbliebene Rest wirdstark besiedelt. Millionen Menschen, darun-ter Großstädtern aus Java oder Bali, wurdeder Umzug auf abgelegene Inseln mit Prä-mien und Landparzellen schmackhaft ge-macht. Viele dieser Siedler besitzen keineKenntnisse darüber, wie die nährstoffarmenRegenwaldböden nachhaltig zu bewirtschaf-ten sind, und so zerstören sie die Fruchtbar-keit der gerodeten Flächen innerhalb weni-ger Jahre. Waldbrände nehmen überhand.Sowohl Kleinbauern als auch Besitzer vonÖlpalmen-Plantagen greifen zu dieser billigs-ten aller Rodungsmethoden. Laut indonesi-scher Behörden ist zwischen 1997 und 1998allein eine Waldfläche der Größe Österreichsabgebrannt. Der Verkauf von Palmöl für dieMargarineproduktion ist eine der letztenDevisenquellen der angeschlagenen Wirt-schaft Indonesiens, weshalb die offiziell ver-botenen Rodungen kaum geahndet werden.
In den letzten drei Jahrzehnten der Herr-schaft des Suharto-Clans wurde der Waldsystematisch geplündert: Spannungen zwi-schen den Neusiedlern und alteingesessenenVolksgruppen führen regelmäßig zu gewalt-tätigen Auseinandersetzungen. In Irian Jaya,das sich westlich an Papua-Neuguinea an-schließt, aber zu Indonesien gehört, schlugdas Militär Proteste Einheimischer gegen dieZerstörung der Natur durch Straßenbau,
Goldminen und Holzkonzerne nieder. Auchnach Ablösung der alten Machthaber inIndonesien lassen wirtschaftliche Problemeund Gewaltausbrüche Umweltthemen aufder Agenda der neuen Politiker nach ganzhinten rücken. Zwar hat die neue Regierungdas Problem der Urwaldabholzung erkannt,doch kann sie in einem nun dezentralisiertenLand in den Provinzen nicht durchgreifen.
Auf der Insel Borneo sind nur noch Restevon Urwäldern in der gebirgigen Grenzre-gion zu Malaysia zu finden. Das Holz wirdillegal über die Grenze gebracht und vondort legal auf die Weltmärkte verkauft.
In Indonesien und Papua-Neuguinea sindbereits über zwei Drittel der Urwälder zerstört. Jährlich verliert Indonesien vieleTausend Quadratkilometer Wald. IllegalerRaubbau und Korruption sind an der Tages-ordnung; in Papua-Neuguinea hält sich nichteinmal die Regierung an die eigenen Geset-ze, wenn mächtige Konzerne Interesse anunberührten Waldgebieten anmelden. Indo-nesische Sägemühlen verarbeiten zu etwa 70Prozent Holz aus illegaler Abholzung.
Auch Berater der Weltbank bescheinigendiesen Gebieten „anarchistische Zustände“ inder Holzwirtschaft, an denen wertvollsteUrwaldgebiete auf Borneo und den umlie-genden Inseln bis zum Jahre 2010 zugrundegehen würden. Mitsamt ihren Regenwälderwären dann auch die letzten frei lebendenExemplare des Sumatra-Nashorns, des Suma-tra-Elefanten, des Orang-Utans und des indo-nesischen Königstigers für immer verloren.
18 Regenwälder Südostasiens
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Der Orang-Utan
Unermesslicher Arten-
reichtum herrscht in Indone-
siens Regenwäldern.
< < Paradiesvogel mit
seinem prächtigen Gefieder.
< Öl-Palmen-Plantagen
in Malaysia: Monotone
Vegetation ersetzt den
einstigen Artenreichtum.
Der Orang-Utan ist der sanfteste und bedäch-
tigste unter den Menschenaffen und lebt nur
noch in einigen Regenwaldflecken im Norden
Sumatras und auf Borneo. Hier klettert er
von Baumkrone zu Baumkrone und erntet
Nüsse und Früchte, über deren Reifezustand
und Vorkommen im Revier er jederzeit im
Bilde ist.
Orang heißt auf Malaiisch Mensch, Utan
Wald, und wirklich ist der „Waldmensch“
dem Menschen so ähnlich, dass er als Haus-
tier aufgezogen wird und sogar tadellose
Tischmanieren erlernt. Das Geschäft mit
Orang-Utan-Babys blüht, obwohl die Händler
die Mütter töten müssen, um an das festge-
klammerte Jungtier zu kommen. Umwelt-
organisationen versuchen, beschlagnahmte
Hausaffen und solche, die ihre Mütter bei
Bränden oder Holzeinschlag verloren haben,
auf ein Leben im Urwald vorzubereiten.
Orang-Utan-Auffangstationen sind inzwischen
beliebte Touristenziele, die der Bevölkerung
den Wert der Tiere vorführen und schon viele
Besucher zum Urwaldschutz bekehrt haben.
Bilder von Affenbabys, die in der Urwald-
schule an Seilen klettern lernen, gingen um
die Welt. Doch trotz Schulung werden sich
die meisten Orang-Utan-Waisen niemals
allein im Urwald versorgen können, obwohl
dort Verstärkung dringend nötig wäre: Im
vergangenen Jahrzehnt schrumpfte der
frei lebende Bestand um die Hälfte, wahr-
scheinlich wesentlich weniger als 30.000
„Waldmenschen“ hangeln sich heute durch
die letzten Regenwälder Indonesiens.
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Die Regenwälder Südostasiens
In Indonesien und Papua-Neuguinea sind
bereits über zwei Drittel der Urwälder
zerstört. In den letzten drei Jahrzehnten
wurde der Wald systematisch geplündert:
Spannungen zwischen den Neusiedlern
und alteingesessenen Volksgruppen
führen regelmäßig zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen.
Zwischen dem asiatischen Festland und Aus-tralien erstrecken sich die Inselketten Indo-nesiens und Papua-Neuguineas. Von mangro-vengesäumten Meeresbuchten über tropi-schen Dschungel bis zu den Rhododendron-wäldern an den Hängen des über 4.000Meter hohen Kinabalu im Norden Borneosreicht das Spektrum spektakulärer Urwälder.Die Artenfülle ist Atem beraubend – mit Tau-senden bunt schillernden Schmetterlingenund Käfern, mehr als 500 Säugetier- und1.600 verschiedenen Vogelarten. Neben denriesigen Komodo-Echsen, den rothaarigenOrang-Utans und den kleinen Sumatra-Nashör-nern beherbergen die Wälder Schmuckstückewie die prächtigen Paradiesvögel: Deren Männ-
chen tragen ein außer-gewöhnlich farbenfrohesGefieder mit wimpelarti-gen Schmuckfedern anKopf oder Schwanz, diemehrmals so lang wer-den können wie der Kör-per des Vogels. 2.000Orchideenarten und dieam Urwaldboden ausriesigen Knospen aufbrechenden weiß-rosagefleckten Riesenblüten der Rafflesia, die biszu ein Meter groß werden, begeistern Pflan-zenliebhaber.
Die meisten dieser Arten lassen sichschon heute nur noch in abgelegenen odergeschützten Gebieten bestaunen. Abholzungund groß angelegte Umsiedlungsprogrammehaben weite Teile des Regenwaldes komplettzerstört, und auch der verbliebene Rest wirdstark besiedelt. Millionen Menschen, darun-ter Großstädtern aus Java oder Bali, wurdeder Umzug auf abgelegene Inseln mit Prä-mien und Landparzellen schmackhaft ge-macht. Viele dieser Siedler besitzen keineKenntnisse darüber, wie die nährstoffarmenRegenwaldböden nachhaltig zu bewirtschaf-ten sind, und so zerstören sie die Fruchtbar-keit der gerodeten Flächen innerhalb weni-ger Jahre. Waldbrände nehmen überhand.Sowohl Kleinbauern als auch Besitzer vonÖlpalmen-Plantagen greifen zu dieser billigs-ten aller Rodungsmethoden. Laut indonesi-scher Behörden ist zwischen 1997 und 1998allein eine Waldfläche der Größe Österreichsabgebrannt. Der Verkauf von Palmöl für dieMargarineproduktion ist eine der letztenDevisenquellen der angeschlagenen Wirt-schaft Indonesiens, weshalb die offiziell ver-botenen Rodungen kaum geahndet werden.
In den letzten drei Jahrzehnten der Herr-schaft des Suharto-Clans wurde der Waldsystematisch geplündert: Spannungen zwi-schen den Neusiedlern und alteingesessenenVolksgruppen führen regelmäßig zu gewalt-tätigen Auseinandersetzungen. In Irian Jaya,das sich westlich an Papua-Neuguinea an-schließt, aber zu Indonesien gehört, schlugdas Militär Proteste Einheimischer gegen dieZerstörung der Natur durch Straßenbau,
Goldminen und Holzkonzerne nieder. Auchnach Ablösung der alten Machthaber inIndonesien lassen wirtschaftliche Problemeund Gewaltausbrüche Umweltthemen aufder Agenda der neuen Politiker nach ganzhinten rücken. Zwar hat die neue Regierungdas Problem der Urwaldabholzung erkannt,doch kann sie in einem nun dezentralisiertenLand in den Provinzen nicht durchgreifen.
Auf der Insel Borneo sind nur noch Restevon Urwäldern in der gebirgigen Grenzre-gion zu Malaysia zu finden. Das Holz wirdillegal über die Grenze gebracht und vondort legal auf die Weltmärkte verkauft.
In Indonesien und Papua-Neuguinea sindbereits über zwei Drittel der Urwälder zerstört. Jährlich verliert Indonesien vieleTausend Quadratkilometer Wald. IllegalerRaubbau und Korruption sind an der Tages-ordnung; in Papua-Neuguinea hält sich nichteinmal die Regierung an die eigenen Geset-ze, wenn mächtige Konzerne Interesse anunberührten Waldgebieten anmelden. Indo-nesische Sägemühlen verarbeiten zu etwa 70Prozent Holz aus illegaler Abholzung.
Auch Berater der Weltbank bescheinigendiesen Gebieten „anarchistische Zustände“ inder Holzwirtschaft, an denen wertvollsteUrwaldgebiete auf Borneo und den umlie-genden Inseln bis zum Jahre 2010 zugrundegehen würden. Mitsamt ihren Regenwälderwären dann auch die letzten frei lebendenExemplare des Sumatra-Nashorns, des Suma-tra-Elefanten, des Orang-Utans und des indo-nesischen Königstigers für immer verloren.
18 Regenwälder Südostasiens
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Der Orang-Utan
Unermesslicher Arten-
reichtum herrscht in Indone-
siens Regenwäldern.
< < Paradiesvogel mit
seinem prächtigen Gefieder.
< Öl-Palmen-Plantagen
in Malaysia: Monotone
Vegetation ersetzt den
einstigen Artenreichtum.
Der Orang-Utan ist der sanfteste und bedäch-
tigste unter den Menschenaffen und lebt nur
noch in einigen Regenwaldflecken im Norden
Sumatras und auf Borneo. Hier klettert er
von Baumkrone zu Baumkrone und erntet
Nüsse und Früchte, über deren Reifezustand
und Vorkommen im Revier er jederzeit im
Bilde ist.
Orang heißt auf Malaiisch Mensch, Utan
Wald, und wirklich ist der „Waldmensch“
dem Menschen so ähnlich, dass er als Haus-
tier aufgezogen wird und sogar tadellose
Tischmanieren erlernt. Das Geschäft mit
Orang-Utan-Babys blüht, obwohl die Händler
die Mütter töten müssen, um an das festge-
klammerte Jungtier zu kommen. Umwelt-
organisationen versuchen, beschlagnahmte
Hausaffen und solche, die ihre Mütter bei
Bränden oder Holzeinschlag verloren haben,
auf ein Leben im Urwald vorzubereiten.
Orang-Utan-Auffangstationen sind inzwischen
beliebte Touristenziele, die der Bevölkerung
den Wert der Tiere vorführen und schon viele
Besucher zum Urwaldschutz bekehrt haben.
Bilder von Affenbabys, die in der Urwald-
schule an Seilen klettern lernen, gingen um
die Welt. Doch trotz Schulung werden sich
die meisten Orang-Utan-Waisen niemals
allein im Urwald versorgen können, obwohl
dort Verstärkung dringend nötig wäre: Im
vergangenen Jahrzehnt schrumpfte der
frei lebende Bestand um die Hälfte, wahr-
scheinlich wesentlich weniger als 30.000
„Waldmenschen“ hangeln sich heute durch
die letzten Regenwälder Indonesiens.
Urwälder im globalen Klimawandel
Nur ein langfristiger Schutz der Urwälder
und die drastische Reduktion des Ver-
brauchs fossiler Energieträger kann den
globalen Klimakollaps noch aufhalten.
Wenn die Urwälder verschwinden, deren
Pflanzen Hunderte von Gigatonnen Koh-
lenstoff binden, ändert sich das Klima: Bei
Abholzung, Waldbränden und nicht nach-
haltiger Nutzung von Wirtschaftswäldern
werden große Mengen Kohlenstoff als
Treibhausgas Kohlendioxid wieder in die
Atmosphäre entlassen.
Jedes Kind lernt es in der Schule – das Wun-der der Photosynthese: Aus Kohlendioxidund Wasser plus Sonnenenergie werdenZucker, Sauerstoff und Wasser. Über diePhotosynthese wandeln Pflanzen das gasför-mige Kohlendioxid aus der Erdatmosphärein Biomasse um, es ist so der Atmosphäreentzogen. Diese Bindung besteht nur fürkurze Zeit: Durch Lebensprozesse (Atmung,Zerfall) der Pflanzen oder bei Waldbrändenwird das Kohlendioxid wieder frei. Ein Kreis-lauf schließt sich.
Das Atmosphärengas Kohlendioxid lässtkurzwellige Sonnenstrahlen ungehindert aufdie Erde, verhindert aber teilweise die lang-wellige Wärmeabstrahlung von der Erde insAll. So kommt es zu einer Aufwärmung derErdatmosphäre. Ein mäßiger Kohlendioxid-gehalt in der Atmosphäre ist für das Über-leben auf der Erde essentiell wichtig. ImZuge der Industrialisierung verbrennt derMensch jedoch zusätzlich maßlos fossileEnergieträger: Erdöl, Kohle, Erdgas, wobeiriesige Mengen des Treibhausgases Kohlen-dioxid freigesetzt werden. Mehr Kohlendi-oxid in der Atmosphäre hält mehr Wärme-strahlung zurück, rasant heizt sich die Erdeso über das gesunde Maß auf, ein künstlicherTreibhauseffekt. Das hat die Menschen aufdie groteske Idee gebracht: Warum nicht ein-fach dieses „überschüssige“ Kohlendioxid inBäumen speichern?
Können Wälder die Klimakatastrophe aufhalten?
Ob Wälder Kohlendioxid aus der Atmosphärespeichern, ist umstritten: Die bei politischenVerhandlungen genutzte Bezeichnung vonWäldern als „Senken“ suggeriert, dass dasKohlendioxid, einmal der Atmosphäre entzo-gen und in neuer Form in der Pflanze gebun-den, das Klima nicht mehr aufheizt. Leidergeht diese Rechnung aber nicht auf: Das in erster Linie von den Industrieländern vermehrt freigesetzte Kohlendioxid stammtvor allem aus der Verbrennung fossiler Ener-gieträger wie Kohle, Öl oder Gas, in denender Kohlenstoff langfristig gebunden ist. DasLebewesen Pflanze dagegen nimmt Kohlen-dioxid nur für seine kurze Lebensdauer auf.
Zudem nehmen bei weltweit steigendenTemperaturen Ereignisse wie Waldbrände zuund setzen das „gespeicherte“ Kohlendioxidunkontrolliert wieder frei. Weiterhin hat dieErderwärmung für Gebiete mit Dauerfrost-böden fatale Konsequenzen: In diesen Bödensind große Mengen von Kohlenstoff in Formdes hochwirksamen Treibhausgases Methangebunden, beim Auftauen der Böden wirddieses frei.
Wald, ein Instrument im politischen Machtkampf?
Auf den internationalen Klimaverhandlun-gen wurden Mechanismen zur Reduktiondes weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes fest-gelegt. Den Wäldern wurde dabei eine beson-dere Rolle zugedacht: Sie sollen als Kohlen-dioxid -„Senken“ von den jeweiligen Ländernauf ihr Klimaschutzziel angerechnet werdenkönnen. Dies soll auf zweierlei Weise mög-lich sein: Zum einen kann in bestehendeWaldflächen investiert werden (Brand-schutz, Anpflanzungen in bestehende Wäl-der, schonender Holzeinschlag). Oder es kön-nen neue Wälder, meist Plantagen, ange-pflanzt werden. Vor allem die Industrie-länder wollen sich für ihren übermäßigenKohlendioxid-Ausstoß durch die Investitionin solche Plantagen freikaufen. Diese werdenmeist jedoch nach wenigen Jahren abgeholzt.Außerdem bergen Plantagen zahlreiche wei-tere Umweltprobleme: Meist werden Planta-gen als Monokulturen und mit schnell wach-senden Bäumen angelegt. Diese sind sehranfällig für Schädlinge, was mit umwelt- undgesundheitsschädlichen Giften bekämpftwird. Schnell wachsende Baumarten ver-brauchen viel Wasser, häufige Holzerntenlaugen die Böden aus. Wird von den Indus-
trieländern in neue Plantagen meist in Ent-wicklungsländern investiert, droht zunächstdie Abholzung der Urwälder. Denn für denErhalt von Urwäldern gibt es derzeit keineRegelung für einen finanziellen Ausgleich.
Globaler Klimawandel 2120 Globaler Klimawandel
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Gre
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Fazit: Urwälder binden riesige Mengen Kohlen-
stoff und müssen allein deshalb erhalten
und geschützt werden! Doch weder sie noch
zusätzlich angepflanzte Wälder und Indus-
trieplantagen können das Kohlendioxid, das
bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas
entsteht, dauerhaft der Atmosphäre ent-
ziehen. Sie sind als „Senken“ zum Erreichen
der Klimaschutzziele nicht geeignet.
Bei Waldbränden wird der
durch Bäume gebundene
Kohlenstoff wieder als
Kohlendioxid freigesetzt.
< Plantagen werden nach
kurzer Zeit abgeholzt und
binden wenige Mengen
Kohlendioxid.
Die Emission von Treib-
hausgasen muss vermindert
werden.
<
Urwälder im globalen Klimawandel
Nur ein langfristiger Schutz der Urwälder
und die drastische Reduktion des Ver-
brauchs fossiler Energieträger kann den
globalen Klimakollaps noch aufhalten.
Wenn die Urwälder verschwinden, deren
Pflanzen Hunderte von Gigatonnen Koh-
lenstoff binden, ändert sich das Klima: Bei
Abholzung, Waldbränden und nicht nach-
haltiger Nutzung von Wirtschaftswäldern
werden große Mengen Kohlenstoff als
Treibhausgas Kohlendioxid wieder in die
Atmosphäre entlassen.
Jedes Kind lernt es in der Schule – das Wun-der der Photosynthese: Aus Kohlendioxidund Wasser plus Sonnenenergie werdenZucker, Sauerstoff und Wasser. Über diePhotosynthese wandeln Pflanzen das gasför-mige Kohlendioxid aus der Erdatmosphärein Biomasse um, es ist so der Atmosphäreentzogen. Diese Bindung besteht nur fürkurze Zeit: Durch Lebensprozesse (Atmung,Zerfall) der Pflanzen oder bei Waldbrändenwird das Kohlendioxid wieder frei. Ein Kreis-lauf schließt sich.
Das Atmosphärengas Kohlendioxid lässtkurzwellige Sonnenstrahlen ungehindert aufdie Erde, verhindert aber teilweise die lang-wellige Wärmeabstrahlung von der Erde insAll. So kommt es zu einer Aufwärmung derErdatmosphäre. Ein mäßiger Kohlendioxid-gehalt in der Atmosphäre ist für das Über-leben auf der Erde essentiell wichtig. ImZuge der Industrialisierung verbrennt derMensch jedoch zusätzlich maßlos fossileEnergieträger: Erdöl, Kohle, Erdgas, wobeiriesige Mengen des Treibhausgases Kohlen-dioxid freigesetzt werden. Mehr Kohlendi-oxid in der Atmosphäre hält mehr Wärme-strahlung zurück, rasant heizt sich die Erdeso über das gesunde Maß auf, ein künstlicherTreibhauseffekt. Das hat die Menschen aufdie groteske Idee gebracht: Warum nicht ein-fach dieses „überschüssige“ Kohlendioxid inBäumen speichern?
Können Wälder die Klimakatastrophe aufhalten?
Ob Wälder Kohlendioxid aus der Atmosphärespeichern, ist umstritten: Die bei politischenVerhandlungen genutzte Bezeichnung vonWäldern als „Senken“ suggeriert, dass dasKohlendioxid, einmal der Atmosphäre entzo-gen und in neuer Form in der Pflanze gebun-den, das Klima nicht mehr aufheizt. Leidergeht diese Rechnung aber nicht auf: Das in erster Linie von den Industrieländern vermehrt freigesetzte Kohlendioxid stammtvor allem aus der Verbrennung fossiler Ener-gieträger wie Kohle, Öl oder Gas, in denender Kohlenstoff langfristig gebunden ist. DasLebewesen Pflanze dagegen nimmt Kohlen-dioxid nur für seine kurze Lebensdauer auf.
Zudem nehmen bei weltweit steigendenTemperaturen Ereignisse wie Waldbrände zuund setzen das „gespeicherte“ Kohlendioxidunkontrolliert wieder frei. Weiterhin hat dieErderwärmung für Gebiete mit Dauerfrost-böden fatale Konsequenzen: In diesen Bödensind große Mengen von Kohlenstoff in Formdes hochwirksamen Treibhausgases Methangebunden, beim Auftauen der Böden wirddieses frei.
Wald, ein Instrument im politischen Machtkampf?
Auf den internationalen Klimaverhandlun-gen wurden Mechanismen zur Reduktiondes weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes fest-gelegt. Den Wäldern wurde dabei eine beson-dere Rolle zugedacht: Sie sollen als Kohlen-dioxid -„Senken“ von den jeweiligen Ländernauf ihr Klimaschutzziel angerechnet werdenkönnen. Dies soll auf zweierlei Weise mög-lich sein: Zum einen kann in bestehendeWaldflächen investiert werden (Brand-schutz, Anpflanzungen in bestehende Wäl-der, schonender Holzeinschlag). Oder es kön-nen neue Wälder, meist Plantagen, ange-pflanzt werden. Vor allem die Industrie-länder wollen sich für ihren übermäßigenKohlendioxid-Ausstoß durch die Investitionin solche Plantagen freikaufen. Diese werdenmeist jedoch nach wenigen Jahren abgeholzt.Außerdem bergen Plantagen zahlreiche wei-tere Umweltprobleme: Meist werden Planta-gen als Monokulturen und mit schnell wach-senden Bäumen angelegt. Diese sind sehranfällig für Schädlinge, was mit umwelt- undgesundheitsschädlichen Giften bekämpftwird. Schnell wachsende Baumarten ver-brauchen viel Wasser, häufige Holzerntenlaugen die Böden aus. Wird von den Indus-
trieländern in neue Plantagen meist in Ent-wicklungsländern investiert, droht zunächstdie Abholzung der Urwälder. Denn für denErhalt von Urwäldern gibt es derzeit keineRegelung für einen finanziellen Ausgleich.
Globaler Klimawandel 2120 Globaler Klimawandel
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Fazit: Urwälder binden riesige Mengen Kohlen-
stoff und müssen allein deshalb erhalten
und geschützt werden! Doch weder sie noch
zusätzlich angepflanzte Wälder und Indus-
trieplantagen können das Kohlendioxid, das
bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas
entsteht, dauerhaft der Atmosphäre ent-
ziehen. Sie sind als „Senken“ zum Erreichen
der Klimaschutzziele nicht geeignet.
Bei Waldbränden wird der
durch Bäume gebundene
Kohlenstoff wieder als
Kohlendioxid freigesetzt.
< Plantagen werden nach
kurzer Zeit abgeholzt und
binden wenige Mengen
Kohlendioxid.
Die Emission von Treib-
hausgasen muss vermindert
werden.
<
Vernünftiger Umgang mit Wald 23
Ein vernünftigerUmgang mit Wald ist möglich
Ziel von Greenpeace ist es, die letzten
Urwaldgebiete weltweit als komplexe Öko-
systeme und artenreiche Lebensräume zu
erhalten. Dazu müssen die Fantastischen
Sieben konsequent vor industriellem,
zerstörerischem Holzeinschlag geschützt
werden. Wie mit den Urwäldern vernünftig
umgegangen werden soll, dazu hat Green-
peace ein Konzept der ökologischen
Waldnutzung entwickelt.
Beispielsweise beim Great Bear Regenwaldan der Westküste Kanadas haben sich Umwelt-organisationen, die Regierung von BritishColumbia und Holzkonzerne im April 2001auf einen vorläufigen Nutzungsverzicht einer16.000 Quadratkilometer großen Urwaldflächegeeinigt. Nun wird für dieses Gebiet ein öko-logisches Schutz- und Nutzungskonzept er-stellt. Vergleichbar müsste in allen Urwaldge-bieten vorgegangen werden. Das bedeutet vorallem für die Industrieländer als Hauptabneh-mer von Urwaldholz, ihren Holz- und Papier-verbrauch drastisch zu senken und Holz aus
ökologischer Waldnutzung zu verlangen.Zum Schutz der verbliebenen 20 Prozent dereinstigen Urwälder unserer Erde muss derweltweite Holzbedarf ausschließlich aus Wirt-schaftswäldern gedeckt werden, die nach öko-logischen Kriterien bewirtschaftet werden.Dazu hat Greenpeace ein Konzept der ökolo-gischen Waldnutzung entwickelt. Grund-lagen umweltverträglicher, sozial gerechterund trotzdem wirtschaftlicher Waldnutzungsehen vor allem den Verzicht auf Kahlschlag,Pestizideinsatz und Düngung vor.
Kreislauf statt Kahlschlag
Leitbild der ökologischen Waldnutzung istdie natürliche Artenvielfalt und Entwicklungdes Waldes. Der bewirtschaftete Wald solldem natürlichen, unangetasteten Wald mög-lichst ähnlich sein und auch den in her-kömmlichen Wirtschaftswäldern bedrohtenPflanzen- und Tierarten einen Lebensraumgewähren. Deren Zusammensetzung undAltersstruktur richtet sich weitgehend nachden natürlichen Gegebenheiten. Durch Samen-flug soll sich der Wald selbst verjüngen,nachgepflanzt wird nur in Ausnahmefällen.Insgesamt ist die Waldpflege auf das not-wendige Minimum reduziert, nur ausge-wählte Bäume oder kleine Baumgruppenwerden eingeschlagen.
Einer der wenigen Betriebe, die Urwäl-der nachhaltig bewirtschaften (im gesamtenAmazonasgebiet beispielsweise gibt es da-von nur vier), ist das junge UnternehmenPrecious Woods. Die FSC-zertifizierte Firmaarbeitet auf ihrem 750 Quadratkilometergroßen Waldgelände im Amazonas, von dem50 Quadratkilometer als Referenzgebiet völ-lig unberührt bleiben, nach einem striktenRegelkatalog: Dazu gehört zuerst die Erfas-sung, Katalogisierung und Bewertung derBestände. Festgehalten werden auch Arten-reichtum, Durchmesser und Alter der Bäumesowie die Qualität des Holzes. Es wird nur soviel Holz geschlagen, wie in einem Bewirt-schaftungszyklus nachwachsen kann.
Der Weltforstrat, FSC (Forest Steward-ship Council), 1993 in Toronto gegründet, isteine nichtstaatliche, gemeinnützige Organi-
sation, die sich für eine ökologisch und sozialvertretbare Nutzung der Wälder unserer Erdeeinsetzt. Getragen wird der FSC von Umwelt-verbänden, Gewerkschaften, Holzindustrie,indigenen Völkern, Forstwirten, waldnutzen-den Gemeinden und Zertifizierern für Wald-produkte. Die Kontrolle durch FSC, aber auchvon Naturland, einem vor allem in Deutsch-land zertifizierenden Umweltverband, setztbeim Waldnutzungskonzept und an allenProduktionsstufen an – vom ursprünglichenWald bis zum fertigen Holzprodukt.
Die Siegel beider Organisationen garan-tieren, dass bei der Waldbewirtschaftunghohe ökologische und soziale Standards ein-gehalten werden. Bislang sind weltweit220.000 Quadratkilometer Wald nach denFSC-Kriterien zertifiziert worden.
Ökologische Waldprojekte weltweit
Um die ökologische Waldnutzung auf interna-tionaler Ebene zu fördern, initiiert Greenpeaceökologische Waldprojekte in den verschiedens-ten Teilen der Welt. Zum wirkungsvollen Schutzarbeitet die internationale Umweltorganisationdabei eng mit den Einheimischen und indige-nen Völkern (Indianern) zusammen: beim Ama-zonas-Regenwald beispielsweise mit dem Volkder Deni. Deren Heimat am Oberlauf des Ama-zonas ist akut bedroht, da ausländische Holz-konzerne dort riesige Waldflächen aufgekaufthaben. Im August 2001 haben die Deni unterMithilfe von Greenpeace begonnen, alle Landflä-chen im Besitz der Deni zu markieren. Die voll-ständige Kennzeichnung dieser Flächen warerfolgreich und hat garantiert, dass den Kindernder Deni ihre Heimat erhalten bleibt. DiesesProjekt wird von der Regierung weitergeführt.
Ein anderes Projekt zur Förderung desnachhaltigen Umgangs mit dem Urwald hatGreenpeace auf den pazifischen Solomonendurchgeführt: In einer vergleichenden Studiekonnte Greenpeace zusammen mit Wirtschafts-
experten offen legen, dass die kurzfristig so ver-lockend erscheinenden Angebote internationa-ler, industrieller Holzkonzerne langfristig re-gelmäßig zur wirtschaftlichen und sozialenVerelendung der indigenen Bevölkerung aufden Solomonen und zur Verwüstung ihrereinst ertragreichen Gebiete führen. Nach demVerkauf des Landes bleibt für die Einheimi-schen der erhoffte wirtschaftliche Aufschwungaus, auf den zurückgebliebenen kargen Flächenist die traditionelle Bewirtschaftung unmög-lich. Wie aus dem Vergleich in der Studie her-vorgeht, ist auch in dieser Region der ökologi-sche Umgang mit der Ressource Urwald unddessen Bewirtschaftung in kleinen Betriebendie einzige langfristig verträgliche Alternativefür die Einheimischen.
22 Vernünftiger Umgang mit Wald
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Mit den Deni-Indianern vermisst Greenpeace deren Lebensraum
am Amazonas und sichert so den Schutz ihres Urwaldes.
Noch gibt es Lebensraum für
den kanadischen Spirit-Bären.
Vernünftiger Umgang mit Wald 23
Ein vernünftigerUmgang mit Wald ist möglich
Ziel von Greenpeace ist es, die letzten
Urwaldgebiete weltweit als komplexe Öko-
systeme und artenreiche Lebensräume zu
erhalten. Dazu müssen die Fantastischen
Sieben konsequent vor industriellem,
zerstörerischem Holzeinschlag geschützt
werden. Wie mit den Urwäldern vernünftig
umgegangen werden soll, dazu hat Green-
peace ein Konzept der ökologischen
Waldnutzung entwickelt.
Beispielsweise beim Great Bear Regenwaldan der Westküste Kanadas haben sich Umwelt-organisationen, die Regierung von BritishColumbia und Holzkonzerne im April 2001auf einen vorläufigen Nutzungsverzicht einer16.000 Quadratkilometer großen Urwaldflächegeeinigt. Nun wird für dieses Gebiet ein öko-logisches Schutz- und Nutzungskonzept er-stellt. Vergleichbar müsste in allen Urwaldge-bieten vorgegangen werden. Das bedeutet vorallem für die Industrieländer als Hauptabneh-mer von Urwaldholz, ihren Holz- und Papier-verbrauch drastisch zu senken und Holz aus
ökologischer Waldnutzung zu verlangen.Zum Schutz der verbliebenen 20 Prozent dereinstigen Urwälder unserer Erde muss derweltweite Holzbedarf ausschließlich aus Wirt-schaftswäldern gedeckt werden, die nach öko-logischen Kriterien bewirtschaftet werden.Dazu hat Greenpeace ein Konzept der ökolo-gischen Waldnutzung entwickelt. Grund-lagen umweltverträglicher, sozial gerechterund trotzdem wirtschaftlicher Waldnutzungsehen vor allem den Verzicht auf Kahlschlag,Pestizideinsatz und Düngung vor.
Kreislauf statt Kahlschlag
Leitbild der ökologischen Waldnutzung istdie natürliche Artenvielfalt und Entwicklungdes Waldes. Der bewirtschaftete Wald solldem natürlichen, unangetasteten Wald mög-lichst ähnlich sein und auch den in her-kömmlichen Wirtschaftswäldern bedrohtenPflanzen- und Tierarten einen Lebensraumgewähren. Deren Zusammensetzung undAltersstruktur richtet sich weitgehend nachden natürlichen Gegebenheiten. Durch Samen-flug soll sich der Wald selbst verjüngen,nachgepflanzt wird nur in Ausnahmefällen.Insgesamt ist die Waldpflege auf das not-wendige Minimum reduziert, nur ausge-wählte Bäume oder kleine Baumgruppenwerden eingeschlagen.
Einer der wenigen Betriebe, die Urwäl-der nachhaltig bewirtschaften (im gesamtenAmazonasgebiet beispielsweise gibt es da-von nur vier), ist das junge UnternehmenPrecious Woods. Die FSC-zertifizierte Firmaarbeitet auf ihrem 750 Quadratkilometergroßen Waldgelände im Amazonas, von dem50 Quadratkilometer als Referenzgebiet völ-lig unberührt bleiben, nach einem striktenRegelkatalog: Dazu gehört zuerst die Erfas-sung, Katalogisierung und Bewertung derBestände. Festgehalten werden auch Arten-reichtum, Durchmesser und Alter der Bäumesowie die Qualität des Holzes. Es wird nur soviel Holz geschlagen, wie in einem Bewirt-schaftungszyklus nachwachsen kann.
Der Weltforstrat, FSC (Forest Steward-ship Council), 1993 in Toronto gegründet, isteine nichtstaatliche, gemeinnützige Organi-
sation, die sich für eine ökologisch und sozialvertretbare Nutzung der Wälder unserer Erdeeinsetzt. Getragen wird der FSC von Umwelt-verbänden, Gewerkschaften, Holzindustrie,indigenen Völkern, Forstwirten, waldnutzen-den Gemeinden und Zertifizierern für Wald-produkte. Die Kontrolle durch FSC, aber auchvon Naturland, einem vor allem in Deutsch-land zertifizierenden Umweltverband, setztbeim Waldnutzungskonzept und an allenProduktionsstufen an – vom ursprünglichenWald bis zum fertigen Holzprodukt.
Die Siegel beider Organisationen garan-tieren, dass bei der Waldbewirtschaftunghohe ökologische und soziale Standards ein-gehalten werden. Bislang sind weltweit220.000 Quadratkilometer Wald nach denFSC-Kriterien zertifiziert worden.
Ökologische Waldprojekte weltweit
Um die ökologische Waldnutzung auf interna-tionaler Ebene zu fördern, initiiert Greenpeaceökologische Waldprojekte in den verschiedens-ten Teilen der Welt. Zum wirkungsvollen Schutzarbeitet die internationale Umweltorganisationdabei eng mit den Einheimischen und indige-nen Völkern (Indianern) zusammen: beim Ama-zonas-Regenwald beispielsweise mit dem Volkder Deni. Deren Heimat am Oberlauf des Ama-zonas ist akut bedroht, da ausländische Holz-konzerne dort riesige Waldflächen aufgekaufthaben. Im August 2001 haben die Deni unterMithilfe von Greenpeace begonnen, alle Landflä-chen im Besitz der Deni zu markieren. Die voll-ständige Kennzeichnung dieser Flächen warerfolgreich und hat garantiert, dass den Kindernder Deni ihre Heimat erhalten bleibt. DiesesProjekt wird von der Regierung weitergeführt.
Ein anderes Projekt zur Förderung desnachhaltigen Umgangs mit dem Urwald hatGreenpeace auf den pazifischen Solomonendurchgeführt: In einer vergleichenden Studiekonnte Greenpeace zusammen mit Wirtschafts-
experten offen legen, dass die kurzfristig so ver-lockend erscheinenden Angebote internationa-ler, industrieller Holzkonzerne langfristig re-gelmäßig zur wirtschaftlichen und sozialenVerelendung der indigenen Bevölkerung aufden Solomonen und zur Verwüstung ihrereinst ertragreichen Gebiete führen. Nach demVerkauf des Landes bleibt für die Einheimi-schen der erhoffte wirtschaftliche Aufschwungaus, auf den zurückgebliebenen kargen Flächenist die traditionelle Bewirtschaftung unmög-lich. Wie aus dem Vergleich in der Studie her-vorgeht, ist auch in dieser Region der ökologi-sche Umgang mit der Ressource Urwald unddessen Bewirtschaftung in kleinen Betriebendie einzige langfristig verträgliche Alternativefür die Einheimischen.
22 Vernünftiger Umgang mit Wald
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Mit den Deni-Indianern vermisst Greenpeace deren Lebensraum
am Amazonas und sichert so den Schutz ihres Urwaldes.
Noch gibt es Lebensraum für
den kanadischen Spirit-Bären.
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Greenpeace-Aktionen 2524 Greenpeace-Aktionen
1999 Auftakt einer weltweiten
Kampagne zur Rettung des
Amazonas, des größten
tropischen Regenwaldes
der Erde. Die Umwelt-
schützer fordern ein Ende
des illegalen Einschlags.
Von den Industriestaaten
verlangen sie einen Import-
stopp für Urwaldholz.
1998 Firmen in Europa machen
Druck auf kanadische
Holzkonzerne. Sie wollen
keinen Zellstoff, für den
Urwald zerstört wurde,
kaufen. Aktivisten blockie-
ren kanadische Zellstoff-
frachter.
1989 Auftakt der Kampagne
für chlorfreie Papier- und
Zellstoffproduktion und
Papierrecycling. Das
Greenpeace Magazin
erscheint erstmals auf
chlorfreiem Papier.
1997 Start der Kampagne zum
Erhalt des Great Bear-
Regenwaldes an der
kanadischen Küste.
Greenpeacer erzeugen
unter anderem durch eine
21-tägige Sitzblockade
zusammen mit den
Nuxalk-Indianern Druck
auf die Konzerne, die aber
weiter einschlagen.
1996 Internationaler Erfolg für
Greenpeace: Der finnische
Papierhersteller Enso
beschließt einen Ein-
schlagstopp im Urwald
der russischen Republik
Karelien. Die Schonzeit
gilt für eine Fläche halb so
groß wie die Schweiz.
1994 Mit dem Stadtforst Lübeck
präsentiert Greenpeace
das erste deutsche Wald-
gebiet, das nach ökologi-
schen Kriterien naturnah
bewirtschaftet wird.
Gemeinden auf Papua-
Neuguinea und den
Solomonen beschließen
nach Beratungen mit
Greenpeace, Holzkonzer-
nen die Einschlagsrechte
nicht zu verkaufen.
1993Im Widerstand gegen den
Holzkonzern MacMillan
Bloedel, der den kanadi-
schen Clayoquot Sound-
Regenwald kahlschlagen
will, wird Greenpeace
von Tausenden Kanadiern
unterstützt. Protestierende
werden massenweise
verhaftet, weil sie den
Zugang zu den Wäldern
blockieren.
1991 Sensation auf dem Zeit-
schriftenmarkt: Green-
peace gibt ein Plagiat
des Magazins „Spiegel“
heraus und damit die
erste Tiefdruckzeitschrift
auf chlorfreiem Papier.
Greenpeace: Aktiv für den Erhalt der Urwälder
1991: Mit einem Plagiat des Magazins Spiegel
überzeugt Greenpeace die Verlage, Zeitschriften
auf chlorfreiem Papier zu drucken.
1996: Greenpeacer protestieren
im Karelischen Urwald gegen
den Einschlag des finnischen
Papierherstellers Enso.1998: Vor der kanadischen
Botschaft protestieren
Greenteams mit selbst
gemalten Bannern für den
Erhalt des Great Bear-
Regenwalds.
1998: Greenpeacer protestieren gegen
die Einfuhr von kanadischem Zellstoff, der
aus Urwaldholz gewonnen wurde.
1994: Greenpeace ist im
Amazonas auch vor Ort aktiv.
>>>
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Greenpeace-Aktionen 2524 Greenpeace-Aktionen
1999 Auftakt einer weltweiten
Kampagne zur Rettung des
Amazonas, des größten
tropischen Regenwaldes
der Erde. Die Umwelt-
schützer fordern ein Ende
des illegalen Einschlags.
Von den Industriestaaten
verlangen sie einen Import-
stopp für Urwaldholz.
1998 Firmen in Europa machen
Druck auf kanadische
Holzkonzerne. Sie wollen
keinen Zellstoff, für den
Urwald zerstört wurde,
kaufen. Aktivisten blockie-
ren kanadische Zellstoff-
frachter.
1989 Auftakt der Kampagne
für chlorfreie Papier- und
Zellstoffproduktion und
Papierrecycling. Das
Greenpeace Magazin
erscheint erstmals auf
chlorfreiem Papier.
1997 Start der Kampagne zum
Erhalt des Great Bear-
Regenwaldes an der
kanadischen Küste.
Greenpeacer erzeugen
unter anderem durch eine
21-tägige Sitzblockade
zusammen mit den
Nuxalk-Indianern Druck
auf die Konzerne, die aber
weiter einschlagen.
1996 Internationaler Erfolg für
Greenpeace: Der finnische
Papierhersteller Enso
beschließt einen Ein-
schlagstopp im Urwald
der russischen Republik
Karelien. Die Schonzeit
gilt für eine Fläche halb so
groß wie die Schweiz.
1994 Mit dem Stadtforst Lübeck
präsentiert Greenpeace
das erste deutsche Wald-
gebiet, das nach ökologi-
schen Kriterien naturnah
bewirtschaftet wird.
Gemeinden auf Papua-
Neuguinea und den
Solomonen beschließen
nach Beratungen mit
Greenpeace, Holzkonzer-
nen die Einschlagsrechte
nicht zu verkaufen.
1993Im Widerstand gegen den
Holzkonzern MacMillan
Bloedel, der den kanadi-
schen Clayoquot Sound-
Regenwald kahlschlagen
will, wird Greenpeace
von Tausenden Kanadiern
unterstützt. Protestierende
werden massenweise
verhaftet, weil sie den
Zugang zu den Wäldern
blockieren.
1991 Sensation auf dem Zeit-
schriftenmarkt: Green-
peace gibt ein Plagiat
des Magazins „Spiegel“
heraus und damit die
erste Tiefdruckzeitschrift
auf chlorfreiem Papier.
Greenpeace: Aktiv für den Erhalt der Urwälder
1991: Mit einem Plagiat des Magazins Spiegel
überzeugt Greenpeace die Verlage, Zeitschriften
auf chlorfreiem Papier zu drucken.
1996: Greenpeacer protestieren
im Karelischen Urwald gegen
den Einschlag des finnischen
Papierherstellers Enso.1998: Vor der kanadischen
Botschaft protestieren
Greenteams mit selbst
gemalten Bannern für den
Erhalt des Great Bear-
Regenwalds.
1998: Greenpeacer protestieren gegen
die Einfuhr von kanadischem Zellstoff, der
aus Urwaldholz gewonnen wurde.
1994: Greenpeace ist im
Amazonas auch vor Ort aktiv.
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gro
ck, F
. Do
tt, D
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st (a
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Greenpeace-Forderungen 2726 Greenpeace-Aktionen
Greenpeace fordert:
Die Regierungen müssen die Fantastischen Sieben, die letzten
großen Urwälder dieser Erde, vor der Zerstörung retten.
Wir brauchen dafür die drei M’s:
Motorsägen anhalten – ein sofortiger Einschlagstopp für die verbliebenen Urwaldregionen.
Maßnahmen – für alle Urwälder müssen langfristige Schutz-konzepte entwickelt werden. Das bedeutet, weite Teile aus derindustriellen Nutzung herauszunehmen und andere Gebieten nachhaltig zu bewirtschaften.
„Moneten” – da dieser Nutzungsverzicht für die betroffenen Länderzunächst zu finanziellen Einbußen führt, müssen die reichen Länderdurch einen internationalen Fonds für Ausgleich sorgen.
Die Forst-, Papier- und Holzindustrie darf kein Holz mehr aus
Urwaldzerstörung kaufen. Sie sollte auf Produkte umsteigen,
die nach ökologischen und sozialen Kriterien zertifiziert sind
(z.B. nach Naturland oder FSC).
2002: Im März besetzen Greenpeacer das Holzlager des deutschen Importeurs
Offermann: Dessen Handel mit Afrika unterstützt die Urwaldzerstörung.
2002 Nach jahrelanger Green-
peace-Arbeit zum Schutz
des Urwaldes in Karelien
verkündet die russische
Regierung die Einrichtung
des Kalevalski National-
parks. Greenpeace spürt
schon seit Jahren illegal
gefällte Mahagoni-Stämme
auf und kämpft für eine
weltweite Mahagoni-
Handelskontrolle, die end-
lich auf der Konferenz des
Washingtoner Artenschutz-
abkommens (CITES) be-
schlossen wird.
2003 Greenpeace schafft es,
einzigartige Buchen in
Nordhessen zu bewahren.
Der Kellerwald bekommt
das internationale Prädi-
kat Nationalpark.
Im russischen Archangelsk
wird ein Nationalpark von
2.000 Quadratkilometern
(Fläche doppelt so groß wie
Hong Kong) eingerichtet.
Für den russischen Natio-
nalpark „Onezskoje Pomor-
je“ liegt die Unterschrift
des Gouverneurs vor, die
Grenzen sind festgelegt.
2001 Meilenstein in der Rettung
des Great Bear-Regen-
waldes: Interfor und West
Fraser stimmen einem
Paket zu, das ein Ein-
schlagverbot in 20 unbe-
rührten Tälern sowie ein
Moratorium in weiteren
68 Tälern beinhaltet. Es ist
ein entscheidender Schritt
für den Wald in Kanada.
2003: Im Lübecker Hafen protestieren
Greenpeacer gegen den Import von
finnischem Holz. Finnischer Wald ist in
Europa am stärksten vom Kahlschlag
für Papier und Zellstoff bedroht.
2001: Kinder engagieren sich
für die letzten Urwälder:
Als Urwaldtiere verkleidet
machen sie im Juli 2001 in Berlin
auf ihr Anliegen aufmerksam.
2000 Greenpeace erhöht den
Druck auf die Holzkonzer-
ne Interfor und West
Fraser, die in Kanada
weiter einschlagen. Auch
Blockaden von Holzfrach-
tern, Proteste bei Bot-
schaften, Großhändlern
und Holzlagern zeigen
Wirkung. Rund 70 Firmen
beenden ihre Geschäfts-
beziehungen zu Interfor.
Info-Tipps
www.greenpeace.de
www.greenpeace.de/kids
www.greenpeace-magazin.de/
spezial/holzfuehrer
www.fsc-deutschland.de
www.naturland.de
www.urgewald.de/kids/index.htm
www.regenwald.org
www.pro-regenwald.org
www.diewaldseite.de
www.inka-ev.de
www.initiative-papier.de
www.gw.eduhi.at/regenwa.htm
www.naturdetektive.de
www.regenwald-online.de
www.igc.org/ran
www.rainforestweb.org
www.TaigaRescue.org
Das können Sie tun:
Verzichten Sie auf Produkte aus Urwaldzerstörung, wählen Siemöglichst heimische Holzprodukte, die nach FSC oder Naturland zertifiziert sind. Gehen Sie sparsam mit Papier um und verwendenSie Recyclingpapier.
Fordern Sie den Greenpeace-Ratgeber Holz&Papier 2003
für ihren umweltfreundlichen Einkauf an.00Fordern Sie die Bundesregierung auf, keine Produkte aus Urwald-zerstörung zu importieren und ihre Einkaufspolitik ökologisch aus-zurichten.
Fordern Sie Firmen auf, kein Holz aus Urwaldzerstörung zu kaufenund auf Produkte umzusteigen, die nach ökologischen und sozialenKriterien zertifiziert sind (z.B. nach Naturland oder FSC).
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Greenpeace-Forderungen 2726 Greenpeace-Aktionen
Greenpeace fordert:
Die Regierungen müssen die Fantastischen Sieben, die letzten
großen Urwälder dieser Erde, vor der Zerstörung retten.
Wir brauchen dafür die drei M’s:
Motorsägen anhalten – ein sofortiger Einschlagstopp für die verbliebenen Urwaldregionen.
Maßnahmen – für alle Urwälder müssen langfristige Schutz-konzepte entwickelt werden. Das bedeutet, weite Teile aus derindustriellen Nutzung herauszunehmen und andere Gebieten nachhaltig zu bewirtschaften.
„Moneten” – da dieser Nutzungsverzicht für die betroffenen Länderzunächst zu finanziellen Einbußen führt, müssen die reichen Länderdurch einen internationalen Fonds für Ausgleich sorgen.
Die Forst-, Papier- und Holzindustrie darf kein Holz mehr aus
Urwaldzerstörung kaufen. Sie sollte auf Produkte umsteigen,
die nach ökologischen und sozialen Kriterien zertifiziert sind
(z.B. nach Naturland oder FSC).
2002: Im März besetzen Greenpeacer das Holzlager des deutschen Importeurs
Offermann: Dessen Handel mit Afrika unterstützt die Urwaldzerstörung.
2002 Nach jahrelanger Green-
peace-Arbeit zum Schutz
des Urwaldes in Karelien
verkündet die russische
Regierung die Einrichtung
des Kalevalski National-
parks. Greenpeace spürt
schon seit Jahren illegal
gefällte Mahagoni-Stämme
auf und kämpft für eine
weltweite Mahagoni-
Handelskontrolle, die end-
lich auf der Konferenz des
Washingtoner Artenschutz-
abkommens (CITES) be-
schlossen wird.
2003 Greenpeace schafft es,
einzigartige Buchen in
Nordhessen zu bewahren.
Der Kellerwald bekommt
das internationale Prädi-
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Im russischen Archangelsk
wird ein Nationalpark von
2.000 Quadratkilometern
(Fläche doppelt so groß wie
Hong Kong) eingerichtet.
Für den russischen Natio-
nalpark „Onezskoje Pomor-
je“ liegt die Unterschrift
des Gouverneurs vor, die
Grenzen sind festgelegt.
2001 Meilenstein in der Rettung
des Great Bear-Regen-
waldes: Interfor und West
Fraser stimmen einem
Paket zu, das ein Ein-
schlagverbot in 20 unbe-
rührten Tälern sowie ein
Moratorium in weiteren
68 Tälern beinhaltet. Es ist
ein entscheidender Schritt
für den Wald in Kanada.
2003: Im Lübecker Hafen protestieren
Greenpeacer gegen den Import von
finnischem Holz. Finnischer Wald ist in
Europa am stärksten vom Kahlschlag
für Papier und Zellstoff bedroht.
2001: Kinder engagieren sich
für die letzten Urwälder:
Als Urwaldtiere verkleidet
machen sie im Juli 2001 in Berlin
auf ihr Anliegen aufmerksam.
2000 Greenpeace erhöht den
Druck auf die Holzkonzer-
ne Interfor und West
Fraser, die in Kanada
weiter einschlagen. Auch
Blockaden von Holzfrach-
tern, Proteste bei Bot-
schaften, Großhändlern
und Holzlagern zeigen
Wirkung. Rund 70 Firmen
beenden ihre Geschäfts-
beziehungen zu Interfor.
Info-Tipps
www.greenpeace.de
www.greenpeace.de/kids
www.greenpeace-magazin.de/
spezial/holzfuehrer
www.fsc-deutschland.de
www.naturland.de
www.urgewald.de/kids/index.htm
www.regenwald.org
www.pro-regenwald.org
www.diewaldseite.de
www.inka-ev.de
www.initiative-papier.de
www.gw.eduhi.at/regenwa.htm
www.naturdetektive.de
www.regenwald-online.de
www.igc.org/ran
www.rainforestweb.org
www.TaigaRescue.org
Das können Sie tun:
Verzichten Sie auf Produkte aus Urwaldzerstörung, wählen Siemöglichst heimische Holzprodukte, die nach FSC oder Naturland zertifiziert sind. Gehen Sie sparsam mit Papier um und verwendenSie Recyclingpapier.
Fordern Sie den Greenpeace-Ratgeber Holz&Papier 2003
für ihren umweltfreundlichen Einkauf an.00Fordern Sie die Bundesregierung auf, keine Produkte aus Urwald-zerstörung zu importieren und ihre Einkaufspolitik ökologisch aus-zurichten.
Fordern Sie Firmen auf, kein Holz aus Urwaldzerstörung zu kaufenund auf Produkte umzusteigen, die nach ökologischen und sozialenKriterien zertifiziert sind (z.B. nach Naturland oder FSC).
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ldÖkologische Waldnutzung statt Vernichtung
Die Fantastischen Sieben –Die letzten Urwälder der Erde
Alle zwei Sekunden wird ein Urwaldgebiet von der Größe
eines Fußballfeldes zerstört. 80 Prozent aller Urwälder sind bereits
verloren. Greenpeace kämpft für die Rettung der noch verbliebenen
sieben Urwaldgebiete der Welt. Die vorliegende Broschüre prä-
sentiert „Die Fantastischen Sieben“ in ihrer Schönheit und Bedeu-
tung als Lebens- und Kulturraum. Greenpeace appelliert an Indus-
trie und Politik, die letzten Urwälder mit ihrer unermesslichen
Artenvielfalt zu erhalten.
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Greenpeace e.V. 22745 Hamburg Tel. 040/3 06 18-0; Fax. 040/3 06 18-100Email: mail @ greenpeace.de Politische Vertretung Berlin, Chausseestr. 131, 10115 Berlin
Tel. 030 /30 88 99 - 0, Fax 030/30 88 99 -30 Internet: www. greenpeace.de
Greenpeace Österreich/Zentral- und Osteuropa, Siebenbrunnengasse 44, A -1050 Wien;
Email: [email protected]
Greenpeace Schweiz, Heinrichstraße 147, CH - 8005 Zürich;
Email: [email protected]
Greenpeace Luxemburg, 34 Avenue de la Gare, L - 4130 Esch/Alzette;
Email: [email protected]