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Beesten (EL) – Kommen Pferde angaloppiert, nehmen sie ängstlich Reißaus und suchen unter den Weidezaun hin- durch eine geschütztere Wei- dehälfte. Dass die Rinder des Beesteners Ludger Föcke ohne Probleme unter die Begren- zung hindurch passen, hat ei- nen besonderen Grund. Es handelt sich um Dahomey- Zwergrinder, die kleinsten Rinder der Welt. An diesem Wochenende findet das Ver- bandstreffen der Züchter und Freunde des Europäischen Da- homey-Zwergrindes im Ems- land statt. Aus Österreich, der Schweiz und Deutschland kamen sie am Freitag zur Föckschen Da- homeyzucht nach Beesten. Einmal im Jahr findet ein sol- ches Treffen der Verbandsmit- glieder statt. Dass es in diesem Jahr im Emsland stattfinden sollte, war auch für Züchter Fö- cke überraschend. „Immerhin bin ich noch gar nicht so lange dabei“, erzählt er. Vor einigen Jahren entdeckte Föcke auf ei- ner Reise in der Nähe von Han- nover eine Gruppe auffällig kleiner Rinder. Er konnte nicht anders, hielt an und nahm Kontakt zu den Besitzern der Tiere auf. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine besondere Rasse handelte, nämlich der Dahomey-Zwergrinder. „Mit einer Körpergröße von 80 bis 90 Zentimeter bei einem Ge- wicht vom etwa 230 kg für eine ausgewachsene Kuh bzw. 90 bis 105 Zentimeter und 300 kg bei Bullen ist das Dahomey- Zwergrind die kleinste Rinder- rasse der Welt“, erzählt der Hobbyzüchter. Die Tiere ent- sprechen aber in ihren Propor- tionen den europäischen Rin- derrassen und haben keinen Fettbuckel, wie er sonst häufig bei außereuropäischen Rin- dern vorkommt. „Im Gegensatz zu anderen kleinen Rinderrassen (z. B. Dexter), die ihre geringe Kör- pergröße durch Kreuzung und Auslese erhielten, handelt es sich beim Dahomey-Zwerg- rind um eine ursprüngliche Zwergrasse aus Afrika“, weiß Föcke. Anfang des letzten Jahr- hunderts seien die ersten Da- homeyrinder über das König- reich Dahomey (heute Benin) in den Zoo von Antwerpen ge- langt, von wo aus die Verbrei- tung in Europa nach und nach erfolgte und jetzt auch ihren Weg nach Beesten fand. Dort müssen sich die Rinder aber die Weide mit einigen Pferden teilen. „Die großen Pferde ma- chen den vier kleinen Rindern doch zu schaffen“, sagt Föcke. Deshalb hat er die Zäune so angelegt, dass es genügend Rückzugsmöglichkeiten für die Rinder gibt. „Kommen die Pferde zu nahe, schlüpfen sie einfach unter die Zäune hin- durch auf andere Teile der Weide, in die die Pferde nicht kommen können.“ So leben beide Tierarten nebeneinander her, und Föcke kann sowohl Pferde als auch Rinder züch- ten. Die Zucht der Dahomey- rinder ist indes nicht weit ver- breitet. So zählt allein der Ver- band der Züchter und Freunde des Europäischen Dahomey- Zwergrindes lediglich 44 Mit- glieder. Die Hauptaufgabe der Ver- einigung liegt dabei in der Er- haltung, Vermehrung und züchterischen Bearbeitung der vom Aussterben bedrohten Rasse und deren Eigenschaf- ten. Durch den Verband be- steht die Möglichkeit, die Zuchten der Mitglieder bera- tend zu unterstützen und Zuchttiere gezielt zu vermit- teln. Außerdem erhalten alle neugeborenen Tiere einen ver- bandsinternen Abstammungs- nachweis (allerdings keine herkömmlichen Herdbuchpa- piere), sofern die Züchter Be- sitzer eines im Verein ge- schützten Hofnamens sind. Der ist jedoch in Beesten noch nicht gefunden. So trägt der von Hobbyzüchter Focke er- worbene Bulle den wohlklin- genden Namen „Hans aus dem Randertal vom Eschenba- cher Hof“. Für dessen Nachkommen jedoch hat Föcke noch keinen Namen gefunden. „Da wir hier viele Weideflächen haben, sollte der Name etwas damit zu tun haben“, meint er. Zucht- kollegen würden ihre Tiere et- wa „Hannes vom Wiesen- hang“ nennen oder „Lotta vom alten Feld“. Aber auch mit der Historie der Ortschaft Beesten möchte sich Föcke befassen. „Vielleicht lässt sich auch da noch ein besonderer Name ab- leiten.“ Wichtig ist Föcke jedoch, dass das Kalb einen Namen er- hält. „Denn die schönen Tiere haben es verdient“, wie er meint. Jedoch wolle er zu- nächst auch abwarten, was sei- ne Verbandskollegen an die- sem Wochenende meinen. Neben der Namensgebung werden auch Viruserkrankun- gen erörtert. Der Tierarzt Dr. Hermann Grove aus Fürstenau wird dazu einen Fachvortrag halten. Derweil grasen die un- benannten Kälber weiter auf der Weide, oder suchen Schutz vor den riesigen Unge- tümen namens Pferd. Info zu den Zwergrindern auf www.dahomey-zwer- grind.com. Beestener Ludger Föcke züchtet kleinste Rinder der Welt – Verbandstreffen Ein „vom“ soll es schon sein Von Matthias Engelken Für das jüngste Kalb seiner Zucht ist Ludger Föcke derzeit auf Namenssuche. Engelken-Fotos Zäune sind kein Problem.

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Post on 19-Oct-2020

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Page 1: Ein „vom“ soll es schon sein - dahomey-zwergrind.com · Dahomey-Zwergrinder. „Mit einer Körpergröße von 80 bis 90 Zentimeter bei einem Ge-wicht vom etwa 230 kg für eine

Beesten (EL) – Kommen Pferdeangaloppiert, nehmen sieängstlich Reißaus und suchenunter den Weidezaun hin-durch eine geschütztere Wei-dehälfte. Dass die Rinder desBeesteners Ludger Föcke ohneProbleme unter die Begren-zung hindurch passen, hat ei-nen besonderen Grund. Eshandelt sich um Dahomey-Zwergrinder, die kleinstenRinder der Welt. An diesemWochenende findet das Ver-bandstreffen der Züchter undFreunde des Europäischen Da-homey-Zwergrindes im Ems-land statt.

Aus Österreich, der Schweizund Deutschland kamen sieam Freitag zur Föckschen Da-homeyzucht nach Beesten.Einmal im Jahr findet ein sol-ches Treffen der Verbandsmit-glieder statt. Dass es in diesemJahr im Emsland stattfindensollte, war auch für Züchter Fö-cke überraschend. „Immerhinbin ich noch gar nicht so langedabei“, erzählt er. Vor einigenJahren entdeckte Föcke auf ei-ner Reise in der Nähe von Han-nover eine Gruppe auffälligkleiner Rinder. Er konnte nichtanders, hielt an und nahmKontakt zu den Besitzern derTiere auf. Es stellte sich heraus,dass es sich um eine besondereRasse handelte, nämlich derDahomey-Zwergrinder. „Miteiner Körpergröße von 80 bis

90 Zentimeter bei einem Ge-wicht vom etwa 230 kg für eineausgewachsene Kuh bzw. 90bis 105 Zentimeter und 300 kgbei Bullen ist das Dahomey-Zwergrind die kleinste Rinder-rasse der Welt“, erzählt derHobbyzüchter. Die Tiere ent-sprechen aber in ihren Propor-tionen den europäischen Rin-derrassen und haben keinenFettbuckel, wie er sonst häufigbei außereuropäischen Rin-dern vorkommt.

„Im Gegensatz zu anderenkleinen Rinderrassen (z. B.Dexter), die ihre geringe Kör-pergröße durch Kreuzung undAuslese erhielten, handelt essich beim Dahomey-Zwerg-rind um eine ursprünglicheZwergrasse aus Afrika“, weißFöcke. Anfang des letzten Jahr-hunderts seien die ersten Da-homeyrinder über das König-reich Dahomey (heute Benin)in den Zoo von Antwerpen ge-langt, von wo aus die Verbrei-tung in Europa nach und nacherfolgte und jetzt auch ihrenWeg nach Beesten fand. Dortmüssen sich die Rinder aberdie Weide mit einigen Pferdenteilen. „Die großen Pferde ma-chen den vier kleinen Rinderndoch zu schaffen“, sagt Föcke.Deshalb hat er die Zäune soangelegt, dass es genügendRückzugsmöglichkeiten für

die Rinder gibt. „Kommen diePferde zu nahe, schlüpfen sieeinfach unter die Zäune hin-durch auf andere Teile derWeide, in die die Pferde nichtkommen können.“ So lebenbeide Tierarten nebeneinanderher, und Föcke kann sowohlPferde als auch Rinder züch-ten. Die Zucht der Dahomey-rinder ist indes nicht weit ver-breitet. So zählt allein der Ver-band der Züchter und Freundedes Europäischen Dahomey-Zwergrindes lediglich 44 Mit-glieder.

Die Hauptaufgabe der Ver-einigung liegt dabei in der Er-haltung, Vermehrung undzüchterischen Bearbeitung dervom Aussterben bedrohtenRasse und deren Eigenschaf-ten. Durch den Verband be-steht die Möglichkeit, dieZuchten der Mitglieder bera-tend zu unterstützen undZuchttiere gezielt zu vermit-teln. Außerdem erhalten alleneugeborenen Tiere einen ver-bandsinternen Abstammungs-nachweis (allerdings keineherkömmlichen Herdbuchpa-piere), sofern die Züchter Be-sitzer eines im Verein ge-schützten Hofnamens sind.Der ist jedoch in Beesten nochnicht gefunden. So trägt dervon Hobbyzüchter Focke er-worbene Bulle den wohlklin-

genden Namen „Hans ausdem Randertal vom Eschenba-cher Hof“.

Für dessen Nachkommenjedoch hat Föcke noch keinenNamen gefunden. „Da wir hierviele Weideflächen haben,sollte der Name etwas damitzu tun haben“, meint er. Zucht-kollegen würden ihre Tiere et-wa „Hannes vom Wiesen-hang“ nennen oder „Lotta vomalten Feld“. Aber auch mit derHistorie der Ortschaft Beestenmöchte sich Föcke befassen.„Vielleicht lässt sich auch danoch ein besonderer Name ab-leiten.“

Wichtig ist Föcke jedoch,dass das Kalb einen Namen er-hält. „Denn die schönen Tierehaben es verdient“, wie ermeint. Jedoch wolle er zu-nächst auch abwarten, was sei-ne Verbandskollegen an die-sem Wochenende meinen.

Neben der Namensgebungwerden auch Viruserkrankun-gen erörtert. Der Tierarzt Dr.Hermann Grove aus Fürstenauwird dazu einen Fachvortraghalten. Derweil grasen die un-benannten Kälber weiter aufder Weide, oder suchenSchutz vor den riesigen Unge-tümen namens Pferd. Info zuden Zwergrindern aufwww.dahomey-zwer-grind.com.

Beestener Ludger Föcke züchtet kleinste Rinder der Welt – Verbandstreffen

Ein „vom“ soll es schon seinVon Matthias Engelken

Für das jüngste Kalb seiner Zucht ist Ludger Föcke derzeit auf Namenssuche. Engelken-Fotos

Zäune sind kein Problem.