ein neuer lehrplan ev. religion für die oberstufe des ...€¦ · im evangelischen und...

4
Ein beachtliches Alter hat der alte Lehrplan für Ev. Religion der gymna- sialen Oberstufe in Rheinland-Pfalz erreicht: 30 Jahre. Es ist darum fast ein »historischer Moment«, wenn ab August 2013 ein neuer Lehrplan in Kraft tritt. Er stützt sich auf die aktu- ellen staatlichen und kirchlichen Vor- gaben : das Schulgesetz in Rheinland- Pfalz, die Einheitlichen Prüfungsan- forderungen für das Abitur (EPA/ 2006) und das Kerncurriculum, das die Ev. Kirche in Deutschland 2010 (EKD-KC) als Empfehlung vorgelegt hat. Gleichzeitig setzt der neue Lehr- plan aber auch klare eigene Akzente. Die Bedeutung des Lehrplans für die Schülerinnen und Schüler Die innovative Bedeutung für die Schülerschaft kann am besten mit dem Titelbild des letzten Schönberger Heft erläutert werden: Ein Smart- phone mit dem Schriftzug »Reli 2.0«. und anderen Religionen. Der Religi- onsunterricht in Deutschland muss die Schülerinnen und Schüler »plura- litätsfähig« machen. Er muss sie zur Begegnung mit verschiedenen Reli- gionen befähigen, besonders mit dem Judentum als Wurzel des Christen- tums und mit dem Islam als drittgröß- ter religiöser Gruppe in Deutschland. Für manche Schüler ist aber sogar das Christentum zur Fremdreligion gewor- den. Sich damit in der Oberstufe wis- senschaftlich auseinanderzusetzen, ist eine große Chance. Wie wir an vielen globalen Entwick- lungen sehen, bilden die Religionen eine besondere Herausforderung für die Welt und für das interkulturelle Lernen. Bei Religion geht es um das Eingemachte. Sie hat eine Innenseite und eine Außenseite. Gerade der kon- fessionelle Religionsunterricht bietet aber die Chance, diese beiden As- pekte zu erschließen und religiöse Sprachfähigkeit zu vermitteln. Der Re- ligionsunterricht lädt ein, das Fremde zu entdecken (die Außenseite von Re- ligion ; sich auf die Reise zu machen), aber er kann auch die Innenseite zei- gen : die eigene religiöse Heimat. In der Bewegung zwischen Innen und Außen wird der Umgang mit der reli- giösen Pluralität unserer Welt gelernt. Die Schülerinnen und Schüler lernen so zu kommunizieren, dass Verständ- nis für andere Überzeugungen ent- steht, damit sie Menschen mit ande- ren religiösen Überzeugungen re- spektvoll begegnen können. Einsehen kann man den neuen Lehrplan auf dem Bildungsserver: www.religion.bildung-rp.de. Ab Au- gust sollen auch gedruckte Exemplare des Lehrplans und der Handreichung den Gymnasien zugegangen sein. Der neue Lehrplan soll einen Inno- vationsschub und eine weitere Quali- tätsverbesserung des Evangelischen Religionsunterrichts im Gymnasium in Rheinland-Pfalz bewirken. Was bedeutet der Lehrplan für die Schülerinnen und Schüler, für die Leh- rerschaft und für die Schule bzw. für die Gesellschaft, die die Schule reprä- sentiert ? Reli 2.0 weist auf die Forderung nach einem zeitgemäßen und zu- kunftsfähigen Religionsunterricht hin. Eine der zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist zweifellos die des Dialogs zwischen Christentum Das Smartphone auf der Titelseite stellt auch eine methodische Heraus- forderung dar. Heute tragen die Schü- lerinnen und Schüler alles Wissen in ihrem Smartphone. Ob der Ge- schichts- oder Religionslehrer etwas Falsches behauptet, kann in Sekun- denschnelle verifiziert werden. Die Herausforderung von Reli 2.0 lautet : Wie werden die Schülerinnen und Schüler schlauer als ihr Smartphone schon ist ? Sie müssen lernen die schnell »gegoogelten« Infos zu ver- stehen, zuzuordnen und zu beurtei- Ein neuer Lehrplan Ev. Religion für die Oberstufe des Gymnasiums in Rheinland-Pfalz von Harmjan Dam 22 Schönberger Hefte 3/13 Fachdidaktische Impulse

Upload: others

Post on 24-Jul-2020

3 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Ein neuer Lehrplan Ev. Religion für die Oberstufe des ...€¦ · im evangelischen und katholischen Religionsunterricht in Deutschland gilt. Verbindlichkeit. Der Lehrplan for-muliert

Ein beachtliches Alter hat der alteLehrplan für Ev. Religion der gymna-sialen Oberstufe in Rheinland-Pfalzerreicht: 30 Jahre. Es ist darum fastein »historischer Moment«, wenn abAugust 2013 ein neuer Lehrplan inKraft tritt. Er stützt sich auf die aktu-ellen staatlichen und kirchlichen Vor-gaben : das Schulgesetz in Rheinland-Pfalz, die Einheitlichen Prüfungsan-forderungen für das Abitur (EPA/2006) und das Kerncurriculum, dasdie Ev. Kirche in Deutschland 2010(EKD-KC) als Empfehlung vorgelegthat. Gleichzeitig setzt der neue Lehr-plan aber auch klare eigene Akzente.

Die Bedeutung des Lehrplansfür die Schülerinnen und Schüler

Die innovative Bedeutung für dieSchülerschaft kann am besten mitdem Titelbild des letzten SchönbergerHeft erläutert werden: Ein Smart -phone mit dem Schriftzug »Reli 2.0«.

und anderen Religionen. Der Religi-onsunterricht in Deutschland mussdie Schülerinnen und Schüler »plura-litätsfähig« machen. Er muss sie zurBegegnung mit verschiedenen Reli-gionen befähigen, besonders mit demJudentum als Wurzel des Christen-tums und mit dem Islam als drittgröß-ter religiöser Gruppe in Deutschland.Für manche Schüler ist aber sogar dasChristentum zur Fremdreligion gewor-den. Sich damit in der Oberstufe wis-senschaftlich auseinanderzusetzen,ist eine große Chance.

Wie wir an vielen globalen Entwick-lungen sehen, bilden die Religioneneine besondere Herausforderung fürdie Welt und für das interkulturelleLernen. Bei Religion geht es um dasEingemachte. Sie hat eine Innenseiteund eine Außenseite. Gerade der kon-fessionelle Religionsunterricht bietetaber die Chance, diese beiden As-pekte zu erschließen und religiöseSprachfähigkeit zu vermitteln. Der Re-ligionsunterricht lädt ein, das Fremdezu entdecken (die Außenseite von Re-ligion ; sich auf die Reise zu machen),aber er kann auch die Innenseite zei-gen : die eigene religiöse Heimat. Inder Bewegung zwischen Innen undAußen wird der Umgang mit der reli-giösen Pluralität unserer Welt gelernt.Die Schülerinnen und Schüler lernenso zu kommunizieren, dass Verständ-nis für andere Überzeugungen ent-steht, damit sie Menschen mit ande-ren religiösen Überzeugungen re-spektvoll begegnen können.

Einsehen kann man den neuenLehrplan auf dem Bildungsserver:www.religion.bildung-rp.de. Ab Au-gust sollen auch gedruckte Exemplaredes Lehrplans und der Handreichungden Gymnasien zugegangen sein.

Der neue Lehrplan soll einen Inno-vationsschub und eine weitere Quali-tätsverbesserung des EvangelischenReligionsunterrichts im Gymnasiumin Rheinland-Pfalz bewirken.

Was bedeutet der Lehrplan für dieSchülerinnen und Schüler, für die Leh-rerschaft und für die Schule bzw. fürdie Gesellschaft, die die Schule reprä-sentiert ?

Reli 2.0 weist auf die Forderungnach einem zeitgemäßen und zu-kunftsfähigen Religionsunterricht hin.Eine der zentralen Herausforderungendes 21. Jahrhunderts ist zweifellos diedes Dialogs zwischen Christentum

Das Smartphone auf der Titelseitestellt auch eine methodische Heraus-forderung dar. Heute tragen die Schü-lerinnen und Schüler alles Wissenin ihrem Smartphone. Ob der Ge-schichts- oder Religionslehrer etwasFalsches behauptet, kann in Sekun-denschnelle verifiziert werden. DieHerausforderung von Reli 2.0 lautet :Wie werden die Schülerinnen undSchüler schlauer als ihr Smartphoneschon ist ? Sie müssen lernen dieschnell »gegoogelten« Infos zu ver-stehen, zuzuordnen und zu beurtei-

Ein neuer Lehrplan Ev. Religion für dieOberstufe des Gymnasiums in Rheinland-Pfalzvon Harmjan Dam

22 Schönberger Hefte 3/13Fachdidaktische Impulse

Page 2: Ein neuer Lehrplan Ev. Religion für die Oberstufe des ...€¦ · im evangelischen und katholischen Religionsunterricht in Deutschland gilt. Verbindlichkeit. Der Lehrplan for-muliert

len. Darum ist es sinnvoller, Klassen-arbeiten oder Klausuren regelmäßigdurch kleine Forschungsaufträge zuersetzen. Der Lehrplan gibt darumHinweise darauf, welche Unterrichts-inhalte elementarisiert zentrale The-men erschließen. Er benennt zentraleThemen über die so gearbeitet wer-den kann, dass aus individuellenSchülermeinungen begründete Posi-tionen werden können.

Daran schließt eine weitere Bedeu-tung des neuen Lehrplans an : Die Ent-wicklung von Identität und Selbst-ständigkeit der Schülerinnen undSchüler. Die jungen Menschen in derOberstufe müssen sich mit den vie -len Angeboten in Casting-Shows undneuen Medien auseinandersetzen.Sie müssen die Frage beantworten :Wie will ich mich äußerlich präsentie-ren ? Sie müssen sich auseinanderset-zen mit vielen Partnerschaftsmodel-len. Wie will ich mit anderen Men-schen zusammenleben? Wie verträgtsich das mit meinem Wunsch zu rei-sen, im Ausland zu studieren usw.?Sie müssen sich damit auseinander-setzen, dass sie keine Karriere-im-klassischen-Sinne machen werden.Richard Sennet weist darauf hin, dassdas alte Wort Karriere die geradeStraße der Kutschen bedeutete. JungeMenschen werden Jobs haben : dasalte englische Wort für Haufen, Lum-pen. Gefordert ist heute der flexibleMensch ! Sie fragen sich : Was soll ichdann studieren, wenn ich später malhier, mal da, mal dies, mal das arbei-ten werde ?

Die Bedeutung des Lehrplansfür die Lehrerinnen und Lehrer

Für die Lehrerschaft leistet der Lehr-plan drei Dinge : Verbindlichkeit, Of-fenheit und Impulse.

Darum setzt der neue Lehrplan vorallem bei den grundsätzlichen Fähig-keiten im Umgang mit Religion an :die fachspezifischen Kompetenzender EPA : Wahrnehmen, Deuten, Ur-teilen, Dialogisieren, Gestalten vonReligion. Diese fünf Fähigkeiten sinddie Können-Komponente der Kompe-tenz, die – neben Wissen und Anwen-den-Können – seit 2006 für das Abiturim evangelischen und katholischenReligionsunterricht in Deutschlandgilt.

Verbindlichkeit. Der Lehrplan for-muliert klar, was im Unterricht ge-macht sein muss. In der Sprache derKompetenzorientierung : der Outputist definiert. Er zeigt, was alle Schü-lerinnen und Schüler nach 2 ½ JahrenOberstufe wissen, können und an-wenden-können müssen.

Offenheit. Der Lehrplan ist kein Kor-sett. Jeder Lehrer und jede Lehrerinkann in einem gewissen Rahmen ei-gene Akzente setzen. Er kann daswählen, was zu ihm und zu seinerSchülerschaft passt. Jeder und jedehat überdies die Chance, immer wie-der neue Akzente zu setzen.

Impulse. Der Lehrplan ist anregendund attraktiv. Er bietet neue Impulsefür einen guten, Fähigkeiten fördern-den, relevanten Religionsunterricht.

Der verbindliche und dennoch of-fene Kern des evangelischen Religi-onsunterrichts in der Oberstufe ist diedialogische Auseinandersetzung mitdem christlichen Glauben.

Hier gilt das oben abgebildeteSchema, das sowohl in der EPA, wiein EKD-KC zentral steht :

– Der christliche Glaube knüpft anbiografische Erfahrungen der Schüle-rinnen und Schüler an. Nur so kannsich ihre Religiosität weiter ent -wickeln.– Der christliche Glaube setzt sichauseinander mit religiösen Äußerun-gen in der Gegenwartskultur, z. B. mitMusik oder Videoclips, mit dem »ag-gressiven neuen Atheismus«, mit is-lamistischen Weltdeutungen usw. Wiegehe ich aus christlicher Perspektivedamit um ?– Der christliche Glaube reagiert aufsoziale, politische, ökonomische Ent-wicklungen. Der Unterricht greift ak-tuelle religiöse und ethische Fragenauf : soziale Gerechtigkeit, Klonenusw. Welchen Standpunkt nehme ichein ?– Schließlich bewegt sich der christ-liche Glaube in einem pluralen Um-feld. Welche Antworten geben andereReligionen ? Welche Antworten gebenMenschen, die sich als »religiös-un-musikalisch« betrachten ? Worauf istVerlass ?

Der Unterricht ist aber keine alt-modische Katechese, kein Input von»ewigen Wahrheiten«, sondern er istgrundsätzlich dialogisch, er fragt an,regt an, diskutiert.

Schönberger Hefte 3/13 23Fachdidaktische Impulse

DerchristlicheGlaube

in Begegnung,Anknüpfung und

Auseinandersetzungmit . . .

. . . religiös geprägtenAusdrucksformen in der Gegenwarts-

kultur

. . . religiös-ethischenHerausforderungen inKultur, Wissenschaft,Politik und Wirtschaft

. . . pluralenreligiösenLebens-

entwürfenund Welt-deutungen

. . . religiösbedeutsamenErfahrungenund Fragen

derSchülerinnenund Schüler

Page 3: Ein neuer Lehrplan Ev. Religion für die Oberstufe des ...€¦ · im evangelischen und katholischen Religionsunterricht in Deutschland gilt. Verbindlichkeit. Der Lehrplan for-muliert

24 Schönberger Hefte 3/13Fachdidaktische Impulse

Lern

ausg

angs

situation erfass

en :

Mindm

ap zu „Der Mensch: Endprodukt der Evolution oder G

eschöpf und Ebenbild Gottes?“

Mög

lich

e Anforde

rung

ssitua

tion

:Ihre große Schw

ester u

nd deren Freund wünschen sich ein

Kind, m

öchten dabei aber u

nbedingt sicher gehen, dass es gesund ist und daher alles in Anspruch

nehm

en, w

as medizinisch möglich ist: PND, PID usw. Sie fragen Sie nach Ihrer M

einung.

m� Bildbefragung durchführen, z. B. zu M. Chagall: „Das Paradies“; Rem

brandt: „Adam und Eva“;

Michelangelo: „Erschaffung Adams“

m� Gen 2,4b-25 unter Einbeziehung von Fachliteratur auslegen (Aspekte: adam/adama; Atem Gottes;

„Es ist nicht gut, dass der M

ensch allein sei.“; M

ann und Frau, …

)m� Gen 1, 26ff unter Einbeziehung von Fachliteratur auslegen (Aspekte: G

eschöpf, Ebenbild,

Herrschaftsauftrag)

m� genderbewusste und frauenfeindliche Auslegung von Gen 2,4b-25 unterscheiden (dazu z. B. M

. Chagall:

„Adam und Eva“ (1911/12) einbeziehen oder fem

inistisch-theologische Texte zur Genderfrage

m� die Schöpfungsgeschichten in Gen 1,1-2,4a und Gen 2,4b-25 vergleichen, z. B. durch Grafisierung

m� Vergleich der S

chöpfungserzählungen der Bibel mit Schöpfungsm

ythen anderer R

eligionen / Kulturen

erstellen, z. B. Enuma Elisch; Funktionen von Mythen erarbeiten

m� „Ebenbild Gottes!?“ – Fotos von Gegensatzpaaren (z. B. jung-alt; gesund-krank) als Collage gestalten

m� theologische Texte zur Gottesebenbildlichkeit und Menschenw

ürde exzerpieren und

Schlussfolgerungen ziehen

m� Fotobuch mit Sinnsprüchen zur S

chöpfung / zu dem Menschen als Geschöpf / zum

Menschen

als Beziehungsw

esen gestalten

m� biblische und literarische Schöpfungspsalmen (z. B. E. Cardenal) visualisieren/vertonen

˜�

Querverbindung zum Themenbereich „Christsein in der pluralen Welt – D. Theologie und

Naturwissenschaft“

˜�

Vorschlag fu�r ein fächerverbindendes Projekt zur Genderthematik

»Ich

hab

e mich nich

t selbs

t gem

acht

« – Ges

chöp

f und

Ebe

nbild Gottes

Kon

kretion 2:

Die Sch

ülerinne

n un

d Sch

üler kön

nen au

f der Gru

ndlage

von

Gen

esis 1 und

2 aufze

igen

, das

s da

s biblisch

e Ve

rständ

nis

des Men

sche

n als Ges

chöp

f und

Ebe

nbild Gottes ihn als Bez

iehu

ngsw

esen

definiert und

ihm eine un

antastba

re W

ürde

zus

pricht

.

Fach

spez

ifisch

eKom

petenz

en der EPA

Beisp

iele m

öglich

erUnterrich

tsinha

lte

Anr

egun

gen un

d Hinweise

Biblische Texte, die für

den christlichen Glauben

grundlegend sind,

methodisch reflektiert

auslegen.

Theologische Texte

sachgemäß erschließen

Die Menschenw

ürde

theologisch begründen

nMenschenbild und

Schöpfungsauftrag in den

biblischen Schöpfungs -

erzählungen

nDer Mensch als

Beziehungsw

esen

Biblisc

he Bas

istexte:

Gen

1,26-

28(M

ensch als Geschöpf und Gottes Ebenbild), Gen

2(Erzählung vom

Garten Eden)

Page 4: Ein neuer Lehrplan Ev. Religion für die Oberstufe des ...€¦ · im evangelischen und katholischen Religionsunterricht in Deutschland gilt. Verbindlichkeit. Der Lehrplan for-muliert

Was sind die Inhalte des Glaubensin evangelischer Prägung ?

– Das ist eine bestimmte Sicht aufden Menschen : die Anthropologie,das biblisch-christliche Menschen-bild.

– Das ist eine bestimmte Sicht auf dieRolle von Jesus Christus für den Glau-ben : die Christologie.

– Das ist die Weise, wie über Gott-als-Geheimnis in vielen Bildern nach-gedacht werden kann.

– Das sind die Handlungskonsequen-zen, die mit einer bestimmten Anthro-pologie, mit der Christologie und mitdem Denken über Gott zusammen-hängen : die Ethik.

Diese vier bestimmen dann, wieMenschen als Christen in der pluralenWelt leben, denken und handeln kön-nen.

biblischen Basistexten hin, die auchin der Oberstufe zur Sprache kommensollen. Als Anregung für einen kom-petenzorientierten Unterricht sind beijedem Teilthema Anregungen zur Er-fassung der Lernausgangslage undfür Anforderungssituationen genannt.

Bedeutung des Lehrplansfür die Schule und die Gesellschaft

Das Fach Religionsunterricht ist inder Schule nicht unumstritten. Auchwenn es sich dabei zum Teil um hand-feste Vorurteile handelt, hat der Lehr-plan auch darauf reagiert. Drei kriti-sche Einwände nenne ich beispiels-weise:

– Schon 2003 fand Geo in einer Schü-lerumfrage heraus, dass 40 % derSchüler Reli und Latein abschaffenmöchten zugunsten von Ökonomieund Informatik.

– Religion gehört nicht zu den hartenFächern (Deutsch, Mathe, Fremdspra-chen, Naturwissenschaften). Als »wei-ches Fach« wird ihr manchmal unter-stellt, dass es mehr um Reden als umWissen gehen würde. Dazu soll es zu-dem noch um Glauben gehen . . . Man-che Kollegen fragen dann : »Sind dieNoten, die gegeben werden, wirklichvergleichbar ?«

– Es gibt Eltern und Kollegen, die be-haupten, dass es sich bei »Reli« umeine Werbeveranstaltung der Kirchenhandelt. Je lauter der Ruf nach einemlaizistischen Staat wird, desto mehrStimmen plädieren dafür, das Fachaus der Schule zu verbannen.

der eigenen Domäne der »konstituti-ven Rationalität«. Vereinfacht gesagt:diese Fächer stellen die Fragen hinterden Fragen. Dabei geht es um Welt-deutung und um existentielle The-men. Diese Fächer denken in der Re-gel nicht linear oder rein kausal,sondern da werden zum Beispiel Fra-gen gestellt wie : »Warum gibt es et-was und nicht nichts ?« oder »Was vonmir gibt es noch, wenn es mich nichtmehr gibt ?«

In der Schule und in der Gesellschaftmüssen diese Fragen gestellt werden,bevor wir als Menschen meinen, allesim Griff haben zu können. Mit den an-deren Schulfächern liefert Religionauf diese Weise einen notwendigenwissenschafts-propädeutischen Bei-trag. Die biblisch-theologische Per-spektive bildet dabei seit 2000 Jahreneinen wertvollen eigenen Zugang.

Für jeden Themenbereich sind viersogenannte Konkretionen entwickelt,die alle vier vermittelt werden müs-sen. Für jede Konkretion stehen ca. 8Unterrichtsstunden zur Verfügung. EinBeispiel aus dem Themenbereich»Mensch« ist auf der gegenüberlie-genden Seite abgebildet. Der Titel istimmer als Schüleraussage und alstheologische Themenbestimmung for-muliert. In der ersten Spalte stehendie EPA-Kompetenzen, die mit dieserKonkretion vorrangig vermittelt wer-den können. In der zweiten Spalte ste-hen mögliche Unterrichtsinhalte, dieebenso wie die Anregungen und Hin-weise der dritten Spalte nicht verbind-lich sind. Die unterste Zeile weist aufeine Auswahl von ca. 20 zentralen

Der neue Lehrplan bietet darumauch Transparenz gegenüber anderenin Schule und Gesellschaft und ver-antwortet die Inhalte unseres Faches.

– Gegenüber dem Argument, dassReligion zugunsten von Ökonomieund Informatik abgeschafft werdensollte, wird der eigene Zugang des Fa-ches zur Wirklichkeit betont. Die Na-turwissenschaften haben einen kog -nitiv-instrumentellen Zugang zurWirklichkeit, die Gesellschaftswissen-schaften einen empirisch-normativen,Kunst und Musik einen ästhetischenZugang. In der Schule vertreten Phi-losophie, Ethik und Religion einen ei-genen Zugang. Jürgen Baumert, derdiese Unterscheidung in der deut-schen Pisa-Studie macht, spricht von

– Gegenüber dem Vorwurf des »wei-chen Faches« belegt der Lehrplan,welche Kompetenzen erreicht werdenmüssen. Dabei muss sehr wohl fest-gehalten werden, dass »Religion« sicheigentlich nicht in Kompetenzen aus-drücken lässt. Religion hat viel mehrmit Fragen und Staunen als mit Wis-sen und Anwenden zu tun. Dennochwurde im Lehrplan, um der Vergleich-barkeit mit anderen Fächern willen,die Kompetenzorientierung gewählt.Das Fach Religion ist dadurch nochbesser vergleichbar mit anderen Fä-chern im Bereich Gesellschaftswis-senschaften. Das gilt insbesondere,wenn mit ihr die Hochschulreife ge-prüft wird.

– Gegenüber dem Ruf nach einem lai-zistischen Staat zeigt der Lehrplan,dass Religion eine unverzichtbare Di-mension des gesellschaftlichen Le-bens darstellt. Wer Religion aus derSchule verbannt, verhindert hier dieEntwicklung von religiöser Sprachfä-higkeit und verhindert die Pluralitäts-fähigkeit der künftigen Generation imUmgang mit Religion.

8 Mensch

8 Jesus Christus

8 Gott

8 Ethik

8 Christsein in der pluralen Welt

A. Kirche

B. Religion

C. Bibel

D. Theologie und Natur-wissenschaft

Die fünf Themenbereiche, dieim neuen Lehrplan zentral stehen,sind :

Harmjan Dam istStudienleiter im RPI,GeschäftsstelleDietzenbach.Er arbeitete von2009 bis 2013 in derFachdidaktischenKommission mit,die diesen Lehrplanund die Hand -reichungen erstellte.

Schönberger Hefte 3/13 25Fachdidaktische Impulse