einleitung - swisspeace...4 moore, christopher. the mediation process: practical strategies for...
TRANSCRIPT
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
lehren aus Den schweIzer meDIatIons- unD fazIlItatIonsDIensten Im suDan
von Simon A. Mason
eInleItung
WenndieSchweizinderLageist,ineinemLandwiedemSudanei-nenBeitragzumFriedenzuleisten,hatsiedasRecht,diesnichtzutun?DieserArtikelkanndieethischenAspektedesProblemsnichtaufgrei-fen,abererkanndenerstenTeilderFragestellungbeantwortenhelfen,indemeruntersucht,wiesichdieSchweizseitMitteder1990erJahreanfriedensunterstützendenMassnahmenimSudanbeteiligthat.DievorliegendeUntersuchungbelegt,dassSchweizerDiplomatenundEx-pertenunterbestimmtenVoraussetzungeneinenerheblichenBeitragzuFriedenundStabilitätleistenkönnen.DasBeispielSudanzeigtaberauch,dassdieSchweiz ihrPotentialzurFriedensunterstützungnochnichtvollausschöpft–selbstunterBerücksichtigungderzahlreichenBeschränkungen,dieeinemkleinenLandwiederSchweizauferlegtsind.Warumistdasso?ZweiGründeliegennahe:ZunächsthatdieSchwei-zerBevölkerungeinrechtzwiespältigesVerhältniszueineraktiverenAussenpolitik.1ManunterstütztdasEngagementfürdenFrieden,2aber
* DerAutorbedanktsichbei JulianT.Hottinger,Conradin«Kwacakworo»Perner, JosefBucher,SalmanBal,Jean-DanielBiéler,AttaElBattahaniundMeyAhmedfürihresehrhilfreicheUnterstützung–undebensobeimEidgenössischenDepartement fürAuswär-tigeAngelegenheiten(EDA)fürdieFinanzierungderForschungimRahmendesMedia-tion SupportProjectderForschungsstellefürSicherheitspolitik(CSS)derETHZürichundSwisspeace.BesondererDankgebührtChristopherFindlay,ReaBonziundYvonneRosteckfürdieÜbersetzunginsDeutscheundAnnaLocherfürdiestilistischeÜberarbeitung.DieindiesemArtikeldargelegtenAnsichtengebendieMeinungdesAutorswiederundnichtnotwendigerweisediederForschungsstellefürSicherheitspolitikderETHZürichoderdesEDA.
1 Bucher,Josef.EineNischefürdenFrieden.In:Altwegg,Jürg(Hrsg.)Helvetia im Aussendienst, was Schweizer in der Welt bewegen. München,Wien:Nagel&Kimche,2004,S.45–59,54.
2 Vgl.Bundesrat.BotschaftübereinenRahmenkreditfürMassnahmenzurzivilenKonflikt-bearbeitungundMenschenrechtsförderungvom23.Oktober2002,BBl20027975,hierS.8009ff.(künftigzitiertalsBotschaftzumRahmenkredit).Vgl.weiterauchhttp://www.admin.ch/ch/d/ff/2002/7975.pdf.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
scheut–andersalszumBeispielinNorwegen–eineFührungsrolleoderechteRisiken.DieseAmbivalenzistteilweiseaneinenzweitenPunktgeknüpft,nämlichdiemangelndeKlarheitderSchweizerBevölkerungdarüber,wasdieSchweizimBereichderFriedensförderungtutundwassietunkönnte,3sowieüberdieGründefüreinsolchesEngagement.DiefolgendeUntersuchungsolleinigeSchlussfolgerungenausdenErfah-rungenderSchweizimSudanziehen.SiewilleinenBeitragleistenzueinembreiterenDialogüberdieRolle,diedieSchweizbeifriedensstif-tendenAktivitätenspielenkannundsoll–sowohlaufzivilemalsauchaufmilitärischemGebiet–sowieeinenmethodologischenFortschrittimBereichderMediationundFazilitationerbringen.
DiefolgendegenerelleDefinitionvon«Mediation»wirdverwendet,umdieverschiedenenAnsätzezuerfassen,dieheuteindieMediationeinfliessen:«MediationwirdallgemeindefiniertalsdieInterventioninVerhandlungenoderineinemKonfliktdurcheinefürbeideSeitenak-zeptabledrittePartei,dienurbeschränktodergarnichtzurEntschei-dungsfindungberechtigt ist, sonderndenbeteiligtenParteiendabeihilft,freiwilligeinefüralleSeitenakzeptableLösungderStreitfragenzufinden.NebenderLösungvonKernfragenkanndieMediationauchdasVertrauenunddenRespektderbeidenParteienfüreinanderbestär-kenoderBeziehungensobeenden,dassdieKostenundderpsycholo-gischeSchadenminimiertwerden.»4DieAufgabeeinesMediationsteams(meistenssindmehrereMediatorenbeteiligt)ist,denVerhandlungspro-zesszustrukturierenundzubegleiten,dieKommunikationzuerleich-tern,alleParteiendarinzubestärken,ihreInteressenundBedürfnisseauszudrücken,ihnenbeiderSuchenachGemeinsamkeitenzuhelfen,
3 Vgl.Greminger,Thomas.Vermittlungs-undVerfassungskompetenzen,ErfolgsfaktorenderSchweizerFriedensförderung.In:Neue Zürcher Zeitung,5.Juli2005.
4 Moore,Christopher.The Mediation Process: Practical Strategies for Resolving Conflict. (3rdedition).SanFrancisco:Jossey-BassPublishers,2003,S.15.Esistbeachtenswert,dasseinefrühereDefinitionstatt«akzeptabledrittePartei»denAusdruck«neutraledrittePartei»ver-wendete.DiesscheinteinsichallgemeinwandelndesVerständnisderRolledesMediatorswiderzuspiegeln–vonderNotwendigkeitderNeutralitätinfrühererwestlicherLiteraturzurMediationüberunparteiisch,allparteiischodervielparteiischbishinzuakzeptabel.InvielenFällenträgtdieVielparteilichkeitzurAkzeptanzbei,aberinanderenFällenistdasinderTatnichtnotwendig.Oftscheintes,dassdieFähigkeiteinesMediators,sichfürdieInteressenderKonfliktparteienzuengagieren,wichtigeristalsdieUnparteilichkeit.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�5
undganzallgemeindieStreitparteienbeiderSuchenachLösungenzuunterstützen.
DerBegriffder«Fazilitation»istbreitergefasstalsjenerderMedia-tion,obwohlermeistähnlicheAktivitätenumfasst.ImGegensatzzurMediationistdieFazilitationimAllgemeinenwenigerinterventionis-tisch.ZumBeispielsprechenbeieinerMediationdieKonfliktparteienanfangsnichtdirektmiteinander,sondernkommunizierenzunächstüberdenMediator(sogardann,wennsieimgleichenRaumsitzen).BeiderFazilitationgibtesvergleichsweisemehrdirektenDialogzwischendenKonfliktparteien.WährenddieMediationoftzurUnterstützungvonVerhandlungeneingesetztwird,dieaufdasErgebniseinerkonkretenEntscheidungsfindungausgerichtet sind,konzentriert sichdieFazili-tationnichtunbedingtaufEntscheidungen,sondernhatdasZiel,einbesseresVerständnisfürdieSichtderjeweiligenGegenseitezuschaffenodereingemeinsamesProjektzurealisieren.5DasMandateinesMedi-atorsistumfassenderalsdaseinesFazilitators.EinanderesModelldes«Fazilitators»istdasdes«Über-Fazilitators»,dieRolleeinesmoralischenGaranteneinesProzesses.EinesolcheRollehabenzumBeispielNelsonMandelainBurundioderGeneralSumbeiywoimSudangespielt.IndiesemZusammenhangistderMediatoreherfüroperationelleFragenzuständig,währendder«Über-Fazilitator»alsbekanntePersönlichkeitdenProzessüberwacht.
MethodologischwirdimFallSudansvorallemdieBedeutungdesDialogsfürdieTransformationvonKonfliktendeutlich.InbereitsstarkeskaliertenKonfliktenmussderDialogdurchDruckmittelergänzt,darfabernichtdurchdieseersetztwerden.DieLogik,diedemDialogzu-grunde liegt,besagt,dassPositionenoderForderungen inAbhängig-keitvonderWahrnehmungderGegenpositionformuliertwerden.WerdiePositionderGegenseiteanhörtundsichbewusstwird,dassdieGe-genpositionvondenErwartungenabweicht,kanndieeigeneHaltungverändern;soentstehteinSpielraumfürOptionen,deresermöglicht,
5 Fisher,Ronald.Interactive Conflict Resolution.Syracuse,NY:SyracuseUniversityPress,1997.Vgl.auch:Kelman,Herbert.Experiencesfrom30YearsofActionResearchontheIsraeli-PalestinianConflict.In:Spillmann,Kurt/WengerAndreas(eds.).Nr.54:Zeitgeschichtliche Hintergründe aktueller Konflikte VII.Zürich:CenterforSecurityStudies,ETHZurich.http://www.isn.ethz.ch/pubs/ph/details.cfm?lng=en&v33=60129&size51=20,20&id=838.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
KonflikteimbeiderseitigenEinvernehmenzulösen.6ZurEinordnungderunterschiedlichenAspektederMediationundFazilitationscheinteinechronologischeEinteilunginPhasen(Vorverhandlungen,Verhand-lungen,Umsetzung)nützlicheralseineUnterteilung insogenannte«tracks» (z.B.Regierungs-oderNichtregierungsebene).7DasBeispielSudanscheintzubelegen,dasseineasymmetrischeMachtverteilungzumindest teilweisedurch innerenoderäusserenDrucksowiedurchdieGestaltungdesVerhandlungsprozessesausgeglichenwerdenkann.SchliesslichzeigtderFallSudaneinedergrösstenHerausforderungenfürdieZukunftauf,dassnämlichdieMediationvonFriedensabkom-mendurcheineReihevonanderenAspekteneinesFriedensprozessesabgesichertwerdenmuss,z.B.indenBereichenGovernanceoderAuf-bauvonKapazitäten.WährenddasComprehensivePeaceAgreement(CPA,UmfassendesFriedensabkommenvom9.Januar2005)seineZieleerreichte,nämlichdenKriegzwischendemNordenunddemSüdendesLandeszubeenden,bestehtweiterhindieHerausforderung,diesenFriedenzuschützenunddasCPAumzusetzen.AndereKonflikteimSudan,wieinDarfurundinBeja,gehenweiterundwerdenvomCPAnichtabgedeckt.
DieserArtikelbietetkeineAnalysederKonflikteimSudan,sondernkonzentriertsichaufdasSchweizerEngagementfürdenFriedenimNord-Süd-Konflikt,vorallemfürdenWaffenstillstandindenNuba-Bergen,dieVerhandlungen,diezumCPAführten,unddieBemühungenumdieEinrichtungeines«HausesderNationalitäten»/«ForumTraditionellerFührer»8imSüdsudanundindenNuba-Bergen.EinigeAspektedesSu-dan-KonfliktswerdenandieserStelleknappskizziert,umdieHinter-gründediesesEngagementszuverdeutlichen.WährenddesletztenBür-gerkriegszwischendemNordenunddenSüdenwurdenzwischen1983
6 InterviewdesVerfassersmitJulianT.Hottinger,29.März2006.7 Track1=offiziell,Track2=inoffiziell,abereinflussreich,Track3=aufderEbenevonBa-
sisorganisationen.Vgl.Montville,JosefV.TheArrowandtheOliveBranch,theCaseforTrackTwoDiplomacy.In:McDonald,JohnW.&Bendahmane,DianaB.(eds.)Conflict Resolution: Track Two Diplomacy.WashingtonD.C.:ForeignServiceInstitute,U.S.Depart-mentofState,S.5–20.
8 Artikel173derDraftInterimConstitutionofSouthernSudan2005verwendetdenAus-druck:«CouncilsofTraditionalAuthorityLeaders»,siehehttp://www.gurtong.org/consti-tution.asp.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
und2005übervierMillionenMenschenvertrieben,600000Flücht-lingeverliessendasLand,undüberzweiMillionenMenschenkamenumsLeben–entwederunmittelbarwährendderKämpfeoderindirektaufgrundandererKriegsfolgenwieHungersnöteoderKrankheiten.9
EinzentralerFaktor fürdieEntstehungdesKonfliktswardiege-trennteEntwicklungdesSüdensvomNordendesLandes,dieschonvorderUnabhängigkeitimJahr1956begann.Derdarauffolgende«KriegderVisionen»,kulturelleUnvereinbarkeitenundungleicheEntwicklunginNord-undZentralsudaneinerseitssowieimSüdsudanundanderenRegionen(z.B.BejaimOstenundDarfurimWesten)andererseitswa-rendiewichtigstenGründe,weshalbderSudanindenletzten50Jahrennuretwa10JahreFriedenerlebthat10.DievondersudanesischenZen-tralregierunginKhartumverfolgtePolitikderkulturellen,politischenundökonomischenUnterwerfunghatdieseDifferenzenseitderUnab-hängigkeitdesLandesnochweiterzementiert,zumSchadendermar-ginalisiertenGebiete.11KonflikteumdieErschliessungvonErdölunddieNutzungvonBodenundWasservorkommenmüssenvordemHin-tergrunddieser regionalunterschiedlichenEntwicklunggesehenwer-den.12Dieseitden1970erJahrenzunehmendeDürreinderSahel-ZonehatdasLebenderMenschendortnachhaltigbeeinträchtigtundzueinerZunahmevonMigrationundKonfliktengeführt.13Konfliktursachewa-rennichtethnischeUnterschiede,sonderneinmangelnderRespektfürkulturelleVielfaltunddie«Ethnisierung»derAuseinandersetzungen,in
9 UN2005.UNSudan,UnitedNationsMissioninSudan(UNMIS)Background.http://www.un.org/Depts/dpko/missions/unmis/background.html.
10 «Itgoeswithoutsayingthatthelongcostlywarthatourpeoplewagedintermittentlysinceindependencehalfacenturyago,hasbeenawarofconflictingvisions.Andwhereaswealthandpowersharingappearedtocapturethelimelight,issuesofcultureandculturalincom-patibilitieshavereallyalwaysconstitutedthedeepunderlyingcauseoftheconflict.»SalvaKiirstatementbeforeSouthSudanparliament,10.April2006,http://www.gurtong.org/Re-sourceCenter/weeklyupdates/wu_contents.asp?wkupdt_id=299.
11 Rogier,Emeric.Designing an Integrated Strategy for Peace, Security and Development in Post-Agree-ment Sudan.TheHague:NetherlandsInstituteofInternationalRelations«Clingendael»Con-flictResolutionUnit,April2005.http://www.clingendael.nl/publications/2005/20050400_cru_paper_rogier.pdf.
12 Suliman,Mohamed.The Sudan: A Continent of Conflicts. A Report on the State of War and Peace in the Sudan.Berne:FASTCountryRiskProfiles1999.swisspeace,1999.http://www.swisspeace.org/uploads/FAST/CPs/The%20Sudan%201999.pdf.
13 Suliman,TheSudan.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
deneneinzelneBevölkerungsgruppennachethnischenGesichtspunktenmobilisiertwurden,umfürdieInteressenunddenNutzeneinigerwe-nigerzukämpfen.14AuchimSüdsudanistdieSituationsehrheikel,daesdorteineVorgeschichtevonSüd-Süd-KonfliktenzwischeneinzelnenStämmenoderrivalisierendenRebellengruppengibt,soz.B.zwischenverschiedenenFraktionenderSudanesischenVolksbefreiungsbewegung/Armee(SPLM/A,SudanPeople’sLiberationMovement/Army)indenfrühen1990erJahren.
DerSudanistauchfürandereMächteinteressant,etwafürÄgypten,dasaufdasWasserdesNilsangewiesenist,derdurchdenSudanfliesst.ÄgyptenistaneinemvereinigtenSudaninteressiert,ebensowieamBaudesJonglei-KanalsdurchdieFeuchtgebietedesSüdsudan,undstrebtgenerellnacheinemgrösserenEinflussaufdiesudanesischePolitik.15NacheinemAttentatsversuchaufdenägyptischenPräsidentenHosniMubarakdurchsudanesischeAgentenam26.Juni1995wurdedasLandisoliertundvon1996bis2001vonderUNOmitSanktionenbelegt.16ChinaundMalaysia–welchediesudanesischeRegierungunterstützen,umihregeschäftlichenBeziehungennichtzugefährden–kommteben-fallseineSchlüsselrollezu,dasieanderErdölförderungbeteiligtsind.DieUSAhabengegenüberdemSudanofteinenambivalentenKursver-folgt,dergekennzeichnetwardurchinnenpolitischeUnterstützungfürdieChristenimSüdendesSudansowiedurchBefürchtungen(sowohlvoralsauchnachdem11.September2001),derSudankönnesichzueinempotentiellen«Schurkenstaat»entwickeln(daderSudanOsamabinLadeninden1990ernUnterschlupfgewährthatte).DieClinton-AdministrationverhängteimNovember1997Handelssanktionenüber
14 Perner,Conradin.The Human Rights of Cultures, Lessons from Experiences with Traditional South Sudanese Cultures.Nairobi:ConferenceonEmergentHumanRightsThemesinEastAfrica,ChallengesforHumanRightsNGOs,October2004.Und:Suliman,TheSudan.
15 Mason,Simon.From Conflict to Cooperation in the Nile Basin.Zürich:CenterforSecurityStudies,SwissFederalInstituteofTechnology,ETHZurich,2004.http://www.isn.ethz.ch/pubs/ph/details.cfm?id=7387.
16 UN.UseofSanctionsUnderChapterVII,oftheUNCharterSudan,OfficeoftheSpokes-manfortheSecretary-General,UpdatedJanuary2006.http://www.un.org/News/ossg/sudan.htm.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�9
denSudan.17GleichzeitigjedochunterstütztedieCIAdiesudanesischeRegierung,umanderenInformationenüberterroristischeAktivitätenheranzukommen.18
DieserArtikel stützt sichaufInterviewsmitExpertendesEDA,die imSudanaktivgewesensind, insbesondere (inderReihenfolgeihresEngagementsimSudan)19BotschafterJosefBucher20,Conradin«Kwacakworo»Perner21,JulianThomasHottinger22,SalmanBal23,undBotschafterJean-DanielBiéler24.ZweitenswurdenzweisudanesischeSichtweisenherangezogen,nämlichdievonAttaElBattahani25undMeyAhmed.26DieseInterviewswurdendurchdiegenanntenQuellenundLiteraturangabenergänzt.DieRecherchenfürdiesenArtikelwur-
17 Dagne,Ted.Sudan: Humanitarian Crisis, Peace Talks, Terrorism, and U.S. Policy.CRSIssueBriefforCongress.Washington,DC:ForeignAffairs,DefenceandTradeDivisionupdated12April2006.http://www.fas.org/sgp/crs/row/IB98043.pdf.
18 Booker,Salih/Colgan,Ann-Louise.AfricaPolicyOutlook2006.Foreign Policy In Focus(FPIF),17.März2006.
19 AndereSchweizerDiplomatenundExperten,dieimSudanengagiertwaren,wieAndreaSemadeni,ThierryRegenass,PietroPiffaretti,JeremiasBlaserundAndreaReichlin(Chargéd’AffairesinKhartum)konntennichtinterviewtwerden.
20 JosefBucher:SchweizerBotschafterinLibyen1994–1997,inKenia1997–2001undSonder-beauftragterfürKonfliktbearbeitung2001–2005.ZurZeitistBucherSchweizerBotschafterinFinnland.2002haterdasamerikanisch-schweizerischeMediationsteamgeleitet,dasdieNuba-Berge-Waffenstillstandsverhandlungenermöglichthat.
21 ConradinKwacakworoPerner:SchweizerWissenschaftlermitErfahrungenindenBereichenLiteratur,EthnographieundhumanitärerArbeit.NebenseinenStudienzudenAnyuakimSüdsudanwarerfürdasInternationaleKomitteevomRotenKreuztätigundUNICEF-De-legierter.Seit2001istermitdemExpertenpooldesEDAassoziiert.
22 JulianThomasHottinger:Mediations-undFazilitations-Experte,assoziiertmitdemEx-pertenpooldesEDA.IndenletztenJahrenhaterbeiFriedensprozesseninBurundi,Liberia,SierraLeone,Somalia,SudanundAcehinIndonesienmitgearbeitet.ErwarindieNuba-Berge-WaffenstillstandsverhandlungeninvolviertundindieNord-Süd-Verhandlungen,diezumUmfassendenFriedensabkommen(CPA)geführthaben.
23 SalmanBal:SchweizerDiplomat,vonMai2003bisOktober2005AssistentBotschafterBuchersundseitOktober2005BotschafterBiélersmitderAufgabe,dieKonflikteindenverschiedenenFriedensprozessenimSudanzubearbeiten.
24 Jean-DanielBiéler:Sonderbotschafter fürdieKonfliktbearbeitung imSudan, seitOkto-ber2005BotschaftermitderbesonderenMissionfürFragendermenschlichenSicherheit(hauptsächlichimSudan).DavorSchweizerBotschafterinderDemokratischenRepublikKongo,inCostaRicaundinBrüssel(Stabilitätspakt).
25 AttaElBattahani:ProfessorundLeiterdesInstitutsfürPolitikwissenschaftderUniversitätKhartum.
26 MeyAhmed:DoktorandinanderUniversitätKhartum,MitarbeiterinimProjekt«Environ-mentalchangeandconflicttransformation»desNCCRNordSüd.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
50
denimRahmendesMediationSupportProject(MSP)27vorgenommen,einemgemeinsamenProjektderForschungsstellefürSicherheitspolitikderETHZürichundswisspeace,gefördertvonderPolitischenAbtei-lungIVdesEDA.
DervorliegenderArtikelistwiefolgtaufgebaut:DasersteKapiteldiskutiertdiepolitischeBegründungBernsfürdieUnterstützungdesEngagementsimSudanunddenBeginnderSchweizerAktivitäten.Ka-pitelzweibeschreibtdasProjekt«HausderNationalitäten»,wobeidasHauptaugenmerkaufdemSüdsudanunddenNuba-Bergenliegt.KapiteldreiuntersuchtdieWaffenstillstandsverhandlungenfürdieNuba-BergeaufdemBürgenstock.ImviertenKapitelwerdendievonderIntergovern-mentalAuthorityonDevelopment (IGAD)geleitetenCPA-Verhand-lungennachdemWaffenstillstandindenNuba-Bergenbesprochen,andeneneinSchweizerExpertealsVermittlerteilnahm.ImfünftenKa-pitelwirddieFrageaufgegriffen,wieKonfliktedurchMediationundFazilitationtransformiertwerdenkönnen.DasletzteKapitelfasstdiewesentlichenSchlussfolgerungenzusammen.
1 begInn unD begrünDung Des schweIzer engagements Im suDan
WiekameszumSchweizerEngagementimSudan?BotschafterBucher,von1994bis1997inLibyen,sprachArabisch,hatteengenKontaktmitdemsudanesischenBotschafterundwurdevondiesemangefragt,obdieSchweizdieGesprächezwischenderRegierungdesSudaninKhartumimNordenundderSPLM/AimSüdenunterstützenkönne.DieZusagedesEDAlegtedenGrundsteinfüreineReihevonbilateralenGesprächenzwischendenVertreternderSchweizundderSPLM/AeinerseitsundderRegierungderSchweizunddesSudanandererseits.BeidiesenGe-sprächen,überJahrehinweginderSchweizdurchgeführt,wurdenver-
27 ZieldesProjektesist,dasLeistungsvermögenindenBereichenMediationundFazilitationinFriedensprozessenzuerhöhen,insbesondereum:1)LehrenausderpraxisorientiertenFor-schungzuziehen,2)Ausbildungsmodulezuentwickelnund3)einNetzwerkzwischenderWissenschaft,Nicht-Regierungsorganisationen,RegierungenundPersonenausderPraxisaufzubauen.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
51
schiedeneThemendiskutiert.BotschafterBucherreistewährenddieserZeitregelmässignachKhartumundindenSüdsudan.DadurchhattedieSchweizGelegenheit,sichmitdenSchlüsselfragenvertrautzumachensowiemöglicheLösungenauszuloten.DiesudanesischenDiplomateninLibyenmachtenspäterinnerhalbderRegierungKarriere–wodurchBotschafterBucherpersönlicheKontaktezuSchlüsselfigureninderRe-gierunghatte.Von1997bis2001warBucherSchweizerBotschafterinNairobi,wodergrössteTeildersüdsudanesischenDiasporaangesiedeltwar,waszuintensiverenKontaktenzwischenihmunddiesemBevöl-kerungsteilführte–unddem«HausderNationalitäten».VonZeitzuZeitnahmandiesenUnterredungeninderSchweizaucheinSchweizerBundesratteil,umdersudanesischenSeitezudemonstrieren,dassdieSchweizdenProzessaufhöchsterpolitischerEbeneunterstützte.Insge-samtgingendieGesprächejedochdiskretvonstatten.BotschafterBucherwurdedaraufhinimJahr2000zum«SonderbeauftragtenfürKonflikt-bearbeitung»mitbesonderemAugenmerkaufdenSudanernannt.28
Die Gespräche zwischen 1994 und 2002 können als vertrauens-bildendeUnterredungengesehenwerden, indenensichdieKontra-hentenabtastenundfeststellenkonnten, inwieferndieGegenseitezuZugeständnissenbereitwar, indenenaberauchderPreisernsthafterVerhandlungenunddiedamitverbundenenSchwierigkeitendeutlichwurden.DieseGesprächefandennichtdirektzwischendenKonflikt-parteien,sondernimmerindirektüberdieSchweizerDelegationstatt.NebenvertrauensbildendenMassnahmenundpersönlichenKontaktenerzieltediesePhaseauchein«non-paper»(doc160)derSchweizerDe-legation, indemkonkreteOptionenbesprochenwurden,wiediehei-kelstenFragenangegangenwerdenkönnten.IndiesemPaperwurdedieIdeeeines«asymmetrischenFöderalismus»formuliert,beidemeineRe-gionmehrEinflusshättealsandere.Esistplausibel,dassdieSudanesensichbeidenVerhandlungenfürdenWaffenstillstandindenNuba-Ber-gennichtnurdeshalbfürdieSchweizentschieden,weilsieBotschafterBucher,sondernauch,weilsiedieHaltungderSchweizimHinblickaufdieMachtverteilungimSudankannten,wonachderSüdendesLandeszwareinhohesMassanAutonomieerhalten,sichjedochnichtabspal-
28 Bucher,EineNischefürdenFrieden,S.46.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
52
tensollte.29JulianHottingerwarandenVerhandlungenfürdenWaf-fenstillstandindenNuba-Bergenbeteiligt,waszuseinemEngagementindemnachfolgendenIGAD/Naivasha-Prozessführte.DerErfolgvonIGAD/NaivashalässtsichanderUnterzeichnungdes«ComprehensivePeaceAgreement»imJanuar2005demonstrieren,mitdemseithergel-tendenFriedenzwischenNord-undSüdsudan.
WelcheMotivationhatdieSchweiz,denFriedenimSudanzuunter-stützen?DeraussenpolitischeBerichtderSchweizfürdasJahr200030bezeichnetedieFriedensförderungalseinesder fünfHauptzielederSchweizerAussenpolitik.DiesePriorisierungwirdunteranderembe-gründetdurch:MehrSicherheit inderSchweizdurchStabilitätundFriedenimAusland,ausgehendvonderErkenntnis,dassdieSchweizinhohemMassevonanderenLändernabhängig istunddassStabili-tätimAuslandauchStabilitätimeigenenLandbedeutet.EineStudiederWeltbank31gehtdavonaus,dassMenschenhandelundMenschen-schmuggel,Drogenhandel,Terrorismus,Infektionskrankheitenundor-ganisiertesVerbrechenzudenindirektenAuswirkungenvoninstabilenLändernauf«entwickelte»Ländergehören.DarüberhinauswirddasEngagementderSchweizbegründetmitden(direktenundindirekten)wirtschaftlichenundpolitischenInteressendesLandes.EinFriedensab-kommenkannbeispielsweisedieTürzuandereneinflussreichenStaatenundOrganisationen(z.B.derUNO)öffnenundsodasinternationaleProfildesLandeserhöhen.AuchhumanitäreTraditionderSchweizspielteineRolle.DadieSchweizvonderwirtschaftlichenGlobalisie-rungderWeltprofitiert,musssieauchalsBestandteildes internatio-nalenStaatensystems,daszunehmendinwechselseitigeAbhängigkeitgerät,einenTeilderdamitverbundenenNegativlastenübernehmen.DieVerhinderungerzwungenerMigrationisteinweitererwichtigerPunkt;
29 Ebd.,48sowieInterviewdesVerfassersmitBotschafterBuchervom26.Mai2006.30 AussenpolitischerBericht2000,PräsenzundKooperation:Interessenwahrungineinerzu-
sammenwachsendenWelt.Bundesrat,15.November2000.http://www.eda.admin.ch/eda/g/home/recent/rep/forpol.html.
31 Collier,Paul/Elliott,V.L./Hegre,Havard/Hoeffler,Anke/Reynal-Querol,Marta/Sambanis,Nicholas.Breaking the Conflict Trap - Civil War and Development Policy. WashingtonDC: WorldBank/OxfordUniversityPress,2003.http://econ.worldbank.org/prr/CivilWarPRR/.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
53
dieSchaffungvonStabilitätinpolitischlabilenLändernistdiebesteArt,Zwangsmigrationzuverhindern.32
AufderoperationellenEbenewerdendieKriterien fürdasEnga-gement in friedensschaffendenEinsätzen inderBotschaftzumRah-menkredit2002beschrieben.33Dabeiistnichtzuvergessen,dassdieseBotschafterstgeschriebenwurde,alsüberdasSudan-Engagementent-schiedenwurde.DieAnwendungdieserKriterienfolgtentwederdemOpportunitätsprinzip,wonachversuchtwird, sichbietendeGelegen-heitenoptimalzunutzen,odereinem«strategischen»Ansatz,derPrio-ritätensetztundsichaufdiesekonzentriert.ImFalldesSudanfanddasersteModellAnwendung.AlssudanesischeDiplomatendieSchweizumHilfeersuchten,nutztedasEDAdieGelegenheit,umdieessichabernichtproaktivbemühthatte.DerSudanbefandundbefindetsichnochimmerineinerernstenKrise.AlsdasgrössteLandAfrikasgrenztesanneunNachbarstaaten:anEritrea,Äthiopien,Kenia,Uganda,dieDemokratischeRepublikKongo,dieZentralafrikanischeRepublik,denTschad,LibyenundÄgypten(s.Karte1).DieGefahreinerregionalenAusbreitungdesKonfliktsistsehrreal.BeispieledafürsindDarfur,Su-dan-TschadsowiederNord-Süd-Konflikt,dersichaufUgandaauswirkt(Lord’sResistanceArmy),oderdieSpannungenzwischenEritreaundSudanwegenderBeja-Region.Zudenpotentiellengrenzüberschreiten-denEffektengehörenWaffenhandel,VertreibungundMilizen,dieausverschiedenenQuellenfinanziellunterstütztwerdenundgelegentlichStellvertreterkriege imNachbarland führen.FriedenzuschaffenundKonfliktezuvermeiden,istdaheraushumanitärenGründengeboten,
32 BerichtüberMassnahmenzurKonfliktbearbeitungundMenschrechtsforderung,EDA,2004.http://www.eda.admin.ch/eda/g/home/recent/focus/050524.ContentPar.0011.UpFile.tmp/re_050518_humrights_g.pdf.
33 BotschaftzumRahmenkredit2002:DiePolitischeDirektiondesEDAorientiertihrEnga-gementanzehnGrundsätzen:1)GewaltkonfliktemithohemEskalationspotential,2)ObereundmittlereHierarchiestufe,3)ThematischeundgeographischeKonzentration(aussenpo-litischeInteressen,Nachfrage,Einstiegspunkte,internationaleZusammenarbeit,Synergien,kalkuliertesRisiko),4)MittelfristigerPlanungshorizont,5)BedürfnissedervomGewalt-konfliktbetroffenenMenschen,6)UnparteilichkeitundTransparenz,7)PartizipationundRespektvorkulturellerundreligiöserVerschiedenheit,8)Gender-Perspektive:dieRollevonFrauenundMännerninGewaltkonflikten,9)Partnerwahl:multilateraleundbilateralezi-vileKonfliktbearbeitung,10)NotwendigkeitinstitutionellenLernens.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
5�
aberauchdeshalb,weildienegativenAuswirkungeneinesKonfliktsineinerinstabilenRegionoftweitabvonihremUrsprungzuspürensind.
DasSchweizerEngagementimSudanbestehtaushumanitärerHilfe,UnterstützungfürdieUN-MissionimSudan(UNMIS)undzivilenfrie-densförderndenMassnahmenimengerenSinne,wobeidervorliegendeArtikelsichaufletzterekonzentriert.DerhumanitäreEinsatzimSudan
Weisser
Nil
Addis Abeba
Khartum Asmara
Bahr al-Arab
DEMOKR. REPUBLIK KONGO
ZENTRALAFRIK.REPUBLIK
TSCHAD
LIBYEN
ÄGYPTEN
SUDANERITREA
ÄTHIOPIEN
KENIAUGANDA
asch-Schamaliyya
NorthDarfur
North Kordufan
Nile
Red Sea
Kassala
South Darfur
West Darfur
WestKordufan South Kordufan Blue
Nile
UpperNile
Jungali
West- Bahr-
al-Ghazal Warab
al-Buhairat
EastEquatoria
WestEquatoria
Sennar
al-Quadarif
1
2
3
4
5
Hala’ibDreieck
6
Port Sudan
Wadi Halfa
Atbara
OmdurmanBahri
Wad Madani
Kassala
al-Qadarif
Kusti
Nyala
al-Faschir
Waw
Juba
Bur
Malakal
al-Ubayyid
an-Nahud
Nil
Atbara
Blauer Nil
Omo
Bahr al-Jebel
Bahral-Ghazal
Rotes Meer
Turkana-See
Torit
Sobat
Abyei
Nuba-Berge
Be
j a- R e g i o n
1 = Khartoum2 = Gezira3 = White Nil4 = North Bahr-al-Ghazal5 = Central Equatoria6 = al-Wahda
0 km 400 km200
© ETH Zürich, M. Zanoli 2006
Bundesstaatendes Süd-Sudan
deshalb nur zur groben Orientierung dienen.Karte 1: Sudan. Die politischen Grenzen sind z.T. umstritten, und sollen
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
55
begann1994mitderUnterstützungder«OperationLifelineSudan»undindenNuba-Bergen–vorallemimRahmenvonWasser-undHygiene-projektenderUNICEFsowiedesWelternährungsprogrammsinFormvonNahrungshilfe,StrassenbauundhumanitärerMinenräumung.DieKostenfürdenhumanitärenEinsatzderSchweizbeliefensichzwischen2004und2005jährlichauf5MillionenSchweizerFrankenfürdenSüd-sudanund10MillionenFrankenfürDarfur.34DieSchweizunterstütztdenSudanzusätzlichmitca.15MillionenFrankenimJahr2006(ersteZahlungMai2005)überdieUNO-MissionimSudan(UNMIS)–demobligatorischenBeitragvon1,197ProzentalsUno-Mitgliedstaat.35FürdieFriedenspolitikwirdvergleichsweisewenigausgegeben,nämlichca.1,5MillionenFrankenimJahr2006.36ZuderlaufendenSchweizerUn-terstützungfürdenFriedenimSudangehörendasProjekt«HausderNationalitäten»,dasimFolgendenvorgestelltwird,sowieandereIniti-ativen,diehierausPlatzgründennichtbeschriebenwerden,soz.B.dasGurtong-Friedensprojekt37,dasErstellenvonLandkarten fürdenge-samtenSüdsudan,dieNuba-Berge,Darfur,denBlauenNilundAbyei,einStipendiatenprogrammzugunstenvonStudentenausdemSüdsudan,derBesucheinersüdsudanesischenMilitärdelegationinderSchweizimJuni2005,UnterstützungimSicherheitssektorundHilfebeiderEnt-wicklungeinesHausesderKulturenimSüdsudan.38
34 Deza,SchweizerischeDirektionfürEntwicklungundZusammenarbeit,Sudanhttp://www.deza.admin.ch/index.php?langID=6&navID=21093.
35 ZumVergleich:SchweizerBeitraganUnmisJuli06bisJuli0717MillionenCHF.TotalUnmis-KostenimJahrJuli05/Juli06ca.1,2MilliardenCHFundtotalUN-PeacekeepingweltweitimselbenJahrca.4,2MilliardenCHF.Angabenwww.un.org;undUno-Koordi-nationdesEDA.
36 InterviewdesAutorsmitBotschafterJean-DanielBiéler,Bern,26.April2006.37 DasGurtong-Friedensprojekt,dasvonNapoleonAdokGailanciertundvonderSchweizer
unterstütztwurde,hatzumZiel,unterderDiasporaimSüdsudaneineKoalitionfürdenFriedenzuschaffen,dadieseKriegofteherunterstütztalsFrieden.SeitdemProjektstart2001hatsichdieWebsite<www.gurtong.org>zueinemwichtigenInformationsportalent-wickelt,dasentscheidendeDokumentezurVerfügungstellt,GerüchtenentgegenwirktundDiskussionundMeinungsbildungermöglicht.
38 DerKerndesKulturzentrumswärederSitzungssaalfürdieTreffendertraditionellenFüh-rer,umdenherumandereBegegnungsstättenerrichtetwerdenwürden(z.B.Museum,For-schungszentrum,BibliothekundArchive,SchulefürKunstundMusik,Dialog-undFrie-denszentrum,Berufs-undAusbildungszentren,Sportzentrum,usw.).DasProjektversucht,mitderUnterstützungderUNESCO,dasHoNineinekulturelleundwissenschaftlicheUmgebungeinzufügen.EineMachbarkeitsstudiewurdevonKwacakworoausgearbeitet.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
5�
2 Das haus Der natIonalItäten
ImNovember2000organisierteBotschafterBuchereinendreitägigenWorkshopinAberdare(Kenia),umzuerkunden,welcheRegierungs-formfürdenSüdsudaninFragekommenkönnte.DerKriegzwischenNordundSüdhieltan,undFriedenwarnicht inSicht.UngeachtetdessenwarBucherüberzeugt,dassdieFragederRegierungsgewaltfürdenSüdsudandringendangesprochenwerdenmusste.DieIdeeeinesHausesderNationalitätenwurdeindiesemWorkshopinAberdarege-boren.DerfolgendeAbschnittuntersuchtdieBegründungfüreinsol-chesInstrumentderFriedensförderungundKonflikttransformationimZusammenhangmitdemSüdsudan,seinZustandekommenundseineweitereEntwicklung.MethodischistdieseArtderFriedensförderungeinetypischeFazilitationundnichteineMediation.
2.1
SeitderZeitvorderUnabhängigkeitdesLandesimJahr1956warderSüdenvomNordengetrennt;esgabwenigGelegenheit fürdieEnt-wicklungstaatlicherStrukturen imSüden.Dieetwa62ethnischenGemeinschaftendesSüdsudanwurdenvonihrenHäuptlingenauftra-ditionelleWeiseregiert.NachdemAusbruchdeszweitenBürgerkriegswurdedieseRegierungsformüberlagertvondenbewaffnetenOpposi-tionsgruppen(z.B.SPLM/AundMilizen),diewiederumstarkeBin-dungenangrössereStämme(z.B.dieDinkaoderdieNuer)vorweisenkonnten.WährendinderVergangenheitimRahmenvonStammeskrie-geneinigedurchdenEinsatzvonSpeerengetötetwordenwaren,star-bennunHundertedurchdenEinsatzmodernerWaffen.EsgabzwarzahlreicheFriedenskonferenzenzwischendeneinzelnenStämmen(s.Anhang),dochhandelteessichdabeiumAd-hoc-Gespräche.ObwohlvorübergehendRuhegeschaffenwerdenkonnte,wurdenRaubzügeundStammeskriegeanschliessendhäufigwiederaufgenommen.Friedens-konferenzenkonntendiestrukturellenProblemedesSüdsudansnichtlösen.Die traditionellenkulturellenNormenfürKonfliktlösungundVersöhnungwarenverlorengegangen,dadiemodernenKriegenichtin
BegrÜndung fÜr dAs HAus der nAtionAlitäten
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
5�
dasmoralischeGefügederjeweiligenKulturfielen.39EsbliebalsodiedringlicheFrage,wiemitdenStammeskonflikten imSüdsudanum-gegangenwerdensollte.KonflikteimSüdendesLandeshabenhäufigeinevieldirektereAuswirkungaufdasÜberlebenderMenschenalsdieSpannungenzwischendemSüdenunddemNorden.
ImGegensatzzueinemausdemWesten40importiertenRegierungs-modellsolltedasHausderNationalitäten,sodieVorstellung,eineInsti-tutionaufderBasisdesexistierendenRegierungsmodellsentwickeln,diederRealität,denBedürfnissenunddenKulturendesSüdsudanRech-nungträgt.41DemHausderNationalitätenliegtdieEinsichtzugrunde,dassdieDiversitätseinerKultureneinendergrösstenReichtümerdesLandesdarstelltunddassdieRechtederethnischenundkulturellenGe-meinschaftengeschütztwerdenmüssen,umFriedenundGerechtigkeitzusichern.DieKulturistdieGrundlagederIdentität,undohneWert-schätzungundRespektgegenüberderWürdeallerkulturellenIdentitätenkanneskeinenFriedenundkeineharmonischekulturelleEntwicklunggeben.FehltderRespektfürdieKultureinerPerson,kanndiesePersonzurückschlagen,umseelischundkörperlichzuüberleben.EinMangelanRespekt fürkulturelleVielfaltkannzumKrieg führen:AlleBür-gerkriegeimSudanwurzeltenundwurzelnimfehlendenRespektderkulturellenIdentitäten.42JedeKulturhatihrenegativenSeiten,undderRespekt fürandereKulturenbedeutetnicht,davordieAugenzuver-schliessen;vielmehrstelltsichdieFrage,wiemansieansprechenkann.DieAntwortlautet:durchDialog–basierendaufVerständnisundRe-spekt.DaherbrauchteseinePlattform,dieeinenDialogzwischenden
39 Perner,The Human Rights of Cultures,S.10.40 Ebd. zeigtdies imFallvonFolter: ineinigenKulturen imSüdsudanwirdesalsvielun-
menschlicherangesehen,einePersoninsGefängniszusperrenstattsiezuschlagen,wennsiediegesellschaftlichenNormenüberschrittenhat.WennwestlicheVorstellungenvonMen-schenrechtenexportiertwerden,bestehtdieGefahreineskulturellenKolonialismus.DieNeigungdesWestens,Menschenrechtezupredigen,istoftkontraproduktiv.DennwennmanMenschenPredigtenhält,wennsiekritisiertwerden,findetkeinDialogstatt,siehörennichtmehrzuunddieKommunikationbrichtzusammen.Vgl.:Perner,The Human Rights of Cultures.
41 Bucher,Josef.InnovativeAnsätzefürdieFriedenspolitik,zurRollevonInstitutioneninderKonfliktbewältigung.In:Neue Zürcher Zeitung,16.Januar2004.
42 Conradin«Kwacakworo»PernerineinemEmailandenAutorvom3.Juni2006.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
5�
verschiedenenKulturendesSüdsudanermöglicht;dieseIdeeliegtdemHausderNationalitätenzugrunde.43
2.2 ABlAuf Bei der umsetZung des projekts «HAus der nAtionAlitäten»
DieRealisierungdiesesProjektskannindreiPhasenunterteiltwerden:dieerstePhasevomBeginndesJahres2000biszurAusweitungaufeinengrösserenPublikumskreis2003;diezweitePhase,diedurchWorkshopsundKonferenzengeprägtist;unddiedrittePhaseder«NubaMountainsTraditionalLeadersConference»seitJuli2005.
2.2.1 erste pHAse: Beginn und entwicklung der idee44
ImNovember2005eröffneteBotschafterBucheroffizielldieKonferenzinAberdare,welchevonIntellektuellendesSüdsudansbesuchtwurde.BucherzogsichnachderEröffnungzurück,umdieLeitungderWork-shopsindenHändenderSüdsudanesenzubelassenundderKonferenznichtdenEindruckeiner«hochkarätigendiplomatischenSchweizerVeranstaltung»zugeben.ZweiSchweizernahmenanderVeranstaltungteil:AndreaSemadenialsadministrativeFachkraftundConradin«Kwa-cakworo»PerneralsExpertedesSüdsudans.KwacakworowirdvondenmeistenSüdsudanesenakzeptiert;erbeschäftigtsichseit1974intensivmitdemLand,hatfünfJahremitdemStammderAnyuakgelebtunddabeiihreSpracheundKulturgelernt.WährenddesWorkshopshieltersichalsZuhörerimHintergrundauf,warjedochjederzeitbereiteinzu-greifen.DieDivergenzenzwischendenTeilnehmernwarengross.DerkenianischeMenschenrechtsaktivistDr.WillyMutungamoderiertedenAnlass.WährenddesBrainstormingsbrachteeinStammesältesterausdemSüdsudandieIdeeeines«HausesderNationalitäten»(HoN)auf.HoNsolltealsForumfürallesüdsudanesischenStämmedienen,indemmansichgleichberechtigtüberungelöstepolitischeundkulturelleProblemeunterhaltenkonnte.Dr.PeterAdwokNyabawurdedamitbe-auftragt,dieseIdeeinWortezufassen.ImJanuar2001unterbreiteteereinGrobkonzeptfürdasHoN,welchesjedochnichtunbedingtin
43 Perner,The Human Rights of Cultures.44 GemässdenInterviewsmit«Kwacakworo»,SalmanBalundJosefBucher,Mai2006.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
59
diplomatischerSpracheverfasstwar.DaPeterAdvokbekanntwarfürseinekritischeEinstellunggegenüberderFührungderSPLM/A,wurdedasHoNvonAnfanganfälschlicherweisealsAnti-SPLM/AProjektbetrachtet.UmdasKonzeptkonsensfähigerzumachen,wurdeesimnachhineinvonmehrerenPersonenüberarbeitet.
ImDezember2001fandinNairobieineintägigerWorkshopstatt,beidem30prominenteSüdsudanesendieIdeedesHoNguthiessen.DaraufhinwurdeimJanuar2002dieendgültigeVersiondesHoN45ineinemkleinenBlauenHeftfestgehalten;seineZielewerdendarinwiefolgtbeschrieben:
1.einen Ort zur Verfügung stellen, an dem sich alle ethnischenGemeinschaftendesSüdsudanstreffenkönnen,
2.dieWürdeallersüdsudanesischenGesellschaftenanerkennenundfördern,
3.eine Institution darstellen, die als erste Ansprechpartnerin derRegierung bei der Ausarbeitung von Gesetzen und RichtlinienbetreffendderGemeinschaftendient,
4.eine Grundlage bilden für die Identität eines Sudans «alsSchmelztiegel der kulturellen Vielfalt», was dem Konzept derVorherrschaftdurcheineeinzigeGruppierungwiderstrebt,
5.alsTreffpunktzurBeilegungvonStreitigkeitendienen.IndennachfolgendenJahrenwurdenzahlreicheWorkshops,Konfe-renzenundweitereAnlässeorganisiert,durchdiedasHoNbekanntwurde.EineSchlüsseldynamikentwickeltesichdabeiüberdieVerbrei-tungderIdeenineinemweiterenKreisvonStakeholdern,z.B.beiJu-gendlichen,Frauen,derDiaspora,StammesführernundderSPLM/A.DerdritteHoN-WorkshopfandimJanuar2003imHotelPanafricinNairobistatt;ungefähr80Personen,welcheamEndedasKonzeptaus-drücklichunterstützten,nahmendaranteil.46EinHoN-Komitee,beste-hendausVertreternderdreisüdsudanesischenRegionen,derKircheund
45 Vgl.HausderNationalitätenhttp://www.houseofnationalities.org/.46 DarunterwarenVertreterderZivilgesellschaft,Nichtregierungsorganisationen,SPLM,ver-
schiedenesudanesischePersönlichkeitenundVertretervonUNICEF.AufSchweizerSeitewarenesBotschafterBucher,«Kwacakworo»undThierryRegenass.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�0
derdieZivilgesellschaftvertretendenNGOswurdegegründet.AufgabedesKomiteeswares,eineKonferenzzuorganisieren,anderdieFührerundKönigeallerethnischenGemeinschaftendesSüdsudansteilnehmenwürden.DasKomiteekonntedieseAufgabeaufgrundinternerDiver-genzenundwegendesWiderstandesgegendieIdeedesHoNseitensderSPLM/A-Führungnichterfüllen.DieSPLM/Aihrerseitswarin-terngespalteninderFragedesHoN.JohnGarang,dieNummereinsinderSPLM/A,wardemHoNgegenüberkritischeingestellt.SalvaKiirMayarditundRiekMacharTeny,NummerzweiunddreiinderSPLM/A,warendemHoNwohlgesinnter,aberihreEinstellungwurdelangeZeitnichtöffentlichkommuniziert.ObmanfürodergegendasHoNwar,hingalsoauchdavonab,mitwelcherPersonmansympathi-sierte.NebendieserzwischenmenschlichenDimensiongingendieMei-nungenauchbetreffendInhaltauseinander:InwiefernsolltedieBasisinderStaatsführungsstrukturmiteinbezogenwerden,undwiekonntedasdelikateKräftegleichgewichtzwischendentraditionellenFührernundderpolitischenElitederSPLM/Aineinem«neuenSudan»stabi-lisiertwerden?DieSPLM/Awarunschlüssig,obsiedembottom-up-KonzeptderRegierungsführungzustimmensollteodernicht.AuchdieumstrittenePersonPeterAdvoksspaltetedieSPLM/A,woraufdieserseinEngagementreduzierte.
2.2.2 Zweite pHAse: konferenZen fÜr die jugend und fÜr die frAuen47
NachdemderVersuchdesHoN-Komitees,eineKonferenzfürdieAn-führerzuorganisieren, fehlgeschlagenwar,entschiedensichdiedemProjektwohlgesinntenSüdsudanesenundBotschafterBucherund«Kwa-cakworo»aufSchweizerSeite,neueWegeaufeinerwenigeroffiziellenEbeneeinzuschlagen.ImfolgendenwerdenexemplarischdieTreffenderJugendundderFraueninundausserhalbdesSudanbesprochen.
AufdieInitiativevonjugendlichenSudanesenausNairobiwurdenvierJugend-Workshopsorganisiert,einerimJahr2003inKeniaunddreiweitereimSüdsudan:2003inAkon,Bahr-el-GhazalundinÄquatoria
47 BasierendaufInterviewsmit«Kwacakworo»sowieauf:Perner,Conradin:InternerArbeits-berichtüberdenAufbaudesgeplanten«HouseofNationalities»imSüd-Sudan,währenddesJahres2003unddenerstenMonatendesJahres2004.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�1
und2004inderoberenNil-Region.DieJugendlichenwarenmotiviert,aktivandenpolitischenDiskussionenteilzunehmen.Siefühltensichallgemeinmarginalisiert,danurdieStammesältestenEinflussaufdenpolitischenProzessausübenkonnten.WährenddesAkon-WorkshopsgingesnichtzuletztwegengrosserinternerUnterschiederechtturbu-lentzu.ZumindestaberverhalfdieserAnlassdemHoNzugrosseröf-fentlicherBeachtung.DiebeidenfolgendenWorkshopswarenharmo-nischerundvielproduktiver,dadielokalenJugendgruppendieAnlässegutorganisierthatten,undselbsthohepolitischeFührerderSPLM/AwieJohnsonJumaOkot(StellvertretenderPräsidentderRegionÄqua-toria)undRiekMacharTeny,nahmendaranteil.DieAnlässewurdenzueinemForumdesDialogszwischenJugendlichenundwichtigenpo-litischenPersönlichkeitenderRegion.
AufbauendaufdemJugend-Workshop inKarenvon2003organi-siertedas«ForumJungerFrauen»imNovember2003einenAnlassfürFrauen;dabeiberiefensiesichaufdieIdeedesHoN.DieFrauenbe-tonten,dasssieinderGesellschaftamstärkstenmarginalisiertwürdenunddassdahergrosserBedarfbestehe,sieaktiverindenProzessfürdieZukunftdesSüdsudanseinzubinden.FrauenallerAltersschichtenundausallenRegionendesSüdsudanssowieausUgandaundKenianah-menteil.ZuBeginneinesjedenTageswurdenTänzeaufgeführt,undeswurdegesungen,wasRaumschuffüreinekreativeunderbaulicheDiskussion.MamaKezia,dieBeauftragtederSPLMfürFrauenundGender-Angelegenheiten,eröffnetejeweilsdasTreffenundbetonteda-beidieWichtigkeitdesHoNalsfriedensstiftendesInstrumentfürver-antwortungsbewussteRegierungsführung.AngelinaTeny,dieFrauvonRiekMachar,wardieFazilitatorindesWorkshops.WährenddiedemHoNwohlgesinntenMännerderSPLM/AsichübereinelängereZeithinwegvorsichtigverhieltenundkeineöffentlichenAussagenmachten,triebendieSPLM-FrauendasVorhabendesHoNzügigvoran.AusihrerSichtwareinklaresBedürfnisda,jeneAspekteihrerKulturöffentlichanzusprechen,unterdenenFrauenzuleidenhaben.DasHausderNati-onalitätenbildetedazudasgeeigneteForum,dennaneinemglaubwür-digenDialogüberGender-AnliegenmusstenauchdieStammesführerbeteiligtsein.DerName«HausderNationalitäten»wurdeeinem«HausderFührer»bewusstvorgezogen,umaufdieBeteiligungallerinderGe-
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�2
sellschafthinzuweisen.DasHausderNationalitätengehörtdemVolk,allenNationalitätendesSüdsudans.AufArabischwurdederName«el-Mazallael-kawmiya»verwendet,was«Schirm»oder«Balkon»bedeu-tet.WährenddieserZeitorganisierteJeremiasBlasereineStudienreisenachBotswana,wobeizehnSüdsudanesendieGelegenheiterhielten,dietraditionelleRegierungsstrukturvorOrtkennenzulernenundübereinemöglicheExtrapolationaufdasBeispielSudanzudiskutieren.
GegenEndedieserPhase,indersichdasHoNlangsamzuetablierenbegannundinganzSüdsudanbekanntwurde,bekundeteneinigeFührerderSPLM/AihrenUnmutdarüber,undAnhängerdesHoNwurdenzumTeilbedrohtodersogardazugezwungen,denSüdsudanzuver-lassen.DievonderSPLM/AorganisierteundvonUSAIDfinanzierteKamuto-KonferenzvonJuni/Juli2004,zuderungefähr300KönigeundStammesführereingeladenwaren,kannalsVersuchgewertetwerden,dieStammesführerzuvereinen.DieSPLM/AhandeltealsoeinerseitsgemässdenIdealendesHoN,indemsiedieStammesführerSüdsudanszusammenbringenwollte,beanspruchteandererseitsaberimmernochdieHauptkontrollefürsich.AufgrundderablehnendenStimmungderSPLM/AgegenüberdemHoNmusstenalleAktivitätendesHoNnachderKamuto-Konferenzabgeschwächtwerden. ImmerhindeutetedieKonferenzan,dassdieSPLMA/Aerkannthatte,dassdietraditionellenStrukturenineineFührungsstrukturdesSüdsudanseingebundenwer-denmüssen–auchwenndiegenaueForm,derNameunddieRollederbeteiligtenParteiennochzudiskutierenwaren.
2.2.3 dritte und Aktuelle pHAse: konferenZ fÜr die trAditionellen AnfÜHrer in den nuBA-Bergen 48
DiedrittePhase istdurcheinezunehmendepolitischeAnerkennungderwichtigenRolledertraditionellenAutoritätenseitensdersüdsuda-nesischenRegierungundinternationalerOrganisationen(z.B.UNDP)charakterisiert.DasHoNkonntenachdemTodvonJohnGarangam
48 BasierendaufInterviewsmit«Kwacakworo»und:Perner,Conradin,KwacakworosinternerArbeitsberichtüberdenAufbaudesgeplanten«HouseofNationalities»imSüdsudan,imSommerundHerbstdesJahres2004.Sieheauch:Perner,Conradin,Kwacakworosinter-nerArbeitsberichtüberdenAufbaueines«HouseofNationalities»imSüdsudanundindenNubaBergenJanuar-Oktober2005,Dezember2005.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�3
30.Juli2005miteinerbreiterenUnterstützungderSPLM/Arechnen.NurwenigeMonatevordemtödlichenHelikopterabsturz fandvom14.bis16.AprilinNeuchâtelinderSchweizeineKonferenzüberdasHoNstatt.DieserAnlasskannaufeineInitiativederSchweizerAus-senministerinMichelineCalmy-Reyzurückgeführtwerden,welchedenSudanimJuni2004besuchthatteundsichnachdemFriedensabkommenvomJanuar2005füreineEntwicklungderIdeedesHoNunterinter-nationalerBeteiligungstarkmachenwollte.DieTeilnehmerderKonfe-renzinNeuchâtelwarenhochrangigeDiplomaten,prominenteWissen-schaftler,SPLM-Persönlichkeiten,sudanesischeIntellektuelleundzumerstenMalauchtraditionelleAnführerausBotswanaunddemSüdsudan.AlsErgebnisderKonferenzkannfestgestelltwerden,dassdieIdeedesHoNklarunterstütztwird,unterdemVorbehaltspezifischerEmpfeh-lungenbetreffendseinerBedeutungundFunktion.DavonSeitenderSPLM/AsowohlBefürworteralsauchGegnerdesHoNanderKon-ferenzteilnahmen,konntedasKonzeptauchparteiinterngeklärtwer-den.NachdemTodJohnGarangswurdeSalvaKiirneuerAnführerderSPLM/A,waszueinerkonstruktiverenHaltungderBewegunggegenü-bertraditionellenFührungsstrukturenführte.UnteranderemdankderKonferenzinNeuchâtelsichertesichdasHoNaucheinengutenNamenbeiInternationalenOrganisationenwieUNDP,UNESCO,etc.
Vom17.bis22.Juli2005wurdeindenNuba-Bergen,inJulud,eineKonferenzder traditionellenStammesführerorganisiert,ander150FührerderNubateilnahmen,diejezurHälfteausSPLM/A-undre-gierungskontrolliertenGebietenkamen.NubawirdzwarnichtzumSüdsudangezählt,stelltabereinederdreiumstrittenenRegionenimKonfliktzwischendemNordenunddemSüdendesLandesdar.AnderKonferenzwurdedieschwacheEinheitderRegionalsHauptproblemerkannt:dieRegionistvonderRegierunginKhartumundderSPLM/Aleichtmanipulierbar.Organisiertvon«NubaRelief,RehabilitationandDevelopmentOrganization»(NRRDO,OrganisationfürHilfe,Wie-dereingliederungundEntwicklunginNuba),wurdedieKonferenzvonderSchweizerRegierungfinanziert.ZuletztkonntenEmpfehlungenvorgelegtwerden,dieRollederStammesführer,dieUnterstützungfüreinefriedlicheKoexistenzunddasManagementderknappenRessourceLandzuklären.Esistbemerkenswert,dassfür2006eineweitereKon-
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
ferenzindenNuba-Bergengeplantist,diesesMaljedochmitdemZiel,ein«HouseofChiefs»(einHausderStammesführer)zugründen–eineWeiterführungderIdeedesHoN,dieaufdieNuba-Regionzugeschnittenist.SolltedieseKonferenzerfolgreichsein,kannsiealsMeilensteininderGeschichtederEntwicklungdesHoNzitiertwerden.ImSüdsudanwirdderzeitimmernochüberdieUmsetzungdesHoNdiskutiert,z.B.überFragenzurAusgestaltungdesTagungsortesoderzumGleichge-wichtzwischenpolitischenundkulturellenDimensioneneinessolchenForums.Einigestellensichvor,dassjederderzehnStaatendesSüdsudanseineigenes«Haus»erhältunddieVersammlungallerNationalitätenimTurnusindeneinzelnenHäusernabgehaltenwird.ImlaufendenJahristaucheineStudienreisefürdieStammesführergeplant.Dabeiwerdenmehrals20FührerausdemSüdsudan,denNuba-Bergen,AbyeiunddemSüdlichenBlauenNilvonSüdafrika,BotswanaundGhanaeinge-laden,umvorOrtvondenpositivenErfahrungenvonanderentraditi-onellenRegierungsstrukturenAfrikaszuprofitieren.
GrundsätzlichwurdedieIdeedesHoNvonallenParteienangenom-men.DasHoNwirdjetztvermehrt«TraditionalLeadersForum»(Fo-rumdertraditionellenFührer)oder«CouncilofTraditionalAuthorityLeaders»(RatdertraditionellenStammesführer)genannt.DasKonzeptistverankertinderInterimsverfassungdesSüdsudanundanerkenntdieRolledertraditionellenStammesführerunddieRechtevonethnischenundkulturellenGesellschaften49.DerAnsatzdesHoNwirdauchvonpolitischenFührerndesSüdsudans,z.B.demPräsidentenderRegion,50undInternationalenOrganisationenwieUNDPunterstützt.Trotzdembleibtnochvielzutun,umdieIdeeweiterindiePraxisumzusetzen.DasHoNkannalswichtigerBausteininderRegierungsführungdesSüdsudanverstandenwerden,daesdieBevölkerungmitdempolitischenProzessvernetzt.DerpolitischeProzess seinerseitswurdedurchdieFriedensverhandlungenunddiedarauffolgendeInterimsverfassungderRegierungderNationalenEinheitimSudaninGanggesetzt.
49 Article37,172and173intheInterimConstitutionofSouthernSudan,2005,http://www.gurtong.org/constitution.asp.
50 Vgl.dieRededesPräsidentendesSüdsudanvordemsüdsudanesischenParlament.Lt.Gen.SalvaKiirMayardit,vom10.April2006,http://www.gurtong.org/ResourceCenter/week-lyupdates/wu_contents.asp?wkupdt_id=299life».
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�5
3 DIe waffenstIllstanDsverhanDlungen für DIe nuba-berge
DerDruckderUSAaufdiesudanesischeRegierungtrugdazubei,dassletzterezuWaffenstillstandsgesprächenfürdieNuba-Bergeeinwilli-gte–einProzess,derimfolgendengenauerbeschriebenwird.Am20.August1998beschossen13US-MarschflugkörpereinepharmazeutischeFabrikinKhartumalsVergeltungsmassnahmefürBombenanschlägeaufUS-BotschafteninNairobi,KeniaundDar-es-Salaam,Tansaniaam7.AugustdesselbenJahres,beidenen301Menschengetötetwordenwa-ren.51DieUSAwarenüberzeugt,dassal-QaidaunterOsamabinLadenhinterdenBotschaftsanschlägensteckte.BinLadenhattesichvon1992bis1996imSudanaufgehalten,52unddieUSAwarenüberzeugt,dasseseineVerbindunggabzwischenbinLadenundderAl-Shifa-Chemiefa-brik,dadieFabrikangeblichanderHerstellungvonChemiewaffenbe-teiligtwar.DieStichhaltigkeitderBeweisewurdeallerdingsinZweifelgezogen,53unddieEntscheidungWashingtonsimJahr1999,dasVer-mögendesFabrikbesitzerszuentsperren,wirdalsstillschweigendesEin-geständniseinesgrobenFehlersderUS-Regierungverstanden.54Den-nochhegtendieUSAaufgrundvonbinLadensVerbindungenindenSudanundwegenderfundamentalistisch-islamischenAusrichtungdersudanesischenRegierungweiterhinstarkenVerdachtgegendenSudan.NachderAmtseinführungderBush-AdministrationimJahr2001understrechtnachdem11.September2001wolltendieUSAherausfinden,aufwelcherSeitesichdiesudanesischeRegierungpositionierte.Zudie-semZweckbeauftragtePräsidentBushUS-SenatorJohnDanforth,denSondergesandtenfürdenFriedenimSudan,dengutenWillenderSu-danesenaufdieProbezustellen.Einerder«Tests»warderAufrufandieParteien, sichaufeinenWaffenstillstand ineinerbegrenztenRe-
51 BBCNews,World:Africa,Sudan:US«mistaken»inbombing,5.May1999http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/335821.stm.
52 BinLadenheirateteimSudandieNichtedesFührersdersudanesischenMuslim-BruderschaftundsehreinflussreichenPolitikersHassanal-Turabi.Wikipedia,27.Mai2006http://de.wikipedia.org/wiki/Osama_bin_Laden#1992.E2.80.931996_Hauptquartier_Khartum.2C_Sudan.
53 Risen,James.ToBombSudanPlant,orNot:AYearLater,DebatesRankle.In:The New York Times,27.October1999.
54 BBCNews,World:Africa,Sudan:http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/africa/335821.stm.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
giondesSudanzueinigen.55ManeinigtesichaufdieNuba-Berge.DerPlanwar,sichaufeinGebietzukonzentrieren,dasvomKriegverheertundwoderHungeralsWaffeeingesetztwordenwar,das jedochzu-gleichfürkeinederzweiwichtigstenKonfliktparteienvonstrategischerBedeutungwar.DiesesVorgehenmachteKompromisslösungenwahr-scheinlicher.56DieBeteiligungdersudanesischenRegierungandiesenGesprächenistwohldaraufzurückzuführen,dasssiebefürchtenmusste,vondenUSAbombardiertzuwerden,wennsienichteinZeichendesgutenWillenssetzte.
ImJahr2002vermittelteeinTeamausSchweizernundUS-Amerika-nern,angeführtvonBotschafterBucher,einenWaffenstillstandfürdieNuba-BergeimSudan.FürdieDurchführungderVerhandlungenhattendieUSAauchLändermitgrösserenfinanziellenRessourcenundgrös-serempolitischemWillenfüreinEngagementimSudanalsdieSchweizinBetrachtgezogen.Aufgrund ihres langjährigenVertrauensverhält-nisseszuBotschafterBucherentschiedensichdieSudanesenjedochfürdieSchweiz.AuchdenUSAwardieEinbindungderSchweizgenehm,dadieAusgliederungdesersten«Tests»aneinanderesLandWashing-tonerlaubte, sichvondemVersuchzudistanzieren, fallserscheiternsollte.57BemerkenswertwarauchdersehrkurzeVorbereitungszeitraumzwischenDezember2001,alsdieFragedesVerhandlungsortesdisku-tiertwurde,undMitteJanuar2002,alsdieDelegierteninderSchweizeintrafen.58NebenallgemeinenVorbereitungenstelltendieSchweizerwährenddieserZeiteineLandkarteaufderGrundlagealterrussischerKartenher.DiesewarvonbessererQualitätalsdieKarten,diediesu-danesischeDelegationmitbrachte.SpäterunterstütztendieSchweizeraucheinProjektderUniversitätBernzurHerstellungeinesKartenwerksaufderGrundlagevonSatellitenbildern.59
55 Die«Tests»vonDanfurthwaren:«(1)aceasefireintheNubaMountainsregiontofacili-tatereliefassistance;2)thecreationof«daysoftranqility»toadministerimmunizationsandprovidehumanitarianreliefassistance,3)anendtoaerialbombardmentofciviliantargets,and4)thecreationofanEminentPersonsGrouponslaveryinSudan.»Dagne,Ted.Sudan:HumanitarianCrisis,PeaceTalks,Terrorism,andU.S.Policy.
56 Bucher,EineNischefürdenFrieden,S48.57 Ebd.,S.49.58 Ebd.59 Ebd.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
DieMitgliederdesMediationsteamskamenausdenUSAundderSchweiz.BeideRegierungenstelltenjedreiOffiziere,einenRechtsbe-raterundzweiDiplomaten.AmerstenTagwurdenVerfahrensfragenbesprochen.Maneinigtesichdarauf,eingangsdirekteKontaktezwi-schendenKonfliktparteienzuvermeidenundparalleleTreffenabzuhal-ten,wobeidieeineSeitesichzunächstmitmilitärischenunddieandereSeite sichmitpolitischen/juristischenFragenbeschäftigensollteundanschliessendgewechseltwurde.AmzweitenTaglegtendieParteien,immernochingetrenntenSitzungen,dieStellungenihrermilitärischenStreitkräfteoffen.GleichzeitigwurdenverschiedeneOptionenfüreineinternationaleBeobachtermissionausgelotet.AmdrittenTagwurdendieVerhandlungenschwieriger,dadiesudanesischeRegierungsoforteinallgemeinesWaffenstillstandsabkommenunterzeichnenunddieDetailsspätervorOrtregelnwollte.DasTeamausSchweizerundUS-amerikanischenVermittlerliesssichjedochaufdiesenVorschlagnichtein,weilbeieinerEntflechtungvonTruppenderTeufelimDetailstecktundweildiemangelndeKlarheiteineinternationaleBeobachtermissionunmöglichgemachthätte.DaherunterbreitetediesesTeameinenkon-kretenVorschlagbezüglichderRückzugsgebietefürdieverschiedenenTruppen.DerVorschlagwarsowohlfürdiesudanesischeRegierungalsauchfürdieSPLM/AeinSchock.DadurchwurdejedochamviertenTageineneueEntwicklungmöglich,dadieParteienzurKorrekturdesEntwurfszuweiterenOffenlegungengezwungenwaren.DervierteVer-handlungstagbestandausweiterenseparatenGesprächen.DasMediati-onsteammachtedaraufhineinennochkühnerenVorschlagfürweiterge-hendeTruppenentflechtung,derauchdasRechtderSPLM/AaufeineZivilverwaltunginihremGebietbeinhaltete.DerVorschlagwurdedenParteienangetragenundstiessaufeisigesSchweigen.AmfünftenTagwardennochklar,dasssiesichprinzipiellaufdenVorschlageinlassenwürden.DieDetailswurdenwährenddiesesTagesundinderfolgendenNachtdiskutiert,bismansichum7UhrmorgensamsechstenTagaufdieendgültigeVersioneinigte.DaraufhinwurdeamMittagdes19.Ja-nuar2002dasWaffenstillstandsabkommenmiteinerLaufzeitvonsechs
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
Monaten(späterverlängert)unterzeichnet.DieReaktionenimSudanfielenpositiverausalserwartet.60
WaffenstillstandsverhandlungensindmeistvonkurzerDauer:WennsielängeralszweiWochendauern,deutetdiesaufProblemehin.DerAblauferfolgtmeistindenfolgendenSchritten:1)DieKämpfewerdenbeendet;2)dieTruppenwerdenausderGefechtszoneverlegt;und3)haltenihreneueStellung.IndiesemZusammenhangwerdenalleBe-teiligtenmitvielenmilitärischenundtechnischenFragenkonfrontiert.HierbestehteindeutlicherGegensatzzuVerhandlungenimHinblickaufFriedensabkommen,diemehrOptionenoffenhalten.Friedensver-handlungenkönnendaherJahredauernundsetzendenAufbaueinergesellschaftlichenVisionvoraus61,wie imFalldesIGAD-Prozesses,derimfolgendenbeschriebenwird.DerWaffenstillstandfürdieNuba-BergehieltundwurdespäterdurchdasCPAersetzt.OhnedenIGAD-ProzessüberpolitischeFragenhättenaufdenWaffenstillstandindenNuba-BergensehrwahrscheinlichweitereVerhandlungenüberpolitischeFragenfolgenmüssen.
DerWaffenstillstandindenNuba-BergenwareinwichtigerSchrittinRichtungeinesFriedensfürdenSudan.AlleinschondieVorstellung,diemilitärischeKontrolleübereinTerritoriumabzugeben,einigederTruppen ineinembestimmtenGebietabzuziehenunddiese in ihrenneuenStellungenzubelassen,währendanderswonochGefechtestatt-finden,istverblüffend.DieUmsetzungdesAbkommenswurdevonderGemeinsamenMilitärkommission(JointMilitaryCommission,JMC),einemgemischteninternationalenTeamunterderLeitungdesNorwe-gersJanErikWilhelmsen,erfolgreichdurchgeführt(vomsudanesischenStandpunktkameineBeteiligungderUNOnichtinFrage).DieUSAkonntendieFührungsrollenichtübernehmen,dadiesgegenihreeigenenSanktionengegendenSudanverstossenhätte,unddieSchweizverzich-tete,dadasschweizerischeMilitärgesetzdenEinsatzvonMilitärperso-nalnichterlaubt,wennsienichtvoneinemUNO-oderOSZE-Man-datgedecktwerden.SoversäumtedieSchweizeineGelegenheit,ihre
60 DieserAbschnittisteineZusammenfassungdesBerichts,wieerbeiBucher,EineNischefürdenFrieden,S.49–52,dargestelltist.
61 InterviewdesVerfassersmitJulianThomasHottingervom4.Mai2006.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�9
zivileFriedensarbeit(MediationbeiVerhandlungen)durchmilitärische(UmsetzungdesWaffenstillstandsabkommens)zuergänzen.DennochstelltedieSchweizeinigezivileExpertenzurVerfügung,soz.B.Conra-din«Kwacakwaro»Perner,denerstenSektor-KommandantendesJMCimSPLM/A-Sektor(einervondrei,späterfünfJMC-Sektoren).Rück-blickendwarenvieleNubierglücklichermitdemJMCundderUmset-zungdesWaffenstillstandesfürdieNuba-BergealsmitderUmsetzungdesspäterenCPA.62DasCPAerlaubtekeinesolchmassgeschneiderteLösungfürdieNuba-Region,undwederdieSPLM/AnochdieRegie-rungdesSudanwarenandengemeinsamenÜberwachungsteamsbe-teiligt,sowiesieeszuvorimRahmenderJMC-Teamsgewesenwaren(dieausinternationalenExperten,derSPLM/A,unddersudanesischenRegierungbestanden).
WaskannmanmethodischausdemWaffenstillstandsabkommenfürdieNuba-Bergelernen?WichtigeSchrittesinderstens,einVertrauens-verhältnisherzustellen,undzweitenszuzeigen,wasmananbietenkannundwasnicht,ohnedieGegenseitezubedrängen.Diesbedeutetjedochnicht,dassLeisetretennotwendigist–indenVerhandlungenkamenDruckmittelundDurchsetzungsfähigkeitzumZug,aberbegleitetunderträglichgemachtdurcheineVertrauensbasis,diebereitsindenVor-verhandlungenaufgebautwordenwar.DierichtigeDosierungdesVer-handlungsdrucksisteineähnlicheHerausforderungwiedieEinfassungeinesFlussufers:SinddiebeidenUferzuweitauseinander,fliesstdasWassernichtab;sindsiezunaheaneinander,sofliesstdasWasserzuschnellundbeschädigtdieBöschung.
ObgleichkonkreteLösungswegevorgeschlagenwurden,undzwaruntypischerweiseschoninderVorverhandlungsphaseim«doc160»,ge-schahdieserstnachsorgfältigerRechercheundnachAnhörungallerKonfliktparteien–einProzess,dervieleJahredauerte.Dahergehtesum
62 MeyAhmed,ineinemEmailandenAutor(17.Mai2006):«TheSwissinvolvementintheNubaMountainsCeasefireiswellappreciatedbytheconflictingpartiesandSudanesepoli-ticians.ItledtobridgebuildingbetweenthefightersintheNubaareas.TheSwissinterven-tionaimedatdevelopingrelationsbetweenthedisputinggroupsthroughregularmeetinginTillo(Kadugli).TothisdatetheCPA,however,isstilljustanagreement.TheNubapeoplemisstheSwissinterventionduringtheJMCperiod,especiallytheurgentactionifanyclas-heshappened,aswellastheperiodicalnewsdisseminationconcerningthedevelopmentinthepeaceprocess.»
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�0
einenAnsatz,deraufAufmerksamkeit,Zuhören,Verständnisberuht,wobeiderVermittleranschliessendaufdievernommenenGemeinsam-keitenzurückkommt–undauchoffenlässt,wiedieKonfliktparteiendieseweiterentwickeln.DerAustauschvonStandpunktenundEinfüh-lungsvermögenindieSichtderBeteiligtenaufProblemeundOptionensinddieBasis fürdieEntdeckungvonmöglichengemeinsamenInte-ressenderAkteure.
DerFalldesSudanzeigtauch,dasseinBotschafterzuBeginneinezentraleRollespielenkannunddassseinpolitischerStatuszudiesemZeitpunktvonBedeutungseinkann,dassjedochbeieinemintensiverenEngagementdieNotwendigkeitbestehenkann,diesePersonvonihrenklassischenAufgabenalsBotschafterderSchweizzuentbindenundvoll-zeitigfürdieAufgabedesFriedensaufbausabzustellen.DieErnennungvonBotschafterBucherkannalssinnvolleFormderRotationgesehenwerden,daerdieaneinemDienstort(Libyen)gewonnenenErfahrungenundKontakteinseinerzweiten(Kenia)unddrittenStelle(Konfliktbe-arbeitung,mitSchwerpunktSudan)nutzenundausbauenkonnte.
4 DIe meDIatIon Des comprehensIve peace agreement (cpa)
Zwischen1972und2005gabesmindestens25AnsätzefürdirekteoderdurchDrittevermittelteGesprächezwischendenverschiedenenKon-fliktparteienimNord-undSüdsudan.DarunterwarenauchMediati-onsversuchedurchmindestenssiebenverschiedeneMediatorenoderMe-diatorenteams(s.dieÜbersichtsdarstellungimAnhang).DerfolgendeAbschnittbeschäftigtsichmitdenvonderIntergovernmentalAuthorityonDevelopment(IGAD)63geleitetenGesprächen,dieaufdasWaffen-stillstandsabkommenfürdieNuba-Bergefolgten.DerersteAbschnittbeschreibtdenIGAD-Prozess,derzweitedasdarausresultierendeum-fassendeFriedensabkommen(CPA),derdritteuntersuchtdenMediati-onsprozessuntermethodischenGesichtspunkten.
63 DieIGADistdieehemaligeZwischenstaatlicheBehördefürDürreundEntwicklung(In-tergovernmentalAuthorityonDroughtandDevelopmentIGADD)inOstafrika.Vgl.http://www.igad.org.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�1
4.1 der igAd-proZess
DerIGAD-ProzesskanninfünfPhasenunterteiltwerden:1)DieGe-sprächezwischen1994und1997,diewenigegreifbareErgebnissebrach-ten;2)dieIGAD-Gespräche,die2002begannenundimJulidesselbenJahreszurUnterzeichnungdesMachakos-Protokollsführten,daseinenwichtigenDurchbruchdarstellte;3)dieNakuru-GesprächevonOkto-ber2002bisJuli2003,wobeinurwenigeFortschrittezuverzeichnenwaren;4)diedarauffolgendenVerhandlungeninNaivasha,diezurUn-terzeichnungderSicherheitsabkommenam4.September2003führten;und5)dieGesprächeimJahr2004,diezurUnterzeichnungdesCPAimJanuar2005führten.64
ErstePhasevon1994–1997:DieIGAD,eineregionaleOrganisationzurFörderungder regionalenStabilität,hatteausSorgevorderVer-breitungdespolitischenIslamundimInteressederEinheitdesSudanbereitsimJahr1994einenProzesszwischenderSPLM/A,derSPLM/A-UnitedunddersudanesischenRegierungangestossen.65DieParteienkamenandenVerhandlungstisch,weilsieSanktionenundIsolierungdurchdieIGAD-Länderbefürchtenmussten.DieseGesprächeführtenam20. Juli1994zuderDeclarationofPrinciples (DOP,Grundsatz-erklärung)überdasRechtdesSüdsudanaufSelbstbestimmung,dievorrangigeBedeutungderEinheitdesSudanunddasVerhältniszwi-schenStaatundReligion.DieDOPboteinennützlichenRahmen,warjedochunverbindlichundunklarbezüglichderImplementierungundwurdevondersudanesischenRegierung imJahr1997nurunterVor-behaltakzeptiert.66
ZweitePhaseimJahr2002:Ab2002wurdendieIGAD-GesprächevomkenianischenSondergesandten,GeneralLazaroSumbeiywo,gelei-tet.JulianThomasHottinger,derzuerstamInstitutfürFöderalismus67unddannabDezember2003alsExpertedesEDAarbeitete,wurdegebeten, sichdemIGAD-Mediationsteamanzuschliessen,nichtzu-letztwegenderErfahrung,dieerinderVermittlungdesWaffenstill-
64 Rogier,NoMoreHillsAhead?S.86–90.65 Ebd.,S.36.66 Ebd.,S.41.67 UniversityofFribourg,http://www.federalism.ch.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�2
standsabkommensfürdieNuba-Bergegesammelthatte.DarüberhinauswurdeNicholas«Fink»HaysomausSüdafrikaindasMediationsteamgeholt.DasIGAD-TeambestandweiterhinausdreiIGAD-Sonderge-sandten(ausEritrea,Äthiopien,undUganda),diedieVerhandlungs-parteienausgesprochengutkannten,sowieeinemSekretariatmitfünfMitarbeitern.GeneralSumbeiywowarder«Über-Fazilitator»unddiemoralischeInstanz,diedasAnsehendesProzessesgarantierte,indemeralleParteienbeiderStangehieltundindenentscheidendenMomentenintervenierte.DiebeidenMediatorenJulianHottingerundFinkHay-somwarenbeidenVerhandlungenmehrfürpraxisbezogeneDetailfra-genzuständig.WeiterhinwurdederIGAD-ProzessdurchdieTroikaUSA,GrossbritannienundNorwegenunterstützt.DieFinanzierungdesProzesseswurdehauptsächlichvonderEUundNorwegenüber-nommen.FürdieEUwardiesesEngagementineinemafrikanischenLandausserhalbderMittelmeerregioneineneueRolle.EinwichtigesVerfahrensprinzipimIGAD-Prozesswares,dieÜbereinkunftfürje-desProtokolleinzelnauszuhandeln,wobeijedesProtokollunterzeichnetwurde,sobaldmansichgeeinigthatte.ObwohldiesesVorgehendemWunschderVerhandlungsparteienentsprach,stellteeseineHerausfor-derungfürdenGesamtprozessdar,denneserlaubtekeineKompromisseübereinzelneProtokolle,wenndieseersteinmalunterzeichnetwordenwaren.DieRegierungdesSudanunddieSPLM/AunterzeichnetendasMachakos-Protokollam20.Juli2002,waseinenwichtigenDurchbruchimFriedensprozessdarstellte.ZudenSchlüsselfaktoren,diedieUnter-zeichnungermöglichten,gehörtenlautRogier68dasneueUmfeldnachdem11.September2001,internepolitischeundmilitärischeEntwick-lungenimSudan,einegrössereinternationaleBeteiligungamIGAD-ProzessundeinvoneinemqualifiziertenMediationsteamformulierterneuerVorschlag,derauffrüherenInitiativenaufbaute.DasMachakos-Protokoll69wareinvorläufigesFriedensabkommen,einKompromiss,derdemSüdendasRechtaufSelbstbestimmunggabunddemNordendasGesetzderSharia.EinweiteresVerhandlungsprinzipdesMachakos-
68 Rogier,NomoreHillsAhead?S.45.69 CPA,ComprehensivePeaceAgreementBetweentheGovernmentoftheRepublicofSudan
andtheSudanPeople’sLiberationMovement/SudanPeople’sLiberationArmy,MachakosProtocol,20.Juli2002,http://www.unmis.org/english/documents/cpa-en.pdf.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�3
ProtokollswardiezentraleBedeutungderEinheitdesSudan,ohneje-dochdieMöglichkeiteinerAbspaltungauszuschliessen,fallsderProzessscheiternsollte.DerVorteildesMachakos-Protokollswar,dasseseinenbreitenRahmenabsteckte,innerhalbdessendieDetailsnachgetragenwerdenkonnten.OhnediesenRahmenwärendiedarauffolgendenVer-handlungensehrwahrscheinlichvielschwierigerausgefallen.
DrittePhase,dieNakuru-Gespräche:DieGespräche,dieaufdasMachakos-Protokollfolgten,gingennichtglattüberdieBühne.DieskannteilweiseaufdieGegenwehrvonHardlinernaufbeidenSeitenzu-rückgeführtwerden,diedasMachakos-Protokollablehnten,wieauchaufdieArtdesinternationalenEngagementsunddiebeschränktenEnt-scheidungsbefugnissederVerhandlungsdelegationen.
ViertePhase,dieNaivasha-Gespräche:DernächsteMeilensteinwardasGipfeltreffenzwischendemVorsitzendenderSPLM/A,JohnGa-rang,unddemVizepräsidentendesSudan,AliOsmanMohamedTaha,inNaivasha(Kenia)am4.September2003,welcheszuderUnterzeich-nungdesRahmenabkommensüberSicherheitsmassnahmenam25.Sep-tember2003führte.70AbdiesemZeitpunktwurdederIGAD-Pro-zessunumkehrbar.NachdenSchwierigkeitenderNakuru-GesprächekonntederProzessnurdurcheinhöheresMassanpolitischemEinsatzundgrössereEntscheidungskompetenzderVerhandlungsführerGarangundTahabeschleunigtwerden.71NachdemerfolgreichenAbschlussdesSicherheitsabkommens,das freudigbegrüsstwurde,warendieKon-fliktparteiensowiedieinternationaleGemeinschaftoptimistisch,dassdieVerhandlungenbisEndedesJahres200372erfolgreichabgeschlos-senwerdenkönnten–dennochdauerteesnochmehralseinJahr,bisessoweitwar.
DiefünftePhase,dieNaivasha-GeprächevonSeptember2003bisJanuar2005:WeitereMeilensteinebeidenVerhandlungenwarendieUn-terzeichnungdesProtokollsüberdiegemeinsameNutzungderRessour-cenam7.Januar2004sowiedasProtokollüberdieMachtverteilungin
70 CPA,ComprehensivePeaceAgreement,SecurityArrangements,25.September2003.71 JusticeAfrica.ProspectsforPeaceinSudanBriefing,30.September2003http://www.ju-
sticeafrica.org/Sep03.htm.72 JusticeAfrica.ProspectsforPeaceinSudanBriefing,30.Oktober2003http://www.justi-
ceafrica.org/october03.htm.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
dendreiumstrittenenRegionen(Abyei,Nuba-BergeundBlauerNil)am26.Mai2004.DieZusatzprotokolleüberdetaillierteSicherheitsvorkeh-rungen,denWaffenstillstandundMassnahmenfürEntwaffnung,De-mobilisierungundWiedereingliederung(Disarmament,Demobilisation,Reintegration–DDR)wurdenebensowiedasUmsetzungsabkommenam31.Dezember2004unterzeichnet.MenschenrechtsfragenwurdenteilweiseimAbkommenüberMachtverteilungundteilweiseindenan-derenCPA-Dokumentenbehandelt.SchliesslichwurdedasGesamtpaketam9.Januar2005unterzeichnet.DerKonfliktinDarfurhattezudembereitsimJahr2004begonnen,dieNaivisha-Gesprächezuüberschat-ten.73DasMandatderIGADwaraufdieLösungdesNord-Süd-Kon-fliktesbeschränkt74,undKhartumlehntedieAusweitungdesMandatsaufdenDarfur-Konfliktab.WeiterhingabesAnzeichen,dassdiesu-danesischeRegierungdenIGAD-ProzessimJahr2004verlangsamte,umdeninternationalenDruckwegenderDarfur-Kriseabzuschwächen.75DiesesBildwirdvervollständigtdurchdenStandpunktderUSAgegen-überdemSudan:Druck,abernichtzuvielDruck.DieRegierungdesSudanerkannte,dassdurchdieQualitätderZusammenarbeitmitdenUSAimBereichdesInformationsaustauschsüberdieal-Qaida-GruppederDruckWashingtonsaufKhartumabgeschwächtwerdenkonnte.76Diestrugmöglicherweisedazubei,dassdiesudanesischeRegierungdasThemaDarfurausdemIGAD-Prozessausklammernkonnte.
4.2 dAs umfAssende friedensABkommen (compreHensiVe peAce Agreement, cpA)
EsgibtunzähligeHerausforderungen,dieeinemFriedensprozessodereinemFriedensabkommenimWegstehenkönnen.Dazugehören,umnureinigezunennen:1)DieVerhandlungsdelegationenmüssenzuei-
73 HumanRightsWatch.TooLittle,TooLate:SudaneseandInternationalResponse2004,Mai2004,http://hrw.org/reports/2004/sudan0504/8.htm.
74 Mulama,Joyce.DarfurovershadowsthepeaceprocessinsouthSudan.SudanTribune,2.September2004,http://www.sudantribune.com/article.php3?id_article=5175.
75 ICGAfricaBriefingNr.19.Sudan’sDualCrises:RefocusingonIGAD.InternationalCrisis Group, 5. Oktober 2004. http://www.crisisgroup.org/home/index.cfm?id=3043&CFID=20255721&CFTOKEN=33483814
76 Booker,Salih/Colgan,Ann-Louise.AfricaPolicyOutlook2006.ForeignPolicyInFocus(FPIF),17.März2006.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�5
nerEinigungkommenundmüssenvonihrerRegierungunddenen,diesievertreten,Unterstützungdafürbekommen.2)IndemAbkommenmussklarfestgelegtsein,wieesumgesetztwerdensoll,d.h.werwaswannwowietut.3)EsmüssendurchdasAbkommenMechanismengeschaffenwerden,umweitereAkteureundThemenzueinemspäterenZeitpunktindenProzesszuintegrieren,dadieVerhandlungsparteienoftmalsnichtdaskompletteSpektrumderverschiedenenpolitischenGruppierungenrepräsentieren.4)DieinternationaleGemeinschaftmussdasAbkommenunterstützen,dasonstdieUmsetzungschwierigwerdenkönnte(z.B.Finanzierung).DarausergebensichverschiedeneKonse-quenzen,z.B.wieMenschenrechtsfragenangegangenwerden.UmdiesenHerausforderungenzubegegnen,musstenimCPA-AbkommeneinigeThemenbis insDetailausgearbeitetwerden,währendfüranderePro-blemeeinflexiblererMechanismusangezeigtwar.DesweiterenmussteeindetaillierterZeitplanfürdieUmsetzungerstelltwerden,derauchklareVorgabenenthielt,wasgeschehensollte,wenneinSchrittnichtausgeführtwürde.DerzugrundeliegendeZeitplanwar:InkrafttretenderÜbergangsverfassung(aufderGrundlagedesCPA)sechsMonatenachUnterzeichnungdesCPA;WahleninnerhalbvonvierJahrennachderUnterzeichnung;undeineVolksabstimmungüberdieEinheitdesSudansechs JahrenachderUnterzeichnung.DasDatumderVolks-abstimmungkonnte jedochdurcheinengemeinsamenEntscheidvonSPLM/AundNCP(NationalCongressParty–dieRegierungsparteidesNordens,ehemalsNationalIslamicFront(NIF))nachhintenver-legtwerden.77ImfolgendenAbschnittwerdeneinigederHauptelementedesCPAdargelegt.
Sicherheit:DerNordenundderSüdenunterhaltengetrennteStreit-kräfte,dieaberzahlenmässigreduziertwerden.Zusätzlichgibtesge-meinsame integrierteEinheiten,diezugleichenTeilenausSoldatendersudanesischenStreitkräfteundderSPLM/AbestehenunddiezumSchutzderGrenzenundvonumstrittenenGebieteneingesetztwerdensollen.78DasSystemderMassnahmenfürEntwaffnung,Demobilisie-
77 Art.2.6desCPA:«ThePartiesshallrefrainfromanyformofunilateralrevocationorabro-gationofthePeaceAgreement».
78 Rogier,NomoreHillsAhead?S.121.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
rungundWiedereingliederung(Disarmament,Demobilisation,Rein-tegration–DDR)versuchte,einigederProblemezuvermeiden,dieinvergleichbarenProgrammenaufgetretenwaren,z.B.,dassdasGelddirektandieehemaligenKombattantenausgezahltwurde,dieesaufbrauchtenundanschliessendgenausodastandenwiezuvor.DasCPAsahvor,dassdasGeldandieKommunengehensollte,dieesfürAusbildungs-undIntegrationsprojekteverwendensollten.EinederLeitvorstellungenimBereichderMenschenrechtewardieIndividualisierungderSchuldfrage,sodasszwarEinzelne,abernichtganzeGruppenfürVerbrechenhaft-bargemachtwerdenkonnten.DemOberstenGerichtshofwurdeeineKategorisierungschwererVerbrechenvorgelegt.
Machtverteilung:ZueinemfrühenZeitpunkthattensichdiePar-teienaufeinföderalesRegierungssystemgeeinigt,wobeidieHauptfragebeidenVerhandlungenwar,welcheFormdiesesannehmensollte.DergemeinsameVorsitzoblageinemPräsidentenundzweiVizepräsidenten.InderÜbergangsphasesolltedasPräsidentenamtindenHändenderNCPliegen,dasAmtdeserstenVizepräsidentenbekamdieSPLM/AunddasAmtdeszweitenVizepräsidentenwiederumdieNCP.Bedeu-tendeEntscheidungenmusstenimRahmeneiner«kollegialenEntschei-dungsfindung»79durchdasgemeinsameGremiumgetroffenwerden.InderÜbergangsphaseamtiertederersteVizepräsidentgleichzeitigalsPräsidentdesSüdsudan.AufdernationalenEbenebestehtdieLegis-lativeausderNationalversammlung(mitbereitsvordenWahlenfest-gelegtenQuotenfürNCP,SPLMundanderepolitischeParteien)unddemStaatsrat(wojederGliedstaatmitzweiDelegiertenvertretenist).80
79 Art.2.3.4imCPA«PowerSharingProtocol».80 Art.2.2&2.2.3.2&2.2.5desCPA-ProtokollszurTeilungderMacht(«PowerSharing
Protocol»).AufderEbenederGliedstaatenwurdendieQuotenwährendderZeitvordenWahlenfürdieLegislativeundExekutivewiefolgtzugeteilt:NCP(70%imNorden,10%imSüden),SPLM(70%imSüden,10%imNorden)und20%ananderepolitischeParteien(Art.4.4.2und4.5.1CPAPowerSharingProtocol).DiebeidenumstrittenenGebiete(BlauerNilundNuba-Berge)hatteneineQuotevon45%SPLMund55%NCPbiszudenWahlenamEndederÜbergangsphase(Art.11.1.1DieLösungdesKonfliktsumSüd-KordufanunddieStaatenamBlauenNil,CPA).DieRegionAbyeierhielteinenbesonderenVerwaltungsstatus.DasCPAsiehteinseparatesReferendumvor,indemüberdenBeibehaltdesSonderstatusunddieZugehörigkeitzumNorden,bzw.übereinenBeitrittzumSüdenabgestimmtwird.Art.2.2ProtokollzurLösungdesAbyei-Konflikts,CPA.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
IndergemeinsamenHauptstadtKhartumunterlagenNicht-MuslimenichtdemGesetzderSharia.81
GemeinsameRessourcennutzung:ZudenumstrittenstenFragengehörtedieNutzungderÖlvorkommen.Esginghiervorallemdarum,dieNettogewinneausderÖlförderungaufzuteilen,undnichtsosehrumdasÖlperse,damannichtgenauwusste,wievielÖlinsgesamtvorhandenwar,wogegendieGewinnevergleichsweiseleichtgemessenundüberwachtwerdenkonnten.DieÖlgewinnewurdenjezurHälftedemNordenunddemSüdenzugeschlagen,nachdemdieFörderregionihrenAnteilvonzweiProzenterhaltenhatte. ImProtokollüberdiegemeinsameNutzungderRessourcenwurdeweiterhineinzweiglei-siges Bankensystem bestimmt, das sogenannte «Doppelfenster-Mo-dell»:eindemGesetzderShariaentsprechendes,sowieeinklassischesHandelsbanksystem.82
DurchdieUnterzeichnungdesCPAwurdeeinzentralerSchrittinRichtungFriedenfürdenSudanunternommen,daesdieKämpfebe-endete,beidenenüberzweiMillionenMenschenumsLebenkamen.ImRahmenderUN-MissionimSudan(UnitedNationsMissioninSu-dan,UNMIS)könnenbiszu10000SoldatenentsandtwerdenmitdemMandat,beiderImplementierungdesCPAzuhelfenundunterKapitelVIIderUNOChartadienötigenAktionenzuunternehmen,umUNO-PersonalundZivilistenzuschützen.83JedochbleibennochweitereHe-rausforderungenbestehen,dieimCPAnichtangegangenwurden,wozuauchdieKonflikteinDarfurundBejagezähltwerdenmüssen.Deswei-tereneinigtensichdieParteienimCPAdarauf,sichvorrangigaufdieEinheitdesSudanzukonzentrieren,wobeidasAbkommendemSüd-sudanauchdienötigenWerkzeuge(z.B.eineArmee,RessourcenundeineGrenze)bot,fallsersichfürdieUnabhängigkeitentscheidensollte.DieWahlen,diespätestensvierJahrenachderUnterzeichnungstattfin-densollen,könntendieMachtverhältnisseinderRegierungverändern,wobeidieEntscheidung,obdasReferendumverschobenwerdensollte,beiNCPundSPLM/Alag,undzwarvölligunabhängigvomAusgang
81 Art.2.4.5.4imCPA«PowerSharingProtocol».82 Art14.1imCPA«WealthSharingProtocol».83 UnitedNationsMissionintheSudan–Mandatehttp://www.un.org/Depts/dpko/missions/
unmis/mandate.html.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
dieserWahlen.LetztendlichmüsstenvielePunktedesCPAneuver-handeltwerden,wenndasReferendumzueinerAbspaltungdesSüdensführensollte.WeitereHerausforderungensinddieSpannungenunddiefehlendenRegierungsstrukturenimSüden;dieFrage,wiedieOpposi-tionimNordenwirklichintegriertwerdenkann;dasKorruptionspoten-tialdurchdiegrossenGeldtransfersindenSüden(undauchdurchdiehumanitäreHilfefürDarfur);undderpolitischeWillederNCP,dasAbkommenumzusetzen.
Abschliessendkannmansagen,dassFriedensabkommennichtalsIdeallösungengesehenwerdensollten,sondernalsBeispieledafür,wiemanauseinerschlechtenSituationdasbestemachenkann.Dieskannnurgeschehen,wennmandasAbkommenaufeinerbestehenden(z.B.militärischen)Machtkonstellationaufbaut,wobeigleichzeitigMecha-nismenfürVeränderunggeschaffenwerdenmüssen,z.B.durchQuotenfürParteien,dienichtandenVerhandlungenteilgenommenhaben.
4.3 metHodiscHe Aspekte des cpA-proZesses
JohnGarangsagtedemSender«VoiceofAmerica»am30.Mai2004:«DiesesFriedensabkommenwurdenichtunbedingtdeshalbabgeschlos-sen,weildieParteieneswollten,sondernweilsiedazugezwungenwur-den.»Erfuhrfort:«WirhabeneinAbkommenausgehandelt,weilwirdurcheinGeflechtvonDruckmittelndazugezwungenwurden.BeideSeitenspürten,dassderPreisfüreineFortführungdesKriegesvielhöherwärealsderPreisfürseineBeendigung.AlsohabenwirdenKriegbeen-det.»84UnterdemGesichtspunktderkomplementärenRollenvonDialogundDrucksollenindenfolgendenAbschnittendieVerhandlungenüberNakuruundNaivashamethodologischuntersuchtwerden.85
HäufigmussDruckausgeübtwerden,umdieKonfliktparteienanei-nenTischzubringen,unddieKontrahentenführenimallgemeinenihreGefechteamVerhandlungstischfort–mitWortenstattWaffen.DahermussderVerhandlungsprozess sogestaltetundgeleitetwerden,dass
84 JusticeAfrica,ProspectsforPeaceinSudanBriefingJune-July2004,5.Juli2004,http://www.justiceafrica.org/June_July04.htm.
85 DiefolgendenmethodologischenDarlegungenbasierenaufeinemInterviewdesAutorsmitJulianT.Hottingervom29.März2006.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�9
sichdieErkenntnisdurchsetzt,dassmanzwarKompromisseeingehenmuss,aberdassmandennochdurchVerhandlungenundKompromisseunterUmständenmehrerreichenkannalsdurchKrieg.WiekönnendieMediatorendieseErkenntnisunterstützen?ZuallererstmüssensiedieganzeZeitüberihrenRespektfürdieKonfliktparteienbewahren.VerlierensiedenRespekt,könnensiemitdenKontrahentennichtmehrzusammenarbeiten,undeineUmgestaltungwirdunmöglichgemacht.«Respekt»bedeutetdabeinicht,dassdiegewalttätigeVorgeschichtederKonfliktparteienignoriertwerdenmuss,diesolchenKonfliktenzugrundeliegt;derRespektvorallenEinzelpersonenjedochmussungeachtetihrerHandlungengewahrtwerden.JederFriedensprozessisteinmalig,undwasindemeinenFallfunktioniert,mussbeimnächstenMalnichtge-lingen;deshalbisteinhohesMassanmethodischerFlexibilitäterfor-derlich.DennochkönnenderIGAD-ProzesssowievergleichbareFrie-densprozesseindreiHauptphasenunterteiltwerden(Vorverhandlungen,Verhandlungen,Umsetzung),86unddieVerhandlungsphasekannnocheinmalinetwasiebenidealtypischeUnterabschnittegegliedertwerden,dieimfolgendenskizziertwerden:
DieersteAufgabedesMediatorsistes,einsolidesGerüstaufzubauen,wozuklareVorgabenüberdieZeit,denVerhandlungsort,dieAusfüh-rung,dieRegeln,dieTeilnehmerunddieRollenverteilunggehören.DieGesprächekönnenerstbeginnen,wenndieserRahmenfestgelegtundkonsolidiertwordenist.DieGrundsatzerklärung(DeclarationofPrin-ciples,DOP)unddasMachakos-Protokolldiententeilweiseauchdazu,eininhaltlichesGerüstfürdieGesprächefestzulegen.EinSchlüsselfak-torfürdenErfolgsolcherVerhandlungenist,dassdasVerhandlungsge-rüststabilseinmuss,bevordieeigentlichenGesprächeüberinhaltlichePunktebeginnen.DieserSchritt,deroftbereits indenVorverhand-lungenmit«GesprächenüberGespräche»inAngriffgenommenwird,kannsehrlangedauern.
DiezweiteHauptaufgabederMediatorenindernächstenPhaseistes,zuzuhörenundThemenzusammeln.DieKonfliktparteienmüssendie
86 InderRegelwirddringendempfohlen,denMediatorindenverschiedenenPhasenauszutau-schen,insbesonderebeimÜbergangvonderVerhandlungs-indieImplementierungsphase.Hottinger,JulianThomas.Aufdasachten,wasnichtgesagtwird.In:Schweiz Global4,2005,S.32–33.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�0
Gelegenheithaben,ihreSichtweisendarzulegen,undmüssenangehörtwerden.Vertrauenentsteht,wenneinedritteParteisieüberdieseThe-menbefragtundversucht,siezuverstehen.DiesgestattetesdenKon-trahentenauch,neuePerspektivender jeweiligenGegenseitewahrzu-nehmen,dadiebeidenSeitenoftbiszudeneigentlichenVerhandlungennichtindirektemKontaktmiteinanderstehen.ObwohlimallgemeinenbeideSeitenglauben,siewürdendieSichtweisedesGegnerskennen,könnensiedurchZuhörenNuanceninderSichtweiseundindenInte-ressendesGegenüberswahrnehmen,dieihnenvorherverborgenwaren.AuchimHinblickaufihreeigenenPrioritätenfindeteinLernprozessstatt,dadieKonfliktparteiensichoftzwarüberihreInteressenimkla-rensind,abernichtüberihrePrioritäten.UmdiesenProzesszuunter-stützen,kanneinMediatordieParteienbitten,diefolgendenPunkteaufzulisten:1)Punkte,diegeändertwerdenmüssen;2)Punkte,diezueinemspäterenZeitpunktausgehandeltwerdenmüssen,abernichtvonvitalemInteressesind;3)Punkte,dienichtlebenswichtigsindunddieleichtgeklärtwerdenkönnen,wenndieSchlüsselfragengelöstwerden.DadurchwerdenzwarnochnichtdieMinimalforderungenderParteienzuverschiedenenFragensichtbargemacht,aberdiePrioritätenwerdenaufgezeigt.
DrittenswirdnachKlärungderVerhandlungspunktedieReihenfolgederTraktandenfestgelegt.Dasistoftsehrschwierig.DieMediatorenkönneneinenVorschlageinbringen,dermeisteineMischungvonhar-tenundweichenThemendarstellt,abermanwirdnormalerweisenichtmiteinemheiklenThemabeginnen.WenndieKontrahentennichtmitdemVorschlagfürdieAgendaeinverstandensind,kannderMediatorsiebitten,1)sichaufeinealternativeAgendazueinigen,diefürbeideSeitenbefriedigendist(undeswirdfürsiesehrschwierigsein,sichaufirgendetwaszueinigen),oder2)zuerklären,mitwelcherThemenfolgesienichteinverstandensind,und/oderweiteregewünschtePunkteaufdieTagesordnungzusetzen.EssollteEinvernehmendarüberbeste-hen,dasseineAngelegenheit,diefüreineSeiteeinwichtigesThemaist,auchalsTagesordnungspunktaufgeführtwird.Werden immermehrPunktehinzugefügtundwirddieListeimmerlänger,sokannderMe-diatoranbieten,dievondenMediatorenzuerstgenanntenPunkteaufderListezustreichen;wenndasThemafürdieParteienwichtigge-
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�1
nugist,werdensiedaraufbeharren,esweiterhininderTraktandenli-steaufzuführen.EinebesondereHerausforderunginderMediationistjedochdieDeutungvonSchweigen.SchweigteineKonfliktparteizueinemThema,sokanndiesbedeuten,dassdasThemaunbedeutendistoderdasseswichtigistunddieDelegationeinverstandenistoderdasseswichtigistunddieParteiüberhauptnichteinverstandenist,abererstspäterhierzureagierenwird.
ImviertenSchrittbeginnendieMediatorendamit,dieAgendadurch-zuarbeiten,wobeisieThemenausklammernundaufeinenspäterenZeit-punktverschiebenkönnen,wenndeutlichwird,dassesindiesemThe-menbereichzudiesemZeitpunktkeineBewegunggebenwird.DaswirddieParteienmöglicherweiseverärgern,aberesmachtkeinenSinn,sichmiteinemThemazubeschäftigen,beidemesfürbeideSeitenkei-nenVerhandlungsspielraumgibt.WennsichdieKontrahentennichtaufeinSachgebieteinigenkönnenoderwennesindemzubehandeln-denThemenbereichkeineBewegunggibt,bietensichunteranderemdiefolgendenAlternativenan:1)sichmiteinemThemabeschäftigen,dasbeideParteienlieberausklammernwürdenoder2)zweiThemenparal-lelbehandeln.WährenddieStreitfragenbereitsindererstenPhasezurSprachegekommensind,inderdieThemengesammeltwurden,hörendieMediatorennundiejeweiligenPositionenundInteressenderbeidenSeitendazu,jedochausführlicheralszuvor.DieMediatorenhörenzuundsammeln«Haken»(Schlüsselfragen,diediskutiertwerdenmüssen).AusserdemlernensiedieMitgliederderjeweiligenDelegationenken-nenundstellenfest,welchevonihnenExpertensind,welcheeher«leereHüllen»sind,welchedie«Schwäne»sind,diedieGruppezusammen-halten,undwelcheDelegiertensichunverblümtäussernundsoeiner-seitsSchwierigkeitenmachenkönnen,andererseitsaberauchmitihrerdirektenArtganzunvermitteltdiezentralenPunktezurSprachebringen.NormalerweisebittetderMediatorumweitereklärendeInformationen.IndemdasThemaeingekreistundvonverschiedenenGesichtspunktenausbeleuchtetwird,hörendieParteienneueAnsichten–derÜberra-schungsfaktorkannseineWirkungtun.Esisthilfreich,dieGesprächeineinemfensterlosenRaumabzuhalten,damitdieParteiennichtdurchdieLandschaftabgelenktwerden.DieserProzessdesZuhörensführtdazu,dassdieursprünglicheWahrnehmungderGegenseiteleichtgeän-
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�2
dertwird.DenndieFormulierungdereigenenPositionistimmerdavonbeeinflusst,wiemandiePositionenderGegenseitewahrnimmt;wennsichdieserFaktorändert,ändertsichauchdieeigenePosition.Zudie-semZeitpunktbietendieMediatorennochkeineZusammenfassung,87damansichnochinderanfänglichenPlenarphasebefindet,indersichalleBeteiligtenhinter ihrenMaximalpositionenverschanzen.WennderMediatoreineZusammenfassungversucht,wirddiese sehrwahr-scheinlichmitFehlernbehaftetsein;dieParteienhörendannnur,wassiehörenwollen,undwerdensichgegendenMediatorstellenundihmParteilichkeitvorwerfen.AusähnlichenGründenwerdenbilateraleUn-terredungenzwischendenMediatorenunddenKonfliktparteienindie-semStadiumgenerellvermieden,aussereineParteiersuchtausdrücklichumeinsolchesTreffenunddieGegenseiteistdamiteinverstanden.Ei-nerseitskönnenbilateraleTreffenbeidernichtbeteiligtenParteiArg-wohnerregen,andererseitssinddieWirkungunddieAuthentizitätim-mergrösser,wennmanetwasdirektvonderGegenseitehört,alswennmanesüberdenMediatorerfährt.DeshalbmachtesauchSinn,wenndieZusammenfassungetwaigerbilateralerGesprächeimPlenumderbeteiligtenKonfliktparteiüberlassenwirdundnichtdenMediatoren.DiePendelmediationalsMethodeindieserPhasestammteherausderförmlicherenDiplomatie,inderdasVertrauenstärkerist.IndieserArtVerhandlungenbestehtjedochoftsehrwenigVertrauen,oderwieesineinemgeflügeltenWortheisst:«NichtderLügneristderTrottel,son-dernder,derdieLügeglaubt.»
FürgewöhnlichwarenbeidenGesprächeninNaivashadieDelega-tionsleiteranwesend,samtihrenDelegationenvonjeungefähr12Per-sonen,jenachTagesordnungspunkt.MeldetsicheinDelegationsmitgliedzuWort,kannderDelegationsleiterdessenÄusserungspäternegierenundsodasWassertesten.DerChefunterhändlermussvorsichtigerseinundistinsgesamtwenigerflexibel.DieDelegationenundauchdieDe-legationsleiterkönnensichimLaufederZeitverändern–einsichent-wickelnderProzesssolltemitweitergehendenEntscheidungsbefugnis-
87 ImGegensatzdazuistdieZusammenfassunginwenigeskaliertenKonfliktenoderbeiderMediationaufMikro-Ebene(z.B.zwischenIndividuenoderOrganisationen)einesderwich-tigstenInstrumente.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�3
seneinhergehen,wiemanbeimWechselvonNakurunachNaivashabeobachtenkonnte.WenneineSeiteübereinThemanichtdiskutierenwill,kannesauchsein,dasssieeinenVerhandlungsführerentsendet,dervollkommenunbeweglichaufseinerPositionverharrt–dieskannzuSchwierigkeitenführen,gehörtaberalleszumSpielmitwechseln-denDelegationendazu.
NachdemalleSeitenangehörtwordensind,beginnt fünftensdieAusarbeitungvonLösungenundGemeinsamkeiten.ZudiesemZeit-punkthatnormalerweisebereitseingewissesUmdenkenstattgefun-den.DieKontrahentenhabenjetztdiejeweiligeGegenseitezwarnochnichtverstanden,abersiehabenihrzugehört.ZuderMeinung,diemansichvorherüberdenGegnergebildethatte,kommtjetztetwasneueshinzu.Eswärevölligaussichtslos,beideParteienzubitten,zueinembestimmtenThemaeinenvorläufigenEntwurfzuverfassen;dieserwirdschlichtdiebestehendenPositionenwiedergeben.ZweiEntwürfe,einervonjederPartei,bringeneinenauchnichtweiter.UnterdemgleichenGesichtspunktwäreesvölligkontraproduktiv,wenneinMediatordieKontrahentendarumbittenwürde,diebestehendenDifferenzendar-zulegen.EsgibtjedochvieleOptionenfüreinweiteresVorgehen,z.B.:1)ManbittetdieParteienzuversuchen,zumTagesordnungspunktXGemeinsamkeiten festzustellen.2)AufdieserGrundlagewerdendieParteiengebeten,einenVorschlagzuentwerfen,vondemsieglauben,dasserbeidenSeitenentgegenkommt.GlaubtdieeineSeite,dassdieanderemitdiesemPunktnichtvollkommeneinverstandenseinwird,solltesiediezweitbesteOptionnennen,diedieGegenseitezufriedenstellenwürde(siemüssenangehaltenwerden,«sichindieLagederGe-genseitezuversetzen»).3)IstdieserAnsatzwenigerfolgversprechend,entwirftderMediatoreineneueVersion.WennsichdiesegenauinderMittezwischendenbeidenPositionenbefindetundvonbeidenSeitengleichermassenabgelehntwird,istsieerfolgreich.DieParteienwerdensichaufdenEntwurfnichteinigenkönnen,sodassalsVorbedingungfürdasweitereVorgehendieNotwendigkeitbesteht,dasssiesichaufÄnderungenineinembestimmtenPunkteinigenmüssen.AufdieseArtwerdenThemenkonkretisiert;dieParteiensindgezwungen,einzelneProblemkomplexedurchzukauenundaufdieseWeisedieSchnittmen-genihrerInteressenaufzudecken.BiszudiesemZeitpunktgeschiehtal-
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
lesalsTeilderPlenarversammlung.DieDelegationensindaus«Falken»und«Tauben»zusammengesetzt.SiehabenGelegenheitgehabt,einanderzuzuhören,aberdieFalkentendierendazu,dieTaubenzudominieren(letzteresindmeistTechniker,welchekonstruktiveOptioneneinbrin-genkönnen),deshalbfindetdienächstePhasevorwiegendinArbeits-gruppenundnichtimPlenumstatt.
SechstenswirdnunmehrimRahmenvonArbeitsgruppen(themen-bezogen)undClustern(DetailsinnerhalbeinesThemenkomplexes)ge-arbeitet.IneinemClusterarbeitethäufigaucheinexternerExpertemit.DerClustererstellteinenBericht,derdemPlenumvorgelegtwird.DieSitzungenausserhalbdesPlenumssindnötig,umdenTechnikernunddenVertreternderweichenLiniedenRaumzugeben,densiebrauchen,umOptionenauszuarbeiten–zudemmüssensiedieDelegationschefsüberzeugen.DieDelegationschefsihrerseitsbedenkenimmer,wiesieeineEntscheidungeinerVerhandlungsrundenachHausebringenkön-nen,sodasssieakzeptiertwerdenkann.EinewichtigeVorgehensweiseistdiederkreativenZweideutigkeit.WenneinThemaeinHindernisdarstellt,gibtesdieMöglichkeit,eszuüberwinden,indemmandiebe-absichtigteVorgehensweiseindieserAngelegenheitzweideutigformu-liert.Diessolltejedochvermerktwerden,unddieMediatorenmüssendenParteienklarmachen,dasssiezueinemspäterenZeitpunktnocheinmaldaraufzurückkommenmüssen.EingravierenderFehler,denMediatorenoftbegehen,istes,diekreativeZweideutigkeitimSchluss-abkommennichtaufzuheben,wodurchdasScheiterndesAbkommensindieUmsetzungsphaseverlegtwird.DieMediatorensindnichtver-pflichtet,Zeitdruckaufzubauen;dieserkannvondenParteienselberodervonderinternationalenGemeinschaftaufgebautwerden.DemMedia-torobliegtesvielmehr,denProzessmitBlickaufeinrealistischesZielinGangzuhalten.ZeitdruckgehtoftwenigervondenVerhandlungs-parteienalsvonderinternationalenGemeinschaftaus–undkanndemProzessoftabträglichsein.
SiebtenserreichtmanirgendwannimVerlaufderVerhandlungendenZeitpunkt,abdemeskeinZurückmehrgibt.DiesistehereinMeilen-steinalseineeigentlichePhase:EinwunderbarerMoment,abdemessehrvielunwahrscheinlicherwird,dassdieParteiendieVerhandlungenabbrechenwerden.Er tritt imallgemeinendannein,wenn1)einige
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�5
substantielleFragengeklärtundeinigeschwierigeFragenangesprochenwordensind;2)imUmgangmitdenFrageneinegewisseReifeerreichtwird;3)dieKonfliktparteienderMeinungsind,dassmanschondieHälftedesWegeszurückgelegthat;4)dieDelegationenmehrlächelnundwenigerListanzuwendenversuchen,undmehrdirekteKontaktezwischendenSeitenstattfinden.AlsMediatorerkenntmandiesenZeit-punktsowohlintuitivalsauchanhandbestimmterkonkreterMerkmale.WennesindenVerhandlungenkeinZurückmehrgibt,kannderMe-diatoreinewenigerbeherrschendeundwenigerstrengeRolleeinneh-men.ObgleichkreativeZweideutigkeitvordiesemZeitpunktvonNut-zenseinkann,solltenvonjetztandiesePunktenocheinmalinAngriffgenommenwerden.
NachdiesergrobenÜbersichtüberdiePhasensollenimfolgendeneinigeallgemeinemethodischeÜberlegungenzudieserArtvonVer-handlungenvorgelegtwerden.EinMediatorkanndieParteiennichtzwingen,dadiesemitdenErgebnissenlebenmüssen,dieOberhoheitsolltebeidenParteienverbleiben.PolitischeundmilitärischeEntwick-lungenausserhalbdesProzesseskönnendiesenauchstarkbeeinflussen.VomStandpunktdesMediatorentritteinesderschlimmstenSzenarienein,wenndieBeteiligtendenVerhandlungsortverlassen–nichtalstaktischeMassnahme,wasöftervorkommt,sondernalsSignalfürdasScheiterndesGesamtprozesses.AlsdieSPLM/AimSeptember2002Toriteinnahm,verliessdiesudanesischeRegierungdieGespräche,undesbedurftederUnterzeichnungeinesMemorandumsüberdasEinstel-lenderFeindseligkeiten,bevordieGesprächeweitergehenkonnten.88GenerellerfordernVerhandlungeneingewissesMassanMachtsym-metrie,wassichoftaufeinzelneThemenundnichtsosehraufdasge-samteMachtpotentialderjeweiligenParteibezieht.WenneineAsym-metrieinderMachtverteilungdeutlichwird,könnendieMediatorendenProzessverlangsamenunddadurchdenParteiendieGelegenheitgeben,sichmehrInformationenzuverschaffenunddadurchgleicheBe-dingungenfüralleBeteiligtenherstellen.FürdieVerhandlungenüberdieÖlressourcenimSudankonfliktwargewaltigestechnischesKnow-howerforderlich,undesmusstenExpertenhinzugezogenwerden,um
88 Rogier,NomoreHillsAhead?S.72.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
dieVoraussetzungenzuschaffen,damitbeideSeitendieseFragenaufAugenhöheaushandelnkonnten.EsliegtinderNaturderSache,dassbeiFriedensverhandlungendieMenschenrechtsfragenvonBeginnaneineRollespielen.Eskannjedochwichtigsein,dasThema«Menschen-rechte»erstdannalssolcheszubenennenundinAngriffzunehmen,wennderPunktohneWiederkehrerreichtist,dadieParteiensonstdieVerhandlungenabbrechenkönnten.SolcheVerhandlungenwerdenzu-nehmendvoninternationalenStandardsbeeinflusst,dieeinMediatorbeachtenmuss;sokannerbeispielsweisekeinePauschalamnestiener-lassen,sosehrdieParteiendiesauchwünschenmögen.DerMediatorkannjedochKommissionenvorschlagen, internationaleExpertenbei-ziehenundLösungsmöglichkeitenfürsolcheFragenineinembreiterenKreisdiskutieren.NebendeneigentlichenVerhandlungenerwiesensichgemeinsameAktivitätenwiedasVerfolgeneinesFussballspielsamFern-seherodereingemeinsamesPicknickalsunabdingbarfürdenAufbauvonVertrauensverhältnissen.
Insgesamtlässtsichsagen:ObwohleskeinenvorgegebenenWeggibt,könnenbestimmtePhasenundMethodeneinenProzessbegünstigen,unddiesekannmanerlernen.DiewahreKunstistesjedoch,«dasTref-fenzulesen»,Vertrauenaufzubauenundzuwissen,waswannzutunist–eineFähigkeit,diesowohlinderPersönlichkeitdesMediatorswieauchindessenErfahrungenwurzelt.
5 methoDologIsche DIsKussIon
EsgibtÄhnlichkeitenundUnterschiedezwischendendreiobenbe-schriebenenSchweizerEngagementsfürdenFriedenimSudan.ZuerstzudenÄhnlichkeiten:AlledreiEngagementsbedientensicheinesAn-satzes,deraufDialogbasierte.DieGrundlagediesesAnsatzes ister-stens,dasseinePerson,ihreIdentitätundihreinnerenWerteakzeptiertwerden.Zweitenskann, sobaldeineBeziehungundVertrauenherge-stelltsind,einDialogdarüberstattfinden,wasverändertwerdensollte.JedochsolltenkeineAussagengemachtwerden,wiesichdieDingever-haltensollten,vielmehristeseineFormderKommunikation,beiderbeideSeitenfürVeränderungenoffenseinsollten.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
DasZuhörenundderAustauschvonverschiedenenSichtweisenspie-lenbeimDialogansatzeinezentraleRolle:OftistesKonfliktparteiennurdannmöglich,miteinandervereinbareOptionenzuentwickeln,wennsieihreSichtweisendargelegtunddasProblemausderPerspektivederanderenParteibetrachtethaben.EsistdeshalbeinezentraleAufgabedesMediators,sichdieunterschiedlichenSichtweisenklarzumachen,sicherzustellen,dassdieKonfliktparteiendiesediskutierenundGemein-samkeitenaufzuzeigen,diedieKonfliktparteienselbstnichtsehen.VieleMediatorenwechselndeshalbständigdieBetrachtungsweisenundstel-lensichdabeivor,wiesiesichfühlenundwiesieargumentierenwürden,wassiewollenwürdenundweshalb,wennsieKonflitktparteiwären.
DerDialogansatzunterscheidetauchzwischenAblaufundInhalt.UmesindenWortenvonNicolas«Fink»Haysomzusagen:«Therightanswerinthewrongprocesssinkslikeastone.»DeshalbwidmetsichderMediatoroderderVermittlerdemAblauf,währendsichdieKon-fliktparteienmitdemInhalt(denThemen,diezurDiskussionstehen)beschäftigen.DemAblaufkommtbeiderEntflechtungeinesKonfliktseineentscheidendeRollezu,daderMediatorüberdieGestaltungundBeeinflussungdesAblaufsSpannungenreduziertundneueOptionenschafft.
NunzudenUnterschieden:UmdiedreiobenbeschriebenenEnga-gementsderMediationundFazilitationzuvergleichenundzusehen,wiesiesichergänzen,ziehenwireinigeDimensionenheran,dieinTa-belle1aufgelistetsind:
1)Eskalation:WährendalledreiEngagementssichmitstarkeska-liertenKonfliktenbefassten,weisendieSüd-Süd-StammeskriegeeinetiefereEskalationalsderNord-Süd-Konfliktauf.
2)Tracks/Entscheidungsebenen:Der«track»-Ansatzwurdeentwi-ckelt,umdieBeziehungenzwischenzweiLändernzubeschreiben.KannderSPLM/AalsTrack1-Akteurbetrachtetwerden?UndwasdasHoN-Projektbetrifft:SindtraditionelleHäuptlingeundKönige,dieseitjeherinihremGebietdieEntscheidungentreffen,Track1-Akteure?DieseFragenzeigendieBegrenztheitdes«track»-Ansatzesauf.DerFallSudanmachtdeutlich,wiewichtigesist,mitallenSchichtenderGesellschaftinKontaktzusein.DadurchkönnenVerbindungengeschaffenwerdenzwischenderbreitenBevölkerungundderpolitischenElite.Diesbedeu-
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
��
tetnicht,dassProjekteaufallenEbenendurchgeführtwerdensollten.EinBewusstseinfürdiespezifischeSituationsollteabervorhandensein,damitEntscheidungengetroffenwerdenkönnen,woeinEngagementamwirkungsvollstenseinkönnte.DiesernachfrageorientierteAnsatzstehtimGegensatzzumangebotsorientierten,wonachGeldgeberundEntscheidungsträgerihrEngagementdanachausrichten,obbestimmteThemenwieGleichberechtigungundMenschenrechteadressiertwer-den,ungeachtetderrealenGegebenheitenundderEntwicklungsstufeindemjeweiligenBereich.
3)PhasendesEngagements:DieEinteilung inPhasen ist fürdieUnterscheidungsehrnützlichunddieMischungderMediations-undFazilitationsmethodenwandelt sich jenachPhasestark.DieWaffen-stillstandsverhandlungen fürdieNuba-BergebasiertenaufeinerVor-verhandlungsphasevonca.siebenJahren,inderBucherkontinuierlichKontakteundVertrauenzwischenverschiedenenAkteurenaufbaute,dauertenselbstabernurfünfTage.DieCPA-Verhandlungenbenötigtenmitca.dreiJahrenviellängeralserwartet.KeinerderSchweizerExper-tenwarindieVorverhandlungsphasederIGAD-Gesprächeeingebun-den.DieimAnhangaufgelistetenzahlreichenGesprächegebeneinenHinweisdarauf,wielangdiesewaren,inklusiveallderverschiedenenBemühungen,diebereitsvor1994gemachtwurden.ImweitestenSinnebefindetsichdasHoNimmernochinderVorverhandlungsphase–ob-wohleskeineVerhandlungimklassischenSinneist.FallssichdieIdeeaufderzweitenKonferenzindenNuba-Bergeninstitutionalisierensollte,kanndiesalseinekonkreteVerhandlungsphasebetrachtetwerden.Ob-wohldieVorverhandlungsphaseeinengewissenDruckbenötigt,istesnichtdieAufgabedesMediatorsoderFazilitators,diesenzuerzeugen.Denndieseristdarumbemüht,eineBeziehungundVertrauenzwischendenKonfliktparteienaufzubauenunddieProblematikzuverstehen.UmVertrauenherzustellenundgleichzeitigdenDruckzuerhöhen,istoftTeamarbeitnotwendig.VonallendreiPhasenbrauchtdieImplementati-onsphasedenmeistenDruck.ImFalldesCPAwarendieVereintenNa-tionendieeinzigeOrganisation,diehierzuinderLagewar.ZuBeginneinerVerhandlungsolltebekanntsein,welcheArtderImplementationgarantiertwerdenkann,fürdenFall,dassdieParteiensicheinigen.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
�9
4)Vorgehen:DieEinteilunginPhasenerleichtertdieMethodenwahlauch,weilderGradderDurchsetzungsfähigkeitdesMediators/Fazili-tatorsjenachPhasesehrvariiert.DerAnsatzderFazilitation,derwe-nigerinterventionistischundwenigerstrukturiertist,isttypischfürdieVorverhandlungsphase.WährendderVerhandlungenwirdeherMedi-ationangewendet,dasiedenAblaufsteuertundKommunikationför-dert.GemässderEinschätzungvonAttaElBatthaniistdasSchweizerEngagementimFriedensprozessimSudan«moreofasoft,lowprofiletypeofengagement,unlikethemodeofengagementbyotherEuropeanandWesterncountries.»89
5)Mediationsmodell:DieMediatorenderWaffenstillstandsverhand-lungenindenNuba-BergenundderCPA-Verhandlungenwareneher«outsider/neutral».DasHoNhingegenorientiertesicham«insider/par-tial»-Modell,indemhäufigeinePersönlichkeitausdemSüdsudandenProzessunterstützte. JedochbestandenalleuntersuchtenMediations-undFazilitationsbemühungenausTeamarbeitvonPersonenausAfrikaundausdemWesten.DerTeamcharakter solcherProzesse istbeach-tenswert:Mindestens10PersonenwarenindenNuba-Waffenstillstandinvolviert,11indieCPA-Verhandlungenund4–20indieHoN-Bemü-hungen.VerschiedeneRollenwerdendabeiübernommen:z.B.diedesFazilitators inderVorverhandlungsphase,der sichdiskret imHinter-grundhält;diedes«Über-Fazilitators»,deralsmoralischeInstanzinderVerhandlungsphaseagiert,zusammenmitderdesMediators,dersichaufdiePraxis-AspektederVerhandlungenkonzentriert.
ZusammenfassendzeigtdiesemethodischeUntersuchungwiesichdiedreiEngagementsderSchweizzeitlichundhierarchischergänzten:dieNuba-VerhandlungenbereitetendenWegfürdieCPA-VerhandlungenaufderoberstenpolitischenEbene,paralleldazuunterstütztedasHoN-ProjektdieVerbindungzwischenderpolitischenEbeneundderBasis.
89 EmailandenAutorvom20.Mai2006.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
90
Tabelle 1: Vergleich von drei Schweizer Mediations- und Fazilitationsdiensten im Sudan
waffenstillstands-verhandlungen in den nuba Bergen
nakuru/naivasha Friedensverhandlungen
entwicklung des «haus der nationa-litäten»
eskalation hoch hoch Mittel bis hochtracks ebene der
entscheidungsfindung
ebene der entscheidungsfindung
Zwischen der Zivilgesellschaft und der ebene der ent
Phase des schweizer engagements
Vorverhandlungen, Verhandlungen und umsetzung
Verhandlungen und umsetzung (finanz. unterstützung unmis)
Vorverhandlungen
Vorgehen Mediation Mediation Fazilitation eines Dialogs
Mediationsmodell
outsider/neutral outsider/neutral insider/parteiisch
ZumAbschlusssollennocheinigeBemerkungenzumProfilderSchwei-zergemachtwerden:Dadurch,dasseineGruppevonSchweizerExper-tenundDiplomatenindieverschiedenenBemühungeninvolviertwar,wareinerseitsdiplomatischeExpertisevorhanden,wasProfilundZu-gangzuRegierungenunddiplomatischenKreisenmitsichbrachte.Di-eseExpertisewurdeverkörpertdurchBotschafterJosefBucher,ineinerfrühenPhaseauchdurchdieSchweizerDiplomatenPietroPiffarettiundAndreaSemadeni,ThierryRegenassundSalmanBalinderzwei-tenPhasesowieabOktober2005durchBotschafterJean-DanielBiéler.AndererseitswardurchdieBeteiligungvonExpertenwie«Kwacakworo»einesehrausgeprägteSudan-Expertisevorhanden,dieZugangzuWis-senvorOrtermöglichte,dieeinschätzenkonnte,obeineIdeerealistischunddurchführbarwar,unddievonderBasiswegVertrauenaufbauenundBefürchtungenzerstreuenkonnte.SchliesslichwardurchdiePer-sonJulianHottingers,derErfahrungeninBurundiundinähnlichenFriedensprozessengesammelthatte,auchmethodologischeExpertisevorhanden.DieseRollenundBereichederExpertisewarennatürlichnichtvölligfestgelegt.JosefBucher,JulianHottingerundanderehattenauchdetaillierteSudan-Expertise,diesieinvielenJahrendesKontaktes
scheidungsfindung
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
91
zumLandaufgebauthatten.UndExpertenwie«Kwacakworo»sindge-boreneFaziliatoren,dieinderLagesind,BrückenzwischenMenschenzubauen,diediesealssolideundstabilempfinden.
schlussfolgerungen
DiedreiuntersuchtenFällezeigen,dasseineVielzahlvonMethodenindenverschiedenenPhasenundaufdenverschiedenenEbenennot-wendigist,umderkomplexenSituationeinesKonflikts,wieerimSu-danvorliegt,gerechtzuwerden.Diesbedeutetabernicht,dasseindrit-terAkteuraufallenEbenenmitallenMethodenarbeitensollteundamEndedannwomöglichaufkeinerEbeneErfolgerzielt.Vielmehrerfor-derlichisteinBewusstseinfürdieverschiedenenEbenenundAkteureundeineEntscheidungfürodergegeneinEngagementaufderGrund-lagederjeweiligenPhaseundderpolitischenRealität,mitdermansichkonfrontiertsieht90.WährendinderZwischenzeitzunehmendein«sy-nergic»91,holistischerer,integriertereroder«systemischer»92AnsatzbeifriedenssschaffendenAktivitätenpropagiertwird, teilweiseaufgrunddesScheiternsvonFriedensvereinbarungen,habendieSchweizerBe-mühungenimSudandiesenWegschonseitMitteder1990erJahreein-geschlagen.DiesermehrstufigeundsowohlinBezugaufThemenalsauchaufAkteurevielfältigeAnsatzerforderteinprofundesWissenüberdenjeweiligenFallsowieFreiheitvonbürokratischenSachzwängenwieaufgesplitterteEntscheidungsprozesseodervordefinierte Jahres-oderMehrjahresprogramme.ImFallSudanvereintesichdasWissenüberdieverschiedenenAktivitätenundAkteure indeneinzelnenPhaseninderPersonBotschafterBuchers.DiesermöglichtedenSchweizern,einempolitischenInstinktzufolgen,aufEreignisse,diesichimLaufedesProzessesergaben,flexibelzureagieren,einerklarenVisionzufolgenundsomitdichtamWindzusegeln.DieschweizerischenBemühungen
90 InterviewdesVerfassersmitBotschafterBucher,26.Mai2006.91 Zuppi,Matteo/Cannelli,Ricardo.Sant’Egidio,lamédiation&lapaix.Entretiensréalisés
parEricMorier-Genoud.In:Missions et science sociales,13Oktober.2003,S.119–145.92 Siehez.B.denAnsatzdersystemischenKonflikttransformationdesBerghof-Forschungs-
zentrumsfürKonstruktiveKonfliktbearbeitung.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
92
warenvonErfolgundzeitweiseauchRückschlägengeprägt,siehabenabervorallemgezeigt,dassBeharrlichkeitundEngagementderbetei-ligtenExpertenfürdieSchaffungvonFriedenvonenormerWichtigkeitist,ebensowiediekontinuierlicheRückenstärkungdurchdieSchwei-zerRegierung.Letzterekannabernurauftrechterhaltenwerden,wenninderSchweizerÖffentlichkeiteinstarkerKonsensfürdieseArtvonBemühungenexistiert.DervorliegendeArtikelzeigtauch,dassvielederAnstrengungennichtzudemberühmtenHändeschüttelnführen,dasmanausCNN-Berichtenkennt.JahreodersogarJahrzehntehar-ter,unspektakulärerArbeitsindnotwendig,bevorkleineSchritteihreWirkungzeigen.
DasCPAbeendeteeinenKrieg,der2MillionenMenschendasLe-bengekostethat.NichtdieSchweizhatdiesenbeendet,aberdieSchweizhatdenBodenbereitetmitderNuba-Berge-Waffenstillstandsvereinba-rung,undsiehatdieCPA-VerhandlungendurcheinenihrerExpertenunterstützt.DieUnterzeichnungeinerFriedensvereinbarungistnichtdasEndeeinesFriedensprozesses, sondernderBeginnseinerUmset-zung.DeshalbhatdieSchweizbereits frühdamitbegonnen,MittelundWegezuunterstützen,dieFragenthematisieren,welchesich imZusammenhangmitdemRegierenstellenunddieinVereinbarungenwiedemCPAnichtgelöstwerden.DasHausderNationalitäten-Pro-jektisteinBeispiel.
DerDarfur-KonfliktwirfteinendunklenSchattenüberdieErfolgedesCPA–eineoptimistischeSichtist,dassdasCPAzumindesteinigedenkbareMechanismenaufzeigt,diefürdieNuba-Berge,AbyeiunddieRegiondesBlauenNilsentwickeltwurden,derenAnwendungbeiderDarfurundBeja-Kriseaberebenfallshelfenkönnte.Optimismusistjedochschwierig,solangedieinternationaleGemeinschaftkeinegrös-serenAnstrengungenunternimmt,demFallDarfurmiteinemsorgfältigkombiniertenAnsatzzubegegnen,dersowohleindeutigDruckausübtalsauchdenDialogerleichtert.
DieSchweizerBemühungen imSudanzeigeneinigederpotenti-ellenStärkendesSchweizerProfilsauf:derbescheidene,aberklareStildesEngagements;diehohePriorität,diederKooperationmitanderendrittenAkteurenbeigemessenwird;dieLangfristigkeitdesEngage-ments;undderintegrierteAnsatz,derimFriedensprozessangewendet
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
93
wird.DieVertrautheitderSchweizerExpertenmitdemFöderalismuskönnteauchalsVorteilgesehenwerden,auchwenndieasymmetrischeföderaleStruktur,aufdiesichdieSudanesengeeinigthaben,nichtjenerdesföderalenSystemsderSchweizentspricht.FürdieZukunftkannan-genommenwerden,dassdieSchweizweiterhinErfahrungenindiesemBereichsammelnwird,währendimeigenenLandeinDialogüberdieRollederSchweizinFriedensprozessenstattfindenwird.EinErgebnisdiesesProzesseskönntedieVisionsein,dassdieSchweizeineaktivereRolleauf internationalerEbeneübernimmt,eineklarere langfristigeStrategieentwickeltundsomitihrezivilenwiemilitärischenRessour-cenbessernutztfürdieSchaffungvonFriedenundStabilität-sowohlausEigeninteressewieauchausSolidarität.
anhang: übersIcht über DIe frIeDensgespräche unD -abKommen Im norD-süD-KonflIKt suDans93
1965 Khartum-KonferenzamrundenTisch94
1972 AddisAbeba–Abkommen,beendetedenerstensudanesischenBürgerkrieg
1986 KokoDam-ErklärungderNicht-Regierungsorganisationen(SPLA/MundNationaleAllianzdernationalenRettungdesLandes–NationalAllianceoftheNationalSalvationoftheCountry)
31.7.1986 GesprächezwischenSadiqAl-MahdiundJohnGarang
März1988 GesprächezwischenMirghani(DUP)undGarang(SPLM)inHarare,diezueineram16.NovemberinÄthiopienab-geschlossenenVereinbarungführten,unterstütztdurchden
93 Fallsnichtandersmarkiert,istdieQuelle:TheSudanPeaceProcessesandDocuments,Nor-wegianSupportGroupForSudan,http://www.sudansupport.no/english_pages/peace-pro-cesses.html.
94 ChronologyofConflictResolutionInitiativesinSudan,GeorgeMasonUniversity,InstituteforConflictAnalysisandResolution,1991.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
9�
GlobalInter-ActionCouncilofFormerHeadsofStateandGovernment
19./20.8.1989 TreffenderSPLA/MundGoS(GovernmentofSudan)inAddisAbeba(Äthiopien),ohneexternenMediator
1.–5.12.1989 TreffenderSPLA/MundGoSinNairobi(Kenia),erstedi-rekteGespräche, späterunterstütztdurchdenehemaligenUSPräsidentenJimmyCarter
25.1.1992 GesprächezwischenSSIM/A(ehemalsSPLM/A-United)undGoSinFrankfurt95
Mai/Juni1992 TreffenzwischenSPLA/MundGoSinAbuja(Nigeria),derehemaligenigerianischePräsidentIbrahimBabangida,Vor-sitzenderderOAU,agiertalsMediator
April/Mai1993 TreffenderSPLA/MundGoSinAbuja(Nigeria),derehe-maligenigerianischePräsidentIbrahimBabangida,Vorsit-zenderderOAU,agiertalsMediator
1993 TreffenderSPLA/MundGoSinNairobi,Kenia
7.September1993EinrichtungdesIGAD(D)StandingCom-mitteeonPeaceimSudan
1994 BeginndesIGAD(D)-ProzesseszwischenSPLM/A,SPLM/A-UnitedundGoS,vierGesprächsrunden,diezueinerPrin-zipienerklärung(DeclarationofPrinciplesDOP)führten
Juni1995 AsmaraErklärung,AllianzzwischenderNationalDemo-craticAlliance(NDA)undSPLM/A
1996 GesprächezwischenGoSundSPLA-BahrEl-GhazalGruppe,diezurSudanesischenPolitischenCharta(SudanesePoliticalCharter)führten
1997 Khartum-ProzessmitGesprächenzwischenGoSundver-schiedenenRebellengruppen,jedochohneSPLA/M.Führte
95 Machar,Riek.SouthSudan:AHistoryofPoliticalDomination–ACaseofSelf-Determi-nation.UniversityofPennsylvania,AfricanStudiesCenter,http://www.africa.upenn.edu/Hornet/sd_machar.html.
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
95
zurKhartum-Vereinbarungvom21.April1997,zurNuba-Berge-Vereinbarung(NubaMoutainsAgreement)vom21.April 1997 zwischen GoS und Nuba Mountains UnitedSPLM/AsowiezumFashodaAgreementvom20.Septem-ber1997zwischenGoSundSPLM/AUnitedunterderFüh-rungvonLamAkol
1997 FortsetzungderIGAD(D)VerhandlungenzwischenGoSundSPLM/A,jedochohnegrossenErfolg
1999 GesprächezwischenGoSundderBürgerfrontdesBlauenNils(BlueNileCitizensFront),führtezurVereinbarungdesBlauenNils(BlueNileAgreement)
1989–2000 Reihevon«people-to-people»-KonferenzenunterderFeder-führungdesNeuenSudanesischenKirchenrats(NewSudanCouncilofChurches)undanderenOrganisationenzudenverschiedenKonfliktenderSüdsudanesischenGruppen,z.B.LokiDinka-NuerAccordof1998,WunlitDinka-NuerCo-venant1999,WaatLouNuerCovenant1999,LiliirCovenant2000,Kisumudeclerations2001,WashingtonDinka-Nuerdecleration2002
1999–2001 InitiativeLibyensundÄgyptenszurFazilitationvonGe-sprächenzwischenGoSunddenOppositionsparteien imNorden,führtezumägyptisch-lybisch-sudanesischenKom-muniquévon2000unddemMemorandumvon2001
Nov.2000 Workshop in Aberare, Anstoss zur Idee des Hauses derNationalitäten
Januar2002 Nairobi Erklärung nach den Gesprächen zwischen RiekMachar (SPDF)undJohnGarang(SPLM/A) inNairobi,diediebeidenRebellengruppen,diesich1991voneinandergetrennthatten,wiedervereinten
Januar2002 schweizerisch-amerikanischeInitiativeaufdemBürgenstock,führtezumWaffenstillstandindenNuba-Bergen
Juli2002 IGAD(D)-Prozess,führtezumMachakos-Protokoll,einemvorläufigenFriedensabkommen
aktuelle DIskussIon
BULLETIN 2006 ZUR SCHWEIZERISCHEN SICHERHEITSPOLITIK
9�
Nov.2002 IGAD(D)-Prozess, führte zum Memorandum über dieRegierungsstruktur
Juli2003 IGAD-ProzessführtzumNakuru-Entwurf
Sept.2003 BeginnderNaivasha-TreffenzwischenTahaundGarang,diesichmitdenThemenSicherheit,demTeilenvonWohlstandundMacht,diedreiumstritteneRegionen,beschäftigt
Nov.2003 Frauen-KonferenzimHausderNationalitäten,Lokichokio
Juni/Juli2004 SPLM/A-KonferenzimSüdsudan,ander300Könige,Häupt-lingeandspirituelleFührerteilnehmen
9.1.2005 ComprehensivePeaceAgreement
9.7.2005 Übergangs-StaatsverfassungderRepublikSudan