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DIE ENTSTEHUNG DES GLAUBENSBEKENNTNISSES BIS ZUR HEUTIGEN GESTALT

GESCHICHTE UND THEOLOGIE

VORTRAG IN DER ÖKUMENISCHEN VORTRAGSREIHE, 16.10.2018, MARBURG

PROF. DR. CORNELIUS ROTH, FULDA

HINFÜHRUNG

• 1. Teil: Entstehung, Entwicklung und Verbreitung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses bis hin zur endgültigen Durchsetzung in Glaube und Liturgie durch die Herausgabe des römischen Katechismus (1566) und Breviers (1568)

• 2. Teil: Aufbau, Struktur, Theologischer Inhalt des Apostolischen Glaubensbekenntnisses

1. TEIL: ENTSTEHUNG

• Neutestamentliche Glaubensformeln (Röm 10, 9; 1 Kor 15, 3-5; Eph 4, 4-6)

• Eigentlicher Ort des Glaubensbekenntnisses ist die Taufe und dort das dreigliedrige Bekenntnis zum Dreifaltigen Gott (Anlehnung an Mt 28,19)

• Im 2./3. Jahrhundert Erweiterung der dreigliedrigen Frage bei der zweiten und dritten Teilfrage (Sohn und Heiliger Geist)

1. TEIL: ENTSTEHUNG

Zwei Beispiele aus der östlichen Tradition

• „Brief der Apostel“ (160-170, Kleinasien)

„An den Vater, den Herrscher über das All

und an Jesus Christus, (unseren Erlöser)

und an den Heiligen Geist, (den Beistand)

und an die heilige Kirche

und an die Vergebung der Sünden.“

1. TEIL: ENTSTEHUNG

• Papyrus „Dêr Balyzeh“ (4. Jahrhundert, Oberägypten)

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,

und an seinen einziggeborenen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus,

und an den Heiligen Geist,

und an die Auferstehung des Fleisches,

in der heiligen katholischen Kirche.“

1. TEIL: ENTSTEHUNG

• Für den Osten bleibt charakteristisch, dass es eine Vielzahl von ähnlich klingenden, aber doch nicht in allem übereinstimmenden Glaubensbekenntnissen kannte.

• Allerdings hat hier die Entwicklung durch die Glaubensbekenntnisse von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) dogmatisch einen gewissen Abschluss gefunden.

• Bis heute ist in der Orthodoxie das sog. „Nicäno-Constantinopolitanum“ das maßgebliche Glaubensbekenntnis (bei uns als „Großes Glaubensbekenntnis“ bekannt), das seit dem Mittelalter auch im Westen in die Messe integriert wurde.

1. TEIL: ENTSTEHUNG

• Im Westen wird das Apostolische Glaubensbekenntnis zum maßgeblichen Bekenntnistext

• Es gibt zwei Formen bzw. Entwicklungsstufen

• die ältere, römische Form, die als stadtrömischer Text im 2. und 3. Jahrhundert entstand und sowohl griechisch als auch lateinisch überliefert ist (R)

• die jüngere Form, der später allgemein angenommene Text, der ungefähr im 7. Jahrhundert wahrscheinlich in Südgallien entstand (T)

I. TEIL: ENTWICKLUNGSSTUFEN DES APOSTOLICUMS

• Traditio apostolica (Anfang 3. Jahrhundert) – R

(Glaubst Du an Gott, den allmächtigen Vater?)

Glaubst Du an Christus Jesus, den Sohn Gottes, der geboren wurde vom Heiligen Geist aus Maria, der Jungfrau, und der gekreuzigt wurde unter Pontius Pilatus und gestorben und begraben wurde, und auferstanden ist am dritten Tag lebend von den Toten, und hinaufgestiegen ist in die Himmel

und zur Rechten des Vaters sitzt, der kommen wird, Lebende und Tote zu richten?

Glaubst Du an den Heiligen Geist und die heilige Kirche und die Auferstehung des Fleisches?


• Ambrosius / Mailänder Synode, Brief an Papst Siricius (390) – R

„Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater,

und an Jesus Christus, seinen einzigen Sohn, unseren Herrn, der geboren wurde vom Heiligen Geist aus Maria der Jungfrau, unter Pontius Pilatus gelitten hat, gestorben ist und begraben wurde, am dritten Tag auferstanden ist von den Toten, hinaufgestiegen ist zu den Himmeln, zur Rechten des Vaters sitzt, von wo er kommen wird, Lebende und Tote zu richten;

und an den Heiligen Geist, die heilige Kirche, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung des Fleisches.“


• Sacramentarium Gelasianum (6. Jahrhundert, stadtrömische Liturgie) – R

„Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater?

Glaubst Du auch an Jesus Christus seinen einzigen Sohn, unseren Herrn, der geboren wurde und gelitten hat?

Glaubst Du auch an den Heiligen Geist, die heilige Kirche, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung des Fleisches?“

I. TEIL: ENTWICKLUNGSSTUFEN DES APOSTOLICUMS• Antiphonale von Bangor (680-691, Nordirland) – T

„Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, den Unsichtbaren, den Erschaffer aller sichtbaren und unsichtbaren Geschöpfe.

Ich glaube auch an Jesus Christus, seinen einzigen Sohn, unseren Herrn, den allmächtigen Gott, empfangen vom Heiligen Geist, geboren von Maria, der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, der, gekreuzigt und begraben, hinabgestiegen ist in die Unterwelt, am dritten Tag auferstanden ist von den Toten, hinaufgestiegen ist in die Himmel und zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters sitzt; von dort wird er kommen, Lebende und Tote zu richten.

Ich glaube auch an den Heiligen Geist, den allmächtigen Gott, der eine Substanz mit dem Vater und dem Sohn hat, dass die katholische Kirche heilig ist, die Vergebung der Sünden, die Gemeinschaft der Heiligen, die Auferstehung des Fleisches. Ich glaube (an) ein ewiges Leben nach dem Tod und das ewige Leben in der Herrlichkeit Christi.

Das alles ist mein Glaube an Gott.“


• Hl. Pirmin, De singulis libris canonicis scarapsus“ (718-724, Süddeutschland) – T

„Glaubst Du an Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde?

Glaubst Du auch an Jesus Christus, seinen einzigen Sohn, unseren Herrn, der empfangen wurde vom Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen ist zur Unterwelt, am dritten Tag auferstanden ist von den Toten, hinaufgestiegen ist zu den Himmeln, zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters sitzt, von wo er kommen wird, Lebende und Tote zu richten?

Glaubst Du an den Heiligen Geist, die heilige katholische Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, die Vergebung der Sünden, die Auferstehung des Fleisches, das ewige Leben?“

II. TEIL: AUFBAU, STRUKTUR UND BEDEUTUNG DES APOSTOLICUMS

a. Aufbau und Struktur

Drei Sätze mit dem Sohn im Zentrum

Jesus Christus: Ausführlichster Teil, Fokussierung auf Geburt, Leiden, Tod und Auferstehung Christi (auch in der Frömmigkeit und Kunst)

Vater: Gesicht des allmächtigen Vaters und des Schöpfers aller Dinge

Heiliger Geist: Zeit der Kirche und der Sakramente (Bezug der Sätze „Vergebung der Sünden“ und „Gemeinschaft der/des Heiligen“ auf Taufe und Eucharistie)


b. Theologische Bedeutung des Apostolicums als Text des Taufbekenntnisses

Dreimalige Antwort auf dreimalige Frage nach dem Bösen und dem Glauben (existentielle Bedeutung)

Der Inhalt des christlichen Glaubens hat seinen unaufgebbaren Ort im Zusammenhang des Bekenntnisses, das als Zusage und Absage, Bekehrung und Kehre des menschlichen Seins dem Leben des Menschen eine neue Richtung gibt

Christliche Lehre existiert in der Einheit des „Symbolums“

Glaubensverkündigung in „demütigem Selbstbewusstsein“ (J. Wanke)

Dialogizität des Glaubens

Wegcharakter des Glaubens

So gehört zum Glauben wesentlich das Bekenntnis, das dialogische Wort und die Gemeinschaft


c. Bedeutung des Apostolicums als „Kompass des Glaubens“ in der Welt von heute

„Kurzformeln des Glaubens“ (Chancen und Gefahren)

Relevanz des Apostolicums

Kompass auf dem Weg des Glaubens

Dogmen als „Vertrauenssätze“

Dogmen als „formuliertes Kollektivgedächtnis“ (J.B. Metz)

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

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