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kristalline Provence 03 Esterel Geologie - 1 -
Die kristalline Provence4.3. Geologie
4.3.1. Geologische Entwicklung– Oberes Karbon (Stephanium, um 300 Mio a): Senkungsbecken von Reyran;– Perm (Ende Paläozoikum, 299-251 Mio a): kontinentales Rift in herzynischem
Massiv (Durchdringung des herzynischen Sockels von Mauren und Tanneron) ⇒einzelne Gräben in O-W-Richtung, dabei 30 Mio a lang intensiver Vulkanismus, imWesentlichen Spaltenvulkane durch große Randverwerfungen, dazwischen auchEinzelvulkane; Graben von Avellan (Unteres Perm, Autunium, 295 Mio a).
– Mesozoikum: starke Erosion.– Tertiär, Quartär: Kippung Richtung Mittelmeer durch Hebung der Alpen.– Große Verwerfungen in O-W-Richtung.– Gesteine des Esterel finden sich auch auf Korsika (Entstehung im Tertiär).
umgezeichnet aus www.geologierandonneurs.fr - geologie Esterel.pdf
Historische Geologie des Esterel-Massivs:die großen Etappen
Ⓐ Paläozoikum, Beginn Perm, 300 Mio a: herzynische Kette
Mauren Tanneron
umgezeichnet aus www.geologierandonneurs.fr - geologie Esterel.pdf
Ⓑ Ende Paläozoikum, Ende Perm, um 290 Mio a: Esterel-Vulkanismus
Esterel
Mauren Tanneron
Senkungsbecken von Reyran
Maure Vieille
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4.3.2. Vulkanismus des Esterel
4.3.2.1. Erklärung durch plattentektonische EreignisseHintergrundbeschreibung der zu Grunde liegenden Prozesse im Anhang (Pk12).
4.3.2.1.1. Übersicht In kleinem Bereich in „Miniatur-Format“ Belege für Bildung und Zerfall von Pangäa
entsprechend WILSON-Zyklus:a. metamorpher Sockel der herzynischen Kette, entstanden während Kontinentkolli-
sion;b. Senkungsbecken als Vorläufer des Rifting mit Sedimention und Kohlebildung im
Karbon;c. kontinentales Rift und Vulkanismus in Folge des Zerbrechens von Pangäa.
umgezeichnet aus www.geologierandonneurs.fr - geologie Esterel.pdf
Ⓒ Mesozoikum: Erosion
EsterelMauren Tanneron
umgezeichnet aus www.geologierandonneurs.fr - geologie Esterel.pdf
Ⓓ Tertiär, Quartär: Hebung
Vulkanismus(Esterellit von Dramont)
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4.3.2.1.2. Kontinentkollision (350 Mio a)
Während herzynischer Gebirgsbildung Entstehung metamorpher Gesteine des Tan-neron beiderseits von Reyran.
Am Ende der Kollision (290 Mio a, herzynische Orogenese) basischer (SiO2-armer)Vulkanismus B1 (chemisch „calco-alcalin“, Ca- und Na-K-reich).
umgezeichnet aus www.geologierandonneurs.fr - Esterel Lac Avellan.pdf
Entstehungmetamorpher Gesteine
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4.3.2.1.3. Entstehung von Senkungsbecken und Gräben (Becken von Reyran, Graben von Avellan)
a. Senkungsbecken von ReyranOberes Karbon (Stephanium, 300 Mio a); heiß-feuchtes Klima ⇒ Kohlebildung; Sedimentation.
b. Graben von AvellanUnteres Perm (Autunium, 295 Mio a); Absenkung und Grabenbildung.
umgezeichnet aus www.geologierandonneurs.fr - Esterel Lac Avellan.pdf
Mt Vinaigre
Becken von Reyran
A 8 Reyran
metamorpher Sockel
vulkanisches Gebiet
Graben von Avellan
Malpasset
Lac d*Avellan
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4.3.2.1.4. Zerfall des Superkontinentes Pangäa
– Rifting und Spaltenvulkanismus: Ausdehnungsphase, Weiterentwicklung des Senkungsbeckens in ein kontinentales
Rift (es entwickelt sich kein ozeanischer Rücken), dichtes Netz von Spalten in N-S- und O-W-Richtung (Rift von Reyran)⇒ Auftreten des Esterel-Vulkanismus: sog. „Serie 2“ (s. 4.3.2.2.),
Typ Spaltenvulkanismus, saure Ergüsse A1 (280 Mio a), A2 (Steinbruch Abel)und A11 (250 Mio a); durch Vulkanismus entstehendes Esterel-Massiv überlagert herzynischenSockel zwischen Mauren und Tanneron.
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Abschiebungen undgekippte Schollen
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– Verteilung von Ergüssen im Bereich des Rifts von Reyran:
Rift von Reyran und Graben von Avellangeologische Übersicht
★Erguss Dolerit D1★
★saurer Erguss A2 Steinbruch Abel
★Erguss D1 Steinbruch Reyran
Erguss B1 AvellanTrachytbasalt
★
Lac de Avellan
Graben vonAvellan
Malpassetehem. Talsperre
saurer Erguss A1
A 8
Tanneron(metamorpher
Sockel)
Esterel(vulkanisches
Massiv)
Riftvon Reyran
Rift-Achse
umgezeichnet aus www.geologierandonneurs.fr - Esterel Lac Avellan.pdf
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4.3.2.2. Vulkanismustypen
– Im Esterel drei Vulkanismustypen:☞ Unterscheidung nach
– SiO₂-Gehalt (hoch: „sauer“, niedrig: „basisch“; nicht im Sinne einer pH-Wertangabe zuverstehen!),
– Na-, K- und Ca-Gehalt.a. Basischer Vulkanismus
Sog. „1. Serie“; ☞ Die Bezeichnungen „1.“ bzw. „2. Serie“ sind nicht als zeitliche Reihenfolge zu verstehen,
Ergüsse aus den beiden Serien liegen zeitlich gößtenteils parallel; s. nachfolgendeZeitachsen-Grafik; vgl. auch Kap. 4.3.2.5.2..
„basisch“ (mäßiger SiO₂-Gehalt), „calco-alcalin“ (mittlerer Na-K-Gehalt, rel. ho-her Ca-Gehalt);
Hawaii-Typ; Mugearit, Trachyandesit, Trachybasalt, Hawaiit.In kleinen Ausflüssen, in (z.T. flächigen) Adern; Ergüsse 1B, 1D, 1F, 2αM, 3αM;
b. Saurer VulkanismusSog. „2. Serie“; „sauer“ (hoher SiO₂-Gehalt), „alcalin“ (mittlerer Na-K-Gehalt, niedriger Ca-Ge-
halt)gewaltig im Volumen, mit Rhyoliten und Ignimbriten (Schmelztuff, Glutwolken-
ablagerung), in großen übereinander gelagerten Ausflüssen; Ergüsse A1, A2, A7, A8, A11, A.
c. Intermediärer Vulkanismus„Intermediär“ (mittlerer SiO₂-Gehalt);quarzhaltige Trachyte, in kleinen Ausflüssen.
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50 60 70 80 %SiO₂
6
%K₂O+Na₂O
7
8
9
Esterel (West)Avellan, Reyranbasische Laven
Esterel (Ost)saure Laven
basische AnfangsphaseAvellan, Erguss B1
290 Mio a
Erguss A13: quarzhaltiger TrachytMaure Vieille, Batt.Lions
Phase glasiger RhyolitErgüsse A10, A11
Mt Vinaigre, Maure Vieille250 Mio a
Phase Glutwolken-RhyolitErgüsse A2, A7 usw.
Reyran, Mt Vinaigre, Maure Vieille270 Mio a
Ausfluss-PhaseErgüsse A1 (280 Mio a),
D1 (278 Mio a)Reyran
Zeitverlauf der Ausbrüche
10 Mio a
20 Mio a
10 Mio a
basisch
sauer
intermediär
Daten nach Angaben der geologischen Karte des BRGM
Mio a300 290 280 270 260 250 240 230 220 210 200
ççççç ç1B 1D 1F 3αM 5F
AA7 A11
basisch-intermediär
sauer
zeitliche Verteilung der beiden Erguss-Typen
umgezeichnet aus www.geologierandonneurs.fr - Esterel Lac Avellan.pdf
Die Laven des Esterel-Massivs:Zeitliche Entwicklung der chemischen Zusammensetzung
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4.3.2.3. Erklärung der chemischen Zusammensetzung Datentabelle im Anhang
– Gegebenheiten:• Serie 1 und 2 der vulkanischen Ergüsse mit deutlichen Unterschieden in der che-
mischen Zusammensetzung;• Ergüsse der beiden Serien zeitlich überlappend ⇒ gleichzeitige Existenz saurer
und basischer Magmen in einem komplexen System.– Erklärung nach M. BOUCARUT:
2. Serie: (alcalin): fraktionierte Kristallisation einer Magmaserie aus Basalt und Do-lerit;
1. Serie: (calco-alcalin): aus gleichem Muttermagma mit zusätzlicher Krusten-schmelze mit charakteristisch hohem und im Verlauf zunehmenden K₂O+Na₂O-Gehalt, ohne Zunahme des SiO₂-Gehaltes (Zusammensetzung eines alkalischenGranites); teilweise Entgasung bei zunehmender Abkühlung der Magma.
4.3.2.4. Dynamik des Vulkanismus
4.3.2.4.1. Übersicht– Entwicklung von explosiver zu effusiver Tätigkeit in einem Bereich der generellen
Ausdehnung. Die Ignimbriten entsprechen einer mächtigen Entleerung der Magma-kammer, deren Decke danach einstürzte. a. Ausfluss-Phase: kompakte Laven, Ausflüsse A1 und A2;b. explosive Phase (Glutwolkenausstoß, sehr heiß), Ergüsse A3 - A8;c. Pyromerit-Phase (glasiger Rhyolit): Auftauchen eines Domes (Mt Vinaigre, Mau-
re Vieille).– Zwischen den Ausbruchszeiten Phasen relativer Ruhe (>10 Mio a): Erosion der vor-
herigen Ergüsse ⇒ Konglomerate aus Erosionschutt, Tuff- und Ascheauswürfen.– Mögliche Ursache für abwechselnde Aktivitäts- und Ruhephasen: „lebende“ Ver-
werfungen (mit Ausdehnungs- und Kompressionsphasen).
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4.3.2.4.2. Erste Phase: effusiver Spaltenvulkanismus
– Zeit: 280 Mio a.– Ausdehnungsphase ⇒ Spaltenbildung im Sockel ⇒ Lavaausstrom (effusiv: rel. ru-
hig ausfließend; auch explosive Ausbrüche möglich).– Lava anfangs basisch (B1 Basalt, δ1 Dolerit), danach sauer (z.B. A1, Rhyolit).– Ergüsse A5 - A8: Großflächige Ausbreitung der Lava; sehr schnelle Abkühlung ⇒
feinkristalline Struktur, kaum sichtbare Kristalle.
Spaltenvulkanismus
mikrokristalline Struktur
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Ergussform
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4.3.2.4.3. Zweite Phase: Explosiver Vulkanismus
– Zeit: 270 Mio a; Abstand zwischen effusiver und explosiver Phase 10 Mio a.– Vulkanismus Stromboli-Typ, Brekzien– Schlagartige Befreiung von Gasen im Magma („Sektkorken-Effekt“) ⇒
• Herausspritzen von Lava und Asche bis in große Entfernungen unter Aerosolbil-dung (sehr heiße Lava: Glutwolkenausstoß, Ignimbrit);
• pyroklastische Ströme (an Hängen des Vulkankegels herabströmende sehr heißeAuswurfsmaterialien);
• Glutwolken: Auswurf an den Seiten des Vulkans; sehr hohe Geschwindigkeiten(500km/h), sehr hohe Temperatur, starker Zusammenhalt durch Verschmelzen.
– Grobes Aussehen, Oberfläche zerfurcht; Kristalle sichtbar (Beginn des Ausbruchs)oder glasartig (Ende); oft bröckelig. Erosionsanfällig, oft ruiniforme Bildungen,manchmal auch Prismen. Aus Glutwolkenmaterial Tuff- oder Aschelager (Reyran,Avellan).
– Erguss A7 (Mt. Vinaigre).
Explosiver Vulkanismus
Struktur: sichtbare Kristalle
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Ergussform
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Beispiele im GeländeErguss A7 im Gebiet des Mt Vinaigre: – Bedeutendste vulkanische Phase des Esterel.– Ausdehnung über gesamtes Massiv.– Färbung unterschiedlich, überwiegend typischer „roter Porphyr“ des Esterel.– Entstehung längs der großen Verwerfungen.– Glutwolkenausstöße (Ignimbrit), Auswurf bis 20 km weit.– Zwei verschiedene Materialformen:
• Basis des Ergusses (Col de l’Estarpe): Prismen; feinkörnige Struktur, zahlreichesichtbare Kristalle; Entstehung während Ruhephasen, Kristallisation des Magmasim Schlot;
• Kopf des Ergusses: flüssige Magma, schnelle Abkühlung ⇒ glasartig homogenesMaterial (metastabiler Zustand: Moleküle ungeordnet „erstarrte Flüssigkeit“);sichtbare Kristalle aus Kristallisation in Ruhephase.
Mt Vinaigre, Erguss A7; Überblick
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Ausdehnung N-W:Gorges de Pennafort
Col de l’ Estarpe du Cheval:Fuß des Ergusses
Mt Vinaigre: Dach Erguss A7; Kontakt A7 - A8
Ausdehnung N:le Blavet, Colle Rousse (Bagnols en fôret)
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Mt Vinaigre, Erguss A7; Vergleich der Kristallisationsformen
verändert aus www.geologierandonneurs.fr - Esterel serie magmatique.pdf
Mt Vinaigre:Fuß des Ergusses A7:
Glutwolkenausstoß körnige Struktur, sichtbare Kristalle
Coll du Rouet: glasartiges Material mit Sanidin und
sichtbaren Quarzkristallen
Mt Vinaigre: Dach Erguss A7:
glasartiger Zustand (metastabil),kaum Kristalle
Sanidin(K-Feldspat)
Quarz
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4.3.2.4.4. Dritte Phase: Dombildung
– Zeit: 250 Mio a;– Endphase der großen Rhyolit-Ausbrüche;– dickflüssige Lava, beim Austritt bereits entgast, keine Explosion; ähnlich effusivem
Vulkanismus, Lava aber zähflüssiger und kühler;– Lava formt Vulkandom (pfropfenartiger Verschluss des Schlotes); – durch SiO2 glasiger Rhyolit (Pyromerit): sehr fein kristalline Textur, wenige Quarz-
kristalle, im Anschnitt charakteristische ± waagrechte Spaltebenen (erzeugt durchthermische Spannungen in der Fließtextur).
– Ausfluss A11: Mont Vinaigre oberer Bereich bis Maure Vieille, La Louve, ColletRedon, nur im SO-Bereich, nicht in Reyran. Im Maure Vieille Caldera-Bildungdurch Einsturz des Domes.
– Zwischen A11 und A10 vulkanische Brekzien aus explosivem Ausbruch von A11(verschiedene Materialien durch hohe Temperaturen fest miteinander verschweißt).
Mt Vinaigre, Maure Vieille, Erguss A11– A11: Endphase der großen Rhyolit-Ergüsse.– Lava sehr zähflüssig und entgast, kein Erguss, sondern Dombildung.– Am Mt Vinaigre Dom nach NO gekippt ⇒ Brekzienregion im Gipfelbereich.– In Maure Vieille Einbruch des Domes ⇒ Caldera-Bildung.– Sichtbar am Mt Vinaigre, La Louve, Collet Redon u.a.– Ausdehnung im SO begrenzt, überquert nicht den Reyran.– Sehr feine glasartige Struktur (metastabiler Zustand) aus flüssiger Lava; im An-
bruch typische feinschichtig-blättrige Struktur, entstanden durch thermische Span-nungen.
– Zwischen A11 und A10 vulkanische Brekzien aus explosivem Ausbruch A11; durchhohe Temperaturen miteinander verschweißte unterschiedliche Materialien.
Dombildung
umgezeichnet aus www.geologierandonneurs.fr - Esterel serie magmatique.pdf
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Mt Vinaigre, Erguss A11
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plättchenförmige Anbruchstruktur
Brekzie:ruinenförmige Formen
Prismenförmige Strukturen,blättriger Anbruch
sehr feine glasartige Struktur, wenige Quarzkristalle;
ebene Flächen durch Blättchenstruktur
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4.3.2.4.5. Erkennung der drei Phasen im Gelände
4.3.2.4.5.1. Aussehen der Aufschlüsse
A. Aufschlüsse der effusiven Phase
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A2 (Carrière Abel)
Gut erkennbare, massive Felsformationen. Ähnlich: Dombildungsphase, aber aus zähflüssigerer Lava
B1 (Avellan)
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B. Aufschlüsse der explosiven Phase
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oft ruinenartige, erosionsanfällige Formen (Pas du Confessionnal, Rouet)
Prismenbildung, genarbte Oberfläche(Pennafort, Tanneron)
Glutwolken ⇒Tuff- und Ascheablagerungen
Reyran AvellanFreiräumen des Schlotes(Beginn neuer
Ausbruchsphase) ⇒ Brekzien,Entgasungshohlräume
(Mt Vinaigre)
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4.3.2.4.5.2. Aussehen der Gesteine
Jede der drei Ausbruchsphasen liefert typische Gesteinsformen:
A. Gesteinsformen der effusiven Phase
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B1 (Avellan)porös durch Entgasung
Massiv, kompakt, sehr feinkörnig, glatte Oberfläche
A1 (Reyran), hier besonders typischhomogen, sehr dicht, Muschelbruch
B. Gesteinsformen der explosiven Phase
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Herausgeschleudertes Material (Asche, Lavafetzen) am Boden durch Hitze verschweißt ⇒ Brekzien mit genarbter Struktur, Oberfläche zernagt, kantig, oft brüchig;
Kristalle sichtbar (Beginn des Ausbruchs), glasig-homogen (Ende des Ausbruchs)
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4.3.2.4.6. Relative RuhephasenBeispiele im Gelände
C. Gesteinsformen der Dombildungsphase
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Magma entgast, Erguss ähnlich effusiver Phase, aber Lava kühler und zähflüssiger.
A11 (Maure Vieille)kompakt, hart, feinkristallin;
Strömungslinien durch Mineraliensortierung beim Ausfluss
A11 (Mt Vinaigre)Strömungsstruktur ⇒
Spaltflächen, plättchenförmiger Bruch
www.geologierandonneurs.fr - geologie Esterel.pdf
Maure Vieille, Piste des Œufs de Bouc:Konglomerat
A. Konglomerate
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B. Die Formationen: „Protokoll“ der Geschichte des Esterel
Im Esterel drei „Formationen“ (Ablagerungsschichten aus Erosions- bzw. Vulkanismus-Material)
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Formationen Vulkanismus-Phasen
Formation von Pradineaux (rPx):
Konglomerat aus Rhyolit-Kieseln (A7),Sandstein, Ton
Phase der Dombildungenvon Maure Vielle und Mt Vinaigre
saure Ergüsse A8 bis A13basische Ergüsse 2δ, 2αM
Formation von Bayonne (rBa):
Sandstein, Tuff, Asche
Beginn explosive Phasesaure Ergüsse A2 bis A7keine basische Ergüsse
Formation von Ambon (rAm):
Brekzien, Sandstein, Ton, Asche
effusive Phasesaurer Erguss A1
basischer Dolerit-Erguss 1d
Formation von Pradineaux (rPx) Erguss A2 zwischenFormation von Bayonne (rBa)
und Ambon (rAm)
rBa A2 rAm + Dolerit
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4.3.2.5. Interkontinentaler Vulkanismus
4.3.2.5.1. Grundlagen, Entstehung der Magmakammer, Magmadifferenzierung– Grundlagen:
• plattentektonische Vorstellung (s. 4.3.2.1.); • Becken von Reyran: aktives kontinentales Rift mit einem Manteldiapir aus tiefem
Magma (Hot spot);• Ursache für Entstehungs der beiden verschiedenen Erguss-Serien: Bildung und
Zerfall des Superkontinentes Pangäa.
– Entstehung einer Magmakammer:• In ca. 100 km Tiefe (unter Lithosphäre):
Schmelzen von Peridotit (1 300 °C) ⇒ Magmabildung;• in ca. 30 km Tiefe (Lithosphäre, unter Kruste): Magmaspeicher;• Dichteunterschied heiße Magma - umliegende Kruste ⇒ Aufsteigen des Magmas.
Entstehung einer Magmakammer
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100 km
30 km
Lithosphäre
Asthenosphäre1 300 °C
Schmelzzone
Magmakammer:Speicherung
geschmolzenerMagma
Kruste
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– Differenzierung des Magmas während u.U. langer Lagerzeit in der Magmakammer:Prinzip: „fraktionierte Kristallisation“: ähnlich einer fraktionierten Destillation(Verdampfen der Mischungsbestandteile in der Reihenfolge ihres Siedepunktes)Kristallisation der Mischungsbestandteile der Magma in Reihenfolge ihresSchmelzpunktes:• Ursprüngliche Magma: homogen, basisch (dunkle Farbe);• Abkühlung an kalten Wänden; ⇒ Kristallisation der Anteile mit höchstem Schmelzpunkt (Fe-Mg-Silikate, z.B.
Olivin), ⇒ Absinken der (dichteren) Kristalle, ⇒Verschiebung der chemischen Zusammensetzung hin zu SiO₂-reicher (sau-
rer) Magma;• Endphase (Magmakammer entleert): basische Magma.
– Besonderheiten im Schlot des Vulkans:• In noch geschlossener Magmakammer schnelle Abkühlung durch Kontakt mit an-
grenzendem Gestein, kein Absinken der entstehenden Kristalle;• beim Freiblasen des Schlotes Auswurf dieser kristallisierten Magma über beträcht-
liche Entfernungen (z.B. Ausbruch A7 bei Bagnols en Forêt).
Magmadifferenzierung
www.geologierandonneurs.fr - Esterel serie magmatique.pdf
Kristalle geringerer Dichte
Anfangsphase:homogene, basische Magma
Endphase:differenzierte Magma
Kristallisation ankalten Wänden
Kristalle höhere Dichte
(Fe-Mg-Silikate)
★
✦ ✦✦✦ ✦✦✦✦ ❖
❖❖❖❖
★★★
★★
Asthenosphäre1 300 °C
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4.3.2.5.2. Hypothese zur Entstehung der beiden Erguss-SerienHypothese zur Erklärung für die Koexistenz von zwei Vulkanismustypen (basisch
und sauer) über eine lange Periode:
– Grundlagen: • plattentektonische Vorstellung (s. 4.3.2.1.); • Becken von Reyran: aktives kontinentales Rift mit einem Manteldiapir aus tiefem
Magma (Hot spot);• Ursache der beiden verschiedenen Erguss-Serien: Bildung und Zerfall des Super-
kontinentes Pangäa;
– Hypothese zur Erklärung für die Koexistenz von zwei Vulkanismustypen (basischund sauer) über eine lange Periode:a. Ende der herzynischen Kollisionsepoche (290 Mio a):
Vulkanische Anfangsphase ( 1. Serie mit hohem Na-K- und rel. hohem Ca-Gehalt(„calco-alcalin“), Erguss B1 von Avellan,); Magmakammer liefert zeitlich kontinuierlich basischen Vulkanismus (bis zum Er-guss von Agay, 227 Mio a, d.h. 60 Mio a später, am Ende des Esterel-Vulkanis-mus).
b. Zerfalls von Pangäa (280 Mio a): Rifting-Phase ⇒ aktives Rift mit Manteldiapir. Dieser Diapir jedoch als zu „schwach“ zur Entwicklung eines vollständigen Riftsund eines ozeanischen Rückens ⇒ Stagnation der Magma ⇒ Schmelzen der Kruste ⇒ saurer Vulkanismus (Rhyolit) auf Grund zahlreicher
Verwerfungen, die die Kruste zerteilen; anfangs Vermischung von Krusten-schmelze mit basaltischer Magma;
a.+b. ⇒ über lange Zeit gleichzeitig basische und saure Ergüsse (wegen ihrer unter-schiedlichen chemischen Zusammensetzung keine Vermischung der beiden Mag-masorten).
c. Zusätzlich teilweise Kristallisation in der Magmakammer ⇒ Differenzierung deralkalischen Basaltmagma zu Rhyolit und Entwicklung in Richtung auf Trachyt(Erguss A13 und Batterie des Lions in St Raphaël).
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basischerVulkanismus
Aufwölbung des Mantels(Asthenosphäre)
www.geologierandonneurs.fr - Esterel serie magmatique.pdf
saurerVulkanismus
Rift
Ausgangszustand:Asthenosphäre mit Mantelaufwölbung
Schmelzen der Kruste
fraktionierte Kristallisation
Erklärung für zeitgleiche basische und saure Ergüsse
kristalline Provence 03 Esterel Geologie - 25 -
4.3.2.6. EinzelheitenÜbersicht der Ergüsse mit bekanntem Alter und bekannter chemische Zusammenset-
zung:
Bez.
1B
1D
Ort Zusammensetzung
Avellan
Reyran
Basalt (Ca-Na+K-reich)
Mugearit
Alter/Mio a Serie
290
278
1
1
3αM
1F
5F
A7
Argens
Ambon
Trachyandesit
doloritischer Basalt
Mitan
Reyran
Dolerit
ignimbritischer Rhyolit
246
251
1
1
227
272
1
2
A11
A
La Louve
Preyres
Rhyolit flüssig ausgetreten
Rhyolit nicht-porphyrisch
253
248
2
2
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Grundlage der Darstellung: TAS-Diagramm (Total Alkali vs. Silica 'Gesamt-Alkali gegenSilicium'), zur Einteilung von Ergussgesteinen (Vulkaniten) nach ihrer chemischenZusammensetzung.
nach Angaben aus www.geologierandonneurs.fr - Esterel Lac Avellan.pdf
nach Angaben aus www.geologierandonneurs.fr - Esterel serie magmatique.pdf
37
%SiO₂
1
%K₂O+Na₂O
5
10
15
41 45 49 53 57 61 65 69 73 77
Basalt
Rhyolit
Andesit
basa
ltisc
her
Ande
sit
Dazit
Trachyt
Trachyandesit
Trachy-basalt
basaltischer
Trachyandesit
BasanitTephrit
Phono-nephrit
Tephrit-phonolith
Phonolith
Picro-basalt
ultrabasisch basisch intermediär sauer
★
letzter Trachyt- erguss A13
A11 Vinaigre
A8 M.V.
A2 Reyran
A7 Reyran
A1 Reyran
4H Le Muy
Mio a300 290 280 270 260 250 240 230 220 210 200
ççççç ç1B 1D 1F 3αM 5F
AA7 A11
basisch-intermediär
sauer
zeitliche Verteilung der beiden Erguss-Typen
Chemische Charakterisierung der Esterelvulkanite
1B Avellan
2αM Agay 3αM Agay
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4.3.3. Beobachtungsmöglichkeiten im Gelände
4.3.3.1. Senkungsbecken von Reyran und Graben von Avellans. „Pk04 Avellan Exk.rtd“
4.3.3.1.1. Entstehung des Avellan-Grabenss. „Pk04 Avellan Exk.rtd“
4.3.3.1.2. Übersichtsansichten4.3.3.1.3. Beobachtungsweg im Graben von Avellans. „Pk05 Avellan Exk.rtd“4.3.3.1.4. Dolerit-Steinbruchs. „Pk05 Avellan Exk.rtd“4.3.3.1.5. Steinbruch Abel: Saurer Vulkanismus A2 (Ausfluss-Phase)s. „Pk05 Avellan Exk.rtd“4.3.3.1.6. Ehemaliges Kohlebergwerk Bosons. „Pk05 Avellan Exk.rtd“4.3.3.1.7. Römischer Kanal s. „Pk05 Avellan Exk.rtd“4.3.3.1.8. Beobachtungsweg am Senkungsbecken von Reyrans. „Pk06 Reyran Exk.rtd“4.3.3.1.9. Beobachtungen am Mont Vinaigres. „Pk07 Vinaigre Exk.rtd“4.3.3.1.10. Beobachtungen am Maure Vieilles. „Pk08 Maure Vielle Exk.rtd“4.3.3.1.11. Batterie de Lions (Plage de Santa Lucia, St Raphaël)s. „Pk09 div. Exk.rtd“4.3.3.1.12. Ehemaliger Staudamm Malpassets. „Pk09 div. Exk.rtd“
4.3.4. Nutzung der Gesteine des Esterel
4.3.4.1. Rhyolitabbau– Seit Antike bis 18. Jh. Herstellung von Mühlsteinen für Öl und Getreide aus Rhyo-
lit.– Abbau bei Bagnols-en-Forêt: schon fast fertig gestellte Räder lassen auf fluchtarti-
ges Verlassen schließen, wahrscheinlich im 14. Jh., zur Zeit der großen (Pest-)Epi-demien.
– Im Wrack eines Schiffes (vermutlich Sarazenen) aus 10. Jh. Rhyolitmühlsteine ge-funden.
– Steinbruch von Valescure: seit Römerzeit, noch heute in Betrieb.
kristalline Provence 03 Esterel Geologie - 28 -
Quellen
1. Massif_des_Maures.html (wikipedia.fr)2. http://www.ac-nice.fr/svt/sorties/argens/compléments.3. Massif de l'Esterel (wikipedia.fr)4. www.geologierandonneurs.fr - Esterel Lac Avellan.pdf5. www.geologierandonneurs.fr - Esterel serie magmatique.pdf6. www.geologierandonneurs.fr - geologie Esterel.pdf7. http://de.wikipedia.org/wiki/Magmatische_Differentiation8. http://de.wikipedia.org/wiki/TAS-Diagramm9. http://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/TAS?lang=de&language=ger-
man&10. http://fr.wikipedia.org/wiki/Lérins#Catastrophe_naturelle_et_légende_d‘Honorat