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ISSN 1830-3862 Jahresbericht 2012 Der Lebensmittelsicherheit in Europa verpflichtet ISSN 1830-3854

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EIT JAH

RESBERICHT 2012

Jahresbericht 2012

Der Lebensmittelsicherheit in Europa verpflichtet

iSSN 1830-3854

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J A h r E S b E r i c h t 2012

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VORWORTE Vorwort von Paola Testori-Coggi 2

Vorwort von Catherine Geslain-Lanéelle 4

I. EINLEITUNG 6

II. WICHTIGE ERRUNGENSCHAFTEN 2012 10

1. Wissenschaftliche Gutachten und Beratung 11

2. Bewertung genehmigungspflichtiger Erzeugnisse, Stoffe und Angaben 16

3. Datenerhebung, wissenschaftliche Zusammenarbeit und Vernetzung 22

4. Kommunikation und Dialog 26

5. Governance und Support 30

III. AUSBLICK 32

IV. ANHÄNGE 36

Anhang I Organisationsstruktur 36

Anhang II Akronyme 38

Anhang III Wissenschaftliche Ergebnisse und begleitende Veröffentlichungen der EFSA 2012 40

Anhang IV Statistische Angaben zur Unabhängigkeit 2012 42

Anhang V Finanzbericht 44

I N H A LT

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Der Wert der wissenschaftlichen Beratung der EFSA offenbarte sich im gesamten Verlauf des Jahres 2012, in dem die Behörde wissenschaftliche Gutachten zu Themen der Lebensmittelsicherheit hervor-brachte, die für die öffentliche Gesundheit und den Verbraucherschutz von zentraler Bedeutung sind. Auf Ersuchen der Kommission befasste sich die Behörde mit komplexen und herausfordernden Fragen, die sich über die gesamte Spannbreite an Fachgebieten innerhalb ihres Aufgabenbereichs erstreckten. Wie in den Vorjahren leistete die EFSA im Rahmen ihrer Tätigkeit regelmäßig dringende Beratung, und ihre schnelle Reaktion auf neue Situationen, wie etwa das Auftreten des Schmallen-berg-Virus oder Salmonella Stanley, ermöglichte es der Europäischen Kommission, zeitnahe Entschei-dungen im Hinblick darauf zu treffen, wie unsere Bürger am besten geschützt werden können.

Die wissenschaftliche Beratung der EFSA hatte nicht nur Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit, sondern auch auf Umweltaspekte, und Gutachten

zu Themen wie Pestizide erweitern kontinuierlich die Datengrundlage für die Bemühungen der EU um eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung.

Die EFSA ist nach wie vor mit der Bewertung regu-lierter Produkte beauftragt; ihre diesbezügliche Beratung hat erhebliche wirtschaftliche Auswirkun-gen für so unterschiedliche Bereiche wie neuartige Lebensmittel, Lebens- und Futtermittelzusatzstoffe, nährwertbezogene Angaben oder genetisch ver-änderte Organismen und unterstützt auf wertvolle Weise die EU-Strategie für intelligente und nachhal-tige Innovation im Agrar- und Lebensmittelsektor.

Es ist unerlässlich, dass die EU ihr Vermögen zur wissenschaftlichen Bewertung von Risiken für die Lebensmittelkette bewahrt und weiterentwickelt, und es ist beruhigend, dass die EFSA eine zentrale Rolle beim Aufbau einer integrierten europäischen Risikobewertungsgemeinschaft spielt, die über die nötigen Fähigkeiten, Kenntnisse und Kapazitä-ten verfügt, um den zukünftigen Anforderungen

gerecht zu werden. Die Neubesetzung von acht der zehn Wissenschaftlichen Gremien und des Wissen-schaftlichen Ausschusses der Behörde im Jahr 2012 veranschaulicht, dass sie in der Lage ist, hoch qualifi-zierte Wissenschaftler für die Mitarbeit zu gewinnen.

Dabei ist unbedingt hervorzuheben, dass viele Aspekte der Arbeit der EFSA von erheblichem öffentlichem Interesse sind und konkrete Auswir-kungen für die Bürger und die von ihnen konsu-mierten Lebensmittel haben. Zunehmend hat sich die EFSA mit komplexen und ethisch schwierigen Themen zu befassen, wie etwa den jüngsten Arbeiten zum Klonen von Tieren oder Nanotechno-logien. Diese Themen betreffen häufig sich schnell entwickelnde Wissenschaftsbereiche, was eine echte Herausforderung für die Kommunikation darstellt, wie der jüngste und insgesamt positiv ausfallende externe Bericht über die EFSA betont.

In dieser Hinsicht zeigte die EFSA, dass sie ihre Ver-pflichtung zur Einbindung von Interessengruppen

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VO RWO R T von Paola Testori - Coggi

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und zur überprüfung ihrer Beratung im Lichte neu-ester wissenschaftlicher Erkenntnisse ernst nimmt, wie ihre schnelle Reaktion auf eine neue Studie über den genetisch veränderten Mais NK603 und ein Glyphosat-haltiges Herbizid veranschaulichte. Das Bekenntnis der EFSA zu Offenheit und Transparenz steht außer Frage und ist von zentraler Bedeutung für die Stärkung des Vertrauens unserer Bürger in den Regulierungsprozess. Initiativen, die 2012 ergrif-fen wurden, wie die Öffnung wissenschaftlicher Sit-zungen für Beobachter, bezeugen das Engagement der Behörde in diesem Bereich. Eine entscheidende Frage für die EFSA bleibt dabei gewiss das empfindli-che Gleichgewicht zwischen dem Zugang zu bestem wissenschaftlichen Fachwissen und der gleichzei-tigen Notwendigkeit, Unabhängigkeit zu gewähr-leisten und Interessenkonflikte zu vermeiden.

Selbstverständlich bot das Jahr 2012 auch eine gute Gelegenheit, auf die zehn Jahre zurückzublicken, die seit dem Inkrafttreten des Allgemeinen Lebens-

mittelrechts und der Errichtung der EFSA ins Land gezogen sind. Eine in Parma organisierte hoch-rangige Konferenz für institutionelle Partner und Interessengruppen bot im November Gelegenheit, aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen, wobei der Schwerpunkt wohlweislich auf den neuen Gegebenheiten lag, denen sich die Europäische Lebensmittelsicherheit gegenüber sieht. Zweifellos hat sich das Arbeitsumfeld der EFSA in den letzten zehn Jahren erheblich verändert – angetrieben von diversen Faktoren wie technologischem und wissen-schaftlichem Fortschritt, der Wirtschaftskrise und gesellschaftlichem Wandel –, und die EFSA arbeitet hart daran, mit den an sie gestellten Anforderun-gen Schritt zu halten. Sie beweist immer wieder aufs Neue, dass sie trotz des zu bewältigenden Arbeitspensums ihre Arbeitsabläufe so anpassen kann, dass sie diesen Anforderungen gerecht wird.

Dies zeigte sich 2012 in den anhaltenden struk-turellen Anpassungen der Organisation, ihrem

Bekenntnis zu Effizienz, der Annahme und Um-setzung ihrer neuen Unabhängigkeitsrichtlinien sowie der effektiven und effizienten Nutzung der ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen.

Die Kommission blickt einer ungebrochen starken wissenschaftlichen und technischen Unterstützung seitens der EFSA auch im Jahr 2013 entgegen. |

Paola Testori-CoggiGeneraldirektorin für Gesundheit und Verbraucher,Europäische Kommission

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Neben den Veranstaltungen anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens hat die EFSA im Jahr 2012 eine Reihe wichtiger Meilensteine erreicht.

Im September wurde der Bericht über die zweite externe Bewertung veröffentlicht. Dieser bot dem Verwaltungsrat eine solide Grundlage, um am Ende des Jahres den künftigen Kurs der Behörde festzule-gen. Der Verwaltungsrat erhielt bei dieser Aufgabe Unterstützung von einer hochrangigen institutionel-len Konferenz, die anlässlich des zehnten Jahrestags der EFSA im November in Parma abgehalten wurde. Hieran nahmen Vertreter der wichtigsten institu-tionellen Akteure im Bereich der europäischen Lebensmittelsicherheit teil, um die Erfahrungen der letzten zehn Jahren zu erörtern und sich mit den bevorstehenden Herausforderungen und wachsen-den Anforderungen an die Behörde auseinanderzu-setzen. Die im Dezember veröffentlichten Empfeh-lungen des Verwaltungsrats enthielten eine Reihe von Vorgaben, von denen die EFSA sich bereits mit einigen befasst und deren Umsetzung im mehrjäh-rigen Arbeitsprogramm der EFSA dargelegt ist.

Die Umsetzung der Wissenschaftsstrategie 2012-2016 wurde mit dem Weiterbildungsangebot im

Bereich der Risikobewertung sowohl für externe Sachverständige als auch für Mitarbeiter der EFSA sowie durch die Zusammenarbeit mit der Kommis-sion im Rahmen des Programms „Bessere Schulung für sicherere Lebensmittel“ fortgesetzt. Diese Initiati-ven wurden von den mehr als 600 Wissenschaftlern begrüßt, die an der im November anlässlich des zehnten Jahrestags der EFSA organisierten wissen-schaftlichen Konferenz teilnahmen. Die zweitägige Veranstaltung bot eine konstruktive Plattform für Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen, um allgemeine Fragen der Risikobewertung sowie künftige Herausforderungen zu erörtern. Die Kon-ferenz erwies sich als äußerst nützliche Ergänzung der Sitzungen im Bereich Risikobewertung, und die EFSA erwägt, im Rahmen ihres Auftrags zur Wei-terentwicklung der europäischen Risikobewertung derartige Veranstaltungen regelmäßig abzuhalten.

Die Nachfrage nach wissenschaftlicher Beratung durch die EFSA war auch 2012 unverändert stabil. Im Arbeitsprogramm wurden weiterhin wichtige Themen der öffentlichen Gesundheit und des Umweltschutzes berücksichtigt, und bei dringenden Ersuchen zu Themen wie Salmonella Stanley wurde Beratung geleistet. Zu den Höhepunkten zählte die

Neubewertung der Sicherheit des Süßungsmittels Aspartam. Nach einem Aufruf zur Einreichung von Daten und der im Jahr 2011 durchgeführten Lite-raturrecherche begann das Gremium für Lebens-mittelzusatzstoffe und Lebensmitteln zugesetzte Nährstoffquellen (ANS-Gremium) 2012 mit einer vollständigen Neubewertung des Süßungsmit-tels, bei der es zu dem Ergebnis gelangte, dass die Daten zu einem Metaboliten, Diketopiperazin, nicht ausreichend waren. Daher wurde ein neuer Aufruf zur Einreichung von Daten in die Wege geleitet, und das abschließende Gutachten ist jetzt für 2013 geplant. Die EFSA veröffentlichte einen weiteren Aufruf zur Einreichung von Daten zu Bisphenol A (BPA), einem Lebensmittelkontaktmaterial, das ebenfalls in der Öffentlichkeit für Bedenken sorgt, und lud im Oktober nationale Sachverständige zu einem Informations- und Meinungsaustausch nach Parma ein; ein Gutachten zu BPA ist für 2013 geplant. Die EFSA setzt sich bereits seit einigen Jahren für die Sicherung eines gesunden Bienen-bestands in Europa ein; im Dezember wurden Schlussfolgerungen zu drei Neonicotinoid-haltigen Pestiziden, die mit der sinkenden Zahl von Bienen in Verbindung gebracht werden, herausgegeben (und im Januar 2013 veröffentlicht). Diese werden der

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VO RWO R T von Catherine Geslain- Lanéelle

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Europäischen Kommission als Orientierung für ihre Empfehlungen hinsichtlich der weiteren Verwen-dung besagter Substanzen dienen. Auf dem Gebiet der gesetzlich geregelten Produkte setzte die EFSA den Prozess der Verbesserung ihrer Serviceleistun-gen für Antragsteller über das 2011 eingerichtete Referat Antragsbetreuung (Applications Helpdesk) fort. Auf der Website der EFSA wurde ein Helpdesk-Bereich eingerichtet, der strukturierte Anleitungen für Antragsteller bietet und ihnen ermöglicht, Fragen zum Antragsverfahren zu übermitteln.

Die Neubesetzung von acht Wissenschaftlichen Gremien und des Wissenschaftlichen Ausschus-ses war für die Behörde ein wichtiger Meilenstein des Jahres 2012 und bot eine erste Gelegenheit, die neuen Durchführungsbestimmungen für die Richtlinien der EFSA zu Unabhängigkeit und wis-senschaftlichen Entscheidungsfindungsprozessen anzuwenden. Die Bestimmungen wurden im März bei einer Informationsveranstaltung für Interes-sengruppen in Brüssel vorgestellt und traten im Juli vollständig in Kraft. Eine von der EFSA Anfang 2012 in die Wege geleitete damit in Zusammen-hang stehende Initiative war die Teilnahme von Beobachtern an ausgewählten wissenschaftlichen

Sitzungen. Nach Festlegung der Rahmenbedin-gungen wurde ein Pilotprogramm gestartet, und bereits im März nahmen erstmals Beobachter an einer Plenarsitzung teil. Das Pilotprogramm läuft bis Mitte 2013. Anschließend soll eine Bewertung erfolgen und eine Entscheidung über die mögliche Ausweitung des Programms getroffen werden.

Im Bereich der Risikokommunikation setzte die EFSA den Ausbau ihres Portfolios fort und ergänzte dieses mit wichtigen neuen Funktionen in den Bereichen Multimedia und Social Media. Die Veröffentlichung eines mehrsprachigen Leitfadens für die Risikokom-munikation stellte den Höhepunkt der gemeinsa-men Bemühungen der EFSA und der Arbeitsgruppe „Kommunikation“ des Beirats dar. Hierbei handelt es sich um ein „lebendiges“ Dokument, das den Mit-gliedstaaten und der Behörde in den kommenden Jahren als wesentliche Referenz bei der Koordinie-rung ihrer Kommunikationsaktivitäten dienen wird.

Aus organisatorischer Sicht setzte die EFSA den Aufbau eines integrierten Managementsystems fort. Die Zentralisierung der Planungs- und über-wachungsfunktion innerhalb der Direktorate wurde abgeschlossen und hat zu einem effizienteren

Finanzmanagement beigetragen: Bei der Ausfüh-rung des Haushaltsplans konnte die Behörde 2012 das bislang beste Ergebnis verzeichnen (99,3 % gebundene Mittel, 88 % ausgezahlte Mittel und 12 % übertragene Mittel). Aufgrund von Effizienzgewin-nen wurde das für Führungs- und Unterstützungs-tätigkeiten zuständige Personal um 4 % abgebaut, und zusätzlich zu den Ersparnissen von 1,98 Mio. EUR des Jahres 2011 konnten 2012 Einsparungen in Höhe von 3,94 Mio. EUR erzielt werden. Diese Mittel wurden für die wissenschaftliche Zusam-menarbeit und IT-Entwicklung umgeschichtet.

Ich möchte allen danken, die zur Arbeit der EFSA beigetragen haben – wissenschaftlichen Sachver-ständigen, EU-Partnerinstitutionen, Einrichtungen der Mitgliedstaaten, Interessengruppen, wissen-schaftlichen Organisationen und Netzwerken sowie den Mitarbeitern der EFSA – ohne deren Unterstützung wir unser ehrgeiziges Arbeitspro-gramm für 2012 nicht hätten umsetzen können. |

Catherine Geslain-Lanéelle,Geschäftsführende Direktorin, EFSA

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Wissenschaftliche Exzellenz erhalten

Die EFSA feierte 2012 ihr zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurden mehrere Veranstaltun-gen organisiert und Veröffentlichungen heraus-gegeben, die die wesentliche Rolle der EFSA im europäischen Lebensmittelsicherheitssystem sowie die wichtigsten Errungenschaften der ersten zehn Jahre hervorhoben. Darüber hinaus richtete die Behörde ihren Blick auf die Zukunft und leitete eine Reihe von Schritten ein, um auch weiterhin eine zentrale Rolle bei der Gewähr-leistung der Sicherheit der Lebensmittelkette in ganz Europa zu spielen. An erster Stelle ist hier die Veröffentlichung der Wissenschaftsstrategie für 2012-2016 zu nennen, in der die Vorstellung der EFSA hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen Entwick-lung in den kommenden fünf Jahren beschrieben ist sowie vier Hauptziele festgelegt werden:

• Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Exzellenz der Beratungsleistung der EFSA;

• Optimierung der Nutzung von Risiko-bewertungskapazitäten in der EU;

• Entwicklung und Harmonisierung der Methoden und Ansätze für die Bewertung von Risiken im Zusammenhang mit der Lebensmittelkette;

• Stärkung der wissenschaftlichen Grundlage für die Risikobewertung und -überwachung.

Diese ehrgeizige Strategie legt dar, wie die Behörde zusammen mit ihren für die Risikobe-wertung zuständigen Partnern in den Mitglied-staaten gewährleisten will, dass die EFSA auch in den kommenden Jahren das europäische Lebensmittelsicherheitssystem mit aktuellen wissenschaftlich fundierten Risikobewertungen unterstützen kann. Die Strategie wird regelmäßig überarbeitet, um Veränderungen des Arbeits-umfelds Rechnung zu tragen. Die Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie werden jährlich anhand der wichtigsten Leistungsindikatoren der EFSA bewertet und etwaige Abhilfemaßnahmen in das mehrjährige Arbeitsprogramm sowie die jährlichen Managementpläne aufgenommen.

Die Neubesetzung von acht Wissenschaftlichen Gremien und des Wissenschaftlichen Ausschusses der EFSA war ein weiterer wichtiger Meilenstein des Jahres 2012. Im Juni wurden vom Verwal-tungsrat eine Liste der Mitglieder sowie eine Reserveliste angenommen. Vorausgegangen waren mehr als zwölf Monate der Vorbereitung, im Rahmen derer externe Sachverständige und Beobachter einbezogen wurden, um ein höchst-mögliches Maß an Transparenz und Effektivität zu gewährleisten. Im Zuge des Neubesetzungs-verfahrens schied 2012 nahezu die Hälfte der bisherigen Gremienmitglieder aus, da ihre dritte Amtszeit ablief. Die Aufnahme der neuen Mitglie-der und der übergang von den alten zu den neu besetzten Gremien verliefen reibungslos, so dass

die Gremien ihre Ziele nach wie vor erreichten. Zudem fanden bei der Neubesetzung erstmals die Richtlinien zu Unabhängigkeit und wissen-schaftlichen Entscheidungsfindungsprozessen der EFSA sowie die dazugehörigen Durchfüh-rungsbestimmungen Anwendung (siehe Seite 8).

Im Jahr 2012 wählten die Mitglieder des EFSA-Verwaltungsrats eine neue Vorsitzende und zwei stellvertretende Vorsitzende. Außerdem nahmen vier neue Mitglieder des Verwaltungs-rats nach ihrer Ernennung durch den Rat der Europäischen Union ihre Tätigkeit auf, und drei weitere Mitglieder wurden wiederberufen. Die Ernennungen erfolgten nach einem öffentli-chen Aufruf zur Interessenbekundung und auf Grundlage einer Kandidatenliste, die von der Europäischen Kommission nach Anhörung des Europäischen Parlaments vorgelegt worden war.

Zehn Jahre EFSA

Höhepunkt des Programms anlässlich des zehnjäh-rigen Bestehens waren zwei EFSA-Veranstaltungen, die im November in Parma stattfanden und sich auf die entscheidenden künftigen Herausforderungen konzentrierten, denen sich die Behörde auf wissen-schaftlicher und institutioneller Ebene gegenüber sieht. An der wissenschaftlichen Veranstaltung „Grenzen der Risikobewertung herausfordern – Erfahrungen austauschen“ nahmen knapp 600

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führende Sachverständige im Bereich der Risiko-bewertung aus der gesamten EU sowie Drittlän-dern teil. Sie bot eine inspirierende Plattform für Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen, die für die Arbeit der EFSA von Bedeutung sind, und lieferte eine Fülle von Ideen im Hinblick auf den Ausbau der Risikobewertungskapazitäten in Europa, so dass die EFSA in Erwägung zieht, derartige Konferenzen regelmäßig abzuhalten.

Die Diskussionen auf der gemeinsam mit der Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher (GD SANCO) der Europäischen Kommission orga-nisierten hochrangigen institutionellen Konferenz befassten sich sowohl mit den von der EFSA in den vergangenen zehn Jahren erzielten Leistungen als auch mit den vor ihr liegenden Herausforderungen. Ladislav Miko, stellvertretender Generaldirektor für die Lebensmittelkette der GD SANCO, erklär-te in seiner Eröffnungsrede vor Vertretern der Europäischen Kommission, des Europäischen Parlaments, von Nichtregierungsorganisationen (NGO) und Industrieverbänden: „Das bei der EFSA gebündelte wissenschaftliche Fachwissen sucht seinesgleichen in der Welt. Die Kommission schätzt die Behörde als einen wichtigen Partner, und ihre Tätigkeit hat Auswirkungen auf das tägliche Leben der EU-Bürger.“

Des Weiteren wurde anlässlich des zehnten Jahrestags eine Sonderausgabe des EFSA Jour-nal herausgegeben. Dieses wurde 2009 als frei zugängliche wissenschaftliche Online-Zeitschrift eingeführt und wird in führenden für den Arbeits-bereich der EFSA einschlägigen bibliografischen Datenbanken indexiert. Das EFSA Journal ist der bei Weitem meistbesuchte Bereich der EFSA-Website.

Blick von außen

Ein Großteil der Diskussionen auf der institutionel-len Konferenz konzentrierte sich auf die Ergebnisse der zweiten externen Bewertung der EFSA, die im September veröffentlicht worden war. Diese zweite Bewertung seit Gründung der EFSA erfolgte durch die internationalen Wirtschaftsprüfer Ernst & Young und erstreckte sich auf die Leistungen der Behörde im Zeitraum von Januar 2006 bis Dezember 2010. Der Bericht bescheinigte den wissenschaftlichen Ergebnissen und Aktivitäten der EFSA im Bereich der Risikokommunikation hohe Qualität und hob hervor, dass die Behörde eine Kultur der Transparenz pflegt sowie über robuste Systeme verfügt, mit denen sie die Unvoreingenommenheit ihrer wissenschaftlichen Beratung gewährleistet. Darüber hinaus enthielt der Bericht folgende Empfehlungen: Die EFSA solle bestimmte Entscheidungsfindungsprozesse transparenter gestalten, sich mit den für die Risiko-

bewertung zuständigen Behörden in den Mitglied-staaten besser vernetzen, ihre Planungskapazitäten und Kapazitäten für die Festlegung von Prioritäten ausbauen, ihre Botschaften klarer formulieren und ihre Verfahren zur Datenerhebung weiterentwickeln.

Die Ergebnisse der Bewertung sowie die wertvollen Beiträge der institutionellen Konferenz wurden vom Verwaltungsrat der EFSA berücksichtigt, als dieser in seiner Sitzung am Ende des Jahres Empfehlungen für die künftige strategische Ausrichtung der Behörde formulierte. Die Empfehlungen bilden einen Fahr-plan für die kommenden Jahre und werden in das mehrjährige Arbeitsprogramm der EFSA einfließen.

Unabhängigkeit und Transparenz

Die Arbeitsprozesse der EFSA sind so gestaltet, dass der Schutz der europäischen Verbraucher durch wissenschaftliche Fachkompetenz auf höchstem Niveau sichergestellt ist und die wis-senschaftlichen Ergebnisse der Behörde frei von ungebührlicher Einflussnahme sind. Die weitere Stärkung dieser Unabhängigkeit war auch 2012 ein wichtiges Thema für die EFSA. Im Februar verab-schiedete sie aktualisierte Durchführungsbestim-mungen für ihre Richtlinien zu Unabhängigkeit und wissenschaftlichen Entscheidungsfindungs-prozessen im Zusammenhang mit Interessenerklä-

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I . E I N L E I T U N G

rungen (Declarations of Interest – DoIs). Durch die Bestimmungen werden die bestehenden Verfahren zur Prüfung und Handhabung der Interessen, die von den an den Aktivitäten der EFSA Beteiligten bekundet werden, verschärft; dies gilt insbesonde-re für die von den wissenschaftlichen Sachverstän-digen der Behörde sowie sonstigen Einzelpersonen und Organisationen, die an der wissenschaftlichen Arbeit der EFSA beteiligt sind, eingereichten Inte-ressenerklärungen. Die neuen Bestimmungen de-finieren, in welchen Fällen es sich nach Auffassung der EFSA um einen Interessenkonflikt handelt, und sie enthalten eine Reihe klarer und transpa-renter allgemeiner Grundsätze, die von allen an der Arbeit der EFSA Beteiligten bei der Erklärung von Interessen anzuwenden sind. Die Durchfüh-rungsbestimmungen wurden im März einem repräsentativen Querschnitt von Interessengrup-pen und interessierten Dritten im Rahmen einer eigens organisierten Informationsveranstaltung in Brüssel vorgestellt und ihre Anwendung anhand praktischer Beispiele seitens der EFSA erläutert.

Im Oktober veröffentlichte der Europäische Rechnungshof (ERH) einen Bericht über die in vier EU-Agenturen, darunter die EFSA, vorhandenen Systeme zur Vermeidung und Handhabung von Interessenkonflikten, und auch das Europäische Parlament gab im Rahmen seiner Beratungen über die Haushaltsentlastung der EFSA für 2010

eine Reihe von Empfehlungen zum Thema Un-abhängigkeit ab. Der ERH kam zu dem Schluss, dass die EFSA mit die ausgereiftesten Richtlinien und Verfahren für die Erklärung, Bewertung und Handhabung potenzieller Interessenkonflikte anwendet. Zudem sprach er Empfehlungen aus, um das System noch wirksamer zu gestalten. Sowohl die Anmerkungen des Parlaments als auch des ERH enthielten zahlreiche nützliche Vorschläge, die alle aufgegriffen werden.

Die Arbeit der EFSA in diesem Bereich wurde von den für die Lebensmittelsicherheit zuständigen nationalen Behörden in Europa gewürdigt, die über den Beirat der Behörde eine gemeinsame Erklärung zum 10. Jahrestag der Gründung der EFSA abgaben, in der sie ihre Anerkennung für die Leistungen der EFSA in den zurückliegen-den zehn Jahren aussprachen. Die Behörden bekräftigten ihre Unterstützung für die wert-volle Arbeit, die die EFSA seit 2002 zur Verbes-serung der Verbrauchersicherheit leistet, und erneuerten ihr Bekenntnis zur Sicherung der Rolle wissenschaftlicher Sachverständiger und Partnereinrichtungen der EFSA als vertrauens-würdige und unabhängige Beratungsquellen.

Eine weitere wichtige Initiative zur besseren Um-setzung von Rechenschaftspflicht und Transparenz war der Start eines Pilotprojekts, das es Beobach-

tern seit März ermöglicht, an einigen Sitzungen des Wissenschaftlichen Ausschusses und der Wis-senschaftlichen Gremien der EFSA teilzunehmen. Das Pilotprojekt wurde im Oktober verlängert.

Service und Unterstützung

Mit der Neubesetzung und Stärkung der Konsul-tationsplattform für Interessengruppen und der Weiterentwicklung des Referats Antragsbetreu-ung (Applications Helpdesk), das 2011 als zentrale Anlaufstelle für Fragen zu Anträgen auf Zulassung gesetzlich geregelter Erzeugnisse, Stoffe und Verfahren sowie zur Bewertung von Lebensmit-telangaben eingerichtet wurde, intensivierte die EFSA ihren Dialog mit den Interessengruppen.

Im November begrüßte die Geschäftsführende Direktorin der Behörde, Catherine Geslain-Lanéelle, Vertreter der EU, des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission sowie den italieni-schen Gesundheitsminister und den Bürgermeister von Parma zur offiziellen Einweihung des neuen eigens errichteten Gebäudes der EFSA in Parma, das die Behörde im Januar 2012 bezogen hatte. |

Tonio Borg, EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, und die Geschäftsführende Direktorin der EFSA, Catherine Geslain-Lanéelle

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I I . W I CH T I G E ER R U N G EN S CHAF T EN 2012

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Modernisierung der Fleischbeschau

Zusammen mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) realisiert die EFSA ein wissenschaftli-ches Großprojekt, das auf die Einführung eines risikobasierten Ansatzes für die Fleischbeschau in allen einschlägigen Phasen der Fleischer-zeugungskette abzielt. Um diesem komplexen Mandat gerecht zu werden, greift die EFSA auf ihre Fachkompetenz in einer Vielzahl unterschiedlicher Fachgebiete innerhalb ihres wissenschaftlichen Zuständigkeitsbereichs zurück: Tiergesundheit und Tierschutz, chemische Kontaminanten in der Lebensmittelkette, biologische Gesundheits-gefahren einschließlich Zoonosen, Methoden der Risikobewertung und Datenerhebung.

Im Jahr 2011 veröffentlichte die EFSA das ers-te von sechs Gutachten über Gefahren für die Öffentlichkeit, denen mit der Fleischbeschau begegnet werden soll; dieses wurde von einem wissenschaftlichen Bericht begleitet, der Vorschlä-ge für epidemiologische Indikatoren enthielt. Das zweite, im Juni 2012 veröffentlichte Gutachten weist darauf hin, dass die traditionelle Geflügel-fleischbeschau möglicherweise nicht genügt, um den häufigsten biologischen Gefahren für die öffentliche Gesundheit, wie Campylobacter und Salmonellen, in vollem Umfang zu begegnen. Das

Die EFSA verfolgte auch 2012 einen interdiszi-plinären Ansatz bei neu auftretenden Fragen im Zusammenhang mit der Lebensmittelsicherheit – wie etwa zu Wirkungen niedriger Dosen, endo-krin wirksamen Stoffen, Bienengesundheit und chemischen Gemischen – und setzte sich weiter für die Harmonisierung von Risikobewertungs-verfahren ein. Darüber hinaus führte die Behörde ihre wichtigen Arbeiten zur Modernisierung der Fleischbeschau fort, reagierte auf dringende Ersuchen um Beratung zum Schmallenberg-Virus (SBV) und Salmonella Stanley und bewertete eine Langzeitfütterungsstudie mit genetisch verän-dertem (GV) Mais NK 603 und Glyphosat.

1. WiSSENScHAFtLicHE GutAcHtEN uND BERAtuNG

Gutachten der EFSA könnte weitreichende Folgen für die europäische Fleischbeschaupraxis und die öffentliche Gesundheit haben. Darin wird eine Verlagerung hin zu risikobasierten Maßnahmen in Verbindung mit einer verbesserten gemeinsamen Nutzung von Informationen durch landwirtschaft-liche Betriebe und Schlachthäuser vorgeschlagen, und es wird nahe gelegt, dass solche Informatio-nen auch eine wichtige Rolle bei der Ermittlung von Problemen hinsichtlich der Tiergesundheit und des Tierschutzes spielen könnten. In Ge-flügelfleisch nachgewiesene chemische Stoffe stellen wahrscheinlich keine unmittelbare oder akute Gesundheitsgefahr für Verbraucher dar.

Sensibilisierung für den Tierschutz

Des Weiteren hat die Behörde eine Reihe von wich-tigen Ergebnissen zur Unterstützung der Strategie der Europäischen Union für den Schutz und das Wohlergehen von Tieren 2012-2015 veröffentlicht. Zunächst erarbeitete die Behörde wegweisende Leitlinien, in denen erstmals eine standardisierte Methodik für die Risikobewertung im Bereich des Tierschutzes dargelegt wird. Diese wurde so entwickelt, dass sie für alle Tierarten und alle Faktoren, die sich auf das Wohlergehen von Tieren auswirken können (einschließlich Haltung, Trans-port, Betäubung und Tötung), anwendbar ist. Mit

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herausgegeben, die einen allgemeinen Rahmen für künftige wissenschaftliche Gutachten sowie weitere Tierarten bietet. Insbesondere wird darin die potenzielle Bedeutung von validierten tier-bezogenen Indikatoren für die Entwicklung einer quantitativen Risikobewertung hervorgehoben.

Auf einer internationalen Konferenz in Brüs-sel stellten Sachverständige der EFSA Ende Februar ihre Arbeiten zur Risikobewertung im Bereich Tierschutz vor. Die Konferenz mit dem Titel „Implementing animal welfare through the new EU strategy: consumer empowerment and market opportunities“ (Umsetzung des Tierschutzes mithilfe der neuen EU-Strategie: Mündige Verbraucher und Marktchancen) wurde von der Europäischen Kommission organisiert.

Bereitschaft und Beratung

Auf ein dringendes Ersuchen um Unterstützung der Europäischen Kommission veröffentlichte die EFSA im Verlauf des Jahres 2012 eine Reihe von Berichten und aktuellen Informationen zum SBV. Die Daten wurden der Kommission und den Mit-gliedstaaten zur Verfügung gestellt, so dass diese über den jeweils aktuellen Stand der Dinge sowie die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum SBV informiert waren und im Hinblick auf ggf. zu

verfolgende Risikomanagementansätze unter-stützt wurden. Die Ergebnisse der ersten Berichte wurden in Brüssel im Rahmen eines wissenschaftli-chen Seminars vorgestellt, das von der GD SANCO der Kommission organisiert wurde. Die späteren Berichte enthielten aktuelle Informationen über die EU-weite Ausbreitung des SBV, der als Nutz-tiere gehaltene sowie wild lebende Wiederkäuer befallen und in einigen Fällen zu schweren Missbil-dungen bei Lämmern und Kälbern führen kann.

EFSA und ECDC leisteten gemeinsam Beratung zum Ausbruch eines seltenen Typs von Salmonel-len. Insgesamt wurden in Belgien, Deutschland, Österreich, Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn mehr als 150 bestätigte und über 250 wahrscheinliche Infektionsfälle mit Salmo-nella Stanley gemeldet. In diesen Mitgliedstaaten durchgeführte Lebensmittel- und veterinärme-dizinische Untersuchungen deuteten auf eine wahrscheinliche Verbindung zwischen der Pro-duktionskette für Putenfleisch und dem Ausbruch hin. Die beiden Agenturen wurden angesichts der Seltenheit des Salmonellen-Typs ersucht, Beratung zu leisten, betonten jedoch, dass dieser Vorfall unbedingt vor dem Hintergrund der 100 000 Salmonellose-Fälle beim Menschen einzuordnen ist, die jährlich in der EU gemeldet werden.

diesen im Januar 2012 veröffentlichten Leitlinien bekräftigt die EFSA ihre Verpflichtung sicherzustel-len, dass all ihre Arbeiten zum Tierschutz auf einer soliden wissenschaftlichen Grundlage beruhen.

Ergänzt wurden die Leitlinien durch drei Gutachten zur Verwendung tierbezogener Indikatoren bei der Bewertung des Wohlergehens von Milchkühen, Schweinen und Masthähnchen. Die Verwendung von tierbezogenen Indikatoren für die Bewertung des Tierschutzes ist relativ neu. Rechtsvorschrif-ten zum Schutz von Tieren beziehen sich übli-cherweise eher auf die Bewertung von Faktoren, die Auswirkungen auf das Wohlergehen haben können, als auf die Reaktion der Tiere auf diese Faktoren. Bei besagten Faktoren kann es sich sowohl um Ressourcen handeln, die dem Tier in seiner direkten Umgebung zur Verfügung stehen, etwa der vorhandene Platz oder das Einstreuma-terial, als auch um Praktiken im Umgang mit dem Tier im landwirtschaftlichen Betrieb, beispielwei-se wie und wann es gefüttert wird oder welche Absetzungsmethoden angewandt werden. Bei den Gutachten handelt es sich um die ersten einer Reihe, an deren Ende alle landwirtschaft-lichen Nutztierarten abgedeckt sein werden.

Außerdem hat das Gremium für Tiergesundheit und Tierschutz (AHAW-Gremium) eine Stellung-nahme zur Verwendung tierbezogener Indikatoren

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Ein weiteres dringendes Ersuchen, mit dem die EFSA sich befasste, betraf die Sicherheit von gene-tisch veränderten Organismen (GVO). In Reaktion auf ein Ersuchen der Europäischen Kommission, eine wissenschaftliche Studie im Hinblick darauf zu bewerten, ob deren Ergebnisse die EFSA dazu veranlassen könnten, ihr früheres Gutachten zu Mais NK 603 zu überdenken, richtete die Behörde eine interdisziplinäre Taskforce ein. Die zweijährige Studie von Professor Gilles-Eric Séralini et al. war zu dem Schluss gelangt, dass der Verzehr des GV-Mai-ses sowie eines Glyphosat enthaltenden Herbizids bei einem Wert unterhalb der als sicher eingestuf-ten Grenzwerte mit einer berichteten erhöhten Tumorinzidenz bei Ratten in Verbindung stehe. Zur Prüfung der Séralini-Studie setzte die EFSA eine Taskforce ein, der Mitarbeiter ihres Gremiums für Genetisch veränderte Organismen (GMO-Gremi-um) sowie ihrer Referate Pestizide und Unterstüt-zung bei der wissenschaftlichen Bewertung ange-hörten. Diese befand in ihrer ersten Stellungnahme das Studiendesign sowie die Präsentation und Interpretation der Studienergebnisse als unzuläng-lich und die Ergebnisse der Studie daher als nicht wissenschaftlich fundiert. Diese Schlussfolgerun-gen wurden bei einer abschließenden Auswertung der Taskforce und durch von fünf Mitgliedstaaten – Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden – durchgeführte Bewertungen bestätigt. Ausgehend von diesem wissenschaftli-

chen Konsens kam die EFSA zu dem Schluss, dass keine Notwendigkeit bestand, ihre früheren Sicher-heitsbewertungen zu Mais NK603 zu überprüfen.

Interdisziplinärer Ansatz

In Kooperation mit ihren europäischen Part-nern spielt die EFSA eine zentrale Rolle beim Umgang mit neu auftretenden Fragen in Zu-sammenhang mit der Lebensmittelsicherheit, wie etwa Wirkungen niedriger Dosen, endokrin wirksame Stoffe oder chemische Gemische. Solch anspruchsvolle und komplexe Themen, die in den Aufgabenbereich des Wissen-schaftlichen Ausschusses der Behörde fallen, erfordern einen interdisziplinären Ansatz.

Auf Ersuchen der Europäischen Kommission begann die EFSA mit der Erstellung eines wis-senschaftlichen Gutachtens zu Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt, die vom möglichen Vorhandensein endokrin wirksamer Stoffe in der Lebensmittelkette ausgehen können. In Zusammenarbeit mit anderen europäischen wissenschaftlichen Beratungsgremien führte der Wissenschaftliche Ausschuss eine Sichtung aller aktuellen wissenschaftlichen Informationen über diese Stoffe durch, um mögliche Ansätze zu deren Bestimmung sowie Methoden für die Bewertung

der von ihnen möglicherweise ausgehenden Gefahren zu evaluieren. Das Gutachten soll auch in laufende und zukünftige wissenschaftliche Arbeiten der EFSA einfließen, etwa in den Berei-chen Lebensmittelkontaktmaterialien, Pestizide oder Kontaminanten in Lebens- und Futtermitteln. Darüber hinaus wird es als Informationsgrund-lage für Entscheidungen der Risikomanager in Bezug auf endokrin wirksame Stoffe dienen.

Das im März 2013 veröffentlichte Gutachten stützte sich auf die Auswertung vorliegender Informatio-nen, aktueller Erkenntnisse und wissenschaftlicher Arbeiten zu endokrin wirksamen Stoffen, darun-ter auch laufende Arbeiten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der Bericht der Europäischen Kommission über die dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechende Bewertung endokriner Disrup-toren („State of the Art Assessment of Endocrine Disrupters“) aus dem Jahr 2012 sowie der Tagungs-bericht des wissenschaftlichen Kolloquiums der EFSA vom Juni 2012 über Wirkungen niedriger Dosen in Toxikologie und Risikobewertung.

Die Gremien der EFSA sehen sich zunehmend mit Aufgaben konfrontiert, bei denen die Risi-ken einer ernährungsbedingten kombinierten Exposition gegenüber mehreren chemischen Stoffen („Gemische“), in manchen Fällen auch aus

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nahme zu zwei innovativen Verhaltensstudien vorgelegt haben, die auf eine Verbindung zwi-schen Neonicotinoid-haltigen Pestiziden und der sinkenden Zahl von Bienen hindeuten.

Orientierung in einem sich verändernden Umfeld

Die Erarbeitung von Leitlinien für Risikobewerter sowie Antragsteller, die eine Zulassung von ge-setzlich geregelten Stoffen anstreben, ist weiter-hin ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der EFSA (siehe auch Bewertung genehmigungspflichtiger Erzeugnisse, Stoffe und Angaben). Der Wissen-schaftliche Ausschuss erzielte 2012 in diesem Bereich Fortschritte, indem er eine ständige Arbeitsgruppe zur überarbeitung der Leitlinien für die Risikobewertung einsetzte, die 2013 und 2014 fortgesetzt werden wird. Das Mandat dieser Arbeitsgruppe umfasst die Festlegung von Priori-täten für die überarbeitung vorliegender und die Erarbeitung neuer Leitlinien. Des Weiteren wird sie die Umsetzung und weitergehende Verwen-dung von Leitlinien innerhalb der EFSA fördern.

Um zur Erweiterung des Wissens um Grundsätze und Methoden der Risikobewertung mit beson-derem Schwerpunkt auf allgemeinen bereichs-übergreifenden Ansätzen auf diesem Gebiet

Vorrangiges Ziel ist es, Bereiche zu ermitteln, in denen ein integrierterer Ansatz bei der Bewertung der Risiken für Bienen und die Dienste, die sie für den Menschen erbringen, von Vorteil wäre. Die Taskforce – die sich aus Sachverständigen in den Bereichen neu auftretende Risiken, GVO, Pestizide, Pflanzengesundheit, Tiergesundheit und Tierschutz sowie Datenerhebung und Modellierung zusam-mensetzt – legte im November ihren ersten Bericht in Form einer Bestandsaufnahme der von der EFSA im Bereich Bienengesundheit durchgeführten ein-schlägigen Arbeiten vor. Das Verzeichnis umfasst 355 in Bezug auf Bienen relevante wissenschaftli-che Ergebnisse, wobei sich die meisten von ihnen auf Anträge für die Zulassung gesetzlich geregel-ter Stoffe wie Pestizide und GVO beziehen. Die diesbezüglichen Arbeiten werden 2013 mit einem Wissenschaftlichen Kolloquium fortgeführt, bei dem der Schwerpunkt auf multiplen Stressoren von Bienen liegt. Zudem wird die Taskforce einen weiteren Bericht erstellen, der sich mit außerhalb der EFSA durchgeführten Risikobewertungen in Zusammenhang mit Bienen befassen wird.

Die Arbeit der Taskforce ergänzt die Tätigkeit der EFSA-Sachverständigen im Bereich Pestizide, die 2012 ein Gutachten zu den wissenschaftlichen Grundlagen für die Ausarbeitung von Leitlinien zur Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln im Hinblick auf Bienen sowie eine Stellung-

unterschiedlichen Quellen, zu berücksichtigen sind. Dem trägt die Wissenschaftsstrategie 2012-2016 Rechnung, indem sie die Risikobewertung chemischer Gemische als ein vorrangiges Thema für die kommenden Jahre nennt. Ein wichtiger Schritt hin zu einem harmonisierten Ansatz für die wissenschaftliche Bewertung chemischer Gemische war die Einrichtung einer internen Taskforce, die mit der Bewertung von bereits auf internationaler Ebene bestehenden Rahmenkon-zepten beauftragt ist. Die Taskforce setzte 2012 ihre Tätigkeit fort, wobei sie die Arbeiten der EFSA in Bereichen wie der kumulativen Risikobewertung von Pestiziden und der toxikologischen Wirkung niedriger Dosen berücksichtigte. Der Bericht der Taskforce über internationale Rahmenkonzep-te wird voraussichtlich 2013 veröffentlicht.

Bienengesundheit: Schutz unserer Bestäuber

In Einklang mit dem Bestreben der EFSA, Risiko-bewertungen ganzheitlich zu betrachten, und als Reaktion auf wachsende Bedenken hinsichtlich der weltweit sinkenden Zahl von Bienen hat die Behörde eine interdisziplinäre Taskforce eingerich-tet, die mit der Erstellung eines überblicks über die von der Behörde hervorgebrachten Arbeiten im Bereich der Bienengesundheit beauftragt ist.

Der Wissenschaftliche Ausschuss der EFSA

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beizutragen, hat der Wissenschaftliche Ausschuss zudem ein eigenes Netzwerk für die Harmonisie-rung der Risikobewertungsmethoden eingerichtet, mit dem folgende Ziele erreicht werden sollen:

• Förderung der Harmonisierung von Metho-den und Praktiken der Risikobewertung

• Verbesserung des Informations- und Datenaus-tauschs zwischen EFSA und Mitgliedstaaten

• Erzielen von Synergien bei der Risikobewertungsmethodik.

Im Rahmen der ersten Netzwerksitzung im Juni 2012 verpflichteten sich die Mitglieder zu prüfen, in welchem Umfang die methodischen Leitlinien der EFSA von den national zuständi-gen Behörden bereits umgesetzt werden. Die Ergebnisse dieser Analyse werden der EFSA dabei helfen, Gründe für etwaige Abweichun-gen zu verstehen, und sollen die Grundlage für eine weitere Harmonisierung in Europa bilden.

Weitere erwähnenswerte Gutachten und Beratung

Neben seinen Arbeiten zur Fleischbeschau führte das Gremium der EFSA für biologische Gefahren (BIOHAZ-Gremium) die erste wissenschaftliche

Bewertung auf europäischer Ebene zu den von Pathogenen ausgehenden Risiken für die öffent-liche Gesundheit durch, die Lebensmittel nicht tierischen Ursprungs kontaminieren können. In dem im Januar 2013 veröffentlichten wissenschaft-lichen Gutachten wird der Anteil der gemeldeten Ausbrüche lebensmittelbedingter Krankheiten bei Menschen durch Lebensmittel nicht tierischen Ursprungs mit dem Anteil der Ausbrüche, der auf Lebensmittel tierischen Ursprungs zurück-zuführen ist, verglichen. Die Sachverständigen der EFSA ermittelten außerdem Kombinationen von Lebensmitteln und Pathogenen, die häufig mit lebensmittelbedingten Krankheiten durch Lebensmittel nicht tierischen Ursprungs in Ver-bindung stehen, und stufte deren Risiko ein. Das Gutachten ergänzt das im Oktober 2011 veröffent-lichte Gutachten des BIOHAZ-Gremiums, in dem die Risiken untersucht wurden, die von Shiga-Toxin produzierenden Escherichia coli (STEC) und anderen pathogenen Bakterien ausgehen, die für den Verzehr bestimmte Keimlinge und Sprossen befallen können. Nach dem großen STEC-Ausbruch im Frühjahr und Sommer 2011 war die EFSA um entsprechende wissenschaftliche Beratung ersucht worden. Dieser Ausbruch war durch den selte-nen, virulenten STEC-Stamm O104:H4 verursacht worden und zeigte, dass Lebensmittel nicht tierischen Ursprungs große Ausbrüche lebens-mittelbedingter Krankheiten auslösen können.

Die Behörde führte weitere wichtige Arbeiten auf dem Gebiet der Kontaminanten in Lebens- und Futtermitteln durch. Das Gremium für Kontaminan-ten in der Lebensmittelkette (CONTAM-Gremium) verabschiedete die letzten beiden einer sechs Gutachten umfassenden Reihe zu bromierten Flammschutzmitteln (in der Umwelt persistieren-de, künstlich hergestellte chemische Stoffe, die in Erzeugnissen für Industrie und Endverbraucher verwendet werden) sowie die beiden letzten von drei Gutachten zur Neubewertung zugelas-sener vorheriger Ladungen für Speiseöle und -fette. 2012 aktualisierte das CONTAM-Gremium auch seine Empfehlungen zu Quecksilber und Methylquecksilber in Lebensmitteln und legte tolerierbare wöchentliche Aufnahmemengen fest, um die Verbraucher vor gesundheitlichen Beein-trächtigungen durch das mögliche Vorhandensein von Quecksilber in Lebensmitteln zu schützen. Ausgehend von dieser Arbeit erhielt die EFSA ein neues Mandat der Europäischen Kommission für ein wissenschaftliches Gutachten zu den Risiken und Vorteilen des Verzehrs von Fisch und Meeres-früchten in Bezug auf Methylquecksilber. |

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Nagern bei niedrigen Dosen beobachtet wurden, befassen sowie mit deren möglicher Relevanz für die menschliche Gesundheit. Neue Erkenntnisse aus laufenden Studien über die Wirkung niedri-ger Dosen sowie über die ernährungsbedingte und nicht ernährungsbedingte BPA-Exposition werden einbezogen, sobald diese vorliegen. Die EFSA richtete außerdem ein Kolloquium interna-tionaler Sachverständiger aus, in dessen Rahmen die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu toxikologischen Wirkungen niedriger Dosen sowie die sich daraus für die Risikobewertung ergebenden Schwierigkeiten erörtert wurden.

Es wurden zwei interdisziplinäre Sachverständi-genarbeitsgruppen eingerichtet, die sich schwer-punktmäßig jeweils mit der Gefahrenbeschreibung von BPA (im Hinblick auf seine toxikologischen Wirkungen) bzw. der BPA-Exposition (wie und wie viel BPA vom menschlichen Körper aufgenommen wird) befassen sollen. Zur Förderung der EU-weiten Zusammenarbeit wurden zudem Sachverständige nationaler Behörden, die vergleichbare wissen-schaftliche Arbeiten zu BPA durchführen, einge-laden, sich an den Arbeitsgruppen zu beteiligen.

Was Aspartam betrifft, so hat die Europäische Kommission die Frist für die vollständige Neu-bewertung dieses Süßungsmittels (E 951) auf

Zu den wichtigsten wissenschaftlichen Ak-tivitäten im Jahr 2012 zählte der Beginn der ersten vollständigen Risikobewertung des Süßungsmittels Aspartam durch die EFSA. Die Behörde veröffentlichte einen weiteren Aufruf zur Einreichung von Daten zu Bisphenol A (BPA), einem Lebensmittelkontaktmaterial, das in der Öffentlichkeit Bedenken auslöst, und organisierte einen informations- und Meinungsaustausch na-tionaler Sachverständiger in Parma. im Dezember verabschiedete die EFSA ihre Schlussfolgerungen zu drei Neonicotinoid-haltigen Pestiziden, die einigen Studien zufolge mit einem Rückgang der Bienenzahl in der Eu in Verbindung stehen. Die Schlussfolgerungen der EFSA werden der Euro-päischen Kommission als Orientierungshilfe bei der Erstellung von Empfehlungen hinsichtlich der weiteren Verwendung dieser Pestizide dienen. Die wissenschaftliche Arbeit der EFSA floss auch in die von der Kommission veröffentlichten Listen genehmigter gesundheitsbezogener Angaben und zulässiger Lebensmittelaromen ein.

2. BEWERtuNG GENEHMiGuNGSPFLicHtiGER ERZEuGNiSSE, StOFFE uND ANGABEN

Beratung in Bereichen hohen öffentlichen Interesses: von Süßstoffen bis zu Pestiziden

Auf dem Gebiet der Bewertung chemischer Risiken standen 2012 drei Themen besonders im Blickfeld: BPA, Aspartam und Neonicotinoid-haltige Pestizi-de. Als Folge ihrer kontinuierlichen Verfolgung der wissenschaftlichen Forschung zu BPA begann die Behörde mit einer vollständigen Risikobewertung dieses häufig in Lebensmittelkontaktmaterialien verwendeten chemischen Stoffs, der großes öf-fentliches Interesse ausgelöst hat und von einigen nationalen Behörden verboten wurde. Das auf Eigeninitiative zurückgehende neue Gutachten, das 2013 veröffentlicht werden soll, wird frühere wissenschaftliche Empfehlungen, die auf Ersuchen der Europäischen Kommission geleistet wurden, ergänzen. Die EFSA wird alle vorliegenden Daten und wissenschaftlichen Studien zur ernährungsbe-dingten Exposition auswerten, die seit ihrem Gut-achten von 2006 zu BPA veröffentlicht wurden und dabei auch den Beitrag nicht ernährungsbedingter Quellen zur BPA-Gesamtexposition berücksichti-gen. Sachverständige des Gremiums für Materiali-en, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, Enzyme, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe (CEF-Gremium) werden sich weiter eingehend mit den Unsicherheiten hinsichtlich einiger mit BPA in Verbindung gebrachter Wirkungen, die an

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2013 verlängert, um den wissenschaftlichen Sachverständigen der EFSA ausreichend Zeit einzuräumen, um neue Daten zu berücksichtigen und ihre umfassende Risikobewertung abzu-schließen sowie eine öffentliche Konsultation zum Entwurf des Gutachtens vor dessen endgültiger Annahme durchzuführen. Die überprüfung dieses Süßungsmittels ist Teil der gemäß Verordnung (EU) Nr. 257/2010 vorgesehenen systematischen Neubewertung aller in der EU vor dem 20. Januar 2009 zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe.

Die EFSA war ersucht worden, bis 2012 eine vollständige Risikobewertung vorzunehmen. Sie führte einen öffentlichen Aufruf zur Einreichung wissenschaftlicher Daten sowie eine eingehende Auswertung der einschlägigen Literatur durch, wo-durch es dem Gremium für Lebensmittelzusatzstof-fe und Lebensmitteln zugesetzte Nährstoffquellen (ANS-Gremium) der Behörde möglich war, Anfang 2012 mit seiner Risikobewertung zu beginnen. Im Verlauf seiner wissenschaftlichen Beratungen befand das ANS-Gremium, dass zu wenig Daten zu Diketopiperazin (DKP) und anderen potenziellen Abbauprodukten vorlagen, die sich aus Aspartam in Lebensmitteln und Getränken bilden können, wenn diese unter bestimmten Bedingungen gelagert werden. Deshalb veröffentlichte die EFSA

einen zusätzlichen Aufruf zur Einreichung von Daten und beantragte eine Fristverlängerung.

Die öffentliche Konsultation wurde im Januar 2013 gestartet. Ihr ging eine umfangreiche Auswertung von in Peer-Review-Verfahren begutachteter wis-senschaftlicher und sonstiger Literatur zu Aspar-tam und seinen Abbauprodukten, einschließlich neuer Humanstudien, voraus. Zu den überprüften Materialien zählten 112 Originaldokumente zu Aspartam, die in den frühen achtziger Jahren zur Untermauerung des Antrags auf Zulassung von Aspartam in Europa eingereicht worden waren. Aus Gründen der Offenheit und Transparenz veröffentlichte die Behörde das vollständige Verzeichnis dieser wissenschaftlichen Studien und machte auch zuvor unveröffentlichte wissen-schaftliche Daten der Öffentlichkeit zugänglich.

Ende 2012 stellte die EFSA ihre Gutachten zu drei Neonicotinoid-haltigen Pestiziden fertig, in denen auf eine Reihe von Risiken für die Bienen-gesundheit hingewiesen wurde. Daneben wurde die Behörde von der Europäischen Kommission um die Bewertung der Risiken in Zusammen-hang mit der Verwendung von Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam zur Saatgut-behandlung bzw. als Granulat ersucht; dabei

lag besonderes Augenmerk auf deren akuten und chronischen Wirkungen im Hinblick auf das überleben und die Entwicklung von Bienenvöl-kern, den Auswirkungen auf Bienenlarven und das Bienenverhalten sowie auf den durch subletale Dosen dieser drei Wirkstoffe bedingten Risiken.

Die Risikobewertungen konzentrierten sich auf drei wichtige Expositionspfade: Exposition durch Rückstände in Nektar und Pollen der Blüten be-handelter Pflanzen, Exposition durch Stäube, die bei der Aussaat behandelten Saatguts oder beim Streuen von Granulat entstehen, sowie Exposition durch Rückstände in der Guttationsflüssigkeit von behandelten Pflanzen. Für ihre Schlussfolgerungen werteten die Wissenschaftler der EFSA Daten, die in der Vergangenheit zur Zulassung der Wirkstoffe auf EU-Ebene und zur Unterstützung der Produktzulas-sungen auf Ebene der Mitgliedstaaten eingereicht wurden, sowie einschlägige Literatur und überwa-chungsdaten aus. Ferner berücksichtigten sie neue Entwicklungen bei der Bewertung der von Pflan-zenschutzmitteln ausgehenden Risiken für Bestäu-ber, insbesondere die Empfehlungen des im Mai veröffentlichten wissenschaftlichen Gutachtens der EFSA über die wissenschaftlichen Grundlagen für die Ausarbeitung eines Leitfadens zur Bewertung der Risiken durch Pflanzenschutzmittel für Bienen.

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Die EFSA verabschiedete ihre ersten drei wissen-schaftlichen Gutachten über die Sicherheit von Recyclingverfahren für Polyethylenterephthalat (PET) zur Verwendung in Lebensmittelkontakt-materialien. Diese Gutachten sind die ersten einer Reihe zu wiederverwerteten Kunststoffmaterialien, die für den Lebensmittelkontakt bestimmt sind. Sobald diese Reihe abgeschlossen ist, werden die EFSA-Gutachten in die Entscheidungen der EU-Risikomanager hinsichtlich der Zulassung entsprechender Verfahren einfließen. Danach sollte die Mehrzahl wiederverwerteter Kunststof-fe in Lebensmittelverpackungen und -behältern sowie anderen Lebensmittelkontaktmaterialien ausschließlich in Verfahren gewonnen werden, deren Sicherheit von der EFSA bewertet wurde und die von Risikomanagern zugelassen wurden.

Darüber hinaus kam der EFSA eine wichtige Rolle bei der wegweisenden Veröffentlichung einer Liste von zur Verwendung in der EU zugelas-senen Lebensmittelaromen zu. Die etwa 2 500 Aromastoffe umfassende Liste trat am 22. Okto-ber 2012 in Kraft. Ihr ging die Veröffentlichung von 170 wissenschaftlichen EFSA-Gutachten zur Bewertung der Sicherheit Tausender Aromastoffe voraus. Dieses bedeutende seit 2003 laufende wissenschaftliche Projekt trägt wesentlich dazu bei, dass in Lebensmitteln verwendete Aroma-

stoffe keine Sicherheitsbedenken für Verbraucher darstellen. Im November organisierte die Behörde eine Fachsitzung mit Interessengruppen, die dem Meinungsaustausch über die administrativen und wissenschaftlichen Herausforderungen bei der Vorbereitung, Einreichung und Risikobewer-tung von Anträgen zu Aromastoffen diente.

Unterstützung für Antragsteller

Die Neubesetzung der Wissenschaftlichen Gremien und des Wissenschaftlichen Ausschusses stellte einen wichtigen Meilenstein für die EFSA dar; eine weitere bedeutende Leistung im Bereich der gesetzlich geregelten Erzeugnisse war die kontinuierliche Weiterentwicklung des Referats Antragsbetreuung (Applications Helpdesk). Im Jahr 2012 waren alle Stellen des 2011 eingerichteten Referats besetzt, und die Harmonisierung der Verwaltungsabläufe konnte beginnen. Auf der Website der EFSA wurde ein Helpdesk-Bereich eingerichtet, der Antragstellern strukturierte Orientierungshilfe bietet und es ihnen ermöglicht, Fragen zum Antragsverfahren zu übermitteln. Das Referat beantwortete Hunderte von Anfragen und organisierte vier Infoveranstaltungen zu Pestiziden, Lebensmittelzusatzstoffen, GVO und Aromastof-fen, um sicherzustellen, dass Wirtschaftsbeteiligte

und sonstige Interessengruppen vollständig über den Antragsprozess informiert sind.

Gesundheitsbezogene Angaben: ein wichtiges Jahr

2012 war für die EFSA im Bereich der gesundheits-bezogenen Angaben ein bedeutendes Jahr. Die Europäische Kommission veröffentlichte eine Liste mit 222 Angaben zu allgemeinen Funktionen, deren Verwendung in der EU zulässig ist. Diese Liste beruht auf der wissenschaftlichen Beratung, die die Sachverständigen der EFSA im Bereich Ernährung seit 2008 geleistet haben. Bei Angaben zu allgemeinen Funktionen handelt es sich um Angaben zu Lebensmittelerzeugnissen, die sich auf Wachstum, Entwicklung und Körperfunktionen, psychische oder Verhaltensfunktionen, schlank machende oder gewichtskontrollierende Eigen-schaften beziehen. Infolge der Veröffentlichung der Liste werden Angaben, die nicht wissenschaft-lich abgesichert sind, vom Markt genommen, so dass die Verbraucher eine fundiertere Wahl beim Lebensmitteleinkauf treffen können.

Obwohl die EFSA ihre Bewertung von Angaben zu allgemeinen Funktionen im Jahr 2011 – mit insgesamt 341 veröffentlichten Gutachten zu

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2 758 Angaben – abgeschlossen hat, kamen die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten überein, dass nach Vorlage zusätzlicher Daten eine begrenzte Zahl von Angaben für eine erneute Bewertung in Frage kommt. Dazu zählten 74 Anga-ben in Zusammenhang mit Mikroorganismen, die das Gremium für diätetische Produkte, Ernährung und Allergien (NDA-Gremium) ursprünglich als nicht ausreichend spezifiziert erachtete, sowie 17 Angaben, bei denen das Gremium in seiner ersten Bewertung zu dem Schluss gelangt war, dass nicht genügend Hinweise vorlagen, um einen Kausalzusammenhang zwischen dem Verzehr der Lebensmittel und der angegebenen Wirkung herstellen zu können. Nach erneuter Bewertung dieser 91 Angaben im Jahr 2012 wurden zwei von ihnen als gesichert angesehen: Diese betrafen den Zusammenhang zwischen Pflaumen und einer normalen Darm-Funktion sowie zwischen Alpha-Cyclodextrin und einem geringeren Blutzuckeranstieg nach dem Essen.

Aufgrund der wissenschaftlichen und techni-schen Komplexität, die mit der Bewertung der wissenschaftlichen Absicherung von gesundheits-bezogenen Angaben einhergeht, hat die EFSA erhebliche Anstrengungen im Hinblick auf die Erarbeitung von Leitlinien unternommen, um die Industrie bei der Einreichung von Anträgen bei

der Behörde zu unterstützen. 2007 veröffentlichte die Behörde einen Leitfaden zur Erstellung und Vorlage von Anträgen. Zwei Jahre später schloss sich ein Leitfaden zu den allgemeinen Grundsätzen an, die vom NDA-Gremium bei der Bewertung der wissenschaftlichen Absicherung gesund-heitsbezogener Angaben befolgt werden. Dem schloss sich eine Reihe spezifischer Leitlinien zur Darm- und Immunfunktion, Antioxidantien und kardiovaskulären Gesundheit, Gewichtskontrolle sowie Knochen-, Gelenk- und Mundgesundheit an. 2012 wurden zwei weitere spezifische Leitli-nien veröffentlicht – zu den wissenschaftlichen Anforderungen für die Absicherung von gesund-heitsbezogenen Angaben in Zusammenhang mit Funktionen des Nervensystems, einschließlich psychischer Funktionen, sowie in Zusammen-hang mit der körperlichen Leistungsfähigkeit.

Wissenschaftliche Standards für Antragsteller

Neben Leitfäden zu gesundheitsbezogenen Angaben veröffentlichte die EFSA auch weiterhin Leitlinien zur Unterstützung von Antragstellern in anderen wichtigen Bereichen. Beispielsweise gab das ANS-Gremium neue Leitlinien zur Risikobe-wertung von Lebensmittelzusatzstoffen heraus,

die dem wissenschaftlichen Fortschritt und den aktuellsten Grundsätzen im Bereich der Risiko-bewertung Rechnung tragen. In der EU ist die Sicherheit von Lebensmittelzusatzstoffen durch die EFSA zu bewerten, bevor diese von der Europäi-schen Kommission und den Mitgliedstaaten für eine Marktzulassung in Betracht gezogen werden können. Antragsteller, die eine solche Zulassung erlangen möchten, müssen die erforderlichen Informationen und Daten zum Nachweis der Si-cherheit des betreffenden Lebensmittelzusatzstoffs gemäß den Anforderungen der EFSA vorlegen.

Die vom ANS-Gremium im Juni 2012 verabschie-deten Empfehlungen ersetzten die Leitlinien, die ursprünglich 2001 vom früheren Wissenschaft-lichen Lebensmittelausschuss (SCF) der Euro-päischen Kommission verfasst worden waren. Die neuen Leitlinien wurden als erforderlich angesehen, um sowohl dem wissenschaftlichen Fortschritt als auch der zehnjährigen Erfahrung mit der Anwendung der vorhandenen Leitlinien Rechnung zu tragen. Hinsichtlich der Anforde-rungen an Genotoxizitäts-, Toxizitäts-, Karzinoge-nitäts- und Reproduktionstoxizitätstests wurden wichtige änderungen vorgenommen. Die EFSA entwickelte ein Tool zur Expositionsabschätzung, um Antragstellern bei der Berechnung geschätzter Expositionen gegenüber Lebensmittelzusatz-

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stoffen und ihren Nebenprodukten Hilfestellung zu leisten und die Einreichung von Daten in diesem Zusammenhang zu harmonisieren.

Ein weiterer wichtiger 2012 veröffentlichter Leitfaden betraf die Risikobewertung von aus genetisch veränderten (GV) Tieren gewonne-nen Lebens- und Futtermitteln. Das Dokument beschreibt die spezifischen Datenanforderungen und zu befolgende Methodik für die Risikobewer-tung von aus GV-Tieren gewonnenen Lebens- und Futtermitteln, sollten entsprechende Anträge auf Marktzulassung in der EU eingereicht werden. Bei dem dargelegten Risikobewertungsansatz werden GV-Tiere und daraus gewonnene Lebens- und Futtermittel mit ihren jeweiligen konventionellen Pendants verglichen, wobei Aspekte der Lebens- und Futtermittelsicherheit sowie der Tiergesund-heit und des Tierschutzes eingebunden werden.

Derzeit liegen in der EU keine Anträge auf Marktzulassung von aus GV-Tieren gewonne-nen Lebens- und Futtermitteln vor. In den letz-ten Jahren hat sich die Technologie in diesem Bereich jedoch rasch weiterentwickelt, und in einigen Ländern außerhalb der EU bewerten Regulierungsbehörden bereits die Sicherheit von GV-Tiererzeugnissen, die zu Lebens- und Fut-

termittelzwecken entwickelt werden. In Erwar-tung möglicher künftiger Anträge ersuchte die Europäische Kommission die EFSA, umfassende Leitlinien zur Risikobewertung von aus GV-Tieren gewonnenen Lebens- und Futtermitteln sowie zu den damit zusammenhängenden Aspekten der Tiergesundheit und des Tierschutzes zu erarbeiten.

Schließlich erarbeitete das Gremium für Zusatz-stoffe, Erzeugnisse und Stoffe in der Tierernäh-rung (FEEDAP-Gremium) wegweisende Leitlinien für die Sicherheitsbewertung von Enterococcus faecium, eines der am häufigsten in Futtermitteln verwendeten Probiotika. Der Leitfaden enthält eine neue Methode zur Unterscheidung zwischen sicheren und potenziell schädlichen Stämmen von E. faecium in der Tiernahrung und richtet sich an Erzeuger von Futtermittelzusätzen, die Anträge auf Sicherheitsbewertung bei der EFSA einreichen. Bei Enterokokken handelt es sich um gut untersuchte Bakterien, die in großer Zahl im Magen-Darm-Trakt von Tieren und Menschen anzutreffen sind. Sie werden häufig als Probiotika bei der Herstellung von Futtermittelzusatzstoffen eingesetzt, um Durchfallerkrankungen vorzubeu-gen oder das Wachstum der Tiere zu fördern.

Bewertung von Umweltrisiken

Im Jahr 2012 baute die EFSA weiter auf ihrer Arbeit im Bereich der Umweltrisikobewertung auf. 2011 hatte das GMO-Gremium einen Leitfaden zur Umweltüberwachung nach dem Inverkehrbringen (Post-Market Environmental Monitoring – PMEM) herausgegeben und sein erstes wissenschaft-liches Gutachten zu einem PMEM-Bericht über Mais MON810 veröffentlicht. 2012 erstellte das GMO-Gremium ein zweites Gutachten zu MON810, das sich auf die Vegetationsperiode 2010 bezog. Darin kam das Gremium zum Schluss, dass sich der Anbau von Mais MON810 im Jahr 2010 nicht nachteilig auf die Gesundheit von Mensch und Tier oder die Umwelt ausgewirkt hatte. Außer-dem wurden Gutachten zu PMEM-Berichten über die Kartoffelsorte Amflora (Vegetationsperioden 2010 und 2011) veröffentlicht, die Empfehlungen zur Verbesserung der Erhebung, Auswertung und Berichterstattung von Daten enthielten.

Die PMEM ist zentraler Bestandteil des Rechts-rahmens zu GV-Pflanzen und bildet – im Zusam-menspiel mit der Umweltrisikobewertung vor der Marktzulassung und dem Risikomanagement – einen wichtigen Teil des bestehenden Zyklus von Maßnahmen zur Erkennung und Begrenzung mög-

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licher nachteiliger Auswirkungen, einschließlich solcher, die sich über einen längeren Zeitraum ent-wickeln können. Nach EU-Recht müssen Anträge für den Anbau von GV-Pflanzen einen detaillierten PMEM-Plan enthalten, in dem dargelegt wird, in-wiefern die Pflanze auf mögliche gesundheits- oder umweltschädliche Auswirkungen überwacht wird.

Das Gremium für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände (PPR-Gremium) führte zwei wichtige Arbeiten im Bereich der Risiken für die Umwelt durch. Zu einen wurde ein Leitlinienentwurf für die Bewertung des von Pflanzenschutzmitteln ausgehenden Risikos für aquatische Organismen erarbeitet. Die Leitlinien, die 2013 verabschiedet werden sollen, beschreiben ein mehrstufiges Bewertungsverfahren und enthalten Vorschläge, wie Auswirkungen mit Expositionsabschätzungen für aquatische Organismen, die in an Anbauflä-chen grenzenden Oberflächengewässern leben, in Zusammenhang gebracht werden können.

Zudem veröffentlichte das Gremium ein wissen-schaftliches Gutachten über die wissenschaftlichen Grundlagen für die Ausarbeitung von Leitlinien zu den Risiken durch Pflanzenschutzmittel für Bienen. Dieses Gutachten bildete die Grundlage für die Erarbeitung spezifischer Leitlinien zur Bewertung

der durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ausgehenden möglichen Risiken für Bienen. Die Leitlinien, die 2013 veröffentlicht werden sollen, werden aktuelle Empfehlungen für die Bewertung von Pflanzenschutzmitteln und deren Wirkstoffen enthalten und u.a. der Industrie und Behörden als Orientierung dienen. Sie bilden das Kernstück des umfassenden Programms wissenschaftlicher Projekte, das die EFSA im Bereich Bienengesund-heit für 2013 geplant hat (siehe Einleitung).

Neben diesen Projekten setzten die Sachverstän-digen der EFSA im Bereich Pestizide ihre laufen-den Arbeiten fort und erstellten Peer-Reviews zu Risikobewertungen von Wirkstoffen in Pflanzen-schutzmitteln. Diese Stoffe können nur zugelas-sen werden, wenn sie sich nicht nachteilig auf die Gesundheit von Mensch und Tier auswirken und keine inakzeptable Wirkung auf die Umwelt aufweisen, wobei insbesondere die Kontaminati-on von Wasser und die möglichen Auswirkungen auf Nichtzielorganismen (wie Vögel, Säugetiere, aquatische Organismen, Bienen, Gliederfüßler, Bo-denorganismen und die Flora) zu berücksichtigen sind. Bei der Umweltverträglichkeitsprüfung von Pestiziden werden die Auswirkungen bewertet, die deren Verwendung für lebende Nichtzielorganis-men sowie für Boden, Wasser und Luft haben kann.

Zur Unterstützung der aktuellen und künftigen Aktivitäten des PPR-Gremiums wurden zwölf externe wissenschaftliche Berichte veröffentlicht. Diese befassten sich schwerpunktmäßig mit der ernährungsbedingten und nicht ernährungsbe-dingten kumulativen Exposition des Menschen gegenüber Pestiziden sowie mit verschiedenen Aspekten der Bewertung von Umweltrisiken (Sedi-mentlebewesen, Populationen gefährdeter Arten, Bienen, Amphibien, Mehrfachbelastungen für aquatische Organismen, Nichtziel-Arthropodenge-meinschaften, Mikroorganismen sowie in Mee-res- und ästuargewässern lebende Organismen).

Die GVO-Sachverständigen der Behörde erstell-ten einen Leitlinienentwurf zur Umweltrisiko-bewertung von GV-Tieren, dessen endgültige Fassung 2013 veröffentlicht werden soll. Das Dokument, dessen Schwerpunkt auf genetisch veränderten Fischen, Insekten, Säugetieren und Vögeln liegt, beschreibt die spezifischen Daten-anforderungen und Methoden für die Bewer-tung der von GV-Tieren ausgehenden Risiken für die Umwelt, sollten in Zukunft entsprechende Anträge auf Marktzulassung in der EU einge-reicht werden. Die Risikobewertung beruht auf einem vergleichenden Ansatz zwischen gene-tisch veränderten und konventionellen Tieren. |

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Eines der wichtigsten Ziele der Wissenschafts-strategie 2012-2016 besteht darin, die Nutzung der europäischen Risikobewertungskapazitäten Eu-weit zu optimieren. Angesichts des ständigen Fortschreitens von Wissenschaft und technik ist es entscheidend, dass die Fähigkeiten der EFSA zur Bewertung und Eindämmung von Risiken mit diesen Entwicklungen Schritt halten. Von zen-traler Bedeutung für dieses unterfangen sind der Beirat der EFSA, der sich aus nationalen Vertre-tern für Lebensmittelsicherheit zusammensetzt, die Netzwerke für den Eu-weiten Austausch von informationen und Fachwissen, die die wissen-schaftlichen Referate der Behörde unterstützen, sowie die Kontaktstellen (Focal Points) der EFSA, die als Schnittstellen zwischen der Behörde und den Mitgliedstaaten fungieren.

3. DAtENERHEBuNG, WiSSENScHAFtLicHE ZuSAMMENARBEit uND VERNEtZuNG

Zwei dieser Themen wurden weiterverfolgt: die Nutzung der Daten aus dem REACH-Programm der EU zur Erkennung vorrangiger, neu auftretender chemischer Risiken in der Lebensmittelkette sowie eine Empfehlung zur Erforschung der neu auftre-tenden, heimischen Bildung von Ciguatoxin in eu-ropäischen Gewässern, die der GD Forschung und Innovation der Europäischen Kommission zur Prü-fung übermittelt wurde. Die Arbeitsgruppe der SHP leistete auch einen Beitrag zum Jahresbericht der EFSA über die Erkennung neu auftretender Risiken.

Darüber hinaus wird in der Wissenschaftsstrategie 2012-2016 auf die Notwendigkeit von Schulungen und anderen Initiativen zum Ausbau der Risikobe-wertungsexpertise innerhalb und außerhalb der EFSA hingewiesen. Die Behörde hat dies aufgegrif-fen, indem sie ein Programm zur kontinuierlichen beruflichen Weiterbildung von externen Sach-verständigen und Mitarbeitern der EFSA erarbei-tete und mit der Europäischen Kommission bei grundlegenden Seminaren zur Risikobewertung im Rahmen des Programms „Bessere Schulung für sicherere Lebensmittel“ zusammenarbeitet.

Einbeziehung von Interessengruppen

Im Zuge der Neubesetzung der SHP im Juni 2012 intensivierte die EFSA ihren Dialog mit Branchenverbänden, die im Aufgabenbereich

Wahrung und Stärkung der Expertise im Bereich der Risikobewertung

Die Verfügbarkeit von hochwertigem Fachwissen im Bereich der Risikobewertung ist auf nationaler wie europäischer Ebene von wesentlicher Bedeu-tung. Der Bewahrung und Weiterentwicklung dieses Fachwissens wird in der Wissenschafts-strategie der EFSA hohe Priorität eingeräumt, indem ausdrücklich eine stärkere Koordinierung mit mitgliedstaatlichen Organisationen, der Austausch von Arbeitsprogrammen sowie der Rückgriff auf gemeinsame Initiativen zur best-möglichen Nutzung der europaweit verfügbaren Kapazitäten und Ressourcen gefordert werden.

Kooperationsaktivitäten waren auch 2012 von zentraler Bedeutung für die Fähigkeit der EFSA, vorausschauend neu auftretende Probleme zu ermitteln und zu bewerten. Es wurde eine ständige Arbeitsgruppe des Wissenschaftlichen Ausschusses eingerichtet, die sich der Umsetzung des Prozesses zur Erkennung neu auftretender Risiken widmet und dabei von einer Arbeitsgruppe der Konsulta-tionsplattform für Interessengruppen (Stakeholder Consultative Platform – SHP) zu neu auftretenden Risiken sowie dem Netzwerk der Mitgliedstaaten zu neu auftretenden Risiken unterstützt wird. Sechszehn Themen wurden ausführlich mit dem Netzwerk der Mitgliedstaaten erörtert, einige da-von auch mit den betreffenden Interessengruppen.

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der Behörde tätig sind, mit Gruppen, die direkt die Interessen der Industrie vertreten, sowie mit Nichtregierungsorganisationen (NGO). Das ganze Jahr über informierte die EFSA die Mitglie-der der SHP über ihre Aktivitäten und verstärk-te die Interaktion mit Interessengruppen, um deren wissenschaftliche Einbindung zu fördern. Die EFSA holte auch die Stellungnahmen der Plattform zu institutionellen Dokumenten wie dem Arbeitsprogramm 2013 und der zweiten externen Bewertung der Organisation ein.

Die SHP ist nicht der einzige Weg, auf dem die EFSA Interessengruppen einbezieht. Im März 2012 organisierte die Behörde eine Informationsveran-staltung über die Durchführungsbestimmungen zur Umsetzung ihrer Unabhängigkeitsrichtlinien, um diese im Detail vorzustellen und praktische Beispiele für Aspekte zu geben, welche die EFSA beim Screening von Interessenerklärungen be-rücksichtigt. Es wurde eine Reihe von technischen Sitzungen zu wissenschaftlichen Spezialthemen abgehalten, darunter die Jahressitzung mit NGO über Methoden und Verfahren, die im Bereich GVO und bei der Umweltrisikobewertung ange-wandt werden. Bei dem NGO-Treffen legte die EFSA Informationen über ihre Aktivitäten auf dem Gebiet der Risikobewertung von herbizidtoleran-ten GV-Pflanzen und damit im Zusammenhang stehenden Herbiziden vor und präsentierte ihren

Leitlinienentwurf zur Umweltrisikobewertung von GV-Tieren sowie eine übersicht über die Anfang des Jahres im Rahmen der öffentlichen Konsultation zu dem Dokument eingegangenen Stellungnahmen. Jeder Präsentation schloss sich ein Meinungsaustausch mit NGO-Vertretern an.

Forum für Zusammenarbeit

Der Beirat hat sich auch in den vier im Jahr 2012 abgehaltenen Sitzungen mit strategischen Kernfragen befasst. In einer von allen Mitglied-staaten veröffentlichten Unterstützungserklärung würdigte der Beirat den Beitrag, den die EFSA seit über zehn Jahren zu den Fortschritten hinsichtlich der Lebensmittelsicherheit in der EU leistet. Auch die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten, EWR-/EFTA-Ländern und Kan-didatenländern wurde durch die Kontaktstellen weiterhin gefördert. Eine der drei Kontaktstellen-Sitzungen wurde unmittelbar im Anschluss an eine gemeinsame Sitzung mit der Arbeitsgruppe „Kommunikation“ des Beirats (AFCWG) abgehalten, deren Ziel es war, die Risikokommunikationsak-tivitäten auf nationaler Ebene zu optimieren.

Die wissenschaftlichen Netzwerke der EFSA hatten erneut ein arbeitsintensives Jahr. So wurden etwa mehrere Sitzungen des wissenschaftlichen

Netzwerks zur Risikobewertung im Bereich Tierge-sundheit und Tierschutz abgehalten, die sich u.a. mit Untersuchungen auf Rindertuberkulose, dem Schmallenberg-Virus als neu auftretende Krankheit und überwachungsoptionen für Ecchinococcus multilocularis befassten. Darüber hinaus fand eine technische Sitzung des Netzwerks zur Zusammen-arbeit bei nicht lebensmittelbedingten Zoonosen und potenziellen zoonotischen Erkrankungen statt, an der das ECDC sowie Vertreter der Europäischen Kommission teilnahmen. Die Sitzungsteilnehmer kamen zu dem Schluss, dass die EFSA und das ECDC mit der Einrichtung eines gemeinsamen Netzwerks für die Gesundheit von Mensch und Tier im Zusammenhang mit lebensmittelbedingten Zoonosen und potenziellen Zoonosen fortfahren sollten und dieses über eine IT-Plattform zum Informationsaustausch verfügen solle. Das GVO-Netzwerk hielt 2012 seine dritte Jahressitzung ab, an der 49 wissenschaftliche Sachverständige aus den Mitgliedstaaten und Kandidatenländern teilnahmen; die erörterten Themen umfassten die Umweltrisikobewertung von GV-Pflanzen, die Allergenität von GV-Lebens- und Futtermitteln sowie den Leitlinienentwurf der EFSA zu GV-Tieren.

Mit 254 im Jahr 2012 hochgeladenen Dokumen-ten aus 22 verschiedenen Ländern (also einem Anstieg von 20 % gegenüber dem Vorjahr) entwickelte sich die Plattform für den Informa-

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tionsaustausch (IEP) weiter zu einem wichtigen Instrument für den Daten- und Informationsaus-tausch im Bereich der Lebensmittelsicherheit. Die Sachverständigendatenbank der EFSA wuchs auf 4 000 Sachverständige an, und ihre Funktio-nalität konnte wesentlich verbessert werden.

über Finanzhilfen und Ausschreibungen stellte die EFSA 2012 mehr als 9 Mio. EUR für die wis-senschaftliche Zusammenarbeit bereit. Außer-dem veröffentlichte die Behörde einen neuen Leitfaden zur Verwaltung der Liste der Organi-sationen nach Artikel 36, um zu gewährleisten, dass diese weiterhin aktuell und zweckmäßig ist und das erforderliche Fachwissen abdeckt. Es wurde eine umfassende überarbeitung der Liste in die Wege geleitet, im Rahmen derer die Organisationen ihre Profile aktualisieren und die Mitgliedstaaten eine Neueinschätzung der von ihnen benannten Organisationen unter Berück-sichtigung des neuen Leitfadens vornehmen.

Datenerhebung

Neben der Erhebung von Daten für einzelne Risi-kobewertungen trägt die EFSA auch auf EU-Ebene erhobene Daten zusammen, um beispielsweise das Vorkommen biologischer oder chemischer Kon-taminanten in der Lebensmittelkette zu messen.

Mittels dieser Informationen sowie zuverlässiger Angaben zum Lebensmittelverzehr in den Mit-gliedstaaten können Risikobewerter abschätzen, inwieweit die Verbraucher auf EU- sowie einzel-staatlicher Ebene bestimmten Gefahren ausgesetzt sind. Diese Expositionsabschätzungen erlauben es Wissenschaftlern zudem, Empfehlungen zur über-wachung, Reduzierung und Vermeidung dieser Gefahren in der Lebensmittelkette abzugeben.

Jedes Jahr wertet die EFSA die von den Mit-gliedstaaten übermittelten Daten zu Zoonosen, Zoonoseerregern, lebensmittelbedingten Krank-heitsausbrüchen und Antibiotikaresistenzen aus und erstellt in enger Zusammenarbeit mit dem ECDC die diesbezüglichen jährlichen Kurzberichte der EU. Aus dem im Jahr 2012 veröffentlichten Kurzbericht über Zoonosen und lebensmittelbe-dingte Krankheitsausbrüche geht hervor, dass die Zahl der Salmonella-Infektionen beim Menschen 2010 um knapp 9 % sank, so dass das sechste Jahr in Folge ein Rückgang zu verzeichnen war. 2010 entfielen auf Salmonellen, die üblicherweise Fieber, Durchfall und Bauchkrämpfe verursachen, 99 020 gemeldete Fälle bei Menschen gegenüber 108 618 im Jahr 2009. Salmonella wurde am häufigsten in Hühner- und Putenfleisch nachgewiesen. Allerdings wurden insgesamt 212 064 Fälle von Campylobacter bei Menschen gemeldet; somit ist das fünfte Jahr in Folge ein diesbezüglicher

Anstieg sowie eine Zunahme von 7 % gegenüber 2009 festzustellen. In Lebensmitteln wurden Campylobacter-Bakterien, die Durchfall und Fieber verursachen können, am häufigsten in rohem Geflügelfleisch festgestellt. Zur Bekämpfung von Campylobacter hat die Europäische Kommission eine Kosten-Nutzen-Analyse der Kontrollmaßnah-men für das Bakterium auf verschiedenen Stufen der Lebensmittelkette durchgeführt. Die EFSA hat diese Arbeiten u.a. mit der Auswertung einer EU-weiten Grundlagenerhebung zur Prävalenz von Campylobacter bei Hühnern und die Bereit-stellung einer quantitativen Risikobewertung zu möglichen Reduzierungsmaßnahmen unterstützt.

Zudem haben EFSA und ECDC den zweiten gemeinsamen EU-Kurzbericht über Antibiotika-resistenzen veröffentlicht. Der sich auf Daten der EU-Mitgliedstaaten für 2010 stützende Bericht zeigt, dass Resistenzen gegen verschiedene antimi-krobielle Wirkstoffe häufig bei Zoonose-Bakterien wie Salmonella und Campylobacter nachgewiesen wurden, welche die Hauptursachen der gemelde-ten lebensmittelbedingten Infektionen in der EU sind. Das Auftreten von Resistenzen bei Tieren und in Lebensmitteln blieb gegenüber den Vorjahren weitgehend unverändert. Die beiden Agenturen zählten zu den maßgeblichen Teilnehmern einer im März vom dänischen EU-Ratsvorsitz abgehal-tenen Konferenz zur Erörterung gemeinsamer

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Maßnahmen zur Bekämpfung von Antibiotikare-sistenzen. Das Referat Biologische überwachung (BIOMO) der EFSA veröffentlichte 2012 drei Berich-te, die auf eine Harmonisierung der überwachung und Meldung von Daten zu Antibiotikaresistenzen bei Tieren und in Lebensmitteln abzielten. Ein bedeutender Schritt in diesem Zusammenhang war die Einführung automatischer Tools für die Mehrzahl der jährlichen Meldungen. Die Hälfte der Bericht erstattenden Länder nutzte diese im Jahr 2012 zumindest für einige Datenreihen.

Die EFSA erstellte ferner einen Entwurf des Jahres-berichts zu Pestizidrückständen für 2010. In dem 2013 veröffentlichten Bericht werden die Ergebnis-se von mehr als 77 000 Stichproben für etwa 300 unterschiedlichen Arten von Lebensmitteln zusam-mengefasst, die in den 27 EU-Mitgliedstaaten und zwei EWR-/EFTA-Ländern (Norwegen und Island) analysiert wurden. Anhand der übermittelten Er-gebnisse berechnete die EFSA die tatsächliche Ver-braucherexposition gegenüber Pestizidrückstän-den aus Lebensmitteln und ermittelte potenzielle Risiken im Zusammenhang mit bestimmten Pesti-zid-/Feldfruchtkombinationen, die kritische Rück-standskonzentrationen enthalten. Im Rahmen der Analyse testete die EFSA einen innovativen Ansatz zur ernährungsbedingten Exposition, der als kumu-lative Risikobewertung bezeichnet wird. Im Gegen-

satz zu herkömmlichen Methoden, bei denen die Pestizidrückstände einzeln bewertet werden, wird bei diesem Ansatz den potenziellen Wirkungen ei-ner kombinierten Exposition gegenüber mehreren chemischen Substanzen mit vergleichbaren toxi-kologischen Eigenschaften Rechnung getragen.

Das Referat Diätetische und chemische über-wachung (DCM) der EFSA veröffentlichte einen neuen Bericht über den Gehalt von Dioxinen und polychlorierten Biphenylen (PCB) in Lebens- und Futtermitteln. Dioxine und PCB sind Umweltschad-stoffe, die sich aufgrund ihrer Langlebigkeit in der Nahrungskette anreichern können. Länger-fristig können diese giftigen Stoffe sich nachtei-lig auf die menschliche Gesundheit auswirken und Krebs verursachen. Aus dem Bericht geht hervor, dass die ernährungsbedingte Expositi-on gegenüber Dioxinen und dioxinähnlichen PCB generell abgenommen hat: der Vergleich der Zeiträume 2008-2010 und 2002–2004 ergab einen durchschnittlichen Rückgang um 46 % für die Allgemeinbevölkerung sowie vergleichbare Werte für Kinder. Auch die Exposition gegenüber nicht dioxinähnlichen PCB, einer Untergruppe der PCB mit anderen toxikologischen Eigenschaften, hat abgenommen. Der Bericht beruht auf 33 000 Stichproben, die von 26 europäischen Ländern zwischen 1995 und 2010 entnommen wurden.

Darüber hinaus veröffentlichte das DCM-Referat seinen aktuellen Jahresbericht zum Acrylamidge-halt in Lebensmitteln in 25 europäischen Ländern. Der Bericht erstreckt sich auf den überwachungs-zeitraum 2007-2010 und ergibt für die Mehrzahl der bewerteten Lebensmittelkategorien keine wesentlichen änderungen der Acrylamidgehalte gegenüber dem vorigen Bericht. Acrylamid ist eine chemische Verbindung, die typischerweise bei der Verarbeitung bzw. Zubereitung stärkehal-tiger Lebensmittelerzeugnisse wie Kartoffelchips, Pommes frites, Brot, Kekse und Kaffee unter hohen Temperaturen – etwa beim Braten, Backen oder Rösten – entsteht. Einer Stellungnahme der EFSA aus dem Jahr 2005 zufolge bestehen möglicherweise aufgrund der nachgewiesenen Kanzerogenität und Genotoxizität der Substanz potenzielle Gesundheitsbedenken in Bezug auf Acrylamid. Die Mitgliedstaaten sind aufgefordert, den Acrylamidgehalt jährlich zu überwachen; diese überwachungsdaten werden von der EFSA bewertet und in einem Jahresbericht zusammen-gestellt. Im Jahr 2013 wird die EFSA ihre zuletzt 2011 durchgeführte europaweite Expositionsab-schätzung auf Grundlage aktuellerer Daten zum Acrylamidgehalt in Lebensmitteln sowie neuer Da-ten über den Lebensmittelverzehr aktualisieren. |

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kobewertern in den Mitgliedstaaten und der EFSA zu fördern. Die AFCWG wird die Leitlinien jährlich überarbeiten und gegebenenfalls um Fallstudien zu praxisbewährten Vorgehensweisen ergänzen.

Die AFCWG erörterte den Einsatz von Social Media bei der Risikokommunikation und organi-sierte eine Schulungsveranstaltung zum Thema. Ferner bot die EFSA Unterstützung hinsichtlich der kommunikativen Aspekte zweier Fortbil-dungskurse im Rahmen des Programms „Bessere Schulung für sicherere Lebensmittel“ der Euro-päischen Kommission, die sich mit der mikrobio-logischen und chemischen Risikobewertung bei Lebensmitteln mit besonderem Schwerpunkt auf Fragen der Risikokommunikation befassten.

Mehr Kontext

2012 setzte das Direktorat Kommunikation den mit der Kommunikationsstrategie 2010-2013 eingeführten thematischen Ansatz vollständig um. Während die EFSA weiterhin einzelne wissen-schaftlichen Ergebnisse kommunikativ begleitete,

4. KOMMuNiKAtiON uND DiALOG

Eine Reihe von Ereignissen und Entwicklungen machten 2012 für die EFSA zu einem bedeu-tenden Jahr im Bereich der Kommunikation. Hierzu zählten die Aktivitäten anlässlich des zehnjährigen Bestehens, die umsetzung eines thematischen Kommunikationsansatzes, die Ver-öffentlichung von Leitlinien für die Risikokom-munikation in Zusammenarbeit mit der Arbeits-gruppe „Kommunikation“ des Beirats sowie die Einrichtung eines twitter-Accounts der EFSA. Die Zahl der Pressemitteilungen und Webnachrich-ten stieg von 80 im Vorjahr auf 85 im Jahr 2012.

Kooperation für mehr Kohärenz

Die Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten bei Kommunikationsfragen war auch 2012 von zentraler Bedeutung, während die EFSA weiterhin eine ihrer Kernaufgaben erfüllte: die Gewährleis-tung von Kohärenz und Konsistenz der Botschaf-ten der EU-Risikobewertungsgemeinschaft. Die AFCWG spielte nach wie vor eine wichtige Rolle bei der Erfüllung dieser Aufgabe, indem sie einen Mechanismus für den Informations- und Erfah-rungsaustausch zwischen der EFSA und den Mit-gliedstaaten bietet, durch den die Anpassung der Botschaften im Rahmen der Risikokommunikation an die speziellen Gegebenheiten der europäischen Mitgliedstaaten und Regionen möglich ist. Den Höhepunkt des ehrgeizigen Arbeitsprogramms der AFCWG für 2012 bildete die Veröffentlichung von Leitlinien für die Risikokommunikation, die in 17 EU-Amtssprachen übersetzt wurden. Die Leitlinien mit dem Titel „Wenn sich beim Essen etwas zusammenbraut: bewährte Rezepte für die Risikokommunikation“ wurden auf den Weg gebracht, um den Austausch bewährter Ansätze bei der Risikokommunikation zwischen den Risi-

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verfolgte sie zugleich einen ganzheitlicheren Ansatz beim Umgang mit und der Kommunika-tion zu Fragen der öffentlichen Gesundheit in wichtigen thematischen Bereichen wie Zoonosen, Pestizide, chemische Stoffe in Lebensmitteln sowie Ernährung. Dieser thematische Ansatz zeigte sich deutlich bei der Einrichtung der „Im Fokus“-Rubrik auf der EFSA-Homepage, mit der die allgemeineren Botschaften hinter den aktuellen Ergebnissen der diversen Wissenschaftlichen Gremien der Behörde hervorgehoben und in ihren jeweiligen Kontext gebettet werden. Beispielsweise umfasste das „Im Fokus“-Paket zu den Ergebnissen des NDA-Gremiums hinsichtlich der Bewertung gesund-heitsbezogener Angaben neben der aktuellen Nachricht auch eine Themenseite über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben, Antworten zu häufig gestellten Fragen (FAQ) sowie Links zu vorherigen Mitteilungen und Features der EFSA zum Thema. Die Sichtbarkeit der „Im Fokus“-Rubrik auf der Website wurde durch die Einbettung von Videos aus der EFSA-Reihe „Understanding Science“ zum jeweiligen Thema nochmals erhöht. In diesen 2012 eingeführten „Whiteboard“-Videos erklären wissenschaftliche Sachverständige der

EFSA auf verständliche Weise einige der wissen-schaftlichen Konzepte, die der Arbeit der EFSA zugrunde liegen. Zu den bislang behandelten Themen zählen Datenerhebung, chemische Kontaminanten in der Lebensmittelkette, Pes-tizide, GVO, Zoonosen, Risikokommunikation und die Unabhängigkeit der EFSA. Die Videos kommen gut an, und die 25 im Jahr 2012 veröf-fentlichten Videos wurden bis zum Jahresende 40 000 Mal angesehen, sowohl auf der EFSA-Website als auch auf den YouTube-Kanal der Behörde, der ebenfalls 2012 eingerichtet wurde.

10 Jahre EFSA

Das Direktorat Kommunikation war 2012 maß-geblich an der Organisation von Aktivitäten zum zehnjährigen Bestehen der EFSA beteiligt. Zu Beginn des Jahres richtete das Direktorat einen speziellen Bereich auf der Website ein, in dem mit einer Reihe von Themenbeiträgen die wichtigsten Errungenschaften der ersten zehn Jahre der Behörde hervorgehoben wurden. Diese Inhalte flossen später zusammen mit zusätzlichen

Materialen in die Broschüre „EFSA@10: Wissen-schaft für die Lebensmittelsicherheit in Europa“ ein, in der veranschaulicht wird, wie die Arbeit der EFSA zum Schutz von Verbrauchern, Tieren und der Umwelt beiträgt. Neben einem Rückblick auf wegweisende Projekte – u.a. zu Themen wie Salmonella, E. coli, Tiergesundheit, Lebensmit-telverzehrsdaten und Fleischbeschau – gibt die Broschüre einen Ausblick auf die Herausforderun-gen, denen sich die EFSA in Zukunft zu stellen hat.

Die EFSA organisierte eine Reihe von gemein-samen Veranstaltungen mit Interessengruppen und Mitgliedstaaten. Höhepunkt der Aktivitäten anlässlich des zehnjährigen Bestehens waren zwei Großveranstaltungen zum Jahresende: „Grenzen der Risikobewertung herausfordern – Erfahrungen austauschen“ lautete der Titel einer zweitägigen Konferenz in Parma, zu der sich knapp 600 Teilneh-mer einfanden. Risikobewertungssachverständige aus der gesamten EU diskutierten Themen wie die Ermittlung und Beschreibung von Gefahren, die Bewertung von Umweltrisiken, die ernährungsbe-dingte Exposition im Rahmen der Risikobewertung sowie Risikocharakterisierung und Wirksamkeits-

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die gedruckten Newsletter „EFSA News“ und „EFSA In Focus“ ersetzten. Dieser E-Newsletter wur-de so konzipiert, dass er auch auf mobilen Platt-formen empfangen werden kann. Darüber hinaus hat die EFSA ihre Selbstdarstellung mit einer neuen Imagebroschüre und einem entsprechenden Video aufpoliert. Beide bieten einen kompakten überblick über die Rolle der Behörde im EU-Lebensmittelsicherheitssystem und erklären, wie sich die Lebensmittelkette in Europa kontinuierlich weiterentwickelt und sich dadurch auch der Aufga-benbereich der EFSA wandelt, um eine zunehmen-de Zahl immer komplexerer Bereiche abzudecken.

Eine der wichtigsten Prioritäten der Kommunika-tionsstrategie der EFSA besteht darin, die Sicht-barkeit und den Bekanntheitsgrad der Behörde zu erhöhen. Zu diesem Zweck befasst sich die Behörde intensiv mit dem weiteren Ausbau ihrer Medienbeziehungen. Im Jahr 2012 wurde die EFSA in 9 194 Artikeln erwähnt, das Team für Medien-beziehungen organisierte 111 Interviews und beantwortete 893 Medienanfragen. Die überwäl-tigende Mehrheit der Artikel war neutral im Ton, wobei sich die negative Berichterstattung größten-

analyse bei Lebens- und Futtermitteln. Kurz darauf folgte eine gemeinsam mit der GD SANCO orga-nisierte hochrangige Konferenz unter dem Titel „Bereit für die Herausforderungen von morgen“, die von 120 Teilnehmern besucht und als Webcast live im Internet übertragen wurde. Die Delegier-ten konzentrierten sich in ihren Beiträgen auf die ungebrochene Bedeutung einer engen Beziehung zwischen Risikobewertern und Risikomanagern für Europa. Weitere Aspekte, die als künftige Heraus-forderungen genannt wurden, waren: die Frage, wie in Zeiten von Sparzwängen sichergestellt werden kann, dass die Behörde über genügend Mittel zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben verfügt; die Notwendigkeit eines besseren Verständnisses der öffentlichen Risikowahrnehmung und einer zugänglicheren Kommunikation, insbesondere angesichts der zunehmenden Bedeutung von Social Media und „viraler“ Webnachrichten; die Wichtigkeit sicherzustellen, dass auch in Zukunft auf die besten wissenschaftlichen Sachverstän-digen zurückgegriffen werden kann; sowie der Ausbau der Risikobewertungskapazitäten in der EU. Wie alle übrigen Veranstaltungen wurden auch die beiden Konferenzen von einer Reihe

unterschiedlicher Maßnahmen begleitet, darunter Pressemitteilungen, Medienbesuche, Tweets und Ankündigungen auf der EFSA-Website sowie im wöchentlichen Newsletter „EFSA Highlights“.

Reichweite

Die EFSA führte im Verlauf des Jahres weitere Innovationen ein und ergänzte ihren Medienmix um zusätzliche Instrumente. Ein Twitter-Account wurde eingerichtet, um wichtige Ergebnisse und Veranstaltungen stärker bekannt zu machen, und zum Jahresende hatte die Behörde bereits mehr als 2 000 Follower. Verbesserungen bei der Suchfunk-tion der Website und änderungen in anderen Bereichen der Website-Architektur, mit denen auf Nutzer-Feedback reagiert wurde, trugen dazu bei, die Zahl der Websitebesuche um 27 % zu steigern. Weitere Neuerungen konzentrierten sich auf die Bereitstellung spezieller Services für Abonnenten. Hierzu zählten die Einführung von E-Mail-Alerts, die es interessierten Kreisen ermöglichen, die Inhalte der EFSA-Website auf ihre Bedürfnisse zuzuschneiden, sowie die „EFSA Highlights“, die

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teils auf Fragen hinsichtlich der Unabhängigkeit der Arbeit der EFSA, die Debatte des Europäischen Parlaments über die Haushaltsentlastung sowie die Bewertung von GVO konzentrierte. Siebzig Prozent der Berichterstattung über die EFSA entfiel auf fünf Länder – Frankreich, Deutschland, Spanien, das Vereinigte Königreich und Italien; der Rest verteilte sich auf die übrigen EU-Mitgliedstaaten und einige Drittländer. Die Analyse der Reichwei-te in den Medien fließt in die Arbeit des Referats Redaktion und Medienbeziehungen ein und hilft zu ermessen, welche Art von Nachrichten auf-gegriffenen werden sowie wo es einer weiteren Vereinfachung bedarf. 2012 konnte hinsichtlich der Reichweite zentraler Botschaften eine Stei-gerung gegenüber 2011 verzeichnet werden.

Die EFSA als Teil einer europaweiten Gemeinschaft

Neben regelmäßigen Treffen und Kontakten mit Interessengruppen im Rahmen von öffentlichen Konsultationen, technischen Sitzungen und Sitzun-

gen des Beirats sowie der Konsultationsplattform für Interessengruppen unterhält die EFSA im Zuge von Ad-hoc-Treffen und Besuchen zudem Bezie-hungen mit weiteren Partnern. Auch 2012 pflegte die Behörde konstruktive Arbeitsbeziehungen mit der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union. Im Mai empfing die EFSA eine Delegation des Aus-schusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI-Ausschuss) des Europäischen Parlaments (EP) unter der Leitung seines Vorsitzenden Matthias Groote und der Ansprechpartnerin der EFSA im EP, Pilar Auyso (MdEP). Dabei wurden Themen wie die Arbeits-abläufe und das umfangreiche wissenschaftliche Arbeitsprogramm der EFSA mit Schwerpunkt auf Ernährung, neue Technologien, GVO, Pestizide sowie Tiergesundheit und Tierschutz erörtert. Dar-über hinaus hielt die Geschäftsführende Direktorin der EFSA, Catherine Geslain-Lanéelle, regelmäßig bilaterale Treffen mit Mitgliedern des EP ab und begrüßte Monica Macovei vom Ausschuss für Haushaltskontrolle in Parma. Die jährliche Anhö-rung der Geschäftsführenden Direktorin vor dem

ENVI-Ausschuss im EP fand im September statt, und eine Reihe von MdEP nahm an der von der EFSA anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens in Parma organisierten hochrangigen Konferenz teil.

Im Laufe des Jahres 2012 besuchte die EFSA ihre Pendants in den Mitgliedstaaten und beteiligte sich an diversen Foren zur Erörterung wichtiger Fragen der Lebensmittelsicherheit. Die Behör-de empfing Delegationen aus der Republik Korea, China, Thailand, Kanada und Chile, und eine Delegation der EFSA besuchte Japan und Südkorea, um den Grundstein für eine künftige Zusammenarbeit zu legen. Die Behörde arbeitete eng mit den dänischen und zyprischen Ratsvorsit-zen zusammen und hielt Sitzungen ihres Beirats in Kopenhagen und Paphos ab. Bei mehreren Gelegenheiten kam es zu Treffen der EFSA und des Ratsvorsitzes, und es wurden Diskussionen mit den Pendants der EFSA und ähnlichen Organisationen in den Vereinigten Staaten sowie mit internatio-nalen Organisationen wie der OECD geführt, mit Letzterer in Bezug auf Governance-Fragen. |

Die Delegation des ENVI-Ausschusses des Europäischen Parlaments

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Ein solides Fundament

Der Umzug der EFSA in das neue, eigens errichtete Gebäude in Parma versinnbildlichte in gewisser Weise die Grundsteine, die die Behörde in den vergangenen Jahren zur Stärkung der Integrität ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Geschäftspro-zesse gelegt hat. 2011 fand eine Umstrukturierung der EFSA in fünf Direktorate statt, und es wurde ein Referat für die Antragsbetreuung (Applications Helpdesk) eingerichtet. Ziel der Umstrukturierung war es, die Ressourcen angesichts der wachsen-den und sich wandelnden Aufgaben optimaler einzusetzen, die Effizienz zu erhöhen und An-tragstellern einen besseren Service zu bieten. Nach Einrichtung der erforderlichen Strukturen befasste sich die EFSA mit ihren Arbeitsabläufen.

Eine wichtige Initiative in diesem Zusammenhang war der Start des Projekts „Project and Resource Ma-nagement Approach” (PARMA), das auf eine Harmo-nisierung der Arbeitsabläufe der EFSA sowie eine gleichzeitige Erhöhung von Effizienz und Transpa-renz abzielt, indem für die wissenschaftliche Tätig-keit der Behörde ein Projektmanagementansatz eingeführt wird. Im Oktober und Dezember 2012 entwickelte das PARMA-Projektteam das Modell ei-nes Projektmanagementkonzepts, das speziell auf die Bedürfnisse der EFSA zugeschnitten ist. Voran-gegangen war eine Pilotphase unter Einbeziehung von vier Referaten, die wertvolle Einblicke lieferte.

Bis zum Jahresende erarbeitete das Team einen Entwurf für einen Umsetzungsplan, der anschlie-ßend vom Managementteam verabschiedet wurde.

Der Start des PARMA-Projekts wurde von zwei weiteren wesentlichen änderungen hinsichtlich der Arbeitsweise der EFSA begleitet. Im Jahr 2011 schuf die Behörde ein System von Planungs- und überwachungsteams, mittels dessen die inter-ne Koordinierung und langfristige Planung der Organisation verbessert sowie das Arbeitsauf-kommen der wissenschaftlichen Referate verrin-gert werden sollte, indem die Zuständigkeit für Finanzhilfen und Auftragsvergaben auf die neuen Teams übertragen wurde. 2012 wurden diese Teams integrativer Bestandteil der EFSA, was zu einer Verbesserung der Effizienz und Erfüllung der Rechenschaftspflicht beitrug. Insbesondere wurde das „Balanced Scorecard“-System zur Leistungs-bewertung vollständig umgesetzt, sodass eine effektive Grundlage für die überwachung der Organisationsleistung und die Festlegung von Prioritäten besteht. Dem Verwaltungsrat wurden vierteljährliche Fortschrittsberichte einschließ-lich wichtiger Leistungsindikatoren vorgelegt.

Neben der Ausweitung der Planungs- und überwachungsfunktion konnte die EFSA auch Fortschritte bei der Einführung eines Qualitäts-managementsystems nach ISO 9001 erzielen. Die Arbeitsgruppe zur externen überprüfung – die

Die EFSA zog Anfang 2012 ohne unterbrechung des Geschäftsbetriebs in ihren neuen Sitz um – ein umzug, der finanzielle Vorteile für die Organi-sation mit sich brachte. Es wurde eine Reihe von wichtigen Schritten eingeleitet, um die Richtlini-en der EFSA zur unabhängigkeit und die entspre-chenden Durchführungsbestimmungen weiter zu verschärfen sowie die Planungs- und Überwa-chungstätigkeit der Behörde zu verbessern.

5. GOVERNANcE uND SuPPORt

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I I . W I C H T I G E E R R U N G E N S C H A F T E N 2 0 12

31J a h r e s b e r i c h t 2 0 1 2

88 % ausbezahlt. Das für leitende und unterstüt-zende Tätigkeiten zuständige Personal wurde um 4 % abgebaut, und zusätzlich zu den Ersparnissen des Jahres 2011 in Höhe von 1,98 Mio. EUR wurden 2012 weitere Einsparungen von 3,94 Mio. EUR erzielt, die für die wissenschaftliche Zusammenar-beit und IT-Entwicklung umgeschichtet wurden.

Das 2012 eingerichtete Referat Humankapital und Wissensmanagement entwickelte ein Modell zur Stellen- und Ressourcenplanung, das sich stärker auf interne Kompetenzen und, soweit möglich, weniger auf externe Anwerbung stützt. Hierzu wurde ein Laufbahnentwicklungsmodell konzi-piert, das darauf abzielt, interne Mobilität und Karrieremöglichkeiten zu fördern. Um Fortbil-dungsmaßnahmen stärker an den strategischen Erfordernissen der EFSA auszurichten, wurde in Absprache mit den Direktoren und operativen Führungskräften eine Bewertung des Wissens-managements und der Wissensentwicklung vorgenommen. Dies führte zum Entwurf eines Fortbildungsrahmens der EFSA für den Zeitraum 2013-2016, der drei Hauptziele im Hinblick auf die Fortbildungsaktivitäten der Behörde vorgibt:

• Einrichtung einer Plattform für Schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen innerhalb und außer-halb der Organisation – die EFSA-Akademie

• Förderung eines Netzwerks für kontinuier-liche Weiterbildung, das zur Verbesserung der wissenschaftlichen Exzellenz beiträgt

• Beitrag zur Weiterentwicklung der Ma-nagementkultur der EFSA mittels ge-zielter Entwicklungsprogramme

Wahrung der wissenschaftlichen Unabhängigkeit

Im ersten Quartal 2012 legte die EFSA die Durch-führungsbestimmungen für ihre Richtlinien zu Unabhängigkeit und wissenschaftlichen Entscheidungsfindungsprozessen vor. Nach Inkrafttreten der Bestimmungen sorgte die Behörde für eine konsequente Anwendung und praktische Ausgestaltung der in diesen Bestim-mungen verankerten Konzepte und Grundsätze – zunächst bei der Auswahl der Mitglieder des Wissenschaftlichen Ausschusses und der Wis-senschaftlichen Gremien der EFSA, anschließend in Bezug auf das Tagesgeschäft der Behörde.

Die Bemühungen der EFSA zur Wahrung und Stärkung ihrer Unabhängigkeit wurden von wichtigen unabhängigen Stellen anerkannt. |

sich aus unabhängigen Wissenschaftlern zusam-mensetzt, welche die Einhaltung von Vorschriften und Arbeitsabläufen durch die EFSA bewertet – wurde gestärkt und ihr Mandat verlängert; und die Fortschritte der Organisation bei der Ent-wicklung eines Systems nach ISO 9001 für ihre wissenschaftlichen Tätigkeiten wurden von einer international anerkannten Zertifizierungsstelle bewertet. Bis Ende 2013 dürften alle wissenschaft-lichen Ergebnisse von dem System erfasst sein.

Darüber hinaus fuhr die EFSA fort, die Effizienz ihrer logistischen Dienstleistungen zu erhöhen, indem sie damit begann, Aufgaben wie die Orga-nisation von Sitzungen und die Korrespondenz mit wissenschaftlichen Sachverständigen im Referat Interne Services zu zentralisieren. Im zweiten Halb-jahr wurde ein erfolgreiches Pilotprojekt durchge-führt, in dessen Rahmen eine Reihe von Möglich-keiten zur Effizienzsteigerung ermittelt wurde, wie etwa eine verbesserte Haushaltsüberwachung und eine optimalere Zuweisung von Finanzmit-teln sowie eine strukturiertere und standardi-siertere Kommunikation mit Sachverständigen.

Durch die weiterhin optimale Nutzung der ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen konnte die Behörde Effizienzgewinne realisieren: 99,3 % des jährlichen Haushaltsplans wurden gebunden und

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I I I . AUSB LI CK

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I I I . A U S B L I C K

Die EFSA hat für 2013 ein umfangreiches Arbeits-programm vor sich, im Rahmen dessen sie wichti-ge Fragen der öffentlichen Gesundheit angehen wird. um für Klarheit und Vorhersagbarkeit hinsichtlich des zu erwartenden Arbeitsaufkom-mens zu sorgen sowie die Beteiligung nationaler Lebensmittelsicherheitsbehörden und weiterer interessengruppen an der Arbeit der EFSA zu erleichtern, wird ein mehrjähriges Arbeitspro-gramm erstellt, wozu auch die Europäische Kom-mission, die Mitgliedstaaten und andere wichtige interessengruppen beitragen.

Risikobewertung an erster Stelle

Im Rahmen der weiteren Umsetzung ihrer Wis-senschaftsstrategie wird die EFSA fortfahren, ihre Risikobewertungsansätze weiterzuentwickeln und zu harmonisieren und sowohl intern zwischen den Wissenschaftlichen Gremien als auch extern mit anderen Risikobewertungseinrichtungen bewähr-te Verfahren auszutauschen. Die Behörde wird ihren Wissenschaftlichen Ausschuss zu Themen konsultieren, denen in der Wissenschaftsstrate-gie hohe Priorität eingeräumt wird. Dies betrifft etwa allgemeine Risikobewertungsprinzipien, die mittel- und langfristige Planung der Aktivitäten der EFSA auf den Gebieten der Leitlinienentwicklung und der Einführung neuer Risikobewertungsme-thoden sowie bereichsübergreifende Themen.

Es werden harmonisierte Methoden für die Bewer-tung von Umweltrisiken, die Charakterisierung von Unsicherheiten und die Risikobewertung von che-

mischen Gemischen entwickelt, und auf Ersuchen der Europäischen Kommission wird der Wissen-schaftliche Ausschuss Beratung zu den von endo-krinen Disruptoren ausgehenden Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt leisten.

Die EFSA wird 2013 ihr Großprojekt zur Fleisch-beschau abschließen. Nachdem sie in den Jahren 2011 und 2012 wissenschaftliche Gutachten zu Hausschweinen und Geflügel erstellt hat, werden im kommenden Jahr die restlichen Tierarten – Einhufer, Rinder, kleine Wiederkäuer und Zucht-wild – behandelt. Zudem blickt die Behörde 2013 auf ein volles Programm an (Neu-)Bewertungen von Produkten und Verfahren. Diese umfassen Lebensmittelzusatzstoffe, insbesondere die Neubewertung von Aspartam; eine umfassende Risikobewertung zu BPA; neue Anträge für Lebens-mittelenzyme, Anträge zu gesundheitsbezogenen Angaben und Sicherheitsbewertungen neuartiger Lebensmittel (Novel Food); den herstellungsbeding-

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ten Schadstoff Acrylamid; sowie neonicotinoidhal-tige Wirkstoffe in Pestiziden. Im Bereich Ernährung wird die Arbeit der EFSA zu Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr mit einer ersten Serie von Gutachten zu Mikronährstoffen, wie Vitamin C und Fluorid, in eine wichtige Phase eintreten.

Die Risikobewertungstätigkeit wird auch weiterhin durch die Spezialisten der EFSA in den Bereichen Datenerhebung, überwachung biologischer Gefahren, Statistik, Modellierung und Datenver-waltung unterstützt. Sie werden unter anderem eine Bewertung des Schmallenberg-Virus in Europa sowie Daten für mikrobiologische Risiko-bewertungen vorlegen. Außerdem werden sie die ernährungsbedingte Exposition gegenüber gefährlichen Verbindungen bewerten. Hierfür wer-den Daten über das Vorkommen in Lebens- und Futtermitteln sowie Informationen herangezogen, die in der Umfassenden Europäischen Datenbank über den Lebensmittelverzehr gespeichert sind.

Regulierte Produkte: Die Arbeit geht weiter

Das Arbeitspensum im Zusammenhang mit der Bewertung regulierter Produkte und gesund-heitsbezogenen Angaben wird 2013 beträchtlich bleiben. Obwohl hinsichtlich der Gesamtzahl der wissenschaftlichen Ergebnisse kein deutlicher Anstieg zu erwarten ist – u.a. aufgrund der Unsi-cherheiten im Umfeld der Bewertung pflanzlicher Stoffe –, bleibt das Arbeitsaufkommen hoch. Dies liegt an der zunehmenden Komplexität der Bewer-tungen in Bereichen wie GVO und Pestizide sowie der gleichzeitigen Notwendigkeit, den Austausch mit den Interessengruppen zu intensivieren.

Das Helpdesk zur Antragsbetreuung wird auch künftig den Dialog fördern und die Qualität der Serviceleistungen für Antragsteller, Mitgliedstaa-ten, Interessengruppen sowie andere interessierte Kreise erhöhen, insbesondere im Hinblick auf den Austausch mit kleinen und mittleren Unter-

nehmen. Das Referat Antragsbetreuung wird die Antragserfassung und Verwaltungsverfahren im Zusammenhang mit Anträgen weiter optimie-ren. Gemäß der Wissenschaftsstrategie werden Anstrengungen unternommen, die wissenschaft-liche Zusammenarbeit und den Datenaustausch auf europäischer und internationaler Ebene zu verstärken. Dies soll dazu beitragen, die Antrag-steller noch besser mit aktualisierten Leitfäden und Ansätzen zur Risikobewertung zu versorgen, die dem neuesten wissenschaftlichen Stand entsprechen. Kolloquia, Workshops, technische Sitzungen und andere Konsultationsformen wer-den weiterhin vorrangige Bedeutung genießen.

Kooperation bleibt Schlüssel für wissenschaftliche Exzellenz

Die wissenschaftliche Zusammenarbeit und Vernetzung mit den Mitgliedstaaten wird auch 2013 von hoher Priorität sein. Die Planung im

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I I I . A U S B L I C K

Bereich wissenschaftliche Zusammenarbeit wird im Hinblick auf die Annahme eines mehrjährigen An-satzes im Einklang mit der Wissenschaftsstrategie überprüft werden. Dank der verbesserten mittel-fristigen Planung – und einer überarbeiteten, das Potenzial dieses Instruments voll ausschöpfenden Liste kompetenter Organisationen, an die Finanz-hilfen (gemäß Artikel 36) für die Durchführung von Projekten vergeben werden können – wird das Netzwerk von Interessengruppen und Partnern die EFSA noch effektiver bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben unterstützen können. Die Spezialisten der EFSA für Datenerhebung werden von der Kom-mission angeforderte Berichte über ausgewählte Kontaminanten sowie den Jahresbericht über Tier-arzneimittelrückstände verfassen. Das 2010/2011 entwickelte Lebensmittelklassifikationssystem wird schrittweise eingeführt und den Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt. Die EFSA wird darüber hinaus die Planung und Erhebung harmonisierter Daten zum Auftreten biologischer und chemischer Risiken sowie zum Lebensmittelverzehr fördern

und unterstützen, einschließlich der überwa-chung von Lebensmittelzusatzstoffen nach der Markteinführung. Die Datenerhebung für das „EU Menu“-Projekt, der europaweiten Erhebung über den Lebensmittelverzehr, wird fortgesetzt.

Im Bereich der biologischen überwachung wird die EFSA wie gehabt die EU-Kurzberichte über Zoonosen und lebensmittelbedingte Krankheits-ausbrüche sowie über Antibiotikaresistenzen er-stellen, beides in Zusammenarbeit mit dem ECDC.

Vermittlung von Informationen über die EFSA

Ein vorrangiges Ziel der EFSA für 2013 wird darin bestehen, die Effektivität ihrer Kommunikation zum Thema Unabhängigkeit zu steigern und ein breiteres Verständnis hinsichtlich ihrer Rolle im re-gulatorischen System der EU zu schaffen. Die 2012 eingeführten Richtlinien zu Unabhängigkeit und

wissenschaftlichen Entscheidungsfindungspro-zessen und deren Durchführungsbestimmungen haben die Systeme der EFSA zur Gewährleistung ihrer wissenschaftlichen Unabhängigkeit deutlich gestärkt. Es kommt aber, wie im Abschlussbe-richt der zweiten externen Bewertung dargelegt, entscheidend darauf an, dass die Robustheit des Systems allen Interessengruppen effektiv vermittelt wird. Die EFSA wird darüber hinaus ihre Kommunikationsstrategie 2010-2013 über-arbeiten und dabei die Ergebnisse der externen Bewertung sowie der verschiedenen Sitzungen und Konferenzen, die 2012 mit Interessengrup-pen abgehalten wurden, berücksichtigen. |

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AN HAN G I – O R G AN ISAT I O N SS T R U K T U R

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37J a h r e s b e r i c h t 2 0 1 2

A N H A N G I – O R G A N I G R A M M A M 0 1 . 0 7. 2 0 13

VERWALTUNGSRAT

GESCHÄFTSFÜHRENDE DIREKTORINCatherine Geslain-Lanéelle

WISSENSCHAFTLICHEBEWERTUNG

REGULIERTER PRODUKTEP. BERGMAN

RISIKOBEWERTUNG& WISSENSCHAFTLICHE

UNTERSTÜTZUNGB. URL

TIERGESUNDHEIT& TIERSCHUTZ

F. BERTHE

PFLANZENGESUNDHEITG. STANCANELLI (ad interim)

KONTAMINANTENM. ESKOLA (ad interim)

BIOLOGISCHE GEFAHRENM. HUGAS

UNTERSTÜTZUNG BEI DERWISSENSCHAFTLICHEN BEWERTUNG

D. VERLOO

DIÄTETISCHE &CHEMISCHE ÜBERWACHUNG

M. GILSENAN

BIOLOGISCHE ÜBERWACHUNGP. MAKELA

ANTRAGSBETREUUNGK. LHEUREUX

PESTIZIDEH. FONTIER

GVOE. WAIGMANN

FUTTERMITTELC. RONCANCIO PENA

ERNÄHRUNGV. CURTUI (ad interim)

LEBENSMITTELZUTATEN& -VERPACKUNGEN

C. HEPPNER

RESSOURCEN& SUPPORT

O. RAMSAYER

JURISTISCHE & REGULATORISCHEANGELEGENHEITEN

D. DETKEN

IT-SYSTEMEP. DEVALIER

INTERNE SERVICESG. FUGA (ad interim)

FINANZENF. MONNART

HUMANKAPITAL &WISSENSMANAGEMENT

A. VECCHIO

BÜRO DERGESCHÄFTSFÜHRUNG

A. SPAGNOLLI

WISSENSCHAFTLICHER BERATER

H. DELUYKER

INTERNE PRÜFUNG...

BUCHHALTUNGP. PINHAL

KOMMUNIKATIONA.-L. GASSIN

KOMMUNIKATIONSKANÄLES. TABACHNIKOFF

REDAKTION &MEDIENBEZIEHUNGEN

K. HAUPT

WISSENSCHAFTSSTRATEGIE& KOORDINATION

J. KLEINER

WISSENSCHAFTLICHER AUSSCHUSS & NEU

AUFTRETENDE RISIKENT. ROBINSON

BEIRAT & WISSENSCHAFTL.ZUSAMMENARBEIT

S. BRONZWAER

Direktorat

Referat

Bereich

Berichtet an

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AN HAN G I I – AK R O N YM E

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39J a h r e s b e r i c h t 2 0 1 2

A N H A N G I I – A K R O N Y M E

ABB Haushaltsplanung nach TätigkeitsbereichenAFcWG Arbeitsgruppe „Kommunikation“ des Beirats

AHAW Gremium für Tiergesundheit und TierschutzAMu Referat BewertungsmethodikANS Gremium für Lebensmittelzusatzstoffe und

Lebensmitteln zugesetzte Nährstoffquellen BiOHAZ Gremium für Biologische GefahrenBiOMO Referat Biologische überwachung

BPA Bisphenol AcEF Gremium für Materialien, die mit Lebensmit-

teln in Berührung kommen, Enzyme, Aromastoffe und Verarbeitungshilfsstoffe

coi Interessenkonflikt (Conflict of Interest)cONtAM Gremium für Kontaminanten in

der LebensmittelketteDcM Referat Diätetische und chemische

überwachungDKP DiketopiperazinDol Interessenerklärung (Declaration of Interest)

EcDc Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten

ENVi Ausschuss für Umweltfragen, Volksgesund-heit und Lebensmittelsicherheit des EP

EP Europäisches ParlamentERA Umweltverträglichkeitsprüfung /

UmweltrisikobewertungERH Europäischer Rechnungshof

Eu Europäische UnionFAQ Häufig gestellte Fragen

FEEDAP Gremium für Zusatzstoffe, Erzeugnisse und Stoffe in der Tierernährung

GD SANcO Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher der Europäischen Kommission

GMO Gremium für Genetisch veränderte Organismen

GV Genetisch verändertGVO Genetisch veränderte Organismen

iEP Plattform für den Informationsaustausch

MdEP Mitglied des Europäischen ParlamentsNDA Gremium für Diätetische Produkte, Ernährung

und AllergienNGO Nichtregierungsorganisation

OEcD Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

PARMA Project and Resource Management ApproachPcB Polychlorierte BiphenylePEt Polyethylenterephthalat

PMEM Umweltüberwachung nach dem Inverkehrbringen

PPR Gremium für Pflanzenschutzmittel und ihre Rückstände

REAcH Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemical substances

SBV Schmallenberg-VirusSHP Konsultationsplattform für Interessengruppen

(Stakeholder Consultative Platform)StEc Shiga-Toxin produzierende Escherichia coli

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ANHANG III – WISSENSCHAFTLICHE ERGEBNISSE UND BEGLEITENDE VERÖFFENTLICHUNGEN DER EFSA 2012

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A N H A N G I I I - E F S A ’ S O P I N I O N S A N D S C I E N T I F I C D O C U M E N T S 2 0 0 9

Die wissenschaftlichen Ergebnisse und begleitenden Veröffentlichungen der EFSA im überblick – 2012Sämtliche 2012 von der EFSA veröffentlichten wissenschaftlichen Ergebnisse finden sich auf der im Rückendeckel des Jahresberichts beigefügten DVD.

AFSCO AHAW APDESK BIOHAZ BIOMO CONTAM DCM EMRISK FEED FIP GMO NUTRI PLH PRAS SAS SCOM Gesamt

Gutachten des Wissenschaftlichen Ausschusses/ der Wissenschaftlichen Gremien

10 14 10 87 54 25 71 10 4 2 287

Stellungnahmen des Wissenschaftlichen Ausschusses/ der Wissenschaftlichen Gremien

1 5 1 1 2 10

Leitlinien des Wissenschaftlichen Ausschusses/der Wissenschaftlichen Gremien

2 1 4 1 2 1 11

Stellungnahmen der EFSA 1 2 4 2 1 10

Leitlinien der EFSA 1 1

Schlussfolgerungen im Peer-Review- Verfahren zu Pestiziden

60 60

Begründete Stellungnahmen 114 114

Wissenschaftliche Berichte der EFSA 1 3 7 5 1 1 3 2 23

technische Berichte 7 6 3 7 3 8 2 1 13 14 1 6 2 5 78

Externe wissenschaftliche Berichte 14 4 5 4 19 1 1 6 5 11 3 73

Berichte über Veranstaltungen 4 1 4 2 11

interne Berichte* 17 1 3 1 5 14 11 1 6 1 1 24 85

Gesamt 28 34 3 29 24 15 41 20 92 70 43 97 19 203 34 11 763

Gesamtzahl der Ergebnisse 763

* Bei internen Berichten handelt es sich um wissenschaftliche Berichte, die integraler Bestandteil der Erstellung von wissenschaftlichen Gutachten sind.

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ANHANG IV – S TAT IS T IS CH E AN G AB EN ZU R U NAB HäN G I G K EI T 2012

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A N H A N G I V – S T A T I S T I S C H E A N G A B E N Z U R U N A B H ä N G I G K E I T 2 0 12

Zur Feststellung und Vermeidung möglicher Interessenkonflikte (Conflicts of Interest – CoI) sowie zur Gewährleistung der Unabhängig-keit der wissenschaftlichen Beratung der EFSA müssen Sachverständige, die für den Wissen-schaftlichen Ausschuss, die Wissenschaftlichen Gremien oder die Arbeitsgruppen der EFSA tätig sind, ihre Interessen auf drei Ebenen erklären:

• aDoI = Jährliche Erklärung sämtlicher Interessen (Annual Declaration of Interests)

• sDoI = Spezifische Interessenerklärung im Zusammenhang mit konkreten Tagesordnungspunkten einer Sitzung (Specific Declaration of Interests)

• oral DoI = Mündliche Interessenerklärung vor einer Sitzung (Oral Declaration of Interests)

Die Mitglieder des Verwaltungsrats der EFSA sind gehalten, sich nicht an Aktivitäten zu beteiligen, die zu einem Interessenkonflikt führen oder in der Öffentlichkeit die Wahrnehmung hervorrufen könnten, es bestehe ein Interessenkonflikt. Alle Mitglieder des Verwaltungsrates müssen eine jähr-liche Verpflichtungserklärung sowie eine jährliche Interessenerklärung abgeben. Entsprechend dem Verhaltenskodex des Verwaltungsrats sind dessen Mitglieder verpflichtet, den Vorsitz und die Ge-

schäftsführende Direktorin der Behörde unverzüg-lich über etwaige änderungen der von ihnen er-klärten Interessen zu informieren und ihre jährliche Interessenerklärung entsprechend zu aktualisieren.

Darüber hinaus verlangt die EFSA von allen dazu verpflichteten Mitarbeitern die Vorlage einer jährlichen Interessenerklärung. Ferner müssen Mitarbeiter, die aus der Organisation ausscheiden, die Behörde für einen Zeitraum von zwei Jahren nach Beendigung ihres Arbeits-verhältnisses über künftige Beschäftigungen informieren, so dass die EFSA prüfen kann, ob eine etwaige neue Position möglicherweise zu einem Interessenkonflikt führen könnte.

Der nachstehenden Tabelle sind die wichtigs-ten statistischen Angaben zur Anwendung des Unabhängigkeitssystems der EFSA im Jahr 2012 zu entnehmen. Aufgrund der Prüfung der jähr-lichen und spezifischen Interessenerklärungen konnten 272 potenzielle Interessenkonflikte vermieden werden. Die ergriffenen Maßnahmen umfassten den Ausschluss von Sachverständi-gen aus Arbeitsgruppen, von Sitzungen oder Tagesordnungspunkten sowie weitere Ein-schränkungen wie etwa den Ausschluss von der Ausarbeitung wissenschaftlicher Dokumente.

Insgesamt überprüfte Interessenerklärungen

6.869

Überprüfte Tagesordnungspunkte 36.609

Vermiedene potenzielle Interessenkonflikte

272

Vertrauensbruchsverfahren 1*

Aus der EFSA ausscheidende Mitarbeiter

insgesamt: 28Privatsektor: 4**

Einschränkungen: 0

Einschränkungen für Mitglieder anderer Gremien der EFSA

2

* Das Vertrauensbruchverfahren im Jahr 2012 betraf einen Sachverständigen, bei dem der EFSA ein potenzieller Interessenkonflikt bekannt wurde. Im Rahmen der Untersuchung bestätigte der Sachverständige eine Auslassung in der Interessenerklärung, woraufhin die EFSA ein Vertrauensbruchverfahren einleitete, das Anfang 2013 abgeschlossen wird. Sofern sich der Vertrauensbruch bestätigt, wird eine Überprüfung der wissenschaftlichen Ergebnisse, an denen der betreffende Sachverständige beteiligt war, in die Wege geleitet. Der Sachverständige wurde bei der Neubesetzung des Gremiums im Jahr 2012 nicht berücksichtigt.

** Zwei Mitarbeiter sind in den Chemie-/Pharmasektor und ein Mitarbeiter zu einer gemeinnützigen humanitären Organisation gewechselt, ein Mitarbeiter hat eine freiberufliche Tätigkeit im Bereich mechanische Bauteile aufgenommen.

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ANHANG V – FI NANZB ER I CH T

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A N H A N G V – F I N A N Z B E R I C H T

Zum 31. Dezember 2012:

• wurde für den Haushaltsplan in Höhe von 78,28 Mio. EUR eine Mittelbindung von 77,69 Mio. EUR bzw. 99,3 % erzielt. Damit liegt der Prozentsatz der Mittelbindungen nur 0,75 % unter dem für das Jahr festgesetzten Ziel von 100 %. Die Differenz ist hauptsächlich auf die nicht voll-ständige Ausführung der Mittel unter Titel III zurückzuführen, die zu 98,1 % ausgeschöpft wurden. Die Mittelübertragungen am Jahres-ende in Höhe von 500 000 EUR für Infrastruktur und 800 000 EUR für IT-Unterstützung ermög-lichten eine Optimierung der Haushaltsausfüh-rung. Die Mittelübertragung für Infrastruktur bezieht sich auf die ausstehende Entscheidung des Rates über die Gehaltsindexierung, auf-grund derer Mittel nicht ausgeschöpft wurden. Die Mittelübertragung für IT-Unterstützung ermöglichte das Vorziehen geplanter Inves-titionen bei der operativen Unterstützung.

• wurden67,28Mio.EURbzw.88,0 % der Zahlungsermächtigungen in Höhe von 76,48 Mio. EUR ausgezahlt. Damit liegt die Auszah-

lungsquote insgesamt jedoch 7 % unter dem angestrebten Ziel von 72,61 Mio. EUR. Bei diesem Gesamtziel werden zwei unterschied-liche Ziele für getrennte und nicht-getrennte Zahlungsermächtigungen zusammengefasst:

• Bei den nicht-getrennten Zahlungsermäch-tigungen wurde ein Betrag von 59,45 Mio. EUR der ursprünglich verfügbaren Mittel-bindungen von 69,08 Mio. EUR ausgezahlt. Die Auszahlungsquote entspricht 91 % des Ziels von 65,2 Mio. EUR für nicht-getrennte Zahlungsermächtigungen.

• Bei den getrennten Zahlungsermächtigun-gen (wissenschaftliche Zusammenarbeit) wurde ein Betrag von 7,83 Mio. EUR der ursprünglich verfügbaren Mittelbindun-gen von 7,41 Mio. EUR, einschließlich der Globalübertragung von 1,1 Mio. EUR, ausgezahlt. Die erzielte Auszahlungsquote entspricht 106 % des Ziels von 7,41 Mio. EUR für getrennte Zahlungsermächtigungen.

TitelUrsprüngliche

Verpflichtungs-ermächtigungen

Laufende Verpflichtungs-

ermächtigungenDifferenz Mittelbindungen

Anteil gebundener

Mittel (%)

Zahlungs- ermächtigungen

ZahlungenAnteil der

Zahlungen (%)

Personal 39.359.000 38.573.067 -2,0% 38.563.788 100,0% 38.573.067 37.754.147 97,9%

infrastruktur 10.222.000 11.007.933 7,7% 10.966.034 99,6% 11.007.933 8.602.142 78,1%

Betrieb 28.698.000 28.698.000 0,0% 28.164.869 98,1% 26.905.090 20.922.308 77,8%

Gesamt 78.279.000 78.279.000 0,0% 77.694.691 99,3% 76.486.090 67.278.597 88,0%

Haushaltsausführung 201240

35

30

25

20

15

10

5

0

Mio. €

39,35 38,57 38,56 37,75

10,2211,00 10,96 8,60

28,69 28,69 28,16

20,92Ursprüngliche

Verp�ichtungs-ermächtigungen

Laufende Verp�ichtungs-

ermächtigungen

Mittelbindungen

Zahlungen

Personal

Infrastruktur

Betrieb

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46 E U R O P Ä I S C H E B E H Ö R D E F Ü R L E B E N S M I T T E L S I C H E R H E I T

ABB-Ausführung 2012

In EUR

Ursprüngliche Verpflich-

tungsermäch-tigungen

Laufende Verpflich-

tungsermäch-tigungen

DifferenzMittel-

bindungen

Anteil gebundener

Mittel (%)

Zahlungs- ermächtigungen

ZahlungenAnteil der

Zahlungen (%)

tätigkeitsbereich 1 12.762.762 12.979.554 1,70% 12.953.595 99,8% 13.049.966 11.354.948 87,0%

tätigkeitsbereich 2 20.169.364 20.107.292 -0,31% 20.026.863 99,6% 20.155.422 18.062.624 89,6%

tätigkeitsbereich 3 24.101.010 24.664.394 2,34% 24.263.404 98,4% 22.752.942 20.470.089 90,0%

tätigkeitsbereich 4 5.854.240 5.852.267 -0,03% 5.811.301 99,3% 5.852.267 4.987.487 85,2%

Management und Verwaltung 5

15.391.434 14.675.493 -4,65% 14.639.719 99,8% 14.675.493 12.403.449 84,5%

Gesamt 78.278.810 78.279.000 0,00% 77.694.882 99,3% 76.486.090 67.278.597 88,0%

Tätigkeitsbereich 1 = Bereitstellung wissenschaftlicher Gutachten, Beratung und Risikobewertungskonzepte

Tätigkeitsbereich 2 = Bewertung genehmigungspflichtiger Erzeugnisse, Stoffe und Angaben

Tätigkeitsbereich 3 = Datenerhebung, wissenschaftliche Zusammenarbeit und Vernetzung

Tätigkeitsbereich 4 = Kommunikation und Dialog

5 = Management und Verwaltung

25

20

15

10

5

0

Mio. €

12,76 12

,97 12,95

11,35

20,16 20,10 20,02

18,06

24,10 24

,6624

,2620

,47

15,39

14,67 14

,6312

,40

5,85 5,8

55,8

14,9

8

Ursprüngliche Verpflichtungs-

ermächtigungen

Laufende Verpflichtungs-

ermächtigungen

Mittelbindungen

Zahlungen

Tätigkeits-

bereich 1

Tätigkeits-

bereich 2

Tätigkeits-

bereich 3

Tätigkeits-

bereich 4Management/

Verwaltung 5

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47J a h r e s b e r i c h t 2 0 1 2

15.46%

24.34%

31.28%

9.52

%

19

.41%

40

35

30

25

20

15

10

5

0

Millions €

25

20

15

10

5

0

Millions €

100%

99.5%

99%

98.5%

98%

97.5%

97%

96.5%

96%

39.88

10.6411.67

11.95

11.72

16.8818

.6418.8120.77 16

.6523

.6224

.1822

.82

6.037.3

47.3

58.6

5

11.74

14.87

15.00

13.3537.42

37.10 35.83 16.99

24.7525.5925.59

9.1214.29

14.30

11.84

97.6%

99.1%

97.7%

99.7%99.1%

PersonnelActivity 1

Activity 2Activity 3

Activity 4Govern 5

Activity 1Activity 2

Activity 3Activity 4

Govern 5

InitialCommitment Appropriation

Year-endCommitment Appropriation

Amount Committed

Amount Paid

InitialCommitment Appropriation

Year-endCommitment Appropriation

Amount Committed

Amount Paid

Infrastructure

Operations

Activity 1 = Provision of scienti�c opinions and advice and risk assessment approaches

Activity 4 = Communication and dialogue

Govern 5 = Governance and administration functions

Activity 3 = Data collection, scienti�c cooperation and networking

Activity 2 = Evaluation of products, substances and claims subject to authorisation

Tätigkeitsbereich 1 = Bereitstellung wissenschaftlicher Gutachten, Beratung und Risikobewertungskonzepte

Tätigkeitsbereich 2 = Bewertung genehmigungspflichtiger Erzeugnisse, Stoffe und Angaben

Tätigkeitsbereich 3 = Datenerhebung, wissenschaftliche Zusammenarbeit und Vernetzung

Tätigkeitsbereich 4 = Kommunikation und Dialog

5 = Management und Verwaltung

100%

99,5%

99,0%

98,5%

98,0%

97,5%

97,0%

99,8% 99,6%

98,4%

99,3%

99,8%

Tätigkeits-

bereich 1

Tätigkeits-

bereich 2

Tätigkeits-

bereich 3

Tätigkeits-

bereich 4

Management/

Verwaltung 5

47

A N H A N G V – F I N A N Z B E R I C H T

ABB-Ausführung 2012 (Anteil gebundener Mittel in %)ABB-Bewilligungen 2012 (% am Jahresende)

16,58% 25,69%

7,4

8%

18,75%

31,51%

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RESBERICHT 2012

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