flipped classrooms: wie wir unsere kinder aus der kreidezeit befreien

7
iBusiness-Trendakademie 10x10x10 Zehn Experten verraten im Kompakt-Webinar , - was sich bei E-Commerce und Online -Marketing tun wird, - wie Sie Geschäftsprozesse optimieren , - was das für Ihren persönlichen Erfolg bedeutet Details ansehen Die größten Agenturen für Mobile- und App- Entwicklung Wer in Deutschland kompetent Dienstleistungen zur App-Entwicklung anbietet . Die größten Agenturen abrufen Flipped Classrooms: Wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien von Stephan Bayer 19.06.12 Deutschland vergeudet seine Bildungsressourcen. Statt unsere Kinder auf die Internet-Zukunft vorzubereiten, hält die unheilige Allianz aus Lernmittel-Industrie und 16-fachem Postkutschen-Förderalismus unsere Schulen in der Kreidezeit. Dabei gibt es mit Flipped-Classroom-Strategien längst Ansätze, deutsche Schulen auf die Gegenwart vorzubereiten und für die digitale Zukunft fit zu machen. Einblicke in die Digitale Schule von morgen und neue Visionen von zukunftsfähiger Bildung. Weiterleiten Artikel vergessen Das familiäre Fotoalbum im Bücherschrank wirkt auf die jugendlichen Betrachter heutzutage fast antik gegen den digitalen Bilderrahmen auf dem Bücherschrank - der per W-LAN automatisch die neuesten Fotos ins Wohnzimmer strahlt. Videorecorder geraten , als Staubfänger umfunktioniert , in Vergessenheit und das analoge Fernsehen ist endgültig von der Bildfläche verschwunden . Was bleibt , ist die Erkenntnis , dass die Digitalisierung nahezu alle Bereiche des Lebens verändert . Auch unsere Schulen spüren diesen Trend und reagieren - langsam . Bevölkert von jenen , die ganz selbstverständlich in diese neue digitalisierte Welt hineinwachsen , scheint der sonst alles zu vereinnahmende Trend ausgerechnet hier im feinen Sand der Tradition zu verlaufen. Der selbstverständliche Umgang mit dem Handy auf dem Pausenhof kollidiert in nahezu paradoxer Selbstverständlichkeit mit dem Bild des Lehrers vor einer grünen Tafel , ausgestattet mit Kreide, Zeigestock und Klassenbuch . Medienmogul Rupert Murdoch kennzeichnet den gegenwärtigen Bildungsmarkt in einem Essay als "Digitals next frontier". Doch die angelsächsischen Bildungsmärkte sind traditionell fortschrittsfreundlicher als der deutsche . Genauer : Als die 16 (Landes -) plus der eine (bundesweite ) deutschen Bildungsmärkte . Sicher ist, dass das Internet als ein maßgeblicher Katalysator wirkt. Als universales Medium zum Lernen sowohl im Unterricht als auch zuhause , wird es sich in den kommenden Jahren weiter etablieren . Mehr noch: Es liefert das Potenzial , trotz schrumpfender Bildungsetats den Traum von individueller Förderung für eine breite soziodemografische Bevölkerungsschicht möglich zu machen , Lehrer zu entlasten und zugleich akademische und schulische Bestleistungen zu erreichen , während der Schulalltag auch für die Eltern nachvollziehbarer wird. Damit ergibt sich eine diskutable These, welcher in diesem Beitrag anhand der Betrachtung von zwei bisher relativ unabhängigen Konstrukten nachgegangen werden soll: Vormittagsmarkt und Nachmittagsmarkt . 1. Der Vormittagsmarkt : Staatlich regulierter B-to-B-Markt mit großem Potenzial Im Vormittagsmarkt stehen das Unterrichten im Klassenverband und alle damit zusammenhängenden Methoden und Materialien im Vordergrund . So haben sich etwa die Unterrichtsmethoden an deutschen Schulen in den vergangenen Jahren in großen Teilen verändert. Vergleichsweise oft tauchen nun Gruppenarbeiten , Präsentationen , eigenständige Rechercheaufgaben und andere Schwerpunkte im Lehrplan auf, womit die Entwicklung einer selbstbewussten Schülerpersönlichkeit gefördert wird. Nahezu unverändert ist jedoch der Einsatz von neuen Medien im Unterricht geblieben . Noch immer sind Bücher und - seit einigen Jahren in überschaubarem Maße - interaktive Whiteboards neben der klassischen Tafel und Schwarz-Weiß-Kopien die gängigen Tools. Der Flipped Classroom verändert die Rolle des Lehrers im Unterricht Neue Impulse zur Veränderung des klassischen Unterrichts lieferten vor wenigen Jahren die amerikanischen Lehrer Aaron Sams und Jonathan Bergmann mit der Entwicklung der so genannten "Flipped Classroom "-Methode: Das Prinzip des herkömmlichen Unterrichts Schüler im Flipped Classroom , bei dem sich die Schüler eigenständig zuhause auf den Unterricht vorbereiten Bild : Sofatutor

Upload: sofatutor

Post on 05-Dec-2014

1.025 views

Category:

Education


1 download

DESCRIPTION

Deutschland vergeudet seine Bildungsressourcen. Statt unsere Kinder auf die Internet-Zukunft vorzubereiten, hält die unheilige Allianz aus Lernmittel-Industrie und 16-fachem Postkutschen-Förderalismus unsere Schulen in der Kreidezeit. Dabei gibt es mit Flipped-Classroom -Strategien längst Ansätze , deutsche Schulen auf die Gegenwart vorzubereiten und für die digitale Zukunft fit zu machen. Einblicke in die Digitale Schule von morgen und neue Visionen von zukunftsfähiger Bildung.

TRANSCRIPT

Page 1: Flipped classrooms: wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien

iBusiness-Trendakademie 10x10x10Zehn Experten verraten im Kompakt-Webinar ,- was sich bei E-Commerce und Online-Marketingtun wird,- wie Sie Geschäftsprozesse optimieren ,

- was das für Ihren persönlichen Erfolg bedeutetDetails ansehen

Die größten Agenturen für Mobile- undApp-EntwicklungWer in Deutschland kompetent Dienstleistungenzur App-Entwicklung anbietet . Die größtenAgenturen abrufen

Flipped Classrooms: Wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien

von Stephan Bayer

19.06.12 Deutschland vergeudet seine Bildungsressourcen. Statt unsere Kinder auf die Internet-Zukunft vorzubereiten, hält dieunheiligeAllianz aus Lernmittel-Industrie und16-fachem Postkutschen-Förderalismus unsere Schulen in der Kreidezeit. Dabei gibt esmit Flipped-Classroom-Strategien längst Ansätze, deutsche Schulen auf die Gegenwart vorzubereiten und für die digitale Zukunft fit zumachen. Einblicke in die Digitale Schule vonmorgen undneue Visionen von zukunftsfähiger Bildung.

Weiterleiten Artikel vergessen

Das familiäre Fotoalbum im Bücherschrank wirkt auf die jugendlichen Betrachter heutzutage fast antikgegen den digitalen Bilderrahmen auf dem Bücherschrank - der per W-LAN automatisch dieneuesten Fotos ins Wohnzimmer strahlt. Videorecorder geraten, als Staubfänger umfunktioniert , inVergessenheit und das analoge Fernsehen ist endgültig von der Bildfläche verschwunden . Wasbleibt , ist die Erkenntnis , dass die Digitalisierung nahezu alle Bereiche des Lebens verändert .

Auch unsere Schulen spüren diesen Trend und reagieren - langsam. Bevölkert von jenen , die ganzselbstverständlich in diese neue digitalisierte Welt hineinwachsen , scheint der sonst alles zuvereinnahmende Trend ausgerechnet hier im feinen Sand der Tradition zu verlaufen . Derselbstverständliche Umgang mit dem Handy auf dem Pausenhof kollidiert in nahezu paradoxerSelbstverständlichkeit mit dem Bild des Lehrers vor einer grünen Tafel , ausgestattet mit Kreide,Zeigestock und Klassenbuch . Medienmogul Rupert Murdoch kennzeichnet den gegenwärtigenBildungsmarkt in einem Essay als "Digitals next frontier". Doch die angelsächsischen Bildungsmärktesind traditionell fortschrittsfreundlicher als der deutsche. Genauer : Als die 16 (Landes -) plus der eine(bundesweite ) deutschen Bildungsmärkte .

Sicher ist, dass das Internet als ein maßgeblicher Katalysator wirkt. Als universales Medium zumLernen sowohl im Unterricht als auch zuhause , wird es sich in den kommenden Jahren weiter etablieren . Mehr noch: Es liefert das Potenzial ,trotz schrumpfender Bildungsetats den Traum von individueller Förderung für eine breite soziodemografische Bevölkerungsschicht möglichzu machen, Lehrer zu entlasten und zugleich akademische und schulische Bestleistungen zu erreichen , während der Schulalltag auch fürdie Eltern nachvollziehbarer wird. Damit ergibt sich eine diskutable These, welcher in diesem Beitrag anhand der Betrachtung von zweibisher relativ unabhängigen Konstrukten nachgegangen werden soll: Vormittagsmarkt und Nachmittagsmarkt .

1. Der Vormittagsmarkt :

Staatlich regulierter B-to-B-Markt mit großem Potenzial

Im Vormittagsmarkt stehen das Unterrichten im Klassenverband und alle damit zusammenhängenden Methoden und Materialien imVordergrund . So haben sich etwa die Unterrichtsmethoden an deutschen Schulen in den vergangenen Jahren in großen Teilen verändert .Vergleichsweise oft tauchen nun Gruppenarbeiten , Präsentationen , eigenständige Rechercheaufgaben und andere Schwerpunkte imLehrplan auf, womit die Entwicklung einer selbstbewussten Schülerpersönlichkeit gefördert wird. Nahezu unverändert ist jedoch der Einsatzvon neuen Medien im Unterricht geblieben . Noch immer sind Bücher und - seit einigen Jahren in überschaubarem Maße - interaktiveWhiteboards neben der klassischen Tafel und Schwarz-Weiß-Kopien die gängigen Tools .

Der FlippedClassroom verändert die Rolle des Lehrers im UnterrichtNeue Impulse zur Veränderung des klassischen Unterrichts lieferten vor wenigen Jahren die amerikanischen Lehrer Aaron Sams undJonathan Bergmann mit der Entwicklung der so genannten "Flipped Classroom"-Methode: Das Prinzip des herkömmlichen Unterrichts

Schüler im Flipped Classroom, bei dem sichdie Schüler eigenständig zuhause auf denUnterricht vorbereiten

Bild: Sofatutor

Page 2: Flipped classrooms: wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien

Jonathan Bergmann mit der Entwicklung der so genannten "Flipped Classroom"-Methode: Das Prinzip des herkömmlichen Unterrichtswird dabei einfach "umgedreht ". Schüler bereiten sich zuhause eigenständig auf die im Unterricht behandelten Themenbereiche vor, indemsie etwa entsprechende Online-Lernvideos ansehen und sich den Stoff auf diese Weise aneignen . Die eigentliche Unterrichtsstunde wirdnicht wie zuvor größtenteils durch Monologe des Lehrers an der Tafel gefüllt, sondern stattdessen zum gemeinsamen Aufarbeiten ,Problemlösen und Diskutieren genutzt.

Auf diese Weise verbleibt der Lehrer nicht in der Rolle des alleinigen zentralenWissensvermittlers , sondern wird als Moderator und Mediator des Lernprozesseszum individuellen Lernpartner des Schülers. Damit bietet diese LernmethodeLehrern und Schülern gleichermaßen Vorteile , erleichtert sie doch die Arbeit desLehrers und führt durch die individuelle Betreuung des Schülers zu mehrEffektivität des Unterrichts.

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen , wie der Beliebtheitsgrad desMathematiklehrers bei den Digital Natives in die Höhe schnellt , sobald der statt deseinsamen , monotonen Rechnens von Aufgaben aus dem Mathematikbuch dieeigenständige Herleitung der Lösungswege mit Hilfe von motivierendenOnlinevideos als Hausaufgabe aufgibt. Das liegt nicht zuletzt an den eindeutigenVorteilen , die das Medium "Video" mit sich bringt: Bewegtbilder können oftkomplexe Sachverhalte greifbar und verständlich visualisieren und zugleich aktivin Lernprojekte oder Tests integriert werden .

Medienklassen als erfolgreiches ProjektEin gelungenes Praxisbeispiel , wie neue Lernmethoden dieser Art auch in dendeutschen Schulalltag eingebettet werden können , ist der Aufbau vonMedienklassen am Berliner Archenhold Gymnasium, in denen jeder Schüler dieserKlassen mit einem Netbook ausgestattet ist. An drei Tagen in der Woche nutzen dieSchüler ihr Netbook gleichberechtigt zu den klassischen Lern- und Lehrmethodenim Unterricht und bei den Hausaufgaben . Die Lehrinhalte können in vielfacherWeise vermittelt werden , gewinnen durch interaktive Elemente an Attraktivität undsteigern zudem die Medienkompetenz und die Fähigkeit des eigenständigenArbeitens der Schüler . Durch die Vernetzung kann dabei ein projektorientierter undauf gezielte Zusammenarbeit ausgerichteter Unterricht umgesetzt werden , der indieser Form früher nicht möglich gewesen wäre.

Rollenwechsel : Vom Dozenten zum Lernpartner

Im Kern steht das Flipped -Classroom-Modell damit dem klassischenFrontalunterricht entgegen und ebnet zugleich den Weg eines digitalisiertenVormittagsmarktes , welcher zunehmend ohne schwere Bücher und Zettelwirtschaftauskommt. Diese Entwicklung verlangt nach einer weitreichenden Anpassung andie Mediennutzungs - und Lerngewohnheit der Digital Natives durch die Lehrer ,welche ihren Unterricht dementsprechend gestalten und ihre Dozenten -Rollegegen die eines aktiven Lehr- und Lernpartners eintauschen müssen.

Lernmanagementsysteme (LMS) verbinden Schüler, Lehrer undEltern onlineGegen die an deutschen Schulen bestehende Zettelwirtschaft aus Lehr- undKlassenbuch , Hausaufgabenheft und Aktenordner , sprechen vor allem auch die andeutschen Hochschulen bereits fest etablierten Lernmanagementsysteme wieMoodle , CLIX oder Blackboard . Professoren veröffentlichen dort ihrePräsentationsfolien online . Darüber hinaus ist der Reader digital im nicht-öffentlichen Bereich des Seminars verfügbar , Studenten können in internenThreads relevante Themen diskutieren und ihre Essays hochladen .

Unternehmen setzen mit Projektmanagement -Tools wie Asana, Basecamp und Co.auf ähnliche Softewarelösungen , um Teamarbeit online abzubilden . Doch in denSchulen finden sich vergleichbare Anwendungen bisher nicht. Dabei lassen sichsolche Systeme genauso gut in den Vormittagsmarkt der Schule integrieren undhaben damit das Potenzial , auch den Schulalltag für Lehrer und Schüler effizienterzu gestalten. Hausaufgaben , Stundenplan , Klassenarbeitstermine ,Notendurchschnitt oder Vortragsthemen könnten online eingesehen undkoordiniert werden .

Page 3: Flipped classrooms: wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien

Zusatzinformationen zum Unterrichtsstoff würden digital verschickt werden undEltern könnten eingebunden werden , um regelmäßig über den aktuellen Stand aufdem Laufenden zu bleiben und somit mehr von ihren Kindern zu erfahren, als imjährlichen Elterngespräch mit dem Klassenlehrer . Die Einführung einer an denSchulalltag angepassten LMS-Lösung als Standard im Schulbetrieb ist damit überkurz oder lang nur die logische Konsequenz einer zunehmend digital organisiertenGesellschaft.

Ungedeckter Kostenfaktor hemmt die Entwicklung

Wer das Klassenzimmer verändern möchte, muss allerdings einige Hürdennehmen und die Zustimmung von den für die Freigabe von Unterrichtsmaterialienzuständigen Kultusministerien , Schuldirektoren , Lehrern und nicht zuletzt auchEltern einholen , um mit seinem Produkt den Vormittagsmarkt betreten zu können .Im direkten Verkauf bestehen Hemmnisse . So stehen die Entscheidungsträger inden Schulen aktuell noch vor dem Problem, dass der Kauf von digitalen Produktenzunehmend mit "SaaS-Modellen " verknüpft ist, für deren Service regelmäßig einenutzungsabhängige Gebühr fällig wird - ein Kostenfaktor, für den noch keine festenBudgets in öffentlichen Schulen zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund warteneine Handvoll Unternehmen , welche mit ihren LMS bereits im Hochschulmarkt undteilweise auch im Ausland etabliert sind, inzwischen seit einigen Jahren darauf,dass der Markt sich entwickelt .

EBook-Reader undClassmate -PCs gewinnenan BedeutungNeben der Gestaltung und Organisation des Unterrichts, nehmen auch diegenutzten Unterrichtsmaterialien einen entscheidenden Stellenwert im Rahmender Digitalisierung des Vormittagsmarktes ein. Im Einzelnen geht es hier vor allemum das klassische Lehrbuch als Gegenpol zum modernen E-Book. Lange eher einNischenmedium , schlägt die Umsatzkurve für E-Books auch wegen deninzwischen ausgereiften und weitreichenden Möglichkeiten zur mobilen Rezeption ,etwa durch Kindle oder iPad, seit 2011 steil nach oben aus. Insofern sind die

vergleichsweise preiswerteren digitalen Buch-Versionen inzwischen ein ernst zu nehmendes Thema in der Verlagsbranche und erfreuensich stetig steigender Nutzerzahlen . Insbesondere mit Blick auf die Schule gewinnt dieses Thema an Bedeutung .

Schließlich verringern E-Books nicht nur die Ausgaben der privaten Haushalte für Lehrbücher , sondern vor allem auch das Gewicht derSchultaschen unserer Schüler - ein vor allem bei Schulanfängern seit vielen Jahren diskutiertes gesundheitliches Problem. Soweit zurTheorie . Doch abgesehen von ersten Ansätzen, wie sie etwa im genannten Berliner Beispiel existieren , sucht man in der Praxis nochvergeblich nach der deutschen Schule, die komplett auf iPads, Kindles oder Classmate-PCs umgerüstet hat.

Schüler tragen schwer an den digitalenBildungslöchernGanz anders stellt sich die Situation in den USA dar, wo manche Schulen ihren Unterricht bereits ausschließlich mit Tablets gestalten. LautApple verwenden ca. 1,5 Millionen Schüler in den USA ein iPad. Auch Südkorea hat bereits 2011 die Digitalisierung ausgerufen und plantbis 2015 sämtliche Schulbücher durch Smartphones und Tablet -PCs zu ersetzen. In der Türkei möchte die Regierung in den nächsten vierJahren sogar 15 Millionen Tablet -PCs für Schulen anschaffen . Soweit ist die Entwicklung in Deutschland (noch) nicht. Ursache dafür sind vorallem auch begrenzte oder fehlende finanzielle Mittel der Schulträger , denn in keinem Bundesland gibt es derzeit eigene Budgets nur fürdigitale Bildungsmedien . Deutsche Schüler tragen daher nach wie vor täglich kiloweise Totbaum -Bücher mit sich herum.

Ein anderer , wichtiger Aspekt, sind die Kosten für Lehrbücher und Arbeitshefte, dieEltern zu Beginn jedes Schuljahres in die ausgedruckte Unterrichtsausstattung ihrerKinder investieren . Im Rahmen der Elternbeteiligung der Lehrmittelfreiheit müssenEltern je nach Bundesland und Regelung bis zu 160 Euro pro Schuljahr an privatenKosten für die Lern- und Lehrmaterialien tragen. Hinzu kommt die schwierigeSituation auf dem Schulbuchmarkt : Aufgrund der demografisch bedingten ,sinkenden Schülerzahlen sowie den zum Teil reduzierten öffentlichen Ausgaben fürLehrmittel sind die Umsätze seit Jahren rückläufig .

Das digitale Lehrbuch ist damit ein Thema, mit dem sich derzeit alleBildungsmedienverlage auseinandersetzen . Das wurde auch auf der weltweitgrößten Bildungsmesse Didacta deutlich , wo 27 Bildungsmedienverlage ihreersten Lösungen für digitale Lehrbücher präsentierten . Die bestehendeLehrbuchindustrie hat dennoch wenig Anreiz, diese Situation zu ändern . Denn mit der Umstellung von Print auf E-Book schrumpft derUmsatz pro verkaufte Einheit . Hintergrund ist die geringere Zahlungsbereitschaft der Nutzer für E-Books im Vergleich zu Printprodukten .

Bild: Sofatutor

Netbookklassenzimmer am Berliner Archenhold Gymnasium,

Bild: Sofatutor

Page 4: Flipped classrooms: wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien

Käufer sind nicht bereit, die stolzen Lehrbuchpreise (häufig ab 20 Euro pro Buch zzgl. Arbeitsheft für ca. zehn Euro) auch für die rein digitaleVersion des Buches aufzubringen .

Verlage müssen digitaleVersionen ihrer Lehrbücher aufwertenDie Verlage stehen damit vor der Herausforderung , dem Schrumpfen ihrer Umsätze entgegenzuwirken . Dieses Problem lösen sie, indem diedigitalen Versionen ihrer Bücher so aufgewertet werden , dass den Kunden ein Mehrwert entsteht, für den sie mehr zu zahlen bereit sind, alsfür das einfache PDF-ähnliche E-Book. Ein Weg besteht darin , die klassischen Textinhalte medial "anzureichern ", etwa durch inhaltlichpassende oder ergänzende Videos oder interaktive Animationen . Für diesen zusätzlichen Content können Kunden einen Aufpreis zahlen ,sodass der Umsatz pro zukünftiger Digital -Kunde bestenfalls über dem Umsatz pro aktueller Print-Produkt-Kunde liegen wird. Von diesemmedialen "Enrichment" profitieren dann sowohl die Industrie als auch die Anwender .

Das zweite Problem für die Verlage besteht darin , dass Lehrbücher meist auf ein bis zwei Jahrgänge und ein Schulfach beschränkt sind unddie Produktion mitunter auf Jahre festgelegt und dementsprechend unflexibel ist. Schulbücher ähneln daher in gewisser WeiseTelefonbüchern . Sie sind ein völlig überholter Versuch dafür, eine Vielzahl von Informationen zusammenzufassen und zu organisieren .

E-Books als Übergangsphänomen : Online-Plattformen als Content -Lieferant der Zukunft

Die aktuelle Entwicklung wird langfristig gesehen das klassische Schulbuch in Millionen digitale Teilchen sprengen . Denn stärker als bisherwerden Schüler in den nächsten Jahren themenübergreifend lernen , sodass Lehrbücher , die ausschließlich auf einen Jahrgangs -, Fach-und Stoffbereich angelegt sind, langfristig unrentabel werden . Die einsetzende Digitalisierung der Lehrbücher durch E-Books bringt in demSinne zwar Vorteile mit sich und schont nicht zuletzt den Rücken der Schüler , doch ändert dies nichts an der Tatsache , dass E-Booksletztendlich die digitale Version eines an sich inhaltlich stark eingegrenzten Lehrbuchs darstellen .

Online-Lernplattformen könnten Bücher komplett ersetzenEinen Schritt weiter gedacht wäre es daher sinnvoll , sich gänzlich von dem Medium "Buch" zu lösen und stattdessenjahrgangsübergreifende Online-Lernplattformen in Betracht zu ziehen . Hier bestünde die Chance , den gesamten Lernstoff einesSchülerlebens auf einer einzigen Plattform zur Verfügung zu stellen und interaktiv zu verknüpfen . Die Fächer Mathe und Chemie würde dannnicht mehr eine ganze Lehrbuchsammlung trennen, sondern nur wenige Klicks. Von daher ist davon auszugehen , dass solcheLernplattformen in Zukunft fester Anwendungsbestandteil aller Lernenden sein werden . Ergo ist auch das E-Book von morgen nur eineZwischenstufe auf dem Weg vom klassischen Lehrbuch hin zu fachübergreifenden , kontinuierlichen Inhaltslieferanten in Form einer Online-Lernplattform, die das Lernen von übermorgen maßgeblich gestalten wird.

2. Der Nachmittagsmarkt

Die digitale Revolution im Bildungsbereich findet nachmittags statt

Kreatives Unterrichten fernab von analogen , überholten Unterrichtsmethoden ist deshalb schon heute essenziell in einer Realität , in der dasInternet fester integraler Bestandteil im Alltag der Schüler ist und die Sinne bereits früh auf digitale Inhalte gepolt werden . Anders als imVormittagsmarkt hat diese digitale Revolution im Bildungsbereich den Nachmittagsmarkt bereits ordentlich aufgewirbelt . Mit mehr als zweiMillionen deutschen Schülern , die privat Nachhilfe in Anspruch nehmen , boomt dieser Markt bereits seit Jahren. Über 1,5 Milliarden Eurogeben Eltern im Jahr für den zusätzlichen Unterricht ihrer Kinder aus, was sich in dem wenig regulierten Nachmittagsmarkt dank schnellerEntscheidungswege besonders dynamisch niederschlägt . Die Anbieter digitaler Lehr- und Lernangebote sehen sich hier einer grundsätzlichoffeneren und flexibleren Marktsituation ausgesetzt und stoßen mit vergleichsweise preiswerten Angeboten zugleich auf reges Interesse derPrivathaushalte .

Ein attraktiver Markt und Experimentierfeld für B-to-C-Produkte und Services

Mit Online-Produkten lassen sich Preismodelle entwickeln , die das zentrale Bedürfnis der Kunden nach besseren Noten befriedigen unddabei so günstig sind, dass dadurch völlig neue Käufergruppen und -schichten erschlossen werden . Der oft kritisierten Chancenungleichheitin Deutschland , spürbar bei Familien mit geringem Einkommen , die von den Vorzügen der mitunter sehr teuren Nachhilfe nicht profitierenkönnen , kann damit entgegengesteuert werden . Der Nachmittagsmarkt wird deshalb zum Sprungbrett der digitalisierten Bildung werden .

Aufgrund der anspruchsvollen Nutzergruppen , die bereits digital gepoltsind, sowie dem stärker werdenden Wettbewerb, entstehen hierinnovative Konzepte und Trends. Eine Entwicklung , die sich jetzt schonabzeichnet , ist das Ende des lange vorherrschenden Grundsatzes, dassdie Qualität der Nachhilfe mit abnehmendem Preis automatisch abnimmtund generell nur gut ist, was auch viel kostet. Ähnlich wie beim E-Bookkönnen mit der Inanspruchnahme digitaler Vermittlungskanäle die Kostendiverser Ressourcen eingespart werden , ohne dass sich diesqualitätsmindernd auswirkt.

Nachhilfe anhand aussagekräftiger LernvideosWährend beim E-Book die Kosten für Papier , Druck, Buchbindung undVertrieb entfallen , profitieren Online-Nachhilfe -Angebote je nach Konzept

Mathe als Lernvideo

Bild: Sofatutor

Page 5: Flipped classrooms: wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien

1 | 2 | 3 weiter

LIKE 4040+5 Dies auf Google empfehlen

In diesem Beitrag genannt :

vor allem davon, auf Anfahrtswege - und Kosten verzichten zu können und dem Kunden dafür einen flexiblen , selbstbestimmtenLernrhythmus zu ermöglichen . Noch profitabler ist es, die Nachhilfe auf Grundlage aussagekräftiger , online stets abrufbarer Lernvideosaufzubauen . Salman Khan , ehemaliger Hedgefonds -Analyst und Gründer der Khan Academy, gilt international als bekanntester Vertreterdieses Nachhilfe -Konzepts per Online-Lernvideo . Er erreicht damit bisher mehr als 50 Millionen Nutzer weltweit .

Aber: Ein Schüler der 8. Klasse, der Schwierigkeiten in Mathematik hat, dürfte mit dem Stand seiner Englischkenntnisse wohl kaumeigenständig in der Lage sein, seine Lücken mit Hilfe einfach gestalteter, fremdsprachiger Videos zu schließen . Daher verfeinern deutscheInnovatoren wie etwa sofatutor.com die Idee der Nachhilfe via Onlinevideo bereits seit Jahren und fördern mit einer systematischen Curationder Inhalte, zusätzlichen Services wie Live-Chat und interaktiven Kontrollen durch Tests nach qualitativ hochwertigen Videos diedynamische Entwicklung des Nachmittagsmarktes .

Von der steigenden Konkurrenz digitaler Produkte auf dem Nachmittagsmarkt profitieren wiederum die Kunden : Um sich zu behaupten ,nimmt die Qualität der bestehenden und entstehenden Produkte zu, während zugleich der Service erweitert und auf der Suche nach neuen ,kundenfreundlichen Ideen innovativ gestaltet wird. Nichtsdestotrotz bleiben die vergleichsweise günstigen Preismodelle bestehen , um einerbreiten Bevölkerungsschicht den Zutritt zu dem zu gewähren , was vielen lange versagt blieb : bezahlbare und zugleich erfolgsorientierteNachhilfe .

Qualitativ hochwertiger Content als Garant für digitale Bildungsangebote

Die Nachfrage nach digitalen Bildungsangeboten auf dem Nachmittagsmarkt wird dementsprechend auch in Zukunft steigen und diesenerheblich vergrößern. Der maßgebliche Schlüssel , mit dem dieser Erfolg versprechende Ansatz weiterverfolgt werden kann, liegt letztendlichbeim qualitativ hochwertigen Content, der diese Art von Bildung und individueller Förderung sicherstellt . Fest steht schon jetzt: Die Art, wieBildung bisher funktioniert , wird durch die "digitale Revolution " in jedem Fall nachhaltig verändert ; sowohl auf dem Vormittags- als auch aufdem Nachmittagsmarkt . Denn egal , in welcher Form sich das digitale Lernen durchsetzen wird, es ebnet für alle Bildungs - undEinkommensschichten den Weg für selbstständiges wie auch kostengünstiges Lernen und ermöglicht parallel dazu eine völlig neue,übergreifende Organisation des Lern- und Lehrprozesses .

iBusiness -Autor Stephan Bayer ist Gründer und Geschäftsführer von sofatutor.com , der größtenOnline-Nachhilfe -Plattform im deutschsprachigen Raum. Die Idee, eine Plattform für Lernvideos zubauen , entstand während seiner eigenen Prüfungsvorbereitung im BWL-Studium.

1. Teil: Flipped Classrooms : Wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien

2. Teil: Vier Szenarien , wie sich der Bildungsmarkt künftig entwickeln wird

3. Teil: : Digitale Bildungsrevolution kommt zur Teatime

Weitere Artikel zu diesem Themenbereich :

ZukunftMobile Learning: Zwischen Trend-Optimismus und Investitions-Abstinenz (13.06.12)Kein Facebook-Killer: Microsoft startet Netzwerk Socl als Elearning-Portal (21.05.12)ELearning: Wenn SimulationenNachwuchs- undFührungskräfte schulen (11 .04.12)Die ELearning-Zukunft liegt in Learn-Nuggets undSimulationen (08.02.11 )Das werden die zehn Top-Trends 2011 im E-Learning (13.12.10)

Personen: Aaron Sams Jonathan Bergmann Salman Khan Stephan Bayer

Firmen undSites: didacta.de sofatutor.com

Stephan Bayer, iBusiness Autor undSofatutor Geschäftsführer

Bild: Sofatutor

31Gefällt mir

Page 6: Flipped classrooms: wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien

Trackback -URL Permalink

Tags: Ausbildung E-Learning Schule Lernplattform Lehrbuch e-book flipped classroom lms

Tag vorschlagen

Trackbacks / Kommentare

Von: Gerald Rusche Rusche, GERUWEBZu: FlippedClassrooms: Wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeitbefreien

19.06.12

Meine Tochter ist seit knapp drei Jahren in einer Notebook -Klasse (Modellversuch Niedersachsen ) Die Noten, dieEntwicklung und das Arbeitsverhalten unterscheidet sich nicht wesentlich von denen die nur aus Büchern lernen .Einzig die soziale Kompetenz wird von Lehrern als etwas höher bewertet. Allerdings kann die Notebook -Klassedurchgängig mit Word, Powerpoint , und einige sogar mit Photoshop und Sony Vegas umgehen , wie vieleErwachsene nicht.Am Elternsprechtag präsentierten die Achtklässler am Whiteboard in Powerpoint , wie ich das von professionellenVertrieblern und Marketeer bisher äusserst selten gesehen habe.Allerdings gab es viel Gegenwehr im Lehrer-Kollegium . Doch jetzt kommen an der Schule iPAd-Klassen neu hinzu.Die Zukunft können auch Lehrer nicht aufhalten . Das war in den 70gern mit den Taschenrechnern schon so ;-)

Ihr Kommentar:Schreiben Sie Ihre Meinung , Erfahrungen , Anregungen mit oder zu diesem Thema. Ihr Beitrag erscheint an dieser Stelle.

Artikel WeiterempfehlenEmpfehlen Sie diesen Artikel an Kollegen oder Freunde weiter.

Alle Meldungenvom 19.06.12:

FlippedClassrooms: Wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien (19.06.12)

Vier Szenarien, wie sich der Bildungsmarkt künftig entwickeln wird (19.06.12)

Digitale Bildungsrevolutionkommt zur Teatime (19.06.12)

Die sieben größten Probleme bei Web-Analyseprojekten - undwie man sie vermeidet (19.06.12)

Studie: Daten in deutschen CRM-Systemen mangelhaft (19.06.12)

Werbeausgaben weltweit: OnlineundTV verbuchen Plus (19.06.12)

Studie: Patienten befürworten Apps im Gesundheitswesen (19.06.12)

Googleentfernt ungeliebte Inhalte undkauft Patente (19.06.12)

Studie: US-Tablet Nutzer geben eher Geld für Magazine als für Zeitungenaus (19.06.12)

Größte AdWords-Werbekunden: Handel beherrscht SEA-Top-Ten (19.06.12)

Ende der Spekulation: Microsoft zaubert Tablet PC aus der Tasche (19.06.12)

Facebook übernimmt Anbieter von Gesichtserkennungs-Software (19.06.12)

GooglesLocal-SEO-Patent: Neuer Algorithmus erkennt lokalen Bezug von Seiten (19.06.12)

VGWort Tantiemen-Streit: Autoren sammeln via CrowdfundingGeld für Klage (19.06.12)

KundenwollenWerbung per E-Mail statt SMS (19.06.12)

Ein Viertel des Umsatzes mit Elektrogeräten wird onlineumgesetzt (19.06.12)

Social-Media-Advertising: Facebook startet "LogoutExperience"-Ads in Deutschland (19.06.12)

Umfrage: InformationGovernance hat hohe Bedeutung undAusbaupotenzial (19.06.12)

Thomas Duhr in OVK-Vorstand berufen (19.06.12)

Social-Media-Mix der US-Wahlkampfkampagnen bedeutet auch Pinterest (19.06.12)

Yahoo ernennt neuen Chief Revenue Officer (19.06.12)

OnlineSolutionsGroupgründet Beteiligungsgesellschaft für Internet-Startups (19.06.12)

Leo Burnett Deutschland komplettiert die Führungsmannschaft (19.06.12)

Cannes Cyber Lions: Sechs deutsche Agenturen schaffen es auf die Shortlist (19.06.12)

Ausschreibung: EntwicklungMobile-App (19.06.12)

Ausschreibung: Datenkonvertierung (19.06.12)

Ausschreibung: Vulnerability- undPatch-Management (19.06.12)

Ausschreibung: Publikation (19.06.12)

Page 7: Flipped classrooms: wie wir unsere Kinder aus der Kreidezeit befreien

© 2012 HighText Verlag. HighText und iBusiness sind eingetragene Marken des HighText Verlag Graf und Treplin OHG.Impressum Weiterempfehlen Seite Drucken

www.ibusiness.de - mobile.ibusiness.de - ibu.si - www.press1.de - www.video1.dewww.internetagentur-ranking.de