ft 04: berufliche bildung unter inklusionsaspekten · ft 04: berufliche bildung unter...

21
FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik inklusiven Unterrichts Johann-Krane-Weg 25 fon +49 (0)251.83 65-167 [email protected] D-48149 Münster fax +49 (0)251.83 65-148 https://www.fh-muenster.de/ibl/index.php Vermittlung beruflicher Handlungsfähigkeit für eine sich wandelnde Arbeitswelt: Werden reduzierte Ausbildungsgänge dem gerecht? Siegen, 11. März 2019

Upload: others

Post on 04-Sep-2020

7 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten

Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik inklusiven UnterrichtsJohann-Krane-Weg 25 fon +49 (0)251.83 65-167 [email protected] Münster fax +49 (0)251.83 65-148 https://www.fh-muenster.de/ibl/index.php

Vermittlung beruflicher Handlungsfähigkeit für eine sich wandelnde Arbeitswelt: Werden reduzierte Ausbildungsgänge dem gerecht?

Siegen, 11. März 2019

Page 2: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

2

Übersicht

Prof. Dr. Ursula Bylinski

1. Auf dem Weg zur inklusiven Berufsbildung InklusionsverständnisStruktur- und SystemveränderungenEinmündung in betriebliche Berufsausbildung

2. Zielperspektive beruflicher BildungVermittlung beruflicher HandlungsfähigkeitRegelungen für Menschen mit BehinderungUnterschiedliche Ausbildungsformen

3. Digitalisierung Chancen und Risiken Substituierungspotenziale Digitale Kompetenzen

4. HerausforderungenFotos: BIBB/ES

Page 3: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

3

Inklusionsverständnis

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Inklusive Berufsbildung

Inklusion als menschenrechtliches

Prinzip: Recht auf Bildung und gesellschaftliche Partizipation (bspw. GUMMICH/HINZ 2017)

UN-Behindertenrechtskonvention, Artikel 26 (4):

Die Vertragsstaaten stellen sicher, dass Menschen mit Behinderungen

ohne Diskriminierung und gleichberechtigt mit anderen Zugang zu (..) Berufsausbildung, (...) und lebenslangem Lernen haben (…).

Behinderung als soziales Konstrukt: der Blick ist auf gesellschaftliche

Handlungssituationen gerichtet, die Menschen in Behinderungs- und

Benachteiligungssituationen bringen (LINDMEIER/LINDMEIER 2012)

Dt. UNESCO-Kommission (2009):allen Menschen die gleichen

Möglichkeiten bieten, an qualitativ hochwertiger Bildung teilzuhaben und ihre Potenziale

entwickeln zu können, unabhängig von besonderen Lernbedürfnissen,

Geschlecht, sozialen und ökonomischen Voraussetzungen.

Inklusion als erweiterte Integration:

vom Leitbild der Normalisierung (FRÜHAUF

2012) zur Wertschätzung des Ungleichen!

(EL MAFALAANI 2011)

Page 4: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

4

„(Aus-)Bildung für Alle“

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Ziel einer inklusiven Berufsbildung ist es, allen jungen Menschen alle Optionen für einen erfolgreichen Weg in das Erwerbsleben zu eröffnen und den Zugang zu einer anerkannten Berufsausbildung zu ermöglichen, um darüber gesellschaftliche Partizipation zu erreichen.

Inklusion intendiert auf eine Verankerung und Absicherung in Regelstrukturen!

Fotos: BIBB/ES

Page 5: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

5

Strukturelemente ausbauen!

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Flexibilisierung

Individualisierung

Anschlussfähigkeitund Durchlässigkeit

Pädagogisches Handeln vom Individuum und den jeweils spezifischen (Lern-)Bedürfnissen ausgehend konzipieren (z.B. individuelle Bildungs- und Übergangsbegleitung).

Auf unterschiedlichen Wegen Ausbildungsabschlüsse ermöglichen; zeitliche Flexibilisierung der Berufsausbildung (Verkürzung bzw. Verlängerung der Ausbildungsdauer; Teilzeitberufsausbildung).

Bspw. Bildungsangebote inhaltlich miteinander verknüpfen (Ausbildungsvorbereitung und Berufsausbildung), Ausbildungs-zeiten anrechnen; Übergänge gestalten und verwertbare berufliche Qualifikationen anbieten.

Page 6: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

6

Inklusives Bildungssystem

Regionale Bildungsstrukturen

Inklusive Ausbildungskonzepte

(betriebliche und schulische)

Organisationsformen

Inklusive Lernsettings

Individuum

Kooperation und Vernetzungvon Bildung, Erziehung und Betreuung

Inklusive Grundhaltung: Wertschätzung individueller Unterschiede

Inklusive Kulturen, inklusive Strukturen und inklusive Praktiken (Index für Inklusion)

Differenzierte, betriebsnahe, durchlässige Ausbildungsmodelle

„Pädagogik der Vielfalt“, Didaktik der inneren Differenzierung, inklusive Diagnostik

Potenzial- und Ressourcenorientierung BYLINSKI 2015, 2016

Handlungsebenen ausgestalten!

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Page 7: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

7

Einmündung in betriebliche Ausbildung

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Die Berufsbildungsstatistik erhebt keine Informationen zum Merkmal „Behinderung“.Eine statistische Erhebung wäre ein Eingriff in das verfassungsrechtlich geschützte Grundrecht zur informationellen Selbstbestimmung. (vgl. GERICKE/FLEMMING 2013, S. 2)

Repräsentative Befragung der Bertelsmann-StiftungEtwa ein Viertel (24,1 Prozent) der befragten Betriebe bildet aktuell Jugendliche mit Behinderungen aus oder hat dies in den letzten 5 Jahren getan. (vgl. ENGGRUBER/RÜTZEL 2014, S. 8)

Page 8: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

8

Art der Behinderung der Azubis

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Viele Betriebe denken vor allem an sichtbare Körperbehinderungen, wenn sie offen nach Behinderungen ihrer Auszubildenden gefragt werden. (vgl. ENGGRUBER/RÜTZEL 2014, S. 27)

Unternehmen nur mit Antworten auf die geschlossene Nachfrage zu den Behinderungsarten ihrer Auszubildenden

Lernbehinderungen 46,9%

Psychische/seelische Behinderungen 29.6%

Verhaltensauffälligkeiten 28,8%

Organische Erkrankungen 25,1%

Sprachliche Behinderungen 12,5%

Vermindertes Hörvermögen oder Gehörlosigkeit 7,3%

Sehbehinderungen oder Blindheit 5,3%

Körperbehinderungen 5,3%

Hirnorganische/neurologische Erkrankungen 4,8%

Geistige Behinderungen 1,5%

Anzahl der Befragten 152 (ebd. S. 26)

Page 9: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

9

„Lernbehinderungen“

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Eine individualisierte Betrachtung des Phänomens

Lernbehinderung stellt keine primär wissenschaftliche Begrifflichkeit dar, sondern ist aus dem pragmatischen Interesse heraus entstanden, eine spezifische Schülergruppe zu kennzeichnen. (WERNING/LÜTJE-KLOSE 2016)

Die Begrifflichkeit Lernbeeinträchtigung „kennzeichnet eine Gruppe von Menschen, die aufgrund erheblicher und vielfältiger Erschwernisse in ihrem Leben beeinträchtigt sind und werden; die in der Schule häufig versagen und aufgrund ihrer meist erheblich erschwerten Lebens- und Entwicklungsbedingungen kompetenter pädagogischer Unterstützung bedürfen.“ (WERNING/LÜTJE-KLOSE 2016, S. 22)

Page 10: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

10

Zielperspektive beruflicher Bildung

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. Handwerksordnung (HwO)

BAVB dualeBerufsausbildung

beruflicheFortbildung

berufliche Umschulung

BBiG § 1 (3):Die Berufsausbildung hat die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche Handlungs-fähigkeit) in einem geordneten Ausbildungsgang zu vermitteln. Sie hat ferner den Erwerb der erforderlichen Berufserfahrungen zu ermöglichen.

Berufliche Handlungs-

fähigkeit

Berufsausbildung behinderter Menschen§ 64 BBiG/§ 42k HwO: Behinderte Menschen sollen in anerkannten Ausbildungsberufen ausgebildet werden.

§ 65 BBiG/§ 42l HwO: Besondere Verhältnisse behinderter Menschen sollen berücksichtigt werden.

§ 66 BBiG/§ 42m HwO: Zuständige Stellen können besondere Ausbildungsregelungen treffen.

„Nachteils-ausgleich“

„Kammer-regelung“

Page 11: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

11

Entwicklung der Ausbildungsregelungen

1,9

2,52,7

2,4 2,52,2 2,1

1,9 1,9 1,8 1,8 1,7

1,31,7

1,9 1,82

1,8 1,71,5 1,6 1,5 1,5 1,4

3,6

5,35,5

5,2 5,1

4,64,4

4 43,7 3,6 3,4

0

1

2

3

4

5

6

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Anteil der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Berufen für Menschen mit Behinderungen (in %)

Bundesgebiet Westdeutschland Ostdeutschland

nach: BIBB-DATENREPORT 2018, S. 129

Neu abge-schlosseneAusbildungs-verträge 2018

Ins-gesamt

Über-wiegend betrieblich finanziert

Über-wiegend staatlich finanziert

In staatlich anerkannten Ausbildungs-berufen

501.216 488.361 12.855

In Berufen nach § 66 BBiG/ §42m HwO)

8.781 3.108 6.673

insgesamt 509.997 491.469 18.528

Ausbildungsregelungen der zuständigen Stellen für Menschen mit Behinderung (§66 BBiG/§42m HwO) nach Art der Förderung (BIBB-DATENREPORT 2018, S. 130)

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Page 12: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

12

Ausbildungsformen im Betrieb

Prof. Dr. Ursula Bylinski

9,0%

20,1%

88,5%

10,5%

33,3%

85,3%

8,9%

18,9%

88,7%

0,0% 20,0% 40,0% 60,0% 80,0% 100,0%

in Fachpraktiker-Ausbildungen

nach § 66 BBiG/§ 42m HwO

in zweijährigenAusbildungsberufen

in drei- oderdreieinhalbjährigenAusbildungsberufen

Ausbildungsberufe für Menschen mit Behinderung

1 bis 249ab 250Gesamt

(entnommen aus: INSTITUT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT KÖLN E.V. 2016, S. 15)

nach Unternehmensgröße; nur Unternehmen, die Menschen mit Behinderung ausbilden (aktuell oder in den letzten fünf Jahren)

Page 13: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

13

Digitalisierung

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Teilhabechancen für benachteiligte Gruppen bleiben noch ungenutzt! Weder in Berufsschule noch im Betrieb werden diese Chancen gezielt ergriffen(vgl. ebd.)

Erleichterter Zugang zu Bildung (barrierefreier Zugang zu Bildungsangeboten), bspw. durch Assistenzsysteme, insbesondere für Menschen mit körperlicher und geistiger Beeinträchtigung (ebd. S. 12)

„Digitales Lernen ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Chancengerechtigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe und damit insbesondere für benachteiligte Gruppen von besonderer Bedeutung“ (ebd. S. 33)

Freiräume durch selbst gesteuertes Lernen allein oder in Kooperation mit anderen. Lernprozesse können selbst gestaltet werden: wie, wo und wie lange, mit welchem Lernwerkzeugen und Lernformen (ebd. S. 12)

Steigerung der Lernmotivation:Insbesondere jüngere, männliche Azubis mit einem niedrigen Schulabschluss lassen sich durch digitales Lernen gut motivieren. Internetrecherchen, Lernspiel (...) sind für diese Zielgruppe attraktiv. (ebd. S. 6)

(Lern-)Chancen

MONITOR DIGITALE BILDUNG 2016

Page 14: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

14

Digitalisierung: Risiken

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Durch die zunehmende Geschwindigkeit technologischer Veränderungen besteht die Gefahr, dass insbesondere „Risikogruppen“ des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes davon ausgeschlossen werden!

Die stetig ansteigende Komplexität führt zu neuen Barrieren!

Für Menschen mit geistiger Behinderung, Lernbehinderung oder psychischer Behinderung verstärkt der Prozess der zunehmenden Digitalisierung und der damit verbundenen Anforderungen an Qualifikation und Konzentrationsfähigkeit die Exklusion auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. (vgl. BMAS 2016, S. 26)

Die Möglichkeit der Nutzung von Home-Office erhöht soziale Exklusionsrisiken für Menschen mit Behinderung, da Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen und zur Arbeitnehmerinteressenvertretung, die Anerkennung persönlicher Leistung und die Vernetzung durch informelle Arbeitsgespräche verringert werden. (vgl. ebd.)

Page 15: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

15 Prof. Dr. Ursula Bylinski

Substituierungspotenzial:Anteil der Tätigkeiten, die in einem Beruf durch Computer oder computergesteuerte Maschinen ersetzt werden kann.

Sortieren

Beladen/ Entladen

Kommission-ieren

LagerarbeitTransport

Förder-anlagen/

Transport-geräte

bedienen

Verpacken

Lager- und Transport-arbeiter/in

Sechs von sieben Tätigkeitsbereichen

-> Substituierbarkeitspotenzial = 86 %

nach: LEBER/MATTHES 2019

Beispiel: Tätigkeiten, die im Beruf Lager- und Transportarbeiter/-in 2016 potenziell substituierbar sind.

Folgen der Digitalisierung

Page 16: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

16

Substituierungspotenzial

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Der Anteil, der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die in einem Beruf mit hohem Substituierungspotenzial arbeiten, ist von 15 % im Jahr 2013 auf 25 % im Jahr 2016 gestiegen. (ebd.)

Page 17: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

17

Digitale Kompetenzen

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Kompetenzbereiche Kompetenzen (Einzelaspekte)Anwendungskompetenzen grundlegende Anwendung der berufs-

spezifischen Soft- und Hardware sowie Problemlösungskompetenz

Informations- und daten-bezogene Kompetenzen

Technischer Aspekt der Datensicherheit, des Datenschutzes und des kritischen Aspekts von Informationen

Digitale Kommunikations-kompetenzen

Zielgruppenadäquates Kommunizieren mit digitalen Medien

Entwicklungs- und Gestaltungskompetenzen

Kenntnisse und Fertigkeiten zur Weiterentwicklung digitaler Systeme

Strategische Kompetenzen und Interdisziplinarität

Strategische Weiterentwicklung der digitalen Systeme, auch mit anderen Disziplinen

Querliegende Schlüsselqualifikationen

Wesentliche Grundvoraussetzung und Relevanz in jedem Kompetenzbereich

Steigende Bedeutung von Schlüsselqualifikationen (Sprache, Selbstorganisation, Teamfähigkeit, Anpassungs-fähigkeit, Kommunikations-, Konsens- und Konfliktfähigkeit Interkulturalität) (LÖFFLER 2017)

Kompetenzmodellzu digitalen Kompetenzen in der Berufsbildung (SCHMOELZ U.A. 2018, S. 8 f.)

Page 18: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

18

Herausforderungen

Prof. Dr. Ursula Bylinski

Weiterbildungschancen sind ungleich verteilt!Bestimmte Betriebe bzw. Personen partizipieren nach wie vor nur unterdurchschnittlich an Weiterbildung: o vor allem kleinere Betriebe sowie Betriebe bestimmter Brancheno insbesondere Geringqualifizierte, Ältere, Teilzeitbeschäftigte, befristet Beschäftigte und

Zeitarbeitnehmer (IAB 2019)

Eine hochwertige Berufsausbildung stellt eine grundlegende Voraussetzung dar, um die zukünftigen Herausforderungen einer sich wandelnden Arbeitswelt zu bewältigen!

Der beruflichen Weiterbildung kommt eine hohe Bedeutung zu!Lernen im Erwerbsleben muss für alle Arbeitskräfte und Arbeitgeber zur selbstverständlichen Investition werden! (IAB 2019) D.h. Möglichkeiten und Strukturen zur Weiterbildung, Höherqualifizierung und Umschulung müssen ausgebaut werden.

Weiterhin bestehende Exklusionsrisiken verschärfen die Situation!(Passungsprobleme am Ausbildungsmarkt, Vertragslösungsquoten, Anstieg des Übergangsbereichs, Erwachsene ohne Berufsausbildung)

Page 19: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik inklusiven UnterrichtsJohann-Krane-Weg 25 fon +49 (0)251.83 65-167 [email protected] Münster fax +49 (0)251.83 65-148 https://www.fh-muenster.de/ibl/index.php

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Page 20: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

20

Verwendete Literatur

Prof. Dr. Ursula Bylinski

BUNDESINSTITUT FÜR BERUFSBILDUNG (Hrsg.): Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2018. Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Bonn 2018

BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT UND SOZIALES: Chancen und Risiken der Digitalisierung der Arbeitswelt für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Köln 2016

BYLINSKI, URSULA: Begleitung individueller Wege in den Beruf: Professionalisierung für eine inklusive Berufsbildung. In: BYLINSKI, URSULA; RÜTZEL, JOSEF (Hrsg.): Inklusion als Chance und Gewinn für eine differenzierte Berufsbildung. Bielefeld 2015

DENGLER, KATHARINA; MATTHES, BRITTA: Substituierbarkeitspotenziale von Berufen. Wenige Berufsbilder halten mit der Digitalisierung Schritt. In: IAB-Kurzbericht (2018) 4/2018

DEUTSCHE UNESCO-KOMMISSION E.V.: Inklusion: Leitlinien für die Bildungspolitik. Paris 2009. - URL: http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Bibliothek/inklusion_leitlinien.pdf (Stand: 07.03.2019)

EL-MAFAALANI, ALADIN: Ungleiches ungleich behandeln! Inklusion bedeutet Umdenken. In: Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, 40 (2011) 2, S. 39-42

ENGGRUBER, RUTH; RÜTZEL, JOSEF: Berufsausbildung junger Menschen mit Migrationshintergrund. Eine repräsentative Befragung von Betrieben. Gütersloh 2014

FRÜHAUF, THEO: Von der Integration zur Inklusion - ein Überblick. In: HINZ, ANDRES, KÖRNER, INGRID, NIEHOFF, ULRICH (Hrsg.): Von der Integration zur Inklusion. Grundlagen - Perspektiven - Praxis. Marburg 2012, S. 11-32

GERICKE, NAOMI, FLEMMING, SIMONE: Menschen mit Behinderungen im Spiegel der Berufsbildungsstatistik - Grenzen und Möglichkeiten -. 2013. -URL:https://www.bibb.de/dokumente/pdf/ab21_dazubi_Kurzpapier_Menschen_mit_Behinderung_in_der_Berufsbildungsstatistik_201306.pdf (Stand: 25.03.2019)

Page 21: FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten · FT 04: Berufliche Bildung unter Inklusionsaspekten Prof. Dr. Ursula Bylinski Berufliche Bildung mit dem Schwerpunkt Didaktik

21

Verwendete Literatur

Prof. Dr. Ursula Bylinski

GUMMICH, JUDY; HINZ, ANDREAS: Inklusion – Strategien zur Realisierung von Menschenrechten. In: BOBAN, INES; HINZ, ANDREAS (Hrsg.): Inklusive Bildungsprozesse gestalten. Nachdenken über Horizonte, Spannungsfelder und Schritte. Seelze 2017, S. 16-30

INSTITUT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT KÖLN E.V. (Hrsg.): Ausbildung von Menschen mit Behinderung. Köln 2017LEBER, UTE; MATTHES, BRITTA: Anhörung der Enquete-Kommission berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt. Berufe und

berufliche Aus- und Weiterbildung in der digitalen Arbeitswelt. Berlin 2018LINDMEIER, BETTINA; LINDMEIER, CHRISTIAN: Pädagogik bei Behinderung und Benachteiligung. Band 1: Grundlagen.

Stuttgart 2012LÖFFLER, ROLAND: Digitalisierung-Bedrohung oder Chance für ArbeitnehmerInnen? 2017. - URL:

http://www.forschungsnetzwerk.at/downloadpub/forum_oead_29_05_2017_Loeffler.pdf (Stand: 07.03.2019)SCHMID, ULRICH; GOERTZ, LUTZ; BEHRENS, JULIA (Hrsg.): Monitor Digitale Bildung Berufliche Ausbildung im digitalen Zeitalter.

Gütersloh 2016SCHMOELZ, ALEXANDER U.A.: Entwurf eines Modells digitaler Kompetenzen für die Berufsbildung In: medienimpulse-online

(2018) 4/2018, S. 1-14WERNING, ROLF; LÜTJE-KLOSE, BIRGIT: Einführung in die Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen. München/Basel 2016