hypnose und hypnotherapie · hypnose entstanden wie autogenes training und katathymes bilderleben....

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– 1 – Hypnose und Hypnotherapie 1. Geschichte 2. Theorie der Hypnosetherapie 3. Anthropologische Prämissen 4. Empirie zur Wirksamkeit der Hypnotherapie 5. Abgrenzung zu anderen Therapieformen 6. Zusammenfassende Stellungnahme 7. Literatur Copyright: Dirk Revenstorf, Dr. rer. soc., Dipl.-Psych., unter Mitarbeit von Dipl.-Psych. Uwe Prudlo, Psychologisches Institut der Universität Tübingen, Juni 1993

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Hypnose undHypnotherapie

1. Geschichte2. Theorie der Hypnosetherapie3. Anthropologische Prämissen4. Empirie zur Wirksamkeit der Hypnotherapie5. Abgrenzung zu anderen Therapieformen6. Zusammenfassende Stellungnahme7. Literatur

Copyright: Dirk Revenstorf, Dr. rer. soc., Dipl.-Psych.,unter Mitarbeit von Dipl.-Psych. Uwe Prudlo,Psychologisches Institut der Universität Tübingen, Juni 1993

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1. Geschichte

Im Gegensatz zum angloamerikani-schen Sprachraum ist die wissenschaftli-che Literatur zur Hypnose und derenAnwendung in Europa, insbesondere inden deutschsprachigen Ländern, langeübersehen worden. Das hat historischeGründe, ist aber bedauerlich, da dieHypnose gerade in Europa eine langeTradition als medizinisches und psy-chotherapeutisches Heilverfahren hat.

Als erste Ära der Hypnose dürfendie alten hinduistischen Meditati-onspraktiken der Fakire und Yogis gel-ten, die bis ins 2. vorchristliche Jahrtau-send zurückverfolgt werden können.Das bis heute verbreitete Yoga hat inder Induktion und dem Zielzustand desungetrübten Bewußtseins (Trance) star-ke Ähnlichkeit mit der Hypnose. Ausdem antiken Ägypten gilt der PapyrusEber (circa 1500 v. Chr.) als ältestesschriftliches Zeugnis für hypnotischeInduktionstexte (EDMONSTON, 1986).Der Tempelschlaf aus Ägypten (Isis-und Serapis-Kulte) und Griechenland(Asklepius-Kult) wurden als rituelleInduktion des Orakels benützt (etwa500 v. Chr.), der neben der Heilunghellseherischen Zwecken diente (WEIN-REICH, 1909). Die keltischen Druidenim ersten vorchristlichen Jahrtausend,verwendeten reimende Gesänge, umMedien in einen Schlaf mit hellseheri-schen Träumen zu versetzen. MittelsHandauflegen, das schon im alten Te-stament bei König David vorkommt,heilten Jesus und seine Jünger, häufigverbunden mit Augenfixation (Petrus,Paulus), wurden auch schon in denägyptischen Papyri beschrieben. Ähn-lich verfuhren im Mittelalter viele

kirchliche Würdenträger und weltlicheFürsten zum Teil in Massenzeremonien.Häufig spielen bei den Vorläufern derHypnose bestimmte Körperhaltungen(liegend, kniend, Lotussitz u. a.) undzeremonielle Instruktionen eine Rolle.Seit der Antike bis ins Mittelalter wurdedie heilende Wirkung der hypnoseähn-lichen Anwendungen im allgemeineneiner übermenschlichen Kraft zuge-schrieben (z. B. bestimmten Götternoder Halbgöttern) – meist vermitteltdurch menschliche Medien. Aus dieserlangen Tradition hypnotischer Prakti-ken wird klar, daß es schon immer Ri-ten gegeben hat, die Menschen in dieLage versetzen, innerhalb physiologi-scher Grenzen, die im allgemeinen alssolche nicht bewußt wahrgenommenenpsychologischen Grenzen des Denkensund körperlicher Reaktionen zu über-schreiten. Derartige psychologischeGrenzen können durch Glaubenssätzeoder durch soziale Normen und Kon-textbedingungen bestimmt sein.

Erst mit dem Aufklärer MESMER

(1734–1815) wird die Hypnose endgül-tig des mystisch-religiösen Charaktersentkleidet, indem Mesmer die exorzisti-schen Heilungen des Paters Gassner alsnatürlich erklärt. Damit setzt die zweiteÄra der Hypnose ein, in der sie nichtmehr als spirituelle, sondern als natürli-che Kraft gedeutet, aber außerhalb desMenschen lokalisiert wird. Seit der Zeitdes Paracelsus (1493–1541) sind Kurenkörperlicher Leiden durch Handaufle-gen oder ähnliche Behandlungstechni-ken (Streichungen, Passes) schon alsMagnetisierung gedeutet worden, dieMesmer später als animalisch statt mi-

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neralisch charakterisierte. MESMERS Ver-such der wissenschaftlichen Akkreditie-rung der Hypnose durch die Akademieder Wissenschaften in Paris (1784)mißlang. Seine hypnotischen Kurenhatten das Aussehen hysterischer Kri-sen (MESMER, 1781). Er führte seine Be-handlungen oft als Gruppensitzungendurch und kann daher als erster Grup-penpsychotherapeut angesehen werden.

Seit der Mitte des letzten Jahrhun-derts wird in der dritten Hypnose-Äradie Annahme einer Kraft fallen gelassen,die außerhalb des Patienten zu suchensei. Dennoch wurde die Hypnose – sobenannt von BRAID (1795–1860) – alsabnormes Phänomen betrachtet. BRAID

geht von physiologischen Veränderun-gen aus, die er zunächst als Schlaf be-schrieb („Hypnose“), der durch dieMonotonie der Fixation herbeigeführtwird (BRAID, 1843). Von englischen undschottischen Ärzten wird die Hypnosein dieser Zeit erfolgreich zur Analgesiebei chirurgischen Eingriffen eingesetzt.ESDAILE (1808–1859) beschrieb über300 schmerzfrei durchgeführte und gutverheilende Amputationen unter Hyp-nose (ESDAILE, 1851). Die analgetischeVerwendung der Hypnose verschwandweitgehend mit der Einführung derBetäubungsmittel Äther, Chloroformund Lachgas um 1850. Von dem Neu-rologen CHARCOT und seinen Schülern(u. a. JANET und FREUD) wurde sie Endedes Jahrhunderts als psychiatrischesPhänomen wieder aufgegriffen. CHAR-COT etwa betrachtete den hypnotischenZustand als künstlich herbeigeführteNeurose.

In der vierten Ära seit Ende desletztes Jahrhunderts wurde die Hypno-se von LIEBEAULT (1823–1904) undBERNHEIM (1840–1919) in Nancy alsnormalpsychologisches Phänomen er-kannt, das auf Suggestion beruht. Daran

knüpft die heutige Auffassung derHypnose an: Voraussetzung ist die Fä-higkeit des Individuums, die Fremdsug-gestionen in Autosuggestionen und leb-hafte Vorstellung umzusetzen (BERN-HEIM, 1888). Diese Interpretation derHypnose als im wesentlichen innerpsy-chisches Geschehen steht im Gegensatzzur älteren Auffassung von einer hete-ronomen Einwirkung spiritueller (An-tike), magnetischer (MESMER) oder psy-chologischer Natur.

Die Tradition der beiden französi-schen Schulen (CHARCOT in Paris undBERNHEIM in Nancy) wurde imdeutschsprachigen Raum von zahlrei-chen bekannten Psychiatern und Neu-rologen weitergeführt. In Zürich vonFOREL (1848–1930) und dessen Nach-folger BLEULER (1857–1939), vonBENEDIKT (1835–1920) und seinenNachfolgern KRAFFT-EBING (1840–1903), WAGNER-JAUREGG (1957–1940)und später HOFF und BERNER in Wien;in Jena von HEIDENHEIM (1843–1897),dessen Schüler PAVLOW (1849–1936)und VOGT (1870–1959) waren. VOGT

gründete später in Berlin ein eigenesInstitut, und führte u. a. die Fraktionie-rungstechnik ein. FREUD (1856–1939)interessierte sich zunächst sowohl fürdie Auffassung von CHARCOT wie dievon BERNHEIM, verwarf die Hypnosespäter jedoch, weil er sie nicht für zu-verlässig genug hielt und hat so vermut-lich zum Rückgang dieses Verfahrens inder ersten Hälfte des 20. Jahrhundertsbeigetragen. Sie lebte als Heilverfahrenin der reduzierten Form des autogenenTrainings (SCHULTZ, 1932) als Selbst-hypnose mit formelhaftem Inhalt, undals gestufte Aktivhypnose weiter(KRETSCHMER, 1946).

Seit den dreißiger Jahren entwickeltesich an den Universitäten eine experi-mentelle Hypnoseforschung, die sich

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mit der Standardisierung der Phänome-ne und der psychometrischen Erfass-sung der Suggestibilität befaßt(HILGARD, 1965; HULL, 1933; WEIT-ZENHOFFER, 1957). In neuerer Zeit sindbesonders die Notwendigkeit formellerInduktion und die spezifische Qualitätdes durch Hypnose herbeigeführtenZustandes durch Autoren wie SARBIN,BARBER und SPANOS experimentell un-tersucht worden (BARBER, 1984; SAR-BIN, 1956; SPANOS, 1986). Diese Auto-ren betonen den sozialpsychologischenAspekt der Kooperation bei den hyp-notischen Phänomenen. Autoren wieHILGARD oder ORNE dagegen versu-chen, die These vom hypnotischen Son-derzustand experimentell zu stützen(HILGARD, 1986; ORNE, 1972).

Schon nach dem Ersten Weltkriegsetzte eine Entwicklung ein, Hypnosezur Behebung funktioneller Störungen,amnestischer Erscheinungen und post-traumatischer Neurosen zu verwenden.Seit etwa 1950 gewinnt die Hypnosezunehmend an klinischer Bedeutung,indem sie bei Verhaltensproblemen,Neurosen und psychosomatischen Er-krankungen und in der Medizin erfolg-reich angewendet wird. Einen wesentli-chen Anteil hieran hatte ERICKSON

(1901–1980), der eine große Vielfalt vonhypnotischen und damit verknüpftenallgemeinen psychotherapeutischen Vor-gehensweisen in den unterschiedlichstenklinischen Bereichen einführte. ERICK-SON gründete die American Society ofClinical Hypnosis (ASCH) und das in-ternational führende Journal auf diesemGebiet (American Journal of ClinicalHypnosis). Die von ihm entwickelteHypnotherapie ist von zahlreichen Au-toren zusammenfassend dargestellt undkonsolidiert worden (BANDLER, 1975;ERICKSON & ROSSI, 1979; ERICKSON,ROSSI, & ROSSI, 1976; GILLIGAN, 1987;HALEY, 1978; LANKTON, 1983; O'HAN-LON, 1990; ROSSI & CHEEK, 1988;YAPKO, 1984; ZEIG & LANKTON, 1985).Diese durch ERICKSON eingeleitete Er-neuerung könnte man als fünfte Ära derHypnotherapie bezeichnen.

Die Bemühungen um eine wissen-schaftliche Fundierung der Hypnose inEuropa sind also schon mindestens 200Jahre alt. Die Grundlagenforschung wieauch der Ausbau als klinisches Heil-verfahren ist in den letzten Jahrzehntenjedoch verstärkt in den angloamerikani-schen Ländern vorangetrieben worden.Die Ergebnisse werden jetzt zuneh-mend in Europa rezipiert.

2. Theorie der Hypnosetherapie

2.1 Ziele der Hypnose

Hypnotherapie ist aus der traditionellenHypnose entstanden wie autogenesTraining und katathymes Bilderleben.Sie besteht nicht nur in der Einleitungeines speziellen Bewußtseinszustandes.Vielmehr stellt sie die systematischeNutzung damit zusammenhängendermentaler und physiologischer Prozesse

für therapeutische Veränderung dar.Folgende generelle Ziele werden dabeiverfolgt:1) Veränderung physiologischer Pro-

zesse (z. B. Vasodilatation);2) Transformation von Wahrnehmun-

gen und Symptomen (z. B. Analge-sie);

3) Anregung einer szenischen Vorstel-lung (zur Bahnung von Verhalten);

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4) Dissoziation und Assoziation;5) Regression und Progression;6) Evokation innerer Suchprozesse

(kreative Problemlösung).Diese Ziele sind psychologischer undpsychophysiologischer Art und bezie-hen sich u. a. auf Angststörungen, de-pressive Reaktionen, posttraumatischeReaktionen, Gewohnheitsprobleme,Schmerzen und eine Reihe von psycho-somatischen und somatischen Störun-gen. Im einzelnen beinhalten die Zielefolgendes:

1. Veränderung physiologischerReaktionen

Muskeltonus, Kreislauffunktionen (z. B.periphere Durchblutung) und Funktio-nen des Autonomen Nervensystems(trophtrope Umstellung), wie aucheventuell solche des Immunsystems unddes endokrinen Systems können durchSuggestion oder den Trancezustandselbst bzw. durch die aktivierte Vor-stellung verändert werden. Diese Pro-zesse sind für Entspannung, eine Unter-stützung der Wundheilung, Blutungs-kontrolle, Verminderung streßbedingterImmunsuppression (Herpes), Warzen-remission und Kontrolle allergischerReaktionen (Heuschnupfen) eingesetztworden.

2. Transformation der Sensorikund des Zeitempfindens

Schmerzen können in ihrer Dauer undQualität verändert wahrgenommenwerden und einen Teil ihres negativenAffekts verlieren, wenn diese Dimen-sionen in Trance suggestiv beeinflußtwerden (etwa „Handschuhanalgesie“).

3 Aktivierung der VorstellungVisuelle, akustische und somatosensori-sche Vorstellungen lösen unwillkürlichideosensorische, ideoaffektive und ideo-motorische Prozesse aus (Carpenter-

Effekt), die denen externer Stimulationoder willkürlicher Innervation entspre-chen. Etwa führt die Vorstellung einerkreisförmigen Bewegung zu entspre-chenden Ausschlägen eines zwischenzwei Fingern gehaltenen Fadenpendels(Chevreulsches Pendel); die Vorstellungvon Wärme in der Hand wie beim au-togenen Training zur Temperaturerhö-hung (Dilatation der Gefäße) in dieserRegion. Ebenso erzeugt die Erinnerungan eine konflikthafte Auseinanderset-zung die damit verbundenen Emotio-nen, meist gebunden an spezifische Sin-nesqualitäten (erinnerter Klang einerStimme, Gesichtsausdruck, visualisierteSzene, eine Körperhaltung oder Ver-spannung usw.). In der Therapiesituati-on können solche intern generiertenMuster für die Bearbeitung (Bahnung,Reizüberflutung in sensu, Dissoziationvon überwertigen Komponenten, Asso-ziation abgespaltener unterstützenderAspekte usw.) genutzt werden.

4. Dissoziation und AssoziationÜberwertige Details, die für die Verar-beitung von traumatischen Erfahrungenhinderlich sind, können in der nach-träglichen Bearbeitung abgeschwächtwerden (z. B. die Lautstärke einerStimme, die Farbe und Helligkeit einervisuellen Erinnerung). Andererseitskönnen fehlende Erfahrungsaspekte beider Bearbeitung von belastenden Erleb-nissen in Trance assoziiert werden. Siekönnen aus der eigenen Erfahrung desKlienten stammen (Ressourcen) odersuggeriert werden (z. B. Worte oderGedanken einer dritten Person).

5. Regression und ProgressionUm Erfahrungen aus der Vergangenheitaufzusuchen, die entweder zur Pro-blembewältigung beitragen können(Ressourcen) oder Traumata darstellen,deren Bearbeitung unabgeschlossen ist,

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wird der Klient in die frühere Situationzurückversetzt. Andererseits kann essinnvoll sein, daß sich der Klient in einezukünftige Situation innerlich versetzt,entweder um eine bevorstehende Streß-situation durchzugehen oder einen Zu-stand zu antizipieren, in dem sein Pro-blem gelöst ist.

6. Evokation innerer SuchprozesseStatt Lösungen zu suggerieren, ist es invielen Fällen einfacher, passender undeffektiver auf die Kreativität des Indivi-duums zurückzugreifen. Das damitverbundene divergente Suchen, das dengewohnten Wahrnehmungs-, Affekt-und Denkrahmen überschreitet, wird inTrance erleichtert.

Diese Ziele, die durch die hypnotischeingeleitete Trance erleichtert werden,stellen die Basisprozesse dar, die zurtherapeutischen Veränderung genutztwerden. Etwa wird ein Trauma u. U. inder Regression reaktiviert und danndurch Assoziation von Erfahrungs-aspekten oder Dissoziation von über-wertigen Erfahrungsaspekten einer Be-wältigung näher gebracht. Oder einakuter Schmerz wird durch Transfor-mation von Empfindungsqualitäten inseiner affektiven Bedeutung gemindert.Da diese Veränderungen ebenso wie dieTranceerfahrung selbst individuell an-gepaßt und der betroffenen Personvielfach erst zugänglich gemacht wer-den müssen, sind eine Reihe therapeuti-schen Strategien entwickelt worden, diedies erleichtern.

2.2.Ericksonsche Therapie-prinzipien

Viele dieser therapeutischen Strategiengehen über die Technik der traditionel-len Hypnose weit hinaus und haben ei-nen deutlichen Einfluß auf andere The-

rapieschulen ausgeübt. Zu dieser Ent-wicklung hat ERICKSON in seiner etwa50jährigen klinischen Forschertätigkeitwesentlich beigetragen (vgl. seine ge-sammelten Schriften, ERICKSON, 1980).Eine bedeutsame Wendung, die ERICK-SON in die Auffassung der Hypnosebrachte, lag einerseits in der großenFlexibilität und Individualisierung derDurchführung. Zum anderen ist dieEricksonsche Hypnotherapie stark anRessourcen orientiert. Sie sieht das The-rapieziel nicht mehr darin den Patientendurch Suggestion zu einem möglicher-weise nicht ichsyntonen Ziel zu brin-gen, sondern darin, daß der Klient seineeigenen Möglichkeiten für sich nutzbarmachen kann. Das psychotherapeuti-sche Vorgehen ERICKSONS respektiertnicht nur die Autonomie des Patientenin besonderer Weise, sondern betrachtetihn und sein Problem ganzheitlich undintegrativ. Dies bringt auch die impli-zite oder explizite Einbeziehung derFamilienmitglieder mit sich (ERICKSON,1980). Die Prinzipien der Erickson-schen Hypnotherapie lassen sich etwaso zusammenfassen (REVENSTORF,1990):

1. UtilisationDer Therapeut paßt die Therapiegrundsätzlich den Möglichkeiten desKlienten an. Dazu werden die begriffli-chen Kategorien, seine Werte, sein ko-gnitiver, emotionaler und interaktio-neller Stil soweit wie möglich genutzt.Dazu gehört u. a. die Abwechslung vonFolgen und Führen („Pacing“ und„Leading“), die Inkorporation unvor-hergesehener Reaktionen, die Umdeu-tung scheinbarer Hindernisse sowieLösungen 2. Ordnung.

2. Minimale strategische VeränderungVeränderungen werden an der Stelleeingeführt, wo der geringste Wider-

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stand zu erwarten ist. Eine geringfügigeVeränderung an strategisch richtigerStelle kann ausreichen, um das ganzeGebäude der Problemerhaltung zu er-schüttern und eine Neuorganisationauszulösen.

3. DestabilisierungUm dem Klienten eine Veränderung zuerleichtern, kann es unter Umständenhilfreich sein, durch ein Moment derVerwirrung ein eingefahrenes Denkmu-ster zu labilisieren. Dadurch werdenUmstrukturierung, kreative Problemlö-sungen und die Rezeption neuer Infor-mationen erleichtert.

4. BeiläufigkeitDie für die Veränderung wichtigen Sug-gestionen werden beiläufig geäußert (in-direkt, metaphorisch, eingestreut, anek-dotisch usw.). Sie werden auch dann re-gistriert, wenn sie nicht bewußt wahr-genommen werden und entgehen je-doch so eher der kritischen Analysedurch unter Umständen obsolete Denk-gewohnheiten. Es wird angenommen,daß das Individuum unbewußt über dieNützlichkeit beiläufig aufgenommenerInformation entscheidet.

5. Bahnung/VorprägungHinweise, Suggestionen und Vorstel-lungen (z. B. das Wort „Hase“) werdenmit größerer Wahrscheinlichkeit (auchsubliminal) rezipiert, wenn sie phone-tisch (bei dem genannten Beispiel durchdas Wort „Haare“) oder semantisch(durch das Wort „Kaninchen“) oderdurch Bilder, Metaphern oder Kontextegebahnt sind (priming oder seeding).

6. Unterbrechung gewohnter MusterDenk- Wahrnehmungs- und motori-sche Gewohnheiten sollen an kritischenStellen unterbrochen werden (z. B. derGriff zur Zigarettenschachtel).

7. Erschließung von Ressourcen

Aus Gründen einseitiger Bewertungenausgegrenzte Lebenserfahrungen, diefür die Bewältigung einer bestimmtenProblemsituation nützlich wären, kön-nen durch Regression zugänglich ge-macht werden (um mit der Problemsi-tuation reassoziiert zu werden, s. o.).

8. Rekonstruktion

Traumatische oder defiziente Lebens-erfahrungen können in Trance durchRekonstruktion und Ergänzung fiktiveraber plausibler Elemente abgeschlossen,umgedeutet oder gelindert werden – soals würde in Trance der Unterschiedzwischen Fiktion und Fakten in derVergangenheit an Bedeutsamkeit verlie-ren.

9. Reorientierung in der Zeit

Anstatt ein affektiv belastendes Pro-blem in der Gegenwart zu lösen, kannes hilfreich sein, das Individuum in sei-nem Denken, Vorstellen und Empfin-den in die Vergangenheit (Regression)oder Zukunft (Progression) zu orientie-ren und in dieser Befindlichkeit eineandere Sichtweise gewinnen zu lassen.

10. Schutz des Unbewußten

In Trance gefundene Lösungen könnenirrational, schmerzlich oder in andererWeise schwer hinzunehmen sein. Dannist es günstig, die Problembearbeitungdurch Amnesie oder Ablenkung zuschützen.

Manche dieser Grundsätze sind in an-deren Therapieformen integriert wor-den – etwa in der Familientherapie(HALEY, 1977; WATZLAWICK, WEAK-LAND, & FISCH, 1975), der strategischenTherapie (WEEKS & L'ABATE, 1982), derSexualtherapie (ARAOZ, 1982) oder inder Kurzzeittherapie (SHAZER, 1982).

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Die wissenschaftlichen Grundlagenzur Hypnose und der therapeutischenInterventionen stammen aus unter-schiedlichen theoretischen und empiri-schen Forschungsbereichen und werdenhier zusammengefaßt dargestellt.

2.3 Allgemeine Grundlagender Hypnose

Psychologische Interventionen setzenauf unterschiedlichen Ebenen an, so wiemedizinische Therapie auf verschiede-nen Körperebenen ansetzt (humoral,zellulär, organisch, systemisch usw.),oder die physiotherapeutischen Maß-nahmen am Skelettapparat, der Muskula-tur oder verschiedenen Gewebsschichtendes Körpers ansetzen. Psychotherapiekann sich mit der Handlungsebene be-fassen (etwa in übenden Verfahren oderin-vivo-Expositionen) oder mit denverschiedenen Ebenen der Informati-onsverarbeitung (rational, imaginativ,emotional, vorbewußt oder unbewußt).Darüber hinaus können psychologischeInterventionen auf den interpersonalenEbenen der Paarbeziehung, der Familie,der sozialen Gruppe, der Organisation,der Gemeinde usw. angesiedelt sein(REVENSTORF, 1991b).

Die intrapersonalen Psychotherapie-ansätze zur Informationsverarbeitungergänzen die handlungsorientiertenVorgehensweisen. Mit den kognitivenInterventionen des argumentativenDisputs, der Selbstinstruktion oderUmstrukturierung, wird der sprachlich-rationale Zugang gewählt. Bei den af-fektorientierten Interventionen (Experi-encing, Zweistuhl-Technik) steht deremotional-motivationale Zugang imVordergrund. Bei der Hypnose undverwandten Verfahren dagegen wird derZugang über die vorbewußte Informa-tionsverarbeitung genutzt. Einzelne

Therapieschulen arbeiten zwar oft aufmehreren Ebenen, aber akzentuierenmeist eine davon sowohl zur Problemd-arstellung als auch bei der therapeuti-schen Intervention. Verhaltenstherapiesucht traditionell den handlungsorien-tierten, kognitive Therapie den argu-mentativen, Gestalttherapie den emo-tionalen Zugang und Psychoanalysesowohl den argumentativen (Reflexion),wie den unbewußten Zugang (Traum-deutung, freie Assoziation).

Die Hypnotherapie bevorzugt denvorbewußten Zugang, den die Trancebietet. Dafür gibt es mehrere Gründe.Die hypnotische Trance umgeht dieAnalyse anhand expliziter Maßstäbe –auch wenn die Sprache als Vehikel ver-wendet wird. Sie ist jedoch nicht In-strument der Bewertung sondern In-strument der assoziativen Stimulation.Häufig werden auf diese Weise Vor-stellungen ausgelöst oder die Kommu-nikation ist so angelegt, daß die verba-len Informationen als Metaphern mitambivalenter und multipler Bedeutungdienen.

Es folgen Untersuchungen zur wis-senschaftlichen Begründung des Tran-cezustandes, der diesen vorbewußtenZugang erleichtert.

2.4 Charakteristikahypnotischer Trance

Beobachtbare Indikatoren: Erniedri-gung von Tonus, Herzrate und Blut-druck; Dilatation der Gefäße; Regelmä-ßigere und langsamere Atmung; Gerin-gere Ansprechbarkeit und Frequenzvon Blink- und Schluckreflex (vermin-derte Schreckreaktion); IdeomotorischeReaktionen (Chevreulscher Pendelver-such); Veränderte Innervation von Beu-ger und Strecker (Levitation, Katalep-sie); Lidschluß oder Defokussierung der

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Augen; Immobilität und „Sprechfaul-heit“, u. a.

Subjektive Indikatoren: KörperlicheEntspannung bei gleichzeitiger mentalerWachheit; Lebhafte Vorstellung (Ima-gination, Halluzination); Verringerungder externen Wahrnehmung (Tunnelvi-sion); Entfremdungsempfinden vomeigenen Körper (hypnotische Analge-sie); Zeitverzerrung (in der Regel Ver-kürzung um etwa 50 %); Gleichgültig-keit oder Amüsiertheit (über den Tran-cezustand); Amnesie (für Tranceinhalte)

In diesem Zustand liegt eine verän-derte mentale Verarbeitung vor, diedurch ein geringeres Bedürfnis nachRealitätsprüfung, geringere Bedeutunglogischer Kategorien, wortwörtlicheInterpretation der Sprache, verstärkteTendenz zu Visualisierung und Fähig-keit zur Abspaltung von Wahrnehmun-gen und mentalen Inhalten (Dissoziati-on) charakterisiert ist. Diese Bedingun-gen können therapeutisch genutzt wer-den, denn sie bieten die Voraussetzungfür einen freieren Umgang mit Asso-ziationen und ichsyntonen Suggestio-nen. Der Klient ist eher als im Alltagdazu in der Lage, Sichtweisen um-zustrukturieren, mit Ressourcen kreativumzugehen, überwertige Affekte zudissoziieren, Schmerzen zu bewältigen,Vorstellungen zu reaktivieren, psycho-somatische Reaktionen zu beeinflussen(insbesondere solche, die durch Zirku-lation vermittelt werden).

Daraus ergeben sich eine Reihe vontherapeutischen Anwendungen sowohlim psychoneurotischen wie im psycho-somatischen Bereich.

2.5 Physiologische GrundlagenDie frühe physiologische Forschungzur Hypnose beschäftigte sich mit ve-getativen Funktionen und kann dahin-

gehend zusammengefaßt werden, daßderartige Veränderungen (z. B. kardio-vaskuläre Veränderungen, trophotropeUmschaltung) unter Hypnose nichtnotwendig auftreten aber eine erhöhteBereitschaft dazu nachgewiesen ist(HEIMAN, 1953). Wie in der Entspan-nung, sind als Anzeichen einer tro-photropen Umschaltung in hypnoti-scher Trance, Änderungen in folgendenBereichen nachweisbar: Stoffwechsel(GOLDWYN, 1930), Atmung (FLEKY,1914), Blutdruck (REID & CURTSINGER,1968).

Eine sehr deutliche Dilatation derGefäße an der Hand zeigen CONN undMOTT (1984) bei einer Morbus RaynaudPatientin. Das Durchblutungsvolumensteigt bei bloßer Entspannung nochnicht, sondern erst nach spezifischerInstruktion in Trance („Öffnung derGefäße“).

Als endokrine Korrelate hypnoti-scher Trance zeigt sich eine Abnahmeim Plasmakatecholaminspiegel (Norad-renalin) und Plasmakortisolspiegel(SACHAR, FISHMAN, & MASON, 1985),die auf eine mit Streß inkompatible Ei-genschaft der Trance hinweisen.BONGARTZ konnte eine zunächst para-dox erscheinende Verminderung derLeukozyten unter Hypnose nachwei-sen, die sich durch Anlagerung an dieGefäßwand erklärt, was wiederum alsVorstufe zu einer erhöhten Immunab-wehr interpretiert wird (BONGARTZ,1990). Diese Befunde zusammenge-nommen zeigen, daß auf mehreren phy-siologischen Ebenen Veränderungenunter Hypnose stattfinden, die zum Teilvon erheblicher therapeutischer Rele-vanz sind.

Die hirnphysiologischen Untersu-chungen begannen mit EEG-Studienvon BERGER (1931). Darauf folgten eineVielzahl widersprüchliche Befunde zur

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alpha-Aktivität (LARBIG & MILTNER,1990). Einerseits wurden Anstiege deralpha-Aktivität an verschiedenen Ab-leitungsorten verzeichnet (DEBENE-DETTIS & SIRONI, 1985; LONDON,HART, & LEIBOWITZ, 1968; NOWLIS &RHEAD, 1968; ULETT, AKPINAR, & ITIL,1972). Andererseits konnten diese Be-funde nicht bestätigt werden (MÉZÁROS

& BÁNYAI, 1978). Eindeutig dagegenläßt sich das Hypnose-EEG vomSchlafzustand abgrenzen. Ein Anstiegder theta-Aktivität wurde sowohl unterLaborbedingungen (CHERTOK & KRA-MARZ, 1959) wie unter naturalistischenTrancezuständen bei Feuerläufern, Ha-kenschwungzelebranten und einem Fa-kir nachgewiesen (LARBIG, 1989). Hin-sichtlich Ereignis-korrelierter Potentiale(EP) über dem somatosensorischenKortex bei schmerzhafter Reizung er-gaben sich Amplitudenreduktion bei260 und 300 ms nach Stimulation(LARBIG & MILTNER, 1990; REVENS-TORF, 1991a), was auf eine verminderteAufmerksamkeit schließen läßt.

Eine eindeutige Lateralisierung istgelegentlich nachgewiesen worden,konnte aber von WALTER (1992) nichtbestätigt werden. Die Autorin fand je-doch bei tieferen Stadien der Hypnoseeine Erhöhung der theta-Anteile imEEG und bei Induktion von Katalepsi-en mehr beta-Aktivität. Eine Verände-rung der CNV ergab sich in einer ande-ren Studie von Walter bei einigen hyp-notisierten Probanden, denen suggeriertwurde, daß dieser Reiz nur selten auf-treten würde, obwohl er gleich häufigwie andere Reize vorkam (WALTER,1992).

Erst mit den neueren bildgebendenVerfahren sind differenzierte Aussagenüber die veränderte Hirnaktivität mög-lich. MEYER et al. fanden nach 10wöchi-gem autogenem Training mit der Xe-

non-Inhalations-Methode eine Durch-blutungssteigerung der linken Hemi-sphäre (MEYER, DIEHL, ULRICH, & MEI-NIG, 1987). HALAMA dagegen fand an 17Probanden mit dem SPECT-Verfahreneine vermehrte Aktivität der rechtenFrontalregion (HALAMA, 1989; HALAMA,1990). WALTER (1992) stellte in einerUntersuchung an 41 Probanden mit der-selben Methode fest, daß es besondersbei den hypnosefähigen Personen zueiner erhöhten Durchblutung der linkenfrontalen Region und zu einer Minder-durchblutung der okzipitalen und tha-lamischen Region kommt. Im allgemei-nen wird von einer vermehrten Aktivitätder rechten Hemisphäre in der hypnoti-schen Trance gesprochen. Wenn aller-dings diese Lateralisierung im wesentli-chen mit einer Inhibition linkshemisphä-rischer Areale einhergeht, ist auch eineMehrdurchblutung denkbar, die durchdie Inhibition bedingt ist. Ferner erga-ben hypnotisch induzierte akustischeHalluzinationen eine Reduktion derDurchblutung temporaler Regionen. Beiakustisch halluzinierenden Psychotikerndagegen zeigten sich keine Veränderun-gen in diesem Bereich. Das deutet aufeine unterschiedliche Genese psychoti-scher und hypnotischer Halluzinationenhin. An weiteren 15 Probanden konntemit Hilfe des PET-Verfahrens vonWALTER gezeigt werden, daß der Gluco-sestoffwechsel während einer hypno-tisch induzierten Ganzkörperkatalepsie(„Planke“) im rechten somatomotori-schen Kortex erhöht und im linken so-matosensiblen Kortex erniedrigt ist.

2.6 Hypothesen zur Entstehunghypnotischer Trance

Es gibt mehrere Aspekte einer theoreti-schen Fundierung der Hypnotherapie,die teils physiologischer, teils psycholo-

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gischer Natur sind. Dazu gehören An-nahmen über unterschiedliche Formender Informationsverarbeitung (kogniti-ve Modi, subliminale Wahrnehmung)und soziale Determinanten des Trance-verhaltens (Kontext und Rolle). DieseAspekte sind von einzelnen Autorenunterschiedlich hervorgehoben worden.

Phänomenologisch zeichnet sich derTrancezustand durch bestimmte beob-achtbare (physiologische) und subjekti-ve Eigenschaften aus.

Verlagerung der Kognitiven AktivitätSeit den Split-Brain-Untersuchungen anPatienten mit durchtrennter Verbin-dung zwischen den beiden Hemisphä-ren (Corpus Callosum, (GAZZANIGA,1985; SPERRY, 1968)) ist die Zahl derbegrifflichen Dichotomien, die man denbeiden Hirnhälften in ihrer unter-schiedlichen Arbeitsweise zuschreibt,ständig gewachsen. Die folgende Zu-sammenstellung zeigt solche Differen-zen, deren Zuordnung nicht vollständigbelegt ist (SPRINGER & DEUTSCH, 1986).

Daß in Trance die Hemisphärenakti-vität verschoben ist, wurde verschie-dentlich nachgewiesen (s. o.). Es bestehtnun die Hypothese, daß dabei der do-minante Denkstil verlassen wird unddie räumliche, bildhafte, musikalische,ganzheitliche, intuitive Verarbeitungmehr zur Geltung kommt. Das ist eineGrundlage dafür, daß es in diesem Zu-stand gelingt, gewohnte Denkmuster zuüberschreiten. Allerdings sind Trance-phänomene nicht allein auf Unterschie-de zwischen den Hemisphären zurück-zuführen. Der Sachverhalt ist komple-xer. Beispielsweise fanden DEBE-

NEDETTIS & SIRONI (1985) bei einerHirnoperation, daß der hypnotisiertePatient so lange in Trance blieb, bisdurch versenkte Elektroden eine elek-trische Stimulation am Hippocampusstattfand. In diesem Moment wachte er

abrupt auf. Dem Hippocampus wirdeine Schleusenfunktion zum Langzeit-gedächtnis zugeschrieben (WINSON,1986). Daß unter Hypnose das Lang-zeitgedächtnis in besonderer Weise zu-gänglich wird, ist für die hypnotischeAltersregression bedeutsam.

Subliminale WahrnehmungNeben der Split-Brain-Forschung gibt esumfangreiche Untersuchungen zur unter-schwelligen Wahrnehmung die zeigen,daß Information aufgenommen, abge-speichert und später wieder abgerufenwerden kann, auch wenn diese Prozesseder Aufmerksamkeit entgehen – also un-bewußt bleiben. DIXON hat diese For-schung zusammengefaßt, und FELDMAN

weist auf die Bedeutung dieser Ergebnissefür die indirekten Methoden hypnoti-scher Kommunikation hin. Zunächst gehtes um die Tatsache, daß sehr viel mehrInformation aufgenommen als bewußtwird (DIXON, 1981; FELDMANN, 1988).

Das zeigen schon Alltagsbeobach-tungen, wie das bekannte Cocktail-Party-Phänomen: Wenn man sich imGedränge einer Party auf ein bestimm-tes Gespräch konzentriert, so vernach-lässigt man alle anderen Stimmen imRaum. Fällt jedoch unerwartet der eige-ne Name in einem entfernten Gespräch,so wechselt die Aufmerksamkeit sofortund man hört dort bewußt zu. Dasheißt, es gibt einen Wechsel der Be-wußtseinsinhalte, der unbewußt gesteu-ert wird. Dazu muß vorher ein Such-prozeß präattentiv ablaufen, der nurdann Information ins Licht der Auf-merksamkeit rückt, wenn sie dem Sub-jekt wichtig erscheint. Es sind auchimmer wieder Träume berichtet wor-den, die Tagesinformationen enthalten,die der Träumer übersehen hat. So gibtetwa im Traum eine Balkonbrüstungnach, und tatsächlich ist das Geländeram eigenen Hause locker.

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SILVERMAN hat als erster dieses Phä-nomen therapeutisch genutzt, indem erseinen Patienten visuell unterschwelligeMitteilungen darbot, die ihre Sympto-matik betrafen und die – im Gegensatzzu bewußt wahrgenommenen Mittei-lungen – später in ihren Träumen wie-der auftauchten. Dies trifft jedoch nurauf Inhalte zu, die auf die Symptomatikgemünzt, also subjektiv bedeutsam sind(SILVERMAN, 1982).

In vielen systematischen Experi-menten sind sowohl unterschwelligeWahrnehmung, unterschwellige Auslö-sung konditionierter Reaktionen undunterschwellige Beeinflussung willkür-licher Reaktionen überprüft worden.

KASER konnte zeigen, daß akustischsubliminal dargebotene Suggestionenspäter in Zeichnungen wieder auftauch-ten (KASER, 1986). CORTEEN und WOOD

fanden in dichotischen Höraufgaben,daß bewußt nicht wahrgenommeneAuslöserworte (für zuvor konditionierteSchreckreaktionen) Ausschläge im PGRbewirkten. Dabei mußte der Proband indas eine Ohr eingespielte Texte nach-sprechen („shadowing“), während demanderen Ohr die vorher konditioniertenReizworte eingegeben wurden (COR-TEEN & WOOD, 1972). Byrne projiziertedas Wort „Beef“ 4–6 ms, also nicht be-wußt registrierbar, innerhalb eines neu-tralen Films. Die Probanden stuften sichnach der Darbietung als hungriger ein,als Personen einer Kontrollgruppe. Siewählten bei einem anschließenden Buffetallerdings nicht bevorzugt Rindfleisch,sondern nahmen genauso gerne Hühn-chen (BYRNE, 1959). BORGEAT undGOULET fanden dagegen, daß akustischunterschwellig dargebotene Suggestio-nen („Sorgfältiger arbeiten“) eine direkteAuswirkung auf das Leistungsverhaltender Probanden hatten (BORGEAT &GOULET, 1983). (Interessant sind in die-

sem Zusammenhang auch die Untersu-chungen zur unterschwelligen Wahr-nehmung während einer Vollnarkose imOP. Den Patienten wurde während derOperation über Kopfhörer unter ande-rem mitgeteilt, daß sie sich bei dem Ge-spräch danach am Ohr zupfen würden,was sie, verglichen mit der Kontroll-gruppe, signifikant häufiger taten. Kei-ner der Patienten erinnerte sich an dieSuggestion. Sie erkannten auch Musik-titel wieder, die während der Operationgespielt worden waren (BENNET, DAVIS,& GIANINI, 1985). Ähnliche Ergebnissewaren vorher auch schon gefunden wor-den (CHEEK, 1966; LEVINSON, 1965).

Daraus resultiert ein Modell der In-formationverarbeitung, in dem zwi-schen Informations-Aufnahme undBewußtmachung unterschieden wird.Entscheidend daran ist, daß aufgenom-mene Informationen gespeichert wer-den können, ohne bewußt zu werden.Außerdem wird unbewußt selegiert,welche Inhalte ins Bewußtsein gelan-gen. Ferner wirken auf das unbewußteLangzeitgedächtnis sowohl physiologi-sche Kontrollmechanismen (wie dieUntersuchungen zu konditioniertenSchreckreaktionen zeigen) als auch ko-gnitive Kontrollmechanismen, die manauch als Schemata begreifen kann.

Nach Auffassung von FELDMAN

werden indirekte Suggestionen im Sinnevon Metaphern, eingestreuten Sugge-stionen und unterschwelligen Wahr-nehmungen direkt im Langzeitspeicherabgelegt, ohne daß sie den Filter desBewußtseins und des Kurzzeitgedächt-nisses passieren, in dem sie durch be-stimmte kognitive Kontrollmechanis-men zensiert werden könnten. Demwürde Ericksons Primat der Beiläufig-keit relevanter Suggestionen Rechnungtragen (s. o.). Umgekehrt würden nega-tive Halluzinationen dadurch entstehen,

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daß unbewußt auf den ikonischen oderechoischen Speicher in der gleichenWeise eingewirkt wird, wie bei der un-bewußten Aufmerksamkeitsteuerung.

Für die Hypnose ist ferner relevant,daß neben den vielen Wegen, auf denendas Verhalten durch das Bewußtsein,das Kurzeitgedächtnis und das bewußt-seinsfähige Langzeitgedächtnis beein-flußt wird, das Unbewußte direkt aufdas Verhalten einwirken kann – sowohlim Sinne von automatisierten Handlun-gen (Gehen, Radfahren u.ä.) als auchFreudscher Fehlhandlungen, oder imSinne von posthypnotischen Aufträgen.Während für das Bewußtsein eine ein-kanalige Informationsverarbeitung an-genommen wird, sind sich viele Kogni-tionstheoretiker darüber einig, daß fürdie unbewußte Verarbeitung eine si-multane, mehrkanalige Verarbeitungmöglich ist (s. o.). Das bedeutet, daß beiDoppelinduktionen oder bei analoger(z. B. stimmlicher) Markierung digitaler(verbaler) Informationen unbewußttatsächlich auch das aufgenommenwird, was der bewußten Aufmerksam-keit entgeht.

Trance als SonderzustandTrance als Sonderzustand kann mitSchlaf, Narkose, Koma oder anderen ver-änderten Bewußtseinszuständen vergli-chen werden (altered states of conscious-ness, ASC, Ludwig (1966)). Die verän-derte psychische Funktionsweise drücktsich motorisch in der Wahrnehmung, inder Physiologie oder in der subjektivenErfahrung aus. TART definiert ASC alsein diskretes und stabiles Muster desErlebens und Verhaltens (TART, 1975).Diese Kriterien erfüllt Trance, indem siesubjektiv als unterschiedlich vom Wach-bewußtsein erlebt wird und zu Prozes-sen führt, die sich deutlich vom Alltags-verhalten abheben (Analgesie, Katalep-sie, Regression) und wiederholt herstell-

bar sind, zumindest bei derselben Per-son. Diese Auffassung wird von ver-schiedenen klinisch oder experimentellorientierten Autoren vertreten (ERICK-SON, 1980; FROMM, 1984; HILGARD,1986; ORNE, 1977; SHOR, 1979).

Ein Experiment von BOWER belegtdie These vom Sonderzustand. Intel-lektuelle Leistungen sinken unter Streß;so die Leistung in einem Wortschatztestbei gleichzeitigem Schmerz (durch Eis-wassser). Bei Personen, die zur Trancebefähigt sind (Hochsuggestible), wirddie Leistungseinbuße durch hypnoti-sche Analgesie reduziert. Bei Nied-rigsuggestiblen nicht. Durch eine ko-gnitve Schmerzbewältigung dagegen(Streßimmunisierung) tritt die umge-kehrte Wirkung ein (BOWER, 1981).

Interessant ist auch der mehrfach be-richtete Befund, daß unter hypnotischerAnalgesie die Herzfrequenz steigt, undzwar bei denen, die eine tiefe Tranceeingehen (hochsuggestibel sind). Dasheißt, schwachsuggestible Personen, dieden Schmerz offenbar kognitiv bewälti-gen, benutzen einen anderen Mecha-nismus als hochsuggestible Personen,die den Schmerz hypnotisch bewälti-gen. Auch ORNES Vergleich von Perso-nen, die den Trancezustand simulierensollten (so, daß der Versuchsleiter ihreSimulation nicht erkennt) mit solchen,die tatsächlich in Trance waren (Hoch-suggestiblen), zeigt bei den Halluzina-tionen ein unterschiedliches Verhalten(ORNE, 1977). Die Simulanten gehenauf einen weghalluzinierten Stuhl zuund rennen gegen ihn, während diehypnotisierten Probanden einen Bogenum den Stuhl machen und dies späterfadenscheinig begründen.

Soziale Determinanten derHypnotischen TranceDer Trancezustand wird durch bestimm-te Kontextvariablen begünstigt BARBER

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nimmt zwei Mediatorvariablen an, diedurch hypnotische Induktion gefördertwerden, nämlich positive Erwartungenan die Situation und Involviertheit indie suggerierten Vorstellungen. Dererste Faktor hängt von der Aufgaben-motivation der Person ab, der zweitevon ihrer Absorptionsfähigkeit. BeideFaktoren sind durch die Qualität derInteraktion zwischen Therapeut undKlient mitbestimmt (Rapport) undwerden durch eine Reihe von Kontext-merkmalen der Induktion realisier(BARBER & DEMOOR, 1972):

Definition der Situation als Hypnose− Monotone, nicht alltägliche Intona-

tion;− Beseitigung von Befürchtungen;− Kooperation;− Entspannungsinstruktion;− Kopplung von Trancesuggestionen

an spontane Veränderungen;− Schließen der Augenlider;− Zielgerichtete Imagination;− Verhinderung von Mißerfolg durch

Umdeutung.BARBER und SPANOS haben insbesonde-re die sozialpsychologischen Determi-nanten des hypnotischen Kontextesbetont (BARBER, 1984; SPANOS, 1986).Sarbin weist auf das Rollenverhalten hinund beschreibt, daß Menschen sehr un-terschiedliche Involviertheit in einerRolle aufweisen können. Es werdensieben Stufen unterschieden (SARBIN &COE, 1972; SARBIN & SLAGLE, 1980):Stufe 0: Unbeteiligtheit;Stufe 1: Beiläufige Rolleneinnahme(alltägliche, mühelose Routine, wie beider Begrüßung eines Kollegen);Stufe 2: Mechanische Ausführung einesVerhaltens (alltägliches Auftreten alsVorgesetzter);Stufe 3: Engagierte Durchführung (wiebei einem guten Schauspieler);

Stufe 4: Tiefe Trance, in der Form desSommnambulismus, in der die meistenTrancephänomene evozierbar sind (An-algesie, Katalepsie, Amnesie, Halluzi-nationen);Stufe 5: Hysterisches Verhalten mit Er-scheinungen des Ausagierens und kör-perlichen Konversionen (z. B. Lähmun-gen);Stufe 6: Ekstatisches Verhalten, wowillkürliche Einflußnahme scheinbarausgeschaltet ist, wie es sich in mysti-schen Zuständen und manchen religiö-sen Besessenheiten zeigt (z. B. Exorzis-mus);Stufe 7: Zusammenbruch der normaleRegulationsmechanismen, z. B. im Vo-dootod.Eine Rolle ist der sozial determinierteAnteil unseres Verhaltens. Jedes Indivi-duum nimmt in seinem Leben neben-einander viele Rollen ein, etwa als Vor-gesetzte, Ehefrau, Mutter, Geliebte undFreundin, die jeweils anderes, zum Teildurchaus widersprüchliches Verhaltenbeinhalten. Daß der Mensch hier zueiner extremen Variabilität fähig ist,muß nicht betont werden. Insbesonderewenn man an politische Umständedenkt, die das Verhalten sehr nachhaltigund tiefgründig verändern können(Krieg, Frieden, Diktatur, Demokratieu. ä.). Hypnotisches Verhalten kann aufden Stufen 3 bis 5 der von SARBIN vor-gezeichneten Skala angesiedelt werden,je nach Trancetiefe. Sarbins Vorschlaglegt nahe, daß der hypnotische Sonder-zustand (ASC) an einem Ende des In-volviertheitskontinuums angesiedelt ist.Offenbar ist es so, daß die generelleRealitätsorientierung zum ASC-Pol hinmehr und mehr aufgegeben werdenkann. Die Variable, die eine derartigeMotivation, eine derartige Absorptionin den Vorgang fördert, ist die Fokus-sierung (Einengung der Wahrneh-

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mung), die ja eine Standardtechnik zurTranceinduktion ist.

Neodissoziationstheorie

Mit Modellvorstellungen, wie die überden subliminalen und supraliminalenInformationsfluß (s. o.) kann Wahr-nehmung und Reaktivierung von Ge-dächtnisinhalten unter Umgehung desBewußtseins beschrieben werden. Esbleibt jedoch erklärungsbedürftig, wiees durch Hypnose gelingt, manche ein-grenzenden Denk- und Verhaltensmu-ster zu überwinden, während dies in derrationalen Argumentation nicht soleicht möglich ist. Dieser Umstandmacht es ja auch sinnvoll, Wert aufAmnesie für die bearbeiteten Inhalte zulegen und Erklärung oder Einsicht nichtfür einen notwendigen Bestandteilwirksamer Psychotherapie zu halten(ZEIG, 1985). HILGARD hat mit derNeodissoziationstheorie dafür eine Er-klärung gegeben (HILGARD, 1986). Erknüpft bei JANET an (JANET, 1904), derDissoziationen als Abspaltung patho-gener Inhalte – für einen abnormenVorgang hielt („desaggregation“). HIL-GARD dagegen hält die Dissoziation fürein normales kognitives Phänomen.Eine Form der Dissoziation ist die Am-nesie, die etwas mit Verdrängung zu tunhat. Suggeriert man beispielsweise unterHypnose, die Hälfte aller gelerntenWorte einer Liste zu vergessen, so fallenhauptsächlich die emotional belastetenunter die Amnesie.

Die Tatsache, daß ein solches Disso-ziationsphänomen, ähnlich wie die Ab-spaltung körperlicher Empfindungen(etwa Schmerz) unter Hypnose besserals im Wachbewußtsein gelingt – eben-so wie die Integration multipler Per-sönlichkeiten – wird mit einem be-stimmten Kontrollmechanismus erklärt.HILGARD nimmt dazu eine Hierarchie

kognitiver und somatischer Subsystemean und postuliert eine Exekutivkon-trolle. Sie regelt das Zusammenwirkender einzelnen Mechnismen und garan-tiert so Konsistenz, aber auch Überein-stimmung mit gewissen Kontextnormenund ermöglicht letztendlich so etwaswie eine Identität der Persönlichkeit.Unter Hypnose wird nach seiner Auf-fassung diese oberste Kontrollinstanzzurückgedrängt und die einzelnen Sub-systeme können größere Autonomieentfalten.

HILGARD hat das getrennte Neben-einander unterschiedlicher autonomerInstanzen durch seinen „heimlichenBeobachter“ (hidden observer) beiSchmerzexperimenten nachzuweisenversucht. Durch ein verabredetes Zei-chen (Hand auf die Schulter legen) wirdwährend der Hypnose ein Schmerzbe-richt von einer suggerierten Instanzabgerufen, die die Empfindung in ge-wohnter Stärke wahrnimmt. Dadurchwar es HILDGARD möglich, neben demverdeckten Bericht einer hypnotischenAnalgesie die volle subjektive Schmerz-stärke, etwa beim Eiswassertest, zu er-mitteln.

Ungeachtet dessen, ob solche Expe-rimente generalisierbar sind, scheint dieAnnahme einer hierarchischen Strukturvon (in sich relativ autonomen Kon-trollmechanismen) innerhalb des ko-gnitiven Systems, aber auch des somati-schen Systems, durchaus sinnvoll. Im-merhin ist bekannt, daß sowohl dasautonome Nervensystem als auch dasendokrine System und das Immunsy-stem eine relative Autonomie aufwei-sen, obwohl sie koordiniert agieren undaufeinander einwirken. Auch im kogni-tiven Bereich ist das Phänomen be-kannt, daß nebeneinander disparateEinstellungen und Werthaltungen exi-stieren können, sozusagen Biedermann

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und Brandstifter, Lebensretter und Le-bensvernichter; daß diese jedoch mög-lichst separat gehalten werden. Einigesolcher Steuerungsmechanismen sindauf kognitiver Ebene etwa die emotio-nale und die rationale Orientierung, dasprozedurale, episodische und semanti-sche Gedächtnis, das kreative Denken,die Werthaltungen und die Logik.

Nach HILGARDS Auffassung gibt eseine Exekutivkontrolle, die ganz obenin der Hierarchie angesiedelt ist undunter Hypnose ihren Einfluß zurück-nimmt. Unter dieser Bedingung sinddann offensichtlich prozedurale Pro-gramme wieder ansprechbar, die z. B.nach organischem Hirnschaden bewußtnicht zugänglich waren (Bewegungs-programme), sind Details aus frühererlebten Episoden wieder zugänglich,sind kreative Lösungen möglich, sindautonome Reaktionen beeinflußbar(Pulsrate, Blutdruck) und solche des

endokrinen Systems und des Immunsy-stems (Veränderung der Beweglichkeitder weißen Blutkörperchen usw., s. o.).Daß die Schmerzbewältigung ein solchautonomer Regulationsmechanismusist, steht außer Frage. Es läßt sichnachweisen, daß die hypnotische Anal-gesie weder mit Angstreduktion nochdurch Entspannungsreaktionen, wederdurch Placeboeffekte noch durch dieEmpfänglichkeit für Analgetika, nochdurch kognitive Bewältigungsmecha-nismen erklärbar ist (HILGARD &HILGARD, 1983; REVENSTORF, 1986).

Das Konzept der hierarchischen Re-gulationssysteme impliziert parallel zumKontinuum der Involviertheit qualitati-ve Veränderungen auf der physiologi-schen Ebene, die dadurch gekennzeich-net sind, daß die Exekutivkontrolle un-terlaufen werden kann. In diesem Zu-stand sind einzelne Steuerungsmecha-nismen direkter ansprechbar.

3. Anthropologische Prämissen

Jede Therapieform beinhaltet explizitoder implizit ein Menschenbild. Esspiegelt sich in der Umgangsform desTherapeuten mit seinem Klienten wie-der und beeinflußt die Wahl seiner the-rapeutischen Techniken. Die Annah-men über den Menschen, die der Erick-sonschen Hypnose zugrundeliegen,unterscheiden sich wesentlich von de-nen der traditionellen Hypnose. Sie ent-stammen den Erfahrungen, die Erick-son im Laufe seines Lebens gesammelthat – u. a. durch die Auseinanderset-zung mit seinen eigenen zahlreichenHandicaps:

Erickson war von Kind an farben-blind, tontaub und Legastheniker. ImAlter von 17 Jahren erkrankte er an Po-

liomyelitis, die er nur knapp überlebte(PETER, 1987). Um den Anforderungendes Alltags und der Schule gerecht zuwerden, zeigte er einen besonderenEhrgeiz und Einsatz und entwickelteungewöhnliche Bewältigungsstrategien,sowie eine nicht alltägliche Sicht alltäg-licher Erfahrungen (ZEIG & LANKTON,1985).

Die traditionelle Auffassung derHypnose geht von der Suggestibilitätdes Menschen aus: einer allgemeinenTendenz, Fremdsuggestionen in gleich-lautende Autosuggestionen bzw. ent-sprechende Vorstellungen umzusetzen.Das heißt, sofern der Rapport hinrei-chend ist, übernimmt der Klient Anwei-sungen vom Therapeuten – unabhängig

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von eigenen Lebenserfahrungen. ImGegensatz zu dieser dem traditionellenHypnoseverständnis innewohnendenFremdbestimmtheit der Interventiongeht Ericksons Therapieauffassung voneiner autonomen Veränderung des Kli-enten aus. Das drückt sich in der An-passung an die Möglichkeiten des Kli-enten aus (Utilisationsprinzip s. o.). Dasheißt, das therapeutische Angebot ori-entiert sich an den Interessen, der Moti-vation, den Überzeugungen, dem Ver-haltensrepertoir und dem sprachlichenStil des Klienten. Auch das, was tradi-tionell als Widerstand klassifiziert wür-de, wird von Erickson als grundsätzlichnützliche Eigenart akzeptiert. Beispieledazu finden sich bei (O'HANLON

(1990). Im Sinne dieser Auffassung wirdhäufig das Symptom nicht als etwasbetrachtet, das zu eliminieren ist, son-dern als Ausgangspunkt der Verände-rung (bezüglich Dauer, Zeitpunkt, Fre-quenz, Kontext in dem es auftritt usw.).

Die Ericksonsche Hypnotherapieläßt sich durch folgende anthropologi-sche Grundannahmen charakterisieren:1. Positives Menschenbild;2. Individualität des Klienten und seinesProblems;3. Veränderungsoptimismus;4. Das Unbewußte als Ressource;5. Natürlichkeit der Tranceerfahrung.

3.1.Positives MenschenbildIm Gegensatz zu den meisten anderenPsychotherapiemodellen, richtet Erick-son seine Aufmerksamkeit in der The-rapie nicht auf den Krankheitswert derStörungen, sondern auf die Fähigkeitenund Potentiale, sogar die, die in der Stö-rung liegen. Symptome werden nachMöglichkeit nicht als Defekte betrach-tet, sondern als Besonderheiten, die inihrem Muster zu verändern sind. Auf

diese Weise sind die verschiedenenFormen der Symptomverschreibungentstanden. Widerstand wird in ähnli-cher Weise behandelt – als Eigenart, diedie Form der Intervention mitbestimmt.Erickson geht davon aus, daß jederMensch einen kaum zu erschöpfendenErfahrungsschatz hat, mit dem er anste-hende Probleme bewältigen kann. EineStörung ist häufig durch Rigidität vonDenk-, Emotions- und Verhaltensmu-stern bedingt. Diese gilt es in der The-rapie zu durchbrechen. Hierzu wirdTrance genutzt (GILLIGAN, 1991).

3.2 IndividualitätDie meisten Therapieformen versuchenallgemeingültige Gesetzlichkeiten überden Menschen und sein Funktionierenaufzustellen, um daraus therapeutischesHandeln abzuleiten. Der Klient wirdKategorien zugeordnet, die allgemeineAussagen über den von dieser Störungbetroffenen Menschen erlauben sollen.Diese Typologien dienen der Reduktionvon Komplexität und dem wissen-schaftlichen Ziel, allgemeingültiges undübertragbares Wissen zu finden (RE-VENSTORF, 1993b). In der Erickson-schen Form der Hypnotherapie findetdieses Prinzip beim direkten Umgangmit dem Klienten strikte Grenzen.Erickson hat wiederholt betont, daßtherapeutische Kommunikation sichweder auf theoretische Verallgemeine-rungen noch auf statistische Wahr-scheinlichkeiten stützen sollte, sondernauf konkrete Muster, die den gegen-wärtigen Selbstausdruck des Klienten(z. B. Überzeugungen, offenes Verhal-ten, Motivationen oder Symptome)auszeichnen (GILLIGAN, 1991). Es wirddemgemäß der Akzent nicht auf dieÄhnlichkeiten zwischen den Menschen,sondern die Unterschiede und die Be-

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sonderheiten eines jeden gelegt (vgl.auch ROSEN, 1982; ZEIG & LANKTON,1985). Hier wird deutlich, daß thera-peutisches Handeln im Sinne vonErickson nicht aus wissenschaftlichenPrinzipien allein ableitbar ist, sonderndarüber hinaus eine praxeologischeKomponente enthält. Sie drückt sich ineinem individualisierten therapeuti-schen Zugang zum jeweiligen Klientenaus (siehe Utilisationsprinzip).

3.3 VeränderungsoptimismusDer Individualität entspricht für Erick-son die Vielfältigkeit der Entwick-lungsmöglichkeiten des Menschen. Erlenkt die Aufmerksamkeit auf frühere,vergangene Situationen und Entwick-lungsstufen und deren Unterschiede zurheutigen Situation und leitet daraus diegrundsätzliche Möglichkeit zur Verän-derbarkeit von Lebensläufen ab (ROSEN

1982, S. 463). Dabei favorisiert Ericksonfür den Klienten die Erfahrung gegen-über der Kontemplation. Diese Erfah-rung initiiert er durch praktisches Han-deln und/oder in der Trance durchlebteVorstellung. Außerdem wird der Ver-änderungsprozeß häufig nicht präkon-zipiert, sondern unter Nutzung der in-dividuellen Ressourcen nur angestoßen.Erickson wollte Menschen nicht diktie-ren, wie sie zu leben haben: „Als wennes jemanden gäbe, der irgend einem an-derem wirklich vorschreiben könnte,wie er zu denken und zu fühlen hätteund wie in bestimmten Situationen zureagieren hätte“ (ERICKSON zit. nachO'HANLON, 1990). ROSEN zitiert Erick-son wie folgt: „You should enjoy theprocess of waiting, the process of be-coming what you are“ (ROSEN 1982,S.464). Das Ziel der Veränderung liegtdarin der Person zu mehr Kongruenzzu verhelfen. ROSEN zitiert Erickson

weiter „You see, we don't know whatour goals are. We learn our goals onlyin the process of getting there“ (ROSEN

1982, S.464). PASIERBSKI und SINGEN-DONK haben in diesem Zusammenhangauf die Nähe zur taoistischen Philoso-phie hingewiesen (PASIERBSKI &SINGENDONK, 1992). Unbenommenvon dieser eher offenen Haltung, gibt eszahlreiche Beispiele direktiver Instruk-tionen bei Erickson, besonders dann,wenn er der Meinung war, daß der Kli-ent entweder klare Orientierungshilfenbevorzugte oder dadurch am ehesteneigene Motivationsquellen mobilisierte(paradoxe Intention). Grundsätzlichbesteht die Veränderung darin, den Kli-enten aus seiner Rigidität zu befreien,so daß er wieder in der Lage ist, eigeneLösungen zu finden.

3.4.Das Unbewußte alsRessource

Zahlreiche unterschiedliche Prozessewerden dem Unbewußten in der Erick-sonschen Hypnotherapie zugerechnet:spontane psychische Abläufe (wieTräume, Gedankenproduktion, Erinne-rungen) und automatische Handlungenund unkontrollierbare Symptome (wieZwangsgedanken und -handlungen),ideomotorische Vorgänge, physiologi-sche Prozesse des autonomen bzw. ve-getativen Nervensystems, die die Re-gulation vielfältiger Körperfunktionenbetreffen. Dabei definieren sich unbe-wußte Vorgänge durch ihre Unbeein-flußbarkeit und Unwillkürlichkeit. Sieentstehen ohne bewußte Bemühungen.

Im Gegensatz zur Freudschen Theo-riebildung und in größerer Nähe zuJung sieht Erickson das Unbewußte alseinen großen Speicher phylogenetischerund ontogenetischer Lernerfahrungen,die erheblichen Einfluß auf psychische

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und körperliche Vorgänge ausüben.Diese Erfahrungen sind prinzipiellwertneutral und für Veränderungennützlich. Im Gegensatz dazu wird dembewußten Denken mehr kontrollieren-de und nicht die für die Veränderungnötige kreative Qualität zugesprochen.Das rührt daher, daß das bewußte Den-ken vom Klienten und seinen alltägli-chen Ratgebern in den meisten Fällenschon vielfach bemüht wurde, ohne zueiner erfolgreichen Veränderung zukommen. Erickson war der Meinung,daß man Vertrauen in unbewußte Pro-zesse haben und sich vom Unbewußtenführen lassen kann. Das Unbewußtewar für ihn ein Helfer, den es in derTherapie zu nutzen galt. Symptomewerden vom Unbewußten beeinflußtoder gar hergestellt. Sie erfüllen eineAnpassungsaufgabe oder stellen einemögliche, wenn auch nicht die optimaleProblemlösung dar. Hypnose wird alsWeg betrachtet, um mit unbewußtenProzessen Kontakt aufzunehmen unddiese zu beeinflussen.

3.5.Natürlichkeit derTranceerfahrung

Für Erickson ist Trance ein natürlicherZustand, der auch im Alltag auftritt(GILLIGAN 1991, S. 37; O'HANLON

1990, S.21). Trancephänomene kommennicht nur bei therapeutischen Trancein-duktionen vor. Eine Person kann

gleichzeitig telefonieren und auf einemSchreibblock Bilder malen, Autofahrenund innerlich eine Begebenheit rekapi-tulieren. Das heißt, dissoziiertes Ver-halten tritt auch ohne Tranceinduktionauf. Weitere Beispiele für Trancephä-nomene im Alltag sind Tagträume, Ab-sorbiertheit in eine Lektüre, einen Film,ein Gespräch. Auch hier liegen charak-teristische Merkmale eines Trancezu-standes vor: fokussierte Aufmerksam-keit, geringe Störbarkeit, Zeitverzer-rung. Ebenso finden wir ideomotori-sche Prozesse, nicht nur im fremdindu-zierten Trancezustand, sondern auch alsspontane Mitbewegungen in der Faszi-nation durch einen Vorgang (z. B. beimFußballzuschauen, beim Füttern einesKindes, beim Mitfahren im Auto).Auch können wir uns in bestimmtenSituationen an Dinge nicht mehr erin-nern, von denen wir doch sicher sind,daß wir sie eigentlich wissen (Amnesie),oder erleben uns in besonderem Maßevon Erinnerungen aus der Vergangen-heit bedrängt (Hyperamnesie). Oderman erlebt sich – durch eine bestimmteSituation ausgelöst (man entdeckt einaltes Schulbuch aus seiner Kindheitwieder) – für einen kurzen Moment so,wie damals (Altersregression). Ericksonknüpfte an solche natürlichen Tran-ceerfahrungen an, um Menschen einenleichteren Zugang zur Trance zu er-möglichen.

4. Empirie zur Wirksamkeit der Hypnotherapie

4.1.MethodischeVorüberlegungen

Zum Nachweis der Wirksamkeit einertherapeutischen Methode sind qualitativ

verschiedene Wege gangbar. Der ein-fachste und methodisch schwächste Ver-such, die Brauchbarkeit einer Methodezu belegen, ist der Einzelfallbericht. Eswird die Behandlung eines Klienten mit

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einer bestimmten Methode geschildertund anhand eines Vorher-/Nachher-vergleichs auf die Wirksamkeit der The-rapiemethode geschlossen. Solche Er-gebnisse sind jedoch nicht generalisier-bar und der eingetretene Besserungsef-fekt kann auch durch Spontanheilungoder andere unbekannte Einflüsse zu-stande gekommen sein. Aus diesemGrunde ist der wissenschaftliche Wertvon Einzelfallberichten sehr begrenztund lediglich für die Beschreibung neuerPhänomene und Vorgehensweisen vonvorläufiger Bedeutung. Die in großerZahl existierenden Einzelfallberichte zurHypnose dokumentieren daher derenweiten Anwendungsbereich, lassen aberkeine Schlüsse auf die Wirksamkeit zu.Solche Fallbeschreibungen finden imfolgenden keine Berücksichtigung.

Gelegentlich werden – im Gegensatzzur Post-hoc-Beschreibung von Fall-verläufen – Einzelfallexperimentedurchgeführt (besonders auch bei selte-nen Erkrankungen). Im Fall prinzipiellreversibler Einwirkungen wird beimKlienten die entsprechende Interventi-on angewandt, abgesetzt und erneutangewandt. Anhand der resultierendenZeitreihe können die Effekte der Inter-ventionsphasen von der interventions-freien Phase unterschieden werden. Einan dieser Technik orientiertes Verfahrenhaben z. B. Redd, Anderson & Minaga-wa (1982) zusätzlich bei 6 ihrer Patien-ten durchgeführt und positive Ergebnis-se für die hypnotische Intervention beider Kontrolle von iatrogenem Erbre-chen (Chemotherapie) erhalten. Eineandere auf Einzelfälle angewendeteMethode der experimentellen Kontrollebesteht darin, z. B. Warzen nur an derlinken Hand des Klienten suggestivzum Verschwinden zu bringen, wäh-rend sie an der rechten Hand unverän-dert blieben.

Eine bessere Generalisierbarkeit wirdmit Gruppenstudien erreicht. Einemittels statistischer Kennwerte genaubeschreibbare Stichprobe von Klientenwird vor und nach der Intervention hin-sichtlich Symptomen bzw. Beschwer-den verglichen. Solche Prä/Post-Ver-gleiche werden in der Therapiefor-schung häufig durchgeführt. Die er-reichte Verbesserung sollte allerdingshöher sein als die Rate der Spontanre-mission. In der folgenden Evaluationder Hypnotherapie wurden nur solcheStudien als Erfolg bewertet, bei denendies gegeben war. Am besten läßt sichder Therapieerfolg jedoch durch denVergleich mit einer unbehandelten, an-sonsten vergleichbaren Kontrollgruppe(z. B. Warteliste) nachweisen. Hiertreffen alle dritten Ursachen und dieSpontanremission beide Gruppen glei-chermaßen und sind daher berücksich-tigt. Studien mit derartigen Kontroll-gruppen haben einen höheren Aussa-gewert als reine Prä/Post-Vergleicheund sind in der tabellarischen Zusam-menstellung (s. u.) besonders gekenn-zeichnet.

4.2.Umfang der empirischenBelege

Zur Beurteilung der Wirksamkeit vonHypnotherapie wurde eine Recherchein den Literaturdatenbanken Medlineund Psychlit für die Publikationsjahre1960–1992 vorgenommen. Weiter wur-den einschlägige Sammelreferate, Kom-pendien und Lehrbücher zur klinischenHypnose gesichtet. Es ergab sich einheterogener Anwendungsbereich, dersich von der Medizin (Somatik), überRehabilitation, Psychosomatik, denBereich von Neurosen und Verhaltens-störungen bis hin zur Sucht erstreckt.

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In folgenden Bereichen wurde dieWirksamkeit von Hypnose mittels em-pirischer Studien untersucht und bestä-tigt: Milderung von Operationsfolgenin der Chirurgie; Senkung des Blu-thochdrucks bei (meist milden) Hy-pertonikern; Verringerung asthmati-scher Beschwerden und Anfälle; Ver-längerung der Überlebenszeit bei Kre-bspatienten; Heilung von Warzen; Be-schwerdemilderung beim „IrritableBowel Syndrome“ (IBS); Verminderungvon Übelkeitsreaktionen bei chemothe-rapeutischer ; Krebsbehandlung; Linde-rung bei Kopfschmerzen bzw. Migräne;Verminderung von Krebsschmerz oderbehandlungsbedingten; Schmerzen;Schmerzkontrolle bei Patienten mitchronischen Schmerzen; Bewältigungvon Ängsten und Phobien; Verbesse-rungen bei Schlafstörungen und Schlaf-wandeln; Verringerung des Einnässensbei Enuresis; Im Suchtbereich (Metha-don) Erhöhung der Abstinenz; Ge-wichtsreduktion bei Adipösen; Förde-rung der Abstinenz bei Rauchern.

Meist wurde in Prä/Post-Vergleichendie Verbesserung durch die Behandlungfestgestellt. Zum Teil liegen auch Ver-gleiche mit anders behandelten oderunbehandelten Kontrollgruppen vor.Die Ergebnisse sind in der Tabelle wei-ter unten zusammenfassend dargestellt.Insgesamt wurden 71 Studien mit insge-samt über 5000 Klienten in die Auf-stellung einbezogen. Ausgeschlossenwurden Studien, in denen Imaginati-onsverfahren eingesetzt wurden, dienicht als „hypnotisch“ deklariert waren,obwohl sie technisch-inhaltlich imweiteren Sinne dazu gehören. In einigenStudien zur Adipositasbehandlung wur-de Hypnose mit Techniken der Ver-haltenstherapie kombiniert. Erwies sichdiese Kombination der reinen Verhal-tenstherapie als überlegen, dann wurde

dies als Effektivität der Hypnose ge-wertet. Der Rahmen, in dem die Hyp-nose eingesetzt wurde, reichte von Ein-zeltherapie über Gruppentherapie biszu Massenveranstaltungen mit über1000 Klienten (Rauchertherapie) undzeitlich von einer Einzelstunde bis zuüber 50 Sitzungen. Beschreibungen, wiedie Hypnose im Detail durchgeführtwurde, reichten von direktiven Techni-ken, übenden Abläufen bis hin zu indi-rekten Techniken (z. B. Einstreuung).Die Qualifikation der Therapeutenwurde oft nicht spezifiziert. Auch wur-den unterschiedlichste Erfolgsmaße undKatamnesezeiträume berichtet.

Ein Großteil der Studien kommt zupositiven Ergebnissen für deren Effek-tivität. Insgesamt erweist sich die Hyp-notherapie als wirksam, oft genauso gutwie andere Techniken, in Kombinationmit ihnen manchmal noch besser alsallein.

4.3.Zusammenfassung derempirischen Ergebnisse

Besonders zahlreich sind die Belege derHypnotherapie im Bereich Schmerz.Hier liegen Studien mit positiven Er-gebnissen aus verschiedenen Bereichenvor: Kopfschmerz, Migräne, Krebs-schmerz, Schmerzen bei medizinischenEingriffen.

Auch in der Angstbehandlung zeigtsich Hypnose in vielen Studien alswirksames Verfahren. In zwei Studienkonnte die Wirksamkeit der Hypnoseallerdings nicht belegt werden (MARKS

et al., 1968; MELNICK & RUSSEL, 1976).Bei der Überprüfung der Effektivität

der Behandlung bei Warzen kann imDurchschnitt eine 30 % Erfolgsquoteerreicht werden. Damit überschreitetdieser Wert, den der Spontanremissi-

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onsrate von 16 % um fast das doppelte(TENZEL & TAYLOR, 1969).

Bei der Behandlung von Rauchernkann von einem Erfolg gesprochenwerden, wenn die Spontanabstinenz-quote von 15 % überschritten wird(BAER, FOREYT, & WRIGHT, 1977). Diesist in den 16 aufgeführten Studien derFall. In 4 Studien konnte dieses Ergeb-nis nicht erreicht werden (PEDERSON,1975; PERRY, 1979; SHEWCHUK, 1977;WAGNER, 1983).

Bei Schlafstörungen konnten 3 Stu-dien, eine davon zum Schlafwandeln(REID et al., 1981), beim Einsatz vonHypnose Erfolge zeigen.

Bei Adipositas muß berücksichtigtwerden, daß die Hypnose in allen 3vorliegenden Studien in Kombinationmit verhaltenstherapeutischen Techni-ken eingesetzt wurde, sich hier aberbewähren konnte.

Zurückhaltender müssen die Ergeb-nisse bei Hypertonie und Asthma ge-wertet werden. Bei Hypertonie kam esin einer Studie sogar zu einem Blut-druckanstieg (CASE et al., 1980) hoch-suggestibler Patienten während derHypnose. Bei Asthma konnte in einerStudie bei Kindern kein Erfolg erzieltwerden (MORRISON et al. 1960 zit. nachMAHER-LAUGHNAN (1962) , S. 375).

Zu folgenden Bereichen liegen nureinzelne Untersuchungen vor, so daß eshier noch einer weiteren Sicherung derErgebnisse bedarf: Chirurgie, Überle-benszeit von Krebspatienten, IBS, Enu-resis und Sucht.

Insgesamt ist die Wirksamkeit derHypnotherapie in verschiedensten Be-reichen mit hier genannten 71 Studiengut belegt. Vergleichsweise werden imForschungsgutachten der Bundesregie-rung der BRD zur Psychotherapie fürdie psychoanalytische Kurztherapie 27,für die Gesprächstherapie 31, für ope-

rante Verfahren der Verhaltenstherapie71, die Desensibilisierung 82, das Bio-feedback 87 und kognitive Verfahren,102 empirische Studien aufgeführt (MEY-ER, RICHTER, GRAWE, SCHULENBERG, &SCHULTE, 1991). In den Metaanlysenvon (SMITH, GLASS, & MILLER, 1980)erreicht die Hypnose sogar eine Effekt-stärke (basierend auf 19 Kontrollgrup-penuntersuchungen), die den meistenanderen Therapieformen überlegen ist.

Bei diesen Ergebnissen der Hyp-notherapie ist die vergleichsweise kurzeBehandlungsdauer, die Nichtinvasivitätder Methode sowie die Geringfügigkeitvon Nebenwirkungen zu berücksichti-gen (MACHOVEC, 1986). Insgesamt sindwenige Kontraindikationen (z. B. flori-de Psychosen) bekannt und die An-wendbarkeit ist in vielen Bereichennoch nicht hinreichend ausgelotet (z. B.neurologische Rehabilitation). Sicher istdie Hypnotherapie auch nicht unter-schiedslos die Methode der Wahl. Viel-mehr gibt es bevorzugte Anwendungen.Ihr Vorteil ist in vielen Fällen in derKombination mit anderen Methoden zusehen.

4.4.Liste der Studien1. Chirurgie:

HART (1980);2. Bluthochdruck:

CASE (1980), COTANCH (1985),DEABLER (1973), FRIEDMAN (1977);

3. Asthma:CITRON (1968), MAHER-LAUGHNAN (1962) MORRISON,SMITH & BURNS (1960) zit. n.MAHER-LOUGHNAN (1962);

4. Krebs (Überlebenszeit): Spiegel (1989);

5. Warzen:CHANDRASENA (1982), JOHNSON

(1978), SINCLAIR-GIEBEN (1959);

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SURMAN (1973), ULLMANN (1959),ZHUKOV (1961), TENZEL & TAYLOR

(1969);6. Irritable Bowel Syndrome:

WHORWELL (1984); 7. Übelkeit (Krebs):

BURISH (1981), REDD (1982),ZELTZER (1983);

8. Kopfschmerzen und Migräne: ANDERSON (1975), ANDREYCHUK

(1975); CARASSO (1983), FRIEDMAN

(1982), FRIEDMANN (1984), SCHLUT-TER (1979, 1980);

9. Schmerz (bei Krebs): HILGARD (1978, 1982), KELLERMAN

(1983), SPIEGEL (1983), SYJALA,CUMMING, & DONALDSON (1992),ZELTZER (1982);

10. Schmerz (chronischer): ELTON (1980) HOPPE (1983);

11. Angst:BENSON (1978), GLICK (1970),HOROWITZ (1970), MARKS (1968),MELNICK (1976), O'BRIAN (1981),(BOUTIN (1983), MCAMMOND

(1971), PAUL (1969a), STANTON

(1978b);12. Schlafstörungen:

BERKOWITZ (1979), BORKOVEC

(1973), GRAHAM (1975), REID

(1981);13. Enuresis:

EDWARDS (1985)14. Sucht:

EDWARDS (1966), MANGANIELL

(1984), WALLERSTEIN (1957);15. Adipositas:

BOLOCOFSKY (1985), BORNSTEIN

(1980), GOLDSTEIN (1981);16. Rauchen:

BARKLEY (1977), BERKOWITZ (1979),HALL (1970), JEFFREY (1985), KLINE

(1970), MACHOVAC (1978), MILLER

(1976), NULAND (1970), OWENS

(1981), PEDERSON (1975, 1979),PERRY (1975, 1979), RABKIN (1984),SANDERS (1977), SHEEHAN (1982),SHEWCHUK (1977), SPIEGEL (1970),Stanton (1978a), WAGNER (1983),WATKINS (1976).

5. Abgrenzung zu anderen Therapieformen

5.1 Tiefenpsychologie

Mit den tiefenpsychologischen Schulenteilt die Hypnotherapie den Begriff desUnbewußten, der allerdings wenigerdem von Freud konzipierten nicht reali-tätsfähigen Primärprozeß, als dem vonJung konzipierten wertneutralen Un-bewußten entspricht. Es wird als biolo-gisch funktionaler Mechanismus ver-standen, der einerseits wie bei Jung zumAlltagserleben kompensatorische Funk-tion hat, zum anderen einen großen Teilkörperlicher und seelischer Funktionenautonom steuert.; Im Gegensatz zurklassischen Psychoanalyse geht es in der

Hypnose nicht nur darum, aufdeckendzu arbeiten. Da Erinnern und Verges-sen, Assoziieren und Dissoziieren alsmehr oder weniger symmetrische undgleichermaßen funktionale Mechanis-men betrachtet werden, kann eine zu-deckende, rekonstruierende Bearbei-tung gleichermaßen berechtigt sein.Außerdem wird das Symptom als pro-blematisches Muster im Vordergrundgesehen; daher sind Verschreibungen,Veränderungen und Beseitigung desSymptoms von legitimem Interesse fürdie Therapie.

Interessant ist, daß die therapeutischeBeziehung in der Hypnose offensichtlich

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stark von der Übertragung profitiert.Der Hypnotherapeut agiert sowohlanalog einer autoritativen Vaterfigur alsauch analog einer fürsorglichen Mutter-figur. Es wird allerdings nicht die Not-wendigkeit gesehen, in der Therapiebe-ziehung eine Übertragungsneurose zukultivieren, um in ihr das Problem zureflektieren. Der Rapport wird statt des-sen dazu genutzt, Verhaltensänderungenbeim Klienten zu motivieren. Infolge-dessen wird Widerstand auch nicht alsnotwendiger Bestandteil der Therapiebetrachtet, sondern eher als Unge-schicklichkeit des Therapeuten, dem esnicht hinreichend gelungen ist, die Mög-lichkeiten des Klienten zu utilisieren.

5.2 VerhaltenstherapieVerhaltenstherapie versucht dem Kli-enten Neuorientierung durch Abbauvon Exzessen und Aufbau von Fertig-keiten zu vermitteln sowie eine erhöhteToleranz gegenüber Auslösern von alsnegativ bewerteten Emotionen. Dabeiwerden vielfältige Prozeduren der Ver-haltensausformung und Verhaltensver-kettung mit Hilfe von Expositionstech-niken oder operanter und respondenterLernmechanismen angewendet. DieEricksonsche Therapie ist ebenfallsstark erfahrungsorientiert. Sie verwen-det wie die Verhaltenstherapie nebenImagination (in Trance) die praktischeErfahrung, die in Form posthypnoti-scher Suggestionen (bestimmte Hand-lungen, Musterunterbrechungen usw.auszuführen) veranlaßt wird. BeideTherapieformen sind problemorientiertund zielen darauf ab, absehbare Ziele zuerreichen.

Anstelle der rationalen Umstruktu-rierung tritt die bildliche Umstrukturie-rung (Reframing). Anstelle des Argu-ments tritt die Metapher. Anstelle der

Problemanalyse tritt die Suche nacheiner Ressource. Anstelle des Planes zurProblemlösung tritt die Vorstellungusw. Insgesamt werden in der Hyp-notherapie mehr die unwillkürlichenDenkprozesse und körperlichen Reak-tionen genutzt und in der kognitivenVerhaltenstherapie die geplanten ver-bal-expliziten Prozesse. Es ist deutlich,daß sich hier das kognitiv-verhaltens-therapeutische und das hypnotherapeu-tische Vorgehen ergänzen. In der wis-senschaftstheoretischen Position ist dieVerhaltenstherapie historisch geseheneher positivistisch ausgerichtet. Die ko-gnitiven Therapien behalten zwar einenmethodischen Operationalismus bei,enthalten aber in der Epistemologie wiedie Hypnotherapie konstruktivistischeAnteile (Gerl, 1990; Kruse, 1989; Kruse& Gheorghiu, 1992; Revenstorf, 1990).

5.3 HumanistischeTherapieformen

Gesprächstherapie, Gestalttherapie,Transaktionsanalyse und verwandteVerfahren verstehen Therapie als einenWachstumsprozeß, bei dem der Klientvor allem von einem emotional gesun-den Klima der therapeutischen Bezie-hung profitiert. Anders als in der Psy-choanalyse werden nicht die neuroti-schen Anteile der Übertragung und Ge-genübertragung betont, sondern die, dieSelbstentfaltung fördern. Auf dieseWeise sollen verkümmerte und durchÄngste zurückgedrängte Seiten des In-dividuums zugänglich werden. Dendamit verbundenen Optimismus be-züglich einer positiven menschlichenGrundstruktur und seiner Entwick-lungsmöglichkeiten teilt auch die Hyp-notherapie. Die biografische Dimensi-on, die z. B. in der Transaktionsanalysebetont wird (Skript), tritt bei der Hyp-

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notherapie als Regression in Erschei-nung. Allerdings steht ihr dort die Zeit-progression gleichberechtigt gegenüber.

Die Hypnotherapie baut nicht aufdie Selbstheilung allein, sondern greiftin den Veränderungsprozeß aktiv durchsuggerierte Musterunterbrechung, stra-tegische Minimalveränderung, Infor-mation und Umdeutung, sowie anderedirektive Interventionen ein. Therapeu-tische Veränderung wird nicht unbe-dingt an die Evokation starker Affektegeknüpft, wie etwa in der Gestaltthera-pie, obwohl es nicht selten zu katharti-schen Reaktionen kommt. Auch stehtdie therapeutische Beziehung nicht imVordergrund, d.h. der Klient soll nichtin der Hauptsache an einer emotionalenNachreifung genesen, die in der Über-prüfung von Beziehungsmustern liegt.Vielmehr wird der Rapport zwischenKlient und Therapeut eingesetzt, um dieRezeption der therapeutischen Sugge-stion zu erleichtern.

Ein weiterer Unterschied zu denhumanistischen, wie auch zu den ande-ren genannten Therapieformen bestehtdarin, daß die erreichten Veränderun-gen der Erlebnis- und Sichtweise nichtunbedingt ins Bewußtsein gehobenwerden, sondern vorbewußt gelassenwerden. Es wird in der Theorie derHypnose davon ausgegangen, daß dieÜberprüfung veränderter Befindlich-keiten und Handlungsentwürfe an ra-tional-logischen Gesichtspunkten nichterheblich ist. Die unbewußte Informa-tionsverarbeitung verfügt in dieser Hin-sicht der Annahme nach über einebreitere Entscheidungsbasis. Daher sindvorübergehende Amnesie oder Ablen-kung durchaus wünschenswerte Vor-gänge innerhalb des Veränderungspro-zesses. Über einen längeren Zeitraumgesehen werden die therapeutischenInterventionen und deren subjektive

Bedeutung allerdings im allgemeinender Verbalisierung zugänglich, nur daßZeit für Konsolidierungsprozesse einge-räumt wird.

5.4 Systemische TherapieDie sytemischen Therapien (Familien-,Paar- und Gruppentherapien) befassensich nicht mit den Charakteristika ein-zelner Individuen. Statt dessen stehendie impliziten oder expliziten Regelnzwischen ihnen im Mittelpunkt derAnalyse und Intervention. Solche Re-geln – Delegationen, Familienmythen,implizite Eheverträge, soziale „Spiele“im Sinne der Transaktionsanalyse u. ä. –steuern sowohl unauffälliges, produkti-ves Verhalten, das mit dem Wohlbefin-den einhergeht, als auch unproduktivesund als abnorm auffallendes Verhalten,das mit Mißempfindungen und Ein-schränkungen des Verhaltens beim be-troffenen Individuum einhergeht.; Ver-änderungen finden nach systemischerAuffassung dadurch statt, daß be-stimmte dysfunktionale Regeln ent-kräftet, ersetzt oder modifiziert werden.Das geschieht u.a. durch Unterbre-chung der relevanten Verhaltensse-quenzen. Dem Anschein nach ist einefamilientherapeutische Sitzung mit vie-len aktiv Beteiligten etwas grundsätzlichanderes als der suggestive Monolog ei-nes Hypnotiseurs für einen weitgehendpassiven, regungslos zuhörenden Kli-enten. Und doch hat die Familienthera-pie vermutlich am unmittelbarsten vonder Ericksonschen Hypnotherapie pro-fitiert. Ein Teil der Prinzipien Ericksonssind von der systemischen Therapiedirekt übernommen worden. Dazu ge-hören Utilisation, strategisches Vorge-hen, Musterunterbrechung und derVerzicht auf unbedingte Transparenzder Intervention. Dennoch ist ein

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grundsätzlicher Unterschied darin zusehen, daß auf die Interaktion der Fa-milienmitglieder innerhalb der Thera-piestunde meist verzichtet wird.

Der Vergleich der Hypnotherapiemit den anderen gängigen Therapiefor-men zeigt deutliche Überschneidungen:Mit der Verhaltenstherapie die aktiveÜberprüfung der Erfahrung, mit denhumanistischen Therapien den beson-deren Respekt vor der Autonomie desIndividuums, mit der tiefenpsychologi-schen Betrachtung die regressiv aufdek-

kende Vorgehensweise und mit densystemischen Therapien insbesonderedie strategischen Momente. Unterschie-de sind zu fast allen anderen Therapie-formen darin zu sehen, daß Hypnothe-rapie selten als Gruppentherapie imSinn der Nutzung der Mehrperso-neninteraktion durchgeführt wird. Au-ßerdem zeichnet die Hypnose die Nut-zung von veränderten Bewußtseinszu-ständen aus. In vieler Hinsicht stellt sieeine vorteilhafte Ergänzung zu anderenFormen der Therapie dar.

6. Zusammenfassende Stellungnahme

Hypnose gilt als ältestes Verfahren mitmedizinischer, psychotherapeutischerund psychosomatischer Tradition. Diemit ihrer Hilfe induzierte Trance kannals Bewußtseinszustand mit vermehrterpsychosomatischer Durchlässigkeit undkognitver Flexibilität betrachtet werden(verbesserte Vorstellung, Assoziations-und Dissoziationsfähigkeit, Wahrneh-mungs- und Zeitverszerrung u. a.).Hypnose umfaßt als Sonderform solcheVerfahren wie Meditation, autogenesTraining, Entspannung u. ä.

Die Erklärung der Hypnose und ih-rer Erscheinungen stützt sich auf ver-schiedene Forschungsbereiche derWahrnehmungs- und Kognitionspsy-chologie (subliminale Wahrnehmung),der Sozialpsychologie und Psychophy-siologie.

Es sind zahlreiche Auswirkungen deshypnotischen Zustandes auf physiologi-sche Korrelate nachgewiesen: hirnphy-siologisch (Durchblutung, theta-Akti-vität, evozierte Potentiale), endokrino-logisch (Streßhormone), immunolo-gisch (Leukozytenmobilität, bessere

Wundheilung), zentralnervös (Tonus-veränderung), vegetativ (trophotropeUmstellung). Diese Veränderungen ha-ben erhebliche Bedeutung für die klini-schen Anwendungen der Hypnose imBereich der Schmerz-, Angst- undStreßbewältigung, der Behandlung all-ergischer Reaktionen und für dieWundheilung.

Bei der zeitgenössischen Hypnothe-rapie steht nicht die Suggestibilität desKlienten und die Fremdbestimmtheithypnotischer Behandlung im Vorder-grund, sondern die veränderte Infor-mationsverarbeitung unter Trancebe-dingungen. Daraus leiten sich eine Rei-he von Therapieprinzipien ab, die zumgroßen Teil auf Erickson zurückgehen.

In der Hypnotherapie wird der Kli-ent angeleitet, eigene Ressourcen so zunutzen, daß er Verhaltensmuster verän-dern kann, defizitäre oder traumatischeErfahrungen ebenso wie Schmerzenverschiedener Art verändert wahr-nimmt und psychophysiologische Pro-zesse anregt, die eine somatische Hei-lung unterstützen.

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Die Wirksamkeit der Hypnotherapieist in zahlreichen kontrollierten Unter-suchungen nachgewiesen. Hier wurden74 experimentelle Gruppenstudien mitinsgesamt über 5000 Klienten zusam-mengetragen. Damit ist der empirischeStatus dieses Verfahrens im Bereich derPsychotherapie mit dem anderer aner-kannter Methoden durchaus vergleich-bar (MEYER et al., 1991; SMITH et al.,1980).

Als primäre therapeutische Methodehat die Hypnotherapie außer bei eini-gen speziellen Erkrankungen (z. B.Warzen) einen definitiven Platz in derBehandlung von Angststörungen undposttraumatischen Reaktionen. Hier istauch die Einbeziehung psychodynami-scher Aspekte sinnvoll.

Hypnose ist in vielen Bereichen alsErgänzung zu medizinischen und psy-chotherapeutischen Behandlungsfor-men einzusetzen. Solche Bereiche sindetwa Wundheilung, Schmerzbewälti-gung in Chirurgie, Geburtshilfe, Zahn-heilkunde, die Tumorbehandlung unddie Behandlung chronischer Schmerzen.Bei vielen psychosomatischen Störun-gen (bestimmten Dermatosen, allergi-schen Reaktionen oder ulcerösen Er-krankungen) hat die Hypnose sich un-terstützend als nützlich erwiesen. Beieiner Reihe von Verhaltensproblemen(Rauchen, Übergewicht u. ä.) hat sichdie Kombination mit verhaltensthera-peutischen Interventionen bewährt.

Hypnotherapie nimmt in gewisserHinsicht einen Sonderstatus unter denTherapieformen ein. Sie ist von denanthropologischen Prämissen her einehumanistische Psychotherapie, ohneforschungsfeindlich zu sein, wie etwadie Gestalttherapie.

Sie kann in ihrer Begründung aufsehr unterschiedliche Befunde empi-rischer Grundlagen- und Anwen-

dungsforschung zurückgreifen. Sie istin der Vorgehensweise problem-orientiert und direktiv wie die Verhal-tenstherapie, betrachtet dabei aber dieTransparenz der Intervention nicht alsnotwendige Voraussetzung für derenNützlichkeit. Sie bezieht sich wissen-schaftstheoretisch auf eine konstruk-tivistische Grundposition, hat abernicht darauf verzichtet, ihre Befundemit positivistischen Methoden abzusi-chern. Sie ist außerdem eine medizini-sche Behandlungsmethode, die sich da-bei psychologischer Mechanismen be-dient und eine psychologische Behand-lungsmethode, die ohne Kenntnissomatischer Mechanismen nicht an-gewendet werden kann. Sie stellt einBindeglied zwischen beiden Aspektender psychosomatischen Betrachtungdar. Die Hypnotherapie nimmt daherin fachwissenschaftlicher wie berufs-politischer Hinsicht eine Mittlerrolleein.

Hypnotherapie unterscheidet sichvon der Technik der Hypnose durcheine Reihe von Charakteristika. Sie ver-bindet tiefenpsychologische Betrach-tungsweisen der Störungsgenese mitpraktisch verhaltenstherapeutischenVorgehensweisen der Einübung undExposition. Sie nutzt kognitive Inter-ventionen sowohl zur Umstrukturie-rung (Fixierung von Bedeutung) wiezur Konfusion (Labilisierung von Be-deutung). Außerdem wurden systemi-sche Strategien insbesondere von derHypnotherapie Ericksons abgeleitet, diesich u.a. in der Familientherapie wie-derfinden. Hypnotherapie hat bei rela-tiv breiter theoretischer Anbindung andie allgemeine Psychologie und Psy-chophysiologie aufgrund der techni-schen Vielfalt und der empirischen Va-lidität gute Voraussetzungen zu einerTherapieform sui generis.

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Eine Ausbildung zum Hypnothera-peuten in diesem Sinne sollte etwa fol-gende Module zu beinhalten: tiefenpsy-chologisch fundierte Entwicklungspsy-chologie; operante und respondenteVerhaltentherapie; verhaltenstheoreti-sche Problemanalyse; psychiatrischeDiagnostik; kognitive Therapie; Psy-chosomatik; humanistische Psychologieund Psychotherapie; systemische undstrategische Prinzipien; Induktions-und Vertiefungstechniken; regressive

und progressive Problembearbeitung;symptom- und problemorientierteHypnotherapie; direkte, indirekte undmetaphorische Suggestionstechniken;therapeutische Selbsterfahrung; zwecksBeleuchtung der therapeutischen Bezie-hung.

Diese Ausbildung müßte mit ambu-lanter und stationärer klinischer Tätig-keit verknüpft sein, so daß Bekanntheitmit einem breitem Spektrum von Stö-rungsbildern gewährleistet ist.

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Erich Amtmann
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