im_passat

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Im Passat Am 20. Oktober versenken wir bei Anbruch der Dunkelheit einen unbekannten, wahrscheinlich englischen Dampfer an der Küste nach vorangegangenem Artilleriegefecht durch einen Torpedoschuss; am 21. kommt es zu einem hartnäckigen Artilleriegefecht mit einem weiteren englischen Dampfer, der uns entgegenkommt und dann kehrtmacht. Es ist Sonntag, und der Dampfer hat erst Glück. Die Entfernung nimmt schnell zu, und wir müssen das Feuer einstellen. Kurz nach Mittag aber schein dem Dampfer „Gryfevale“ ein Lager heißzulaufen. Er fährt bedeutend langsamer, so dass wir das Feuer wieder aufnehmen können, und schließlich setzt er sich in der Brandung auf Grund. Nachdem die Besatzung an Land gegangen ist, wird das Schiff von uns gründlich mit Artillerie zerstört, und am Ende gehört schon einige Phantasie dazu, die Überreste als ehemaligen Dampfer anzusprechen. Die nächste Woche bleibt es ganz still. Wir liegen an Oberdeck herum, lesen, lassen uns von der Sonne braten und baden in unserer Patentbadewanne. Am Ende der Woche bekommen wir Not mit den Ölpumpen an beiden Maschinen und suchen zur Reparatur südlich von Dakar vor der Gambiamündung ein ungestört stilles Fleckchen, wo wir zwei Tage gestoppt liegen bleiben. Mit dem Schlafen ist es nach so viel Erholung nichts Rechtes mehr; umso eifriger wird Doppelkopf gespielt. Der Ertrag gheht in eine gemeinsame Kasse, woraus wir dem Flottillenstab der U- Kreuzerflottille nach unserer Rückkehr einen Festabend geben wollen. Unser Hamburger Koch kommt auf die Idee, eine Haiangel auszubringen und fängt auch tatsächlich damit am 27. Oktober einen noch nicht ganz ausgewachsenen, aber doch schon recht kräftigen

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Page 1: Im_Passat

Im Passat

Am 20. Oktober versenken wir bei Anbruch der Dunkelheit einen unbekannten, wahrscheinlich

englischen Dampfer an der Küste nach vorangegangenem Artilleriegefecht durch einen

Torpedoschuss; am 21. kommt es zu einem hartnäckigen Artilleriegefecht mit einem weiteren

englischen Dampfer, der uns entgegenkommt und dann kehrtmacht. Es ist Sonntag, und der

Dampfer hat erst Glück. Die Entfernung nimmt schnell zu, und wir müssen das Feuer einstellen.

Kurz nach Mittag aber schein dem Dampfer „Gryfevale“ ein Lager heißzulaufen. Er fährt bedeutend

langsamer, so dass wir das Feuer wieder aufnehmen können, und schließlich setzt er sich in der

Brandung auf Grund. Nachdem die Besatzung an Land gegangen ist, wird das Schiff von uns

gründlich mit Artillerie zerstört, und am Ende gehört schon einige Phantasie dazu, die Überreste als

ehemaligen Dampfer anzusprechen.

Die nächste Woche bleibt es ganz still. Wir liegen an Oberdeck herum, lesen, lassen uns von der

Sonne braten und baden in unserer Patentbadewanne. Am Ende der Woche bekommen wir Not mit

den Ölpumpen an beiden Maschinen und suchen zur Reparatur südlich von Dakar vor der

Gambiamündung ein ungestört stilles Fleckchen, wo wir zwei Tage gestoppt liegen bleiben.

Mit dem Schlafen ist es nach so viel Erholung nichts Rechtes mehr; umso eifriger wird Doppelkopf

gespielt. Der Ertrag gheht in eine gemeinsame Kasse, woraus wir dem Flottillenstab der U-

Kreuzerflottille nach unserer Rückkehr einen Festabend geben wollen. Unser Hamburger Koch

kommt auf die Idee, eine Haiangel auszubringen und fängt auch tatsächlich damit am 27. Oktober

einen noch nicht ganz ausgewachsenen, aber doch schon recht kräftigen Hai. Es ist schwierig, das

Ungeheuer an Deck zu bringen, und kaum ist es oben, da versetzt es dem Koch einen derartigen

Schlag mit dem Schwanz, dass Elze beinahe über Bord gegangen wäre! Abends gibt es Haisteak,

das Eichholz und ich uns gut schmecken lassen; aber sonst ist keiner zu bewegen, auch nur ein

Stückchen zu probieren. Es bleibt eine sonderbare Sache um gewissen „Idiosynkrasien“!

Am Tage darauf stehen wir wieder vor dem Hafen von Dakar und haben ein Gefecht mit dem

französischen Achttausendtonner „Malte“. Es gelingt ihm aber, den schützenden Hafen zu

erreichen, obgleich er mehrere 15-cm-Treffer mitbekommen hat. Abends geht uns auf ähnliche

Weise ein anderes großes Schiff durch die Binsen. Dann hört aller Dampferverkehr vor Dakar auf;

nur bewaffnete Jachten uns sonstige U-Bootjäger lassen sich noch blicken, auf die wir keinen Wert

legen.