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Interkulturelle Aspekte in der Akutbetreuung und Trauerbegleitung 6. Österreichische Tagung Krisenintervention/ Akutbetreuung/ Stressverarbeitung 25.04.2008

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Page 1: Interkulturelle Aspekte in der Akutbetreuung und Trauerbegleitung 6. Österreichische Tagung Krisenintervention/ Akutbetreuung/ Stressverarbeitung 25.04.2008

Interkulturelle Aspekte in der Akutbetreuung und

Trauerbegleitung

6. Österreichische TagungKrisenintervention/ Akutbetreuung/

Stressverarbeitung

25.04.2008

Page 2: Interkulturelle Aspekte in der Akutbetreuung und Trauerbegleitung 6. Österreichische Tagung Krisenintervention/ Akutbetreuung/ Stressverarbeitung 25.04.2008

Haltungen gegenüber Fremdem und Fremden

• Angst Ausweichen, verstärkte Rückbesinnung auf eigene Traditionen

• Ablehnung Konfrontation, Vorwürfe

• Neugier Annährung, kennen lernen

• Idealisierung Vereinnahmung, Verleugnung von Problemen

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Unterschiede zwischen Menschen

• Aussehen• Kleidung• Haltung• Gestik• Sprechweise• Sprache

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Unterschiede zwischen Menschen

• Verhalten• Gesetze• Gewohnheiten• Religion• Essgewohnheiten• Erwartungen

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Quelle der Unterschiede zwischen Menschen

• Persönlichkeit• Familie• soziale Stellung• Land - Stadt• Religion• Gruppenzugehörigkeit• Kulturelle Zugehörigkeit

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Beispiele für kulturelle Unterschiede

• Einstellung zu Nähe und Distanz• Umgang mit Krisensituationen • Umgang mit Schmerz und Leid• Umgang der Geschlechter• Umgang mit Krankheit• Umgang mit Sterben und Tod

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Illustration: Henri Schubert in Bischoff/Loutan: À mots ouverts (Genève 1998)

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Nähe - Distanz

• große körperliche Distanz beim Kontakt:

Nordeuropa, Nordamerika

• mittlere Distanz:

Zentral-, Osteuropa, Ostasien

• kurze Distanz:

Südeuropa, Afrika, Südasien, Südamerika

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Umgang mit Krisensituationen

„expressiv“

Emotionen werden mit Mimik, Gestik und Stimme laut und deutlich ausgedrückt.

Beispiele:

SüdeuropäerInnen, Türkinnen

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Umgang mit Krisensituationen

„introvertiert“

Emotionen werden mit viel Mimik, wenig Gestik und sehr wenig Stimme deutlich ausgedrückt.

Beispiele:

Zentral- und

OsteuropäerInnen

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Umgang mit Krisensituationen

„hysterisch“

Emotionen werden mit allen Mittel sehr drastisch ausgedrückt, Drohungen mit Selbstmord, Bewusstlosigkeit

Beispiele:

AfrikanerInnen

orientalische Frauen

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Umgang mit Krisensituationen

„erstarrt“

Emotionen werden möglichst nicht ausgedrückt; manchmal Ausbrüche von Wut.

Beispiele:

Tschetschenische Männer

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Beispiel: Nigerianer in der Krise

• Blutverlust auch bei Untersuchungen wird als große Gesundheitsschwächung empfunden

• expressiver Ausdruck von Schmerzen und Leid

• Psychische Probleme werden oft als „bodypain“ oder „body weakness“ geäußert

• die Familie soll möglichst viel beim Kranken sein

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Verhalten von Nigerianern bei Todesfällen

• Männer und Frauen sollen Trauer deutlich zum Ausdruck bringen.

• Üblich ist lautes Klagen und Schreien.• Direkt Betroffene können sich selbst

schlagen und ohnmächtig werden. • Die Angehörigen und die Freunde

müssen sich intensiv um sie kümmern. • Wichtig ist der religiöse Beistand.

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Beispiel: Tschetschenen in der Krise

• Männer dürfen keinen Schmerz zeigen• nach einer ersten Erstarrung

Zusammentreffen verwandter Männer• Weinen ist Schande, besonders für Männer• bei Frauen sind Ohnmachtsanfälle häufig• alle sind sehr schamhaft bei Untersuchungen• viel Vertrauen zu traditionellen

schamanistischen Methoden („Talismane“)• wichtige Ratgeber sind die „Älteren“

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Verhalten von Tschetschenen bei Todesfällen

• Es gilt als gefährlich, einer Frau eine Todesnachricht zu überbringen.

• Der älteste männliche Verwandte muss eine dreitätige Trauerversammlung organisieren.

• Möglichst viele Landesleute sollen daran teilnehmen.

• Männer und Frauen sitzen getrennt. • Die Frauen sollen laut weinen.• Die Männer dürfen sich nichts anmerken

lassen.

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Akutbetreuung und Trauerbegleitung

• Sprachkenntnis oder Dolmetscher• möglichst jemanden mitnehmen, der mit

betroffenen ethnischen Gruppe vertraut ist• genug Zeit nehmen!

– Arbeit mit Dolmetscher dauert die doppelte Zeit!– viele Vorgänge müssen extra erklärt werden

• genaue Information• nur versprechen, was man wirklich halten

kann

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Wie können Verständnisbarrieren überwunden werden?

• Allgemeiner Respekt

• Eigene Einstellung kennen lernen

• Neugierig fragen

• Dolmetscher verwenden

• Viel Zeit nehmen

• Probleme ansprechen

• Erworbene Kompetenzen weitergeben

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