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INFORMATIONEN FÜR MITGLIEDSFIRMEN DES VCI chemie report Neue Kampagne für die Zielgruppe Generation „Z“ Junge Menschen für die chemische Industrie und ihre Leistungen begeistern Die Generation der Jugendlichen, die nach 1995 gebo- ren wurde, ist digital sozialisiert. Sie wächst mit Smartphones oder Tablets auf, sie nutzt das Internet und soziale Medien intensiv. Die Videoplattform YouTube ersetzt für sie weitgehend das Fernsehen. Das mehrstu- fige Projekt „Deine Chemie.“ der Initiative „Chemie im Dialog“ (CID) trägt dem nun Rechnung. Die Initiative „Chemie im Dialog“ startet eine Kooperation mit jungen YouTube-Moderatoren, die regelmäßig auf ihren Themen-Kanälen selbstgedrehte Video-Clips veröffentlichen. Die Beiträge sollen die Leistungen der Chemie für den Alltag der 14- bis 19-Jährigen alters- und stilgerecht vermitteln – und damit auch die chemische Industrie als Arbeitgeber attrak- tiver machen. „Eine repräsentative Umfrage in der Zielgruppe der Jugendlichen hat gezeigt, dass es beim Thema 10/2015 A 3 Editorial Die Gene- ration „Z“ für Chemie und Innovationen begeistern A 4–7 VCI-Mitgliederver- sammlung Wahlergebnisse, Nachberichte und Fotos A 11 Kraft-Wärme-Kopplung Bundesregierung beschließt neues KWK- Gesetz A 13 TTIP Zehn Verbände werben gemeinsam für das Freihandelsabkommen A 14–15 China VCI-Workshop nahm welt- größten Chemiemarkt unter die Lupe A 18 Erbschaftsteuer Bundesrat fordert Verschärfungen A 20 REACH Unbe- rechtigte Kritik an Registrierungsdossiers B Sie stel ellten t im im VC VCI-H I-Haup auptau taus s - sch s uss s in i Ha Hambu mburg rg vor vor , w ,was a das as Leb Lebens nsgef gef ühl ühl un und d d das as Kommu m - nikationsverhalten der 14- bis 19-Jährigen ausmacht und wie die neue Kam m m m mpag pag pag ag ag ag p gne daran ank knüp nüp nüp nüp nüpft ft ft ft ft. Yo Yo Yo Yo Yo Yo ouTuber ber ber be ber be e spielen dab da da da ab da d ei eine zen en en en ntral al l al le R R R R eR R eRoll oll ll ll ll ll l e ( v ( v ( v ( v v ( ( ( .l. ): Elisabeth h h h h Sc Sc c Sc Sc S S hick, k, k k k, , S S Ste S phan Grünewald, Mich h hael nig.

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INFORMATIONEN FÜR MITGLIEDSFIRMEN DES VCI

chemiereport

Neue Kampagne für die Zielgruppe Generation „Z“

Junge Menschen für die chemische Industrie

und ihre Leistungen begeistern

Die Generation der Jugendlichen, die nach 1995 gebo-

ren wurde, ist digital sozialisiert. Sie wächst mit

Smartphones oder Tablets auf, sie nutzt das Internet

und soziale Medien intensiv. Die Videoplattform YouTube

ersetzt für sie weitgehend das Fernsehen. Das mehrstu-

fige Projekt „Deine Chemie.“ der Initiative „Chemie im

Dialog“ (CID) trägt dem nun Rechnung.

Die Initiative „Chemie im Dialog“ startet eine Kooperation mit jungen YouTube-Moderatoren, die regelmäßig auf ihren Themen-Kanälen selbstgedrehte Video-Clips veröffentlichen. Die Beiträge sollen die Leistungen der Chemie für den Alltag der 14- bis 19-Jährigen alters- und stilgerecht vermitteln – und damit auch die chemische Industrie als Arbeitgeber attrak-tiver machen. „Eine repräsentative Umfrage in der Zielgruppe der Jugendlichen hat gezeigt, dass es beim Thema

10/2015 A 3 Editorial Die Gene-ration „Z“ für Chemie und Innovationen begeistern A 4–7 VCI-Mitgliederver-sammlung Wahlergebnisse, Nachberichte und Fotos A 11 Kraft-Wärme-Kopplung Bundesregierung beschließt neues KWK-Gesetz A 13 TTIP Zehn Verbände werben gemeinsam für das Freihandelsabkommen

A 14–15 China VCI-Workshop nahm welt- größten Chemiemarkt unter die Lupe A 18 Erbschaftsteuer Bundesrat fordert Verschärfungen A 20 REACH Unbe-rechtigte Kritik an Registrierungsdossiers

B

Sie stelelltent imim VCVCI-HI-Haupauptautauss-schs usss ini HaHambumburg rg vorvor, w, was a dasas LebLebensnsgefgefg ühlühl unund dd das as Kommum -nikationsverhalten der 14- bis 19-Jährigen ausmacht und wiedie neue Kammmmmpagpagpagagagagp gne daran ankknüpnüpnüpnüpnüpftftftftft. YoYoYoYoYoYoouTuberberberbeberbee spielendabdadadaabdad ei eine zenenenenntralallalle RRRRe RRe Rollolllllllllll e ( v( v( v( v( v((( .l.): Elisabethhhhh ScSccScScSS hick, k,kkk,k, SSSteS phanGrünewald, Michhhael König.

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chemie report 10.2015VCI-Mitgliederversammlung 2015

Chemie und chemische Industrie noch viel Luft nach oben gibt“, betonte Michal König, Vorsitzender der Initiative „Chemie im Dialog“, vor dem Hauptaus-schuss des VCI in Hamburg. Die Aktionsgemeinschaft von 18 Unternehmen und fünf Verbänden, darunter der VCI, finanziert kontinuierlich seit über drei Jahrzehnten kommunikative Maßnahmen, die die Leistungen der Branche und den Nutzen ihrer Produkte im Alltag sichtbar machen. Hauptzielgruppe waren bisher Ent-scheider in Wirtschaft, Politik und Behörden. In der Zielgruppe der Generation „Z“ kann nur weniger als die Hälfte der befragten Jugendlichen benennen, wo Chemie in den Produkten des Alltags steckt. Es gibt zudem ein weiteres Problem, das der Branche wegen der demografischen Entwicklung beim Wettbewerb um potenzielle Arbeitskräfte Sorgen bereitet: „Beun-ruhigend muss für uns sein“, erklärte König, „dass die Jugendlichen so wenig über die beruflichen Möglich-keiten und die Ausbildungsberufe unserer Branche wissen.“ Über 30 Prozent können hier keinerlei Angaben zu typischen Tätigkeiten machen.

Um die Jugendlichen zu erreichen, muss mit ihnen auf gleicher Wellenlänge kommuniziert werden. Zei-tungsanzeigen funktionieren dabei nicht. Internet und die Videoplattform YouTube sind für die Generation „Z“ dagegen extrem wichtig. Die CID kooperiert daher für ihre Kampagne mit YouTubern, mit denen sich die Jugendlichen identifizieren. In der ersten Stufe inte-grieren diese YouTube-Stars Videobeiträge über den Nutzen von Chemieprodukten in ihren Themenkanal. In der zweiten Phase, geplant für 2016, werden die Fans aufgerufen, über chemierelevante Ideen abzustimmen. In der dritten Stufe sollen sie selbst Projekte benennen.

SMARTPHONE: „NABELSCHNUR ZUM BINDUNGSBIOTOP“ Wie die Generation „Z“ tickt, erläuterte dem Haupt-

ausschuss Stephan Grünewald, dessen Institut Rhein-gold tiefenpsychologische Marktforschung betreibt: Online-Medien stellen einen zentralen Stabilisierungs-faktor im Leben der Jugendlichen dar, weil Eltern und klassische Medien nicht mehr die alleinige Deutungs-hoheit besitzen. YouTuber dienen als persönliche Vor-bilder, aber auch als Inspiration für die Ausgestaltung der eigenen Welt. Grünewald: „YouTuber sind nahbar, die Grenze zwischen Star und Fan verschwimmt.“ Familie hat für die Generation „Z“ eine hohe Bedeu-tung. Aber eine Grundangst, dass das familiäre System zerbrechen könnte, ist tief verwurzelt. Das Gefühl einer brüchigen Welt wird vom sich wandelnden Familienbild befördert, das mit hohen Scheidungsraten, Lebensab-schnittspartnerschaften und Patchwork-Familien einher-geht. Genau diese Ängste spornen die Jugendlichen aber an, ihr Lebensumfeld zu stabilisieren und abzusi-chern: Sie sind strebsam, flexibel, leistungsbereit, gut organisiert und sozial kompetent. Aber sie wollen nicht um jeden Preis die Karriereleiter erklimmen, sondern „Ankommen statt Weiterkommen“ und in einem funk-tionierenden Team arbeiten. Dabei erwarten sie klare Grenzen zwischen Berufswelt und Privatleben. c Die Website zur Kampagne: www.deine-chemie.de

B Michael König, Vor-sitzender der Initia-tive „Chemie im Dialog“: „Es ist wichtig, dass wir den YouTubern die größtmöglichen Freiräume bei der Interpretation des Themas lassen. Nur mit dem eigenen Stil bleiben sie bei ihren Fans glaubwürdig.“

Stephan Grüne-wald, Gründer des Rheingold Instituts für tiefenpsychologi-sche Marktforschung: „Die Generation ‚Z‘ sehnt sich nach beständigen und verlässlichen Verhält-nissen. Das Streben nach Sicherheit ist typisch. Die Parallel-welt auf YouTube vermittelt als virtu-elle Ersatzfamilie zusätzlich Stabilität.“

Mehrere YouTuber hat die Initiative „Chemie im Dialog“ für die neue Kampagne gewonnen: Auf ihren Videokanälen im Internet zeigen sie mit selbstgedrehten Clips auf ganz eigene Weise, welche Bedeutung die Produkte der Branche für den Alltag von Jugendlichen haben. Die Website www.deine-chemie.de ist gemeinsame Drehscheibe im Netz.

Elisabeth Schick, Vorsitzende des Fachbeirates der Initiative „Chemie im Dialog“: „Wir nutzen das Peer-to-Peer-Prinzip aus der Kom-munikation und holen die Jugendli-chen in ihrem eigenen Umfeld ab. Das schafft Glaub-würdigkeit.“

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STANDPUNKT

chemie report10.2015 VCI-Mitgliederversammlung 2015

Die Generation „Z“ für Chemie und Innovationen begeistern

Eine neue Generation macht sich in Deutschland bemerkbar: Zu der sogenannten Generation „Z“ gehö-ren die nach 1995 geborenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Sie sind die Ersten, die digital und in einer sehr behü-teten, aber bedrohten Lebenswelt auf-wachsen. Ihr Wertesystem und ihre Art der Kommunikation sind gänzlich anders als bei anderen Altersgruppen. Sie nutzen das Internet und soziale Netzwerke selbstverständlich, vorbe-haltlos und äußerst intensiv – sie sind nahezu rund um die Uhr online.

Weil der Anteil der Jugendlichen an der Gesellschaft in den kommenden Jahren schrumpft, wächst zugleich ihre Bedeutung. In nicht allzu ferner Zukunft könnten sich daher die Rollen auf dem Arbeitsmarkt umkehren.

Unternehmen müssen sich dann mit interessanten Berufsfeldern und einem exzellenten Ruf bei jungen Arbeitneh-mern bewerben. Deshalb ist es wich-tig, schon heute darüber nachzuden-ken, wie wir als Branche künftige Nach-wuchskräfte erreichen und bei ihnen positiv ankommen.

Die Generation „Z“ – das zeigen aktuelle Umfragen – hat nur eine sehr vage Vorstellung von der chemischen Industrie und den Berufen der Branche. Jugendliche

verbinden mit der Chemie vor allem das Schulfach, das viele als langweilig empfinden. Dies prägt auch das Bild unserer Branche. In der Schule lernen sie, dass die Che-mieindustrie Farben, Waschmittel, Kunststoffe oder Arzneimittel produziert. Aber sie sehen die Branche nicht als Innovationsmotor, der hilft, die großen Her-

ausforderungen der Menschheit zu meistern und der die Alltagstechnolo-gien ermöglicht, für die sie sich begeis-tern.

Der VCI hat deshalb die Kommunika-tionskampagne „Deine Chemie.“ kon-zipiert, mit der jungen Menschen die Branche nähergebracht und ihr Image verbessert werden soll.

Für die Kampagne kooperiert der VCI mit verschiedenen YouTubern, so wer-den die Betreiber der Kanäle auf der Videoplattform YouTube genannt. YouTube gehört zu den beliebtesten sozialen Netzwerken der Genera- tion „Z“.

Die YouTuber haben keine Berüh-rungsängste gegenüber der chemi-schen Industrie, solange sie authen-tisch bleiben können. Vielmehr noch sehen sie positive Aspekte, wenn sie

im Rahmen einer Kampagne mit Videoclips auf ihrem Themenkanal die Bedeutung von Chemie für den Alltag illustrieren. Ein innovatives Konzept, das neue Wege geht.

Wussten Sie schon?

Rund 70 Prozent ...

... der Jugendlichen im Alter von 14 bis 19 Jahren gehen

mindestens einmal in der Woche auf YouTube, um on-

line die Clips ihrer Idole oder andere Videos aufzurufen.

Ein Großteil der Jugendlichen frequentiert die Video-Platt-form sogar täglich. Die Beiträge der erfolgreichsten „YouTu-ber“ Deutschlands erzeugen eine enorme Reichweite in der Zielgruppe der sogenannten Generation „Z“: Mehrere Millio-nen Fans haben ihre Themenkanäle abonniert. Auf der Video-plattform sind alle Sendungen jederzeit abrufbar und nur ei-nen Klick mit dem Smartphone entfernt. Die Themen, auf die sich die jungen Moderatoren spezialisiert haben, sind vielfäl-tig: zum Beispiel Computerspiele („Gaming“), Musik, spezielle Newsformate, Comedy, Mode und Lifestyle oder Sport. c

Dr. Marijn E. DekkersPräsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI)

YOUTUBE ERSETZT GENERATION „Z“ DAS FERNSEHENNutzung der Videoplattform durch 14- bis 19-Jährige in Millionen

Quelle: Best Planning 2014/II, Grundgesamtheit 4,8 Millionen

0,58

0,79

1,37

0,54

mehrmalstäglich

täglich mehrmals proWoche

einmal proWoche

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chemie report 10.2015VCI-Mitgliederversammlung 2015

Podiumsdiskussion auf der Mitgliederversammlung

„Wir brauchen mehr Freude an Innovationen“

In Deutschland gibt es zu wenig Wagniskapital. Der

Wunsch, ein eigenes Start-up-Unternehmen zu gründen,

ist hierzulande nicht stark ausgeprägt. Und man

braucht auch eine Kultur des Scheiterns. Darin waren

sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion „Innovatio-

nen – wie geht es schneller in den Markt“ einig. Über

den Weg, wie man diese Ziele erreichen kann, gab es

kaum Differenzen.

Katharina Hölzle leitet den Lehrstuhl Innovationsmanagement und Entrepreneurship der Universität Potsdam. Sie weiß, wie schwierig es in Deutschland ist, aus der Hochschule heraus ein Start-up zu gründen. „Es fehlt nicht unbedingt an Mut, es mangelt den Studenten vor allem an Vorbildern“, sagte sie in der Podiumsdiskussion. Zudem müsse Deutschland eine Start-up-Szene mit einem Wagniskapital-Gesetz unterstützen, forderte Hölzle weiter. In der frühen Gründungsphase seien die Bedingungen hierzulande, beispielsweise durch den High-Tech-Gründerfonds, zwar gut. An einer weiteren Finanzierung hapere es jedoch häufig.

Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), unterstützte diese Ansicht und verwies auf das Vorbild USA. Dort werden junge Unternehmen auch nach der Startphase weiter intensiv gefördert.

Mit Blick auf die Vereinigten Staaten betonte CDU-Bun-destagsabgeordnete Alexandra Dinges-Dierig, dass sich in den vergangenen 15 Jahren viel in Deutschland getan habe,

um eine Gründerkultur zu stärken. Nun müsse man die Rah-menbedingungen noch besser gestalten. „Ein Wagniskapital-Gesetz ist dabei nur ein Rädchen“, unterstrich Dinges-Dierig, die auch Mitglied im Bundestagsausschuss für Bildung, For-schung und Technikfolgenabschätzung ist. Leider denke man hierzulande noch viel zu viel in Zuschüssen, merkte sie an.

Ein Wagniskapital-Gesetz werde kommen, das steht für Simone Raatz, Stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, fest. Sie meinte aber: „Es ist nicht allein das Geld, man braucht auch Ideen.“ Und die jungen Menschen müssten motiviert werden, sich selbstständig zu machen.

Gerd Wingefeld, Mitglied des Vorstands der SGL Carbon, plädierte ebenfalls für eine „Gründerenergie“. Bei aller Kritik sei Deutschland durchaus ein guter Innovationsstandort. Hier arbeiteten exzellente Wissenschaftler und „wir haben eine Infrastruktur, um die uns die Welt beneidet“, machte er deut-lich. Dennoch gebe es Handlungsbedarf, sagte er im Verlauf der Diskussion weiter, und zwar nicht nur bei den Rahmen-bedingungen, sondern auch bei den Unternehmen selbst.

DEUTSCHLAND BRAUCHT EINE KULTUR DES SCHEITERNSDarf man in Deutschland als junger Unternehmer oder

Forscher mit einem Projekt scheitern, ohne persönliche Konsequenzen fürchten zu müssen? Auch um diesen Aspekt drehte sich die Diskussion. VCI-Präsident Marijn Dekkers stellte zunächst bedauernd fest, dass es in Deutschland schon

Judith Rakers (NDDDR) modederierierierterterterte didididieee eeDiskussionsrunde „Innovationen – wie geht es s schschschnelnelnellerlerler iiin ddden Markt.“

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chemie report10.2015 VCI-Mitgliederversammlung 2015

O-Töne aus der Podiumsdiskussion

fast anrüchig sei, wenn Professoren Kooperationen mit Unternehmen eingehen oder aus ihrem Fach-bereich heraus ein Start-up gründen und damit Geld verdienen. Doch ein „starker Innovations-standort braucht eine starke Start-up-Szene.“ Um diese aufzubauen, müsse es leichter werden in Deutschland, neue Unternehmen zu gründen und zu finanzieren. Hier spiele das Steuerrecht eine große Rolle. Ebenfalls notwendig sei auch, eine Kultur des Scheiterns zu entwickeln – auch unter-nehmensintern. Der VCI-Präsident ist überzeugt davon, dass die Mitarbeiter mutiger beim Forschen sein wollen und sollten. „Wir müssen Freiräume für sie schaffen“, hob Dekkers hervor.

Dem pflichtete IW-Chef Hüther bei: „Man muss das Scheitern zulassen. Denn eine Gründungs-kultur ohne eine Kultur des Scheiterns geht nicht.“ Existenzgründungen trügen zur wirtschaftlichen Prosperität eines Landes bei.

SGL-Vorstandsmitglied Wingefeld verwies auf den Wettbewerbsdruck und die Erwartungen der Anteilseigner. Dadurch würden häufig risikorei-chere Projekte gar nicht erst angegangen. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die betriebsinternen Rahmenbedingungen Chefsache seien: „Wir brau-chen eine Innovationskultur in den Unternehmen. Das ist eine Führungsaufgabe, bei der der Vor-stand gefordert ist.“

Ergänzend erwähnte Lehrstuhlinhaberin Hölzle, dass die Vorstände mittlerweile erkannt hätten, wie wichtig Innovationen für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen seien. Allerdings müssten die Betriebe selbst erkennen, an welchen Stell-schrauben sie drehen können, um die eigene Inno-vationskultur zu fördern. Hierfür „gibt es kein Patentrezept“, so Hölzle.

DEN DIALOG ÜBER INNOVATIONEN INTENSIVIERENUm die Innovationskraft der Wirtschaft und des

Standortes Deutschland zu fördern, sei ein inten-siver Dialog von Politik und Unternehmen not-wendig. Raatz und Dinges-Dierig hoben gleicher-maßen hervor, wie wichtig dies sei. Aber dazu brauche man die Medien als Mittler, fügte Dinges-Dierig hinzu. Diese müsse man unbedingt mit ins Boot holen, um die Vorteile neuer Verfahren und Produkte zu erläutern. Raatz sieht eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe darin, Bedeu-tung und Wert von Innovationen zu erklären und positiv zu besetzen. mvz

Marijn Dekkers, VCI-Präsident„Das Gründen und Finan-zieren neuer Unternehmen sollte in Deutschland leichter werden.“

Michael Hüther, IW„Eine Gründungskultur ohne eine Kultur des Scheiterns geht nicht.“

Alexandra Dinges-Dierig, CDU/CSU„Wir müssen Bedeutung und Wert von Innovationen erklären.“

Katharina Hölzle, Uni Potsdam„Es fehlt nicht an Mut, den Studenten fehlt es an Vor-bildern.“

Gert Wingefeld, SGL Carbon„Wir haben eine Infra-struktur, um die uns die Welt beneidet.“

Simone Raatz, SPD„Es ist nicht das Geld allein. Man braucht auch gute Ideen.“

Impressionen von allen Veranstaltungen auf der Mitglie-derversammlung in Hamburg stehen für VCI-Mitglieder nach Login bereit: http://bit.ly/MV2015-Nachlese

Wahlen zu Vorstand und PräsidiumKurt Bock (BASF SE) stellt sich dem VCI erneut

als Vizepräsident zur Verfügung. Das bestätigte die Mitgliederversammlung auf ihrer Sitzung in Hamburg. Den Vorstand bilden damit auch wei-terhin VCI-Präsident Marijn Dekkers (Bayer AG) sowie drei Vizepräsidenten. Neben Bock sind dies Klaus Engel (Evonik Industries AG) und Karl-Ludwig Kley (Merck KGaA).

Darüber hinaus wurden Henrik Follmann (Foll-mann Chemie GmbH) und Sabine Herold (DELO Industrieklebstoffe GmbH & Co. KGaA) als Mit-glieder des Präsidiums bestätigt.

VCI-Präsident Marijn Dekkers begrüßte mehr als 270 Gäste im Hotel Atlantic Kempinski in Hamburg.

Fototagebuch der Mitgliederversammlung

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chemie report 10.2015VCI-Mitgliederversammlung 2015

Bericht des Präsidenten

Mission Innovationskraft

stärken

Im Bericht zur Zwischenbilanz seiner VCI-Präsident-

schaft zeigte Marijn Dekkers auf der diesjährigen Mit-

gliederversammlung auf, welche Themen das zurück-

liegende Jahr seiner Amtszeit prägten.

Im vergangenen Jahr habe er mehrfach die Bundeskanzlerin, zahlreiche Bundesminister sowie hochrangige Vertreter der EU-Politik getroffen, berichtete VCI-Präsident Marijn Dekkers. „Immer ging es um die Frage, wie wir in Deutschland innova-tiver werden können.“ Die Stärkung der Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sei der Schwerpunkt seiner Präsident-schaft. Auch im Rahmen des Branchendialogs Chemie sowie im „Bündnis Zukunft der Industrie“ habe er sein Anliegen, eine Innovationsoffensive von Gesellschaft, Industrie und Politik zu starten, als Topthema auf die Agenda gesetzt. Jüngste Aktion sei die Veröffentlichung der neuen VCI-Studie „Innovationen den Weg ebnen“. An dieser Studie haben sich rund 200 Unter-nehmen aus der chemischen Industrie mithilfe von Frage-bögen und Interviews beteiligt. Das Ergebnis: Ein klares und durchaus selbstkritisches Meinungsbild, dass sowohl externe als auch interne Hemmnisse die Unternehmen mitunter daran hindern, neue Ideen erfolgreich bis zur Marktreife weiterzuent-wickeln. „Die Unternehmen sehen nicht nur Schwachstellen im Umfeld, sondern erkennen auch das eigene Potenzial für Ver-besserungen“, fasste Dekkers zusammen.

HOHE ANFORDERUNGEN AN DEUTSCHE UNTERNEHMENNoch sei Deutschland ein guter Industriestandort und der

führende Chemiestandort Europas, stellte Dekkers klar. Doch andere Regionen holten im internationalen Wettbewerb auf. „Das liegt an den Rahmenbedingungen, die in anderen Län-dern besser geworden sind.“ Der Verband habe im zurücklie-genden Jahr immer wieder darauf hingewiesen, an welchen Stellschrauben die Politik drehen sollte, damit Deutschland den Anschluss im internationalen Wettbewerb nicht verliert. Neben dem Regulierungsdickicht und fehlenden steuerlichen Anreizen für Investitionen nannte Dekkers die steigenden Kosten für Energiewende und Emissionshandel, den Sanie-rungsstau in der Infrastruktur sowie das REACH-Zulassungs-verfahren und die komplexen Anforderungen der Chemikalien- gesetzgebung.

WEITERE WICHTIGE THEMEN: TTIP, SEVESO-RICHTLINIE, TA LUFTZudem erhoffe sich die Branche von einem ambitio-

nierten Freihandelsabkommen mit den USA Erleichterungen im Arbeitsalltag. Ein weiteres aktuelles Thema sei die Umset-zung der Seveso-III-Richtlinie in deutsches Recht. Hierdurch seien erhebliche Auswirkungen auf den Weiterbetrieb von Industrieanlagen zu befürchten, warnte Dekkers. Ähnliches gelte für die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft, die 2017 in Kraft treten soll. jgl

Rainer Sontowski, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: „Deutschland darf sich von der Position ‚Wir sind Indus-trie‘ nicht abbringen lassen.“

Die Mitgliederversammlung 2015Jedes Jahr im Herbst trifft sich die Che-

miebranche zu ihrer Mitgliederversammlung in einer anderen deutschen Großstadt. Dieses Mal lud der VCI ins traditionsreiche Hotel Atlantic Kempinski Hamburg. Direkt an der Alster gelegen bot sich den Teilnehmern dort das pas-sende Ambiente für spannende Vorträge und interessante Gespräche. Besonders stimmungs-voll: die festliche Abendveranstaltung im nahe-gelegenen Logenhaus. Der VCI entführte die Gäste in die Welt der Musicals – für jeden Besu-cher Hamburgs, der deutschen Musical-Haupt-stadt, ein kulturelles Muss.

Was wäre die alljährliche Mitgliederversammlung ohne festlichen Ausklang? Auch in diesem Jahr erwartete die Gäste am Abend ein unterhaltsames Programm.

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chemie report10.2015 VCI-Mitgliederversammlung 2015

Engagement von Politik und Wirtschaft nötig

Innovationen legen die

Grundlage für den Erfolg

Welche Bedeutung Innovationen für Deutschland haben,

skizzierte Staatssekretär Rainer Sontowski als Gastred-

ner im öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung.

Die Industrie ist die wirtschaftliche Basis des Standorts Deutschland und damit Grundlage für den Wohlstand der Gesellschaft. Um diesen Erfolg zu sichern, „dürfen sich Wirt-schaft und Politik nicht zurücklehnen“. So lautete die Quint-essenz von Rainer Sontowski, Staatssekretär im Bundeswirt-schaftsministerium (BMWi).

In neuen Technologien sieht Sontowski einen vielfachen Nutzen: „Nur mit Forschung, Entwicklung neuer Produkte, neuer Verfahren und Dienstleistungen bleiben wir global wettbewerbs-fähig.“ Innovationen legten die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand. Und moderne Technologien ermög-lichten trotz steigender Weltbevölkerung eine nachhaltige Mobilität. Neue Produkte könnten zudem die Energiewende zu einem Erfolg führen. Und last but not least: Unternehmen könnten mit ihren Neuheiten weitere Märkte erschließen.

EINEN ERGEBNISOFFENEN DIALOG FÜHRENUm ein geeignetes Umfeld für Innovationen zu schaffen,

sollten Politik und Unternehmen einen ergebnisoffenen Dialog führen. Denn nur gemeinsam könne man die Heraus-forderungen der Zukunft bewältigen. Als einen richtigen und guten Weg bezeichnete der Staatssekretär das „Bündnis Zukunft der Industrie“, in dem Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften vertreten sind. Dieses Bündnis werde dazu beitragen, die industrielle Stärke und die Wettbewerbsfähig-keit Deutschlands auszubauen und die Akzeptanz für neue Technologien zu erhöhen, ist Sontowski sicher. mvz

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chemie report 10.2015Innovationen

Neues VCI/DIB-Positionspapier

Den Markt für Wagnis-

kapital beleben

In den USA ist es gute Tradition, dass private Investoren Geldgeber

für Start-ups sind. Von 2011 bis 2013 wurden dort rund 87 Milliar-

den US-Dollar in Venture Capital investiert. Das ist 30-mal so viel

wie in Deutschland. Ein neues Positionspapier des VCI und der

Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) führt sechs

Vorschläge auf, wie man den Markt für Risikokapital hierzulande

fördern kann.

Wagniskapital als Finanzierungsform für innovative Geschäftsideen hat sich im Ausland, vor allem in den USA, als vielversprechende Möglichkeit erwiesen, um Innovationen in Unternehmen zu stimulieren. Deutschland bringt hier vergleichsweise wenig Mittel auf und zieht auch wenig auslän-disches Förderkapital an. Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie sehen darin ein bedeutendes Innovationshemmnis. Das geht aus der aktuellen VCI-Studie „Innovationen den Weg ebnen“ hervor.

Um diesem Standort-Nachteil zu begegnen, haben einige Unter-nehmen der chemischen Industrie eigene Corporate Venture Capital Funds eingerichtet. Sie sollen der Branche ermöglichen, in strategisch wichtigen Technologiefeldern eine Start-up-Szene in Deutschland zu etablieren.

DEUTSCHLAND BRAUCHT EIN INNOVATIONSFREUNDLICHES STEUERRECHT Doch solche Initiativen alleine reichen nicht aus, die Regierung ist

gefordert. Deshalb setzen sich VCI und DIB in ihrem neuen Positionspapier „Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wagniskapital“ besonders für ein innovations- und investitionsfreundliches deutsches Steuerrecht ein: Ein geeignetes Wagniskapital-Gesetz sollte so rasch wie möglich ein-geführt werden. Auch müsse die restriktive Regelung zur Verlustrechnung überarbeitet werden. „Unser Hauptkritikpunkt hierbei ist, dass später erzielte Gewinne teilweise gar nicht mit den Verlusten der Vorjahre ver-rechnet werden können“, erläutert Jürgen Klockner, Bereichsleiter For-schung im VCI. Nach Auffassung beider Organisationen sollten die Ver-lustvorträge beim Wechsel der Anteilseigner erhalten bleiben. Denn die Realität habe gezeigt, dass sonst Wachstumsfinanzierungsrunden schei-tern können. „Diese Regelung muss wieder auf ihren ursprünglichen Kern zurückgeführt werden, nämlich auf reine Missbrauchsfälle wie den soge-nannten Mantelkauf“, sagt Klockner.

Die Finanzierung mit Venture-Kapital wird ebenso durch die Mindest-besteuerung bei allen forschungs- und sachinvestitionsintensiven Unter-nehmensgründungen erheblich erschwert. Daher schlagen VCI und DIB vor, die Mindestbesteuerung auf den Prüfstand zu stellen. Denn eine solche Besteuerung sei international unüblich. Um den Markt für Wagnis-kapital anzukurbeln, sollte man außerdem darauf verzichten, den Erlös aus Streubesitzverkäufen zu besteuern. Ebenso sollte die Große Koalition die Regelungen zur Funktionsverlagerung rechtssicher machen. mvz

Das Wichtigste in Kürze A Markt für Wagniskapital ist in Deutschland zu schwach ausgeprägt. A Wagniskapital-Gesetz zügig verabschieden. A Deutsches Steuerrecht innovationsfreundlich gestalten.

Mit ihren Vorschlägen, die Rahmenbedin-gungen für Wagniskapital zu verbessern, wollen VCI und DIB junge Hightech-Schmieden fördern. Das Positionspapier gibt es zum Download unter: http://bit.ly/VCIDIBWagniskapital

„Restriktive steuerrechtli-che Regelungen für Wag-niskapital sollen überar-beitet und ein Fonds für die Wachstumsfinanzie-rung deutscher Start-ups aufgelegt werden.“ Expertenkommission Forschung und

Innovation der Bundesregierung

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chemie report10.2015 Innovationen

Innovationskongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Der Wissensvorsprung schrumpft

Es gibt Licht und Schatten am

Innovations standort Deutschland:

So das Fazit eines Kongresses zum

Thema „Innovation, Wachstum, Zu-

kunft“, zu dem die CDU/CSU-Bundes-

tagsfraktion Vertreter von Wirt-

schaft und Politik am 23. September

ins Berliner Paul-Löbe-Haus eingela-

den hatte. Zu den Rednern zählte der

Präsident des VCI.

Amerika, du hast es besser? Über 20 Jahre seines Berufslebens hat Marijn Dekkers in den USA verbracht und dort unter anderem eines gelernt: „Da wer- den Projekte vorangetrieben, wenn man zu 80 Prozent überzeugt ist, dass daraus etwas entstehen kann. In deutschen Unternehmen will man das genauer wissen, zu 99 Prozent – mindestens.“

Wie steht es um Deutschlands Inno-vationsfähigkeit? „Das Allerschlimmste wäre Selbstzufriedenheit“, warnte die zuständige Ministerin Johanna Wanka. Eine Versuchung, die freilich in weiter Ferne lag, so gewichtig war die Mängel-liste, die die anwesenden Wirtschafts-vertreter der Politik vorhielten: Zu viel Bürokratie, hohe Regelungsdichte, über-lange Test- und Zulassungsverfahren, Steuerdruck. Ministerin Wanka selbst

zog eine gemischte Bilanz. Sie pries die Hightech-Strategie der Bundesregie-rung: 900 Innovationen, 300 Patente, 40 Unternehmensgründungen. Die Grundlagenforschung sei „gut aufge-stellt“, Freiheit der Wissenschaft ein Standortvorteil etwa gegenüber China. Zwei Drittel der Forschungsausgaben bringe die Wirtschaft auf, die „Koopera-tionskultur“ mit dem Staat in diesem Bereich sei „ungefähr so gut wie in Amerika“. Allerdings gelte das nur für wenige Branchen und große Konzerne, während 70 Prozent der Mittelständler Forschung für nicht vordringlich hielten. Dass sich 39 Prozent der Deutschen vor der Digitalisierung fürchten, stimmt Wanka ebenfalls bedenklich.

GESELLSCHAFTLICHE OFFENHEIT FÜR INNOVATIONEN NOTWENDIG

„Innovationsgeist entsteht nicht hinter verschlossenen Türen. Innovation braucht gesellschaftliche Offenheit, die Lust am Neuen“, mahnte auch Dekkers. Der Bayer-Vorstandschef und VCI-Präsi-dent sprach für eine Branche, die zu den innovativsten in Deutschland zählt: Die Chemie- und Pharma-Industrie erwirt-schaftet 20 Prozent ihres Umsatzes mit Produkten, die weniger als fünf Jahre alt

seien, seit 2010 haben sich die For-schungsausgaben um jährlich 3,7 Pro-zent gesteigert.

Sie müsse aber noch besser werden, etwa bis 2030 die Zeitspanne zwischen Entwicklung und Vermarktung eines Pro-dukts um 25 Prozent verkürzen. „Unser Wissensvorsprung schrumpft, einen Zeitvorsprung hatten wir nie“, beschrieb Dekkers die deutsche Position in der globalen Konkurrenz. Seine Botschaft: „Deutschland ist einer der besten Inno-vationsstandorte der Welt – heute.“ Damit es so bleibe, müssten alle sich an- strengen, Unternehmen wie Politik. An diese appellierte Dekkers, das Ausmaß der Regulierung zurückzuschrauben.

„Was müssen wir alles prüfen, um banale Dinge auf den Weg zu bringen. In Asien reißen sie mir die Muster sofort aus der Hand und geben sie in die Produkti-onsanlagen“, sagte auch Sabine Herold, geschäftsführende Gesellschafterin des bei München ansässigen Klebstoffher-stellers DELO – ein mittelständisches Chemie-Unternehmen mit 480 Mitarbei-tern, das 15 Prozent in Forschung inves-tiert. Von der Politik wünscht sich Herold, solche Investitionen durch eine steuer-liche Forschungsförderung zu erleichtern.

Dr. Winfried Dolderer

Um die Ergebnisse der VCI-Studie „Innovationen den Weg ebnen“ vorzustellen und zu diskutieren, führen die DECHEMA und der Chemieverband am 29. Oktober 2015 und 5. November 2015 zwei Kolloquien in Frankfurt durch. Am 29.10.2015, 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr, werden zunächst die unternehmensinternen Innovationshemm-nisse Thema sein. Denn es gibt auch in innovationsfreu-digen Unternehmen Hemmnisse, die dazu führen, dass sich Potenziale nicht in vollem Umfang entwickeln können.

Am 5.11.2015, ebenfalls von 15.00 bis 17.00 Uhr, werden die externen Innovationshemmnisse, zum Beispiel Koope-rationen von Unternehmen und Hochschulen sowie gesell-schaftliche Akzeptanz neuer Technologien und Innovati-onen, behandelt. Das detaillierte Programm gibt es unter www.dechema.de/veranstaltungskalender. Dort können Sie sich auch direkt für die beiden Kolloquien anmelden. Alle Informationen und die Studie finden Sie unter www.vci.de/innovationsstudie c

VCI/DECHEMA-Kolloquien zur Studie „Innovationen den Weg ebnen“

TERMINE

VCI-Präsident Dekkers redete auf dem Inno-vationskon-gress der CDU/CSU-Bundestags-fraktion.

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chemie report 10.2015Responsible Care

Preisträger des Responsible-Care-Wettbewerbs 2015 auf VCI-Mitgliederversammlung geehrt

Gute Ideen für Transportsicherheit

und nachhaltige Logistik

Ein Blick in die Geschichte des VCI zeigt, dass die Themen Verkehrsinfrastruktur und Transportsicherheit von Chemika-lien eine lange Tradition haben. Schon vor 137 Jahren hieß es in der Monats-schrift „Chemische Industrie“: „Von seiten einzelner Vorstandsmitglieder ist der Gedanke angeregt worden, die Frage des Transports chemischer Pro-dukte auf Eisenbahnen zu diskutieren.“ Welchen hohen Stellenwert die Trans-portsicherheit für die chemische Indus-trie auch heute hat, zeigten die drei prämierten Projekte des diesjährigen Responsible-Care-Wettbewerbs „Wir haben gute Ideen für Transportsicher-heit und nachhaltige Logistik“. Erstmals wurde auch ein Mittelstandspreis ver-geben.

EIN FAHRERWETTBEWERB FÜR MEHR SICHERHEIT

Der erste Preis ging nach Bruns-büttel an die TOTAL Bitumen Deutsch-land GmbH, mit dem Projekt „Optimie-rung der Transportsicherheit bei Gefahrgut“: Die Fahrer von Gefahrgü-tern werden durch einen Wettbewerb dazu motiviert, sich mit der Transport-sicherheit und dem eigenen Sicherheits-verhalten intensiv auseinanderzusetzen. Mit der Teilnahme, die freiwillig ist, kön-nen sie ein Jahr lang Punkte sammeln. Am Ende wird der Fahrer mit den meis-ten Punkten belohnt, zusätzlich wird das beste Speditionsteam prämiert.

Die Jury beeindruckte, dass „die Anwendbarkeit nicht nur auf die eigenen Beschäftigten begrenzt ist, sondern die Mitarbeiter der Transportdienstleister intensiv eingebunden werden“. Auch sei „das Konzept besonders gut zur Nach-ahmung für andere Betriebe geeignet“. Darüber hinaus habe dieses Projekt in besonderer Weise „den Faktor Mensch berücksichtigt“. Außerdem sah die Jury darin einen überzeugenden Ansatz, dass TOTAL Bitumen „Verantwortung über das eigene Werkstor hinweg“ übernimmt, indem es auch Fremdfirmen mit einbezieht.

Mit dem zweiten Platz ehrte die Jury die DELO Industrie Klebstoffe GmbH & Co. KGaA, Windach, und ihr Projekt „Logistik – sicher und nachhaltig“. Mit dem Projekt bekam DELO auch den speziellen Mittelstandspreis. Den An-stoß für dieses Projekt gaben die Mitar-beiter von DELO. Ein Logistikteam, dem Mitarbeiter aus allen Abteilungen ange-hören, setzt sich regelmäßig zusammen und entwickelt ein Konzept zur fortlau-fenden Verbesserung: Verpackungsma-terial wird reduziert, Qualität und Sicher-heit der Lieferungen erhöht und die Zahl der Lieferungen optimiert. Ein Projekt, das nicht nur den internen Aufwand minimiert, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Logistik leistet. „Hier überzeugte besonders, dass es sich um ein präventives Projekt handelt, das die Mitarbeiter initiiert haben“, so die Jury. „Der finanzielle Aufwand hält sich in Grenzen und die Umsetzung des Projektes lässt sich auch leicht auf andere Firmen übertragen.“

LEERFAHRTEN REDUZIERTDas Projekt „Transportoptimierung

für Überseetransporte“ von der Wacker

Chemie AG erhielt den dritten Preis. Bei dem Beitrag des Münchner Konzerns handelt es sich um ein nachhaltiges Kon-zept zum effizienten Containermanage-ment mit dem Ziel, Leerfahrten zu ver-meiden und CO2-Emissionen zu senken. Das Unternehmen hat damit bereits sig-nifikante Erfolge erzielt: Seit 2011 konnte Wacker seine Leerfahrten um 20 Prozent senken. Das umfassende Logistikkon-zept überzeugte die Jury durch den „quantifizierbaren Erfolg des Projektes“ und „die Optimierung der gesamten Logistikkette“.

Die drei prämierten Projekte hatten sich bereits in Wettbewerben der VCI-Landesverbände durchgesetzt, an denen mehrere Dutzend Unternehmen teilgenommen haben. Über die Preisver-gabe entschied eine unabhängige Jury. mvz

Service:„Gute Ideen für Transportsicherheit und nachhaltige Logistik“ – ein Video stellt die Siegerprojekte vor unter: www.youtube.com/chemieverband

Die Responsible-Care-Preisträger 2015 (v.l.n.r.): Stefan Pein, Leiter Sicherheit und Umwelt, sowie Jörg Bley, Leiter Transportsicherheit der TOTAL Bitumen Deutschland GmbH (1. Platz); Sabine Herold, geschäftsführende Gesellschafterin, sowie Christian Walther, Leiter Produktion und Logistik und Mitglied der Geschäftsführung der DELO Industrie Klebstoffe GmbH & Co. KGaA (2. Platz und Mittelstandspreis); Dr. Thomas Bronnert, Leiter Logistik, sowie Professor Dr. Rudolf Staudigl, Vorstandsvorsitzender der Wacker Chemie GmbH (3. Platz); VCI-Präsident Dr. Marijn E. Dekkers.

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chemie report10.2015 Energiepolitik / TUIS

Kabinettsentscheid zum neuen Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz veröffentlicht

Bundesregierung nimmt Dampf aus KWK

Das Bundeskabinett hat die neue

Fassung des Kraft-Wärme-Kopp-

lungs-Gesetzes (KWK-G) beschlossen.

Der Industrie geht es dabei kosten-

mäßig an den Kragen: Industrielle

KWK-Anlagen sollen nur noch unter

bestimmten Bedingungen gefördert

werden. Subventionen sollen vor

allem kommunale Anlagen der

öffentlichen Versorgung bekommen.

Das KWK-Ziel für 2020 wird nur mit

einem Trick erreicht.

Mit dem Ausbau der KWK in Deutsch-land sah es zuletzt nicht rosig aus. Bis 2020 sollten laut Bundesregierung eigentlich 25 Prozent des Stroms aus KWK-Anlagen kommen. Dieses Ziel liegt in weiter Ferne: Seit 2012 dümpelt der Wert bei etwa 18 Prozent. Im neuen KWK-G hält die Bundesregierung das Ziel zwar aufrecht, es wird aber nur mit einem Rechentrick und auch nur beinahe erreicht. Das 25-Prozent-Ziel soll sich laut Entwurf auf die thermische Nettostrom-erzeugung beziehen. Das heißt: Der Ausbau erneuerbarer Energien wird aus dem Ziel „herausgerechnet“. Da die

Basis (thermische Stromerzeugung) immer mehr abnimmt, muss folglich der Anteil der KWK automatisch steigen.

Das Gesetz sieht vor, den jährlichen Förderdeckel im KWK-G anzuheben, und zwar von derzeit 750 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro. Mit dem Geld sollen vornehmlich erdgasbetriebene Anlagen der öffentlichen Versorgung, die den Strom ins öffentliche Netz leiten, gefördert werden. Zudem erhalten bestehende erdgasbetriebene KWK-Anlagen, die momentan unwirtschaftlich sind, einen Zuschuss.

Das Hauptmanko aus Chemiesicht: Industrielle KWK-Anlagen wie in der Chemie sollen nur noch in den Genuss der Förderung kommen, wenn sie von stromintensiven Unternehmen betrieben werden, die die Besondere Ausgleichs-regelung im EEG in Anspruch nehmen können. Dies ist bei den wenigsten Unternehmen der Fall, sodass die indus-trielle KWK-Förderung zum Erliegen kommen würde. Das Gesetz sieht dagegen Auffangtatbestände vor, die aber nicht helfen. VCI-Hauptgeschäfts-führer Utz Tillmann sieht den Entwurf

entsprechend kritisch: „Wenn Kraft-Wärme-Kopplung ein wichtiger Bestand-teil der Energiewende ist, müssen alle KWK-Anlagen gleich behandelt werden – unabhängig davon, ob der Strom direkt im Unternehmen genutzt wird oder ins öffentliche Netz geleitet wird.“

KWK-Anlagenbetreiber richten ihren Blick nun auf die Verhandlung zwischen der Bundesregierung und der Europä-ischen Kommission zur künftigen Behandlung der industriellen Eigen-stromerzeugung. Sollte sich daraus ergeben, dass KWK-Anlagen künftig mit 20 Prozent der EEG-Umlage belastet werden, müssen ihre Betreiber an anderer Stelle eine Kompensation durch eine höhere KWK-Förderung erhalten. Dies wird der VCI in die weitere Beratung zum KWK-Gesetzesentwurf einbringen, der im November im Bundestag behan-delt und Anfang Dezember verab-schiedet werden soll. In Kraft treten soll das Gesetz Anfang 2016.

Sebastian Franke

([email protected])

Das aktuelle TUIS-Video finden Sie unter: www.youtube.com/chemieverband

Das Diorama auf der Interschutz.

Neues Video: TUIS auf der Interschutz 2015

Einsatzort Interschutz in Hannover: Rund 39.000 Feuerwehrfrauen und -männer aus ganz Deutschland rückten Mitte Juni 2015 auf den Stand des Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungs-systems TUIS der deutschen chemischen Industrie aus. TUIS-Highlight auf der Feuerwehrmesse war ein Diorama. Es ließ die Fachbesucher im dreidimensionalen Modellmaßstab aus der

Vogelperspektive erleben, wie öffentliche Einsatzkräfte und Chemie-Werkfeuerwehren gemeinsam einen Transportunfall mit Chemikalien bewältigen. Ein neues Video zeigt und erläutert nun anhand von TUIS-Übungen, wie diese Hilfe konkret aussieht – sei es beim Umpumpen von Flüssigkeiten oder beim Umgang mit einem Leck im Chemikalientransporter. c

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chemie report 10.2015TTIP – Transatlantisches Freihandelsabkommen

USA jetzt wichtigster Exportmarkt für die deutsche Chemie

Dialog über Handelspolitik nötig

Der VCI begrüßt, dass rund um das

geplante Freihandelsabkommen zwi-

schen der EU und den USA (TTIP) die

Bedeutung von Handelspolitik in der

Gesellschaft breit diskutiert wird.

Die Exportnation Deutschland ist

auf offene Märkte angewiesen. Die

USA spielen dabei eine wichtige Rol-

le. Für die deutsche Chemie sind die

USA jetzt wichtigster Exportmarkt.

Utz Tillmann, VCI-Hauptgeschäftsführer: „Der Wohlstand Deutschlands basiert wesentlich auf dem Erfolg innovativer Produkte der Unternehmen auf den Weltmärkten. Eine konstruktive Debatte über handelspolitische Fakten und Pers-pektiven ist daher für das Selbstver-ständnis einer so großen Exportnation wichtig. Die deutsche Chemie etwa erwirtschaftet 60 Prozent ihres Umsatzes von gut 190 Milliarden Euro mit dem Auslandsgeschäft. Und die USA sind unser größter Auslandsmarkt.“

USA JETZT VOR DEN NIEDERLANDEN WICH-TIGSTER EXPORTMARKT DER CHEMIE

Die USA haben den langjährigen Spitzenreiter Niederlande als wich-tigsten Exportmarkt der deutschen Chemie abgelöst. Knapp zehn Prozent aller Ausfuhren von chemisch-pharma-

zeutischen Erzeugnissen gingen 2014 in die USA. Rund 16,5 Milliarden Euro erlösten die Unternehmen im Handel mit US-amerikanischen Kunden. Auf die Niederlande entfielen 14,8 Milliarden.

„Die Bedeutung der USA als Export-markt für unsere Produkte war schon immer hoch, hat aber in den letzten Jahren durch das Erstarken der US-Industrie nochmals zugelegt. Und wir gehen davon aus, dass TTIP einen zusätzlichen Schub auslösen würde“, sagte Tillmann.

Als Produktionsstandort im Ausland spielen die USA schon lange die erste Geige in der globalen Strategie der deutschen Chemie: Die 130 Tochterun-ternehmen in den USA, in denen 70.000 Menschen arbeiten, erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von 52 Milliarden Euro (2013). An zweiter Stelle der Aus-landsstandorte folgte China mit gut 16 Milliarden Euro. Selbst die gesamte Region Asien (China, Japan, Indien, Süd-korea, Indonesien und Vietnam) erzielte nur drei Viertel (38,6 Milliarden) des US-Umsatzes.

Wie stark die Verflechtung der deut-schen Chemieunternehmen mit den USA inzwischen gediehen ist, zeigt auch ein Blick auf das Volumen der Importe: Mit Einfuhren im Wert von 11 Milliarden

Euro stehen die USA als wichtigster außereuropäischer Handelspartner an Position vier der Länderliste nach den Niederlanden, Belgien und der Schweiz.

TOTALVERWEIGERUNG UND GRABEN-KÄMPFE BRINGEN NICHTS

Tillmann forderte Gegner wie Befür-worter von TTIP auf, aufeinander zuzu-gehen. „Ich lade alle Kritiker ein, ihre Anliegen zu thematisieren. Totalverwei-gerung hilft aber nicht weiter. Die Indus-trie ist offen für den Dialog. Unter-schiedliche Bewertungen lassen sich nur klären, wenn wir die gesellschaftspoliti-sche Diskussion in Deutschland über TTIP nicht in Form von Grabenkämpfen führen.“

Eine intensive inhaltliche Auseinan-dersetzung mit TTIP werde zeigen, dass das Abkommen gut für Deutschland sei und Bürgern wie Wirtschaft Vorteile bringe, so Tillmann. „Selbstverständlich nehmen wir auch die Bedenken ernst. Tatsache aber ist: TTIP wird zu keiner Absenkung von Standards in der Chemi-kaliensicherheit führen.“ Der VCI-Haupt-geschäftsführer hob hervor, dass auch die EU-Kommission die Bedenken ernst nehme und beim Thema Transparenz bereits reagiert habe.mr, udj

Service: Weitere Zahlen zum Außen-handel und vieles mehr gibt es in der „Chemiewirtschaft in Zahlen“ unter:http://bit.ly/CHIZ2015

Chemiewirtschaftin Zahlen 2015TOP-10-EXPORTMÄRKTE DER DEUTSCHEN CHEMIE- UND PHARMAINDUSTRIE

im Jahr 2014, in Milliarden Euro, Anteil am Gesamtexport der Branche in Prozent

Quelle: VCI

16,514,8

13,111,6

10,3 9,57,8

6,3 6,0 5,7

9,98,9

7,96,9 6,2 5,7

4,63,7 3,6 3,4

Milliarden Euro

Prozent

USA

Nieder

lande

Fran

kreic

h

Großb

ritan

nien

Belgien

Italie

n

Schw

eizPo

lenChin

a

Span

ien

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chemie report10.2015 TTIP – Transatlantisches Freihandelsabkommen

Industrie-Kampagne unter dem Dach des BDI

Gemeinsam für TTIP

Die intensiv geführte Diskussion um TTIP überlässt die

deutsche Industrie nicht den Kritikern: Daher wurde die

Kampagne „Klare Regeln – echte Chancen: Ein starkes

TTIP für Deutschland“ ins Leben gerufen. Die Kampag-

ne besteht aus drei Säulen: Anzeigen und Plakaten, ei-

ner digitalen Informationsplattform sowie einem Bür-

gerdialog.

Zehn große Industrieverbände – darunter der VCI – haben sich dazu unter dem Dach des BDI zu einem „Unterstützerkreis TTIP“ zusammengeschlossen. Die inhaltliche Federführung liegt beim BDI. Zum Unterstützerkreis TTIP gehören die In- dustrieverbände bitkom, Deutsche Bauindustrie, Gesamtver-band textil+mode, Wirtschaftsvereinigung Stahl, VCI, VDA, VDMA, WVM und ZVEI. Das sind die drei Säulen der gemein-samen Kampagne:

1. ANZEIGEN UND PLAKATEIm direkten räumlichen und zeitlichen Umfeld der

Demonstration der TTIP-Gegner am 10. Oktober in Berlin bezog die Industrie mit hoher optischer Präsenz Position zu TTIP. Die Plakatoffensive in Berlin begann Anfang Oktober und läuft über knapp vier Wochen. Sie erreicht so in einer inten-siven Diskussionsphase Politiker im Bundestag, Meinungs-bildner, Kritiker, Stakeholder sowie interessierte Bürger glei-chermaßen.

Eingesetzt werden die verschiedenen Motive unter anderem auf großen Werbetafeln entlang der Hauptverkehrs-achsen, am Hauptbahnhof und an zentralen S-Bahnknoten-punkten sowie ausgewählten Flächen am Flughafen Tegel.

2. DIGITALE INFORMATIONSPLATTFORMDie Blog-Plattform www.industrieprottip.tumblr.com

stellt den Dreh- und Angelpunkt der TTIP-Informationsoffen-sive im Internet dar. Hier werden Informationen zu TTIP gebün-delt und grafisch ansprechend präsentiert. Die Plattform erklärt Zusammenhänge und beantwortet die am häufigsten gestellten Fragen zu TTIP. Sie lädt dazu ein, sich sachlich mit dem Abkommen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig zeigt sie die Vorteile und die Notwendigkeit des Handelsabkommens für Deutschland auf. Parallel zu aktuellen Ereignissen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft werden kontinuierlich neue Inhalte zur Verfügung gestellt und aktuelle Fragen beantwortet.

3. DIALOGAKTIONEN (DIALOGFORUM FREIHANDEL)Das Dialogforum soll sich in einem Austausch von Bürgern

und Experten mit der Frage auseinandersetzen, wie TTIP mit unseren Werten aussehen muss, damit es zu einem Vorbild werden kann. Der Austausch findet in „Bürgerwerkstätten“ mit jeweils 12 bis 15 repräsentativ ausgewählten Teilnehmern statt. Beginn war im September 2015 in Potsdam, Düsseldorf und München. Die Ergebnisse wurden in größerer Runde am 17. Oktober mit bis zu 50 Teilnehmern auf einer „Bürgerkonfe-renz“ in Frankfurt diskutiert. Schwerpunkte werden die in der öffentlichen Debatte besonders umstrittenen Themen regula-torische Kooperation, Standards und Normen sein. Die Inter-netseite www.dialogforum-freihandel.de informiert über anstehende Termine, Themen und Ergebnisse. udj

Alle Informationen zum Dialogforum Freihandel, etwa zu den Bürgerwerkstätten, gibt es auf der Internetseite www.dialogforum-freihandel.de

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chemie report 10.2015Wirtschafts- und Marktanalysen

VCI-Workshop: China – Chemiemarkt der Zukunft?

Wirtschaftlicher Riese auf neuen Wegen

Als vor Wochen die Börsenkurse in

China nachgaben, wurden Sorgen

laut, wie die Entwicklungen im Land

der Mitte die Weltwirtschaft beein-

flussen würden. Gleichzeitig ist Chi-

na der größte Chemiemarkt weltweit

und wird es auch in den kommenden

Jahrzehnten bleiben. In der VCI-

Workshop-Reihe „Chemiemärkte der

Zukunft“ schilderten Kenner ihre Er-

fahrungen vor Ort und gaben Tipps.

Hat die chinesische Wirtschaft in jüngster Zeit Schlagseite bekommen? Ist nun das Ende der guten Zeiten nah? Das langsamere Wirtschaftswachstum in China und die damit verbundene „neue Normalität“ zogen sich wie ein roter Faden durch die Vorträge beim VCI-Workshop „China – Chemiemarkt der Zukunft?“. Über 60 Teilnehmer waren dafür Mitte Oktober in die Räume von KPMG am Frankfurter Flughafen gekommen. Sie erwartete ein umfas-sender Überblick über die Politik, den Chemie- und Pharmamarkt sowie die

Umweltgesetzgebung eines Kontinents mit eigener Geschichte und eigenen Gesetzmäßigkeiten.

In seiner Begrüßung schilderte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann, dass die langfristigen Perspektiven für die deutsche Chemie in China gut seien, auch wenn sich die konjunkturelle Dynamik abkühlt. Anschließend analy-sierte der BASF-Generalbevollmächtigte in China, Jörg Wuttke, die aktuelle Lage kenntnisreich auf Basis langjähriger Erfahrungen vor Ort. Er verdeutlichte, dass die Sachverhalte heutzutage viel komplizierter seien als noch vor drei oder vier Jahren. Nicht nur das Wirt-schaftswachstum, sondern auch der Politikstil habe sich geändert. China habe aber sowohl die Zeit als auch die Mittel, um alle Herausforderungen anzu-gehen, die sich aus dem langsameren Wirtschaftswachstum ergeben. Die chi-nesische Regierung habe die Probleme erkannt und arbeite daran, schnelle Reformen anzustoßen. Er erinnerte auch daran, dass China kein Land, sondern

ein Kontinent ist. Wenn in einer Provinz Wirtschaftswachstum herrsche, gelte dies nicht automatisch für die anderen Regionen.

Ming C. Chien bestätigte als Gene-ralbevollmächtigter von LANXESS Gre-ater China, dass die Wirtschaftsentwick-lung in der Volksrepublik in jüngster Zeit sehr dynamisch war. Das Land sei aber nach wie vor ein guter Ort für Geschäfte. China sei zwar mit einem langsameren Wirtschaftswachstum konfrontiert – die Volkswirtschaft aber mittlerweile so groß, dass auch verlangsamtes Wachstum heute immer noch mehr Zuwachs bedeute als schnelleres Wachstum vor 20 Jahren.

CHINA ALS PHARMAMARKTMit einer Bevölkerung von mehr als

1,3 Milliarden Menschen ist China schon heute als Markt für Pharmaprodukte bedeutend. Gleichzeitig wird die chine-sische Bevölkerung bis 2040 relativ stark altern und der Wohlstand zunehmen, wodurch der Bedarf an Medikamenten

JöJöJöörörrJöö g Wg Wg Wg WWgg uttuttuttuuttuttuttut ke,ke,keekke,ke,, BBABABABABB SF S ChiCh nna,na,na,na,an spspss rach mit MarMarMarMaMaM kkk kHarrison, KPMG China, JoJoseph Sh SSSS hchechehcheererereereereerer n,n,n,nn, Bayer rr r HeaH lthCarre, e undn MiM ng C. Chien,LANXESXESXESXESESS GS GS GS GS GS Grerererereareatert ChChCC inai , über Erfahrungen ihrer Unternehmhmmen en in der Volksrepublik (v.l.).

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chemie report10.2015 Wirtschafts- und Marktanalysen

steigen wird. Für Bayer zählt das Land schon heute zu den wichtigsten Märkten, wie Joseph Scheeren von Bayer HealthCare in seinem Vortrag schilderte. Er wünschte sich ein stabiles regulatorisches Umfeld, das Wachstum und Innovationen fördert. Er betonte, dass Chinesen mitunter lange über-legen, ob sie ein bestimmtes Ziel ver-folgen. Ist die Entscheidung aber gefallen, verfolgen sie dieses Ziel umso konsequenter. Im Pharmabereich arbeite China derzeit an einem neuen Zulas-sungssystem für Medikamente, um Qua-lität und Sicherheit zu verbessern. Diese Reform würde die örtliche Pharmaindus-trie in den kommenden Jahren stark beschäftigen.

INVESTITIONEN NEHMEN ZUWar China gegebenenfalls aus Sicht

mancher Unternehmer noch vor fünf Jahren ein „nice to have“, haben sich die Zeiten definitiv geändert, erklärte Mark Harrison von KPMG China in seinem Vortrag. Bei der Übernahme chinesi-scher Firmen sei es ratsam, die örtliche Geschäftsführung langfristig einzu-binden, weil sie die Gegebenheiten vor Ort kennt und vernetzt ist. In den ver-

gangenen Jahren seien nicht nur wach-sende Auslandsinvestitionen in China, sondern auch immer mehr chinesische Investitionen in Europa und den USA zu beobachten.

In der Podiumsdiskussion aller Vor-mittagsreferenten ging es intensiv um die Frage, ob für ausländische und inlän-dische Firmen gleiche Wettbewerbsbe-dingungen auf dem chinesischen Markt existieren. Dabei wurde deutlich, dass europäische Firmen Fortschritte beim Thema Rechtstaatlichkeit sehen, aber noch Handlungsbedarf bei der Umset-zung herrscht.

STRENGE UMWELTREGULIERUNGBei der Chemikalienregulierung

schließt China ebenfalls immer mehr zu europäischen Standards auf. Dr. Reinhold Maeck von Boehringer Ingelheim riet daher den Anwesenden, ihre Chemika-lien in China gewissenhaft zu regist-rieren. Europäische Firmen hätten durch die Umsetzung von REACH und GHS einen Vorsprung. Dieser sei aber nicht uneinholbar. Zuliefernde Unternehmen sollten im Auge behalten werden und könnten vom Export oder Import ausge-

schlossen werden, wenn sie gegen Umweltgesetze verstoßen.

Plastisch schilderte Maeck die Trends, die sich in China in den vergan-genen zehn Jahren abgezeichnet haben: der Umzug von Industriezonen in Gebiete außerhalb der Städte, die Grün-dung leistungsfähiger Industrieparks, strenge Feuerschutz- und Umweltbe-stimmungen sowie zunehmend kom-plexe Zulassungsverfahren. Als große Themen im Umweltbereich nannte er „China REACH“ sowie aktuelle Geset-zesänderungen bei den Themen Umweltschutz und Luftverschmutzung.Christian Bünger ([email protected]), Dr. Matthias

Blum ([email protected]), Oliver Claas ([email protected])

Service:Der VCI hat seinen „Länderbericht China“ aktualisiert. Das PDF zur chinesischen Wirtschaft, Industrie und Chemie finden Mitglieder auf VCI-On-line zum Download (Login erforderlich): http://bit.ly/VCIBericht-China-2015

Quellen: Chemdata International, VCI

CHINAS ANTEILE AM WELTWEITEN CHEMIEUMSATZin Prozent, 2014

16

28

31

34

35

42

33

84

72

69

66

65

58

67

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

chemikalien

Pharma

Polymere

Petrochemie

Anorganika

Spezialchemie

Chemie/Pharmainsgesamt

Konsum-DrDrDrDr.Dr Reeeinhinini old Maeck, Boehririririringer Ingelheim, schhhhhililildlilil erte die Umwelt-rrereregreeregulilieruerururung ngngng im iim welltt-gröög ßten Chemiemarkt.

Anteil China Anteil Rest der Welt

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chemie report 10.2015Nachhaltigkeit

Die Brancheninitiative gibt nun ein Chemie3-Emblem und eine Urkunde für das Nachhaltigkeitsengagement von

Unternehmen heraus. Damit können die Betriebe ihren Einsatz für eine nachhaltige Entwicklung auch nach außen

dokumentieren.

Hat Ihr Unternehmen den Chemie3-Nach haltigkeits-Check durchgeführt oder einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht oder haben Sie ein gutes Beispiel, wie Ihr Unter nehmen die Chemie3-Leitlinien in der Praxis anwendet? Dann dürfen Sie das Chemie3-Emblem „Chemie3 – Wir machen mit.“ für Ihre Unternehmenskommunikation verwenden. Sie stellen damit die be sondere Nachhaltigkeitsleistung Ihres Unternehmens heraus, tragen zu einem breiteren Nachhaltigkeitsverständnis bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten bei und helfen mit, die Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 der chemischen Indus-trie in Deutschland zu einem Erfolg zu machen. Mehr Informa-tionen zum Emblem finden Sie im Mitgliederbereich von www.chemiehoch3.de.

Wenn Sie den Chemie3-Nachhal tigkeits-Check erfolgreich durchgeführt haben, können Sie außerdem eine Ur kunde erhalten, die vom Lenkungskreis von Chemie3 (VCI-Präsident Marijn Dekkers, IG BCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis und BAVC-Präsidentin Margret Suckale) unterzeichnet ist. Sie kann im Mitgliederbereich unter www.chemiehoch3.de beantragt werden. Außerdem besteht dort die Möglichkeit, einen Feed-backbogen zum Check auszufüllen. Elena Schad ([email protected])

Veranstaltungshinweis: Nachhaltigkeitsberichterstattung

„Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung – Stake-holder-Erwartungen, Standards, Instrumente“: Diesem Thema widmet sich die kommende Chemie3-Fachveranstal-tung am 11. November 2015 in Frankfurt. Die Berichterstat-tung von Unternehmen über die reinen Geschäftszahlen hinaus rückt immer mehr in den Fokus. Aktuelles Beispiel ist die nationale Umsetzung der europäischen Richtlinie zur CSR-Berichterstattung. Auch Anwohner, Nichtregierungsor-ganisationen und Finanzinstitute erwarten zunehmend Nach-haltigkeitsinformationen von den Unternehmen. Wie Letztere mit geringem Aufwand in eine Berichterstattung einsteigen und mit Transparenz das Vertrauen in ihre Firma stärken können, welche Erfahrungen Unternehmen machen und welche Erwartungen Politik und Stakeholder haben, ist Thema der Veranstaltung. Sie richtet sich an Geschäftslei-tungen sowie Vertreter aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Kommunikation von Mitgliedsunternehmen, insbesondere aus kleinen und mittleren Unternehmen. Weitere Informati-onen finden Sie unter www.chemiehoch3.de c

1LOREM IPSUM

Mittwoch, 11. November 2015, 10:00 - 16:00 UhrVerband der Chemischen Industrie e. V. Mainzer Landstraße 55, 60329 Frankfurt/Main

Einladung zur Chemie3-Fachveranstaltung

STAKEHOLDER-ERWARTUNGEN, STANDARDS, INSTRUMENTE

EINSTIEG IN DIE NACHHALTIGKEITS- BERICHTERSTATTUNG

Aktuelles von Chemie3, der Nachhaltigkeitsinitiative der chemischen Industrie

Holen Sie sich die Chemie3-Auszeichnung

für Ihre Nachhaltigkeitsleistung ab!

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chemie report Kapitelzeile10.2015

Jetzt den Chemie3-Nach haltig keits-Check machen. Mehr unter www.chemiehoch3.de

AUCH IN SACHEN NACHHALTIGKEIT GILT: BLOSS NICHT DURCHDREHEN.WIR HELFEN IHNEN DABEI.

Henriette Starke, Geschäftsführende Gesellschafterin, APOGEPHA Arzneimittel GmbH:

„Der Check hat uns gezeigt, dass wir neben Qualitäts-kriterien stärker noch Nachhaltigkeitsaspekte bei der Bewertung unserer Lieferanten berücksichtigen müssen.“

Unser Nachhaltigkeits-Check unterstützt Sie auf Ihrem Weg in eine erfolgreiche Zukunft. Sichern Sie sich eine von 50 kostenfreien Beratungen zum Check.Rufen Sie an unter 069 2556-1527.

Chemie3 – eine Initiative von VCI, IG BCE und BAVC

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Mittelstandsinformation chemie report 10.2015

Kommen Sie zum VCI-Mittelstandstag 2015

Der VCI-Mittelstandstag 2015 findet in diesem Jahr am 19. November in Wiesbaden statt. Er wird organisiert vom VCI gemeinsam mit dem VCI-Landesverband Hessen.

Politischer Gast des Tages ist der CDU-Bundestagsabge-ordnete Michael Meister aus dem Wahlkreis Bergstraße in Süd-Hessen. Meister ist Parlamentarischer Staatssekretär im Bun-desfinanzministerium mit der Zuständigkeit für Steuerpolitik. Er wird über aktuelle Vorhaben der Bundesregierung berichten und mit den Teilnehmern diskutierern – unter anderem über den Stand der Reform der Erbschaftsteuer (siehe unten).

Weitere Themen des Mittelstandstages sind unter anderem Industrie 4.0, Fachkräftesicherung im Mittelstand, Inhaberstrategien von Familienunternehmen sowie Haftungs-risiken von Geschäftsführern und ihre Versicherbarkeit.

Die VCI-Einkaufskooperationen, die sich vor allem an die kleineren und mittelständisch strukturierten Unternehmen im Verband richten, sind mit mehreren Info-Ständen präsent. Die Zurich Gruppe Deutschland unterstützt als Partner der Ein-kaufskooperation die Veranstaltung.

Der Mittelstandstag soll außerdem ein Forum zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch untereinander sein. Er richtet sich vor allem an die Geschäftsführer mittelständischer VCI-Mitglieder. Das Programm und ein Anmeldeformular finden Sie online unter: http://bit.ly/vci-mittelstandstag Martin Stuhl ([email protected])

Diskussion über Reformvorschläge des Bundesfinanzministeriums

Bundesrat will Erbschaftsteuer verschärfen

Ende September hat der Bundesrat

den vom Bundesfinanzministerium

ausgearbeiteten Regierungsentwurf

zur Reform der Erbschaftsteuer be-

raten und an wesentlichen Stellen

Verschärfungen gefordert.

Nachdem die Bundesregierung die Änderungsvorschläge des Bundesrats ihrerseits beraten hat, wird das Gesamt-paket zur Reform der Erbschaftsteuer dem Bundestag zur weiteren Beratung und Beschlussfassung vorgelegt. Anschließend muss dann zum Jahres-ende der Bundesrat seine Zustimmung zum Gesetz erteilen.

In seiner aktuellen Stellungnahme betont der Bundesrat, dass eines der wichtigsten Reformziele in der Siche-rung des Steueraufkommens der Län-derhaushalte liegen müsse. Vor diesem Hintergrund spricht sich die Länder-kammer unter anderem dafür aus, die derzeit von der Bundesregierung vor-gesehenen, ohnehin schon niedrigen Eingangsprüfschwellen von 26 bzw. 52 Millionen Euro bei Vorliegen von so-

genannten qualitativen Kriterien, wie einer nahezu vollständigen Ausschüt-tungs- bzw. Entnahmebeschränkung, im Gesellschaftsvertrag abzusenken. Darüber hinaus möchte der Bundesrat mehrheitlich auch die Sockelverscho-nung des Abschmelzmodells mit der Folge absenken, dass Unternehmens-erben dann größere als die bisher vor-gesehenen Beträge zu einem höheren Steuersatz versteuern müssten.

PRAXISFERNE BINDUNGSFRISTENAus Sicht des VCI ist klar: Die Vor-

schläge des Bundesrates gehen viel zu weit und gefährden den Übergang fami-liengeführter Unternehmen auf die nächste Generation. Insbesondere auf die größeren Familienunternehmen würden danach aufgrund der höheren Eingangsprüfschwellen und der gerin-geren Sockelverschonung beim Abschmelzmodell deutliche Mehrbelas-tungen zukommen. Anstatt weitere Ver-schärfungen für mittelständische Unter-nehmen zu fordern, sollte man sich stattdessen auf deutliche Entlastungen

konzentrieren. Der industrielle Mittel-stand in Deutschland schafft gerade auch in der Chemiebranche zahlreiche Arbeitsplätze und ist Auftraggeber für viele kleinere Unternehmen.

Deshalb sind – anders als es der Bundesrat vorschlägt – nicht nur die deutliche Erhöhung der Eingangsprüf-schwellen und die Ausweitung des Abschmelzmodells erforderlich. Eine realitätsnähere Ausgestaltung der quali-tativen Kriterien wird ebenfalls benötigt. Will ein Unternehmen in den Genuss der erhöhten Eingangsprüfschwelle kommen, so muss es diese Kriterien nach den bisherigen Planungen über einen Zeitraum von 40 Jahren erfüllen. Diese Bindungsfristen sind praxisfern und wegen des langen Zeitraums weder für Verwaltung noch Unternehmen erfüll- beziehungsweise administrierbar.

Till Olaf Voß ([email protected])

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Mittelstandsinformationchemie report10.2015

KURZNACHRICHTEN

Geförderte Messebeteiligungen für Mittelständler im Ausland

Das Bundeswirtschaftsministerium hat sein Auslandsmesseprogramm für 2016 finalisiert. Geplant sind 241 Gemeinschaftsbeteiligungen für deutsche Unternehmen auf Messen in 40 Ländern. Für die Realisierung der Beteiligungen stehen rund 42 Millionen Euro zur Verfügung.

Das Bundeswirtschaftsministerium ermöglicht jedes Jahr vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen, sich auf Gemeinschaftsständen unter der Dachmarke „made in Germany“ zu güns-tigen Konditionen an Auslandsmessen zu betei-ligen. In Kooperation mit dem Messewirtschafts-verband AUMA werden dabei die Aussteller auf den „German Pavilions“ organisatorisch und tech-nisch unterstützt. Kommendes Jahr werden über 100 Messebeteiligungen in Südost- und Zentral- asien organisiert, 49 in europäischen Ländern außerhalb der EU, 24 im Nahen und Mittleren Osten, 25 in Nordamerika, 17 in Lateinamerika, 14 in Afrika und 6 in Australien/Ozeanien.

CLP-Verordnung: Neue Anpassung und Lesefassung veröffentlicht

Ende Juli ist die siebte Anpassung der CLP-Ver-ordnung an den technischen und wissenschaftli-chen Fortschritt im Amtsblatt der EU veröffentlicht worden. Die Änderungsverordnung (EU) 2015/1221 vom 24.07.2015 betrifft die Stoffliste des Anhangs VI der CLP-Verordnung. Von den Ände-rungen der harmonisierten Einstufung und Kenn-zeichnung sind unter anderem Salpetersäure und Tributyl-Zinnverbindungen betroffen. Die neuen Stoffeinstufungen und -kennzeichnungen müssen spätestens zum 01.01.2017 angewendet werden.

Außerdem hat die EU Anfang Juni 2015 zur besseren Information eine konsolidierte Lesefas-sung der CLP-Verordnung mit Stand der 6. Ände-rungsverordnung veröffentlicht. Die Neuerungen durch die 7. Anpassung sind darin noch nicht berücksichtigt. Die konsolidierte Version ist nicht rechtlich verbindlich.

Service: Das Auslandsmesseprogramm finden Sie in der Messedatenbank unter www.auma.de

Service: Die 7. Änderung der CLP-Verordnung zum Nachlesen im Amtsblatt der EU: http://bit.ly/7ATPCLPVerordnungDie Lesefassung der CLP-Verordnung im Internet: http://bit.ly/CLPVerordnungLesefassung

Neue Serie

Compliance

im Mittelstand

Die Bedeutung von Compli-

ance ist in den vergangenen

Jahren stetig gestiegen und

wird auch in Zukunft weiter

zunehmen. Daher berichtet

der chemie report ab dieser

Ausgabe über verschiedene

Aspekte des Themas. Teil 1

der Serie beschäftigt sich mit

dem ISO-Standard 19600. Ist

das ein guter Rechtsstandard

für Chemie-Mittelständler?

Im Dezember 2014 hat die Inter-nationale Organisation für Nor-mung die ISO 19600 – „Compli-

ance management systems – Guidelines“ veröffentlicht. Der Leitfaden will einen einheitlichen, international anerkannten Standard für die Ausgestaltung von Compliance-Manage-ment-Systemen (CMS) bereithalten. Der Standard richtet sich nicht nur an Großkonzerne, sondern ist für alle Organisations-formen konzipiert. Für Mittelständler stellt sich die Frage, welche Bedeutung dem Leitfaden bei der Umsetzung ihrer Unternehmens-Compliance zukommt.

Von Seiten der deutschen Industrie wurde das ISO- Projekt strikt abgelehnt. Denn ein „technischer Standard“ erscheint in einem rechtlich sensiblen, stark einzelfallbezo-genen Bereich wie der Compliance-Organisation als kein geeignetes Regelungsinstrument. Obwohl es sich bei der ISO 19600 um kein rechtsverbindliches Regelwerk handelt, besteht doch die Sorge, dass sie über den Umweg der natio-nalen Rechtsprechung Compliance-Standards setzt, für die es keine gesetzliche Legitimation gibt. Richtet man den Blick nach vorne, kann die neue ISO-Norm trotz berechtigter Kritik als eine weitere Hilfestellung für die Entwicklung und Opti-mierung der eigenen Compliance betrachtet werden. Daher lohnt es sich für Mittelständler, sich die Norm anzuschauen.

Der Wert der ISO 19600 liegt darin, dass sie step-by-step erläutert, wie ein funktionierendes Compliance-Management-System aussehen kann. Dazu beleuchtet der Leitfaden die typischen Grundelemente einer Compliance-Organisation: regelmäßige Risikoanalyse, Etablierung einer Compliance-Policy, Festlegung klarer Zuständigkeiten mit einem Reporting- und Dokumentationssystem, Schulungen und angemessene Reaktionen auf Fehlverhalten. Zur Basis eines CMS zählt die ISO-Norm die anerkannten Governance-Grundsätze, dass der Compliance-Verantwortliche einen direkten Zugang zur Geschäftsleitung haben sollte, in seinem Amt unabhängig ist und ihm ausreichend Ressourcen zur Ver-fügung stehen. Eine Zertifizierung nach ISO 19600 ist nicht vorgesehen, zumal sie lediglich Empfehlungen ausspricht, aber keine Mindestanforderungen aufstellt. Der ISO-Leit-faden ist in Englisch kostenpflichtig auf der Homepage des Normungsinstituts verfügbar. Dr. Tobias Brouwer ([email protected])

CoComplianancece

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20

chemie report 10.2015REACH

Prüfung durch deutsche Behörden

Unberechtigte Kritik an REACH-Registrierungsdossiers

Das Umweltbundesamt (UBA) und

das Bundesinstitut für Risikobewer-

tung (BfR) haben in einem gemeinsa-

men Forschungsprojekt Registrie-

rungsdossiers für Stoffe überprüft,

die bis 2010 bei der europäischen

Chemikalienagentur ECHA einge-

reicht wurden. Die Kritik ist hart

und aus Sicht des VCI weitgehend

unberechtigt.

REACH verpflichtet die Unternehmen dazu, alle in Europa hergestellten oder nach Europa importierten chemischen Stoffe schrittweise bei der europäischen Chemikalienagentur ECHA in Helsinki zu registrieren. Ohne Registrierung darf ein Stoff nicht mehr hergestellt, importiert oder vermarktet werden. Bis Mai 2010 lief die erste von insgesamt drei Regis-trierungsfristen. Dabei ging es primär um Stoffe mit einer Produktions- oder Importmenge von mindestens 1.000 Tonnen pro Jahr.

UBA und BfR haben vor Kurzem 1.814 Dossiers aus dieser Zeit überprüft. Die Ergebnisse des Projekts wurden im

März 2015 im Rahmen eines Workshops und im Juni 2015 in einer ausführlicheren Dokumentation des UBA veröffentlicht. Begleitende Pressemitteilungen und Medieninterviews folgten. Hierbei wurde behauptet, dass ein Großteil der geprüften Registrierungsdossiers „nicht konform mit den Anforderungen“ sei. Mehr als die Hälfte würde mindestens eine der sieben überprüften Datenan-forderungen nicht erfüllen. Den Chemie-unternehmen wurde vorgeworfen, ihren gesetzlichen Verpflichtungen nicht nach-zukommen. Gleichzeitig bemängelten die deutschen Behörden, dass die ECHA zu wenig Registrierungsdossiers überprüfe. Sie forderten mehr Kont-rollen und schärfere Sanktionen.

BEWERTUNG DES VCIDie geäußerte Kritik an den Dos-

siers hält der VCI für unangemessen und weitgehend ungerechtfertigt. Die Mit-gliedsunternehmen des VCI tun alles, um die zahlreichen und sehr komplexen Vorschriften und Pflichten aus der REACH-Verordnung fristgerecht und

korrekt zu erfüllen. Um eine europaweit einheitliche Bewertung der Registrie-rungsdossiers zu ermöglichen, sieht die REACH-Verordnung ausdrücklich eine zentrale Bewertung durch die ECHA vor. Separate Überprüfungen mit nicht nach-vollziehbaren Verfahren und Kriterien sind nicht vorgesehen. Es besteht hierbei die Gefahr, dass derartige Über-prüfungen einseitig zum Spielball politi-scher Partikularinteressen einzelner nati-onaler Behörden werden. Die ECHA selbst bescheinigt den Chemieunter-nehmen in ihrem jährlichen Bericht zur Dossier-Bewertung, dass sich die Qua-lität insgesamt verbessert hat und Mängel in den Registrierungsdossiers in der Regel zügig behoben werden.

Absichtlich unvollständig abgege-bene Registrierungsdossiers sind auch nach Auffassung des VCI nicht akzep-tabel und müssen sanktioniert werden. Die dazu bereits vorhandenen Vor-schriften reichen jedoch aus.

Der VCI kann die Schlussfolge-rungen aus dem UBA/BfR-Projekt aus

Für die REACACACACACH-UH-UH-UH-UH-UH-Umsetzung müssen Chemiebetriebe ihre Stoffe umfas-send prüfen und die Ergebnisse in Form von Registrierungsdossiers bei der ECHA einreichen.

Viel Aufbauarbeit geleistet Seit Beginn der Registrierungs-pflicht für Chemikalien unter REACH gingen von Juni 2008 bis Mai 2015 rund 42.000 Registrierungsdossiers für fast 8.400 verschiedene Stoffe bei der europäischen Chemikalienagentur ECHA in Helsinki ein. Deutsche Unternehmen haben bis heute fast 11.000 Registrierungen für mehr als 4.600 verschiedene Stoffe durchgeführt. Sie haben dabei über-proportional häufig die Federführung bei gemeinsamen Dossiereinrei-chungen übernommen.Quelle: ECHA

Eingereichte REACH-RegistrierungsdossiersAnteile pro Land in Prozent

2

2

2

3

3

3

7

7

8

9

9

12

26

restl. 14 MS

Österreich

Tschechien

Finnland

Polen

Schweden

Irland

Spanien

Belgien

Italien

Niederlande

Frankreich

Großbritannien

Deutschland

< 1 Prozent pro Mitgliedstaat (MS)

21

chemie report10.2015 REACH

den folgenden Gründen nicht nachvoll-ziehen: ADie überprüften Registrierungsdos-

siers stammen aus der ersten Registrie-rungsfrist. Zu dieser Zeit befanden sich fast alle zur Registrierung notwendigen ECHA-Leitlinien sowie die einzuset-zenden EDV-Instrumente noch im Aufbau. Sie sind bis heute zahlreichen Änderungen unterworfen. Im Projekt wurden jedoch die aktuellsten Versionen aus dem Jahr 2014 als Bewertungsmaß-stab zugrunde gelegt. Dies führt zwangsläufig zu falschen Ergebnissen. AAktualisierungen der Registrierungs-

dossiers zu sicherheitsrelevanten Informationen, zum Beispiel neue Erkenntnisse aus toxikologischen Studien, nehmen die Unternehmen sofort vor – auch ohne Aufforderung der ECHA. Bei formalen Aktualisierungen, wie bei der Anpassung an neue IT-For-mate, werden im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben geeignete Zeitpunkte abgewartet. Dies erklärt, warum nicht alle Registrierungsdossiers, die zur Frist 2010 eingereicht wurden,

schon den neuesten formalen Vorgaben entsprechen. ADie Vorgabe in der REACH-Verord-

nung, auf Tierversuche zu verzichten, wurde im UBA/BfR-Projekt unzureichend berücksichtigt. Registrierungsdossiers, die wie in REACH vorgeschrieben alternative Informationen enthielten, konnten die Bewertung „konform“ von vornherein gar nicht erhalten. Unter anderem aus diesem Grund ist die im Projekt vorgenommene Bewertung der Registrierungsdossiers als „konform“, „nicht konform“ und „komplex“ insge-samt irreführend. AZur Überprüfung der Registrierungs-

dossiers haben UBA und BfR eine automatische Screeningmethode mit der Hilfe von selbst entwickelten IT-Tools genutzt. Eine solche Methode kann jedoch die außerordentlich komplexen Vorgaben zur Erstellung der Registrierungsdossiers nicht ausrei-chend berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund wäre aus Sicht des VCI eine sorgfältigere Prüfung der Registrie-

rungsdossiers durch Experten not-wendig gewesen.

INDUSTRIE FRÜHZEITIG EINBINDENDie genannten Argumente hat der

VCI in einer ausführlichen Bewertung dargelegt und das Bundesumweltminis-terium, UBA und BfR darüber informiert. Darin fordert der Verband, dass Behörden und betroffene Unternehmen in einen konstruktiven Dialog kommen. Denn die Behörden haben bereits eine zweite Projektphase angekündigt, in der „komplexe Fälle“ weiter analysiert werden sollen. Nur im Dialog können Missverständnisse rechtzeitig aufgeklärt und kann eine sachgerechte Kommuni-kation in Richtung Medien und Öffent-lichkeit sichergestellt werden.Ulrike Zimmer ([email protected])

Service:Die ausführliche VCI-Stellungnahme zum UBA/BfR-Projekt zum Download:http://bit.ly/REACHDossierqualitaet

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chemie report 10.2015REACH

Urteil zu besorgniserregenden Stoffen (SVHC)

EuGH weitet Informationspflichten bei REACH aus

Der Europäische Gerichtshof hat am

10. September ein Urteil mit weitrei-

chenden Folgen zu den Mitteilungs-

und Informationspflichten im Rah-

men von REACH getroffen. Kommen

besorgniserregende Stoffe (SVHC),

die auf der Kandidatenliste stehen,

in Erzeugnissen vor, die Bestandteil

zusammengesetzter Produkte sind

(zum Beispiel im Lenkergriff eines

Fahrrads), müssen Hersteller, Impor-

teure und Händler die ECHA und

ihre Kunden ab einer gewissen

Konzentration informieren.

Das Urteil des Europäischen Gerichts-hofs (EuGH) betrifft konkret die Mittei-lungspflicht der Hersteller und Impor-teure von Erzeugnissen gegenüber der ECHA nach Artikel 7 Absatz 2 der REACH-Verordnung sowie die Informati-onspflicht für Lieferanten von Erzeug-nissen gemäß Artikel 33 gegenüber Abnehmern und – auf deren Ersuchen – gegenüber Verbrauchern. Diese Pflichten kommen zum Tragen, wenn SVHC-Stoffe einen Anteil von mehr als 0,1 Massenprozent in dem jeweiligen Erzeugnis haben. Die Mitteilungspflicht an die ECHA gilt außerdem erst ab einer Gesamtmenge von einer Tonne der Stoffe in diesem Erzeugnis pro Jahr und Unternehmen.

Bisher vertraten die EU-Kommission und die Mehrzahl der Mitgliedstaaten die Meinung, dass sich der Grenzwert

von 0,1 Prozent auf das Gesamter-zeugnis bezieht. Auch in einem an die Mitgliedstaaten gerichteten Vermerk der EU-Kommission und in den entspre-chenden ECHA-Leitlinien wird diese Sichtweise beschrieben. Einzelne Mit-gliedstaaten, darunter auch Deutsch-land, vertraten jedoch die gegenteilige Rechtsauffassung. Im Falle eines Fahr-rades war beispielsweise strittig, ob die Mitteilungs- und Informationspflichten nur greifen, wenn im Fahrrad als Ganzes über 0,1 Prozent eines SVHC-Stoffes ent-halten ist, oder ob dies bereits der Fall ist, wenn die Lenkergriffe diesen Grenz-wert überschreiten.

JEDES TEIL EINZELN PRÜFENDer EuGH hat nun in dem vom

obersten französischen Verwaltungsge-richt eingebrachten Vorabentschei-dungsverfahren geurteilt, dass die Mit-teilungs- und Informationspflichten grundsätzlich für jede Komponente gelten, die einmal als ein eigenstän-diges Erzeugnis angesehen wurde, auch wenn sie in ein größeres zusammenge-setztes Erzeugnis eingebaut wird. Als Begründung führt das Gericht an, dass die REACH-Verordnung nur den Begriff „Erzeugnis“ definiert. Für zusammenge-setzte Gegenstände, die mehrere Teiler-zeugnisse enthalten, macht REACH weder spezifische Vorgaben noch unterscheidet die Verordnung zwischen diesen und den Teilerzeugnissen.

Die Entscheidung muss genau ana-lysiert und die Konsequenzen insgesamt geprüft werden. EU-Kommission, ECHA und Mitgliedstaaten müssen eine geeig-nete Implementierung vornehmen und die REACH-Leitlinien überarbeiten.

BEDEUTUNG FÜR DIE INDUSTRIE„Erzeugnisse“ im rechtlichen Sinn

sind zum Beispiel Elektronikartikel, Spielzeuge oder Autos. Deren Hersteller und Importeure sind vor allem von dem Urteil betroffen – Mitgliedsunternehmen des VCI dagegen im Wesentlichen nicht. Sie stellen Stoffe und „Gemische“ (zum Beispiel Lacke oder Kunststoffgranulate) her, für die unter REACH unabhängig von dem Urteil bereits umfassende Informationspflichten existieren. Die Hersteller von Stoffen und Gemischen müssen den Weiterverarbeitern schon seit langem sogenannte Sicherheitsda-tenblätter mitliefern. Dort müssen laut Artikel 31 der REACH-Verordnung alle gefährlichen Inhaltsstoffe oberhalb defi-nierter Konzentrationsgrenzen aufge-führt werden. Eine Relevanz ergibt sich für Mitgliedsunternehmen des VCI even-tuell dadurch, dass auch die Verpa-ckung, beispielsweise von Verbraucher-produkten, als ein aus mehreren Erzeugnissen (Behältnis, Deckel, Etikett etc.) zusammengesetztes Produkt ange-sehen werden kann. Ulrike Zimmer ([email protected])

Bislang galt eine Informations-pflicht, wenn ein gesundheits-schädlicher Stoff 0,1 Massenprprozeozent nt im gesamten FahFahrrarrad bd bezieziehuehungsg -weiise se ErzErzeugeugnisnis übüberschreitet. JeJetzt zt musmuss der Grenzwert bei jedem Einzelteil betrachtet werden.

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chemie report10.2015 Publikationen und Leitfäden

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Förderprogrammdes Fonds der Chemischen Industrie

Funding ProgramChemical Industry Fund 2015/2016

Das Förderprogramm 2015/2016 des Fonds der Chemischen Industrie (FCI)

Als Förderwerk des Verbandes der Chemischen Indus-trie fördert der Fonds der Chemischen Industrie seit 1950 die Grundlagenforschung, Nachwuchswissen-schaftler sowie den Chemieunterricht an Schulen.

Der Fonds vergibt über die Stiftung Stipendien-Fonds zahlreiche Stipendien, unterstützt gezielt die akademische Chemieforschung in Deutschland und fördert über das Projekt „Schulpartnerschaft Chemie“ den Chemieunterricht an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland.

Das Förderprogramm des Fonds für dieses und nächstes Jahr ist als Broschüre verfügbar. Die Publika-tion hat die Schwerpunkte Schulpartnerschaft Chemie, Stipendien, Forschungsförderung und Lehre an Hoch-schulen. Sie kann in gedruckter Fassung bestellt werden und steht außerdem zum Download bereit: www.vci.de/fonds/der-fonds/foerderprogramm

VCI-Leitfaden „Automation Security“ für Mitglieder online abrufbar

In der chemischen Industrie können mittlerweile auch Automatisierungssysteme in Produktionsanlagen Ziele von Angriffen aus dem Cyberraum werden. Sowohl die Produktionsverfügbarkeit als auch die Anlagensicher-heit sind betroffen. Verantwortliche im Bereich der Betriebsleitung von Produktionsanlagen müssen sich verstärkt der neuen Herausforderung stellen. Zusätzli-cher Handlungsbedarf ergibt sich aus den gesetzlichen Bestimmungen. Mit dem Leitfaden „Automation Secu-rity“ möchte der VCI die Betreiber von chemischen Anlagen und Verantwortliche für Automatisierungs-technik über die wesentlichen Bestandteile eines Kon-zeptes für die IT-Sicherheit von Automatisierungs-technik informieren und ihnen Handlungsfelder aufzeigen. Das Dokument steht im Mitgliederbereich von VCI-Online zum Download zur Verfügung (Login erforderlich): http://bit.ly/VCI-LF-Automation-Security

ITIT-IT SicSicSicherhe heihe t it in an autout maa-tististisierieriertenen PrProduuuktionsn -anlanlageageg n in st t dasda ThThemaema desdes VCCI-LI Leiteitfadfadensens „AuAutomtomatition on SecSecuririty“ty“.

Rechenschaftsbericht 2014/2015

Welche politischen oder branchenspezifi-sche Themen und Projekte die 16 Aus- schüsse und 6 Fachvereinigungen des VCI im zurückliegenden Jahr mit welchem Ergebnis bearbeitet haben, können Mitgliedsunternehmen des Chemieverbandes exklusiv im neuen Rechenschaftsbericht nachlesen. Die 64-seitige Broschüre finden Sie nach dem Login auf der VCI-Website als PDF: http://bit.ly/VCI-Rechenschaft-2014-15

chemie report Service10.2015

Getragen von: Wirtschaftsverband VCI, Gewerkschaft IG BCE und Arbeitgeberverband BAVC

Impressum chemie report Herausgeber Verband der Che-mischen Industrie e. V., Mainzer Landstraße 55, 60329 Frankfurt am Main, Telefon: 069 2556-0, Telefax: 069 2556-1471, E-Mail: [email protected], Internet: www.vci.de, ISSN: 1436-1736 Redaktionsschluss 16.10.2015 Auflage 6.500 Exemplare Verantwortlich Manfred Ritz (mr) Redaktion Oliver Claas (cla, Lei-tung), Angelika Becker (CvD), Jenni Glaser (jgl), Sebastian Kreth (sk), Jürgen Udwari (udj), Monika von Zedlitz (mvz) Leserservice E-Mail: [email protected], Telefon: 069 2556-1496, Telefax: 069 2556-1613 Druck auf Papier aus nachhaltiger Waldwirtschaft, druckpartner, Essen Fotos Marc Darchinger (1–7, 10), Bayer AG (3), Fotolia.com: Gina Sanders (8); Branko Srot (18); foto-gestoeber (19); Franz Pfluegl (20); adam121 (22); igor (23), CDU/CSU (9), Sebastian Kreth (11), Dagmar Mendel (14, 15), Grafiken Angelika Becker (3, 12, 21), Christian Bünger (14, 15)

Politische Top-Themen im VCI*

A Industrieland Deutschland: Wettbewerbsfähigkeit der Chemie stärken

A Stärkung der Innovationskraft der chemischen Industrie

A Wettbewerbsfähige Energie: Energiewende bezahlbar machen

A Wettbewerbsfähige Energie: Europäischen Emissionshandel

industriefreundlich gestalten* Die Liste enthält die Themen, die das Präsidium des VCI aus den von den Ausschüssen

priorisierten Themen als Top-Themen identifiziert hat. Sie stehen im Jahr 2015 im Vordergrund

der politischen und kommunikativen Arbeit des Verbandes der Chemischen Industrie. Die

Dokumente zu diesen und weiteren Branchenthemen finden Sie auf VCI-Online unter diesem

Link zum Download: http://www.vci.de/top-themen

Informationen anfordern

Weitere Informationen zu den Berichten in diesem chemie report sowie Broschüren zu wichtigen Themen der Branche stellt der VCI seinen Lesern kostenlos zur Verfügung.

Die weiterführenden Dokumente aus den Artikeln können Sie anfor-dern: Verband der Chemischen Industrie e. V., Leserservice chemie report 10/2015, E-Mail: [email protected], oder Telefax: +49 69 2556-1613.

TERMINE DES VCI

DATUM EREIGNIS ORT

29.10.2015 VCI/DECHEMA-Kolloquium Teil 1: Unternehmensinterne Innovationshemmnisse und Handlungsempfehlungen Frankfurt

04.11.2015 Chemie3-Veranstaltung: „Lieferkettenmanagement, Transparenz, Ressourceneffizienz – Nachhaltigkeit in Praxis“ Berlin

05.11.2015 VCI/DECHEMA-Kolloquium Teil 2: Hochschulkooperationen und gesellschaftliche Akzeptanz von Innovationen Frankfurt

11.11.2015 Chemie3-Fachveranstaltung: „Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung“ Frankfurt

17.11.2015 VCI-Informationsveranstaltung „Neue Gefahrgutvorschriften 2016“ Frankfurt

19.11.2015 VCI-Mittelstandstag Wiesbaden

09.12.2015 Jahres-Wirtschaftspressekonferenz des VCI 2015 Frankfurt

01.03.2016 VCI-Presseabend zur Chemiekonjunktur 2015/2016 Frankfurt

23.09.2016 VCI-Mitgliederversammlung 2016 Düsseldorf

TERMINE DER VCI-LANDES- UND -FACHVERBÄNDE (weitere Termine siehe VCI-Online unter www.vci.de/services/termine-veranstaltungen)

06.11.2015 Mitgliederversammlung der Fachvereinigung Chemieparks Hürth

12.11.2015 Mitgliederversammlung des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller Berlin

03./04.05.2016 Mitgliederversammlung Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie Frankfurt

12.05.2016 Mitgliederversammlung PlasticsEurope Deutschland N.N.

07.06.2016 Mitgliederversammlung I & P Europe – Imaging and Printing Association Frankfurt

17.06.2016 Mitgliederversammlung Deutsche Bauchemie Bamberg