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Entscheidungstheorie Wintersemester 2004/2005 Christian Klein Institut für Statistik und Mathematische Wirtschaftstheorie Universität Augsburg Klausur und Unterlagen Klausur: ABWL, 60-minütig, erlaubte Hilfsmittel: Buch Bamberg/Coenenberg Vorlesungsbegleitende Unterlagen: Foliensatz Aufgabenskript fallweise „Zusatzfolien“ mit Beispielen und Aufgaben Download auf der Homepage des Institutes: http://www.wiwi.uni-augsburg.de/ibo/ „Downloads“ Literatur: Bamberg, G. / Coenenberg, A. G.: Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre, Vahlen, 12. Auflage 2004 Bamberg, G. et al.: Arbeitsbuch zur betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre, Vahlen, 2002 Entscheidungstheorie 1

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Page 1: Klausur und Unterlagen - wiwi.uni- · PDF fileDas Entscheidungsfeld Zustandsraum: Z = {z1,...,zn} Menge der relevanten Umweltzustände; diese sind von den Aktionen un-abhängig, beeinflussen

Entscheidungstheorie

Wintersemester 2004/2005

Christian Klein

Institut für Statistik und Mathematische Wirtschaftstheorie

Universität Augsburg

Klausur und Unterlagen

Klausur: ABWL, 60-minütig, erlaubte Hilfsmittel: Buch Bamberg/Coenenberg

Vorlesungsbegleitende Unterlagen:

Foliensatz

Aufgabenskript

fallweise „Zusatzfolien“ mit Beispielen und Aufgaben

Download auf der Homepage des Institutes:

http://www.wiwi.uni-augsburg.de/ibo/ → „Downloads“

Literatur:

Bamberg, G. / Coenenberg, A. G.:

Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre, Vahlen, 12. Auflage 2004

Bamberg, G. et al.:

Arbeitsbuch zur betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre, Vahlen, 2002

Entscheidungstheorie 1

Page 2: Klausur und Unterlagen - wiwi.uni- · PDF fileDas Entscheidungsfeld Zustandsraum: Z = {z1,...,zn} Menge der relevanten Umweltzustände; diese sind von den Aktionen un-abhängig, beeinflussen

Gliederung

➀ Grundlagen

➁ Das Grundmodell

➂ Entscheidungen bei Sicherheit

➃ Entscheidungen bei Risiko

➄ Entscheidungen bei Ungewissheit

➅ Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur

➆ Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern

➇ (Entscheidungen durch Entscheidungsgremien)

➈ (Mehrstufige Entscheidungen)

Entscheidungstheorie 2

Grundlagen

Entscheidungstheorie: Analyse (intendiert) rationalen Entsch.verhaltens.

Ziel: Gewinnung

• vorschreibender oder Präskriptive E-Theorie

• beschreibender Aussagen Deskriptive E-Theorie

Welche Sichtweise ist wichtiger?

BWL: Angewandte Wissenschaft, die in betriebswirtschaftlichen Organisa-

tionen Tätige bei Entscheidungen unterstützen soll.

Aufgabe: Ableitung zielentsprechender Handlungen, nicht Zielbeurteilung.

Aber Voraussetzung: erfahrungswissenschaftliche Aussagen über verfolgte

Ziele, mögliche Handlungen, Konsequenzen etc.

E-Theorie muss auf präskriptiver und deskriptiver E-Forschung beruhen.

Hier im Vordergrund: Präskriptive Entscheidungstheorie

1. Grundlagen 3

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Systematik des Entscheidungsprozesses

. . . ist in allen BWL-Disziplinen gleich:

➀ Problemformulierung

➁ Präzisierung des Zielsystems

➂ Erforschung von Handlungsalternativen

➍ Auswahl einer Handlungsalternative

➄ Umsetzung in der Realisationsphase

➅ Soll-/Ist-Vergleich

1. Grundlagen 4

Zwei wichtige Axiome der Entscheidungstheorie

Ordnungsaxiom:

Entscheider kann für jedes Paar (ei, ej) von Ergebnissen angeben:

• ei ≺ ej, d.h. Entscheider präferiert ej gegenüber ei

• ei ∼ ej, d.h. Entscheider ist indifferent

• ei ≻ ej, d.h. Entscheider präferiert ei gegenüber ej

Zielvorstellung vorhanden (sonst: Entscheidungshilfe unmöglich)

Transitivitätsaxiom: zwingende Konsistenzforderung

• (ei ∼ ej) ∧ (ej ∼ ek) ⇒ (ei ∼ ek)

• (ei ≺ ej) ∧ (ej ≺ ek) ⇒ (ei ≺ ek)

• (ei ≻ ej) ∧ (ej ≻ ek) ⇒ (ei ≻ ek)

Verletzung des Transitivitätsaxioms führt präskriptive ET ad absurdum!

1. Grundlagen 5

Page 4: Klausur und Unterlagen - wiwi.uni- · PDF fileDas Entscheidungsfeld Zustandsraum: Z = {z1,...,zn} Menge der relevanten Umweltzustände; diese sind von den Aktionen un-abhängig, beeinflussen

Unterscheidung von Modellen nach Einsatzzweck

Modell: Vereinfachende Abbildung realer Tatbestände.

Es werden nur die jeweiligs Fragestellung relevanten Aspekte erfasst.

Beschreibungsmodelle:

• Liefern protokollarische Informationen über die Ausgangssituation.

• z.B. Rechnungswesen

Erklärungsmodelle:

• Erläutern die Konsequenzen geplanter Handlungen.

• z.B. Umsatzplanung auf Basis einer Preisreaktionsfunktion

Entscheidungsmodelle:

• Enthalten Daten über Entscheidungsfeld und Ziele.

• Dienen der Festlegung durchzuführender Aktionen.

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 6

Das Entscheidungsfeld

Wird charakterisiert durch Aktionenraum, Zustandsraum, Ergebnisfunktion.

Aktionenraum: A = a1, . . . , am

Menge der zu einem bestimmten Zeitpunkt möglichen Aktionen.

Vollkommene Alternativenstellung:

• Ausschöpfungsprinzip: Eine Aktion muss ergriffen werden.

(ggf. a0 =„nichts tun“ mit aufnehmen)

• Exklusionsprinzip: Nur eine einzige Aktion kann ergriffen werden.

Beispiel: Guthaben 9 000 €; Angebote: Aktienkauf (5 000 €), Urlaub (3 000 €)

Mögliche Aktionen (Sparbuch, Aktien, Urlaub):

a1 : (9 000,0,0) a2 : (4 000,5 000,0)

a3 : (6 000,0,3 000) a4 : (1 000,5 000,3 000)

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 7

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Das Entscheidungsfeld

Zustandsraum: Z = z1, . . . , zn

Menge der relevanten Umweltzustände; diese sind von den Aktionen un-

abhängig, beeinflussen aber das Handlungsergebnis.

Beispiel: Warensendung mit 1 000 Stück

A = Annahme, Ablehnung

Z = 0, 1, 2, . . . , 1 000 (Anzahl defekter Stücke) oder

Z = mehr als 5 % defekt; weniger als 5 % defekt

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 8

Das Entscheidungsfeld

Je nach Kenntnisstand bzgl. zi ∈ Z unterscheidet man drei Fälle:

• Sicherheit: Das wahre zi ist bekannt. (→ Kap. 3)

• Risiko: Vorliegen von Wahrscheinlichkeiten. (→ Kap. 4)

• Ungewissheit: Nur Kenntnis, dass ein zi eintritt. (→ Kap. 5)

Ggf. Kenntnisstand durch Informationssystem verbessern. (→ Kap. 6)

Informationssystem: Y = y1, . . . , yk

Menge potenzieller Nachrichten yj über zi sowie eine Struktur, die durch

bedingte Wahrscheinlichkeiten pij = P(yj | zi) beschrieben ist.

Zweckmäßig:

• yj schließen sich gegenseitig aus.

• Es tritt genau ein yj ein.⇒

k∑

j=1

pij = 1 ∀ i

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 9

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Das Entscheidungsfeld

Informationssystem entspricht damit der Matrix P = (pij)nk bzw.

y1 · · · yj · · · yk

z1 p11 · · · p1j · · · p1k

... ... . . . ... . . . ...

zi pi1 · · · pij · · · pik

... ... . . . ... . . . ...

zn pn1 · · · pnj · · · pnk

typische Situation:

• geg.: pij, P(zi) („a-priori W’keiten“ für Zustände)

• yj wird empfangen: Liegen nun verbesserte Informationen über zi vor?

• ges.: P(zi | yj) („a-posteriori W’keiten“ für Zustände)

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 10

Sonderfälle von Informationssystemen

Vollkommenes Informationssystem:

• Zu jedem yj existiert ein zi mit pij = 1 (evtl. nach Zusammenfassen).

• Vollkommenes IS erzeugt Sicherheit.

• P = I bei geeigneter Nummerierung.

• Beispiele:

k = n k > n k < n

y1 y2 y3 y1 y2 y3 (nicht möglich)

z1 0 1 0 z112

12 0

z2 1 0 0 z2 0 0 1

z3 0 0 1 (zusammenfassen)

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 11

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Sonderfälle von Informationssystemen

Unvollkommenes Informationssystem:

• Erzeugt keine Sicherheit.

• 2 Fälle denkbar:

➀ pij ∈ 0; 1, aber k < n → Einschränkung von Z möglich

➁ pij ∈ [0; 1], wobei k T n → mangelnde Treffgenauigkeit der yj

• Beispiele:

Fall ➀ Fall ➁

y1 y2 y1 y2

z1 1 0 z1 0,5 0,5

z2 1 0 z2 0,2 0,8

z3 0 1 z3 0,9 0,1

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 12

Handlungskonsequenzen

Ergebnisfunktion: (ai, zj) 7→ xij = g(ai, zj)

Zusammenfassung in der Ergebnismatrix X = (xij)mn

Je nach Kenntnisstand bzgl. xij unterscheidet man:

• Sicherheit (xij ist deterministisch)

• Risiko (xij ist Zufallsvariable)

• Ungewissheit (xij ist Menge)

Geringster Informationsstand „schlägt durch“

Konsequenzen

Zu

stä

nd

e

sicher

sicher

sicher riskant

riskantriskant

riskant

riskant

ungewiss

ungewiss

ungewiss ungewiss

ungewiss

ungewissungewiss

Annahme, dass xij sicher, unproblematisch.

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 13

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Das Zielsystem

Bestandteile des Zielsystems:

• Zielgrößen: Welche Handlungskonsequenzen interessieren?

• Präferenzrelationen: Welche Ergebnisse sind vorzuziehen?

a) Höhenpräferenz: Ausmaß der Zielgröße

b) Artenpräferenz: Rangfolge der Zielgrößen

c) Zeitpräferenz: Bewertung der Zeitdimension

d) Risikopräferenz: Bewertung von Risiko / Ungewissheit

Bewertungsfunktion: Φ : A → IR wobei für ai, ak ∈ A gilt:

ak ≻ ai ⇔ Φ(ak) > Φ(ai) und ak ∼ ai ⇔ Φ(ak) = Φ(ai)

Lösung dann a∗ ∈ A mit Φ(a∗) = maxai∈A

Φ(ai)

Aber: Direkte Bewertung der ai oft zu komplex.

Einfacher: Bewertung der xij ( indirekte Bewertung der ai)2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 14

Das Zielsystem

Nutzenfunktion: u : x 7→ u(x) ∈ IR wobei für Ergebnisse x, y gilt:

x < y ⇐⇒ u(x) ≧ u(y)

x ≻ y ⇐⇒ u(x) > u(y)

x ∼ y ⇐⇒ u(x) = u(y)

Vss.: „<“ vollständig und transitiv (vgl. Folie 6)

Unterscheide:

➀ Ordinale Nutzenfunktion:

• u(x) > u(y)

beschreibt nur Reihenfolge

• eindeutig bis auf streng

monoton wachsende TraFo

➁ Kardinale Nutzenfunktion:

• u(x) − u(y)

ist aussagekräftig

• eindeutig bis auf monoton

wachsende lineare TraFo2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 15

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Entscheidungsmatrizen

Nutzenmatrix: bezeichne uij = u(xij). Dann

U =

u11 · · · u1n

... . . . ...

um1 · · · umn

Dann: Φ(ai) = Bewertung von (ui1, . . . , uin)

Schadensmatrix: sij = s(xij) ist der durch xij verursachte Schaden

S =

s11 · · · s1n

... . . . ...

sm1 · · · smn

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 16

Entscheidungsmatrizen

Speziell Opportunitätskostenmatrix:

sij = maxk

ukj − uij

Beispiel 1

uij z1 z2 z3

a1 3 1 6

a2 5 5 9

a3 3 7 3

maxk

ukj 5 7 9

⇒ S =

2 6 3

0 2 0

2 0 6

In jeder Spalte (mind.) eine Null.

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 17

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Dominanzprinzip

Dominanzprinzip: Setze ausschließlich undominierte Aktionen ein!

Dabei:

ai dominiert aq ⇐⇒ (∀ j : uij ≧ uqj) ∧ (∃ j : uij > uqj)

Synonima: undominiert, effizient, Pareto-optimal

Beispiel 2

U =

3 1 6

6 5 6

3 6 3

a2 dominiert a1 ⇒ a2, a3 effizient

2. Grundmodell der betriebswirtschaftlichen Entscheidungslehre 18

Sicherheitssituation

Sicherheit:

Für jede Aktion steht der Realisationsgrad aller Ziele eindeutig fest.

Formal: Z = z ⇒ Ergebnismatrix

k1 k2 · · · kr

a1 x11 x2

1 · · · xr1

a2 x12 x2

2 · · · xr2

... ... ... . . . ...

am x1m x2

m · · · xrm

wobei:

• a1, . . . , am: Aktionen

• k1, . . . , kr: Ziele

3. Entscheidungen bei Sicherheit 19

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Entscheidungen bei einer Zielsetzung

r = 1, d.h. Ergebnismatrix ist Spaltenvektor

Beispiele: Gewinnmaximierung, Kostenminimierung, . . .

Mit Wahl ai ∈ A ist Ergebnis xi eindeutig festgelegt (gem. xi = g(ai, z)).

Ordne Aktionen gem. Ergebnis und wähle „beste“.

Formal: ui = u(xi) = u(g(ai, z)) → optai

Manchmal genügt Erreichen eines Schwellenwerts („Satisfikationsprinzip“).

u(x) =

1, falls x ≧ x∗

0, sonst

Problem: i.A. keine oder keine eindeutige Lösung

3. Entscheidungen bei Sicherheit 20

Entscheidungen bei mehreren Zielsetzungen

auch: multikriterielle Entscheidungsmodelle, Vektoroptimierungsmodelle

Beispiel: Investitionsplanung mit (konkurrierenden) ZielsetzungenKapitalwertmaximierung und Entnahmemaximierung

Formal: g(ai, z) = (x1i , . . . , xr

i); mit Nutzenfunktion uij = u(xji)

⇒ U =

u11 · · · u1r

... . . . ...

um1 · · · umr

Voraussetzung: Präferenzunabhängigkeit,

d.h. Präferenzen bei einem Ziel dürfen nicht von den Ergebnissen bei an-

deren Zielen abhängen.

3. Entscheidungen bei Sicherheit 21

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Entscheidungen bei mehreren Zielsetzungen

Beispiel 3 (Präferenzabhängigkeit)

Essen mit . . .• Zielsetzungen „Getränk“ und „Hauptgang“

• Ergebnismengen Rotwein, Weißwein und Fisch, Steak

Mehrheitsmeinung:

(Rotwein, Steak) ≻ (Weißwein, Steak) u. (Rotwein, Fisch) ≺ (Weißwein, Fisch)

und damit:

(Rotwein, Steak) ≻ (Weißwein, Steak) 6⇒ (Rotwein, Fisch) < (Weißwein, Fisch)

Auswege:• Kriterien zusammenfassen: einziges Ziel „Gesamtmenü“

• Aktionen streichen: A = (Rotwein, Steak), (Weißwein, Fisch)

3. Entscheidungen bei Sicherheit 22

Zielanalyse

Unterscheide:

• Indifferente Ziele: beeinflussen sich nicht gegenseitig

• Komplementäre Ziele: begünstigen sich gegenseitig

• Konkurrierende Ziele: beeinträchtigen sich gegenseitig

Problematisch nur sind konkurrierende Ziele.

(indifferente Ziele separat verfolgen, komplementäre zusammenfassen)

Vorgehensweise dann:

➀ Ineffiziente Aktionen streichen (Dominanzprinzip, vgl. Folie 19)

➁ Auswahl einer effizienten Aktion mithilfe Entscheidungsregel Φ

Φ verknüpft Nutzenwerte der Ergebnisse zu Gesamtnutzen

3. Entscheidungen bei Sicherheit 23

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Entscheidungsregeln bei mehreren Zielsetzungen

1. Zielgewichtung

Voraussetzung: kardinale Nutzenmessung

Substitutionale Gesamtnutzenfunktion

Φ(ai) =

r∑

p=1

gp uip → maxi

mit g1, . . . , gr ≧ 0,r∑

p=1

gp = 1

Beispiel 4

U =

5 1

4 6

4 5

➀ a3 streichen, da ineffizient

➁ Zielgewichtung:

g1 = 0,9 g2 = 0,1

Φ(a1) = 0,9 · 5 + 0,1 · 1 = 4,6

Φ(a2) = 0,9 · 4 + 0,1 · 6 = 4,2

⇒ wähle a1

3. Entscheidungen bei Sicherheit 24

Entscheidungsregeln bei mehreren Zielsetzungen

2. Lexikographische Ordnung

Voraussetzung: ordinale Nutzenmessung

Reihung der Ziele nach Wichtigkeit

Wichtigstes Ziel entscheidet über Reihung der Aktionen.

Nur bei Indifferenz wird zweitwichtigstes Ziel betrachtet usw.

Beispiel 5

U k1 k2 k3

a1 3 0 7

a2 4 2 4

a3 4 1 3

mitk1 ≻ k2 ≻ k3

folgta2 ≻ a3 ≻ a1

Beispiel 6

U k1 k2 k3

a1 1 001 1 1

a2 1 000 1 000 1 000

mitk1 ≻ k2 ≻ k3

folgta1 ≻ a2

Keine Erfassung von Nutzenunterschieden!

3. Entscheidungen bei Sicherheit 25

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Entscheidungsregeln bei mehreren Zielsetzungen

3. Körth-Regel

Voraussetzung: kardinale Nutzenmessung

Wähle Aktion, bei der kleinster (relativer) Zielerreichungsgrad maximal, d.h.

Φ(ai) = minp

(uip

maxh

uhp

︸ ︷︷ ︸= uip

)→ max

i

Beispiel 7

uip k1 k2 k3 uip k1 k2 k3 minp uip

a1 3 0 8 a112 0 1 0

a2 4 2 4 ⇒ a223 1 1

212 ⇒ wähle a2

a3 6 1 2 a3 1 12

14

14

maxh uhp 6 2 8 maxi minp uip12

3. Entscheidungen bei Sicherheit 26

Kritikpunkte an Körth-Regel

➀ Nullpunktverschiebung kann Entscheidung beinflussen

Beispiel 8

uip k1 k2 uip k1 k2 minp uip

a1 2 10 a12

15 1 215

a2 15 1⇒

a2 1 110

110

⇒ wähle a1

maxh uhp 15 10 maxi minp uip2

15

Wenn uip → uip + 10:

uip k1 k2 uip k1 k2 minp uip

a1 12 20 a11225 1 12

25

a2 25 11⇒

a2 1 1120

1120

⇒ wähle a2

maxh uhp 25 20 maxi minp uip1120

3. Entscheidungen bei Sicherheit 27

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Kritikpunkte an Körth-Regel

➁ Liefert u.U. unplausible Entscheidungen

Beispiel 9

uip k1 k2 k3 uip k1 k2 k3 minp uip

a1 1 1 000 1 000 a11

1 001 1 1 11 001

a2 1 001 1 1⇒

a2 1 11 000

11 000

11 000

⇒ wähle a2

maxh uhp 1 001 1 000 1 000 maxi minp uip1

1 000

3. Entscheidungen bei Sicherheit 28

Entscheidungsregeln bei mehreren Zielsetzungen

4. Goal-Programming

Voraussetzung: kardinale Nutzenmessung

Vorgabe von „Planzahlen“ up

Wähle Aktion, die den Vorgaben insgesamt am nächsten kommt.

Φ(ai) =

r∑

p=1

|uip − up| → mini

Beispiel 10

Seien u1 = 5, u2 = 3, u3 = 1

uip k1 k2 k3 |uip − up| k1 k2 k3∑

a1 3 0 8 a1 2 3 7 12

a2 4 2 4 ⇒ a2 1 1 3 5 ⇒ wähle a3

a3 6 1 2 a3 1 2 1 4

3. Entscheidungen bei Sicherheit 29

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Risikosituation

Gegeben: A, Z, g (wie bei Sicherheit) und pj = P(zj) ∀ zj ∈ Z

Zu jedem ai ∈ A existiert ZV Xaimit Werten xi1, . . . , xin und P(xij) = pj

Also: Entscheidung zwischen ZV

denkbare Fälle:

• Objektive Wahrscheinlichkeiten bekannt

(auf Grund kombinatorischer Überlegungen, z.B. Lotto, Würfeln, . . . )

• Objektive Wahrscheinlichkeiten geschätzt

(auf Grund empirischer Daten, z.B. Versicherungsstatistik)

• Subjektive „Wahrscheinlichkeiten“

(keine objektiven Anhaltspunkte, sondern subjektive Überzeugungen)

Unterscheidung wird hier nicht weiter problematisiert.

4. Entscheidungen bei Risiko 30

Bernoulli-Prinzip

Wichtigster Ansatz zur Analyse der Risikosituation

auch: Erwartungsnutzentheorie, Expected Utility Theory

Beispiel 11

p1 = 12 p2 = 1

2z1 z2

a1 100 −100a2 −100 100a3 100 100a4 200 200a5 100 300a6 0 500

Rangfolge von Xa1, . . . , Xa6?

klar: a1 ∼ a2 ≺ a3 ≺ a4

und: a1 ∼ a2 ≺ a3 ≺ a5

sowie: a1 ∼ a2 ≺ a6

aber: Vergleich a4, a5, a6?

Abstimmung:

a4 ≺ a5 : a5 ≺ a4 :

a5 ∼ a4 : k. Entsch.

4. Entscheidungen bei Risiko 31

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Bernoulli-Prinzip

Beispiel 12

p1 = 11000 p2 = 999

1000

z1 z2

a1 −P −P

a2 −40 ′′ 0

z1: Brand mit Totalschaden 40” €

z2: kein Brand

a1: Brandversicherung, Prämie P

a2: keine Versicherung

Versicherungsgesellschaft: orientiert sich am Erwartungswert

40 · 106 · 10−3 = 40 000 € ⇒ P > 40 000 z.B. P = 50 000

Versicherungsnehmer: orientiert sich nicht am Erwartungswert, denn

E(Xa1) = −50 000 < −40 000 = E(Xa2) ⇒ a1 ≺ a2

Trotzdem werden Versicherungen abgeschlossen.

Risikoeinstellung berücksichtigen!

4. Entscheidungen bei Risiko 32

Bernoulli-Prinzip

Bernoulli-Prinzip: Für den Entscheidungsträger existiert eine

• auf der Menge aller Ergebnisse definierte und

• bis auf eine wachsende lineare Transformation eindeutige

Nutzenfunktion u mit der Eigenschaft, dass die verschiedenen Aktionen

auf Grund des zugehörigen Nutzenerwartungswertes beurteilt werden.

u heißt auch Bernoulli-NF, Risiko-NF, vNM-NF oder Risikopräferenzfunktion

Formal: Für alle ai, aj ∈ A gilt

ai < aj ⇐⇒ Eu(Xai) ≧ Eu(Xaj

) und damit Φ(ai) = Eu(Xai) → max

i

Zur Erinnerung:

E(X) =∑

i

xif(xi) (diskret) bzw. E(X) =∞∫

−∞

xf(x)dx (stetig)

4. Entscheidungen bei Risiko 33

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Bemerkungen zum Bernoulli-Prinzip

u ist kardinal eindeutig bis auf monoton wachsende lineare TraFo, d.h.

u = αu + β mit α ∈ IR++, β ∈ IR

repräsentiert gleiche Präferenzordnung wie u:

Eu(Xai) ≧ Eu(Xaj

) ⇔ αEu(Xai)+β ≧ αEu(Xaj

)+β ⇔ Eu(Xai) ≧ Eu(Xaj

)

oft: Normierung u(0) = 0, u(1) = 1 (dann: u eindeutig)

Sicherheitsäquivalent zu Xai: si ∈ IR so, dass si ∼ Xai

Berechnung (falls u invertierbar):

si ∼ Xai⇐⇒ u(si) = Eu(Xai

) ⇐⇒ si = u−1(Eu(Xai))

4. Entscheidungen bei Risiko 34

Bemerkungen zum Bernoulli-Prinzip

Beispiel 13

Zu u(x) = ln(x + 1) = y ist u−1(y) = ey − 1 und damit

si = eEu(Xai) − 1

Nun seien p1 = 12 p2 = 1

4 p3 = 14

z1 z2 z3 E(Xai) Eu(Xai

) si

a1 0 6 10 4 1,086 1,962

a2 2 8 12 6 1,740 4,697

a3 4 3 5 4 1,599 3,948

a4 0 3 17 5 1,069 1,912

⇒ a2 ≻ a3 ≻ a1 ≻ a4 auf Basis Eu(Xai) bzw. si

a2 ≻ a4 ≻ a1 ∼ a3 auf Basis E(Xai)

4. Entscheidungen bei Risiko 35

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Empirische Ermittlung des Bernoulli–Nutzens

Vorgehensweise:

➀ Hypothetische Entscheidungssituation vorlegen:

x

y

v

a1

a2

1

p

1- p

mit y 4 x 4 v

➁ p variieren, bis a1 ∼ a2 (p = 0 → a2; p = 1 → a1)

➂ Aus x = s2 kann u bestimmt werden: u(x) = u(y) · p + u(v) · (1 − p)

Normierung u(y) = 0, u(v) = 1 ⇒ u(x) = 1 − p (aus ➁ bekannt!)

➃ Schritte ➀–➂ für alle x wiederholen u

4. Entscheidungen bei Risiko 36

Diskussion einiger Nutzenfunktionen

Annahme: u(0) = 0, u(1) = 1

a) u linear, d.h. u(x) = x (Normierung!)

Eu(Xai) = E(Xai

) = si

Risikoneutralität

b) u konkav; jensensche Ungleichung:

u(E(Xai)) ≧ Eu(Xai

) ⇐⇒ E(Xai) ≧ si

Risikoaversion

u(x)

1

1

x

u(x)

1

1

x

4. Entscheidungen bei Risiko 37

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Diskussion einiger Nutzenfunktionen

c) u konvex; jensensche Ungleichung:

u(E(Xai)) ≦ Eu(Xai

) ⇐⇒ E(Xai) ≦ si

Risikosympathie

d) u abschnittsweise konkav / konvex

realistischer

(auch Versicherungsnehmer spielen Lotto)

u(x)

1

1

x

u(x)

x

4. Entscheidungen bei Risiko 38

Risikoprämien

bei (echter) Risikoaversion: si < E(Xai) bzw.

πi = E(Xai) − si

πi heißt Risikoprämie

Beispiel 14

X =

1, mit Wahrscheinlichkeit 0,5

4, mit Wahrscheinlichkeit 0,5

mit u(x) =√

x

E(X) = 12 · 1 + 1

2 · 4 = 2,5

Eu(X) = 12 ·

√1 + 1

2 ·√

4 = 1,5

s = 1,52 = 2,25

π = 2,5 − 2,25 = 0,25

4. Entscheidungen bei Risiko 39

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Arrow-Pratt-Maß

bisher: kein Vergleich von Präferenzordnungen möglich

(Wer ist „risikoaverser“?)

Lösung: Arrow-Pratt-Maß der Risikoaversion:

r(x) = −u ′′(x)

u ′(x)

Beispiel 15

u(x) = 1 − e−αx ⇒ r(x) = −−α2e−αx

αe−αx= α

Satz:

Sind ri und πi Risikoaversion und -prämie des Entscheidungsträgers i

(i = 1, 2), so gilt für beliebiges X:

r1 ≧ r2 ⇐⇒ π1 ≧ π2

4. Entscheidungen bei Risiko 40

Zusammenfassung

Risikoeinstellung Verlauf von u(x) SÄ Prämie APM

risikoneutral linear si = E(Xai) πi = 0 r(x) = 0

risikoavers streng konkav si < E(Xai) πi > 0 r(x) > 0

risikofreudig streng konvex si > E(Xai) πi < 0 r(x) < 0

4. Entscheidungen bei Risiko 41

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Klassische Entscheidungsprinzipien

Klassische Entscheidungsprinzipien . . .

• sind im Vergleich zum Bernoulli-Prinzip einfacher

• berücksichtigen Risikoeinstellung nicht bzw. mit Einschränkungen

• stellen „Faustregeln“ dar

1. µµµ-Regel

auch: Bayes-Regel, Erwartungswertprinzip

Bewertungsfunktion:

Φ(ai) = E(Xai) = µi → max

i

ignoriert Risikoeinstellung für Einzelentscheidungen ungeeignet

bei Mehrfachentscheidungen u.U. sinnvoll:

P(|Xi − µi| < ǫ) → 1 (Gesetz der großen Zahlen)

4. Entscheidungen bei Risiko 42

Klassische Entscheidungsprinzipien

Beispiel 16

p1 = 12 p2 = 1

2

z1 z2 µi

a1 −1 1 0

a2 −1 000 000 1 000 000 0

d.h. Φ(a1) = Φ(a2),

obwohl u.U. a1 ≁ a2

2. (µµµ,σσσ)-Regel

bezeichne µi = E(Xai), σi =

√Var(Xai

)

Bewertungsfunktion:

Φ(ai) = ϕ(µi, σi) → maxi

Zur Erinnerung: Var(Xai) = E([Xai

− µi]2) = E(X2

ai) − µ2

i

4. Entscheidungen bei Risiko 43

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Klassische Entscheidungsprinzipien

Veranschaulichung: Indifferenzkurven (µ, σ) : ϕ(µ, σ) = const.

Pfeil: Richtung aufsteigender Präferenz

Risikoaversion Risikosympathie Risikoneutralität

µi = µj, σi > σj µi = µj, σi > σj

⇒ aj ≻ ai ⇒ ai ≻ aj

ϕ(µi, σi) = µi

σ

µ

σ

µ

σ

µ

4. Entscheidungen bei Risiko 44

Klassische Entscheidungsprinzipien

Beispiel 17

p1 = 1 000 0001 000 001 p2 = 1

1 000 001

z1 z2 µi σi

a1 −1 1 000 000 0 1 000

p1 = 12 p2 = 1

2

z1 z2 µi σi

a2 −1 000 1 000 0 1 000

⇒ Φ(a1) = Φ(a2), für jede Spezifikation von ϕ(µi, σi)

Beispiel 18

p1 = 25 p2 = 3

5 ϕ(µi, σi) = µi − 2σi

z1 z2 µi σi Φ(ai)

a1 0 100 60 48,99 −37,98

a2 100 900 580 391,92 −203,84

d.h. Φ(a2) < Φ(a1),

aber: a2 dominiert a1

4. Entscheidungen bei Risiko 45

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Zusammenhang Bernoulli- / klassische Prinzipien

Spezialfall:

• X verteilt gemäß N(µ, σ)

• konstante Risikoeinstellung α ⇐⇒ u exponentiell (vgl. Folie 41)

Dann ist die (µ, σ)-Regel

ϕ(µ, σ) = µ − 12ασ2

mit dem Bernoulli-Prinzip verträglich.

Grund: Sicherheitsäquivalent zu X:

s = u−1(Eu(X)) = µ − 12ασ2,

wenn man u = 1−e−αx und die Dichte der N(µ, σ)-Verteilung verwendet.

4. Entscheidungen bei Risiko 46

Ungewissheitssituationen

Gegeben: A, Z, g (wie bei Risiko) aber nicht pj

Ausgangspunkt: Nutzenmatrix U (nicht unbedingt Bernoulli-NF)

Vorgehensweise:

➀ Domianzprinzip (Folie 19); ggf. gleichmäßig beste Aktion wählen; sonst:

➁ spezielle Entscheidungsregeln:

• Maximin-Regel

• Maximax-Regel

• Hurwicz-Regel

• Laplace-Regel

• Savage-Niehans-Regel

• Krelle-Regel

5. Entscheidungen bei Ungewissheit 47

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Spezielle Entscheidungsregeln

1. Maximin-Regel / Wald-Regel

Φ(ai) = minj

uij → maxi

bzw. maxj

sij → mini

Beispiel 19

U z1 z2 z3 z4 minj uij

a1 4 3 7 1 1

a2 2 3 6 2 2

a3 3 3 5 4 3

⇒ a3 ≻ a2 ≻ a1

Wählt Aktion, bei der schlechtester Wert am besten ist (extrem pessimistisch!):

U =

(0,999 1000 1000 . . .

1 1 1 . . .

)⇒ a2 ≻ a1

5. Entscheidungen bei Ungewissheit 48

Spezielle Entscheidungsregeln

2. Maximax-Regel

Φ(ai) = maxj

uij → maxi

bzw. minj

sij → mini

Beispiel 20

U z1 z2 z3 z4 maxj uij

a1 4 3 7 1 7

a2 2 3 6 2 6

a3 3 3 5 4 5

⇒ a1 ≻ a2 ≻ a3

Wählt Aktion, bei der bester Wert am besten ist (extrem optimistisch!):

U =

(1000 0 0 . . .

999 999 999 . . .

)⇒ a1 ≻ a2

5. Entscheidungen bei Ungewissheit 49

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Spezielle Entscheidungsregeln

3. Hurwicz-Regel

Kompromiss zwischen Maximin und Maximax

Optimismusparameter λ ∈ [0; 1]

Φ(ai) = λ · maxj

uij + (1 − λ) · minj

uij → maxi

Beispiel 21

Sei λ = 13

U z1 z2 z3 z4 minj uij maxj uij Φ(ai)

a1 4 3 7 1 1 7 93

a2 2 3 6 2 2 6 103

a3 3 3 5 4 3 5 113

⇒ a3 ≻ a2 ≻ a1

5. Entscheidungen bei Ungewissheit 50

Spezielle Entscheidungsregeln

Voraussetzung: kardinale Nutzenmessung (falls λ ∈ (0; 1))

Beispiel 22

Sei λ = 12

U z1 z2 min max Φ

a1 1 0 0 1 12

a2 −2 2 −2 2 0

⇒ a1 ≻ a2

mon. wachsende

TraFo

U z1 z2 min max Φ

a1 1 0 0 1 12

a2 −4 10 −4 10 3

⇒ a2 ≻ a1

weiterer Problemfall (auch bei Maximin / Maximax):

U =

(1 0 0 . . .

0 1 1 . . .

)⇒ a1 ∼ a2

5. Entscheidungen bei Ungewissheit 51

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Spezielle Entscheidungsregeln

4. Laplace-Regel

Hilfsannahme: Alle Zustände „gleich wahrscheinlich“

Nutzensumme (= Nutzenerwartungswert · n) verwenden

Φ(ai) =

n∑

j=1

uij → maxi

Voraussetzung: kardinale Nutzenmessung

Beispiel 23U z1 z2 z3 z4 Φ(ai)

a1 4 3 7 1 15

a2 2 3 6 2 13

a3 3 3 5 4 15

⇒ a1 ∼ a3 ≻ a2

5. Entscheidungen bei Ungewissheit 52

Spezielle Entscheidungsregeln

Beispiel 24

Hinzufügen einer identischen Spalte kann Rangfolge ändern:

U z1 z2 Φ

a1 3 1 4

a2 −1 4 3

⇒ a1 ≻ a2

z3 = z2

U z1 z2 z3 Φ

a1 3 1 1 5

a2 −1 4 4 7

⇒ a2 ≻ a1

5. Savage-Niehans-Regel / Minimax-Regret-Prinzip

Übergang zu Opportunitätskosten sij; dann wie Wald-Regel

Φ(ai) = maxj

(maxk

ukj − uij

︸ ︷︷ ︸= sij

) → mini

Voraussetzung: kardinale Nutzenmessung

5. Entscheidungen bei Ungewissheit 53

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Spezielle Entscheidungsregeln

Beispiel 25

U z1 z2 z3 z4

a1 4 3 7 1

a2 2 3 6 2

a3 3 3 5 4

maxk ukj 4 3 7 4

S z1 z2 z3 z4 Φ(ai)

a1 0 0 0 3 3

a2 2 0 1 2 2

a3 1 0 2 0 2

⇒ a2 ∼ a3 ≻ a1

Beispiel 26

U z1 z2 z3 · · ·a1 1 0 0 · · ·a2 0 1 1 · · ·

S z1 z2 z3 · · · Φ(ai)

a1 0 1 1 · · · 1

a2 1 0 0 · · · 1

⇒ a1 ∼ a2

5. Entscheidungen bei Ungewissheit 54

Spezielle Entscheidungsregeln

6. Krelle-Regel

Unsicherheitspräferenzfunktion ωij = ω(uij)

Φ(ai) =

n∑

j=1

ωij → maxi

Voraussetzung: kardinale Nutzenmessung; oft ω(0) = 0, ω(1) = 1

Empirische Ermittlung von ω: wie bei Bernoulli-NF (vgl. Folie 37)

Beispiel 27

U z1 z2 z3 z4

a1 4 3 7 1

a2 2 3 6 2

a3 3 3 5 4

ωij = ln(100 uij + 1)) a3 a1 a2

ΩΩΩ z1 z2 z3 z4 Φ(ai)

a1 5,99 5,71 6,55 4,62 22,87

a2 5,30 5,71 6,40 5,30 22,71

a3 5,71 5,71 6,22 5,99 23,63

5. Entscheidungen bei Ungewissheit 55

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Situationen ohne zusätzliche Informationsbeschaffung

Mischformen zwischen Risiko und Ungewissheit:

• Wahrscheinkeitsverteilung selbst unsicher oder parziell

(z.B. Wahrscheinlichkeiten nur für Klassen von Zuständen)

• Vorhandensein von Informationsbeschaffungsmöglichkeiten

(z.B. Stichproben, Anreizsysteme, . . . )

zuerst: Verzicht auf Informationsbeschaffung, d.h. geg.

• Nutzenmatrix U

• eingeschränkt vertrauenswürdige Wahrscheinlichkeitsverteilung auf Z

• aber: pj für jedes zj ∈ Z

Hodges-Lehman-Regeln

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 56

Hodges-Lehman-Regeln

1. Hodges-Lehman-Regel

Kompromiss zwischen Bayes- und Maximin-Regel

Vertrauensparameter λ ∈ [0; 1]

Φ(ai) = λ ·∑

j

uijpj + (1 − λ) · minj

uij → maxi

Kompromisse mit anderen Regeln ebenso möglich.

2. Hodges-Lehman-Regel

Vorgabe u0 ≦ maxi

minj

uij (geforderter garantierter Mindestnutzen)

wähle aus M = ai ∈ A : minj

uij ≧ u0 ⊆ A

Φ(ai) =∑

j

uijpj → maxi

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 57

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Hodges-Lehman-Regeln

Beispiel 28

Es seien λ = 12 bzw. u0 = 2

0,3 0,3 0,4U z1 z2 z3

j

uijpj minj

uij1. HL 2. HL

a1 6 4 1 3,4 1 2,2 —

a2 3 5 2 3,2 2 2,6 3,2

a3 4 2 3 3,0 2 2,5 3,0

Reihenfolge a1 ≻ a2 ≻ a3 a2 ∼ a3 ≻ a1 a2 ≻ a3 ≻ a1 a2 ≻ a3 (≻ a1)

Anmerkung:u0 = max

imin

juij ⇒Maximin-Aktion optimal

u0 ≦ mini

minj

uij ⇒Bayes-Aktion optimal

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 58

LPI-Modelle

nun: parzielle Information über Wahrscheinlichkeitsverteilung, d.h.

• pj nicht bekannt, aber

• Informationen, die Einschränkung der infrage kommenden pj erlauben

konstruiere Entscheidungsproblem bei Ungewissheit:

• A beibehalten

• Z ersetzen durch P = p = (p1, . . . , pn) : p mit Info verträglich

• für jeden „Zustand“ p ∈ P Konsequenz

g(ai, p) =n∑

j=1uijpj

berechnen und darauf

• Entscheidungsregeln aus Kapitel 5 anwenden

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 59

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LPI-Modelle

lineare parzielle Information:

Infos über Verteilung liegen als lineares (Un-)Gleichungssystem vor

LPI-Modelle: lineare parzielle Information i.V.m. Maximin-Regel, d.h.

Φ(ai) = minp∈P

g(ai, p) = minp∈P

n∑

j=1uijpj → max

i

involviert m lineare Optimierungsprobleme

Lösung i.A. mit Simplex-Algorithmus (Operations Research)

In Spezialfällen Lösung auch ohne Simplex möglich

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 60

LPI-Modelle

Beispiel 29

U z1 z2 z3

a1 3 3 2,5

a2 1 3 8

a3 2 1 9

LPI:

p1 + p2 = 0,8

p1 ≧ p2 ≧ p3

⇒p3 = 0,2

0,2 ≦ p2 ≦ 0,4

0,8 − 0,4 ≦ p1 ≦ 0,8 − 0,2

also:P = (p1; 0,8 − p1; 0,2) : 0,4 ≦ p1 ≦ 0,6

g(a1, p) = 3p1 + 3 · (0,8 − p1)+ 2,5 · 0,2 = 2,9

g(a2, p) = p1 + 3 · (0,8 − p1)+ 8 · 0,2 = 4,0 − 2p1

g(a3, p) = 2p1 + 1 · (0,8 − p1)+ 9 · 0,2 = 2,6 + p1

Φ(a1)= 2,9

Φ(a2)= 2,8

Φ(a3)= 3,0

⇒ a3 ≻ a1 ≻ a2

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 61

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LPI-Modelle

weiterer Spezialfall: P ist Ungleichungssystem vom Typ pj ≧ pk

Vorgehensweise dann:

➀ Gerichteten Graphen zeichnen, wobei

• Knoten z1, . . . , zn

• Pfeil (j, k) ⇐⇒ pj ≧ pk

Beispiel 30

Seien p1 ≧ p3, p2 ≧ p3, p5 ≧ p4. Dann:

z3

z1 z2

z4 z5

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 62

LPI-Modelle

➁ Alle zulässigen zusammenhängenden Träger T(p) bestimmen, wobei

• T(p) = zj ∈ Z : pj > 0

• zulässig, falls p ∈ P

• zusammenhängend, falls ungerichteter Teilgraph zusammenhängend

Beispiel 30

Zulässige zusammenhängende Träger: z1, z2, z5, z4, z5, z1, z2, z3

➂ Gleichverteilung für jeden zulässigen zusammenhängenden Träger:

p = (p1, . . . , pn) mit pj =

0, falls zj /∈ T(p)

1|T(p)|

, falls zj ∈ T(p)

➃ Φ(ai) maximieren, wobei nur die Verteilungen aus ➂ beachtet werden

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 63

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LPI-Modelle

Beispiel 30

Bereits bekannt:

P =

(10000

),

(01000

),

(00001

),

( 000

1/21/2

),

1/31/31/300

Ferner sei

U =

(9 3 6 2 4

7 4 4 8 2

)

Damit istg(ai, pj) p1 p2 p3 p4 p5 min

a1 9 3 4 3 6 3

a2 7 4 2 5 5 2

⇒ a1 ≻ a2

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 64

Situationen mit zusätzlicher Informationsbeschaffung

vollkommenes Informationssystem:

Aus Nachricht y ∈ Y sicherer Rückschluss auf z ∈ Z möglich (Folie 12).

nun zusätzlich: Kosten der Informationsbeschaffung i.H.v. c

Lohnt sich Informationsbeschaffung?

Aktion a0 (Informationsbeschaffung) mit u0j = maxi=1,...,m

uij − c

trivialerweise: c = 0 ⇒ a0 optimal

2 relevante Fragestellungen:

➀ Soll Information beschafft werden bei gegebenem c?

a0 einführen und Entscheidungsregel für Risiko / Ungewissheit

➁ Wie hoch darf c maximal sein, dass Informationsbeschaffung lohnt?

Erwartungswert der vollkommenen Information (EWVI) berechnen

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 65

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Soll Information beschafft werden?

Beispiel 31

U =

10 20 40

20 25 20

5 40 10

a0

c = 5

U z1 z2 z3

a0 15 35 35

a1 10 20 40

a2 20 25 20

a3 5 40 10

Fall a) Ungewissheit, Maximin-Regel Fall b) Risiko, p = ( 110, 4

10, 12), Bayes-Regel

Φ(ai)

a0 15

a1 10

a2 20

a3 5

⇒ a2 optimalkeine Info-Beschaffung

Φ(ai)

a0 33

a1 29

a2 22

a3 21,5

⇒ a0 optimalInfo-Beschaffung lohnt sich!

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 66

Erwartungswert der vollkommenen Information

Wie hoch dürfen Informationsbeschaffungskosten maximal sein?

Antwort abhängig von Entscheidungssituation und -kriterium!

Im Folgenden: Risiko i.V.m. Bayes-Regel

EWVI: Differenz Erwartungswert bei a0 und bei Bayes-Aktion

EWVI =n∑

j=1pj max

iuij − max

i

n∑

j=1pjuij

Alternative Berechnungsmöglichkeit:

EWVI = mini

n∑

j=1pjsij

Grund:

EWVI = mini

(n∑

j=1pj max

kukj −

n∑

j=1pjuij

)

= mini

n∑

j=1pj

(max

kukj − uij

︸ ︷︷ ︸= sij

)

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 67

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Erwartungswert der vollkommenen Information

Beispiel 31

Bereits bekannt (vgl. Folie 67): p = ( 110, 4

10, 12), max

i

n∑

j=1pjuij = 29 (a1)

U z1 z2 z3

a1 10 20 40

a2 20 25 20

a3 5 40 10

j

pj maxi

uij

maxi

uij 20 40 40 38

S z1 z2 z3 Φ(ai)

a1 10 20 0 9

a2 0 15 20 16

a3 15 0 30 16,5

⇒ EWVI = 38 − 29 = 9 ⇒ EWVI = Φ(a1) = 9

EWVI = 9 > 5 = c ⇒ Info-Beschaffung lohnt sich!

Allgemein: EWVI < Kosten der (un)vollkommenen Info-Beschaffung⇒ keine Info-Beschaffung!

6. Entscheidungen bei variabler Informationsstruktur 68

Grundlagen der Spieltheorie

Spiel: Entscheidungssituation, deren Ergebnis abhängt von . . .

• den Entscheidungen des Entscheidungsträgers („Spieler“)

• den Entscheidungen anderer rationaler Entscheider („Gegenspieler“)

Beispiele:

• Gesellschaftsspiele (Knobeln, Schach, Skat . . . )

• wirtschaftliche Interessenskonflikte (Tarifkonflikte, Preisverhandlungen . . . )

Spieltheorie ist Entscheidungstheorie bei bewusst handelnden Gegnern

• „Umwelt“ wird ersetzt durch Gegenspieler

• Zustände werden ersetzt durch Aktionen des Gegenspielers, d.h.

Spieler 1 wählt Aktion a ∈ A (wie bisher),

Spieler 2 wählt Aktion b ∈ B

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 69

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Grundlagen der Spieltheorie

Man unterscheidet Spiele bezüglich . . .

Informationsstand in

• Spiele mit vollständiger Information

• Spiele mit unvollständiger Information

Anzahl der Spielzüge in

• Spiele in Normalform

• Spiele in extensiver Form

Verhaltensprämisse in

• Kooperative Spiele

• Nicht-kooperative Spiele

Im Folgenden: Nicht-kooperative Zweipersonenspiele in Normalform

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 70

Nicht-kooperative Zweipersonenspiele in Normalform

Ein Nicht-kooperatives Zweipersonenspiel in Normalform liegt vor, wenn

• zwei Spieler 1, 2 beteiligt sind, die

• voneinander unabhängig („nicht-kooperativ“)

• genau eine Strategie a, b („Normalform“) wählen und danach

• je eine Auszahlung u1, u2 erhalten, die von a und b abhängt.

ui heißt Auszahlungsfunktion von Spieler i (i = 1, 2)

Eine Durchführung (d.h. Strategiewahl und Auszahlungen) heißt Partie.

Durch Angabe aller möglichen Partien a, b, u1(a, b), u2(a, b) wird das Spiel

vollständig beschrieben.

Formal:

Γ = (A, B, u1, u2)

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 71

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Nicht-kooperative Zweipersonenspiele in Normalform

Beispiel 32

Knobeln („Stein – Schere – Papier“), d.h.

A = B = Stein, Schere, Papier

u1 b1 b2 b3

a1 0 1 −1

a2 −1 0 1

a3 1 −1 0

Ferner gilt:

u2(a, b) = −u1(a, b) ∀a ∈ A, b ∈ B

Solche Spiele heißen Nullsummenspiele Γ = (A, B, u) (u1 = u, u2 = −u).

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 72

Konstant-, Nullsummen- und Matrixspiele

Ein Spiel mit u1(a, b) + u2(a, b) = 0 heißt Nullsummenspiel.

Ein Spiel mit u1(a, b) + u2(a, b) = c heißt Konstantsummenspiel.

Jedes Konstantsummenspiel lässt sich in ein Nullsummenspiel überführen:

Ist Γ = (A, B, u1, u2) mit u1 + u2 = c ein Konstantsummenspiel, so ist

Γ = (A, B, u1 − c2, u2 − c

2) ein Nullsummenspiel.

Ein Nullsummenspiel mit endlichen A, B heißt Matrixspiel.

Lösungskonzepte für Matrixspiele:

➀ Maximinstrategien

➁ Gleichgewichtspunkte

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 73

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Maximinstrategien

Spiel = Ungewissheitssituation (aus Sicht beider Spieler)

Konzepte aus Kapitel 5 anwendbar.

Maximinstrategie = Wald-Regel (vgl. Folie 49)

Formal:

a) u∗ = maxa

minb

u(a, b) heißt unterer Spielwert von Γ .

b) a∗ ∈ A, die Spieler 1 u∗ sichert, heißt Maximinstrategie von Spieler 1.

c) u∗ = minb

maxa

u(a, b) heißt oberer Spielwert von Γ .

d) b∗ ∈ B, die Spieler 2 u∗ sichert, heißt Maximinstrategie von Spieler 2.

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 74

Maximinstrategien

Beispiel 33

u b1 b2 b3 minb u(ai, b)

a1 0 −2 4 −2

a2 0 1 3 0

a3 −1 5 −4 −4

maxa u(a, bj) 0 5 4

⇒a∗ = a2

b∗ = b1

u∗ = u∗ = 0

Allgemein:a) u∗ ≦ u∗

b) u(a∗, b∗) ∈ [u∗, u∗]; [u∗, u∗] heißt Indeterminiertheitsintervall

c) Ist u∗ = u∗ = v, so heißt Γ determiniert und v Spielwert.

d) Ist v = 0, so heißt Γ fair.

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 75

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Maximinstrategien

Beispiel 34

u b1 b2 b3 b4 minb u(ai, b)

a1 0 −2 4 −1 −2

a2 0 1 3 −3 −3

a3 −1 5 −4 0 −4

maxa u(a, bj) 0 5 4 0

⇒a∗ = a1

b∗ = b1, b4

[u∗, u∗] = [−2, 0]

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 76

Gleichgewichtspunkte

Idee: Eine Art „Stabilität“ liegt vor, wenn sich in einer Partie kein Spieler

durch einseitiges Abweichen einen Vorteil verschaffen kann.

Formal: (a∗, b∗) mit a∗ ∈ A, b∗ ∈ B heißt Gleichgewichtspunkt, wenn gilt:

u(a, b∗) ≦ u(a∗, b∗) ∀a ∈ A und

u(a∗, b) ≧ u(a∗, b∗) ∀b ∈ B

a∗, b∗ heißen Gleichgewichtsstrategien.

Ermittlung der Gleichgewichtspunkte:

• Spieler 1 markiert alle Spaltenmaxima: u

• Spieler 2 markiert alle Zeilenminima: u

Doppelt markierte Felder sind Gleichgewichtspunkte: u

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 77

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Gleichgewichtspunkte

Im Beispiel 33:

u b1 b2 b3

a1 0 −2 4

a2 0 1 3

a3 −1 5 −4

⇒a∗ = a2

b∗ = b1

GP eindeutig

Im Beispiel 34:

u b1 b2 b3 b4

a1 0 −2 4 −1

a2 0 1 3 −3

a3 −1 5 −4 0

⇒ kein GP!

Satz: (a∗, b∗) ist GP ⇐⇒ u∗ = u∗

a∗, b∗ sind dann optimale (d.h. Maximin- und Gleichgewichts-) Strategien.

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 78

Gemischte Erweiterung

Idee: Strategiewahl per Zufallsentscheidung

Spieler legen dann statt a, b Wahrscheinlichkeitsverteilungen auf A, B fest

Formal:

a) Der Vektor p = (p1, . . . , pm)T ∈ P (mit pi ≧ 0; p1 + · · ·+ pm = 1) heißt

gemischte Strategie von Spieler 1.

b) Der Vektor q = (q1, . . . , qn)T ∈ Q (mit qj ≧ 0; q1 + · · · + qn = 1) heißt

gemischte Strategie von Spieler 2.

c) Das Spiel Γ E = (P, Q, E) mit E = pTUq =m∑

i=1

n∑

j=1piuijqj heißt

gemischte Erweiterung von Γ .

Im Beispiel 33: p = (0,2; 0,3; 0,5)T , q = (0,1; 0,8; 0,1)T ⇒E = 0,2 · 0,1 · 0 + 0,2 · 0,8 · (−2) + · · · + 0,5 · 0,1 · (−4) = 1,84

Satz: Γ E ist stets determiniert und es gilt v = p∗TUq∗ ∈ [u∗, u∗].

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 79

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Optimale Strategien und Spielwert von ΓE

Im Allgemeinen lineare Optimierung nötig (machen wir aber nicht . . . )

U.U. auch graphische Lösung möglich.

Voraussetzung: |A| ≦ 2 oder |B| ≦ 2.

Eventuell durch sukzessive Streichung dominierter Strategien erreichbar:

➀ Streiche alle dominierten / doppelten Strategien von Spieler 1.

➁ Streiche alle dominierten / doppelten Strategien von Spieler 2.

➂ Wiederhole ➀, ➁ solange, bis keine weitere Reduktion möglich.

Beispiel 35

3 −2 0 3 3

−1 2 1 0 1

2 −3 −1 4−4

3 −2 0 3

−1 2 1 1

2 −3 −1 −4

→(

3 −2 0 3

−1 2 1 1

)

→(

3 −2 0

−1 2 1

)

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 80

Graphische Lösungsmöglichkeit

Für nicht weiter reduzierbare Matrixspiele Γ = (A, B, u) mit |A| = 2.

(Falls |A| > 2, |B| = 2 ⇒ vertausche Spielernummern, d.h. U 7→ −UT .)

Vorgehensweise in vier Schritten:

➊ Schritt: Zeichne für jedes bj ∈ B die Gerade

gj(p) = pu1j + (1 − p)u2j mit p ∈ [0, 1]

Im Beispiel 35:

g1(p)= 3 p − (1 − p)= 4 p − 1

g2(p)= −2 p + 2 (1 − p)= −4 p + 2

g3(p)= 1 − p

p

0 1

−1

1

2

−2

3

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 81

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Graphische Lösungsmöglichkeit

➋ Schritt: Bestimme minj

gj(p) für alle p ∈ [0, 1]

Im Beispiel 35:

p

0 1

−1

1

2

−2

3

p∗

➌ Schritt: Bestimme p∗ so, dass minj

gj(p) maximal wird.

Dann: p∗ = (p∗, 1 − p∗)T , v = minj

gj(p∗)

Im Beispiel 35:

g1(p) = g2(p) ⇔ 4 p−1 = −4 p+2 ⇔ p∗ = 38 ⇒ p∗ = (3

8, 58)

T , v = g1(38) = 1

2

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 82

Graphische Lösungsmöglichkeit

➍ Schritt: Wähle die Geraden gju, gjo, die sich in p∗ schneiden•

gjogju

p∗und bestimme q∗ so, dass q∗ uiju + (1 − q∗) uijo = v.Dann: q∗ = (0, . . . , 0, q∗ , 0, . . . , 0, 1 − q∗ , 0, . . . , 0)T

↑ ↑ju-te Stelle jo-te Stelle

Im Beispiel 35: ju = 1, jo = 2, i = 1

q∗ u11 + (1 − q∗)u12 = 3 q∗ − 2 (1 − q∗) = 5 q∗ − 2!= 1

2 ⇔ q∗ = 12 ⇒ q∗ = (1

2, 12, 0)T

Damit ist die Lösung des ursprünglichen Spiels (Folie 81):

p∗ =(38, 5

8, 0)T

q∗ =(12, 1

2, 0, 0, 0)T

⇒ E = (38, 5

8, 0)

3 −2 0 3 3

−1 2 1 0 1

2 −3 −1 4 −4

1212

000

= 1

2 = v

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 83

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Bimatrixspiele

Matrixspiele: u1(a, b) = −u2(a, b)

Bimatrixspiele: u1(a, b) 6= −u2(a, b) für mindestens ein (a, b) ∈ A × B

Bimatrixspiele besitzen vielen Eigenschaften von Matrixspielen nicht, u.a.:

• Maximin- und Gleichgewichtsstrategien müssen nicht übereinstimmen.

• Gleichgewichtspunkte sind i.A. nicht Pareto-optimal (vgl. Beispiel 36).

Übertragung der Konzepte für Matrixspiele:

a) (a∗, b∗) mit a∗ ∈ A, b∗ ∈ B heißt Gleichgewichtspunkt, wenn gilt:

u1(a, b∗) ≦ u1(a∗, b∗) ∀a ∈ A und

u2(a∗, b) ≦ u2(a

∗, b∗) ∀b ∈ B

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 84

Bimatrixspiele

b) u1∗ = maxa

minb

u1(a, b) heißt unterer Spielwert von Spieler 1.

c) u2∗ = maxb

mina

u2(a, b) heißt unterer Spielwert von Spieler 2.

d) (u1∗, u2∗) heißt Garantiepunkt von Γ .

e) a∗∈A, die Spieler 1 u1∗ sichert, heißt Maximinstrategie von Spieler 1.

f ) b∗∈B, die Spieler 2 u2∗ sichert, heißt Maximinstrategie von Spieler 2.

Darstellungsformen für Bimatrixspiele:

• Bimatrix:

U = ((u1(ai, bj), u2(ai, bj))mn

• (nicht-kooperatives) Auszahlungsdiagramm:

N(Γ) = (u1(a, b), u2(a, b)) : a ∈ A, b ∈ B

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 85

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Gefangenendilemma

Beispiel 36

A = B = leugnen, gestehen

(u1, u2) b1 b2 minb u1

a1 (6, 6) (0, 10) 0

a2 (10, 0) (2, 2) 2

mina u2 0 2

⇒Garantiepunkt: (2, 2)

Gleichgewichtspunkt: (a2, b2)u1

u2

2 6 10

10

6

2

Man beachte: (6, 6) > (2, 2) ⇒ Der GP ist ineffizient!

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 86

Kampf der Geschlechter

Beispiel 37

A = B = Theater, Boxkampf

(u1, u2) b1 b2 minb u1

a1 (2, 1) (−1, −1) −1

a2 (−1, −1) (1, 2) −1

mina u2 −1 −1

⇒Garantiepunkt: (−1, −1)

2 Gleichgewichtspunkte: (a1, b1)

(a2, b2)

u1

u2

−1 1 2

−1

1

2

Garantiepunkt für beide unbefriedigend! Möglicher Ausweg: Absprachen.

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 87

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Kooperative Zweipersonenspiele

Idee: Partien (a1, b2), (a2, b1) per Absprache ausschließen;Entscheidung zwischen (a1, b1), (a2, b2) per Münzwurf.

Erwartete Auszahlung jeweils: 12 · 1 + 1

2 · 2 = 32; Beachte: (3

2, 32) /∈ N(Γ)

Zusätzliche Auszahlungspunkte erreichbar!

Formal: K(Γ) = co(N(Γ)) heißt

kooperatives Auszahlungsdiagramm.

(co(·) : kleinste konvexe Obermenge)

Welcher Punkt (u1, u2) ∈ K(Γ) kann

als Lösung angesehen werden?

Im Beispiel 37:

K(Γ)

u1

u2

−1 1 2

−1

1

2

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 88

Nash-Lösung

Ausgangspunkt:

• Kooperatives Auszahlungsdiagramm: K(Γ)

• Konfliktpunkt: (u1, u2) ∈ K(Γ) (meist: (u1, u2) = (u1∗, u2∗))

Gesucht: (u1, u2) ∈ K(Γ)

Idee von Nash (1950): (u1, u2) sollte „fair“ sein, d.h.

➀ Unabängigkeit von linearen Transformationen

➁ Individuelle Rationaliät: u1 ≧ u1, u2 ≧ u2

➂ Pareto-Optimaliät

➃ Symmetrie: uneu1 = ualt

2 , uneu2 = ualt

1 ⇒ uneu1 = ualt

2 , uneu2 = ualt

1

➄ Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen(Streichung von Punkten 6= (u1, u2) ändert Lösung nicht.)

Satz: Die Forderungen ➀ – ➄ charakterisieren eine eindeutige Lösung.

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 89

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Nash-Lösung

Die Nash-Lösung ist derjenige Punkt auf dem Pareto-Rand up2(u1), der

[u1 − u1] · [up2(u1) − u2]

maximiert.

Im Beispiel 37:

Sei (u1, u2) = (u1∗, u2∗) = (−1, −1).Pareto-Rand: Gerade zwischen (1, 2), (2, 1)

⇒ up2 = a + b · u1 mit b = 1−2

2−1 = −1mit (u1, u2) = (1, 2) ⇒ 2 = a − 1 ⇔ a = 3⇒ u

p2 = 3 − u1, wobei 1 ≦ u1 ≦ 2

[u1 − u1] · [up2(u1) − u2] = (u1 + 1)(3 − u1 + 1)

=−u21 + 3 u1 + 4

1. Abl.: −2 u1 + 3 = 0 ⇔ u1 = 32 (2. Abl. o.k.).

In up2 : u2 = 3 − u1 = 3

2 ⇒ (u1, u2) = (32, 3

2)

K(Γ)

u1

u2

••

−1 1 32

2

−1

1

32

2

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 90

Arbeitsbuch, Aufgabe 7.10

Ein PKW soll per Leasing finanziert werden. Der Kapitalwert k1 des Leasing-

nehmers (Spieler 1) hängt wie folgt von der noch zu bestimmenden Leasin-

grate ℓ > 0 ab: k1(ℓ) = 1 000 − 4 ℓ.

Die Hausbank des PKW-Herstellers tritt als Leasinggeberin (Spieler 2) auf. Ihr

aus dem Leasingvertrag resultierender Kapitalwert k2 hängt ebenfalls von ℓ

ab, und es gilt: k2(ℓ) = −600 + 3 ℓ.

Leasingraten, die zu k1 < 0 führen, sind für den Leasingnehmer inakzeptabel.

In diesen Fällen verzichtet er auf die Anschaffung des PKW, so dass beide

Spieler Kapitalwerte in Höhe von 0 erzielen. Die Leasinggeberin ist dagegen

bereit, gegebenenfalls auch einen negativen Kapitalwert hinzunehmen, wenn

dadurch der Absatz des PKW sichergestellt wird, das heißt, wenn k1 ≧ 0 ist.

Bestimmen Sie Nash-Lösung dieser Verhandlungssituation. Welche Leasingra-

te müssten die beiden Spieler vereinbaren, um diese Lösung zu realisieren?

7. Entscheidungen bei bewusst handelnden Gegenspielern 91