kompakt dezember 2010
DESCRIPTION
kompakt - das Mitgliedermagazin der IG BCETRANSCRIPT
Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
kompakt
VOR ORT Autozulieferer Saar Gummi ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter?
TENDENZEN Unterwegs für mehr Gerechtigkeit – die bundesweiten Herbstaktivitäten der IG BCE
TIPPS Wenn ein Job nicht reicht – was bei mehreren Beschäftigungsverhältnissen zu beachten ist
Nr. 12 I DEZEMBER 2010 www.igbce.de
Bitte nicht alle in einen TopfViele meckern pauschal über Integrationsverweigerer. Den Menschen und der Wirklichkeit in unserem Land wird das nicht gerecht.
Anzeige Westend
3kompakt | Dezember 2010 |
>unter uns
hilo Sarrazin hat fast eine Million Exemplare eines Buchs verkauft, das den Titel trägt: Deutschland schafft sich ab. Man mag diesen Absatzerfolg bedauern, schließlich findet sich auf 464 Seiten wenig
Gehaltvolles, dafür viel krudes Zeug über Ausländer und Deutsche. Mit Kopfschütteln allein ist es aber nicht getan, sondern man sollte ernst nehmen, was sich hinter dem Phänomen Sarrazin verbirgt: Es gibt durch-aus Schwierigkeiten im alltäglichen Miteinander von Menschen unter-schiedlicher Herkunft. Auch das ist eigentlich nicht überraschend, sondern ein Stück weit sicherlich normal. Aber bei vielen Menschen herrscht offenbar Unbehagen, dass solche Schwierigkeiten allzu lange kaum ein öffentliches Thema waren. Denn das ist eben nicht normal.
Ein doppEltEs tabu hat uns diese Sprachlosigkeit eingebrockt. Konser-vative wollten nicht darüber reden, dass Deutschland ein Einwanderungs-land ist. Und die anderen fürchteten, es würde die Ausländerfeindlichkeit befördern, wenn Probleme der Zuwanderung benannt werden. Es wäre viel gewonnen, wenn die sogenannte Integrationsdebatte das Ergebnis hätte, solche Verkrampfungen aufzulösen.
Doch da sind Medien wie Bild oder Politiker wie Horst Seehofer vor. Mit populistischem Eifer versuchen sie den Eindruck zu erwecken, als müssten sich die Deutschen gegen »Integrationsverweigerer« verteidigen. Das spaltet und schadet, weil es wieder wegführt von einem unbefangenen, realis-tischen Blick auf unsere Gesellschaft, in der es beides gibt: ein unglaublich hohes Maß an erfolgreichem, gelungenem Miteinander und zweifelsfrei diskussionswürdige Probleme. Eben weil die Debatte um Zuwanderung und Integration aus dem Ruder zu laufen droht, ist die Titelgeschichte dieser kompakt-Ausgabe stärker positiven Beispielen gewidmet. Wir sprechen mit den Menschen, über die seit Wochen ständig geredet wird, und geben ihnen Raum zu erzählen, wie sie sich selbst als Zuwanderer in Deutschland erleben.
Ein wEnig nächstEnliEbE oder auch Solidarität einzufordern und selbst zu üben, das sollte uns allen in diesen vorweihnachtlichen Tagen selbst-verständlich sein. Als Teil der gut entwickelten kulturellen Wurzeln unserer Gesellschaft. In diesem Sinne wünscht die Redaktion allen Leserinnen und Lesern friedliche und freudvolle Feiertage und einen guten Start in das neue Jahr.
Keine tabus, aber mehr Miteinander
christian hülsMEiEr Chefredakteur
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Foto: Martin schlüter
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4 | kompakt | Dezember 2010
Opfer der Expansion?Trotz Vollauslastung drohen bei Lang-Papier Entlassungen.
Chancen durch »1000 für 1000«Tarifvertrag sorgt für die Übernahme junger Menschen.
Saargummi: Hoffnung trotz InsolvenzMitarbeiter bauen auf neuen Investor.
Weißes Pulver aus der OberpfalzEin bayerischer Spezialchemieproduzent sorgt dafür, dass
Kabel nicht so schnell in Brand geraten.
VOR ORT 21–29
IMMER IM HEFT
03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Der Landesbezirk Westfalen berichtet auf dieser Seite
über Jubilarehrungen.
Titelbild: Dirk Kirchberg
12 Das geht nicht einseitigWie kann Integration gelingen? kompakt sprach mit
Mitarbeitern mit sogenanntem Migrationshintergrund.
16 Stark aus der KriseBundesarbeits- und Sozialministerin Ursula von der
Leyen über Leiharbeit und die Rente mit 67.
18 Nach vorne blicken Gesine Schwan rezensiert für kompakt das Buch
»Für den Fortschritt« von Michael Vassiliadis.
32 Für mehr Gerechtigkeit In Dortmund, Nürnberg, Augsburg, Cottbus und vielen
anderen Orten haben IG-BCE-Mitglieder sich an den
Herbstaktivitäten des DGB beteiligt.
34 Ein großer SchrittBis 2012 werden Hunderte Bergleute aus dem Saarland
nach Westfalen verlegt. kompakt hat einen getroffen.
36 Wenn ein Job nicht reichtWer zwei Tätigkeiten ausübt, muss einiges beachten.
38 Manchen winkt eine Erstattung Wer als Betriebsrente eine Direktversicherung hat, kann
vielleicht auf mehrere Tausend Euro von seiner Kranken-
kasse hoffen. Näheres erklärt der Ratgeber.
TITEL
THEMEN
TENDENZEN
TIPPS
11 StandpunktMichael Vassiliadis über Unternehmensstrategien
nach der Krise
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5kompakt | Dezember 2010 |
>INHALT DEZEMBER 2010
Weiter Weg 34
16 Interview: Stark aus der Krise Zwei sind einer zu viel 36
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Gemeinsam für mehr Gerechtigkeit 32
42 Der Profi lgeber
6 | kompakt | Dezember 2010
Erst einmaleinsparenWENIGE WOCHEN nach seinem Amts-antritt setzt Vorstandsvorsitzender Marijn Dekkers den Rotstift an: Weltweit sollen bei der Bayer AG ab 2013 rund 4500 Stellen gestrichen werden, davon 1700 in Deutschland. Und das, obwohl die Beschäftigten in der Krise drastische Einschnitte hingenommen haben und das Unternehmen seit dem Aufschwung kräftige Gewinne erzielt. Peter Hausmann, Aufsichtsratmitglied der Bayer AG sowie Tarifexperte der IG BCE, hält von einer solchen Unternehmenspolitik gar nichts: »Rekordgewinne und Arbeitsplatz-abbau – das geht nicht zusammen und ist für uns nicht akzeptabel.«
BILD DES MONATS
92 STUNDEN waren die elf Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll unterwegs. Noch nie dauerte der Castor-Transport von der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ins Zwischenlager Gorleben so lange wie in diesem Jahr. Und noch nie stellten sich so viele Menschen dem Castor in den
Weg. Der Protest der rund 25 000 Demonstranten richtet sich vor allem gegen die schwarz-gelbe Bundesregierung und ihren Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg. Denn die Endlagerfrage ist noch immer offen – obwohl jährlich mehr als 400 Tonnen radioaktiver Müll produziert werden.
Heiße Ladung
AUFREGER DES MONATS
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DIE AUSSICHTEN für den deutschen Steinkohlenbergbau und seine Beschäftigten haben sich deutlich verbessert. Der federführende Ausschuss des EU-Parlaments hat sich für eine Beihilferegelung bis 2018 ausgesprochen und empfi ehlt dem Parlament einen entsprechenden Beschluss. Auch die Botschaf-ter der EU-Mitgliedstaaten sind mit großer Mehrheit für eine solche Regelung. Bisher will die Kommission die Subventionen bereits 2014 einstellen. »Damit sind wir unserem Ziel einen guten Schritt nähergekommen, aber wir haben es noch nicht erreicht«, sagt der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis. Die Protestaktionen der Bergleute, die Gespräche der IG BCE und ihr Drängen auf geschlossenes Auftreten der Bundesregie-rung in Brüssel haben diesen Erfolg ermöglicht. Vassiliadis:»Ich hoffe nun, dass die EU-Kommission rechtzeitig zum EU-Wirtschaftsministerrat am 10. Dezember einen neuen Vor-schlag für eine sozialverträgliche Regelung bis 2018 macht.«Unterdessen hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf beschlossen, der die Streichung der Revisionsklausel aus dem Steinkohlenfi nanzierungsgesetz vorsieht. »Endgültig wird darüber aber der Bundestag entscheiden«, sagt Michael Vassiliadis. »Und zwar nachdem in Brüssel eine neue Beihilfe-regelung ausgehandelt worden ist.«
kompakt | Dezember 2010 |
>AKTUELLES
Gute Chancen für 2018ARBEITEN BIS 67 – für viele Beschäftigte unvorstellbar. Nicht
nur, weil ein Großteil allein aus gesundheitlichen Gründen
nicht so lange durchhält, sondern auch, weil es gar nicht so
viele Arbeitsplätze für Ältere gibt. Doch die Bundesregierung
hat nun einen Bericht zur Lage älterer Arbeitnehmer vorgelegt,
der eine positves Bild
zeichnet: Die Beschäf-
tigungsquote der 60- bis
65-Jährigen habe sich
zuletzt auf 38 Prozent
erhöht und damit inner-
halb der vergangenen
zehn Jahre fast verdop-
pelt. Deshalb sei die
2012 beginnende An-
hebung des Rentenein-
trittsalters auf 67 Jahre
vertretbar und notwendig. Sind die Bedenken der Arbeitneh-
mer damit ausgeräumt? Im Gegenteil. »Der Bericht zeigt deut-
lich, Ältere haben nach wie vor schlechte Chancen auf dem
Arbeitsmarkt, es gibt schlicht nicht genug Arbeitsplätze«, kri-
tisiert der stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Ulrich Freese.
Zudem entsprechen die Arbeitsbedingungen nicht den Er-
fordernissen älterer Belegschaften. Von den Neurentnern des
Jahres 2009 war denn auch jeder sechste vor Beginn der Alters-
rente arbeitslos. Freese: »Solange dies so ist, solange kann
und darf das Renteneintrittsalter nicht auf 67 steigen.«
NACHRICHT DES MONATS
0,6 %STUDIERENDE ohne Abitur sind in Deutschland immer noch
die Ausnahme. Ihr Anteil liegt derzeit gerade mal bei 0,6 % von
2,1 Millionen Studenten an den Universitäten und 1,9 % an
den Fachhochschulen. Einige Bildungsminister haben den for-
malen Zugang (zum Beispiel für Meister) zwar gelockert, aber
nur wenige Hochschulen haben diese Gruppe im Blick. Ob-
wohl alle Bundesländer versprochen haben, die Hochschulen
für Berufstätige zur Fort- und Weiterbildung zu öffnen. Bislang
gibt es aber keinen Überblick, welche Studiengänge an wel-
chen Hochschulen konkret für Berufstätige offen sind. Das
will die IG BCE ändern und gibt auf ihrer Internetseite einen
Überblick. Damit künftig mehr Berufserfahrene studieren.
www.igbce.de/portal/site/igbce/studieren_ohne_abitur/
ZAHL DES MONATS
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Bei der Rente fehlt der Durchblick.
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Gesucht: Arbeitsplätze
8 | kompakt | Dezember 2010
> HEIMS HOMEPAGE
KULTUR Aus der Bundes-hauptstadt
UNIVERSAL-GELEHRTER Leibniz im Internet
LEBENSGEFÜHL Die Kunst, Rollbrett zu fahren
MODERosa ist (k)eine Mädchenfarbe
Darf es eine Spur härter sein? Politik aus Berlin, aber nicht die der Bundesregierung. Die Blogrebellen Kreuzberg machen ein politisches Musikblog. Hier schreiben ein selbst-ernannter Medienterrorist, eine Mediendesignerin und einer, der auf der Suche nach dem perfekten Groove ist. Eine spannende Mischung.http://blog.rebellen.info/
2007 erklärte die UNESCO den Briefwechsel von Gottfried Wilhelm Leibniz zum Bestandteil des Weltge-dächtnisses. Er enthält rund 15 000 Briefe mit 1100 Korrespondenzpart-nern weltweit. Er zeuge von den »Bemühungen um die Konstituierung einer Weltgesellschaft des Wissens und der Vernunft«, heißt es aufwww.leibnizcentral.de, wo die Briefe und viele Infos zu fi nden sind.
Skateboardvideos gibt es viele. Die Suche nach »skateboard« liefert allein bei Youtube 551 000 Treffer. Gut, alle habe ich mir nicht ange-schaut und werde ich auch nicht! Allerdings hier meine Empfehlung: die Videos von Juan Rayos http://vimeo.com/juanrayos und das besonders gelungene Kilian Martin Video http://bit.ly/cegVzV. Da bleibt einem glatt die Spucke weg.
O.k. Milena, ich mag dich. Dein Blog wirkt luftig, leicht und rosa. Aber wenn ich mir die Kommentare durchlese, kriege ich vor lauter Gefl öte Ohrensausen (Zitat: »Woher hast du die mega tollen Kissen?«). Bezahlst du die Leute? Und dann hätte ich selbst noch eine Frage: Woher hast du eigentlich das megatolle, vintage Geschirrtuch? :-)http://bit.ly/bq0KJf
RUDOLF HEIMIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de
präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem Web
E-Mail: [email protected]
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10 | kompakt | Dezember 2010
> AKTUELLES>
Gewerkschafterin im EKD-Rat
Große Unbekannte wird 100
EDELTRAUD GLÄNZER ist am 9. No-
vember in den Rat der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD) gewählt
worden. Auf der Synode in Hannover,
dem jährlich stattfindenden Spitzen-
treffen der EKD, erhielt die Gewerkschaf-
terin mit 110 von 144 Stimmen bereits
im ersten Wahlgang die notwendige
Zwei-Drittel-Mehrheit.
»Gestaltungskraft für mehr Teilhabe
und Gerechtigkeit braucht Bündnispart-
ner«, sagt das Vorstandsmitglied der IG
BCE. Sie will nun den Dialog zwischen Kirche und Gewerkschaften intensivieren.
»Es gibt eine Menge gemeinsamer Themen, bei denen Kirche und Gewerkschaft als
Stimme und Anwalt für Gerechtigkeit und Teilhabe in unserer Gesellschaft gefordert
sind«, begründet sie ihr Engagement im Rat der EKD. »Wir setzen uns beide ein für
junge Menschen, für ein solidarisches Gesundheitswesen und für verantwortliches
unternehmerisches Handeln in der sozialen Marktwirtschaft.«
JAHRELANG läuft alles bestens im Be-
ruf. Doch ein Moment der Unaufmerk-
samkeit genügt: Arbeitnehmer verursa-
chen einen Schaden und werden vom
Arbeitgeber dafür belangt.
Schnell kann so ein Missgeschick den
Beschäftigten in finanzielle Nöte brin-
gen. Damit es nicht soweit kommt, hilft
die »Gewerkschaftliche Unterstützungs-
einrichtung für Verkehrsberufe« (GUV/
FAKULTA) – und das bereits seit 100 Jah-
ren. Gegründet wurde die Solidarkasse,
deren Mitglieder einer der DGB-Gewerk-
schaften angehören müssen, 1910 auf
Antrag der Berliner Kraftwagenführer,
deren Mitglieder regelmäßig auf Schä-
den sitzen blieben.
Unter nationalsozialistischer Herr-
schaft zerschlagen und in den Zeiten der
deutschen Spaltung in die Organisa-
tionen GUV (http://www.guv-fakulta.de) im
Westen und Fakulta im Osten aufge-
splittet, besteht die Gewerkschaftsorga-
nisation seit 1991 in der heutigen Form
und vertritt rund 134 000 Mitglieder –
Tendenz steigend.
Johannes Friedrich, bayerischer Landesbi-schof, gratuliert Edeltraud Glänzer zur Wahl.
Ende einer Dienstfahrt: Schon 1929 war Autofahren gefährlich – die GUV half bereits damals.
> Ausländer unerwünscht?»Ihre Eltern hatten ihnen die Bun-
desrepublik als eine Art Paradies
geschildert. So kamen sie, in der
Hoffnung auf eine Berufsausbil-
dung«, heißt es in der Juni-Ausgabe
1980 der Gewerkschaftszeitung der
IG Chemie-Papier-Keramik »gp«. Die
Situation von jungen Einwanderern
ist nicht erst seit Thilo Sarrazins Buch
ein Thema. Viele Jugendliche aus der
Türkei folgten ihren Eltern nach
Deutschland. Doch sie wollten nicht
die »Drecksarbeit« leisten, sondern
einen anständigen Beruf erlernen.
Die Hürden schienen dafür aber oft
unüberwindlich. Nur die Hälfte
schaffte einen Hauptschulabschluss,
weil die Sprachschwierigkeiten
vielfach zu groß waren. Doch auch
wer schon einen Abschluss aus der
Türkei mitbrachte, hatte kaum
Chancen auf einen Ausbildungsplatz.
Schnell bekamen die jungen Türken
den Eindruck, dass die Deutschen
ihnen keine Zukunftschancen geben
wollen, sondern sie nur als »Reserve-
arbeitskräfte« betrachten. Und so
appellierte der Autor des Textes
schon damals: »Es ist höchste Zeit,
dass wir den jungen Ausländern eine
faire Chance geben. Nicht nur den
Türken. Und nicht nur in Berlin.«
Seitdem ist viel passiert in Deutsch-
land, dennoch hat dieser Satz auch
heute, 30 Jahre nach Veröffent-
lichung, noch genauso viel Gültigkeit.
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11kompakt | Dezember 2010 |
Diesen Aufschwung haben wir verdient
Es fällt in diesem Jahr deutlich leichter
als noch 2009, sich auf unbeschwerte
Weihnachtstage zu freuen. Mit der
Krise sind viele Sorgen entschwunden, die
Menschen blicken wieder optimistischer in
die Zukunft. Und das mit gutem Grund. Statt
Kurzarbeit gibt es in den Unternehmen rich-
tig zu tun, die Kapazitäten sind ertragreich
ausgelastet und die Gewinne in aller
Regel mehr als ordentlich. Das muss
nun auch in einem Themenwech-
sel zum Ausdruck kommen. Jetzt
ist es an der Zeit, über Teilhabe
und gute Arbeit zu sprechen.
Denn natürlich muss sich der
Aufschwung auch für die Ar-
beitnehmerinnen und Arbeit-
nehmer lohnen. Das ist nur
gerecht nach all den Anstren-
gungen, die es gekostet hat,
Unternehmen und Arbeitsplät-
ze möglichst unbeschadet durch
die Krise zu bringen.
VON DER GEMEINSAMKEIT, mit der wir bes-
ser als andere Länder durch die Krise gekom-
men sind, wollen allerdings einige Verant-
wortliche in den Unternehmen heute nicht
mehr viel wissen. Stattdessen werden die alten
Konzepte zum Personalabbau aus der Schub-
lade geholt – als hätte uns die Krise nicht ge-
lehrt, dass qualitatives Wachstum und ein
nachhaltiger Unternehmenserfolg nur mit der
Kreativität und dem Know-how einer leis-
tungsstarken und motivierten Belegschaft zu
erreichen ist. Wer immer noch glaubt, Rendite
einseitig auf Kosten der Beschäftigten steigern
zu müssen, der hat offenbar nichts gelernt.
Gemeinsinn ist keine auf Krisenzeiten be-
schränkte Tugend, das werden wir überall in
Erinnerung bringen.
UNSEREN ANTEIL am Aufschwung sichern
wir am besten mit einer starken Gewerkschaft
und guten Tarifverträgen. Wir wollen faire Be-
zahlung, erstklassige Ausbildung und ausge-
zeichnete Arbeitsbedingungen statt Personal-
abbau und ständiger Leistungsverdichtung.
Weil es Spitzenleistung nicht ohne entspre-
chende Gegenleistung geben kann. Das wer-
den wir in den Unternehmen zum Thema
machen. Damit sich der Aufschwung in ech-
tem Fortschritt für die Menschen auszahlt.
>STANDPUNKT
»Gemeinsinn ist keine
auf Krisenzeiten
beschränkte Tugend.«
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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG BCE
12 | kompakt | Dezember 2010
> TITEL INTEGRATION
Das gehtnichteinseitig
Der Mann mit den rehbraunen
Augen ist zweifellos ein hervor-
ragender Fußballspieler. Und ein
integrativer dazu. Auf dem Platz ist es
sein ständiges Bestreben, andere zu be-
dienen, sie mitspielen zu lassen. Außer-
dem spricht er, der aus einer türkischen
Familie stammt, passabel Deutsch, hat
also auch selbst seine Integrations-
hausaufgaben gemacht. Dass nun Mesut
Özil, der Mann mit dem Rehblick, den
»Bambi« für gelungene Integration ver-
liehen bekommen hat, ist trotzdem ir-
gendwie des Guten zu viel. Klar, er
bemüht sich seit dem Sommer auch in
Spanien eifrig, integriert zu werden. Al-
lerdings doch wohl eher im Mittelfeld
des spanischen Rekordmeisters. Warum
die Jury des Fernsehpreises Bambi den-
tausends«. Aber es beschäftigt viele in
Deutschland. Nicht nur im Fernsehen
wird darüber diskutiert. In Betrieben,
Vereinen und Familien sind viele Men-
schen erregt, irritiert, genervt.
DEN ANFANG machte Thilo Sarrazin
mit seinem Beststeller »Deutschland
schafft sich ab«, in dem er unbequeme
Thesen über Muslime und andere
angebliche Integrationsverweigerer auf-
stellt. Die muslimischen Einwanderer,
so der frühere Bundesbank-Vorstand,
integrierten sich schlechter als andere
Gruppen in Deutschland. Und deren
Zuwanderung untergrabe auf Dauer die
deutsche Gesellschaft.
Den Zorn vieler Menschen im Land
schürten dann Medienberichte über Be-
WIE KANN DAS MITEINANDER GELINGEN? Deutschland diskutiert über Integrationsverweigerer und vergisst, dass die Mehrheit der Einwanderer längst die Sprache spricht und Steuern zahlt.
Foto: Dirk Kirchberg
noch eigens für den Jungstar von Real
Madrid einen »Integrations-Bambi« ge-
schaffen hat, bleibt ihr Geheimnis.
Wahrscheinlich, weil es eben im Mo-
ment ein Thema ist, an dem man nicht
vorbeikommt.
Der Fernsehpreis für den Fußballstar –
vorläufiger Höhepunkt der Integra-
tionsfestspiele. Wo man auch hinzappt,
das Thema verfolgt einen. Irgendwo saß
in den letzten Monaten immer eine be-
troffen blickende Schar Menschen auf
Sofas und diskutierte mit heiligem Ernst
über die Notwendigkeit, dass Ausländer
sich in Deutschland integrieren. Oder
dass sie von der Gesellschaft integriert
werden. Oder eben beides.
Integration – ein türkischer Blogger
nennt es genervt das »Unwort des Jahr-
13kompakt | Dezember 2010 |
schimpfungen von deutschen Kindern
auf Schulhöfen. So berichtet die Welt
unter der Überschrift »Die Schule der
Angst« über Berliner Schulklassen mit
20 Schülern aus zehn verschiedenen
Nationen. Deutsche Jugendliche trauten
sich dort kaum noch, ihren Namen zu
nennen. Eine Schülerin erzählt, sie habe
in der Pause und im Unterricht »nichts
verstanden«, denn alle hätten Türkisch
und Arabisch miteinander gesprochen.
Ein typischer Fall von Integrationsver-
weigerung also? Von »zehn bis zwölf Pro-
zent Integrationsverweigerern« spricht
Bundesinnenminister Thomas de Mai-
zière (CDU) inzwischen. Was genau er
mit Verweigerung meint, sagt er hinge-
gen nicht. Seine Schätzung zeigt zudem,
dass die Masse der Migranten entweder
Einzige Tatsache im Integrationsnebel
scheinen Einzelfälle zu sein, die medien-
wirksam aufbereitet werden. Doch die
Welt ist nicht schwarz-weiß und das
Thema Integration viel zu komplex, um
es auf einfache Wahrheiten zu reduzie-
ren. Fakt ist: Es gibt eine Menge Proble-
me, über die man sprechen muss. Die
Kanzlerin lud deshalb Anfang November
zum inzwischen vierten Integrations-
gipfel ein. Besonders viel kam dabei nicht
heraus: 2011, beim fünften Gipfel, sollen
erstmals klare Ziele definiert werden.
FÜR GEWERKSCHAFTEN ist das Thema
Integration absolut nicht neu. Seit vielen
Jahrzehnten arbeiten sie erfolgreich dar-
an mit, Zuwanderer in die deutsche Ge-
sellschaft zu integrieren – und das
Vera Fischer, Aylin Yelmen, Tsetsegee Jamiyan, Guy Baki und Jonathan Lange sind IG-BCE-Mitglieder und gut qualifi zierte BASF-Mitarbeiter. Und haben einen sogenannten Migrationshintergrund.
gut integriert oder zumindest willig ist.
Auf welchen Fakten die Schätzungen al-
lerdings beruhen, bleibt allein sein Ge-
heimnis. Wenn der Minister nämlich die
Teilnahme an den Integrationskursen
meint, wird es schwierig. Denn seit
ihrer Einführung 2005 haben schon
600 000 Migranten die 645 Unterrichts-
stunden umfassenden Seminare be-
sucht. Doch den Kommunen, die für die
Kurse zuständig sind, fehlt Geld für Leh-
rer, Räume und Material. Schätzungen
zufolge warten deshalb aktuell knapp
9000 Ausländer auf einen Platz. Selbst
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) räumte
kürzlich ein, man könne erst »in fünf
bis sieben Jahren« allen Migranten, die
einen Integrationskurs belegen wollen
oder müssen, einen Platz anbieten.
14 | kompakt | Dezember 2010
> TITEL INTEGRATION
erlebbar. »Integration gelingt vor allem
über den Arbeitsmarkt«, das sieht auch
die Integrationsbeauftragte der Bundes-
regierung, Maria Böhmer, in ihrem Jah-
resbericht 2010 so. Dort steht allerdings
auch, dass die Arbeitslosenquote von
Migranten nach wie vor doppelt so hoch
ist wie die von Menschen ohne Migra-
tionshintergrund. Ein Problem: Die Ab-
schlüsse vieler hoch qualifizierter Mig-
ranten werden hier nicht anerkannt.
IN DER MONGOLEI hatte Tsetsegee
Jamiyan Betriebswirtschaft studiert. Mit
29 Jahren kam sie nach Deutschland. Ihr
Studium wurde hier nicht anerkannt, sie
putzte in einem Hotel, holte ihr Abitur
nach. »Das war nicht schön, mit 30 noch
einmal die Schulbank zu drücken«, sagt
sie. Aber sie biss sich durch, studierte
Wirtschaftsinformatik, arbeitet heute im
European Shared Service Center der
BASF in Berlin. 900 Mitarbeiter aus
50 Nationen erbringen hier Personal-
und Finanzdienstleistungen für die
BASF-Gruppe in ganz Europa.
Tsetsegee hat eine Menge investiert,
um hier zu leben. Sie fühle sich integ-
riert, sagt die 38-Jährige. »Aber nicht ak-
zeptiert.« Die Deutschen, so sagt sie, er-
schienen ihr kaltherzig. »Höflichkeit gilt
hier als Schwäche.« Die schlechte Stim-
mung gegenüber Migranten spricht sich
langsam herum. »Dann eben ohne uns«
titelte der stern im November und erzähl-
te die Geschichten von gut ausgebildeten
Migranten, die ausgewandert sind, weil
sie in Deutschland an bürokratischen
und menschlichen Hürden scheiterten.
2009 wanderten erstmals mehr Men-
schen aus Deutschland aus als Einwan-
derer dazukamen. Dabei werden drin-
gend Fachkräfte gebraucht. Laut einer
IHK-Studie klagt jeder fünfte Unterneh-
mer über Probleme bei der Besetzung
1 | GELEBTE INTEGRATION:Guy Baki ist Betriebsrat bei BASF Services Europe GmbH – und hat seinen Sprachkurs selbst bezahlt.
2 | DEUTSCH-NACHHILFE:Emre war früher ein Intensivtäter – heute macht er Abitur und hilft Jugendlichen bei den Hausaufgaben.
3 | NICHT AKZEPTIERT:Tsetsegee Jamiyan ist Informatikerin. Die Deutschen fi ndet sie kaltherzig: »Höfl ichkeit gilt hier als Schwäche.«
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»In den Medien werden nur
negative Beispiele gezeigt.«
schon früh mit pragmatischen Zielen.
So forderte die IG Chemie-Papier-Kera-
mik auf ihrem Gewerkschaftstag 1972,
vor bald 40 Jahren, die »soziale und ge-
sellschaftliche Integration der auslän-
dischen Arbeitnehmer« und insbesonde-
re den Unterricht für Ausländerkinder
auszubauen. Die IG Bergbau und Ener-
gie forderte ebenfalls 1972, auch die
Ehepartner zu überbetrieblichen Kursen
und Lehrgängen von ausländischen Ar-
beitnehmern einzuladen. Und die Ge-
werkschaft Leder machte sich auf ihrem
Gewerkschaftstag 1972 dafür stark, die
unzureichende vorschulische Betreuung
von Einwandererkindern zu verbessern.
Es wurde nicht nur gefordert: In den Jah-
ren des Gastarbeiterzuzugs bis zum
Anwerbestopp 1973 sorgten Betriebs-
räte im ganzen Land
für schnelle, unbüro-
kratische Lösungen,
wenn es zum Beispiel
um die Vergabe von
Werkwohnungen
ging. Und Gewerkschaften setzten auch
die Novellierung des Betriebsverfas-
sungsgesetzes im Jahre 1972 durch. Die
damit verbundene Einführung des passi-
ven Wahlrechtes im Betrieb sorgte dafür,
dass immer mehr ausländische Arbeit-
nehmer zu Betriebsräten gewählt wur-
den. Vorher konnten sie nur selbst wäh-
len – so wurde Integration praktisch
1
15kompakt | Dezember 2010 |
freier Stellen. Guy Baki hat inzwischen
eine Stelle gefunden. Der 45-Jährige
wurde in Halle/Saale geboren, wuchs
im Kongo auf und lebt inzwischen seit
17 Jahren in Berlin. Ihn stört etwas ande-
res: die Pauschalisierung in der Integra-
tionsdebatte. »Man unterscheidet nicht
zwischen Biografien«, sagt der Finanz-
experte, der die französischsprachigen
BASF-Gruppengesellschaften in Europa
betreut. »Wer die Sprache spricht und
hier Steuern zahlt, kommt überhaupt
nicht in der Diskussion vor.« In den Me-
dien würden nur negative Integrations-
beispiele transportiert. »Ich habe damals
meinen Sprachkurs selbst finanziert«,
sagt der Betriebsrat stolz.
»Man muss sich schon selbst bewegen,
wenn Integration gelingen soll«, sagt
auch Gordon Gisa. Der 30-jährige Che-
mikant, dessen englischer Vorname nur
eine Hommage an den in Australien le-
benden Teil seiner Familie ist, arbeitet in
Dormagen bei der Bayer MaterialScience
AG in einer Schicht mit zwölf Kollegen.
Sechs verschiedene Nationalitäten und
kulturelle Wertvorstellungen träfen in ih-
rer Gruppe aufeinander. Zu Gisas Kolle-
gen gehören ein Türke, ein Marokkaner,
ein Pole, ein Philipino und ein Thai. Der
Schichtführer, selbst Türke, manage die
kulturellen Unterschiede der Schicht
sehr gut. »Wir akzeptieren und helfen
uns«, sagt Gisa. Dazu gehöre auch, dass
man Vorwürfe und Gerüchte entkräfte.
»Etwa dass Arbeit liegen bleibt, wenn
mein muslimischer Kollege beten geht«,
sagt Gisa. Denn ob er nun fünf Minuten
Pause mache oder ein muslimischer
Kollege kurz beten gehen würde, mache
doch keinen Unterschied. Es reiche nicht
aus, nur Fakten zu kennen – etwa, dass
praktizierende Muslime tagsüber mehr-
mals beten –, sagt Gisa. Man müsse auch
Verständnis und Einfühlungsvermögen
für den anderen mitbringen: »Integra-
tion funktioniert eben nicht nur ein-
seitig.« Alexander Nortrup/dkb
ARBEIT IM BRENNPUNKT:WIE EIN HAMBURGER STREETWORKER AUSLÄNDISCHEN JUGENDLICHEN HILFT
Berlin ist nicht der einzige Ort, an dem es Schwierigkeiten gibt. »Ich arbeite präventiv hier«, sagt Streetworker Tansel Kiliç. »Noch ist Schenefeld kein sozialer Brennpunkt.« Schenefeld ist ein kleines Städtchen an der Grenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. 18 000 Menschen leben hier, eine Brotfabrik gibt Arbeit, ein großes Einkaufszentrum lädt zum Shoppen ein. Es ist der Treffpunkt der Jugendlichen, dort verbringen viele von ihnen ihren Tag. Sie kommen aus der Türkei, aus Afghanisten, aus Russland, aus Ägypten. Es ist keine heile Welt – es gibt Prügeleien, Diebstähle, Probleme mit Drogen. »Aber noch gibt es hier keine Überfälle am hellichten Tag«, sagt der Streetworker. »Noch ziehen keine Banden durch die Stadt.«
Ein paar Häuserblocks weiter, in Hamburg-Osdorf, ist genau das längst Realität. Dort sind gleich drei Street-worker im Einsatz. Viele der Jugend-lichen, die bei Tansel Kiliç in Schenefeld abhängen, wohnen dort. In monströsen Wohnblöcken mit trostlosen Balkonen und dem hohen Anteil an Hartz-IV-Empfängern. Die Polizei fährt hier regelmäßig Streife, es gibt ständig Probleme. Mit deutschen Jugendlichen genauso wie mit ausländischen. Aber es ist diese Mixtur – ausländische Jugend-liche und Gewalt – aus der Bild-Schlag-zeilen sind. Eher selten steht dagegen in der Zeitung, wie wichtig es ist, solche Jugendliche auf die richtige Bahn zu bringen.
Aufsuchende Jugendarbeit heißt das, was Tansel Kiliç tut. Der 36-jährige Deutsche türkischer Herkunft geht dorthin, wo die Jugendlichen sind, baut zu ihnen eine Beziehung auf. Auch zu Emre. Der 22-Jährige war ein Intensivtäter, ein Problem-Ausländer sozusagen. Mit 13 fi ng seine Karriere an:
Drogen, Diebstähle, Überfälle. Immer wieder bekam er Arbeitsaufl agen, saß im Jugendarrest. Als sich nach einem schweren Überfall die Gefängnistüren hinter ihm schlossen, fragte er sich: Was, wenn du nicht mehr rauskommst? Es machte »klick« bei ihm. Er verab-schiedete sich von seinem kriminellen Freundeskreis und brauchte dafür Hilfe. Im Jugendzentrum, wo Tansel arbeitet, bekam Emre Anerkennung, Respekt und praktische Hilfe. Man vermittelte ihm eine Stelle als Nachhilfelehrer. Jetzt bringt er anderen Jugendlichen Deutsch und Mathe bei, holt sein Abi nach, will BWL studie-ren. Ein Fall, der für viele steht: Damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen, hilft Tansel Kiliç den Jugendlichen, berufl ich voranzukommen. Einen Abschluss zu machen, eine Ausbildung. »Viele wollen einfach nur schnell Geld verdienen«, sagt er. »Was sie nicht kapieren: Ohne Abschluss wird man nichts in Deutsch-land.« Guy Baki im Videointerview und Links
zum Thema Integration unter: www.igbce.de
Streetworker Tansel Kiliç ist zwar viel auf der Straße unterwegs – spricht aber auch mit Eltern, Ämtern und Polizei.
16 | kompakt | Dezember 2010
> INTERVIEW URSULA VON DER LEYEN
DIE ARBEITSLOSENZAHLEN sinken, doch viele Probleme bleiben ungelöst: Von der Leiharbeit bis zur Beschäftigungssituation Älterer besteht Handlungsbedarf.
Die Arbeitsmarktzahlen sind so gut wie lange nicht mehr. Hält der Trend an?Im Augenblick ist der Arbeitsmarkt robust und stabil. Eine sehr
erfreuliche Entwicklung, aber wir dürfen uns nicht auf den
Lorbeeren ausruhen. Die nächste große Herausforderung steht
mit dem demografischen Wandel schon in der Tür. Richtig ist:
Wir kommen stärker aus der Krise, als wir reingegangen sind.
Woran liegt das?Es hat in der Krise ein hervorragendes Zusammenspiel vor
allem der Tarifpartner gegeben. Die Kurzarbeit hat sich be-
währt. Die Unternehmen haben nicht entlassen, die Beschäf-
tigten waren bereit, Einbußen hinzunehmen. Und die Politik
hat mit etlichen Milliarden ihren Teil beigetragen. Das alles hat
dazu geführt, dass wertvolle Fachkräfte und Betriebswissen er-
halten geblieben sind. Deshalb ist Deutschland im Ausklang
der Krise schneller aus den Startlöchern gekommen als andere.
Dennoch sind die Probleme nicht zu übersehen. Deutschland steht vor einem Fachkräftemangel. Reicht eine Qualifi zierungsoffensive aus oder brauchen wir auch Fachkräfte aus dem Ausland?In zehn Jahren werden wir fünf Millionen weniger Erwerbs-
fähige haben. Alle Experten sagen, dass wir diese Lücke nicht
allein mit Arbeitsuchenden im Inland schließen können. Des-
wegen brauchen wir auch qualifizierte Zuwanderung. Aber
das müssen Menschen sein, die zu uns passen und die Wirt-
schaft weiter voranbringen. Jeder Ingenieur aus dem Ausland,
der einen Ingenieursplatz ausfüllt, der mit Inländern nicht
besetzt werden kann, sichert auch die Stelle des Meisters in
der Montage, der Sekretärin und des Pförtners im Unter-
nehmen.
Etwa ein Drittel der Beschäftigten arbeitet in aty-pischen Verhältnissen, prekäre Beschäftigung nimmt zu. Wo bleibt die Fairness auf dem Arbeitsmarkt? 90 Prozent der Arbeitsverhältnisse sind immer noch unbefris-
tet, aus vielen Teilzeitstellen werden jetzt im Aufschwung Voll-
zeitstellen. Wir sollten auch nicht vergessen, dass ein guter Teil
der Flexibilität auch gewollt war. Frauen haben lange für das
Thema Teilzeit gekämpft, für etliche eine Voraussetzung über-
haupt einen Job annehmen zu können. Aber natürlich müssen
wir ständig aufpassen, dass mit der Flexibilität kein Schind-
luder getrieben wird.
Wie bei der boomenden Leiharbeit?Bei der Leiharbeit geht es um 2,6 Prozent aller Arbeitsverhält-
nisse. Trotzdem kann es nicht angehen, dass Stammbeleg-
schaften abgebaut und durch Leiharbeiter ersetzt werden. Wir
wollen mit einer gesetzlichen Regelung einen Riegel vorschie-
ben, dass Leiharbeit als »Drehtür« zur Verschlechterung der
Arbeitsbedingungen missbraucht wird.
»Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« will die Bundes-regierung trotzdem nicht gesetzlich verankern. Hier sind zunächst die Gewerkschaften gefordert. Ich verstehe,
dass das kein einfacher Prozess ist. Wird für Stammbelegschaf-
ten und Leiharbeiter gemeinsam verhandelt, fällt für alle die
Tariferhöhung vielleicht geringer aus. Grundsätzlich möchte
ich aber daran erinnern, dass es Abweichungen vom Equal
»Stark aus der Krise«
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen stellt sich den Fragen der kompakt-Redakteure Christian Hülsmeier (rechts) und Michael Denecke.
17kompakt | Dezember 2010|
Pay nur geben kann, wenn Arbeitgeberverbände und Ge-
werkschaften entsprechende Tarifverträge für die Zeitarbeits-
branche abschließen.
Sie stellen Dumping-Abkommen von Scheingewerk-schaften auf eine Stufe mit echten Tarifverträgen. Ich kann verstehen, dass die IG BCE als traditionsreiche und
seriöse Gewerkschaft die neuen Akteure kritisch sieht. Trotz-
dem sollten in einem Rechtsstaat Gerichte urteilen, wann ge-
setzliche Regeln widerrechtlich unterlaufen werden und wann
nicht. Soweit ich das sehe, funktioniert das auch ganz gut.
Vom Mai 2011 an herrscht volle Freizügigkeit in der EU. Wird dann in Deutschland zu lettischen Löhnen gearbeitet?Der große Ansturm wird ausbleiben. Wir müssen aber trotz-
dem aufpassen, dass wir nicht in der Zeitarbeit mit Tarifverträ-
gen aus dem Ausland Dumpinglöhne importieren. Dies kann
durch einen Mindestlohn in der Zeitarbeitsbranche, der dann
auch ausländische Tariverträge bindet, verhindert werden.
Es gibt bei Weitem nicht genügend Arbeitsplätze für Ältere. Aber die Rente mit 67 wird eingeführt.Die Rente mit 67 wird stufenweise bis 2029 eingeführt. Das ist
noch eine lange Zeit, die wir aber auch für die Chancen älterer
Arbeitnehmer nutzen müssen. Wenn wir gleichzeitig immer
älter und immer weniger werden, lässt die Mathematik nur
drei Wege offen: eine drastische Erhöhung der Beiträge auf
Kosten der nachfolgenden Generation, eine massive Renten-
kürzung oder zwei Jahre länger zu arbeiten. Ich halte die
moderate Anhebung des Eintrittsalters bis 2029 für die beste
Alternative. Was nun die Zahl der Arbeitsplätze für die Älteren
angeht . . .
. . . sieht es düster aus.Nur, wenn Sie ausblenden, was in den vergangenen zehn Jah-
ren geschehen ist. Die Zahl älterer Erwerbstätiger hat sich ver-
doppelt, wenn auch von einem niedrigen Ausgangsniveau. Ich
will nicht beschönigen, dass es noch viel zu tun gibt. Beispiels-
weise müssen die Arbeitsbedingungen altersgerecht gestaltet
werden. Das ist allerdings nicht allein Sache der Politik, da sind
auch Wirtschaft und Gewerkschaften gefordert. Mit dem Tarif-
vertrag »Demografie und Lebensarbeitszeit« gehört die IG BCE
zu den Trendsettern. Auf diesem Weg müssen wir weitergehen.
ZUR PERSON
Ursula von der Leyen ist seit November 2009 Bundesminis-terin für Arbeit und Soziales. Zuvor führte die siebenfache Mutter das Bundesfamilien-ministerium. Die 52-Jährige studierte Volkswirtschaft und anschließend Medizin in Göttingen, Münster und Hannover. Sie ist stellver-tretende CDU-Vorsitzende.
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18 | kompakt | Dezember 2010
> THEMEN BUCHVORSTELLUNG>
FÜR DEN FORTSCHRITT – so heißt das gerade erschienene Buch von Michael Vassiliadis. Der IG-BCE-Vorsitzende beschreibt in neun Thesen seine Vision einer Industriepolitik für das 21. Jahrhundert. Eine Rezension von Gesine Schwan.
Das Buch ist im vorwärts-Verlag erschienen, hat 120 Seiten und kostet zehn Euro.ISBN: 978-3-86602-891-3
M ichael Vassiliadis ist ein poli-
tischer Gewerkschafter, der nach
vorn schaut. Er weiß, dass man
Gutes nur bewahren kann, wenn man
vorangeht, den Herausforderungen der
Zukunft ins Auge schaut und frühzeitig
Vorsorge für neue Entwicklungen trifft.
Michael Vassiliadis ist ein strategischer
Kopf.
Kein Wunder, dass er sich im »vor-
wärts/buch« den Fortschritt zum The-
ma macht. Denn die Parole »Fortschritt«
– eine traditionelle Grundorientierung
der Arbeiter- und Gewerkschaftsbe-
wegung – hat bei vielen in den letzten
Jahren seinen guten Klang verloren.
Ohne Fortschritt aber – so Michael
Vassiliadis – haben Deutschlands In-
dustrie und Deutschlands Arbeitneh-
mer, hat Deutschland keine gute Zu-
kunft. Freilich gibt es Gründe dafür,
dass die jahrzehntelange Hoffnung auf
Fortschritt an Schwung verloren hat.
Zweifel an technischen Lösungen, deren
Nebenwirkungen oder Gefahren ihre
Vorzüge konterkarieren, gehören dazu.
Unsere Umwelt hat mehr gelitten, als
Fortschrittsoptimisten ursprünglich an-
genommen haben und die Nuklearener-
gie trifft auf heftigen Widerstand, weil
eine Entsorgung, die Jahrhunderte hal-
ten soll, kaum denkbar ist. Die Men-
schen dürfen sich nicht übernehmen.
Deshalb plädiert Michael Vassiliadis
für eine neue Fortschrittskultur, die die
Erfahrungen der letzten Jahrzehnte in-
telligent aufnimmt und technologische
Erneuerung mit sozialer Gerechtigkeit
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Cin
tula
GESINE SCHWAN, SPD-Politikerin und ehema-lige Präsidentin der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder.
der Energiepolitik. Wenn das Klima ge-
schont werden und die Energieversor-
gung bezahlbar bleiben soll, muss bis
zur vollständigen Versorgung durch er-
neuerbare Energien eine Brückentech-
nologie gefunden werden.
Das soll die Kohleverstromung sein,
nicht die Verlängerung der Laufzeiten
für Kernkraftwerke. Vassiliadis plädiert
für Abscheidung und Verpressung kli-
maschädlicher Gase. Damit berührt er
in der Umweltpolitik einen neural-
gischen Punkt. Denn Umweltschützer
propagieren eine Strategie, mit der »Ab-
fälle« möglichst gar nicht anfallen,
und ökologischer Umsicht verbindet.
Sein Plädoyer mag manchen nicht sen-
sationell erscheinen. Aber es kommt
ihm nicht auf Sensationen, sondern
auf vernünftige Abwägung an. Gerade
das ist wichtig, wenn man als Gewerk-
schafter strategisch verantwortliche, ge-
meinwohlorientierte Politik verfolgt und
nicht nur auf Partikularinteressen fixiert
ist.
Seine Mahnung geht an jene, die
sich vor schwierigen Entscheidungen
drücken wollen und damit einen gefähr-
lichen industriellen Stillstand in Kauf
nehmen. Das ist besonders wichtig in
»Nach vorne blicken«
TESTE DEINE
STÄRKEN:
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WIE STEHEN DAMIT MEINE CHANCEN AUF EINEN AUSBILDUNGSPLATZ?
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Glaube an dich und an das, was du kannst. Gemeinsam mit dir fi nden wir heraus, wo deine Stärken liegen, und zeigen dir passende Ausbildungsmöglichkeiten.
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sondern wiederverwendet werden, auch
CO2-Abfälle. Forschungen dazu wer-
den zurzeit intensiviert. Vassiliadis’ Fort-
schrittsplädoyer ist auch dafür hilf-
reich, weil es den Glauben an den tech-
nologischen Erfindungsgeist stärkt. Es
kommt eben darauf an, sozial-partizipa-
torische, ökologische und technolo-
gisch-erfinderische Initiativen mitein-
ander zu verbinden.
Das Buch ist eine intelligente und ab-
wägende Aufforderung an uns alle, nach
vorne zu blicken, Verantwortung zu
übernehmen und an unsere Intelligenz
zu glauben. Gesine Schwan
>
20 | kompakt | Dezember 2010
LESERFORUM
> Nur noch leervon Yasmin Karg (11/2010)
Heiße Themen
@ Herzlichen Dank für die
Novemberausgabe der
IG BCE kompakt. Habe
seit langer Zeit wirklich viele
Anregungen in Ihrem Heft ge-
funden und bin vor allem
über die Tipps zu psychischen
Erkrankungen sehr dankbar.
Bitte weiter so! Ich bin sehr
froh darüber, dass auch die
IG BCE diese heißen Themen
wie zum Beispiel psychische
Probleme anpackt und darü-
ber berichtet. Mir als altge-
diente Betriebsrätin fehlen oft
gerade diese Anspechpartner,
um meinen Kollegen mit Rat
und Tat zur Seite stehen zu
können.
Sabine Schroft, per E-Mail
DrohkulisseDieser hervorragen-
de Bericht trifft den
Nerv des Zeitgeschehens. Ich
bin ebenfalls von Depressio-
nen betroffen, war mehrere
Monate arbeitsunfähig. Ich
weiß, wie männlich geprägte
Unternehmenskulturen mit
dem Thema umgehen. Der
Aufbau von Angst- und Droh-
kulissen ist nach wie vor All-
Hier folgt der Titel für Oktober 2010
Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
kompakt
VOR ORT Der Mobilfunkanbieter O2 will 1100 Stellen abbauen — die IG BCE protestiert
TENDENZEN Was ein deutsch-türkischer Betriebsrat von der Integrationsdebatte hält
TIPPS Warum in Arbeitszeugnissen nicht immer die Wahrheit steht
Nr. 11 I NOVEMBER 2010 www.igbce.de
Bis nichts mehr geht Die Arbeitswelt fordert viel
von den Menschen. Oft mehr, als sie leisten können.
Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.
Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
IMPRESSUM
Das Mitgliedermagazin der Bergbau, Chemie, Energie
HerausgeberMichael Vassiliadis
ChefredakteurChristian Hülsmeier
Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke
Chef vom DienstAlexander Nortrup
RedaktionSarah Heidel, Rudolf Heim,
Dirk Kirchberg, Dr. Ulrike Börger
FotoredaktionUlrike Neufeld
RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner
GestaltungHans Borgaes
RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6
30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698
Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]
Internet: www.igbce.de
Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover
Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH
Westendstraße 1, 45143 Essen
AnzeigenverwaltungBWH GmbH – Die Publishing CompanyPostfach 92 01 55, 30440 Hannover
Telefon 0511 94670-0Telefax 0511 94670-38Gültige Anzeigenliste Nr. 9 vom 01. 05. 2010
Verantwortlich für den Anzeigenteil:
Jürgen Oberschilp
Zusendungen: Für unverlangte Einsendungen wird keine
Gewähr übernommen.
Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.
Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag
enthalten.
Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,
Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,
Westfalen.
Redaktionsschluss dieser Ausgabe:22. 11. 2010
Druckaufl age: 681 434 (II/2010) Gedruckt auf chlorfreiem Papier
kompakt
tag in Betrieben und gehört zu
männlichen Führungskom-
petenzen. Ein Instrument für
mehr soziale Verantwortung
im Betrieb könnte die Frauen-
quote sein.
Thomas Schmidt, Mönchengladbach
> Bitterer Boomvon Michael Denecke (11/2010)
Besser stellen
@ In kompakt werden
immer wieder Probleme
angesprochen, die die Leihar-
beit betreffen. Ich frage mich,
warum Leiharbeiter nicht an
der Gewinnsteigerung parti-
zipieren können. Das heißt,
sie bekommen einen höheren
Lohn als die Stammbeleg-
schaft. Denn wenn Unterneh-
men verstärkt auf Leiharbeit
zurückgreifen, heißt das, dass
sie unplanmäßig hohe Ge-
winne erwirtschaften. Sie ha-
ben also falsch kalkuliert und
zu wenig Stammpersonal an-
gelegt. Der zweite Grund für
eine höhere Bezahlung wäre
eine Besserstellung der Leih-
arbeit. Drittens spräche die
hohe Flexibilität eines Leihar-
beiters und der damit verbun-
dene größere Aufwand, den
er hat, für eine entsprechende
Entschädigung. Oder wird die
Leiharbeit nur zur Kostensen-
kung eingesetzt?
Detlev Schnickmann, per E-Mail
> Magere Kostvon Thomas Gesterkamp (11/2010)
Zukunft verspielt
@ Als wir 1989/90 unse-
ren ersten Betriebsrats-
lehrgang in Kagel besuch-
ten, kann ich mich noch an
folgende Worte eines älte-
ren Gewerkschaftsmitgliedes
aus dem Saarland erinnern:
»Wir haben jetzt ein ein-
heitliches Deutschland. Ich
würde mich freuen, wenn
wir nun auch ein einheit-
liches Schulsystem bekä-
men.« 20 Jahre ist es
der Regierung gelungen,
das Bildungsproblem unter
den Tisch zu kehren. Des-
halb müsste es im Kommen-
tar von Edeltraud Glänzer
heißen: »Die Zukunft der
Bildung haben wir bereits
verspielt.«
Eckehard Pampel, per E-Mail
> Zu kompakt(11/2010)
Weiter so!Die letzte Ausgabe
von kompakt ist
sehr gelungen. Ob es der
Standpunkt des Vorsitzenden
Michael Vassiliadis ist, die
Titelgeschichte, der Artikel
über die Armutslöhne, die
tollen Aktionen in Brüssel
oder die Tipps – alle Artikel
waren gut verständlich ge-
schrieben. Kaum jemand, der
nicht betroffen ist und die Ar-
tikel auch mit dem Herzen
lesen konnte. Besonders freue
ich mich über die Protestak-
tionen, die im Herbst vielfäl-
tig von der IG BCE unterstützt
werden. Weiter so! In Nord-
rhein-Westfalen hängt eben
viel daran, den Bergbau als
Sockelbergbau zu erhalten.
Unser aller Wohlstand hängt
daran.
Klaudia Scholz, Herne
kompakt | Monat 20XX | 21
VOR ORT
Weiße WeihnachtWie in Bayern aus Pulver Geld wird
Voller Hoffnung trotz InsolvenzSaar Gummi ist pleite – wie geht es weiter?
Trotz voller AuslastungProtest gegen Stellenabbau bei Papierfabrik Lang
Übernahme gesichertTarifvertrag gibt jungen Leuten eine Chance
Foto
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ner
Bac
hmei
er
> VOR ORT NABALTEC
Das weiße Pulver ist ein-
fach überall. Am Be-
ginn seiner Reise sieht
man es noch kaum – da liegt
es in großen Säcken im La-
gerraum. Später aber, wenn
man die Produktionsflächen
betritt, ist es allgegenwärtig:
Es läuft durch riesige Maschi-
nen, zuerst trocken, dann als
klumpige Masse, schließlich
wieder feinpulvrig. Es be-
deckt die Flure wie eine weih-
nachtliche Schneedecke.
Das weiße Pulver ist Alu-
miniumhydroxid. Und so un-
scheinbar es auch sein mag,
für den niederbayerischen
Chemiebetrieb Nabaltec ist es
eine zentrale Ressource. Denn
die Nabaltec-Kunden brau-
chen genau diesen Stoff, um
ihre Produkte zu veredeln; um
Schaumstoffe, Katalysatoren
und Kabel feuerfest zu ma-
chen. Der Bedarf dafür ist rie-
sig. Nabaltec ist für die meis-
ten Menschen ein unsichtbares
Unternehmen. Es gehört zu
jenen, die Zwischenprodukte
herstellen, und deshalb für
Endkunden nicht in Erschei-
nung treten. Für Werner
Mandl ist das normal. »Man
sieht bei uns eben kein End-
produkt«, sagt der Betriebsrats-
vorsitzende. »Hinten geht wei-
ßes Pulver rein und vorn
kommt weißes Pulver raus.
Das ist nicht spektakulär.«
Sehr beeindruckend ist da-
gegen die Halle, in der der
chemische Prozess beginnt.
Es ist warm hier, ein süßlicher
Geruch liegt in der Luft. In ge-
waltigen Bottichen schwimmt
braune Flüssigkeit, eine
Schaumkrone thront darauf.
Hier wird das weiße Pulver,
Aluminiumhydroxid, in einer
Mischung mit Natronlauge
drei Tage lang gerührt. Dann
geht die Reise weiter: Es wird
gewaschen, gemahlen, ver-
edelt. Irgendwann ist eine
weiße Masse entstanden, die
Die FeuerprobeOB FLUGHÄFEN ODER WOLKENKRATZER – ein bayerisches Unternehmen sorgt dafür, dass in Kabelschächten keine Brände entstehen. Und nach der Krise läuft es hier richtig rund.
1
22 | kompakt | Dezember 2010
auf einem Fließband mit des-
tilliertem Wasser besprüht
wird. Wieder wird die Feuch-
tigkeit abgesaugt. Die weiße
Masse, die inzwischen aus-
sieht wie dick aufgetragene
Farbe, bröckelt langsam am
Ende des Fließbandes herun-
ter und wird auf einem weite-
ren Band geföhnt.
Am Ende kommt knochen-
trockenes Pulver heraus. Es ist
immer noch Aluminiumhyd-
roxid. Aber wenn ein Kabel-
hersteller es in seinem Pro-
duktionsprozess verwendet,
hindert es durch die spezielle
Veredelung ein Kabel am
Brennen. Ob das wirklich
funktioniert, testet Verena
Götz. Die 23-Jährige ist Che-
mielaborantin, dazu Mitglied
des Betriebsrates. Und hält
täglich Testkabel in Flammen.
Je mehr Sauerstoff es braucht,
um sich zu entzünden, desto
besser. Dann hat das Alumi-
niumhydroxid seinen Dienst
getan. Auch heute gelingt Ve-
renas Test: Erst bei 42 Prozent
Sauerstoffkonzentration in
der Luft brennt das Kabel.
»Das ist genug«, sagt sie –
denn die Atemluft enthält nur
20 Prozent Sauerstoff.
Als Zulieferer hängt Na-
baltec an vielen Industrie-
branchen und erlebt haut-
nah mit, wenn die Nach-
frage schwankt. »Automobil,
Kunststoff, Glas, Porzellan –
wir nehmen jede Krise mit«,
sagt Werner Mandl mit einer
Prise Galgenhumor. »Selbst
für die Stahlindustrie stellen
wir feuerfeste Stoffe für die
Hochöfen her. Wenn dann
dort die Zahlen runtergehen,
sind wir auch betroffen.«
Der 56-Jährige ist gelernter
Elektriker, seit knapp zehn
Jahren ist er Betriebsratsvor-
sitzender. Das Verhältnis zur
Geschäftsführung ist gut, sagt
er. Die Mitarbeiterzahl stieg
kontinuierlich, mehr als die
Hälfte von ihnen sind IG-
BCE-Mitglieder. Die Auftrags-
bücher waren jahrelang voll.
BIS DIE KRISE Ende 2008
auch im oberpfälzischen
Schwandorf ankam. »Da
brach unheimlich viel weg«,
erinnert sich der Betriebs-
ratsvorsitzende. Noch im
Dezember wurde schleunigst
eine Betriebsvereinbarung ab-
geschlossen, die Arbeitszeit
auf 35 Stunden pro Woche
abgesenkt. Doch es reichte
nicht. Ab Februar musste
auch hier Kurzarbeit einge-
führt werden. Anfangs waren
70 Prozent der Mitarbeiter
betroffen, in der Spitze bis zu
90 Prozent. »Das war für viele
nicht einfach«, sagt Mandl.
»Die Leute haben bis zu
200 Euro weniger verdient.«
Mehr als ein Jahr ging das so.
Während der Krise stand
vor dem Unternehmen im-
mer wieder das Infomobil des
IG-BCE-Bezirks, der Betriebs-
rat lud ins Freizeitheim, er-
klärte die neuesten Entwick-
lungen. Die freie Zeit wurde
zur Qualifizierung genutzt:
Wer an einer Anlage noch
nicht fit war, wurde angelernt.
Kein Mitarbeiter wurde ent-
lassen. Als der Aufschwung
kam, stand Nabaltec dann
mit voller Mannschaftsstärke
früh gut da. Im Juni 2010
wurde die Kurzarbeit einge-
stellt. Und das zweite Quartal
2010 war das umsatz- und er-
tragsstärkste Quartal in der
Firmengeschichte. So werden
aus Krisen Chancen.
Alexander Nortrup
1 | JETZT BRENNT ES:Verena Götz testet, ob das Kabel erst bei hohem Sauerstoffwert Feuer fängt.
2 | DA SCHAU HER:
Detlev Sturm und Johann Fleischmann überwachen die reibungslose Produktion.
3 | JETZT REISST ES:
Hans Gokorsch hat genau im Blick, wie elastisch die Kunststoffprobe ist.
3
2
Die Nabaltec AG ist ein Unternehmen der chemischen Industrie. Auf der Basis von Aluminiumhydroxid und Aluminiumoxid sowie anderen mineralischen Rohstoffen entwickelt, produziert und vertreibt Nabaltec hoch spezialisierte Erzeugnisse. Sie fi nden sich in Kabeln, Teppichen, Kunststofffens-tern, Isolierungen, Leiter-platten, Zündkerzen. 70 Pro-zent davon gehen in den Export. Das Unternehmen ist im Arbeitgeberverband, der Flächentarifvertrag gilt. Es gibt zwei Produktions-standorte in Deutschland – Schwandorf und Kelheim –sowie seit 2006 das Joint Venture »nashtec« in Corpus Christi, USA. 350 Mitarbeiter produzieren jährlich knapp 240 000 Tonnen Aluminium-hydroxide und Spezialoxide. 37 junge Menschen werden aktuell unter anderem zu Elektrikern, Schlossern und Chemikanten ausgebildet.
www.nabaltec.de
DAS UNTERNEHMEN
23kompakt | Dezember 2010 |
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»Wir beliefern sehr viele Branchen. Selbst für die Stahlindustrie stellen wir feuerfeste Stoffe für die Hochöfen her.«
Werner MandlBetriebsratsvorsitzender Nabaltec
| kompakt | Dezember 201024
> VOR ORT AKTUELLES
Lang-Papier ist offensicht-
lich in die Mühlen einer
europaweiten Konzernver-
schiebung in der Papierbran-
che geraten. »Da soll die
Braut halt noch fein gemacht
werden«, ist sich Torsten
Falke, IG-BCE-Bezirksleiter
in Augsburg, sicher. Wie
bekannt wurde, verspürt
der finnische Papierkonzern
UPM Kymmene Expansions-
gelüste und hat ein Auge auf
Myllykoski geworfen. Dieses
ebenfalls finnische Unter-
nehmen hatte 1987 die Pa-
pierfabrik übernommen.
Das Unternehmen in Ett-
ringen mit derzeit rund
550 Mitarbeitern hat eine
lange Geschichte. 1897 ge-
gründet, liegt der Schwer-
punkt heute auf der Produk-
tion von Magazin- und
Zeitungsdruckpapieren.
Doch jetzt sollen 85 Stellen
gestrichen werden, obwohl
die Auftragsbücher voll sind
und im Werk ein enormer
Arbeitsdruck besteht. Erkran-
kungen häufen sich.
Mit Übernahmeplänen
lässt sich auch erklären, war-
um Myllykoski die Planung
vorantreibt und zweifelhafte
Beratungsfirmen beauftragt.
Der Betriebsrat hat sich, weil
die Arbeitgeber mit Informa-
tionen mauern, mittlerweile
mithilfe der IG BCE juristi-
sche Unterstützung gesichert.
Betriebsratsvorsitzender
Bernd Ulbrich: »Wir müssen
uns bei den Gesprächen auf
Augenhöhe befinden. Die
nervliche Belastung der Be-
schäftigten wächst von Tag
zu Tag.« Wolfgang Strähler
Der Startschuss fiel im Au-
gust 1990. Anlässlich der
100-Jahr-Feier der IG Che-
mie-Papier-Keramik, Vorgän-
gerin der IG BCE, wurde in
Hannover die Stiftung Arbeit
und Umwelt gegründet. Ers-
tes Projekt der neuen Institu-
tion war eine Analyse der
arbeitsmarkt- und umwelt-
politischen Probleme im ost-
deutschen Chemiedreieck.
In den ersten Jahren enga-
gierte sich die Stiftung vor-
rangig im betrieblichen
Umweltschutz. In den Folge-
jahren kamen unterneh-
mensübergreifende Themen-
stellungen hinzu.
Ihren Umweltpreis vergab
die Stiftung zum ersten
Mal 1993. Im Jubiläumsjahr
2010 stand der mit insgesamt
Seit 20 Jahren die Umwelt im BlickHANNOVER | Stiftung Arbeit und Umwelt zeichnet im Jubiläumsjahr fünf Unternehmen aus
25 000 Euro dotierte Preis
unter dem Thema »Energie-
effizienz mit Mitarbeiter-
beteiligung«. Ausgezeichnet
wurden fünf Unternehmen.
Sieger war die Stadtverwal-
tung Hannover. Der zweite
Preis ging an Evonik Degussa,
Werk Rheinfelden und an die
Deutschen Edelstahlwerke in
Witten. Den dritten Preis teil-
ten sich Currenta in Lever-
kusen und UPM Nordland
Papier in Dörpen. Der Sonder-
preis des nordrhein-westfä-
lischen Umweltministeriums
fiel an die Rheinberger Solvay
Chemicals. Andrea Pilch
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
BONN | »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« – bei Connect Consulting ist das Prinzip »Equal Pay« verwirklicht, die IG BCE hat Ende Oktober einen entsprechenden Haus-tarifvertrag abgeschlossen.
Kernpunkt des Abkom-mens: »Überlassenen Arbeitnehmern (Leiharbeit-nehmer) sollen grundsätzlich die gleichen wesentlichen Arbeitsbedingungen gewährt werden wie vergleichbaren Arbeitnehmern des Ent-leihers.« Das betrifft insbe-sonders das Arbeitsentgelt.
IG-BCE-Tarifpolitiker Peter Hausmann: »Wir wollen dazu beitragen, den Missbrauch der Leiharbeit zu beenden. Da ist zunächst der Gesetzgeber gefragt, aber auch tarifpoli-tisch können wir etwas tun.«
50 JahreDGB-Reisen
DORTMUND | DGB-Reisen feiert den 50. Geburtstag mit drei besonderen Jubiläums-reisen. Ziele sind das Zillertal sowie eine Donau- und eine Südnorwegen-Kreuzfahrt. Weitere Infos im »Jubiläums-Katalog 2011« oder bei DGB-Reisen GmbH, Königswall 36, 44137 Dortmund (Telefon 0231 95 85 557 oder: [email protected]).
»Die nervliche Belastung der Beschäftigten wächst von Tag zu Tag.«
Bernd Ulbrich Betriebsratsvorsitzender Lang-Papier
Der Jugend zugewandt: Projekte wie etwa »Responsible Care« ani-mieren Azubis und Schüler zum Mitmachen.
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Papierfabrik Opfer der Expansion?ETTRINGEN | Trotz Vollauslastung drohen bei Lang-Papier Entlassungen
kompakt | Dezember 2010 | 25
Tarifvertrag sorgt für Übernahme BURGKIRCHEN/GELSENKIRCHEN/PIRMASENS | Innovative Vereinbarung gibt nach der Ausbildung eine Chance
Im Juni sah es nicht gut
aus für Stephanie Basner.
Zwar hatte sie ihre Lehre
im neuen Ausbildungsberuf
»Fachkraft für Schutz und Si-
cherheit« ordentlich zu Ende
gebracht; doch ihr Lehrbe-
trieb, die BP Gelsenkirchen
als Betreibergesellschaft eines
komplexen Chemie- und Raf-
fineriestandorts, bildet über
Bedarf aus, hat eine Ausbil-
dungsquote von zehn Prozent.
Einigen der Ausgelernten bot
das Unternehmen dann kei-
ne Übernahme an. Stephanie
Basner war eine von ihnen.
Aber: »Im Juli aber erhielt
ich einen Anruf aus der
Personalabteilung, dass ich
doch eine Stelle bekomme«,
berichtet sie. Es gebe für sie
die Möglichkeit einer ein-
jährigen Anstellung. Das lie-
ge daran, dass Mittel aus der
zwischen der IG BCE und
den Chemiearbeitgebern ab-
geschlossenen Tarifverein-
barung »1000 für 1000« zur
Verfügung stünden.
Nicht nur Stephanie Basner
freute sich. Thorsten Merten,
zuständiger Betriebsrat bei
BP Gelsenkirchen: »Wegen
des Tarifvertrags wurden zwei
Fachkräfte für Schutz und Si-
cherheit, eine Fachkraft für
Lagerlogistik und eine Elek-
tronikerin für ein Jahr über-
nommen.« Die Hoffnung ist,
dass aus der einjährigen An-
stellung eine Dauerbeschäf-
tigung wird.
DAS IST DER ZWECK des
Tarifvertrags, den IG BCE
und BAVC im Frühjahr so
formulierten: »Die Chemie-
tarifvertragsparteien gehen
davon aus, dass aufgrund
der weltweiten Wirtschafts-
und Finanzkrise, die die Un-
ternehmen der chemischen
Industrie hart getroffen hat,
ein bedeutender Teil der Aus-
gebildeten von den Betrieben
nicht übernommen werden
kann. Bei einem Anziehen
der Konjunktur werden je-
doch gut ausgebildete Fach-
kräfte dringend benötigt.«
Die aus dieser Tarifverein-
barung stammenden Gelder
zapfte auch Michael Schnabl
an. Er ist Betriebsratsvorsitzen-
der der Infraserv Gendorf. Das
Unternehmen betreibt einen
Industriepark im bayerischen
Burgkirchen nahe Altötting.
»Der Tarifvertrag machte es
möglich«, sagt er, »dass alle,
die wollten, für mindestens
ein Jahr übernommen wur-
Entspannter Blick nach vorn: Erik Bohry wurde von seinem Ausbildungsbetrieb, BIS Industrieservice in Frankfurt, übernommen. »1000 für 1000« hat es möglich gemacht.
den.« Fünf junge Menschen
nutzten die Chance.
FÜR AUSGELERNTE noch
besser lief es bei dem Welt-
marktführer für Kunststoff-
Fensterprofile, der Troisdor-
fer Profine Group. Zu Profine
gehört die pfälzischen Tra-
ditionstochter Kömmerling
Kunststoffe in Pirmasens.
»Wegen dieses Tarifvertrags
hat das Unternehmen 14 Ju-
gendliche übernommen«,
sagt Klaus Maier, der Ge-
samt- und Konzernbetriebs-
ratsvorsitzende. Und zwar
in diesem Fall nicht nur
für ein Jahr, sondern un-
befristet.
Inzwischen sind es mehre-
re Hundert junge Menschen,
die ihre erste reguläre An-
stellung dem am 21. April
unterzeichneten Vertrag der
Chemiesozialpartner ver-
danken. Michael Weisbrodt
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So funktioniert der Vertrag: Die Arbeitgeber haben sich verpfl ichtet, einmalig 25 Mil-lionen Euro einzusammeln und beim Wiesbadener »Unterstüt-zungsverein für die Chemische Industrie« (UCI) einzuzahlen. Von diesem Geld erhalten Betriebe für Tausend erstmals eingestellte junge Menschen ein Jahr lang Lohnzuschüsse von bis zu 1000 Euro monat-lich.
Voraussetzung: Die Unternehmen sind in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage. Oder die Stellen werden zusätzlich geschaffen. Das eine der beiden Bedingungen erfüllt ist, muss der Betriebs-rat schriftlich bestätigen.
DAS IST »1000 FÜR 1000«
http://bit.ly/90MTQp
»Wir haben >1000 für 1000< genutzt und die Übernahme von 14 Jugendlichen er-reicht, sogar unbefristet!«
Klaus Maier GesamtbetriebsratsvorsitzenderKömmerling Kunststoffe Pirmasens
| kompakt | Dezember 201026
> VOR ORT AKTUELLES
Der IG-BCE-Beirat fordert, den Missbrauch der Leiharbeit zu beenden.
Kritisiert hat der Beirat der
IG BCE Ende Oktober
den Entwurf der Bundesregie-
rung für ein geändertes Ar-
beitnehmerübernehmerlas-
sungsgesetz (AÜG). Der Ge-
setzentwurf, so das Gremium,
verhindere nicht, dass Leihar-
beit zu Lohndumping genutzt
wird – weil Leiharbeitskräfte
weiterhin schlechter bezahlt
werden als ihre fest angestell-
ten Kollegen. Der Gesetzent-
Arbeitsmarkt in Ordnung bringenHANNOVER | Der Beirat der IG BCE fordert: »Missbrauch der Leiharbeit beenden!«
wurf gehe auch nicht wirk-
sam dagegen vor, dass immer
größere Teile der Stammbe-
legschaften durch Leiharbeit-
nehmer ersetzt werden.
Stattdessen präsentiere der
Entwurf einige, wenig wirksa-
me Maßnahmen gegen Fälle
wie beim Discounter Schle-
cker. Dort waren Festan-
gestellte entlassen und als
Leiharbeitnehmer wieder ein-
gestellt worden.
Angesichts der Verwerfun-
gen, für die Leiharbeit inzwi-
schen am Arbeitsmarkt sorgt,
»greift der Gesetzentwurf zu
kurz«, so der IG-BCE-Beirat
in einer Entschließung. »Mit
Kosmetik ist es nicht getan.
Der Arbeitsmarkt muss in
Ordnung gebracht, der Miss-
brauch der Leiharbeit beendet
werden.«
Rund 200 Teilnehmerin-
nen und Teilnehmer dis-
kutierten Anfang November
auf der dritten Betriebsräte-
Tagung der IG BCE in Hanno-
ver unter dem Motto »Innova-
tion und Beschäftigung« die
Zukunft von Arbeit und Un-
ternehmen. Der IG-BCE-Vor-
sitzende Michael Vassiliadis
betonte zur Begrüßung: »Be-
triebsräte sind mit Gestal-
tungsanspruch unterwegs,
wir sind keine Verhinderer.«
Auch der stellvertretende IG-
BCE-Vorsitzende Ulrich Freese
stärkte den Betriebsräten den
Rücken. Sie seien die Kons-
tante im Betrieb. Denn viele
Führungskräfte hätten längst
ihre Bodenhaftung verloren,
weil sie die »Sprache der Men-
»Keine Verhinderer«HANNOVER | Betriebsräte betonen Gestaltungsanspruch
schen an den Arbeitsplätzen
nicht mehr sprechen oder
nicht mehr verstehen«. Be-
triebsräte, so Ulrich Freese,
hätten diese Distanz nicht:
»Sie haben die Erfahrungen,
oder sie wissen, wo sie diese
Erfahrungen finden können.«
Wie Innovation in der Pra-
xis im Betrieb aussieht, schil-
derten Betriebsräte aus ver-
schiedenen Branchen. Ihre
Botschaft: Der Weg zum
Erfolg kann unterschiedlich
ausfallen. Ausschlaggebend
ist, dass die Menschen am Ar-
beitsplatz ihre fachliche und
soziale Kompetenz einbrin-
gen können. Sarah Heidel
Foto
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Cin
tula
Tarifmeldungen
FEINKERAMIK | Die Tarifverhandlung am 2. November in Würzburg ist ergebnislos vertagt worden, nachdem die Arbeitgeberseite im Anschluss an die Wirt-schaftsdebatte erklärt hatte, es bestünden keinerlei Verteilungsspielräume. Dies hat die Tarifkommission entschieden zurückgewiesen. Die Verhandlungen werden – nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe – am 29. November fortgesetzt.
RWE | Beim Energiekonzern RWE werden Warnstreiks vorbereitet. Die gemeinsame Tarifkommission von IG BCEund ver.di hat nach vier er-gebnislosen Verhandlungs-runden diesen Beschluss gefasst.
SCHUHINDUSTRIE | In der ersten Tarifverhandlung am 4. November hat die Arbeit-geberseite einen Abschluss trotz der ausgesprochen positiven Umsatzentwicklung abgelehnt. Die Angebote der Arbeitgeberseite entspra-chen im Ergebnis nicht der Forderung nach einer ange-messenen Erhöhung, so die IG-BCE-Tarifkommission.
Ausführliche Informationenunter: http://u.nu/2vw7a
BREHNA | Anfang November
haben IG BCE und Chemie-
arbeitgeber Gespräche zur Ta-
rifeinheit aufgenommen. Das
Entgeltgefälle zwischen Ost
und West wurde 2009 nahezu
eingeebnet. Nun fordert die IG
BCE Vereinbarungen zur voll-
ständigen Angleichung. Kon-
kret geht es um die Bereiche
Arbeitszeit, Entgeltgarantie
und Jahresleistung.
Kommissionen sollen nun
die strittigen Punkte bera-
ten. »Ostdeutschland braucht
dieselben Rahmenbedingun-
gen«, unterstrich Petra Rein-
bold-Knape, IG-BCE-Landes-
bezirksleiterin Nordost, »Nur
mit gleichen Arbeitsbedingun-
gen lassen sich gut qualifizier-
te Fachkräfte halten und an-
werben.« foer
Ost-West-Gefällejetzt einebnen
PAPIER | Auch bei der zwei-ten Verhandlungsrunde haben die Arbeitgeber kein Angebot zur Vergütung gemacht. Da-gegen wurden Regelungen des Manteltarifvertrags (Monats-lohn, Urlaubsgeld, Spät-schichtzulage) weitgehend abschlussreif verhandelt. Nächster Verhandlungstermin ist der 1. Dezember.
Mehr Informationen über die Konferenz: http://bit.ly/9gZSPf
Die Entschließung gibt´s im Internet: http://bit.ly/aAmmmu
kompakt | Dezember 2010 | 27
Trotz Insolvenz voller HoffnungBÜSCHFELD | Bei Saargummi bauen 1200 Mitarbeiter auf den Abgang von Finanzinvestor und Geschäftsführung
Sealing the future« lau-
tet der Unternehmens-
slogan, was man über-
setzen kann mit »die Zukunft
wasserdicht machen«. Beim
Dichtungshersteller Saargum-
mi ist die Zukunft jedoch alles
andere als gesichert. Anfang
November meldete der Auto-
zulieferer aus dem saarlän-
dischen Büschfeld Insolvenz
an und versetzte 1050 Ange-
stellte und 140 Leiharbeiter in
Angst um ihren Job.
Als wenige Tage nach dem
Gang zum Insolvenzgericht
900 Saargummi-Mitarbeiter
die Büschfelder Schlossberg-
halle bis auf den letzten Platz
füllen, spürt man aber auch
Erleichterung. »Wir brauchen
in Zukunft Manager, in deren
Brust ein Herz schlägt und
keine Rechenmaschine«, ruft
der Betriebsratsvorsitzende
Arno Dühr unter Beifall in die
Halle. »Wir sind froh«, bestäti-
gen Zuhörer später, »wenn die
Zeit der Heuschrecke und ih-
rer Geschäftsführung zu Ende
geht. Das ist unsere Chance.«
Der Finanzinvestor ist die
Berliner Private-Equity-Gesell-
schaft Odewald & Compagnie.
Sie kaufte 2007 Saargummi
vor allem mit geliehenem
Geld, das nun als Schulden-
berg (angeblich 200 Millio-
nen Euro) die Firma belastet.
DER EINBRUCH im Autoge-
schäft verschärfte das Liqui-
ditätsproblem – trotz Bürg-
schaft und Grundstücksauf-
kauf in Millionenhöhe durch
das Land. Die Geschäftsfüh-
rung, so urteilte sogar das
Handelsblatt, »fast verzweifelt
und mit der Brechstange« ver-
sucht, Kosten zu senken.
Allerdings nur zulasten der
Beschäftigten. »Es gab keiner-
lei Kompromisse, sondern
immer nur das Kozept, die
Belegschaft auf 400 Kollegen
abzubauen, Produktionsbe-
reiche zu verkaufen und die
Löhne um 20 Prozent zu drü-
cken«, berichtet Betriebsrat
Dieter Schmitt. Auch die
CDU-Landtagsabgeordnete
Helma Kuhn-Theis argwöhn-
te, »dass sich hier jemand vor
dem Hintergrund der Krise
die Kasse füllen will«.
Das ist gründlich schief-
gegangen, Saargummi gehört
jetzt den Banken. Hoffnung
gibt den Mitarbeitern, dass
Banken, namhafte Automobil-
hersteller und die Insolvenz-
verwalter dem Unternehmen
eine gute Prognose geben. Ge-
sucht wird nun ein strate-
gischer Investor.
»Der Laden brummt», sagt
Betriebsratschef Arno Dühr,
»jetzt besteht die Chance,
Saargummi ohne nennens-
werten Personalabbau wieder
zurück in die Profitabilität
zu bringen.« Frank Rolle, stell-
vertretender IG-BCE-Bezirks-
leiter in Saarbrücken, pflichtet
bei: »Was den Beschäftigten
in den vergangenen Monaten
zugemutet wurde, darf sich
nicht wiederholen.«
Als er am Tag der Insolvenz
den Kollegen die schlimme
Nachricht überbrachte, hätten
sie sofort geantwortet, dass sie
alles tun, um Saargummi zu
retten, erzählt Arno Dühr. »Es
hat mich sehr berührt, wie alle
geschlossen hinter Werk und
Betriebsrat stehen. Wir kämp-
fen um das Unternehmen.«
DEUTLICHE WORTE fanden
Betriebsrat und IG BCE nach
der Versammlung, auf der al-
lein sie über die Insolvenz
informierten. Von der Unter-
nehmensleitung war niemand
anwesend. Das brachte IG-
BCE-Bezirksleiter Dietmar
Geuskens mächtig auf die
Palme: »Ein Armutszeugnis.«
Die IG BCE werde jetzt ge-
meinsam mit den Menschen
alles daran setzen, den Stand-
ort zu stabilisieren.
Stefan Scheytt
Die Produktion bei Saargummi »brummt«. Beschäftigte und Be-triebsrat hoffen nach der Insolvenz nun auf einen neuen Investor.
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»Wir brauchen Manager mit Herz und nicht mit einer Rechenmaschine in der Brust.«
Arno Dühr Betriebsratsvorsitzender Saargummi
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Klare Ansage: Die Saargummi-Beschäftigten geben nicht auf. Sie kämpfen für ihr Werk.
> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG
28 | kompakt | Dezember 2010
Informationen aus erster HandSTUTTGART | In-
formationen aus
erster Hand zu
»Stuttgart 21« im
Turm des Haupt-
bahnhofs, eine
Einführung in die
Arbeit des Landtags
und als Höhepunkt
noch eine Plenar-
sitzung – für die 15 RAKer aus Göppingen-Gmünd war
es ein informativer Ausflug in die Landeshauptstadt. Ein-
geladen hatte der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Hofe-
lich (auf dem Foto mit der Gruppe vor dem Landtag) die
RAKer, die Mitglieder des Rentner- und Seniorenarbeits-
kreises.
Mehr als sieben Jahrzehnte treuKORNWESTHEIM | Sie bringen es auf
beachtliche Zah-
len: Edgar Losch
aus Kornwestheim
ist 60 Jahre in
der Gewerkschaft,
Adolf Entenmann
aus Benningen gar
70 Jahre. Doch das ist nichts gegen Friedrich Oster. Der bald
90-Jährige aus Bietigheim-Bissingen kann auf eine 75-jäh-
rige Mitgliedschaft zurückblicken. Die Ortsgruppe Korn-
westheim/Stuttgart ehrte ihre Jubilare auf der jährlichen
Versammlung. Unser Foto zeigt die Jubilare zusammen mit
Bezirksleiter Andreas Klose (links), Ortsgruppenvorsitzen-
de Sabine Dürr (rechts) und Karin Rüffel (ganz links).
Großes Fest für die Jubilare in UlmULM | Zu einem
gemeinsamen Fest,
verbunden mit
dem traditionellen
Seniorenausflug,
hatte der Bezirk
Ulm auch dieses
Jahre seine Jubilare
und ihre Angehö-
rigen eingeladen. Bezirksleiter Thomas Echtermeyer be-
dankte sich für die langjährige Treue zur Gewerkschaft.
Harry Hauber sorgte mit seiner »Fartun Magic Show« für
»zauberhafte« Unterhaltung.
An der Seite der ArbeitFREIBURG | Katholische Kirche empfängt Betriebsräte
»Ihre Arbeit ist eine
wesentliche Errun-
genschaft des Rechts-
und Sozialstaates.«
Weihbischof Dr.
Bernd Uhl würdigte
in Freiburg die Arbeit
der Arbeitnehmerver-
tretungen und mach-
te deutlich, dass er
kein Verständnis habe,
wenn Unternehmen
Betriebsräte blockier-
ten oder gar verhinderten.
Auf Einladung des Erzbis-
tums Freiburg hatten sich
rund 100 Arbeitnehmer ge-
troffen, um mit Vertretern der
katholischen Arbeitnehmer-
bewegung über die Arbeit
von Betriebs- und Personal-
vertretungen zu diskutieren.
Andreas Becker, Betriebs-
ratsvorsitzender der H.C.
Starck aus Laufenburg, schil-
derte eindringlich die Verän-
derungsprozesse in dem von
Finanzinvestoren übernom-
menen Unternehmen. Be-
cker: »Wir müssen den Wahn-
sinn heute ausbaden.«
Schock für GrenzachGRENZACH/WHYLEN | BASF fährt Standort runter
»Die Menschen am
Standort Grenzach
sind die Verlierer der
Übernahme von Ciba
durch die BASF«, so
Michael Schreier, der
Vertrauensleutevor-
sitzende. Nachdem
bereits 170 Arbeits-
plätze gestrichen wor-
den waren, wurden
durch die Geschäftsleitung
im April weitere 125 Arbeits-
plätze infrage gestellt.
Jetzt hat der Unterneh-
mensbereich EP (Papierche-
mikalien) im November den
Ausstieg aus Grenzach ver-
kündet. Das bedeutet einen
Verlust von weiteren 300 Ar-
beitsplätzen.
Der beabsichtigte radikale
Umbau des Standortes hat
die Beschäftigten geschockt.
Sie versammelten sich spon-
tan vor dem Werktor und
demonstrierten ihren Unmut.
Betriebsratsvorsitzender Hei-
ko Wodarkiewicz: »Die BASF
verspielt ihr Vertrauen. Wenn
wir keine belastbaren Zusa-
gen für den Standort und die
Arbeitsplätze erhalten, mache
ich mir große Sorgen für die
Zukunft.«
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Andreas Becker (links) mit Weihbischof Dr. Bernd Uhl und Betriebsrat Edgar Mewes der Firma Alno aus Pfullendorf.
Spontane Demonstration von BASF-Mit-arbeitern in Grenzach.
29kompakt | Dezember 2010 |
Mannheim feiert 680 JubilareMANNHEIM | Erst
kamen die Schlager
der 50er-, 60er-
und 70er-Jahre,
dann interpretierte
Hella Boysen Mu-
sicalhits. So perfekt
eingestimmt, nahm
der Bezirk Mann-
heim seine diesjäh-
rige Jubilarehrung in der Stadthalle Weinheim vor. Erich
Hohenadel (Foto, Mitte) wurde dabei zu seinem 70-jähri-
gen Gewerkschaftsjubiläum gratuliert. Uscha Mankiewicz,
die stellvertretende Bezirksleiterin, bedankte sich bei den
Gewerkschaftsmitgliedern und verwies darauf, dass die so-
zialen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte ein
Verdienst der Jubilare seien.
Gäste aus Frankreich zu BesuchMANNHEIM | Der Besuch der französischen Gewerkschafter
in Mannheim war von der politischen Diskussion be-
herrscht. Die Kollegen waren direkt von einer Demonstra-
tion in Paris (Heraufsetzung des Rentenalters) gekommen.
Schon drei Jahre gibt es die Kontakte zwischen der IG BCE
Mannheim und den Kollegen in Frankreich. Organisator
der Treffen ist die Ortsgruppe Ruhrkohle.
Versammlungen neu gestalten MANNHEIM | Die
Vertrauensleute der
Reckitt Benckiser
Produktion haben
die »Neugestaltung
der Betriebsver-
sammlungen« als
Zielgruppenprojekt angepackt. So machten sie mit einem
»Begrüßungsapfel« (Foto) unlängst auf den Aspekt Gesund-
heit aufmerksam.
Delegiertenkonferenz in Mannheim MANNHEIM | Eine positive Bestandsaufnahme bei der jähr-
lichen Delegiertenkonferenz im Bezirk Mannheim: Mehr
als 83 Prozent der bei den Betriebsratswahlen 2010 gewähl-
ten Betriebsratsmitglieder sind Mitglied der IG BCE. Egbert
Biermann vom geschäftsführenden Hauptvorstand der
IG BCE referierte zum Thema »Jetzt gehts um uns: Gewerk-
schaftliche Forderungen für eine Gesellschaft des Fort-
schritts«.
STUTTGART | 45 000 Ge-
werkschafter demonstrierten
am 13. November in Stuttgart
gegen die zunehmende so-
ziale Schieflage. »Das reicht
für die große Kehrwoche!«,
rief ihnen DGB-Landeschef
Nikolaus Landgraf zu. »Wir
wollen, dass wieder Politik
für die Menschen gemacht
wird – für die Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer,
für die Familien, für die Ar-
beitslosen und für die Men-
schen am Rand unserer Ge-
sellschaft«, forderte Landgraf.
»IG BCE mitgestalten« BIBERACH | Ein Mitmach-Tagebuch informiert im Internet
Erik Volkmann (23) ist JAV-
Vorsitzender bei Boehringer
Ingelheim (Standort Bibe-
rach) und Mitglied im Lan-
desbezirksjugendausschuss. Er
hat im Internet sein Tagebuch
öffentlich gemacht: »Ich woll-
te mal zeigen, welche Mög-
lichkeiten es gibt, als Ehren-
amtlicher die IG BCE mitzu-
gestalten. Das kann auch als
Aufforderung zum Mitma-
chen verstanden werden.«
Das Tagebuch beginnt mit
einem Eintrag am Freitag,
1. Oktober 2010 um 14:45
Uhr: »›Hallo und herzlich will-
kommen zur Vorstellung der
JAV bei euch, dem neuen ers-
ten Lehrjahr!‹ Mit diesen Wor-
ten begrüßte ich einen Teil
der Auszubildenden, die am
13. September neu angefangen
hatten. In den darauf folgen-
den anderthalb Stunden in-
formierte ich
mit meinen
Kolleginnen
und Kolle-
gen der Ju-
gend- und
Auszubil-
dendenver-
tretung (JAV)
über die Auf-
gaben und
Rechte, die wir als Jugendver-
treter haben, und über die
Wichtigkeit unserer Gewerk-
schaft. Unterstützt wurden wir
von Moritz Hautmann aus
der Abteilung Junge Gene-
ration/Ausbildung bei der IG-
BCE-Hauptverwaltung.
Nach der interessanten und
lockeren Vorstellung gingen
die Azubis in den Feierabend.
Ich machte mich auf den
Weg zum Wochenendseminar
›JAV-Kandidatenschulung‹.«
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Demo gegen die soziale Schiefl age
Foto
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g S
träh
ler
Erik Volkmann schreibt ein In-ternet-Tagebuch.
www.baden-wuerttemberg.igbce.de
Plus für MitgliederMÜNCHEN | Eine zusätzliche Leistung für IG-BCE-Mitglie-
der konnte beim Tarifabschluss für die Südwestdeutschen
Salzwerke und Südsalz erzielt werden: Neben der Tarifer-
höhung von drei Prozent ab 1. Dezember gibt es jährlich
eine bezahlte Freischicht.
UmgezogenKELHEIM | Der IG-BCE-Bezirk Kelheim-Zwiesel zieht um
und hat vom 1. Dezember an eine neue Adresse: Emil-Ott-
Straße 22, 93309 Kelheim; Telefon 09441 7063-0, Tele-
fax -20. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag
von 08:00 bis 16:00 Uhr, Freitag bis 13:00 Uhr.
Vom Agieren und Reagieren MÜNCHEN | Der Bezirk München hatte zum 1. Betriebsrats-
forum Telekommunikation geladen. Mehr als 20 Betriebs-
räte von Telefónica O2 und BT informierten sich über ihren
Einfluss auf Unternehmensstrategien.
Aktuell will O2 2000 Stellen streichen! Mit der einhelligen
Kritik »Immer nur auf die am grünen Tisch in Madrid oder
London gefällten Entscheidungen zu reagieren, das kann es
doch nicht sein!« wurde eine intensive Diskussion ausge-
löst.
Experten stellten Möglichkeiten von »Agieren und Reagie-
ren« vor. Fazit eines Teilnehmers: »Ich hätte nicht gedacht,
dass wir so viel tun können!«
Werberhitparade113 Aufnahmen: JAV (Wacker Chemie AG, Burghausen).
18 Aufnahmen: JAV (InfraServ GmbH & Co. Gendorf KG),
Roland Berninger (Industriecenter Obernburg).
16 Aufnahmen: Markus Schütt (Flachglas Wernberg
GmbH, Wernberg-Köblitz).
10 Aufnahmen: JAV (Siltronic AG, Burghausen), Johann
Grau (Firma Kautex, Mallersdorf).
9 Aufnahmen: Peter Bernpaintner (Telefónica O2, Nürn-
berg).
8 Aufnahmen: Birgit Altmannshofer (Clariant, Standort
Gendorf), Helmut Faber (MD, Plattling), Georg Tagger
(Michelin Reifenwerke, Hallstadt).
7 Aufnahmen: Reinhard Brandhuber (Clariant, Stand-
ort Gendorf), Josef Glöcklhofer (Clariant, Standort Gen-
dorf).
5 Aufnahmen: Marko Fartelj (Wacker Chemie AG, Burg-
hausen), Franz Malzer (Schott Rohrglas, Mitterteich), Petra
Neft (Technical Plastic Systems, Wackersdorf), Alexander
Schätz (CeramTec, Lauf), Richard Sinzinger (Papierfabrik
Rieger, Trostberg).
IG BCE trifft »Studis«WEIDEN | Zukunftsgewerkschaft sucht den Dialog
Viele Studierende kom-
men während des Stu-
diums erstmals mit der
Arbeitswelt in Kontakt.
Doch mit Gewerkschaf-
ten haben die meisten
noch wenig am Hut.
Das will die IG BCE
Nordostbayern mit ih-
rem Hochschulprojekt
»Studenten und Zu-
kunftsgewerkschaft«
ändern.
Ziel ist es, die Vorteile einer
Mitgliedschaft in der IG BCE
zu vermitteln – von der Hilfe-
stellung bei der Praktikums-
platzsuche über Kontakte zu
den Personalbüros bis zu Be-
werbungshilfen.
Um auf das Projekt auf-
merksam zu machen, ist die
IG BCE in die Hochschulen
gegangen. Fortgeführt wurde
der Dialog dann bei einem
ersten IG-BCE-Stammtisch
für Studierende der Fach-
hochschule Amberg. Dort
diskutierte Bezirksleiter Hart-
muth Baumann mit den
Ingenieurstudenten.
Branche im AufschwungKELHEIM | Gute Perspektiven für Kunststoffi ndustrie
Um die bayerische Kunststoff-
industrie ging es bei der in-
dustriepolitischen Tagung der
IG BCE in Kelheim. Landesbe-
zirksleiter Seppel Kraus pro-
phezeite der Branche vor den
rund 70 Betriebsräten und
Arbeitgebervertretern enorme
Zukunftsmöglichkeiten – vor
allem im Automobil- und
Baubereich. Die Politik solle
jedoch die Rahmenbedingun-
gen für die Klein- und Mittel-
betriebe verbessern.
Auch Ministerialrätin Dr.
Niedzela-Schmutte, die an-
stelle des Wirtschaftsministers
gekommen war, bestätigte
den Aufschwung. Nur noch
neun Prozent der Firmen in
der Kunststoffbranche wür-
den derzeit über einen Um-
satzrückgang klagen.
Auf der Tagesordnung stan-
den auch Referate von Ex-
perten zum demografischen
Wandel und zu innovations-
unterstützenden Dienstleis-
tungen des Chemie-Clusters
Bayern.
Einen Wunsch hatten nicht
nur die Gewerkschafter am
Ende der Veranstaltung: einen
Forschungsstandort für die
Carbonindustrie in Kelheim.
Kraus: »Universitäre For-
schung und die hier in der Re-
gion ansässigen Firmen wür-
den sich gegenseitig poten-
zieren. Wir wünschen uns
vom Wirtschaftsministerium
entsprechende Unterstützung.
Wir sind sicher, dass dadurch
noch mehr neue Arbeitsplätze
in der Kunststoffindustrie ge-
schaffen werden könnten.«
> VOR ORT BAYERN
| kompakt | Dezember 201028
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Viel Zuspruch für die IG BCE an der Fachhochschule.
30 000 demonstriertenNÜRNBERG | 30 000 Menschen aus ganz Bayern demons-
trierten am 13. November in Nürnberg für eine andere
Politik.
Für eine andere Politik
MÜNCHEN | Der
Aufschwung ist
da, allerdings
greifen Unter-
nehmen vor al-
lem auf Leih-
arbeitskräfte zu-
rück. Vor diesem
Hintergrund ver-
abschiedeten auf
einer Betriebs-
ratsfachtagung
der IG BCE die mehr als
100 Teilnehmer eine gemein-
same Erklärung.
Ihre Forderungen sind unter
anderem: gleiches Entgelt für
gleiche Arbeit, ein erweitertes
Mitbestimmungsrecht für Be-
triebsräte bei Leiharbeit, keine
Leiharbeit bei längeren Be-
schäftigungen, Leiharbeit nur
zum Abfangen von Auftrags-
spitzen. Die bayerische Staats-
regierung soll über den Bun-
desrat eine entsprechende Ini-
tiative zur fairen Gestaltung
der Leiharbeit starten.
Zuvor informierten der Ar-
beitsrechtler Wolfgang Steen,
IG-BCE-Chef Michael Vassilia-
dis und Landesbezirksleiter
Seppel Kraus über rechtliche,
gewerkschaftliche und betrieb-
liche Handlungsmöglichkei-
ten. Bei einer Podiumsdiskus-
sion stellten sich auch die Po-
litiker Max Straubinger (CSU)
und Anette Kramme (SPD)
den Teilnehmern.
In der Münchner Innenstadt
verteilte der Bezirksjugend-
ausschuss Flyer, in denen er
auf die fehlende soziale Ba-
lance im Sparpaket aufmerk-
sam machte. Eigens für die
Aktion hatten sich die jungen
Kollegen T-Shirts (Foto) be-
drucken lassen. Eine andere
Gruppe war im öffentlichen
Nahverkehr unterwegs und
»diskutierte« lautstark über
die Flyer der IG-BCE-Jugend
und über das Sparpaket. Beim
Aussteigen ließen sie die Flyer
liegen und bestiegen den
nächsten Wagen. Die liegen
gelassenen Flyer wurden so-
fort von Mitreisenden in Au-
genschein genommen.
29kompakt | Dezember 2010 |
G R O S S K U N D G E B U N G D E S D G B
Auf dem Podium diskutierten (von links): Wolf-gang Steen, Max Straubinger, Michael Vassilia-dis und Anette Kramme.
www.bayern.igbce.de
Leiharbeit fair gestalten
In den letzten Wochen haben aktive IG-BCE-Mitglieder Flagge gezeigt – gegen das Sparpaket der Bundesregie-rung, die Kopfpauschale in der gesetzlichen Krankversiche-rung oder die Rente mit 67, für mehr Chancen für die Ju-gend, gleichen Lohn für Leiharbeiter und soziale Reformen.
Jugend gegen das Sparpaket
Mehr zu den Veranstaltungen:
> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN
| kompakt | Dezember 201028
Führungswechsel im LandesbezirkFRIEDEWALD | In Anwesenheit
des IG-BCE-
Vorsitzenden
Michael Vassi-
liadis (auf dem
Foto links) hat
der Landesbe-
zirksvorstand
Hessen-Thürin-
gen der IG BCE im November einstimmig einen Nachfolger
für Rainer Kumlehn (rechts) gewählt, der den Landesbezirk
Hessen-Thüringen seit 21 Jahren leitet und im kommenden
Jahr in die passive Phase der Altersteilzeit geht. Der 53-jäh-
rige Mittelhesse Volker Weber (Mitte) war bisher stellvertre-
tender Landesbezirksleiter. Er übernimmt die Leitung des
Landesbezirks mit Beginn des neuen Jahres.
Prekäre Beschäftigung stoppenBREUBERG | Mit klaren Wor-
ten wandte sich
Michael Vassi-
liadis (Foto) bei
einer Betriebs-
versammlung
des Reifenher-
stellers Pirelli gegen die ständige Ausweitung der Leiharbeit.
Damit sprach er auch dem Betriebsrat und den Vertrauens-
leuten aus dem Herzen. Der IG-BCE-Vorsitzende kündigte
harte Auseinandersetzungen mit der Bundesregierung und
der Kanzlerin über dieses Thema an.
»Jetzt gehts um uns!« JENA | Ge-
meinsam mit
Mitgliedern an-
derer DGB-Ge-
werkschaften,
Verbände und
Parteien de-
monstrierte die
IG BCE Thürin-
gen Ende Oktober gegen das unausgewogene Sparpaket der
Bundesregierung. Am IG-BCE-Stand in der Einkaufspassage
gab es viele Gespräche mit interessierten Bürgerinnen und
Bürgern. Die äußerten meist ebenfalls Unmut über die
ungleiche Kostenverteilung durch die Berliner Koalitions-
beschlüsse.
Lebendige GeschichteFULDA | Konferenz würdigt 45 Jahre Gewerkschaftsleben
Gemeinsam mit der Hessi-
schen Landeszentrale für Poli-
tische Bildung veranstaltete
die IG BCE Hessen-Thüringen
im November eine Konferenz
zur Gewerkschaftsgeschichte.
Der Historiker Hans-Otto
Hemmer stellte vor rund 70
Betriebsräten und weiteren
Gewerkschaftern aus Hessen
und Thüringen dar, wie die
Gewerkschaften in West-
deutschland nach dem Krieg
um ihren Kurs rangen.
Als Zeitzeuge berichteten
Armin Clauss, langjähriger
DGB-Vorsitzender und So-
zialminister in Hessen, so-
wie Werner Bischoff und
Wolfgang Schultze, der eine
zuletzt geschäftsführendes
Mitglied im Hauptvorstand
der IG BCE, der andere lange
hauptamtliches Vorstands-
mitglied des niedersächsi-
schen DGB und der Gewerk-
schaft Chemie-Papier-Kera-
mik (IG CPK) – Vorgängerin
der IG BCE.
»Nach den Erfahrungen der
Nazizeit«, so Armin Clauss,
»sollte es nie wieder eine Spal-
tung in den Gewerkschaften
geben.« Doch die Kommunis-
ten hätten sich im Westen
durch »gewerkschaftsfeindli-
che Politik« ins Abseits gestellt.
Werner Bischoff und Wolf-
gang Schultze schilderten, wie
sie als junge Gewerkschafter
Emissäre aus der DDR bei
dem vergeblichen Versuch er-
lebten, Einfluss auf den DGB
zu gewinnen. Die IG CPK
habe sich damals mit ihren
»Fuldaer Beschlüssen« gegen
alle extremistischen Bestre-
bungen abgegrenzt.
Einig zeigte sich das Podi-
um mit Modatorin Carmen
Everts von der Landeszentrale
für Politische Bildung in ei-
nem: Mit Parteien oder Orga-
nisationen, die nicht auf dem
Boden der demokratischen
Verfassung stehen, dürfen die
Gewerkschaften auch künftig
nicht zusammenarbeiten.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Spannende Geschichtsstunde mit (von links) Armin Clauss, Wolfgang Schultze, Hans-Otto Hemmer, Carmen Everts, Werner Bischoff und Christoph Kleßmann.
Vortrag über GewaltpräventionHANAU | Die gewerkschaftli-
chen Vertrauensleute im In-
dustriepark Wolfgang haben
»Gewalt auf den Straßen« the-
matisiert. Nachdem sie sich
zunächst bei der Stadt Hanau
und der Polizeidirektion
Main-Kinzig. sachkundig ge-
macht hatten, luden sie unter
dem Dach der bundesweiten
Kampagne »Gewalt – Sehen –
Helfen« zu einem Vortrag
über Gewaltprävention ein.
Etwa 40 Mitarbeiter kamen.
29kompakt | Dezember 2010 |
Hoffnung auf PipelineNEUHOF | Kalibergbau spricht mit Umweltschützern
Die Salzrückstände
des Kalibergbaus
standen im Mittel-
punkt eines konst-
ruktiven Gesprächs
Ende Oktober zwi-
schen der Deut-
schen Umweltstif-
tung, der K+S KALI
GmbH, Werk Neu-
hof und der IG BCE.
Stiftungsvorsitzen-
der Jörg Sommer war »be-
eindruckt von der Profes-
siona lität und Ernsthaftig-
keit«, mit der Fragen des
Umwelt schutzes diskutiert
wurden.
Sommer forderte eine »öko-
logisch und ökonomisch« ver-
tretbare Lösung, die »auch
die sozialen Aspekte« nicht
übersieht. Vor allem könne
»das Salzwasser nicht Tag für
Tag mit unzähligen Lkw-Fuh-
ren durch die Region trans-
portiert« werden. Bernd Klee,
der kaufmännische Leiter des
Werks Neuhof, berichtete von
den Anstrengungen und Er-
folgen des Unternehmens be-
züglich der Wasserqualität von
Werra und Weser. Er warb
um Unterstützung für den
Bau einer Salzwasserleitung
von Neuhof nach Philipps-
thal.
Volker Weber, stellvertreten-
der Landesbezirksleiter der
IG BCE, ist froh, dass das An-
hörungsverfahren für diese
Leitung inzwischen angelau-
fen sei und zeigte sich zuver-
sichtlich, dass das Planfest-
stellungsverfahren bald ab-
geschlossen sei.
Konfl ikt um VorsorgeFRANKFURT | Unterschiedliche Ansichten bei Sanofi -Aventis
Der Tarifvertrag »Lebensar-
beitszeit und Demografie«
sieht einen Demografiebetrag
vor, über dessen Verwen-
dungsart sich die Betriebs-
parteien einigen müssen. Das
Pharmaunternehmen Sanofi-
Aventis beispielsweise ver-
wendet ihn für eine zusätz-
liche betriebliche Altersver-
sorgung. Aus persönlichen
Gründen schlagen aber Be-
schäftigte ihren Anspruch aus
und lassen das Geld verfallen.
In einer Gesamtbetriebs-
vereinbarung übertrug nun
die Geschäftsleitung dem Ge-
samtbetriebsrat die Entschei-
dung, was aus den nicht ab-
gerufenen Beträgen wird. Der
entschied: Das Geld fließt zu-
sätzlich in die Altersversor-
gung derjenigen, die ihren
Anspruch nutzen und tarifge-
bunden – also Gewerkschafts-
mitglied – sind. Denn sie tra-
gen persönlich und finanziell
die Last, solche Tarifverträge
möglich zu machen. Das ge-
fällt der Geschäftsleitung we-
niger. Möglicherweise kommt
es darüber zum Rechtsstreit.
Umweltstiftungs-Chef Jörg Sommer (Zwei-ter von links) im Gespräch mit den K+S-Ma-nagern Günter Ciernioch (links) und Bernd Klee (rechts) sowie Volker Weber von der IG-BCE (Zweiter von rechts).
Die Regierungen sind weiter gefordertWir sind im nun zu Ende gehenden Jahr schneller aus der
Krise herausgekommen, als fast alle Experten vermutet hat-
ten. Die Verursacher der Krise sind immer noch nicht zur
Verantwortung gezogen. Es gibt auch immer noch keine
weltweit oder zumindest europaweit wirkenden Instrumen-
te, derartige Zusammenbrüche globaler Märkte künftig zu
verhindern oder zumindest die Verantwortlichen dafür zur
Kasse zu bitten. Da sind die Regierungen weiter gefordert.
Richtige Konsequenzen aus früheren Erfahrungen haben
die Bundesregierungen in den letzten drei Jahren zur Bewäl-
tigung der Krise gezogen. Die Ausdehnung des Kurzarbeiter-
geldes hat uns ermöglicht, Beschäftigung zu erhalten. Dafür
haben die betroffenen Kolleginnen und Kollegen viel be-
zahlt. Aber ohne diese Möglichkeiten und unsere auf »Flexi-
bilität in der Not« angelegten Tarifverträge wäre alles noch
viel teurer geworden. Wahrscheinlich wären einige Millio-
nen Arbeitsplätze verloren gegangen. Und niemand weiß, ob
und wann sie wirklich wieder aufgebaut worden wären.
Nun geht es darum, die Arbeitnehmer am neuen und für
viele unverhofften wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu las-
sen. Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte,
bezeichnen einige Wirtschaftsvertreter nun schon wieder als
Bedrohung des Aufschwungs. Das ist Unsinn. Deshalb wer-
den wir im Frühjahr eine Tarifrunde haben, mit der die Ein-
kommen der Beschäftigten in unseren Branchen angemes-
sen steigen. Dazu muss allerdings jeder seinen Teil beitragen.
Denn von selbst kommt da erfahrungsgemäß leider nichts.
Ich wünsche euch geruhsame Feiertage und einen guten
Start in ein neues Jahr, in dem wir unsere Kräfte bündeln
und verstärken müssen, um erfolgreich zu sein.
Z W I S C H E N R U F
RAINER KUMLEHN,Landesbezirksleiter
Hessen-Thüringen
»Die Beschäftigten müssen am
wirtschaftlichen Erfolg teilhaben «
> VOR ORT NORD
28 | kompakt | Dezember 2010
Gleiches EntgeltOLDENBURG | Über das beste Rezept für Entgeltgerechtig-
keit im Betrieb und die Möglichkeiten für Betriebsräte, ge-
schlechtsabhängige Entgeltunterschiede zu erkennen und
dagegen vorzugehen, diskutierten 51 Teilnehmer mit Edel-
traud Glänzer vom geschäftsführenden Hauptvorstand der
IG BCE. Fazit von Bezirksleiterin Vera Ackermann: Das bes-
te Rezept für Entgeltgerechtigkeit ist die Chancengleichheit.
170 Jubilare in SchöningenSCHÖNINGEN | 170 Mitglie-
der konnten jetzt für ihre
langjährige Treue zur IG BCE
geehrt werden, ein Jubilar so-
gar für 75 Jahre und drei Ju-
bilare für 70 Jahre Mitglied-
schaft. Unser Foto: Heinz
Nebel aus der Ortsgruppe
Büddenstedt, der von Peter
Hausmann, Mitglied des ge-
schäftsführenden IG-BCE-Hauptvorstandes, und Bezirkslei-
ter Jörg Liebermann für 70 Jahre Treue ausgezeichnet wurde.
Ehrungen in LübeckLÜBECK | In einem festlichen Rahmen ehrte die Ortsgruppe
Lübeck zusammen mit dem DGB-Vorsitzenden Nord, Uwe
Polkaehn, und dem Bezirksleiter des IG-BCE-Bezirks Schles-
wig-Holstein, Ralf Erkens, insgesamt 19 Jubilare.
Abgeordneter geehrtBAD OLDESLOE | Für 40 Jahre Mit-
gliedschaft konnte
der frühere Staats-
sekretär und ehe-
malige IG-Chemie-
Geschäftsführer von
Hamburg, Franz
Thönnes (links), mit
vielen anderen Mit-
gliedern der Ortsgruppe vom Vorsitzenden der Ortsgruppe,
Hermann Biehl (rechts) und IG-BCE-Sekretär Alexander
Suß (hinten rechts), geehrt werden.
Treue JubilareWUNSTORF | Die Ortsgruppe Wunstorf/Bokeloh ehrte
23 Gewerkschafter für ihre langjährige Treue zu unserer
Gewerkschaft in einer Feierstunde.
Branchendialog GlasBAD MÜNDER | Betriebe brauchen preiswerte Energie
Betriebsräte und Un-
ternehmensvertreter
aus der Glasindustrie
hatten vor den Plänen
der Bundesregierung
gewarnt, die Steuer-
begünstigung der ener-
gieintensiv produzie-
renden Industrie ab-
zuschaffen. Hans Georg Diek-
mann, Gesamtbetriebsrats-
vorsitzender der Ardagh Glass
GmbH, befürchtet, dass dann
die sechs Glashütten des We-
serberglandes mit 3000 Be-
schäftigten gefährdet seien.
Auf der Veranstaltung dabei:
die Bundestagsabgeordneten
Sebastian Edathy (SPD) und
Jutta Krellmann (Die Linke)
sowie Silvia Nieber, Bürger-
meisterin von Bad Münder,
und Helmut Heyne vom nie-
dersächsischen Wirtschaftsmi-
nisterium. Wolfgang Blossey,
IG-BCE-Bezirksleiter Hanno-
ver: »Wenn wir keine verläss-
lichen Bedingungen garantie-
ren, dürfen wir uns nicht wun-
dern, wenn Unternehmen ins
Ausland abwandern.«
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Eine spannende Diskussion erlebten die Teilnehmer des Branchendialoges Glas.
Energie für StadeSTADE | Unternehmen warten auf neues Kraftwerk
Mit einer energiepoli-
tischen Tagung unter-
strich die IG BCE ihre
Forderung nach einer
umweltschonenden,
zuverlässigen und be-
zahlbaren Energiever-
sorgung. Bürgermeis-
ter Andreas Rieckhoff
bezeichnete Stade mit
elf bedeutenden Un-
ternehmen aus den
Bereichen Chemie,
Aluminium, Flugzeugbau
und Energiegewinnung als
»Motor der wirtschaft-
lichen Entwicklung in Nord-
deutschland«.
Dr. Ralf Bartels, Leiter des
Ressorts Bergbau und Ener-
giepolitik der IG BCE, betonte,
bis 2030 müsse es eine Ver-
doppelung der Energieerzeu-
gung geben, um den Bedarf
zu decken. Die Betriebsrats-
vorsitzenden von Dow und
AOS in Stade, Thomas Mellin
und Harald Amling, forder-
ten einen Ausbau der Infra-
struktur. Nach Angaben von
Dow-Stade-Werkleiter Reiner
Roghmann ist das Genehmi-
gungsverfahren für das Dow-
Kraftwerk in Stade 2013 ab-
geschlossen, drei Jahre später
könne das 1,5-Milliarden-
Projekt in Betrieb gehen.
Wollen gute Energieversorgung für Stades Industrie (von links): Ralf Bartels, Andreas Rieckhoff, Reiner Roghmann, Thomas Mellin und Harald Amling.
29kompakt | Dezember 2010 |
Von wegen ReformNEUSTADT | Bei der
Podiumsdiskussion
»Gesundheitsre-
form – Rente – Ar-
mut« (unser Foto)
der IG-BCE-Orts-
gruppe Neustadt
und des Sozialver-
bands Deutschland (SoVD) ließen die rund 80 Gäste kräftig
»Dampf« ab. Nachdem sich der FDP-Vertreter nicht blicken
ließ, traf ihre Kritik vor allem die CDU-Bundestagsabgeord-
nete Dr. Maria Flachsbarth. Bemängelt wurde vor allem die
Entlassung der Arbeitgeber aus der paritätischen Finanzie-
rung der gesetzlichen Krankenversicherung. »Wir haben ei-
nen Zuwachs an Kapital, aber keine gleichmäßige Belastung
beider Seiten mehr, das kapiert draußen kein Mensch.« Mit
solchen Äußerungen konnte Bernd Gutheil (IG BCE) beim
Publikum ebenso punkten wie Edelgard Bulmahn (SPD)
mit der Forderung, die Zusatzbeiträge wieder abzuschaffen.
»Viele bleiben verunsichert, fühlen sich von der Politik
belogen und betrogen«, so die SoVD-Vorsitzende Ulrike
Weisang.
Reif für die InselBALTRUM | Klimawandel
und Meeresspiegelschwan-
kungen sowie den Lebens-
raum Nordsee erkundeten
die Teilnehmer eines Bil-
dungsurlaubsseminars (un-
ser Foto). Highlights waren
ein spontaner Vortrag von
Dr. Cord Landsmann, Finanzvorstand bei E.ON Climate &
Renewables, der zurzeit auf Baltrum Urlaub macht, sowie
ein Ebbe&Flut-Vortrag von Horst Unger, dem ehemaligen
Leiter des Nationalparkhauses Baltrum (Gezeitenhaus).
Neuanfänger feiernGRÖMITZ | 29 junge
Berufsanfänger lie-
ßen sich im Jugend-
dorf vom Bezirksju-
gendausschuss und
Jugendsekretär Jörg
Gabriel die Mög-
lichkeiten in der IG
BCE samt Freizeit-
möglichkeiten der Fejo GmbH erklären, bevor es zum Trave-
münder Hochseilgarten ging.
Konzertierte AktionWILHELMSHAVEN | Netzwerk für Raffi neriestandort
Ein Netzwerk aus Betriebs-
rat, IG BCE, Arbeitgeberver-
band ChemieNord, der Stadt
Wilhelmshaven und dem
Land Niedersachsen soll den
bedrohten Standort retten.
Rückenstärkung gibt es inzwi-
schen durch eine Verein-
barung, die während eines
Gesprächs mit dem nieder-
sächsischen Wirtschaftsmi-
nister Jörg Bode (FDP) getrof-
fen wurde.
Die Beteiligten sind sich
einig, dass der Standort Wil-
helmshaven nicht aufgegeben
werden darf und es Zukunfts-
chancen für die Raffinerie
gibt. »Die IG BCE wird, ge-
meinsam mit Betriebsrat, Be-
legschaft und dem Arbeit-
geberverband die Initiative
ergreifen und in einem Netz-
werk diejenigen Kräfte bün-
deln, die nötig sind, um ein
Standortkonzept für die Raf-
finerie zu entwickeln«, so Ralf
Becker, Landesbezirksleiter
der IG BCE Nord. Für Minis-
ter Bode wäre »die Schließung
der Raffinerie der schlimmste
Fall, den es zu verhindert
gilt«. Dr. Jochen Wilkens,
Hauptgeschäftsführer Che-
mieNord: »Wir brauchen ei-
nen Investor, der in die Zu-
kunft des Standortes ver-
traut.«
Eigentümer ConocoPhil-
lips hat die Deutsche Bank
mit den Verkaufsaktivitäten
beauftragt. Das Netzwerk will
diese Aktivitäten abgestimmt
unterstützen. Dabei soll ein
zeitnaher regelmäßiger Infor-
mationsaustausch auch unter
Einbindung der Raffinerie
selbst erfolgen.
Perspektiven gefordertHANNOVER | Podiumsdiskussion der IG-BCE-Jugend
Berufliche Perspekti-
ven junger Menschen
waren Thema einer
Podiumsdiskussion
der IG BCE Hanno-
ver. »Man darf nicht
Fachkräftemangel
schreien und gleich-
zeitig keine Ausbil-
dungsplätze bereit-
stellen«, so Bezirks-
leiter Wolfgang Blos-
sey. Denn nur 38 Prozent al-
ler ausgelernten Auszubilden-
den werden unbefristet über-
nommen.
Die ehemalige Bundes-
bildungsministerin Edelgard
Bulmahn (SPD) forderte, die
Unternehmen müssten ihrer
sozialen Verpflichtung nach-
kommen und Ausbildungs-
plätze schaffen – und erhielt
dafür Applaus. »Wir haben
deutlich gemacht, dass junge
Menschen Perspektiven brau-
chen – Leiharbeit kann keine
Alternative sein«, zog JAV-
und Jugendreferent Mustafa
Erkan abschließend Bilanz.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Sie diskutierten (von links): Mustafa Erkan (IG BCE), Edelgard Bulmahn (SPD), Her-bert Behrens (Linke), Patrick Nüß (IG BCE), Sebastian Lechner (Junge Union) und Sven-Christian Kindler (Grüne).
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> VOR ORT NORDOST
| kompakt | Dezember 201028
Termine – kurz notiertCOTTBUS | 6. Dezember: Lausitz-Konferenz zum Thema
Energie.
BERLIN | 13. Dezember: Forum für Ausbildung und
Arbeitsmarktfragen in der chemischen Industrie Ost.
Flashmob bei O2
TELTOW | Aus dem Nichts war die Menschenansammlung
entstanden. Rund 50 Mitarbeiter von O2 in Teltow (Foto)
sprachen lautstark in ihre Handys, entrollten ein Banner
und kannten dabei nur ein Thema: Stellenabbau und Aus-
gliederungen. Organisiert hatte den Flashmob die IG BCE,
denn nach den aktuellen Plänen der Konzernleitung Tele-
fónica soll das Callcenter in Teltow verkauft werden. Ein
Video der Aktion ist auf Youtube zu sehen.
Fit für Tarifrunden 2011GROSSWALTERSDORF | Vertrauensleute der Siltronic AG
Freiberg und von Wacker Chemie, Werk Nünchritz disku-
tierten ihre Argumente für die Tarifrunde 2011 der chemi-
schen Industrie und planten Aktionen in den Betrieben.
Auch für die aktuelle Tarifrunde Chemie Ost, die Anfang
November in Brehna startete, gilt es zur Überwindung der
Unterschiede zwischen
Ost und West bei der
Arbeitszeit, Jahresleis-
tung und Entgeltstruk-
turen in den Betrieben
Flagge zu zeigen und
neue Mitglieder zu ge-
winnen.
Sanierung UranerzbergbauCHEMNITZ | Im Mittelpunkt der jährlichen Betriebsrätekon-
ferenz der vier Wismut-Standorte stand die Sanierung des
ehemaligen Uranerzbergbaus in Sachsen und Ostthüringen.
Drei strategische Aufgaben stehen an: die Anpassung der
Unternehmensstruktur an den Sanierungsfortschritt, die
Neubewertung des Sanierungsprogramms und die Über-
tragung von Altlasten und Langzeitaufgaben an die Länder.
20 heiße JahrePOTSDAM | Tagung zur betrieblichen Mitbestimmung
Auf einer Tagung erinnerten
etwa 50 Betriebsrätinnen und
Betriebsräte an die Anfänge
der betrieblichen Mitbe-
stimmung in Ostdeutschland
und diskutierten mit dem
Betriebsverfassungsgesetz-Ex-
perten Prof. Dr. Wolfgang
Däubler die aktuellen Her-
ausforderungen. Der stellver-
tretende IG-BCE-Vorsitzende
Ulrich Freese berichtete,
wie Gewerkschaften und Be-
triebsräte gemeinsam dafür
sorgten, dass Ostdeutschland
nicht zum Experimentierfeld
wurde.
Mehr als 20 Jugendliche
gingen fast zeit-
gleich in einem
Seminar in Kagel-
Möllenhorst auf
Entdeckungsreise
in die Zeit der
Wende und er-
fuhren mehr über
das Leben und
Arbeiten in der
DDR.
Beruf und FamilieBITTERFELD-WOLFEN | Zeit für Kinder und Pfl ege
Der Bezirksfrauenausschuss
Halle-Magdeburg beschäftigt
sich intensiv mit Lösungen
für eine familienfreundliche
Personalpolitik in kleinen
und mittelständischen Unter-
nehmen. Im September hatte
Jana Csongár vom Qualifizie-
rungsförderwerk Chemie die
Projektarbeit mit dem Be-
triebsrat der Zellstoff Stendal
GmbH gestartet und stellte
verschiedene Ansätze vor. Er-
folgreich umgesetzt wurde
das Projekt zur Vereinbarkeit
von Beruf und Familie seit
2009 bereits bei der SOEX
TSG & TRG mbH.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Landesbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape be-grüßt Prof. Däubler (links) und Ulrich Freese.
Cornelia Schaaf-Altenburg, Betriebsratsvorsitzende Escosoil Ost, zu den Herausforderungen in internationalen Betriebsräten.
www.igbce-blogs.de/heissejahre
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29kompakt | Dezember 2010 |
Zukunftsprozess 2020BERLIN | Wie sieht die Zukunftsgewerkschaft 2020 aus?
Was muss getan werden, um weiterhin eine starke und
schlagkräftige IG BCE im Landesbezirk Nordost zu sein?
Mit dieser Frage beschäftigten sich in den vergangenen Mo-
naten alle Bezirke gemeinsam mit den Vertrauensleuten
und Kolleginnen und Kollegen in den Ortsgruppen. Lan-
desbezirksleiterin Petra Reinbold-Knape: »Es geht darum,
die IG BCE fit für die Zukunft zu machen!«
Überall im Lan-
desbezirk stellt der
demografische
Wandel in den Be-
trieben und Orts-
gruppen beson-
dere Herausforde-
rungen an die Ge-
werkschafter. Mitgliederzahlen zu stabilisieren, neue Bran-
chen zu erschließen und eine serviceorientierte Betreuung
sind zentrale Punkte im Strategiekonzept 2020 in Halle-
Magdeburg (Foto).
Dies gilt auch im Bezirk Cottbus, der sich zusätzlich dem
Thema Energie besonders widmen will und sich die offen-
sivere Mitgliederwerbung auf die Fahnen geschrieben hat.
In Berlin-Mark Brandenburg stehen »Gute Arbeit«, Tarife
und die junge Generation im Mittelpunkt. Als Idee wurde
hier eine repräsentative Befragung von Mitgliedern und
Nichtmitgliedern nach ihren Wünschen und Vorstellungen
an die IG BCE diskutiert.
Der Bezirk Leipzig will sich besonders der Generationen-
gerechtigkeit widmen und die IG BCE auch außerhalb der
Betriebe bekannter machen. Dresden-Chemnitz konzent-
riert sich unter anderem auf die intensive Arbeit mit den
Betriebsräten, deren Qualifizierung und Betreuung. Außer-
dem will die IG BCE hier die Haustarifverhandlungen of-
fensiver führen.
Regionale PressearbeitCOTTBUS | Bei al-
len drei Regional-
foren im Bezirk
Cottbus ging es
um die regionale
Presse- und Öf-
fentlichkeitsarbeit
auch mit Blick auf
das Thema »Zukunftsgewerkschaft 2020«. Referentin war
Medienprofi Susanne Kettelför (Foto, rechts, in der Diskus-
sion mit Teilnehmerinnen). Bezirksleiter Ralf Hermwapel-
horst informierte über die Wahl der Versichertenvertreter
der Knappschaft-Bahn-See.
Kraftvolle Energie COTTBUS/ALT-TRÖGLITZ | Herbstaktionen Braunkohle
Mehr als 4000 Menschen in
Cottbus (Foto oben) und
1100 Teilnehmer der öffent-
lichen Betriebsversammlung
bei der MIBRAG (Foto unten)
machten die Herbstaktionen
für die Braunkohle zu einem
Erfolg. Der IG-BCE-Vorsit-
zende Michael Vassiliadis
unterstrich in Cottbus die
Schlüsselrolle der Kohle und
forderte die schnelle Verab-
schiedung eines CCS-Geset-
zes. Für die Brandenburger
Landesregierung
stellte sich Ar-
beitsminister
Günter Baaske
klar hinter die
Braunkohle. Bei
der MIBRAG
betonte IG-BCE-
Hauptvorstands-
mitglied Peter Hausmann:
»Braunkohle bietet Energie-
sicherheit und ist der wich-
tigste subventionsfreie Ener-
gieträger.«
Landesbezirksleiterin Petra
Reinbold-Knape machte klar,
dass die Industrie- und Ener-
giepolitik ganz oben auf der
Tagesordnung in Nordost
bleibt. Zu den Aktionen wa-
ren auch Bergleute von der
Saar und aus dem Rhei-
nischen Revier angereist.
Zurück zu 37,5 StundenBERLIN | Bausch & Lomb ohne neue Vereinbarung
2005 hatte die IG BCE für den
Pharmaspezialisten Bausch &
Lomb/Dr. Mann Pharma in
Spandau eine umfassende
Standortsicherungsvereinba-
rung unter anderem mit
einer Wochenarbeitszeit von
40 Stunden abgeschlossen,
die im Dezember ausläuft. Be-
triebliche Umstrukturierun-
gen und Stellenabbau im letz-
ten Jahr erschütterten aber
das Vertrauen der Kollegin-
nen und Kollegen. Jetzt reicht
es ihnen, sodass sie auf einer
Mitgliederversammlung Mitte
Oktober eine Fortführung ab-
lehnten. Ab dem 1. Januar
2011 gilt deshalb wieder die
37,5-Stunden-Woche!
N A M E N & N A C H R I C H T E N
www.markbrandenburg.igbce.de
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| kompakt | Dezember 201028
»Politische Gratwanderung«KREUZAU | Der
SPD-Bundestagsab-
geordnete Dietmar
Nietan besichtigte
auf Einladung der
IG-BCE-Vertrauens-
leute das Metsä-Tis-
sue-Werk in Kreuzau. In einem anschließenden Gespräch
erläuterte er seine Standpunkte zur Energiepolitik und dis-
kutierte mit Beschäftigten des Papierunternehmens über
die »politische Gratwanderung« zwischen Arbeitsplatzer-
haltung und Umweltschutz.
Gemeinsam stärkerLEVERKUSEN | Ver-
trauensleute von
Currenta, Tectrion
und Chemion in
Leverkusen wollen
enger zusammen-
arbeiten. Bei einem
Workshop definier-
ten sie erste gemeinsame Projekte und Aufgaben, unter an-
derem eine bessere Kommunikation in den Betrieben und
die gemeinsame Ausrichtung der gewerkschaftlichen Ak-
tivitäten.
Seminar zu KommunikationstypenNÜMBRECHT | Unterschiede zwischen weiblicher und
männlicher Kommunikation standen im Mittelpunkt eines
Seminars des Bezirksfrauenausschusses (BFA) Alsdorf in
Nümbrecht. Referentin Angelika Enderichs schärfte bei den
14 Teilnehmerinnen unter anderem den Blick für »typisch
männliche« Gesprächsstile und Kommunikationsarten.
Werberhitparade im OktoberJoline Macek (58, Currenta Dormagen, Köln-Bonn), Julian
Schäfer (42, Bayer Uerdingen, Moers), Felix Schultz (35,
Currenta Leverkusen, Leverkusen), Ismail Tekin (32, RWE
Power PBG, Alsdorf), Jens Bamhusen (24, Evonik Gold-
schmidt, Duisburg), Matthias Dürbaum (13, RWE Power
PBH, Alsdorf), Ralf Reisgen (13, RWE Power PBI, Alsdorf),
Ralf Laus (13, SDO, Köln-Bonn), Jenny Schumacher (12,
Bayer Dormagen, Köln-Bonn), Daniele Gioco (12, Currenta
Leverkusen, Leverkusen), Sascha Jansen (12, Kinon Saint
Gobain, Alsdorf), Dieter Trierscheidt (12, Pronova BKK, Le-
verkusen).
Chemie wieder im TrittDÜSSELDORF | Konferenz diskutiert Tarifrunde 2011
Die chemische Industrie in
Nordrhein hat nach der Wirt-
schaftskrise wieder Tritt ge-
fasst. Bei der tarifpolitischen
Konferenz des IG-BCE-Lan-
desbezirks in Düsseldorf
sagte Landesbezirksleiter Rei-
ner Hoffmann vor mehr als
100 Vertrauensleuten und
Betriebsräten der chemischen
Industrie, dass in über 70 Pro-
zent der hiesigen Chemie-
unternehmen der zusätz-
liche Konjunkturbonus ge-
zahlt werden konnte. Da-
durch erhöhten sich die Ein-
malzahlungen auf 650 bezie-
hungsweise 975 Euro.
Hoffmann betonte, die IG
BCE habe mit dem Tarifab-
schluss 2010 einen wichtigen
Beitrag zur Beschäftigungs-
sicherung in der Krise geleis-
tet. Zudem seien die Perspek-
tiven für die Jugend lichen
nach der Ausbildung durch
zusätzliche 1000 Übernah-
men verbessert worden.
Der neue NRW-Wirt-
schaftsminister Harry Kurt
Voigtsberger forderte, die Be-
schäftigten auch in Zukunft
deutlich am wirtschaftlichen
Erfolg der Chemieunterneh-
men zu beteiligen. Er bekann-
te sich zur neuen CO-Pipeline
und zum Neubau des Kohle-
kraftwerks Datteln. Für Pro-
fessor Dr. Ronald Schettkat
von der bergischen Univer-
sität Wuppertal hat die Wirt-
schafts- und Finanzmarkt-
krise das Scheitern der neo-
liberalen Politik bewiesen.
Peter Hausmann vom
geschäftsführenden IG-BCE-
Hauptvorstand erläuterte die
Ziele der nächsten Tarifrun-
de in den folgenden Jahren.
Neben einer angemessenen
Entgelterhöhung würden die
Weiterentwicklung des Demo-
gra fietarifvertrages und die
Modernisierung des Bundes-
entgelttarifvertrages eine Rol-
le spielen.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Mehr als 100 Vertrauensleute und Betriebsräte nahmen an der tarif-politischen Konferenz teil.
www.nordrhein.igbce.de
Wirtschaftsprofessor Ronald Schettkat, NRW-Wirtschaftsminister Harry Kurt Voigtsberger, Landesbezirksleiter Reiner Hoffmann und Peter Hausmann, Mitglied im geschäftsführenden Hauptvorstand, (von links) diskutierten mit Betriebsräten und Vertrauensleuten.
29kompakt | Dezember 2010 |
Solidarität mit Lausitzer RevierCOTTBUS | Vertrau-
ensleute und Be-
triebsräte aus dem
rheinischen Braun-
kohlenrevier mach-
ten sich auf den
Weg ins 700 Ki-
lometer entfernte
Cottbus. Dort solidarisierten sie sich mit den Beschäftigten
des Lausitzer Braunkohlenreviers.
HerbstaktionenALSDORF | Ak-
tions-Herbst auch
im IG-BCE-Bezirk
Alsdorf: IG-BCE-
Ortsgruppen or ga-
nisierten Infostände
in den Innenstädten
von Aachen, Herzo-
genrath (Foto), Heinsberg und Geilenkirchen. Dort wurde
rege über Themen wie »Rente mit 67«, Kopfpauschale oder
Mindestlöhne informiert und diskutiert.
Betriebsräte-AG wählte VorstandMARL | Die Be-
triebsräte-AG der
Erdöl-, Kohle- und
Grundstoffchemie
in NRW wählte ei-
nen neuen Vor-
stand. Neuer Vor-
sitzender ist Arndt
Küpper (Zweiter von links), Betriebsratsvorsitzender bei
Clariant in Oberhausen. Die weiteren Mitglieder des Vor-
standes sind Detlef Gajewski (links, BP Gelsenkirchen) so-
wie (von rechts) Ralf Knust (TMD Friction EsCo), Malte
Rodammer (Rütgers Germany), Hardi Meier (OXEA-Werk
Ruhrchemie) und Claudia Nikolowski (VTA). Nicht auf
dem Foto sind die Vorstandsmitglieder Gerhard Franzke
(Shell) und Herbert Figaj (Hexion Specialty).
Krimi-Dinner als DankeschönALSDORF | Als Dankeschön für ehrenamtliches Engage-
ment und Mitgliederwerbung initiierte der IG-BCE-Bezirk
Moers eine Krimi-Dinner-Gala im Mülheimer Schloss
Broich. Bei einem Vier-Gänge-Menü waren die Teilnehmer
selbst Mitwirkende bei einem Theaterstück.
Erfolgreiche JAV-WahlDÜSSELDORF | Engagierte Arbeit fi ndet breite Zustimmung
In vielen Betrieben waren
bei Redaktionsschluss dieser
kompakt-Ausgabe die
Wahlen zu den neuen Ju-
gend- und Auszubildenden-
vertretungen (JAV) zwar noch
nicht abgeschlossen, doch
Beispiele erfolgreicher Arbeit
gibt es schon jetzt. Die JAV
von Evonik Carbon Black
in Kalscheuren etwa wurde
schon im Februar gewählt –
und hat bereits viel erreicht.
Das liegt auch daran, dass
gemeinsam mit den Evonik-
Standorten in Wesseling und
Lülsdorf die JAV Rheinland
gebildet wurde. Diese plant
und organisiert gemeinsam.
Die JAV Rheinland hat auch
durchgesetzt, dass Jugendver-
treter mit zur Einführungs-
woche für neue Azu-
bis fahren, um dort
Ansprechpartner und
Betreuer zu sein.
Frisch gewählt nah-
men die Jugend-
vertreter schon im
Februar an der Auf-
taktveranstaltung zur
Tarifrunde der chemi-
schen Industrie teil.
Auch unterstützten
sie die Aktionen des
Bezirksjugendaus-
schusses zur Landtagswahl
oder am »Tag der Arbeit«.
Für die JAV von Bayer und
Currenta in Wuppertal-Elber-
feld gab es vor zwei Jahren
einen Neuanfang. Bis auf
zwei »Alt-JAVis« setzte sich
das Gremium aus Neulingen
zusammen. Sie können mit
dem bislang Erreichten zu-
frieden sein.
Der größte Erfolg: Seit Ende
2009 regelt eine Betriebsver-
einbarung das erste Mal seit
Jahren eine feste Übernahme
nach der Ausbildung. Seit-
dem werden in Wuppertal-
Elberfeld 50 Prüflinge pro
Jahr, welche einen Noten-
durchschnitt von mindestens
1,9 haben, über Bedarf fest
übernommen.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Enis Ahmetovic, Sezer Elkirmis, Mehmet Yilmaz, Dennis Gayk und Sinan Aslan sind die neue JAV des Bergwerks West in Kamp-Lintfort. Alle jungen Beschäftigten haben sich dort an ihrer Wahl beteiligt.
Sozialplan bei Cinram »steht«ALSDORF | Beim Alsdorfer
CD- und DVD-Hersteller Cin-
ram sind jetzt nicht mehr 170,
sondern 100 feste Mitarbeiter
von Kündigung bedroht.
Durch verschiedene weitere
Maßnahmen könnte die Zahl
noch weiter sinken. Nach lan-
gen und intensiven Verhand-
lungen haben sich Geschäfts-
führung und Betriebsrat
zwischenzeitlich auf die Eck-
punkte des Sozialplans für die
betroffenen Beschäftigten ge-
einigt. Im Zuge der Umstruk-
turierungen verlieren aber
auch viele Leiharbeitnehmer
und befristet beschäftigte Mit-
arbeiter ihren Arbeitsplatz.
Cinram hatte den bisherigen
Großkunden Warner-Home-
Video verloren.
VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>
| kompakt | Dezember 201028
Sie waren immer dabeiUNKENBACH | Mehr als 80 Ju-
bilare, allesamt
ehemalige oder
heutige Mitar-
beiter von Mi-
chelin in Bad
Kreuznach, be-
gingen in die-
sem Jahr ein be-
sonderes Jubiläum. Sie hatten ihrer Gewerkschaft 25, 40,
50 oder gar 60 Jahre die Treue gehalten. Viele von ihnen
folgten jetzt einer Einladung von Claus Bensing, dem Vorsit-
zenden der gewerkschaftlichen Vertrauensleute bei Miche-
lin und Ortsbürgermeister von Unkenbach (Foto, oben).
Dort bedankte sich auch der Mainzer IG-BCE-Bezirksleiter
Walter Dörrich bei den Jubilaren für ihre langjährige Zu-
gehörigkeit zur Gewerkschaft. Grußworte sprach auch Ver-
bandsbürgermeister Arno Mohr, er ist ebenfalls seit vielen
Jahren Gewerkschaftsmitglied. Die Festansprache hielt
Alois Heinevetter, langjähriger Betriebsratsvorsitzender bei
Michelin in Bad Kreuznach und selbst seit 50 Jahren Mit-
glied der IG BCE.
Zahlreiche
Jubilare des Be-
zirks Mainz er-
lebten kürzlich
ein frohes Fest,
und zwar im
dortigen kur-
fürstlichen
Schloss (Foto).
Höhepunkt war die Ehrung von Hella Heck-Voigt, Manfred
Henss, Alois Hetfleisch und Karl Volk für die 60-jährige Ge-
werkschaftszugehörigkeit.
IG-BCE-Frauen bleiben am BallSAARBRÜCKEN | Aus An-
lass des seit zehn Jahren
bestehenden »Welttag des
Mannes« organisierte der
Bezirksfrauenausschuss
Saarbrücken nun schon
zum zweiten Mal eine
Männeraktion in zwei
saarländischen Betrieben,
bei Ursapharm in Bübin-
gen und bei Fresenius, Sankt Wendel. Bei Ursapharm sorgte
Betriebsratsvorsitzende Monika Bastuck-Weisgerber für Ge-
sundheitsinfos und leckere Milchriegel.
Viele kritische Fragen LUDWIGSHAFEN | Meister-Dialog bei der BASF
Der Chemiekonzern BASF
SE strebt im Produktionsbe-
reich tief greifende organi-
satorische Neuerungen an.
Dazu betreibt er seit Septem-
ber 2009 ein Projekt zur »Op-
timierung der Produktion in
Antwerpen und Ludwigs-
hafen im 21. Jahrhundert«,
kurz OPAL21.
Aus Sicht der Gewerkschaft
müssen notwendige Maßnah-
men aber nachvollziehbar sein
und dürfen die Belastungsfä-
higkeit der Beschäftigten nicht
untergraben. Deshalb lud die
IG-BCE-Zielgruppe Meister in-
nerhalb der BASF jetzt den
OPAL-Projektleiter Theo Proll
und den Werkleiter Bernhard
Nick zu einer offenen Diskus-
sion zwischen Verantwort-
lichen und Betroffenen ein.
300 Interessierte kamen zu
der Veranstaltung. Viele Teil-
nehmer trugen kritische Fra-
gen vor oder reichten sie
schriftlich ein. Es ging dabei
um die künftigen Belastun-
gen, um die technische Si-
cherheit, um das Entgelt und
um die Auswirkungen des
Projekts auf persönliche be-
rufliche Perspektiven.
Diese Fragen »werden auch
in die weiteren Beratungen
aufgenommen«, versprach
Franz Pings, der Vorsitzende
der IG-BCE-Zielgruppe Meis-
ter. Die Zielgruppe, so Pings,
benötige viele weitere Rück-
meldungen von den Betrof-
fenen und werde alles tun,
dass es bei der Optimierung
»wirklich keine Verlierer
gibt«.
Wehren sind für den Ernstfall gerüstetENSDORF | Wenn
es drauf ankommt,
muss alles wie am
Schnürchen klap-
pen. Deshalb ab-
solvierten die Be-
rufsfeuerwehr des
Bergwerks Saar
und die Freiwillige Feuerwehr
Ensdorf kürzlich eine ge-
meinsame Übung auf der
Anlage Duhamel des Berg-
werks. Fazit: Die beiden Weh-
ren arbeiten gut zusammen
und sind für den Ernstfall ge-
rüstet.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Die Diskussion zum Optimierungsprozess stieß auf große Resonanz.
29kompakt | Dezember 2010 |
Gemeinsam viel erreicht
LUDWIGSHAFEN | Seit 60 Jahren ist der langjährige ehema-
lige BASF-Vertrauensmann Roland Koch in der Gewerk-
schaft. Bei der Jubilarfeier der IG BCE blickte er zurück.
»1948 gab es erst zwölf Urlaubstage, zwei davon waren
Samstage«, berichtet er, »aber in den 70er-Jahren haben wir
das auf sechs Wochen aufgestockt.« Roland Koch kennt vie-
le weitere Erfolge. Zum Beispiel: »Wir haben die Stechkarten
für gewerbliche Arbeitnehmer abgeschafft, was entgegen al-
ler Befürchtungen wunderbar funktioniert hat.« Von den
850 Gästen im Pfalzbau Ludwigshafen erhielten er und sein
Mitjubilar Rudolf Schmidt stellvertretend für 98 weitere
Mitglieder mit 60 Jahren Gewerkschaftsmitgliedschaft viel
Applaus.
Die Festansprache zur Ehrung der Jubilare mit 80, 60, 50
und 40 Jahren Mitgliedschaft hielt Egbert Biermann, Mit-
glied im geschäftsführenden Hauptvorstand. Ludwigshafen
beherbergt mit 33 000 Mitgliedern schon seit Langem den
stärksten Bezirk der IG BCE in Deutschland. »Es waren nicht
immer einfache Zeiten«, sagte rückblickend der Bezirksvor-
sitzende Wolfgang Daniel, »aber es sollen immer gemein-
same Zeiten sein.«
Boehringer kickt am bestenMAINZ | Die
IG-BCE-Jugend
des Bezirks
Mainz veran-
staltete Ende
Oktober in der
Mainzer Soc-
cerhalle ein
Fußballturnier
(Foto).
Mannschaften folgender Unternehmen nahmen teil:
Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Evonik
Röhm Worms, Röchling Automotive Worms, Simona AG
Kirn, Michelin Reifenwerke Bad Kreuznach, Schott AG
Mainz.
Im Laufe eines aufregenden Fußballtages setzten sich die
Jugendlichen von Boehringer als Sieger durch. Den zweiten
Platz eroberte die Mannschaft von Evonik Röhm Worms,
den dritten die von Röchling Automotive Worms.
Hilfe für die PrüfungMAINZ | Azubis machen sich in »WiSo« fi t
Junge Gewerkschafterinnen
und Gewerkschafter sind an
Wirtschafts- und Sozialkunde
meist ziemlich interessiert.
Aber eine Abschlussprüfung
in dem Fach ist auch für sie
nicht ganz ohne. Die IG-BCE-
Jugend des Bezirks Mainz bot
Auszubildenden aus Betrie-
ben des Bezirks deshalb jetzt
wieder an, sie für die »WiSo«-
Prüfung fit zu machen. Im
Mainzer DGB-Haus führten
die Teamer Nadine Lammoth
und Sascha Kopp die Teil-
nehmer einen Tag lang
durch die unterschiedlichsten
Prüfungsthemen (Foto). Alle
empfanden die Unterstüt-
zung als hilfreich.
Spannende FührungBREITSCHEID | Senioren besuchen Feuerfest-Fabrik
In Breitscheid am Dreiländer-
eck Rheinland-Pfalz – Hes-
sen – Nordrhein-Westfalen
gibt es eine moderne Feuer-
fest-Fabrik, die »Niederlas-
sung Westerwälder Thonin-
dustrie«. Auch in Bendorf am
Rhein hat die Feuerfest-Bran-
che – sie produziert vor allem
aus Ton gebrannte Steine
(Schamotte) für Feuerungs-
anlagen – eine lange Tradi-
tion. Deshalb gehören dem
Bendorfer IG-BCE-Senioren-
kreis viele »Kenner« solcher
Fabriken an. Mit großer
Spannung besichtigten sie die
»Westerwälder Tonindustrie«.
Viele zeigten sich erstaunt
über die sauberen Werkhal-
len und Arbeitsplätze, vor al-
lem aber über die technische
Ausstattung. Die Senioren
freuten sich auch darüber,
dass sie gleichsam ein alter
Bekannter durch das Werk ge-
führt hatte. Dessen Vater war
ihnen nämlich als Werkleiter
in Bendorf noch in bester Er-
innerung.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Sie erklären, wie eine moderne Feuerfest-Fabrik arbeitet.
Gemeinsam büffelten junge Gewerkschafter in Mainz für die Prüfung.
VOR ORT WESTFALEN>
| kompakt | Dezember 201028
IG-BCE-SeminareOEDING | 25. bis 27. März 2011: Der gläserne Mensch
(LBZ300.05.01.01.11).
HALTERN AM SEE | 4. bis 8. April 2011: Ist Deutschland
noch ein Industriestandort? (LBZ300.05.02.01.11).
Anmeldungen beim zuständigen IG-BCE-Bezirk oder direkt
beim Landesbezirk. Weitere Infos:
Zukunft im Bergbau
BOTTROP | Die berufliche Zukunft hat für 105 Jugendliche
auf dem RAG-Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop begon-
nen. Sie starteten dort in diesem Herbst ihre Ausbildung.
Neuer SchwerbehindertenvertreterMARL | Michael
Blaucza (links)
wurde einstimmig
zur Vertrauensper-
son der Schwer-
behindertenvertre-
tung des RAG-
Bergwerkes Augus-
te Victoria in Marl gewählt. Stellvertretende Vertrauensper-
sonen wurden Erika Krebs, Karl Nathaus und Uwe Weste.
Infos zu befristeten VerträgenRECKLINGHAUSEN | Mit einer neuen Broschüre informiert
der IG-BCE-Bezirk Recklinghausen: Der Flyer »Informatio-
nen zu befristeten Arbeitsverträgen in Deutschland« weist
auch auf Beratungsangebote der IG BCE hin.
Was tun im Pfl egefall?BORKEN | Was ist zu tun, wenn ein Angehöriger pflegebe-
dürftig wird? Um diese Frage kümmerte sich das IG-BCE-
Regionalforum West bei einer Veranstaltung in Borken.
»Durch die Hintertür«BÖNEN/HERTEN | Aktionen für sozialere Politik in Berlin
Für Aufmerksamkeit
sorgte die IG-BCE-
Ortsgruppe Bönen
am Marktplatz der
Gemeinde: Sie infor-
mierte gemeinsam
mit dem DGB über
die Gesundheitsre-
form der Bundesre-
gierung und sam-
melte mit großem
Erfolg Unterschriften
gegen ihre unsozia-
len Änderungen zu-
gunsten der Arbeitgeber.
Insgesamt 150 Marktbe-
sucher unterschrieben. Orts-
gruppenvorsitzender Werner
Kümmel: »Zuvor hatten wir
bei unserer Jubilarehrung be-
reits 200 Unterschriften ge-
sammelt.« Der Plan, die Bei-
träge für die Arbeitgeber ein-
zufrieren, widerspreche dem
Solidargedanken und sei
quasi eine Kopfpauschale
durch die Hintertür, so Wer-
ner Kümmel.
Auch die IG-BCE-Ortsgrup-
pe Disteln startete
mit dem DGB in
Herten eine gemein-
same Aktion und
informierte über die
DGB-Herbstaktion
»Gemeinsam für ein
gutes Leben«. Die
Ortsgruppenmitglie-
der sammelten eben-
falls Unterschriften
und riefen zur Teil-
nahme an der Pro-
testveranstaltung am 13. No-
vember in der Dortmunder
Westfalenhalle auf.
Die aktuelle Steinkohlesituation, die DGB-Herbstkampagne 2010 und das Thema »Kopfpauschale« standen im Mittelpunkt einer Veranstal-tung des IG-BCE-Bezirks Gelsenkirchen. Das Bezirksteam und Gast-referent Udo Eisberg informierten dort 100 Vertreter aus Ortsgrup-pen und Vertrauenskörpervorständen.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
In Herten war die IG-BCE-Ortsgruppe Disteln aktiv »für ein gutes Leben«.
Die IG-BCE-Ortsgruppe Bönen sammelte Unterschriften gegen die unsoziale Ge-sundheitsreform der Bundesregierung.
www.westfalen.igbce.de
Foto
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29kompakt | Dezember 2010 |
Ortsvorsteher aus der IG BCE BERGKAMEN | Im
Bergkamener Orts-
teil Oberaden wur-
de Michael Jürgens
(Zweiter von rechts),
stellvertretender
Vorsitzender der
dortigen IG-BCE-Ortsgruppe, als neuer Ortsvorsteher ge-
wählt. Ortsgruppenvorsitzender Willi Null und Hauptkas-
sierer Heinz Mathwig gratulierten und verabschiedeten den
vorherigen Ortsvorsteher Martin Blom (links).
Kirche – Kohle – KumpelGLADBECK | Zum
Ende der Ausstellung
»Kirche – Kohle –
Kumpel« wurden
die jungen Gewin-
ner eines Preisrät-
sels über die Glad-
becker Stadtgeschichte geehrt. Die Ortsgruppe Gladbeck-
Mitte hatte die Ausstellung gemeinsam mit der evange-
lischen Kirchengemeinde Gladbeck und dem REVAG-
Geschichtsverein »Zeche Graf Moltke 1/4« organisiert.
Oktoberfest für AzubisMARL | Viel Spaß beim ersten »Oktoberfest auf der Chemie-
park Wiesn«. Der Kennlern-Abend für die neuen Auszubil-
denden wurde vom Bezirk Recklinghausen, dem Betriebsrat
und der JAV des Evonik-Gemeinschaftsbetriebes organisiert.
Sportliche GewerkschaftsarbeitMARL | Unter dem Motto »Gewerkschaftsarbeit ist sport-
lich!« stand ein Turnier des Bezirksjugendausschusses
Recklinghausen. Zwölf Mannschaften mit 82 Spielerinnen
und Spielern aus dem Chemiepark Marl und vom Bergwerk
Auguste Victoria kämpften um Tore. Die Gruppe »FC Me-
chaniker 08« schaffte es auf den ersten Platz.
Besuch im HundertwasserhausESSEN | Mitglieder des IG-BCE-Regionalforums Essen be-
sichtigten das Hundertwasserhaus im Essener Grugapark.
Wenn schwer kranke Kinder im benachbarten Klinikum be-
handelt werden, bietet das Haus ihren Familien ein kosten-
günstiges »Zuhause auf Zeit«. Das ist dank vieler Spenden
und rund 80 ehrenamtlicher Helfer möglich. Auch das
Regionalforum spendete 145,54 Euro.
Papierindustrie im BlickBOCHUM | Betriebsräte informierten sich beim Seminar
Der Bezirk Dortmund-Hagen
organisierte ein Branchen-
seminar für die Papierindus-
trie. Aus den Unternehmen
Grünewald, Reno de Medici,
Stora-Enso und Wepa kamen
insgesamt 30 Betriebsräte.
Nach der Begrüßung durch
Bezirksleiter Adi Siethoff er-
läuterte Peter Schuld von der
IG-BCE-Hauptverwaltung in
Hannover die wirtschaftliche
Lage der Papierindustrie. Bir-
git Biermann, Rechtsschutz-
sekretärin beim IG-BCE-Lan-
desbezirk Westfalen, ging auf
wichtige Arbeits- und Sozial-
rechtsurteile ein. Aus Sicht
des Arbeitgeberverbandes be-
schrieb Stora-Arbeitsdirektor
Eberhard Potempa die Situa-
tion der Branche.
Werben in BerlinWULFEN/BERLIN | Unterschriften für Energiekampagne
Der Vorstand der Ortsgruppe
Wulfen warb in Berlin für die
Kampagne »Unsere Industrie
braucht sichere Energie« des
Bezirks Recklinghausen. Bei
einem Besuch des SPD-Bun-
destagsabgeordneten Michael
Gerdes diskutierten sie mit
ihm die Industriekampagne.
»Gerdes versprach, sich im
Bundestag für die Interessen
der Industriestandorte einzu-
setzen«, so Ortsgruppenvor-
sitzender Rüdiger Kentrup.
Michael Gerdes unterschrieb
die industrie- und energie-
politischen IG-BCE-Forde-
rungen und die Wulfener
nutzten in Berlin weitere Ge-
legenheiten, um dort weitere
Unterschriften für die Kam-
pagne zu sammeln.
N A M E N & N A C H R I C H T E N
Betriebsräte der Papierindustrie im IG-BCE-Bezirk Dortmund-Hagen trafen sich zu einem Branchenseminar.
Die Ortsgruppe Wulfen warb in Berlin für die Energiekampagne des Bezirks Recklinghausen.
30 | kompakt | Dezember 2010
> EINER VON UNS
Die Nacht im Sucher
ANDRÉ THISSEN ist äußerst gewissenhaft als Materialbe-sorger. Ebenso detailverses-sen geht er als Fotograf vor, wenn er sein liebstes Motiv ablichtet – die Dunkelheit.
Wenn andere die Fotokamera
einpacken, weil es eigentlich
längst zu dunkel ist für gute
Aufnahmen, begibt sich André Thissen
erst auf Motivsuche. Der gelernte Berg-
mechaniker, der als Materialbesorger im
Bergwerk West in Lintfort arbeitet, be-
vorzugt die Nacht. Die künstliche, oft-
mals farbintensive Beleuchtung von Ge-
länden und Gebäuden reizt ihn.
Seit rund sechs Jahren fotografiert der
46-Jährige, meist zusammen mit sei-
ner Lebensgefährtin, Fabrikgelände, Ze-
chengebäude, Kauen – und auch unter
Tage hat er das wenige Licht zu ein-
drucksvollen Fotos komponiert. Für ihre
ersten Aufnahmen hätten sie viel Kritik
einstecken müssen, erinnert sich Thissen.
Die Nutzer der bekannten Internetseite
fotocommunity.de hätten ihnen ernorm
geholfen. »Wir haben im Sieben-Meilen-
Stiefel-Tempo gelernt«, sagt Thissen.
Über die Webseite schrieb ihn dann
auch ein Verlag an, der einen Fotokalen-
der mit Thissens Bildern produzieren
wollte. »Durch die Stadt zu gehen und
die eigenen Bilder im Schaufenster zu se-
hen – das ist schon doll«, sagt Thissen.
Nie hätte er zu träumen gewagt, dass
seine Arbeiten einmal öffentlich ausge-
stellt werden würden. Nun präsentiert
der Bauchfotograf, wie Thissen sich
selbst bezeichnet, in einer Ausstellung
im Moerser Restaurant »Schacht V« 46
großformatige Abzüge. Schräg gegen-
über – in Blickweite seiner Bilder – liegt
die 1990 geschlossene Zeche Rheinpreu-
ßen, auf der er 1981 seine Ausbildung
begann. Wohin die Fotografie Thissen
noch führen wird, wisse er nicht. Es darf
aber ruhig dunkel sein, so viel steht fest.
Dirk Kirchberg
»Es muss etwas leuchten, sonst packe ich
meine Ausrüstung gar nicht erst aus«Der Kalender »Bergbau im Ruhrgebiet 2011« mit Motiven von André Thissen ist bei Beate Härig, Mayener Bücherstube, erschienen und kostet 24,90 Euro. Wir verlosen zehn Ex-emplare unter allen, die uns schreiben, wie das Kleidungsstück heißt, das Bergleute gegen das Durchwetzen der Hosen trugen. Schreiben Sie uns bis 15. Dezember an [email protected] oder an kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover.
Foto
s (2
): D
irk
Kir
chbe
rg
Walter Nickel wurde von seiner Ortsgruppe Gladbeck-
Mitte für 75 Jahre in der Gewerkschaft ausgezeichnet. Horst
Kopka, der langjährige Bildungsobmann der Ortsgruppe
und frühere Knappschaftsälteste, wurde für sein »70-Jäh-
riges« gefeiert. Seit 60 Jahren sind Hans Joachim Cyborra,
Günter Gendreizik, Franz Juznik, Alfred Künne und Kurt
Merkel dabei. Ihr »goldenes« Jubiläum begingen Ralf See-
mann, Wilhelm Marek, Kurt Maxim, Jürgen Semmnet und
Karl Heinz Wieners. Vor 40 Jahren sind Heinrich Fojtzik,
Rolf Grosse-Besten und Hans Dieter Huetges in die Gewerk-
schaft eingetreten.
Mit einem großem Fest zu ihrem eigenen zehnjährigen Be-
stehen feierte die Ortsgruppe des Kreises Höxter auch ihre
Jubilare. Willi Beller und Manfred Bulk wurden für ihre
»goldene« Mitgliedschaft ausgezeichnet. Vor 40 Jahren sind
Franz und Horst Böddeker, Rudolf Müller sowie Franz To-
maszewski in die Gewerkschaft eingetreten.
Die Ortsgruppe Essen-Zollverein ehrte ihre diesjährigen
Jubilare. Besonders wurden Wilhelm Holtkamp und Anton
Kwasny für 75 Jahre sowie Kurt Schwertner für 70 Jahre in
der Gewerkschaft ausgezeichnet. Das 60-Jahre-Jubiläum
begingen Johann Gruenheid, Heinz Josefs, Heinrich Lan-
ger, Hans Lerke, Franz Marfeld, Edmund Minke, Erwin
Neugebauer, Oswald Schors und Alfred Wanke. Vor einem
halben Jahrhundert sind Reinhard Borowski, Emil Felscher,
Heinrich Froehlich, Rudi Kalthoff, Rudolf Kneifel, Helmut
Kullinat, Raimund Pilz, Karl Schulz und Helmut Zerbe in
die Gewerkschaft eingetreten. Ihr 40-jähriges Jubiläum fei-
erten Ali Arslan, Mustafa Aydeniz, Horst Bogs, Erwin Denk,
Bernhard Ebing, Hubert Hoefel, Theodor Hübner, Rein-
hold Jabs, Celal Kale, Heinz-Jürgen Langenbrink, Siegfried
Leuffert, Karl Müller, Werner Rogalla, Alfred Schäfer und
Uwe Somberg.
Helmut Schmitz
wurde von der
Ortsgruppe Gel-
senkirchen-Has-
sel-Süd für 75
Jahre Mitglied-
schaft gefeiert.
Fritz Mross ist
seit 65 Jahren
dabei, Heribert Teimel und Werner Thiel seit 60 Jahren.
40-jähriges Jubiläum feierten Dieter Denneborg, Horst Dreis-
sig, Egon Frank, Georg Gawek, Fredi Nadrowski, Bruno Pio-
trowski, Reinhard Rogalla und Wolfgang Schmiedeberg.
G l a d b e c k - M i t t e K r e i s H ö x t e r
E s s e n -Z o l l v e r e i n
G e l s e n k i r c h e n - H a s s e l - S ü d
VOR ORT WESTFALEN>
30 | kompakt | Dezember 2010
Josef Gerstkamp wurde
von der Ortsgruppe Dort-
mund-Huckarde/Rahm
besonders gefeiert. Er ist
seit 75 Jahren in der Ge-
werkschaft.
H u c k a r d e / R a h m
Zu seinem 90. Geburtstag
wurde Hans Ambree von
der Ortsgruppe Castrop 12
zusätzlich gefeiert: Der Ju-
bilar ist seit 75 Jahren in
der Gewerkschaft.
C a s t r o p 1 2
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• 7 Übernachtungen auf dem 5-Sterne Nilkreuzfahrt-schiff* MS Grand Palm in der Doppelkabine
• Täglich All-Inclusive Verpflegung an Bord• 7 Übernachtungen im 5-Sterne Hotel The Grand
Resort (Landeskategorie) im Doppelzimmer • Täglich Halbpension im Hotel• Ausflugspaket wie beschrieben• Qualifizierte, deutschsprachige Reiseleitung auf
allen Transfers und vor Ort• Reisepreis-Sicherungsschein
HOLIDAYCHECK Stand: 11/2010Weiterempfehlungsrate:94 % 5-Sterne Nilkreuzfahrtschiff* MS Grand Palm88 % 5-Sterne Luxus Hotel The Grand Resort
Termine und Preise p. P. 2011 im DZ in E15-tägige Komfort-Nilkreuzfahrt mit Bade-aufenthalt im The Grand Resort, Hurghada Abflughäfen/Zuschläge in €:Karlsruhe Baden-Baden/Köln-Bonn/München +0,–, Leipzig/Nürnberg +15,–, Frankfurt +18,–, Düsseldorf +20,–, Stuttgart +23,–, Hamburg +25,–, Berlin-Tegel +28,–, Hannover +32,– Flugtag: Samstag 15 TageA 18.06., 25.06. 924,–B 28.05., 04.06. 974,–C 07.05., 14.05., 21.05. 1.024,–D 02.07., 03.09., 10.09., 17.09., 24.09. 1.094,–
11.06., 16.07., 23.07., 20.08., 27.08., E01.10., 08.10., 15.10., 22.10., 29.10.
1.204,–
Kennziffer: 55556 Buchungscode: HRG01P Termine 18.06. nicht ab Karlsruhe Baden-Baden, Stuttgart, München undNürnberg, 25.06. und 08.10. nicht ab Frankfurt, 01.10. nicht ab Hamburg undBerlin-Tegel, 15.10. nicht ab Leipzig und Hannover, 22.10. nicht ab Düsseldorfund Köln-Bonn buchbar. Wunschleistungen p. P.: Einzelkabinen- und Ein-zelzimmerzuschlag Saison A 149,– €, Saison B 319,– € und Saison C – E369,– €. Rail & Fly ab 25,– € pro Strecke. Zusätzliche Kosten: Trinkgelderauf dem Schiff ca. 30,– € p. P. (vor Ort zahlbar). Einreisevisum ca. 22,– € p.P. (vor Ort zahlbar). Hinweise: *Schiffsklassifizierung nach Landes kategoriegemäß ägyptischem Tourismusministerium. Programmablauf: Einschiffungimmer montags. Die Nilkreuzfahrt liegt in der Verantwortung des Kapitäns.Das Besichtigungsprogramm während der Fahrt kann auf Grund der Jahres-zeit, der Wetterlage oder geänderten Öffnungszeiten vor Ort geändert wer-den. Programminhalte werden hiervon nicht berührt.
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32 | kompakt | Dezember 2010
> TENDENZEN HERBSTAKTIVITÄTEN
Für mehr Gerechtig IN DER KRISE mussten enorme Lasten getragen und Einschnitte hingenommen werden. Doch nun geht es wieder bergauf, der Auf-schwung eröffnet neue Chancen. In ganz Deutschland demonstrierten deshalb IG-BCE-Mitglieder für Kurskorrekturen in Politik und Wirtschaft.
Unter dem Motto »Jetzt gehts um
uns!« beteiligte sich die IG BCE
an den Herbstaktivitäten des
Deutschen Gewerkschaftsbunds. »Wir
fordern unseren Anteil am Auf-
schwung«, sagte der IG-BCE-Vorsitzen-
de Michael Vassiliadis, »wir wollen kei-
nen XXL-Aufschwung mit XXL-Leih-
arbeit.« Nun sei es »Zeit für mehr
Gerechtigkeit und Fortschritt«.
Die bundesweite Kampagne, in die
mehr als 40 000 Vertrauensleute, Be-
triebsräte und Funktionsträger in den
Ortsgruppen einbezogen waren, infor-
mierte und mobilisierte rund eine Mil-
lion Beschäftigte. Der Schwerpunkt lag
in den Betrieben, dazu kamen regionale
Veranstaltungen und Kundgebungen.
Fairness in der Arbeitswelt, Rente mit 67,
Steuergerechtigkeit und die Gesund-
heitsreform waren die beherrschenden
Themen der Herbstaktionen. Weiter im
Fokus: Ausbildungsfragen und die Pers-
pektiven für junge Leute. Die fehlende
soziale Balance stellte der IG-BCE-Be-
zirksjugendausschuss in München in
den Mittelpunkt seiner Aktionen. Die Ju-
gendlichen verteilten im Zentrum der
bayerischen Landeshauptstadt Flug-
blätter und »diskutierten« das Sparpa-
ket der Bundesregierung lautstark in der
Münchner U-Bahn. Und in Nürnberg
DORTMUND: In der Westfalenhalle zeigten am 13. November mehrere Zehntausend Menschen Flagge.
33kompakt | Dezember 2010 |
keit und Fortschrittgingen mehr als 20 000 Teilnehmer aus
ganz Bayern gegen den Sozialabbau auf
die Straße.
DIE KRISE ist vorbei. In zahlreichen Be-
triebsversammlungen wurden bereits die
Tarifrunden des kommenden Jahres
thematisiert. Noch sind keine Forde-
rungsbeschlüsse gefasst, aber die
Marschrichtung ist klar. »Die Zeit der
Krisen-Tarifverträge ist vorbei, jetzt geht
es um Aufschwungverträge«, sagt der IG-
BCE-Tarifpolitiker Peter Hausmann.
Eine besondere Rolle während der
Herbstaktivitäten nahm die Steinkohle
ein. Scharf kritisierte Vassiliadis das
energiepolitische Konzept der schwarz-
gelben Regierung, es sei ebenso wenig
schlüssig wie tragfähig. »Wir brauchen
die Kohle als Brücke in das regenerative
Zeitalter. Aber die Bundesregierung baut
nicht an dieser stabilen Zukunftsbrücke,
sondern sie baut auf Illusionen.« In
Cottbus gingen mehr als 4000 Men-
schen für die Braunkohle auf die Straße.
Bei der öffentlichen Betriebsversamm-
lung der Mibrag in Alt-Tröglitz unterstri-
chen 1100 Gewerkschafter die Bedeu-
tung dieses Energieträgers im nationalen
Energiemix.
In Stuttgart, Hannover, Kiel, Nürn-
berg, Erfurt und Dortmund demonst-
rierten Mitte November mehrere Zehn-
tausend Gewerkschafter gegen die
zunehmende soziale Schieflage. Ein
kräftiges Signal für eine Kurskorrektur,
die Politik des »Weiter so« führt in die
Sackgasse. Berlin muss wissen: Wer in
Deutschland gegen die Prinzipien von
Fairness und sozialer Gerechtigkeit ver-
stößt, kann keine Wahlen gewinnen. Der
IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis
brachte es auf den Punkt: »Wir haben ge-
nug Zeit verloren mit dem lähmenden
Dauerstreit in der schwarz-gelben Koali-
tion. Jetzt muss gehandelt und der Re-
formstau aufgelöst werden. Jetzt gehts
um uns!« Dirk Kirchberg
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AUGSBURG
34 | kompakt | Dezember 2010
> TENDENZEN BERGBAU
Großer SchrittBERGLEUTE SIND SESSHAFT. Aber weil im Saarland die Zeche 2012 dichtmacht, gehen nach und nach Hunderte Bergleute ins westfälische Ibbenbüren. kompakt hat einen getroffen.
Erschöpft blickt Michael Scherer
auf die Uhr am Schacht. Kurz vor
zwölf. Wieder ist eine Schicht ge-
schafft. »Die Arbeit unter Tage ist hart«,
sagt Michael. »Doch es hat sich gelohnt,
dafür so viel aufzugeben.«
Kurz darauf ertönt das Signal – der
Korb ist endlich da. Die Bergleute strö-
men hinein, rücken eng zusammen. Das
Schutzgitter rasselt herunter, der Korb
rauscht nach oben.
Michael Scherer ist Bergmann im west-
fälischen Ibbenbüren. Doch eigentlich
ist er ein waschechter Saarländer. Seit
seiner Ausbildung 1986 arbeitet der
40-Jährige unter Tage. Um auch weiter-
hin seinem Beruf nachgehen zu können,
wechselte er im Juni 2009 von der Saar
auf die 460 Kilometer entfernte Zeche
Ibbenbüren. Denn die Grube an der
Saar wird 2012 geschlossen. 168 Saar-
länder sind bereits umgezogen, bis 2012
werden rund 1500 folgen.
Knatternd biegt der Roller in die
Wohnsiedlung »Am Beustschacht«. Vor
einem Mehrfamilienhaus – nur vier Ki-
lometer vom Bergwerk Ibbenbüren ent-
fernt – bleibt Michael Scherer stehen.
Foto
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Stürmisch begrüßt ihn der Jack-Russell-
Terrier Bobby. Der Hund ist der einzige
Ibbenbürener in der Famile und immer
der Erste an der Tür, wenn Michael nach
Hause kommt. Doch auch seine Frau
Michaela und sein zwölfjähriger Sohn
Janik warten schon auf ihn.
VIELE BERGLEUTE gehen vorerst ohne
ihre Familie nach Ibbenbüren und pen-
deln an den Wochenenden. Doch für
Scherers war von Anfang an klar: Entwe-
der gehen alle oder keiner. »Es wäre
schrecklich, meine Familie nur alle zwei
35kompakt | Dezember 2010 |
Wochen zu sehen«, sagt Michael. Und so
war die Familie eine der ersten, die von
der Saar nach Ibbenbüren umzog. Sie
gingen freiwillig, noch bevor die ersten
Bergleute offiziell verlegt werden sollten.
»Ich wäre bei der ersten Rutsche im April
2010 dabei gewesen«, sagt Michael.
»Wieso sollten wir also warten?«
Als am 23. Februar 2008 im Saarland
die Erde bebte – ausgelöst durch den
Bergbau – veränderte sich das Leben von
Familie Scherer schlagartig. Die Förde-
rung wurde gestoppt, rund 4000 Be-
schäftigte in Kurzarbeit geschickt. Für
die Bergleute war völlig ungewiss, wie es
weitergehen sollte. Vertreter der Landes-
regierung und Teile der Bevölkerung for-
derten ein sofortiges Ende des Bergbaus
an der Saar. Michael Scherer denkt nur
ungern an diese Zeit zurück, in der eini-
ge die Bergleute beschimpften und per-
sönlich für die Erschütterungen verant-
wortlich machten. »Wir waren plötzlich
nicht mehr erwünscht«, erinnert er sich.
Nach langem Ringen der IG BCE und
des Bergwerksunternehmen RAG mit
der Landesregierung wurde ein Kompro-
miss geschlossen: Die Kohle sollte weiter
abgebaut werden, allerdings nur bis
2012. Dann ist endgültig Schluss mit
dem Bergbau an der Saar.
IN IBBENBÜREN ist die Stimmung
gegenüber den Bergleuten völlig an-
ders. Die saarländischen Bergleute wer-
den nach ihrer Ankunft persönlich vom
Bürgermeister empfangen. Und einige
Hausbesitzer vermieten ihre Wohnun-
gen nur an Bergmannsfamilien. Auch
die Betriebsräte beider Bergwerke stehen
den Bergleuten mit Rat und Tat zur Sei-
te, helfen beim Umzug und bei Proble-
men jeglicher Art. Eine Situation, die bei
Michael Scherer ein lange vergessenes
Gefühl auslöst – das Gefühl, gebraucht
zu werden. Und gebraucht werden die
Bergmänner aus dem Saarland mehr als
dringend. Der Altersdurchschnitt der
Belegschaft in Ibbenbüren ist sehr hoch,
jedes Jahr gehen rund 130 Bergleute in
bin mir sicher, das Richtige gemacht zu
haben.«
Schon seit Jahrzehnten wechseln Berg-
leute auf andere Zechen, weil ihr Bergwerk
geschlossen wird. Im Ruhrgebiet müssen
in den nächsten drei Jahren rund 3700 ih-
ren Arbeitsplatz wechseln. Doch es ist un-
gewöhnlich, dass Bergleute über mehrere
Hundert Kilometer umziehen. Für viele
ein schmerzhafter Schritt. Doch sie halten
sich an den zwischen Gewerkschaft, Un-
ternehmen und Regierung geschlossenen
Kompromiss. Ein vorzeitiges Ende des
Steinkohlenbergbaus wäre für Michael
Scherer eine Katastrophe. »Wir haben im
Saarland alles zurückgelassen, damit ich
weiter als Bergmann arbeiten kann.« Der
Vorschlag der EU-Kommission, die Stein-
kohlen-Subventionen bereits 2014 einzu-
stellen, macht den Bergmann wütend.
»Was sind Gesetze denn heute noch
wert?« Sarah Heidel
Foto
: Dir
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irch
berg
»Ich bin mir sicher, das Richtige gemacht zu haben.« Michael Scherer fühlt sich wohl auf dem neuen Pütt in Ibbenbüren.
Inzwischen haben sie sich in Westfalen eingelebt: Michaela Scherer und ihr Sohn Janik.
den Ruhestand. Doch die erste Zeit war
nicht leicht in der neuen Stadt, weit weg
von Freunden und Familie.
Vor allem für Sohn Janik ist es schwer,
den geliebten Großvater nicht mehr je-
den Tag zu sehen. Und Michaela Scherer
brauchte Zeit, um sich einzuleben. Wäh-
rend ihr Mann auf der Arbeit war und Ja-
nik in der Schule, fühlte
sie sich oft einsam. »An
einigen Tagen hätte ich
am liebsten die Koffer
gepackt«, erinnert sie
sich.
Die Bergleute haben Michael gut in ih-
ren Reihen aufgenommen. Unter Tage ist
eben unter Tage – da gibt es keinen Unter-
schied. Bis auf die Sprache. Denn bei den
saarländischen Bergleuten heißen einige
Geräte anders als in Ibbenbüren. »Das
hat am Anfang für Verwirrung gesorgt«,
sagt Michael und lacht. »Die Kollegen ha-
ben mich manchmal schlicht nicht ver-
standen.«
Mittlerweile ist Ibbenbüren Scherers
Zuhause geworden. Michaela arbeitet in
einer Bäckerei, Sohn Janik hat Anschluss
in der Schule gefunden. Und Michael
fühlt sich wohl auf dem neuen Pütt. »Ich
»Die erste Zeit war nicht
leicht in der neuen Stadt.«
Eine Bild-Ton-Schau über Michael Scherer unter: www.igbce.de
36 | kompakt | Dezember 2010
> TIPPS NEBENVERDIENST
Wenn ein Job nicht reicht
A lle Deutschen haben das Recht,
Beruf, Arbeitsplatz und Ausbil-
dungsstätte frei zu wählen«,
regelt Artikel 12 des Grundgesetzes. Zu
dieser Berufsfreiheit gehört auch das
Recht von Arbeitnehmern, sich einen
zweiten Arbeitsplatz zu suchen. »Dabei
hat der ›Erstarbeitgeber‹ im Prinzip
nichts mitzureden«, betont Norbert
Schuster, Arbeitsrechtler beim Haupt-
vorstand der IG BCE. Dies gilt auch
dann, wenn im Arbeitsvertrag ein gene-
relles Nebentätigkeitsverbot vorgesehen
ist. »Solche Formulierungen verstoßen
gegen geltendes Recht«, so Schuster.
Denn ein Verbot sämtlicher Nebentätig-
keiten im Arbeitsvertrag ist unwirksam.
So hat das Landesarbeitsgericht Rhein-
land-Pfalz 2005 entschieden (Akten-
zeichen: 8 Sa 69/05).
Chefs dürfen nur dann »nein« zum
Nebenjob sagen, wenn ihre eigenen
JEDER DRITTE Arbeitnehmer hat inzwischen nur eine Teilzeitstelle. Vielen reicht der halbe Verdienst nicht. Und auch manche Vollzeit-beschäftigte wollen oder müssen hinzuverdienen. Was müssen Arbeitnehmer mit zwei Jobs beachten?
Foto: Ben Borgards/mauritius
37kompakt | Dezember 2010 |
schützenswerten Interessen durch die
zweite Beschäftigung verletzt werden.
Deshalb ist es verboten, wenn Arbeit-
nehmer einen Zweitjob bei der Kon-
kurrenz annehmen.
Wichtig ist weiterhin: Die im Arbeits-
zeitgesetz festgelegten Obergrenzen für
die Arbeitszeit dürfen durch den Neben-
job nicht gesprengt werden. Die (Ge-
samt-)Arbeitszeit von Arbeitnehmern
darf also acht Stunden an Werktagen
nicht überschreiten. Nur ausnahms-
weise darf die tägliche Arbeitszeit bis zu
zehn Stunden betragen. Dann muss aber
wenigstens in einem Zeitraum von sechs
Monaten eine durchschnittliche tägliche
Arbeitszeit von acht Stunden eingehal-
ten werden.
Statt woanders einen Zweitjob aufzu-
nehmen, lässt sich manchmal auch die
Arbeitszeit im Hauptjob verlängern – vor
allem, wenn beim Arbeitgeber eine freie
Vollzeitstelle zu besetzen ist. Dann muss
ein teilzeitbeschäftigter Arbeitnehmer
bei der Besetzung der Vollzeitstelle im
eigenen Betrieb bevorzugt werden. Das
bestimmt Paragraf 9 des Teilzeit- und
Befristungsgesetzes.
Anderes gilt laut Bundesarbeitsge-
richt nur, wenn »dringende betriebliche
Gründe« gegen den Wunsch nach län-
gerer Arbeitszeit des Arbeitnehmers an-
geführt werden können (Aktenzeichen:
9 AZR 874/06). Da solche »dringenden«
Gründe von den Arbeitsgerichten aber
nur selten anerkannt werden, haben
Teilzeitler gute Karten, wenn sie sich bei
ihrem Arbeitgeber auf eine frei werdende
Vollzeitstelle bewerben.
»Natürlich ist es für die Betroffenen
allemal günstiger, ihren Hauptjob aufzu-
stocken, statt zwei oder mehr Beschäf-
tigungen zu stückeln«, meint Norbert
Schuster. Denn das gebe immer wieder
Koordinationsprobleme – etwa beim Ur-
laub: »Wenn ich zwei Jobs habe, habe
ich keinen Anspruch darauf, dass Arbeit-
geber Nummer zwei sich auf den Ur-
laubszeitpunkt einlässt, den ich mit
Nummer eins abgemacht habe.«
Rolf Winkel
MINIJOB ODER »NORMALE«ZWEITBESCHÄFTIGUNG? Viele Arbeitnehmer haben als Zweitbe-
schäftigung lediglich einen Minijob. Da-
für dürfen sie dann monatlich 400 Euro
sozialabgaben- und steuerfrei verdienen.
Abgaben dafür zahlt in der Regel nur
der Nebenarbeitgeber. Der Nachteil: Ein
Minijob bringt keine (zusätzlichen) An-
sprüche bei den Sozialversicherungen.
So gibt es etwa bei längerer Krankheit
nach der sechswöchigen Lohnfortzah-
lung kein Krankengeld für den Minijob.
Beschäftigungen mit Einkünften über
400 Euro sind dagegen – wie der Haupt-
job – sozialversicherungspflichtig.
Das bedeutet andersherum: Sozialver-
sicherungspflichtige Doppeljobber er-
halten im Krankheitsfall nach dem
Ende der sechswöchigen Lohnfortzah-
lung Krankengeld für beide Jobs.
DAS BETRIEBSVERFASSUNGS-GESETZ NUTZENWie bereits erwähnt, muss ein teilzeit-
beschäftigter Arbeitnehmer bei der Be-
setzung einer Vollzeitstelle im eigenen
Betrieb bevorzugt werden.
Hier sollten Betriebsräte auch die
Möglichkeiten des Betriebsverfassungs-
gesetzes nutzen. Denn Paragraf 93 be-
sagt: »Der Betriebsrat kann verlangen,
dass Arbeitsplätze, die besetzt werden
sollen, allgemein oder für bestimmte Ar-
ten von Tätigkeiten vor ihrer Besetzung
innerhalb des Betriebs ausgeschrieben
werden.«
Per Betriebsvereinbarung könnte da-
nach beispielsweise verbindlich geregelt
werden, dass vor jeder Ausschreibung ei-
ner neuen Stelle zu prüfen ist, ob statt-
dessen nicht die Arbeitszeit von Teilzeit-
lern verlängert werden kann.
DEN ARBEITGEBER INFORMIERENIm Zweifelsfall sollten Arbeitnehmer den
Arbeitgeber über ihren Nebenjob infor-
mieren. Dies gilt insbesondere für Tätig-
keiten, die als »problematisch« ange-
sehen werden könnten, weil durch sie
der Hauptjob beeinträchtigt wird. Etwa
wenn man wochentags nach acht Stun-
den Arbeit beim Hauptarbeitgeber bis
spät in die Nacht als Türsteher oder Kell-
ner in einer Disko jobbt. Wer bei solchen
unangemeldeten Nebenjobs erwischt
wird – zum Beispiel weil ein Mitarbeiter
der Personalabteilung die Disko besucht –
muss gegebenenfalls mit harten Schrit-
ten seines Hauptarbeitgebers rechnen.
WENN EIN JOB VERLOREN GEHT: TEILARBEITSLOSENGELD Geht einer von zwei sozialversicherungs-
pflichtigen Jobs verloren, so zahlen die
Arbeitsagenturen das sogenannte Teil-
arbeitslosengeld. Ein Arbeitnehmer mit
Kind, der einen Zweitjob mit monat-
lichen Einkünften von 1000 Euro brutto
verliert, hat zum Beispiel Anspruch auf
431,70 Euro Teilarbeitslosengeld – und
das für bis zu sechs Monate.
FREIBETRAG EINTRAGEN ODER STEUERN ZURÜCKFORDERN Für die Zweitbeschäftigung braucht man
bei Einkünften über 400 Euro im Mo-
nat eine zweite Steuerkarte mit Steuer-
klasse VI. Die Abzüge sind dabei zu-
nächst hoch. Aber: Im Endeffekt wird
Job 2 wie Job 1 besteuert. Die zu viel ge-
zahlte Steuer wird im Folgejahr auf An-
trag erstattet. Wer will, kann außerdem
von vornherein seine steuerlichen Frei-
beträge gleichmäßig auf beide Jobs
verteilen. Dafür muss man auf der
Steuerkarte für den Hauptjob einen so-
genannten Hinzurechnungsbetrag und
auf der Karte für den Zweitjob einen
Freibetrag eintragen lassen.
»Der
Erstarbeitgeber
hat im Prinzip
nichts
mitzureden.«
Nichts für schwache Nerven: Wer mehrere Jobs bewältigen muss, braucht defi nitiv Superkräfte.
38 | kompakt | Dezember 2010
> TIPPS BETRIEBSRENTEN
Manchen winkt eine Erstattung
Von 500 Euro monatlicher Be-
triebsrente bleiben für Versicher-
te mit mindestens einem Kind
derzeit nur noch 415,75 Euro übrig,
2011 sind es wegen des steigenden
Krankenkassenbeitrags sogar nur noch
412,75 Euro. »Aufpassen sollten aller-
dings diejenigen, die eine sogenannte Di-
rektversicherung als betriebliche Alters-
vorsorge abgeschlossen hatten«, weiß
Eckehard Linnemann, Leiter der Abtei-
lung Sozialpolitik beim Hauptvorstand
der IG BCE. Denn sie könnten nach
einem Urteil des Bundesverfassungs-
gerichts (BVerfG) vom 28. September
(Aktenzeichen: 1 BvR 1660/08) für die
Vergangenheit Beiträge erstattet bekom-
men und in Zukunft einen geringeren
Beitrag bezahlen. »Das gilt allerdings
nur dann, wenn die Direktversicherung
– etwa nach dem Ausscheiden aus dem
Betrieb – eine Zeit lang vom Arbeitneh-
mer und nicht vom Ex-Arbeitgeber als
›Versicherungsnehmer‹ geführt wurde«,
EIN GLATTES SECHSTEL der Betriebsrente geht an die gesetzliche Kranken- und Pfl egeversiche-rung. Doch wer eine Direktversicherung abgeschlossen hat, kann nach einem Gerichtsurteil jetzt mit einer satten Beitragsrückzahlung rechnen. kompakt erklärt, was zu tun ist.
Foto: Eisenhans/Fotolia
39kompakt | Dezember 2010 |
so Linnemann. Denn genau so verhielt
es sich in einem Fall, über den das Ge-
richt urteilte: Für den klagenden Rentner
(Jahrgang 1943) hatte sein früherer Ar-
beitgeber im Mai 1979 eine Betriebsren-
te im Wege der Direktversicherung als
Kapitallebensversicherung abgeschlos-
sen und die Beiträge für den Vertrag
bezahlt. Dann machte der Betrieb Ende
1987 Pleite. Das Beschäftigungsverhält-
nis des Klägers endete und sein Ex-Ar-
beitgeber übertrug ihm alle Rechte und
Pflichten aus dem Versicherungsvertrag.
So wurde er im Januar 1988 neuer Ver-
sicherungsnehmer und zahlte die Bei-
träge bis Ende April 2004 aus eigener
Tasche. Knapp neun Jahre lang war also
der Ex-Arbeitgeber und fast doppelt so
lang – gut 16 Jahre – der jetzige Rentner
Versicherungsnehmer. Zum 1. Mai 2004
wurde ihm aus der Lebensversicherung
eine einmalige Kapitalleistung in Höhe
von 67 443,51 Euro ausgezahlt – was
seine Krankenkasse auf den Plan rief.
DER AUSZAHLUNGSBETRAG wurde
– wie üblich – rechnerisch auf zehn Jahre
mit jeweils 12 Monaten verteilt. Pro Mo-
nat ergab sich damit ein (fiktiver) Ren-
tenbetrag von 562,03 Euro (67 443,51 Eu-
ro geteilt durch 120 Monate). Hierauf
wurden Beiträge zur Krankenversiche-
rung erhoben. Diese betrugen 2004 ge-
nau 77 Euro pro Monat.
DAS VERFASSUNGSGERICHT sah nun
im Vorgehen der Kasse einen Verstoß ge-
gen den Gleichheitsgrundsatz. Denn in
den Jahren, in denen der Kläger selbst
Versicherungsnehmer war, habe sich sei-
ne Versicherung gar nicht von normalen
privaten Renten- oder Lebensversiche-
rungen unterschieden. Für diese sind
nach der Auszahlung keine Beiträge zur
Kranken- und Pflegeversicherung fällig.
Ergo müsse das Gleiche ab Januar 1988
auch für die Versicherung des Klägers
gelten. Für den Rentner, der mit seiner
Klage in Karlsruhe Erfolg hatte, bedeutet
dies: Seine Krankenkasse wird ihm wohl
etwa zwei Drittel der bereits gezahlten
Versicherungsbeiträge erstatten müssen.
Einzelheiten muss nun zwar erst das
Bundessozialgericht klären, an das die-
ses Verfahren zurückverwiesen wurde,
aber einige 1000 Euro werden schon zu-
rückzuzahlen sein.
MIT RÜCKZAHLUNGEN kann jeder rech-
nen, der
• aus einem Beschäftigungsverhältnis
ausgeschieden ist,
• fortan die Versicherungsbeiträge selbst
entrichtet hat und
• auch offiziell (statt des Ex-Arbeitge-
bers) als Versicherungsnehmer in den
Versicherungsvertrag eingetreten ist.
Das Gleiche müsste für diejenigen gel-
ten, die eine Kapitallebens- oder Renten-
versicherung zunächst privat geführt
haben und diese später erst in eine be-
triebliche Versicherung umgewandelt
haben.
BETRIEBSRENTNER sollten nun schnell
einen Überprüfungsantrag bei ihrer
Kranken- und Pflegekasse stellen. Bis zu
vier Kalenderjahre rückwirkend gibt es
die Beiträge. Wer seinen Antrag noch
2010 stellt, kann also für die Zeit ab dem
1. Januar 2006 mit einer Rückerstattung
und für die Zukunft mit weniger Bei-
trägen rechnen. Gleichzeitig sollten die
Betroffenen ihr Versicherungsunterneh-
men anschreiben und dieses bitten, den
»betrieblichen« und »privaten« Anteil
der ausgezahlten Betriebsrenten zu be-
rechnen und zu bescheinigen. Diese
Bescheinigung sollte dann umgehend an
die Krankenkasse weitergereicht werden.
AUCH VERSICHERTE sollten aktiv wer-
den. Denn das Urteil hat Folgen für sie.
Wer nach Beendigung eines Beschäf-
tigungsverhältnisses eine Kapitallebens-
oder Rentenversicherung fortführt, die
eine Zeit lang als betriebliche Direkt-
versicherung geführt wurde, sollte um-
gehend seinen Versicherungsvertrag
prüfen. Falls er später als Rentner von
Kranken- und Pflegeversicherungsbei-
trägen wenigstens teilweise verschont
bleiben will, muss er jetzt selbst als
»Versicherungsnehmer« eingetragen sein.
Wenn dies nicht der Fall ist, sollte
er dies umgehend ändern lassen. Erst ab
dem Zeitpunkt der Änderung ist der Teil
der späteren Rentenleistungen, der auf
der privaten Einzahlung beruht, beitrags-
frei. Rolf Winkel
Weitere Informationen und ein Musterschreiben an die Krankenkasse gibt’s im Internet unter: www.igbce.de
DIREKTVERSICHERUNG
Ein Unternehmen schließt zugunsten eines bei ihm beschäftigten Arbeit-nehmers eine Kapitallebens- oder eine private Rentenversicherung ab. Dann ist das Unternehmen »Versicherungs-nehmer« – bezugsberechtigt für die spätere Rente ist aber der Arbeitnehmer. Die fälligen Beiträge werden per Ent-geltumwandlung direkt vom Bruttolohn abgezogen. Das heißt: Teile des Lohns werden in Vorsorge umgewandelt und vom Arbeitgeber an das ausgewählte Versiche-rungsunternehmen überwiesen. Dadurch sinkt der Bruttolohn der begünstigten Beschäftigten. Die Beiträge zur Betriebs-rente sind dann in gewissem Rahmen steuer- und sozialversicherungsfrei.
STICHWORT
»Einige 1000 Euro wird die Krankenkasse
schon zurückzahlen müssen.«
>
4 7 11 1851 13 1912 146 152 9 178 10 163
Zwei-finger-faultier
überaus,beträchtlichBuchungs-unterlage
Herren-kleidungs-stück
trostlosJunge(süd-deutsch)
alle Nutz-tiere einesAgrar-betriebs
Bienen-zuchtskandin.Münze
HauptstadtderMalediven
Leichtme-tall (Kzw.)
Gilde
BerlinerWappentiergefährlicheFilmszene
außer-dem,zusätzlich
Gemäldevon da VinciGast-stättenart
Feder-bett
ähnlich
ZündschnurfrüheredreistufigePapstkrone
Rhein-zuflussFerien-zeit
Strenge,Unnach-giebigkeitVorfahrin
lediglich
Eiskunst-laufsprung
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Musik zum FestmahlBald steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Egal ob Ente, Gänsebraten, Fisch oder Würstchen mit Kartoffelsalat – das Essen an Heiligabend wird auf jeden Fall ein Festmahl. Damit das Kochen auch richtig Spaß macht, verlosen wir zehnmal ein Topfset von WMF. Um in Weihnachtsstim-
mung zu kommen, braucht man natürlich Weihnachtsmusik. »Oh Tannenbaum« oder »Ihr Kinderlein kommet« können mit einem von 40 MP3-Playern von
Intenso auch unterwegs gehört werden. Wir wünschen fröhlichen
Ratespaß!
RÄTSEL>
| kompakt | Dezember 201040
mung zWeihnaoder »mit ei
41kompakt | Dezember 2010 |
Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Begriff gesucht, der an Weihnachten in vielen Kinder-zimmern zu hören ist. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45, 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 17. Dezember 2010 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Gewinner
Preisrätsel
BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein-sendern richtiger Lösungen fi elen die zehn Haupt-gewinne – ein Bodenstaubsauger von Miele – an:Helmut Hattwig, Rinteln; Helmut Wittwer, Lenne-stadt; Elke Molch, Tschernitz; Gerold Rahe, Ibben-büren; Herbert Alt, Wertheim; Ernst Meyer, Ham-burg; Silvia Huckele, Schwetzingen; Sabine Schroft, Baden-Baden; Manfred Auer, Schwabmünchen; Gabriele Köhler, Borkheide.
JE EINE BUSINESS-SPORTTASCHE erhalten:Karl-Heinz Soethe, Dortmund; Hermann Holz-Greve, Delligsen; Gerda Ludwig, Speyer; Holger Schmier-eck, Brehna; Ute Witzmann, Saarlouis; Klaus Dieter Heuer, Petershagen; Claudia Voll-Mann, Großait-lingen; Richard Rosenthal, Dortmund; Brigitte Weiß, Rees; Jörg Buthge, Weißwasser; Paul Werner, Eppel-born; Gerda Gehrer, Eislingen; Manfred Große, Borna; Heinrich Brink, Augsburg; Egon Anthofer, Marl; Ernst Wagner, Dankmarshausen; Matthias Monien, Roßdorf; Heide Jentzsch, Rethwisch; Heike Panzer, Bad Hersfeld; Klaus-Martin Lüttig, Rüdnitz; Gerhard Heckmann, Schlüchtern; Florian Süß, Hirschau; Otfried Ramdohr, Weinheim; Maria Hinze, Lübbenau; Albert Silberreiß, Berlin; Dieter Haußner, Pirmasens; Frank Schmidt, Haltern am See; Stefan Koch, Lampertheim; Susanne Aichinger, Reischach; Klaus Wiedenbach, Sassnitz; Gudrun Schmitt, Pottenstein; Torsten Planer, Dorndorf; Josua Hoff, Bad Kreuznach; Detlev Krebs, Hannover; Angela Stern, Stadtbergen; Marc Thiel, Börnsen; Franz-Josef Gerlach, Wesseling; Beatrice Schneider, Bind-lach; Steffen Rummel, Zuzenhausen; Beate Neber, Grefrath.
Cartoon
GLÜCK & GLOSSE
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@La
ppan
-Ver
lag,
Ger
hard
Glü
ck
Weihnachten naht. Man merkt
das daran, dass im Fernsehen
nur noch Rückblicke laufen
und in der Werbung ungeföhnt-sympa-
tische Chaosmädchen in riesigen Woll-
pullovern mit dampfenden Teetassen
auf Sofas kauern. Sowie natürlich dar-
an, dass Menschen ernsthaft den Er-
werb elektrischer Parmesanreiben in
Erwägung ziehen, auch wenn das wohl
das Ende ihrer Ehe wäre. Verzweiflung
allerorten. Im Grunde ist es ein (Weih-
nachts-)Wunder, dass die böse Indus-
trie das Fest der Feste noch nicht in
Kaufnachten umbenannt hat.
Es kann schwer in die Hose gehen,
wenn Menschen sich etwas schenken
wollen. Wichtigste Regel: Kaufen Sie nie-
mals Gegenstände, die unter dem Deck-
mantel falscher Identitäten artfremde
Funktionen erfüllen (Pinguin-Thermos-
kannen, Kuschelbär-Wärmflaschen,
Cheeseburger-CD-Taschen). Zweite Re-
gel: Nein, Ihre Frau freut sich nicht über
den Hochdruckreiniger »Kärcher 5.75
Jubilee«. Dritte Regel: Ein Teppich, der
aussieht wie eine Scheibe Mortadella,
ist exakt 45 Sekunden lang lustig. Eltern
haben es gut. Sie können die Verant-
wortung für den hässlichen Rentierpulli
an den Weihnachtsmann delegieren
(»Ja, Chantal-Jaqueline, ich weiß, dass
du einen iPod wolltest, aber der Weih-
nachtsmann . . .«). Erwachsene beschlie-
ßen oft, sich nichts mehr zu schenken.
Aber sie merken bald, dass es ein großer
Unterschied ist, ob man sich nichts
schenkt oder ob man sich WIRKLICH
ABSOLUT ÜBERHAUPT GAR NICHTS
schenkt. Das kann peinlich werden,
wenn Heiligabend einer von beiden
sagt: »Hier, für dich! Ich dachte, wir
meinten das nicht so streng.« Ansons-
ten: Frohes Fest. Und passen Sie auf,
dass Heiligabend nicht zu Eiligabend
wird. Imre Grimm
GRIMMS MÄRCHEN
F R A T A S M TM O H R R U E B E B R O T D O S E
H A I P I C A S S O E R N T EA R T E M I S M I T T A G L A R
M S I E D R U H R S I ND U D E N Z E D E R E F E N D IA S U D R U M S Z U N A M E N
C O D E G O L F M A X I F CH A R N O A H
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E E R T R A G A B S T I E GK R A D O E H R F R O H R E S
R E I N A N T I A S S PF E Z D E K A D E C H I C T E
I N S E R A T T R E U H O U RN E U E N E T T O H A U S E R
L E I D P U M A M A N G R O V E
Lösung November 2010: SOLIDARITAET
»Ja, er ists, aber bitte keine zu großen Erwartungen!«
42 | kompakt | Dezember 2010
> MEIN ARBEITSPLATZ
Fenstern ein Profi l geben»Klar denkt man bei ›Kunststoff‹
erst einmal an Joghurtbecher,
PC-Tastatur und Müllsack. Tür-
und Fensterrahmen gehören aber auch
dazu. Ob morgens mit dem Griff zum
Lüften oder – wie bei mir – im Job als
Verfahrensmechaniker für Kunststoff-
technik. Das ist ganz klar ein Beruf mit
Zukunft, denn alle Welt spricht von Ge-
bäudedämmung und CO2-Einsparung.
Da kommen unsere bis zu 88 Millimeter
dicken Kunststoffprofile gerade recht.
Sie isolieren prima und halten das Zu-
hause schön warm. Vor allem jetzt im
Winter. Rund 2000 solcher Profilarten
und -typen stellen wir her. Ich steuere
deren Produktion – vom feinen Kunst-
stoffpulver bis hin zum fertigen Kunst-
stoffprofil. Dazu muss ich alle Parame-
ter wie Pulvergemisch, Temperatur und
Wandstärke genau kennen und in die
Anlage eingeben. Bei der Kontrolle der
fertigen Profile achte ich auf Passgenauig-
keit und einwandfreie Optik. Profile mit
Rillen sortiere ich aus, denn sie geben
unseren Kunden Grund, zu reklamie-
ren. Oder wenn die Profile auf einmal
nicht mehr so glänzen und strahlen wie
sonst. Das kam einmal vor, als wir
aus Umweltschutzgründen Blei aus der
Produktion verbannt haben. Dieses An-
fangsproblem konnten meine Kollegen
aus dem Forschungsteam aber schnell
lösen. Noch nicht ganz so hundertpro-
zentig gelöst habe ich meinen weiteren
beruflichen Werdegang. Denn mit mei-
nem Industrie-Meister Kunststofftech-
nik, zu dem mir nur noch eine Prüfung
fehlt, gibt es viele Einsatz- und Entwick-
lungsmöglichkeiten. Entweder hier bei
uns in Pirmasens oder in einem unserer
Werke in Spanien, Italien oder Alabama.
Ganz unrealistisch ist ein Leben
im Ausland für mich jedenfalls
nicht.
Aufgezeichnet von Axel Stefan Sonntag
Bestandteil vieler Fensterrahmen: Kunststoffprofi le aus Pirmasens.
Foto
: Tho
mas
Sch
inde
l
Verfahrensmechaniker/-in für Kunststoff- und Kautschuktechnik ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. Die dreijährige Ausbildung ist in Bereichen wie Verpackungsfolien, Schaumstoffe und Kunststofffenster möglich.Mehr unter: www.igbce-jugend.de
»Alle Welt redet von Klimaschutz.
Gut isolierte Fenster sind die Basis.««
CHRISTIAN NICKOLA (31) ist Verfahrensmechaniker bei Profi ne in Pirmasens.
Auf Kurs zu wunder-schönen Sonnenzielen
MS Artania Kabinenbeispiel
Kreuzfahrt
Reisetelefon: 01805 – 944 223(Festnetzpreis 0,14 €/Min., höchstens 0,42 €/Min. aus Mobilfunknetzen)
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Änderungen vorbehalten, maßgeblich ist die Reisebestätigung, die Sie nach Buchung erhalten. Daraufhinwird eine Anzahlung von 30 % (mind. 25,– €) auf den Reisepreis fällig. Restzahlung 30 Tage vor Reisean-tritt, anschließend erhalten Sie Ihre Reiseunterlagen.Reiseveranstalter: DGB-Reisen GmbH · 44137 Dortmund
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fene Lobby, Internetcafé, Bibliothek, Kartenspielzimmer,Kino/ Theater, eine Show-Lounge, zwei gleichwertige Res-taurants, ein Lido-Buffet-Restaurant mit Terrasse, Bou-tiquen, Beautysalon und Spa. Zwei lichtdurchflutete In-nenpromenaden, sechs Fahrstühle und mehrere Treppen-häuser stehen zur Verfügung. Die Außendecks bietenviele geschützte Liegeplätze, drei Poolbereiche, ein klas-sisches Terrassen-Heck sowie eine Rundum-Promenade.
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Termin und Preise 2011 pro Person in €Mit MS Artania zu wunderschönen SonnenzielenKabinenkategorie 14.07. – 23.07.11Kat. HS, 2-Bett außen Saturndeck 1.599,–Kat. HO, 2- Bett außen Oriondeck 1.625,–Kat. I, 2- Bett außen, Glückskabine 1.749,–Kat. J, 2-Bett außen, Neptundeck 1.799,–Kat. K, 2-Bett außen, Saturndeck 1.835,–Kat. M, 2-Bett außen, Oriondeck 1.885,–Kat. R, 2-Bett außen/ Balkon, Jupiterdeck 2.399,–Kat. L, Einzel außen, Saturndeck 2.265,–Kennziffer: 55556 Buchungscode: Z8N001Zusätzliche Kosten: Ausflüge (an Bord buchbar). Busabfahrtsorte: Bonn, Berlin, Bremen, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Frankfurt/M., Hamburg, Hannover,Heidelberg, Kassel, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Leverkusen, Magdeburg, München, Münster, Nürnberg, Stuttgart und Würzburg. Weitere Informationen: Die Bordsprache ist deutsch. Die offizielle Bordwährung ist EURO. Visa-, Master- und deutsche EC-Karten werden akzeptiert, Abrechnung in Euro. Reisebestim-mungen für deutsche Staatsangehörige: Für alle Reisen ist ein noch mind. 6 Monate nach Reiseende gültiger, bordeauxroter, maschinenlesbarer Reise-pass erforderlich. Bitte beachten Sie, dass sich die Einreisebestimmungen ständig ändern können. Aktuelle Informationen finden Sie auf www.auswaertiges-amt.de. Staatsangehörige anderer Länder wenden sich bitte an die zuständige Botschaft.
Ihr Reisetermin:14.07. – 23.07.2011
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Wir wünschen schöne Weihnachten
und ein erfolgreiches neues Jahr . . .
Foto: Frank Rogner