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Lübecker Altstadtzeitung Aktuelle Informationen zur Sanierung in der Altstadt AUSGABE 41 / MAI 2013 Museum im Kleinen Schüler-Wettbewerb: Lübecker Welterbekoffer prämiert Prämiert Die Leute wollen das Wasser genießen Interview mit Jutta Bahr, Betreiberin des Restaurant Potter’s An der Obertrave hat. Ohne die Umgestaltung wä- ren einige von uns Restaurant- BetreiberInnen wahrscheinlich heute nicht mehr da. Läden, die für Publikumsverkehr sorgen, gibt es in diesem Teil der Alt- stadt ja kaum. Welche Rückmeldungen be- kommen Sie von den Gästen? Auch unsere Gäste schwärmen davon, wie wunderschön es an der Obertrave geworden ist. Wir haben 80 Prozent nordi- sche Gäste: Dänen, Schweden, Norweger, Finnen. Die ver- weilen hier ein, zwei Tage und reisen dann weiter. Viele davon kommen beim nächsten Lü- beck-Besuch wieder zu uns und können daher den Zustand vor- her und nachher vergleichen. Was wünschen Sie sich als Restaurant-Betreiberin für die Weiterentwicklung der Lübecker Altstadt? Wir wünschen uns ein biss- chen mehr Flexibilität, zum Beispiel beim Thema Außen- werbung. Wir dürfen ja keine Werbeschilder aufstellen. Es wäre schön, wenn wir die Far- ben unserer Sonnenschirme Frau Bahr, wie hat sich der Straßenzug An der Obertrave nach der Neugestaltung im Jah- re 2006 verändert? Mit der Umgestaltung ist die Obertrave zu einer wunder- schönen Flaniermeile gewor- den. Man kann hier gut sitzen, die Sonne und den Blick aufs Wasser genießen. Ein wich- tiger Pluspunkt ist die Ruhe, weil es keinen Durchgangs- verkehr mehr gibt. Nur die An- wohnerInnen und morgens die Lieferanten dürfen in der ver- kehrsberuhigten Zone fahren. Früher war das ja eine stark be- fahrene Durchgangsstraße mit viel Straßenlärm. Von dieser Verbesserung profi- tiert die Gastronomie sehr. Die Atmosphäre der Flaniermeile lockt BesucherInnen an, die Kaffee trinken, Eis oder Ku- chen essen wollen. Die sehen unsere Tische und Stühle von der Holstentor-Brücke aus und spazieren bei schönem Wetter die Obertrave entlang. Wir ver- dienen unser Geld praktisch auf den Außenflächen. Drinnen haben wir nur Gäste, wenn es regnet. Das ist wie am Strand in Travemünde: Die Leute wollen das Wasser genießen. Und auf der Wasserseite können wir seit der Umgestaltung zusätzliche Tische mit 40 Plätzen aufstellen, so dass sich die Zahl unserer Außenplätze auf 80 verdoppelt Nachgefragt Im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der UNESCO-Welt- erbestätte „Lübecker Altstadt“ waren im letzten Jahr alle Lübe- cker Oberstufen eingeladen, ei- nen Welterbekoffer zusammen- zustellen. Die TeilnehmerInnen sollten bei diesem Wettbewerb jeweils ein Museum im Klei- nen schaffen, das mithilfe von signifikanten Objekten die Ge- schichte des Lübecker Welter- bes anschaulich vermittelt und sinnlich darstellt. Grundge- danke war, dass SchülerInnen am besten wissen, was Kinder und Jugendliche faszinieren könnte. Die Preisträger aus der Hanse-Schule und der Baltic- Schule überzeugten mit ganz unterschiedlichen Ansätzen in ihrer Koffergestaltung. Die Koffer laden zu einer Rei- se in die Vergangenheit ein. Schnappen die Schlösser zu- rück, öffnet sich ein Blick in frühere Jahrhunderte. Im Koffer zum Thema „Das Le- ben eines Kaufmanns“ finden sich Säckchen mit Gewürzen, eine Kreidetafel und historische Gebäude- skizzen. Das Pendant zum „Leben im Bür- gerhaus“ enthält Feder und Tinte sowie Anlei- tungen zum Versiegeln von Briefen und zum Wiegen von Waren mit mittelalterlicher Tech- nik. Alle Objekte sind mit QR-Codes versehen, die per Smartphone den schnellen Zugriff auf vertiefende Infor- mationen im Internet ermöglichen. Erstellt haben diese beiden Mu- seumskoffer SchülerIn- nen der Hanse-Schule. Beim städtischen Wett- bewerb gewannen Sie damit den ersten und den drit- ten Preis sowie ein Preisgeld von 500 Euro. Lernen mit allen Sinnen Einen ganz anderen Ansatz wählten die SchülerInnen der Baltic-Schule, die für ihre Ideen den zweiten Preis und 300 Eu- ro erhielten. Mit verschiedenen verschnürten Päckchen wer- den künftige Koffer-Forsche- rInnen aktiv auf ganz unter- schiedliche Entdeckungsral- lyes durch Lübeck geschickt. Anhand von Quizfragen wer- den unter anderem Marien- kirche, Burgtor, Buddenbrook- haus und die Klöster erkundet. Die Jury bestehend aus Vertrete- rInnen der Denkmalpflege, des Kulturbüros, der Stadtsanierung sowie der Welterbebeauftragten, Christine Koretzky, war von den unterschiedlichen Ideen begeis- tert. „Die Welterbekoffer sind mobile pädagogische Medien, die mit ihren Materialien spie- lerisch alle Sinne erfassen und im Gegensatz zu Lehrbüchern entdeckendes Lernen ermögli- chen“, so Koretzky. selber bestimmen und sie mit einem kleinen Werbeschrift- zug bedrucken dürften. Es ist schwierig etwas zu verkaufen, wenn man es nicht zeigen darf. Außerdem müssen wir die Schirme so selber bezahlen, weil sich ohne Werbe-Aufdruck keine Getränkefirma als Spon- sor engagiert. Ein wichtiger Punkt für die Gastronomie: Wir brauchen in Lübeck ein richtiges Schlecht- wetterprogramm. Eine At- traktion, die auch bei Regen die TouristInnen in die Han- Liebe Leserin, lieber Leser, Lübecks Altstadt lebt davon, dass sich immer wieder Menschen dafür interessieren und sich von den baulichen Zeugnissen der mittelal- terlichen Hansegeschichte faszinieren lassen. Zual- lererst sind das natürlich die BewohnerInnen der Altstadtinsel selbst, die sich hier engagieren und historische Gebäude unter nicht geringem finanziellem Aufwand sanieren oder ergänzende Neubauten liebevoll in die vorhandene Struktur einfügen. Hierzu gibt es in dieser Ausgabe wieder zwei hervorragende Beispiele. Dass wir das Interesse von TouristInnen an Lübeck aktiv aufrechter- halten müssen, liegt auf der Hand. Nicht nur die Gastronomie ist auf diese Gäste von Nah und Fern angewiesen. Auch Handel und Kultureinrichtungen profitieren davon, dass BesucherInnen für einen oder mehrere Tage die Altstadtgassen beleben. Mit der attraktiven Ge- staltung von öffentlichen Plätzen und Straßenzü- gen wie beispielsweise 2006 An der Obertrave sorgen wir dafür, dass Lü- beck an seinen schönsten Orten EinwohnerInnen und Gäste zum Verweilen einlädt. Sehr stolz bin ich, dass wir im Zuge der Jubilä- umsfeiern zum UNESCO- Welterbe im letzten Jahr auch die junge Generati- on erreichen konnten. Die von SchülerInnen gestal- teten Museumskoffer sind zwar im Verhältnis zu den Baumaßnahmen sehr kleine Bausteine – sie leisten aber die Basisar- beit, um schon Kinder und Jugendliche für das Welterbe zu sensibilisie- ren und zu begeistern. Ihr Franz-Peter Boden, Bausenator sestadt lockt. Etwas, das ver- gleichbar ist mit dem Weih- nachtsmarkt im Winter. Ich könnte mir vorstellen, dass das Hansemuseum künftig so ein Anziehungspunkt sein wird. Auch für Kinder könnte das Angebot noch ausgebaut oder bekannter gemacht werden. Das Holstentor-Museum, das St-Annen-Museum und das Naturkundemuseum haben ja schon ein schönes Kinderpro- gramm. Die Werbeaktionen des Lübeck und Travemünde Marketings helfen uns sehr. Von vielen Gästen hören wir, dass sie sich vorher im Internet informiert haben. Allerdings klagen sie manchmal über die teuren Parkplätze in den Stra- ßen selbst. Wobei die Parkhäu- ser in und am Rand der Altstadt von unseren Gästen gut ange- nommen werden. Die kommen dann über die Fußgängerbrü- cke direkt zu uns. Wie sehen Sie der Sommer- saison 2013 entgegen? Ich hoffe auf einen wunder- schönen Sommer, in dem wir viel zu tun haben. Leider bin ich kein Wettergott. Aber wir brauchen das gute Wetter ge- nauso wie die Gastronomiebe- triebe an der Küste. Wenn die Gäste erst einmal da sind, kön- nen wir in unserem Restaurant mit einem Rundum-Wohlfühl- Paket punkten. Die Koffer werden nun über- arbeitet und die Rallyes durch Klassen der Baltic-Schule er- probt. Die erste Möglichkeit für die interessierte Öffentlichkeit, die Koffer einmal selbst auszu- probieren, ist für den Tag des offenen Denkmals am 8. Sep- tember 2013 geplant. Dieses Jahr wird dieser Tag in Lübeck gleichzeitig als Welterbetag be- gangen. Entsprechende Infor- mationen werden in der nächs- ten Ausgabe der Altstadtzei- tung am 3. September bekannt gegeben. Profitiert mit ihrem Restaurant Potter‘s von der Umgestaltung „An der Obertrave“ im Jahr 2006: Jutta Bahr Quizfragen im Welterbekoffer der Baltic-Schule laden zu Entdeckungstouren ein AG Historische Städte im Internet Zu ihrem 40-jährigen Jubi- läum hat die Arbeitsgemein- schaft Historische Städte einen Film gedreht. Er do- kumentiert die Entwicklung der Altstädte von Bamberg, Görlitz, Meißen, Regensburg, Stralsund und Lübeck. Zu sehen ist er unter www.ag- historische-staedte.de.

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Lübecker AltstadtzeitungAktuelle Informationen zur Sanierung in der Altstadt

AusgAbe 41 / MAI 2013

Museum im KleinenSchüler-Wettbewerb: Lübecker Welterbekoffer prämiert

Prämiert

Die Leute wollen das Wasser genießenInterview mit Jutta Bahr, Betreiberin des Restaurant Potter’s An der Obertrave

hat. Ohne die umgestaltung wä-ren einige von uns Restaurant-betreiberInnen wahrscheinlich heute nicht mehr da. Läden, die für Publikumsverkehr sorgen, gibt es in diesem Teil der Alt-stadt ja kaum.

Welche Rückmeldungen be-kommen Sie von den Gästen?Auch unsere gäste schwärmen davon, wie wunderschön es an der Obertrave geworden ist. Wir haben 80 Prozent nordi-sche gäste: Dänen, schweden, Norweger, Finnen. Die ver-weilen hier ein, zwei Tage und

reisen dann weiter. Viele davon kommen beim nächsten Lü-beck-besuch wieder zu uns und können daher den Zustand vor-her und nachher vergleichen.

Was wünschen Sie sich als Restaurant-Betreiberin für die Weiterentwicklung der Lübecker Altstadt?Wir wünschen uns ein biss-chen mehr Flexibilität, zum beispiel beim Thema Außen-werbung. Wir dürfen ja keine Werbeschilder aufstellen. es wäre schön, wenn wir die Far-ben unserer sonnenschirme

Frau Bahr, wie hat sich der Straßenzug An der Obertrave nach der Neugestaltung im Jah-re 2006 verändert?Mit der umgestaltung ist die Obertrave zu einer wunder-schönen Flaniermeile gewor-den. Man kann hier gut sitzen, die sonne und den blick aufs Wasser genießen. ein wich-tiger Pluspunkt ist die Ruhe, weil es keinen Durchgangs-verkehr mehr gibt. Nur die An-wohnerInnen und morgens die Lieferanten dürfen in der ver-kehrsberuhigten Zone fahren. Früher war das ja eine stark be-fahrene Durchgangsstraße mit viel straßenlärm. Von dieser Verbesserung profi-tiert die gastronomie sehr. Die Atmosphäre der Flaniermeile lockt besucherInnen an, die Kaffee trinken, eis oder Ku-chen essen wollen. Die sehen unsere Tische und stühle von der Holstentor-brücke aus und spazieren bei schönem Wetter die Obertrave entlang. Wir ver-dienen unser geld praktisch auf den Außenflächen. Drinnen haben wir nur gäste, wenn es regnet. Das ist wie am strand in Travemünde: Die Leute wollen das Wasser genießen. und auf der Wasserseite können wir seit der umgestaltung zusätzliche Tische mit 40 Plätzen aufstellen, so dass sich die Zahl unserer Außenplätze auf 80 verdoppelt

Nachgefragt

Im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der uNesCO-Welt-erbestätte „Lübecker Altstadt“ waren im letzten Jahr alle Lübe-cker Oberstufen eingeladen, ei-nen Welterbekoffer zusammen-zustellen. Die TeilnehmerInnen sollten bei diesem Wettbewerb jeweils ein Museum im Klei-nen schaffen, das mithilfe von

signifikanten Objekten die ge-schichte des Lübecker Welter-bes anschaulich vermittelt und sinnlich darstellt. grundge-danke war, dass schülerInnen am besten wissen, was Kinder und Jugendliche faszinieren könnte. Die Preisträger aus der Hanse-schule und der baltic-schule überzeugten mit ganz

unterschiedlichen Ansätzen in ihrer Koffergestaltung. Die Koffer laden zu einer Rei-se in die Vergangenheit ein. schnappen die schlösser zu-rück, öffnet sich ein blick in frühere Jahrhunderte. Im Koffer zum Thema „Das Le-ben eines Kaufmanns“ finden sich säckchen mit gewürzen,

eine Kreidetafel und historische gebäude-skizzen. Das Pendant zum „Leben im bür-gerhaus“ enthält Feder und Tinte sowie Anlei-tungen zum Versiegeln von briefen und zum Wiegen von Waren mit mittelalterlicher Tech-nik. Alle Objekte sind mit QR-Codes versehen, die per smartphone den schnellen Zugriff auf vertiefende Infor-mationen im Internet ermöglichen. erstellt haben diese beiden Mu-seumskoffer schülerIn-nen der Hanse-schule. beim städtischen Wett-bewerb gewannen sie

damit den ersten und den drit-ten Preis sowie ein Preisgeld von 500 euro.

Lernen mit allen sinnen

einen ganz anderen Ansatz wählten die schülerInnen der baltic-schule, die für ihre Ideen den zweiten Preis und 300 eu-ro erhielten. Mit verschiedenen verschnürten Päckchen wer-den künftige Koffer-Forsche-rInnen aktiv auf ganz unter-schiedliche entdeckungsral-lyes durch Lübeck geschickt. Anhand von Quizfragen wer-den unter anderem Marien-kirche, burgtor, buddenbrook-haus und die Klöster erkundet. Die Jury bestehend aus Vertrete-rInnen der Denkmalpflege, des Kulturbüros, der stadtsanierung sowie der Welterbebeauftragten, Christine Koretzky, war von den unterschiedlichen Ideen begeis-tert. „Die Welterbekoffer sind mobile pädagogische Medien, die mit ihren Materialien spie-lerisch alle sinne erfassen und im gegensatz zu Lehrbüchern entdeckendes Lernen ermögli-chen“, so Koretzky.

selber bestimmen und sie mit einem kleinen Werbeschrift-zug bedrucken dürften. es ist schwierig etwas zu verkaufen, wenn man es nicht zeigen darf. Außerdem müssen wir die schirme so selber bezahlen, weil sich ohne Werbe-Aufdruck keine getränkefirma als spon-sor engagiert.ein wichtiger Punkt für die gastronomie: Wir brauchen in Lübeck ein richtiges schlecht-wetterprogramm. eine At-traktion, die auch bei Regen die TouristInnen in die Han-

Liebe Leserin,lieber Leser,

Lübecks Altstadt lebt davon, dass sich immer wieder Menschen dafür interessieren und sich von den baulichen Zeugnissen der mittelal-terlichen Hansegeschichte faszinieren lassen. Zual-lererst sind das natürlich die BewohnerInnen der Altstadtinsel selbst, die sich hier engagieren und historische Gebäude unter nicht geringem finanziellem Aufwand sanieren oder ergänzende Neubauten liebevoll in die vorhandene Struktur einfügen. Hierzu gibt es in dieser Ausgabe wieder zwei hervorragende Beispiele. Dass wir das Interesse von TouristInnen an Lübeck aktiv aufrechter-halten müssen, liegt auf der Hand. Nicht nur die Gastronomie ist auf diese Gäste von Nah und Fern angewiesen. Auch Handel und Kultureinrichtungen profitieren davon, dass BesucherInnen für einen oder mehrere Tage die Altstadtgassen beleben. Mit der attraktiven Ge-staltung von öffentlichen Plätzen und Straßenzü-gen wie beispielsweise 2006 An der Obertrave sorgen wir dafür, dass Lü-beck an seinen schönsten Orten EinwohnerInnen und Gäste zum Verweilen einlädt.

Sehr stolz bin ich, dass wir im Zuge der Jubilä-umsfeiern zum UNESCO-Welterbe im letzten Jahr auch die junge Generati-on erreichen konnten. Die von SchülerInnen gestal-teten Museumskoffer sind zwar im Verhältnis zu den Baumaßnahmen sehr kleine Bausteine – sie leisten aber die Basisar-beit, um schon Kinder und Jugendliche für das Welterbe zu sensibilisie-ren und zu begeistern.

Ihr Franz-Peter Boden,Bausenator

sestadt lockt. etwas, das ver-gleichbar ist mit dem Weih-nachtsmarkt im Winter. Ich könnte mir vorstellen, dass das Hansemuseum künftig so ein Anziehungspunkt sein wird. Auch für Kinder könnte das Angebot noch ausgebaut oder bekannter gemacht werden. Das Holstentor-Museum, das st-Annen-Museum und das Naturkundemuseum haben ja schon ein schönes Kinderpro-gramm. Die Werbeaktionen des Lübeck und Travemünde Marketings helfen uns sehr. Von vielen gästen hören wir, dass sie sich vorher im Internet informiert haben. Allerdings klagen sie manchmal über die teuren Parkplätze in den stra-ßen selbst. Wobei die Parkhäu-ser in und am Rand der Altstadt von unseren gästen gut ange-nommen werden. Die kommen dann über die Fußgängerbrü-cke direkt zu uns.

Wie sehen Sie der Sommer-saison 2013 entgegen?Ich hoffe auf einen wunder-schönen sommer, in dem wir viel zu tun haben. Leider bin ich kein Wettergott. Aber wir brauchen das gute Wetter ge-nauso wie die gastronomiebe-triebe an der Küste. Wenn die gäste erst einmal da sind, kön-nen wir in unserem Restaurant mit einem Rundum-Wohlfühl-Paket punkten.

Die Koffer werden nun über-arbeitet und die Rallyes durch Klassen der baltic-schule er-probt. Die erste Möglichkeit für die interessierte Öffentlichkeit, die Koffer einmal selbst auszu-probieren, ist für den Tag des offenen Denkmals am 8. sep-tember 2013 geplant. Dieses Jahr wird dieser Tag in Lübeck gleichzeitig als Welterbetag be-gangen. entsprechende Infor-mationen werden in der nächs-ten Ausgabe der Altstadtzei-tung am 3. september bekannt gegeben.

Profitiert mit ihrem Restaurant Potter‘s von der Umgestaltung „An der Obertrave“ im Jahr 2006: Jutta Bahr

Quizfragen im Welterbekoffer der Baltic-Schule laden zu Entdeckungstouren ein

AG Historische Städte im Internet

Zu ihrem 40-jährigen Jubi-läum hat die Arbeitsgemein-schaft Historische Städte einen Film gedreht. Er do-kumentiert die Entwicklung der Altstädte von Bamberg, Görlitz, Meißen, Regensburg, Stralsund und Lübeck. Zu sehen ist er unter www.ag-historische-staedte.de.

Lübecker AltstadtzeitungAusgAbe 41 / MAI 2013

Impressum: Die „Lübecker Altstadtzeitung“ erscheint vierteljährlich als Sonderseiten in der „Lübecker Stadtzeitung“.Herausgeberin: Hansestadt Lübeck, Bereich Stadtplanung, Abteilung Stadtsanierung, Mühlendamm 12, 23552 Lübeck. (LeserInnenzu-schriften bitte an diese Adresse)Redaktion: Christian Rubinstein, bfö Büro für Öffentlichkeitsarbeit e.K., www.bfoe-hh.de Layout: bfö Fotos: Bereich Stadtplanung der Hansestadt Lübeck, Schümann Sunder-Plassmann Architekten, bfö, privat

Gewusst wo

Wenn sie weitere Informa-tionen zur sanierung der Lübecker Altstadt wünschen, sind sie hier an der richtigen Adresse:

Hansestadt LübeckBereich StadtplanungAbteilung StadtsanierungMühlendamm 1223539 LübeckBirgit Maaß Tel. (0451) 122 – 61 [email protected]

Sanierungsträgerin der Hansestadt LübeckGrundstücks-Gesellschaft »Trave« mbHFalkenstraße 1123564 LübeckDr. Matthias Rasch Tel. (0451) 799 66 – [email protected]

Bauspielhaft

Zwei historische ganghäuser standen noch im Kellingsgang hinter der Dankwartsgrube 9. Von einem dritten konnte man nur noch die grundfläche an der Pflasterung ablesen. Die ei-gentümerInnen nutzten diese städtebauliche situation für ei-ne gelungene Kombination: ein Neubau ergänzt die sanierung des Hauses Nr. 2. Die doppelte Nutzfläche macht hier Wohnen in großzügigen Räumen mög-lich. Das neue „end-ganghaus“ setzt einen architektonischen schlusspunkt, der sich gegen-über dem 70er-Jahre-bau des benachbarten seniorenheims behauptet.

Erbauliches Gebäude ist einer Zerreißprobe ausgesetztIn der Engelsgrube 74 sichern Metallanker und ein Betonsockel die Statik

Die statik der engelsgrube 74 ist eine Herausforderung. Das Haus neigt sich seit Jahrhun-derten zur straßenseite. Außer-dem sackt die östliche seiten-wand langsam in den weichen untergrund. Doch damit nicht genug. Das Haus wird auch im-mer breiter: Das grundstück selbst scheint sich auszudeh-nen, weil seitliche Kräfte daran ziehen. eigentümer Jens Holst lässt bei der sanierung nun die gesamte Tragkonstruktion sta-bilisieren. Außerdem hat er für das mittelalterliche gebäude ein ambitioniertes Heizungs-konzept ausgearbeitet.gleich beim betreten der bau-stelle fällt einem der massive betonsockel ins Auge. er ver-

läuft entlang der seitenwand der großen Diele und ruht auf sechs Pfählen, die 15 Meter tief in der erde verankert sind. so tief muss man in der engels-grube bohren, um auf tragfä-higen baugrund zu treffen. Mit Hilfe einer hydraulischen Pres-se wurden meterweise Rohre in den untergrund versenkt und verschweißt. Die ertüchti-gung der Wand zum östlichen Nachbarhaus war dringend notwendig. Wo in anderen Altstadthäusern dicke brand-wände stehen, hielt hier bisher eine nur anderthalb backsteine dicke Mauer die Last von zwei gebäuden. Der baugrund ist insgesamt sehr weich in der engelsgru-

be. schon der straßenname deutet darauf hin, dass hier im Mittelalter eine grube verfüllt worden ist. Holst – von beruf bauforscher – vermutet, dass sich die straße bis vor zweihun-dert Jahren insgesamt noch ge-senkt hat. Jedenfalls wurde der vordere giebel der engelsgru-be 74 im 18. Jahrhundert noch zweimal erneuert, wahrschein-lich weil er immer wieder zu kippen drohte. Der Rückgiebel ist hingegen von 1504. er neigt sich nach innen, was statisch weniger problematisch ist. schon vor 15 Jahren hat Holst die straßenfassade erstmals sanieren lassen. Doch im Putz zeigen sich bereits wieder Ris-se, die noch auf einen anderen effekt zurückzuführen sind. Das Haus dehnt sich seitlich aus. seit 1950 scheint es 6,5 Zentimeter breiter geworden zu sein, wie sich am Fundament ablesen lässt. Der bauforscher vermutet, dass der große bun-ker am Fuße der engelsgrube langsam in Richtung Trave rutscht und an der gesamten Häuserzeile zerrt. Metallanker, die sich durch das Haus ziehen, sollen künftig verhindern, dass das Mauerwerk auseinander-bricht, und auch die Kippung zum stehen bringen.

Punktuelle Wärme

Doch nicht nur für die sta-tik gibt es bei der sanierung, die Holst seit sommer 2011 mit Hilfe von städtebauförde-rungsmitteln durchführt, ein

ausgefeiltes Konzept. Auch das künftige Heizungssystem wird genau an die bedürfnisse der historischen bausubstanz angepasst. großflächige Fuß-boden-, Wand- und Deckenhei-zungen geben künftig die mit einem gas-brennwert-Kessel produzierte Heizwärme konti-nuierlich ab und sorgen so für eine basistemperatur von bis zu 19 grad Celsius. Wollen die zukünftigen bewohnerInnen es in einzelnen Räumen oder an bestimmten stellen wärmer haben, kommen mobile elekt-roheizkörper zum einsatz. sie bestehen aus einer mit Drähten

Alt und Neu ergänzen sichDer Kellingsgang hinter der Dankwartsgrube 9 hat Zuwachs bekommen

eigentlich sollte im Kellings-gang nur das Haus Nr. 2 saniert werden. Doch ein schwammbe-fall machte einen größeren ein-griff in die bausubstanz nötig. In enger Abstimmung mit der Lübecker stadtplanung wur-de die nun realisierte Lösung gefunden, die im einklang mit dem sanierungskonzept für den block steht. Durch Rückbau des Daches konnte das ehemals sechs Meter ho-he ganghaus auf 4,20 Meter reduziert werden. Das kommt der gesamten Nachbarschaft zugute, die mehr Luft und son-ne bekommt. Dafür entstanden in der neuen Haushälfte helle

offene Wohnräume mit großzü-gigen Fensterflächen. Die sa-nierung des Altbaus wurde mit städtebauförderungsmitteln unterstützt, den Anbau haben die bauherren zu 100 Prozent selbst finanziert.Insgesamt hat das Haus nun 90 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Im erdgeschoss des Altbaus sind badezimmer und Hauswirtschaftsraum untergebracht, darüber liegt das schlafzimmer. Im Neubau kommt man durch den groß-zügigen Wohn-/essraum mit Küchenzeile über ein offenes Treppenhaus in ein gemüt-liches Wohnzimmer, dessen Fensterflächen den Ausblick auf den benachbarten Kita-spielplatz freigeben.

Zwischenwand in Holzstapel-bauweise

Im Neubau hat Architekt Kai schümann zwei baustoffe kombiniert, die auch die Optik der Innenräume prägen. Die Außenmauern sind einschalig aus massivem Porenbeton-Dämmstein gemauert und verputzt. Die Wand zwischen den Häusern ist in Holzstapel-bauweise entstanden. Die aus vier schichten geleimten Holz-balken wurden mit Nut und Feder aufeinander gesetzt.

bodenschicht mit steinplatten von 1830 liegt, bleibt sie unan-getastet. eine Deckenheizung im oberen stockwerk ist filig-ran in die historische Putzde-cke eingepasst. Auch für neue technische entwicklungen hat Holst vorgesorgt. An den wie-der ertüchtigten schornstein kann man in der Zukunft auch eine Holz-Pellet-Anlage oder ei-nen Ofen mit einem ganz ande-ren energieträger anschließen, sollte dies rentabel und für den umweltschutz sinnvoll werden.

durchzogenen glasscheibe, ar-beiten mit strahlungswärme und verbrauchen relativ wenig strom. In der historischen esse neben der Diele und im seiten-flügel werden darüber hinaus die alten Feuerstellen reakti-viert und verbreiten geschützt durch brandfeste glasscheiben auch ein wohliges Wohngefühl. Für den bauherrn versteht es sich von selbst, dass die mo-derne Haustechnik behutsam eingefügt wird. Für Fußboden-heizung und Wärmedämmung in der Diele ist der backstein-boden von 1710 die untere grenze. Wo noch die oberste

Jens Holst achtet sowohl als Bauherr als auch als Baufor-scher auf jedes Detail

Dieser sehr tragfähige geleim-te Holzwerkstoff ist nur lasiert und trägt zusammen mit dem Fußboden aus geschliffenem estrich zum puristischen De-sign der Wohnräume bei.

Oberlicht sorgt für Helligkeit

Das offene Treppenhaus mit sei-nem Oberlicht sorgt geschickt für eine beleuchtung von seiten der sonst fensterlosen hinteren Hauswand. ein brennwertkes-sel und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgen für ein angenehmes Raumklima.

Außen nimmt der Neubau mit seinem modern inter-pretierten Zwerchgiebel und den in der Altstadt üblichen roten Dachpfannen den Rhythmus der historischen ganghäuser auf. Der Innen-bereich des Häuserblocks wird seit 1976 vom senioren-heim Haus simeon geprägt. Der einst mit insgesamt 14 mittelalterlichen buden be-baute gang wurde damals gestutzt. Jetzt hat er wieder einen überzeugenden archi-tektonischen Abschluss ge-funden.

Der Wohnraum im Obergeschoss hat Fenster nach Süden und Westen

Ergänzende Wärmequellen: Neben den Heizschlangen für die Wandflächen-heizung sorgt bald auch wieder der Kamin für Wohfühltemperaturen

Der Kellingsgang findet mit dem Teil-Neubau einen modernen Abschluss

Auch die Fassade der Engelsgrube 74 wird statisch gesichert und umfangreich saniert