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LeitfadenMedienGeschäftsbereich Wohnen
HERAUSGEBERCaritas Wohnen im Erzbistum Paderborn gem. GmbH Karl-Heinz Vogt · GeschäftsführerWaldenburger Straße 1133098 PaderbornT 0 52 51 28 89 0F 0 52 51 28 89 19 0E-Mail: [email protected]
Im Unternehmensverbund des Caritas Wohn- und Werkstätten im Erzbistum Paderborn e. V. (CWW Paderborn)
REDAKTION die Arbeitsgruppe Medien, Reinhard Hupe, Ute Dohmann-Bannenberg, Bettina Weinberg, Christian Möser
FOTOS Cornelia Suhan, Christian Möser
STAND NOVEMBER 2017
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Genehmigung.
Zur Vereinfachung der Schreibweise wird im Text überwiegend die männliche Schreibweise verwendet. Wir gehen selbstverständlich von einer Gleichstellung von Frau und Mann aus.
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Einleitung
Medien spielen in der Lebenswirklichkeit von Menschen eine
unverzichtbare Rolle. Die fortschreitende technische Entwicklung
bestimmt immer mehr den Alltag. Die Möglichkeit, zu kommunizieren und
sich zu informieren, sind tragende Säulen der Teilhabe.
Häufige Fragestellungen und Anregungen aus dem Kreis der Bewohner,
Gäste und der Mitarbeitenden ergaben in der Caritas Wohnen im
Erzbistum Paderborn gem. GmbH (Caritas Wohnen) den Bedarf, den
täglichen Umgang mit Medien konkreter zu reflektieren und zu gestalten.
Dabei galt es, finanzielle und gesetzliche Rahmenbedingungen genauso
in den Blick zu nehmen, wie die Nutzung der Medien hinsichtlich Dauer,
Ort, Zeit und besonders hinsichtlich der Inhalte. Die Caritas Wohnen
beauftragte einen Medienpädagogen, mit Nutzern ihrer Angebote sowie
Mitarbeitenden einen Leitfaden zu erstellen. Dieser Leitfaden beschreibt
unser Selbstverständnis gegenüber Medien und verdeutlicht unseren
Handlungsauftrag im Umgang mit Medien.
Kurz gesagt:
Computer und Handys sind in der heutigen Zeit wichtig.
Damit informieren sich Menschen und können mit anderen
Menschen wichtige Informationen teilen.
Was ist aber für den Umgang mit Medien wichtig?
Was ist gut daran, und was ist vielleicht auch nicht gut?
Und: Welche Regeln sollen beachtet werden?
Dieser Leitfaden gibt darauf Antwort.
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Ziele
Dieser Leitfaden richtet sich an Bewohner, Gäste, rechtliche Vertreter
und Mitarbeitende der Caritas Wohnen und möchte eine grundsätzlich
positive Haltung zur Mediennutzung signalisieren. Unsere Ziele dabei sind:
● Menschen wird die Nutzung der Medien ermöglicht.
● Menschen erfahren die notwendige Begleitung und Unterstützung
durch Beratung und Fortbildung.
● Menschen werden zur weitestgehend selbstständigen Nutzung der
neuen Medien befähigt.
● Die Caritas Wohnen und ihre Organisationseinheiten bleiben auf
dem aktuellen Stand der Entwicklungen.
Hauptanliegen des Handelns der Caritas Wohnen ist, dass das weite
Feld der heute existierenden und künftig hinzukommenden Möglichkeiten
dieser Medien die Lebensqualität und die Lebensfreude der Bewohner
verbessert.
Kurz gesagt:
Wir finden: Medien sind für alle Menschen wichtig. Medien sind
für ein gutes Leben wichtig. Medien ermöglichen Teilhabe am
Leben in der Gesellschaft und fördern die Selbstständigkeit.
Deshalb ist es unser Ziel, Menschen mit Behinderung den
Zugang zu Medien zu ermöglichen. Und: Wir begleiten,
unterstützen, beraten, befähigen und bilden Menschen mit
Behinderung im Umgang mit neuen Medien.
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Medienbegriff
Unter Medien verstehen wir Kommunikationsmittel, durch die wir
Informationen erhalten und durch die wir uns mitteilen.
Das sind zum Beispiel:
● Zeitungen, Bücher, Fernsehen und Radio.
● Computer, Internet, Smartphone, Tablet und E-Reader.
● Hilfsmittel, die den Zugang zu Medien ermöglichen. Zum Beispiel:
Joystick-Steuerungen für den Computer, Vorlesefunktionen,
Sprachaufnahmen, Bildschirmsteuerung und vieles mehr.
● Assistierende Technik, die entsprechend des persönlichen Bedarfs
Möglichkeit schafft, sich mitzuteilen und sich zu informieren,
wie zum Beispiel Talker, Notrufsysteme oder der CABito – ein
Touchscreenmonitor-Computer, auf dem Informationen in Form von
Text, Bildern und/oder durch Sprache und Töne dargestellt werden.
Kurz gesagt:
Unter Medien verstehen wir alle Mittel, durch die wir
Informationen erhalten, wie zum Beispiel Zeitungen,
Fernsehen oder das Internet.
Und Medien sind für uns Mittel, durch die wir uns mitteilen
können, wie zum Beispiel das Telefon, der Computer,
der Talker und vieles mehr.
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Medienkompetenz
Dieser Leitfaden sieht Beratung, Befähigung und (Fort-)Bildung als die
maßgeblichen Aufträge eines zeitgemäßen und attraktiven Anbieters
im Bereich Wohnen für Menschen mit Behinderung an. Er basiert teils
auf dem Medienkompetenzmodell nach Dieter Baacke und beinhaltet
vier Bereiche des kompetenten Umgangs mit Medien:
● MEDIENKUNDE
● MEDIENNUTZUNG
● MEDIENGEFAHR
● MEDIENGESTALTUNG
In der MEDIENKUNDE reflektieren die Bewohner und Mitarbeitenden
die für sie wichtigen Medien und wie diese im Tagesablauf eingesetzt
werden können. Wichtig sind generell alle Kommunikations- und
Informationsmittel, denen die Caritas Wohnen offen gegenübersteht.
Kurz gesagt:
Im Umgang mit Medien sind Kompetenzen wichtig.
Das bedeutet: Menschen sollen alles wichtige über die Medien
wissen.
Uns ist wichtig: Menschen, die bei uns wohnen, sollen über
die Möglichkeiten von Medien beraten und informiert sein.
Das nennt man auch Medienkunde.
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Eine uneingeschränkte MEDIENNUTZUNG durch die Bewohner bringt
ein ständiges Spannungsverhältnis mit sich. Besonders bei Kindern
und Jugendlichen müssen Absprachen und Zielvereinbarungen
getroffen werden. Eine individuelle Betrachtung der Menschen
aufgrund von Alter, Lebenssituation, Förderschwerpunkten und
rechtliche Aspekte sind somit stets zu berücksichtigen.
Die Caritas Wohnen stellt ein freies WLAN-Netz an allen Standorten zur
Verfügung. Die Bewohner, gesetzlichen Vertreter und Mitarbeitenden
sind informiert und treffen, wo nötig, individuelle Vereinbarungen zur
Nutzung der Medien.
Kurz gesagt:
Menschen, die bei uns wohnen, sollen Medien uneingeschränkt
nutzen können. Besonders Kinder und Jugendliche sollen in einem
guten Rahmen die Nutzung erlernen.
Deshalb ist für uns die Mediennutzung der zweite wichtige Punkt.
Wir schaffen zum einen die Möglichkeit, Medien nutzen zu können.
Darüber hinaus unterstützen wir dabei, Fähigkeiten im Umgang
mit Medien zu erlernen.
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Das Recht am eigenen Bild, Cybermobbing oder die Allgemeinen
Geschäftsbedingungen der Nutzung von Sozialen Medien – das
sind Themen, die in inklusiven Fortbildungen beleuchtet werden
und den Blick für MEDIENGEFAHRen schärfen, hierauf baut der
Medienleitfaden auf. Bewohner und Mitarbeitende reflektieren ihr
eigenes Nutzungsverhalten. Generell sieht die Caritas Wohnen
große Chancen und ist offen für alle positiven Möglichkeiten der
Mediennutzung.
Kurz gesagt:
Im Umgang mit Medien ist es wichtig zu wissen, wie es geht.
Es ist auch wichtig zu wissen, was geht und was nicht.
Mediengefahr ist daher für uns der dritte wichtige Punkt.
Im alltäglichen Tun, aber auch durch Fortbildungsveranstaltungen
vermitteln wir viel Wissen über die Nutzung der Medien.
Dazu gehört für uns selbstverständlich auch, über mögliche
Gefahren zu informieren.
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Die MEDIENGESTALTUNG stellt die großen Vorteile der Medien für
die Bewohner und Mitarbeitenden heraus. Assistierende Techniken
eröffnen den Menschen mit Behinderung viele Möglichkeiten.
Assistenzsysteme bauen Barrieren und Einschränkungen ab, sie
ermöglichen eine größtmögliche Teilhabe.
Wo nötig, zum Beispiel besonders bei Kindern und Jugendlichen,
erarbeiten Bewohner, gesetzliche Vertreter und Mitarbeitende
eine individuelle Vereinbarung zur Mediennutzung
(vergleiche: www.mediennutzungsvertrag.de).
Die Caritas Wohnen möchte allen Bewohnern Zugänge zu Medien
schaffen, was mit einfacher Sprache oder passender Software und
Technik möglich ist.
Kurz gesagt:
Im Rahmen der Mediengestaltung klären wir im Miteinander:
● Welche Medien den Lebensalltag erleichtern können.
● Wie und in welchem Rahmen diese eingesetzt werden können.
Besonders im Bereich der Kinder und Jugendlichen arbeiten
wir dabei mit einem Mediennutzungsvertrag.
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Umsetzung der Ziele und Verankerung im Alltag
Ein Medienbeauftragter der Caritas Wohnen ist Ansprechpartner für
den Komplexbereich Medien. Zur Sicherstellung der technischen
Voraussetzungen, der Eruierung der Möglichkeiten und als
Ansprechpartner für das Schaffen neuer Angebote, gibt es in den
einzelnen Organisationseinheiten der Caritas Wohnen jeweils weitere
verantwortliche Medienscouts.
Die beauftragten Mitarbeitenden bzw. Medienscouts werden in
Anlehnung an das Projekt „Medienscouts der Landesanstalt für
Medien NRW“ entsprechend geschult. Sie werden regelmäßig
fortgebildet, halten sich auf dem aktuellen Stand der Technik und
werden in angemessenem Umfang für diese Aufgabe freigestellt.
Sämtliche in der Betreuung Mitarbeitende werden über die
vielfältigen Möglichkeiten der neuen Medien durch die Medienscouts
informiert, unterbreiten den Bewohnern entsprechende Angebote
und identifizieren die Interessen und Neigungen. Die gewünschten
und priorisierten Angebote, die einer Unterstützung und Begleitung
bedürfen, werden als Maßnahmen im Teilhabeplan vereinbart.
Einmal jährlich findet eine entsprechende Evaluation nach den EFQM
Prinzipien statt, sowie ein von Medienscouts moderierter, inklusiver
Workshop zum Thema Neue Medien. Die Caritas Wohnen sieht im
Bereich der neuen Medien ihren Auftrag in der Beratung, Befähigung
und Bildung.
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Kurz gesagt:
Damit wir unsere Ziele erreichen, gibt es bei uns einen
Medienbeauftragten. Darüber hinaus bilden wir Medienscouts aus.
Das sind Menschen, die vieles über Medien wissen. Sie sind im
Alltag wichtige Ansprechpartner. Und: Alle Mitarbeiter lernen,
was im Umgang mit Medien wichtig ist.
Unser Auftrag ist: Beratung, Befähigung und Bildung.
Beratungsauftrag
Der Bewohner nutzt die Möglichkeiten der Medien nach
entsprechender Beratung weitestgehend selbstbestimmt.
Da, wo der Bewohner Beratung und Unterstützung benötigt,
wird diese gewährleistet. Grundsätzlich ist dies im Kinder- und
Jugendbereich der Fall. Hier kooperiert die Caritas Wohnen mit
Partnern der Behindertenhilfe und führt regelmäßige Projekte durch.
Individuell wird der Medienkonsum durch Regelungen und Absprachen
zwischen Bewohnern und Mitarbeitenden gemeinsam erarbeitet.
Hierbei werden verschiedene Dachportale eingesetzt, die beispielhaft
im Anhang zu finden sind.
Um der großen Dynamik, die im Themenfeld der neuen Medien
liegt, gerecht zu werden, werden die getroffenen Regelungen und
Absprachen regelmäßig überprüft.
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Im Sinne der Inklusion schafft die Caritas Wohnen keine generellen
Grenzen, sondern stellt die Chancen der neuen Medien und eine
verantwortungsvolle Nutzung in den Vordergrund.
Kurz gesagt:
Erwachsene Menschen, die bei uns wohnen und leben, können
nach umfassender Beratung selbstbestimmt Medien nutzen.
Bei Kindern und Jugendlichen verstehen wir unseren
Beratungsauftrag umfassender. Neben der Unterstützung
im alltäglichen Tun sind in dem Bereich Absprachen und
Überprüfungen Teil des Beratungsauftrags.
Befähigungsauftrag
Generell achten Bewohner und Mitarbeitende darauf, die Chancen der
Medien im Alltag zu entdecken und zu nutzen.
Die Caritas Wohnen bildet in ihren Organisationseinheiten Bewohner
und Mitarbeitende zu Medienscouts aus. Medienscouts und
Medienbeauftragter stehen in besonderem Maße als Ansprechpartner
für Medienfragen zur Verfügung und machen gezielte Angebote.
Sie bilden sich weiter.
Die Organisationseinheiten der Caritas Wohnen bieten in
unterschiedlicher Form inklusive Angebote zur Mediennutzung.
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Dazu gehören Kurse und/oder Sprechstunden für PC, Tablets und
Smartphones, in denen die Teilnehmer Unterstützung im Umgang mit
diesen und anderen digitalen Medien erfahren.
Bewohner, Mitarbeitende, Medienscouts und Medienbeauftragter bringen
Informationen aus der Arbeitsgruppe Medien in ihre Gremien ein.
Kurz gesagt:
Alle Menschen sollen die Vorteile von Medien im Alltag nutzen
können. Das ist unser Ziel. Damit das gelingt, nutzen wir in allen
Bereichen unsere Möglichkeiten. Das heißt: Wir schulen unsere
Mitarbeiter und stärken die Fähigkeiten der Menschen, die
bei uns wohnen und leben.
Bildungsauftrag
Im jährlichen Fortbildungsprogramm der Geschäftsbereiche Caritas
Wohnen und Caritas Werkstätten gibt es fortlaufend inklusive
Angebote für Menschen mit Behinderung und Mitarbeitende zum
Erfahrungsaustausch, um Impulse für neue Entwicklungen zu
sammeln. Die Medienscouts gewährleisten, dass die verschiedenen
Organisationseinheiten der Caritas Wohnen über die entsprechenden
Inhalte und relevante technische Entwicklungen informiert werden.
Der Medienbeauftragte koordiniert weitere Fortbildungsbedarfe und
Kooperationen mit anderen Fortbildungsanbietern.
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Menschen mit Behinderung und Mitarbeitende mit besonderen
Talenten und Neigungen im Bereich der Mediennutzung und
Medienkunde werden gefördert. Bewohner sind als Multiplikatoren
und Motivatoren tätig und bieten eigene Fortbildungen im Sinne des
Leitgedankens der Peer Beratung.
Kurz gesagt:
Die Möglichkeiten im Bereich der Medien verändern sich ständig.
Immer wieder gibt es etwas Neues zu entdecken. Deshalb
nehmen wir im Bereich der Medien unseren Bildungsauftrag sehr
ernst. Wir schulen unsere Mitarbeiter ständig und bieten immer
wieder Fortbildungen für die Menschen an, die bei uns wohnen.
Kurz gesagt:
Der Umgang mit Medien verändert sich ständig.
Deshalb überprüfen wir regelmäßig unser Tun.
Und auch der Leitfaden Medien wird regelmäßig überprüft.
Für Anregungen und Hinweise sind wir dankbar.
Überprüfung
Dieser Medienleitfaden wird jährlich im Rahmen eines Workshops
unter Beteiligung des Medienbeauftragten, der Medienscouts
und interessierter, geladener Teilnehmer evaluiert und veränderten
Gegebenheiten angepasst.
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QuellenBaake, Dieter (1999): Das Medienkompetenz-Modell in: Baacke,Kornblum (Hrsg.) Handbuch Medienkompetenz, Bonn, S. 31 ff.
Weitere InformationenMediennutzungsvertragwww.mediennutzungsvertrag.de
Informationen zu den Medienscoutswww.medienscouts-nrw.de
10 Punkte für eine sichere Internetnutzung www.staysafe.at
Selbsttest zur Mediensucht www.uni-hannover.de/en/universitaet/organisation/beauftragte/sucht/info/mediensucht/selbsttest
Leitfäden zur sicheren Nutzung von sozialen Netzwerken und Apps www.saferinternet.at/privatsphaere-leitfaeden
Entsprechende Leitfäden in einfacher Sprachewww.bpb.de/lernen/digitale-bildung/medienpaedagogik/214270/einfach-internet-online-leitfaeden
Filme zur Vermittlung schwieriger Inhalte in Leichter Sprachewww.bpb.de/lernen/projekte/inklusiv-politisch-bilden/227434/10-erklaerfilme-unterstuetzung-zur-vermittlung-schwieriger-inhaltsteile
Dachportale zu Themen und Materialienwww.klicksafe.dewww.handysektor.de
Dachportal für inklusive Medienarbeitwww.inklusive-medienarbeit.de
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CWW Paderborn e. V. Waldenburger Straße 11 33098 Paderbornwww.cww-paderborn.de