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82 | Make: 1/2017 TEST | Schaltpläne zeichnen, die dann sofort funktionieren, Lichtschalter, die man direkt auf die Wand malt, und Schaltungen auf Holz, Papier, Stein oder Plastik: All das ist mit leitfähiger Farbe und Tinte möglich. Wir haben uns acht verschiedene Produkte angesehen und einem Praxistest unterzogen. von Elke Schick Leitungen malen Bilder: Circuit Scribe, Bare Conductive © Copyright by Maker Media GmbH

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TEST |

Schaltpläne zeichnen, die dann sofort funktionieren, Lichtschalter, die mandirekt auf die Wand malt, und Schaltungen auf Holz, Papier, Stein oderPlastik: All das ist mit leitfähiger Farbe und Tinte möglich. Wir haben unsacht verschiedene Produkte angesehen und einem Praxistest unterzogen.

von Elke Schick

Leitungen malen

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Stifte und Farben, die leitfähige Partikelenthalten, gibt es bereits seit einer gan-

zen Weile. Ursprünglich waren solche Pro-dukte eher etwas für Spezialisten. Den Eisen-bahn-Modellbauern dürfte der klassische Sil-berleitlack bekannt sein, mit dem man elek-trische Leitungen dort auf den Modellenanbringen kann, wo Kabel und LötkolbenSchaden anrichten würden. Auch ganz klas-sisch, aber als leitfähiger Stift wenig bekannt,ist der Bleistift. Wir haben in unsere Testreiheeinen besonders weichen Bleistift (6B) aufge-nommen, um zu sehen, wie der gegenüberden teureren Spezialprodukten abschneidet.Andere klassische Varianten sind die Stifteder Firma Circuit Works, die zum Beispiel fürdas Prototyping und die Reparatur von Plati-nen und kleinen technischen Geräten ge-dacht sind. Zielgruppe für diese Stifte sind,laut der Webseite des Herstellers, Ingenieure,Reparatur-Techniker und Hersteller.

2009 kam mit der elektrisch leitfähigenFarbe von Bare Conductive ein Produkt aufden Markt, das sich an eine wesentlich brei-tere Zielgruppe richtete: Neben den Inge-nieuren wurden diese Produkte auch fürMaker und Designer entwickelt. Im Gegen-satz zu den klassischen Produkten, die – mitAusnahme des Bleistifts – giftig sind und beider Handhabung Übung und Geschicklich-keit erfordern, sollte die Graphit-basierteFarbe gerade für Einsteiger und Kinder ein-fach zu benutzen sein. Den gleichen Ansatz

verfolgen die Erfinder des 2013 auf denMarkt gekommenen Circuit Scribe. Die leitfä-hige Silbertinte ist ungiftig und wird ineinem Stift verkauft. Ein Jahr nach dem Cir-cuit Scribe kam ein weiterer einfach zu be-nutzender Stift mit Silberleitfarbe auf denMarkt, der Agic Silver Ink Marker. Mit diesenProdukten vervielfältigte sich die Anzahl derDIY-Projekte mit leitfähigen Farben in den

Maker-Kreisen. Im Folgenden tragen wir zu-sammen, was man beim Arbeiten mit diesenFarben und Tinten beachten muss.

Leitfähige Farben kann man für folgendeseinsetzen: Kaltlöten, Herstellung von Lei-tungen auf allen möglichen Oberflächen,Herstellung von Leitungen, die gar nichtaussehen wie elektrische Leitungen, undzum Lehren der Grundlagen von Elektro-nik. Im Prinzip überall dort, wo die Hitzedes Lötkolbens wegen der Empfindlichkeitder Bauelemente oder des geringen Plat-zes zwischen ihnen oder wegen der Unbe-darftheit der Nutzenden Schaden verur -sachen könnte. Und dort, wo Schaltungeneinfach mal ganz anders aussehen oder aufungewöhnlichen Untergründen aufge-bracht werden sollen.

Für Schaltungen braucht man elektroni-sche Bauelemente. Dort, wo Leitungen nurrepariert werden, sind die elektrischenBauteile ja bereits fest eingebaut. Da aber,wo man eigene Schaltungen aufbaut, mussman sich Gedanken darüber machen, wie

man die Bauteile am besten mit den ge-malten Leitungen verbindet. Am einfachs-ten ist das, wenn man die Bauelemente mitder Farbe selbst fixieren kann. Dafür geeig-net sind der Silberleitlack, die Lacke ausden Circuit-Works-Stiften und Bare Con-ductive. All diese Produkte kann man ein-fach großzügig über die Anschlussstellender Bauelemente streichen und diese dannauf die Leitungen setzen. Wichtig ist dabei,dass der Untergrund möglichst stabil seinsollte. Wird der Untergrund gebogen,lösen sich die Bauteile sehr schnell wieder.

Eine weitere Möglichkeit, universelleBauelemente auf den gemalten Leiterbah-nen zu befestigen, ist es, sie mit Kupferkle-beband aufzukleben. Dazu biegt man dieAnschlüsse des Bauteils so, dass sie mitmöglichst viel Fläche auf den Leitungenliegen und klebt sie dann mit kurzen Kup-ferband-Klebestreifen auf den Leitungen

LEDs einmal mit Silberleitlack und einmalmit Bare Conductive auf einer Schaltungauf Pappe befestigt

Links und Forenmake-magazin.de/xhyn

Unsere Testschaltung für den Artikel: Aus einer LED, einemDarlington-Transistor (BC 517), einer 3-V-Knopfzelle undgemalten Leitungen haben wir einen Berührungsschalter gebaut.

WAS MAN DAMIT MACHEN KANN

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fest. Dann drückt man das Kupferklebe-band auf die Leiterbahn. SMD-Bauele-mente kann man in die gezeichnetenSchaltkreise einbauen, indem man sie ent-weder mit Sekundenkleber oder mit sehrkleinen Stücken doppelseitigem Klebe-band zwischen die Leitungen klebt. DieKontakte der Bauelementen liegen dann,wenn die Leitungen entsprechend ge-zeichnet sind, fest genug auf, um Stromfließen zu lassen. Außerdem sind leitfähi-ge Kleber geeignet, um die Verbindungzwischen Bauelement und Leitungen her-zustellen. Solche Kleber sind nicht sehrweit verbreitet, ein Produkt, das günstig

und unkompliziert erhältlich ist, ist der sogenannte „Wire Glue“.

Außerdem sind die selbstklebenden Cir-cuit Sticker von Chibitronics ideal für dieVerwendung mit leitfähigen Farben geeig-net. Das sind sehr kleine Bauelemente wieLEDs, Sensoren und Blinkschaltungen, dieman auf Leitungen aufkleben kann. Ur-sprünglich wurden sie mit dem Gedankenentwickelt, dass man auch Kupferklebe-band als Leitung verwenden kann. Die Stif-te mit der leitfähigen Tinte hingegen erlau-ben es, die Leitungen wesentlich vielfälti-ger zu gestalten. Allerdings sind die Chibi-tronics Sticker sehr teuer.

Will man Bauteile miteinander verbin-den, ohne den Lötkolben einzusetzen, wirddas mit den hier genannten Methodenschwierig. Am besten funktioniert es, SMD-Bauelemente gemeinsam auf gemalteKontaktpunkte zu setzen. Kupferklebebandhält zwar gut, stellt aber keinen zuverlässi-gen Kontakt zwischen zwei Bauteilen her.Mit den Silber-Leitlacken und Bare Con-ductive aneinander geklebte Bauelementebrachen im Test schnell wieder auseinander.

Die Leitungen aus Farbe kann man injeder beliebigen Form ausführen – mitihnen kann man Schaltungen aus Designer-perspektive ästhetisch gestalten. Dabei gilt

Wenn die Farbe nicht zur Fixierung vonBauteilen auf den Leitungen verwendet werdenkann, ist Kupferklebeband ein guter Behelf.

Will man Leitungen übereinanderlegen, sokann man die unteren Leitungen zum Beispielmit einem Aufkleber isolieren.

Einer der von Chibitronics entwickelten CircuitStickers auf einem mit dem Agic Silver Markergezeichneten Schaltkreis

Eine interaktiveWandgrafik mitBare-Conductive-Farbe und demTouch Board

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es folgende Dinge zu beachten: Die Leitun-ge sind erst dann leitfähig, wenn die Farbegetrocknet ist. Da, wo Leitungen sich kreu-zen, muss man zwischen ihnen isolieren.Dafür kann man zum Beispiel kleine Aufkle-ber oder eine isolierende Farbe zwischendie beiden Leitungen setzen. Und die Farbemuss die Leitungen deckend ausfüllen. Beimanchen Produkten ist das schwierig – vorallem die silberhaltigen Tinten sind nichtimmer einfach gleichmäßig zu verteilen.

Von allen hier vorgestellten Produktenwerden Bare Conductive und der CircuitScribe am häufigsten für Maker-Projekteeingesetzt. Auf Webseiten wie Instructab-les und auf den Webseiten der Herstellerfindet man Nachbau-Projekte mit leitfähi-ger Farbe. Dazu gehören meist aus derTinte hergestellte Taster, Papierbasteleienmit LEDs oder kleine Audio-Projekte. Gutgeeignet zum Nachbau mit leitfähigerFarbe wäre zum Beispiel die Reißzwecken-orgel aus unserem letzten Heft.

Verbindet man die mit der leitfähigenTinte oder Farbe hergestellten Bauelemen-te mit Mikrocontrollern, sind noch wesent-lich komplexere Projekte möglich. Dafürgeeignet ist grundsätzlich jeder Mikrocon-troller, es gibt allerdings von Bare Con-ductive ein speziell entwickeltes Arduino-basiertes Board und eine Pi-Cap, mit derman seinen Raspberry Pi um einen Nähe-rungssensor und eine qualitativ hochwer-tige Audio-Ausgabe erweitern kann. Beidehaben – ähnlich wie Wearable Boards –große runde Anschlüsse, in die man dieleitfähige Farbe direkt auftragen kann. Mitbeiden kann man aus Flächen, die mit derleitfähigen Farbe bestrichen sind, Nähe-rungssensoren und kapazitive Touchsenso-ren machen. Außerdem hat das Boardeinen MIDI-Eingangs-Pin, mit dem manKeyboard-Tasten aus mit der leitfähigenFarbe bestrichenen Flächen machen kann.Neben diesen speziell entwickelten Boardswird vor allem der Makey Makey (aufgrund

seiner großen Anschluss-Pins) für DIY-Pro-jekte mit leitfähiger Farbe eingesetzt. Mitdem Circuit Scribe ist sogar ein Mikrocon-troller auf Papier, Paperduino genannt,hergestellt worden. Dazu musste der Stiftallerdings in einen Plotter eingespanntwerden – von Hand lassen sich derart feineund genaue Schaltungen nicht zeichnen.

Der Paperduino – ein Mikrocontroller, dessen Leitungen mit demCircuit Scribe gemalt wurden. Die Grundlagen zu diesem Projektgibt es auf Instructables.

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Natürlich gibt es findige Leute, die leit -fähige Tinte selbst herstellen. Am ein-fachsten scheint das mit Graphitpulver zugehen. Einen schönen Vergleichstest hier-zu hat der User 24Eng auf Instructables ge-macht: Er mischt das Graphitpulver mit Al-leskleber, Weißleim und Acrylfarbe. Auchfür die eigene Herstellung von Silbertintegibt es Anleitungen, allerdings brauchtman hierfür viele nicht einfach zu erhal-

tende Zutaten, eine sehr feine Waage undeine Zentrifuge.

Hingegen ganz leicht herzustellen,aber auch relativ hochohmig, ist leitfähi-ge Farbe beziehungsweise Paste ausHolzkohle. Eine weitere Alternative istFarbe aus Zitronensäure und Kupfersul-fat. Alle Anleitungen, die wir gefundenhaben, gibt es unter dem Link am Anfangdes Artikels.

MAKEY MAKEYMehr zu diesem Mikro-controller können Siein unserer AusgabeHacks 3/12 lesen(kosten loser Down -load siehe Link).

REISS ZWECKEN -ORGELDas zum Nachmalengeeignete Projekt fin-den Sie in der AusgabeMake 6/16 (kosten -loser Download sieheLink).

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LEITFÄHIGE TINTE SELBER MACHEN

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Die von uns getesteten Produkte unter-scheiden sich durch die Materialien, die sieleitfähig machen: Bei vier Produkten wirddafür Silber eingesetzt, ein Stift ist mit Nickellack gefüllt und zwei Produkte sinddurch Graphit leitfähig. Wir haben unter-sucht, wie hoch der Widerstand der ver-schiedenen Farben und Tinten ist, wie ein-fach sie sich auftragen lassen und wie flexi-bel und haltbar die gemalten Leitungensind.

Für die Widerstandsmessung habenwir nicht den spezifischen Widerstand er-mittelt, da wir für diesen Wert eine ein-heitliche Schichtdicke benötigen. Da dieFarben aber unterschiedlich dick- oder

dünnflüssig sind und sich verschiedenleicht auftragen lassen, haben wir unsdafür entschieden, den Widerstand vonLeitungen zu messen, die entweder 10oder 25ˇcm lang und 2–3ˇmm breit sind.Diese Rechteckfläche haben wir mit einerSchicht der Farbe gefüllt, ohne dieseSchicht noch einmal aufzubessern undaufzufüllen. Die Leitungen sind damitwahrscheinlich ein wenig schlechter, alssie in einem Bastelprojekt – in dem man jaüblicherweise sehr ordentlich arbeitet –tatsächlich wären. Außerdem haben wirdie Farben auf Papier und Overhead-Foliegetestet, um zu sehen, wie sich der Unter-grund auf die Leitfähigkeit auswirkt.

WAS DIE VERSCHIEDENENPRODUKTE KÖNNEN

Unsere ersten Testergebnisse zeigen also:Was die Leitfähigkeit betrifft, liegen die Stif-te mit silberbasierter Tinte vorne. Der zweiteSchwerpunkt unserer Produkttests ist dieHandhabung. Denn nicht alle Stifte und Far-

ben sind so konzipiert, dass man mit ihnenwirklich einfach Leitungen malen kann.Neben diesen beiden Aspekten haben wirnatürlich nach dem Preis-Leistungs-Verhält-nis geschaut, danach, wie schnell die Farbe

trocknet, wie haltbar die Leitungen sind undwie schmal die schmalste Leitung ist, die wirvon Hand mit dem Stift hinbekommen. DieErgebnisse pro Produkt finden Sie auf denfolgenen Seiten.

DIE PRODUKTE IM EINZELNEN

Ein Kollege aus der Redaktion hatte nochein Schnäppchen von Aliexpress herumlie-gen: leitfähige Farbe in einer Spritze. Wirversprachen uns davon ein günstiges Ver-gleichsprodukt zu den hier üblicherweise

erhältlichen Produkten. Doch die Farbe, sil-berbasiert wie die meisten anderen Pro-dukte, stellte sich als Paste heraus, die sichpartout nicht durch die Spritzenspitzepressen lassen wollte. Ergebnis war eine

mittlere Sauerei auf unserem Testblatt undkein vergleichsfähiges Produkt. Haben Sieandere Erfahrungen mit solchen Produktengesammelt? Dann schreiben Sie uns [email protected]!

GÜNSTIGES PRODUKT VON ALIEXPRESS

Die Widerstandswerte pro FarbeProdukt Papier: 10 x 0,3 cm Papier: 25 x 0,3 cm Folie: 10 x 0,3 cm

1. Leitung 2. Leitung 1. Leitung 2. Leitung 1. Leitung 2. Leitung

Circuit Scribe 1,95ˇΩ 1,7ˇΩ 2,9ˇΩ 3,5ˇΩ nichtmessbar

nichtmessbar

Circuit WorksLeit silber-Lackstift

11,6ˇΩ 2,3ˇΩ 9,95ˇΩ 9,85ˇΩ 9,9ˇΩ 5,8ˇΩ

Silberleitlack 17,75ˇΩ 70,15ˇΩ 191ˇΩ 726ˇΩ nichtmessbar

nichtmessbar

AgIC Silver InkMarker

nur auf dem zugehörigen Spezialpapier messbar: 10ˇxˇ0,3ˇcm: 92ˇΩ

Circuit WorksNickel Con-ductive Pen

29,6ˇΩ 23,8ˇΩ 758ˇΩ 169,85ˇΩ 84,8ˇΩ 81ˇΩ

Bare Conductive 973,5ˇΩ 1016ˇΩ 1361ˇΩ 1754ˇΩ 1611ˇΩ 2096ˇΩ

B6-Bleistift 115,15ˇkΩ 152,62ˇkΩ 180,2ˇkΩ 352,85ˇkΩ nichtmessbar

nichtmessbar

Auch für Tintenstrahldrucker gibt esleitfähige Tinte. Wir haben sie imRahmen dieses Artikels nicht getes-tet, aber verschiedene Bezugsquel-len gefunden. Ein Hersteller ist Agic,dessen „Prototype Ink Kit“ für270ˇUS-$ erhältlich ist. AuchElectron inks, der Hersteller des Cir-cuit Scribe, produziert leitfähigeTinte für den Tintenstrahldrucker.Diese ist allerdings nur für Geschäfts-kunden erhältlich. Auch die Silber-tinte von Inktec wird bisher nur anGeschäftskunden verkauft. Für250ˇUS-$ erhält man bei Novacentrix50ˇml Metalon Silbertinte. Günstigerist die ebenfalls angebotene Kupfer-tinte mit 100ˇUS-$. Die Produktemuss man selbst in Tintenpatroneneinfüllen. Alle Bezugsadressen fin-den Sie unter dem Link am Anfangdes Artikels.

LEITFÄHIGETINTE IMDRUCKER

ERST TROCKNENLASSEN!

Die Leitungen aus flüssiger Farbesind erst dann leitfähig, wenn sie

komplett getrocknet sind. Amschnellsten geht das beim Agic

Silver Ink Marker – dessenLeitungen leiten sofort.

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Der altehrwürdige Silberleitlack aus demModelleisenbahn-Bedarf ist in kleinen3ˇml-Fläschchen erhältlich. Zusammen miteinem gleich großen Fläschchen Verdün-ner liegen die Kosten bei circa 12ˇe. In denDeckel des Lackfläschchens ist ein Plastik-stäbchen integriert, mit dem manden Lack auftragen oder auf eineUnterlage löffeln kann, um ihndort mit einem Pinsel aufzuneh-men. Mit dem Verdünner kannman den Lack auch wieder ent-fernen, wenn man sich vermalthat.

Benutzbarkeit: Der Leitlack istrecht einfach zu verwenden. DasFläschchen muss vor jedem Ge-brauch geschüttelt werden,dann kann der Lack einfach aufjede Fläche aufgetragen werden.Bauelemente kann man rechteinfach mit dem Lack selbst be-festigen, da man durch das Auf-tragen mit dem Pinsel oder Plas-

tikstäbchen die gewünschte Menge selbstbestimmt. Beim Auftrag mit dem Plastik-stäbchen gelingt die Fläche der Leitungnicht gleichmäßig. Ist der Lack getrocknet,haften die Bauteile weiterhin fest an derLeitung. Die Trocknungszeit liegt unter

10ˇMinuten. Der Leitlack ist giftigund daher nicht gerade kinder -sicher.

Belastbarkeit: Auf Papier könnendie Leitungen aus Leitlack gebo-gen und geknickt werden, ohnedass sie nennenswert an Leitfähig-

keit verlieren. Der Leitlack kannalso auch auf beweglichen Unter-gründen aufgebracht werden. Allerdings halten mit dem Lack fixierte Bauelemente nicht, wennman den Untergrund verformt.

Schmalste von Hand zeichen-bare Leitung: 1,1ˇmm, kann miteinem dünnen Pinsel sicher nochoptimiert werden.

Leitungen mit Silberleitlack auf Papier,Pappe und Folie

Der von der US-amerikanischen FirmaElectroninks hergestellte Circuit Scribesieht aus wie ein Gelstift und handhabtsich auch ähnlich. Ein Stift enthält 1ˇml un-giftige leitfähige Silbertinte und kostet25ˇe. Entstanden ist er aus einem Studien-Abschlussprojekt, das zum Ziel hatte, einfür Elektronik-Einsteiger beziehungsweisefür Kinder geeignetes Werkzeug zum Erler-nen von Elektronik-Grundlagen zu entwi-ckeln. Dabei herausgekommen ist nicht

nur der Stift, sondern auch eine ganzeReihe auf ihn abgestimmter Bausätze.

Zu jedem dieser Bausätze gehört einHeft, in dem Grundlagen der Elektronik wieParallel- und Reihenschaltungen erklärtwerden und wie man die ersten einfachenSchaltungen zeichnen kann. Außerdemsind verschiedene Bauelemente enthalten,die speziell für die Verwendung mit demCircuit Scribe entwickelt wurden. DieseBauelemente sitzen auf Breakout-Boardsaus Plastik, deren Anschlüsse aus recht gro-ßen magnetischen Metallpads bestehen.

Um die Bauelemente zu montieren, legtman unter das Papier, auf das man denSchaltplan gezeichnet hat, eine Metallplat-te und setzt die Bauteile an der passendenStelle auf die Leitungen. Will man den Cir-cuit Scribe ohne diese speziellen – und teu-ren – Bausätze verwenden, arbeitet manam besten mit SMD-Bauteilen oder klebtdie Bauelemente mit Kupferklebebandoder Wire Glue fest.

Benutzbarkeit: Die Ähnlichkeit zum Gel-schreiber beginnt direkt mit dem erstenEinsatz des Stifts: Manchmal fließt dieTinte, manchmal fließt sie nicht. Der Her-steller empfiehlt, den Stift zu schütteln,wenn Letzteres eintritt. Das muss man

Das Circuit Scribe Bausatz-Heft und die Bauteile

SILBERLEITLACK

CIRCUIT SCRIBE

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schon sehr gründlich machen, damit derCircuit Scribe wieder schreibt. Benutztman ihn danach aber relativ regelmäßig,hat man das Problem nicht. Die bestenLeitungen erhält man, wenn man einfachedünne Linien mit dem Stift zieht. BeimAusmalen von Flächen muss man die Spit-ze des Stifts immer mal wieder abwischen,weil Tinten-Papier-Flöckchen daran kle-ben bleiben. Durch die harte Kugelschrei-ber-Spitze kratzt man beim Ausmalen auf

Papier auch immer etwas Papier mit ab.Außerdem trägt die Spitze die Tinte aufder rauen Oberfläche von Papier nichtganz flächig auf, da sich die Kugel in diegemalten Flächen drückt. Daher mussman breite Leiterbahnen nach dem Trock-nen noch etwas auffüllen. Auf Folie kannman mit dem Stift keine Flächen ausma-len, da die Kugel in der Spitze hier denAuftrag der Farbe stellenweise verhindert.Die optimale Unterlage für den Circuit

Scribe ist beschichtetes, möglichst glattesund festes Papier wie zum Beispiel dieMotivseite von Postkarten. Die CircuitScribe-Tinte trocknet in weniger als 10ˇMi-nuten.

Belastbarkeit: Auf Papier halten die Lei-tungen Biegen und Knicken gut aus.

Schmalste von Hand zeichenbare Lei-tung: 0,7ˇmm

Der Leitlack-Stift mit der Standard-Spitze(es gibt noch eine Ausführung mit Mikro-spitze) enthält 8,5ˇg Lack und ist ab circa54ˇe erhältlich.

Benutzbarkeit: Die Stifte von CircuitWorks sind mit Abstand am schwierigstenzu benutzen. Sie haben eine Spitze ausHartplastik, an der die Tinte entlangläuft.Um den Stift zu aktivieren, muss man dieseSpitze zuerst ein paarmal in den Stift drü-cken. Damit das Silber in der Tinte gut ver-teilt ist, muss man anschließend den Stiftschütteln. Dann muss man, um eine Leiter-bahn auszumalen, den Stift zusammendrü-cken und gleichzeitig immer wieder die

Spitze in den Stift drücken, damit sie dieTinte aufnimmt. Das führt zu einer Punkt-Maltechnik und Fingerkrämpfen. Am ein-fachsten ist es, den Stift mit dem Daumenzu fixieren und durch Druck von der Au-ßenseite des Zeigefingers etwas umzukni-cken. So fließt die Tinte konstant. Grund-sätzlich sind die Stifte aufgrund des Hand-lings aber tatsächlich – wie auch auf denProdukten angegeben – eher für kleine Re-paraturen als für das Zeichnen großer

Schaltpläne geeignet. Von den giftigenProdukten, die wir getestet haben, dünstendie Chemtronics-Produkte am langwierigs-ten aus. Die Angabe „For industrial useonly“ auf den Stiften hat wohl ihren Grund.

Belastbarkeit: Leitungen aus dem Silber-leitlack-Stift können brechen, wenn mansie knickt.

Schmalste von Hand zeichenbare Lei-tung: 1ˇmm

Auf Folie, Papier und Pappe: So sieht es aus, wenn man sich mit dem Stift von Circuit Works an Leitungen versucht.

Die mit dem Circuit Scribe gemalten Leitungen auf Papier (die Leitung ist mit blauem Hintergrund hinterlegt),Plastik und einer Postkarte

CIRCUIT WORKS SILBERLEITLACK-STIFT

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Das neueste Produkt auf dem Markt: DerSilbertinten-Marker von Agic. Er funktio-niert laut Hersteller nur auf dem zugehöri-gen Spezialpapier, dort aber sehr gut. DerStift kostet knapp 15ˇUS-$, das Papier ist abknapp 10ˇUS-$ erhältlich. Da das Spezialpa-pier herkömmlichem Fotopapier starkgleicht, haben wir ausprobiert, ob der Stiftauch mit diesem funktioniert. Wir könnenvermelden: Es klappt!

Sonst verfolgt das japanische Start-UpAgic mit seinem Silver Ink Marker ein ähnli-ches Prinzip wie das der Circuit-Scribe-Pro-dukte. Die Bauelemente werden hier durcheine magnetische Platte fixiert, die manunter das Papier legt, auf das man dieSchaltpläne zeichnet. Ähnlich wie die Cir-cuit-Scribe-Produkte sind auch die Bausät-ze von Agic hauptsächlich für das Erlernenvon Elektronik-Grundlagen gedacht – siesind in Workshop-Paketen erhältlich, so-dass man gleich für ganze Klassen bestel-len kann. Anders als die Tinte aus dem Cir-

cuit Scribe trocknet die aus dem Agic-Mar-ker sofort und – und das ist eigentlich dasBeste – zu dem Stift gibt es einen Lösch-stift, mit dem man Fehler im Schaltplan direkt beheben kann.

Benutzbarkeit: Der Silver Ink Marker hateine sehr einfache Handhabung: Kappe abund Linie ziehen. Hier ist weder Schütteln,noch drücken oder knicken notwendig. Diegemalten Leitungen sind völlig frei von Lö-chern, Kratzern oder Ähnlichem. Mit die-sem Stift kann man am saubersten arbei-ten. Er ist, im Unterschied zu den beidenanderen neuen Produkten, durchaus giftig.

Belastbarkeit: Die Leitungen aus demMarker sind sehr flexibel und können ge-bogen und geknickt werden.

Schmalste von Hand zeichenbare Lei-tung: 1ˇmm

Mit dem Silver Ink Marker kann man wirklicheinfach sehr gut funktionierende Leitungenmalen.

AGIC SILVER INK MARKER

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Die Farbe von Bare Conductive gibt es inder 10ˇml-Tube und dem 50ˇml-Schraub-glas. Die Kosten liegen bei knapp 10 bezie-hungsweise 30ˇe. Den Herstellern war esso wichtig, ein ungiftiges Produkt herzu-stellen, dass einer der Mitarbeiter sogarprobiert hat, ob sie essbar ist. Er empfiehlt,das nicht nachzumachen.

Bare Conductive verfügt über eine Pro-duktpalette, die nicht nur die Farbe in ver-schiedenen Packungsgrößen, sondernauch Bastelsets für die Herstellung vonbeleuchteten Postkarten oder Papphäus-chen und ein selbst entwickeltes Board fürkomplexere Projekte enthält. Auf der

Webseite zum Produkt finden sichzahlreiche Projekte und Anleitun-gen, in denen zum Beispiel gezeigtwird, wie man mit leitfähiger FarbeNäherungs- oder Touchsensoren her-stellt. Die leitfähige Komponente derFarbe ist Graphit.

Benutzbarkeit: Bare Conductive ist einsehr einfach zu benutzendes Produkt.Entweder man drückt die 10ˇml-Tubeleicht zusammen und gibt die Paste soauf das Papier, den Stoff, das Plastikoder Holz, oder man trägt die Farbe ausdem 50-ml-Schraubglas mit dem Pinsel

auf. Die Konsistenz der Farbegleicht der von Acrylfarbe – mankann sie dick auftragen und so Bau-teile recht einfach befestigen. EinAuftrag reicht, um eine problemlosleitfähige Bahn herzustellen.

Belastbarkeit: Bare-Conductive-Lei-tungen brechen, wenn man sieknickt.

Schmalste von Hand zeichenbareLeitung: 0,8ˇmm, allerdings kannman die Liniendicke nicht immerganz einfach beeinflussen. —esk

Der Nickelleitlack-Stift ist bei einem Preisvon circa 12ˇe mit Abstand das günstigsteProdukt in unserem Test. Er enthält 9ˇgFarbe.

Benutzbarkeit: Ähnlich wie der Silberleit-lack-Stift des gleichen Herstellers ist dieserStift schwierig zu bedienen. Davon, dass –wie bei anderen Produkttests und vomHersteller beschrieben – man nur leicht aufden Stift drücken muss, um Leitungen zu

malen, kann nicht die Rede sein. Dafür sinddie Nickel-Leitungen sauberer als die desvergleichbaren Silber-Stifts. Der Nickelstiftist ähnlich giftig wie der Silberstift des glei-chen Herstellers.

Belastbarkeit: Die Leitungen aus diesemStift halten Knicken und Biegen gut aus.

Schmalste von Hand zeichenbare Lei-tung: 1ˇmm

Die Leitungen aus dem Nickelstift sind farblich mal was anderes. Leiten tun sie aber nicht so gut.

Schwarze Paste statt silbernem Lack: Bare Conductive überzeugt durch das Preis/Leistungsverhältnis und die Handhabung.

CIRCUIT WORKS NICKELLEITLACK-STIFT

BARE CONDUCTIVE

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