licht und akne — vorstellungen zum wirkungsmechanismus

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Tabelle 3 Zinkspiegel in der Haut (rngo/o) nor und wahrend Zinktlzernpie bei Akne (Norrnalwerte: 3.26 k 1.36); Pillsbury: 2 bis 4 Entnahmezeitpunkt Manner vor Therapie nach Therapie nach Therapiebeginn Zinksulfat mg DL-Aspartat mg 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Frauen 10 I1 6.5 4.2 3.0 1.7 2.5 1.65 5.6 4.3 - 2.5 19 1.3 3.6 4.0 (2) 3.5 (1) 5.3 - - 7.3 4.1 3.75 - 2 Monate 4 Wochen 5 Wochen 60 Stunden 5 Monate bei Verschlechterung unter DL-Aspartat 2 Monate 2 Monate 2 Wochen Zink eine Rolle bei der Dyskeratose des Talgdriisenaus- fuhrungsganges spielt. Sie hat dazu die Vitamin ,4- und retinol binding protein-Spiegel (RBP) an verschiedenen Kollektiven untersucht und kommt zu dem Ergebnis, daB vor allem die Patienten mit einer schweren Akne er- niedrigte Vitamin A- und RBP-Spiegel im Serum haben. Diese sind jedoch durch eine Zinkgabe nicht zu beheben. Zur Talgproduktion unter Zinktherapie liegen Unter- suchungen von 1. L. Burton und S. K. Goolamali16 vor. Mit der Methode nach Strauss und Pochi untersuchten sie die Talgexkretionsrate bei 8 Aknepatienten unter einer Dosierung von dreimal 220 mg Zinksulfat iiber 4 Wochen. Sie konnten keine Xnderung der Talgexkretionsrate nach- weisen. Die eigenen Untersuchungen mit der Glasplatt- chenmethode nach Scliaefer und Kuhn-Bussius kamen bei 7 Patienten und einer Dosierung von zweimal einer Ta- blette Solvezink pro Tag zum gleichen Ergebnis. Diese Ergebnisse stimmen zwar iiberein, passen jedoch nicht zu der von einigen Autoren gemachten Beobachtung des Trockenwerdens der Haut. Beim menschlichen Zinkman- gelsyndrom sind histologisch hypertrophe Follikel nach- 16 J. L. Burton u. S. K. Goolrnali, Zinc and sebum excretion, Lancet i 1448 [19731. 60 Stunden 2 X 50 2 X 50 2 X 50 2 X 50 2 X 50 2 X 50 2 X 50 2 X 50 21.3 x 50 2 X 50 2 X 50 2 X 50 gewiesen worden. Eine histologische Untersuchung an Aknepatienten unter Zinktherapie fehlt leider noch. Bei diesen Zinkniangelsyndromen sind jedoch auch eine ganze Reihe von entziindlichen Veranderungen der Haut mitbeschrieben worden und in Anbetracht des Wissens, dai3 Zink zur Aktivierung von 20 Enzymsyste- men benijtigt wird, Zink die Migrationsrate und die Phagocytenaktivitat von Makrophagen beeinflufit und der Beobachtung, dai3 Zink im Granulationsgewebe schlecht heilender Wunden und Ulcera cruris erniedrigt ist, scheint es momentan am wahrscheinlichsten im Ein- klang mit dem klinischen Resultat, dai3 Zink iiber die Beeinflussung der Entziindungsreaktion seine Wirkung ausiibt. Bis schliissige Untersuchungen vorliegen, sollte man aber auch dies in den Bereich der Spekulation ver- weisen. Zusammenfassend ist die Frage nach dem Fortschritt der Zinktherapie bei der Akne zu bejahen. Dafiir gibt es vor allem zwei Griinde: zum einen hat man eine wei- tere risikoarme, interne Therapie zur Verfiigung, zum anderen gibt es damit bei den Tetracyclinversagern eine Alternative. Eingegangen am 27. Juni 1980. Licht und Akne - Vorstellungen zurn Wirkungsmechanismus * Von F. 0 /3 w a 1 d **, Universitats-Hautklinik, Heidelberg Lange Zeit galt die Hohensonnenbehandlung als eine Indi- kation zur Therapie der Akne. Untersuchungen von Mills und Kligman haben gezeigt, daD bei Heranziehung objektiver Kri- terien keine Besserung der Akne gefunden werden konnte. Nachdem die Photochemotherapie insbesondere bei der Behand- lung der Psoriasis und der Mykosis fungoides Eingang in die dermatologische Therapie gefunden hatte, wurde von Tronnier und anderen auch die Akne als Indikation fur eine PUVA- Therapie angegeben. Umgekehrt fanden Hofman et al. bei Unter- suchungen PUVA-behandelter Patienten vereinzelt als Neben- wirkung der Therapie eine akneiforme Follikulitis. Durch mikro- biologische und zellkinetische Untersuchungen unserer Arbeits- gruppe wurde versucht, den Wirkeffekt einer standardisierten PUVA-Therapie zu analysieren. Light and Acne - Concepts on the Memanism of Action For a long time treatment with artificial sunlight was used in the therapy of acne. Studies by Mills and Kligman have shown using objective criteria that no improvement of acne occurred. Since photochemotherapy has been introduced in the dermatological therapy of psoriasis and mykosis, Tronnier and others have suggested PbVA therapy for acne. On the con- trary, Hofman et al. found in PUVA treated patients in several cases a side reaction of the therapy in the form of acneifor- mous folliculitis. By microbiological and cytokinetic investi- gations of our group an attempt was made to analyze the action of standardized PUVA therapy. ". Vortrag anlai3lich des Symposiums ,,Therapie der Arne vul- garis unter besonderer Beriicksichtigung der Externa'' in Heidelberg am 14. Juni 1980. FETTE . SEIFEN . ANSTRICHMITTEL 82. Jahrgang Sonderheft 1980 ':w Anschrift des Verfassers: Dr. med. F. Ofiwald, Klinikum der Universitat Heidelberg, Hautklinik, Voi3strai3e 2, 6900 Heidelberg 1. 559

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Page 1: Licht und Akne — Vorstellungen zum Wirkungsmechanismus

Tabelle 3

Zinkspiegel in der Haut (rngo/o) nor und wahrend Zinktlzernpie bei Akne (Norrnalwerte: 3.26 k 1.36); Pillsbury: 2 bis 4

Entnahmezeitpunkt Manner vor Therapie nach Therapie nach Therapiebeginn Zinksulfat mg DL-Aspartat mg

1

2 3 4

5 6 7 8 9

Frauen 10 I1

6.5 4.2 3.0

1.7 2.5 1.65 5.6 4.3

- 2.5

19 1.3 3.6

4.0 (2) 3.5 (1)

5.3 - -

7.3 4.1

3.75 -

2 Monate 4 Wochen 5 Wochen 60 Stunden 5 Monate bei Verschlechterung unter DL-Aspartat 2 Monate

2 Monate 2 Wochen

Zink eine Rolle bei der Dyskeratose des Talgdriisenaus- fuhrungsganges spielt. Sie ha t dazu die Vitamin ,4- und retinol binding protein-Spiegel (RBP) an verschiedenen Kollektiven untersucht und kommt zu dem Ergebnis, daB vor allem die Patienten mit einer schweren Akne er- niedrigte Vitamin A- und RBP-Spiegel im Serum haben. Diese sind jedoch durch eine Zinkgabe nicht zu beheben.

Z u r Talgproduktion unter Zinktherapie liegen Unter- suchungen von 1. L. Burton und S. K . Goolamali16 vor. Mi t der Methode nach Strauss und Pochi untersuchten sie die Talgexkretionsrate bei 8 Aknepatienten unter einer Dosierung von dreimal 220 m g Zinksulfat iiber 4 Wochen. Sie konnten keine Xnderung der Talgexkretionsrate nach- weisen. Die eigenen Untersuchungen mit der Glasplatt- chenmethode nach Scliaefer und Kuhn-Bussius kamen bei 7 Patienten u n d einer Dosierung von zweimal einer Ta- blette Solvezink pro Tag zum gleichen Ergebnis. Diese Ergebnisse stimmen zwar iiberein, passen jedoch nicht zu der von einigen Autoren gemachten Beobachtung des Trockenwerdens der Haut . Beim menschlichen Zinkman- gelsyndrom sind histologisch hypertrophe Follikel nach-

16 J . L. Burton u. S . K . Goolrnali, Zinc and sebum excretion, Lancet i 1448 [19731.

60 Stunden

2 X 50 2 X 50 2 X 50 2 X 50 2 X 50

2 X 50 2 X 50 2 X 50

21.3 x 50 2 X 50

2 X 50 2 X 50

gewiesen worden. Eine histologische Untersuchung an Aknepatienten unter Zinktherapie fehlt leider noch.

Bei diesen Zinkniangelsyndromen sind jedoch auch eine ganze Reihe von entziindlichen Veranderungen der H a u t mitbeschrieben worden und in Anbetracht des Wissens, dai3 Zink zur Aktivierung von 20 Enzymsyste- men benijtigt wird, Zink die Migrationsrate und die Phagocytenaktivitat von Makrophagen beeinflufit und der Beobachtung, dai3 Zink im Granulationsgewebe schlecht heilender Wunden und Ulcera cruris erniedrigt ist, scheint es momentan a m wahrscheinlichsten im Ein- klang mit dem klinischen Resultat, dai3 Zink iiber die Beeinflussung der Entziindungsreaktion seine Wirkung ausiibt. Bis schliissige Untersuchungen vorliegen, sollte man aber auch dies i n den Bereich der Spekulation ver- weisen.

Zusammenfassend ist die Frage nach dem Fortschritt der Zinktherapie bei der Akne zu bejahen. Dafiir gibt es vor allem zwei Griinde: zum einen hat man eine wei- tere risikoarme, interne Therapie zur Verfiigung, zum anderen gibt es damit bei den Tetracyclinversagern eine Alternative. Eingegangen am 27. Juni 1980.

Licht und Akne - Vorstellungen zurn Wirkungsmechanismus * Von F . 0 /3 w a 1 d **, Universitats-Hautklinik, Heidelberg

Lange Zeit galt die Hohensonnenbehandlung als eine Indi- kation zur Therapie der Akne. Untersuchungen von Mills und Kligman haben gezeigt, daD bei Heranziehung objektiver Kri- terien keine Besserung der Akne gefunden werden konnte. Nachdem die Photochemotherapie insbesondere bei der Behand- lung der Psoriasis und der Mykosis fungoides Eingang in die dermatologische Therapie gefunden hatte, wurde von Tronnier und anderen auch die Akne als Indikation fur eine PUVA- Therapie angegeben. Umgekehrt fanden Hofman et al. bei Unter- suchungen PUVA-behandelter Patienten vereinzelt als Neben- wirkung der Therapie eine akneiforme Follikulitis. Durch mikro- biologische und zellkinetische Untersuchungen unserer Arbeits- gruppe wurde versucht, den Wirkeffekt einer standardisierten PUVA-Therapie zu analysieren.

Light and Acne - Concepts on the Memanism of Action

For a long time treatment with artificial sunlight was used in the therapy of acne. Studies by Mills and Kligman have shown using objective criteria that no improvement of acne occurred. Since photochemotherapy has been introduced in the dermatological therapy of psoriasis and mykosis, Tronnier and others have suggested PbVA therapy for acne. On the con- trary, Hofman et al. found in PUVA treated patients in several cases a side reaction of the therapy in the form of acneifor- mous folliculitis. By microbiological and cytokinetic investi- gations of our group an attempt was made to analyze the action of standardized PUVA therapy.

". Vortrag anlai3lich des Symposiums ,,Therapie der Arne vul- garis unter besonderer Beriicksichtigung der Externa'' in Heidelberg am 14. Juni 1980.

F E T T E . S E I F E N . A N S T R I C H M I T T E L 82. Jahrgang Sonderheft 1980

':w Anschrift des Verfassers: Dr. med. F. Ofiwald, Klinikum der Universitat Heidelberg, Hautklinik, Voi3strai3e 2, 6900 Heidelberg 1.

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Page 2: Licht und Akne — Vorstellungen zum Wirkungsmechanismus

I. E i n f u h r u n g Der bekannte giinstige Effekt der Lichttherapie bei

der Akne sowie deren Besserung in den Sommermonaten gibt seit Jahren Anlafi, durch experimentelk Unter- suchungen den Wirkungsmechanismus zu klaren. Dies bereitet insofern Schwierigkeiten, als ein Gesamtkonzept zum Verstandnis der Pathophysiologie der Acne vulgaris noch nicht vorliegt. Jedoch lassen sich iiber einzelne pathogenetische Teilfaktoren, wie Bakterien, Verhor- nungsstorungen in den Infundibula und Talgdriisense- kretion, moglidie Ansatzpunkte fur eine Interpretation finden.

Propionibakterien sind in der Lage, durch ihre Lipa- sen Triglyceride in freie Fettsauren zu spalten I. Wenn man von der Annahme ausgeht, dafi den freien Fett- sauren eine komedogene Wirkung zukommt 2-4, wiirde ein antimikrobieller Effelct des Lichtes eine Reduktion der Komedonenbildung vermuten lassen. Eine Ver- minderung der Bakterien im Talgdriiseninfundibulum mufite aufierdem zu einer Reduktion der entzundlichen Akneeffloreszenzen fiihren, da bei ihrer Entstehung weitere bakterielle Ektofermente 5, Cytotaxine und prostaglandinahnliche Substanzen ’ eine Rolle spielen sollen. Aufierdem scheinen immunologische Vorgange (Komplementaktivierung, zellulare Immunitat) fur die Entstehung entzundlicher Akneeffloreszenzen mitverant- wortlich zu seine.

Bei der Akne liegen vergrofierte Talgdrusen vor 9.

Vergroflerte Talgdriisen produzieren vermehrt Squalen lo.

Da in Modellversuchen eine komedogene Wirkung des Squalens wahrscheinlich gemacht wurde 2-4 und da iiber- einstimmend von verschiedenen Arbeitskreisen bei der Akne eine Vergrofierung des Squalengehaltes in den Hautoberflachenlipiden nachgewiesen wurde 11-13, wiirde

1 G. Pablo, A . Hammons, S. Bradley u. J . E. Fulton, Charac- teristics of the extracellular lipase from corynebacterium acnes and staphylococcus epidermidis, J. invest. Derm. 63, 231 [1974]. A . M . Kligman u. A. G. Katz, Pathogenesis of acne vul- garis I. Comedogenic properties of human sebum in external ear canal of rabbit, Arch. Derm. 98, 53 [1968].

3 A. L. Lorinci, H. Krizek u. S. Brown, Follicular hyperkera- tinization induced in the rabbit by human skin surface lipids, 13th int. Congr. Derm. 2, 1016, Springer-Verlag, Berlin- Heidelberg-New York 1968. A . M . Kligman, V . R. Wheatley u. 0. H . Mills, Comedo- genicity of human sebum, Arch. Derm. 102, 267 [l970]. U. HoffZer, Propionibakterium acnes (Corynebacterium acnes) Ukologie, Enzymausstattung und Antibiotikaresistenz, Arztl. Kosmetol. 10, 99 [1980]. S. M . Puhvel u. M. Sakamoto, Cytotaxin production by comedonal bacteria (P. acnes, P. granulosum, S. epidermi- dis), J. invest. Derm. 74, 36 [1980]. W. Abrahamsson, L. Hellgren u. J . Vincent, Prostaglandin like substances in propionibacterium acnes, Experientia 34, 1446 [1978]. /. Knop, Spielen immunologische Gesichtspunkte in der Akne-Pathogenese eine RoIle? Fette . Seifen . Anstrichmittel 82, 514 [1980]. G. Plewig, Acne vulgaris; proliferative cells in sebaceous glands, Brit. J. Derm. 90, 623 [1974].

lo R. Szimmerly, H. /. Yardley, M . Raymond, A . Tabiowo u. E. Ilderton, The lipid composition of sebaceous glands as a reflection of gland size, Brit. J. Derm. 94, 45 [1976]. /. A . Cotterill, W . J . Cunliffe, B. Williamson u. L. Balusu,

eine Hemmuiig der Talgdrusenproliferation eine weitere Interpretationsmoglichkeit darstellen.

Inwieweit Licht einen Einflufi auf die oben angege- benen Faktoren der Pathogenese der Acne vulgaris aus- iibt, laflt sich durch folgende Methoden uberpriifen:

1. Klinische Untersuchung,

2. Bestimmung der Menge und Zusammensetzung

3. bakteriologische Untersuchungen, 4. Autoradiographie und Histoplanimetrie der Talg-

Zu den Punkten 1. und 2. sol1 anhand vorliegender Literatur Stellung genommen werden. Zu den Punkten 3. und 4. liegen eigene Untersuchungsergebnisse uber die Photochemotherapie mit 8-Methoxypsoralen (8-MOP) uiid UVA (PUVA) vor.

der Hautoberflachenlipide,

driise.

TI. K l i n i s c h e E r g e b n i s s e

1. Klinische Untersuchungen 0. H . Mills und A . M . Kligm.unZ4 fiihrten an 126

Aknepatienten mit papulopustulosen Effloreszenzen so- wie offenen und geschlossenen Comedonen eine klinische Studie iiber Phototherapie und Photochemotherapie durch. In 6 Gruppen wurde die Wirkung von UV-B, UV-A, UV-A nach vorangegangener UV-B-Exposition, sowie der Photochemotherapie mit Demeclocyclin HCI (600 mg/die), reinem Steinkohlenteer und lokaler An- wendung von 8-Methoxypsoralen (8-MOP) untersucht. Behandelt wurde jeweils das Gesicht. Bestrahlt wurde zweimal wochentlich uber 8 Wochen. Die initiale Ex- position war zwei- bis dreimal hoher als die minimale Erythemdosis (MED). Gesteigert wurde moglichst schnell, um ein Erythem und eine Schalwirkung zu erreichen. Die Enddosis betrug das drei- bis funffache der Initial- dosis. Vor und am Ende der Therapie wurden alle zahl- baren Effloreszenzen registriert. Die Autoren konnteii keine wesentliche Besserung der Akne durch eine Licht- therapie, einschliefllich der Photochemotherapie feststel- len. Insbesondere konnte bei keiner Therapieform die Comedonenzahl mefibar reduziert werden. Ein defini- tiver Ausschlui3 einer entziindungshemmenden Wirkung der Phototherapie bzw. Photochemotherapie ist anhand der vorliegenden Arbeit nicht moglich, da hierzu nach L. Hellgren und J . Vincent das Zahlen der entzundeten Lasionen allein nicht ausreicht. Nach Meinung dieser Autoren kann es besonders bei relativ kurzer Beobach-

Further observations on the pathogenesis of acne, Brit. med. J. 3, 444 [1972].

i? M . Gloor, U. Graumann, M . Kionke, I . Wiegand u. H . C. Friederich, Menge und Zusammensetzung der Hautoberfla- chenlipide bei Patienten mit Acne vulgaris und gesunden Vergleichspersonen, I. Mitteilung, Arch. derm. Forsch. 242, 316 [1972].

13 H. Tronnier u. G. Brunn, Vergleichsuntersuchungen des Hautoberfliichenfettes Hautgesunder und Aknekranker, Be- rufsdermatosen 20, 79 [ 19721.

l4 0. H . Mills u. A. M . Kligman, Ultra-violet phototherapy and photochemotherapy of acne vulgaris, Arch. Derm. 114, 221 [1978].

F E T T E . S E I F E N * A N S T R I C H M I T T E L 82. Jahrgang Sonderheft 1980 560

Page 3: Licht und Akne — Vorstellungen zum Wirkungsmechanismus

tungszeit ausschliei3lich zu einer Verkleinerung und einem Abblassen der Effloreszenzen kommen 15.

2. Lipidanalysen 2.1. Bestimmung der freien Fettsauren in den Hautr

M . Ohkido et a1.I6 fanden nach einmaliger UV- Bestrahlung und M . Gloor et al. i 7 nach einer IJV- Therapie uber zwei Wochen einen Anstieg der freien Fettsauren in den Hautoberflachenlipiden. Einen nicht signifikanten Anstieg der freien Fettsauren fanden aui3erdem A . Weissmann et al. nach PUVA-Therapie von Psoriatikern bei einer Gesamtdosis von 85 k 57 J/ cmz. Nach einer Behandlung mit hoher UV-Dosis fanden G. Plewig und A. M . KligmanIg weder einen Anstieg noch eine Reduktion. Eine Reduktion der Bakterien, die fur die Freisetzung freier Fettsauren verantwortlich ge- macht werden, kann durch die zitierten Lipidanalysen nicht wahrscheinlich gemacht werden.

2.2. Bestimmungen der Hautoberflachenlipidmenge Eine Reduktion der Talgdrusensekretion konnte bei

den oben zitierten Arbeitenle-l8 nur von M. OIzkido et al. nachgewiesen werden. I. P. Koronev konnte durch tierexperimentelle Untersuchungen zeigen, dai3 die Re- duktion der Talgdriisensekretion von der Hohe der UV- Dosierung abhangig ist. Dies lii3t einen sebosuppressiven Effekt der hochdosierten Phototherapie vermuten, ein Nachweis ist jedoch nur durch zellkinetische Untersu- chungen moglich, da die Hautoberflachenlipidmenge auch von der Talgdrusenentleerung abhangt.

3. Bakteriologische Untersuchungen 3.1. Literaturubersicht

oberflachenlipiden

Bakteriologische Untersuchungen in vitro uber den Einflui3 von UVA und der Photochemotherapie mit 8- MOP auf Propionibakterien finden sich in der uns zu- ganglichen Literatur nicht. Bakteriologische Untersu- chungsergebnisse in vivo uber den Effekt der PUVA- Therapie waren uns wahrend der Studie nicht bekannt. wurden jedoch Anfang 1980 von A . Weissmann et al.Is veroffentlicht. Sie konnten, wenn auch nicht signifikant, eine Hemmung der Propionibakterien bei 10 Psoriatikern nachweisen, die mit YUVA behandelt worden waren.

15 L. Hellgren u. /. Vincent, Anmerkung zum Nachweis und zur Einstufung entziindungshemmender Wirkungen bei Acne vulgaris am Beispiel ejnes Erythromycin-Externums, Arztl. Kosm. 10, 116 [1980].

16 M. Ohkido, K . Suzuki, 1. Sugihara u. N . Mizuno, Effects o f ultraviolet irradiation of human skin lipids in vivo and vitro studies, Acta derm. venerol. 54, 223 [1974]. M. Gloor u. A. Karenjefd, Effect o f ultraviolet light therapy given a period of several weeks on the amount and com- position of the skin surface lipids, Dermatologica 154, 5 [ 19771. A. Weissmann u. W. C. Noble, Photochemotherapy of pso- riasis: effects on bacteria and surface lipids in uninvolved skin, Brit. J. Derm. 102, 185 [ISSO].

l9 G. Plewig u. A. M . Kligman, Acne, morphogenesis and treatment, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1975.

zo I . P. Koronev, Changes in the rabbit sebaceous glands under the effect of ultraviolet rays, Vestn. Derm. Vener. [Moskau] 38, 42 [ 19651.

F E T T E . S E I P E N ' A N S T R I C K M I T T E L 82. Jahrgang Sonderheft 1980

Dieser Befund ist nicht sehr aussagekraftig, da nur die superfizielle Keimflora und nicht die Infundibulumflora erfai3t wurde.

3.2. Eigene Untersuchungen in vitro Die eigenen Untersuchungen sollen im folgenden aus-

fiihrlicher dargestellt werden. Im Detail sind sie an anderer Stelle publiziert 2z.

3.2.1. Methode Verwendet wurde Reinforced Clostridial Agar (RCA),

wobei die Halfte der Platten mit 0.3 ml einer Lo- sung von 0.15 O/o 8-MOP gleichmai3ig beschichtet wur- den. Die Platten blieben entweder unbestrahlt oder wurden einmalig bestrahlt, wobei die Strahlendosierung 0.05, 0.1, 0.25, 0.5 und 1 J/cm2 betrug. Die Zeitdauer zwischen Aufbringen der Bakterien und BestrahIung be- trug 45 Minuten. Strahlenqualitiit: UVA. Strahlenmaxi- mum 365 nm, Frequenzspektrum 320-390 nm. Ver- wendet wurde ein kommerzielles PUVA-Bestrahlungs- gerat. Es wurden je 3 Stamme von Propionibakterium acnes und 3 Stamme von Propionibakterium granulosum untersucht, die aus Talgdriiseninfundibula eigener Ver- suchspersonen gewonnen wurden. Es wurde eine Bakte- riensuspension von einer 48 Stunden alten Kultur in Reinforced Clostridial Medium (RCM) mit einer Ex- tinktion von 0.8 bei 540 nm im Beckman-Photometer hergestellt. Diese Suspension wurde mit RCM im Ver- haltnis 1 : lo5 verdiinnt. 0.1 ml dieser Verdiinnung wurde auf RCA-Platten aufgetragen. Bebrutung unter anaero- ben Bedingungen bei 37'C uber 7 Tage. Die makrosko- pisch sichtbaren Kolonien wurden ausgezahlt.

Jlcrnz

0.- UVA X-x PUVA

Abb. 1. Abhangigkeit des W-achstums von P. acnes bei der Photochemotherapie rnit UV-A und 8-MOP in vitrn von der Lichtdosierung; angegeben sind die Summen der Keimzahlen bei jeweils drei Kulturen; schematische Darstellung der Er-

gebnisse aus Tab. 1

F. Opwald, M . Gloor, M . Steinbacher u. M. Franke, fiber die Hemmung der Propionibakterien im Talgdruseninfundi- bulum durch Photochernotherapie mit 8-Methoxypsoralen, Z. Hautkr. 55, (l), 30 [1980].

22 M . Steinbacher, Zur antimikrobiellen Aknetherapie - Ef- fekt der Salicylsaure und PUVA-Therapie, Inauguraldis- sertation, Heidelberg 1979.

56 I

Page 4: Licht und Akne — Vorstellungen zum Wirkungsmechanismus

3.2.2. Ergebnisse Die Photochemotherapie mit 8-MOP fuhrt zu einer

erheblichen Wachstumshemmung der Propionibakterien. Die Keimhemmung ist bei P. acnes (Abb. 1) weniger ausgepragt als bei P. granulosum (Abb. 2). Die Hem- mung durch 8-MOP allein bzw. UVA allein ist, soweit vorhanden, vergleichsweise gering (Tab. 1).

Summc der I? granulosum

4mt

qpS 0.t 0,25 0,s 1,o J/cm*

*-e UVA a-x PUVA

Abb. 2. Abhangigkeit des Wachstums von P. granulosum bei der Photochemotherapie mit UV-A und 8-MOP in vitro in Abhangigkeit von der Lichtdosierung; angegeben sind die Summen der Keimzahlen bei jeweils dr ei Kulturen; schema-

tische Darstellung der Ergebnisse aus Tab. 1

Tabelle 1

Durchschnittliclie Keimzahlen (jeweils 3 Bestimmzingen bei einer Verdiinnzcng der Bakteriensusfiension im Verhal tnis I : 105 bei werschiedener Behandlung in vi tro (nach Lit. 21)

keine 331 I50 224 244 52 96

8-MOP 320 157 266 165 26 43

UVA (Jicm?)

0.05 314 164 262 237 41 77

0.1 354 146 256 191 53 99

0.25 318 160 257 203 39 75

0.5 315 151 246 194 26 G4

1 .o 584 236 173 107 11 28

UVA + 8-MOP (J!cm')

0.05 277 149 227 169 26 39

0.1 122 72 15.5 128 23 38

0.25 35 16 40 38 3 7

0.5 3 5 31 10 0 1

1 .o 0 0 0 1 0 0

3.3. Eigene in vivo-Untersuchungen 3.3.1. Methode

Untersucht wurden 14 hautgesunde Probanden. Be- strahlt wurden auf der rechten Stirnhalfte zwei runde ubereinandergelegene Areale, von denen auf das obere 30 Minuten vor der Bestrahlung ein Tropfen einer 0.15 O/oigen 8-MOP-Emulsion aufgetragen wurde. Re- strahlt wurde 3 ma1 wochentlich iiber 2 Wochen, die Gesamtdosis betrug zwischen 9.75 und 12.5 J/cm2. Zum Vergleich wurden symmetrische Stellen an der linken Stirnhalfte verwendet. Zur Bakterienentnahme aus den Talgdruseninfundibula 24 Stunden nach der letzten Be- strahlung bedienten wir uns der Cyanoacrylattechnik nach K . T. Holland et a1.23. Es wird dazu ein Tropfen Cyanoacrylat-Gel auf einen sterilen, aufgerauhten Glas- stempel gegeben. Der Stempel wird auf die Untersu- chungsstelle aufgedriickt und nach Erharten des Gels ruckartig von der Haut abgezogen. Hierbei bleiben Follikelanteile am Stempel kleben. Um die Infundibula moglichst weitgehend herauszuziehen, wird dieses Vor- gehen noch einmal an der gleichen Stelle wiederholt. Eine Erfassung superfizieller Keime wird durch die bak- terizide Wirkung des fliissigen Gels verhindert. An- schliei3end erfolgt eine mechanische Zertriimmerung der Follikelanteile mit der in der Originalpublikation ** an- gegebenen Vorrichtung und eine gleichmai3ige Verteilung der Bakterien in RCM mit einem Zusatz von 1 O i o Tween 80. Jeweils 0.1 ml unverdunnten bzw. verdunnten bak- terienhaltigen RCM werden auf RCA-Platten ausge- strichen. Die Anziichtung und Keimzahlbestimmung er- folgt wie unter 3.2.1. beschrieben. Auf Grund von Kolonieform, Koloniefarbe und gramgefarbtem Aus- strichen erfolgte die Abtrennung der Propionibakterien von den Micrococcaceae 24. Durch den Casein-Test, der eine semiquantitative Abgrenzung von P. acnes und P. granulosum zulai3t 24, erfolgte eine Differenzierung der Propionibakterien. P. avidum kommt an der Versuchs- stelle nur selten vor und wird bei diesem Vorgehen P. acnes zugezahlt. Bewertet wurden die geometrischen Mittel der Keimzahlen bezogen auf einen cm2 Haut. Die statistischen Seitenvergleiche erfolgten bei Zugrunde- legung der Originalwerte uber den Wilcoxon-Test fur Paardifferenzen. Als notwendiges Signifikanzniveau wurde a = 0.01 vorgegeben.

3.3.2. Ergebnisse Vergleicht man die PUVA-behandelte Stelle mit der

symmetrischen unbehandelten Stelle, so werden die Pro- pionibakterien und die Gesamtkeimzahl (Tab. 2) bei anaerober Kultur signifikant reduziert. Eine Aussage uber eine unterschiedliche Hemmung von P. acnes und P. granulosum ist nicht moglich, da P. granulosum an jeder Versuchsstelle nur in einem von 14 Fallen nach weisbar war. UVA allein fuhrt zu einer geringeren und nicht signifikanten Reduktion. 23 K . T. Holland, C. D. Roberls, W. J . C u n l i f f e u. M . Wil-

liams, A technique for sampling microorganisms from the pilo-sebaceous ducts, J. appl. Bact. 37, 289 [1974].

24 R. R. Marp1es.u. K . 1. McGinley, Corynebacterium acnes and other anaerobic diphtheroids from human skin, J. med. Microbiol. 7, 349 [1974].

F E T T E . S E I F E N . A N S T R I C H M I T T E L 82. Jahrgang Sonderheft 1980 562

Page 5: Licht und Akne — Vorstellungen zum Wirkungsmechanismus

Tabelle 2

Geometrisches Mittel der Keimzahlenlcma Haut nnch Behnnd- lung mit UVA bzw. UVA + 8-MOP; im Vergleich sind die entsprechenden Werte an den symmetrischen unbehandelten Stellen oben bzw. die symmetrischen Stellen unten (nu& Lit.21)

Unbehandelte Behandelte Stelle Stelle

unten links unten rechts (nur UVA)

Propionibakterien 115 980 60 022

Gesamtkeimzahl 135 891 87 743

Unbehandel te Behandelte Stelle Stelle

oben links oben rechts (UVA + 8-MOP)

Propionibakterien 163 673 50 723

Gesamtkeimzahl 387 704 76 566

4. Autoradiographie und Histofilaniinetrie der Talgdriise

4.1. Literatur U . Dachs und G. PlewigZ5 untersuchten autoradio-

graphisch und histoplaninietrisch die Talgdrusen syrischer Albino-Hamsterohren nach Erzeugung einer akuten und subakuten UV-Dermatitis. Das Spektrum der Lichtquelle reichte mit geringem Anteil im kurzwelligen UV-Licht, rnit einem Maximum bei 313 nm (UV-B) und einem wei- teren Maximum bei 366 nm (UV-A), bis in den Bereich des sichtbaren Lichtes. Nach einer akuten UV-Derma- titis (1-5 Bestrahlung mit einer MED entsprechend 5.2 m J/cm2) trat zunachst eine gesteigerte Zellprolifera- tion auf mit einem Maximum am 3. Bestrahlungstag. Nach Ende der Bestrahlung am 5 . Tag kam es zu einer Reduktion der Zellproliferation, die sich am 21. Tag wieder normalisierte. Die Talgdrusengrofle nahm wah- rend der Bestrahlung zunachst zu, nach der Bestrahlung schrumpften die Talgdrusen, die Talgdrusenacini ver- hornten vollig. Bei Versuchsende am 21. Tag hatte sich die Talgdrusengrofle wieder normalisiert. Bei der sub- akuten UV-Dermatitis (tagliche Bestrahlung iiber 15 Tage mit jeweils 1/2 MED entsprechend 2.6 mJ/cm*) hlieb die Proliferationsrate am 18. Tag im Normbereich, wahrend die Talgdriisen sich vergroflerten.

4.2. Eigene Untersuchungen am Hamsterohrmodell In einer weiteren Versuchsreihe haben wir uns mit

der Zellkinetik der Talgdrusen nach PUVA-Therapie beschaftigt. Parallel fiihrten wir eine Untersuchungsreihe uber den Einflufl der Rijntgentherapie durch. Methode und Ergebnisse sind im Detail an anderer Stelle publi- ziert 26, 27

25 U. Dachs u. G . Plewin, Effekte des UV-Lichtes auf Haut- adnexe am Beispiel des syrischen Hamsters, Hautarzt 28, suPp1. 11, 237 r19771.

26 N.-&auner, Uber din Einflui3 der Rontgenbestrahlung und der Photochemotherapie mit 8-Methoxypsoralen auf die Talgdriisen des Goldhamsterohres, Inauguraldissertation, Heidelberg 1980.

F E T T E . S E I F E N . A N S T R I C H M I T T E L 82. Jahrgang Sonderheft 1980

4.2.1. Methode Bei 30 syrischen Goldhamstern wurde auf die Innen-

seite der rechten Ohrmuschel eine halbe Stunde vor der UVA-Bestrahlung eine 0.15 O/oige Emulsion von 8-MOP gleichmai3ig aufgetragen. Bei einer Bestrahlungsfrequenz dreimal wochentlich wurde insgesamt zehnmal bestrahlt. Die Gesamtdosis betrug 5 J/cmz. Bei weiteren 30 syri- schen Goldhamstern wurde einseitig mit 500 r Dermopan Stufe 111 bestrahlt (Spannung 43 kV, Rohrenstrom 23 mA, Focushautabstand 10 cm, Filter 0.6 mm Al, Ge- webehalbwerttiefe 7.5 mm). Uei 15 rontgenbestrahlten und 15 PUVA-behandelten Tieren wurde am 23. Tag nach Bestrahlungsbeginn 2 Stunden vor der Totung durch Nackenschlag eine autoradiographische in vivo- Doppelmarkierung vorgenommen z8. Hierzu wurde vier- ma1 in halbstundigem Abstand 30 uCi “-Thymidin injiziert (spezifische Aktivitat: 20 Ci/mmol). Bei den beiden letzten Injektionen wurde gleichzeitig 5 pCi 14C- Thymidin (spezifische Aktivitat : 40-60 mCi/mmol) ver- abreicht. Mit dieser Methode lassen sich Riickschliisse auf die Zellproliferation und auf die Dauer der S-Phase ziehen. Bei diesen Untersuchungen wurde auflerdem die Talgdrusengrofle bewertet. Hierzu haben wir uns der Meflmethode rnit der Integrationsplatte nach L. S. Saziter und R. V. Loudz9 bedient. Bei weiteren 15 rontgenbe- strahlten und 15 mit Photochemotherapie behandelten Tieren wurde am 17. Tag nach Bestrahlungsbeginn 100 pCi 3H-Thymidin intraperitoneal injiziert. Diese Tiere wurden erst 6 Tage spater durch Nackenschlag getotet. Bewertet wurde der Anteil der markierten Zellen, die zu diesem Zeitpunkt noch Kontakt mit der Basallamina der Talgdruse hatten.

4.2.2. Ergebnisse Die Tabellen 3 und 4 zeigen zahlenmai3ig die Ergeb-

nisse, die auf ihre statistische Signifikanz hin uberpruft wurden. Die Zellproliferation und die Talgdriisengrofle wurden signifikant reduziert. Die DNS-Synthesedauer wird signifikant verkiirzt. Die Zahl der markierten Zel- len, die 6 Tage nach Applikation noch Kontakt mit der Basallamina haben, wird signifikant vermindert.

Ein Vergleich der zellkinetischen Parameter nach Photochemotherapie mit den Ergebnissen nach Rontgen- Therapie zeigt, dai3 der Effekt einer Rontgen-Therapie dem einer Photochemotherapie im Prinzip gleich ist. Da wegen der Nebenwirkung die Rontgen-Therapie nicht beliebig wiederholt werden kann, ware die PUVA- Therapie einer Rontgen-Behandlung im Prinzip bei der Akne vorzuziehen. Einschrankend ist allerdings zu sagen. dafl die tierexperimentellen Ergebnisse keine definitiven

27 H. Wirth, N . Rauner, M . Gloor, F. OJ3wnld u. U. W . Schny- der, Uber den Einflui3 der Rontgenbestrahlung und der Photochemotherapie mit 8-Methoxypsoralen auf die Talg- driisen des Goldhamsterohres, Dermatologica, im Druck.

2a B. Schultze, Die Orthologie und Pathologie des Nuclein- saure- und Eiweifistoffwechsels der Zelle im Autoradio- gramm, in: Handbuch der Allgemeinen Pathologie, Bd. 2, Teil 5/I, S. 466, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1968.

28 L . S. Sauter u. A. V. Loud, Morphometric evahation of sebaceous gland volume in intact, castrated and testosterone treated rats, J. invest. Derm. 64, 9 [1975].

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Page 6: Licht und Akne — Vorstellungen zum Wirkungsmechanismus

Tabelle 3

Seitenvergleich zwischen rontgenbesfrahltem und nichtbehan- deltem Ohr; angegeben sind die Mittelwerte und in Klammern die Standardabweichungen; alle Unterschiede sind aul dem Signifikanzniveau von 0.01 statistisch belegbar; Fallzahl in

jedem Fall 15 (nach Lit.27)

Rontgenbestrahlte Unbehandelte Seite Seite

Tabelle 4

Seitenvergleich zwischen Seite mit Ph.otochemotherapie und unbehandelter Seite; angegeben sind die Mittelwerte und in Klammern die Standardabweichungen; alle Unterschiede sind auf dem Signifikanzniveau von 0.01 wahrscheinlich; Fallzahl

jeweils 15 (nach Lit. 27)

Seite mit Photo- Unbehandelte chemotherapie Seite

Einfach 3H-Thymidin markierte Zellen ( O / O O 0)

Doppelt 3H- und lac- Thymidin markierte Zellen (o/oo 0)

Quotient ,,Doppelt markierte/einfach markierte Zellen" (entspricht der S-Phase in Stunden)

Talgdriisengrofie (O/O)

Prozentsatz der mar- kierten Zellen in Kontakt mit der Ba- sallamina am 6. Tag

10.87 (1.24)

89.40 (11.7)

7.29 (1.06)

18.68 (2.85)

55.60 (10.53)

13.80 (1.97)

140.07 (27.67)

8.93 (0.95)

24.07 (3.61)

70.00 (8.60)

Riickschlusse auf den Therapieerfolg beim Menschen zulassen.

111. S c h lu i3 f o l g e r u n g e n Durch unsere Untersuchungen konnten wir bei der

PUVA-Therapie einen antimikrobiellen Effekt und einen sebosuppressiven Effekt wahrscheinlich machen. Inwieweit die Phototherapie bzw. Photochemotherapie eine mogliche keratolytische und antiinflammatorische Wirkung hat, wurde nicht untersucht.

Der sebosuppressive und der antimikrobielle Effekt der Photochemotherapie wiirde, wie eingangs angefiihrt, ein sinnvolles Therapieprinzip der Akne darstellen. Je- doch ist ein antimikrobieller Effekt auch bei systemischer und lokaler antibiotischer Therapie und bei lokaler An- wendung von Desinfizienzien mindestens in gleicher Weise erzielbar Ein sebosuppressiver Effekt wurde auch fur Benzoylperoxid, Cyproteronacetat und Ustra- diol nachgewiesen 31. Folglich sollten Therapieversuche

3" M . Gloor, Lokale antimikrobielle Aknebehandlung - eine Alternative fur die systematische Antibiotikatherapie, Fette . Seifen . Anstrichmittel 82, 525 [1980].

3l H. Wirth, Cyproteronacetat, Ustradiol und Benzoylperoxid - eine Gegenuberstellung der Wirkungseffekte auf die Talgdriise, Fette . Seifen . Anstrichmittel 82, 550 [1980].

Einfach 3H-Thymidin 8.93 11.33 markierte Zellen (1.53) (1.88) (o/oo 0)

Doppelt 3H- und 14C- 104.87 Thymidin markierte 71.13 (13.22) Zellen (o/uo 0) (10.54)

Quotient ,,Doppelt 7.09 8.24 markierte/einfach (0.61) (1.04) markierte Zellen" (entspricht der S-Phase in Stunden)

Talgdrusengrofie 21.31 28.18 (u/o) (5.08) (4.20)

Prozentsatz der mar- 56.33 73.13 kierten Zellen in (4.20) (5.21) Kontakt mit der Ba- sallamina am 6. Tag

mit PUVA ausgewahlten Fallen vorbehalten bleiben, da einerseits eine mogliche Onkogenitat und potentielle Mutagenitat als Langzeitnebenwirkung nicht ausgeschlos- sen werden kann, und da andererseits die angesprochenen therapeutischen Alternativen wenig Nebenwirkungen aufweisen. Eine Indikation konnte vor allem die Akne am Rucken darstellen, da ohne Hilfsperson eine konse- quente Lokaltherapie nicht durchgefuhrt werden kann.

Das gelegentliche Auftreten von Akne bei Lichtexpo- sition (Mallorca acne) 32 und die gelegentlich vorkom- mende PUVA-induzierte akneiforme Follikulitis 33 spre- chen ebenso wie die erwahnten Lipidanalysen dafur, daf3 j e nach der im Bereich der Talgdriise bzw. dem Infun- dibulum effektiven Lichtdosis, der Strahlenqualitat und der Reaktionsbereitschaft des Patienten auch eine ent- gegengesetzte Wirkung der Lichttherapie im Sinne einer Wachstumsstimulation der Bakterien und einer Talg- sekretionsanregung auftreten kann.

Eingegangen am 20. Juli 1980.

32 N . Hjorth, K.-E. Sjolin, B. Sylvest u. K . Thomsen, Acne aestivalis - Mallorca acne, Akta derm.-venerol. 52, 61 [1972].

38 C. Hofmann, G. Plewig u. 0. Braun-Falco, Ungewohnliche Nebenwirkungen bei oraler Photochemotherapie (PUVA- Therapie) der Psoriasis, Hautarzt 28, 583 [ 19771.

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