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Mainz, 09.11.12 Nationalpark Hochwald-Idarwald – ein Modell für ländliche Räume? Erfahrungen aus anderen Nationalparken

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Mainz, 09.11.12

Nationalpark Hochwald-Idarwald – ein Modell für ländliche Räume?Erfahrungen aus anderen Nationalparken

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Biosphärenreservat Bliesgau

• Vorstellung

• Bedeutung der Buchenwälder als NLP

• Erfahrungen am Beispiel des NLP Hainich

• Voraussetzungen und Erfahrungen

• Fazit

Gliederung

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Biosphärenreservat Bliesgau

Vorstellung Referent

• Forstdirektor und Geschäftsführer BR Bliesgau

• von 1998-2007 erster Leiter NLP Hainich

• von 2004-2007 Sprecher der deutschen NLP bei EUROPARC Deutschland

• von 2004-2006 Mitglied Koordinationsgruppe Dachmarke bei EUROPARC Deutschland e.V.

• von 2008-2006 fachl. Leitung F+E Vorhaben „Entwicklung von Qualitätskriterien und –standards für deutsche NLPe“

• seit 2009 Geschäftsführer BR Bliesgau

• Sachverständigentätigkeit zum Thema NLP in Namibia, Ukraine, aber auch in NRW zum Vorhaben NLP Siebengebirge und Senne

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Bedeutung der Buchenwälder als Nationalpark

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Biosphärenreservat Bliesgau

Buchenwälder – eine Besonderheit?

• Unsere Buchenwälder sind Laubwälder, die nur von einer Baumart, der Rotbuche (Fagus sylvatica) dominiert werden

• Diese Wälder sind auf Mitteleuropa beschränkt, BRD trägt 25 % des Weltareals

• Ohne den menschlichen Einfluss wären ca. 2/3 der BRD von ihnen bedeckt

• Die Buche war während der Eiszeiten nur auf kleine Rückzugsgebiete im Süden und Südosten beschränkt und hat sich in den letzten 4000 Jahren wieder flächendeckend ausgebreitet -> dieser Prozess dauert noch an

• Vor allem länger nicht bewirtschaftete Wälder sind extrem artenreich

• Allein die Zahl der Tierarten wird in Buchenwäldern auf über 6000 geschätzt

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Biosphärenreservat Bliesgau

Buchenwälder – naturnah?

Der Mensch hat die Buchenwälder spätestens seit dem Mittelalter stark verändert:

• Deutschland ist heute noch zu knapp einem Drittel bewaldet

• Buchenbestände nehmen aber nur 15 % der gesamten Waldbestände der BRD ein

• Sie wachsen damit auf weniger als 10 % der Fläche, die sie ohne den menschlichen Einfluss einnehmen würden (in SL, Rheinland-Pf. + Hessen noch auf 20-30%)

• Größere zusammenhängende Flächen sind selten

• Buchen-Urwälder sind in der BRD verschwunden

• Erst in den letzten 200 Jahren konnten wieder ältere Laubwälder heranwachsen

• Nur 6 % unserer Buchenwälder sind älter als 160 Jahre und vielfach von einem Mangel an Strukturen (v.a. Totholz) gekennzeichnet

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Biosphärenreservat Bliesgau

Buchenwälder – schützenswert?

In Nationalparken, Kernzonen von Biosphärenreservaten und Naturwaldreservaten können sich wieder natürliche Buchenwälder entwickeln

Der Anteil von Buchenwäldern ohne forstwirtschaftliche Nutzung ist gering -> nur ca. 3,2 % der heutigen Gesamtbuchenwaldfläche

Nationale Biodiversitätstrategie fordert bis 2020 5 % „Wälder mit natürlicher Waldentwicklung“

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Quelle: BfN Skript 240: Naturerbe Buchenwälder

Situationsanalyse und Handlungserfordernisse

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Rheinland-Pfalz

• Rheinland-Pfalz hat bisher keinen Nationalpark

• Zusammen mit Nordrhein-Westfalen und Hessen bilden die Buchenwälder von Rheinland-Pfalz das Herzstück des deutschen Buchen-Verbreitungsareals. Dominant sind Hainsimsen-Buchenwälder. Der Buchenwald-Anteil von Rheinland-Pfalz umfasst insgesamt 168.839 ha (= 20,9 % der Gesamtwaldfläche des Landes)

• durch Buchen-Nationalpark (ca. 10 000 ha) wären 6 % der Buchenwald-Anteilfläche in Rheinland-Pfalzbetroffen

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Quelle:

http://www.greenpeace.de/fileadmi

n/gpd/user_upload/themen/waelde

r/Studie_Buchenwaelder_April_20

11.pdf

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Entwicklung des NLP Hainich

• 1992 begann Umnutzung ehemaliger Militärflächen

• 1995 Gegenstand Koalitionsvertrag Landesregierung

• Engagierter Staatssekretär, engagierte Kommunen

• Viele Arbeitsgruppen und Exkursionen

• Gutachten für Gebietskulisse

• Wegekonzept, Tourismuskonzept, Umweltbildungskonzept, Regionalentwicklungskonzept

• Kommunen sprechen sich 1996 mit eigenem Konzept des Thüringer Gemeinde- und Städtebundes für einen Nationalpark aus

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Biosphärenreservat Bliesgau

Entwicklung des NLP Hainich

• Gesetzgebungsverfahren 1996 und 1997

• Am 13. Dezember 1997 verabschiedet Thüringer Landtag fast einstimmig über alle Fraktionen hinweg das „Nationalparkgesetz“

• Einrichtung NLP-Verwaltung ab Anfang 1998

• Teil Landesforstverwaltung, Personal wurde übernommen

• Aufbau Personal sukzessive auf 12 in der Verwaltung plus 20 Ranger (ehemalige Forstfacharbeiter

• Ständiger Arbeitskreis mit Kommunen eingerichtet

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Entwicklung des NLP Hainich

Ausbau der touristischen Infrastruktur:

• Infozentrum

• vier dezentrale Infostellen

• Neubau komplettes Wegenetz

• Baumkronenpfad

• aktuell Fertigstellung „Wildkatzendorf“

• Anerkennung „Weltnaturerbe“

-> starke Zunahme der Besucherzahlen und Übernachtungen bis heute

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Gute Voraussetzung für Nationalparke!

Megatrends:

• Individualisierung im Tourismus

• „Entschleunigung“

• Steigende Nachfrage nach nachhaltigen Urlaubsangeboten

• Flugreisen werden teurer

• reine Natur wird „knapp“, daher Urlaub inder Natur immer wertvoller

• kürzere Urlaubsreisen

-> NLP haben hohen Stellenwert

-> NLP haben hohe Präferenz bei der Wahl des Urlaubsortes

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Nutzung Dachmarke

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Gute Voraussetzung für Nationalparke!

• Nationalparkregionen bekommen „Alleinstellungsmerkmal -> werden mehr und besser wahrgenommen (Beispiel: Fahrtziel Natur)

• Neue Kooperationen entstehen z.B. PPP-Projekte oder in der Forschung

• Regionen mit Nationalparken werden zu Imageträgern

• Bildungsarbeit lockt neue Zielgruppen an

• NLP geben wichtige Impulse für eine nachhaltige Regional-entwicklung

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weitere Voraussetzungen

• IUCN-Richtlinien

• Qualitätskriterien und –standards für deutsche Nationalparke

• möglichst öffentliches Eigentum

• möglichst zusammenhängendes Flächen-areal

• Eignung für Nationalparkziele

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Studie Naturbewusstsein 2011

• 86 % der Befragten sehen Naturschutz als wichtige politische Aufgabe, 95 % als menschliche Pflicht

• Natur ist für die meisten Befragten ein wertvolles Gut

• Als wichtigste Leistungen der Natur werden genannt: Luft zum Atmen (37 %), Bereitstellung von Nahrungsmitteln (28 %), Entspannung und Erholung (26 %) sowie Gesundheit (11 %)

• Von den abgefragten Naturschutzbegründungen werden sogenannte „Glücks-“ und „Gerechtigkeitsargumente“ stärker bevorzugt als ökonomische Argumente

• Knapp die Hälfte der Befragten hat in den letzten 20 Jahren kaum Veränderungen in ihrer Umgebung wahrgenommen

• Begriff „biologische Vielfalt“ haben 71 % der Befragten schon gehört, nur 42 % wissen, was er bedeutet

(Quelle: BMU: Naturbewusststein 2011 – Bevölkerungsumfrage zu Natur und biologischer Vielfalt)

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Erfahrungen

• Alle NLP in Deutschland haben positive Entwicklung bei Einkommensäquivalenten (Studie Prof. Job, 2009)

• Positive Entwicklung für Biodiversität (Erhalt von Arten, Zulassen von Evolution)

• Schaffung neuer Sichtweisen (Wegenetz, Beschilderung, Erleben mit allen Sinnen)

• Standortvorteile für Gewerbe und Industrie

• Einheimische erleben ihre Heimat neu

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Fazit

Unter Beachtung der vorgenannten Voraussetzungen „hat bisher jede Region in Deutschland, die sich für einen Nationalpark entschieden hat, davon nur profitiert!“

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!