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Mehr Selbststudium - auch fürDozierende
Prof. Dr. Kurt Reusser Pädagogisches Institut, Universität Zürich,
Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Didaktik
http://www.didac.unizh.ch
AfH Hochschuldidaktik über Mittag
8. und 15. Dezember 2004
SelbststudiumI.ppt© Prof. Dr. Kurt Reusser, Universität Zürich
Leitende Fragen
n Warum die Forderung nach vermehrtem Selbststudiumund nach einer Anpassung des Fachunterrichts an neueGegebenheiten?
n Was ist unter studentischem Selbststudium zu verstehen?n Wie können Dozierende das Selbststudium anleiten und
betreuen und damit den Lerndialog und den Lernerfolgstärken?
n Wie lassen sich die Voraussetzungen der Studierendenzum wirksamen Selbstlernen verbessern?
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Der Kontext: Herausforderungen an dieHochschulentwicklung
ORGANISATIONSENTWICKLUNG
n Leitbild- und Profilentwicklung: Bologna-Reform, Modularisierung
n Gestufte Studiengänge: BA, MA, Doktorat
n Qualitätsmanagement, periodische Evaluation
UNTERRICHTSENTWICKLUNG
n Erweiterung des didaktischen Formenspektrums, neue Lernkultur
n Von der traditionellen Vorlesungs- und Seminardidaktik zurGestaltung von kognitiv aktivierenden Lernumgebungen
n Interaktivität als Aufgabe - auch an der Massenuniversität
n Vom Lehrmonolog zum Lerndialog
n Transformation der Rolle der Lehrenden
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Was ist selbstorganisiertes Lernen?
Selbstorganisiertes Lernen ist eine Lernform, bei derder Handelnde die wesentlichen Entscheidungen, ob,was, wann, wie und woraufhin er lernt, gravierend undfolgenreich beeinflussen kann
(Weinert, 1982).
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Warum (mehr) Selbststudium?
n Zuerst: Studieren IST Selbststudium!
n Reduktion des Präsenzunterrichts durch Bologna
n Grenzen der Interaktivität in der traditionellenfrontalunterrichtlichen Stoffvermittlung, v.a. in Grossgruppenund Massenveranstaltungen(Vlg > 100; Sem > 25)
n Förderung von personalen Schlüsselqualifikationen undLernkompetenzen auch als universitäre Aufgabe
n Lernpsychologische Gründe:– „Kluft zwischen Wissen und Handeln“, „träges Wissen“
– Produktives Lernen als ein konstruktiver, selbstmotivierter undselbstgesteuerter Prozess
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„Soft Skills“, Lernkompetenzen
Durch traditionellen Instruktionsunterricht allein werdenpersonale und soziale Schlüsselkompetenzen desselbständigen Lernens und Problemlösens zu wenigtrainiert
n Repertoire an Verstehens- und Lernstrategien
n Metakognitive Kompetenzen (Lernen-Lern-Fähigkeiten)
n Kommunikations- und Teamfähigkeiten
n Wissens- und Selbstmanagementfertigkeiten
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Was Lernende beim selbstgesteuerten Lernenkönnen müssen
n das Lernen selbständig und realistisch planen
n seine Durchführung mit Blick auf (Zwischen-) Ziele unddurch die Wahl geeigneter Arbeitsformen undArbeitsrhythmen sichern
n Relevante Informationen auswählen, strukturieren undans eigene Vorwissen assimilieren
n Lern- und Verstehensfortschritte prüfen; Erkennen, obman verstanden hat
n Aufmerksamkeit und Lernmotivation aufrecht erhalten,die eigenen Gefühle kontrollieren
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Was gute Selbstlerner und Experten beimProblemlösen automatisch und zum Teil bewusst tun
Lernziel setzenund Wahl einer
geeigneten Strategie
Beobachtungund Evaluation
des eigenen Lernens
Strategie anwendenund ihre
Anwendung überwachen
Überwachungder Wirksamkeit
der Strategie
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Selbststudium auf dem Hintergrund eineskonstruktivistischen Lernverständnisses
Der Basisprozess des Lernen
Lernen ist individuelle oder dialogische(Ko-)Konstruktion oder Nach-Konstruktion,optimalerweisen mit hoher Selbststeuerung und Selbstmotivationn eingebettet in einen sozialen Rahmenn unterstützt und adaptiv begleitet durch ein intelligentes und
expertenhaftes Coaching
Man versteht nur das wirklich gut und kann es selberspäter anwenden, was man selber (ko-)konstruktiverarbeitet hat.
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Wirksamkeit konstruktiven Lernens(Reusser, 1999)
Je * aktiver und selbstgesteuerter
* selbstmotivierter
* problemorientierter
* besser mit dem eigenen Vorwissen verknüpft
* bewusster und reflexiver
* dialogischer und interaktiver
Wissen erworben, (ko-)konstruiert wird,
desto ...
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... Wirksamkeit konstruktiven Lernens
desto
* besser wird es verstanden und behalten(Transparenz, Stabilität, Verarbeitungstiefe)
* beweglicher kann es beim Denken und Handelngenutzt werden (Transfer, Mobilität)
* bedeutsamer und positiver werden die damitverbundenen Lernprozesse erlebt(Motivationsgewinn, Interesse, Relevanz,Selbstwirksamkeit)
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Desto weniger zeigen sich Phänomene
n einer Kluft zwischen Wissen und Handeln
n des trägen Wissens
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„Wissenskluft“
Jungen Medizinerinnen, Ingenieuren, Lehrpersonen,Juristen ...
fehlt auch nach langer Ausbildung häufig die Kompetenz beider der Beurteilung und Diagnose von authentischen Fällenund Handlungssituationen
Bloss abstrakt vermitteltes Wissen bleibt oft träge und kannin Anwendungssituationen nicht genutzt werden
Studierende erhalten in der Ausbildung zu wenigGelegenheit, anhand von Fällen und von authentischenProblemen situiert zu lernen
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Selbststudium heisst
für die Studierenden
n individuelles und kooperatives und problemorientiertes Lernen imRahmen identifizierbarer fachlicher Ziele undErgebniserwartungen
n Selbstverantwortliches Lernen auf eigenen Wegen im Rahmen einesmehr oder weniger vorgegebenen zeitlichen und sozialen Rahmens
n Lernfortschritte erkennen, Regulierung von Verstehen undVerarbeitungstiefe
n Aufbau und Erweiterung der eigenen Lernkompetenzen(Lernstrategien) inkl. Anstrengungs-, Motivations-, Emotions-,Wissens- und Zeitmanagement
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Selbststudium heisst
für die Dozierendenn Wissens-/Lerninhalte für das Selbststudium auswählen, Festlegen
von Zielen und Standardsn Entwurf lernproduktiver Settings von Aufgaben, Organisations-
formen und Lernhilfen: angeleitetes bis eigenständiges oder freiesSelbststudium, Entwicklung von modularen oder kursorischenICT- oder PBL-Modulangeboten
n Angebote von Expertise und der interaktiven Lernhilfe,Lernbegleitung, Lernberatung (Lerndialog und Moderation)bereitstellen (Dozent/in, Tutor/innen); Fixpunkte
n Die Studierenden in ihrer Lernkompetenz fördernn Formatives und summatives Feedbackn Den Selbststudienformen angepasste Prüfungskultur
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Selbststudium an der Universität - einKontinuum
vonn Phasen selbständiger Arbeit im Präsenzunterricht
(Vorlesungen, Seminare, Uebungen ... )
zun Projektphasen im Studiumn Praktika, Uebungenn Fallstudienn ICT- und PBL-basierte Curriculan Referaten Begleitetes Verfassen von Qualifikationsarbeitenn Prüfungsvorbereitungenn Lernunterstützung in deklarierten Selbststudienphasen
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I. Dem eigenen Fachunterricht Profil gebendurch kognitive Aktivierung der Studierenden,
d.h. durch eine eine erweiterte Seminardidaktik:n geführter Kleingruppenunterricht (mit Coaching,
Metakommunikation und Fixpunkten)
n In ein Seminar eingelagerte problembasierteKleinprojekte
n Fallbasiertes Lernen (5-10 h pro Fallstudie)
n Durchführung eines Planspiels (1-5 Tage)
n didaktisch sorgfältig aufgebaute und mit Übungen odereinem Tutorium gekoppelte Vorlesungen
n ICT-basierte Lernunterstützung (Austausch vonMaterialien, begleitete Diskussionsforen)
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Der Impulsunterricht
Problemorientierte Gestaltung von Unterrichtssequenzen auf derBasis von Arbeits- und Lernimpulsen (Lernaufgaben)
Mit Phasen des selbständigen, meistproblemorientierten Lernens durchsetzter Seminar-und Grossgruppenunterricht
Äusserer didaktischer Rahmen
n Vorlesung
n Seminar
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Impulsmethode
Darbietung 1
Lernaufgabe 1
Darbietung 2
Lernaufgabe 2
z.B. Lehrerreferat,fragend-entwickelnder Unterricht
Darbietung
-Aufgabenstellung-Selbständige Bearbeitung-Auswertung
-inhaltlich-methodisch
Lernaufgabe
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Wechsel von Input und Verarbeitung (Impuls- oderSandwichmethode)
n Wechselnde Phasen von Stoffpräsentation und selbständigerLernarbeit, von aktivem Zuhören und selbständigem Tun (je 5-15Minuten)
n Konstruktion von kognitiv aktivierenden Impulsaufgaben durchden Dozenten
n Stoffeinteilung in sinnhafte, zusammenhängende „Portionen“n Wechsel zwischen Klassenunterricht, Einzel-, Partner- und
Gruppenarbeit möglichn Ein Kursblock von 90 Minuten lässt sich je nach Umfang der
Vortrags- und Verarbeitungsphasen in mehrere 3-4 thematischeEinheiten aufteilen.
n Lerneinheiten lassen sich mit einer Arbeitsrückschau(methodische Besinnung, Reflexion von Lösungsstrategien)abschliessen.
n Idealerweise steht am Anfang eines Blocks eine Zielformulierungund am Schluss eine Zusammenfassung
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Problembezogene Kleingruppenarbeit inSeminaren
(1) Über mehrere Lektionen oder Wochen auf der Basis von klarenAufgabenstellungen und von bereit gestellten Materialien
(2) Phasen des Problemlösens berücksichtigen– Zeit zur Problemidentifikation
– Ideengenerierung, Hypothesen (individualisierende, divergente Phase)
– Selektion, Durchführung und Prüfung von
Hypothesen, Lösungswegen (Synchronisation, konvergente Phase)
(3) Soziale Rahmung: „Kooperations-Skripts“ (Balance von kooperativem Lernen und von Einzelarbeit
– Lernpartnerschaften
– Kleingruppen
– Gruppenpuzzle
– Definierte Formen der Kommunikation und des Reporting
– Einsatz von ICT
(4) Coaching, Begleitung
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Kooperatives LernenLernen in Gruppen
• Man lernt voneinander(neue Argumente, neueLösungen).
Perspektivenübernahme,Lernstrategien,
• Man lernt miteinander(gemeinsames Ergebnis,Kooperation, Helfen).
Erfahrung von Kooperation,sozialer Eingebundenheit,Vertrauen und Teamarbeit
• Man lernt gegeneinander(Bewältigung von Konflikten,Durchsetzung, Toleranz).
Debatte, Konflikt als Motor dereigenen Weiterentwicklung
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„Gruppenpuzzle“ als Erarbeitungs- undKooperationsform
1. Arbeit in Stofferarbeitungsgruppen (Expertengruppen)Arbeitsgleiche Gruppen machen sich mit Teilaspekten einesThemas vertraut. Dazu stehen ihnen aussagekräftigeLiteraturhinweise und Materialien zur Verfügung.
2, Austausch- und Problemlösegruppen
Aus den Expertengruppen bilden sich neue Gruppen, in denennur mehr ein Experte pro Teilthema vertreten ist.
In einer ersten Phase tauschen sich die Gruppenmitglieder überdie gewonnenen Erkenntnisse aus (Austausch von Steckbriefenund Diskussion darüber).
In einer zweiten Phase wird ein die Expertise derverschiedenen Teilthemen erforderndes authentisches /komplexes Problem gelöst.
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„Gruppenpuzzle“ als Erarbeitungs- undKooperationsformB1
1 11 1
2 22 2B2
3 33 3B3
4 44 4B4
Expertengruppen Stammgruppen
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1
1
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2
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Gruppenpuzzle-Jigsaw
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Schluss-Sitzung in einem Seminar mitteilweiser Kleingruppen- oder Projektarbeit (100')*
1. Einführung 5' <Seminarleiter>
2. Werbespots n x 2' <Teilnehmer/Kleingruppen>
3. 15' <n Kleingruppen>
4. Präsentation Kernergebnis n x 5' <Kleingruppen>Reflexionen
5. Fragerunde <Plenum>
[*Innovative Formen zur Präsentation von Gruppenergebnissen wählen]
a) Parallele Präsentation derProjekt-/Gruppen-arbeitenals "Roundtables"
b) dito (Gruppenwechsel)
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Fallbasiertes Lernen
Ein FALL istn eine komplexe Situation bzw. eine Abfolge konkreter
Vorkommnisse, Geschehnisse, Handlungen in einemspezifischen situativen Kontext, woraus sich eine FRAGEergibt, die mit einfachen Routinen nicht lösbar nicht
Die im Fallmaterial dokumentierten Sachverhaltekönnen einen realen Bezug zur Wirklichkeit haben oderdieser nachgebildet sein
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II. Innovative (neu-alte) Gefässe des begleitetenSelbststudiums (weiter)entwickeln
n Tutoriell gestützte Lektürezirkeln Forschungspraktika und Projektwerkstättenn Problembasiertes Lernen PBLn Früher Einbezug der Studierenden in die
lehrstuhlbezogenen Forschungsprojekten Intensive Begleitung und Betreuung von
Qualifikationsarbeitenn Gestaltung von Ausbildungsteile (-modulen) als
begleitetes Selbststudiumn Anreize schaffen für kooperatives Arbeiten unter
Studierenden– Freie Tutorate (peer tutoring, mentoring)– Qualifikationsarbeiten zu zweit verfassen
n ...
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Lektürezirkel zu Vertiefungsthemen
n Lektüreblock, -liste mit Studierenden vereinbaren
n Themenliste vorgeben bzw. Themen durch Studierendevorschlagen lassen
n Individuelle Lektüre und Verarbeitung in Gruppen
Individuelle oder Gruppen-Prüfung (mündlichesFachgespräch, Kurzreferat, Essay, schriftliche ArbeitVerteidigung von Thesen ... )
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Angeleitetes, begleitetes Selbststudium
erfolgt selbständig oder kooperativ durch dieStudierenden unter Anleitung und Begleitungdurch Lehrende.Forschungs- und Projektwerkstätten förderndurch problembasiertes, begleitetes Bearbeitenvon Erkenntnis- und Entwicklungsvorhaben dasmethodische Verfolgen von Erkenntnis- oderHandlungszielen
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Problembasiertes Lernen (PBL)
Der Begriff des problembasierten oderproblemorientierten Lernens ist zum Leitkonzept einesselbständigkeitsfördernden, verstehensorientierten,kognitiv aktivierenden Unterrichts bzw. der Gestaltungvon Lernumgebungen geworden.
Die Kernidee besteht darin, Unterricht und Lernen imGeist des Problemlösens zu gestalten
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Kernidee von PBL bzw. POL: Wissenserwerbim Geiste des Problemlösens
Problem-basiertes oder problemorientiertes Lernen gehtaus von formulierten Problemen, die allein oder inKleingruppen selbständig oder mit tutoriellerUnterstützung gelöst werden mit dem Ziel,transferfähiges Wissen und fachspezifische Lern- undDenkstrategien zu erwerben.
• Die Lernaufgaben werden in einem TASK BOOK festgehalten• Problemstellungen werden so authentisch wie möglich gehalten,
so dass sie in ihrem Charakter der Praxis ähnlich sind• POL ist so weit wie möglich selbstreguliertes individuelles und
kooperatives Lernen• Didaktischer Kontext: Abrufbare Expertise, adaptive
instruktionale Unterstützung, Coaching, Lernberatung
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Der Akt bzw. die Stufen des Problemlösens
HypothesenbildungHypothesenbildung
HypothesenprüfungHypothesenprüfung
Lösung(verbesserte Struktur)
Lösung(verbesserte Struktur)
ProblemdefinitionProblemdefinitionIrritationIrritation
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"Seven Jumps" beim PBL(nach Barrows, 1985)
1. Problemidentifikation durch den Tutor oder die Teilnehmer (Kleingruppe)
2. Zielklärung und Informationsbeschaffung: Erklärungsbedürftige,unverstandene oder fehlende Teile im Vorwissen der Teilnehmer/innenidentifizieren und Lernziel vereinbaren
3. Literaturstudium in Eigenarbeit (independent study)
4. Integration und Vernetzung des erarbeiteten Wissens zur eigenenProblemlösung
5. Präsentation der Problemlösungen in der Kleingruppe
6. Diskussion der verschiedenen Problemlösungen in der Gruppe undAusscheiden ungeeigneter Lösungsansätze
7. Arbeitsrückschau, Evaluation von Lösungsprozessen und Ergebnissendurch die Gruppe, Bestimmung weiter führender Lernziele. Uebergangzum nächsten Problem
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Die zentrale Herausforderung
Hochwertige Probleme, Lernaufgaben
Problemstellungen sollen authentisch,herausfordernd, sinngebend und repräsentativ seinfür zukünftige Problemsituationen der Lernenden
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Checkliste für eine gute Arbeitsaufgabe
• Die Aufgabe ist fachinhaltlich relevant und repräsentativ für fachlichesProblemlösen
• Die Aufgabenstellung ist klar (zielbezogen, transparent)
• Die Aufgabe ist anregend formuliert (motivierend, Spielräume lassend)
• Die Aufgabe ermöglicht verschiedene Lösungswege
• Die schriftlich/mündlich erteilte Aufgabe enthält hinreichend präziseInformationen
• zum Zeitbudget• zur Sozialform• zu den Hilfsmitteln• zur Form der Ergebnispräsentation
• Alle Grundlageninformationen sind bekannt und verfügbar
• Die Aufgabe kann von der Mehrzahl der Lernenden in der verfügbarenZeit erfolgreich gelöst werden
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Didaktisches Design von PBL
Lernaufgabe
InhaltZiele
Problemstellung
ArbeitsschritteScripted Cooperation
Inszenierung
Ressourcen,Medien
Coaching
fachlich
lernunterstützend
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Welches sind die Herausforderungen anDozierende - und Studierende?
n Kreatives Design von authentischen Lernaufgaben(task books), Fällen, Problemen
n Andere Inszenierungsmuster des Lehrens:Unterrichtsskripts
n Adaptive Lernbegleitung (Coaching) durch dieDozierenden (Lehrerrolle)
n Wechselseitiges Feedback und Evaluation
n Leistungsbeurteilung der Studierenden: Passungzwischen Lern- und Testkultur
Auf Seiten der Studierenden
n Vorausgesetzte bzw. zu erwerbende „Soft Skills“
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Auswirkungen auf das Rollenverständnis derDozierenden und Lehrenden
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Rollenverständnis der Lehrperson
TraditionellesRollenverständnis:
Lehrperson als Stoffdarsteller/in
– Planer/in
– Unterweiser/in
– Instruktionsperson
– Überwacher/in
– Beurteiler/in
Modell der direkten Instruktion
Erweitertes Rollenverständnis:
Lehrperson als Lernhelfer/in
– Problemlösemodell
– Coach
– Lerngerüst
– Lernberater/in
– „floating facilitator“
– Moderator/in
Modell der indirekten Instruktion
Entwicklung neuer Handlungsoptionen;Erweiterung des eigenen didaktischen Repertoires
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Warum auch das anspruchsvolleakademische Selbststudium Begleitung und
Unterstützung durch Experten und Expertinnenbraucht ...
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Der didaktische Dreischritt einer “akademi-schen Meisterlehre" (cognitive apprenticeship)
MODELINGSCAFFOLDING
COACHINGFADING
Dozent/in Modellieren einerMethode, Denkform
Selektive Hilfeund Anleitung
Zurücktreten
Kontrolle - Steuerung
BeobachtenNachmachen
Angeleitetes, Hilfe-gestütztes Üben
Selbständige Aus-führung akademi-scher Tätigkeiten
Kontrolle - Steuerung
Student/in
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Sach
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he Vollständige Lernprozesse
Pädagogischer Bezug:Eindenken in den Schüler
Lehr-Lernqualität im didaktischen Dreieck
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Die Rolle des "Coachs" beim Lernen
Lehrperson in der Funktion des Lernhelfers, Lerngerüstsund Lernberaters beim selbständigen Lernen
n Fachexperte, Verhaltensmodell und Lerngerüst für fachlicheProzesse und Lernstrategien
n Authentischer fachlicher Gesprächspartner
n Diagnostiker von Lern- und Arbeitsprozessen
n Einfühlender Zuhörer und Dialogpartner
n Fragensteller, "Geburtshelfer“, Provokateur, Herausfordererder besten Kräfte des Lernenden
n Ratgeber, der einem Lernenden, einer Gruppe aus einerKrise hilft
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Begleiten von studentischenQualifikationsarbeiten
n Anfänger-Studierende sind häufig hilflos gegenüber einerersten grösseren Qualifikationsarbeit
n Studierende unterstützten beim „Finden“ einer definiertenProblemstellung (ist eine entscheidende Leistung, “dasProblem produktiv zu definieren = die Hälfte seiner Lösung”).
n Die Rolle des Dozenten/der Dozentin bei der Betreuung einerselbständigen Arbeit sollte diejenige eines im Prinzip immeransprechbaren Coachs sein
n Es sollen regelmässige Arbeitsbesprechungen stattfinden.n Bei den Arbeiten sollen verbindliche Zwischenziele verlangt
werden.n Aufwendige Arbeiten sollen durch substantielle
Rückmeldungen honoriert werden
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Abschluss
Zehn Dimensionen oder Gütemerkmalekognitiv aktivierender Lehr-Lern-
Umgebungen
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10 Dimensionen oder Gütemerkmale von Lehr-Lern-Umgebungen
1. Zielklarheit– Herrscht Klarheit über Ziele, Erwartungen, Standards?
2. Stoffbezogene Interaktivität– Kann mit Lerngegenständen variabel interagiert werden?
– Werden Exploration, Wissenserwerb und -anwendung durchinteressante Lernaufgaben unterstützt?
3. Soziale Ko-Konstruktivität– Werden soziale Interaktion und Kooperation unterstützt?
– Wird diskutiert, ausgehandelt, zusammengearbeitet?
4. Reflexives Lernen, Lernen lernen– Wird die (Selbst)Reflexion des Lernens angeregt?
– Werden Prozessziele wie "Lernen lernen" bzw. der Erwerb von(methodischen) Strategien und Soft Skills gefördert?
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10 Dimensionen von Lehr-Lern-Umgebungen
5. Problemorientiertes, situiertes Lernen– Erfolgt das Lernen im Geist des Problemlösens
– Knüpft der Wissens- und Könnenserwerb an das Vorwissen derLernenden an?
– Erfährt der Lehrstoff eine Einbettung in authentische, motivierende,praxisrelevante Problemstellungen?
6. Innere Differenzierung, Individiualisierung– Trägt die Gestaltung der Lernumgebung der Heterogenität der Lern-
gruppe Rechnung?
7. Selbstregulation– Haben die Lernenden ausreichend Gelegenheit zu selbstgesteuertem
Lernen? (Definitionsmacht über die Lernsituation)
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10 Dimensionen von Lehr-Lern-Umgebungen
8. Verfügbarkeit von Informations- und Wissensmedien– Stehen unterschiedliche Informationsquellen zur Verfügung?
– Können neue Medien wie Computer und Internet genutzt werden?
9. Adaptive Instruktion und Lernbegleitung– Steht eine Lehrperson (stehen Coachs, Tutoren) oder stehen
Mitlernende (Peers) als Lerngerüste oder Coachs zur Verfügung?
10. Feedback, Evaluation– Sind reziprokes Feedback und Erfolgskontrollen vorgesehen?