metall · 2019. 1. 22. · metallzeitungerscheint monatlich (zwölf mal im jahr). für mitglieder...
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metallzeitungMITGLIEDERZEITUNG DER IG METALL | JAHRGANG 61 | NR. 1 | JANUAR 2009 | D 4713
FÜR ARBEIT UND SOZIALE GERECHTIGKEIT | WWW.IGMETALL.DE
Energie sparen amArbeitsplatz
ARBEIT SEITE 24AKTUELL SEITE 8 LEBEN SEITE 18 BEZIRK SEITE 28
Ihre Rechte rundum den Urlaub
Konjunktur: diePläne der IG Metall
Ausgelernt ...
... undweitergeht’s
01_mz_01_2009_Bezirk_apm.qxp:Titel_mit_Bezirk 17.12.2008 18:50 Uhr Seite 1
SEITE 2 | metallzeitung 1/2009
INHALT
Pendlerpauschale wie früherEgal ob Auto oder öffentliche Verkehrsmittel: Die
Pendlerpauschale gibt es jetzt wieder ab dem
ersten Kilometer. SEITE 5 UND SEITE 20
Die Hackebeil-Methode?Der Anwalt Helmut Naujoks macht sich bei
Arbeitgebern beliebt: Er könne jeden Betriebsrat
spalten. Metaller wehren sich. SEITE 14–15
Kürzer arbeiten in der KriseSinkt die Nachfrage, müssen Firmen ihre
Produktion drosseln. Um Entlassungen zu ver-
meiden, gibt es Möglichkeiten. SEITE 18
Weiter geht´s nach der AusbildungEndlich ausgelernt und auf eigenen Füßen
stehen – das könnte dieses Jahr für viele
junge Menschen schwierig werden. Denn
in einigen Betrieben heißt es zurzeit:
Übernahme gestrichen. Doch mithilfe der
IG Metall wehren sich Belegschaften und
sorgen dafür, dass Azubis in wirtschaftlich
schlechten Zeiten doch noch übernommen
werden. Welche Wege es nach der Ausbil-
dung sonst noch gibt – etwa ein Studium
mit Gewerkschaftsstipendium, für das sich
die jungen Leute auf dem Bild entschieden
haben – und wo die IG Metall hilft.
SEITE 10 BIS 13
IMPRESSUM metallzeitung, die Mitglieder-Zeitung der IG Metall
Herausgeber: Berthold Huber,
Detlef Wetzel, Bertin Eichler
Anschrift: Redaktion metallzeitung
Wilhelm-Leuschner-Straße 79
60329 Frankfurt am Main
Telefon 069–66 93-26 33
Fax 0 69–66 93-2000
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Redaktionsleiterin:
Susanne Rohmund (verantw. i.S.d.P.)
Chefredakteurin:
Susanne Rohmund
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Redaktion:
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Bildredaktion: Michael Schinke
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Vertrieb: Reinhold Weißmann
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Anzeigen: Patricia Schledz
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Fax 0 61 51–89 30 98
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metallzeitung erscheint monatlich
(zwölf Mal im Jahr). Für Mitglieder
der IG Metall ist der Bezug im
Beitrag enthalten. Das Papier,
auf dem die metallzeitung gedruckt
wird, besteht zu 70 Prozent aus
Altpapier und zu 30 Prozent
aus PEFC-zertifiziertem Holz, das
aus nachhaltiger Waldbewirt-
schaftung in Bayern und Baden-
Württemberg stammt.
Druck: apm AG, Darmstadt.
Für Sehbehinderte: Angebot für sehbehinderte und blinde Mitglieder: metallzeitung gibt es alsWord- oder PDF-Datei. Bestellung an: [email protected]
GordonHölsten/pantherm
edia.net
Foto:PeterFörster/dpa/pa
Foto:ManfredVollmer
Foto:ManfredSteinbach
/pantherm
edia.net
THEMEN IM HEFT
Titelfoto: Joachim E. Röttgers / GRAFFITI
02_03_mz_01_09_apm.qxp:Inhalt_Editorial_02_03_7677 17.12.2008 18:52 Uhr Seite 2
EDITORIAL
Wir stecken mitten in einerschweren Wirtschaftskrise. Wirdürfen diese Situation nicht ver-harmlosen, aber auch nicht inSchockstarre vor den Entwick-lungen der nächsten WochenundMonate verfallen. Wir müs-sen jetzt gezielt undmutig gegendiese Krise ansteuern. Unserwichtigstes Ziel heißt: keine Ent-lassungen im Jahr 2009! Die IGMetall wird um jeden Arbeits-platz kämpfen.
Wir fordern gleichzeitig diePolitik und die Wirtschaft auf,uns dabei zu unterstützen. Ar-beitnehmerinnen und Arbeit-nehmer, die den Aufschwungder letzten Jahre erwirtschaftethaben, haben diesen besonderenEinsatz verdient. Die Politik hatmit ihrem ersten Konjunkturpa-ket einen Schritt in die richtigeRichtung getan. Große Unter-nehmenhaben angekündigt, un-sere Forderung nach sicherenArbeitsplätzen zu unterstützen.Das sind positive Signale. Ich binaber überzeugt: In einer solchenhistorisch einmaligen Ausnah-mesituation reicht das nicht.
Wir brauchen viel größereKraftanstrengungen, um dieWirtschaft wieder flott zu be-kommen. Die IG Metall hatdafür ein eigenes Sieben-Punk-te-Programmvorgelegt. Es kom-biniert kurzfristigeMaßnahmenund langfristige Konzepte. Essoll allen Beschäftigten nutzen,inGroßkonzernen ebensowie inKlein- und Mittelbetrieben,Leiharbeitern gleichermaßenwie den Stammbelegschaften.Gezielte Investitionen in Bil-dung, Umwelt und Infrastruktursind wirksamer und gerechterals Steuersenkungen. Wir schaf-fen damit heute die Vorausset-zungen für eine lebenswerte undzukunftsfähige Gesellschaft.
Die IG Metall wird weiterhinfür gerechteArbeits- undLebens-verhältnisse eintreten, selbstwenndie aktuelle Lage schwierigist. Auch 2009 werden wir fürdieses Ziel kämpfen, im betrieb-lichen Alltag ebenso wie gegen-über Politik und Wirtschaft.
In diesem Sinn wünsche ichallen Leserinnen und Lesern ei-nen guten Start in das neue Jahr.
Wir werden um jedenArbeitsplatz kämpfenDie bisherigen Maßnahmen gegen die aktuelle Wirtschaftskrise
reichen nicht. Wir brauchen dafür größere Kraftanstrengungen.
Berthold Huber, Erster
Vorsitzender der
IG Metall, über die
aktuelle Wirtschafts-
krise und warum 2009
ein mutiges und geziel-
tes Konjunkturpro-
gramm notwendig ist.
KONJUNKTURPAKETALLES AUF EINEN BLICK
AKTUELL4 Leiharbeit und ihre Folgen
Eine Branche zeigt ihr wahres
Gesicht: Leiharbeiter in Not.
5 Pendlerpauschale
Jetzt wieder ab dem ersten
Kilometer, auch rückwirkend.
6 Wettbewerb gewonnen
Früchte harter Arbeit: Junger
Erfinder wird mit Preis belohnt.
7 Freikarten für Mitglieder
Die IG Metall hat Freikarten für
Cebit und Hannover-Messe.
8 Gegen den Abschwung
Berthold Huber erklärt, wie
sich die IG Metall positioniert.
9 Otis geizt bei Mitarbeiterprämie
Die Firma Otis hat einfach die
Weihnachtsprämie gestrichen.
TITEL10 Übernahme und Zukunft sichern
In manchen Betrieben heißt es
jetzt für ausgelernte Azubis:
»Wir können Dich nicht weiter-
beschäftigen.« metallzeitung
zeigt einerseits, wie es dann
doch noch klappen kann. Und
andererseits, wie wichtig es für
junge Menschen ist, sich fort-
zubilden.
REPORTAGE14 Ein Anwalt im Visier
Der Essener Anwalt Naujoks
ist Anlaufstelle für knifflige
Arbeitgeberfragen. Seine
Methoden sind fragwürdig.
LEBEN16 Leserbriefe und Leserfoto
17 Porträt
Zu Besuch bei Deko und KoK,
zwei engagierten Rappern.
18 Recht so!
Urlaub: Rechte und Pflichten
der Arbeitgeber.
19 Service für Mitglieder
Alle wichtigen Infos zum
Thema Kurzarbeit.
20 Guter Rat
Pendlerpauschale:
Was jetzt zu tun ist.
21 Rätsel
Erster Preis:
Eine Goldpfeil-Reisetasche.
ARBEIT22 Da geht was
Imtech hat sein Aus- und Fort-
bildungssystem modernisiert.
24 Tipps für den Job
Jede Firma kann sparen:
bei den Energiekosten.
25 Besser mit Bildung
Die IG Metall Gaggenau berät
entlassene Leiharbeiter.
26 Ökonomie mal anders
Der Soziologe Gerhard Bäcker
über eine gerechtere
Rentenversicherung.
27 Von A bis Z – das Stichwort
Was ist eine Bürgschaft?
BEZIRK / LOKALES28 Aus den Bezirken
30 Lokales / Karikatur
Foto:GabyGerster
Wettbewerb gewonnenDas lange Grübeln und Tüfteln hat sich für Fabian Stöckmann aus Pots-
dam gelohnt: Für seinen Roboter gewann er einen Opel Corsa. SEITE 6
Foto:Privat
02_03_mz_01_09_apm.qxp:Inhalt_Editorial_02_03_7677 17.12.2008 18:52 Uhr Seite 3
SEITE 4 | metallzeitung 1/2009
AKTUELL
Jahrelang wehrte sich die Zeitarbeitsbranche gegen ihr Schmuddelimage. Nicht prekär, sondern flexibel und interessant nann-
te die Branche ihr Arbeitsangebot. Und die Politik lobte das Jobwunder Leiharbeit. Doch in der Krise lässt sich nicht mehr
verbergen, was Leiharbeit für viele Menschen wirklich heißt: Ein Leben ohne Sicherheit und mit ungewisser Zukunft.
LEIHARBEIT
Als Chance für Chancenlosepries im Frühjahr 2008 dasMagazin »Wirtschaftswoche« dieLeiharbeit und warf den Ge-werkschaften vor, mit ihren For-derungen die Jobquelle trockenzu legen. Doch es brauchte dieGewerkschaften nicht, um diesprudelnde Quelle abzudrehen.Es reichte eine handfeste Wirt-schaftskrise, und das Jobwunderplatzte wie eine Seifenblase.
Vor allem Autobauer und ihre Zu-lieferer setzten in den letztenWo-chen hunderte Leiharbeiter vordie Tür. Regionen, die von derAutobranche besonders abhängigsind, bekamen es als erste zu spü-ren. So verloren im badischen
einfach draußen.« Möglich wur-de es durch die Hartz-Reformen.Verleiher können Beschäftigteseither unbefristet in Betriebeneinsetzen oder sie nur für einenfesten Auftrag einstellen.
»Der Gesetzgeber hat die Verlei-her vom unternehmerischen Ri-siko freigestellt«, sagt Wetzel.Angesichts des Desasters, das dieBeschäftigten nun erleben, sei eshöchste Zeit, die Reformen zu-rückzudrehen. »Verträge mitLeiharbeitern dürfen nicht an denEinsatz in einem Betrieb gebun-den werden, und der Gesetzgebermuss die ungleiche Bezahlung be-enden.« Außerdem müsse Kurz-arbeit auch für Leiharbeiter von
den Unternehmen genutzt wer-den. Bei der Bundesagentur fürArbeit ist man jedoch skeptisch,obvieleLeiharbeiterKurzarbeiter-geld bekommenwerden. Die Auf-lagen seien sehr streng, erklärteine Sprecherin. Verleihermüssennachweisen, dass ihre Problemetatsächlich konjunkturell bedingtsind.NachAuffassung der IGMe-tall könnten die verleihfreien Zei-ten auch gut für Qualifizierungengenutzt werden, da viele Leihar-beiter in Jobs mit geringer Quali-fikation beschäftigt sind.
Mehr zur Leiharbeit gibt es hier:
3www.gleichearbeit-
gleichesgeld.de
Gaggenau rund 1000 Leiharbeiterund Befristete ihre Arbeit (sieheauch Seite 25). Doch der großeAufschrei blieb aus, wundert sichder Erste Bevollmächtigte der IGMetall, Roman Zitzelsberger.»Wenn eine Firma mit 1000 Be-schäftigten dicht macht, schickenPolitiker Solidaritätsschreiben.Aber wenn 1000 Leiharbeiterrausfliegen, bleibt alles still.«
Wer ganz unten arbeitet, ver-dient nicht nur am schlechtesten,er trägt auch das größte Risiko,kritisiert Detlef Wetzel, ZweiterVorsitzender der IGMetall. »Jetztzeigt die Leiharbeit ihr wahresGesicht. Die Verleihbetriebe ha-ben jahrelangmit den Leuten vielGeld gescheffelt, und nun sind sie
Für viele Leiharbeiter dreht sich
die Tür zurzeit vor allem in eine
Richtung: raus aus dem Job und
rein in die Arbeitslosigkeit.
Schwächste tragen das größte Risiko
Foto: Friso Gentsch / dpa / pa
04_05_mz_01_09_apm.qxp:Aktuell_04 17.12.2008 18:53 Uhr Seite 4
metallzeitung 1/2009 | SEITE 5
Fünfzig Prozent Anstieg in nur fünf Jahren – eine neue Altersarmut drohtDie Rentenreformen und prekäre Arbeitsverhältnisse drücken die Rente. Die Folge:
Immer mehr ältere Menschen brauchen staatliche Unterstützung.
WIEVIELE RENTNERINNEN UND RENTNER SIND AUF GRUNDSICHERUNG ANGEWIESEN?
Quelle: Statistisches Bundesamt, © metallzeitung-Grafik, Illustration: Züleyha Mau
257 7342003
392 3682007
Alle Pendler sind wieder gleichNach Gerichtsurteil bekommen viele Arbeitnehmer bald mehr Geld.
Millionen Pendler bekommenGeld vom Finanzamt zurück. Biszu drei Milliarden Euro sollenbis März ausgezahlt werden,erwartet BundesfinanzministerPeer Steinbrück. Das Pendler-Urteil der Verfassungsrichter istzwar eine schwere Schlappe fürdie Regierung – sie muss dieRegelung rückgängig machen.Aber sie setzt vorerst eine guteMiene dazu auf: Das Urteil brin-ge »hoffentlich einen zusätzli-chen Kaufimpuls«, sagte Stein-brück. Und das sei gut für dieKonjunktur.
Am 9. Dezember hattedasBundes-verfassungsgericht (BVerfG) ent-schieden: Die jetzige Regelungmuss wieder abgeschafft werden.Es verstößt gegen den Grundsatzder Gleichbehandlung, wenn Ar-beitnehmer, deren Arbeitsplatzmehr als 21 Kilometer von derWohnung entfernt ist, die Fahrt-kostensteuerlichabsetzenkönnen,und die, deren Fahrtwege kürzersind, nicht. Das BVerfG-Urteil hatdas Aktenzeichen 2 BvL 1/07.Nach dem Richterspruch gilt au-
tomatisch wieder das alte Recht,das bis 2006 bestand.
»Das Urteil bedeutet für Mil-lionen von Arbeitnehmerinnenund Arbeitnehmern nicht nurmehr Geld, sondern auch mehrGerechtigkeit«, freut sich IG Me-tall-Vorstandsmitglied WolfgangRhode. Die Richter hätten dieAuffassung bestätigt, die die IGMetall auch immer vertreten hat.Rhode appellierte an die Regie-rungsparteien, »jetzt keine neuenGesetze zulastenderBeschäftigtenzu verabschieden«.
Die Löcher im Staatshaushaltsummieren sich für 2007 bis 2009auf rund 7,5 Milliarden Euro. So-viel wäre den Arbeitnehmerin-nen und Arbeitnehmern also bisEnde 2009 vorenthaltenworden –im Schnitt 900 Euro pro Steuer-zahler. Jetzt können sie sich aufRückzahlungen freuen. Die Ent-scheidung gilt rückwirkend ab2007. Mehr Infos gibt es auf Seite20 in »Guter Rat«. syk
Weitere Informationen zum
Pendler-Urteil gibt es unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Frührentner müssen Abschlägehinnehmen, auch wenn sie vor-her arbeitslos oder in Alters-teilzeit waren. Das hat das Bun-desverfassungsgericht (BVerfG)entschieden. Auch die Höhe derAbschläge – bis zu 18 Prozent –und die lebenslange Dauer bean-standeten die Richter nicht.
DieAbschlägewaren1997 ein-geführt worden. Betroffene, de-ren Renten um bis zu 270 Eurogekürztwordenwaren, hattenge-
klagt. Das Bundessozialgerichtlegte die Fälle dem BVerfG vor.
»Das Urteil zeigt, wie wichtiges ist, dass die Rente mit 67 wie-der abgeschafft wird«, sagt IGMetall-VorstandsmitgliedHans-JürgenUrban. Dennmit ihr stei-gen auch die Abschläge. DasRentenniveau müsse »dringendverbessert werden«. syk
Mehr Informationen unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Foto:UliDeck
/dpa/pa
Rot sind (nur) die Roben der Richter am Bundesverfassungsgericht.
Richter segnen Rentenabschläge abIG Metall: Karlsruher Urteil zeigt dringenden Reformbedarf.
04_05_mz_01_09_apm.qxp:Aktuell_04 17.12.2008 18:53 Uhr Seite 5
SEITE 6 | metallzeitung 1/2009
AKTUELL
Junges Techniktalent gewinnt CorsaMETALLZEITUNG-PRODUKTWETTBEWERB
Knapp war die Entscheidung derJury. FünfBeiträgehattenes insFi-nale geschafft. Am Ende gewannFabian Stöckmanns Roboter.
Die Jury: Regina Görner, ge-schäftsführendes IG Metall-Vor-standsmitglied für Jugend undBerufsbildung, Peter Junghanns,der in der Gesamtjugend- undAuszubildendenvertretung von
Opel Initiator des Azubi-Corsawar, undmetallzeitung-RedakteurDirk Erb. Konstrukteure und In-genieure haben die Jury beraten.
Ingenieur ist keiner der Fina-listen. Fabian Stöckmann arbeitetals Anlagenführer bei Daimler inLudwigsfelde. Der zweitplatzierteDaniel Schmitt hat eine Lagekon-trolle mit optischen Sensoren für
Opel inKaiserslautern entwickelt.Als Mechatronik-Azubi.
»Unter den Wettbewerbsbei-trägen sind technisch sehr an-spruchsvolle Leistungen, zumTeil von jungen Leuten, die sichoffenbarmit zweijährigenAusbil-dungen zufrieden geben musstenund die für ganz einfache Tätig-keiten eingesetzt werden«, erklärt
Regina Görner. »Und dann wirdüber zu wenig Ingenieurnach-wuchs geklagt. Die Wahrheit ist:In den Betrieben wird unglaubli-ches Potential verschwendet.«
Mehr zum Wettbewerb, Bilder und
Filme zu den Produkten:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Fabian Stöckmann, 27, hat den Produktwettbewerb der metallzeitung gewonnen. Er hat einen Mini-Industrieroboter konstru-
iert, vom Alublech bis zur Programmierung. Der Preis: Ein Corsa »Limited Edition«, entworfen von Opel-Azubis, gestiftet von
Opel. Die metallzeitung hatte junge Metaller aufgerufen, eigene Produkte vorzustellen. Fazit: Junge Metaller haben was drauf.
Foto:SvenEhlers
Der Sieger des Produktwettbewerbs Fabian Stöckmann mit seinem Gewinn: Ein Opel Corsa »Limited Edition«, entworfen von Opel-Azubis.
Beimmetallzeitung-Videowettbe-werbhatder »Weihnachtsclip«desIG Metall-Ortsjugendausschussesim Märkischen Kreis gewonnen.Der Preis: Eine Sony PortablePlaystation. Für den »Weihnachts-clip« zur Tarifrunde 2008 hatten249 von 324 Abstimmungsteil-nehmern im Internet gestimmt.
Je ein IG Metall-Jugend-USB-Stick für die Plätze 2 bis 4 gehenan den Kurz-Dokufilm »Zu Gastbei Freunden« der Azubis der
Hüttenwerke KruppMannesmann inDuisburg, an »JAV-Arbeit – so sieht’saus« der IGMetall-Ju-gend Niedersachsen/Sachsen-Anhalt und erneut an die IGMetall-Jugend im MärkischenKreis für den »Osterclip«. de
Alle Filme des Videowettbewerbs
sind zu sehen unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
»Weihnachtsclip« gewinnt Videowettbewerb
DerDeutscheGewerkschaftsbund(DGB) startet 2009 bundesweiteAktionen. Themenschwerpunkt:eine bessere Rentenpolitik. DieRente ab 67 soll wieder abge-schafft werden und kein Rentnerdarf unter die Armutsgrenze fal-len, so die klare Botschaft an diePolitik. Und auch die grundsätz-liche Änderung des Rentensys-tems hin zu einer Erwerbs-tätigenversicherung ist Thema(siehe dazu auch Seite 26).
Eine Aktion wird besonders vielAufmerksamkeit von der Öffent-lichkeit bekommen: Eine Riesen-Radtour von Mannheim nachBerlin, bei der GewerkschafterTransparente in die Hauptstadtbringen. »Die Botschaft kommtper Rad«, sozusagen. Start ist der28. März. Wer den harten Kernstreckenweise begleiten oder an-feuern möchte, ist herzlich will-kommen (Infos ab Februar unterwww.bw.dgb.de). ig
Radfahren für mehr Rente
06_07_mz_01_09_apm.qxp:Aktuell_06_07 17.12.2008 18:54 Uhr Seite 6
metallzeitung 1/2009 | SEITE 7
Konservative Menschen sindglücklicher als linksorientierte.Zumindest hat das eine Umfra-ge unter Republikanern undDe-mokraten in den USA ergeben.Irgendwie ist das auch logisch.Denn Konservative rechtferti-gen durch ihreHaltung das Fest-halten am Bestehenden. Sienehmen daher auch soziale Un-gleichheit in Kauf und habenzum Beispiel kein Mitleid mitGeringverdienern oder Hartz-
IV-Empfängern. Progressiv Ein-gestellte dagegen leiden untersolchenMissständen und kämp-fen gegebenenfalls ihr Lebenlang dagegen an.
Und die Moral von der Ge-schicht? Lieber versuchen, waszu bewirken, als sich auf Ge-wohntem ausruhen. Lieber un-glücklich als träge! ig
Die Umfrage erschien in der Fach-
zeitschrift Psychological Science.
Lieber unglücklich als träge
Textiler wollen 5,5 Prozent mehrIm Januar startet Tarifrunde für Textil- und Bekleidungsindustrie.
Am28. Januar startendieTarifver-handlungen für die westdeutscheTextil- und Bekleidungsindustrie.Im Dezember hat der IG Metall-Vorstand die Forderung beschlos-sen: Die IGMetall will 5,5 Prozentmehr Geld durchsetzen, bei zwölfMonaten Laufzeit, und Verhand-lungen über die Übernahme derAuszubildenden. Der TarifvertragAltersteilzeit soll außerdem unbe-fristet weiterlaufen.
Für die textilen Dienste gibt es seit15. Dezember einen Abschluss.Für Februar undMärz erhaltendieBeschäftigten 50 Euro, abApril 2,5Prozent mehr Geld, ab April 2010weitere zwei Prozent (bis März2011). Für denOstenwurdenwei-tere Angleichungen bei Lohn undArbeitszeit vereinbart. syk
Mehr zum Tarifabschluss unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Auch in diesem Jahr gibt es für Mitglieder Freikarten für die
Computershow Cebit im März und die Hannover-Messe im April.
Freikarten für Messe
Alle Jahre wieder gibt es die bei-denTechnikmessen inHannover.Und exklusiv für alle IG Metall-Mitglieder gibt es auch in diesemJahr wieder Freikarten.
Die Cebit findet vom 3. bis 8.März statt. 5800 Aussteller ausüber70Ländernwerdenerwartet.Die Themen in diesem Jahr: um-weltschonende Hochtechnologie,Green IT,Gesundheitstechnik so-wie Internet &Mobile Solutions.
Die Hannover-Messe öffnet ihreTore vom 20. bis 24. April. Ge-zeigt wird das neueste Industrie-Know-how mit wegweisendenTechnologien, Werkstoffen undIdeen. Partnerland ist Südkorea.
Die Bezirksleitung und dieVerwaltungsstelle in Hannover
macht diese Freikartenaktionmöglich. Organisiert wird auchein Info-Stand der IG Metall imJob & Carreer-Market. sro
Das Vortragsprogramm der
IG Metall auf beiden Messen:
3www.i-connection.info
Foto:WalterSchmidt/NOVUM
Viele junge Menschen kamen im März zum Cebit-Stand der IG Metall.
In Großbetrieben erhaltet Ihr
Freikarten beim Betriebsrat
und Vertrauenskörper. In
Kleinbetrieben beim gewerk-
schaftlichen Ansprechpartner
oder in den Verwaltungs-
stellen der IG Metall. Mehr
Infos unter: www.igmetall-
niedersachsen-anhalt.de
Hier gibt es Freikarten
So strahlend,dynamischundsym-pathisch gekleidet sieht die Weltdie Queen selten. Im wirklichenLeben eigentlich gar nicht. Diestreikende britische Königin warzwar in vielen Tageszeitungen ab-gebildet. Aber es war eine Foto-Montage in einer Anzeige von
NTV. Der Nachrichtensender be-nutztdasBild ineiner Image-Kam-pagne. Mit ihr will sich NTV lautGeschäftsführerHansDemmel als»jünger, frischer und verständli-cher« präsentieren. Mithilfe strei-kender Metaller – okay, das passt.Aber mit der betagten Queen? syk
Mit Streikweste, Charme und Krone
06_07_mz_01_09_apm.qxp:Aktuell_06_07 17.12.2008 18:54 Uhr Seite 7
metallzeitung: Die IG Metall hatim Dezember ein Sieben-Punkte-Programm vorgelegt. Was will siedamit erreichen?Berthold Huber: Keine Entlassun-gen 2009. Das ist unser Ziel. Unddafür werden wir mit allen Mit-teln kämpfen. Und das ist auchunsereMesslatte für dieArbeitge-ber und für die Politik. Das istvöllig legitim.Wenn den Banken,die die Auslöser des Desasterswaren, geholfen wird, dann kannman unsere Kolleginnen undKollegen, die ohnehin als Steuer-zahler schon für den Schadenaufkommen müssen, nicht imRegen stehen lassen.
metallzeitung: Was muss dennpassieren, um Entlassungen indiesem Jahr zu vermeiden?Huber: Die IG Metall wird in derKrise alle gewerkschaftlichenInstrumente nutzen. Mit Kurz-arbeit, Arbeitszeitkonten, denTarifverträgen zur Beschäfti-gungssicherung und »Pforzheim-Abkommen« haben die Betriebeund Unternehmen einen um-fangreichen betrieblichen undtarifpolitischen Instrumenten-kasten, um Entlassungen grund-sätzlich zu vermeiden. Wirwerden unsereMitgliedermit Be-ratungsangeboten und Hilfen beiKrisen unterstützen. Wir bildenTask Forces zur Kriseninterven-tion, um schnell und effektiv ein-greifen zu können.
metallzeitung: Aber es ist nichtnur die IG Metall gefordert.Huber: Nein. Das Sieben-Punkte-Programm kombiniert Vorschlä-
»2009 darf es keineEntlassungengeben«
Die Krise hat sich so verschärft, dass im neuen Jahr Arbeits-plätze in Gefahr sein können. Um das zu verhindern, hatdie IG Metall ein »Sieben-Punkte-Programm« vorgelegt.metallzeitung sprach darüber mit Berthold Huber.
Entlassungen verhindern: Kurz-arbeit nutzen und mit Qualifi-zierung verbinden.Ausbildungsplätze erhalten,junge Leute übernehmen.Leiharbeiter schützen: Synchro-nisationsverbot wieder einfüh-ren, also keine Entlassung ineinsatzfreien Zeiten. Kurzarbei-tergeld nutzen.
Konjunktur stabilisieren durch»Umweltprämie« für Altautos:Wer privaten Pkw verschrottet,erhält bis Ende 2009 3000 Eurovom Staat. Kauft er einen Neu-wagen, soll Hersteller 1500Euro drauflegen. Nützt auchder Umwelt, weil neue Fahrzeu-ge weniger Schadstoffe produ-zieren.
Fonds von 100 Milliarden Eurofür drei bis vier Jahre für öffent-liche Investitionen in Bildung,Forschung, Umwelt und Infra-struktur, finanziert durch Anlei-he auf hohe Vermögen.Konsumschecks über 250 Eurofür Menschen mit Einkommenbis 3675 Euro. Höhere Regel-sätze für Hartz IV-Empfänger.
Das Sieben-Punkte-Programm der IG Metall in Kürze
Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, fordert Konjunkturspritzen.
AKTUELLNaziaufmarsch stoppenMit einer Gegendemonstrationwollen Organisationen undParteien den größten Naziauf-marsch in Europa am 14. Februarstoppen. Auch der DGB ruft zurTeilnahme auf. Dresden erwartetin diesem Jahr wieder einen Auf-marsch der Rechtsextremisten.Die NPD nutzt die Erinnerung andie Luftangriffe auf Dresden am13. und 14. Februar 1945, um dasGedenken an die Opfer für ihremenschenverachtenden Zweckezu missbrauchen. Teilnehmerkönnen sich unter der [email protected] anmelden.3www.geh-denken.de
Frauen warten auf LohnSeit Oktober warten rund 1400Arbeiterinnen einer Fabrik in ElSalvador vergeblich auf ihrenLohn. Der Fabrikbesitzer ist seitNovember verschwunden. Etwa100 Arbeiterinnen bewachen dieFabrik rund um die Uhr, damitder Besitzer die Maschinen nichtin einer Nacht-und-Nebel-Aktionabtransportiert. Denn sie sind ihreinziges Pfand im Kampf um ihreausstehenden Löhne und Sozial-beiträge. Da die Frauen von derHand in den Mund leben, sind sieauf Spenden angewiesen.3www.ci-romero.deRProjekteREl SalvadorRArbeitskampf
Sekretärin 2008: Ein MannDer Büroartikelhersteller Leitz hateinen 32-jährigen Hamburger zu»Deutschlands bester Sekretärin«gekürt. Marc-Oliver Schlichtmannarbeitet als Assistent in einer An-waltskanzlei und zählt zu denzwei Prozent männlichen »Vor-zimmerdamen« in Deutschland.Beim Finale – in dem noch neunKandidatinnen im Rennen waren– wurde Schlichtmann auf diplo-matisches Geschick, Organisa-tionstalent und Stressresistenzgeprüft und setzte sich gegenseine starke weibliche Konkur-renz durch. In einem Interviewsoll er sich gegen Rollenklischeesgewehrt und betont haben, dassMänner durchaus einfühlsamund multitaskingfähig sind.3www.leitz.comRLeitzKnowHow
IN KÜRZE
08_09_mz_01_09_apm.qxp:Aktuell_08_09 18.12.2008 11:28 Uhr Seite 8
metallzeitung 1/2009 | SEITE 9
ge zur Beschäftigungssicherungmit kurzfristigen Konjunktur-maßnahmen,wie dieUmweltprä-mie und Konsumschecks, undlangfristiger Zukunftssicherung.Wir können dieKonjunktur nichtnur über kurzfristige Maßnah-men ankurbeln. Darum hat dieIG Metall den Zukunftsfonds»Arbeit-Bildung-Umwelt« vorge-schlagen. Er soll mit 100 Milliar-den Euro Projekte im Bereichkommunale Infrastruktur undInvestitionen in Bildung undUmwelt finanzieren. Durch dieseAusgaben wird sowohl die Kon-junktur stabilisiert als auch in dieZukunft des Standorts Deutsch-
land investiert. Wichtig ist, dasswir jetzt den richtigen Mix fin-den. Der »Patient« Konjunkturliegt auf der Intensivstation.Kurzfristig müssen wir ihn stabi-lisieren, um ihn dann langfristigzu therapieren.
metallzeitung:Warumhältst Du soumfangreiche Maßnahmen fürnotwendig? Sie kosten ja viel Geld.Huber: Die Weltwirtschaft befin-det sich in einer tiefen Krise. Al-lein im Oktober 2008 sind dieAuftragseingänge in der Metall-und Elektroindustrie um über 20Prozent eingebrochen. Die Krisehat sich in den letzten Wochenmit enormer Geschwindigkeitverschärft. Den Firmen brechendie Aufträge weg. Viele Betriebehaben Probleme, laufende Pro-jekte und Zukunftsinvestitionenzu finanzieren.Die ersten Firmenmelden Insolvenz an. Wenn jetztnicht schnell etwas passiert, dro-hen 2009 Entlassungen.
metallzeitung: Die Arbeitgeberwerden doch sicher versuchen,die Krise auszunutzen.Huber:DieGefahr besteht, dass siedie Krise missbrauchen, um Ent-geltverzicht und schlechtereArbeitsbedingungen durchzuset-zen. Wo sie das versuchen, wer-den wir Tarifkommissionen insLeben rufen und uns wehren.
metallzeitung: Was steht außerKrisenbewältigung 2009 noch imZentrum der IG Metall-Politik?Huber: Die Krise wird uns sicherstark beschäftigen. Aber dabeiwerden wir unsere anderen Zielenicht aus demAuge verlieren.DieGerechtigkeitslücke in Deutsch-land muss geschlossen werden;da wird die IG Metall nicht lo-cker lassen. Ebenso werden wirweiter daran arbeiten, die Ar-beits- und Lebensbedingungender jungen Menschen zu verbes-sern. Ein gutes Leben für alle, daswird 2009 trotz Krise im Vorder-grund stehen.
Infos zum Sieben-Punkte-Programm:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Finanzierung von Investitionen
sicherstellen: Öffentliche Bürg-
schaften erleichtern. Banken
verpflichten, Firmen Kredite zu
geben.
Mehr Mitbestimmung von
Aufsichtsräten und Betriebs-
räten, wenn Betriebe verlagert
oder geschlossen werden
sollen.
Foto:FrankRumpenhorst
Die Leistung der Otis-Beschäf-tigten ist top: Die Umsatzrendi-te liegt auch in diesem Jahr beifast 18 Prozent und hat sich da-mit in den vergangenen 20 Jah-ren mehr als vervierfacht.
Nun soll alles anders werden:Weil das Vorjahrsergebnis vor-aussichtlich knapp verfehlt wird,soll es in diesem Jahr überhauptkeine Prämie geben.Die Beschäf-tigtensindempört.AndenWarn-
streiks der Elektro- und Metall-industrie haben sie sichmit ihreneigenen Forderungen nach einerErfolgsbeteiligung beteiligt.
Jetzt haben die Arbeitnehmer-vertreter auch imAufsichtsrat ih-re Sicht derDinge dargestellt. DerAufsichtsrat hat der Geschäftslei-tung geraten, doch noch mal mitden Betriebsräten zu verhandeln.Die Verhandlungen dauerten beiRedaktionsschluss noch an.
Leistung top – Prämie flopBeim Aufzughersteller Otis hat die Geschäftsleitung den Be-
schäftigten die Erfolgsbeteiligung für Weihnachten gestrichen.
Foto:FM
»Trotzdem bekommt Papa kein Weihnachtsgeld – schöne
Bescherung« stand auf dem Plakat der Otis-Beschäftigten.
PFLAUME DES MONATS
Mein Papa
kümmert sich
um alle Aufzüge
Mein Papa
ist die Nr. 1
Seine Rente ist nicht sicher.
Oder wie ist sonst zu erklären,
dass Professor Hans-Adalbert
(»Bert«) Rürup, lange Jahre
wichtigster Berater wechselnder
Bundesregierungen in Sachen
Rente, ab April einen neuen Job
als »Chefökonom« des
Finanzdienstleisters AWD
antritt? Mit 65 Jahren. Erst im
Juni war er wieder zum
Vorsitzenden des
Sozialbeirats gewählt
worden, der die
Bundesregierung
bei der gesetzlichen
Rente berät. Sein
Wirken bestand vor
allem darin, der pri-
vaten Altersvorsorge den Weg zu
ebnen. Unter anderem der steu-
erlich geförderten »Rürup-
Rente«. Aber offenbar hat er es
versäumt, selbst eine Rürup-
Rente abzuschließen, wenn er
sich jetzt bei AWD verdingen
muss. Da trifft es sich gut, dass
er sein Geld künftig bei einem
Unternehmen verdient, das 80
Prozent seines Umsatzes in
Deutschland mit privaten Alters-
vorsorgeprodukten macht.
Seine Altersbezüge sind
sicher. Dieses Beispiel
belegt mal wieder ein-
drucksvoll, dass Politik
von Menschen für Men-
schen gemacht wird. syk
Foto: Uwe Anspach / dpa /pa
Rürup sorgt fürs Alter vor
08_09_mz_01_09_apm.qxp:Aktuell_08_09 17.12.2008 18:55 Uhr Seite 9
Zukunft
Übernahme
U 23b
U 25b
U 23
U 30 U 28
U 22
U 29 U 31
U 24
U 20U 18
Abitur
Berufserfahrung
Berufsausbildung
Fachabitur
WeiterbildungUni/Fachhochschule
Schule
Master/Bachelor
U 28b
U 23
TITELSEITE 10 | metallzeitung 1/2009
Ausgebildet. Und dann?
Hunderttausende Auszubildende machen in diesen Wochen ihre Abschlussprüfung. Aber was dann? Übernahme in feste
Arbeit – oder Angst vor der Zukunft? Dort, wo IG Metall-Tarife gelten, sieht es bislang gut aus. Doch wegen der Wirtschafts-
krise geht das Sparen auch hier los. Dabei bedeutet Übernahme doch Zukunft: Für die Betriebe, die Fachkräfte brauchen.
Und für die Azubis, die damit die Chance auf ein gutes Leben mit Möglichkeiten zum Planen und Weiterentwickeln erhalten.
ÜBERNAHME NACH DER AUSBILDUNG – CHANCE AUF ZUKUNFT
U 25
Meister/Techniker/Fachwirt
10_13_mz_01_09_apm.qxp:Titel_10_13_c 17.12.2008 18:56 Uhr Seite 10
metallzeitung 1/2009 | SEITE 11
»Ihr werdet nicht übernommen!«, richtete derMeister den Auszubildenden von Oben aus.Wegen Auftragseinbruch durch die Wirt-schaftskrise. »Das war wie ein Schlag ins Ge-sicht«, erzählt Matteo Scacciante. Er istMechatronik-Auszubildender beim Hochre-galstapler-Hersteller Still Wagner in Reutlin-gen, kurz vor der Abschlussprüfung. Nichtübernommen. Trotz Tarifvertrag? Und 2008war doch eigentlich ein gutes Jahr, mit Ein-stellungen. Und dann das.
»Besonders übelwar derKommunikations-stil uns gegenüber«, findet Matteo. »Wir fühl-ten uns im Stich gelassen. Wir haben schonangefangen, Bewerbungen zu schreiben.«
Doch zweiWochen später ist der Spuk vor-bei. Denn der Betriebsrat fackelte nicht lange– und blockierte einfach alles: sämtliche Ge-spräche mit der Geschäftsführung, keineMehrarbeit und Samstagsarbeit für Termin-aufträge mehr. Die Belegschaft, fast komplettin der IGMetall organisiert, stand geschlossenhinter den Azubis. Der Betriebsratsvorsitzen-de Harald Mischke machte der Geschäftslei-tung klar: »Wenn wir Azubis gut ausbilden,dann wollen wir die auch übernehmen.«
Wegen der Wirtschaftskrise brechen derzeit invielen Betrieben Aufträge weg. Da gerät auchdie Übernahme der Azubis unter Druck.
Auch beim Scheinwerferhersteller Hella inLippstadt. Dort bekamen die Azubis in einemBrief mitgeteilt, dass sie »aufgrund der derzei-tigenMarktsituation leidernichtübernommenwerden können«, zitiertHella-AzubiChristianMangel. »Das kam trotz der Krise überra-schend.Viele vonunshatten ja schon feste Stel-
len, die durchRente undAltersteilzeit frei wer-den. Ich bin schon seit Monaten eingearbeitetworden. Ich war stolz auf meinen festen Job –und endlich mal selbst genug Geld für meineZukunft zu verdienen. Und dann dieser Brief.Ich fühlte mich hintergegangen.«
Doch auch bei Hella hat der Betriebsratschnell gehandelt und sichmit der Geschäfts-leitung an einen Tisch gesetzt. Nach ein paarTagen kam die Wende zum Guten: Alle Azu-bis werden übernommen – auch die Azubisder Leihfirma. Zumindest für zwölf Monate,gemäß Tarifvertrag. Und auch danach soll esweitergehen, auch wenn die Lage derzeitschlecht ist. »Es ist doch absurd, wenn wirjetzt hektisch unsere ausgebildeten Leutekurzfristig raushauen – und dann später wie-der Fachkräfte suchen müssen«, argumen-tierte der Betriebsratsvorsitzende HeinzBölter. »Die Geschäftsleitung hat verstanden,dass wir da nicht mitmachen.«
»Fachkräftemangel« – aber gleichzeitig gutausgebildete Azubis nicht übernehmen? Inder Metallindustrie klappt die Übernahmenoch vergleichsweise gut. Die IG Metall hathier einen speziellen Tarifvertrag erkämpft.Rund 80 Prozent der Azubis werden über-nommen, in Großbetrieben fast 100 Prozent.Doch in der übrigenWirtschaft sieht es düsteraus: Insgesamt wird nur etwa die Hälfte derAzubis in Deutschland nach der Ausbildungübernommen.UnddieArbeit danachwird im-mer schlechter: Laut einer DGB-Studie arbei-ten mittlerweile fast zwei Drittel der unter30-Jährigen Vollzeitbeschäftigten prekär: be-fristet, in Leiharbeit, in Praktika und für Brut-
Mit der IG Metall
Nach IG Metall-Tarifvertrag
mindestens ein Jahr Über-
nahme in der Metallindus-
trie, Holz- und Sägeindustrie
und in den Textilen Diensten
– in vielen Betrieben auch
unbefristet.
Rechtsschutz und -beratung
durch die IG Metall.
Kompetente Beratung und
Überwachung der Ausbil-
dung zur Wahrung der
Rechte der Azubis und der
Ausbildungsqualität:
Geschulte Betriebsräte,
Jugend- und Auszubilden-
denvertreter und IG Metall.
Ohne IG Metall
Kein Recht auf Übernahme.
Gesetzliche Übernahme nur
für Jugend- und Auszubilden-
denvertreter und Betriebs-
ratsmitglieder, wenn vor
Ausbildungsende schriftlich
verlangt.
Kein Rechtsschutz.
Beratung durch Betriebsrat
und Jugend- und Auszubil-
dendenvertretung, falls vor-
handen. Kompetenz und
Qualität ungewiss.
So geht’s zur Übernahmenach der Ausbildung
Matteo Scacciante, 24»Das war ein Riesen-Jubel, als die Übernahme
doch klar ging«, erinnert sich Matteo. Er ist
Mechatronik-Auszubildender und Jugend- und
Auszubildendenvertreter beim Hochregal-
stapler-Hersteller Still Wagner in Reutlingen.
Zwei Wochen zuvor sah die Lage noch ganz
anders aus: Wegen der Wirtschaftskrise soll-
ten Matteo und seine Azubi-Kollegen nicht
übernommen werden. Doch die ganze
Belegschaft stand hinter ihnen.
Sonst wäre aus Matteos Zukunftsplänen
wohl nichts geworden: eine Wohnung kaufen
und nach anderthalb Jahren Berufserfahrung
die Weiterqualifizierung zum Techniker.
Foto:Joachim
E.Röttgers/GRAFFITI
U 23
3
10_13_mz_01_09_apm.qxp:Titel_10_13_c 17.12.2008 18:56 Uhr Seite 11
SEITE 12 | metallzeitung 1/2009
tolöhne unter 1500 Euro. Die meisten ha-ben Angst vor der Zukunft.
Die junge Generation trägt dieHauptlast derin den letzten Jahren vorgenommenen De-regulierungaufdemArbeitsmarktundwirdum gute Arbeits- und Lebensperspektivenbetrogen, kritisiert Detlef Wetzel, ZweiterVorsitzender der IGMetall. »Die IGMetallwird diesen gesellschaftspolitischen Skan-dal dieses Jahr zumThemamachenunddieLebensperspektiven der jungenGenerationstärker in den Fokus stellen. Gemeinsammit jungen Menschen werden wir Forde-rungen für ein gutes Leben diskutieren undgegenüber der Politik artikulieren. AberauchunsereTarif-undBetriebspolitikmusssehr viel stärker an den Interessen der jun-gen Generation anknüpfen.«
Im Frühjahr startet die IGMetall-Kam-pagne »Gutes Leben«. Ein wesentlicherTeil der Kampagne läuft jetzt schon an:Die »Operation Übernahme«. Den An-fang machte die IG Metall Berlin-Bran-denburg-Sachsen bereits im vergangenenJahrmitAktionen inBetriebenund auf derStraße. Mit dem drohenden Aus der Al-tersteilzeit stand dort auch die tariflicheÜbernahme der Azubis auf der Kippe.
Doch die IGMetall hat Druck gemacht – undbeides gesichert: die Altersteilzeit und dieÜbernahme. Die Älteren dürfen früher raus –die Jungen rein.
Übernahme geschafft und »ausgelernt«? Oderwie geht es dann weiter?
Nathalie Heby hat ihre »Operation Über-nahme« schon eine Weile hinter sich. Vor vierJahren hat sie ihre Ausbildung als Industrie-mechanikerin bei Schaeffler in Lahr abge-schlossen. Doch nach anderthalb JahrenSchichtarbeit wollte sie mehr. »Das kann esnicht gewesen sein«, sagte sich Nathalie. Siehörte auf, machte mit einem Stipendium der
Nathalie Heby, 23Nach Berufsausbildung und anderthalb Jah-
ren Arbeit studiert Nathalie jetzt Städtebau-
Ingenieurwesen. Mit einem Stipendium der
gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung.
»Wieder zum Unterricht zu gehen und zu
lernen, war anfangs hart. Aber ich wollte
das einfach unbedingt.« An der Hochschule
ist sie jetzt schon im ersten Semester
Studierendensprecherin: Organisieren,
reden, im Team arbeiten. »Wer wie ich
schon in IG Metall-Gremien gearbeitet hat,
tut sich da einfach leichter.«
TITEL
Berufliche Weiterbildung nach der
Ausbildung
Gewerblich:
bis zum Techniker, Meister und
Prozessmanager (Automobilbau, Produk-
tionstechnik, Mikrotechnologie)
Kaufmännisch:
Fachwirt (Technisch, Industrie, Finanzen,
Marketing und Werbung etc.)
Das bietet die IG Metall
(Beitrag für Beschäftigte:
ein Prozent des Bruttoentgelts)
Beratung und Rechtsschutz
verbindliches Recht auf Weiterbildung wäh-
rend oder neben der Arbeitszeit nach dem
Tarifvertrag zur Qualifizierung
Unterstützung bei der Bildungsplanung
Weiterbildung im Beruf
Foto:ManfredVollmer
U 25b
10_13_mz_01_09_apm.qxp:Titel_10_13_c 17.12.2008 18:56 Uhr Seite 12
gewerkschaftseigenen Hans-Böckler-Stiftungihr Abitur nach und studiert jetzt. Ingenieurinfür Stadtplanung will sie werden.
Zum Studium kam Nathalie über die IGMetall: Über ihre Arbeit als Jugend- undAus-zubildendenvertreterin, im Ortsjugendaus-schuss der IG Metall Offenburg undüberregionaleArbeitskreise. »Da arbeiten vie-le Studierende mit, die wie ich jetzt als Quer-einsteiger nach der Ausbildung mit einemBöckler-Stipendium mit dem Studium ange-fangen haben. Die haben mich auf die Ideegebracht und mir Mut gemacht«, erzähltNathalie. »Und die IG Metall hat mich bera-ten und mich bei der Bewerbung um dasBöckler-Stipendium unterstützt.«
In der IG Metall ist Nathalie weiter dabei,in Arbeitskreisen und als Referentin in Semi-naren. »Ich brauche das einfach auch: Weiterwissen, was in den Betrieben los ist, Erfah-rungen sammeln, Leute kennenlernen.«
Nathalie ist eine von 2000 Studierenden, diederzeit von der Hans-Böckler-Stiftung geför-dert und betreut werden. Die Stiftung wird ausden Tantiemen der Gewerkschaftsvertreter indenUnternehmensaufsichtsräten finanziert. Sievergibt Stipendien, damit engagierte jungeMenschen unabhängig von Bafög und Elternstudieren können, fördert Forschungsprojekte,organisiert Veranstaltungen und Netzwerke.
Doch nicht nur hier engagieren sich Ge-werkschaften. Die IG Metall ist gerade dabei,in immermehr Betrieben gesicherte tariflicheArbeitsbedingungen für dort arbeitende Stu-dierende durchzusetzen.
Und zunehmend reden Gewerkschaftenwie schon bei der Berufsausbildung auch beider Gestaltung von Hochschulstudiengängenmit. Bei den Reformen im Ingenieurwesen istdie IGMetall seit über 20 Jahren beteiligt. DieZiele: mehr Qualität und Praxisbezug, Be-schäftigungsfähigkeit und Zukunftschancen.Für Azubis und und Studierende. Ganz wich-tig für die Gewerkschaften: mehr Durchläs-sigkeit – innerhalb des Bildungswesens, undaus der Arbeitswelt ins Studium. Viele Hoch-schulen sperren sich immer noch gegen be-rufserfahrene Studenten ohne Abitur.
metallzeitung: Warum nach der Ausbildung
überhaupt weiterbilden oder gar studieren?
Joachim Mohr: Mehr Qualifikation erschließt
Entwicklungschancen. Gleichzeitig sinkt das
Risiko, arbeitslos zu werden.
metallzeitung: Welche sinnvollen
Qualifizierungswege gibt es?
Mohr Beruflich zum Techniker und Meister.
Oder ein Studium. Das geht auch parallel zur
Berufstätigkeit, etwa an der Fernuni Hagen.
metallzeitung: Was rätst Du Azubis, die gera-
de übernommen wurden? Wie geht’s weiter?
Mohr Wenn ihre Stelle zur Ausbildung passt:
erst mal mindestens ein Jahr Berufspraxis
sammeln. Und dann möglichst früh weiterbil-
den oder die Hochschulreife erwerben. An
der Fachoberschule dauert das nur ein Jahr.
metallzeitung: Und wenn die Übernahme
nicht klappt? Bei Arbeitslosigkeit?
Mohr Dann sofort zur Fachoberschule gehen.
Da reichen die drei Jahre Berufspraxis aus
der Ausbildung. Nur nicht in der Arbeits-
losigkeit bleiben. Das ist fatal.
metallzeitung: Geht studieren auch ohne
Abitur oder Fachhochschulreife?
Mohr Das geht, passiert aber noch zu selten.
Es gibt noch zu hohe Hürden. Und für Arbeit-
nehmer bedeutet das ja auch weniger Geld.
Mit Familie ist das schwer.
metallzeitung: Was tun die Gewerkschaften?
Mohr Wir arbeiten für die gleichwertige Aner-
kennung von Berufs- und Hochschulbildung.
Und für mehr Praxisbezug. Unser Ziel ist die
nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit.
Zweiter Bildungsweg
über Fachabitur an die Fachhochschule
über Abitur an die Universität
Dritter Bildungsweg
ohne Fachabitur/Abitur an die Fachhoch-
schule/Universität. Unterschiedliche
Zugangsbedingungen in den Bundes-
ländern: Berufsausbildung und -erfahrung,
Aufnahmeprüfung oder -gespräch
Das bietet die IG Metall:
(Beitrag für Schüler und Studierende:
2,05 Euro im Monat)
Beratung der Hochschulinformationsbüros
und Campus Offices der Gewerkschaften
Stipendien der Hans-Böckler-Stiftung
Seminarangebote für Studierende
Infos zum Thema Praktikum und Job im
Betrieb und zum ersten Arbeitsvertrag
Hochschulausbildung nach der Ausbildung
INTERVIEWWozu soll ich mich überhaupt weiterbilden?
Welche Wege gibt es? metallzeitung sprach
mit Berufsberater Joachim Mohr, Berufs-
berater bei der Bundesagentur für Arbeit und
Mitglied der Arbeitsgruppen für berufliche
Bildung von Verdi und IG Metall.
Umetallzeitung 1/2009 | SEITE 13
»Wir wissen, was Ausbildung und Erfahrungim Betrieb wert sind, auch für die Studier-fähigkeit«, betont Regina Görner, geschäfts-führendesVorstandsmitglied der IGMetall fürJugend und Bildungspolitik. »Wennman end-lich das Potenzial der qualifizierten Facharbei-terinnen und -arbeiter nutzen würde, würdedas auch gegen den Ingenieurmangel helfen.Es fehlen immer noch praktikable Wege insStudium: bundeseinheitliche Zugangsverfah-ren und eine vernünftige Stipendienregelung,die den Lebensunterhalt von Menschen mitFamilie gewährleistet. Das muss sich ändern.«
Weiterbildung muss nicht Uni heißen.Viele Be-rufe, die in anderen Ländern an Hochschulenerlernt werden, werden in Deutschland in derdualen Berufsausbildung vermittelt. Auch imBetrieb geht es weiter. Bis zumTechniker,Meis-ter, Fachwirt und Prozessmanager. Aber auchhier muss nach Meinung der IG Metall mehrpassieren:Derzeit nehmen laut Institut fürAr-beitsmarkt- und Berufsforschung jährlich nuretwa 20 Prozent der Beschäftigten an Fortbil-dungen teil. Damit liegtDeutschland im inter-nationalen Vergleich weit hinten. EinwesentlicherGrund:DieHälfte derUnterneh-men bildet entweder gar nicht weiter – odernur die ohnehin schon Höherqualifizierten.Die Niedrigqualifzierten, die besonders vonArbeitslosigkeit bedroht sind und deshalbdringendWeiterbildung brauchen, fallen hin-ten herunter. Umdas zu verbessern, hat die IGMetall vor drei Jahren den Tarifvertrag zurQualifizierung durchgesetzt. In Betrieben mitBetriebsrat liegen die Fortbildungsquotenmittlerweile deutlich über denen vergleichba-rer Betrieben ohne Interessenvertretung. Mitdem Tarifvertrag haben IG Metall-Mitgliederjetzt ein verbindlichesRecht aufWeiterbildungund damit bessere Zukunftschancen.
Zukunftspläne hat auch Matteo Scacciante,
Azubi bei Still Wagner in Reutlingen: »EineWohnung kaufen und nach anderthalb JahrenBerufserfahrung Techniker machen«, sind sei-ne Ziele. »Ohne Berufserfahrung, in der jetzi-genWirtschaftslage – da ist es hart eine Arbeitzu finden.Wenn diemich hier nicht übernom-men hätten, wären all meine Pläne geplatzt.«
IG Metall-Jobnavigator zur Karriereplanung:
3www.igmetall.jobnavigator.org
Infos im Berufsbildungs-Netz der IG Metall:
3www.igmetall-wap.de
Beratung für Studierende online und vor Ort:
3www.students-at-work.de
Bildungs-Suchportal der Arbeitsagentur:
3www.kursnet.arbeitsagentur.de
Weitere Informationen und Internetseiten
zum Thema:
3www.igmetall.de/metallzeitung
10_13_mz_01_09_apm.qxp:Titel_10_13_c 17.12.2008 18:56 Uhr Seite 13
SEITE 14 | metallzeitung 1/2009
REPORTAGEARBEITGEBERANWALT HELMUT NAUJOKS:
Wenn Betriebsräte Rückgrat und eigene Ideen haben, heuern rücksichtslose Arbeitgeber oft den Essener Anwalt Helmut
Naujoks an. Der umstrittene Jurist hat es auf die Persönlichkeit der Beschäftigten abgesehen und hinterlässt oft eine Spur
der Verwüstung. Doch wenn die Belegschaft gut organisiert ist, beißt sich auch Naujoks die Zähne aus.
Spalten, brechen und zermürben
Mit seiner Körpergröße von 1,90 Meter undden breiten SchulternwirktWerner Koleczko,52, wie ein Fels in der Brandung. BeimGehenwankt der massige Körper leicht, ein bisschenschwerfällig wirkt das. Koleczko hat 15 Jahreunter Tage geschuftet, anschließend 19 Jahreals Schweißer. Die Knochenarbeit hat derMe-taller einigermaßen heil überstanden. Erst dervorletzte Chef Ewald Quast und dessen An-walt Helmut Naujoks haben ihn in die Bre-douille gebracht. »Sie haben mir 18 Monatelang so zugesetzt, dass ich psychisch am Bo-den war«, erzählt Koleczko.Der Metaller war Betriebsratsvorsitzender
bei der BTE-Biegetechnik-Engineering imba-den-württembergischen Ilshofen-Eckartshau-sen. Wenn Kollegen Hilfe brauchten, fandensie bei Koleczko ein offenesOhr, auch über dieArbeitszeit hinaus. »Sobald ich zu Hause war,klingelte das Telefon«, erinnert sich der Me-taller, »ich habe niemanden hängen lassen.«Soviel Solidarität ist Geschäftsführern wie
Ewald Quast suspekt. Erst recht, wenn sie dieArbeitsbedingungen zurückschrauben wollen
und Betriebsräte dagegenhalten. In solchenFällen greifen gerade Mittelständler gerne aufein Spezialwaffe zurück, die Kanzlei des Esse-ner Rechtsanwalts Helmut Naujoks. Das Be-sondere an diesem Juristen ist, dass erausschließlich Arbeitgeberinteressen vertritt.»Warum sollen Sie als Arbeitgeber Ihren Ar-beitnehmern horrende Abfindungssummenzahlen?«, bläst sich der berüchtigte Anwalt aufseiner Homepage auf. »Warum sollen Sie miteinem Betriebsrat zusammenarbeiten, der dasBetriebsverfassungsgesetz instrumentalisiert,um Ihre unternehmerischen Entscheidungenzu blockieren?« Speziell die »Kündigung vonUnkündbaren« bewegt den Mann. Betriebs-räte stehendabei imMittelpunkt, aber auch aufältere Beschäftigte und Schwerbehinderte hater es abgesehen. »Der Rausschmeißer«, titeltedie Süddeutsche Zeitung treffend.
Auch bei BTE waren die Betriebsräte im Weg.Erst ließ die Geschäftsführung sie mit einerFlut von Abmahnungen überziehen – auslächerlichen Anlässen. Koleczko wurde vor-geworfen, wegen der Reparatur eines Geträn-keautomaten die Mittagspause um dreiMinuten überzogen zu haben – »im RahmenIhrer Tätigkeit als Betriebsratsmitglied, ohnedafür abzustempeln«. Einem anderen Be-triebsratsmitglied legte die Geschäftsleitung
zur Last, während der Arbeitszeit die IG Me-tall Schwäbisch Hall aufgesucht zu haben –wegen Koleczkos Kündigung. Privatvergnü-gen, fand Quast, keine Betriebsratsarbeit.Kein Wunder, dass die Betriebsräte in die-
sem Klima nicht über längere Arbeitszeitenreden wollten. Erst mal die Abmahnungenzurücknehmen, schlugen sie vor. Das war fürNaujoks das Signal. »Das Betriebsverfassungs-gesetz wird als ›Waffe‹ instrumentalisiert, umGeschäftsführer Quast massiv unter Druck zusetzen… das ist Rechtsmissbrauch, Drohung,Nötigung und Erpressung«, vokabulierte derEssener Anwalt in seinem Antrag an das zu-ständige Arbeitsgericht in Crailsheim. Es soll-te der Kündigung von Koleczko zustimmen.Ein regelrechter »Nervenkrieg« (Koleczko)
setzte ein. Mit einer angedrohten Schadener-satzklageüber 245000Euro,HausverbotenundAngriffen von Arbeitgeber-Zeugen. Plötzlichstand Koleczko als Frauenfeind da. Den Chef,wollte einer mitbekommen haben, soll er malals »Sklaventreiber« diskreditiert haben.
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»Die betriebsbedingte Kündigung
von Schwerbehinderten«*
»Kündigungsgrund:
>Sinnentleertes Arbeitsverhältnis<«.*
»Außerordentliche Kündigung wegen Alkoholismus«*
»Die Kündigung von Queru
lanten«*
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Foto:GordonHölsken/panthermedia.net
»DIE KÜNDIGUNG VON UNKÜNDBAREN«*
14_15_mz_01_09_apm.qxp:Reportage_14_15 17.12.2008 18:57 Uhr Seite 14
metallzeitung 1/2009 | SEITE 15
Koleczko
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Helmut Naujoks, für Arbeitgeber
der »Mann fürs Grobe«.
SEMINARPROGRAMM2008*
»Kündigungsstrategie:›DassinnentleerteArbeitsverhältnis‹«
»Dasallgem
eineGleichbehandlungsgesetz!
SchutzvorMissbrauch«*
»DerbesondereKündigungsschutzvonBetriebsratsmitgliedernundwie
Sieihnerfolgreich>durchbrechen<können«*
Fotos:AndreasWeise/factum
»Fachseminare«
In zahlreichen Städten
bietet Helmut Naujoks
spezielle »Fachseminare
für Arbeitgeberinteres-
sen« an. Für 995 Euro,
steuerlich abzugsfähig,
lernen sie, wie sie
Beschäftigte loswerden
können. Selbst der
Rauswurf von Älteren oder
Schwerbehinderten ist
für Naujoks kein Tabu –
»obwohl der >Deckmantel<
der Unkündbarkeit sie
scheinbar umhüllt«,
macht er Arbeitgebern
Mut.
In ein ähnliches Horn
bläst Naujoks auch in
seinem Buch »Kündigung
von >Unkündbaren<«.
Der »Rechtsratgeber für
schwierige Kündigungs-
fälle« ist im Verlag
»Management & Karriere«
erschienen.
*Alle gekennzeichneten Titel
und Schlagzeilen stammen
aus Helmut Naujoks
Seminarprogramm 2008.
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»Faulenzern/Blaumachern/ArbeitsverweigerernundSchlechtleisternkündigen«*
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14_15_mz_01_09_apm.qxp:Reportage_14_15 17.12.2008 18:57 Uhr Seite 15
SEITE 16 | metallzeitung 1/2009
LEBEN
Hauptsache Strom ist billigmetallzeitung 12/2008, Aktuell,
»Atomkraft – Rückwärtsge-
wandte Technologie«
»Was bringt es, wenn Deutschland
aus der Atomkraft aussteigt? Die
anderen Europäischen Staaten wer-
den weiterhin ihre Kernkraftwerke
betreiben oder neue bauen. Und
wenn Tschernobyl noch für Krebs in
Nordschweden sorgt, ist es völlig
gleichgültig, ob das Kraftwerk um
die Ecke hoch geht oder ob es 800
Kilometer weiter in Frankreich
steht. Sorry, aber mir ist es egal,
ob mein Strom aus Atom- oder aus
Solarenergie kommt. Hauptsache
er ist billig. Aber wenig egal ist es
mir, dass ich jetzt jährlich rund 300
Euro mehr für die Krankenkasse
zahlen muss, ohne auch nur eine
Leistung mehr zu bekommen.«
Jürgen Lazarus, München
»Viele Menschen gehen auf die
Straße und demonstrieren und
blockieren den Atommülltransport.
Aber wer tut etwas, damit kein
Atommüll entsteht? Mein Energie-
versorger hat mir jetzt mitgeteilt,
dass ich zu den wenigen Ver-
brauchern (fünf Prozent!) gehöre,
die Interesse haben, Naturstrom zu
beziehen. Dass nur fünf Prozent
Interesse an Ökostrom haben, war
für mich sehr enttäuschend.«
Konrad Engelhardt,
Rednitzhembach
Nötig, auch wenn´s schmerztmetallzeitung 12/2008, Aktuell,
»IG Metall trifft Die Linke«
»Nach wie vor schmerzt es mich,
den Populisten Oskar Lafontaine
im freundlichen Gespräch mit
unserem Kollegen Berthold Huber
zu sehen. Natürlich sehe ich ein,
dass der professionelle Kontakt
nötig ist. Allerdings bitte ich
darum nicht zu vergessen, dass
Lafontaine und die Gewerk-
schaften in den 1980er-Jahren
einige Auseinandersetzungen
hatten. Damals ging es um die
Flexibilisierung der Arbeitszeit.
Doch es diente nur der Pro-
filierung des damaligen (saarlän-
dischen) Ministerpräsidenten in
der SPD.«
Axel Klein, Hamburg
Nicht abschrecken lassenmetallzeitung 12/2008, Titel,
»Tarifrunde 2008: Geschafft! –
Weihnachten mehr Geld«
»Diese Niederlage noch als Sieg
verkaufen zu wollen, übertrifft
alles. Die Arbeitgeber fallen jetzt
ungeniert über uns her, denn
nach diesem Kniefall wissen sie
nun wie >stark< wir sind.«
Ferzi Sarioglan, stellvertretender
Vertrauenskörperleiter, Metabo,
Nürtingen
»Wenn meine IG Metall mehr
Gerechtigkeit erringen will – was
die Kernaufgabe einer jeden Ge-
werkschaft ist – dann darf sie sich
nicht auf Tarifverträge, die Ver-
besserung von Arbeitsbedingungen
oder den Erhalt von Arbeitsplätzen
beschränken. Das sind Rückzugs-
gefechte. Wenn wir mehr Gerech-
tigkeit wollen, müssen wir entspre-
chende Forderungen stellen – kon-
sequent und ohne Duckmäuserei.
Dabei sollten wir uns auch nicht
von den in immer kürzeren Zyklen
wiederkehrenden Finanzkrisen
abschrecken lassen, im Gegenteil:
Gerade deswegen muss sich
etwas ändern.«
Irina Raba, Augsburg
Wo ist der zweite Kalender?metallzeitung 11/2008, Beilage:
Jahres-Schichtkalender 2009
»Es ist ein Witz, dass im November
nur ein Kalender beigelegt wurde.
Ich schreibe meine Stunden im
Betrieb und zu Hause auf. Darum
hoffe ich, dass es im nächsten Jahr
wieder zwei Kalender gibt.«
Jörg Weinhardt, Dassel
Antwort aus der Redaktion:Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Zahlreiche Briefe, E-Mails und
Anrufe erreichten uns in den letz-
ten Wochen – alle mit derselben
Frage: »Wieso gibt es nicht mehr
zwei Schichtkalender?«
Da wir sowohl Anregungen als
auch Kritik unser Leserinnen und
Leser ernst nehmen, werden wir
den Schichtkalender 2010 wieder
in der altbewährten Version, also
zweifach, der November-Ausgabe
2009 beilegen.
Die Redaktion metallzeitung
DER LESER HAT DAS WORT
Die Redaktion freut sich über Briefe. Vor allem über kurze, damit wir
zu vielen Themen die Meinung unserer Leser abdrucken können.
Schreibt entweder per Post an metallzeitung, Stichwort Leserbriefe,
Wilhelm-Leuschner-Straße 79, 60329 Frankfurt, oder per E-Mail an:
[email protected]. Bitte den Vor- und Nachnamen sowie
den Wohnort angeben. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen.
Ab 5. Januar könnt Ihr uns auch wieder zwischen 9 und 16 Uhr über
unser Service-Telefon erreichen – unter der kostenlosen Rufnummer:
MITMACHEN SAGT UNS EURE MEINUNG
0800 – 446 38 25
LESERFOTO DES MONATS
→ BUNTES ANDENKENAndré Bochow machte diese
Aufnahme der bunten Schutz-
helme, die den ehemaligen
Arbeitern des Stahl- und Walz-
werks Brandenburg gehörten.
Heute ist das Werk ein
Industriemuseum, in dem sich
ein einmaliges technisches
Denkmal befindet: der weltweit
letzte Siemens-Martin-Ofen,
sagt André Bochow, der bei
Mercedes Benz-Ludwigsfelde in
der Montage arbeitet.
Schicke uns Dein Digitalfoto zum Thema: »Mensch und Arbeit«. Für die Veröffentlichung in der
metallzeitung gibt es diesmal als Preis ein multifunktionales Braun Digital Radio.
Nähere Informationen und Teilnahmebedingungen zum Fotowettbewerb findest du unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
MITMACHEN FOTOWETTBEWERB DER IG METALL
16_17_mz_01_09_apm.qxp:Leben_16_17 17.12.2008 18:58 Uhr Seite 16
metallzeitung 1/2009 | SEITE 17
ZU BESUCH BEI DEKO UND KOK
Der Kaffeeautomat im Foyerdampft, die ersten Gäste swingenim Takt der Musik, die aus un-sichtbaren Lautsprechern dröhnt.Eine Cover-Version von Santanas»Samba Pati«, etwas bieder. Diebeiden Rapper Steffen Küster, 23,und Dag-Sören Knieriem, 24, inKapuzenpullis und weiten Jeansstandesgemäß angezogen, lächelnmilde und staunen, wer so alleszu der Preisverleihung kommt.»Müssen wir auf der Bühne etwassagen?«
In der Region Salzgitter sind Küs-ter und Knieriem, beide in der IGMetall organisiert, besser unterihren Künstlernamen »Deko undKoK« bekannt. »KoK« bedeutet»King of Koolness« und be-schreibt den gelernten Elektroni-ker Küster ganz gut. »Deko« –natürlich »Deutlicher Kommen-tar« – ist auf die Musik gemünzt.
Den Rap pflegen die beidenschon seit Jahren, auch wenn sieerst seit einigen Monaten zusam-men spielen. »Ehrliche Musik«,beschreibt Knieriem den Sprech-gesang, »Musik des reinenGewis-sens«. Im Grunde stehe sie aberfür Gewaltfreiheit. »Für Rapperist Sprache die Alternative zurFaust«, klärt Knieriem auf, »wirkämpfen mit Worten.«
Beispielsweise bei der Salzgit-terer Demo gegen einen NPD-Aufmarsch im vorletzten Jahr. Dawaren Deko und KoK auch mitdabei. Das Stück »Salzgitter passtauf« haben sie ausdrücklich fürdiese Veranstaltung getextet undkomponiert. Und zwar so gut,dass sie vom Fleck weg engagiertwurden – für den Landtagswahl-kampf der SPD. Aus »Salzgitterpasst auf« wurde »Niedersachsenpasst auf«. Gut 10000 CDs mitdiesem Stück wurden verkauft.Dabei sehen die beiden Metaller
die Politik der Bundesregierungeher kritisch. »Es kann nicht sein,dass in den Schulen Lehrer fehlenund bei Kindern gespart wird«,bemängelt Küster, »es kann nichtsein, dass die einen immer reicherund andere immer ärmer wer-den.« Dass bis zum Alter von 67Jahren gearbeitet werden soll,verursacht auch Kopfschütteln.
»In unserem Stahlwerk schafft eskaum einer bis 65«, klärt Knie-riem auf. Er arbeitet bei der Salz-gitter AG.
Klar, auch beim Thema Rassismusmüsste mehr passieren, auchwenn in den Betrieben Ruhe ist.Aber die beiden Musiker sindskeptisch, beide schauen nicht
gerne weg. Und so hat Küstermitbekommen, wer so alles beieinem Salzgitterer Naziladen be-stellt. »Von Bosch, meinem Ar-beitgeber, waren 50 Leute dabei.«Auch seine schwarzen Freunde,die in einem Salzgitterer Vorortwohnen, können viel erzählen.»Die wurden schon von Nazismit Baseball-Schlägern verfolgt.«
Vielleicht hilft ja der Rap, auf-zuklären.Deko undKoKbereitengerade ein neues Album vor. Na-türlich produzieren sie es selbst,beiKüsters imWohnzimmer. Ers-tens ist es billiger, zweitenswollensie sich von keinemManager ver-biegen lassen, »die wollen dochnur Geld verdienen«.
Mehr Infos über Deko und KoK
gibt es bei:
3www.edelreim-records.de
Ehrliche Musik aus SalzgitterZwei junge Metaller aus Salzgitter haben beim Wettbewerb »Die gelbe Hand«, vom Verein gegen Ausländerfeindlichkeit
und Rassismus ausgeschrieben, den Sonderpreis des Landes Niedersachsen gewonnen: Für ihren Rap gegen Nazis. Die
metallzeitung hat die beiden in der Hauptverwaltung der IG Bergbau, Chemie, Energie getroffen – vor der Preisverleihung.
Wettbewerb »Die gelbe Hand 2008«
In der Szene gilt der Wettbewerb »Die gelbe Hand« als Institution.
Unter den mehr als 50 Bewerbungen ging der 1. Preis diesmal an die
Berufliche Schule Berta Jourdan in Frankfurt am Main; die Klasse
BFO2 hat ein Modul für Rollenspiele entwickelt. Zweiter wurden
Auszubildende von Thyssen Krupp Nirosta, die eine CD von einer
Studienfahrt nach Auschwitz und Krakau produziert haben (mehr
Infos unter igmetall.de/metallzeitung). Der dritte Preis ging an das
Berufsbildungszentrum Koblenz – für die »internationale«
Dekoration des Bistros. Weitere Infos: www.gelbehand.de.
Foto:Mark
Mühlhaus/attenzione-photo.com
Dag-Sören Knieriem, alias Deko (links) und Steffen Küster, alias KoK, stehen auf Rap und mögen keine Nazis.
16_17_mz_01_09_apm.qxp:Leben_16_17 17.12.2008 18:58 Uhr Seite 17
SEITE 18 | metallzeitung 1/2009
LEBENSERVICE
Mit kürzerer Arbeitszei t
Werkferien Wenn es nicht mehrgenug Arbeit gibt, dürfen Arbeit-geber Betriebsferien anordnen.Betriebsräte haben dabei aber einMitbestimmungsrecht. Werkur-laub muss auf jeden Fall wie Ar-beitstage bezahlt werden. Wielange er dauern darf, ist nirgendsfestgelegt.Beschäftigtedürfenabernicht gezwungen werden, ihrenkompletten Urlaub dafür zu op-fern. Über einen Teil ihrer Ferienmüssensie selbst entscheidenkön-nen. War ein individueller Urlaubschon vor den Betriebsferien ge-nehmigt, kann der Beschäftigteihnauchwiegeplant antreten.Hat-te jemand seinen ganzen Urlaubvorher schon genommen, mussder Arbeitgeber ihn in den Werk-ferien beschäftigten oder ihm dennormalen Lohn weiterzahlen.
Flexikonten In vielen Betriebenexistieren Flexikonten. Auch siekönnen genutzt werden, um denRückgang der Arbeit zu bewälti-
Wie andere Autokonzerne schickte auch BMW Beschäftigte in »Zwangsurlaub«.
Wenn die Christbaumkugeln
schon wieder in Schränken
und Kellern verstaut sind,
haben viele Beschäftigte
immer noch Weihnachts-
ferien. Unfreiwillig. Mit ver-
längertem Urlaub reagierten
viele Firmen auf Absatz-
einbrüche. Um Entlassungen
zu vermeiden. In etlichen
Betrieben werden auch Zeit-
konten geräumt. Oder es wird
kurzgearbeitet.
Was bedeutet das für die
Beschäftigten?
Carsten Schuld: Erholung musssein. Darum gehört es zu denPflichten des Arbeitsgebers,Urlaub zu gewähren. Er darf denUrlaub nicht nach eigenem Er-messen festlegen. Den Urlaubs-wunsch eines Arbeitnehmerskann er nur verweigern, wenndringende betriebliche Belangeoder Urlaubswünsche andererMitarbeiter entgegenstehen. Hierliegt oft das Problem, denn vieleBeschäftigte wollen im Sommerund in den Schulferien Urlaubnehmen. In vielen Betrieben gibtes Urlaubslisten oder sogenannteUrlaubsanträge. Reichen die Be-schäftigten einen abgestimmtenUrlaubsplan beim Vorgesetztenein, wird er diesen in der Regelgewähren. In einigen IG Metall-Tarifverträgen istderUrlaubsplanfür Arbeitgeber sogar bindend.
Der Arbeitgeber kann allerdingsauch Betriebsferien festlegen, indenen dann alle BeschäftigtenUrlaubnehmenmüssen.Wer sichohne Zustimmung seines Vorge-setzten selbst beurlaubt, riskiertdie Kündigung. Ist der Urlaubaber gewährt, kann er vom Chefnicht widerrufen werden. Da-fürmüsste schonderZusam-menbruch des Betriebs
drohen, erst recht, wenn der Ur-laubbereits angetreten ist.ObBe-triebsferien oder Urlaubspläne:Der Betriebsrat hat ein Mitbe-stimmungsrecht.
Wer imUrlaub erkrankt, mussdies sofort melden und eine Be-scheinigung über die Arbeitsun-fähigkeit vorlegen.Zudemdürfendie so »gesparten« Urlaubstagenicht einfach angehängt, sondernmüssen erneut gewährt werden.Wen die Grippe während derWinterferien erwischte, nimmtseinen Resturlaub ins neue Jahrmit.DieÜbertragung ist aber nurbis zum 31. März möglich, vonwenigen Tarifverträgen abgese-hen. IstderUrlaubbisdahinnichtgenommen, verfällt er.
Urlaub auszahlen lassen ist nurerlaubt,wenndieserwegenBeen-digung des Arbeitsverhältnissesnicht genommen werden kann.
RECHT SO
Carsten Schuld,
Jurist beim DGB-
Rechtsschutz
beantwortet hier
jeden Monat Eure
Fragen.
Die zuständige Verwaltungsstelle der IG Metall hilft weiter.
3www.igmetall.de/metallzeitung
3www.dgbrechtsschutz.de
Weitere Fragen rund um den Rechtsschutz?
Foto:JürgenHedwig
Genehmigter Urlaub darfnicht widerrufen werdenmetallzeitung: Am Anfang des Jahres beginnt in den meisten
Betrieben die Zeit der Urlaubsplanung. Arbeitnehmer mit
Kindern sind an die Schulferien gebunden, andere haben noch
Resturlaub des Vorjahres. Muss der Arbeitgeber auf die Urlaubs-
wünsche Rücksicht nehmen und was kann er bestimmen?
18_19_mz_01_2009_apm.qxp:Leben_18_19 17.12.2008 19:22 Uhr Seite 18
metallzeitung 1/2009 | SEITE 19
ei t Krise überbrücken
gen. Der Arbeitgeber kann festle-gen, dass Zeitguthaben abgebautwerden. Dazu muss er aber mitdem Betriebsrat eine Betriebsver-einbarung abschließen, dieDetailsregelt, zumBeispiel, werwannwielange arbeiten soll. Beschäftigteselbst haben keinen direkten Ein-fluss darauf.
Eine derartige Vereinbarungkann auch vorsehen, dass Arbeit-nehmer Minusstunden ansam-meln. Dies kann aber bedeuten,dass sie die Arbeit nachholenmüssen. Wer etwa 200 Stundennicht arbeitet, müsste dann zumBeispiel 40 Wochen lang jedeWoche fünf Stunden länger ar-beiten. Werden Flexikonten ge-nutzt, um die Arbeitszeit zuverringern, werden die Löhneund Gehälter voll weitergezahlt.
Verringerte Arbeitszeit Die IGMetall hat Tarifverträge zur Be-schäftigungssicherungabgeschlos-sen. Ihr Ziel ist es, Arbeitsplätze zu
Foto:Arm
inWeigel/dpa/pa
sichern, wenn eine Firma wirt-schaftliche Probleme hat. Ein Ar-beitgeber kann dann mit demBetriebsrat vereinbaren, die regel-mäßige wöchentliche Arbeitszeitfür den ganzen Betrieb oder ein-zelne Bereiche vorübergehend zusenken: imWesten bis auf 29 oder30 Stunden, imOsten auf 33 Stun-den. Die Tarifverträge sehen dafürkeinen (Teil-)Lohnausgleich vor.Die Entgelte fallen also entspre-chend niedriger aus. Die Betriebs-räte können aber versuchen, einenAusgleich auszuhandeln.
Solange die kürzereArbeitszeitgilt, darf ein Arbeitgeber nichtbetriebsbedingt kündigen.
Kurzarbeitergeld WennBeschäf-tigte Kurzarbeitergeld (KuG) be-kommen, kann ihre Arbeitszeitnoch weiter gesenkt werden alsnach dem Beschäftigungssiche-rungs-Tarifvertrag – bis auf nullStunden. Bei KuG muss der Ar-beitgeber nur noch für die ZeitLohn zahlen, die der Beschäftigtetatsächlich arbeitet. Die Arbeits-agentur, die das KuG auszahlt,stocktdenLohnauf67Prozentdesvorherigen Nettoentgelts auf (beiKinderlosen auf 60 Prozent). DieSozialversicherungsbeiträge fürden ausgefallenen Lohnanteilmuss der Arbeitgeber allein zah-len. Bei »normalem« Arbeitsaus-fall, etwa bei Urlaub, gibt es keinKuG. In solchen Fällen ist der Ar-beitgeber verpflichtet, den Lohnweiterzuzahlen.
Kurzarbeitergeld beantragt inderRegel derArbeitgeber.DerBe-triebsrat kann es aber auch tun.Bewilligt wird die staatliche Leis-tung nur, wenn der Arbeitsausfall»vorübergehend« ist – das heißtnach den neuen Regelungen:höchstens für 18 Monate.
Im Gegensatz zur Arbeitszeit-verkürzung nach den Tarifver-trägen zur Beschäftigungssich-erung können Arbeitgeber beiKurzarbeitergeld betriebsbedingtkündigen.
Mit zwei großen Demos machteder Deutsche Gewerkschafts-bund (DGB) im Dezember aufdie unsoziale Politik der Euro-päischen Union aufmerksam.
Vor dem Brandenburger Torin Berlin (siehe Foto) gab es eineProtestaktion gegen die geplanteHochsetzung der Wochenar-beitszeit auf 65 Stunden in der
EU. Und in Straßburg demon-strierten auch in diesem Jahrwieder mehr als 15000 Gewerk-schafterinnenundGewerkschaf-ter für mehr Mitbestimmung ineuropäischen Firmen. sro
Infos zur Europapolitik des DGB:
3www.dgb.de
3www.etuc.org
WAS UNS BESCHÄFTIGT ...
Foto:Chistianv.Polentz/transitfoto.de
18_19_mz_01_2009_apm.qxp:Leben_18_19 17.12.2008 19:22 Uhr Seite 19
SEITE 20 | metallzeitung 1/2009
LEBENLAUT UND LEISE
Hubert Berger hat neben Berufund Familie zwei Leidenschaf-ten: Sport undMetaller sein.Wiees dazu kam und welche Höhenund Tiefen er erlebt hat, fasst erin seinem Buch »Rückblick« zu-
sammen.Chrono-logisch und infließendem Stilschildert er Streif-lichter aus seinemLeben. Zum Bei-spiel wie es war,
mit einem Wurf von 44 MeternSeniorenweltmeister im Diskus-werfen zu werden. Besonders in-teressant: Berger war bei denTarifverhandlungen dabei, indenen die IGMetall die 35-Stun-den-Woche durchsetzte. Er er-zählt spannende Details. ig
Der Autor hat das Buch im
Eigenverlag produziert, es kostet
14,90 Euro. Bestellung an:
Ein Mann, zwei Leidenschaften
»Von Stinkern und Schleimern«heißt die neue CD von ThorstenStelzner. Aus drei Programmenhat der Braunschweiger Satirikerdas Beste zusammengestellt. ImMittelpunkt der witzigen Textesteht der sogenannte »ZM«, der
»zivilisierteMens ch« .Und dieserverhält sichmanchmalgar nicht zi-vilisiert; er
kauft überflüssige Produkte,lässt sich beeinflussen anstattselbst zu denken, macht eine Di-ät nach der anderen und anderenUnsinn. In der IG Metall istStelzner bereits bekannt für seinNörgeln über politische und so-ziale Schieflagen. Wer ihn nochnicht kennt: Hört mal rein! ig
Eine handsignierte CD kostet für
IG Metall-Mitglieder 10 Euro.
3Telefon: 0176–64 28 44 40
Schmissig und bissig
Eine Reise ins Krankenhaus, inderErinnerungzurück indieZeitnach einer Hirn-Operation: Be-wusstsein im Nebel, ohne Ver-bindung nach außen, gelähmt,
sprachlos, abge-schrieben – abermit Wünschenund Zielen imInnern. Die Au-torin MartinaAuth, die heutein der IGMetall-
Zentralbibliothek arbeitet, hatteselbst eineHirn-Operation, lern-te wieder sprechen und laufen,begann ihr Leben neu. Doch dasBuch ist keine Autobiografie,sondern das Tagebuch einer un-greifbaren Person, authentischdurch die Erinnerungen der Au-torin, aber offen für den Leser. de
Martina Auth: »Die Reise ins
neue Leben«, 2008, Ulmer
Manuskripte, 101 S., 13,50 Euro.
Ohnmächtig bei Bewusstsein
Wir veröffentlichen laute und leise Töne, Filme, Ausstellungen,
Aktionen, Bücher, von metallzeitung-Leserinnen und -Lesern. Wir
suchen Künstlerinnen und Künstler, die sich für gute Arbeit und
soziale Gerechtigkeit stark machen. Die Auswahl behält sich die
Redaktion vor. E-Mail an: [email protected]
MITMACHEN SENDET UNS EURE VORSCHLÄGE
GUTER RAT
Nachdem das Bundesverfassungs-gericht in Karlsruhe die Kürzungder Entfernungspauschale für ver-fassungswidrig erklärthat, bleibt esbei dem bis Ende Dezember 2006geltenden Recht. Damit bleibt esdabei, dass es die Entfernungspau-schale für die Jahre 2007 bis 2009ab dem ersten Kilometer gibt, undzwar unabhängig vom gewähltenVerkehrsmittel. Das Bundesfi-nanzministerium hat angeordnet,dieRückzahlungen für2007 indennächsten drei Monaten zu leisten.Undweil die Steuerbescheide 2007von den Finanzämtern unter Ab-zug der ersten 20 Kilometer nurvorläufig erlassen wurden, werdensie jetzt automatisch geändert undzugestellt.
Wer 2007 in der Steuererklärung –imVertrauen auf das Gesetz – kei-ne Pauschale zwischen Wohnungund Betrieb beantragt und keineArbeitstage eingetragen hat, solltedies seinemFinanzamtmelden. Eswird dann die Steuerfestsetzungfür 2007 ändern und erstatten.
Wer sich die ungekürzte Pendler-pauschale als Freibetrag auf dieLohnsteuerkarte 2008 hat eintra-gen lassen, wurde bereits über diemonatliche Lohnauszahlung steu-erlich entlastet und erhält bei derVeranlagung für 2008 keine Er-stattung mehr.
Zudem können sich Pendler dieKilometerpauschale als Freibetragauf die Lohnsteuerkarte 2009 ein-tragen lassen. So haben sie jedenMonat mehr Netto in der Tasche.Voraussetzung: Der Arbeitneh-merpauschbetrag von 920 EurojährlichundeineweitereMindest-grenzevon600Euromüssenüber-schritten werden.
Den Freibetrag müssen sichArbeitnehmer spätestens bis zum30. November dieses Jahres aufdie Steuerkarte 2009 beim Fi-nanzamt eintragen lassen.
Mehr zur Pendlerpauschale und
Exklusivinfos für Mitglieder unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Pendlerpauschale: 30 Centpro Kilometer absetzbarBerufspendler bekommen die Entfernungspauschale für 2007 und
2008 von den Finanzämtern ungekürzt erstattet und angerechnet.
Der Weg zur Arbeit ist wieder in voller Höhe steuerlich absetzbar.
Foto:StefanRedel/pantherm
edia.net
20_21_mz_01_09_apm.qxp:Leben_20_21 17.12.2008 19:03 Uhr Seite 20
metallzeitung 1/2009 | SEITE 21
RÄTSEL
Lösungswort:
Eingliederungsmanagement
Erster Preis: Zwei Übernachtungen
mit Frühstück, für zwei Personen
im »Avalon Hotel Berlin«
Claudia Bibbig, Vellmar
Zweiter Preis: Ein original
Steiff-Teddy »Petsy«
Dieter Grüning, Aalten (NL)
Dritter Preis: Ein Lexikon
»Brockhaus Ernährung«
Tula Thiel, Göttingen
Die Gewinner imNovember
Das Lösungswort unter Angabe von Vor-, Nachname und Adresse auf eine Karte schreiben und per Post an:
Redaktion metallzeitung, Preisrätsel, 60239 Frankfurt. Oder per E-Mail an: [email protected]
Die Preise im Januar
Erster Preis
Eine original Goldpfeil-
Reisetasche
Dritter Preis
Ein IG Metall-Fußball
»Derbystar«
Zweiter Preis
Ein original Steiff-Teddy
»Lotte – im Koffer«
Einsendeschluss:25. Januar 2009
WAAGERECHT1 Redner der Antike6 stenografisches Kürzel10 Opernlied11 Kopfbedeckung12 künstliche Sprache13 Ballett von Maurice Ravel15 männliche Ente17 See, Meer (englisch)18 ehemaliger Rundfunksender
in Berlin19 Erlegen von Wild mit
Gehilfen22 ja (italienisch)23 zehn (englisch)24 Rennschlitten25 Buchstabenfolge27 Hafenstadt in Brasilien28 Laubbaum30 leicht übel, schwindelig32 Apothekenangestellte
(Abkürzung)34 amerikanisches
Umgangswort für: Polizist35 Geröllwüste in der
algerischen Sahara37 Dorf, kleine Gemeinde39 Skatwort40 britische Rundfunk-
gesellschaft (Abkürzung)42 einfaches Essen45 Gewerkschaft (Abkürzung)46 unbestimmter Artikel47 österreichische Fernseh-
anstalt (Abkürzung)49 öffentliches Verkehrsmittel
(Kurzwort)51 kroatische Adriainsel53 elektronische
Datenverarbeitung(Abkürzung)
55 Stadt am Main57 weiblicher Mensch58 Ferngespräch59 Grund und Boden
im Mittelalter
SENKRECHT1 vereinbarter Preisnachlass2 Autokennzeichen der
Hansestadt Rostock3 Kurort in Niedersachsen4 Utensil zum Aufgießen
eines Getränks5 17. griechischer
Buchstabe6 steiler Bergpfad7 Bindemittel8 Stadt in den Niederlanden9 Bonbonmasse am Stiel14 jüdischer Gesetzeslehrer16 Krach, Lärm18 kroatische Adriainsel20 brasilianische
Währungseinheit21 Couturier (Wolfgang ...)22 Grind26 Kopie einer E-Mail
(Abkürzung)27 französisch: Straße28 ungarischer Komponist,
† 1945 (Béla ...)29 Stadt bei Zwolle (NL)30 Exkönigin von Belgien31 Zufluss der Isère33 Erdart36 Segeltau38 Fußballtreffer41 Abkürzung für:
Bürgerliches Gesetzbuch43 altperuanische Dynastie44 Springer beim Schach46 Sohn Isaaks im
Alten Testament48 Teil der Berliner
Stadtautobahn50 Zeitmessgerät52 lautes Wort zu weiter
entfernten Personen54 orientalisches Küstenschiff56 Autokz. von Nordfriesland57 Autokennzeichen
von Friedrichshafen
Lösungswort:
1 2 3 4 5 6 7 8 9
10 11 12
13 14 15 16
17 18
19 20 21 22
23 24 25 26
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30 31 32 33 34
35 36 37 38 39
40 41 42 43 44
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49 50 51 52 53 54
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11 9
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7 10
3
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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
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20_21_mz_01_09_apm.qxp:Leben_20_21 17.12.2008 19:03 Uhr Seite 21
SEITE 22 | metallzeitung 1/2009
ARBEITDA GEHT WAS
Baggern für die BildungDer Gesamtbetriebsrat bei Deutschlands führendem Gebäudeausrüster Imtech hat lange auf eine bessere Aus- und
Fortbildung gedrängt. Jetzt hat die Geschäftsleitung grünes Licht gegeben: Die neue Betriebsvereinbarung eröffnet allen
Beschäftigten bessere Perspektiven und soll die Zukunft des Unternehmens sichern.
Tatsächlich kam Deutschlandsführendem Gebäudeausstatter(Slogan: »Best in technical Per-formance«) dieNachlässigkeit beiderAus-undFortbildung teuer zustehen.Häufigmussten erfahreneMonteureÜberstunden schieben,sogar an Wochenenden. »Insbe-sondere auf unseren großenBau-stellen brauchen wir bestensqualifiziertes Personal.Heizungs-bauer undElektromonteuremüs-sen dortHand inHand arbeiten«,beschreibt Lingstädt dieAnforde-rungen. Mit Ungelernten gingedas nicht.
Erst in der Not und auf Drängendes Betriebsrates hat die Ge-schäftsleitung reagiert. Nach undnach wurde die Ausbildungsquo-te erhöht, sie hat inzwischenneunProzent erreicht; und imOktoberhat die Firma die vomBetriebsratvorgelegte »Gesamtbetriebsver-einbarung zur betrieblichen Fort-und Weiterbildung« unterschrie-ben (sieheKasten). »Wirmusstenlange baggern, aber ich bin stolzauf das Ergebnis«, freut sich Me-taller Lingstädt.
Vielleicht hat die Imtech-Ge-schäftsführer auch beeindruckt,dass viele Beschäftigte in der IGMetall organisiert sind. »UntersolchenVoraussetzungen könnenauch imHandwerk Erfolge erzieltwerden«, macht Metaller Ling-städt anderen Mut.
Die Betriebsvereinbarung kann
angefordert werden bei:
Vor wenigen Monaten stand dieFirma Imtech schon einmal inden Schlagzeilen. In großformati-gen Zeitungsanzeigen suchte dieGeschäftsleitung Fachkräfte. DieResonanz soll eher bescheidengewesen sein.
Betriebsräte hatten denMangelan Fachpersonal kommen sehen.»Die Firma hat viel zuwenig fürdie Qualifizierung getan«, analy-siert Reimund Lingstädt, stellver-tretenderBetriebsratsvorsitzenderim Konzern und Betriebsratsvor-sitzender in der Imtech-RegionMitte. Sein Arbeitsplatz ist imsaarländischen Illingen, einer von60 Standorten in ganz Deutsch-land.
Sowar es beispielsweise üblich,Fortbildungen in die Freizeit zulegen. Die Zeit dafür wurde nichtbezahlt, obwohl sie dem Betriebzugutekam. Unterm Strich, be-schreibt Lingstädt die damaligeFirmenphilosophie, haben die
Erwartungen junger Facharbeiterkaum gezählt. Vielmehr hättenlängere Arbeitszeiten und kürze-rer Urlaub angestanden: »VieleBewerber haben daher gar nichterst angefangen.«
Offensichtlich hatte Imtech dieZeichen der Zeit verkannt. »Jun-ge Leute wollen heute schon beider Bewerbung wissen, wie siesich späterweiterbilden können«,mahnt der Illinger Betriebsrats-vorsitzende. Wenn dann keineklaren Ansagen kämen, gingengerade »Gute« woanders hin.
Foto:Becker&Bredel
Betriebsratsvorsitzender Lingstädt (Mitte), zusammen mit Vertrauensleuten vor einem Schaltschrank: Fortbildung wird als Arbeitszeit bezahlt.
Alle Beschäftigten, auch Teilzeitkräfte und Ältere, haben Anspruch
auf Qualifizierung.
Zur Bestandsaufnahme führen Vorgesetzte mit jedem Einzelnen
ein Qualifizierungsgespräch. Der Betriebsrat ist beteiligt.
Die Zeit der Fortbildung gilt als Arbeitszeit und wird bezahlt.
Ausnahme sind persönliche Weiterbildungs-Maßnahmen.
Imtech trägt die Kosten der Qualifizierungen.
Die Betriebsvereinbarung in Kürze
22_23_mz_01_09_apm.qxp:Arbeit_22_23 17.12.2008 19:04 Uhr Seite 22
metallzeitung 1/2009 | SEITE 23
UNSER PRODUKT
Energie aus dem Sägewerk braucht mehr Platz als Öl, ist aber billiger.
Holzpellets werden aus Hobel-spänen und Sägemehl gepresst,also aus »Abfällen« derHolz ver-arbeitenden Industrie. Als um-weltfreundliche Energiequellegelten sie vor allem, weil nicht solange Transportwege anfallenwie bei Öl und Gas.
Die Heizgeräte, in denen diePellets verfeuert werden, sindnicht billig.Öfenkosten zwischen5000 und 8700 Euro, Heizungenzwischen 7000 und über 17300Euro, jenachHerstellerundTech-nik. Auf lange Sicht machen siesich aber bezahlt, weil das Heizenmit Pellets weniger kostet als mitÖl, Gas und Strom. Nach einemBericht der ARD-Sendung »Wwie Wissen« kostet eine 80 Qua-dratmeter große Wohnung mitGasheizung jährlich etwa 1400
EuroEnergie.BeiHolzpellets sindes nur 600 Euro. Das macht dieAlternative bezahlbar: Wird zumBeispielderAnschaffungspreis ei-nes 5165 Euro teuren Pelletofensmit den Kosten für Wartung undEnergie zusammengezählt undauf 15 Jahre Lebensdauer umge-rechnet, kostet er pro Jahr nurnoch 1148 Euro.
Das Öko-Institut hat die Geräteauf Qualität, Umweltfreundlich-keit und ihr Preis-Leistungs-Verhältnis geprüft und eine Listeüber gute Produkte, Hersteller,Preise, Kosten und Schadstoff-werte zusammengestellt.
Mehr Informationen gibt es unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Holzabfälle wärmen imWinter das WohnzimmerWer mit Holzpellets heizt, macht sich vom teuren Öl oder
Gas unabhängig und belastet die Umwelt weniger.
Foto:KEYSTONE/pa
Querdenken, etwas anders machen oder Dinge auf den Kopf
stellen: Die metallzeitung sucht gute Ideen und Produkte, auf
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DIE GUTE IDEE
Die rund 2500 Beschäftigten derIG Metall sind auch nur Men-schen.Menschenmit Rückenpro-blemen; Menschen, die Rauchen;Menschen mit Übergewicht. Sieleiden unter Stress, hohem Blut-druck, Tinnitus oder Schlafstö-rungen. Manche Beschäftigtewollen nach langer Krankheitlangsam wieder zurück in ihrenArbeitsalltag. Eine Sekretärinwünscht sich ein Stehpult, um ih-re Bandscheibe zu entlasten. AllesFälle für die Gesundheitsförde-rung und diese besteht bei der IGMetall aus vier Säulen:dem Arbeitsschutz, der istgesetzlich vorgeschrieben;dem Betrieblichen Wiederein-gliederungsmanagement;der Suchtprävention und -hilfe;sowie der Gesundheitsför-derung mit vielen Angeboten.
»Ziel der Gesundheitsförderungist es, die Motivation und Leis-tungsfähigkeit der Mitarbeiterin-nen undMitarbeiter zu erhalten«,erklärt der Zweite Vorsitzendeder IG Metall Detlef Wetzel, der
auch für die Beschäftigten der IGMetall zuständig ist.
Die IG Metall hat kreative Bei-spiele entwickelt, wie Gesundheitalle ihre Beschäftigten anspricht.Zum Beispiel mit dem jährlichenGesundheitstag. Diesmal stand erunter dem Motto »Balance vonArbeit undLeben«.HeikeDrechs-ler, mehrmalige Olympiasiegerinim Weitsprung, zeigte den Metal-lern, wieman dank leichter Bewe-gung geistig fit bleibt.
»Beratung durchBetriebsärzte so-wie das Angebot von Rücken-schulkursen, Hautkrebsvorsorgeoder Grippeimpfungen nehmendie Beschäftigten der IG Metallauch selbst gerne wahr«, freutsich Eva Zinke, Gesundheitsbe-auftragte bei der IG Metall. Auchbeim Thema Gesundheit könnenArbeitgeber also von der IG Me-tall nur lernen.
Mehr Infos und Links zum Thema:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Die IG Metall schreibtGesundheit ganz großDie IG Metall will Vorbild sein. Auch als Arbeitgeberin. Deshalb
liegt ihr die Gesundheit ihrer Beschäftigten sehr am Herzen.
Olympiasiegerin Heike Drechsler und Detlef Wetzel beim Gesundheitstag.
Foto:MichaelSchinke
22_23_mz_01_09_apm.qxp:Arbeit_22_23 17.12.2008 19:04 Uhr Seite 23
In den meisten Privathaushaltenwird Energieeffizenz groß ge-schrieben. Im betrieblichen AlltagsiehtdieRealität anders aus:VielenBeschäftigten ist kaum bewusst,welche Einsparpotenziale es gibtund dass sie kaumArbeit machen.Trotz aller Umwelt-Gütezeichenlässt sich der tatsächliche Energie-bedarf von Computern kaumabschätzen. Äußerlich nahezuidentische Geräte unterscheidensich stark in der Leistungsaufnah-me. Der Stromverbrauch bei ei-nem Büro-PC kann deutlich über300Watt liegen und in einem JahrKosten von über 150 Euro verur-sachen. Energieeffiziente Gerätebegnügen sichhingegen schonmitetwa 50Watt.
Viele Bürogeräte laufen den gan-zen Tag ohne Unterbrechung, ob-wohl sie nur kurze Zeit tatsächlichgenutzt werden. Der sogenannteSleep-oderStand-By-ModuskanndenStromverbrauchsenken.Dochbei Feierabend lautet die Devise:Abschalten statt Leerlauf. Dennauch wenn PC, Monitor, Drucker
und Co. am Geräteschalter ausge-schaltet sind, ziehen sie immernoch drei bis sechsWatt Strom.
Die Beleuchtung ist für den größ-ten Teil des Stromverbrauchs imBetrieb verantwortlich. In Bespre-chungsräumen, Küchen und Toi-letten brennt oft stundenlang dasLicht, obwohl sich dort niemandaufhält. Das Licht nur einschalten,wenn es wirklich benötigt wird.Das macht nicht viel Mühe, bringtin der Summe aber eineMenge.
Haushaltsgeräte sind die versteck-ten Stromfresser. Ein Durchlauf-erhitzer verbraucht täglich 0,5Kilowattstunden Strom. Je längerdie Anmischzeit, desto höher derVerbrauch. Besser den Boiler aufdie kleinste Stufe stellen oder nurbei Bedarf einschalten. Auch mitkaltem Wasser werden die Händesauber, zudem ist es erfrischend.
Mehr Stromspar-Tipps unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Nicht nur zu Hause, sondern auch am Arbeitsplatz lässt sich durch eine effiziente Strom-
nutzung jede Menge Energie einsparen. Wer verborgene Energiequellen aufspürt und stopft,
schont nicht nur das Budget des Arbeitgebers, sondern entlastet auch Klima und Umwelt.
IN KÜRZE
TIPPS FÜR DEN JOB
Bildschirmschoner sind Stromfresser pur: Meistens laufen sie dann,
wenn niemand vor demMonitor sitzt. Darum: Deaktivieren und den
PC so einstellen, dass der Bildschirm nach zehnMinuten Nichtnut-
zung zumindest in den Stand-By-Modus wechselt.
PC, Monitor und Arbeitsplatzdrucker nach Dienstschluss immer run-
terfahren und abschalten.
Stecker ziehen: Geräte mit Stand-by-Funktion bei längerer Nichtnut-
zung und bei Urlaub oder Krankheit ganz vomStromnetz trennen.
Kühlschranktemperatur überprüfen. Optimal sind sieben Grad.
Auch sollte das Gerät regelmäßig abgetaut werden.
Effizient kopieren. Beispielsweise zwei Seiten auf einem Blatt.
Licht konsequent abschalten. Überall und wann immer möglich.
Die versteckten Stromfresser am Arbeitsplatz
Ratgeber ArbeitsvertragDie IG Metall hat ihren Ratgeber
»Arbeitsvertrag« überarbeitet
und neu aufgelegt. Er informiert
auf 96 Seiten über die Bedeutung
wesentlicher Klauseln, wie sie
in Arbeitsverträgen oft von
Arbeitgebern verwendet
werden. Der Ratgeber
richtet sich in erster
Linie an Berufsan-
fänger, eignet sich
aber auch für Per-
sonen, die Arbeit
haben oder einen
Wechsel planen. Für IG
Metall-Mitglieder gibt es die
Broschüre kostenlos im Internet
zum Herunterladen.
3www.igmetall.de
RRatgeber & Bildung
RArbeitsvertrag
Hilfe für schwangere AzubisWenn eine junge Frau während
ihrer Ausbildung schwanger wird,
gehen ihr viele Fragen durch den
Kopf. Was geschieht mit meiner
Ausbildung? Kann ich Ausbildung
und Kind vereinbaren? Wie soll
ich das finanziell schaffen? Ant-
worten gibt der Ratgeber
»Ausbildung, schwanger – und
jetzt?« der DGB-Jugend. Darin
wird aufgezeigt, wie trotz Mutter-
schaft die Ausbildung fortgesetzt
werden kann und welche finan-
ziellen Hilfen es für werdende
Mütter und Väter gibt.
3www.dgb-jugend.de
RBroschüren
RDownloads
Haushaltskalender 2009Kalender und Haushaltsbuch in
einem – das ist der »Haushalts-
kalender 2009«. Er gibt Tipps, für
eine effektive Haushaltsplanung
und wie Paare ihre Finanzen am
besten gestalten. Dazu gibt es
viele Ratschläge, die Geldbörse
und Umwelt entlasten. Käufer
erfahren in einem Test, welche
Verbraucherrechte sie haben –
beispielsweise, dass mangelhaf-
te Ware trotz Preisreduzierung
nicht vom Umtausch ausge-
schlossen ist. Der »Haushalts-
kalender 2009« kann kostenlos
heruntergeladen werden unter:
3www.geld-und-haushalt.de
RRatgeber Service
RPlanungshilfen
Energiespartipps für den Job
ARBEIT
Illustration: Marina Bartel und Chris Schäfer / panthermedia.net
24_25_mz_01_09_apm.qxp:Arbeit_24_25 17.12.2008 19:05 Uhr Seite 24
metallzeitung 1/2009 | SEITE 25
AUF DEM PRÜFSTAND
Gegen Stress im Großraumbüro helfen Lärmschlucker unter der Decke.
Die räumliche Antwort aufTeamarbeit heißt Großraum-büro.Hier sollenBeschäftigte sichschnell und unkompliziert aus-tauschen und ihre Arbeit bessererledigen. Das funktioniert aller-dings nur, wennGroßraumbürosgroßzügig geplant werden. WerWände nur einreißt, um Kostenzu sparen undmehr Beschäftigteauf weniger Raum unterzubrin-gen, erreicht oft das Gegenteil.
Sitzen Beschäftigte wie Hühnerin der Legebatterie aufeinander,sinkt häufig die Leistung. In ei-ner Befragung der Hans-Böck-ler-Stiftung sagten 50 Prozent,dass der Stress im Großraumbü-ro deutlich zugenommen habe.Rund 70 Prozent fühlten sichdurch Lärm und Ablenkungengestört und gaben an, dass ihreArbeitseffizienz gesunken sei.
Nach Ansicht vieler Expertenist der Lärm das größte Problemin Großraumbüros. Sie empfeh-
len zwischen 40 bis maximal 50Dezibel. Dieser Wert wird oftüberschritten, lässt sich aber miteinpaarKniffen erreichen:Lärm-schlucker unter der Decke unddämpfendeTeppichekönnendenGeräuschpegelmindern.Wichtigist auch Abstand zwischen denArbeitsplätzen, damit die Intim-sphäre gewahrt bleibt. ModerneBürolandschaftenmüssenzudemRückzugsmöglichkeiten bieten,sowohl für den Einzelnen alsauch für Gruppen.
Und Großraumbüros eignensich nicht für jedeTätigkeit. Vor-teile bringen sie vor allem, wennBeschäftigte gemeinsam an ei-nem Projekt arbeiten. Für dieklassische Arbeit im Call Centereignet sich das Großraumbüronach Ansicht von Experten da-her auch eher nicht.
Mehr über Großraumbüros unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Foto:raumAKUSTIKS
Offene Bürolandschaftenstatt MassenhaltungGroßraumbüros sollen die Teamarbeit fördern. Doch häufig
sorgen Lärm und Ablenkung für Stress am Arbeitsplatz.
BESSER MIT BILDUNG
Im ersten Augenblick hatte Ben-jamin Bambach das Gefühl, denBoden unter den Füßen zu verlie-ren. Knapp zwei Jahre hatte dergelernte Kachelofensetzer alsLeiharbeiter bei Daimler in BadRotenfels gearbeitet, dann kamdas Aus. Der 30. November warsein letzter Arbeitstag. Als er vonseinem Einsatzende bei Daimlererfuhr, endete auch sein Arbeits-verhältnis beim Verleiher. Seinerster Gedanke war: »Jetzt habtihr mir den Strick um den Halsgelegt. Jetzt muss nur noch einerden Hocker unter meinen Füßenwegtreten.«
Wie Benjamin ging es in derRegion rund ums badische Gag-genau vielen. Fast 1000 Leihar-beiter und Befristete standen hierinnerhalb kürzester Zeit auf derStraße. Für Roman Zitzelsberger,Erster Bevollmächtiger der IGMetall in Gaggenau, war klar: Be-sondere Situationen verlangenbesondere Antworten. »Deshalbhaben wir alle entlassenen Leih-arbeiter und Befristeten sofortangerufen.« DieVerwaltungsstel-le beantwortete ihre rechtlichenFragen und lud sie zu einem Se-minar ein. Gemeinsam mit einer
Qualifizierungsgesellschaft bietetsie den Betroffenen ein Bewer-bungstraining an. Zudemkönnensie ein persönliches Profil erstel-len lassen. »Dabei erfahren sie,welche zusätzlichenQualifikatio-nen ihnen bei der Jobsuche helfenkönnen«, sagt Zitzelsberger.
Die Verwaltungsstelle kann zwarselbst keine Qualifizierungen an-bieten. Aber sie verhandelt mitder örtlichenArbeitsagentur, wel-che Möglichkeiten es dort für dieehemaligen Leiharbeiter und Be-fristeten gibt. »Außerdem wollenwir auch unser Betriebsrätenetz-werk nutzen, und den Kollegenbei der Jobsuche helfen«, sagt Zit-zelsberger. »Zwar sieht es in derRegion zurzeit nicht gut aus. Aberan der ein oder anderen Stelle tutsich immer mal wieder was.«
Nach dem ersten Schock hatsich auch Benjamin Bambach er-holt. Er schaut nach vorn und da-bei hilft ihm auch das Seminarder IGMetall: »Es tut einfach gutzu wissen, man ist nicht allein.«
Mehr zur Situation in Gaggenau:
3www.gaggenau.igm.de
»Es ist gut zu wissen, dassman nicht alleine ist«
In Gaggenau hat die Krise besonders viele Leiharbeiter erwischt.
Die Verwaltungsstelle hilft mit Beratung und Seminaren.
Roman Zitzelsberger (links) berät Benjamin Bambach.
Foto:MichaelKunst
24_25_mz_01_09_apm.qxp:Arbeit_24_25 17.12.2008 19:05 Uhr Seite 25
SEITE 26 | metallzeitung 1/2009
ÖKONOMIE MAL ANDERS
Solidarität ist nicht teilbarDie soziale Sicherung vor den Risiken des Lebens zählt zu den zentralen Aufgaben eines Sozialstaates. Erforderlich ist eine
Absicherung im Kollektiv, um nicht kalkulierbare Risiken auszugleichen. Denn: Solidarität ist unteilbar. Gerhard Bäcker,
Professor für Soziologie an der Universität Duisburg, hält ein Plädoyer für eine solidarische Erwerbstätigenversicherung.
Selbstständigen – wird aber zu-nehmend brüchig und sozialpoli-tisch inakzeptabel. Der Grund:Gerade Selbstständige, die häufigein höheres Einkommen als dieArbeitnehmer haben, könnensich in den günstigen Sonder-systemen absichern. Aber: Soli-darität ist unteilbar. Eine Gesell-schaft und ein Sozialstaat, in derdie sogenannten »guten Risiken«unter sich bleiben können, ist aufDauer nicht tragbar.
Zugleich ist die Annahmefalsch, dass alle Selbstständigenim Alter ausreichend versorgtsind. Nicht alle SelbstständigenheißenOetker oder Albrecht undverfügen über Lebensversiche-rungen oder Betriebsvermögen.Für die private Absicherung imAlter fehlt auch vielen Selbststän-digen schlichtweg das Geld.
Was spricht also gegen eine Er-werbstätigenversicherung? Si-cherlich sind Übergangs- undAnpassungsprobleme zu über-winden. Doch eins ist offensicht-lich: Die pauschale Antwort »Dasgeht doch alles gar nicht« ist we-nigmehr als der Versuch, alte Pri-vilegien zu verteidigen und dasSolidaritätsprinzip auszuhöhlen.
Mehr Infos zum Thema »Initiative
Generationenvertrag« unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Die Sozialversicherung vereinigtdas Prinzip der Versicherung mitdem Prinzip der Solidarität. Soli-darität, das bedeutet, dass zwi-schen den Leistungsstarken undden Leistungsschwächeren einsozialer Ausgleich stattfindet: Sowird der Beitrag nicht am Risiko,sondern allein am Einkommenbemessen. Und auf der Leis-tungsseite werden Zeiten, in de-nen wegen Arbeitslosigkeit,Kindererziehung oder Pflegever-pflichtungen keine Erwerbstätig-keit vorliegt, als Beitragszeitenangerechnet.
Problematisch ist, dass sich dieSolidarität nicht auf alle bezieht.Bismarck konzipierte die Sozial-versicherung als Arbeiterversi-cherung und deshalb ist diegesetzliche Rentenversicherungbis heute eine Arbeitnehmerver-sicherung. Beamte, Abgeordneteund Selbstständige zahlen nichtein. Immerhin zahlen einige we-nige Selbstständige wie Künstler,Landwirte undHandwerkermitt-lerweile auch in die gesetzlicheRentenversicherung ein. Aber imGrundsatz gilt bis heute die Auf-fassung, dass Selbstständigeschon allein in der Lage sind, fürihr Alter vorzusorgen.
Dieses Grundmuster – Sozial-versicherung für die Arbeitneh-mer und private Vorsorge für die
Die IG Metall fordert in ihrer »Initiative Generationenvertrag« die Fort-
entwicklungder gesetzlichenRentenversicherungzueiner solidarischen
Erwerbstätigenversicherung. Alle Erwerbstätigen sollen in den Finan-
zierungs- und Solidarverbund des gesetzlichen Systems einbezogen
undVersicherungspflicht und -schutzauf alle ausgedehntwerden.Dafür
müssten auch Selbstständige, Freiberufler, Beamte oder auch Parla-
mentarier in eine Erwerbstätigenversicherung einzahlen. Die Finanzie-
rungmuss je zur Hälfte von Arbeitnehmern und Arbeitgebern erfolgen.
Einzahlen sollen alle
Gerhard Bäcker, geboren 1947 inWülfrath imRheinland, studierteWirt-
schafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Köln. Seit 2002
ist Bäcker Professor für Soziologie und Praxisorientierte Sozialwis-
senschaften an der Universität Duisburg-Essen; seit 2005 Dekan am
Fachbereich für Gesellschaftswissenschaften. Seine Schwerpunkte in
Lehre und Forschung: Soziologie desSozialstaates sowie Theorie, Em-
pirie und Geschichte des Wohlfahrtsstaates.
Zur Person
Foto:Privat
Quelle: IAB*Bei geringfügiger Beschäftigung 2000 bis 2006.
Entwicklung der Erwerbsformen 1996* bis 2006, in Prozent:
Alle rein ins Solidarsystem
Vollzeit
Teilzeit geringfügigbeschäftigt
selbst-ständig
+ 17,4+ 19,8
+ 26,8
- 9,7
26_27_mz_01_09_apm.qxp:Arbeit_27 17.12.2008 19:06 Uhr Seite 26
Illustration:StephanRürup
DIE ZAHL
Immer mehr LesemuffelSapperlot: 45 Prozent der 14-
bis 19-Jährigen sagen, sie hätten
als Kind nicht ein einziges Buch
geschenkt bekommen. Das ist
das Ergebnis einer Umfrage
der »Stiftung Lesen«, an der
2500 Jugendliche und Erwach-
sene teilgenommen haben. Die
Wahrscheinlichkeit, dass die
Teenagergruppe nie in ihrem
Leben ein Buch lesen wird, ist
ziemlich hoch: Denn jeder Vierte
in Deutschland ist ein Buch-
muffel und zieht andere Medien
und Unterhaltungsformen vor.
Es gibt aber auch eine gute
Nachricht: Menschen mit
Migrationshintergrund lesen
genauso viel wie alle anderen.
Und weil Lesen bildet, sind
diese Leser »wichtige
Multiplikatoren, um in den bil-
dungsfernen Schichten die Lust
am Lesen zu fördern«, lautet ein
Fazit der Studie. Eine weitere
Erkenntnis: 20 Prozent aller Be-
fragten finden, dass man sich
beim Lesen im Internet verzettelt.
Es gibt also genug Gründe, um
mal wieder ein gutes Buch zu
lesen, und noch mehr Gründe,
Bücher an Kinder zu verschen-
ken. Denn Lesen ist immer noch
einer der nachhaltigsten
Bildungsmöglichkeiten.
VON A BIS Z: DAS STICHWORT
Öffentliche Bürgschaft
Erst Banken, jetzt Unternehmen wie Opel: Der Staat soll Sicherheitsnetze aufspannen und mit
Milliardensummen bürgen. Mit dem Geld der Steuerzahler. Ist das in Ordnung?
Gewinne werden privat einge-heimst, Verluste vergesellschaftet– dieserVorwurfwar oft zuhören,als die Diskussion um staatlicheHilfen für die in die Krise gestürz-ten »Zockerbanken« begann.Mitte Oktober beschloss die Bun-desregierung ein Rettungspaketüber 500 Milliarden Euro: 400Milliarden fürGarantiendes Staa-tes, um das Vertrauen der Bankenuntereinander zu stärken, damitsiewiederKredite geben. 100Mil-liarden dafür, dass der StaatAnteile kriselnder Banken über-nehmenkann, umderenEigenka-pitalbasis zu stärken und Pleitenzu verhindern. Außerdem istmöglich, dass der Staat wertloseKredite kauft und vom Marktnimmt. Dadurch verschwindendie Verlustbringer aus den Bilan-zen der Banken.
Das Rettungspaket ist ein Sonder-fall. Es ist in einem eigenenGesetzgeregelt. Hauptgrund für das neueGesetzwar dieAngst, dass sich dieFinanzkrise auf die gesamteWirt-schaft verheerend auswirkt. Vor
allem, wenn Banken Unterneh-men nicht mehr die notwendigenKredite für Investitionen geben.
Bürgschaften des Bundes, derLänder oder Kommunen sind einhäufig genutztes Instrument derWirtschaftsförderung. Bekanntsind die Exportgarantien (»Her-mes-Bürgschaften«) für Firmen,die»schwierige«Märkte inSchwel-len- und Entwicklungsländern er-schließen. In der Regel muss derStaat bei Bürgschaften tatsächlichkeinGeld hergeben. Sie sind ledig-lich Sicherheiten: Die öffentliche
Hand trägt einen Teil des Risikos(meist 80 Prozent), damit BankenUnternehmen Kredite geben. ImRegelfall darfderStaatnurdannei-ne Bürgschaft übernehmen, wennes wirtschaftlich sinnvoll ist, wenner nicht damit rechnen muss, dasser auch zahlen muss. Das wird ge-nau geprüft.
Was bewirkt das Rettungspaket?
Wie sagt die IG Metall zur
Finanzkrise? Mehr dazu unter:
3www.igmetall.de/metallzeitung
Der Hilferuf von Opel kam, als eine internationale Fachjury den neuen
Insignia gerade zum »Auto des Jahres« gewählt hatte. Opel ist gesund,
hängt aber finanziell vom US-Mutterkonzern General Motors (GM) ab.
Um bei einer Insolvenz von GM weiter Kredite beschaffen zu können,
bat Opel den Staat um eine Bürgschaft – eine Vorsorgemaßnahme, um
die Investitionen abzusichern. Die IG Metall appellierte an Bundes- und
Landesregierungen, schnell zu handeln. Ohne Investitionen in neue
Modelle sieht die IG Metall Tausende Arbeitsplätze gefährdet.
Informationen zu Opel nach Redaktionsschluss gibt es unter:
3www.igmetall-bezirk-frankfurt.de
3www.nrw.igmetall.de
Der Sonderfall Opel
26_27_mz_01_09_apm.qxp:Arbeit_27 17.12.2008 19:06 Uhr Seite 27
SEITE 30 | metallzeitung 1/2009
DAS LETZTE
Karikatur:André
Poloczek
30_01_09_apm.qxp:09_30_Karikatur_apm.qxp 17.12.2008 19:07 Uhr Seite 30