minol informiert: funktion von heizkostenverteilern nach ... als flüssigkeiten werden z. b....

5
MINOL INFORMIERT Funktion von Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip Die preiswerten Klassiker zur Verbrauchserfassung Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip haben noch immer die weiteste Verbreitung . Auch wenn immer wieder Stim- men laut werden, die an der Genauigkeit des Verfahrens zwei- feln, bleibt doch unbestritten, dass Verdunstungsheizkostenver- teiler bei normgerechtem Einsatz viele positive Eigenschaften in sich vereinigen. Es ist äußerst preiswert, hinreichend genau und manipulationssicher. Betonung verdient aber insbesondere der Umstand, dass sich im Verlauf von Jahrzehnten die Qualität die- ser Geräte erheblich verbessert hat. Alte Verdunster haben heu- te in modernisierten Heizanlagen nichts mehr zu suchen. Wenn es einmal Schwierigkeiten mit der Abrechnung gibt, dann sind in der Regel uralte Geräte aus den 1980er und oft noch aus den 1970er Jahren eingebaut, die mit den heutigen Betriebsbedin- gungen nicht fertig werden (gesenkte Vorlauftemperaturen, au- tomatische Regelung der Heizanlage, Thermostatventile usw.). Für moderne Heizanlagen müssen auch moderne Erfassungs- geräte installiert werden. Die Funktion von Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprin- zip ist verblüffend einfach und außerordentlich zuverlässig: Über ein gut wärmeleitendes Rückenteil, das heute in der Re- gel aus Aluminium besteht, wird vom Heizkörper Wärme auf eine oben offene Ampulle übertragen, die eine schwer siedende Flüs- sigkeit enthält. Als Flüssigkeiten werden z. B. Methylbenzoat oder Cyclohexanol verwendet (im Normaltemperaturbereich). Seltener auch Benzyl- acetat (im Hochtemperaturbereich bis 110 °C) oder 1-Hexanol (im Niedertemperaturbereich). Das sind Substanzen, die in der Natur vorkommen, die aber auch industriell hergestellt werden können. Je nach Dauer der Temperatureinwirkung verdunstet die Flüs- sigkeit mehr oder weniger. Bei starker Beheizung verdunstet viel Flüssigkeit - bei geringerer entsprechend weniger. Ein einfaches und sicheres System. Ergänzend zur Verdunstungsmenge ist bei allen Arten von Heiz- kostenverteilern auch die thermische Ankopplung des Heizkos- tenverteilers zum Heizkörper und ganz besonders die Wärme- leistung des Heizkörpers zu berücksichtigen. Beides zusammen drückt sich in einem Bewertungsfaktor aus. Am Ende einer Abrechnungsperiode, meistens nach zwölf Mona- ten, wird über eine Ableseanzeige (Skale) die Menge der verduns- teten Flüssigkeit und damit der Verbrauch abgelesen. Die Ablesung der Verbrauchseinheiten kann nach zwei Systemen erfolgen: Bei Einheitsskalen ist der abgelesene Ver- brauchswert mit dem Bewertungsfaktor zu multiplizieren. Der Be- wertungsfaktor be- rechnet sich aus der Wärmeleistung des Heizkörpers und dem Wärmeübergangswert zwischen Heizkörper und Heizkostenverteiler. Der Vorteil ist eine sehr genaue Abstufung der Bewertungsfaktoren bis auf mehre- re Nachkommastellen genau. Bei Minol-Heizkostenverteilern wer- den typischerweise Einheitsskalen verwendet. Bei Produktskalen ist in der Einteilung der Skalen die Heizkör- perleistung und der Wärmeübergangswert bereits eingeschlos- sen. Der Ablesewert entspricht schon dem abzurechnenden Wert und es ist keine Umrechnung erforderlich. Alle Heizkostenver- teiler mit Gerätemontagen vor 1983 hatten bei Minol noch diese Abb. 1: Aufbau eines Heizkos- tenverteilers nach dem Ver- dunstungsprinzip, hier am Bei- spiel des Minol Messtechnik Minotherm II. Die Wärme des Heizkörpers wird über ein ma- nipulationssicher angebrach- tes Rückenteil aus Aluminium auf die Ampulle mit der Flüs- sigkeit übertragen. Die Menge der verdunsteten Flüssigkeit ist ein relatives Maß für die Wärmeabgabe. Abb. 2: Zur Verbrauchserfassung an Heizkörpern werden Heizkostenverteiler nach wie vor am häufigsten eingesetzt. Dabei werden Verdunstergeräte je- doch mehr und mehr von moderneren elektronischen Geräten abgelöst.

Upload: hoangdung

Post on 17-Aug-2019

215 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Minol informiert: Funktion von Heizkostenverteilern nach ... Als Flüssigkeiten werden z. B. Methylbenzoat oder Cyclohexanol verwendet (im Normaltemperaturbereich). Seltener auch Benzyl-acetat

MINOL INFORMIERT

Funktion von Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip

Die preiswerten Klassiker zur Verbrauchserfassung

Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip haben noch immer die weiteste Verbreitung . Auch wenn immer wieder Stim-men laut werden, die an der Genauigkeit des Verfahrens zwei-feln, bleibt doch unbestritten, dass Verdunstungsheizkostenver-teiler bei normgerechtem Einsatz viele positive Eigenschaften in sich vereinigen. Es ist äußerst preiswert, hinreichend genau und manipulationssicher. Betonung verdient aber insbesondere der Umstand, dass sich im Verlauf von Jahrzehnten die Qualität die-ser Geräte erheblich verbessert hat. Alte Verdunster haben heu-te in modernisierten Heizanlagen nichts mehr zu suchen. Wenn es einmal Schwierigkeiten mit der Abrechnung gibt, dann sind in der Regel uralte Geräte aus den 1980er und oft noch aus den 1970er Jahren eingebaut, die mit den heutigen Betriebsbedin-gungen nicht fertig werden (gesenkte Vorlauftemperaturen, au-tomatische Regelung der Heizanlage, Thermostatventile usw.). Für moderne Heizanlagen müssen auch moderne Erfassungs-geräte installiert werden.

Die Funktion von Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprin-zip ist verblüffend einfach und außerordentlich zuverlässig:

� Über ein gut wärmeleitendes Rückenteil, das heute in der Re-gel aus Aluminium besteht, wird vom Heizkörper Wärme auf eine oben offene Ampulle übertragen, die eine schwer siedende Flüs-sigkeit enthält.

� Als Flüssigkeiten werden z. B. Methylbenzoat oder Cyclohexanol verwendet (im Normaltemperaturbereich). Seltener auch Benzyl-acetat (im Hochtemperaturbereich bis 110 °C) oder 1-Hexanol (im Niedertemperaturbereich). Das sind Substanzen, die in der Natur vorkommen, die aber auch industriell hergestellt werden können.

� Je nach Dauer der Temperatureinwirkung verdunstet die Flüs-sigkeit mehr oder weniger. Bei starker Beheizung verdunstet viel Flüssigkeit - bei geringerer entsprechend weniger. Ein einfaches und sicheres System.

� Ergänzend zur Verdunstungsmenge ist bei allen Arten von Heiz-kostenverteilern auch die thermische Ankopplung des Heizkos-tenverteilers zum Heizkörper und ganz besonders die Wärme-leistung des Heizkörpers zu berücksichtigen. Beides zusammen drückt sich in einem Bewertungsfaktor aus.

� Am Ende einer Abrechnungsperiode, meistens nach zwölf Mona-ten, wird über eine Ableseanzeige (Skale) die Menge der verduns-teten Flüssigkeit und damit der Verbrauch abgelesen.

Die Ablesung der Verbrauchseinheiten kann nach zwei Systemen erfolgen:

� Bei Einheitsskalen ist der abgelesene Ver-brauchswert mit dem Bewertungsfaktor zu multiplizieren. Der Be-wertungsfaktor be-rechnet sich aus der Wärmeleistung des Heizkörpers und dem Wärmeübergangswert zwischen Heizkörper und Heizkostenverteiler. Der Vorteil ist eine sehr genaue Abstufung der Bewertungsfaktoren bis auf mehre-re Nachkommastellen genau. Bei Minol-Heizkostenverteilern wer-den typischerweise Einheitsskalen verwendet.

� Bei Produktskalen ist in der Einteilung der Skalen die Heizkör-perleistung und der Wärmeübergangswert bereits eingeschlos-sen. Der Ablesewert entspricht schon dem abzurechnenden Wert und es ist keine Umrechnung erforderlich. Alle Heizkostenver-teiler mit Gerätemontagen vor 1983 hatten bei Minol noch diese

Abb. 1: Aufbau eines Heizkos-tenverteilers nach dem Ver-dunstungsprinzip, hier am Bei-spiel des Minol Messtechnik Minotherm II. Die Wärme des Heizkörpers wird über ein ma-nipulationssicher angebrach-tes Rückenteil aus Aluminium auf die Ampulle mit der Flüs-sigkeit übertragen. Die Menge der verdunsteten Flüssigkeit ist ein relatives Maß für die Wärmeabgabe.

Abb. 2: Zur Verbrauchserfassung an Heizkörpern werden Heizkostenverteiler nach wie vor am häufigsten eingesetzt. Dabei werden Verdunstergeräte je-

doch mehr und mehr von moderneren elektronischen Geräten abgelöst.

Page 2: Minol informiert: Funktion von Heizkostenverteilern nach ... Als Flüssigkeiten werden z. B. Methylbenzoat oder Cyclohexanol verwendet (im Normaltemperaturbereich). Seltener auch Benzyl-acetat

Funktion von Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip

Seite 2

Produktskalen, die den damaligen Ansprüchen genügten, heu-te aber durch ihre relativ grobe Rasterung nicht mehr zeitgemäß sind.

Die Erfassung mit Heizkostenverteilern ist, entgegen einer weit-läufigen Auffassung, keine Messung im physikalischen Sinn. Der Preis einer Einheit (vielfach auch Strich genannt) errechnet sich erst aus den gesamten Verbrauchskosten des Gebäudes, geteilt durch die insgesamt abgelesenen Verbrauchseinheiten. Heizkostenvertei-ler gehören zu den nicht eichpflichtigen Messhilfsverfahren. Das ist auch der Grund dafür, dass bei einer Abrechnung mit Heizkostenver-teilern immer eine ganze Nutzergruppe, also alle Verbraucher, die an der zentralen Heizanlage angeschlossen sind, mit gleichen Typen von Erfassungsgeräten ausgestattet sein müssen. Die Mischung un-terschiedlicher Typen oder Fabrikate - also in einer Wohnung Ver-dunstergeräte der Firma X und in einer anderen elektronische Ge-räte der Firma Y, funktioniert in keinem Fall und ist unzulässig. Eine Schlussabrechnung der Heizkosten kann erst dann erstellt werden, wenn sowohl die zu verteilenden Gesamtkosten des Gebäudes be-

kannt sind, als auch die kom-pletten Ablesewerte aller an der Heizanlage angeschlossenen Bewohner (Relativ-Verteilung).

Verdunstungsheizkostenvertei-ler sind in den heute üblichen Heizanlagen in den allermeisten Fällen einsetzbar - seit 1995, durch die Europäischen Normen festgelegt, auch in den vertika-len Einrohrheizungen der neuen Bundesländer. Es gibt dennoch zu beachtende Einsatzgrenzen, für die Verdunstungsheizkos-tenverteiler nicht geeignet sind. Bedingungen für die Verwen-dung sind:

� Es müssen Heizkörper sein - Warmlufterzeuger und klappenge-steuerte Heizkörper sind mit Heizkostenverteilern nicht zu erfas-sen. In diesen Fällen gibt es keinen sinnvollen Montagepunkt für die Geräte und die zu erfassende Wärmeleistung dieser Geräte hängt maßgeblich von der Luftströmung (Konvektion) ab, die mit einem Heizkostenverteiler nicht erfassbar ist.

� Auch Fußbodenheizungen sind mit Heizkostenverteilern nicht auszustatten, weil hier kein Montagepunkt zur Verfügung steht und die Temperaturen für die Erfassung zu gering sind (meistens unter 35 °C).

� Bei extrem niedrigen und extrem hohen Tempe-raturen würde sich die Verb rauchsanze ige verfälschen. Die Aus-legungsheizmediums-temperatur (= die Heiz-körpertemperatur am kältesten Wintertag - je nach Region wird dafür - 10 °C bis - 12 °C ange-nommen) muss deshalb mindestens 55 °C betragen, darf aber 110 °C (mit Spezialflüssig-keit) nicht überschreiten. Die meisten Heizanlagen haben auch heute noch maximale Heizkörpertemperaturen zwischen 70 °C und 90 °C.

� Bei horizontalen Einrohrheizungen sind Verdunstungsheizkos-tenverteiler nur dann zu verwenden, wenn die Rohrführung nicht über eine Nutzeinheit hinausgeht, was in der Praxis allerdings nur sehr selten vorkommt. Das Ausstattungsverbot begründet sich hier in der zu hohen Temperaturdifferenz zwischen dem ersten und dem letzten Heizkörper am Versorgungsstrang.

Die technischen und rechtli-chen Bedingungen im Bereich der verbrauchsabhängigen Abrechnung sind ständigen Änderungen unterworfen. Stets auf dem neuesten Stand ist das Minol Handbuch zur Wärmekostenabrechnung, das auch in der 14. Aufl age al-les Wissenswerte für Verwal-ter, Vermieter, Heizungstech-niker und -Ingenieure aber auch interessierte Wohnungs-eigentümer und Mieter ent-hält: Frank Peters, Handbuch

zur Wärmekostenabrechnung, 640 Seiten, 28,50 €, erhältlich bei Minol ([email protected], www.minol.de/handbuch) und im Buchhandel, ISBN 3-9810112-4-4.

Abb. 4: Montage von Heizkostenver-teilern. Wichtig ist die richtige Monta-gehöhe und die Einheitlichkeit in ei-nem Gebäude.

1 5 10 50 100

10

5

1

0,5

0,1

0,05

Heizkörperübertemperatur in Kelvin

Verdunstungsgeschwindigkeit in mg/h

Der Bereich der niedrigenTemperaturen mit über-proportionaler Verdunstung(aber kleiner Verdunstungs-menge) wird durch die Kalt-verdunstungsvorgabekompensiert.

Im Bereich der hohenTemperaturen mit über-proportionaler Verdunstungsind Heizkostenverteilernach dem Verdunstungs-prinzip nicht einsetzbar.

Im Bereich der normalenTemperaturen ist dieVerdunstungsgeschwindigkeitgeringfügig unterproportional(Normaler Einsatzbereichvon Verdunstungs-HKV).

Heizkörper-Wärmeleistung

Verdunstungs -kurve

Abb. 3: Trotz der Einsatzbeschränkungen durch die Verdunstungskurve bei Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip lässt sich dieser Geräte-

typ in den meisten Heizanlagen einsetzen.

» Moderne Verdunstungs-heizkostenverteiler sind eine preiswerte Mög-lichkeit der gerechten Verbrauchserfassung

Page 3: Minol informiert: Funktion von Heizkostenverteilern nach ... Als Flüssigkeiten werden z. B. Methylbenzoat oder Cyclohexanol verwendet (im Normaltemperaturbereich). Seltener auch Benzyl-acetat

Funktion von Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip

Seite 3

Abb. 5: Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip (HKVV) - nach DIN EN 835 Anhang A empfohlene Einsatzbereiche.

Page 4: Minol informiert: Funktion von Heizkostenverteilern nach ... Als Flüssigkeiten werden z. B. Methylbenzoat oder Cyclohexanol verwendet (im Normaltemperaturbereich). Seltener auch Benzyl-acetat

Funktion von Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip

Seite 4

Horizontale Einrohrheizung

Vertikale Zweirohrheizung

Vertikale Einrohrheizungmit oberer Verteilung

Vielfach in den neuenBundesländernvorzufinden

Geeignet sind alleErfassungssysteme.

Verdunstungsheizkostenver-teiler und Wärmezähler abernur dann, wenn die Rohr-führung nicht über eineNutzeinheit hinaus geht.

Geht die Rohrführung übereine Nutzeinheit hinaus, sindnur noch elektronischeHeizkostenverteiler verwendbar.

Geeignet sind Verdunstungs-und elektronische Heizkosten-verteiler.

Wärmezähler können nichtverwendet werden, weil keinzentraler Vor-/Rücklauf für dieeinzelne Wohnung besteht.

Es sind elektronische Heiz-kostenverteiler, aber seit 1995auch Verdunstungsheiz-kostenverteiler einzusetzen.

Heizzentrale

Ringleitungje Nutzeinheit

Ringleitungje Nutzeinheit

VertikalerSteigstrang

VorlaufRücklauf

HeizzentraleVorlauf

Heizzentrale

Rücklauf

RücklaufVorlauf

Abb. 6: Heizkostenverteiler nach dem Verdunstungsprinzip (HKVV) - nach DIN EN 835 Anhang A empfohlene Einsatzbereiche.

Page 5: Minol informiert: Funktion von Heizkostenverteilern nach ... Als Flüssigkeiten werden z. B. Methylbenzoat oder Cyclohexanol verwendet (im Normaltemperaturbereich). Seltener auch Benzyl-acetat

Funktion von Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip

2019 - Frank Peters

Minol MesstechnikW. Lehmann GmbH & Co. KGNikolaus-Otto-Straße 2570771 Leinfelden-EchterdingenTelefon 0711 94 91 - 0Telefax 0711 94 91 - 238E-Mail [email protected] , www.minol.de

Abb. 7: Entscheidungskriterien für die richtige Auswahl des Erfassungssystems für die Heizkosten.