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MMAATTEERRIIAALLKKUUNNDDEE
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In der Zahnheilkunde am häufigsten verwendete Werkstoffe
INHALTSÜBERSICHT
KUNSTSTOFFE 4 Definition und Verwendung 4 Eigenschaften (Allgemein) 5 Polymerisation 6 Composite 8 Säure-Ätz-Technik 10 Dentin-Bonding 12
METALLE 15 Arten von Metallen 15 Wesentliche Eigenschaften 16 Die Metalle im Einzelnen 18 Quecksilber 19 Amalgam 21
ZEMENTE 28 Verwendung 28 Zinkoxydphosphat-Zement (Harvard) 30 Carboxylat-Zement 34 Silicat-Zement 36 Glasionomer-Zement (GlZ) 37
COMPOMERE 39
BLEICHMITTEL 40 Office- und Homebleaching 41 Laser Bleaching 42
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PROVISORIEN 43
Anforderungen und Typen 43 Herstellungsverfahren 44
WURZELFÜLLUNGSMATERIALIEN 45 Calciumhydroxid 45 Guttapercha 47
MATERIALIEN FÜR SPEZIELLE VERWENDUNGEN 48
KERAMISCHE WERKSTOFFE 49 Definition und Verwendung 49 Veneers 53
IMPLANTATE 54
ABDRUCKMATERIALIEN 56 Definition und Verwendung 56 Alginate 57 Hydrokolloide 58 Gummimassen 59
GIPS 61
Definition und Verwendung 61 Gipsarten 62
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WELCHE ANFORDERUNGEN WERDEN ALLGEMEIN AN EIN GUTES FÜLLUNGSMATERIAL GESTELLT?
Funktionsgerechtigkeit gute Randdichte wegen Sekundärkariesbildung gute Abriebfestigkeit Füllungsmaterial soll annähernd so hart sein wie der eigene Schmelz Kaustabilität soll Kaudruck ohne Brechen standhalten gute Säurebeständigkeit
Ästhetik von echten Zähnen wenig unterscheidbar
Unschädlichkeit d.h. gute biologische Verträglichkeit
Füllungsmaterial soll nicht korrodieren (Quecksilber!) Bei Kunststofffüllungen kann es zu schädlicher Säureabgabe kommen.
Füllungsmaterial soll im Röntgen sichtbar sein (=röntgenopak)
Füllungsmaterial soll hochglanzpolierbar sein
Gute Verarbeitungsfähigkeit
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K U N S T S T O F F E
DEFINITION:
Kunststoffe sind künstlich hergestellte hochmolekulare Stoffe.
Die Ausgangsmaterialien für diese synthetischen Kunststoffe sind Wasser, Kalk und Kohle
Basismaterial für die meisten Prothesen und Verblendkunststoffe ist die Methacrylsäure (Methacrylacid) MAA
VERWENDUNG
im Mund:
Füllungen vorwiegend im Frontzahnbereich (Composite)
Provisorienherstellung nach Präparation
direkte Unterfütterung von Teil- bzw Vollprothesen
außerhalb des Mundes im Labor:
Prothesenneuherstellung
indirekte Unterfütterungen von Teil- bzw. Vollprothesen
Prothesenreparaturen
Herstellung Kunststoffkronen als Dauerprovisorium
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K U N S T S T O F F E
EIGENSCHAFTEN VON KUNSTSTOFFEN (ALLGEMEIN)
Gute Kaustabilität
Hohe Ästhetik durch Hochglanzpolierbarkeit Zahnfarbangleichung
Schrumpfung bei Verarbeitung Randspaltenbildung (Gefahr: Sekundärkaries!) Prothese passt nicht
Eingeschränkte biologische Verträglichkeit durch: Restmonomerbildung: Restmonomere entstehen bei nicht vollständiger Polymerisation, dadurch sind Prothesenunverträglichkeit und allergische Schleimhautreaktionen möglich. Säureabgabe bei Polymerisation (Pulpitis!)
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POLYMERISATION Vollsynthetische Kunststoffe verdanken ihre Eigenschaften der Zusammensetzung, Form und Verkettung ihrer Riesenmoleküle. Diese entstehen durch Polymerisation. Das Ausgangsprodukt aller Kunststoffe ist die Methacrylsäure.
Was verstehen wir unter Polymerisation?
Polymerisation = Vernetzung:
kleine gleichartige Moleküle (Monomere) vereinigen sich zu größeren Molekülen (Polymere) durch Kettenbildung unter Abgabe von Säuren.
Kettenbildung (Aufsprengen der Doppelbindung) wird ausgelöst durch:
Hitze (Wärmezufuhr)
Licht (Blauanteil des Farbspektrums ist hochenergetisch) oder
chemisch
Formen der Polymerisation
Hitzepolymerisation Prothesenherstellung im Labor Kunststoffkronen
Lichtpolymerisation Compositefüllung
chemische Polymerisation lndividuelle Löffelherstellung (Pekatray) Kurzzeitprovisorium nach Präparation bestimmte Compositefüllungen
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Nachteile der Polymerisation:
Restmonomerbildung Bei nicht vollständiger Polymerisation können Restmonomere bestehen bleiben, die sich mit der Zeit aus dem Kunststoff lösen. Dies kann zu allergischen Reaktionen der Mundschleimhaut führen.
Hitzeentwicklung
Bei der Polymerisation wird durch chemische Reaktion Hitze frei! Achtung bei Polymerisation direkt im Mund des Patienten (z.B. Prothesenunterfütterung).
Säureabgabe
Bei der Polymerisation entsteht als Nebenprodukt eine Säure, die toxisch wirkt und v.a. die Pulpa schädigen kann. Daher sollte (wenn nicht die neuere Methode mit Dentinbonding verwendet wird) immer eine Unterfüllung beim Herstellen einer Compositefüllung gelegt werden (Pulpitisgefahr!).
Schrumpfung
Bei der Polymerisation kommt es durch das Vernetzen der Moleküle zu einer Schrumpfung des Materials (bis zu 10%!). Es kann dadurch bei einer Compositefüllung ein Randspalt entstehen, der wiederum Sekundärkaries begünstigt. Bei Prothesen und Provisorien kann es zur Passungenauigkeit kommen.
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COMPOSITE Composite
Definition: Im Nahmen steckt schon das Wort „komponieren“, also
zusammenmischen. Composite sind ,,moderne Verbundstoffe", bestehend aus einer organischenMatrix (Methylmethacrylat) in die anorganische Füllerpartikel (Barium-oder Strontiumgläser) eingebettet sind
Aussehen: zahnfarben! Verwendung: als zahnfarbenes Füllungsmaterial für - Kavitäten im Frontzahnbereich (und Klasse III u.IV) - Klasse V-Füllungen („Zuckerbäckerkaries“) - Klasse l (Fissurenversiegelung) - Klasse II (wenn Präparation nicht zu groß ist) Eigenschaften:
hohe Ästhetik durch genaue Zahnfarbangleichung
Hochglanzpolierbarkeit
eingeschränkte biologische Verträglichkeit
Randspaltenbildung durch Schrumpfung des Kunststoffs bei Polymerisation (1-3%) und thermischer Belastung (die Ausdehnung von Composites unter Wärmeeinwirkung ist erheblich größer als jene von Schmelz und Dentin)
Randspaltenbildung bewirkt: - braune Ränder (Ästhetik) - Verfärbung der Füllung - Sekundärkaries
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Was bewirken die Füllerpartikel in den Composites?
Die Beständigkeit des Materials gegen Druck und Abrieb wird erhöht
Die Schrumpfung bei der Polymerisation und die Ausdehnung unter Wärmeeinwirkung wird geringer
Eine bessere ästhetische Anpassung an die Zahnsubstanz Nach der Größe der Füllerpartikel unterscheidet man zwischen verschiedenen Composite-Typen:
1. Konventionelle Composites
Bestehen zu 75-80% aus großen Füllerpartikeln, so genannten Makrofüllern.
Nachteil: sie sind nicht gut polierbar (aber gut mechanisch belastbar)
2. Mikrofüller-Composites
Bestehen zu 30-60% aus kleinen Füllerpartikeln Nachteil: nur gering mechanisch belastbar (für den Seitzahnbereich ungeeignet)
3. Hybrid-Composites
Mikro- und Makrofüller sind in einem bestimmten Verhältnis gemischt und machen insgesamt 75-85% des Materials aus. Vorteil: stellen einen guten Kompromiss aus mechanischer Belastbarkeit und
glatter Oberfläche dar und zeigen die geringste Materialermüdung
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Der Randspaltenbildung wird am besten durch die so genannte "Säureätztechnik" SAT entgegengewirkt!
SÄURE-ÄTZ-TECHNIK Definition: Ist ein Verfahren, welches die Haftung der Kunststofffüllung am
Schmelz und neuerdings auch am Dentin nachhaltig verbessert. Erreicht wird dies durch das Anätzen der Zahnsubstanz und der Verwendung eines speziellen dünnflüssigem Kunststoff als erste Schicht und Haftvermittler!
Chemische und physikalische Prinzipien des Ätzens Das Säure-Gel hat die Aufgabe den Schmelz und das Dentin für die anschließende Verankerung des Composites zu konditionieren. Es löst aus der jeweiligen Zahnsubstanz Material heraus und schafft so eine aufgerauhte Oberfläche, in die der Kunststoff besser eindringen kann. 1) ÄTZEN IM SCHMELZ Material: 36%iges Phosphorsäure-Gel löst oberflächlich Material (vorwiegend Calcium) zwischen den Schmelzprismen heraus Der „Looping-Effekt“ Das Maximum des durch das Ätzgel verursachten Calciumverlustes wird nach ca. 60 sec erreicht, dann nimmt die Demineralisation durch das langsame Auskühlen der Mundhöhle wieder ab und Calcium wird wieder eingebaut. (Der Zahn hat anfangs Körpertemperatur und kühlt durch die Atemluft langsam ab) Fazit: 60 sec sind die optimale Zeitspanne um ein möglichst gutes Ätzmuster mit ausreichend hohen Zotten („tags“) zu erzielen. 2) ÄTZEN IM DENTIN Material: 36%iges Phosphorsäure-Gel löst aus den verschiedenen Dentinarten unterschiedlich stark Substanz heraus
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Aufbau des Dentins MANTELDENTIN
Def.: bildet die periphere, ca. 30µ dicke Schicht des Dentins
Wird bei der Präparation der Kavität entfernt! ZIRKUMPULPALES DENTIN
Def.: Hauptmasse des Dentinkerns zwischen Manteldentin und
Pulparaum
Zirkumpulpales Dentin gliedert sich hauptsächlich in 2 Unterarten, deren unterschiedlicher Aufbau wichtig für das Ätzen am Dentin ist:
peritubuläres Dentin: ist dicht mineralisiert und weist zirkulär verlaufende Fasern auf; die einen Kollagenfaserschlauch rund um die Dentinkanälchen bilden
intertubuläres Dentin: hat nur ca. 50% Kollagenfasern, die quer zur Verlaufsrichtung der Dentinkanälchen liegen und ein Flechtwerk bilden, es ist weniger
dicht mineralisiert und weist viele Hohlräume auf
Peritubuläres Dentin ist weniger säureresistent als das intertubuläre!
Beim Anätzen wird dadurch das peritubuläre Dentin teilweise herausgelöst und die Eingänge in die Dentinkanälchen erweitert, das intertubuläre Dentin wird aufgelockert.
Trotz eines Gewebedrucks von 20-30 mm Hg in der Pulpa, der sich auch ins Dentin fortsetzt, dringt das Ätzgel 5-10µ in das Dentin ein.
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DENTIN-BONDING Definition: Restauration eines kariös geschädigten Zahnes durch eine zahnfarbene
Kunststofffüllung, wobei durch Verwendung eines Haftvermittlers eine stabile Bindung zwischen dem hydrophilen Dentin und dem hydrophoben Composite ermöglicht wird.
Die Kunststofffüllung wird durch mechanische und chemische Haftmechanismen am Dentin angelagert, wobei die mechanische Verzahnung den Hauptanteil der Haftung bewirkt. Das „Kleben am Dentin“ wurde erst durch die Entwicklung eines Materials möglich, dass einerseits wasseranziehend ist (um so ins feuchte Dentin einzudringen) und andererseits eine gute Basis für das wasserabstoßende Composite bildet. HEMA (= Hydroxyethylmethacrylat)
erfüllt diese Anforderungen, indem es gelungen ist an Methacrylat, das Basismaterial der Composites, ein wasseranziehendes Molekül anzulagern. Vorgehen beim „Bonden“
Ätzen von Dentin und Zahnschmelz
Aufbringen von ,,Bonding" Material (= reiner wasseranziehender Kunststoff, ohne Füllkörper) in die entstandenen Hohlräume. ,,Bonding" dient als Haftvermittler zwischen Schmelz bzw. Dentin und Füllmaterial, das sich nun nicht mehr so leicht lösen kann, dadurch Verminderung von Randspalten.
Aufbringen einer Schicht von dünnflüssigem Composite mit geringem Anteil an Füllkörpern (u.a. für einen guten farblichen Übergang)
Schichtweises Auftragen der eigentlichen Compositefüllung um einer Schrumpfung der Füllung entgegenzuwirken (zwischendurch immer Lichthärten!)
Polieren
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Materialien bei der Säure-Ätz-Technik
Phosphorsäure, 36%: zum Herauslösen der anorgan. Anteile in Schmelz und Dentin,
Würde man eine höhere Konzentration verwenden, so würde in zu kurzer Zeit zuviel mineralische Substanz herausgelöst (am Schmelz entstünde lediglich ein Materialverlust ohne Ausbildung von tags). Ätzen im Schmelz: 60 sec Ätzen im Dentin: 30 sec
Bonding-Systeme Konditionieren sowohl Schmelz als auch Dentin, versiegeln gleichzeitig das Dentin und bildeen ein gutes Dentin- und Schmelzadhäsiv für das nachfolgende Composite. Primer: dient zum Aufrichten und Offenhalten des kollagenen Netzwerks nach dem Ätzen und schafft die Basis für das anschließend aufgetragene hydrophobe Composite Substanz: HEMA = 2-Hydroxyethyl-methacrylat Adhesive: verbindet den hydrophilen Primer mit dem hydrophoben Composite
Substanz: hydrophobes Monomer
Generelle Verarbeitungshinweise bei Composites WICHTIG: um eine gute Qualität der Compositefüllung zu gewährleisten, müssen folgende Punkte unbedingt erfüllt sein:
sauberes, trockenes Arbeiten, wenn möglich Kofferdam verwenden! (Qualitätsminderung durch Zutritt von Feuchtigkeit, Blut und Verunreinigungen)
ausreichende Polymerisationszeit (nicht zu kurz leuchten!)
wenn nicht gebondet wird, Schmelz ätzen und Unterfüllung legen
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Im Handel befindliche Compositetypen 1-Pastensysteme Basis + Katalysatorpaste in einem
Härtung durch Licht: Härtungsreaktion wird erst durch Lichteinwirkung gestartet 2-Pastensysteme Basis und Katalysatorpaste getrennt
Härtung durch Chemie: Basis und Katalysatorpaste werden vermischt, in die Kavität eingebracht und härten innerhalb von Minuten. Vorteile des 1-Pastensystems im Vergleich zum 2-Pastensystem:
ausreichende Verarbeitungszeit, da Polymerisation erst durch Starten des Blaulichts (hoher energiereicher Lichtanteil) erfolgt
kein Vermischen nötig, dadurch kein Entstehen von Blasen durch Anmischen
bessere Polymerisation möglich, da Mischungsverhältnis vorgegeben (Qualitätssteigerung!).
Nachteile des 2-Pastensystems im Vergleich zum 1-Pastensystem:
begrenzte Verarbeitungszeit, da Polymerisation bereits beim Vermischen beider Pasten beginnt
Lufteinschlüsse beim Mischen möglich
unvollständige Polymerisation durch Mischungsfehler möglich.
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METALLE
ARTEN VON METALLEN
Edelmetalle, z.B.
Gold
Silber
Platin
Palladium
Nichtedelmetalle, z.B.
Quecksilber
Nickel
Chrom
Eisen
Legierung
Definition: Durch Zusammenschmelzen mehrerer Metalle entstandenes Mischmetall.
EM = Edelmetall-Legierung z.B. Gold-Platin NEM = Nichtedelmetall-Legierung z.B. Chrom-Kobalt
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WESENTLICHE EIGENSCHAFTEN UND MERKMALE
Metalle sollen im Mund folgende Eigenschaften besitzen:
korrosionsbeständig
kaustabil
biologisch verträglich
Was ist Korrosion?
Definition: Zerstörung von Metall durch chemische oder elektrochem. Reaktionen mit der Umgebung
Die meisten „unedlen“ Metallgemische haben das Bestreben, in ihre chemischen Einzelbestandteile überzugehen. Ein metallisches Werkstück erleidet hierbei einen Substanzverlust - es korrodiert. Die unedlen Bestandteile werden dabei aus der Legierung ausgetrieben und schlagen sich an dem edleren Metall nieder. Bei gleichzeitigem Vorhandensein von edlem und unedlem Metall im Mund (z.B. Amalgamfüllungen und Goldarbeiten) kann es zur Bildung eines galvanischen Stromes kommen, da das Metall ein Leiter 1.Ordnung ist, und der Speichel auch „Strom“ leiten kann, wenn auch im geringeren Ausmaß (Leiter 2.Ordnung). ln der Folge davon kann es zu allergischen Reaktionen und Beschwerden kommen, die sich im Mund äußern können als:
pulpitisähnliche Beschwerden
Zahnfleischentzündungen
Verfärbungen
Zungenbrennen
metallischer Geschmack
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Was ist Kaustabilität? Das Material für den Zahnersatz soll dem Kaudruck möglichst gut standhalten (d.h. es soll annähernd die gleiche Härte wie der Zahnschmelz haben). Weicher als der Zahnschmelz ist z.B. reines Gold
Härter als der Zahnschmelz ist z.B. Keramik
Um reines Gold kaustabiler zu machen, müssen andere Metalle wie Platin, Silber, Palladium, Kupfer und Zink hinzugefügt werden. Das Metallgemisch wird als Legierung bezeichnet. Damit die unedlen Legierungskomponenten nicht herausgelöst werden, darf der Edelmetallanteil bei Dentalgold nicht unter .I8 Karat sinken.
Karat = Maß der Feinheit einer Goldlegierung, d.h. es gibt an wie hoch der Anteil an reinem Gold bei einer Goldlegierung ist. Reines Gold hat 24 Karat, eine Goldlegierung, die zu 1/24 aus Gold besteht hat 1 Karat.
Was verstehen wir unter biologischer Verträglichkeit? Dem menschlichen Organismus zugeführte Fremdstoffe, wie etwa Füllungsmaterialien, sollen ihn in keiner Weise beeinträchtigen oder schaden. So soll es z.B. nicht zum Auftreten von allergischen Reaktionen kommen.
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M E T A L L E
DIE METALLE IM EINZELNEN Gold(Au)
Aussehen: ist ein Edelmetall von gelblicher Farbe Verwendung: als Legierung, z.B. mit Platin (da Gold allein zu weich ist) für lnlays, Onlays, Brücken, Kronen, Prothesenbasen Verarbeitung: außerhalb des Mundes vom Techniker im Labor im Gussverfahren hergestellt Platin (Pt)
Aussehen: Edelmetall mit grauweißer Farbe Verwendung: für Dentalgoldlegierungen, Wurzelstifte, als Platinfolien in Dentalkeramik (für Verblendmetallkeramikkronen) Verarbeitung: wie Gold Palladium (Pd)
Aussehen: Edelmetall mit silberweißer Farbe Verwendung: wie Gold Verarbeitung: wie Gold Nachteil: starke Unverträglichkeit in Form von Allergien Silber(Ag)
Aussehen: Edelmetall von „silberweißlicher“ Farbe Verwendung: - in Dentalgoldlegierungen zusammen mit Gold, Platin etc., - als Silberbromidschicht (= lichtempfindliche Schicht) auf Röntgenfilmen, - zusammen mit Quecksilber und Zinn in sogenannten Amalgamen Verarbeitung: je nach Verwendung
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Edelstahl
Definition: NEM-Legierung, bestehend aus Nickel, Chrom und Eisen. Verwendung: als Klammerdrähte in Prothetik und Kieferorthopädie Chrom-Kobalt-Molybdän-Legierung
Definition: NEM-Legierung Verwendung: - in der Modellgusstechnik für Prothesenskelette (wegen hoher Festigkeit grazile Herstellung möglich) - als Klammerdrähte Quecksilber (Hg)
Aussehen: silbergraues, bei Raumtemperatur Flüssiges Nichtedelmetall Verwendung: als Metallgemisch in Amalgamen Besonderheit: Geruchloses Metall Besonders gefährlich, weil es schon bei Zimmertemperatur verdampft! Nie Quecksilberflaschen offen lassen oder ausschütten!
Quecksilberdämpfe sind gesundheitsschädlich!
Über die Lunge wird atomar verteilter Hg-Dampf fast zu 100% aufgenommen und gelangt von dort in den Körper, wo sich Hg an Enzyme anlagert und deren Funktion blockiert (vorwiegend Lunge und Nervensystem betroffen). Die Giftigkeit („Toxizität“) von Quecksilber für den Körper hängt davon ab, in welcher Form es aufgenommen wird.
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M E T A L L E
Toxizität von Hg in abnehmender Stärke:
Methyl-Äthylquecksilber
Hg-Dampf!
anorganische Hg-Salze
organische Quecksilberformen, z.B. Phenyl-Hg (Fieberthermometer) Aus welchen Quellen nimmt der Mensch Hg auf?
Quecksilber ist in vielen Nahrungsmitteln in Spuren enthalten (vor allem in Fischen und Pilzen)
Dünger und Pestizide
Farben und Kosmetik
Papier und Futtermittelindustrie
Vulkane
Zahnarzt! Wie sind die Symptome einer Quecksilbervergiftung?
leichter Tremor (Zittern) der Augenlider und Lippen
Änderung feiner Bewegungsabläufe (Schrift!)
Appetit und Schlaflosigkeit
Schwäche, Übelkeit, Durchfall
viele unspezifische subjektive Symptome Wie sieht es mit der Quecksilberbelastung am Arbeitsplatz aus? Roulet führte entsprechende Messungen durch:
in seiner Zahnarztpraxis fanden sich 0,010 mg Hg/m3
über einer brennenden Zigarette 0,017 mg Hg/m3
in einem verrauchten Raum 0,200 mg Hg/m3 Auch die höchstzulässige maximale Arbeitsplatzkonzentration MAK differiert in den einzelnen Ländern relativ stark: in Rußland 0,008 mg Hg/m3 in der EU allgem. 0,050 in Deutschland 0,100
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AMALGAM Amalgam
Definition: Gemisch, bestehend aus metallischem Quecksilber und Alloy von Silber, Zinn, Kupfer. Aussehen: silbergrau Verwendung: ist herkömmlichstes (am meisten verwendetes) Füllungsmaterial im Seitenzahnbereich. Amalgame sind seit ca. 150 Jahren im zahnärztlichen Gebrauch. Herstellung: Aus Silber (Ag), Zinn (Sn) und Kupfer (Cu) wird eine Legierung (Alloy) geschmolzen, die anschließend in noch flüssigem Zustand in einer Schutzgasatmosphäre zu rundlichen, vielgestaltigen Kügelchen verdüst wird (=Kugelamalgam) oder der erkaltete Metallblock wird zerspant (=Feilungs- oder Splitteramalgam). Vor dem Einbringen in die Kavität wird die Legierung mit Quecksilber vermischt. Es entsteht ein Amalgam das kurz plastisch und schnitzbar ist und durch chemische Reaktion schließlich aushärtet.
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Amalgamtypen
konventionelles Feilungsamalgam (hochgiftig!) Ag-Sn-Cu-Legierung wird unter Edelgaseinwirkung zerspant, es entstehen Splitter, die sogenannte Feilung, die mit Hg vermischt werden.
modifiziertes Feilungsamalgam der Kupferanteil der Ag-Sn-Cu-Legierung wird auf 3% erhöht
Blendamalgame Der Feilung werden kleine Kügelchen aus Ag-Cu, sogenannte Mikrosphären, in einem Verhältnis bis zu 33% beigegeben.
Amalgame aus ternären Legierungen Im Prinzip ähnlich den Blendamalgamen, nur das neben dem Anteil an Splitteramalgam eine bestimmte Menge an Kugelamalgam aus derselben Ag-Sn-Cu-Legierung beigemischt wird um ein exakt definiertes Expansionsverhalten der Amalgamfüllung zu erreichen.
Handelsformen von Amalgam:
Pulver (in Flaschen) und Flüssigkeit (Hg in Flaschen)
Pulver als Tabletten und Flüssigkeit (Hg)
in vordosierten Kapseln (Pulver + Flüssigkeit, getrennt durch Folie)
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Chemische Reaktion beim Abbinden von Amalgam Das Alloy (Ag-Sn-Cu) besteht bei konventionellen Amalgamen mit einem Cu-Gehalt von weniger als 6 % genau genommen aus 2 homogenen metallischen Verbindungen, die Phasen genannt werden:
Gamma-Phase (Ag3Sn)
Epsilon-Phase (Cu3Sn) = „Bronze“ Diese beiden Phasen reagieren mit dem zugesetzten Quecksilber zu neuen chemischen Verbindungen:
-Phase (Gamma 1) Verbindung zwischen Ag und Hg
-Phase (Gamma 2) Verbindung zwischen Sn und Hg
-Phase (Edta, Cu6Sn5) Verbindung zwischen Cu und Sn Die Gamma 2-Phase ist für die Korrosion und das Brüchigwerden der Amalgamfüllung verantwortlich, die damit an den Randspalten undicht wird und zunehmend eine geringere Druckfestigkeit aufweist. Wegen dieser Nachteile wurde ein Amalgam entwickelt, bei der diese Phase ausgeschaltet ist. Durch Zugabe von feinsten Silber-Kupfer-Kugeln (Mikrosphären) entsteht ein у2 -freies Amalgam. Dieses ist wesentlich härter und korrosionsstabiler!
Moderne Gamma 2-freie Amalgame
weisen einen Silberanteil von 40-70%, einen deutlich erhöhten Kupferanteil von 12-30% und relativ geringen Zinnanteil auf
haben Mikrosphären zur Vermeidung der Gamma 2-Phase beigemengt
sind Mischamalgame aus einem Splitter- und Kugelalloy
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Verarbeitung Hinweise bei der Verarbeitung von Amalgam:
Wegen der Eigenschaft des Quecksilbers bei Raumtemperatur zu verdunsten sollte besonders sorgfältig mit Quecksilber und Amalgam umgegangen werden (Achtung: Quecksilberdämpfe sind gesundheitsschädlich!)
Das Verhältnis zwischen Pulver und Quecksilber ist genau einzuhalten. Mischverhältnis von Amalgam
50 % 50 % Quecksilber Feilung
Früher: Amalgamwaagen zur Mengenmessung von Pulver und Flüssigkeit Gestern: Pulvertabletten zu Quecksilber Heute: vordosierte Amalgamportionen in Kapseln Untersuchungen haben gezeigt, dass die Verwendung von Kapseln (dichtverschweißt) die geringste Arbeitsplatz-Hg-Konzentration in der Luft bewirken = geringeres Gesundheitsrisiko für Arzt/Ärztin und Assistentinnen
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M E T A L L E - A M A L G A M
Das Anmischen des Amalgams erfolgt entweder:
mit Dosier-Mischgerät (z.B.: Dentomat - Duomat): Pulver und Flüssigkeit
mit Dispensor: Amalgam-Tabletten und Flüssigkeit
mit Silamat: vordosierte Kapseln zum Rütteln Die Mischzeit muß nach Herstellerangaben und dem jeweiligen Mischgerät eingestellt werden!
Am besten vordosiertes Kapselmaterial verwenden.
Wegen der Schädlichkeit des Quecksilbers müssen folgende Vorschriften beachtet werden: 1. Hg nur fest verschlossen aufbewahren (sollte aber nach Möglichkeit in einer Ordination nicht mehr geführt werden). 2. Amalgamreste ebenfalls fest verschlossen und unter Wasser (besser alte Fixiererlösung) aufbewahren. 3. Man sollte keine Amalgambrösel fallen lassen, da sich Hg-Dämpfe entwickeln,
die zu einer chronischen Hg-Vergiftung führen können. Anforderungen an einen Behandlungsraum in dem Amalgam verarbeitet wird:
keine Teppichböden
glatter, fugenloser Fußboden mit hochgezogenen Randleisten
Fenster in ausreichender Anzahl, um den Raum regelmäßig zu lüften. Eine Untersuchung von Wirz und Castagnola (1977) ergab, daß z.B. die Beschaffenheit der Bodenbeläge direkte Rückschlüsse auf den hohen Hg-Gehalt der Luft erlaubt. Praxen mit Spannteppichen wiesen einen doppelt so hohen Hg-Gehalt auf wie solche mit Fliesen und abwaschbaren Bodenbelägen.
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Legen einer Amalgamfüllung Notwendiges Instrumentarium zum Legen einer Amalgamfüllung
Stopfinstrumente: entweder Handstopfinstrumente oder maschinelle Stopfinstrumente
Matritzen und lnterdentalkeile zur Wiederherstellung von Approximalflächen
Amalgamschnitzinstrumente: zur Wiederherstellung einer anatomischen Kaufläche
Einbringen des Amalgams in die Kavitäten mit:
Amalgampistole oder
Amalgamträger
Amalgam nie mit bloßen Händen angreifen!! Qualitätsverlust des Amalgams wegen Hautfett.
Beim Legen einer Füllung ist strengstens darauf zu achten, dass Amalgam nicht mit Speichel oder Blut in Kontakt kommt (Qualitätsverlust). Politur des Amalgams:
frühestens 24 Stunden nach Legen einer Füllung
Die Füllungspolitur muss mit geringem Druck und immer unter Sprayanwendung oder mit einer Pasta erfolgen. Trockenes Polieren ruft Hg-Dämpfe mit hoher Konzentration hervor!
Vorteil der Politur: Erreichen einer Qualitätssteigerung der Amalgamfüllung durch Reduktion der Oberflächenrauhigkeit. Dies bedingt:
bessere biologische Verträglichkeit weil die Korrosion durch die insgesamt kleinere Oberfläche verringert ist
weniger Sekundärkaries wegen verminderter Plaquehaftung und Randspaltenbildung
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Entsorgung von Amalgamresten
Amalgam ist Sondermüll und begleitscheinpflichtig!
Amalgamreste, die vor allem in zahnärztlichen Praxen anfallen, sind quecksilberhaltige Rückstände und damit als gefährliche Abfälle der Schlüsselnummer 35326 der ÖNORM S 2102 zuzuordnen. Entsprechend den Bestimmungen des §9 Abs.2 der Abfallnachweis-Verordnung (BGBI. Nr. 65/1991) sind diese Abfälle auch ohne Mindestmengenbegrenzung begleitscheinpflichtig. Die Entsorgung hat dabei über Spezialfirmen zu erfolgen, die entsprechend den Grundsätzen des §17 des Abfallwirtschaftsgesetzes eine Behandlung der Amalgamreste nach dem Stand der Technik durchzuführen haben. Begleitscheinpflicht Eine weitere neue Pflicht nach der neuen Verordnung ist die sogenannte Begleitscheinpflicht für Quecksilber und quecksilberhältige Rückstände (Schlüssel Nr. 35326), worunter die Amalgamabfälle zu subsumieren sind. Diese Begleitscheinpflicht gilt unabhängig von der Menge an anfallendem Abfall (nach der alten Verordnung nur bei mehr als 20 kg einer Abfallart jährlich). Die Begleitscheine sind gemäß §5-7 der Abfallnachweisverordnung vom jeweiligen Amt der Landesregierung anzufordern, falls Sie diese nicht schon mit lhrer Abfallerzeugernummer erhalten haben. Die Begleitscheine sind immer dann, wenn Sie lhre Amalgamabfälle dem Entsorgungsunternehmen (z.B. ÖGUSSA) übergeben, 4fach auszufüllen. Eine Ausfertigung bleibt gleich beim Zahnarzt oder Dentisten, die anderen drei werden dem Entsorger übergeben, der eine davon bestätigt dem Behandler überlässt. Die Abfallnachweisverordnung sieht für die beim Zahnarzt oder Dentisten verbleibenden, ausgefüllten und bestätigten Begleitscheine eine 7-jährigeAufbewahrungsfrist vor. Bis € 4.500.- Geldstrafe (Strafandrohung).
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Z E M E N T E
DEFINITION Zemente werden von der Dentalindustrie in Form eines Pulvers geliefert, dem eine Flüssigkeit (meist Säure) in genau vorgeschriebener Menge zugesetzt wird. Der Vorgang, der nun vor sich geht, heißt
Kristallisation
d.h. der Zement trocknet nicht im Sinne einer Verdunstung der Flüssigkeit, sondern härtet chemisch, unter Abgabe von Reaktionswärme, indem die einzelnen Moleküle sich zu einem Kristallgitter verbinden.
VERWENDUNG IM MUND provisorisch für
provisorischen Verschluss von Kavitäten
provisorisches Befestigen von Zahnersatz
Einschließen medikamentöser Einlagen dauerhaft für
Unterfüllung
Füllung
Befestigung technischer Arbeiten (Gold, Keramik)
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Z E M E N T E
Zemente - provisorisch Verwendung: zum provisorischen Verschluss von Kavitäten zum Befestigen von provisorischem Zahnersatz zum Einschließen medikamentöser Einlagen Zusammensetzung: Pulver: Zinkoxyd Flüssigkeit: Eugenol, Nelkenöl oder Wasser Vorteil: leicht entfernbar (max. Liegedauer 1 Monat!) Nachteile: geringe Härte u. mechanische Widerstandsfähigkeit kein dichter Randschluss möglich Markenprodukte: z.B. Cavit® (ohne Eugenol) Temp Bond® (mit Eugenol)
Zemente - dauerhaft Arten
Zinkoxydphosphat-Zement ("Harvard")
Carboxylat-Zement
Silikat-Zement (kaum mehr verwendet, heute durch Composit abgelöst)
Glasionomer-Zement
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Z E M E N T E - H A R V A R D
ZINKOXYDPHOSPHAT-ZEMENT (HARVARD)
Chemische Zusammensetzung: Pulver: Zinkoxyd Flüssigkeit: Orthophosphorsäure (ca. 50 - 60 %) Verschiedene Farben ergeben sich durch beigemischte Metalloxide.
Verwendung
als Unterfüllung unter z.B. Amalgamfüllungen
zum definitiven Zementieren von Kronen, Brücken, lnlays usw.
Markenprodukte: z.B. Harvard®, Multifix®, Dorident® ...
Eigenschaften:
nach dem Abbinden pH-neutral
brüchig-kreidige Konsistenz Während der Abbindephase gibt Zinkoxydphosphatzement Phosphorsäure ab (Pulpitisgefahr!) Andere Zemente geben weniger Säure ab, dafür aber über eine längere Zeit. Es kommt zu einer chronischen Reizung, die für die Pulpa deutlich schlechter ist.
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Z E M E N T E - H A R V A R D
Verarbeitung: Je nach Verwendungszweck kann zwischen normalhärtendem und schnellhärtendem Zement ausgewählt werden, wobei bei den schnellabbindenden Zementen der Anteil der Orthophosphorsäure etwas niedriger ist. Utensilien zum Anrühren von Harvard
saubere, trockene, gekühlte Glasplatte
Spatel (aus Kunststoff, Achat oder Metall)
Pulver + Flüssigkeit (Ablaufdatum beachten!) Besonderheiten beim Anrühren
Sauberes und trockenes Arbeiten erforderlich
MERKE: Meide Berührung des Zementpulvers und der Flüssigkeit mit Feuchtigkeit während des
Anmischens! Jede Verunreinigung beim Anmischen führt zu Qualitätsverlust!
Es ist günstig (und bei Temperaturen über 20 C sogar erforderlich) die Glasplatte zu kühlen:
1) damit die Zementpaste länger plastisch bleibt, d.h. damit genügend Zeit zum Anrühren und Einbringen in die Kavität bleibt 2) damit die beim chemischen Abbindevorgang entstehende Reaktionswärme vermindert wird (Pulpitisgefahr!)
MERKE: Größere Plastizität oder längere Erhärtungszeit sollen nicht durch eine dünnere Konsistenz,
sondern durch Kühlen der Anrührplatte erzielt werden. Zu dünnes Anrühren beeinflusst die Eigenschaften des Zements ungünstig
(hohe Pulpitisgefahr).
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Z E M E N T E - H A R V A R D
Pulver in mehrere Portionen teilen und nach und nach zu gesamter Flüssigkeit geben, bis richtige Konsistenz erreicht ist.
Nach jeder Portion ca. 30 sec. warten. Grund: höhere Reaktionswärme bei Einrühren von gesamtem Pulver - Pulpitis!
Pulver immer unter abwechselnd kreisenden und streichenden Bewegungen in die Flüssigkeit hineinrühren (Blasenbildung) und nicht zu fest drücken, da sich sonst der Metallspatel an der Glasplatte abreibt und sich der Zement schwarz färbt.
MERKE: Nie Flüssigkeit zu Pulver geben!
Grund: Gefahr von Blasenbildung
Die Füllkonsistenz ist erreicht, wenn die beim Abheben des Spatels ausgezogene Spitze sich zu einem Häkchen umlegt und nicht in die Masse zurücksinkt. Die Zementierkonsistenz ist erreicht, wenn die bei Abheben des Spatels entstehende Spitze sich langsam wieder mit der Masse vereinigt.
MERKE: Wenn die Konsistenz nicht stimmt, unbedingt neu anrühren! Auf keinen Fall darf während
des Anrührens neue Flüssigkeit hinzugefügt werden.
Die Anrührzeit einhalten (Beipackzettelhinweise beachten!).
Die maximale Verarbeitungszeit beträgt bei schnellhärtendem Zement 1 bis 2 Minuten normalhärtendem Zement 2 bis 3 Minuten
die Erhärtungszeit im Mund bei schnellhärtendem Zement 3 bis 5 Minuten normalhärtendem Zement 4 bis 8 Minuten.
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Z E M E N T E - H A R V A R D
Der Abbindevorgang im Mund soll vor Feuchtigkeit geschützt werden, das Entfernen von Überschüssen nach dem Zementieren erfolgt erst nach vollständiger Aushärtung (primäre Erhärtung)
Sekundäre Erhärtung, d.h. die vollständige Aushärtung, erfolgt erst nach 24 Stunden. Während dieser Zeit gibt der Zement Säure ab.
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Z E M E N T E - C A R B O X Y L A T
CARBOXYLAT-ZEMENT
Chemische Zusammensetzung: Pulver: Zinkoxyd Flüssigkeit: Polyacrylsäure.
Verwendung:
Befestigungszement
Unterfüllungszement
Markenprodukt: z.B. Durelon®
Eigenschaften:
bessere Haftung am Zahn; Carboxylat-Zement zeigt eine teilweise Verbindung mit den Schmelzkristallen und dem Kollagen des Dentins.
verminderte Randspaltenbildung Carboxylat-Zement ist infolge niedriger ph-Anfangswerte anfänglich weniger pulpenschädlich als frisch angerührter Phosphatzement, stellt jedoch durch seine insgesamt längere Säureabgabe einen chronischen Reiz dar.
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Z E M E N T E - C A R B O X Y L A T
Verarbeitung: Bei der Verarbeitung muss das Verhältnis von Pulver zu Flüssigkeit exakt eingehalten werden (z.B. Durelon®). Utensilien zum Anmischen
gekühlte Glasplatte
Metallspatel
1-2 Teile Pulver (je nach Fabrikat) + 1 Teil Liquid Anmischen von Carboxylatzement
Pulver und Liquid auf der Glasplatte dosieren (Achtung, Liquid verdunstet sehr rasch!).
Die halbe Pulvermenge in das Liquid einspateln, dann den Rest langsam dazumischen.
Mischdauer: 30-60 sec max. Verarbeitungszeit: ca. 2 1/2 Minuten Ende der Verarbeitungszeit: wenn der Zement an der Oberfläche matt wird und Fäden zieht
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Z E M E N T E - S I L I C A T
SILICAT-ZEMENT
Chemische Zusammensetzung: Pulver: Siliziumoxyd, Aluminiumoxyd und Metalloxyde als farbgebende Komponente Flüssigkeit: Phosphorsäure
Verwendung früher: als Frontzahnfüllung
Heute ist Silicat-Zement von der Composite-Füllung abgelöst worden.
Nachteile von Silicat-Zement gegenüber Composites:
nicht polierbar
wird porös
verfärbt sich.
Besonderheiten:
Sekundäre Erhärtung:
Silicat-Zement erreicht seine Endhärte erst nach 28 Tagen. D.h. es kommt, nach Einbringen des Materials in die Kavität, über einen Zeitraum von 28 Tagen zur Abgabe von Phosphorsäure aus der Füllung. (vgl. Havard-Zement: sekundäre Erhärtung: 24 Stunden)
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Z E M E N T E - G L A S l O N O M E R
GLASIONOMER-ZEMENT (GIZ)
Chemische Zusammensetzung: Pulver: Kalzium-Aluminium-Silikatglas Flüssigkeit: Polyacrylsäure
Verwendung:
Befestigungszement
Unterfüllungszement
Füllungszement (Klasse V)
Fissurenversiegelung
Markenprodukte: z.B. Fuji l®, Fuji Il®, Ketac fill® , Vitrebond®, etc.
Eigenschaften:
chemisch härtend (Ausnahme: Vitrebond®, härtet mit Licht)
gute Haftung an Schmelz und Dentin (verminderte Randspaltenbildung)
nach 24 h polierbar
Abgabe von Calciumfluorid-Ionen (karieshemmende Wirkung)
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Z E M E N T E - G L A S l O N O M E R
Verarbeitung: Utensilien:
Papierblock! keine Glasplatte, da die Glaspartikel auf dieser zerrieben würden - Qualitätsverlust!
Spatel (Kunststoff oder Metall)
Pulver und Flüssigkeit, getrennt oder in Kapseln (vordosiert) Anmischen von Glasionomerzement:
lmmer Pulver (einzelne Portionen) zu Flüssigkeit rühren
Striktes Einhalten des vom Hersteller angegebenen Flüssigkeitsverhältnisses (Qualität).
Einige Produkte haben den Säureanteil bereits im Glaspulver in gefriergetrockneter Form beigemischt und werden nur mit destilliertem Wasser angerührt.
Empfehlenswert = vordosierte Kapseln
Glasionomerzemente geben beim Aushärten H2O ab, können währenddessen aber auch Feuchtigkeit aufnehmen. Während der Abbindezeit im Mund (5-10 min) und der sekundären Aushärtung sollte deshalb kein Feuchtigkeitszutritt erfolgen (sonst Qualitätsverminderung)
Grobe Überschüsse werden sofort entfernt
Feinausarbeitung sollte frühestens nach 24 Stunden erfolgen (da Wasserzutritt die Qualität beeinträchtigt)
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COMPOMERE
Definition: Compomere bestehen hauptsächlich aus einem Glasionomerzement dem ein bestimmter Anteil an Kunststoff beigegeben wird.
Chemische Zusammensetzung: Glasionomerzement ca. 70% Composite ca. 30%
Verwendung:
Milchzahnkavitäten
Klasse V (Zahnhalskaries)
Fissurenversiegelung
Unterfüllung (durch Dentinbonding heute großteils abgelöst)
Markenprodukte: z.B. Dyract®
Eigenschaften: Compomere vereinigen die positiven aber auch die negativen Eigenschaften von Glasionomerzementen und Composites. positiv
relativ gute Dentinhaftung
Abgabe von Fluoridionen
relativ guter Randschluss negativ
relativ hohe Abrasion (mit der Zeit Randspaltenbildung)
während des Aushärtens auf H2O empfindlich und Abgabe von Säure!
erst nach 24 h polierbar
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BLEICHMITTEL Schon im alten Rom gab es Versuche mit Eselurin , der vorsichtig auf die Zähne aufgetupft wurde, die Zähne aufzuhellen (Harnstoffperoxid!) Ursprünglich wurde ein Carbamidperoxid-hältiges Präparat zur Keimbekämpfung auf das Zahnfleisch aufgetragen, dabei zeigte sich als Nebenwirkung eine Aufhellung der Zähne. Wirkstoff: Carbamidperoxid (10%) Zerfällt nach dem Auftragen auf die Zahnoberfläche in H2O2 (3%) und Harnstoff.
Carbamidperoxid ist die sanfteste Art die Zähne aufzuhellen!
H2O2 30% ist auch in Verwendung ist aber aggressiver und kann den Zahnschmelz porös machen. In der Folge lagern sich Verfärbungen schneller und leichter ein als vor dem Bleichen.
Ursachen von Zahnverfärbungen
Faktoren, die von außen einwirken: Farbstoffe aus Nahrungs- und Genussmitteln wie Tee, Kaffee, etc. schlecht polierte Zahnoberflächen erleichtern die Einlagerung (die raue Oberfläche gibt Farbstoffpartikeln die Gelegenheit sich einzulagern)
Faktoren, die von innen den Zahn verfärben:
Medikamente, die während der Zahnentwicklung eingenommen wurden (z.B. Tetracycline)
Nach Wurzelfüllungen Blut kann in die Dentinkanälchen eindringen und dort zu braunschwarzen Verfärbungen führen. Auch Guttapercha, die nicht tif genug abgeflämmt wurde, verfärbt den Zahn.
Grundsätzlich muss zwischen Farbstoffen, die sich auf den Zahn auflagern und solchen, die mit der Zahnhartsubstanz reagieren unterschieden werden.
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B LE I C H M I T T E L
OFFICE- und HOMEBLEACHING Voraussetzung: Mundhygienesitzung Problematisch! → Gefahr der Zerstörung der Oberfläche des Zahnes („Overbleaching Effekt“) → „Einmal bleichen – immer bleichen.“ Wirkstoff: Carbamidperoxid-Verbindungen → zerfallen direkt am Zahn langsam in
Wasserstoffperoxid (2 H2O2 = O2 + 2 H2O) und können sowohl in die Schmelzschicht als auch die Dentinschichten eindringen und dort dunkel gefärbte Chromophore oxidieren.
Vorgehen: nach dem Anfertigen einer Tiefziehschiene wird diese in der Ordination mit einem etwa 15%igen Wasserstoffperoxid-hältigen Bleichgel gefüllt.
Besonders praktisch sind Applikationssysteme, die hochprozentiges Wasserstoffperoxid und eine Carbamid-Pulvermischung getrennt enthalten, an Ort und ‚Stelle jedoch schnell miteinander zu vermischen sind.
Dauer: 30-60 Minuten bleichen (nach 2 Stunden sind bereits 80% der aktiven Komponenten verbraucht)
Beim Home-Bleaching werden 10-15%ige Peroxidpasten midestens 2 Stunden täglich, meist jedoch über Nacht selbst mittels Tiefziehschiene appliziert.
Wirkung: eher nur oberflächlich Gelb- und Brauntöne sind leichter zu bleichen als Grau- oder Blautöne. Gefahren: Überempfindlichkeiten!!
Entstehen meist aufgrund einer kurzfristigen Dehydration der Zahnoberfläche. Verschwinden nach Absetzen des Bleichmittels meist von selbst nach wenigen Tagen, da der Speichel die Zahnoberfläche laufend rehydriert.
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Nach dem Abschluss einer Bleichbehandlung sollte auf jeden Fall eine professionelle Fluoridierung erfolgen!
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B LE I C H M I T T E L
LASER – BLEACHING Seit 1996 Gefahren: - chemische Abrasion
- Temperaturanstieg in der Pulpa - Toxizität des Gels
Wirkung: tiefergehend → „in-depth-bleaching“ Welches Laser Gerät?
Softlaser → ungeeignet!
Niedrig-Energielaser → zu lange Anwendungszeit
Hoch-Energie-Laser → hohe Gefahr eines Temperaturanstiegs in der Pulpa
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PROVISORIEN
Anforderungen
1. parodontologische Verträglichkeit 2. Ästhetik
3. Funktion: - Wundverband
- Schutz vor thermischen, chemischen, mechanischen und bakteriellen Reizen
Materialanforderungen:
ausreichende mechanische Stabilität um den Kaukräften standzuhalten
biokompatibel
schnell zu verarbeiten
Möglichkeit der farblichen Anpassung
KUNSTSTOFFARTEN FÜR PROVISORIEN
1. Pulver/Flüssigkeitssysteme auf PMMA-Basis
haben ähnliche Nachteile wie Prothesenkunststoffe, die auf Poly-Methyl-Metacrylat basieren: - Schrumpfung - Restmomomergehalt - höhere Polymerisationstemp.
2. Kunststoffe auf Alkyl-Metacrylat-Basis haben eine geringere Schrumpfungstendenz
3. Bis-Acryl-Composites
Haben eine hohe mechanische Stabilität, geringe Wärmeentwicklung bei der Polymerisation und geben keine Restmonomere ab.
Zudem können sie mit Composites problemlos ergänzt werden.
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P R O V I S O R I E N
Anfertigung von Provisorien Direktes Verfahren
Anfertigung des Provisoriums in der Praxis direkt am Patienten Indirektes Verfahren
Anfertigung im Labor mittels Abdruck und Meistermodell Ergänzung: Die Schutzfunktion der Provisorien kann durch die Verwendung von Zinkoxid-Eugenol-haltigen provisorischen Befestigungszementen unterstützt werden (günstiger Einfluss auf die Pulpa)
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WURZELFÜLLUNGSMATERIALIEN
CALCIUMHYDROXYD
Definition: Calciumhydroxyd findet (je nach Verarbeitungsform) Verwendung als temporäre Einlage bei einem aufbereiteten Wurzelkanal oder als Überkappungsmaterial nach einer punktförmigen Eröffnung der Pulpa (Versuch der Vitalerhaltung des Zahnes).
Chemische Zusammensetzung: Calciumhydroxid CaOH2 ist eine starke Base mit einem pH-Wert von 12!
Eigenschaften:
wirkt austrocknend und bakterizid
bewirkt eine sich selbst begrenzende Koagulationsnekrose
Markenprodukte: Pasten
Calxyl®, Calasept®, Pulpdent® Zemente
Dycal®, Kerr-Life®, Reocap®
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W U R Z E L F Ü L L U G S M A T E R I A L I E N
Verwendung:
vorübergehende Einlage in aufbereitete Wurzelkanäle Man verwendet hier CaOH2-Pasten, die gut in den Wurzelkanal eingebracht werden
können. Eigenschaften: - nicht härtend (daher nicht kaudruckstabil) - initial stark bakterizide Wirkung - resorbierbar
Überkappungsmaterial bei kleinen Pulpaeröffnungen: CaOH2-Zemente Eigenschaften: - selbsthärtend (aber auch nicht kaudruckstabil) - initial geringe bakterizide Wirkung
(aber länger anhaltend) - im Röntgenbild kontrastgebend - resorbierbar
Verarbeitung von CaOH2-Zementen:
werden meist als 2-Pasten-Systeme (Basis + Katalysator) in Tuben geliefert.
jeweils die gleiche Menge von Basis und Katalysator auf einem Papierblock 10 sec mit dem Spatel vermischen
Abbindezeit: - bei Raumtemperatur 3-6 min - im Mund 1 min
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W U R Z E L F Ü L L U G S M A T E R I A L I E N
GUTTAPERCHA
Definition: Aus dem Naturharz des ostasiatischen Guttaperchabaumes gewonnenes, elastisches und thermisch verformbares Material.
Verwendung:
definitive Wurzelfüllung
Es werden Guttaperchasstifte mit verschiedenen Durchmessern in den Wurzelkanal eingebracht und möglichst eng aneinandergepresst
(Laterale Kondensationstechnik). Die Stifte werden vorher in einen Zement getaucht (meist AH 26) um auch die
unvermeidlichen Hohlräume zwischen den Stiften auszufüllen und schließlich mit einem warmen Instrument noch von oben zusammengepresst
(Vertikale Kondensation).
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MATERIALIEN FÜR SPEZIELLE VERWENDUNDSZWECKE
Kariesedetektor Eigenschaften: - färbt Bakterien welche das Dentin infiziert haben an
- wie gut der Kariesdetektor nach dem Auftrag in das Dentin eindringt hängt vom Lösungsmittel und der Einwirkzeit ab (deshalb sind „normale“ Lebensmittelfarben aus der Apotheke ungeeignet)
Wirkstoff: 1%ige Erythrosinlösung (in Alkohol/Propylenglycol gelöst) Markenprodukte: z.B. Carisolv®
Devitalisierungsmittel Eigenschaften: sind stark ätzend (Achtung: nicht auf das Zahnfleisch aufbringen!) Wirkstoff: meist Formaldehyd Verwendung: zur medikamentösen Wurzelamputation Markenprodukte: z.B. Depulpin®
Desensitizer Eigenschaften: soll die durch die Präparation eröffneten Dentinkanälchen versiegeln und somit Sensibilitäten nach dem Legen der Füllung verhindern
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KERAMISCHE WERKSTOFFE
Definition: Keramik wird aus unter hoher Temperatur (>1000ºC) gebranntem Ton gewonnen (als Porzellan bekannt)
Chemische Zusammensetzung (Hauptbestandteile) Hauptsächlich Verbindungen die Aluminium- und Siliziumoxide enthalten:
Feldspat ca. 25%
Quarz ca. 25%
Kaolin = Tonerde ca. 50%
Flussmittel
Verwendung: als hochwertiger Zahnersatz in Form von
Kronen
Brücken
lnlays + Onlays + Veneers bei Metallunverträglichkeit oder gewünschter hoher Ästhetik
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K E R A M I S C H E W E R K S T O F F E
Verarbeitung:
im Labor, nach Präparation mit Abdrucknahme im Mund.
in Spezialofen bei ca. 1000º C gebrannt
Eigenschaften Keramik ist generell hart, gut isolierend und chemisch sehr beständig.
Keramik muss adhäsiv zementiert werden, da sonst Bruchgefahr besteht!
Allgemeine Prinzipien beim Kleben von Keramik
das Adhäsive Verbundsystem wird von folgenden 4 Komponenten gebildet:
1) Keramik 2) Composite 3) Zahnschmelz 4) Dentin
Das Kleben sorgt für die Verbundfestigkeit und die marginale Adaptation.
Wenn an der Präparation wegen ungestützter Schmelzprismen abgeschrägt wird, dann unmittelbar vor dem Zementieren!
Vor dem Kleben wird die Keramik mit 10%iger Flusssäure 1 min geätzt (längeres Ätzen würde einen zu großen Materialverlust bewirken) und anschließend 2 min mit dem Dampfstrahler gereinigt. Ätzmittel: Stripit, Super Etch, Dicor Ret.-Gel CAVE: Empress reagiert an der Oberfläche mit der Einbettmasse und ist deshalb nicht ätzbar! Empresskeramik wird deshalb anstelle des Ätzens mit einem feinkörnigem Diamanten vorsichtig angeschliffen.
Anschließend wird die Keramik zur besseren Haftung silanisiert, wobei das Silanisierungsmittel (Methoxypropyltrimethoxysilan) mit seinen freien Valenzen sowohl eine Verbindung mit der Keramik als auch mit dem Kunststoff eingeht Silan auftragen und nach 5 sec. verblasen.
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K E R A M I S C H E W E R K S T O F F E
Vorteile
hohe Ästhetik: Keramik erfüllt von allen Materialien, die in der Zahnheilkunde verwendet werden, noch am ehesten die Forderungen an Ästhetik
gute biologische Verträglichkeit
gute Farb- und Formbeständigkeit, keine Korrosion
Zahnstabilisierung (durch Kleben) Nachteile
eingeschränkte Indikation (subgingivale Präparationsgrenzen, „unruhige Patienten“)
unelastisch und damit bruchgefährdet (v.a. beim Hantieren bis zum definitiven Einsetzen)
Randdichte wegen Brüchigkeit nicht optimal
härter als Zahnschmelz daher - Abrasion am Antagonisten möglich - Fraktur des Zahns möglich
- Überbelastung des Kiefergelenks
hoher Zeitaufwand und kostenintensiv
fehlende Langzeiterfahrung ( dzt. 15 Jahre)
Wegen der Bruchanfälligkeit und Randdichte werden Keramikkronen in der Regel mit einem Metallunterbau hergestellt, dies wird Verblendmetallkeramikkrone =VMK genannt
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K E R A M I S C H E W E R K S T O F F E
Markenprodukte:
Empress®
Cerec®
Beim Cerek-System wird die Präparation mit einer digitalen Kamera in einen Rechner eingescannt und anschließend aus einem Keramikrohling das entsprechende Inlay oder Onlay herausgefräst. Man kann die Arbeit sofort einsetzen, muss aber die okklusale Anatomie meist aufwendig nachfräsen (was die Zeitersparnis eventuell zunichte macht).
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K E R A M I S C H E W E R K S T O F F E
V E N E E R S
Indikationen
Verfärbungen und Schmelzdefekte
Kantenfraktur
Diastem
geringe Zahnfehlstellungen
Abrasion (im Rahmen einer Gesamtrehabilitation)
Kontraindikationen
Okklusale Parafunktion
tief subgingivale Präparationsgrenze generalisierte Schmelzbildungsstörung mit irregulärer Schmelzmorphologie
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I M P L A N T A T E
Definition
Festsitzender, im Knochen verankerter Zahnersatz
Durch ein Implantat werden die Krone und die Wurzel des verlorengegangenen Zahnes ersetzt.
Verwendung
Ersatz einzelner Zähne Lückenschluss
Pfeiler für Brücken
Fest im Knochen verankerte Basis für prothetische Lösungen im zahnlosen Gebiss
Aufbau
Ein Implantat besteht grundsätzlich aus 3 Teilen:
1. der Wurzel jener Teil der in den Knochen eingebracht wird 2. dem Pfosten vergleichbar dem Stift bei einer Stiftkrone 3. der Zahnkrone
Einsetzen von Implantaten Das eigentliche „Implantat“, die Wurzel, besteht aus dem biologisch neutralen Werkstoff Titan, ist an der Oberfläche gerauht und mit Hydroxylapatit beschichtet. Die Beschichtung mit Hydroxylapatit bewirkt, dass die wichtigste Voraussetzung für einen Erfolg der Implantation gegeben ist, die OSSEOINTEGRATION = die direkte Anlagerung von Knochen auf der
Implantatoberfläche, und damit ein fester belastbarer Verbund zwischen Knochen und künstlichem Zahnersatz!
Wenn ein Implantat nach der Einheilung die ersten 2 Jahre übersteht, besteht eine 98%ige Erfolgsrate.
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Der feste Verbund zwischen Knochen und Implantat wird auf 2 Wegen erreicht:
1. Das Implantat besitzt ein definiertes Gewinde wie eine Schraube. Beim Einsetzen wird zuerst ein Loch mit passendem Durchmesser in den Knochen gebohrt, anschließend schneidet man noch ein dem vorgesehenen Implantat entsprechendes Gewinde in die Wände der Bohrung. So kann der künstliche Zahnersatz fest in den Knochen eingeschraubt werden.
2. Das Implantat muss im Zuge der Osseointegration einheilen. Das heißt frischer Knochen
wächst im Laufe der Einheilphase in die aufgerauhte Oberfäche ein.
Die Einheilphase beträgt bei normalem Knochenangebot im Oberkiefer 6 Monate
Unterkiefer 3Monate Es besteht in gewissen Fällen auch die Möglichkeit der Sofortimplantation, d.h. die Implantate werden sofort nach dem Einsetzen mit der entsprechenden Überkonstruktion belastet und man verzichtet auf eine Einheilphase. Beispiel: implantatgetragene Stegprothese im Unterkiefer
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A B D R U C K M AT E R I A L I E N
ALLGEMEINES ZU ABDRUCKMATERIALIEN
Definition
dienen der exakten Wiedergabe der Verhältnisse im Mund
Verwendungszweck Abdruckmaterialien für: Studienmodelle für den Behandler Arbeitsmodelle für den Techniker zur Herstellung von Zahnersatz (Kronen, Brücken, Prothesen, etc.)
Allgemeine Eigenschaften eines guten Abdruckmaterials:
untoxisch, gute biologische Verträglichkeit
gute Detailwiedergabe
optimale Elastizität, gutes Rückstellvermögen bei untersichgehenden Stellen
gute Verträglichkeit mit dem Modellmaterial
einfache Verarbeitung
angenehmer Geruch und Geschmack
gute Lagerfähigkeit
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A B D R U C K M A T E R I A L I E N
ARTEN VON ABDRUCKMATERIALEN
1. Alginate 2. Hydrokolloide 3. Gummimassen (Polysulfide, Polyäther, Silikone,) Alginate
Definition: Alginat ist ein irreversibles elastisches Abdruckmaterial (geht vom plastischen in den elastischen Zustand über) Verwendung: für Situationsmodelle im bezahnten und unbezahnten Gebiss (hierfür praktisch konkurrenzlos) Chemische Zusammensetzung: - Braunalgen (aus deren Zellwänden werden die Salze der Alginsäure gewonnen, die in H2O leicht löslich sind) - Geschmackstoffe, Farbstoffe und Füllstoffe - Fluoride für Glattheit Verarbeitungshinweise: - Vor Zugabe des Pulvers dieses in der Dose gut vermischen, da das Pulver aus verschiedenen schweren Teilchen besteht. - Dosierungsvorschriften beachten - Anmischen des Alginatpulvers mit kaltem Leitungswasser (Abbindezeitverlängerung) - lmmer Wasser zu Pulver geben, nicht umgekehrt - blasenfreies Anmischen (Qualität) - sauberes Arbeiten - ausreichend großen Abdrucklöffel verwenden Besonderheiten:
Alginat besitzt kein gutes Rückstellvermögen, daher: nur für Situationsabdrücke verwenden! (zu ungenau für Gold- und Keramikarbeiten)
Alginat enthält Alginsäure daher: abgebundenes Material sofort aus dem Abdrucklöffel entfernen, da dieser sich sonst verfärbt und korrodiert
Alginat sofort nach Abdruck ausgießen (wegen Austrocknungsgefahr)
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A B D R U C K M A T E R I A L I E N
Hydrokolloide
Definition: Hydrokolloide sind ein thermoplastisches, elastisches Abdruckmaterial (Agar-Agar). Thermoplastisch bedeutet: beim Erhitzen wird die Konsistenz des Materials flüssig, beim Abkühlen auf Mundtemperatur (unter 40ºC) wird dieses Material gummielastisch Verwendung: für Präzisionsabdrücke bei technischen Arbeiten (Gold, Keramik) wegen: - hoher Genauigkeit - guter Detailwiedergabe - sehr gutem Rückstellvermögen Verarbeitungshinweise: - sauberes Arbeiten - Verwendung von gekühlten Abdrucklöffeln (Pulpitisgefahr!) - genaues blasenfreies Anmischen der Pasten nötig Besonderheiten:
sofortiges Ausgießen nach Abdrucknahme erforderlich (Austrocknungsgefahr)
Abdruckmaterial ist hydrophil (geringe Feuchtigkeit im Bereich der abzuformenden Stellen wird toleriert)
sterilisierbar und wiederverwendbar
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A B D R U C K M A T E R I A L I E N
Gummimassen
Definition: Gummimassen sind elastische Abdruckmaterialien Herstellung: synthetisch Verwendung: für Präzisionsabdrücke (Keramik, Gold, Prothetik) 1) Polysulfide, z.B. Permlastic®
Permlastic ist eine dunkelbraune Masse die in 2 Tuben (Basis + Härter) geliefert wird. Vorteile: - sehr stabil (kann ins Labor verschickt werden) - kann mehrmals ausgegossen werden Nachteile: - absolut trockene Abdrucknahme erforderlich - sehr genaues Ausgießen nötig
2) Polyaether, z.B. lmpregum®, Permadyne®
VORSICHT! Kann starke Schleimhautallergien hervorrufen. Vorteile: - sehr präzise (höchste Genauigkeit)
- gut volumenstabil Nachteile: - hydrophil
- allergen! 3) Silikone, z.B. President®, Reprosil®, Precise®
Heute werden additionsvernetzende Silikone = Polyvinylsiloxan verwendet. Werden in 2 Tuben (Basis + Härter) geliefert. Vorteile: - sehr präzise (schrumpfen praktisch nicht) - gut volumenstabil (kann verschickt werden) - kann mehrmals ausgegossen werden Nachteile: - absolut trockene Abdrucknahme erforderlich - teuer!
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A B D R U C K M A T E R I A L I E N
Generelle Verarbeitungshinweise für Gummimassen:
sauberes, trockenes Arbeiten
Verwendung eines individuellen Löffels; Präzision ist nur gewährleistet, wenn die Abdruckschicht nicht stärker als 2-3 mm ist!
Auftragen einer Adhaesivlösung (zur Haftung) auf den individuellem Löffel.
Anmischen der Pasten auf gekühlter Glasplatte oder Papierblock (Abbindezeit verzögert)
Verwendung eines Retarders (Verzögerer) bei Silikonen möglich
blasenfreies Anmischen durch Ausstreichen beider Paste mit biegsamen Spatel
Dosierung je nach Herstellerangabe
Abbindezeit (Herstellerangabe) im Mund genau beachten!
MERKE: Abdruck nie zu früh abnehmen!
Besonderheiten Kein sofortiges Ausgießen nach Abdrucknahme nötig, d.h. Abdruck kann in auswärtige Labors verschickt werden. Die meisten Gummimassen sind hydrophob, d.h. sie vertragen sich nicht mit Flüssigkeit (Blut, Speichel, Wasser etc.).
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G I P S
Chemische Zusammensetzung: Pulver: vorwiegend Calciumsulfat Flüssigkeit: Wasser (Leitung oder destilliert)
Verwendung:
Modellherstellung nach Abdrucknahme (für Situationsmodelle und Präzisionsmodelle)
Verarbeitung: Gipspulver wird mit Wasser angerührt, es kommt dabei unter Wärmeabgabe (Reaktionswärme) zur Aushärtung. Verarbeitungshinweise
sauberes, trockenes Arbeiten
Dosierung von Pulver und Wasser je nach Gipsart (mit Waage); Herstellerangaben beachten!
Blasenfreies Anrühren durch Zugabe von Pulver zu Wasser, "sumpfen lassen", sonst Qualitätsverlust wegen Blasenbildung!
ACHTUNG: Immer Pulver zu Wasser geben, nicht umgekehrt!
heute: blasenfreies Anrühren durch Anmischen im Vakuumgerät (Wipmix)
Mischzeit beachten
Nie heißes Wasser verwenden, vermindert Qualität
Leitungswasser oder destilliertes Wasser verwenden, je nach Herstellerangabe
Abheben des ausgegossenen Modells aus dem Abdrucklöffel erst nach der Abbindezeit (je nach Gipsart verschieden lang).
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G I P S
Besonderheiten Gipspulver zieht Luftfeuchtigkeit an! Daher bitte immer trocken und verschlossen aufbewahren.
Verschiedene Gipsarten und ihr Anwendungsbereich Alabastergips
Eigenschaften: weichste Gipssorte Verwendung: für Situationsmodelle und Modelle für individuellen Löffel Moldano
Eigenschaften: etwas härter als Alabastergips Verwendung: für Situationsmodelle, Modelle für individuellen Löffel und prothetische Reparaturen Superhartgipse (oder Superstone) z B. Die Keen®, Fuii Rock®, etc
Eigenschaften: sehr harte Gipssorte Verwendung: Meistermodellherstellung
MERKE: Genaueste Pulver-Wasserdosierung nötig (Waage).
Immer destilliertes Wasser verwenden.
That’s all folks!
E N D E
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Rien ne va plus.