preiselastizität

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Page 1: Preiselastizität

Preiselastizität 1

PreiselastizitätDie Preiselastizität ist ein Maß dafür, welche relative Änderung sich bei der Angebots- bzw. Nachfragemengeergibt, wenn eine relative Preisänderung eintritt.[1] Je höher die Preiselastizität ist, desto stärker reagiert die Mengeauf den geänderten Preis. Die Preiselastizität eines Gesamtmarktes tendiert dazu, geringer als die Elastizität eineseinzelnen Gutes zu sein, das bei einer Preisänderung gegen ein anderes ausgetauscht (substituiert) werden kann.Eine besondere Form der Preiselastizität ist die Kreuzpreiselastizität, bei der dargestellt wird, wie sich diePreisänderung eines Gutes auf die Mengenänderung eines anderen Gutes auswirkt.Grundsätzlich lassen sich bei den Elastizitäten die Beeinflussung der Nachfrage- und der Angebotsmengeunterscheiden, weshalb man in der Gesamtheit vier Elastizitäten genauer benennt. Wird die Preiselastizität ohnenähere Präzisierung genannt, ist in der Regel die Preiselastizität der Nachfrage gemeint.• Preiselastizität der Nachfrage• Preiselastizität des Angebots•• Kreuzpreiselastizität der Nachfrage•• Kreuzpreiselastizität des AngebotsWeiterhin unterscheidet man zwischen einer kurzfristigen und langfristigen Elastizität. Da es z. B. durch technischenFortschritt möglich ist, sich an bestimmte Preisänderungen anzupassen, ist die langfristige Preiselastizität bei vielenGütern, jedoch nicht bei allen, stärker als die kurzfristige Preiselastizität.[2]

DefinitionDie Preiselastizität ist definiert als relative Mengenänderung (der am Markt zu diesem Preis angebotenen Güter)dividiert durch relative Preisänderung. Es werden hier verschiedene Herangehensweisen unterschieden.

Bogenelastizität

mit dem Preis und der Menge , wobei den alten Preis und den neuen bedeuten, analog,

.

Man kann diese Elastizität als ungefähre durchschnittliche relative Änderung von Q interpretieren.

Mittelwertmethode

Sie ist eine Variante der Bogenelastizität, bei der die Änderungen nicht auf einen festen Wert oder bezogenwerden, sondern auf das Mittel von und , analog. Man erhält dann

.

ElastizitätsfunktionEs wird hier eine infinitesimale (unendlich kleine) Änderung des Preises p bezüglich einer Preis-Absatz-Funktion

betrachtet. Für die Bereiche, in denen p(x) und definiert sind und in denen p(q) differenzierbar ist, ergibtsich die Elastizitätsfunktion

.

Page 2: Preiselastizität

Preiselastizität 2

KategorisierungIm Folgenden sollen die möglichen Elastizitäten dargestellt werden. Die Beispiele behandeln, sofern nicht andersbeschrieben, stets die Auswirkungen einer Preisänderung auf die Nachfragemenge.Für gewöhnlich ist beim Elastizitätskoeffizienten ein negatives Vorzeichen zu beobachten, da immer genau einDividend negativ ist. So bewirkt eine Preissenkung für gewöhnlich eine Zunahme des Absatzes, wobei einePreissteigerung einen Absatzrückgang zur Folge hat. Lediglich bei der anormalen Elastizität, wie sie beiLuxusgütern oder Hamsterkäufen auftreten kann, ist der Elastizitätskoeffizient positiv. Damit können schon aus demVorzeichen Rückschlüsse auf die Art des untersuchten Gutes geschlossen werden.

QuantitativIn welchem Umfang beeinflusst der Preis die Mengenänderung bei Angebot und Nachfrage?

vollkommen elastisch(perfectly elastic demand)

Darstellung

Erklärung Eine minimale (infinitesimale) Preisänderung bewirkt eine unendlicheMengenänderung. Die vollkommene Elastizität ist nur modellhaft zubetrachten, sie wird in der realen Wirtschaft nicht anzutreffen sein.

Beispiel Eine 5-Euro-Banknote würde zu einem Preis von 5,01 Euro keine Nachfragerfinden. Kostet die Banknote hingegen genau 5,00 Euro, ist die nachgefragteMenge beliebig groß. Die Nachfrager kaufen die Banknote tatsächlich nurdann, wenn sie benötigt wird. Bei einem Preis von 4,99 Euro ist sie sogarunendlich groß, da jetzt jeder Nachfrager versuchen wird, diese Banknote zuerstehen.

sehr elastisch(elastic demand)

Darstellung

Erklärung Eine Preisänderung bewirkt eine überproportionale Mengenänderung.

Beispiel Eine starke Reaktion der Nachfrage auf Preisveränderungen zeigt sichbeispielsweise bei guten Substituten wie etwa Nägel einer bestimmten Sorte.Wird der Preis erhöht, wechseln möglicherweise fast alle Kunden zurKonkurrenz, wird der Preis verringert, wechseln die Kunden wieder zurück.

proportional elastisch(unit elastic demand)

Darstellung

Erklärung Eine 1%ige Preisänderung bewirkt eine 1%ige Mengenänderung.

Beispiel Der Fall der Einheitselastizität ist nicht zu verwechseln mit dem deriso-elasticity: Im ersten Fall ist die Elastizität an einem Punkt der Nachfragegleich eins. Im zweiten Fall ist die Preiselastizität der Nachfrage konstant, d.h.für jeden Preis gleich groß.

Page 3: Preiselastizität

Preiselastizität 3

unelastisch(inelastic demand)

Darstellung

Erklärung Eine Preisänderung bewirkt eine unterproportionale Mengenänderung.

Beispiel Eine schwache Reaktion der Nachfrage auf Preisveränderungen zeigt sichbesonders bei lebensnotwendigen Wirtschaftsgütern wie Nahrungsmittel, dieschlecht substituiert werden können. Weitere Gründe sind die mangelndeWahrnehmung der Preisänderung und die Aufwendigkeit der Suche nachSubstituten.

vollkommen unelastisch(perfectly inelastic demand)

Darstellung

Erklärung Eine maximale Preisänderung bewirkt keine Mengenänderung.

Beispiel Es tritt keine Reaktion der Nachfrage auf Preisveränderungen ein. Dies zeigtsich beispielsweise bei lebenswichtigen Medikamenten, da trotzPreiserhöhungen immer die gleiche Menge gekauft wird. In der Praxis findetdieser Fall seine Grenzen allerdings dort, wo sämtliche finanziellen Mittelausgeschöpft sind. Also sind die Kunden bereit das Produkt zu jedem Preis zukaufen, solange sie es sich leisten können. Ein klassisches Beispiel für dieNachfrageseite wäre der Bedarf an Insulin für einen Konsumenten. Für dieAngebotsseite kann so ein Fall zum Beispiel auftreten, wenn es schlicht nichtmehr von einem Gut gibt: Sammlerstücke (Bücher, LP, Briefmarken) habennur eine bestimmte Auflage.

anomal elastisch

Darstellung

Erklärung Die Nachfrage ist bei diesem Sonderfall positiv elastisch; ein höherer Preisinduziert eine höhere Nachfrage. Die Preiselastizität der Nachfrage einesbestimmten Gutes kann allerdings nicht für jedes Preisniveau positiv sein; dieswürde das Vorhandensein unendlicher finanzieller Mittel bei den Nachfragernerfordern.

Beispiel Dies ist beispielsweise der Fall, wenn mit steigendem Preis eine zunehmendeExklusivität des Gutes assoziiert wird (Snobeffekt, demonstrativer Konsum)oder wenn aus der Erhöhung des Preises auf eine bevorstehende Verknappungdes Gutes geschlossen wird (Hamsterkauf). Der Preis kann auch alsQualitätsindikator angesehen werden, oder es liegt ein Giffen-Gut (absolutinferiores Gut) vor.

Page 4: Preiselastizität

Preiselastizität 4

isoelastisch

Darstellung

Erklärung Die Nachfrage nennt man isoelastisch, wenn die Elastizität in jedem Punkt -1beträgt. Dieser Fall liegt vor, wenn sich durch eine Preisänderung dienachgefragte Menge genau in dem Umfang ändert, dass das Produkt ausMenge und Preis (der Umsatz) konstant bleibt.

Beispiel Als Beispiel stelle man sich eine gleichseitige Hyperbel vor, derenAsymptoten die Achsen sind.

Kompetitiv (Triffinischer Koeffizient)Die Verwendung der Kreuzpreiselastizität als Indikator der Stärke konkurrierender Unternehmen geht auf RobertTriffin zurück. Nach der Berechnung der Kreuzpreiselastizität der Nachfrage, im folgenden Triffinischer Koeffiziente, unterscheidet man drei Formen der Konkurrenz:[3]

Keine Konkurrenz liegt vor, wenn die Kreuzpreiselastizität gleich Null ist. Die Änderung des Preises von Anbieter A wirkt sichnicht auf die Absatzmenge von Anbieter B aus.

Je kleiner e, desto geringer ist die Konkurrenz. Hebt Anbieter A den Preis für Milch um 100 % an und steigt daraufhin dieAbsatzmenge der Milch von Hersteller B nur um 0,1 %, ist e = 0,001 und deutet somit auf eine heterogene Konkurrenz hin.

Je weiter sich e Unendlich nähert, desto größer ist die Konkurrenz. Eine geringe Preisänderung eines Gutes hat bereits einendrastischen Absatzschub eines anderen Gutes zur Folge, es handelt sich um homogene Konkurrenz. e = unendlich -> homogeneKonkurrenz: Senkt Hersteller A den Preis seiner Milch infinitesimal, sinkt die Absatzmenge der Milch von Hersteller B drastisch.

AnwendungBeim Wettbewerb um die genaueste Einschätzung des Kundenverhaltens im Marketing hilft die Beobachtung derPreiselastizität der Nachfrage bei der Gestaltung einer strategischen Preispolitik. Im Gegensatz zu operativenPreismaßnahmen, die beispielsweise dem kurzzeitigen Abverkauf von Saisonware oder der Führung vonWettbewerbsaktionen dienen, hat die Kenntnis der Preiselastizität der Nachfrage im Markt eine strategischeBedeutung. Es wird unter anderem erfasst, ab welchem Marktpreis eine Erhöhung der Preise die abgesetzte Mengeso stark senkt, dass der Gesamtumsatz geringer ist als vor der Preiserhöhung. Auch für den Fall, dass der Absatzeines Produktes oder einer Dienstleistung hinter den Erwartungen zurückbleibt, kann man mit Hilfe der Elastizitätbestimmen, ob eine Preissenkung sinnvoll ist.Die Preiselastizität kann als Kennzahl auch für das Controlling im Unternehmen angewendet werden, um dieStabilität der eigenen Preise bei Nachfrageschwankungen zu erfassen.Im volkswirtschaftlichen Rahmen dient die Preiselastizität zu Berechnung von Steueraufkommen. Je höher dieElastizität, desto eher wird das besteuerte Gut nach einer Steuererhöhung nicht mehr konsumiert werden. Die Steuerhat deshalb eine Lenkung des Konsumverhaltens zum Ziel (siehe auch Lenkungssteuer). Ist die Elastizität hingegengering, hat die Steuer den Charakter einer Aufkommenssteuer.

Page 5: Preiselastizität

Preiselastizität 5

Beispiele für empirisch ermittelte Preiselastizitäten der NachfrageTheoretisch haben "Luxusgüter" eine hohe Preiselastizität der Nachfrage, "notwendige Güter" hingegen eine geringePreiselastizität der Nachfrage.[4] Das ist, so Artur Woll, zunächst verwirrend, da ja die Elastitzität der Nachfrageentlang der Nachfragekurve alle Werte von Null bis Unendlich annehmen kann. Tatsächlich streuen die beiverschiedenen Gütern empririsch ermittelten Elastizitäten aber nicht in dieser ganzen Breite, sondern meist in einemengen Bereich. Es gebe daher "typische" Elastizitäten für bestimmte Güter, die allerdings nach Raum und Zeitvariieren.[5]

So schätzte der Wirtschaftshistoriker Hans-Heinrich Bass die Preiselastizität der Nachfrage nach Brotgetreide(Roggen) in Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Daten der Mahl- und Schlachtsteuer auf einenWert von -0,2.[6] Nach Gollnick betrug die Preiselastizität der Nachfrage nach Brot und Backwaren in Deutschlandzwischen 1950 und 1970 hingegen -1,8.[7] Dem theoretisch "erwarteten" Wert der Preiselastizität bei diesem"notwendigen Gut" Getreide kommt der Schätzwert von Bass näher. Möglicherweise hat sich aber die Elastizität imLaufe eines Jahrhunderts einfach verschoben

Güter Elastizität Ort und Zeit Quelle

Nahrungsmittel -1.3 Deutschland 1955-1970 Woll, Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 13. Auflage. 2000, S. 119 nach Gollnick 1975

Kraftstoffe -0.41 Deutschland ca. 1984 Woll, Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 13. Auflage. 2000, S. 119 nach Conrad 1984

Brotgetreide -0.23 Preußen 1838-1850 Bass, Hungerkrisen in Preußen, 1991, S. 295.

Kleidung -0.16 Deutschland 1961-1981 Woll, Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 13. Auflage. 2000, S. 119 nach Hansen 1984

Körperpflege +0.3 Deutschland 1951-1970 Woll, Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 13. Auflage. 2000, S. 119 nach Gollnick 1975

Beispiele

PreissenkungEin Unternehmen verändert den Preis eines Produkts von derzeit 60 auf 50 Euro. Dies hat zur Folge, dass dieAbsatzmenge von derzeit 3.000 auf 4.000 Stück steigt.Prozentuale Absatzsteigerung

Prozentuale Preissenkung

Preiselastizität

Die Nachfrage ist somit (sehr) elastisch.

Page 6: Preiselastizität

Preiselastizität 6

PreissteigerungEin Händler erhöht den Preis eines Marken-Sakkos von derzeit 100 auf 105 €. Dies hat zur Folge, dass dieNachfrage von derzeit 10 auf 9 Stück sinkt.Prozentualer Absatzrückgang

Prozentuale Preiserhöhung

Preiselastizität

Die Nachfrage ist somit (sehr) elastisch.

Funktion beschreibt MengenänderungZwischen einer Menge m und dem Marktpreis p besteht ein Zusammenhang, der durch folgende Funktionwiedergegeben wird:

Wie hoch ist der Elastizitätskoeffizient bei ?

Lösung

Bei dieser Aufgabenstellung sind keine prozentualen Veränderungen gegeben, aus denen sich mithilfe derBogenelastizität der Elastizitätskoeffizient berechnen ließe. Es wird daher auf die ebenfalls oben genannteElastizitätsfunktion zurückgegriffen. Es ist zuerst die Ableitung der Preis-/Mengenfunktion zu bilden.

Als nächstes wird die erwartete Menge für einen Preis von berechnet.

Die erste Ableitung der Preis-/Mengenfunktion sowie der Preis und die errechnete Menge können nun in dieElastizitätsfunktion eingesetzt werden:

Page 7: Preiselastizität

Preiselastizität 7

Umsatzmaximalen Preisbestimmung mithilfe der Elastizität

Aufgrund der Natur der Preiselastizität und ihrem Verlauf kann man mit ihrer Hilfe auch den umsatzmaximierendenPreis errechnen. Dazu setzt man die Preiselastizität zu einer bestimmten Nachfrage – wie üblich im Absolutbetrag –gleich 1.

(In der Regel ist die Nachfragekurve fallend und somit .) Wenn man nun diese Formel nach p auflöstbekommt man den umsatzmaximalen Preis für die gegebene Preis-Absatz-Funktion.

Literatur• Christian Homburg, Harley Krohmer: Marketingmanagement. Gabler Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN

3-8349-0063-X.

Weblinks• Preiselastizität [8] – Definition beim Gabler Wirtschaftslexikon• Die direkte Preiselastizität [9] – Artikel (www.mikrooekonomie.de)

Einzelnachweise[1] Gerhard Graf: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre. 2. Auflage. Physica-Verlag, 2002, S. 41.[2] Beispiel Benzin: In der kurzen Frist ist die Preiselastizität der Nachfrage nach Benzin relativ unelastisch zur langfristigen Sicht. Kurzfristig

kann nicht so auf ein alternatives Gut ausgewichen werden. Langfristig können verbrauchsärmere und kleinere Autos produziert werden.Somit ist die langfristige Preiselastizität der Nachfrage nach Benzin relativ elastischer als die kurzfristige. Vgl. diese Diskussion (http:/ / www.study-board. de/ forum/ volkswirtschaftslehre/ 24062-langfristige-preiselastizitaeten. html).

[3] vgl. Aus Wöhe: Robert Triffin: Monopolistic Competition and General Equilibrium Theory. Cambridge (Mass) 1949, S. 97ff.[4] Artur Woll: Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 13. Auflage. 2000, S. 119.[5] Artur Woll: Allgemeine Volkswirtschaftslehre. 13. Auflage. 2000, S. 119.[6] Hans-Heinrich Bass: Hungerkrisen in Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. St. Katharinen 1991, S. 295.[7] H. Gollnick: Dynamic Structure of Household Expenditures in the Federal Republic of Germany. Amsterdam 1975.[8] http:/ / wirtschaftslexikon. gabler. de/ Definition/ preiselastizitaet. html[9] http:/ / www. mikrooekonomie. de/ Haushaltstheorie/ Die%20direkte%20Preiselastizitaet. htm