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Prof. Dr. Birgit Eickelmann Individualisierter Unterricht in Deutschland – Hilft die Digitalisierung bei der Lösung unserer Herausforderungen? EDUCATION INNOVATION CIRCLE Digitalisierung in der Schule – Status Quo, Chancen und Herausforderungen in Deutschland 30. Juni und 1. Juli 2013

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Die digitalen Medien in Schule und Unterricht rücken mehr und mehr in den Fokus von Bildungspolitik, Praxis, Forschung, Verlagen und Unternehmen. Die Bertelsmann Stiftung hat am 01.07.2013 zum „Education Innovation Circle“ nach Berlin eingeladen, um in einer kleinen, interdisziplinär zusammengesetzten Runde über Digitalisierung in der Schule – Status Quo, Chancen und Herausforderungen in Deutschland zu diskutieren.

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Individualisierter Unterricht in Deutschland –

Hilft die Digitalisierung bei der Lösung

unserer Herausforderungen?

EDUCATION INNOVATION CIRCLE

Digitalisierung in der Schule – Status Quo, Chancen und Herausforderungen in Deutschland

30. Juni und 1. Juli 2013

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Verortung

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Digitale Medien gehören in einer Wissens- und

Informationsgesellschaft in Schule und Unterricht

IT-Ausstattung und Nutzung digitaler

Medien in Deutschland unterdurchschnittlich

AnsatzDigitalisierung von Schule und Unterricht, aber nicht zum Selbstzweck.

PrämisseDas Pädagogisch Sinnvolle bestimmt die Entwicklung, nicht das technisch Machbare.

Herausforderung Lücke schließen

Ziele

• Leistungsstärke der Schulen in Deutschland weiter erhöhen.

• Chancengerechtigkeit des deutschen Schulsystems (weiter) verbessern.

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Verortung

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Umgang mit digitalen Medien schulen

‚Learn to use ICT‘

Nutzung digitaler Medien zur Verbesserung des Lernens

‚Use ICT to learn‘

Förderung des Kompetenzerwerbs digitaler

Kompetenzen im Sinne von ICT-Literacy

Entwicklung neuer Formen des Unterrichtens mit digitalen

Medien

► Education Innovation Circle

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Zur Konzeption des Vortrages

Teilaspekte zur Beantwortung dieser Frage

• Aktuelle Herausforderungen im deutschen Schulsystem

• Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung

• Aktuelle Praxis und Rahmenbedingungen

• Sinnvolle pädagogische Praxis

• Grenzen und Risiken

• Ausblick: Handlungsfelder und -möglichkeiten

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Ausgangsfragestellung

Individualisierter Unterricht in Deutschland

– Hilft die Digitalisierung bei der Lösung unserer Herausforderungen?

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Aktuelle Herausforderungen im deutschen Schulsystem

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Herausforderungen im deutschen Schulsystem

Mehr als zehn Jahren nach dem PISA-Schock

• Zahl der Klassenwiederholungen weiterhin hoch (‚Sitzenbleiber‘)

• Leistungsrückstand Jugendlicher mit Migrationshintergrund

• Entwicklungsspielraum im Bereich Sprachförderung

• Geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede unverändert

• Fehlen erprobter Förderkonzepte; wenig systematisch entwickelte und evaluierte Maßnahmen

• keine Verbesserung der Leistungsspitze: Förderung von Begabten fehlt

• am Gymnasium weiterhin geringeres Ausmaß an individueller Unterstützung und Differenzierung feststellbar

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Klieme, Jude, Baumert, Prenzel, 2010

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Herausforderungen im deutschen Schulsystem

Für die Schulpraxis aktuell akut

• Inklusion

• Entwicklung zum ‚zweigliedrigen Schulsystem‘ mit noch heterogeneren Gruppen in den neuen Sekundarschulformen

• Wenig qualitativ hochwertiger Ganztag: Betreuen statt Fördern und Fordern

Weitere Herausforderungen

• G8 und Chancengerechtigkeit

• Zielorientierung Neue Steuerung im Schulsystem: fehlender Anschluss an pädagogische Praxis

• Vergleichbarkeit von Schulabschlüssen (z. B. Abiturregelungen)

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung

Potenziale digitaler Medien

1. MultimedialitätVerarbeitung und Präsentation von Inhalten in unterschiedlicher Codierung und Sinnesmodalität

2. InteraktivitätEingriffs- und Steuerungsmöglichkeiten in das System durch den Nutzer, Initiierung wechselseitiger ‚Dialoge‘ zwischen Nutzer und System

3. VernetzungBereitstellung und Verwendung verteilten Wissens durch global vernetzte Systeme sowie neue Formen der Kommunikation, Kooperation, Betreuung und Unterstützung

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u.a. Schulz-Zander & Tulodziecki, 2009

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung

Adaptives Lernen mit digitalen MedienEU-Projekt Grapple (generic responsive and adaptive personalized learning environment)

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Prof. Dr. Paul De BraFakultät für

Computerwissenschaften Eindhoven

„Beim adaptiven Lernen [mit digitalen Medien] liegt der Fokus auf einer maximalen Freiheit: Die Lernenden navigieren auf einer Webseite […] und können sich die Inhalte völlig individuell zusammenstellen. Auch die Reihenfolge bestimmen sie selbst. Das System erkennt, welche Inhalte der User bereits gelernt hat und führt ihn zum passenden Content.“

Adaptives Lernen ist nicht gleichzusetzen mit Sequencing„Sequencing funktioniert ganz anders: Anhand von Einstiegs- und Zwischentests werden die Lerner zu einem bestimmten vorgefertigten Inhalt geführt. Das ist Personalisierung ohne Freiheit. Beim adaptiven Lernen dagegen werden die User durch einen Kurs geführt, und anhand der bearbeiteten Elemente setzt sich der Inhalt immer wieder individuell neu zusammen. Das heißt: Wenn zehn Lernende mit unterschiedlichem Vorwissen dieselbe Lektion durcharbeiten, sehen die Lernseiten zu demselben Thema völlig unterschiedlich aus.“

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung

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Peschke und Hendricks 2008

Eickelmann2010

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung

Zentrale Vorteile digitaler Medien zur Individualisierung von Lernen

1. Individuelle Gestaltung von Lernprozessen durch förderlicheund zusätzliche Lernangebote

2. Dokumentation eigener Lernwege und dadurch bessere Nachvollziehbarkeit von Lernprozessen

3. Unterstützung kooperativer Lernformen, erweiterte Möglichkeit Stärken einzubringen, individuell erarbeitete Lösungsansätze zu diskutieren und Schwächen auszugleichen

Hemmend für die Umsetzung dieser Potenziale- mangelnde Kenntnisse von Lehrpersonen über Bildungsmedien- didaktisch-methodische Defizite

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Hendricks 2008

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung

Wer kann durch den Einsatz digitaler Medien gefördert werden?

• Lernschwächere und leistungsstärkere Lerner, aber eher nicht das Leistungsmittelfeld

• Lerner mit Migrationshintergrund, z.B. zur Sprachförderung, mit Übungen bei denen „der Computer ein Wort vorspricht oder ein Wort bildlich dargestellt.“ (Zitat Lehrerin)

• Jungen und Mädchen: Beide Geschlechter können durch den Einsatz digitaler Medien gefördert werden. Jungen haben weniger Berührungsängste mit der Technik, Mädchen nutzen digitale Medien aber gezielter zum Lernen.

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Eickelmann, 2010, Befunde DFG-Studie

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann14

Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung

Einschätzung von Lehrpersonen zur Bedeutung digitaler Medien für die Individualisierung von Unterrichts- und Lernprozessen(Stichprobe aus den SITES-M2-Schulen)*

* Innovative Schulen im Medienbereich,die im Rahmen der SITES-Studie als

Leuchtturmschulen für Deutschland ausgewählt wurden

Einschätzung ‚wichtig/sehr wichtig‘Anteil der Lehrpersonen in % Primarstufe

(N=38)Sekundarstufe

(N=142)

Individualisierung von Lernerfahrungen 58 55

Stärkere Schüleraktivierung 55 56

Berücksichtigung unterschiedlicher Leistungsniveaus

62 38

Bereitstellung von Lern- und Übungsaufgaben

55 37

Eickelmann, 2010

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Aktuelle Praxis und Rahmenbedingungen

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Ergebnisse Grundschulbereich

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Aktuelle Praxis und Rahmenbedingungen

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Häufigkeit schulischer Computernutzung in der Grundschule im internationalen Vergleich

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Japan

Internationaler MittelwertSlowakeiDänemarkPolenSingapurDeutschlandSlowenienKroatien

AustralienEnglandKatarNeuseelandKanada (Alberta)NordirlandUSANiederlandeUngarnHong KongVG OECD

0% 20% 40% 60% 80% 100%▲ Prozentsatz signifikant höher als in Deutschland

(p < .05)

■ Kein signifikanter Unterschied zum deutschen Prozentsatz

▼ Prozentsatz signifikant niedriger als in Deutschland (p < .05)

1 Weniger als ein oder zwei mal im Monat 2 Mindestens ein oder zwei mal in der Woche

84 (1,7)

52 (0,3)56 (2,2)57 (1,9)58 (2,8)71 (0,8)72 (1,7)75 (1,7)82 (1,8)

15 (1,1)19 (1,6)19 (1,5)22 (1,5)23 (2,1)23 (1,8)26 (1,1)28 (2,5)33 (2,4)42 (1,9)50 (0,4)

% (SE)

Selten1

16 (1,7)

48 (0,3)44 (2,2)43 (1,9)42 (2,8)29 (0,8)28 (1,7)25 (1,7)18 (1,8)

85 (1,1) ▲81 (1,6) ▲81 (1,5) ▲78 (1,5) ▲77 (2,1) ▲77 (1,8) ▲74 (1,1) ▲72 (2,5) ▲67 (2,4) ▲58 (1,9) ▲50 (0,4) ▲

▲▲▲▲

■▼▼

■■

% (SE)

Oft2

IGLU/TIMSS 2011eigene Analysen

Eickelmanndemnächst nachzulesen in Eickelmann, Gerick & Bos,

72 % der Viertklässler

in Deutschland nutzen weniger

als ein- oder zweimal im Monat Computer in der

Schule.

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann18

46

28

15

73

10

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

in fastjeder Stunde

in 5 bis 8von

10 Stunden

in 3 oder 4von

10 Stunden

in 2von

10 Stunden

in 1 von10 Stunden nie

Häufigkeit der Nutzung von Computerprogrammenzur Leistungsdifferenzierung (Lehrerangaben)

Anteil Lehrpersonen in %

Häufigkeit in Stunden

Aktuelle Praxis und Rahmenbedingungen

54 % der Lehrpersonen setzen Computerprogramme zur

Leistungsdifferenzierung ein

IGLU/TIMSS 2011eigene Analysen

Eickelmann

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann19

0 1 37

16

72

10

20

30

40

50

60

70

80

in fastjeder Stunde

in 5 bis 8von

10 Stunden

in 3 oder 4von

10 Stunden

in 2von

10 Stunden

in 1von

10 Stundennie

0

Anteil Lehrpersonen in %

Häufigkeit der Nutzung von Computerprogrammenzur Leseförderung von Jungen (Lehrerangaben)

Für die meisten Lehrpersonen spielt die Leseförderung von Jungen

mithilfe von Computerprogrammen keine Rolle.

Häufigkeit in Stunden

Aktuelle Praxis und Rahmenbedingungen

IGLU/TIMSS 2011eigene Analysen

Eickelmann

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Ergebnisse Sekundarschulen

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Aktuelle Praxis und Rahmenbedingungen

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Ausstattung und Nutzung in Sekundarschulen

1. Die vorhandene Ausstattung wird nicht genutzt: Nur zwei Drittel der SuS geben in PISA jeweils an, die vorhandenen Computer im Unterricht auch zu nutzen. Nur ein Drittel nutzt das Internet und die verfügbaren Laptops (obwohl sie verfügbar wären).

2. Daher wundert nicht: Jeweils mehr als 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler geben an, nie in einer typischen Schulwoche in den vier Hauptfächergruppen Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und Naturwissenschaften mit einem Computer zu arbeiten.

3. Ganztag: Nutzung von digitalen Medien im Ganztag spielt für die meisten Schülerinnen und Schüler keine Rolle.

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Aktuelle Praxis und Rahmenbedingungen

Eigene Analyse auf der Grundlage der internationalen PISA-2009-Datenbasis und

Analysen zu StEG: Eickelmann & Rollet, 2012

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Sinnvolle pädagogische Praxis

Sinnvolle pädagogische Praxis

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Sinnvolle pädagogische Praxis

Sinnvolle pädagogische Praxis mit digitalen Medien aus Lehrersicht findet statt, wenn die SuS durch den Computereinsatz:• etwas lernen (Kompetenzerwerb)• motiviert werden • der Einsatz digitaler Medien an die

pädagogischen Ziele der Schuleangebunden ist.

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Owston, 2003, Eickelmann, 2010

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Sinnvolle pädagogische Praxis

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Webbasierte Angebote mit Individualzugängen Lern-

plattformen

[…]

Software mit Schülerkonten

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann25

Sinnvolle pädagogische Praxis

Individualisierung mit Tablets?

2013Aufenanger und

Schließzeit

Forschungsprojekt Arbeitsgruppe Mayrberger

Erika Risse (Video):„Individualisieren ist: Lernen was sie wollen, mit den

Ressourcen, die sie nutzen wollen.“

?

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Sinnvolle pädagogische Praxis

Aktueller Schulversuch in Bayern

Lernreich 2.0 – Üben und Feedback mit digitalen Medien

Entwicklung und Erprobung von Ansätzen zur individuellen Förderung mit digitalen Medien (vor allem im MINT-Bereich)

Zwei Bereiche

(1) Üben: Individualisiertes und systematisches Üben mit digitalen Medien

(2) Feedback: Systematische Rückmeldung zu Lernergebnissen und zum Lernprozess von SuS mit digitalen Medien

Kinder und Jugendlichen in den Jgst. 6 bis 9

Nutzung der Medienaffinität der SuS in dem Alter

Gefördert von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (vbw), Bewerbungsschluss für Schulen: März 2013

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Sinnvolle pädagogische Praxis

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Quelle: http://educationnext.org/

• Klassenraum als offener Raum

• Aufteilung durch Bücherregale

• Schülerinnen und Schüler

arbeiten entweder alleine am

Laptop oder betreut durch eine

Lehrperson in Kleingruppen.

• SuS bearbeiten 30-minütige Lehreinheiten am Laptop.

• Jede Lehrpersonen betreut durchschnittlich 3 Schülergruppen mit je 9 bis 10

Schülerinnen und Schüler.

• Real-Time-Systeme zeigen den Lehrpersonen den Lernfortschritt der SuS oder

der Gruppen an. Lehrpersonen können für jeden SuS Tagesberichte einsehen.

Beispiel: Neuorganisation von Unterricht in USA

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Dreambox: adaptives Lernprogramm

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Sinnvolle pädagogische Praxis

Dreambox

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Grenzen und Risiken

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Grenzen und Risiken

Unterrichtsebene

Unterrichtsqualität zentral

Wichtig• Mit der Einführung neuer Konzepte von Unterricht nicht vergessen,

was wir über guten Unterricht wissen.• Verschiedene Lernertypen berücksichtigen.• Balance zwischen Instruktion und Konstruktion wichtig.

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Grenzen und Risiken

Schulentwicklungsebene

Individualisieren mit digitalen Medien sind für Schulen komplex:Zwei Innovationen: ‚Individualisieren‘ und ‚Lernen mit digitalen Medien‘, die auch noch miteinander kombiniert werden.

Wichtig• Kenntnisse über Implementation von Innovationen berücksichtigen• Befunde über die Implementation von digitalen Medien in Schulen

einbeziehen • Kenntnisse über Individualisierung von Unterricht einbeziehen• Komplexität der Innovation berücksichtigen

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Rahmenbedingungen

Notwendige Rahmenbedingungen schaffen

Wichtig• Zentral: Ausstattung und Lehrerbildung• Die Übertragung von möglichen Modellen von Beginn an mitdenken• Maßnahmen mit Schnittstellen an pädagogische Ziele und

Anforderungen von Einzelschulen anknüpfen• Qualität der Lernmaterialien entscheidend

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Grenzen und Risiken

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Grenzen und Risiken

Finanzierung

Finanzierung mitdenken

Wichtig• Entwicklung computerbasierter Angebote kostenintensiv, aber

vergleichsweise geringe Finanzmittel im Bildungsbereich (im Gegensatz zum Freizeitmarkt)

• Ressourcenbereitstellung verhinderte bisher Kontinuität• Loslösung von der Abhängigkeit der Finanzierung und von

bildungspolitischen Förderwellen notwendig

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Ausblick: Handlungsfelder und -möglichkeiten

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Zentrale Frage

Individualisieren durch das Medium oder durch die Unterrichtsform?

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Ausblick: Handlungsfelder und -möglichkeiten

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Ausblick: Handlungsfelder und -möglichkeiten

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Individualisierungmit digitalen Medien

Digitale Medien in individualisierte

Lernformen einbetten

Best-Practice-Beispiele von Unterricht

analysieren

Digitale Medien für individualisiertes

Lernen entwickeln

Individuelle und adaptive Lernmedien

entwickeln

Unterricht und Schule

zukunftsweisend denken

Neue Konzepte von Unterricht und Schule

entwickeln und erproben

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Vielen Dank für Ihre Zeit.

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann38

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung

Perspektive der Lehrpersonen• Lehrpersonen sind vor allem dann dazu geneigt, digitale Medien im

Unterricht einzusetzen, wenn sie Möglichkeiten zur Verbesserung des Lernens erkennen.

• Wichtig ist für sie das Potenzial digitaler Medien zur Individualisierung und Förderung von Lernern und Lernergruppen.

Eine Veränderung des Unterrichts ergibt sich aber ebenso wenig automatisch wie die Erschließung der didaktische Potenziale digitaler Medien zur Individualisierung von Unterricht.

 

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Eickelmann, 2010, Befunde DFG-Studie

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40Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Ich werde angemessen dabei unterstützt, die Nutzung von Computern in meinen Unterricht zu integrieren

▲ Prozentsatz signifikant höher als in Deutschland (p < .05)

■ Kein signifikanter Unterschied zum deutschen Prozentsatz

▼ Prozentsatz signifikant niedriger als in Deutschland (p < .05)

Stimme

HongkongSingapurNordirlandKatarAustralienKanada (Alberta)KroatienNeuseelandUSAEnglandSlowenienSlowakeiNiederlandePolenUngarnInternationaler MittelwertDänemarkDeutschlandJapan

%

646159554948464643423939343333

32271404

(SE)

(3,5)(2,5)(3,9)(2,6)(3,9)(4,7)(3,6)(3,0)(2,1)(3,6)(3,5)(3,5)(4,1)(3,3)(3,5)

(0,4)(2,6)(2,3)(1,6)

▲▲▲▲▲▲▲▲▲▲▲▲▲▲▲▲▲■▼

voll zu

0% 20% 40% 60% 80% 100%

IGLU/TIMSS 2011eigene Analysen

Eickelmann

Nur jede sechste Lehrperson (14%)

in Deutschland fühlt dich bei der

Integration digitaler Medien in

den Unterricht unterstützt.

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Ausstattung und Nutzung in Sekundarschulen• 92 % der fünfzehnjährigen SuS in Deutschland geben an, dass

ihnen in der Schule Computer und Internet zur Verfügung stehen.• Mobile Geräte wie Laptops und Notebooks stehen einem Drittel zur

Verfügung (35 %).

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Aktuelle Praxis und Rahmenbedingungen

Eigene Analyse auf der Grundlage der internationalen PISA-2009-Datenbasis.

AberDie vorhandene Ausstattung wird nicht genutzt: Nur zwei Drittel geben jeweils an, die vorhandenen Computer im Unterricht auch zu nutzen. Nur ein Drittel nutzt das Internet und die verfügbaren Laptops.

ZusammenschauJeweils mehr als 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler geben an, nie in einer typischen Schulwoche in den vier Hauptfächergruppen Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen und Naturwissenschaften mit einem Computer zu arbeiten.

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Prof. Dr. Birgit Eickelmann

Aktuelle Praxis und Rahmenbedingungen

Ganztag: Computernutzung im Bereich der Nachmittagsangebot

Nutzungshäufigkeit von Computern im Ganztag (Sekundarstufe)

• Hat für die meisten SuS keinen besonderen Stellenwert

• mit zunehmendem Alter steigt die Nutzungshäufigkeit auf ca. 1/3 bis Klasse 9

Geschlechterunterschiede der Computernutzung im Ganztag

• Jungen nutzen Computer im Ganztag signifikant häufiger als Mädchen

• diese Unterschiede werden mit dem Alter größer

• der Anteil der intensiven Nutzer („immer“) ist bei den Jungen deutlich größer

• Bei den Nie-Nutzern ist der Anteil der Mädchen deutlich größer

42

Datengrundlage StEGEickelmann & Rollett, 2012