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Nur bei jedem zehnten proktologischen Patienten besteht die absolute oder rela- tive Indikation zur Operation. Bei Hämor- rhoiden liegt dieser Prozentsatz noch um die Hälfte niedriger, der chirurgische Ein- griff ist nur im Stadium III und IV notwen- dig. Bei einer akuten Analthrombose muss dabei der aktuelle Schmerz und Leidens- druck größer sein als der zu erwartende Wundschmerz. Wie Dr. Horst Loch als Gastgeber des „Haupt- stadtkongress – Aktuelle Proktologie“ dar- legte, sind Inzision und Exprimierung des Thrombus nur bis 48 Stunden nach dem Akutereignis sinnvoll. Als bessere Technik stufte der Proktologe die Exzision des gesam- ten Knotens mit Gefäßsegment ein, da damit eine Rethrombosierung vermieden wird. Bei Marisken sind häufige entzündliche Ver- änderungen oder aber die problematische Reinigung ebenso relative OP-Indikationen wie kosmetische Probleme. Praktisch sind kleinere Wunden zu erzielen, wenn die Dia- thermieschlinge vor der Anästhesie gelegt wird. Das Analfibrom stellt keine Karzinomvorstufe dar und entartet nicht. Kleinere Fibrome soll- ten deshalb belassen werden. Bei größeren kann ein Eingriff erfolgen, wenn sie prolabie- ren oder ein störendes Fremdkörpergefühl hervorrufen. Die Analfissur wird primär konservativ behan- delt. Gelingt dies nicht oder liegen Sekundär- veränderungen vor (ausgeprägte Vorposten- falte, Analfibrom, tiefe Krypte, Fistel im Fissur- grund), ist der chirurgische Eingriff ratsam. Dabei legt Loch großen Wert darauf, dass das Hautdrainage-Dreieck groß genug sein muss. Bei Condylomata accuminata stellt die Anzahl von zehn das obere Limit für die topische me- dikamentöse Behandlung dar. Wird dieser Schwellenwert überschritten, können die Feigwarzen in einem flüssigkeitsgestützten Koagulationsverfahren (Wet-shave-Technik) oder per Laserkoagulation abgetragen wer- den. Bei der Lasertechnik ist dabei auf den guten Schutz von Mund und Nase vor den Viren zu achten. Nur die Operation führt bei Akne inversa zur kurativen Heilung. Um den Entzündungs- prozess zu stoppen, riet Loch zu einem mög- lichst frühen Eingriff und den Mut zur Radika- lität: Die Exzision erfolgt am besten im Abstand von 1 cm im Gesunden. Das Wund- areal wird dann der Sekundärheilung überlas- sen. Beim häufigsten Eingriff gewinnen semi- operative Verfahren wie die transanale Hämorrhoiden-Dearterialisierung (THD, HAL, RAR) und die Laserhämorrhoidoplastie zunehmend an Bedeutung. „Diese Verfahren sind vielversprechend, aber alle noch nicht endgültig zu beurteilen“, konstatierte Loch. Sie müssen sich langfristig an den Ergebnis- sen der gängigen Techniken nach Longo und Parks messen, die sich durch Re- sektion bzw. Erhalt des Anoderms, Schmerzhaftigkeit und Heilungsdauer unter- scheiden. Bei proktologischen Wunden ist die Sekundärheilung Standard. Je nach Loka- lisation, Wundform und -größe kann es bis zu einem Vierteljahr dauern, bis die Wunde geschlossen ist. Abduschen zur Reduktion der Keime, saugfähige Kompressen, keine Antibiotika, so fasste Dr. Michael Stoll aus Hannover die wichtigsten Punkte zusam- men. „Käufliche Wundheilungshilfen sind nur teuer und bringen keine Vorteile“, fügte er hinzu. Initial ist eine ausreichende Analgesie erfor- derlich, betonte Stoll. Denn das Anoderm weist – nach der Mundschleimhaut – die höchste Dichte an Schmerzfasern auf. Indifferente Salben können bei großflächigen Wunden perianal, aber nicht intraanal an- gewandt werden, weil es sonst zur Über- feuchtung kommt. Sekret aufsaugende Kom- pressen und Netzhosen sowie das Abdecken der umgebenden Haut bei Überfeuchtung sind notwendig, um einem Ekzem vorzu- beugen. Trotz Stuhlregulation ist eine Kontamination der Wunde mit Stuhl nicht zu vermeiden. Antibiotika sind jedoch nicht angezeigt. Zur mechanischen Reinigung und Keimreduktion reicht das Abduschen mit Wasser. „Ewige“ Sitzbäder sind laut Dr. Bernhard Strittmatter aus Freiburg nicht empfehlenswert. Auch eine „Desinfektion“ mit PVP-Jod ist nicht ratsam, erklärten die Experten. Die ein- zige Indikation sieht Dr. Horst Loch bei einem sehr großen Wundgebiet, das mit einem stark unangenehmen Geruch einhergeht. Doch selbst in diesen Fällen sollte die Anwendung auf eine kurze Zeit beschränkt bleiben. Eine spezielle Salbe, die die Wundgranulation fördert, ist nicht im Handel. Nach Angaben von Professor Volker Wienert aus Aachen haben alle bisher geprüften Externa keinen positiven Effekt gezeigt. Im Verlauf der Wundheilung ist ein Debride- ment bei Auftreten nekrotischer Areale vor- zunehmen, bei Unterminierungen eine chirurgische Wundkorrektur. Dies gilt auch beim Stillstand der intraanalen Heilung und unzureichender Drainage beim Vorliegen einer äußeren narbigen Abriegelung, sagte Stoll. Prokto-Journal 03-2012 Aktuelles aus der Proktologie www.kade.de Art.-Nr. 90117 Ein Service der DR. KADE Pharmazeutische Fabrik GmbH Absolute und relative Operations-Indikationen Nur einer von zehn Patienten muss wirklich „unter´s Messer“ DR. KADE Pharmazeutische Fabrik GmbH, Berlin. DoloPosterine® N Salbe (Creme). DoloPosterine® N Zäpfchen/ – Zäpfchen mit Mulleinlage (Haemotamp). Wirkstoff: Cinchocainhydrochlorid. Verschreibungspflichtig. Zus.:1 g Creme enthält 5,0 mg Cinchocainhydrochlorid. Sonst. Bestandt.: Aluminiumstearat; Butylhydroxytoluol (Ph. Eur.); Cetylstearylalkohol (Ph. Eur.); Citronensäure-Monohydrat; Glycerolmonostearat 40-55; Isopropylmyristat (Ph. Eur.); Magnesiumstearat (Ph. Eur.); Palmitoylascorbinsäure (Ph. Eur.); Parfümöl Kamille PH-Y; Pentaerythritoldicocosfettsäureester; Propylenglycol; hochdisperses, hydrophobes Siliciumdioxid; weißes Vaselin; gereinigtes Wasser. 1 Zäpfchen enthält 6,0 mg Cinchocainhydrochlorid. Sonst. Bestandt.: Butylhydroxytoluol (Ph. Eur.), Citronensäure-Monohydrat, Parfümöl Kamille PH-Y, Glycerolmonostearat 40-55, Hartfett, Palmitoylascorbinsäure (Ph. Eur.), Propylenglycol, mittelkettige Triglyceride. Anw.: Zur symptomatischen Linderung von akuten Schmerzen bei anorektalem Symptomkomplex. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gg. Cinchocain- hydrochlorid od. anderen Bestandteil; Kinder < 12 Jahren. Vermeidung gleichzeitiger Anwendung anderer Lokalanästhetika. Nebenw.: Lokale Überempfindlichkeitsreaktionen im Afterbereich (Jucken, Brennen, Rötung, Bläschenbildung); generalisiertes Kontaktekzem (Rötung, Bläschenbildung mit Ausbreitung). Butylhydroxytoluol, Cetylstearylalkohol u. Propylenglycol können örtlich begrenzt Hautreaktionen (z. B. Kontaktdermatitis) bzw. Hautirritationen hervorrufen. Durch Butylhydroxytoluol sind außerdem Reizungen der Augen u. Schleimhäute möglich. Stand: 09/2011 Darreichungsformen und Packungsgrößen: DoloPosterine N Salbe: 25 g Creme, 50 g Creme, 100 g Creme, 10 x 2,5 g Creme in Einmaltuben, 25 g Creme mit Analdehner. DoloPosterine N Zäpfchen: 10 Zäpfchen, 20 Zäpfchen, 10 Zäpfchen mit Mulleinlage (Haemotamp). Posterisan®corte Salbe. Posterisan®corte Zäpfchen. Wirkstoff: Hydrocortisonacetat. Verschreibungspflichtig. Zus.: 1 g Salbe enthält 3,3 mg Hydrocortisonacetat (Ph. Eur.). Sonst. Bestandt.: Phenoxyethanol, gereinigtes Wasser, gelbes Vaselin und Wollwachs (enth. Butylhydroxy- toluol). 1 Zäpfchen enthält 3,3 mg Hydrocortisonacetat (Ph. Eur.). Sonst. Bestandt.: Hartfett, mittelkettige Triglyceride. Anw.: Akute, juckende, gerötete Analekzeme. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gg. einen Bestandteil des Arzneimittels, spezifische Hautprozesse (z. B. Tuberkulose, Lues, Gonorrhoe) im Behandlungsbereich, Varizellen, Vakzinationsreaktionen, bakterielle Hautinfektionen, Mykosen, periorale Dermatitis, Rosacea; Säuglinge. Bei länger dauernder Anwendung in hoher Dosierung auf eine mögliche systemische Wirkung achten. Anwendung bei Kindern unter 12 Jahren nur unter strenger ärztlicher Aufsicht. Nebenw.: Allergische Hautreaktionen (allergische Follikulitiden, Lokalreaktion, Blutung, Brennen, Juckreiz, Trockenheit, Spannung im Analbereich); bei länger dauernder Anwendung Hautatrophien, Steroidakne, Teleangiektasien, Striae. Stand: 03/2011 Darreichungsformen und Packungsgrößen: Salbe: 25 g Salbe, 50 g Salbe, 100 g Salbe, 25 g Salbe mit Analdehner, Zäpfchen: 10 Zäpfchen, 20 Zäpfchen. Die proktologische Wunde „Heilung trotz Kontamination durch gute Durchblutung“ Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, in dieser Ausgabe des Prokto-Journals fin- den Sie Vorträge vom „Hauptstadtkongress – Aktuelle Proktologie“. Der Dermatologe PD Dr. Gerhard Weyandt aus Würzburg geht unter anderem auf den Stellenwert korti- koidhaltiger Zubereitungen bei Erkrankun- gen in der Analregion ein. In diesem Areal entsteht leicht eine feuchte Kammer. Deshalb ist bei der Wahl von Kortikoiden der Wirkstoff einerseits und die Zubereitungsform andererseits besonders wichtig. Wegweisend ist der therapeutische Index (TIX) von Glucocorticoiden: Der Wert gibt das Verhältnis von erwünschten zu un- erwünschten Wirkungen eines topischen Kortikoids an. Je höher, umso günstiger ist das Verhältnis zugunsten der erwünschten Wirkungen. In der AWMF-Leitlinie „Topische Dermatotherapie mit Glucocorticoiden“ (2009) wurden u. a. Hydrocortison (HC) und Hydrocortisonbutyrat angegeben. Hydro- cortison, wie auch sein Acetat, ein Klasse I- Glucocorticoid, erhielt einen Wert von 1,0, HC-Butyrat (Klasse II) von 2,0. Das Acetat, der Wirkstoff in Posterisan ® corte, liegt näher bei Hydrocortison. Posterisan ® corte Salbe, eine Formulierung aus im Wesentlichen gelber Vaseline und Wollwachs, sollte bei akutem juckenden geröteten Analekzem zweimal täglich angewendet werden. Üblicherweise wird über eine Woche bis 10 Tage behandelt. Dasselbe gilt für die Zäpfchen. Eine syste- mische Resorption von niedrig dosiertem HC-Acetat aus Posterisan ® corte Salbe oder Zäpfchen spielt keine Rolle. Sie sind damit auf der sicheren Seite. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Dr. Ronald Schlegelmilch Leiter Med. Wiss. DR. KADE Pharmazeutische Fabrik GmbH Proktogene Entleerungsstörungen Biofeedback wirkt, ist aber aufwendig Keinerlei Nebenwirkungen, nur „Papierkrieg mit den Kassen“ bringt die Biofeedback-The- rapie bei proktogenen Entleerungsstörungen. Sowohl die Patienten als auch der Therapeut müssen bei diesem Verfahren also gut moti- viert sein. Wie Dr. Johannes Jongen aus Kiel darlegte, können alle konservativen Verfahren zur The- rapie von „Verstopfungen“ nur dann greifen, wenn der Patient bei der Stuhlregulation kooperiert. „Wenn er weiter presst, helfen alle Maßnahmen nichts“, so die eindeutige Aus- sage des Experten. Speziell – aber nicht nur – bei Beckenboden- Dyssynergie stufte der Referent die Biofeed- back-Methode als sinnvoll ein, um die rektale Sensibilität zu trainieren. Gleichzeitig er- folgt ein Koordinations- und Evakuations- training. Die orale Therapie mit Füll- und Quellmitteln kann nur funktionieren, wenn genügend Flüs- sigkeit vorhanden ist, die gebunden werden kann, um das Volumen im Darm zu erhöhen. Gleitmittel wie Paraffinöl oder Glycerin stufte Jongen wegen des Schmiereffektes als un- günstig ein. Bei Laktulose resultieren häufig Blähungen und Durchfälle. Makrogole sind eine Option, ebenso wie Prokinetika. Stimulierende Laxantien zählen zum „gebräuchlichen Arsenal“, auch bei Suppositorien. Bei Klistieren stufte Jongen das Phosphat-Klysma aufgrund der salinisch- osmotischen Wirkung als günstig ein. Alle Umstellungsmaßnahmen dauern Wo- chen, bis sie greifen, betonte der Proktologe. Und sie gehen häufig zunächst mit vermehr- ten Beschwerden einher, worüber der Patient unbedingt zu informieren ist. EU-weit einmalig ist die anerkannte Zusatzbezeichnung „Proktologie“. In Deutschland haben bisher 1.021 Fachärzte diesen Zusatz erworben. Mit 108 Kompe- tenzzentren, die vom Berufsverband und 80, die von der Deutschen Gesellschaft für Ko- loproktologie zertifiziert sind, weist die Versorgungsqualität ein sehr hohes Niveau auf. Der Bedarf an chirurgisch tätigen Fachärzten wird steigen: Dr. Bernhard Strittmatter pro- gnostizierte als Vorsitzender des Berufsverbandes für 2015 eine Rate von rund 20 Prozent einerseits begründet durch den altersbedingten Rückzug von Kollegen in den Ruhe- stand, andererseits durch die zunehmende Inzidenz von (End-)Darmerkrankungen. Der- zeit werden rund 1,7 Millionen Patienten jährlich allein wegen Hämorrhoidalleiden behandelt, davon 95 Prozent konservativ. Stationäre Aufenthalte zur Fistel- und Fissur- therapie schlagen mit etwas über 31.000 Fällen zu Buche.

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Nur bei jedem zehnten proktologischenPatienten besteht die absolute oder re la -tive Indikation zur Operation. Bei Hämor -r hoiden liegt dieser Prozentsatz noch umdie Hälfte niedriger, der chirurgische Ein-griff ist nur im Stadium III und IV notwen-dig. Bei einer akuten Analthrombose mussdabei der aktuelle Schmerz und Leidens-druck größer sein als der zu erwartendeWundschmerz.Wie Dr. Horst Loch als Gastgeber des „Haupt-stadtkongress – Aktuelle Proktologie“ dar-legte, sind Inzision und Exprimierung desThrombus nur bis 48 Stunden nach demAkut ereignis sinnvoll. Als bessere Technikstufte der Proktologe die Exzision des ge sam-ten Knotens mit Gefäßsegment ein, da damiteine Rethrombosierung ver mie den wird.Bei Marisken sind häufige entzündliche Ver-än derungen oder aber die problematischeReinigung ebenso relative OP-Indikationenwie kosmetische Probleme. Praktisch sindkleinere Wunden zu erzielen, wenn die Dia-thermieschlinge vor der Anästhesie gelegtwird.Das Analfibrom stellt keine Karzinomvorstufedar und entartet nicht. Kleinere Fibrome soll-ten deshalb belassen werden. Bei größerenkann ein Eingriff erfolgen, wenn sie prolabie -ren oder ein störendes Fremdkörpergefühlhervorrufen.Die Analfissur wird primär konservativ behan -delt. Gelingt dies nicht oder liegen Sekundär -veränderungen vor (ausgeprägte Vorpos ten- fal te, Analfibrom, tiefe Krypte, Fistel im Fis sur-grund), ist der chirurgische Eingriff ratsam.Dabei legt Loch großen Wert darauf, dass das Hautdrainage-Dreieck groß genug seinmuss.Bei Condylomata accuminata stellt die An zahlvon zehn das obere Limit für die topi sche me-dikamentöse Behandlung dar. Wird dieserSchwellenwert überschritten, kön nen dieFeigwarzen in einem flüssigkeits ge stütz ten

Koagulationsverfahren (Wet-shave-Tech nik)oder per Laserkoagulation abgetragen wer-den. Bei der Lasertechnik ist dabei auf denguten Schutz von Mund und Nase vor denViren zu achten.Nur die Operation führt bei Akne inversa zurkurativen Heilung. Um den Entzün dungs -pro zess zu stoppen, riet Loch zu einem mög-lichst frühen Eingriff und den Mut zur Radika -lität: Die Exzision erfolgt am besten imAb stand von 1 cm im Gesunden. Das Wund -areal wird dann der Sekundärheilung über las-sen.

Beim häufigsten Eingriff gewinnen semi -ope ra tive Verfahren wie die transanale Hämorrhoiden-Dearterialisierung (THD, HAL,RAR) und die Laserhämorrhoidoplastiezu nehmend an Bedeutung. „Diese Verfahrensind vielversprechend, aber alle noch nichtendgültig zu beurteilen“, konstatierte Loch.Sie müssen sich langfristig an den Ergeb nis -sen der gängigen Techniken nach Longound Parks messen, die sich durch Re- sektion bzw. Erhalt des Anoderms, Schmerzhaftigkeit und Heilungsdauer unter -scheiden.

Bei proktologischen Wunden ist die Sekundärheilung Standard. Je nach Loka -lisation, Wundform und -größe kann es biszu einem Vierteljahr dauern, bis die Wundegeschlossen ist. Abduschen zur Reduktionder Keime, saugfähige Kom pres sen, keineAntibiotika, so fasste Dr. Michael Stoll ausHannover die wichtig sten Punkte zusam-men. „Käufliche Wundheilungshilfen sindnur teuer und bringen keine Vorteile“,fügte er hinzu.Initial ist eine ausreichende Analgesie erfor -der lich, betonte Stoll. Denn das Anodermweist – nach der Mundschleimhaut – diehöchste Dichte an Schmerzfasern auf. Indiffe rente Salben können bei großflächigenWunden perianal, aber nicht intraanal an -ge wandt werden, weil es sonst zur Über-feuch tung kommt. Sekret aufsaugende Kom- pressen und Netzhosen sowie das Abdeckender umgebenden Haut bei Über feuchtungsind notwendig, um einem Ekzem vorzu-beugen.Trotz Stuhlregulation ist eine Kontaminationder Wunde mit Stuhl nicht zu vermeiden.

Antibiotika sind jedoch nicht angezeigt. Zurmechanischen Reinigung und Keimre duktionreicht das Abduschen mit Wasser. „Ewige“Sitzbäder sind laut Dr. Bernhard Strittmatteraus Freiburg nicht empfehlenswert. Auch eine „Desin fektion“ mit PVP-Jod istnicht rat sam, erklärten die Experten. Die ein-zige Indikation sieht Dr. Horst Loch bei einemsehr großen Wundgebiet, das mit einem stark unangenehmen Geruch ein her geht. Dochselbst in diesen Fällen sollte die An wendungauf eine kurze Zeit be schränkt bleiben.Eine spezielle Salbe, die die Wundgranula tionfördert, ist nicht im Handel. Nach An ga benvon Professor Volker Wienert aus Aachenhaben alle bisher geprüften Externa keinenpositiven Effekt gezeigt. Im Verlauf der Wundheilung ist ein Debride -ment bei Auftreten nekrotischer Areale vor-zunehmen, bei Un ter minierungen einechirurgische Wundkor rektur. Dies gilt auchbeim Stillstand der intra analen Heilung undunzureichender Drainage beim Vorliegeneiner äußeren narbigen Abrie gelung, sagteStoll.

Prokto-Journal03-2012

Aktuelles aus der Proktologie www.kade.de

Art

.-Nr.

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Ein Service der DR. KADE Pharmazeutische Fabrik GmbH

Absolute und relative Operations-Indikationen

Nur einer von zehn Patientenmuss wirklich „unter s Messer“

DR. KADE Pharmazeutische Fabrik GmbH, Berlin. DoloPosterine® N Salbe (Creme). DoloPosterine® N Zäpfchen/ – Zäpfchen mit Mulleinlage (Haemotamp). Wirkstoff: Cinchocainhydrochlorid. Verschreibungspflichtig. Zus.:1 g Creme enthält 5,0 mg Cinchocainhydrochlorid.Sonst. Bestandt.: Aluminiumstearat; Butylhydroxytoluol (Ph. Eur.); Cetylstearylalkohol (Ph. Eur.); Citronensäure-Monohydrat; Glycerolmonostearat 40-55; Isopropylmyristat (Ph. Eur.); Magnesiumstearat (Ph. Eur.); Palmitoylascorbinsäure (Ph. Eur.); Parfümöl KamillePH-Y; Pentaerythritoldicocosfettsäureester; Propylenglycol; hochdisperses, hydrophobes Siliciumdioxid; weißes Vaselin; gereinigtes Wasser. 1 Zäpfchen enthält 6,0 mg Cinchocainhydrochlorid. Sonst. Bestandt.: Butylhydroxytoluol (Ph. Eur.), Citronensäure-Monohydrat, ParfümölKamille PH-Y, Glycerolmonostearat 40-55, Hartfett, Palmitoylascorbinsäure (Ph. Eur.), Propylenglycol, mittelkettige Triglyceride. Anw.: Zur symptomatischen Linderung von akuten Schmerzen bei anorektalem Symptomkomplex. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gg. Cinchocain -hydrochlorid od. anderen Bestandteil; Kinder < 12 Jahren. Vermeidung gleichzeitiger Anwendung anderer Lokalanästhetika. Nebenw.: Lokale Überempfindlichkeitsreaktionen im Afterbereich (Jucken, Brennen, Rötung, Bläschenbildung); generalisiertes Kontaktekzem (Rötung, Bläschenbildung mit Ausbreitung). Butylhydroxytoluol, Cetylstearylalkohol u. Propylenglycol können örtlich begrenzt Hautreaktionen (z. B. Kontaktdermatitis) bzw. Hautirritationen hervorrufen. Durch Butylhydroxytoluol sind außerdem Reizungen der Augen u. Schleimhäutemöglich. Stand: 09/2011Dar reichungsformen und Packungsgrößen: Dolo Posterine N Salbe: 25 g Creme, 50 g Creme, 100 g Creme, 10 x 2,5 g Creme in Einmaltuben, 25 g Creme mit Analdehner. DoloPosterine N Zäpfchen: 10 Zäpfchen, 20 Zäpfchen, 10 Zäpfchen mit Mulleinlage (Haemotamp).

Posterisan®corte Salbe. Posterisan®corte Zäpfchen. Wirkstoff: Hydrocortisonacetat. Verschreibungspflichtig. Zus.: 1 g Salbe enthält 3,3 mg Hydrocortisonacetat (Ph. Eur.). Sonst. Bestandt.: Phenoxyethanol, gereinigtes Wasser, gelbes Vaselin und Wollwachs (enth. Butylhydroxy -toluol). 1 Zäpfchen enthält 3,3 mg Hydrocortisonacetat (Ph. Eur.). Sonst. Bestandt.: Hartfett, mittelkettige Triglyceride. Anw.: Akute, juckende, gerötete Analekzeme. Gegenanz.: Überempfindlichkeit gg. einen Bestandteil des Arzneimittels, spezifische Hautprozesse (z. B. Tuberkulose,Lues, Gonorrhoe) im Behandlungsbereich, Varizellen, Vakzinationsreaktionen, bakterielle Hautinfektionen, Mykosen, periorale Dermatitis, Rosacea; Säuglinge. Bei länger dauernder Anwendung in hoher Dosierung auf eine mögliche systemische Wirkung achten. Anwendung bei Kindernunter 12 Jahren nur unter strenger ärztlicher Aufsicht. Nebenw.: Allergische Hautreaktionen (allergische Follikulitiden, Lokalreaktion, Blutung, Brennen, Juckreiz, Trockenheit, Spannung im Analbereich); bei länger dauernder Anwendung Hautatrophien, Steroidakne, Teleangiektasien,Striae. Stand: 03/2011Dar reichungsformen und Packungsgrößen: Salbe: 25 g Salbe, 50 g Salbe, 100 g Salbe, 25 g Salbe mit Analdehner, Zäpfchen: 10 Zäpfchen, 20 Zäpfchen.

Die proktologische Wunde

„Heilung trotz Kontaminationdurch gute Durchblutung“

Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,

in dieser Ausgabe des Prokto-Jour nals fin-den Sie Vor träge vom „Haupt stadtkongress– Aktuelle Proktologie“. Der Der matologePD Dr. Gerhard Weyandt aus Würzburg gehtunter anderem auf den Stellenwert korti-koidhaltiger Zubereitungen bei Erkrankun-gen in der Analregion ein.

In diesem Areal entsteht leicht eine feuchteKammer. Deshalb ist bei der Wahl von Kortikoiden der Wirkstoff einerseits und dieZube rei tungsform andererseits besonderswichtig. Wegweisend ist der therapeutischeIndex (TIX) von Glucocorticoiden: Der Wert

gibt das Ver hältnis von er wünsch ten zu un-er wünschten Wir kun gen eines to pi schen Kortikoids an. Je höher, um so güns tiger istdas Ver hält nis zugunsten der erwünsch tenWir kun gen. In der AWMF-Leit linie „Topi scheDermato therapie mit Glucocor ticoiden“(2009) wurden u. a. Hydrocorti son (HC) undHy dro cortisonbutyrat angegeben. Hydro-cor tison, wie auch sein Acetat, ein Klasse I-Glucocorticoid, erhielt einen Wert von1,0, HC-Butyrat (Klas se II) von 2,0. Das Acetat, der Wirk stoff in Pos te ri san® corte,liegt näher bei Hydrocortison.

Posterisan® corte Salbe, eine For mu lie rungaus im Wesentlichen gel ber Vaseline undWollwachs, sollte bei akutem juckenden geröteten Analekzem zweimal täglich ange wen det werden. Üblicherweise wirdüber eine Woche bis 10 Tage behan delt.Dasselbe gilt für die Zäpfchen. Eine syste-mische Resorption von niedrig dosiertemHC-Acetat aus Posterisan® corte Sal be oderZäpfchen spielt keine Rolle. Sie sind damitauf der sicheren Seite.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Dr. Ronald SchlegelmilchLeiter Med. Wiss.DR. KADE Pharmazeutische Fabrik GmbH

Proktogene Entleerungsstörungen

Biofeedback wirkt, ist aber aufwendigKeinerlei Nebenwirkungen, nur „Papierkriegmit den Kassen“ bringt die Biofeedback-The-rapie bei proktogenen Entleerungs störun gen.Sowohl die Patienten als auch der The rapeutmüssen bei diesem Verfahren also gut moti-viert sein.Wie Dr. Johannes Jongen aus Kiel darlegte,können alle konservativen Verfahren zur The-rapie von „Verstopfungen“ nur dann greifen,wenn der Patient bei der Stuhlre gu lation ko ope riert. „Wenn er weiter presst, helfen alleMaßnahmen nichts“, so die eindeutige Aus-sage des Experten. Speziell – aber nicht nur – bei Beckenboden-Dys synergie stufte der Referent die Bio feed-back-Methode als sinnvoll ein, um die rektaleSensibilität zu trainieren. Gleich zeitig er-folgt ein Koordinations- und Evakua tions -training. Die orale Therapie mit Füll- und Quell mittelnkann nur funktionieren, wenn genügend Flüs-sigkeit vorhanden ist, die ge bunden werdenkann, um das Volumen im Darm zu erhöhen.Gleitmittel wie Paraffinöl oder Glycerin stufteJongen wegen des Schmiereffektes als un-günstig ein. Bei Laktu lose resultieren häufigBlähungen und Durch fälle. Makrogole sind eine Option, ebenso wie Prokinetika. Stimulierende Laxantien zählenzum „ge bräuchlichen Arsenal“, auch bei Suppositorien. Bei Klistieren stufte Jongendas Phos phat-Klysma aufgrund der salinisch-osmotischen Wirkung als günstig ein.Alle Umstellungsmaßnahmen dauern Wo-chen, bis sie greifen, betonte der Prokto lo ge.Und sie gehen häufig zunächst mit vermehr -ten Beschwerden einher, worüber der Patientunbedingt zu informieren ist.

EU-weit einmalig ist die anerkannte Zusatz bezeichnung „Proktologie“. InDeutschland haben bisher 1.021 Fachärzte diesen Zusatz erworben. Mit 108 Kompe-tenzzentren, die vom Berufsverband und 80, die von der Deut schen Gesellschaft für Ko-loprok tolo gie zerti fiziert sind, weist die Versorgungsqualität ein sehr hohes Niveau auf. Der Bedarf an chirurgisch tätigen Fachärzten wird steigen: Dr. Bernhard Strittmatter pro-g nos tizierte als Vorsitzender des Berufsver ban des für 2015 eine Rate von rund 20 Pro zent– einerseits begründet durch den alters bedingten Rückzug von Kollegen in den Ruhe -stand, andererseits durch die zuneh men de Inzidenz von (End-)Darm er kran kun gen. Der-zeit werden rund 1,7 Millionen Pa tienten jährlich allein wegen Hämorrhoi dal leidenbehandelt, davon 95 Prozent konser vativ. Stationäre Aufenthalte zur Fistel- und Fissur-therapie schlagen mit etwas über 31.000 Fällen zu Buche.

Prokto-Journal 03-2012 Version 1:Layout 1 18.09.2012 08:28 Seite 1

Beim hereditären kolorektalen Karzinomist die Unterscheidung zwischen demLynch-Syndrom (HNPCC), der attenuiertenfamiliären adenomatösen Polyposis (FAP)und der MYH-assoziierten Polyposis (MAP)essenziell. Dies gilt sowohl, was das Risikoals auch die Vorsorge-Empfeh lungen, aberauch die Indikation zur pro phylaktischenChirurgie betrifft, betonte Prof. GabrielaMöslein aus Bochum.Der FAP liegt eine Mutation des APC-Gens zugrunde. Nach erfolgter Kolektomie entste -hen nicht selten Desmoide. Die attenuierteFAP ist nach den Erfahrungen der Referentinschwer zu erkennen, geht mit schwä chererPolypenbildung einher und wird meist erstim Alter über 30 symptomatisch. Von einerMAP ist sie klinisch nicht zu unterscheiden,hier hilft einzig die Molekular biologie weiter.Beim sehr viel häufigeren Lynch-Syndromliegt definitionsgemäß ebenfalls eine Muta -tion vor – und zwar im Mismatch-Reparatur-Mechanismus. Aufgrund dieses Defektes istdas gesamte kolorektale Epithel instabil. Jähr-lich ist mit 57.000 Neu erkrankungen zu rech-nen. Die Familienanamnese ist in diesenFällen sehr wichtig, da auf einen Betroffenenetwa drei unerkannte betroffene Familien-mit glieder kommen. Die Erkrankung geht mit einem 80%igen Le-benszeitrisiko für asso ziier te Karzinome ein-her, deshalb werden Koloskopien ab einemAlter von 25 Jahren ange raten. Aufgrund deserhöhten Risikos für Ovarialkarzinome (7 ver-sus 1– 4 Prozent) mit einem Altersgipfel zwi-

schen 40 und 55 Jahren wird bei Muta tions-trägerinnen eine gynäkologische Vorsorge abdem 20. Le bens jahr und eine prophylaktischeHysterek tomie empfohlen. Ist bereits ein Kolonkarzinom diagnostiziertund eine segmentale Resektion erfolgt, liegtein extrem hohes Risiko für metachrone Kar-zinome vor. Die erweiterte Kolon ektomiewird hierzulande nicht durchgeführt, obwohlsich metachrone Karzinome nach segmen ta -ler Resektion schneller entwickeln. Wie die Referentin darlegte, ist durch die Ga be von 600 mg ASS täglich jedoch das Risiko der Karzinombildung vergleichbarstark zu senken wie durch jährliche sono -graphische Kontrollen. Diese Empfehlung dermedika men tösen Prophylaxe ist noch nichtin die Leitlinien eingegangen, weil mög -licherweise auch eine geringere Menge ASSausreichend ist. Derzeit werde zusätzlich derEffekt von 100 und 300 mg täglich geprüft.Zur Primärprävention empfohlen werden Bal laststoffe, Obst, Gemüse und körperlicheAktivität sowie der Verzicht auf tägliche „Ra tionen“ von rotem und verarbeitetemFleisch. Gesicherte Daten zu Mikronährstof-fen exi stie ren dagegen nicht (Kalzium, Mag -nesium, ß-Carotin, Vitamin E, D, C, Folsäureund Selen).Bei der Sekundärprävention ist die kolos -ko pische Vorsorge den Screeningmethodenüberlegen. Bei Patienten mit erhöhtem Risikowird aufgrund der beschleunigten Sequenzvon Adenom und Karzinom eine Vorsorge abdem 25. Lebensjahr geraten.

Aktuelles aus der Proktologie Aktuelles aus der Proktologie

Eine Vielzahl von Dermatosen im Perianal-bereich sieht PD Dr. Gerhard Weyandt inder offenen proktolo gischen Sprech-stunde der Universitäts-Haut klinik Würz-burg. Häufig sind Analekzeme, oft durchHämorrhoidalleiden getrig gert. Überpro-portional hoch ist der Anteil von Patientenmit viralen Infektionen wie Condylomataaccumi nata. Der Grund dafür ist das spezi-fische Angebot der mehrschichtigenAr gon-Plasma-Koagulation, das in Würz-burg für die narbenfreie Therapie dieserrein intraepithelialen Erkrankung ent -wickelt wurde.

Bei Ihren Patienten ist „nicht alles Hämor- r hoiden“?Keineswegs, obwohl viele Erkrankungen mitin diese Schublade „ge steckt werden“, etwaein Lichen ruber oder eine Psoriasis inversa.Diese perianale Manifestation einer Derma-tose kann durch ein Hämorrhoidalleiden ge-triggert oder verstärkt wer den. Bei der ma -tolo gischen Grund erkrankungen kann sichdurch hohe Stuhlfrequenz oder Stuhlschmie-ren ein Ekzem ent wickeln – was die Therapievon Ekzem und Ursache erfordert.Unser Therapieangebot hat sich herum -gesprochen, so dass ein erhebli cher Teil derPatienten mit humanen Papilloma virus-Infek-tionen kommt.

Sie haben eine Sonderstellung in der Region?Sonderstellung ist zuviel gesagt. Wir behan-deln als einzige Einrichtung mit der mehr-schichtigen Argon-Plasma-Koagulation auchsehr ausgedehnte Befunde. Prinzipiell exis -tieren neben der operativen Behandlung ver-schiedene Mög lichkeiten der Lokal the ra- pie: Das fängt mit der Vereisung an, geht überdie Podo phyllotoxin-haltigen Zube reitungenbis zu den Immunmodulatoren wie Imiqui-mod oder Epigallocate chingallat. Jede dieser Therapieoptionen ist abhängig von Mitarbeitdes Patienten und Lokalisation – beimSchleimhautbefall handelt es sich immer umeinen Off-label-use. Man kann mit den Topikaauch einen größeren Befund behandeln, dieEinschränkung erfolgt über die maximale Fläche.

Dann setzen Sie die Argon-Plasma-Koagu-lation ein?Bei dieser Modifikation der „Wet-shave-Technik“ nach Wienert wird der Strom übereinen Argon-Plasmastrahl auf das betroffeneHautareal übertragen. Durch den Widerstandresultiert in erfahrenen Händen eine ober-flächliche Nekrose des Epithels. Praktisch lässt sich in einer Sitzung kontrol-liert schichtweise das Epithel ab tragen bis zurBasalzellschicht, in der die Infektion mit denPapillomviren „sitzt“. Mit der sekundärenWundbehandlung heilt die Haut nach einemklein flächigen Eingriff nach drei bis fünfTagen, nach großflächigen innerhalb vonzehn bis 14 Tagen ab. Das Verfahren, das hier entwickelt wurde,haben inzwischen auch einige Kollegen ananderen Kliniken übernommen.

Sind Kondylome nicht mit einem massivenJuckreiz verbunden?Nicht zwingend. Wenn die Reinigung vonStuhlresten aufgrund der Effloreszen zennicht gelingt, kommt es über kurz oder langzur Irritation und zum Ekzem. Ab hängig vonder Akuität kann zuerst das Ekzem mit blan-der Pflege behandelt werden. Die Regenera-tion der Haut benötigt allerdings einegewisse Zeit. Die Ekzemtherapie ist durch ein Steroid zubeschleunigen – was jedoch den lokalen Im-munstatus beeinträchtigt und die Gefahr derVirenausbreitung steigert. Es kann sinnvollsein, vor der operativen Behandlung kurzfri-stig und kontrolliert ein Steroid einzusetzen.

Bei welchen Krankheitsbildern setzen Sie inder Lokaltherapie welche Steroide ein?In erfahrenen Händen und entsprechenderZubereitung sind Steroide bei ausge dehntenakuten Ekzemen unverzichtbarer Bestandteilder medikamentösen Thera pie. Bei Lichensklerosus ist ein hochpotentes Steroid indi-ziert. Es kann angesichts des Neoplasierisikosin Intervallen von bis zu zwei Monaten ver-abreicht wer den. Beim Lichen ruber ist dieWahl abhängig von Ausdehnung und Inten-sität. Güns tiger ist hier eine intensive Thera-pie über eine Woche, die dann ausgeschli -chen wird.

Wichtig ist bei Verwendung von Steroiden dieBeachtung des therapeutischen Index, spe-ziell bei Kindern.

Wie stehen Sie zur alternierenden Gabe vonSteroiden und Lokalanästhetika beim aku-ten Analekzem?Die Frage ist: Was ist Ursache und was istFolge? Das Analekzem ist meistens eine Sekundärerscheinung und der Grund für dieBeschwerden, deshalb ist eine sympto -matische Therapie notwendig. Um die Ursa-che anzugehen, ist nicht immer einope rativer Eingriff nötig: Bei Hämorrhoidal-leiden genügt – je nach Ausprägung – oft dieAnleitung zur richtigen Stuhlregulation undAnalhygiene.Steroide haben beim Ekzem ihren Stellen-wert, aber nur kontrolliert und kurzfristig. Lokal anäs thetika können beim hochakutenEkzem in Kombination mit Kortison einge-setzt werden, um die akuten Beschwerdenkurzfristig zu nehmen. Beim hochakuten Ekzem tritt durch zweimaltägliche Gabe von Steroiden in zwei bis dreiTagen eine deutliche Besserung ein. Dann redu ziert man auf eine einmal tägliche Appli-kation und versucht in der Folge, durchblande Pflege den Befund zu stabilisieren.Beim chronischen Ekzem kann die Therapielänger dauern. Mit einem milden Steroid wie etwa Hydro-cortison oder Hydrocortisonacetat (etwa Po-sterisan® corte Salbe) lassen sich leichteIrritationen der Haut behandeln und die Ne-benwirkungen begrenzen.

Wie gehen Sie beim Atopiker mit Analekzemvor, bei dem die Symptome immer wiederkommen?Bei diesen Patienten sind die Ekzeme meistweniger ausgeprägt, können aber mit einemstarken Juckreiz einhergehen. Die Neigungzu Rezidiven ist eine Frage des Schutzstatus

Beim ohnehin entkleideten Patienten auch mal einen Blickin die Pofalte werfen

Interview mit PD Dr. Weyandtin Würzburg

der Haut. Der kann erheblich vermindert seinin Stressphasen, dann ist die a priori vermin-derte Schutzbarriere weiter gestört. Eine er-höhte Stuhl frequenz kann so leicht wiederzum Ekzem führen. Vorrangig ist deshalb diekonsequente Hautpflege.

Was liegt Ihnen besonders am Herzen, wasHausärzte noch verbessern könnten?Patienten reden nicht gerne über Beschwer-den im Analbereich – oft erst, wenn ihre Le-bensqualität erheblich beeinträchtigt ist. DerHausarzt kennt seine Patienten in der Regelgut, er könnte gezielt nach Symptomen fra-gen. Ein Schritt zur Verbesserung wäre es,beim ohnehin entkleideten Patienten auchmal einen Blick in die Pofalte zu werfen. Denn

immer noch werden nur zehn Prozent derAnalkarzinome im Frühsta dium erkannt.Kleine Plattenepithelkarzinome sind im Früh-stadium gut zu behandeln, erfordern jedoch

im fortgeschrittenen Stadium einen hohenAufwand und gehen mit einer schlechtenPrognose einher.

Lynch-Syndrom

Koloskopien werden ab dem25. Lebensjahr angeraten

Womit Patienten herumdoktern Eine der skurrilsten E r fah rungen von Dr. Weyandt war ein Patient, der seine analen Haut-pro bleme seit 20 Jahren mit einer marokkanischen Salbe behandelte. Die hatte immer ge-holfen – bis er sich mit einer ausgeprägten perianalen Hautatrophie mit bis zu 2 cm großenUlzerationen vorstellte. „Zube rei tun gen mit hoch potenten Steroiden sind im Ausland jaleider oft frei verkäuflich. So sind zum Teil auch in vermeintlich rein pflanzlichen Mitteln,z. B. aus China, Steroide nachgewiesen worden.“ Den Schutz der Patienten durch die Verschrei bungspflicht schätzt der Dermatologe deshalb hoch ein. Weiterhin finden sichim Internet die schillerndsten Lösungen für ein Hämorrhoidalleiden und eine riesige Grau-zone pseudowissenschaftlicher Therapieempfehlungen.

Analer Juckreiz/Atopie

Problematik bleibtViel klares Wasser, wenig Papier, keine „ Hygieneartikel“, Stuhlregulation, reizarmeErnährung sowie eine pflegende Basiscreme- mit einfachen Maßnahmen ist bei analemJuckreiz bereits viel zu erreichen.Analer Juckreiz ist bei proktologischenPa tien ten häufig. Im Berliner Zentrum klagenda rüber etwa vier von zehn Patienten, be rich-tete Dr. Fedor Ernst. Rund 40 Prozent der Hämorrhoiden Grad II gehen mit Juckreiz ein-her. In diesen Fällen kann der Ver zicht aufscharfe Gewürze oder aber der Wechsel derbenützten Salbe Linderung bringen. Juckreiz auf erkrankter Haut liegt vor bei ato pi schem Ekzem, Psoriasis und lichenoi derDermatitis. Bei Atopikern stehen Allgemein -maß nahmen an erster Stelle, begleitet vomtäglichen Auftragen topischer Kortikoide füreine Woche, gegebenenfalls über mehrereWochen intermittierend. Kalzineurin-Inhibi-to ren können anfangs täglich zweimal, späterzweimal die Woche eingesetzt werden – übermaximal drei Monate. Gegebenenfalls em p-fiehlt Ernst zu sätzlich orale Antihistaminika.Die Betroffenen sollten darauf vorbereitetwer den, dass sie die Problematik dadurchnicht „lebenslang loswerden“. Weil die Grund-erkrankung bestehen bleibt, ist in der Regeleine Intervall therapie notwendig.Eine intermittierende topische Therapie miteinem leicht- bis mittelstarken Kortikoid setztder Proktologe auch bei Psoriasis inversa ein.Ansonsten wird täglich Calci potriol-Cre meappliziert.

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