prophylaxe der gefäßchirurgischen wundinfektion
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Vorbeugung ist besser als heilen!
Prophylaxe der gefäßchirurgischen Wundinfektion
Ahmad Al Halabi,Assistenzarzt, Klinik für Gefäßchirurgie
Celle, den 26.01.2015
1. Einführung► Definitionen
► Statisiken
2. Wie entstehen Wundinfektionen?► Infektionsquellen: Intraoperativ/Postoperativ
► Risikofaktoren
► Mikrobiologie
3. Prophylaktische Maßnahmen► Präoperativ
► Intraoperativ
► Postoperativ
► Besondere Maßnahmen
4. Fazit
Agenda
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Was sind Wundinfektionen?
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Unter einer Wundinfektion versteht man den Eintritt von Mikroorganismen (Infektion) in eine Wunde mit den charakteristischen Zeichen einer lokalen Entzündung.
Definitionen
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Unter einer Protheseninfektion versteht man die Besieldung einer Gefäßprothese mit Mikroorganismen (Infektion) zusammen mit den charakteristischen Zeichen einer lokalen / systemischen Entzündung.
Zeichenen und Symptome► Schmerzen► Rötung► Schwellung► Eiter- / Sekretentleerung► Fieber / Schuttelfrost► Steigende Entzüdungsparameter
► oberflächliche Wundinfektion (CDC-Definition: A1, entspricht Szilagyi-Grad I), ► tiefe Infektion (CDC-Definition: A2; Szilagyi-Grad II), ► systemische Infektion mit Organbeteiligung (CDC-Definition: A3; Szilagyi- Grad III)
CDC-Klassifiation:
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Zusammengefasst
Wundinfektionen passieren häufig in der Gefäßchirurgie, insbesondere bei den subinguinalen Eingriffen, sie verschlechtern die Prognose, und kosten viel Geld!
Statistiken
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Quelle: KISS Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System Modul OP-KISS Berechnungszeitraum: Januar 2009 bis Dezember 2013
USA:► Verweildauer 4,2-13,8 Tage länger► Kosten: US$12,000 bis US$38,000 (€9000–€29,000) höher
durchschnittlich pro Fall.
Finland:► Gefäßchirurgische Wundinfektionen kosten €3320 Euro extra
durchschnittlich pro Fall.
Kosten!
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Statistiken – Inzidenz bei Eingriffen an der AA
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Statistiken – Inzidenz bei Eingriffen an der Carotis
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Statistiken – Inzidenz bei venösem Stripping
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Statistiken – Arterielle Rekonstruktion - untere Extremitäten
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Wie entstehen Wundinfektionen?
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Wie entsehen Wundinfektionen?
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Wundinfektionen entsehen entweder:► Intraoperativ:
Durch eine Kontamination des OP-Feldes, Instrumente, Operateur-abhängig.
► Postoperativ:
Durch eine Kontamination der Wunde z.B. beim Verbandwechsel oder durch die Drainagen.
► Beides!
Patienteneigene Perioperative Operationsspezifische Postoperative
Begleiterkrankungen Dauer des Aufenthalts Dauer der Eingriffe Drainage (Art und Dauer)
bestehende Infektionen
Art der Haarentfernung
Operationstechnik z.B.Blutstillung
postoperative invasive Maßnahmen
Besiedlung mit S. aureus
Hautreinigung/Hautdesinfektion
Art des Eingriffes postoperativeWundversorgung,
Mangelernährung perioperative Antibiotikaprophylaxe
Implantate, Fremdkörper
Art der postoperativen Ernährung
Adipositas Körpertemperatur Ort: z.B. Inguinal
Rauchen Hypoxie Alloplastisches Material
Anämie Oxygenierung
Immunsuppression
Risiko-Faktoren
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Welche Erreger sind schuld?
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Die prophylaktischen Maßnahmen!
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"Eine Hand alleine klatscht nicht"
„Die Prophylaxe-Kette“
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• Die präoperative Verweildauer soll so kurz wie möglich sein (Kategorie II).
• Bei einer Kolonisation mit MRSA ist eine Sanierung mit für die jeweilige Lokalisation geeigneten antibakteriellen Wirkstoffen anzustreben (Kategorie IB)
• Haarentfernung mit Rasuren nicht am Vortag!. Am besten mit Enthaarungscremes am Vortag oder mit Haarschneidemaschinen.
• Rauchkarenz, Optimierung des Allgemein- und Ernährungszustand
Präoperative Maßnahmen
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Auf Standards der operativen Sterilität und Hygiene achten.
Intraoperative Maßnahmen
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• Verschmutzungen der intakten Haut sind im OP-Areal vor der Hautantiseptik zu entfernen (Kategorie IB).
• Auf Einwirkungszeit des Antiseptikums achten Alkohol-basierte Präparate im Praxistest auf der Haut bei kurzer
Einwirkungszeit wirksamer als wässrige PVP-Iod-Lösungen.
Immer trocknen lassen!
• Perioperative Normothermie anstreben.
• Feuchthalten der Wunde (Taurolidin, NaCl)
• Exakte Blutstillung
• Anatomischer schichtweiser Wundverschluss (Gefäßloge, Subkutis, Haut)
• Saugdrainagen (Gefäßloge, Subkutis)
• Inzisionsfolie (besonders bei abdominellen Eingriffen)
Intraoperative Maßnahmen
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Verkürzung der
OP-Dauer!
Intraoperative Maßnahmen
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“Ultrasound Vein Mapping” Double-Team approach
Cephalosporine der 2. Generation (Basis- oder Intermediär-Cephalosporine)
Alternativ: Aminopenicilline (auch in Kombination mit BetaLactamase-Hemmern)
Bei MRSA/ORSA: wirksamen (Reserve-)Substanzen . Bei der Leiste ist Metronidazol empfohlen. Am besten: 2h, spätestens 30 Minuten vor dem Schnitt, wiederholt nach
jeden 2-3 Stunden oder beim Blutverlusst von > 1,5L, bis 24h nach dem Eingriff
Eine Mehrfach-Dosis Antibiotika Therapie, anstatt Einzeldosis-Therapie, bietet optimale Prophylaxe gegen Wundinfektionen bei gefäßchirurgischen Eingriffen.
Perioperative Gabe von Antibiotika:
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• Wunddrainage bei klarer Indikation, und so Kurz wie möglich! (Kategorie IB).
• Täglicher Verbandwechsel in den ersten 48h.
• Sofortiger Wechsel druchgenässter Verbände.
• Bei primär-heilenden Wunden nach 48h keinen weiteren Verband mehr (Kategorie II).
• Octinesept nur für öffenen Wunden und Schleimhaut, sonst Alkohol-basiertes Desinfektionsmittel.
• Auf ausreichende postoperative Ernährung achten.
Postoperative Maßnahmen:
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Präoperativ:
• Prophylaktische Eradikation von S. aureus durch Anwendung von Mupirocin in der Nase.
• Präoperative Hautreigung mit Hibiclens-Tüchern (2% chlorhexidine gluconate)
Intraoperative:
• Spülung der Wunde mit Vancomycin/Gentamycin vor der Naht
• Für Bypässe: Autograft oder Rifampicin getränkte Dacronprothesen (15min in 37°C Rifampicin-NaCl Lösung)
• Kollagen-Antibiotika-Verbund (z. B. GentaColl) ► Keimzahlreduktion durch hohen lokalen Antibiotikaspiegel
• Kollagen-Fibrin-Verbund ( z. B. TachoSil) ► Anastomosensicherung/ Versauerung
• Vor der Anlage des Verbandes: Erneute Desinfektion mit PVP-Iod-Lösungen.
• Prevena & pico – Incision management system.
Postoperative:
Antiseptischer Verband (z.B. Acticoat, Urgötul Silber) / Saubere sterile Polyhexadin-Salbe.
Was tun beim erhöhten Risiko?
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individuell angepasste Therapie!!
individuell angepasste Therapie!!
Tachosil
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Muskellappenplastik mit M. sartorius
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Und wenn es sich nicht vermeiden lässt...
Spot it.. Treat it.. Beat it!!
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• Wundinfektionen sind eine Katastrophe!• Erkennung der Patienten mit höherem Risiko ist wichtig!• Auf Hygiene achten!• Individuell angepasste Therapie!!
Fazit
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Fragen?
Sigmadivertikulitis - Stadiengerechte Entwicklung Seite 30
• Referenzdaten des KISS Krankenhaus-Infektions-Surveillance-Systems, Berechnungszeitraum: Januar 2009 bis Dezember 2013
• Vascular Surgical Site Infection: Risk Factors and Preventive Measures; Dennis F. Bandyk, MD; Semin Vasc Surg 21:119-123.
• Leitlinien „Infektionen in der Gefäßchirurgie“ der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin; Gefässchirurgie 2012 · 17:29–36 · DOI 10.1007/s00772-011-0988-x.
• Multivariable Predictors of Postoperative Surgical Site Infection after General and Vascular Surgery: Results from the Patient Safety in Surgery Study; Neumayer et al; Vol. 204, No. 6, June 2007.
• Prävention postoperativer Infektionen im Operationsgebiet; Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch Institut; Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz ;2007 · 50:377–393.
• SURGICAL WOUND INFECTIONS AFTER PERIPHERAL VASCULAR SURGERY; J. Turtiainen, T. Hakala; Scandinavian Journal of Surgery 0: 1–6, 2013.
• Abschlussbericht : Vermeidung nosokomialer Infektionen: Postoperative Wundinfektionen; AQUA – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH; 2013.
• Infektionen in der Gefäßchirurgie; Kompaktwissen Gefäßchirurgie2. überarbeitete und ergänzte AuflageDifferenzierte Diagnostik und Therapie; Helmut Zühlke; ISBN: 10.1007/978-3-642-14277-2_24.
Referenzen
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Ahmad Al Halabi,Assistenzarzt, Klinik für Gefäßchirurgie