risiko im strassenverkehr: wie sich wildunf alle vermeiden...

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IFSPM Institut f¨ ur Sozial- und Pr¨ aventivmedizin Risiko im Strassenverkehr: Wie sich Wildunf¨ alle vermeiden lassen Torsten Hothorn, Universit¨ at Z¨ urich, mit Lisa M¨ ost, LMU M¨ unchen Roland Brandl, Universit¨ at Marburg, org M¨ uller, NPV Bayerischer Wald, TU M¨ unchen Scientifica 2013

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IFSPM Institut fur Sozial- und Praventivmedizin

Risiko im Strassenverkehr:Wie sich Wildunfalle vermeidenlassenTorsten Hothorn, Universitat Zurich, mit

Lisa Most, LMU MunchenRoland Brandl, Universitat Marburg,Jorg Muller, NPV Bayerischer Wald, TU Munchen

Scientifica 2013

Wildunfalle in Deutschland

Pro Jahr passieren

– deutschlandweit rund 200,000 Wildunfalle,

– mit rund 3,000 Verletzten und 50 Toten,

– und nachfolgenden Kosten von 490 Millionen Euro..

Quelle: http://www.gdv.de

University of Zurich, IFSPM Scientifica 2013 Wildunfalle Page 2

Wildunfalle in Bayern

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Wildunfälle mit Reh−, Rot−, Damwild

0

10000

20000

30000

40000

Quelle: Bayerisches Staatsministerium des Inneren

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Schutzmaßnahmen

Zwei effektive Maßnahmen

Abbildungen: http://www.wikipedia.org

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Forschungsziele

1. (Wo? Wann?) Wie verteilen sich die Unfalle mit Reh-,Rot-, Damwild in Bayern?→ Planung von Schutzmaßnahmen

2. (Warum?) Lassen sich Risikofaktoren identifizieren?→ Risikovorhersage

3. (Wozu?) Gibt es einen Zusammenhang zwischenWildunfallen und Wildverbiß?→ Wildunfalle als “Index” fur Wildbestandserhebung

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Wildunfalldaten Bayern 2006 und 2009

– Anzahl der Wildunfalle 2006 und 2009 aufgeschlusseltnach Straßenart (Autobahn, Bundesstraßen,Staatsstraßen, Kreisstraßen, Gemeindestraßen) in allen2,270 Gemeinden Bayerns

– Straßenlangen pro Gemeinde

Quelle: Bayerisches Staatsministerium des Inneren

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(1) Wildunfalle nach Straßenart

Ziel: Schatzung der Anzahl Wildunfalle / km pro Jahr undStraßenart, unter Berucksichtigung von RotwildgebietenMethode: Bestimmung der erwarteten Anzahl Wildunfalle(DVCs – deer-vehicle collisions) pro Kilometer E(DVCs /km) mittels eines Poisson-RegressionsmodellsDarstellung: Straßenlange pro Gemeinde (Logarithmus derLange in Metern) gegen Anzahl Unfalle pro Jahr undGemeinde

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(1) Wildunfalle Autobahn

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(1) Wildunfalle Bundesstraßen

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(1) Wildunfalle Staatsstraßen

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(1) Wildunfalle Kreisstraßen

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(1) Wildunfalle innerorts

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(1) Zusammenfassung

– großtes Risiko (erwartete Unfalle pro Kilometer Straße)auf Staats- und Kreisstraßen

– bis zu ungefahr einem Unfall pro Kilometer(Staatsstraßen 2009)

– außer auf Autobahnen gleichmaßige Risikoerhohungvon 2006 auf 2009

– fur Gemeinden in Rotwildgebieten erniedrigt sich dasRisiko um den Faktor 0.76.

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(2) Bayernweites Risikomodell

Ziel: Weitere Aufschlusselung des Risikos nachgemeindespezifischen Kenngroßen (Umwelt, Klima, Verbiß).Schatzung einer RisikokarteMethode: raumlich–additives Poisson-Regressionsmodellmit Glattung und VariablenselektionInterpretation: Es wird fur jede Gemeinde ein Faktor(“DVC Index”) geschatzt, um welchen sich dasstraßenspezifische Risiko aus (1) erhoht oder erniedrigt.Beispiel: Verwaltungsgemeinschaft Ebrach(Gemeindekennzahl 09471128) hat einen DVC Index von0.525. Das heißt, es finden hier nur halb so viele Unfallemit Rehwild statt wie im bayernweiten Durchschnitt.

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(2) Bayernweites Risikomodell

Ziel: Weitere Aufschlusselung des Risikos nachgemeindespezifischen Kenngroßen (Umwelt, Klima, Verbiß).Schatzung einer RisikokarteMethode: raumlich–additives Poisson-Regressionsmodellmit Glattung und VariablenselektionInterpretation: Es wird fur jede Gemeinde ein Faktor(“DVC Index”) geschatzt, um welchen sich dasstraßenspezifische Risiko aus (1) erhoht oder erniedrigt.Beispiel: Verwaltungsgemeinschaft Ebrach(Gemeindekennzahl 09471128) hat einen DVC Index von0.525. Das heißt, es finden hier nur halb so viele Unfallemit Rehwild statt wie im bayernweiten Durchschnitt.

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(2) Umwelt- und Klimadaten

Pro Gemeinde

– Daten zur Landnutzung: Besiedlung, Industrieflachen,Wald (Nadel-, Laub-, Mischwald), Landwirtschaft(Wiesen, Felder), komplexe Habitate

– Daten zum Klima: verschiedene Temperatur- undNiederschlagswerte

Quellen: http://www.corine.dfd.dlr.de,http://www.worldclim.org

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(2) Verbißdaten 2006 und 2009

Erhoben im Rahmen der Forstlichen Gutachten zurSituation der Waldverjungung 2006 und 2009.Pro Gemeinde Schatzung der Verbißwahrscheinlichkeit furdie Baumartengruppen

– Fichte und Kiefer

– Eiche und Tanne

– Esche, Ahorn, Ulme, Linde

– Buche und andere Laubbaume

Quelle: Bayerisches Staatsministerium fur Ernahrung,Landwirtschaft und Forsten

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(2) Risikokarte: DVC Index

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(2) Interpretation DVC Index

– Klima und Temperatur sind die wichtigsten Großen,welche den DVC Index bestimmen.

– Tendenziell hohere DVC Index Werte sind beobachtbarin Gemeinden mit

– vergleichsweise warmen Wintermonaten,– mittlerem Niederschlag,– langen Wald-Feld-Grenzen,– hohem Nadelwaldanteil und– einer mittleren Besiedlungsdichte.

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(2) Einfluß von Wildverbiß

Der Einfluß von Wildverbiß ist, im Vergleich zu Klima undUmwelt, geringer, jedoch nachweisbar.

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(2) Zusammenhang mit Rehwildstrecke

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(2) Zusammenfassung

Das Risikomodell fur Rehwildunfalle zeigt, daß Unfalle mitRehwild vermehrt vorkommen

– in bekanntermaßen guten Rehwildhabitaten (Umwelt,Klima),

– in besiedelten Gebieten außerhalb von Großstadten,

– sowie in Regionen mit hohem Verbiß.

Unfalle und Rehwildstrecken zeigen einen positivenZusammenhang, allerdings wird in Hochrisikogebietenvergleichsweise wenig Rehwild erlegt.

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(2) Zusammenfassung

Das Modell und die Karte sind nutzbar fur

– Planung von Schutzmaßnahmen,

– Bestimmung von Versicherungsrisiken,

– Herausgabe von Warnhinweisen fur Autofahrer,

– Abschußplanung.

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(3) Zeitliches Risiko

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(3) Zeitliches Risiko

2009

Days of Year

Hou

rs o

f Day

02:0004:0006:0008:0010:0012:0014:0016:0018:0020:0022:0024:00

Jan Feb Mar Apr May Jun Jul Aug Sep Oct Nov Dec

0.0

0.5

1.0

1.5

2.0

2.5

3.0

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Zusammenfassung

– Eine statistische Auswertung der polizeilich gemeldetenWildunfalle liefert Information uber Risikoverteilungund Risikofaktoren.

– Anfang Mai, Ende Juli/Anfang August und im Herbstist das Risiko in der Dammerung am hochsten.

– Vorsicht auf ungezaunten Straßen außerorts!

– Wildunfalldaten konnen als indirektes Maß fur dieHohe des Wildbestandes interpretiert und z.B. fur dieAbschußplanung verwendet werden.

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Literatur und technische Details

T. Hothorn, R. Brandl & J. Muller (2012)Large-scale Model-based Assessment of Deer-VehicleCollision Risk. PLoS ONE 7(2), e29510.http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0029510.

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Ausblick

Ubertragung auf andere Wildarten

Quelle: http://www.eddh.de/University of Zurich, IFSPM Scientifica 2013 Wildunfalle Page 28