sagas - baden- · pdf filedie im arrangement eines jungen baden-württembergischen...

20
sagas 75 JAHRE EBERHARD WEBER JAZZPREIS BADEN-WÜRTTEMBERG SONDERPREIS FÜR DAS LEBENSWERK MIT DEN SOLISTEN: GARY BURTON . JAN GARBAREK PAT METHENY . DANNY GOTTLIEB . SCOTT COLLEY . PAUL MACCANDLESS . RALPH TOWNER + SWR BIG BAND MIT ARRANGEMENTS JUNGER BADEN-WÜRTTEMBERGISCHER JAZZ-KOMPONISTEN

Upload: lamdieu

Post on 06-Feb-2018

217 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

sagas GmbH Konzepte Produktionen Edition

[email protected]

Leuschnerstr. 770174 Stuttgart

Tel. 0711. 65 67 92 30Fax 0711. 65 67 92 40 EX

POSE

sagas

75 JaHrE EBErHarD WEBErJazzPrEis BaDEn-WürttEmBErGsonDErPrEis für Das LEBEnsWErK

mit DEn soListEn: Gary Burton . Jan GarBarEKPat mEtHEny . Danny GottLiEB . scott coLLEy . PauL maccanDLEss . raLPH toWnEr + sWr BiG BanD

mit arranGEmEnts JunGEr BaDEn-WürttEmBErGiscHEr Jazz-KomPonistEn

Page 2: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Zum Konzept Er hat das Bassspiel revolutioniert. Sein Instrument hat er vom Bühnenrand ins Scheinwerferlicht gerückt, das Begleit- in ein Soloinstrument verwandelt: Eberhard Weber. Im 30. Jahr des Bestehens des jährlich an Nachwuchskünstler vergebenen Landesjazzpreises Baden-Württemberg wird erstmals auch die Kategorie „Sonderpreis für das Lebenswerk“ verliehen. Erster Preisträger ist der in Stuttgart-Hedelfingen geborene Eberhard Weber. Im zeitlichen Umfeld seines 75. Geburtstags im Januar 2015 finden am 23. und 24. Januar 2015 im Stuttgarter Theaterhaus jeweils um 20.00 Uhr zwei Jubiläums-Konzerte in außergewöhnlicher Besetzung statt. Dabei soll Webers künstlerischer Weg nachgezeichnet und seine Musik von seinen künstlerischen Wegbegleitern, Ikonen des Jazz, in neuen, ungewöhnlichen Besetzungen und Arrangements erklingen. Eberhard Weber hat ein Oeuvre geschaffen, das seinesgleichen sucht. Der charismatische Schwabe aus Esslingen hat Jazzgeschichte geschrieben – in den siebziger Jahren galt seine Band »Colours« mit Charly Mariano am Saxophon als eine der erfolgreichsten Jazzformationen Europas. Mit »Colours of Chloe« spielte er für ECM ein Kultalbum ein. Gary Burton holte ihn über den großen Teich, wo er in Burtons Band gemeinsam mit dem Newcomer Pat Metheny spielte und mit seinem «singenden Bass« Publikum und Musikerkollegen begeisterte. Er war Gründungsmitglied des »United Jazz and Rock Ensemble«. Und er konzertierte regelmäßig mit vielen Stars der internationalen Szene wie Ralph Towner, mit dem er einige bis heute legendäre Alben für das Label ECM einspielte. Mehr als zwanzig Jahre lang war er kongenialer Partner von Jan Garbarek in dessen Group, bis ihn vor einigen Jahren beim Soundcheck zu einem Konzert mit der Jan Garbarek Group in der Berliner Philharmonie ein Schlaganfall ereilte und er seitdem nicht mehr selbst spielen kann. Jedes der beiden Konzerte im Januar 2015 wird mit einer berührenden Performance beginnen – aus dem Dunkel und im Off erklingt ein Solo Eberhard Webers. Im langsam aufleuchtenden Scheinwerferlicht erscheint Jan Garbarek und begleitet das Spiel seines langjährigen Weggefährten durch seine Saxophon-Improvisationen. Dieses fiktiv-reale Duett geht über in den Klang der Big Band, die im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine Komposition Eberhard Webers interpretiert.

Page 3: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Konzeption des Abends Eberhard Webers Kompositionen werden in der ersten Hälfte des Konzerts von Gary Burton, Ralph Towner, Jan Garbarek, Danny Gottlieb und Scott Colley im Zusammenspiel mit der SWR Big Band neu interpretiert. Als Brückenschlag der Generationen werden diese Kompositionen von jungen baden-württembergischen Jazz-Komponisten arrangiert. Die 2. Hälfte des Konzerts wird von Pat Metheny gestaltet. Eberhard Weber war nicht nur ein äußerst kreativer Komponist und ein virtuoser Instrumentalist, sondern galt auch als herausragender Improvisator. Seine mehrtägige Masterclass »The Art of Improvisation« an der Londoner Royal Academy of Music in den 1990-er Jahren gilt in Jazzkreisen bis heute als wegweisend. Viele seiner Improvisationen sind in Ton und Bild von internationalen TV-Stationen in früheren Jahren im Rahmen diverser Konzerte aufgezeichnet worden. Pat Metheny hat daraus eine Auswahl getroffen und eine eigene Komposition für Big Band geschaffen, mit Gary Burton, Jan Garbarek, sich selbst und eben Eberhard auf der Leinwand als Solisten. Welt-Uraufführungen, die an beiden Abenden präsentiert werden.

Page 4: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Eberhard Weber

Sein Vater war Orchestermusiker in Berlin und in Stuttgart, Cellist. Auch Eberhard Weber hat mit sechs Jahren zunächst mit dem Cello begonnen. Später war er am Georgii-Gymnasium in Esslingen Mitglied des Schulorchesters. Als diesem vor einem Schulkonzert eines Tages kein Bassist zur Verfügung stand, war das die Geburtsstunde des Bassisten Eberhard Weber. Er war bereit einzuspringen. Über Nacht erarbeitete er sich die Fingersätze für die Haydn-Partituren – und bestritt sein erstes Konzert auf dem für ihn neuen Instrument. Eine lohnende Entscheidung: Bassisten waren gefragt in diesen Tagen. Eine Schul-Jazzband engagierte ihn von der Stelle weg, Combos aus der Stadt und Umgebung klopften an. Weber wurde Jazz-Musiker, spielte Swing, Standards, Tanzmusik der fünfziger Jahre. Ein noch unerfahrener Pianist in einer der Kapellen zwang ihn gelegentlich, »andere Noten zu spielen« – und bereitete ihm unfreiwillig den Weg zur Improvisation. Als Jugendlicher sang er im »Horst Jankowski-Chor« des Süddeutschen Rundfunks – ein Sprungbrett für die spätere Karriere. 1960 nämlich hat Weber das Gymnasium kurz vor dem Abitur »geschmissen«: er wollte Musiker werden. Der Bassist des Wolfgang Dauner Trios lud ihn ein, »bei einer Jamsession, irgendwo in Kaltental oder Feuerbach«, einzusteigen. Das war im Jahr 1962. Und es sollte Folgen haben: seit dieser Zeit war Weber festes Mitglied des neuen Dauner-Trios – und avancierte zu einem der gefragtesten deutschen Bassisten: noch »Feierabend-Musiker«, spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder Stéphane Grappelli. Irgendwann Mitte der Sechziger stieß er beim Stöbern in einem Plattenladen auf eine Einspielung des Bill Evans Trios mit Scott LaFaro am Bass. »Ich war fasziniert, habe Wolfgang die Platte vorgespielt. Das war die Initialzündung für die Änderung unseres Stils.« Wolfgang Dauner war es, der Ende der 60er Jahre im Schaufenster eines Musikgeschäfts einen E-Kontrabass entdeckte und Eberhard Weber vorschlug, den Sound dieses Instruments einmal zu testen. Damit wurde der Grundstein gelegt für einen neuen Klang im Jazz. »Ich habe nichts gegen den Kontrabass«, sagt Eberhard Weber heute, »im Gegenteil: Er kann ein sehr schönes Instrument sein. Ein schwieriges, aber sehr schönes Instrument. Aber wenn Du Kontrabass spielst, bist Du auf eine bestimmte Art von Musik beschränkt. Den puren Jazz, Bebop, Walking, den muss man sicherlich auf dem Holzbass machen. Wenn Du aber eine Funktion anstrebst,

Page 5: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

wie ich sie gefunden hatte, dass Du Stücke schreibst, in denen der Bass melodieführend ist, dann bist Du mit dem Holzbass verraten und verkauft. Für die Art von Musik, wie ich sie mache, musst Du ein anderes Instrument haben.« Bei einem Geigenbauer hat er sich ein Instrument bauen lassen: einen im Sitzen zu spielenden fünfsaitigen E-Kontrabass mit hoher C-Saite. »Der Holzklang des normalen Basses verliert wesentlich an Bedeutung, wenn man ihn elektrisch verstärkt. Also war es nur logisch, den Korpus wegzulassen. Damit hat man es dann leichter: man kann im Sitzen spielen, das kommt meinem früheren Cello-Spiel näher. Eine neue Spielart musste gefunden werden. Ich kann nicht mehr so tun, als ob es ein Holzbass wäre. Der lange Sustain der Töne meines Basses ist nicht gerade Bass-spezifisch. Das stört bestimmte Leute oder bestimmte Musikrichtungen. Ich habe meinen Stil ändern müssen – zum Gefallen von manchen und zum Nicht-Gefallen von anderen.« 1972 wurde er endgültig Profimusiker – in einer der damals erfolgreichsten europäischen Jazzbands: dem Dave Pike Set, ein Jahr später folgte er dem Gitarristen der Gruppe, Volker Kriegel, in dessen eigenes Ensemble: Spectrum. Seit dieser Zeit besteht der Kontakt zu Manfred Eicher, der gerade sein Jazz-Label ECM gegründet hatte. Eicher bot ihm eine Plattenaufnahme an. 1974 erschien »The Colours of Chloe«, Eberhard Webers internationaler Durchbruch. Mit ihr gewann er 1975 den »Großen Deutschen Schallplattenpreis« und wurde im selben Jahr zum »Künstler des Jahres« gekürt. Zwölf weitere ECM-Einspielungen folgten bis heute, außerdem die Anthologien »Works« und »Rarum«. Zahllose Veröffentlichungen mit anderen Jazz-Musikern zeugen von seiner Kreativität – »Bei 200 habe ich aufgehört zu zählen«. 1975 gelang ihm der Sprung über den großen Teich, in das Mutterland des Jazz. Gary Burton holte ihn in seine Band, als Solist neben dem damaligen Bassisten der Formation Steve Swallow. Und Eberhard Webers Spiel hat Spuren hinterlassen in der neuen Welt. Glen Moore, Bassist der Gruppe »Oregon« erinnert sich: »Auf einmal war da ein blonder, langhaariger Bassist, der mit dem Bass Soli spielte in einer unglaublichen musikalischen Bandbreite, die ihm seine fünfte Saite ermöglichte. Wir waren elektrisiert. Ich baute meinen Bass um, zog eine fünfte Saite auf und begann im Cello-Fingersatz zu üben. Noch heute besitze ich zwei Bässe – einen traditionellen mit vier Saiten, und einen mit fünf Saiten. Eberhard Weber hat das Bassspiel in den Siebzigern revolutioniert.« Regelmäßige Nominierungen unter die Top Ten im renommierten US-Magazin »Down Beat« waren die Folge. 1975 wurde er zum Jazz Fest nach Berlin eingeladen und sorgte mit seinem Auftritt mit Jazzquartett und zwölf Cellisten für Aufsehen. 1976 endlich gründete er seine eigene Formation: »Colours« mit Charlie Mariano, Rainer Brüninghaus und John Marschall, die damals erfolgreichste Jazz-Band Europas. 1977 wurde Eberhard Weber außerdem Mitglied in der Gründungsformation des «United Jazz and Rock Ensemble«, mit dem er zwölf Jahre lang große Erfolge feierte. »Ende 1981 war aus »Colours« die Luft raus. Da war es besser, es ganz schnell zu beenden. Ein Sprung ins kalte Wasser. Aber schon einige Tage später rief mich Jan Garbarek an. Er hatte Lust, wieder einmal eine Band zu machen. Und ich wollte endlich wieder einmal nur spielen – ohne Bandleader zu sein. Von 1982 bis zu meinem Schlaganfall im April 2007 waren wir zusammen. 25 Jahre. Das ist länger als heute die meisten Ehen halten.«

Page 6: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Gary Burton

33 Jahre lang war er Professor und Dekan des berühmten Berklee College of Music: Gary Burton, Jahrgang 1943, gilt als einer der bedeutendsten Jazzmusiker weltweit. 1961 erschien seine erste Schallplatte unter eigenem Namen, »New Vibe Man in Town«. Er spielte mit Jazzgrößen wie Stan Getz und wurde 1973 für den Titel »Alone at last« mit seinem ersten Grammy für die beste Jazz-Darbietung eines Solisten ausgezeichnet. Die mit Chick Corea eingespielten Platten »Crystal Silence« und »Duet« wurden dann mehrfach preisgekrönt. In den 80-ern und 90-ern begann Gary Burton Platten für GRP Records aufzunehmen.1990 tat er sich wieder mit Pat Metheny für »Reunion« zusammen – was ihn an die Spitze von Billboards Jazzhitliste brachte. 1997 erschien von Concord Records »Departure«sowie »Native Sense«, eine neue Zusammenarbeit mit Chick Corea, welche 1998 mit einem weiteren Grammy ausgezeichnet wurde. Ebenfalls 1997 nahm Burton seine zweite »collection of tango music« mit den besten Tangomusikern Argentiniens auf, gefolgt von »Libertango« im Jahr 2000, einer weiteren »Piazzola music collection«. Auch seine Aufnahme »Like Minds«, ein Höhepunkt seiner häufigen Zusammenarbeit mit Chick Corea, Pat Metheny, Roy Haynes und Dave Holland wurde mit einem Grammy ausgezeichnet, Burtons fünfter. Garys Tribut an das Vibraphon, »For Hamp, Red, Bags and Cal« erschien im März 2001 bei Concord und brachte ihm die 12. Grammy-Nominierung ein. Ein einzigartiges Projekt ist seine Zusammenarbeit mit dem japanischen Pianisten Makato Ozone. In »Virtuosi« entdeckte das Paar die improvisierten Möglichkeiten der Klassik, einschließlich Werken von Brahms, Scarletti, Ravel, Barber und anderen. »Virtuosi« wurde in der Kategorie »Klassik« der Grammy verliehen, eine einzigartige Ehre für einen Jazz-Musiker. Gemäß seiner alten Gewohnheit, junge Musiker zu entdecken und zu fördern, ist die Attraktion seiner neuen Gruppe der 17 Jahre alte Gitarrist Julian Lage, ein neuer Stern am Gitarrenhimmel und zugleich ein äußerst talentierter Komponist.

Page 7: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Scott Colley

Mit seinen bemerkenswerten einfühlsamen Fähigkeiten, seinem starken Sinn für Melodien und seinem Improvisationstalent hat sich Scott Colley zu einem der gefragtesten Bassisten der Gegenwart entwickelt – und wird von allen Jazzgrößen unserer Zeit hochgeschätzt. An 200 Alben hat er bislang mitgewirkt und dabei mit herausragenden Künstlern zusammen gearbeitet, wie den Gitarristen Bill Frisell, Pat Metheny und Adam Rogers, den Saxofonisten Michael Brecker, Chris Potter and Clifford Jordan, den Pianisten Herbie Hancock, Kenny Werner und Edward Simon und den Schlagzeugern Brian Blade, Antonio Sanchez, Bill Stewart und Roy Haynes. Im Alter von 11 Jahren erlernte er das Bassspiel und war ab 1976 Schüler von Monty Budwig. Nach der High School erhielt er ein volles Stipendium für das California Institute for the Arts und konzentrierte sich auf Komposition und Jazz. Gleichzeitig erhielt er Privatunterricht von Charlie Haden und dem klassichen Bassisten Fred Tinsley von den Los Angeles Philharmonikern. Schon vor seinem Abschluss 1988 begann seine Zusammenarbeit mit der Jazzlegende Carmen McRae, mit der er ab 1986 auf Tour ging und Alben aufnahm. Daneben unternahm er Tourneen durch die USA und Europa mit Musikern wie Dizzy Gillespie, Clifford Jordan, Roy Hargrove und Art Farmer. Von 1991 bis 1995 arbeitete unter anderem mit John Scofield, James Newton und Mike und war bis 2003 in unterschiedlichen Bandformationen auf Tour. 2003 erschien mit »Initial Wisdom« seine erste CD als Bandleader. Seit 2006 war er mit seinem eigenen Trio und Quartett in den USA, Europa und Südamerika unterwegs und veröffentlichte neben seinem zweiten Album »Empire« (2010) auch Aufnahmen mit dem New Gary Burton Quartet und dem John Scofield Quartet.

Page 8: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Jan Garbarek

Mit dem norwegischen Saxofonisten und Komponisten Jan Garbarek fand der europäische Jazz in den siebziger Jahren eine eigene Stimme. Seine weit ausladenden, selbst in hohen Lagen samtig weichen Linien und verhaltenen Atmosphären schufen eine volksmusikalisch und kammermusikalisch geprägte Ausdrucksform zeitgenössischen Improvisierens, die mit Projekten wie »Officium« in den späten neunziger Jahren bis in die Traditionsbildung der Renaissance- und Kirchenmusik hineinreichte. Jan Garbarek wurde am 4. März 1947 im norwegischen Mysen geboren. Unter dem Eindruck des damals aktuellen John Coltrane Quartetts, dessen Musik er im Radio gehörte hatte, griff der 14jährige Teenager zum Saxofon und begann, sich zunächst autodidaktisch anhand eines Lehrbuchs mit dem Instrument vertraut zu machen. Nach der Schule studierte er in Oslo Philosophie und trat bereits 1964 in kleinen Gruppen mit der Sängerin Karin Krog und dem Schlagzeuger Jon Christensen auf. Eine Begegnung mit dem Komponisten und Bandleader George Russell beim Molde Jazz Festival 1965 führte dazu, dass er in den folgenden Jahren bei verschiedenen seiner Projekte als Solist in Erscheinung trat (»Othello Ballet Suite«, 1967; »Electronic Sonata«, 1969). Im Jahr 1970 begann die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem damals noch jungen Label ECM, die sich über mehr als vier Jahrzehnte hinweg zu einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte entwickelte – und die für ähnliche Projekte des europäischen und internationalen Jazz den Weg ebnete. Garbarek spielte mit eigenen Formationen (»Witchi-Tai-To«, 1974), kooperierte mit dem Gitarristen Ralph Towner (»Solstice/Sound And Shadows«, 1977), dem Trompeter Kenny Wheeler (»Deer Wan«, 1978) und besonders erfolgreich mit dem Pianisten Keith Jarrett (»Belonging«, 1975; »My Song«, 1977). Außerdem konzipierte er zusammen mit dem Gitarristen Egberto Gismonti und Charlie Haden am Bass das programmatische Album »Folk Songs« (1979), das zu den reifsten Beispielen kulturübergreifender Klangsymbiose dieser Ära gehört. Seit den achtziger Jahren bildete sich seine Jan Garbarek Group heraus mit Eberhard Weber, dem Keyboarder Rainer Brüninghaus und den Perkussionistin Marilyn Mazur, Manú Katché, Trolok Gurtu. Zahlreiche, häufig preisgekrönte Einspielungen spiegeln diese kreative Phase seines Schaffens.

Page 9: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Zu einem sensationellen Erfolg entwickelte sich das Album »Officium« (1993) mit dem Hilliard Ensemble, das die Verbindung von Garbareks improvisierten Linien und der geistlichen Vokalmusik des Mittelalters und der frühen Neuzeit wagte. Jan Garbarek ist heute einer der Superstars der internationalen Musikszene und zugleich einer der prägenden Stilisten des kammermusikalischen Jazzidioms. Seine Klangwelten gelten als wegweisend für die Entwicklung der skandinavischen Improvisationskultur der vergangenen vier Jahrzehnte.

Page 10: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Danny Gottlieb

Als eines der Gründungsmitglieder der Pat Metheny Group zählt Danny Gottlieb heute zu den bekanntesten Jazz-Schlagzeugern der Welt. Er wuchs in New Jersey auf und begann mit 14 Jahren mit dem Schlagzeugspiel. 1975 machte er seinen Abschluss (B.A.) an der Universität von Miami und ergänzte sein Studium durch Privatstunden unter anderem bei Joe Morello (seit 1970), Gary Chester, Mel Lewis und Jack DeJohnette. Bekannt wurde Danny Gottlieb Mitte der 1970er Jahre als Mitglied der Band von Gary Burton. Diese verließ er 1977 gemeinsam mit Pat Metheny, um mit ihm, Mark Egan und Lyle Mays die erste Pat Metheny Group zu gründen. 1978 war er außerdem mit Eberhard Weber und »Colours« auf Tour. Mit Mark Egan als Ko-Leader gründete er 1982 die Gruppe »Elements«, das gleichnamige Debütalbum erschien im selben Jahr. Danny Gottlieb ist auf über 300 Alben zu hören, darunter fünf Grammy-Gewinner, und hat in den letzten 30 Jahren mit den größten Jazz-Stars der Welt zusammen gearbeitet – von Chick Corea und Herbie Hancock über Branford Marsalis und Mike Stern bis hin zu Joe Beck und Sting. Als Bandleader hat er seit »Aquamarine« 1987 fünf Alben veröffentlicht, mit Mark Egan und »Elements« nach dem Debütalbum noch sieben weitere. Seit 2008 ist Danny Gottlieb Assistenzprofessor für Jazz an der Universität von Florida und hat mehrere Unterrichts-DVDs herausgegeben. Außerdem ist er Mitglied der »Lt. Dan Band« von Schauspieler Gary Sinise, die dieser nach seinem Charakter in dem Film »Forrest Gump« benannt hat. Gemeinsam haben sie seit 2005 über 250 Konzerte gespielt, die meisten davon Benefiz-Konzerte für die US-Armee, auch in Afghanistan, Guantanamo Bay und Kuwait.

Page 11: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Paul McCandless

Während seiner über drei Jahrzehnte andauernden Karriere hat Paul McCandless eine schwebende Lyrik in sein Spiel und seine Kompositionen integriert, die den Sound zweier großer Ensembles maßgeblich bestimmten: das Paul Winter Consort und das unablässig innovative Quartett »Oregon«. Der Multi-Instrumentalist, dessen Wurzeln sowohl in der klassischen als auch in der Jazz-Musik liegen, hat sich auf Oboe, Englischhorn, Saxophon und Klarinetten spezialisiert – daneben beherrscht der aus einer Musikerfamilie stammende Paul McCandless allerdings auch noch weitere Instrumente. Während seines Studiums an der Duquesne University in Pittsburgh spielte er aushilfsweise beim Pittsburgh Symphony Orchestra – aber auch in Jazzclubs. 1967 begann er, sich auf die Oboe zu konzentrieren und wechselte an die Manhattan School of Music. Auf Empfehlung seines Lehrers Robert Bloom wurde er von 1968 bis 1972 Mitglied des Paul Winter Consort. Anschließend gründete er zusammen mit Collin Walcott, Ralph Towner und dem Bassisten Glen Moore die Gruppe »Oregon«, die bis heute besteht. Als Solo-Künstler und Begleitmusiker wirkte er an über 200 Alben mit und trat mit Musikern wie Jaco Pastorius, Carla Bley, Wynton Marsalis, Lyle Mays, Pat Metheny, Mark Isham und Steve Reich auf. 1996 gewann er mit Béla Feck and the Flecktones einen Grammy in der Kategorie »Bestes Pop-Instrumental«, außerdem erhielt er 2002 zwei Grammy-Nominierungen für seine Arbeit als Komponist und Arrangeur auf dem Album »Oregon In Moscow«.

Page 12: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Pat Metheny

Nur selten taugen die Websites eines Musikers für treffende Zitate zum Kunstschaffenden selbst, patmetheny.com aber ist ein Gegenbeispiel. Auf der Homepage des 1954 in Lee’s Summit, Missouri geborenen Gitarristen und Komponisten steht: »Bei Pat Metheny weißt du einfach nie, was als Nächstes kommt«. Dieser Satz lässt sich unterschreiben. Seine neueste Kreation, »Pat Metheny Unity Group« gewann 2013 den Grammy für »Best Instrumental Jazz Album«, mittlerweile Pat Methenys zwanzigster Grammy. Seit Mitte der 70er Jahre ist Pat Metheny einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Jazzmusiker der Welt. Mit allen Großen dieses Genres hat er gespielt – Gary Burton, Jaco Pastorius, Herbie Hancock, Michael Brecker, Jack DeJohnette, Dave Holland, Roy Haynes, John Scofield. Fast endlos ließe sich diese Liste fortsetzen. Metheny hat in einem Bereich, der gar nicht mehr hinreichend unter das Dach des Jazz zu fassen ist, von Soundtracks mit David Bowie und Rockausflügen mit Carlos Santana bis hin zu brasilianischen Klängen, von Easy Listening bis hin zum Free Jazz, von Bebop bis zum Ambient Jazz fast alles ausprobiert. Und als ihm das noch immer nicht genügte, ersann er sich das monströse »Orchestrion« und bot beinahe sämtliche Spielarten des Jazz mutterseelenallein auf dieser analogen Musikmaschine feil. Mit seinem neu formierten Quintett kehrt der Amerikaner nun zurück in den eher klassisch orientierten Jazz.

Page 13: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Ralph Towner

Die musikalische Laufbahn wurde Ralph Towner in die Wiege gelegt – seine Mutter war Klavierlehrerin, sein Vater Trompeter und jedes Familienmitglied spielte eines oder mehrere Instrumente. Er wuchs in einem Umfeld auf, das ihn dazu erzog und ermutigte, sich musikalisch auszudrücken und zu experimentieren und so schrieb er sich 1958 an der Universität von Oregon ein, um Komposition zu studieren. Kurz darauf traf er Glen Moore, der ihn von da an auf seiner musikalischen Laufbahn begleitete und mit dem er 1972 gemeinsam mit Collin Walcott und Paul McCandless die Gruppe »Oregon« gründete. Bis heute stehen Towner, Moore und McCandless gemeinsam auf der Bühne – das ist nahezu einzigartig in der Jazz-Welt und »Oregon« etablierte sich zu einer der führenden Improvisations- Bands, die indische und westliche klassische Musik mit Jazz, Weltmusik und Avantgarde-Elementen kombiniert. Über 30 Alben hat Ralph Towner mit »Oregon« veröffentlicht, doch daneben war er auch erfolgreich als Solo-Künstler tätig. Es kam zur fruchtbaren und denkwürdigen musikalischen Zusammenarbeit mit Musikern wie Gary Burton, John Abercrombie, Egberto Gismonti, Larry Coryell, Keith Jarrett, Jan Garbarek und Gary Peacock. Als studierter Komponist schuf er Orchesterwerke, die unter anderem vom Stuttgarter Opernorchester, dem Indianapolis Symphony Orchestra und dem Freiburger Festivalorchester aufgeführt wurden. Er komponierte eine Solosuite für Gitarre sowie Kammermusik und Filmmusiken – und ihm wurde eine besondere Ehre zuteil: Apollo-Astronauten flogen mit seiner Musik zum Mond und benannten zwei Mondkrater nach Kompositionen von Ralph Towner.

Page 14: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Michael Gibbs

Spätestens seit 1970 gilt Michael Gibbs als einer der führenden Jazz-Komponisten und Arrangeure. In diesem Jahr veröffentlichte er sein Debütalbum „Michael Gibbs“, das 1998 vom britischen Avantgarde-Musikmagazin „The Wire“ in die Liste der „100 Records That Set The World On Fire“ aufgenommen wurde – die weltweit am meisten verbreitete und anerkannte Zusammenstellung von Musikalben jenseits des Mainstreams. Nach seinem Studium am Berklee College of Music zog Michael Gibbs 1965 nach Großbritannien und arbeitete als Arrangeur für Tubby Hayes, Graham Collier, John Dankworth und Cleo Laine. Später orchestrierte er unter anderem für Manfred Mann, Joni Mitchell, Uriah Heep, Whitney Houston und Marianne Faithfull. Von 1974 bis 1985 wurde er von Gary Burton als Gastdozent für Komposition ans Berklee College of Music geholt – die beiden Musiker hatten sich während ihres Studiums kennen gelernt und Michael Gibbs hatte 1963 ein erstes Album für Gary Burton arrangiert. Im Jahr 1974 arrangierte er eine weitere CD für das Gary Burton Quintett – mit einem besonderen Gastsolist: Eberhard Weber. Nach seiner neunjährigen Lehrtätigkeit am Berklee College kehrte Michael Gibbs 1985 nach Großbritannien zurück. Seitdem komponierte er die Soundtracks für verschiedene Film- und Fernsehproduktionen und arbeitete mit den Big Bands des NDR, WDR und HR.

Page 15: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Helge Sunde

„Ich wurde am 9. Juni 1965 geboren und fing sofort damit an, komische Geräusche zu machen – das habe ich während meiner gesamten Kindheit getan, ab dem Alter von acht Jahren meistens mit einer Posaune. So hat eins zum anderen geführt und am Ende hatte ich einen Masterabschluss in Komposition“. So beschreibt Helge Sunde, das musikalische Multitalent aus Norwegen, den Verlauf seiner Karriere als Musiker, Komponist, Arrangeur und Dirigent. Nach seinem Studium an der Norwegischen Musikhochschule in Oslo machte er sich schnell einen Namen als Arrangeur und Komponist für Sinfonieorchester und zeitgenössische Kammerensembles. Bereits 1992 war er der Repräsentant seines Heimatlandes in der Big Band der Europäischen Rundfunkunion. Er spielt in den Ensembles von Geir Lysne und Mory Kanté und hat 2006 mit der Formation „Denada“ seine eigene Big Band. Für das Album „Finding Nymo“ wurden „Denada“ und Helge Sunde 2010 mit dem Jazz-ECHO ausgezeichnet. Über seine erste Begegnung mit Eberhard Weber sagt Helge Sunde: „ Als ich 16 war, bin ich von zu Hause weggezogen, um Musik zu studieren. Die Hochschule, auf die ich ging, hatte kein richtiges Klassenzimmer für den Musikunterricht, daher wurden wir auf einer Seitenbühne des Auditoriums unterrichtet. Eines Tages spielte eine Jazzband im Auditorium, daher haben wir ihnen den Raum für den Soundcheck überlassen und kamen später zurück, um uns das Konzert anzuhören. Ich glaube, dieses Konzert war der Moment, in dem ich mich dafür entschied, Jazzmusiker und –komponist zu werden. Am Bass spielte an diesem Abend Eberhard Weber. Ich war tagelang wie in Trance – vielleicht bin ich es noch heute…“

Page 16: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Ralf Schmid

Als Initiator zahlreicher Projekte jenseits stilistischer Grenzlinien hat Ralf Schmid mit Ensembles verschiedenster Couleur in vielen Ländern musiziert, sich in Komposition und Orchestration vertieft, Filme vertont, Platten produziert. Er studierte klassisches Klavier, Jazzkomposition und Filmmusik in Stuttgart, New York und Los Angeles und arbeitet als Pianist, Komponist, Arrangeur und Dirigent mit Künstlern wie Herbie Hancock, Whitney Houston, Michael Brecker, Randy Brecker, Ray Anderson, und Dionne Warwick, außerdem mit mehreren Big Bands, den Stuttgarter Philharmonikern, dem Philharmonie-Orchester Busapest und dem Orchester des Henry Mancini Instiuts in Los Angeles zusammen. Er gründete 2000 in New York das mittlerweile international agierende Jazz- und Weltmusik-Label QbliqSound und produzierte und arrangierte die Alben „bossarenova“ und „cornucopía“ mit der SWR Big Band. Für den ECHO-Preisträger Joo Kraus produzierte er ab 2002 mehrere Alben, darunter das preisgekrönte „Public Jazz Lounge“. Sein zentrales Ensemble ist seit 1995 das "Tales in Tones Trio" mit Veit Hübner und Torsten Krill, das 1998 den Hennessy Jazz Search in der Kölner Philharmonie gewann. Ralf Schmid wurde 2001 mit dem Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet und ist seit 2002 Professor für Jazz-Piano an der Hochschule für Musik Freiburg.

Page 17: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Steffen Schorn

Bereits im Alter von sechs Jahren hatte Steffen Schorn Trompetenunterricht und schrieb nur zwei Jahre später seine erste eigene Komposition. Als 14-jähriger wechselte er zum Saxofon, das er sich autodidaktisch beibrachte und spielte in den Bundesjugendorchestern für Klassik und Jazz. Nachdem er Jazz-Saxofon, Bassklarinette und Zeitgenössische Musik in Köln und Rotterdam studiert hatte, wirkte er in den 90-er Jahren in buchstäblich jeder professionellen deutschen Big Band mit und arbeitete mit Musikern wie Michael Brecker, Shirley Bassey, Uri Caine, Natalie Cole, Nils Landgren, und Dino Saluzzi. Steffen Schorn gilt heute als einer der herausragenden Musiker und Komponisten des German Jazz und der zeitgenössischen Musikszene und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. 1999 erhielt er den Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg und 2009 mit dem WDR Jazzpreis in der Kategorie „Komposition“ die renommierteste deutsche Auszeichnung für improvisierte Musik. Seine Kompositionen zeichnen sich durch die ständige Weiterentwicklung neuer stilistischer Prinzipien und die Integration von kulturellen, philosophischen und spirituellen Aspekten aus. Seit 2001 ist Steffen Schorn Professor für Komposition, Arrangement und Saxofon in der Jazz-Abteilung der Hochschule für Musik Nürnberg.

Page 18: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Libor Sima

Als Sohn des tschechischen Musikers Jiri Sima ist Libor Sima in Schwäbisch Hall aufgewachsen. Schon früh erhielt er von seinem Vater Klavier- und Saxophonunterricht, Fagottunterricht bei Hermann Herder. Als Sonderbegabter konnte er schon mit 16 Jahren das Gymnasium verlassen und bestand die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik in Stuttgart. Noch während seines Studiums erhielt er Gastengagements bei renommierten Orchestern wie dem Sinfonieorchester des Hessischen Rundfunks, der Israel Philharmonic und der Internationalen Bachakademie. Mit zwanzig Jahren wurde er Fagottist beim Radiosinfonieorchester des SWR in Stuttgart. Im Jahr 2001 wurde er Solofagottist des RSO Stuttgart. Seit seiner Kindheit ist er außerdem eng dem Jazz verbunden. Als Saxophonist, Komponist und Arrangeur genießt er internationale Anerkennung. So spielt er immer wieder mit renommierten Jazzmusikern wie Chaka Khan, den Pointer Sisters, Kenny Wheeler, Joe Lovano und anderen. Schon während seines Studiums hat er, als Preisträger beim Kompositionswettbewerb „Musica Nova“, als Komponist auf sich aufmerksam gemacht. Neben diversen kammermusikalischen Werken fand seine Jazzsuite „Stuttgarter Plätze“, eine Auftragskomposition der Stadt Stuttgart, Beachtung. Sein „Double Concerto“, eine Auftragskomposition des Stuttgarter Kammerorchesters, wurde im Jahr 2005 unter der Leitung von Dennis Russell Davies uraufgeführt. Für Martin Mühleis’ Bühnen-Produktionen „Als ich ein kleiner Junge war“ und „Vom Kleinmaleins des Seins“, jeweils mit Walter Sittler in der Hauptrolle, hat er die Bühnenmusik geschrieben, außerdem komponierte er die Musik für die sinfonisch-literarische Parabel „AHAB“, die Martin Mühleis konzipierte und produzierte und die 2010 mit Dominique Horwitz und der Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Sebastian Weigle die Herbstfestspiele in Baden-Baden eröffnete.

Page 19: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

Rainer Tempel Seit bald 20 Jahren ist der Jazzpianist Rainer Tempel eine der kreativsten musikalischen Erscheinungen der deutschen Musikszene und stets auf der Suche nach Ausdrucksmöglichkeiten, die über das eigene Spiel hinausgehen. Aufgewachsen mit klassischer Musik in bürgerlichem Haushalt, gründete Rainer Tempel schon als Fünftklässler mit Freunden seine erste Rockband, bevor er im Alter von 15 Jahren das erste Mal dem Jazz begegnete. Während seines Jazzklavier-Studiums bei Martin Schrack in Nürnberg begann sich sein Augenmerk auf das Schreiben zu verschieben, was schließlich zum Schwerpunkt seiner beruflichen Tätigkeit wurde. Seit 1994 initiiert er musikalische Projekte in verschiedenen Besetzungen und gewinnt dafür stets renommierte Kollegen wie Nils Wogram, Frank Möbus, Wolfgang Haffner, Henning Sieverts, Paul Heller, Jim Black, Claus Stötter, oder Ed Partyka. Er komponierte und arrangierte unter anderem für die Big Bands des NDR, SWR, HR und RIAS sowie das Zurich Jazz Orchestra und schrieb Bühnenmusik für das Theater Lindenhof, das Landestheater Tübingen und zahlreiche Musicals. 2002 erhielt er den Jazzpreis des Landes Baden-Württemberg und war 2006 Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg. Seit 2007 ist er Professor für Jazz-Komposition, Jazz-Arrangement und Jazz-Gehörbildung an der Musikhochschule Stuttgart.

Page 20: sagas - baden-  · PDF filedie im Arrangement eines jungen baden-württembergischen Jazzmusikers eine ... spielte er schon Schallplatten ein mit Größen wie Baden Powell oder

SWR Big Band

Die SWR BIG BAND ist eine der besten Big Bands der Welt. Allein vier Grammy-Nominierungen in den vergangenen 10 Jahren unterstreichen ihre Qualität. Auch dass sie 2011 mit der Hommage »Bossarenova« als erste deutsche Band überhaupt für den Premio da musica Brasileira vorgeschlagen wurde zeigt, dass die SWR Big Band in unterschiedlichen Stilen zu Hause ist. Grundlage für diesen Erfolg sind die hervorragenden Solisten der Band und das außergewöhnliche Zusammenspiel der 17 Musiker. Ein Erfolg, der auch durch die Zusammenarbeit mit internationalen Jazz- und Weltmusikgrößen wie jüngst Ivan Lins (Cornucopía), Roy Hargrove, Roberta Gambarini, Patti Austin, Sammy Nestico (Grammy Nominierung 2010), Paula Morelenbaum (bossarenova), Joo Kraus oder Toshiko Akiyoshi (Preis der dt. Schallplattenkritik) untermauert wird. Die SWR Big Band blickt auf sechs Jahrzehnte Musikgeschichte zurück, die von ihr mitgestaltetet wurde. Sie ist seit den frühen 50er Jahren unter Erwin Lehn in allen Bereichen der Big Band-Musik erfolgreich tätig. Der »Daimler« unter den Big Bands spielte u.a. mit Miles Davis, Chick Corea, Astrud Gilberto, Chet Baker, Catarina Valente oder Arturo Sandoval. Mit dem Ruhestand von Prof. Erwin Lehn änderte sich auch das Führungskonzept der SWR Big Band. Seit den frühen 90ern tritt die SWR Big Band nun mit wechselnden Dirigenten auf – je nach Musikart und Projekt. Darunter sind Grammy-nominierte Jazz-Produktionen mit Sammy Nestico, Bob Florence, Rob McConnell und Slide Hampton. Außerdem Produktionen mit Maria Schneider, Frank Foster, Bill Holman, Bob Mintzer, Ralf Schmid sowie Swing-Aufnahmen mit Paul Kuhn, Bill Ramsey, Max Greger und Dieter Reith.