saison
DESCRIPTION
Ausgabe 05/2010TRANSCRIPT
STARTKLARZum Saisonauftakt 2010/11: Trends, Chancen
und Herausforderungen im Wintersport
T O U R I S M U S M A G A Z I N | A U S G A B E 0 5 / 1 0 | H E R B S T 2 0 1 0
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3 saison
StiCHWort
Tirol White Edition.Tourengehen erfreut sich
seit Jahren steigender
Beliebtheit. Die Tiroler
Bergrettung und die Tirol
Werbung tragen dieser
Entwicklung mit der Tirol
White Edition Rechnung.
Das mit der Firma ortovox
entwickelte sicherheits-set
besteht aus einem sender,
einer schaufel und einer
sonde.
ANEKDOTISCHES
sprunghaft.Trainingseifer legte den
Grundstein fürs skifahren.
Um nach ihren waghalsigen
sprüngen in der norwegischen
Winterlandschaft schneller wieder
springen zu können, versuchten
die skipioniere mittels Brems-
und Lenkmanövern möglichst
rasch zum stehen zu kommen.
Daraus entwickelten sich die
fürs skifahren entscheidenden
schwünge.
Doch leiwand.Wolfgang ambros‘ Liebeserklärung
an die zwei Bretter war nach der
Veröff entlichung 1976 erst einmal
keine große sache. Bei der darauf
folgenden Tour wollte ambros
„schifoan“ ursprünglich gar nicht
ins Programm nehmen – da
hatte sich das Lied dank „heavy
rotation“ beim après-ski und in
Diskotheken aber schon zum Hit
entwickelt.
auftaktsieger.Mathias Zdarsky gilt als der Gewinner des ersten
skirennens der Welt. Der Erfi nder der Lilienfelder
stahlsohlenbindung, der ersten modernen
skibindung, setzte sich dabei im März 1905
immerhin gegen 23 Konkurrenten durch. nicht
zuletzt dank seiner „Lilienfelder skilauf-Technik“.
Mathias Zdarsky
Hohes Potenzial.im Zuge der groß angelegten Manovastudie
wurden unter anderem auch im auftrag der
Tirol Werbung insgesamt 5.700 Menschen
in neun europäischen Ländern zu ihren
skifahrgewohnheiten befragt. Das Ergebnis
überraschte selbst die Experten:
neben 53 Millionen skifahrern
gibt es zusätzlich 38 Millionen
Personen, die gerne (wieder) einmal
ski fahren würden – ein Potenzial, das es für
Tirol zu nutzen gilt.
skiverleih boomt.Die großen skiverleiher verzeichnen derzeit zweistellige Zusatzraten.
Die Top 3 sind:
• Snowell AG mit europaweit 600 shops in 400 orten
• Intersport Rent mit 180 Verleihshops im gesamten Bundesgebiet
• Sport 2000 rent mit österreichweit 160 Verleihshops (kooperiert mit der snowell aG)
ZAHLEN, BITTE!
SEILBAHNENKassenumsatz
Österreich 1.138 Mio. Euro
Tirol 570 Mio. Euro
skierdays
Österreich 53,5Mio. Beförderungen
Tirol 26,5Mio. Beförderungen
Österreich 593Mio. Personen
Tirol 273Mio. Personen
angebotsstruktur Winter
Österreich
254 seilbahnunternehmen
550schleppliftunternehmen
Tirol
126 seilbahnunternehmen
rd. 100 schleppliftunternehmen
QUELLE: WWW.sEiLBaHnEn.aT, WK TiRoL WinTER 2009/2010
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Mit Herzund Verstand
D as natürliche Erleben unserer alpinen
Landschaft, die Herzlichkeit der Men-
schen, die nähe zu den Gästen, aber
auch die Überschaubarkeit unserer
Lebenswelt, die gleichzeitig auch als Erholungsraum
international so begehrt ist – jene Werte, die Tirol ver-
mittelt, stehen tatsächlich aktuell hoch im Kurs. ange-
führt wird die Wahrnehmung unseres Landes in summe
vielfach von seinen leidenschaftlichen Gastgebern in
dieser vermeintlich unrentablen, kleinteiligen, von Fami-
lien geprägten Tourismuswirtschaft, die aber den Erfolg
der Branche langfristig sichern. Gerade der durch die
Wirtschaftskrise beschleunigte Wertewandel bringt eine
Rückbesinnung auf traditionelle Werte mit sich. Der al-
pine Lebensraum, die alpinen Gastgeber mit Herz haben
Konjunktur – denn noch stärker als bisher können unse-
re Gäste heute Tirols natürliche Ressourcen als Gegen-
welt zu ihrem denaturierenden, digitalisierenden Leben
erfahren und den direkten Kontakt mit ihren Gastgebern
und ersehnte Gemütlichkeit als Kontrast zu den immer
anonymeren alltagsbeziehungen schätzen.
Doch mit Emotionen allein lässt sich das profes-
sionelle Tourismusgeschäft auf Dauer nicht betreiben.
Dass Herz und Verstand im Einklang schlagen sollten
– das wurde zuletzt wieder beim BÖTM-Top-seminar,
dem jährlichen Treff en der österreichischen Tourismus-
manager, in Kitzbühel deutlich.
Bedürfnisse kennen. Emotion sei zwar enorm
wichtig, bekannte dort etwa der Ex-skirennläufer Harti
Weirather, heute Chef der weltweit tätigen sportvermark-
tungsagentur WWP, doch das Wissen um den Kunden
sei letztlich entscheidend. nur wer die Bedürfnisse sei-
ner Kunden kenne, könne letztendlich auch erfolgreich
deren Wünsche erfüllen. Der Köder müsse dem Fisch
schmecken, nicht umgekehrt. Deutlich zeigten Experten
in diesem Zusammenhang auf, wie wenig seitens der Des-
tinationen und Betriebe in professionelle Marktforschung
und Kundenbefragung investiert werde, ein Großteil
würde sich diesen „Luxus“ nach wie vor nicht leisten. Mit
der mangelnden Grundlagenforschung in den Regionen
fehle aber auch das entscheidende Wissen über die Gäste
und deren Urlaubsbedürfnisse. Folgerichtig mangelte es
da und dort an intelligenter Produktentwicklung auf Basis
der Kundenwünsche, stattdessen würden Destinationen
derzeit lieber in ihr Markenimage und damit zuerst in ihren
kommunikativen auftritt investieren.
Emotion und Marktwissen. Der Vergleich mit
anderen Branchen ist angebracht. strategische Grund-
lagenforschung, regelmäßige Kundenbefragungen und
fundiertes Marktwissen sind in vielen Wirtschaftsbe-
reichen eine selbstverständlichkeit. Die Kombination
von Herz (= Emotion) und Verstand (= Marktwissen)
stellt letztlich auch die Leitplanke für die so wichtige
gemeinsame Weiterentwicklung unterschiedlichster
Leistungsträger innerhalb einer Tourismusregion dar.
Denn neue angebote, die unsere Gäste begeistern,
können immer öfter nur in einem regionalen netzwerk
entwickelt werden – unsere erfolgreichsten Tiroler
Destinationen führen uns das deutlich vor augen.
Diese immer stärker werdenden Regionen verbinden
augenscheinliche Gemeinsamkeiten: sie wissen um die
Bedeutung der menschlichen Ebene. sie begeistern
und motivieren und lösen gruppendynamische Pro-
zesse aus. sie setzen auf die „intelligenz des schwarms“
und schaff en es, dass ein starkes Kollektiv individueller
Leistungsträger ein klares gemeinsames Profi l in der
angebotsbildung, in Folge auf den Märkten und somit
bei stamm- und potenziellen Gästen entwickelt.
Diese Emotion wird dabei immer erst durch viel
(Haus-)Verstand ermöglicht. Fundiertes Wissen um
die Gäste, erfolgreiche Marken- UnD Produktent-
wicklung auf Basis von Erhebungen und eindeutige
organisationsstrukturen mit zentralen und beherzten
Führungskräften – das zeichnet alle Erfolgsdestinati-
onen aus. Wenn Destinationen stärker werden, dann
müssen auch die Destinationsmanager stärker werden
(dürfen). Professionelles Management braucht pro-
fessionelle strukturen mit Handlungsspielraum und
entsprechenden spielregeln. „Leadership“ innerhalb
einer Region, aber auch auf den Märkten erreichen
nur jene Destinationen, deren Regionsverantwortliche
auch tatsächlich führen dürfen. Dazu braucht es zuerst
orientierung, Wertschätzung und anerkennung – in
alle Richtungen. so entsteht ein Weg, den Mitarbeiter,
Funktionäre, aber auch die Gäste erkennen und gerne
mitgehen. ohne Herz und Verstand und die richtigen
Leut am richtigen Platz gibt es also in Zukunft keine
erfolgreichen Destinationen! ×
EDiToRiaL
J o s EF M a R G R Ei T ER , D i R EK To R T i R o L W ER B U n G
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5 saison
Editorial
„Gerade der durch die Wirt-schaftskrise beschleunigte Wertewandel bringt eine Rückbesinnung auf traditio-nelle Werte mit sich. Der alpi-ne Lebensraum, die alpinen Gastgeber mit Herz haben Konjunktur.“
„‚Leadership’ innerhalb einer Region, aber auch auf den Märkten erreichen nur jene Destinationen, deren Re-gionsverantwortliche auch tatsächlich führen dürfen. Dazu braucht es Orientie-rung, Wertschätzung und Anerkennung – in alle Richtungen.“
„Neue Angebote, die unsere Gäste begeistern, können immer öfter nur in einem regionalen Netzwerk ent-wickelt werden – unsere erfolgreichsten Tiroler De-stinationen führen uns das deutlich vor Augen.“
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INHALT
IMPRESSUMSAISON – Tourismusmagazin, Nr. 5/2010 (62. Jahrgang) SAISON-Abohotline: 0512/58 60 20
HERAUSGEBER: Tirol Werbung, Maria-Theresien-Straße 55, 6020 Innsbruck • MEDIENINHABER UND VERLEGER: target group publishing GmbH – Zielgruppen Verlag, Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck • CHEFREDAKTEUR: Matthias Krapf • REDAKTION: Mag. Sylvia Ainetter, Ste� en Arora, Julia Brugger, Florian Gasser, Esther Pirchner, Dr. Michael Riedler • AUTOREN: Ernst Molden, Alois Schöpf • FOTOGRAFEN: Gerhard Berger, Michael Rathmayr • ILLUSTRATIONEN: Philipp Frenzel PRODUKTION: NERO WerbeGmbH, www.nerografi k.net • LAYOUT: Philipp Frenzel • ANZEIGENVERKAUF: Thomas Pilgram, [email protected] • ANSCHRIFT VERLAG/PRODUKTION: Karl-Kapferer-Straße 5, 6020 Innsbruck, Tel. 0512/58 6020, Fax DW -20, [email protected] • GESCHÄFTSFÜHRUNG VERLAG: Mag. Andreas Eisendle, Michael Steinlechner • DRUCK: Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten
THEMA: WINTERSPORT
891 Millionen potenzielle GästeDie neue Studie „Skifahrerpo-tenzial“ von Manova belegt: Der Wintertourismus hat Zukunft.
14„Ganz wilde Dinge“Längst besteht der Wintersport aus mehr als Ski und Snowboard.
18 Weichenstellung am ArlbergDer Interski-Kongress in St. Anton
20Alles neu zum SaisonstartVon der Tirol Snow Card bis zum Oktoberfest auf fast 3000 Metern
22 „Die Anforderungen werden höher“Eventprofi Christian Pirzer im Interview
24Die Zukunft liegt im VerleihEin Ende des Verleihbooms ist nicht abzusehen.
30Skifahren stärkt Körper und GeistDie positiven gesundheitlichen Aspekte des Skifahrens
32Die WintermacherWie aus Flugzeugturbinen und Rasensprengern die Schneemaschine entstand
MAGAZIN
40Information aus erster HandAlpinmesse und Alpinforum am 6. und 7. November in Innsbruck
42„Schatzkiste des Wissens“Unlängst konnte auf www.ttr.tirol.atder tausendste regelmäßige User begrüßt werden.
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43Re: AnfragePrivatvermieter und der Kunden kontakt per E-Mail
44Historisches Theater am Rennweg„Heldenplatz“ von Thomas Bernhardam Tiroler Landestheater
46Übers JochMuseen und Ausstellungen im und über das hintere Ötztal
49 Kommentare
50 Nachgefragt
91 MILLIONEN POTENZIELLE
GÄSTE
DIE WINTERMACHER
INFORMATION AUS ERSTER HAND
„GANZ WILDE DINGE“
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24DIE ZUKUNFT LIEGT IM VERLEIH
ÜBERS JOCH
8 SAISON
WINTERSPORT
91 Millionen potenzielle GästeDie neue Studie „Skifahrerpotenzial“ von Manova belegt: Der Wintertourismus hat Zukunft. Aber ohne Fleiß kein Preis, es gilt die neu entdeckten Schätze, sprich potenzielle zukünftige Gäste, in den Herkunftsmärkten zu bergen.
VON S TEFFEN AROR A
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Faszination Skifahren. Deutlich
mehr Menschen als angenommen
können sich für Ab-fahrtserlebnisse wie
dieses am Ötztaler Gletscher begeistern.
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Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut. Fuchsteufelswildkönnte man werden, wenn man sich durch tausende Seiten eines Rechtsratgebers quält. Dabei gehts doch viel einfacher:
Die Rechtsberatung für Tourismusunternehmer - kompetent und kostenlos: Telefon: 05 90 90 5 - 1215 E-Mail: [email protected] Internet: wko.at/tirol
E gal wie man es dreht und
wendet, Fakt ist: Ohne Tou-
rismus geht in Tirol gar nichts.
Die aktuelle Wertschöpfungs-
untersuchung des Management Center
Innsbruck (MCI) und der Tirol Werbung
auf Basis der Zahlen des Jahres 2007 hat
ergeben, dass dieser Wirtschaftszweig
allein in Tirol pro Jahr 3,8 Milliarden Euro
erwirtschaftet. „Der Anteil des österreichi-
schen Tourismus am BIP beträgt 5,2 Pro-
zent. Der Anteil des Tourismus am Tiroler
Bruttoregionalprodukt beträgt 16 Prozent
und ist im Vergleich zu 2003 gestiegen“,
sagt dazu Josef Margreiter, Chef der Tirol
Werbung. Angesichts dieser Daten sei die
Zukunft des Tourismus mit der Zukunft des
Landes gleichzusetzen. „Die Bedeutung
des Tourismus in Tirol ist unbestritten. Er
konnte bis dato auch der Krise trotzen. Das
führen wir auf die Kleinstrukturiertheit der
Betriebe zurück. Würde dieser Fels in der
Brandung ins Wanken geraten, hätte das
auch fatale Auswirkungen auf das Bau- und
Baunebengewerbe“, warnt Margreiter.
Es ist in erster Linie der Wintertou-
rismus, der das Gros der Umsatzzahlen
ausmacht. Doch eben diesem touristi-
schen Kerngeschäft Tirols schien, glaub-
te man Kritikern, ein absehbares Ende zu
drohen. Zu teuer sei der Winterurlaub für
Otto Normalverbraucher angesichts der
sich permanent vergrößernden „sozialen
Schere“. Zudem reduziere die sich ab-
zeichnende Überalterung der Gesellschaft
in Westeuropa, vor allem Deutschland, die
potenziellen Wintersportler auf natürliche
Weise – sprich, die Skifahrer sterben aus.
Das Argument ist tatsächlich nicht von
der Hand zu weisen. Gemäß aktuellen
Untersuchungen hört etwa der deutsche
Wintersportler durchschnittlich im Alter
von 54 Jahren mit dem Skifahren auf.
Schließlich, so die Warnungen aus dem
Ökologie-Lager, werde der Klimawandel
Skifahren in Tirol auf lange Sicht verun-
möglichen, weil schlichtweg kein Schnee
mehr fallen werde.
All diese Herausforderungen sind
nicht wegzuleugnen, doch eine brand-
neue Studie des Marktforschungsinstitu-
tes Manova, unter anderem von der Tirol
Werbung in Auftrag gegeben, belegt nun
erstmals schwarz auf weiß, dass in Europas
Zielmärkten noch immer ein gewaltiges,
bislang ungenutztes Potenzial für den
heimischen Wintertourismus schlummert.
Insgesamt wurden 5.700 Menschen in neun
europäischen Ländern befragt (siehe Gra-
fi k). Und dabei gelangten die Marktforscher
zu erstaunlichen, für die heimische Touris-
muswirtschaft sehr positiven Ergebnissen.
53 Millionen Skifahrer. Die Kern-
aussage der „Skipotenzialstudie“ fasst
Manova-Geschäftsführer Klaus Grabler
so zusammen: „Bis dato wurde davon
ausgegangen, dass Skifahren ein eher
wenig verbreiteter Sport ist. Doch die
Studie belegt, dass es neben der hohen
Skifahrerzahl in Europa auch noch weite-
res Potenzial gibt, sodass die Zukunft des
alpinen Wintersports aus aktueller Sicht
nicht in Gefahr ist.“
In den neun untersuchten Ländern
– Österreich, Deutschland, die Niederlan-
de, Großbritannien, Tschechien, Polen,
Italien, Rumänien sowie Ballungszentren
in Russland – konnten die Studienautoren
insgesamt 53 Millionen Skifahrer zählen,
das heißt, jeder Fünfte in den genannten
Ländern ist Skifahrer. Das ist deutlich mehr
als bisher angenommen. Als Skifahrer
gilt, wer die nötige Kompetenz, sprich
das praktische Können mitbringt. Aber
auch jene Personen wurden eingerech-
net, die derzeit „eine Pause machen, aber
vorhaben, mit dem Skifahren wieder zu
beginnen“.
Natürlich steht nicht jeder dieser 53
Millionen regelmäßig auf Skiern und nur
ein Bruchteil davon fährt in den Winterur-
laub. Aber genau darin liegt das entdeckte
Potenzial, der Schatz, den es nun zu he-
ben gilt. Zudem wollen die Studienautoren
die Familien als Schlüssel für eine lang-
„Die Studie belegt, dass es neben der hohen Skifahrerzahl in Europa auch noch weiteres Potenzial gibt, sodass die Zukunft des alpinen Wintersports aus aktueller Sicht nicht in Gefahr ist.“KLAUS GRABLER, GESCHÄFTSFÜHRER MANOVA
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fristige Absicherung des Wintertourismus
erkannt haben. Denn die Begeisterung
für das Skifahren werde von Generation
zu Generation weitergegeben. Die Stu-
dienautoren verweisen zudem auf die
Zielgruppe der Jugendlichen, die ohne
Eltern auf Skiurlaub fahren wollen, dies
aber nicht tun, weil es schlichtweg ihre
fi nanziellen Mittel übersteigt. Hier seien
besonders günstige Packages, eventuell
in Verbindung mit Bahnanreise, gefragt.
Zu guter Letzt gilt es, die Gruppe der älter
werdenden Gäste zu binden. Und zwar
mittels fl exibler Ticketlösungen, denn der
moderne reife Gast will im Winterurlaub
nicht nur Ski fahren sondern auch hoch-
wertige Zusatzangebote genießen.
Winter bringt am meisten. Für
Martha Schultz, Vizepräsidentin der Ös-
terreichischen Wirtschaftskammer und
selbst mit ihrer Skifi delity-Schultz Gruppe
erfolgreiche Unternehmerin, kommen die
Studienergebnisse nicht überraschend:
„Ich beschäftige mich berufl ich sehr
intensiv mit Marktforschung und weiß
daher um dieses Potenzial.“ Schultz unter-
streicht auch die Bedeutung der Familien:
„Wir haben in Osttirol längst erkannt, wie
wichtig es ist, die Familien zum Skisport zu
bringen, um künftige Gäste zu gewinnen.
Daher fahren Kinder bis 6 Jahre bei uns
gratis Ski und den früheren Kindertarif
haben wir ausgedehnt. Der gilt nun bis
zum Alter von 18 Jahren.“ Die Strategie
trägt bereits erste Früchte. Der Verein für
Konsumenteninformation bestätigte der
Schultz-Gruppe offi ziell „das beste Preis-
Leistungs-Verhältnis“. „Damit werben wir
nun natürlich und es kommt sehr gut an“,
erklärt die Unternehmerin.
Neben den Familien setzt Schultz
auch auf Schulskikurse: „Wir setzen seit
20 Jahren auf dieses Segment und sind
mittlerweile in Deutschland Marktführer.“
Der Wintertourismus sei auf Grund der aus-
gezeichneten Wertschöpfung für Tirol im
Speziellen, aber auch für Österreich insge-
samt unerlässlich, sagt Schultz. Daher gelte
es, bereits jetzt die Weichen zu stellen. „Die
Alpen als Winterdestination müssen trendig
bleiben und dem modernen Lifestyle ent-
sprechen. Um dieses Image zu transpor-
tieren, müssen wir vor allem mit großen
Reiseveranstaltern zusammenarbeiten.
Denn nur die können uns in die großen
Medien in den Zielmärkten bringen, wo die
Trends gesetzt werden. Was im Sommer die
Kreuzfahrt-Booterl auf den Reiseseiten der
großen Zeitungen sind, muss im Winter Tirol
sein“, skizziert die Unternehmerin ihre Vor-
stellung einer erfolgreichen Werbetaktik.
Man müsse hierzulande den Winter weiter
forcieren, weil „der für uns ganz einfach am
meisten bringt“.
Um das Geschäft mit dem Winter-
tourismus langfristig abzusichern, müssen
auch neue Gäste gefunden werden. Dass
dies möglich ist, beweist die Studie. Denn
neben den Skifahrern wurde auch die Zahl
der „Interessierten“ erhoben. Als solcher
gilt, wer zur Gruppe der Nicht-Skifahrer
zählt – also zu jenen, die noch nie auf
Skiern gestanden haben oder bereits fi x
mit dem Skifahren aufgehört haben – und
sich dennoch vorstellen kann, (wieder)
damit anzufangen. Insgesamt wurden in
den untersuchten Märkten 38 Millionen
Interessierte ausgemacht. Ein gewaltiges,
noch gänzlich brachliegendes Potenzial
für die Touristiker.
Zur Veranschaulichung: In Öster-
reich ist der Markt schon weitgehend
erschlossen. 55 Prozent der Menschen
zählen laut Studie zu den Skifahrern. In
absoluten Zahlen sind das 3,4 Millionen
Österreicher, das ist zugleich der höchste
Wert in den neun untersuchten Ländern.
Das Potenzial der Interessierten ist hier-
zulande, wo das Pistenvergnügen quasi
Teil der Volkskultur ist, dementsprechend
gering. Nur 8,8 Prozent der Bevölkerung
zählt zu dieser Gruppe. Gänzlich verschie-
den ist die Situation in Großbritannien, wo
„Wir haben in Osttirol längst erkannt, wie wichtig es ist, die Familien zum Skisport zu bringen, um künftige Gäste zu gewinnen. Daher fahren Kinder bis 6 Jahre bei uns gratis Ski und den früheren Kindertarif haben wir auf 18 Jahre ausgedehnt.“MARTHA SCHULTZ, SKIFIDELITY-SCHULTZ GRUPPE
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ÖSTERREICH55% (3,4 Mio.)
8% (550.000)
DEUTSCHLAND26% (16,0 Mio.)
15% (9,3 Mio.)
NIEDERLANDE18% (2,2 Mio.)
13% (1,6 Mio.)
GROSSBRITANNIEN15% (6,9 Mio.)
17% (7,5 Mio.)
ITALIEN12% (5,5 Mio.)
10% (4,0 Mio.)
RUMÄNIEN25% (4,1 Mio.)
13% (2,2 Mio.)
TSCHECH. REPUBLIK45% (3,6 Mio.)
13% (1,1 Mio.)
POLEN24% (7,1 Mio.)
30% (8,8 Mio.)
RUSSLAND35% (4,7 Mio.)
23% (3,1 Mio.)
LEGENDESkifahrer
Interessierte
Ergebnisse Russland beziehen sich nur auf Ballungszentren.Prozentwert gibt jeweils Anteil an der Bevölkerung an.
Die StudieDie Kernaussagen der Untersuchung von Manova:
1
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8
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46,9 Mio.
7,5 Mio.
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ZIELGRUPPEN
FAMILIENSie sind der Schlüsselfaktor, der „Be-ginn-Impuls“ für Skifahrer, zur Siche-rung des Wintersportnachwuchses. Allerdings fehlt es in den Herkunfts-ländern meist an Wintersportmöglich-keiten für die angehenden Pistenfl it-zer. Der Niedergang der Schulskikurse verschärft dies. Hier ist die Industrie gefragt, um schnell und effi zient Lö-sungen zu fi nden, die Kinder wieder für den Wintersport zu begeistern.
JUGENDLICHEJugendliche verbringen ihren Urlaub gerne ohne die Eltern. Weil Winterur-laub zu teuer ist, bevorzugen sie Som-merurlaube. Hier könnten Packages Abhilfe schaff en, die durch attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis bestechen.
ÄLTERE GENERATIONDer „reifere Skifahrer“ will Komfort und Genuss im Winterurlaub. Das heißt, er ist nicht mehr sieben Tage am Stück auf den Pisten unterwegs, sondern will Zusatzangebote. Flexible Ticketange-bote sowie Features, wie etwa Ther-men oder hochwertiges Kulturange-bot, sprechen diese Gästeschicht an.
Insgesamt wurden 5.700 Menschen in neun Ländern zu ihren Skifahrgewohnheiten befragt. Das Ergebnis überraschte selbst die Experten:
Insgesamt wurden in den neun Ländern 53 Millionen Skifahrer sowie zusätzlich 38 Millionen am Skifahren Interessierte ausgemacht.
• Anteilsmäßig am meisten Skifahrer gibt es demnach mit 55 Prozent der Bevölkerung in Österreich.
• Mit nur 12 Prozent weist Italien verhältnismäßig am wenigsten Skifahrer in den untersuchten Märkten auf.
• Tschechien rangiert mit 45 Prozent Skifahrern in der Bevölkerung auf Rang zwei. Allerdings wedeln die Tschechen am liebsten zu Hause, weshalb sie für die Touristiker weniger interessant sind.
• Große Hoff nung setzen die Touristiker in Polen, wo mit 30 Prozent Ski-Interessierten am meisten Potenzial liegt. Knapp ein Viertel der Polen zählt sich zudem zu den aktiven Skifahrern.
WERTSCHÖPFUNG AUS DEM TOURISMUSBruttowertschöpfung Tourismus (inkl. Geschäfts- und Dienstreisen; Basis sind die Zahlen aus dem Jahr 2007)
Österreich: 14,1 Milliarden Euro = 5,2 Prozent des BIP*
Tirol: 3,8 Milliarden Euro = 16 Prozent des BRP**
Es handelt sich dabei um die direkte Wertschöpfung. 70 Prozent kommen durch ausländische Gäste zustande, die übernachten. 13 Prozent erwirt-schaften die Tagesausfl ügler aus dem Ausland.
*Bruttoinlandsprodukt **Bruttoregionalprodukt
94,7 Mio.
3,1 Mio.
87,1 Mio.
8,8 Mio.
73,6 Mio.
1,1 Mio.
13,4 Mio.
550.000
64,1 Mio.
2,2 Mio.
216,0 Mio.
9,3 Mio.
32,2 Mio.
1,6 Mio.
55,5 Mio.
4,0 Mio.
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Skifahren wahrlich eine Randsportart ist.
Während hier 15 Prozent der Bevölkerung,
sprich 6,9 Millionen Menschen, zu den
Skifahrern zählen, ist die Gruppe der daran
interessierten potenziellen Skifahrer mit
17 Prozent oder 7,5 Millionen Menschen
noch größer. Allerdings sind die Briten ne-
ben Schlusslicht Italien mit nur 12 Prozent
Skifahrern die am wenigsten am Skifahren
interessierte Nation.
Internationalisierung. „Ja, der
britische Markt fällt derzeit stark“, be-
stätigt auch Tourismusexperte Hannes
Winkler, seines Zeichens Geschäftsführer
des in Ellmau beheimateten Incomer
Travel Partner. Zudem, so prognostiziert
Winkler, werden sich die Stammmärkte
in Deutschland und den Niederlanden
verkleinern. Langfristig sei daher eine
Internationalisierung wünschenswert.
Denn wie die vorliegende Studie bestätigt,
liegt gerade in den Märkten in Osteuropa
– diese Gäste machen derzeit rund sechs
Prozent des Nächtigungsanteils im Win-
ter in Tirol aus – noch großes Potenzial.
Winkler geht sogar noch weiter: „Es wäre
zum Beispiel rein rechnerisch für einen
Nordamerikaner insgesamt billiger, seinen
Winterurlaub in Tirol zu verbringen, als in
die Rocky Mountains zu fahren.“
Dem Studienfazit, dass es vor allem
die Familien seien, die für die Weitergabe
der Wintersportbegeisterung verantwort-
lich zeichnen, pfl ichtet Winkler ebenfalls
bei. Doch er schränkt die Bedeutung der
Familien zugleich ein: „Skifahren ist teuer
und damit ein Elitensport, den die oberen
15 Prozent ausüben.“ Hier seien gewisse
fi nanzielle Grenzen vorgegeben, unter
die die Anbieter nicht gehen können, um
selbst gewinnbringend zu arbeiten. Ver-
säumnisse verortet Winkler aber in Sachen
Schulskikurse: „Deutschland und Großbri-
tannien wären da wichtige Zielländer. Aber
bisher konnten wir die nicht erreichen.“ Hier
seien neue Ideen und Zusammenschlüsse
in der Industrie gefragt, die bislang aber
ausblieben. Insgesamt sieht sich Winkler
aber durch das Studienergebnis bestätigt:
„Tirol wird sich weiterhin als starke Marke
in Sachen Skikompetenz behaupten.“
Der Söldener Seilbahnchef Jakob
Falkner fühlt sich durch die „Skipotenzial-
studie“ bestätigt: „Die Potenziale sind dort
am größten, wo wir uns das erhoff t haben.“
Falkner nennt Polen als „gutes Beispiel
für einen wahren Hoff nungsmarkt“. Laut
Studienergebnis sind 24 Prozent der Polen
Skifahrer. Die Gruppe der daran Interes-
sierten ist mit 30 Prozent der polnischen
Bevölkerung sogar noch ungleich größer.
Auch der Söldener Tourismusexperte sieht
die „neuen Märkte“ als die große Zukunfts-
hoff nung: „Die traditionellen Märkte wie
Deutschland haben ihre große Zeit hinter
sich. Sie sind nach wie vor bedeutsam
für uns, aber sie weisen nicht mehr das
Potenzial auf wie früher.“
Umgekehrt, so Falkner, müssen sich
auch die Destinationen auf einen härteren
Wettbewerb einstellen: „Nur die starken
Marken werden sich auf lange Frist be-
haupten können. Für die Schwächeren
wird es eng.“ Dass er Sölden zu Ersteren
zählt, versteht sich von selbst: „Wir gehen
davon aus, dass noch genug Potenzial
vorhanden ist. Andernfalls würden wir
auch nicht so viel in den Standort Sölden
investieren.“ Neben dem reinen Pisten-
angebot sieht Falkner die Zusatzfeatures
als wichtige Komponente an. Seine
Fachmeinung wird durch die Ergebnis-
se der Studie bestätigt. Demnach legen
nämlich vor allem älter werdende Gäste
viel Wert auf Angebote abseits der Pisten.
„Die traditionellen Märkte wie Deutschland haben ihre große Zeit hinter sich. Sie sind nach wie vor bedeutsam für uns, aber sie weisen nicht mehr das Potenzial auf wie früher.“JAKOB FALKNER, BERGBAHNEN SÖLDEN
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Winterurlauber wollen nicht mehr sie-
ben Tage die Woche Ski fahren, sondern
schätzen hochwertige Freizeitaktivitäten,
wie etwa Thermen oder auch qualitative
Kulturangebote. „Wir haben beobachtet,
dass immer öfter Tagestickets statt der
Wochenkarte gekauft werden. Die Leute
entscheiden spontan, je nach Wetter oder
Laune, ob sie heute Ski fahren oder etwas
anderes tun“, erklärt dazu Jakob Falkner.
Diesen Trend zu flexiblen Ticket-
lösungen benennen auch die Studien-
autoren als von den Gästen gewünscht.
Zudem, so die Marktforscher, spielen
Zusatzangebote vor allem für die reifere
Gästeschicht im Winter eine immer grö-
ßere Rolle bei der Urlaubsentscheidung.
So konnte festgestellt werden, dass etwa
Gourmethütten oder Aussichtsplatt-
formen, wie der TOP-Mountain Star in
Hochgurgl/Obergurgl, die Buchungs-
entscheidung beeinflussen. Skeptisch ist
Falkner jedoch, was Billigangebote an-
geht: „Wir verwehren uns gegen die Idee
des Gratisskifahrens. Immerhin offerieren
wir schon jetzt für Kinder bis acht Jahre
Gratisskipässe und Ermäßigungen bis 14
Jahre. Wir bieten immerhin eine Leistung
an und die muss auch etwas wert sein.“
Marke Tirol wird sich behaupten. Während sich Praktiker wie Hannes Winkler
und Jakob Falkner durch die Studiener-
gebnisse in ihrer Einschätzung weitgehend
bestätigt fühlen, ist Trendforscher Andreas
Reiter vom Wiener Zukunftsbüro (ZTB), der
unter anderem am MCI lehrt, skeptischer.
Zwar geht er grundsätzlich mit der Aussage
konform, dass es neue Quellmärkte und
noch ungenutztes Potenzial für den Win-
tertourismus gibt, doch er ist sich nicht so
sicher, ob Tirol als Destination davon pro-
fitieren werde: „Die neuen Märkte mit Po-
tenzial im Osten sind für mich Russland und
daneben auch die Erdölländer Kasachstan
und Aserbaidschan. Zudem schlummert im
arabischen Raum noch Potenzial.“ Reiter
nennt auch Südamerika mit Brasilien als
zukunftsträchtigen Markt.
Doch mit den neuen Märkten sieht
er auch neue Destinationen aufkommen:
„Die Kaukasusregion und Bulgarien werden
als Wintersportziele letztlich attraktiver für
die Gäste aus dem Osten sein als Tirol.“ Für
die alten Stammmärkte wie Deutschland
zeichnet der Trendforscher ein düsteres
Bild, was deren Potenzial für den Winter-
tourismus angeht: „Zum einen bedingt die
Demographie, also die immer älter wer-
dende Gesellschaft, einen Rückgang. Die
alten, begeisterten Skifahrer sterben aus,
die Familien werden weniger. Daneben
wächst der Anteil an Menschen mit Mig-
rationshintergrund in den Ballungszentren
enorm. Und die sind nun einmal nicht das
klassische Klientel für Wintertourismus.“ Der
Wettbewerb unter den Wintersportdestina-
tionen werde sich mittel- bis langfristig, so
Reiter, stark konzentrieren: „Die Marke Tirol
wird dabei unter Druck kommen.“ Für die
Tirol Werbung steht freilich außer Frage,
dass es wichtig ist in den Stammmärkten,
wie Deutschland, weiter gezielt zu werben.
Zusammenfassend deckt sich die
Meinung der Fachexperten weitgehend
mit den Ergebnissen der neuen Studie. Das
heißt, der Wettbewerb wird härter werden,
weil die alten Kernmärkte kaum neues Po-
tenzial bieten, die neuen aber umso heißer
umkämpft sein werden. Als führender
Anbieter in Sachen Wintertourismus wird
sich die Marke Tirol beim Buhlen um die
Gunst der Gäste aber langfristig behaupten
können, prognostizieren die Fachleute. So
liegt es nun an den heimischen Touristikern,
den neu entdeckten Schatz in Form von
Skifahrerpotenzial zu orten und zu heben,
sprich zum Nächtigen zu animieren. ×
14
D er Tod des Skifahrens wur-
de schon oft vorhergesagt.
Doch allen Unkenrufen
zum Trotz haben es die
zwei Bretter immer wieder gescha� t, sich
zu neuer Beliebtheit aufzuschwingen.
Als ab den späten 1980er Jahren das
Snowboard populär wurde, hatte es den
Anschein, als würden gerade junge Leute
nur noch verächtlich auf Skier blicken.
Doch gerade das Snowboard inspirierte
die Skihersteller zur Carvingtechnologie,
die eine Renaissance des Skifahrens mit
sich brachte. Heute hat sich das Verhält-
nis eingependelt – rund ein Fünftel der
Pistenbenützer sind Snowboarder. Doch
daneben haben sich auch Nischensport-
arten etabliert. Ob Skifox, SMX, Swingbo
oder Snowsnaker – der Fantasie, wie über
den Schnee gerutscht werden kann, sind
inzwischen keine Grenzen mehr gesetzt.
Facettenreichtum. Die neue At-
traktivität des Skifahrens sieht Christian
SAISON
WINTERSPORT
Abenthung im Facettenreichtum, den der
Wintersport inzwischen erreicht hat. „Die
Faszination des Schneesports in ihrer ge-
samten Vielfalt bietet für jeden das Richtige“,
sagt der Geschäftsführer von Snowsport
Tirol, dem Tiroler Skilehrerverband. „Egal
ob auf Skiern, auf dem Snowboard, einem
coolen Trendsportgerät oder auf Lang-
laufskiern: Was zählt, ist die Freude an der
sportlichen Betätigung in der Natur.“ Dieser
Trend führt bei Skischulen auch dazu, dass
immer weniger große Gruppenkurse nach-
gefragt werden. Meist sind es Kleingruppen
oder sogar Einzelpersonen, die einen Ski-
lehrer für Privatunterricht buchen.
„Das Fahren abseits von Pisten und
im freien Skigebiet wird immer beliebter.
Die Sicherheit der Gäste steht dabei in den
Skischulen an erster Stelle“, sagt Abenthung.
Denn: „Es ist ein Sicherheitsproblem, wenn
ungeübte Skifahrer, die sich nur wenig mit
den alpinen Gefahren außerhalb von Pisten
auseinandergesetzt haben, gleich im Tief-
schnee fahren.“ Die Zahl der Skilehrer ist
nicht zuletzt durch diesen Trend sprunghaft
angestiegen, von 4.000 in der Wintersaison
2002/2003 auf rund 7.000 heute. „Die Leute
„Ganz wilde Dinge“Der alpine Wintersport ist ständigen Wandlungen unterworfen. Längst besteht er aus mehr als nur Skiern und Snowboards. Alles, was rutscht, wird über den Schnee gejagt.
VON FLORIAN G A SSER
„Das Fahren abseits von Pisten und im freien Skigebiet wird immer beliebter. Die Sicherheit der Gäste steht dabei in den Skischulen an erster Stelle.“CHRISTIAN ABENTHUNGGESCHÄFTSFÜHRER SNOWSPORT TIROL
AIRBOARDEin Schlitten, gefüllt mit Sauersto� . Auch weniger wintersporterprobte Mutige können sich damit die Piste hinunterstürzen. Auf dem Bauch liegend, wird das Gerät mittels Gewichtsverlagerung des eigenen Körpers gesteuert. Gebremst wird durch Querdrehen zum Hang. Auch Tiefschneefahrten sind mit dem Airboard möglich, das sich zum Rucksack umfunktionieren lässt.
SKIFOXEin Ski und ein darauf montierter Sitz. Gesteu-ert wird das Gefährt entweder mit Gleitern, die an gewöhnlichen Winterschuhen festgemacht werden, oder durch das Gewicht des eigenen Körpers.
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wie diese über Halfpipes und Schanzen.
Den Ursprung haben diese neuen
Trends im Fahren auf der Buckelpiste. „Die
haben dort Tricks gemacht, die bis dahin
nur von Snowboardern gemacht wurden“,
sagt Markus Lö« er, Ausbildungsleiter des
Tiroler Skilehrerverbands. „Plötzlich haben
viele gesehen, dass man nicht nur mit dem
Snowboard irre Sachen machen kann, son-
dern eben auch mit Skiern. Da viele schon
im Kindesalter das Skifahren erlernt haben,
ist ein Ein- und Umstieg in die Freeski-Szene
daher sehr naheliegend.“ Auch die Industrie
erkannte bald den Trend und entwickelte
neue Geräte für diese New School oder
Freeskier. Etwa Twintip-Skier, die an der
Vorder- und der Hinterseite nach oben ge-
bogen sind und mit denen auch problemlos
rückwärts gefahren werden kann.
Diese Entwicklung erlebte in den
vergangenen Jahren wahre Höhenfl üge.
„Ganz wilde Dinge sind da entstanden“,
sagt Markus Lö« er. Nichts scheint unmög-
lich und mit allem kann über den Schnee
wollen heute in kürzerer Zeit viel mehr er-
reichen und geben ihr Geld bewusster aus,
etwa für Privatstunden mit einem Skilehrer
und für eine bessere Ausrüstung.“
Der Sicherheitsgedanke hat sich bei
den Skifahrern merklich verändert. Waren
vor wenigen Jahren Helme auf Skipisten
noch eine Seltenheit, so sind sie inzwischen
allgegenwärtig. Auch der tragische Unfall
von Dieter Althaus, dem ehemaligen Mi-
nisterpräsidenten von Thüringen, bei dem
im Jänner 2009 eine Skifahrerin ums Leben
kam, führte zu einem Umdenken. Skihelme
waren plötzlich ausverkauft. Sogar Rü-
ckenprotektoren erfreuen sich steigender
Beliebtheit und gelten zunehmend sogar als
modisches Accessoire.
Gefragte Funparks. Doch das Aben-
teuer im Schnee spielt sich nicht nur im
Tiefschnee ab. Auch Funparks werden
immer öfter aufgesucht. Früher eine Do-
mäne der Snowboarder, tummeln sich dort
inzwischen immer mehr junge Leute, mit
teilweise exotischem Gerät an den Füßen.
Sie haben die Lifestyle-Elemente der Snow-
boarder übernommen und donnern ähnlich
„Plötzlich haben viele gesehen, dass man nicht nur mit dem Snowboard irre Sachen machen kann, sondern eben auch mit Skiern.“MARKUS LÖFFLERAUSBILDUNGSLEITER DES TIROLER SKILEHRERVERBANDES
SMXBMX-Tricks im Schnee ermöglicht das SMX. Sprün-ge in der Halfpipe sind für Könner damit kein Prob-lem mehr und die Fußraster ermög-lichen auch eine Steuerung in der Luft. Selbst Rück-wärtsfahren ist mit dem SMX, das auf drei Skiern steht, möglich.
SWINGBOIn den 1980ern erho� te man sich, dass das Swing-bo, oder auch fuzzy surfer, zum neuen Trendsport-gerät wird. Allerdings kam das Snowboard dazwi-schen. Doch als Nischenprodukt erfreut sich dieses skurril aussehende Gerät auch heute noch einiger Beliebtheit. Zwei Kufen, eine erhöhte Standplatte und Gum-mischlaufen als Bindung sind aber eher etwas für den abenteu-erlustigen Wintersportler.
SNOWSNAKERWährend auf einem Snowboard die Füße in einer fi xen Position zueinander stehen, können beim Snowsnaker, das aus zwei Brettern besteht, die Bei-ne gegeneinander bewegt werden. Dadurch können sehr kurze und enge Schwünge gefahren werden und bei Sprüngen führt die Bewegungsfreiheit zu eindrucksvollen Figuren.
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gerutscht und gesprungen werden. Franz
Patscheider aus Serfaus hat sich mit seinem
Sportgeschäft schon vor acht Jahren auf
Funsportgeräte spezialisiert. „Gerade bei
Jugendlichen kommen diese Dinge sehr
gut an. Viele verbringen extra ihren Urlaub
hier, um die Funparks benützen zu können.“
Einen Trend weg von der Skipiste
kann er aber trotzdem nicht erkennen. Die
Benützer der Funparks würden ebenso auf
die Piste gehen. „Der Wechsel geht sehr
schnell. Am Vormittag fahren sie mit dem
Lift und am Nachmittag springen sie in den
Parks herum“, sagt Patscheider. Die Ange-
botsvielfalt sei in den vergangenen Jahren
gewaltig gestiegen, die Anforderungen an
Händler und Verleiher sind dementspre-
chend hoch. „Früher hatten wir nur Ski und
die wurden fünf Jahre lang gefahren. Das
ist heute undenkbar. Spätestens nach der
zweiten Saison kommen die Geräte weg.“
Freeridekurse für Kinder. Auch bei
den Kinderskikursen ist Freeriding längst
ein Thema. Am Weerberg gibt es bereits
einen Funpark für Kindergärten und die
Skischule St. Anton bietet Freeridekurse
für Kinder an. Für Christian Abenthung
vom Tiroler Skilehrerverband eine wich-
tige Entwicklung. Denn gerade bei den
Einheimischen sieht er einen Rückgang
bei den Skifahrern. „Früher war es ganz
normal, dass ein Kind in Tirol Skifahren
gelernt hat, das ist vorbei. Der Markt für
Freizeitaktivitäten ist größer und breiter ge-
worden. Skifahren hat eine große Konkur-
renz bekommen“, sagt Abenthung. „Eine
rasante Entwicklung in den Skischulen
im gesamten Kinderbereich ist die Folge.
Der ursprüngliche Skiunterricht für Kinder
hat längst ausgedient. Heute werden die
Kinder in Erlebnisparks der Skischulen
spielerisch und abwechslungsreich von
speziell geschulten Schneesportlehrern in
die richtige Ski- und Schneesporttechnik
eingewiesen.“ Eine umfassende Betreuung
der jungen Skischulgäste – vom Kindergar-
ten bis hin zum eigenen Kinderrestaurant
– rundet das Programm der Skischulen ab.
Die Entwicklung sei nicht zuletzt
einem Rückgang der Schulskikurse ge-
schuldet. „Die Kinder haben die Wahl
zwischen einer Sommersportwoche, bei
der Canyoning, Rafting, Slack-Lining und
sonstige Abenteuer angeboten werden,
und der Skischulwoche.“ Das Image des
Skifahrens müsse gerade bei jungen Ein-
heimischen wieder aufgepeppt werden
und das funktioniere nicht zuletzt mit Fun-
sportarten im Schnee. Funparks für Kinder
und Jugendliche seien ein guter Schritt in
die richtige Richtung. Denn: „Das kann auch
in Regionen angeboten werden, die kein
großes Skigebiet vor der Haustüre haben“,
sagt Ausbildungsleiter Markus Lö« er.
Langlaufen im Kommen. Doch
nicht nur die adrenalingeladenen Sportar-
ten liegen im Trend. Auch das Langlaufen
wird von einer neuen Schicht entdeckt.
Galt das Gleiten auf den Loipen früher
als Hobby für Pensionisten, steigt seit
einiger Zeit die Nachfrage danach. „Das
Langlaufen in all seinen Facetten hat ei-
nen hohen Stellenwert bekommen“, sagt
Christian Abenthung. „Langlaufen ist eine
natürliche Bewegung und daher für viele
auch in kurzer Zeit zu erlernen, und das
Naturerlebnis ist, gerade bei den Loipen
in Tirol, etwas ganz Besonderes. Das wird
auch von den jungen Leuten vermehrt
geschätzt.“
Das Naturerlebnis steht auch bei Ski-
touren im Vordergrund. Wobei Outdoor-
Experte Werner Koch von Koch alpin in
Mils zwei Arten von Tourengehern vonei-
nander unterscheidet: „Auf der einen Seite
gibt es die richtigen Alpinisten, die sich
lange damit auseinandergesetzt haben
und auch mit schwierigen Routen keine
Probleme haben. Die größere Gruppe, die
seit einiger Zeit diesen Boom ausgelöst
hat, sind die Fitnessgeher. Für sie ist das
Skitourengehen eine sportliche Betätigung
wie jede andere.“ Gut ausgerüstet seien
inzwischen beide Gruppen, wodurch die
Latte für Einsteiger niedriger ist als noch
vor einigen Jahren, als das Tourengehen
einer kleineren Gruppe vorbehalten war.
Auch das Schneeschuhwandern ist
seit rund vier Jahren im Aufwind und wird
ebenfalls touristisch genützt. Werner Koch
sieht hier sogar ein noch größeres Poten-
zial als beim Tourengehen: „Im Grunde ist
das ja nichts anderes als das Umlegen des
Wanderns vom Sommer auf den Winter.
Und der Pool von Wanderern ist sicher
größer als der der Tourengeher.“ Wer kein
Problem mit dem Gehen habe, der könne
auch problemlos schneeschuhwandern.
Koch sieht hier allerdings einen Nachhol-
bedarf in Tirol: „In den Westalpen wird das
viel aktiver gemacht und beworben als bei
uns, das ist dort aus keinem Tourismuspro-
spekt wegzudenken. Wir hinken hier sicher
etwas hinterher.“
Die Zukunft des Wintersports wird
wohl immer wieder Änderungen mit sich
bringen. Die Entwicklungen der vergan-
genen Jahre haben gezeigt, dass immer
wieder neue Trends entstehen und von den
Leuten angenommen werden. Auch wenn
viele davon Nischenprodukte sind und die
Cash Cows wohl auch in Zukunft das Ski-
fahren und das Snowboarden bleiben, so
werden durch neue Entwicklungen immer
wieder neue Schichten für den Wintersport
gewonnen. ×
„Für die Fitnessgeher ist das Skitourengehen eine sportliche Betätigung wie jede andere.“WERNER KOCHOUTDOOR-EXPERTE
„Früher hatten wir nur Ski und die wurden fünf Jahre lang gefahren. Das ist heute undenkbar. Spätestens nach der zweiten Saison kommen die Geräte weg.“FRANZ PATSCHEIDERSPORT PATSCHEIDER, SERFAUS
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Um rund zwanzig Prozent stieg
der Verkauf von Ausrüstung
für Tourengeher allein von
2008 auf 2009, sagt Chris-
toph Mannel, General Manager von Sa-
lewa Österreich. Österreich ist weltweit
einer der größten Märkte für Skitouren und
der Großteil der Kunden seien nach wie
vor Einheimische. Wie viele Tourengeher
es hierzulande gibt, lässt sich allerdings
nicht sagen. Zwischen 350.000 und
700.000, wird geschätzt. In 36 Ländern
werden auch Wettkämpfe abgehalten,
wobei österreichische Athleten erst seit
2007 daran teilnehmen. Durch den Boom
ist auch der Tourismus auf die Tourenge-
her aufmerksam geworden. „Bis vor zwei
Jahren wurde das vom Tourismus über-
haupt nicht genützt. Es hat dann langsam
angefangen. Da ist ein Riesenpotenzial
vorhanden, das aber bei Weitem noch
nicht genützt wird“, meint Mannel.
Sicherheit an erster Stelle. Sicher-
heit sollte jedoch für alle Tourengeher an
erster Stelle stehen. Auch auf viel began-
genen Routen darf nicht aus den Augen
verloren werden, dass man sich im freien
Gelände befi ndet. „Man muss schon wis-
sen, was man können muss, um sicher
eine Tour zu gehen“, sagt Werner Koch,
Geschäftsführer von Koch alpin. Doch
wie beim Variantenfahren abseits der
Skipiste sei das Sicherheitsbewusstsein
nicht immer wirklich ausgeprägt. Unum-
gänglich ist das Tragen eines Lawinen-
Verschüttetensuchgeräts. Rucksäcke mit
einem Lawinen-Airbag-Rettungssystem
oder ein Lawinenball erleichtern zwar das
Aufsuchen von Verschütteten, sind aber
kein Ersatz für den „Lawinen-Piepser“.
Das Land Tirol hat gemeinsam mit
der Tiroler Bergrettung im vergangenen
Jahr sieben LVS-Checkpoints aufgestellt.
Mit ihrer Hilfe kann am Beginn einer Tour
festgestellt werden, ob das LVS-Gerät ein-
geschaltet und funktionstüchtig ist. Berg-
rettung und Tirol Werbung haben gemein-
sam mit der Firma Ortovox die Tirol White
Edition entwickelt. Das Sicherheits-Set
besteht aus einem Sender, einer Schaufel
und einer Sonde.
Neu ist auch der Tourenplaner auf
www.tirol.at. Die von Fachleuten ausgear-
beiteten Tourentipps bieten eine Beschrei-
bung sowie Angaben zu Höhenmetern,
GPS-Daten, Schwierigkeit, etwaigen Beson-
derheiten und – als Novum – stets aktuelle
Informationen des Lawinenwarndienstes
Tirol. Das interaktive Angebot wurde kürz-
lich mit 50 Touren für Tourengeher – vom
Einsteiger bis zum erfahrenen Bergfex –
gelauncht. Im Laufe des Winters werden
zahlreiche weitere Touren folgen. ×
„Riesenpotenzial vorhanden“Skitouren liegen im Trend. Durch eine rasante Verbesserung der Ausrüstung und die ständige Verfügbarkeit von Informationen im Internet über sämtliche Routen ist das Tourengehen inzwischen auch für ungeübtere Wintersportler fast kein Problem mehr.
18 SAISON
WINTERSPORT
Genau 60 Jahre nach dem ers-
ten Interski-Kongress fi ndet ab
15. Jänner 2011 das weltweit
größte Skilehr-Symposium in
St. Anton statt. Und der Ort am Arlberg
sieht sich gerüstet. 1921/22 entstand hier
unter der Leitung von Hannes Schneider
die weltweit erste Skischule. Heute verfügt
das Dorf über alle Einrichtungen, die für
diesen Kongress notwendig sind, jahr-
zehntelange Erfahrung bei Großveranstal-
tungen, die Infrastruktur, das Know-How,
vor allem aber über die bedingungslose
Leidenschaft für den Schneesport.
Der Interski-Kongress fi ndet alle
vier Jahre in verschiedenen Ländern
statt. Die letzten drei Kongresse wurden
in Norwegen (1999), der Schweiz (2003)
und Korea (2007) abgehalten. Peter Mall,
Generalsekretär des Interski-Kongresses
2011, freut sich auf diese weltumspannende
Veranstaltung. „Es ist eine feine Mischung
aus inhaltlichem Kongress und abendlichen
Demo-Shows von Skilehrern aus aller Welt.“
2500 Experten aus mehr als 30 Nationen
werden da sein, darunter viele Meinungs-
bildner. „Das ist für die ganze Region und für
viele Tiroler gut“, meint Mall. Bei Skilehrern,
die an der Basis arbeiten, wird der Kongress
und der Aufenthalt am Arlberg „sicher
nachhaltige Eindrücke hinterlassen, die in
ihrer Wirkung unbezahlbar sind“.
Weichenstellung. Noch wichtiger
aber als diese touristische Wirkung ist die
Weichenstellung für den ganzen Schnee-
sport, die beim Kongress zu erwarten ist.
Mall: „Wir haben die Interski-Kongresse
über Jahre immer mitverfolgt. Und da
hat sich gezeigt: Die Kongresse sind ein
großes ,Klassentre£ en’, da wird unglaub-
lich viel diskutiert.“ Gab es früher immer
heftige Kämpfe um die „richtige“ Art, Ski zu
fahren, stehen heute andere Themen im
Vordergrund: „Heute sucht man gemein-
same Wege und Innovationen: Wie kann
man das Skifahren populärer machen?
Wie kann man neue Schichten anspre-
chen, von den Nicht-Skifahrern bis zu
den Senioren?“, skizziert Mall. Da werden
Weichen für neue Lehrpläne gestellt.
Der Kongress 2011 befasst sich mit
vier Generalthemen: Neben dem Skiunter-
richt geht es um die Frage, wie die Jugend
verstärkt zum Schneesport geführt wer-
den kann. Und dann geht es auch darum:
Können sich die Leute das Skifahren noch
leisten? Ist Schneesport auch ein Thema für
Migranten? Wie kann generell wieder mehr
Lust auf Schnee gemacht werden?
„Es wird sicher etwas Konkretes in
St. Anton herausschauen“, verspricht Mall.
Sein Optimismus gründet auf der Tatsa-
che, dass sehr viele Menschen in vielen
Ländern schon jetzt mit Hochdruck daran
arbeiten, beim Kongress etwas weiterzu-
bringen. Was genau, wird im Vorfeld noch
nicht verraten: „Die Katze wird erst beim
Kongress aus dem Sack gelassen“, sagt
Mall. Aber: Sehr viele Experten haben
schon bisher signalisiert, dass der Kon-
gress etwas Besonderes werden wird, eine
Veranstaltung, die eine neue Dynamik in
den Sport bringen könnte.
Spektakuläres Showprogramm. Und dann gibt es noch das Showpro-
gramm. Es wird „wirklich spektakulär“
werden, kündigt Peter Mall an. Tausende
Besucher werden sich im Zielstadion
der Ski-WM 2001 begeistern lassen.
Die Tiroler Jazzgröße Franz Hackl wird
Musik für den Kongress komponieren,
Ex-ORF-Intendant Robert Barth wird den
Ablauf inszenieren. Das Showprogramm
reicht von der Erö£ nung mit Feuerwerk
bis zur Präsentation der Nationen, es gibt
Skishows auf höchstem Niveau. Auch
das trägt dazu bei, den Kongress in seiner
Wirkung nachhaltig zu machen. ×
TREFFEN DES DACHVERBANDESDer erste Interski-Kongress fand 1951 in Zürs statt. Unter dem Dach von Interski sind heute 37 Nationen und drei Fachverbände vereinigt. Alle vier Jahre kommt es zum Interski-Kongress, dem weltweit größten Tre£ en der Schneesport-lehrer und -instruktoren. Gerade für diese Mi-schung aus Fachdiskussionen und großer Emo-tion ist St. Anton prädestiniert. Zudem bietet der Ort mit dem Freizeit- und Kongresszentrum „Arlberg–well.com“ die perfekte Infrastruktur. Veranstalter in St. Anton ist die Interski Austria.
www.interski.orgwww.interski-austria.at
Weichenstellung am ArlbergSt. Anton gilt als Wiege des Skilaufs. Der Arlberger Ort könnte im nächsten Jahr wieder ein Stück Skigeschichte schreiben, wenn der internationale Interski-Kongress über die Bühne geht. Dort fallen nämlich wesentliche Zukunftsentscheidungen für den Skisport. VON MICHAEL RIEDLER
Ein engagiertes Team. (v. l.) Peter Mall, Generalsekretär Interski-Kongress 2011, Erich Melmer, Präsident Interski International, und Richard Walter, Obmann TVB St. Anton am Arlberg und Präsident des Österreichischen Skilehrer-verbandes.
Synchronität und Teamgeist. Ski-Demonstrationen der regionalen Ski-schulen sind inzwischen ein bedeutender Motor für den heimischen Tourismus und begeistern Gäste aus aller Welt.
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WINTERSPORT
D ie Skepsis war groß, als im
vergangenen Jahr die Tirol
Snow Card auf den Markt
kam. Zugang zu 81 Skige-
bieten, 3584 Pistenkilometern und 1045
Liftanlagen bietet die Großraumskikarte.
Das hat seinen Preis. „Zu teuer“, urteilten
die Kritiker. Jetzt, ein Jahr später, geht
sie in die zweite Runde. Denn trotz aller
Unkenrufe nutzten in der vergangenen
Saison 14.500 Wintersportler die Dauer-
skikarte. Ein Riesenerfolg.
Grund für die guten Verkaufszahlen
dürfte in erster Linie das umfassende An-
gebot sein: Der Skiverbund umfasst unter
anderem die Tiroler Gletscher (außer Söl-
den), die Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental,
Obergurgl, die Zillertal Arena, das Groß-
glocknerresort, Serfaus-Fiss-Ladis und die
Olympiaregion Innsbruck und Seefeld.
Ein Blick in die anderen Alpenre-
gionen zeigt: Vergleichbares zur Tirol
Snow Card gibt es nicht: Der Verbund
„Dolomiti Superski“ in Südtirol ist mit
1200 Pistenkilometern und 450 Liftanla-
gen deutlich kleiner. Die Skiwelt Amadé
(Salzburg/Steiermark) kann ebenfalls nicht
mithalten: 860 Pistenkilometer und 270
Skilifte stehen dort dem Großraumskikar-
tenbesitzer zur Verfügung.
Auch in der kommenden Wintersai-
son ho¥ en die Touristiker auf einen Erfolg
der Tirol Snow Card. Seit 1. Oktober ist
sie bei allen teilnehmenden Bergbahnen
erhältlich. Für Erwachsene kostet die Tirol
Snow Card € 453, für Jugendliche (Jahr-
gang 1992 – 1994) € 288 und für Kinder
(ab Jahrgang 1995) € 154 (alles Einheimi-
schentarife).
Weißbier statt Punsch. Pulver-
schnee, gute Infrastruktur, gut ausge-
baute Liftanlagen – Tirol ist Vorreiter.
Die Skigebiete brauchen Attraktionen
und Events, um sich voneinander ab-
zuheben – der Fantasie scheinen dabei
keine Grenzen gesetzt zu sein. Statt
besinnlichen Schwüngen durchs frische
Weiß veranstalten die Verantwortlichen
am Stubaier Gletscher ein zünftiges Fest
zum Saisonauftakt. Unter dem Titel „Wei-
ßes Wies’n Flair“ startet die Ski-Saison am
30. Oktober mit Bier, Weißwürsteln, Brezn,
Spanferkel und Tiroler Schmankerln. Das
Wies’n-Spektakel komplett machen soll
die passende musikalische Untermalung.
Der Anlass für die zünftige Gaudi ist aber
nicht nur der Start der Saison, sondern
auch die Neuerö¥ nung der Restaurants
am Eisgrat. Dort entstand, wie Werbe-
prospekten zu entnehmen ist, „die höchst
gelegene Pasta Manufactur der Welt“. Die
frischen Nudeln, hergestellt nach italieni-
scher Tradition, sollen den Ausschlag für
den Einkehrschwung geben.
Das Ski-Oktoberfest ersetzt jedoch
nicht das traditionelle Skiopening. Vom 4.
bis 7. November steht der sportliche Aspekt
im Vordergrund: Sportgerätetests, Shows
internationaler Profi s, Contests und Partys.
Auf dem Weißwurst-Opening-Zug
fährt auch der Hintertuxer Gletscher mit:
Dort kann man zwar das ganze Jahr über
Ski fahren, trotzdem gab es am 8. Oktober
eine große Party zum Saisonstart – auch
hier setzten die Veranstalter nicht auf
Glühwein oder Punsch, sondern auf Er-
dinger Weißbier. Statt selbst gemachten
Nudeln hat der Hintertuxer Gletscher aber
eine andere Sensation in petto: Auf 3250
Metern ist aus viel Eis, gefrorenen Wasser-
fällen und einem gefrorenen Bergsee ein
Natureispalast entstanden. Dieses Natur-
schauspiel kann in geführten Rundgängen
besichtigt werden.
Architektur macht Gäste. Solche
„Naturbauwerke“, aber auch moderne Ar-
chitektur und Design ziehen Gäste an – aus
diesem Grund können sich Investitionen
in diese Richtung durchaus lohnen. Mo-
derne Architektur am Berg? Bereits in den
vergangenen Jahren entstanden zahlrei-
che Bauwerke, die scheinbar so gar nichts
auf dem Berg verloren haben. Im vergan-
genen Sommer kamen noch einige dazu:
Im Zillertal ist auf 2000 Metern Höhe ein
au¥ älliges Bauwerk entstanden. Die Berg-
station der Ahornbahn hat einen Anbau
bekommen, der nicht nur Wintersportler
anziehen soll: Ein Gebäudekomplex mit
dem Namen „Freiraum“ bietet Platz für
Events und Seminare. Darin enthalten ist
Alles neuzum Saison-startNeues Jahr, neues Glück. Zum Erfolg der diesjähri-gen Wintersaison sollen zahlreiche Specials beitra-gen. Von der Tirol Snow Card bis zum Oktoberfest auf fast 3000 Metern. Eine Rundschau.
VON S YLVIA A INE T TER
„Die Snow Card ist ein Meilen-stein, erstmals werden die Ski-Dimensionen Tirols sichtbar und in einem Skipass vereint.“JOSEF MARGREITER GESCHÄFTSFÜHRER TIROL WERBUNG
21
Als Tirols größter Anbieter für alle Belange rund um den Kanal wissen wir: Wer ein Problem mit seinem Kanal hat, sucht qualitativ hochwertige, langfristig haltbare Lösungen. Mit unseren drei Standorten in Innsbruck, Schwaz und St. Johann, 50 bestens geschulten Spezialisten und 36 Fahrzeugen finden wir immer die passende Lösung. 24 Stunden am Tag. 365 Tage im Jahr.
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NEUE BAHNEN
SöldenAuf den Gaislachkogl führen künftig eine 3-S-Bahn und die leis-tungsstärkste Einseilumlaufbahn der Welt: Die Achter-Einseilum-laufbahn auf die Mittelstation hat eine Förderkapazität von bis zu 3600 Personen/Stunde und die 3-S-Bahn, die auf den Gipfel führt, ist die weltweit höchste ihrer Bauart. Inbetriebnahme ist im Dezember 2010.
IschglDie neue „Lange Wandbahn“, eine 6er-Sesselbahn mit Wetter-schutzhauben, befördert die Skifahrer in 5,6 Minuten auf 2850 Meter. Die zweite neue Bahn, die 6er-Sesselbahn „Muller“, bringt stündlich bis zu 3000 Wintersportler bis zur Bergstation.
KitzbühelEine neue Einseilumlaufbahn und die neue 8er-Seilbahn „Ochs-alm“ – mit Wetterhaube und Sitzheizung. Letztere befördert bis zu 3300 Skifahrer pro Stunde.
Wilder Kaiser-BrixentalDie Osthangbahn wurde in eine kinderfreundliche 8er-Sessel-bahn mit Kindersicherung, Sitzheizung und einem Hubpodest für Kinder verwandelt.
Gaislachkoglbahn in Sölden
auch ein Café mit Panoramaglasfront. Das
ist an und für sich noch keine Sensation,
das Spezielle ist allerdings die 56 Meter
lange, freitragende Aussichtsplattform.
Der White Lounge und dem Iglu-Hotel
wird dieser Neubau aber wohl kaum die
Show stehlen.
Auch in Kirchberg wurde im Som-
mer fl eißig gebaut: Außer der neuen Seil-
bahn entstand ein Chaletdorf auf 1225
Metern. Mitten auf der Skipiste, etwa auf
Höhe der Mittelstation, stehen die fünf
kleinen Ferienhäuser. Jedes davon ist mit
einem eigenen Wellnessbereich ausge-
stattet, unterirdisch ist der Berggasthof
Maierl-Alm erreichbar, wo unter anderem
ein Schwimmbad zur Verfügung steht. ×
22
S AISON: Herr Pirzer, welche Be-deutung haben Events für den Tourismus? CHRISTIAN PIRZER:
Eine sehr große. Events wie Olympia oder
Weltmeisterschaften stellen eine TV-
Visibilität für eine Destination sicher, die
anderweitig nur schwer erreichbar ist.
Generieren Events Urlaubsdestinationen?Absolut. Nehmen Sie das Beispiel St.
Moritz. Bis zur Bewerbung für die Alpine
Ski-WM 2003 war St. Moritz etwas ver-
schlafen und die Infrastruktur nicht mehr
auf dem neuesten Stand. Die Bewerbung
für die WM hatte Investitionen von über
20 Millionen Franken zur Folge. Damit
wurden die Lifte auf Vordermann gebracht
und die entsprechenden Rennstrecken
aufbereitet. Sämtliche Anlagen wurden
modernisiert, in die Beschneiung wurde
ordentlich investiert. Durch die jährlichen
Ski Weltcups und die WM 2003 war St.
Moritz wieder im Mittelpunkt des Ski-
Geschehens und regelmäßig im Fernse-
hen. Von der verbesserten Infrastruktur
profi tiert der Ort bis heute. Hätte man die
Beschneiungsanlagen nicht gebaut, wä-
ren viele Gäste in schneearmen Wintern
nicht ins Engadin gekommen. Das hat St.
Moritz enorm geholfen, und das funktio-
niert auch in anderen Orten.
In Schladming wird die Ski-WM
2013 ausgetragen. Dort wird jetzt eben-
falls sehr viel investiert. Der Ort wird 2013
den Höhepunkt der Ski-Saison veranstal-
ten und damit der Welt seine Vorzüge als
Top-Wintersport-Destination zeigen. Das
ist Werbung, die kaum ein anderes Tool so
e� ektiv leisten kann.
Wie hart ist der Wettbewerb um Events dieser Größenordnung? Sehr hart. Es gibt
meistens mehrere Bewerber für Weltmeis-
terschaften. Für die Ski-WM 2015 haben
sich Cortina, St. Moritz und Vail/Beaver
Creek beworben. Vail hat den Zuschlag
bekommen. Für die Ski-WM 2017 werden
sich neben St. Moritz sicher weitere Orte
bewerben.
Der Aufwand einer solchen Bewerbung ist nicht zu unterschätzen. Wie lange hält der E� ekt eines Events für einen Ort an?
Das ist abhängig von der Größe des
Events. Bei Olympia ist der E� ekt riesig,
da die Investitionen in die Infrastruktur
enorm sind. München profi tiert bis heute
von den Olympischen Spielen 1972. Das
gesamte ö� entliche Verkehrsnetz wurde
anlässlich der Olympischen Spiele gebaut.
In Russland mit den Spielen 2014 in Sotchi
entsteht eine ganze Wintersport-Region
völlig neu. Dort gab es vor fünf Jahren
nur schöne Berge und Täler nahe dem
Schwarzen Meer. Jetzt entsteht eine
komplett neue Destination mit perfekter
Infrastruktur und optimalen Sportstätten,
die den Tourismus in den kommenden
Jahrzehnten nach Sotchi ziehen werden.
Events gibt es inzwischen sehr viele. Was muss man machen, damit ein Event auf-fällt? Für kleine Events ist das sicherlich
schwieriger als für Großevents mit inter-
nationalem Fernsehen. Aber auch sie ha-
ben ihre Daseinsberechtigung. Nehmen
Sie das Beispiel „Sommerskispringen in
Hinterzarten“ (Anm. Höhenluftkurort
im Schwarzwald/Baden-Württemberg):
Dort fi ndet jedes Jahr ein Weltcup statt.
Ich persönlich bin zwar der Meinung,
dass Wintersport in den Winter gehört.
Aber das Sommerskispringen macht
in Hinterzarten aus touristischer Sicht
durchaus Sinn. Wesentlich ist, dass ein
Event zur Zielgruppe vor Ort passt und die
Promotion im Vorfeld stimmt. Nur dann
kann ein Event erfolgreich sein.
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort? Die ist absolut we-
sentlich für jedes Event! Ohne eine gute
Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Ort
beziehungsweise dem lokalen Veranstal-
ter ist es schwer, einen guten Event zu
organisieren. Man braucht die lokale Infra-
struktur, die Hotels, um die Gäste unterzu-
bringen, oder das Transportwesen, um die
Besucher von A nach B zu transportieren.
Es ist zudem sehr wichtig, einen Event in
die Kommunikation eines Ortes zu integ-
rieren. Eine enge Kommunikation ist dabei
von entscheidender Bedeutung. Hier kann
einiges schiefgehen, wie man am Beispiel
der Olympia-Bewerbung Münchens und
den Herausforderungen mit den Bauern
in Garmisch-Partenkirchen sehen kann:
Dort hätte man sich mit einer frühzeitigen
Einbindung aller Beteiligten und einer of-
fenen und konstruktiven Kommunikation
sicher viele Probleme ersparen können.
Wie sehen Sie die Zukunft des Event-Ma-nagements? Es wird immer professionel-
ler, die Anforderungen immer höher. Die
Bedeutung des Internet und des „Social
Networking“ wird immer größer, insbe-
sondere wenn man jüngere Zielgruppen
SAISON
WINTERSPORT
„Die Anforderungen an Events werden immer höher“ Tridem Sports AG ist verantwortlich für Großveranstaltungen wie die FIS Alpine Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen und die FIS Nordische Ski-WM 2011 in Oslo. Welche Bedeutung Wintersport-events für den Tourismus haben, erklärt Tridem-Gründer und -Geschäftsführer Christian Pirzer.
DA S INTERVIEW FÜHRTE S YLVIA A INE T TER .
„Schladming wird 2013 den Höhepunkt der Ski-Saison veran-stalten und damit der Welt seine Vorzüge als Top-Wintersport-Destination zeigen. Das ist Werbung, die kaum ein anderes Tool so e ektiv leisten kann.“CHRISTIAN PIRZER
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erreichen möchte – zum Beispiel im Snowboard-Bereich. Hier ist
es wesentlich, Kommunikationskanäle wie Facebook und Twitter
in die Kommunikationsstrategie und die Promotion des Events
zu integrieren.
Was tut sich im Sicherheitsbereich? Die Anforderungen an einen
Organisator werden in diesem Bereich immer höher. Besonders
nach Ereignissen wie zum Beispiel in Innsbruck vor einigen Jahren
am Bergisel nach dem Air&Style werden Sicherheitsvorschriften
verschärft und verschärft kontrolliert. Die Katastrophe bei der
Loveparade in Duisburg im August hatte auch Auswirkungen auf
die Ski-WM in Garmisch: Plötzlich werden höhere Sicherheits-
standards verlangt. In diesem konkreten Fall führte das dazu,
dass der Veranstalter die Tribünen an die neuen Anforderungen
anpassen musste und dadurch einige hundert Sitzplätze verliert.
Werden Sicherheitsvorschriften so kurzfristig geändert, stellt das
jeden Organisator vor große Herausforderungen.
Vielen Dank für das Gespräch. ×
DIE TOP-EVENTS IN TIROL
• FIS Alpiner Ski Weltcup, Sölden 23.–24.10.2010 • Traditioneller Auftakt der Skirennsaison am Retten-
bachferner.
• Viessmann Rennrodel Weltcup, Innsbruck/Igls 22.–28.11.2010 • Die internationale Elite der Kunstrodler tritt in den Dis-
ziplinen Damen, Herren und Doppelsitzer an. In diesem Jahr mit dabei: die Goldmedaillengewinner Wolfgang und An dreas Linger.
• Biathlon Weltcup, Hochfi lzen 6.–12.12.2010 • Für ein Wochenende wird das Pillerseetal Schauplatz
von sechs Biathlon-Bewerben.
• Int. Jack Wolfskin Vierschanzentournee, Innsbruck 02.–03.01.2011 • Die Vierschanzentournee macht nach Oberstdorf und
Garmisch am Innsbrucker Bergisel Station.
• FIS Skicross Weltcup. St. Johann 05.01.2011 • Vier Skifahrer messen sich auf einem Kurs, der mit Sprüngen,
Wellen und Kurven bestückt ist. Gewertet wird nach dem K.O.-System, bis nach 24 Runden nur noch ein Athlet übrig ist.
• Bob und Skeleton Weltcup, Innsbruck/Igls 14.–16.01.2011 • Internationale Bob- und Skeletonfahrer messen sich
im Igler Eiskanal.
• Hahnenkammrennen, Alpiner Ski Weltcup. Kitzbühel 21.-23.01.2011 • Seit 70 Jahren gibt es das Hahnenkammrennen be-
reits. Auch in diesem Winter fi ndet das Rennen über die berühmte Streif-Abfahrt wieder statt.
• Doppelweltcup der Nordischen Kombination, Seefeld 15.–16.01.2011 • Der Weltcup-Zirkus der Nordischen Kombination
macht Station in Seefeld und die Profi s machen sich bereit: Langlaufen und Skispringen versprechen zwei spannende Wettkampftage.
• Interski-Kongress, St. Anton am Arlberg 15.-22.01.2011 • Rund 2500 Schneesportlehrer werden in St. Anton am
Arlberg über die Zukunft der Ausbildung im Wintersport diskutieren und ihr Können unter Beweis stellen.
• Dolomitenlauf, Lienz 21.–23.01.2011 • Seit 40 Jahren fi ndet der größte österreichische Volks-
langlauf bereits statt. Auch in diesem Jahr mit internationalen Läufern.
• Weltmeisterschaft Naturbahnrodeln, Umhausen 26.–30.01.2011 • Die internationale Rodelelite kämpft um den Welt-
meistertitel im Einsitzer und Doppelsitzer.
• Air&Style Contest Bergisel, Innsbruck 05.02.2011 • Sport, Musik, Party, Stars – das weltbekannte Snowboard-
Event Air&Style fi ndet am 5. Februar am Innsbrucker Bergisel statt.
• Koasalauf St. Johann 12.–13.02.2011 • Der Volkslanglauf vor der Kulisse des Wilden Kaisers
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24 saison
wintersport
Ü ber Geld spricht man
nicht, man hat es“, pflegte
schon der Us-Milliardär
John Paul Getty zu sagen.
Diesen sinnspruch hat sich die florierende
skiverleih-Branche angeeignet. Wer bei
den drei Marktführern im Rental-Business
nach Umsatzzahlen fragt, stößt auf eine
Mauer des schweigens. Weder die Firma
intersport noch die snowell aG oder ihr
Partner sport 2000 rent sind willens,
derlei interna preiszugeben. „Wegen der
Konkurrenz“, heißt es bei allen dreien.
nur so viel wird verraten: sie alle verzeich-
nen Jahr für Jahr zweistellige Zuwachs-
raten. Denn das Verleihgeschäft boomt
nach wie vor. Während die skierzeuger
mit bestenfalls stagnierenden absatz-
zahlen zu kämpfen haben, herrscht bei
den Verleihern anhaltende Goldgräber-
stimmung. intersport eröffnet etwa noch
diesen Herbst, rechtzeitig vor saisonbe-
ginn, sechs neue Rent-shops in heimi-
schen skigebieten. Bis Jahresende, so
Unternehmenssprecher Christian Mann,
werde intersport damit österreichweit
mit 180 Verleihstationen vertreten sein.
Und bald werde man die 200er-Marke
knacken, denn pro Jahr eröffnet inter-
sport in Österreich durchschnittlich zehn
neue Rent-shops. Mitbewerber sport
2000 rent, der im Verleihgeschäft mit der
Liechtensteiner snowell aG kooperiert,
betreibt im gesamten Bundesgebiet 160
shops, davon rund 80 in Tirol. Die snowell
aG selbst, die als Vermarkter angeschlos-
sener Verleihshops agiert – darunter die
sport 2000 rent-Kette, aber auch andere
–, zählt in Österreich 202 Partnershops
in 139 orten. Tendenz steigend, wie Ge-
schäftsführer Markus Juen erklärt.
Der Wettbewerb unter den Konkur-
renten im Verleihgeschäft ist dementspre-
chend hart. allein in sölden, weiß sport
2000 rent-sprecher Johann Leiner, gibt
es bereits 25 einzelne Verleihshops, die
um Kunden buhlen. Und sie alle drängen
ins ortszentrum und zu den Talstationen.
Die möglichst zentrale Lage der Verleih-
shops direkt im skiort ist für die Kunden
besonders wichtig, erklären alle drei Un-
ternehmen. Zeiten, in denen Verleiher am
Taleingang mit nur einem großen shop
vertreten waren, sind passé. Die Kunden
wollen keine weiten Wege.
Und so sind die Branchenführer
heute längst mit mehreren shops in den
großen skiorten vertreten. Ein, zwei Fi-
lialen im ort oder an der Talstation und
zusätzlich noch shops direkt auf der
Piste. sollten Probleme mit dem Material
auftreten, wedelt der Kunde einfach zur
servicestation, wo ihm schnell und un-
kompliziert geholfen wird.
Rekordzuwächse im Internet.Re-
lativ neu und zugleich die größte Zukunfts-
hoffnung im skiverleih ist das internet. Hier
verzeichnen alle großen anbieter derzeit
Rekordzuwächse. „Das ist momentan der
große Boom, wir verbuchen 60 bis 70 Pro-
zent Wachstum pro Jahr“, erklärt Johann
Leiner von sport 2000 rent. auch Markus
Juen von der snowell aG kann bereits eine
neue Rekordsaison 2010/2011 für sein
Unternehmen ausrufen, was die inter-
netbuchungen angeht: „Wir haben schon
jetzt um 70 Prozent mehr Buchungen über
das internet als im Vergleichszeitraum des
Vorjahres.“
nur intersport ist hier etwas weniger
euphorisch, was aber, so Unternehmens-
sprecher Mann, damit zu tun habe, dass
intersport in sachen internetbuchung ein
Vorreiter gewesen sei und daher die Zu-
wachsraten nicht mehr so astronomisch
hoch ausfallen.
Die anbieter sehen im virtuellen
Raum die Zukunft für das Verleihgeschäft.
Denn die onlinebuchung spart dem
Kunden eine Menge Zeit. so ist es bereits
jetzt möglich, alle relevanten Details wie
Größe, Gewicht und Fahrverhalten vorab
Die Zukunft liegt im VerleihZweistellige Zuwachsraten und neue Shops, die wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden schießen. Wovon Skiproduzenten und -verkäufer nur mehr träumen können, ist im Verleihgeschäft Alltag. Und ein Ende dieses Booms ist nicht absehbar.
Von S teffen Aror A
26
anzugeben. Der Kunde muss im skiort nur
mehr seine vorbereiteten Bretter, die ge-
nau auf seine Wünsche abgestimmt sind,
abholen und kann sofort auf die Piste.
snowell verweist beim Thema internet auf
einen generellen Preisnachlass von zehn
Prozent bei onlinebuchungen. Zudem
sind alle drei großen anbieter über das
internet international vertreten. so kön-
nen vor allem Winterurlauber bereits vor
Reiseantritt ihr Equipment aussuchen und
bestellen. Diese Möglichkeit wird immer
öfter genutzt, was nicht zuletzt die traum-
haften Zuwachsraten im onlinebusiness
der Verleiher erklärt.
Gestiegene Ansprüche. Mit dem
angebot an Leihskiern sind über die Jah-
re auch die ansprüche der skifahrer stark
gestiegen. Die Zeiten, in denen Verleiher
mit Uraltmaterial aufwarten konnten, sind
längst Vergangenheit. Heute will jeder das
neueste Material, das am Markt erhältlich
ist. Zudem muss das Equipment hervor-
ragend gewartet sein. Die Möglichkeit,
seine skier täglich zu wechseln, gehört
mittlerweile zum standardangebot der
Verleiher. Tägliches service ebenso.
Das Zusatzservice neben dem
schieren Verleih ist eine Möglichkeit, sich
von der Konkurrenz abzusetzen, die immer
mehr genutzt wird. Deshalb, so intersport-
sprecher Christian Mann, setze sein Un-
ternehmen derzeit voll auf diese service-
schiene. in sogenannten skidepots, die
direkt bei den Verleihshops entstehen,
können die Kunden künftig ihr Equipment
nach einem langen Pistentag abgeben.
Bis zum nächsten Morgen werden skier
sowie schuhe gereinigt und gewartet.
intersport richtet in diesen Depots sogar
eigene „schminkplätze für Damen“ ein.
„so können sich die Kundinnen nach dem
skifahren gleich frisch machen“, erklärt
Mann die idee dahinter. Bei sport 2000
rent setzt man indes voll auf Qualität und
sicherheit, wie sprecher Johann Leiner er-
klärt: „Wir sind der erste und bislang einzi-
ge TÜV-zertifi zierte skiverleih Österreichs.
Derzeit bieten 24 unserer Händler diesen
geprüften service an und wir arbeiten da-
ran, dies noch auszubauen.“
Kauf lohnt sich nicht. Die Gründe
für den anhaltenden Boom des Verleih-
geschäftes liegen, darin sind sich alle an-
bieter einig, auf der Hand: Für klassische
Winterurlauber, die nur ein oder zwei Mal
pro Jahr die Möglichkeit haben, in die
Berge zu fahren, lohnt sich der Kauf einer
teuren skiausrüstung ganz einfach nicht.
Das Material würde fast das ganze Jahr
über ungenutzt im Keller verstauben. Zu-
dem ist der Transport von skiern mühsam.
Vor allem Familien mit Kindern profi tieren
vom Verleih, da es nur für die wenigsten
erschwinglich ist, jährlich neue, passende
skier und schuhe zu erstehen.
snowell-Geschäftsführer Markus
Juen rechnet vor, warum sich Leihen für
skiurlauber eher lohnt als Kaufen: „Eine
durchschnittliche ausrüstung kostet 600
Euro. Dazu kommen jährliche servicekosten
– allein das Reaktivieren nach der sommer-
pause kommt auf gut 30 Euro.“ im Vergleich
zu den Leihkosten für ein aktuelles, perfekt
gewartetes Paar skier und schuhe müsse
man die Kaufskier fast zehn Jahre lang be-
nutzen, damit sich diese amortisieren.
Kosten-Nutzen. Im Vergleich zu den Leihkosten für ein aktuelles,
perfekt gewartetes Paar Skier und Schuhe müsse man die Kaufskier
fast zehn Jahre lang benutzen, damit sich diese amortisieren,
meint Snowell-Geschäftsführer Markus Juen.
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SKIVERLEIH – DIE TRENDS
nach wie vor boomt die skiverleih-Branche und beschert den anbietern jährlich zweistellige Zuwachsraten. Das sind die wichtigsten Trends im Verleih:
InternetDie onlinebuchung ist der große Renner. snowell aG und sport 2000 rent verzeichnen hier jährliche Zuwachsraten von 60 bis 70 Prozent.
EinheimischeWährend bislang skiurlauber als Hauptzielgruppe für den Verleih galten, wollen die anbieter nun den Markt der Vielfahrer, also in der Regel Ein-heimische, erschließen. saisonangebote sowie die Möglichkeit, ständig das neueste Material zu fahren und dieses auch zu wechseln, sollen als anreize dienen.
ZusatzserviceUm bei den Kunden zu punkten, setzen die großen anbieter auf Zusatz-angebote. Vom skidepot, wo die Bretter über nacht eingelagert, gewar-tet und gereinigt werden und wo man sich an eigenen schminkstationen gleich für das après-ski schick machen kann, bis hin zu TÜV-geprüften Verleihstationen reicht die Palette.
Verleihgerechte Skimodelleauch die skiproduzenten haben den Verleih als Markt entdeckt bezie-hungsweise müssen sich dem neuen Markt anpassen. so werden skikol-lektionen mittlerweile verleihtauglich designt: einfache Wartung, einfach zu verstellende Bindung und besonders robustes Material.
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28
neben der klassischen Zielgruppe der
Urlauber entdecken die Verleiher nun aber
auch die Vielfahrer, also die Einheimischen,
als Zielgruppe. immerhin 55 Prozent der
Österreicher deklarieren sich als skifahrer,
was für die Verleiher ein enormes Potenzi-
al birgt. Und es zeichnen sich bereits erste
Trends ab, wie snowell-Geschäftsführer
Juen verrät: „Wir haben beobachtet, dass
etwa Leute, die viel ski fahren, sich immer
öfter nur mehr die skischuhe selbst kaufen,
die skier aber leihen. Dadurch haben sie den
idealen schuh, der genau zu ihren Füßen
passt, und zudem immer das neueste und
perfekt gewartete skimaterial.“ Derzeit, so
Juen, stehe man in engem Kontakt zu den
Vertragspartnern vor ort, um Möglichkeiten
zu fi nden, das Leihen von skiern auch Ein-
heimischen schmackhaft zu machen: „Wir
überlegen zum Beispiel, für Kunden, die im
näheren Einzugsbereich leben, saisonan-
gebote zu schaff en.“
sport 2000 rent-sprecher Leiner
bestätigt Juens Einschätzungen: „Derzeit
sind die Einheimischen noch nicht unser
Markt, aber das wird sich in den kommen-
den Jahren ändern.“ Manche Vielfahrer
haben den skiverleih bereits als Möglich-
keit für sich entdeckt. Unter dem Motto
„Test and buy“ probieren versierte skifah-
rer immer öfter neue Modelle im Verleih
aus, bevor sie sich zum Kauf entscheiden.
Doch auch bei der Kernzielgruppe der
Winterurlauber sehen die skiverleiher noch
Verbesserungsmöglichkeiten. so denken
alle anbieter bereits über engere Koopera-
tionen mit Hotels und Reiseanbietern nach.
Packages, in denen neben Übernachtung
und Verpfl egung auch das skiequipment
inbegriff en ist, sollen bald standard werden.
Derzeit passiert dies meist noch im kleinen
Rahmen, über regionale Partner und mit-
tels Gutscheinen, die im Hotel ausgegeben
werden. Eine Zielgruppe, die für die Zukunft
von Bedeutung ist, hat intersport für sich er-
kannt, wie sprecher Christian Mann erklärt:
„Wir haben für schulskikurse spezialange-
bote im Programm. Weil diese außerhalb
der Hauptsaison und Ferienzeiten stattfi n-
den, bieten wir die komplette ausrüstung
für die schulkinder inklusive Helm für einen
Wochenpreis von 35 Euro an.“
Zukunft Verleih. Während einerseits
der Verleih boomt, stagniert auf der ande-
ren seite der Verkauf von skiern, heißt es. Bei
sport 2000 rent, das zur Handelskette sport
2000 gehört, bestätigt Unternehmensspre-
„Wir haben beobachtet, dass etwa Leute, die viel Ski fahren, sich immer öfter nur mehr die Skischuhe selbst kaufen, die Skier aber leihen. Da-durch haben sie den idealen Schuh und zudem immer das neueste und perfekt gewartete Skimaterial.“MaRKUs JUEn, GEsCHÄFTsFÜHRER snoWELL
Snowell AGUnternehmenssitz in Lichten-stein; aktiengesellschaft, die als agentur fungiert, die mit ange-schlossenen Verleihshops ko-operiert. Europaweit 600 shops in 400 orten. in Österreich, wo snowell unter anderem mit sport 2000 rent kooperiert, 202 shops in 139 orten.
IntersportUnter dem namen intersport Rent betreibt Österreichs größtes sporthandelsunter-nehmen, das als Genossen-schaft organisiert ist, derzeit fast 180 Verleihshops im ge-samten Bundesgebiet. Jähr-lich werden zehn neue Filialen eröff net.
Sport 2000 rentDie Verleih-Tochter der sport-2000-Kette, die ebenfalls als Genossenschaft organisiert ist, kooperiert im Verleihge-schäft mit der snowell aG. sport 2000 rent betreibt in Österreich insgesamt 160 Verleihshops, davon rund 80 in Tirol.
SKIVERLEIH – DIE GRÖSSTEN ANBIETER
Anforderungen. Der Wandel am Markt triff t auch die Hersteller. Verleihskier müssen beson-ders robust und leicht zu warten sein.
29
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seit 1969
Die Wärmepumpen-SystemlösungDie Heizung mit Erdwärme:
sparsam – sauber – zukunftssicher! Die Pionierleistung und Entwicklung von
Klemens Waterkotte, von ihm zum Erfolg geführt
cher Johann Leiner, dass der Einstieg in das
Verleihgeschäft im Jahr 1999 letztlich dem
rückläufi gen skiverkauf geschuldet war.
Heute, so Leiner, hat der boomende Verleih
das Minus aus dem Verkauf längst mehr als
nur wettgemacht.
Bei intersport überrascht Christian
Mann überhaupt mit einer gänzlich neuen
Meldung: „Ja, der skiverkauf ging in der
Vergangenheit um jährlich gut fünf Prozent
zurück. aber im Vorjahr haben wir eine
überraschende Trendumkehr erlebt. Der
Verkauf ist um satte 13 Prozent gestiegen.“
Mann glaubt, dass der Rückgang auch den
schlechten Wintern zuzurechnen sei. Er
rechnet damit, dass es nun wieder aufwärts
gehe, sofern das Wetter mitspielt.
seitens der skierzeuger teilt man
Manns optimismus zwar nicht. aber
Kneissl-Chefentwickler Max Eppensteiner
sieht im skiverleih-Geschäft einen neuen
absatzmarkt, der den Erzeugern letztlich
Profi te bringe. „Der Markt hat sich in den
vergangenen zehn Jahren stark verändert.
Und dieser große Trend zu den Leihskiern
wird sich nicht mehr umkehren lassen.
im Gegenteil, diese Branche wird weiter
wachsen“, gibt sich Eppensteiner über-
zeugt. als Produzent müsse man sich die-
sen Gegebenheiten anpassen: „in unserem
Fall heißt das, wir müssen verleihgerechte
Produkte anbieten.“
Das bedeutet in der Praxis, dass
die skier robust genug sein müssen, um
im Verleih zu bestehen. Zudem muss die
Wartung einfach sein. „Bindungen müssen
leicht verstellbar sein“, nennt Eppensteiner
als Beispiel. andere Erzeuger bieten sogar
eigene Verleihmodelle an, weiß der ski-
entwickler: „Verschiedene Qualitätsklassen
haben dann etwa bestimmte Farben. Weil
wir sehr auf das Design setzen, bieten wir
solche Modelle bei Kneissl aber nicht an.
Wir versuchen, unsere ganze Kollektion
verleihtauglich zu gestalten.“ Die nutzung
als Leihgerät wird also bereits bei der ski-
produktion mit bedacht.
Von einem Ende der skigeschichte,
das angesichts stagnierender absatzzahlen
oft kolportiert wurde, kann also keine Rede
sein. Die Zukunft der Branche liegt im Ver-
leih. Hier haben Händler wie Erzeuger neue
absatzmöglichkeiten für sich entdeckt. Man
darf gespannt sein, welche neuen Trends
und ideen diese schnelllebige und rasant
wachsende Branche in den kommenden
Jahren bereithält. ש s
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30 SAISON
WINTERSPORT
Skifahren stärkt Körper und GeistMeist ist im Zusammenhang mit Skifahren von den Risiken die Rede. Wer einige grundlegende Regeln beachtet, hat nicht nur Spaß auf der Piste, sondern profi tiert von den positiven gesundheitlichen Aspekten.
VON JULIA BRUGG ER
E infahren ist alles. „Was für
Spitzensportler gilt, gilt
auch für Hobbyfahrer“, so
Prof. Schobersberger vom
Institut für Sport-, Alpinmedizin und
Gesundheitstourismus in Innsbruck. Die
Faustregel lautet: Je länger die Anfahrt,
desto leichter und gemütlicher die ersten
Abfahrten. Schließlich ist man ja zum Er-
holen auf der Piste. Gemächlichkeit, Pause
und Jause sollten ihren Platz haben. Ent-
spannung und Regeneration stellen sich
dann nach und nach von selber ein.
Der eintägige Skiurlaub wirkt noch
nicht relevant auf den Organismus – viel-
mehr profi tiert die Psyche vom kurzen Ab-
schalten und Abtauchen in die verschneite
Bergwelt. Ein einwöchiger Skiurlaub
hingegen ist ein ideales Herz-Kreislauf-
Training – vorausgesetzt, man steigert die
Belastung stufenweise. „Beim Skifahren ist
die Gratwanderung zwischen gesund und
gefährlich wesentlich schmäler als beim
Bergwandern. Denn es wirken kurze und
starke Belastungen auf den Körper ein“, so
der Sportmediziner.
Das „Wie“ ist wesentlich. Weil Ur-
laube tendenziell kürzer werden, bleiben
Erholung und Gesundheit gerne auf der
Strecke. Deshalb müsse man auf das „WIE“
im Urlaub achten.
Gemeinsam mit der Universität Salz-
burg hat der Salzburger Skilehrerverband
dazu ein eigenes Programm entwickelt.
Unter dem Motto „Ski well – feel well“ ver-
mitteln Skilehrer gezielt Fahrtaktik, die vor
Übermüdung schützen soll. Die Ausdauer
der Gäste wird auf diese Weise behutsam
gesteigert. „Vor allem ältere und nicht so
sportliche Gäste schätzen dieses Pro-
gramm sehr“, so Norbert Höll, Skischulleiter
in Russbach. Seine und zahlreiche weitere
Skischulen in Salzburg bieten das Pro-
gramm an. In Tirol gibt es derartiges noch
nicht. „Als Individualprogramm könnte ich
„Beim Skifahren können wir auch wieder lernen, was unser Gehirn durch den trägen Lebenswandel vergessen hat.“DR. WOLFGANG SCHOBERSBERGERINSTITUT FÜR SPORT-, ALPINMEDIZIN UND GESUNDHEITSTOURISMUS
10 TIPPS FÜR GESUNDES SKIFAHREN
• Ausgeruht auf die Piste. Nach Autofahrt erst-mal stärken und entspannen.
• Klassiker: Skigymnastik ist immer noch so ef-fektiv wie in den 70ern. Die moderne Variante: Yoga oder Pilates. Es vermittelt den Basistonus für die Muskulatur.
• Erster Tag: gemütlich angehen. Einfahren, Ge-lände so aussuchen, dass man noch stunden-lang weiterfahren könnte.
• Zweiter Tag: langsam Höhe und Schwierigkeit steigern.
• Sobald Müdigkeit aufkommt, Pause einlegen. • Pausen so lange wählen, bis eine deutlich
spürbare Erholung eintritt.• Viel trinken: am besten Gspritzter Apfelsaft
oder Skiwasser.• Stärkendes Essen: viel Kohlenhydrate, frische
Salate, wenig Fett („Davon haben wir alle ge-nug Reserven“, so Prof. Schobersberger).
• Bei Bluthochdruck: in den ersten Tagen keine Maximalbelastung.
• Après-Ski: Massage, Schwimmen, Sauna. Mus-keln und Geist können sich so regenerieren.
POSITIVE WIRKUNGEN BEI REGELMÄSSIGEM SKIFAHREN
• Ausdauer, Herz-Kreislauf und Lunge werden gestärkt.
• Sto¥ wechsel wird angeregt.• Wechsel zwischen Kälte und Wärme stimuliert
den Körper.• Becken- und Rumpfmuskulatur wird trainiert. • Konzentration wird gestärkt.• Kopf kann „abschalten“.
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mir das aber schon vorstellen“, meint Rudi
Lapper, Leiter des Tiroler Skiverbandes.
Richtige Taktik und Pistenwahl. Für einen gesundheitsfördernden Skitag
sind eben nicht nur die Skitechnik, son-
dern auch Taktik und Pistenwahl wesent-
lich. Flache Pisten trainieren die Grund-
lagenausdauer. Sie dienen der Erholung
und der Körper verbrennt vorwiegend
Fett. Vorausgesetzt, man fährt insgesamt
mindestens 30 Minuten. Darunter passiert
wenig bis gar nichts, so eine Studie der
Universität Salzburg (siehe Grafi k). Steile
Pisten mit entsprechend eingelegten
Pausen können das Herz stärken. Achtung
jedoch: Der Blutdruck kann rasch anstei-
gen. Deshalb ist es wichtig, verschiedene
Fahrstile und Pisten zu wechseln sowie
gezielt Pausen einzulegen.
„Beim Skifahren können wir auch
wieder lernen, was unser Gehirn durch
den trägen Lebenswandel vergessen hat“,
so Prof. Schobersberger. Dank Lift, Auto
und Asphaltstraßen verläuft unser Leben
zwar ebenmäßiger, doch unser Koordina-
tionsvermögen degeneriert dabei langsam.
Skifahren trainiert Flexibilität, Gleichge-
wichtssinn und Koordination – was wir
glücklicherweise auch wieder gut in den
berufl ichen Alltag mitnehmen können.
Doch auch wenn Studien die Wirkung von
Skifahren weiter erforschen und nützliche
Tipps zum richtigen Anwenden geben, so
bleibt das A und O immer noch das per-
sönliche Empfi nden: Was man selber als
erholsam erlebt, das sollte man auch tun. ×
„Vor allem ältere und nicht so sportliche Gäste schätzen das ‚Ski well – feel well‘-Programm sehr.“NORBERT HÖLL, SKISCHULLEITER IN RUSSBACH
LINKS ZUR SKIGESUNDHEIT www.isag.tilak.at
www.uibk.ac.at/isw/forschung
www.alpinmedizin.org
spowww.sbg.ac.at/cdl
spowww.sbg.ac.at/i¥ b/
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KIS
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HOHE BEANSPRUCHUNG(primär Kohlenhydrate)
NIEDRIGE BEANSPRUCHUNG(primär Fette)
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Anstrengung führt leicht zu Ermüdung
„Aerobe Schwelle“
Bereich des Gesundheitssports
Flache PisteNiedriges Tempo
Flache PisteHohes Tempo
Steile PisteNiedriges Tempo
Steile PisteHohes Tempo
WIE TEMPO UND PISTE DEN KÖRPER BEANSPRUCHEN
QUELLE: „SKIFAHREN: POSITIVE EFFEKTE AUF KÖRPER UND GEIST“, FACHBEREICH FÜR SPORT- UND BEWEGUNGSWISSENSCHAFTEN DER UNIVERSITÄT SALZBURG SOWIE CHRISTIAN DOPPLER LABORATORY,PROF. DR. ERICH MÜLLER. STUDIE ERSTELLT IN ZUSAMMENARBEIT MIT SKI AMADÉ UND ATOMIC.
32 SAISON
WINTERSPORT
WIE WIRD SCHNEE ERZEUGT?Es gibt verschiedene Verfahren zur maschinellen Erzeugung von Schnee. Das Grundprinzip ist jedoch immer ähnlich: Wasser wird unter Druck ge-setzt und tröpfchenweise zerstäubt. Durch den Flug durch die kalte Luft und den Druckunterschied entstehen feine Schneekristalle. Liegt auf einer Piste kein natürlicher Schnee, wird zuerst eine Art Schneematsch direkt auf die grüne Wiese aufgetragen: nasser Schnee, der gut am Untergrund haftet und auch Regen verträgt. Über diese Schicht wird anschließend der Pulverschnee gelegt. Derzeit wird daran gearbeitet, dass auch bei höheren Temperaturen noch Schnee erzeugt werden kann. Dazu werden verschiedene physika-lische Kälteverfahren getestet. Eines davon war wieder ein Zufallsprodukt: Ein Vakuumverfahren, das in Israel zur Goldwäsche verwendet wurde. Schnee war dabei ein Abfallprodukt, das ursprünglich unerwünscht war. Mit dieser Technologie kann sogar bei hohen Plusgraden noch Kunst-schnee hergestellt werden. Auch die sogenannte Kryo-Kanone kann, durch Zugabe von fl üssigem Stickstoff als Kühlmittel, bei hohen Temperaturen noch Schnee erzeugen. Allerdings sind diese Methoden derzeit sehr teuer und für einen fl ächendeckenden Einsatz daher noch ungeeignet.
33
bei niedrigen Temperaturen kein Wasser,
sondern plötzlich Schnee auf seinem
Rasen lag. Die Firma Larchmont bastelte
daraufhin weiter an der Technologie he-
rum. Im Winter 1949/50 stand schließlich
die erste Anlage am Mohawk Mountain im
US-Bundesstaat Connecticut. Auch wenn
bereits im selben Jahr die ersten Konkur-
renten auf dem Markt auftauchten, waren
Larchmont-Schneemaschinen von nun an
für viele Jahre das Maß der Dinge. Bis 1970
wurden 200 Geräte verkauft. Der wahre
Boom passierte allerdings erst später.
Dafür musste die künstliche Schneeer-
zeugung erst nach Europa gelangen.
Erste Versuche in Appenzell. Wer als Erster die Idee für eine Schnee-
maschine über den Atlantik brachte, liegt
ein wenig im Verborgenen. Sicher ist, dass
der Schweizer Hans Schoch bereits 1963
am Bömmeli in Appenzell erste primiti-
ve Versuche durchführte, mithilfe einer
Pumpe und eines Feuerwehrschlauchs.
Ab 1965 wurde dort schließlich mit einer
Larchmont-Maschine Schnee erzeugt.
Doch der wirkliche Durchbruch erfolgte
erst über zehn Jahre später. 1976 ging
die erste Großschneianlage in Savognin,
ebenfalls in der Schweiz, in Betrieb. Die
Widerstände dagegen waren im Vorfeld
groß. Die Schweizer Regierung erließ so-
gar ein „Schneiverbot“, eine Volksabstim-
mung wurde initiiert und eine Kampagne
mit dem Titel „Weißes Band in grüner
Wiese“ gegen die Pläne gestartet. Doch
Savognin konnte sich durchsetzen und die
Anlage in Betrieb nehmen.
Inzwischen hatte sich auch die
deutsche Firma Linde Kältetechnik des
Themas angenommen und witterte das
große Geschäft mit der Beschneiung. Die
erste Maschine der Firma mit der Serien-
nummer eins stand Ende der 1970er Jahre
auf dem Übungshügel am Patscherkofel.
Kurz darauf stieg auch Seefeld ein und
schaff te zwei Linde-Schneekanonen an.
Die künstliche Schneeerzeugung hatte
damit Österreich erreicht und erlebte
fortan einen steilen Aufstieg.
Ingo Karl, von 1990 bis Mai 2010
Fachverbandspräsident der Österreichi-
schen Seilbahnen, erinnert sich an die
Skepsis, die am Anfang teilweise dem
Kunstschnee entgegenschlug: „Als die
Glühbirne erfunden wurde, schrien auch
viele auf, dass der Mensch nun mit der
Sonne konkurrieren wolle. Ähnlich war es
mit der Schneekanone. Wir würden das
Wetter beeinfl ussen wollen, hieß es“, lacht
Karl. „Aber im Grunde ist es ja nichts ande-
res als das, was das Wetter selbst macht,
halt im Zeitraff er.“
Die Touristiker erkannten rasch
das Potenzial, die Politik dagegen habe
anfangs nicht gewusst, wie sie damit
umgehen sollte. „Wir schlossen schließlich
einen Deal: Für die Schneeerzeugung in
Tirol wird Wasser nur in Trinkwasserqua-
lität verwendet“, sagt Karl. Für die anderen
Bundesländer galt anfangs die Vorgabe,
Badewasserqualität zu benützen, doch
E s muss ein rauschendes Fest
gewesen sein, das der russi-
sche Zar Peter der Große in
einem Tanzsaal in St. Peters-
burg gefeiert hat. Dabei soll eine Scheibe
zerborsten sein und am nächsten Tag lag
plötzlich eine fi ngerdicke Schicht Schnee
auf dem Parkett, auf dem vortags noch
das Tanzbein geschwungen wurde. Der
Luftdruck, die Kälte und die Reste an Flüs-
sigkeit, welche die Partygäste hinterlassen
hatten, sorgten für das Phänomen. Dieser
Ursprung der künstlichen Schneeerzeu-
gung gehört wohl eher in das Reich der
Legenden. Doch genauso zufällig wie
beim Zarenfest wurde auch im 20. Jahr-
hundert die Idee geboren, künstlichen
Schnee herzustellen.
Schnee durch Zufall. „Es waren
schon immer Pioniere und Tüftler, die
die Entwicklung der Schneeerzeugung
vorangetrieben haben“, sagt Hannes
Nothnagl vom Wintersportmuseum in
Mürzzuschlag. „Meist waren es aber ganz
andere Dinge, die sie konstruieren wollten
und durch Zufall ist dann dabei Schnee
entstanden.“ Zwei Geschichten aus dieser
Pionierzeit sind dazu überliefert, beide aus
Nordamerika. Ein kanadisches Forscher-
team um Raymond T. Ringer wollte Ende
der 1940er Jahre in einem Windkanal die
Vereisung von Düsentriebwerken für Flug-
zeuge bei niedrigen Temperaturen testen.
Dazu wurde Wasser durch die laufenden
Turbinen gesprüht. Der Versuch war ein
Fehlschlag, die gewünschten Ergebnisse
wurden nicht erzielt. Dafür war das Team
fortlaufend damit beschäftigt, Schnee
wegzuschöpfen, der sich hinter der Tur-
bine gebildet hatte: der Kunstschnee war
damit geboren.
Unabhängig davon stieß auch der
US-Amerikaner Philipp Tropeano auf
das Phänomen des Kunstschnees. Der
Ingenieur der Firma Larchmont Engi-
neering wollte nichts anderes, als einen
Rasensprenger aufpeppen und durch
Zugabe von Pressluft das Wasser eff ek-
tiver verteilen. Dabei stellte er fest, dass
Die WintermacherSchneekanonen sind von den Skipisten nicht mehr wegzudenken. Ihre Entwicklung wurde von Bastlern und so manchem Zufall geprägt. Wie aus Flugzeugturbinen und Rasensprengern die Schneemaschine entstand.
VON FLORIAN G A SSER
„Als die Glühbirne erfunden wurde, schrien auch viele auf, dass der Mensch nun mit der Sonne kon-kurrieren wolle. Ähnlich war es mit der Schneekanone. Wir würden das Wetter beeinfl ussen wollen, hieß es.“INGO KARLEHEMALIGER FACHVERBANDSPRÄSIDENT DER ÖSTERREICHISCHEN SEILBAHNEN
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34
auch diese schlossen sich schon bald dem
Tiroler Vorbild an. Biologische und andere
Zusätze, wie sie in der Schweiz, den USA
und auch in skandinavischen Ländern
verwendet werden, sind hierzulande bis
heute ein Tabu. Doch die Skepsis blieb.
„Vielen war nicht klar, was da passiert. Die
glaubten, da sei etwas ganz Komisches im
Gange, weil wir plötzlich selbst Schnee
herstellen konnten“, erzählt Ingo Karl. „Es
war ein jahrelanges Mediengefecht, in
dem wir darstellen mussten, dass es ei-
gentlich etwas ganz Natürliches ist, was
wir hier machten. Die öff entliche Meinung
war schon ein großes Problem. Es hat
lange gedauert und ging nur langsam,
bis sich die Stimmung änderte.“
Dass in Österreich keine Zusät-
ze verwendet wurden, ist für Hannes
Nothnagl einer der wichtigsten Punkte,
warum sich die Diskussion in Österreich
schließlich zugunsten der künstlichen
Schneeerzeugung wandelte: „Es ging lan-
ge um diesen Naturschutzaspekt. Doch
da man ausschließlich Trinkwasserqualität
verwendete, konnte man den meisten kri-
tischen Argumenten begegnen.“
Das Ende der Höllengeräte. Die Ent-
wicklung ging rasant voran. In Vorarlberg
arbeitete die Firma Sufag, als Nachfolger
von Linde, an Schneekanonen. 1988 ent-
wickelte sie die SuperSilent, die bis dato
leiseste Maschine für Kunstschnee. Waren
die alten Hochdruckmaschinen noch wahre
Höllengeräte, die einen unglaublichen Lärm
verursachten, wurden nun Niederdruckma-
schinen oder auch Propellerkanonen ver-
wendet. Mithilfe eines Propellers erzeugten
sie einen Luftstrom, mit dem unter Druck
stehendes Wasser mit geringem Luftdruck
versprüht wurde. Ein neuer Mitspieler aus
Südtirol betrat nun mit dieser Technologie
den Markt und eroberte von der Scheune
aus die Skipisten: Techno Alpin.
Wie so oft, waren es auch hier Bast-
ler, die am Werk waren und mit einfachs-
ten Mitteln Schneekanonen herstellten.
Der heutige Firmenchef Walter Rieder war
Anfang der 1980er Betriebsleiter im Ski-
gebiet Obereggen. Mit der Qualität seines
Kunstschnees, den er mit Geräten aus den
USA produzierte, war er alles andere als
zufrieden. In der Werkstatt des örtlichen
SAISON
WINTERSPORT
DREI SYSTEME
DRUCKLUFTKANONEEin Gemisch aus Wasser und Druckluft tritt aus einer Düse aus. Durch die Aus-dehnung in der Luft kühlt das Wasser ab und gefriert. Die Nachteile dieser Tech-nologie, die in Europa fast nirgends mehr eingesetzt wird, sind der große Energie-bedarf und die extreme Lautstärke, die bei der Schneeproduktion entsteht.
PROPELLERKANONE (NIEDERDRUCK-SYSTEM)Ein Propeller erzeugt bei diesem System einen Luftstrom, der Wassertropfen ent-hält. Am Rohrausgang ist ein Düsenstock angebracht, an dem kleine Eiskristalle produziert werden. Beim Austreten aus der Kanone kühlen die Wassertropfen ab und kristallisieren an diesen Kristalli-sationskeimen. Die Propellerkanone ist die am meisten eingesetzte Schneema-schine.
SCHNEELANZEVon einer zentralen Pumpstation führen Leitungen zu den bis zu zwölf Meter ho-hen Lanzen am Pistenrand. An der Spitze der Rohre befi nden sich lediglich die Dü-sen. Durch die abkühlende Luft entste-hen Eiskeime, an denen das sich zerstäu-bende Wasser kristallisiert. Inzwischen gibt es auch kleine und mobile Lanzen-anlagen, die sogar von Privatanwendern eingesetzt werden können.
„Als Düsen haben wir Sprühdüsen aus der Landwirtschaft verwen-det, als Turbine einen Heutrockner von Georgs Vater. Irgendwie ist es uns nach langem Tüfteln gelun-gen, dass die Maschine tatsächlich Schnee erzeugt hat.“WALTER RIEDER, TECHNO ALPIN
Bis zu 12 Meter hoch. Ener-giesparend und billig, dafür
weniger e� zient: eine Schnee lanze im Einsatz
Frau Holles Helfer. Schneekanonen sind von den Skipisten nicht mehr
wegzudenken.
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Elektrikers schraubte er gemeinsam mit
seinem Kollegen Georg Eisath die erste
Maschine zusammen: „Wir haben ver-
sucht, mit handelsüblichen Teilen einen
Schneeerzeuger zu bauen“, erzählt Rieder.
„Als Düsen haben wir Sprühdüsen aus der
Landwirtschaft verwendet, als Turbine
einen Heutrockner von Georgs Vater.
Irgendwie ist es uns nach langem Tüfteln
gelungen, dass die Maschine tatsächlich
Schnee erzeugt hat.“ Heute ist Techno
Alpin Weltmarktführer und baut Schnee-
anlagen rund um die Welt: in den USA,
in Südafrika und sogar in der Mongolei
und im Iran stehen Schneekanonen der
Südtiroler.
Der Markt hatte sich bis zur Mitte der
1990er Jahre stark gewandelt. War es zuvor
üblich, lediglich punktuell zu beschneien,
so wurde nun versucht, eine flächen-
deckende Beschneiung sicherzustellen.
Durch die auf wenige Punkte konzentrierte
Arbeit entstanden große Schneedepots, die
dann verteilt werden mussten – manchmal
sogar per Hand. Durch große Investitionen
entstand dann die Möglichkeit, gesam-
te Pisten mit Schnee zu versorgen. Der
Durchbruch kam schließlich mit der Ein-
führung der automatisierten Beschneiung.
Erst dadurch konnte eine gleichmäßige
Verteilung des Kunstschnees erzielt wer-
den. Über Funk oder Erdkabel wurden nun
fix montierte Schneemaschinen zentral ge-
steuert. Für die Wasserversorgung wurden
eigene Speicherseen angelegt, das Wasser
musste somit nicht mehr direkt aus örtli-
chen Bächen entnommen werden.
Eine neue Entwicklung waren auch
die Lanzenanlagen, mit denen im Mittel-
druckverfahren Schnee erzeugt wird. Im
Gegensatz zu den herkömmlichen Schnee-
maschinen arbeiten diese zentral und nicht
autark. Von einer Pumpstation führen Lei-
tungen zu den bis zu zwölf Meter hohen
Lanzen, die entlang der Pisten aufgestellt
sind. An der Spitze des Aluminiumrohres
befinden sich die Wasser-, Luft- und Nuk-
leatordüsen, welche die kleinen Eiskristalle
erzeugen. Sie verteilen den Schnee gleich-
mäßig über die Fläche. Sie sind günstiger,
energiesparender und wesentlich leiser als
Propellerkanonen, erzielen allerdings eine
geringere Reichweite und erzeugen auch
weniger Schnee.
Energieaufwand gesenkt. Winter-
tourismus ohne die künstliche Erzeugung
von Schnee ist heute nicht mehr vorstell-
bar. In Österreich können 66 Prozent aller
Pisten mit Kunstschnee versorgt werden.
Der Energieaufwand für eine einzelne Ma-
schine wurde durch die technologische
Entwicklung drastisch gesenkt: von 1980
bis heute um rund das Siebenfache. In
derselben Zeit wurde die Schneeproduk-
tion auch bei immer wärmeren Tempera-
turen möglich: von minus 5 Grad Celsius
Feuchtkugeltemperatur – ein Maß zusam-
mengesetzt aus Lufttemperatur und Luft-
feuchtigkeit – auf minus 2,5 Grad Celsius.
Ingo Karl ist davon überzeugt, dass
der Wintertourismus in Österreich ohne die
künstliche Schneeerzeugung um rund zwei
Drittel geringer wäre. „In Tirol allein sicher
mehr als halbiert.“ Die Schneeproduktion
ist für ihn im Tourismus so immanent, dass
er sie sogar als fünften Produktionsfaktor
der Betriebswirtschaftslehre bezeichnet.
„Es wird nirgends mehr ohne Beschnei-
ungsanlagen gehen.“ Kunstschnee ist ein
fixer Bestandteil des heimischen Winter-
tourismus geworden. ×
TIROLER SEHEN MEHR.
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38MAGAZIN
Rund 250 Millionen Euro haben die
fünf Tiroler Gletscherskigebiete in
den vergangenen fünf Jahren investiert.
Die Investitionen in Komfort und Schnee-
sicherheit zeigen Wirkung: Sie bescheren
den Gletschern besonders in den Märk-
ten Zentral- und Osteuropas starken
Zuspruch. Mit ihrer Marketing-Allianz
bündeln Kaunertaler Gletscher, Pitztaler
Gletscher, Sölden, Stubaier Gletscher
und Hintertuxer Gletscher vor allem auf
internationalen Märkten erfolgreich ihre
Qualitäten. Neben ihrer wichtigen tou-
ristischen Signalwirkung für ganz Tirol –
auch heuer starteten Mitte September alle
Gletschergebiete den Betrieb – bilden die
fünf Unternehmen als Innovationsmotor
eine zentrale Säule der heimischen Tou-
rismuswirtschaft. Nicht zuletzt geben sie
während der Wintersaison 1.130 Men-
schen Arbeit. Ein wesentlicher Teil davon
sind Ganzjahres-Arbeitsplätze.
Die laufenden Innovationen kom-
men speziell im Osten Europas gut an.
Zusätzlicher positiver E� ekt – Gäste
aus Ländern wie Rumänien, Polen oder
Tschechien bevölkern in jenen Monaten
verstärkt die Pisten, in denen die klassi-
schen Märkte wie Deutschland Zugkraft
vermissen lassen. So im Herbst, im Jänner
oder dem späten Frühjahr.
Die ideale Eintrittskarte, um wetter-
unabhängig die fünf Top-Gebiete ken-
nenzulernen, heißt übrigens „White 5“. Der
praktische Skipass kostet 317,- Euro. Er gilt
von 1. Oktober 2010 bis zum 15. Mai 2011
an zehn individuell auswählbaren Tagen
auf allen fünf Tiroler Gletschern. ×
Gletscher mal fünf
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Unser Wanderführer ist an all jene gerich-
tet, die beim Weitwandern das bewusste
Erleben der Natur in den Mittelpunkt stellen“,
erklärt Johannes Kostenzer, Tiroler Umweltan-
walt. Der Alpenpark Karwendel und die Tiroler
Landesumweltanwaltschaft stellten kürzlich
ihren naturkundlichen Wanderführer entlang
des Adlerweges vor. Der Alpenpark Karwen-
del ist der größte Naturpark Österreichs. Die
Region eignet sich daher ausgezeichnet, den
Wanderern die „Natur am Wegesrand“ mit all
ihren Geschichten näherzubringen. „Die Weit-
wanderer sind durchwegs Menschen, die sich
Zeit für ihre Umgebung nehmen. Es war daher
schlichtweg naheliegend, für diese Zielgruppe
entsprechende Informationen bereitzustellen“,
erklärt Hermann Sonntag.
Die Adlerweg-Etappen. Der 68-seitige
Wanderführer im handlichen DIN-A6-Format
ist nach den Adlerweg-Etappen gegliedert
und beinhaltet auch die Umgehungsstrecken
sowie die Regionalroute von Schwaz. Das Pro-
jekt wird von Tirol Werbung und Innsbrucker
Nordkettenbahnen unterstützt. Der Wander-
führer ist über die Tiroler Umweltanwaltschaft
und die Tourismusverbände sowie unter www.
karwendel.org erhältlich und kostet 5 Euro. ×
Adlerweg im KarwendelEin neuer Wanderführer für Naturinteressierte
39
MIT OTTO AM STAMMTISCHEinen Literaturstammtisch u.a. mit Bettina Redlich richtet das Kulturlabor Stromboli im Rahmen sei-nes Otto-Grünmandl-Schwerpunkts aus. Zu den Texten des großen Tiroler Kabarettisten werden im Gasthaus Bretze seine Leibspeisen serviert. 31. Oktober 2010, Gasthaus Bretze, Hall
GEDENKEN AN DEN MEISTERDie Galerie St. Barbara widmet dem italienischen Komponisten Franco Donatoni ein Konzert mit Kammermusik. Neben seinen Werken spielt das MDI Ensemble auch Stücke von Donatonis Schü-lern Aralla, Cori, Fuentes, Gorli und Magnanensi. 18. November 2010, ORF Kulturhaus, Innsbruck
GEOMETRIE DER FARBE„Der ungefegte Raum“ ist das Thema des Malers und Bildhauers Thomas Scheibitz, der erstmals mit einer Einzelausstellung in Österreich vertreten ist. In seinen Arbeiten nimmt er auf das antike Gemälde „Der ungefegte Boden“ Bezug.bis 28.11.2010, Galerie im Taxispalais, Innsbruck
WEITERE VERANSTALTUNGENBertolt Brecht: Das Leben des Galilei 16. bis 31.10.2010, 20 h, Kulturhaus Kufsteinwww.stadttheater-kufstein.atFaszination der Blasinstrumente 28.10.2010, 20 h, Canisianum, Innsbruck www.lebensmusik.orgKinder im Museum: Workshop Wenn Farben lügen13.11.2010, 9.30 h, Archäologisches Museum Innsbruck, www.kim.tsn.atTop of the Mountain Concert: Gossip 27.11.2010, 18 h, Sportplatz, Ischglwww.ischgl.com
KULTURTIPPSVON ES THER PIRCHNER
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Im Jahr 1960 kam zum ersten Mal
eine Gruppe englischer Musiker nach
Berwang, um in der Außerferner Gemein-
de während zweier Wochen im Sommer
zu musizieren, zu wandern und die Berge
zu genießen.
Diese Institution, die sich fortan
„Berwang Holiday Music Course“ nannte,
wurde in den kommenden Jahrzehnten
fortgeführt, vor allem dank des unermüdli-
chen Einsatzes des britischen Musikprofes-
sors und Dirigenten Kerry Camden, der ab
1977 die Leitung des Kurses übernahm und
sie bis 2009 innehatte. In manchen Som-
mern waren bis zu 100 Kursteilnehmer in
Berwang, seit 1965 zum Großteil immer im
Sporthotel Singer untergebracht. Viele der
Besonderes JubiläumDer „Berwang Holiday Music Course“ feierte heuer sein 50-jähriges Bestehen.
Mitglieder des Kurses kamen und kommen
seit bis zu 40 Jahren.
Leider verstarb der Leiter des Kurses
im März 2010, weshalb der heurige Kurs
von einem Team ganz besonders treuer
Kursteilnehmer zu Ehren des Royal Col-
lege of Music-Mitglieds Kerry Camden
geführt wurde. Für Berwang war und ist
diese außergewöhnliche Musikschule
immer ein besonderer Anlass. Die Teil-
nehmer bevölkern den Ort in einer sonst
ruhigeren Zeit, musizieren, wandern und
tragen viel zum gesellschaftlichen Leben
Ende August bei. Das Abschlusskonzert im
Hotel Singer ist eine Tradition und wird
von zahlreichen Menschen aus Berwang
und Umgebung besucht. ×
D ie BTV ist Tourismusbank“, verkün-
deten die beiden BTV-Vorstände
Peter Gaugg und Matthias Moncher im
Rahmen der Preisverleihung des ersten
BTV-Tourismuspreises. Immerhin ist die
BTV Finanzpartner für 44 Seilbahnge-
sellschaften, 500 Hotelbetriebe, 200 Gas-
tronomiebetriebe und 1100 Handels- und
Gewerbebetriebe mit Tourismusbezug.
Als Sieger in der Tiroler Wertung ging
die Alpinschule Innsbruck mit dem Projekt
„Tiroler Erlebnisakademie“ hervor, die mit
einem Beratungspaket der Dr. Christoph
Nussbaumer Strategy Consultants im Wert
von 4000 Euro belohnt wurde. Den zwei-
ten Platz in der Tiroler Wertung entschied
der Tourismusverband Pillerseetal mit dem
Projekt „Schatzsuche in den Kitzbüheler
Alpen“ für sich. Der dritte Platz ging an
Birgit und Frederic Geiger aus Serfaus für
ihr Integrationshotel, ein Projekt im Sinne
der Behindertengerechtigkeit. Die Plätze
zwei und drei konnten sich über ein BTV-
Sparbuch im Wert von 1000 Euro freuen. ×
BTV verleiht Tourismuspreis
Die Tiroler Sieger Sigrun Lunger und Ambros Gasser mit den BTV-Vorständen Mat-thias Moncher (links) und Peter Gaugg
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TV
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ND
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40 SAISON
MAGAZIN
A m 6. und 7. November ist die
Alpinszene des deutsch-
sprachigen Raums einmal
nicht in den Bergen unter-
wegs – stattdessen versammelt sie sich
in Innsbruck beim Fachkongress Alpin-
forum, der heuer zum 45. Mal stattfi ndet,
und der mittlerweile auch schon fünften
Aufl age der Alpinmesse. Organisiert vom
Österreichischen Kuratorium für alpine
Sicherheit haben sich die beiden Veran-
staltungen zur Szeneplattform entwickelt,
wo Profi bergsteiger, alpine Führungs- und
Rettungskräfte sowie Hobbybergsportler
ihre Erfahrungen und Meinungen ebenso
austauschen wie leidenschaftlich und
o� en über aktuelle Fragen im Bergsport
diskutieren.
Seit bald einem halben Jahrhundert
wird das Alpinforum vom Kuratorium für
alpine Sicherheit abgehalten. Es ist nach
wie vor ein Dauerbrenner für alle, die et-
was tiefer in die Materie Berg eindringen
wollen. Die Themen dieses Jahres sind
unter anderem: Berg und Risiko – wie
gehen andere Risikosportarten damit um
und wie kann dieses gemanagt werden?
Berg und Recht – was ist aus rechtlicher
Sicht bei der Sanierung von Klettergärten
zu beachten und wann ist man „Führer
aus Gefälligkeit“, übernimmt also Ver-
antwortung für Mitgehende? Zusätzlich
gibt es auch einen großen Lawinen- und
Schnee-Themenblock, wo unter anderem
Schneedecken- und Stabilitätstests vor-
gestellt, verglichen und diskutiert werden.
Renommierte Aussteller. „Auf der
Alpinmesse sind auch heuer wieder zahl-
reiche namhafte Hersteller vertreten“, be-
richtet Projektleiterin Doris Lanzanasto vom
Kuratorium für alpine Sicherheit, „erstmals
werden aber auch Produktinnovationen
präsentiert, die teilweise erst November,
Informationen aus erster HandSzenetre� für Profi alpinisten und Anziehungspunkt für begeisterte Hobbybergsportler – Alpinmesse und Alpinforum Innsbruck widmen sich wieder der Leidenschaft Berg.
VON M AT THIA S KR APF
Qualitätsmarken. Auch heuer sind auf der Alpinmesse zahlreiche namhafte Hersteller vertreten. Einige präsentieren Produktneuheiten, die erst in den kommenden Monaten in den regulären Handel kommen werden.
41
Dezember in den Handel kommen.“ Orto-
vox stellt zum Beispiel ein neuartiges Lawi-
nenverschüttetensuchgerät vor, Icebreaker
ist mit neuen, innovativen Jacken vertreten
und Scarpa präsentiert einen neuen Tou-
renskischuh. Über 75 renommierte Aus-
steller sind auf der Alpinmesse vertreten –
darunter Produzenten wie Mammut, Black
Diamond oder Pieps, aber auch Händler,
Reiseveranstalter und Institutionen wie der
Alpenverein oder die Bergrettung.
Auch heuer werden wieder die tradi-
tionell sehr gut besuchten Impulsvorträge
und Praxisworkshops abgehalten: Service-
männer des Österreichischen Skiverban-
des zeigen etwa gerade rechtzeitig vor der
beginnenden Tourensaison, wie man seine
geliebten Brettln fi t hält, die Bergrettung
frischt die wichtigsten Handgri� e zur Ers-
ten Hilfe am Berg auf oder man kann seine
persönliche körperliche Reaktion auf große
Höhen in einem Sauersto� simulationszelt
testen lassen. Ebenso wird über richtiges
Sichern in Theorie und Praxis mit allen
möglichen modernen Sicherungsgeräten
referiert, wie über einfache Methoden für
jedermann zur Beurteilung der Lawinen-
gefahr, wenn man schon direkt im Gelände
steht. „Es geht uns bei der Alpinmesse um
Unfallprävention und Aufklärung: Wie ver-
halte ich mich am Berg? Zu dieser Frage
gibt es Informationen aus erster Hand“,
sagt Doris Lanzanasto.
Eisklettern im „Trockenen“. Aber
auch für einfach gute Unterhaltung ist
gesorgt: Beim „Pray for Ice presented by
Pieps“ zeigen die Eiskletterprofi s – ange-
führt von Lokalmatador und Weltmeister
Markus Bendler – mit ihren akrobatischen
Bewegungen an der 15 Meter hohen so-
genannten Dry-Tooling-Wand eindrucks-
voll, wie weit Normalkletterer von derar-
tigen Schwierigkeiten entfernt sind. Wer
es nicht glaubt, kann am Sonntag selbst
sein Können beweisen und die neuesten
Geräte fast aller namhaften Hersteller kos-
tenlos testen. Zudem wird im Zuge des
Leistungsbewerbs der Bergrettung an der
Kletterwand das beste Bergrettungsteam
Österreichs ermittelt.
Spitzenkletter-Urgestein Beat Kam-
merlander wiederum berichtet über sein
„Leben in der Senkrechten“ und zeigt,
dass er noch lange nicht zum alten Eisen
gehört, sondern locker mit den „Jungen“
mithalten kann, wie etwa mit dem Schwei-
zer Stephan Siegrist, der tags darauf seine
beeindruckenden Erlebnisse von der Ark-
tis bis zum Himalaya schildert. ×
ALPINMESSE UND ALPINFORUM 20106. und 7. November 2010, Messegelän-de Innsbruck
Alpinmesse: 6,- Euro pro Tag (Kin-der und Jugendliche bis 17 Jahre frei, Club-TT-Mitglieder 1 plus 1 gratis),
Alpinforum: 22,- Euro (inkl. Eintritt Messe am Sa und So)
Multivisionsvorträge Kammerlander, Siegrist: 18,- Euro, Höbenreich 15,- Euro (jeweils inkl. Tageseintritt Alpin-messe)
Ermäßigungen für Mitglieder alpiner Vereine – siehe www.alpinmesse.info
WORKSHOPS UND VORTRÄGE
• Notfall im Gebirge
• ÖSV-Skiservice
• Sicher sichern in der Halle und am Fels
• Slacklining mit Michi Aschaber
• Leitstelle Tirol – „Im Einsatz für Sie da!“
• Höhenverträglichkeitstest
Die Teilnahme ist für Messebesucher kostenlos.
MULTIVISIONS-VORTRÄGE
Beat Kammerlander: „Leben in der Senkrechten“Der bekannte Extremkletterer gibt Einblicke in dreißig Jahre Kletterge-schichte.
Christoph Höbenreich: „Antarktika – Mount Vision – Queen Maud Land“Der Tiroler Bergführer und Geograph berichtet von seinen Expeditionen in die Antarktis.
Stephan Siegrist: „Antarktis – Eiger – Himalaya“Der Profi alpinist zeigt spektakuläre Erstbesteigungen inklusive Fallschirm-sprung vom Eiger.
Spektakulär. Am Sonn-tag demonstrieren Top-Eiskletterer, was sich mit
zwei Hooks und sehr viel Können machen lässt.
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42 SAISON
MAGAZIN
Die Touristiker haben jahrzehn-
telang bewiesen, dass sie ein
gutes Gespür für die Märkte
haben. Sie haben viel aus
dem Bauch heraus richtig entschieden
und so den Tourismus zu einer Erfolgs-
geschichte gemacht. Jetzt ist aber die
Zeit gekommen, wo man auf Basis von
wissenschaftlich erhobenen Marktfakten
arbeiten muss. Angesichts des verschärf-
ten internationalen Wettbewerbs ist das
wichtig“, sagt Josef Margreiter, Geschäfts-
führer der Tirol Werbung.
Diese hat gemeinsam mit dem Ma-
nagement Center Innsbruck im Oktober
2009 die Online-Plattform TTR (Tirol Tou-
rism Research, www.ttr.tirol.at) gestartet.
Dabei handelt es sich um den weltweit
ersten Versuch, eine große Menge an
strategischem, marktnahem, aber auch
aktuellem und historischem Tourismus-
wissen für den Tiroler Tourismus kostenlos
zugänglich zu machen.
Und die Plattform stößt auch auf
erstaunlich rege Resonanz. Zahlreiche
professionelle Nutzer aus Tourismusbe-
trieben, Verbänden und Tourismusausbil-
dung haben sich bereits als regelmäßige
Nutzer angemeldet.
Tausendster User. Kürzlich wurde der
tausendste User begrüßt: Sabine Thurner,
Mitglied des Presseteams der Wirtschafts-
kammer Tirol. Sie wurde im Zuge einer
Internet-Recherche auf die TTR-Plattform
aufmerksam: „Die Online-Plattform TTR
Tirol Tourism Research stellt schnell
und übersichtlich interessante und rele-
vante Fakten zum Tiroler Tourismus zur
Verfügung. Für mich erleichtert dies die
Recherche für Artikel, Pressemeldungen
etc. über Tourismus-Themen“, lobt Thur-
ner. Als kleines Dankeschön überreichte
Josef Margreiter ihr einen Gutschein für
den Tirol Shop im Wert von 100 Euro.
Die User schätzen TTR als ein Wis-
sensportal, das es in dieser Form anders-
wo nicht gibt. Alle in der Branche können
davon profi tieren. TTR liefert umfassende
Marktforschungs-Informationen: Auf wel-
chen Märkten haben Kletterangebote eine
Chance, welche Gäste schätzen Tiroler
Kulinarik? TTR bietet eine Riesenmenge
an Tourismuswissen. Alle Interessierten
können sich anmelden und die Informa-
tionen abrufen – bequem und kostenlos.
Einer von mehreren Vorteilen dabei: Kom-
plizierte Forschungsergebnisse werden
besonders verständlich präsentiert – un-
terstützt von Statistiken.
„Die Resonanz ist sehr erfreulich, u. a.
von Tourismusschulen und Fachhoch-
schulen, auch außerhalb Tirols. Großes
Interesse gibt es von den Praktikern für
das Markt-Know-how“, berichtet Michael
Brandl, Prokurist der Tirol Werbung.
Best-Practice-Beispiele. Ein vier-
köpfi ges Redaktionsteam arbeitet laufend
daran, TTR sukzessive zu verbessern: Im Be-
reich „Fundgrube“ fi ndet sich künftig nicht
nur die „Tourismusstimme der Woche“,
sondern auch die Möglichkeit, sich anzu-
schauen, wie diverse Tourismusregionen
für ihre Angebote werben, TTR zeigt dabei
auch Werbespots. „Künftig wollen wir den
Bereich Innovation noch ausbauen“, kündigt
Birgit Frischhut vom MCI an: So soll es mehr
Best-Practice-Beispiele geben. Touristiker
können so von Erfolgsbeispielen lernen:
„Das soll künftig eine richtige Schatzkiste
des Wissens werden“, sagt Brandl.
Dafür sorgen nicht nur die Profi s
von MCI und Tirol Werbung. TTR koope-
riert mit dem Land Tirol, das sein gesam-
tes relevantes statistisches Material hier
zuliefert. Zudem gibt es Kooperationen
mit führenden Tourismusberatern, die ihr
Wissen hier ebenfalls preisgeben.
Das fi ndet auch das Lob des Lan-
deshauptmanns: „Ich freue mich über
die gelungene Kooperation zwischen
der Tirol Werbung und MCI Tourismus.
Es wird auf diese Weise Marktwissen mit
Managementwissen perfekt kombiniert“,
sagt Günther Platter. ×
„Richtige Schatzkiste des Wissens“Auf www.ttr.tirol.at stellen Tirol Werbung und Management Center Innsbruck (MCI) ihr geballtes Marktforschungs-Know-how gratis zur Verfügung. Unlängst konnte der tausendste regelmäßige User begrüßt werden.
VON MICHAEL RIEDLER
1000. User. Als kleines Dankeschön über-reichte Josef Margreiter, Geschäftsführer der Tirol Werbung, Sabine Thurner vom Presseteam der Wirtschaftskammer Tirol einen Gutschein für den Tirol Shop im Wert von 100 Euro.
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Meist ist es eine One-Man-
Show", sagt Melanie
Kartnaller. Die Stubaierin,
die mit ihrer Mutter ein
Apartmenthaus betreibt, kennt die Situ-
ation der privaten Vermieter aus eigener
Erfahrung. Während sich im gewerblichen
Bereich Spezialisten um klar defi nierte
Aufgaben kümmern, sind die Privatver-
mieter meist Rezeptionist, Stubenmäd-
chen, Frühstückskoch und Hausmeister
in Personalunion.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit am
MCI (Entrepreneurship & Tourismus) hat
sich Kartnaller aber auch analytisch mit
dem touristischen Segment, das in Tirol
rund ein Drittel des Bettenangebots stellt,
auseinandergesetzt: Sie ging der Frage
nach, wie fi t die Vermieter im Umgang
mit neuen Technologien sind. „63 Pro-
zent der Buchungsanfragen werden laut
einer Untersuchung von Kohl und Partner
heute per E-Mail abgewickelt. Da lag es
nahe, sich die E-Mail-Gewohnheiten der
Vermieter einmal genauer anzusehen.“
Bitte selber googlen. Von September
2009 bis Juni 2010 verschickte Melanie
Kartnaller im Zuge einer Mystery-Guest-
Anfrage an über 110 nicht-gewerbliche
Stubaier Vermieter jeweils fünf E-Mails als
vermeintliche Interessentin. Das Fazit fällt
sehr gemischt aus: „50 Prozent schreiben
überhaupt nicht zurück. Auf der anderen
Seite stehen die 20 Prozent, die innerhalb
von vier Stunden antworten.“ Die Qualität,
sowohl was die Form als auch den Inhalt
angeht, lasse insgesamt zu wünschen
übrig. „Das Niveau ist noch sehr niedrig.
Es wird viel zu wenig auf den Kunden
eingegangen und gerade der Erstkontakt
haut vielfach noch überhaupt nicht hin.
Es ist zum Beispiel erstaunlich, dass sich
weniger als 60 Prozent beim Gast für die
gestellte Anfrage bedanken.“
Einige Beispiele aus dem „Sünden-
register": Ein Vermieter wies im Sommer
darauf hin, dass der Einstieg zur Langlauf-
loipe nur zwei Kilometer entfernt sei – of-
fenbar ein Textüberbleibsel aus der Win-
tersaison. Ein anderer schickte zwar ein
Absage-E-Mail, was bei voller Belegung
keine Selbstverständlichkeit darstellt, wie
Kartnaller feststellte, beschränkte sich
aber auf ein lakonisches „Leider ausge-
bucht“. Und richtig einfach machte es sich
der E-Mail-Beantworter, der einer Frage
zur Stubai Card entgegnete, man möge
doch bitte selber googlen.
„Viele Vermieter scheinen sich zu
sagen: Ich tu mir diese Arbeit einfach nicht
an. Das ist aber genau das Falsche.“ Als
Gründe für die Qualitätsmängel hat Me-
lanie Kartnaller zu wenig Zeit, die fehlende
Ausbildung und mangelndes Bewusstsein
für die Bedeutung des Kundenkontakts
ausgemacht.
Handyumleitung und Co. „Es geht
am Anfang um die Basics“, bestätigt Brigitte
Hainzer vom Angebotsnetzwerk „Alpine
Gastgeber“, „der kleine Vermieter muss
alles selber machen. Da helfen wir mit der
Vermieterakademie.“ Im kommunikativen
Bereich könnten dies die Vorbereitung von
Textbausteinen sein oder das Einrichten
einer Handyumleitung für bessere Erreich-
barkeit. Seit der Gründung des Vereins vor
fünf Jahren wurden 454 Seminare mit 5000
Teilnehmern abgehalten. Bei den mittler-
weile 450 Mitgliedsbetrieben der „Alpinen
Gastgeber" – sie stammen aus den Urlaubs-
regionen Tirol, SalzburgerLand, Allgäu und
Oberbayern – scheint die Bereitschaft zur
Fortbildung also durchaus gegeben. Doch
auch das Gros der privaten Vermieter wird
wohl um die eine oder andere Qualifi zie-
rungsmaßnahme nicht umhinkommen:
„Wer langfristig in dieser Branche erfolg-
reich sein will, muss es professionell ange-
hen“, meint Brigitte Hainzer.
Laut Josef Margreiter, Geschäfts-
führer der Tirol Werbung, ist das „Kernseg-
ment des Alpentourismus sehr unter Druck
geraten". Auf der anderen Seite gebe es seit
einigen Jahren zweistellige Zuwachsraten
bei der Zahl der Ferienapartments in Tirol.
Margreiter glaubt an steigende Nachfrage,
weil beim Gast der Wunsch nach dem Per-
sönlichen zunehme. „Diese Häuser haben
eine Seele.“ ×
„Es wird viel zu wenig auf den Kunden eingegangen und gerade der Erstkontakt haut vielfach noch überhaupt nicht hin. Es ist zum Beispiel erstaunlich, dass sich weni-ger als 60 Prozent beim Gast für die gestellte Anfrage bedanken.“MELANIE KARTNALLER
Re: AnfrageGerade kleinen privaten Vermietern fehlt oft die Zeit oder das Verständnis für einen professionellen Erstkontakt mit potenziellen Gästen.
VON M AT THIA S KR APF © G
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44 SAISON
MAGAZIN
I m Jahr 1988, fünfzig Jahre nach
dem Einmarsch deutscher Trup-
pen in Österreich und dem trium-
phalen Empfang, den Tausende
Österreicher Adolf Hitler auf dem Wiener
Heldenplatz bereiteten, war ein Stück über
die jahrzehntelangen Nachwirkungen der
nationalsozialistischen Ära in Österreich
ein Skandal: Noch vor der Urau� ührung
von Thomas Bernhards „Heldenplatz“ am
Wiener Burgtheater wurden Teile des – an
sich gut gehüteten – Textes in zwei Ta-
geszeitungen verö� entlicht und Bernhard
als Nestbeschmutzer angeprangert, der
das österreichische Volk und den öster-
reichischen Staat beschimpfte. Ohne den
gesamten Text zu kennen, meldete sich
eine ganze Reihe mehr oder weniger pro-
minenter Österreicher zu Wort. Der über-
wiegende Teil von ihnen entsetzte sich
über die Bernhard unterstellte Haltung zur
Geschichte und Gegenwart des Landes.
Politisches Familiendrama. Unter
anderem wohl wegen dieser Reduktion
auf einen Aspekt des Stückes wurde es
auch später nicht mehr oft in Österreich
gespielt – einmal in Linz und in diesem
Jahr am Theater an der Josefstadt in Wien
–, doch ist es weitaus vielschichtiger, als
die damalige Rezeption vermuten lässt.
Denn abgesehen von der gesellschafts-
politischen Kritik ist „Heldenplatz“ vor
allem auch ein Familiendrama: Das Stück
spielt am Tag der Beerdigung des jüdi-
schen Professors Schuster, der 1938 aus
Österreich nach Oxford emigrieren hatte
müssen, später mit seiner Familie nach
Österreich zurückgekehrt ist und eine
Wohnung mit Blick auf den Heldenplatz
bezogen hat. Unter dem Vorzeichen, nir-
gends mehr heimisch zu sein oder werden
zu können, scheidet er jedoch freiwillig
aus dem Leben und lässt seine Familie,
seine Haushälterin und seine Kollegen
ratlos zurück.
Klaus Rohrmoser, der das Stück für
das Tiroler Landestheater ausgewählt hat
und inszeniert, sieht darin viele verschie-
dene Ansätze: „Ein zentrales Thema ist:
Gewalt erzeugt wieder Gewalt. Es geht um
das lange Nachwirken der Dinge, die in der
Zeit des Nationalsozialismus passiert sind.
Die Figuren im Stück wollen ja nicht immer
Historisches Theater am RennwegDort, wo in den späten 1930er- und in den 1940er-Jahren Aufmärsche der Nationalsozialisten stattfanden, am Innsbrucker Rennweg, erinnert ab Anfang Oktober 2010 ein Theaterstück an die Auswirkungen gewalttätiger Zeiten: Das Tiroler Landestheater hat „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard aufs Programm gesetzt.
VON ES THER PIRCHNER
als Nestbeschmutzer angeprangert, der gespielt – einmal in Linz und in diesem
„Bei diesen Stücken – ‚Heldenplatz‘ und ‚Vor dem Ruhestand‘ –, in denen es um Verdrängung und die Wun-den der Nachkriegsgeneration geht, schreibt Thomas Bernhard am stärksten. ‚Heldenplatz‘ ist ein ganz schwarzes, deprimierendes Stück.“KLAUS ROHRMOSER
Düstere Stim-mung: Am Grab des verstorbenen Professors Josef Schuster sinnieren Familie, Kollegen und Hausange-stellte über die Gründe seines Selbstmords.
Klaus Rohrmoser inszeniert eines der schwärzesten Stücke Thomas Bernhards für das Tiroler Landes-theater. Eine Kost-probe zum Stück gab das Ensemble bei der Matinee zu „Heldenplatz“ im September.
45
in dieser Zeit leben, aber sie werden auch
immer wieder daran erinnert, was damals
war. Die Frau des Professors Schuster hört
zum Beispiel immer noch das Geschrei
vom Heldenplatz von 1938. Und auch die
Figuren, die gar nichts mehr davon wissen
wollen, werden von den damaligen Ereig-
nissen daran gehindert, im Kopf weiter-
zugehen. Im Grunde genommen stehen
alle Personen am o� enen Grab von Josef
Schuster und versuchen sein Leben wie-
derzuerzählen und zu begreifen, warum
er sich umgebracht hat. Damit ist auch die
Art der Bewältigung von Trauer ein zent-
rales Thema: Wie kann man etwas durch
Reden oder durch das Miteinander-Reden
begreifen?“
Reden zur Bewältigung. Eine we-
sentliche Rolle bei der Suche nach den
Motiven spielen die – nahezu wie Mono-
loge gestalteten – Gespräche im Stück,
wenn einige viel sprechende Figuren –
Professor Robert, Anna und Frau Zittel, der
Bruder, eine Tochter und die Haushälterin
des Verstorbenen – ihre Sicht auf Josef
THOMAS BERNHARD UND TIROL„Vergessen Sie nicht, auch in Grönland ist Shake-speare gespielt worden und in der kirgisischen Mundart und in Tirol“, sagte Thomas Bernhard einmal. Neben einzelnen Bezügen in „Helden-platz“ haben Tirol und die Tiroler darüber hinaus in einigen frühen Werken Bernhards Platz ge-funden, beispielsweise in der Erzählung „Amras“, die in dem Innsbrucker Stadtteil spielt, und der Geschichte „Das Verbrechen eines Innsbrucker Kaufmannssohnes“. Au� ührungen von Werken Thomas Bernhards setzten bisher u. a. das Tiro-ler Landestheater und das heute nicht mehr be-stehende Theater der Provinz auf den Spielplan. „Heldenplatz“ ist im Großen Haus bis 12. Dezem-ber zu sehen.
www.landestheater.at
Schuster einem jeweils wortkargen Ge-
genüber darlegen. Aus den drei oft recht
unterschiedlichen Meinungen über ihn
entsteht ein klares Bild der Person, aber
auch der politischen und gesellschaftli-
chen Umstände ihres Handelns.
Damit ist „Heldenplatz“ bei aller Ak-
tualität in der Entstehungszeit – Bernhard
hatte es anlässlich des 50. Jahrestages des
„Anschlusses“ geschrieben – auch heute
noch ein gültiges Werk über Vergangen-
heitsbewältigung und Familienstrukturen
und nicht zuletzt ein Werk, das sich sehr
spezifi sch mit der österreichischen Situ-
ation von Opfer und Täter in der Nazizeit
beschäftigt. „Wir haben auch versucht“,
sagt Rohrmoser, „den Bezug herzustellen,
dass es auch in Innsbruck mit der Maria-
Theresien-Straße und dem Rennweg eine
Art Heldenplatz gegeben hat und das
Stück also nicht spezifi sch wienerisch ist,
sondern ganz Österreich betri� t. Ich habe
ins Stück zwar keinen Innsbruck-Bezug
eingebracht, aber ich denke, es ist wichtig,
dass man weiß, dass das nicht nur in Wien
stattgefunden hat.“ ×
„Wie sehr ein paar heraus-geklaubte Reizrosinen … zu brisanten Tellerminen ent-arten können, das zeigt das Spektakel, das … Österreich und das Burgtheater, also die ganze Welt erschüttert hat. Kein Politiker von Re-nommee, kein innenpoliti-scher Boulevard-Redakteur, der nicht aufs Kunsteis tan-zen gegangen wäre … Wer hat sich da nicht alles als Theaterkritiker aufgespielt – in Unkenntnis des Stücks.“ SIGRID LÖFFLER, „PROFIL“ , 1988
„Wer auf Grund von ein paar aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten das gan-ze Stück verdammt, verrät eine erschreckende Ver-ständnislosigkeit der Kunst gegenüber: Es ist nicht Herr Bernhard, der hier zu den Menschen spricht, sondern es sind imaginäre Theater-fi guren – eine erfundene jüdische Familie –, die in einem Theaterstück mitein-ander reden.“URSULA PASTERK, 1988
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46 SAISON
MAGAZIN
Historisch gesehen ist das Hin-
tere Ötztal nur bedingt eine
Nordtiroler Region. Schließ-
lich erfolgte die Besiedelung
des Tales von Süden her, über die einfa-
cher zu begehenden Übergänge aus dem
Vinsch gau, und seit Jahrtausenden werden
die Schafe aus dem Süden im Sommer auf
die Weidefl ächen im Ötztal getrieben. Bis
der Alpenhauptkamm an dieser Stelle aber
nicht mehr nur zu Fuß oder auf vier Hufen
überwunden werden konnte, dauerte es
bis ins 20. Jahrhundert, auch wenn erste
Anstrengungen, bequemere Wege zu
scha� en, schon vom „Gletscherpfarrer“
Franz Senn unternommen worden waren:
In den 1860er-Jahren ließ der in Vent tätige
Kurat und begeisterte Bergsteiger die Wege
von Zwieselstein nach Vent und von dort
übers Hochjoch ins Schnalstal ausbauen,
vor allem um den Tourismus in den entle-
genen Dörfern anzukurbeln.
Gletscher und südliches Flair. Einen touristischen Hintergrund hat auch
der Bau der Timmelsjoch Hochalpen-
straße, ein Projekt, das vor allem von den
Tourismuspionieren der Region und mit
Unterstützung des damaligen Landes-
hauptmanns Eduard Wallnöfer betrieben
wurde. Von 1955 bis 1959 wurde die Straße
von Zwieselstein bis aufs Joch gebaut.
Auf italienischer Seite musste eine alte
Militärstraße, die Benito Mussolini ab
1933 anlegen (und 1939 wieder stilllegen)
hatte lassen, aktiviert und ausgebaut wer-
den, was noch bis 1968 dauern sollte. Ab
diesem Zeitpunkt sollte man jedoch am
selben Tag die Möglichkeiten der (Glet-
scher-)Skigebiete in Nordtirol nutzen und
das südliche Flair von Meran genießen
können.
Straßenblick. Die Wege übers Joch
sind aber nicht nur aus einem touristischen
Blickwinkel zu betrachten. Anlässlich des
50-Jahr-Jubiläums der Erö� nung der
Straße entstehen zwischen Zwieselstein
und Moos im Passeiertal unter dem Motto
„Die Erfahrung“ fünf kleine Museen bzw.
Blickstationen, die verschiedene Aspekte
der Grenzgänge beleuchten. Von den
nach Plänen des Südtiroler Architekten
Werner Tscholl erstellten Bauskulpturen
wurden bisher das „Passmuseum“ am
Joch und der „Granat“ oberhalb von Moos
fertiggestellt. Der „Schmuggler“ südlich
von Hochgurgl ist bereits errichtet und
wird – wie der „Steg“ (an der Mautstation)
und das „Fernrohr“ (unter dem Scheib-
kopf) – 2011 erö� net.
Jeder dieser Teile erzählt eine Ge-
schichte: Das Passmuseum, das weit von
Österreich über die Grenze nach Italien lugt,
hat den Straßenbau übers Timmelsjoch zum
Thema, im Granaten erfährt man manches
über Bevölkerung, Landschaft und Beson-
derheiten der Region. Der Schmuggler gibt
Einblick in die rege (illegale) Handelstätigkeit
und Fernrohr und Steg fokussieren auf die
Berge und ihre Schönheit.
Touristisches Erbe. Damit ergibt sich
auch eine inhaltliche Verbindung zu einer
Ausstellung, die in den Räumlichkeiten der
Rai� eisenbank Sölden Platz fi ndet und von
den Kuratoren Petra Paolazzi und Niko
Hofi nger konzipiert und gestaltet wurde.
„eRBe – Kulturraum Sölden“ nennt sich
die neu gescha� ene Ausstellungs- und Ver-
anstaltungsfl äche, in der Geschichte und
Übers JochBald ist sie wieder zu: Von circa Ende Oktober bis Anfang Mai, wenn der Schnee bis zu zehn Meter hoch in den Bergen liegt, ist ein Befahren der Timmelsjoch Hochalpenstraße nicht möglich. Bis dahin sind aber noch die kleinen Museen an der Straße zu besichtigen – und seit neuestem eine ganzjährig geö� nete neue Ausstellung in Sölden, die dem Hinteren Ötztal gewidmet ist. VON ES THER PIRCHNER
1. Stilfser Joch (I): 832. Splügenpass (CH/I): 723. Passo Pordoi (I): 654. Passo di Giau (I): 625. San-Bernardino-Pass (CH): 606. Timmelsjoch (A/I): 447. Sankt-Gotthart-Pass (CH): 408. Großglockner Hochalpen-
straße (A): 369. Col de l’Iseran (F): 2810. Col di Galibier (F): 26
QUELLE: W W W. ZEHN . DE
DIE ZEHN KURVIGSTEN PASS-STRASSEN IN DEN ALPEN
(Anzahl der Kurven)
Der „Schmuggler“ gibt ab 2011 Einblick in die (geheimen) Handelswege im Hinteren Ötztal.
Das „Passmuseum“ steht auf österreichischem Grund und lugt nach Italien.
Die „Er-fahrung“ entlang der Timmels-joch Hoch-alpenstraße besteht auch in den Panorama-blicken.
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HANDY FAHRPLAN INSERAT.qxp 12.07.2010 15:37 Seite 1
Gegenwart des Hinteren Ötztales in Szene
gesetzt wurden. In sechs Ausstellungsbe-
reichen lässt sich die Verwandlung von
einer fast ausschließlich von Viehwirtschaft
und Handel geprägten Region zu einem der
wichtigsten Tourismuszentren in den Alpen
nachvollziehen. Die Dorfentwicklung wird
anhand der Erschließung der Ski- und Wan-
dergebiete mittels Liften erzählt, die Rolle
von Tourismuspionieren wie Franz Senn
in Vent, „Buggls“ Hans (Falkner) in Sölden
oder Angelus Scheiber in Obergurgl erhält
ebenso Platz wie die Präsentation histori-
scher Bergpanoramen. Letztere nahmen
bei der Entstehung eines romantischen
Bildes der Alpen eine besonders wichtige
Funktion ein, dienten sie doch vor allem in
der Anfangszeit des Tourismus sowohl als
Erinnerung für ehemalige Besucher wie
auch als Anreiz für potenzielle Gäste.
Weniger verklärt, aber nicht minder
reizvoll stellt sich dieses Bild anhand lite-
rarischer Texte dar, wie auf einer Hörbank
mit historischen und zeitgenössischen
Zitaten erlebbar wird. Vom deutschen Rei-
seschriftsteller Ludwig Steub bis zum Ötz-
taler Publizisten Markus Wilhelm reicht die
Bandbreite der literarischen Äußerungen
über das Hintere Ötztal – die Sehnsucht
nach den Bergen fi ndet hier ebenso ihren
DIE TIMMELSJOCH HOCHALPENSTRASSEAugust 1955: Gründung der Timmelsjoch Hochalpenstraßen AG30. Oktober 1955: SpatenstichBauzeit: 17 Monate innerhalb von vier Jahren17. Juni 1959: Erö� nung der Straße auf der österreichischen Seite bis zum Joch1968: Fertigstellung auf der italienischen Seitewww.timmelsjoch.com
eRBe – KULTURRAUM SÖLDENGeö� net zu den Bankö� nungszeiten und bei Abendveranstaltungen.Rai� eisenbank Sölden, Dorfstr. 88, 6450 SöldenTel. 05254/2226, [email protected]
Der „Granat“ thront hoch oben über Moos im Passeiertal.
Widerhall wie ein kritischer Blick auf den
extremen Tourismus in Sölden.
Ein fi lmisches Dorfporträt von Ju-
dith Holzer rückt sowohl den Ort und sei-
ne Umgebung als auch seine Einwohner
in den Fokus. Die Meinungen und Ziele
(vor allem) der Einheimischen, ihre Sicht
auf die außergewöhnlichen Bedingungen,
unter denen man in einem so stark vom
Tourismus beeinfl ussten Ort lebt, sind
Thema des Films.
Besondere Bedingungen. Wie au-
ßergewöhnlich diese Bedingungen sind,
wird auch anhand von Statistiken deutlich,
die in einer iPad-Präsentation abrufbar
sind: Welche Nationen sind unter den
Erwerbstätigen in Sölden vertreten? Wie
viel Müll muss die Gemeinde zu touristi-
schen Spitzenzeiten entsorgen können?
Wie groß ist das Verkehrsaufkommen im
Hinteren Ötztal und wie viele Menschen
pendeln nach Sölden oder von Sölden in
andere Gemeinden?
Die gesammelten Zahlen verdeut-
lichen, dass Sölden in manchen Dingen
einer weit entfernten Großstadt ähnlicher
ist als einem nicht touristischen Dorf in
der Umgebung. Trotzdem bleiben Berge
und Gletscher des Ötztales die alles be-
stimmenden Faktoren, weshalb im Kultur-
raum eRBe auch dem Klimawandel, der
wissenschaftlichen Erforschung der Glet-
scher und dem Gletscherschutz erhöhte
Aufmerksamkeit geschenkt wird. So er-
weist sich schließlich, dass die alljährliche
monatelange Schließung der Timmelsjoch
Hochalpenstraße nur scheinbar eine Krux
für die Bewohner von Sölden ist – tatsäch-
lich aber ist das Wohlergehen des ganzen
Ortes auf Schnee und Eis gebaut. ×
DAS BRANCHEN-
BUCHTOURISMUS–�ab 525,- Euro
sind Sie dabei!Vier Mal jährlich erscheint das BRANCHEN-BUCH TOURISMUS als Beilage des touris-tischen Fachmagazins SAISON. Dieses er-geht per Post an 25.000 Opinion Leader im touristischen Bereich in Tirol. So erreichen Sie gänzlich ohne Streuverlust Entschei-dungsträger und Einkäufer aus den Berei-chen Gastronomie, Hotellerie sowie touris-tische Verbände und Freizeiteinrichtungen.
Das nächste Branchenbuch erscheint im Dezember, wir informieren Sie gerne: target group publishing GmbHKarl-Kapferer-Straße 5 | 6020 Innsbruck | Walter Mair: 0512/58 60 20 -13 | [email protected]
www.zielgruppenverlag.at
49 SAISON
KOMMENTARE
Wohlstandsverzicht für andere VON ALOIS SCHÖPF
Baden in Baden und sonstwo VON ERNS T MOLDEN
VON ALOIS SCHÖPF
Alois Schöpf lebt als Journalist und Schriftsteller in Lans.
Ernst Molden lebt als Dichter und Songwriter in Wien. Heuer wurde sein Sing-spiel „Häuserl am Oasch“ am Rabenhoftheater uraufgeführt.
D er Obernberger See ist ein Naturjuwel. Seine
Schönheit hat geradezu magischen Charakter und
verschmilzt für den Besucher zu archetypischen
Bildern aus Himmel, Fels und Wasser, abgemildert
durch die verhaltene Buntheit der hochalpinen Vegetation.
Solche Urbilder lässt man sich nicht zerstören. Man be-
trachtet es geradezu als persönliche Beleidigung, wenn jemand
daherkommt, gleichsam mit dem dicken Pinsel des rechnenden
Investors, um darin herumzuklecksen. Es ist daher nicht verwun-
derlich, dass gegen den Neubau des Gasthauses am See und ge-
gen die betriebswirtschaftlich notwendige Erweiterung zu einem
kleinen Hotelresort mit 40 Betten eine Bürgerinitiative entstand,
deren Aussendung auch in meiner Mailbox landete. Natürlich mit
der Au� orderung, gegen das Projekt Stellung zu beziehen.
Leider ist mir das nicht möglich. Denn bei aller berechtigten
Sorge um den Obernberger See sind unter den Gegnern des Pro-
jektes einfach zu viele honorige Damen und Herren, von denen ich
weiß, dass sie behäbig in ihren Villen sitzen, die sie meist nicht einmal
selbst gebaut, sondern geerbt haben, und die auf eine oftmals er-
folgreiche Karriere blicken, die viel Geld abgeworfen oder bei den
Banken zumindest nachhaltige Kreditwürdigkeit begründet hat.
U nlängst hab ich meiner Band erzählt, dass ich jetzt
aufs Thermalbaden stehe. Die Bassistin war noch
am verbindlichsten. Sie sagte „Ah, so?“ Die ande-
ren starrten mich verständnislos an. Ich verstand:
Thermalbaden ist jetzt nicht unbedingt Rock‘n‘Roll. Aber, Kinder,
ich sag euch eins: Der Chef ist jetzt Mitte 40, hat drei Kinder und
drei Berufe. Er ist stolz, dass er überhaupt noch Rock‘n‘Roll spielen
kann und schwört, dass es mit Thermalbaden besser geht als ohne.
Solange ich nur die alte Therme von Oberlaa kannte und
hie und da aufsuchte, empfand ich mich als
Zaungast. Seitdem ich zusätzlich die Römer-
therme in Baden entdeckte, traue ich mich,
über das Ganze zu reden. Seitdem ich
auch noch in Budapest die dortige
Heißwasserkultur erforscht habe, beginne ich mich
für einen kleinen Spezialisten zu halten. Ich bin
allerdings Thermalbader ohne medizinischen
Masterplan, das heißt ich kure weniger, als dass ich
gedankenlos plantsche und gleich meinen Kindern
die Heißwasserwelt auf ahnungslose und unernste
Weise erobere.
Beispiel, Baden in Baden: In der Römertherme
gibt es das sogenannte Schwefelbecken, heiß wie die
Wanne zuhaus und auf genüssliche Weise leicht fäu-
lend, wie wir in Wien sagen. Aus den Augen-
winkeln las ich das Schild „Badedauer
von 20 Minuten nicht überschreiten!“,
legte mich aber dennoch nahezu eine
Sie, die es gescha� t und ganz o� ensichtlich
vergessen haben, dass der Wohlstand nicht aus der
Geldpresse kommt, verlangen wieder einmal, wie
sie es schon in Innsbruck bei jedem größeren Projekt
getan haben, dass andere auf ihre Wohlstands-
perspektiven verzichten, um ihnen eine ruhige
Seelenlandschaft zu erhalten, auf die sie unter
der Prämisse, dass die Natur allen gehört, ein
gutes Recht zu haben meinen.
Obernberg, das ganze Wipptal und
seine Seitentäler brauchen
dringend touristische Inves-
titionen und Herzeigeprojekte, wenn die
Bewohner nicht zu Auspendlern und die Gebiete
nicht zu Vororten von Innsbruck werden sollen.
Statt Genugtuung zu empfi nden, dass sich nun ein
Investor fand, der im Übrigen alle relevanten Behörden inklusive
Gemeinde von seinem Projekt überzeugt zu haben scheint, soll sich
eine Region freiwillig musealisieren, um dem Erschöpfungszustand
gestresster Städter kostenlose Heilung widerfahren zu lassen.
Letzteres gönne ich den vermögenden Gegnern des Pro-
jektes mitnichten. Im Falle des Scheiterns des Projektes sollte
die Gemeinde 100 Euro für den Besuch ihrer dann ungenutzten
Naturressource als Eintrittsgeld verlangen. Dann bleibt ihr zu-
mindest dadurch etwas. ×
dreiviertel Stunde in den scharfaromatischen Dunst. Ich unter-
brach das Bad, um beim Thermalwirten ein Jägerschnitzel mit
Schwammerln zu verzehren, und warf meinen Leib eine weitere
halbe Stunde ins Schwefelbecken. Etwas zu spät, nämlich erst als
ich mich abends ohne auch nur einen Rest von Körperspannung
auf das Sofa fl ießen ließ, recherchierte ich die Wirkungen von
Schwefel: Ich war überentspannt.
Auch die Sache mit den Liegestühlen habe ich bald im Gri� .
Es gibt in den Thermalhallen ja immer zu wenig Liegestühle. Re-
servieren ist verboten, von einem Gesetz, an das sich niemand
hält. Überall liegen Handtücher. Als ich erstmals so ein Handtuch
von einem seit Stunden unbenutzten Liegestuhl wegzog, rannte
sofort eine alte Frau auf mich zu, riss mir das Handtuch aus der
Hand und trollte sich donnergrollend. Ich hatte zwar nun einen
Liegestuhl, aber auch die Antipathie der Community. Mittlerweile
weiß ich, dass man den unbenutzt reservierten Stuhl so lange
anstarrt, bis der irgendwo verborgene Reservierer sein Handtuch
selbst wegnimmt. Und da liege ich dann, in seligem Halbschlaf,
und spinne an kühnen Plänen. Jetzt ist ja Oberlaa renoviert. Ich
gebe mir ein halbes Jahr, dann habe ich meine Band so weit für
einen Betriebsausfl ug. ×
„Man betrachtet es als persönliche Beleidigung, wenn jemand daherkommt, gleichsam mit dem dicken Pinsel des rechnenden Investors, um darin herumzuklecksen.“
„Thermalbaden ist jetzt nicht unbedingt Rock‘n‘Roll. Aber, Kinder, ich sag euch eins: Der Chef ist jetzt
Mitte 40, hat drei Kinder und drei Berufe.“therme in Baden entdeckte, traue ich mich,
über das Ganze zu reden. Seitdem ich
auch noch in Budapest die dortige
Heißwasserkultur erforscht habe, beginne ich mich
für einen kleinen Spezialisten zu halten. Ich bin
allerdings Thermalbader ohne medizinischen
Masterplan, das heißt ich kure weniger, als dass ich
gedankenlos plantsche und gleich meinen Kindern
die Heißwasserwelt auf ahnungslose und unernste
Weise erobere.
Beispiel, Baden in Baden: In der Römertherme
gibt es das sogenannte Schwefelbecken, heiß wie die
Wanne zuhaus und auf genüssliche Weise leicht fäu-
lend, wie wir in Wien sagen. Aus den Augen-
winkeln las ich das Schild „Badedauer
von 20 Minuten nicht überschreiten!“,
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50 SAISON
NACHGEFRAGT
DREI SCHÖNE ORTE AUF DER WELT (AUSSERHALB TIROLS): San Francisco, Sydney, Rio de Janeiro
DIE GRÖSSTEN TUGENDEN IM TOURISMUS: Freundlichkeit zum Gast
DIE GRÖSSTEN SÜNDEN IM TOURISMUS: Unfreundlichkeit. Die zweite große Sünde ist, wenn man die Gäste in
erster Linie als Geschäft sieht und nicht als Gast seines Hauses.
DAS HABEN SPITZENSPORTLER UND HOTELIER GEMEINSAM: Spitzensportler haben selbst Hotels auf aller Welt gesehen und jahrelang
den internationalen Vergleich als Gast gespürt. Darum entwickeln gerade Spitzensportler sehr oft ein Gespür dafür, was der Gast wirklich will.
DIE STÄRKEN DES TIROLER TOURISMUS: Die Gemütlichkeit, die der Tiroler Tourismus vermittelt, ist seine größte
Stärke. Was ein Hotelier dabei unbedingt braucht, sind eine Vielzahl persönlicher Kontakte.
DIE SCHWÄCHEN DES TIROLER TOURISMUS: Einige Tiroler denken nicht über Tirol hinaus.
CARVEN ODER WEDELN? Beides. Ich bin mit Wedeln aufgewachsen, aber schon damals war Carven
möglich, wenn man den richtigen Slalom-Ski hatte. Können sollte man beides.
DIE BESTE ZEIT ZUM SKIFAHREN: In St. Anton am Arlberg zu jeder Zeit vom Winteropening bis zum
Sonnenskilauf im Frühjahr.
DEN INTERSKI-KONGRESS UNTERSTÜTZE ICH, WEIL: Ich war selbst Demofahrer der österreichischen Mannschaft 1995 in
Val d’Isére. Ich war selbst Skilehrer und Skischulleiter, deshalb ist das Welt-tre� en der Skischullehrer etwas, das ich aus vollem Herzen unterstütze. Sehr eng verbunden fühle ich mich auch mit den INTERSKI-Gründern Kruckenhauser und Hoppichler, die mich über viele Jahre begleitet haben.
DAS MACHT EINEN GUTEN SKILEHRER AUS: Grundkenntnisse vom Lehrplan, Kenntnisse des Lehrplans,
pädagogisches Einfühlvermögen und Freundlichkeit zum Gast.
DIE ZUKUNFT DES SKIFAHRENS IN EINEM SATZ: Ich sehe die Zukunft positiv, es wird immer Ski gefahren –
auch noch in 100 Jahren.
DIE BESTE IDEE DER LETZTEN FÜNF JAHRE: Das Skimaterial, das Carving für die Breite möglich machte.
LETZTER URLAUB (WANN UND WO): Ich war in Österreich mit der ganzen Familie – und zwar in Pichlarn in der
Steiermark. Ein Sommerurlaub zwischen Golfen, Wellness und Erholung.
ICH LERNE VON: Man lernt nie aus.
DAS KÖNNEN TIROLS TOURISTIKER GUT GEBRAUCHEN: Die gesunde Einstellung, Herausforderungen des Alltages als Chance zu sehen.
1 5 FR AG EN A N . . .
Karl Schranz
Karl Schranz (71), österreichische Skilegende und Hotelier, ist Botschafter des Schneesports für den vom 15. bis 22. Jänner 2011 in St. Anton am Arlberg stattfi ndenden 19. INTERSKI-Kongress.
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