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3 A U S G A B E 2 0 0 3 SCHWERPUNKTTHEMA: MAIL UNS DEINE MEINUNG E-mail: [email protected] 25 Jahre Bundesjugendwerk der AWO - 25 Jahre jung & wild - das Bundesjugendwerkstreffen 2003

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Page 1: SCHWERPUNKTTHEMA: 25 Jahre Bundesjugendwerk … · (Bertrand Russell: Lob des Müßiggangs, S. 89) „Wir meißeln hier keine zehn Gebote in Stein, sondern wir gehen heute hin und

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S C H W E R P U N K T T H E M A :

M A I L U N S D E I N E M E I N U N GE-mail: [email protected]

25 Jahre Bundesjugendwerk der AWO - 25 Jahre jung & wild - das

Bundesjugendwerkstreffen 2003

EXZESS_3/03 10.09.2003 17:00 Uhr Seite 1

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Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossenund Genossinnen,

auch ich bin zurück von der Basis-arbeit, zurück von einer Ferienfahrt.

An dieser Stelle erst einmal Dank analle, die dieses Jahr wieder den NamenJugendwerk mit Leben gefüllt habenund mit Kindern und/oder Jugendlichenetwas anderes erleben durften alsKonkurrenzdruck und Kommerz(-Spiel-zeug). Etwas anderes zu erleben als ihrZuhause und ihre Umgebung, ist fürdie meisten Kinder und Jugendlichenimmer noch - und immer mehr - sehrwichtig, vor allem in Bezug auf ihrepersönliche Entwicklung, da die Familieoder die Schule zumeist nicht mehrden Schutzraum bilden, den sie nachkonservativer Vorstellung bilden sollten.

Die Familie ist diesbezüglich kaumnoch erwähnenswert, weswegen geradeVerbände und Vereine den Kindern undJugendlichen „helfend“ zur Seite ste-hen sollten, da dies sowieso - zumin-dest traditionell - ihre eigentliche Auf-gabe ist. Dies wird aber auch immerschwerer in unserer „krisengerüttelten“Zeit, in der es nichts mehr umsonstgeben darf und nur das, was etwaskostet, auch etwas wert ist.

Unser Bundestreffen – Schwerpunkt-thema dieser Exzess-Ausgabe – hatdiesbezüglich gezeigt, dass Kinder und Jugendliche, zusammen mit „denGroßen“, etwas erleben können – aberauch nicht müssen –, was eine gesell-schaftliche Alternative darstellt: zusam-men lernen, spielen und Spaß haben.„Vielfalt“ ist eben keine Alternativezum „Gemeinsam“!!!

Ich möchte mich an dieser Stelle nochein zweites Mal bedanken für die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teil-nehmer des Bundestreffens und beijenen, die etwas für diese Exzess-Ausgabe verfasst haben.

Auf dem Bundestreffen waren viele,hatten alle Spaß und haben vieleetwas gelernt. Beim nächsten Treffenkönnen wir noch mehr, denn wir wer-den wieder mehr.

Apropos, die nächste Konferenz stehtschon fast wieder vor der Tür undwenn ihr auch mal Vorwörter für dieExzess schreiben wollt – der Bundes-vorstand erwartet Interessierte für dennächsten Bundesvorstand!

Also, prägt die Geschichte unseresVerbandes – Jetzt gilt’s! ❑

Marcus Mesch

Bundesvorsitzender des Jugendwerks

Foto: Mark Unbehend

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4 bis 6 Die Geschichte des Jugendwerks im Schnelldurchlauf, Teil IPartizipationssong

7 bis 8 Silberhochzeit

9 Fotos vom Bundesjugendwerkstreffen

10 Ich will wählen„Wir wollen selber wählen“

1 1 Interkulturelle Öffnung des Jugendwerks

12 UNICEF-JahresberichtKinder ernst nehmen!

13 Europa & PartizipationVom Partizipieren und Partizipiert-Werden auf dem Weg zurVerfassung Europas

14 bis 15 KinderarmutGrundschule belastet Kinder aus armen Familien und verschärft soziale Chancenungleichheit

16 bis 17 GanztagsschuleDie offene Ganztagsschule in Rheinland-Pfalz – eine jugendpolitische Herausforderung für die Jugendverbände

18 Eine/r fehlt nochDie EXZESS-Serie zur Kampagne – Teil 4: „Bildung“

19 AlltagEin langer Augenblick

20 bis 23 INFOS, TIPPS & BÜCHER

I n h a ltSchwerpunktthema: „25 Jahre Bundesjugendwerk der AWO

- 25 Jahre jung & wild - das Bundesjugendwerkstreffen 2003“

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Das Bundesjugendwerkstreffen 2003

Teil I:

„Jugendwerk ohne Jugend“oder „Was sich die AWOaufbaute“

Das Bundesjugendwerk feierte auf sei-nem letzten Bundestreffen sein 25jähri-ges Bestehen. Grund genug, endlichdamit zu beginnen, die Geschichte desJugendwerkes der AWO schriftlich fest-zuhalten. Im Zuge der Vorbereitung desBundestreffens begann ich mit derSichtung der ersten historischenQuellen zu unserer Geschichte undfand viele spannende Protokolle,Abhandlungen, Konzepte, Satzungen,etc. Im Folgenden möchte ich einenkurzen geschichtlichen Ausschnitt zumAnfang unseres Verbandes präsentie-ren, auf dass es eines Tages eineumfangreiche historische Publikationzur Verbandsgeschichte geben wird.Leider ist das Interesse an der Ge-schichte (unseres Verbandes) nicht sehrbreit verankert, wie auch das Interessean unserer politischen Tradition. Nichts

desto trotz kann ich jedem/r nur emp-fehlen, sich mit der Vergangenheit zubeschäftigen, um aus ihr zu lernen undnicht bereits gemachte Fehler zu wie-derholen. Auch denke ich, dass esimmer wieder nötig ist, sich auf dieeigenen pädagogischen und politischenWurzeln zu berufen und sich ihrerbewusst zu werden, denn diese sindunsere Existenzgrundlage als Jugend-werk der AWO.

Von der Jugendgruppezum JugendwerkIn Bezug auf dieJugendgruppen derArbeiterwohlfahrtwurde fortwährendbetont, „dass (...)mit allen Mitteln[der] Selbstentfremd-ung des Menschen ent-gegengewirkt werden“müsse.

Die ausgereifte politische und pädago-gische Ausrichtung bzw. Absicht, diesich an dem Prinzip des (demokrati-schen) Sozialismus orientierte, war seit

dem Bestehen der Arbeiterwohlfahrt(seit 1919) selbstverständlich undgrenzte die praktische Arbeit derArbeiterwohlfahrt von anderen Wohl-fahrtsverbänden - vor allem vonchristlichen - ab.

Die wichtigsten Angebote der AWO fürKinder und Jugendliche waren sowohlvor als auch nach dem Zweiten Welt-krieg „Ferienzeltlager“, „Stadtrander-holungen“ und „Ferienkolonien“, aber

auch „Neigungsgruppenarbeit“(basteln, spielen, wandern u.a.).

Dies sollte sich an der politi-schen und pädagogischenAusrichtung des Verbandesorientieren - maßgebendhierbei vor allem diePrinzipien der Selbstorga-

nisation und Emanzipation(Befreiung).

Die Geschichte und Tradition desJugendwerkes beginnt somit 1919 mitGründung der Arbeiterwohlfahrt. DieGeschichte des Begriffes „Jugendwerkder AWO“ beginnt in den 1960erJahren.

25 Jahre Bundesjugendwerk der AWO - 25 Jahre jung & wild - dasBundesjugendwerkstreffen 2003

Über 350 Jugendwerker/innen waren vom 29. Mai bis zum 1. Juni an den Gederner See in Hessen gekommen, um mit dem Bundesjugendwerkstreffen 2003 den silbernen Geburtstagdes Bundesjugendwerkes der AWO zu feiern. Es wurde gemeinsam diskutiert, gefeiert undsich ausgetauscht.

Das Bundesjugendwerk der AWO bedankt sich bei allen, die zum Gelingen dieses Treffensbeigetragen haben, insbesondere bei den ehemaligen Jugendwerker/innen, die zur

Feier des Bundesjugendwerks-Jubiläums zum Teil weite Wege auf sich nahmen. Aufdem Titelfoto dieser Exzess sieht man zwei dieser "Ehemaligen" – MichaelSchöttle und Rolf Oswald – im Gespräch mit Marcus Mesch und Roland Bühleraus dem aktuellen Bundesvorstand.

Die Geschichte des Jugendwerksim Schnelldurchlauf

Foto: Mark Unbehend

Foto: Daniel Kröger

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Die Kinder- und Jugendgruppenarbeitder AWO in der Nachkriegszeit war sehrerfolgreich, weshalb die Bundeskon-ferenz 1965 in Nürnberg deren weiterenAus- und Aufbau empfahl. Hierbeiwurde „davor gewarnt (..), die Gruppenzu normen und die Weiterentwicklungin eine feste Form zu pressen.“

1965 war aber noch keine Rede vom„Jugendwerk“, wohl aber vier Jahrespäter, auf der Bundeskonferenz 1969in Berlin. Auf dieser Konferenz „erfolgtedie Grundsteinlegung für den Aufbau,die Führung und Förderung von Kinder-und Jugendgruppen durch die Verab-schiedung einer Satzung für dasJugendwerk der Arbeiterwohl-fahrt.“ 1969 war zugleich derStartschuss für die Diskus-sion „in allen Grundei-nheiten der Organisation“um das neu entstehendeGebilde „Jugendwerk“.

Der nächste entscheidendeSchritt erfolgte 1974, abermals aufder Bundeskonferenz der AWO, auf derein Initiativ-Antrag den Bundesvorstandaufforderte, „das Jugendwerk derArbeiterwohlfahrt organisatorisch wei-terzuentwickeln“ und „einen Arbeits-kreis einzurichten, der zur Hälfte ausVertretern des Jugendwerkes besteht.“Die Ergebnisse des Arbeitskreises soll-ten vom Bundesvorstand auf derBundeskonferenz 1977 vorgelegt wer-den.

Es fanden einige Sitzungen des Arbeits-kreises „Jugendwerk der Arbeiterwohl-fahrt“ statt, dessen Vorsitz RudolfPetereit übernahm. Neben ihm warenauch Rolf Oswald und Michael Schöttlemaßgeblich an der Arbeit und den dis-

kutierten Inhalten desArbeitskreises betei-ligt. Unter anderemging es in diesenSitzungen um dieSatzungen für Stadt-,Landes- und Bezirks-jugendwerke sowie umGruppen- und Clubordnungen. Die ent-sprechenden Entwürfe wurden zuerstden Fachausschüssen „Jugend“ und„Organisation“ vorgelegt und ab-schließend dem Bundesvorstand, dersie wiederum dem Bundesausschussvorlegte. Es erfolgte somit seit der

Konferenz 1974 eine inten-sive und breite

Diskussion überdie praktischeUmsetzungdes Jugend-werkes -allerdingsweitgehendohne

Beteiligungder Jugend

selbst.

Der Bundesvorstand hatte vorgeschla-gen, die Ergebnisse des Arbeitskreisesauf der Bundeskonferenz unter demTagesordnungspunkt „Anträge“ zubehandeln - was an sich schon einigesaussagt -, wogegen sich der Arbeits-kreis aussprach, welcher für einengesonderten Tagesordnungspunkt„Jugendwerk“ plädierte. Zu diesemZeitpunkt gab es bereits die Bezirks-jugendwerke Nordwürttemberg, Baden,Nordhessen und Niederrhein sowie dieLandesjugendwerke Bremen undSchleswig-Holstein. Vor allem Hessen-Nord war zu jener Zeit sehr stark undversuchte entsprechend durch HaraldFeisel (aus Kassel) auf den Arbeitskreis

Einfluss zu nehmen, und somit auf dieRegelungen für ein bundesweit aktivesJugendwerk.

Das Bezirksjugendwerk Hessen-Nordhatte bereits ein Jugendwerks-Symbolentworfen, das auf Beschluss derBezirksdelegiertenkonferenz als bun-desweites Symbol vorgeschlagen wur-de. Im Zuge dessen wurden Plakettenmit dem Symbol an alle Bezirksjugend-werke versandt, mit der Aufforderung,sich zu dem Entwurf zu äußern.Darüber hinaus wurde erwogen, dasBundestreffen in Kassel stattfinden zulassen, ebenso wie die erste Bundes-jugendkonferenz des Jugendwerkes.

Ende Januar 1977 wurde vom Arbeits-kreis „Jugendwerk der Arbeiterwohl-fahrt“ die Ausschreibung für dasBundesjugendwerkstreffen in Grünbergverschickt, das für 80 TeilnehmerInnengeplant wurde. Im selben Jahr fand dieBundeskonferenz der AWO statt, aufder offiziell die Gründung des Jugend-werkes der Arbeiterwohlfahrt beschlos-sen und ein Arbeitskreis eingerichtetwurde, der sich mit der weiterenUmsetzung beschäftigen sollte.

Das Jugendwerk wurde, wie wir sehenkonnten, von oben gegründet, hat sichaber sehr stark weiterentwickelt undsich Selbstständigkeit erarbeitet – wiewir in Teil II noch sehen werden.

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„[...] in der Regel liegt ein beträchtlicher Zeitraum zwischen demBekanntwerden einer Theorie und ihrem praktischen Wirksamwerden. [...]Daher muss man, um die gegenwärtige Epoche verstehen zukönnen, auf eine viel frühere Zeit zurückgreifen.“

(Bertrand Russell: Lob des Müßiggangs, S. 89) „Wir meißeln hier keine zehn Gebote in Stein, sondern wir gehen heute hin und geben unserer Jugendorganisation einen Rahmen, in dem sie starten kann. [...] Lassen wir den jungen Leuten die Startchance geben, das ist eine Investition in dieZukunft, die für die Arbeiterwohlfahrt wichtig ist!“(aus einem Redebeitrag von Paul Saatkamp (AWO-Bezirksverband Niederrhein) gehalten auf derBundeskonferenz der AWO am 7. Oktober 1977)

Foto: Mark Unbehend

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Das Bundesjugendwerkstreffen 2003

Foto: Michael Taube

Der Bundestreffen-Song „Wir stehen - vor verschlossenen Türen und Schranken“(erstellt in einem der Workshops)

Die Unfreiheit - lässt uns schon erkranken

Wir sind die - Rebellen umgeben von Kranken

Sie bauen uns Zellen - bald sind sie am wanken

Man hält uns dumm wie Marionetten

Gefesselt an selbstverschuldeten Ketten

Wir brauchen Hilfe

Die Schlüssel für die Ketten

Das sind wir

Müssen uns selber retten

Refrain:

Wir suchen einen Weg, uns selbst zu entfalten, Platz und Raum frei zu gestalten, Partizipation

1. Wir sind eine Generation - voller unterdrückterMotivation.Wir wollen - Partizipation

2. Wir sind eine Generation - eine neue Rebellion. Wir wollen - Partizipation

Alle hören hin, doch keiner nimmt’s wahr

Alle haben was zu sagen, doch keiner spricht klar

Es fehlen die Pläne, doch Ideen sind da

Ihre Köpfe sind voll, doch ihre Hände sind starr

Refrain plus:

Die Zeit ist gekommen - aufzustehen

Wozu sitzen - wir können doch stehen

Wir suchen unsern - eigenen Weg

Und beschreiten - einen schmalen Steg

Erfahrungen - werden uns verletzen

Doch genau darauf sollten wir setzen

Trotz seiner Individualität

Jeder seine - Uniform trägt

Unsere Utopie

Ist nicht - bloße Theorie

Wir wissen nicht - wie

Aber ohne - Handeln geht es nie

Jeder hat - was zu sagen

Jeder soll - es mal wagen

Aufgrund seiner Individualität

Er seine Uniform - nicht mehr trägt

Teil II wird in der nächsten Exzess aufzeigen, wie sichdas Jugendwerk in seiner Entwicklung stark veränderthat: über anfängliches „Kämpfen“ um Eigenständigkeitin den 70er Jahren, politische Aktivitäten und „Kampf“für Kinder und Jugendliche in den 80er Jahren, hin zumJugendwerk des Managements und des postmodernenVielfaltsbegriffs zum Ende der 90er Jahre.

Es entwickelt(e) sich in und mit der Gesellschaft undmanchmal sogar gegen diese. Auch heute ist dasJugendwerk ein Vielfaltsverband in einer Vielfaltsgesell-schaft, mit all den Vor- (?) und Nachteilen (!). Vielleichtgibt es aber noch immer Parallelen zwischen dem, wasdas Jugendwerk einst sein wollte und heute sein willund ist!?

Wie wir unser Verhalten reflektieren, so müssen wirauch unseren Verband reflektieren – das geht nur durcheine historische Analyse - Jetzt gilt´s! ❑

Marcus Mesch

Bundesvorsitzender des Jugendwerkes der AWO

Fotos: Mark Unbehend

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Seit 6 Jahren nicht mehr in Marokkound auf BuJW-Treffen, meinen erstenfetten Sonnenbrand. Ich bin viel zulange weg!!! Aber dafür sehr vieleschöne Sachen in Deutschlanderlebt!!!

(Samir, 30)2003Ich erblicke das Licht der Welt

(Denny, 23)1979

Umzug nach Hamburg!!! Einesder entscheidensten Ereignissein meinem Leben. Und in derFolge Anfang meiner JW-Zeit.

(Giesek, 17)1999

Mein erstes Zeltlager in Altensteig,wo ich den Hartsche kennen gelernthabe, mit dem ich schon fast 4 Jahrezusammen bin.

(Astrid, 24)1999

25 Jahre Jugendwerk!Schröder „stirbt“, Irak-Krieg, Deutschland suchtden Superstar.

(Dennis, 25)2003

SILBERHOCHZEIT

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Mein Geburtsjaa!(Domi, 23)1980

A ja! 82 mein Geburtsjahr. Der letz-te gute Jahrgang! Viel Spaß noch!

(Dominik, 21)1982

negative Erfahrung, als mein Opagestorben ist. Positive Erfahrung,als meine Eltern mir ein Autogeschenkt haben.

(Maren, 18)1984

Ein sehr schönes Erlebnis fürmich, ich bin zum ersten Mal aufs Pfingstzeltlager aufder Nordalb mitgegangen –und somit das Jugendwerk undneue Freunde kennengelernt.

(Mike, 28)1994

Ich war froh, endlich meinAbi zu bekommen.

(Petra, 28)1995

Bundestreffen in Meck-Pom.(Tom, 31)1997

Mein Jugendgruppenleiterschein,erstes Seminar und das erste MalPfingsten gefeiert! (leider keineFerienfreizeit gefahren...)

(Bjoern, 18)1999

Eintritt in die AWO/JW. Erstes Mal„Ferienspaß“ (Kinderbetreuung). Seitdemlässt es mich nicht mehr los!

(Roland, 20)1999

Erste Freizeit beim JW als Teamerin-> katastrophal, chaotisch...

(Christina, 22)2000

Erster "Deutscher Krieg" nach 45 mit rot-grünerRegierung, mit Mehrheit im Bundestag sowie Bundesrat.Der Krieg im Kosovo war ohne Zustimmung des UN-Sicherheitsrates, ähnlich wie der Irak-Krieg, halt nur mitdeutscher Beteiligung.

(Pablo-Ole, 27)1998

SilberhochzeitSo lautete der Titel eines Workshops beim Bundesjugendwerkstreffen, welcher vom Landesjugendwerk derAWO Schleswig-Holstein angeboten wurde. An einer Wäscheleine konnten alle Anwesenden Zettel mitAssoziationen zu den letzten 25 Jahren aufhängen. So gelang ein bunter Überblick persönlicher Eindrückedieses Vierteljahrhunderts, die sich nicht nur – aber auch - auf Bundesjugendwerksgeschichte bezogen.Für die Exzess-Leser/innen folgt nun eine Auswahl der vielen Zettel (in Klammern: Name, Alter):

Der größte Fehler meines Lebens:Kriegsdienstverweigerung verpennt. Scheiße war’s!!! Ich warne vorm Nachahmen.

(Olly, 39)198289 entdeckte ich die Welt der Musik und dieselbstbestimmte Freizeit wurde entfacht.

(Karsten, 21)1989

Ich bin dabei im JW(Roland, 28)1985

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Die letzte Erinnerung, die ich vonmeinem Vater besitze = einTreffen in Leipzig: ich aß Eis under wischte mir den Mund ab.

(Christine, 18)1987

Der Anfang allen Übels: Eintritt insOJW Rheurdt...

(FC Helle 04, 29a)1988

Ich wurde geboren.(Nadine, 14)1988

Meine erste Fußballweltmeisterschaft imFernsehen, 89. Minute, 0:0, Andi Brehmeläuft an, links unten, drin, DeutschlandWeltmeister und ich ja irgendwie auch!

(Dennis, 22)1990

In diesem Jahr habe ich durcheine Zeitungsannonce vom JWerfahren und bin sofort auchaktiv geworden!!

(Oliver, 22)1998

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Das Bundesjugendwerkstreffen 2003

SILBERHOCHZEITSilberhochzeit

Austausch mit Jugendgruppe ausEstland: 48 Stunden im Zug, vieleEindrücke & tolle Menschen, Aufbruch-stimmung im Osten, leider löste sichunsere Partnerorganisation bald auf...Als Zivi hatte ich damals viel Zeit.

(Olaf, 34)1989

Bundestreffen bei Hannover. Viel Spaß und netteLeute. Viel Spring, Spring, Springer

(Thomas, 24)2001

Buenos Dias Argentina. Fußball-WM in Argentinien. Diego Maradona!

(Mark, 31)1978

Bin heute sehr enttäuscht, dieZelte sind blöd und stickig!Allgemein!!! Und bin gekentertworden, mit meiner bestenFreundin!

(Bianca, 12)2003

Mein Bruder ist in diesem Jahr geboren. Wirhaben uns auch einen Hund angeschafft.

(Julia, 12)1996

Geburt von meiner Schwester(Maike, 12)1993

Erstes Mal in Israel(Rosi, 25)1997

Eintritt in das Jugendwerk Rheurdt.(Moritz, 17)2000

In diesem Jahr habe ichmein Abitur gemacht...

(Sven, 28)1994

Die geilste WM aller Zeiten in Mexiko.Metallica bringt Masters of Puppets raus.

(Nicki, 26)1986

In diesem Jahr hatte ich meinenersten Kontakt mit dem Jugend-werk. Direkt voll eingebunden.Schönes lebhaftes Jahr mit ganzvielen positiven Erlebnissen. EinTop-Jahr & sehr prägend.

(Guido, 29)1996

zum ersten Mal mit JW alsTeilnehmer mitgefahren.

(Hartmut, 22)1988

Abschluss 10. Klasse, Abi nächstes Ziel, einerlebnisreicher Sommer. Jugendwerkler kennengelernt -> Beginn meiner JW-Zeit! Super Jahr!

(Caro, 25)1994

Nach Elten gezogen und ne Menge coole Leutekennen gelernt und bin ins JW Elten eingetreten.

(Sandra, 15)2002

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Fotos: Daniel Kröger, Mark Unbehend

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SELBER WÄHLEN

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DDie Jugendlichen bezweifeln, dasseine Stellvertretung beim Wahl-

recht zu einer angemessenen Berück-sichtigung ihrer Interessen führe. Sohätten viele Eltern eine andere politi-sche Meinung als ihre Kinder.Außerdem sei diese Regelung verfas-sungsrechtlich überhaupt nicht zuläs-sig, weil sie den wichtigen Grundsatzder Höchstpersönlichkeit verletze. ICH WILL WÄHLEN fordert, dass jungeMenschen ihre Stimme selbst abgebenkönnen. Denkbar wäre, dass sich die-jenigen, die das erste Mal wählen wollen, persönlich in das Wählerver-zeichnis eintragen lassen.

Rund 2000 Unter-18-Jährige unterschrie-ben bis heute die Petition „ICH WILLWÄHLEN“, die dem Petitionsausschussvorliegt. Sie fordern darin die Bundes-tagsabgeordneten auf, das Wahlrechtzu ändern, damit sie an Wahlen undAbstimmungen höchstpersönlich teil-nehmen können. Jeder vierte Unter-zeichner ist unter 14 Jahre alt.

Dem Kampagnen-Bündnis gehören dieBundesschülerInnenvertretung, mehrereLandesschülervertretungen, die BerlinerKinderrechtsgruppe K.R.Ä.T.Z.Ä., die

Deutsche Jugendpresse und vieleJugendorganisationen an. ProminenteUnterstützer sind u.a. die ehemaligeVorsitzende von Bündnis 90/Die Grü-nen Claudia Roth, die jüngste Bundes-tagsabgeordnete Anna Lührmann, dieehemalige Juso-Vorsitzende AndreaNahles, der Jugendforscher Prof. KlausHurrelmann sowie der Sprecher derNational Coalition zur Umsetzung derUN-Kinderrechtskonvention inDeutschland Mike Corsa.

Bereits seit 1995 wehren sich Vertre-ter der Berliner KinderrechtsgruppeK.R.Ä.T.Z.Ä. gegen die Altersgrenzebeim Wahlrecht. Nachdem ihre ersteVerfassungsbeschwerde aus formalenGründen vom Bundesverfassungsgerichtnicht angenommen worden war, hattensie die Gültigkeit der Bundestagswahl1998 angefochten. Daraufhin hatte dasBundesverfassungsgericht 2000 geur-

teilt, die Altersgrenze sei „historischerhärtet“ und notwendig. Mit diesem„Es-war-schon-immer-so!“-Argumentgaben sich die Jugendlichen nichtzufrieden und versuchen nun, ihremZiel auf dem parlamentarischen Wegnäher zu kommen. ❑

Quelle: Pressemitteilung des Jugend-

bündnisses ICH WILL WÄHLEN im Juli 2003

Das Bundesjugendwerk der AWO unter-stützt die Kampagne ICH WILL WÄHLEN.

„Wir wollen selber wählen“

ICH WILL WÄHLENKampagnen-BüroDunckerstr. 11, 10437 BerlinFon: 030/447972-2Fax: 030/447972-0e-mail: [email protected]: www.ich-will-waehlen.de

KOntakt & InfOs:

Foto: Daniel Kröger Foto: Mark Unbehend Foto: Mark Unbehend

Das Jugendbündnis ICH WILL WÄHLEN kritisiert den jüngstenVorschlag einer fraktionsübergreifenden Gruppe im Bundestag. DieAbgeordneten fordern das „Wahlrecht von Geburt an“, wählen sollenjedoch die Eltern. Kinder und Jugendliche aber wollen selber wählen -und erst dann werde Politik auch kinderfreundlicher, so dasJugendbündnis.

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Jugendliche, die selbst oder derenEltern nach Deutschland eingewan-

dert sind (in der Fachsprache „Jugend-liche mit Migrationshintergrund“), sindnicht sehr häufig in Jugendverbändenaktiv. Wenn wir auf Konferenzen oderVorstandssitzungen in die Rundeschauen, stellen wir fest, dassJugendliche mit Migrationshintergrundauch in den Gremien des Jugendwerksder AWO eher selten vertreten sind.Genau so sieht es auch in den anderenJugendverbänden aus. Aber: Es solltesich ändern und das Jugendwerk solltealle Jugendliche, ob mit Migrations-hintergrund oder ohne, ob männlichoder weiblich, ob arm oder reich,behindert oder nicht, ansprechen.

„Zu uns können doch auch jetzt schonalle kommen, die mitmachen möch-ten“, lautet ein häufiges Argument. Dasstimmt formal auch. Aber irgendwiekommen dann oft doch nur die Jugend-lichen, die aus Deutschland stammen.Das liegt nicht daran, dass Jugendlichemit Migrationshintergrund nicht interes-siert sind, sich in Jugendverbänden zuengagieren. Es gibt in den letztenJahren nämlich die Tendenz, dass sichJugendliche mit Migrationshintergrundzunehmend in eigenen Verbändenorganisieren, um ihre Interessen zu ver-treten.Es gibt also unsichtbare Hürden, diedazu führen, dass die „traditionellen“deutschen Jugendverbände, und auchdas Jugendwerk, für Jugendliche mitMigrationshintergrund nicht attraktivsind.Das ist schade, denn das Jugendwerkder AWO hat viel zu bieten und freutsich immer über neue Aktive. Zudem,wenn es um die öffentliche Förderungder Jugendverbandsarbeit geht, wird in Zukunft eines wichtig werden: DieJugendverbände müssen nachweisen,dass sie auch Jugendliche mit Migra-tionshintergrund ansprechen, wenn sieden Anspruch haben, für alle Jugend-

liche in Deutschland zu sprechen unddiese zu vertreten.Und das ist für das Jugendwerk derAWO sogar mehr eine Chance als einHindernis, denn im Vergleich zu denmeisten anderen, z.B. zu den christli-chen, Jugendverbänden (z.B. diePfadfinderInnen) kommt es bei unsschon mal gar nicht auf die Religionoder andere „äußere“ Merkmale an,wenn man mitmachen will.

Also: Wenn wir noch nicht vieleJugendliche mit Migrationshintergrundansprechen, was muss sich ändern?Auf jeden Fall ist es wichtig, erst ein-mal anzuerkennen, dass trotz allerBemühungen und aller Offenheit, diedas Jugendwerk auszeichnet, es nochnicht offen genug ist, damit Jugend-liche mit Migrationshintergrund bei unsMitglied werden. Es gibt kein Patent-rezept, wie man dies ändern kann.Aber wichtig ist, dass wir uns auf denWeg machen und noch einmal hinter-fragen, wo auch das Jugendwerk„typisch deutsch“ ist.Dieser Prozess der interkulturellen Öff-nung ist kein Zusatzangebot, sondernbetrifft die ganze Organisation underfordert einen transparenten langfristi-gen Entwicklungsprozess auf allenEbenen.

Interkulturelle Öffnung ist eine Aufgabeder Teamentwicklung. Auch ein Team,das sich schon aus Menschen verschie-dener Herkunft zusammensetzt, brauchtAnstöße und Begleitung für einenbewussten Teambildungsprozess, umsich zu einem interkulturell kompeten-ten Team zu entwickeln.

Es geht somit darum, in den Jugend-verbänden selbst einen Prozess derÖffnung zu beginnen. Dazu sindSensibilisierung und Weiterbildung der Akteure nötig. Das Jugendwerk sollte hier ganz vorne dabei sein. Soz.B. auch auf der Fachtagung desDeutschen Bundesjugendringes. Wirvom Bundesjugendwerk haben unsaktiv dafür eingesetzt, dass dieseTagung stattfindet und werden sie auch mit gestalten.

Zudem treffen wir uns im November;vom 15. bis 16. November 2003 veran-staltet das Bundesjugendwerk in Koo-peration mit dem BJW Niederrhein dasSeminar „Interkulturelle Öffnung“. ❑

Nicola VölckelGeschäftsführerin des

Bundesjugendwerkes der AWO

Interkulturelle Öffnung des Jugendwerks

15. bis 17. Oktober 2003:„Partizipation verbindet: Kinder undJugendliche aus Zuwandererfamilien inJugendverbänden – Chancen undHerausforderungen“, Fachtagung desDeutschen Bundesjugendringes (DBJR), in Bonn.

Weitere Infos beim Bundesjugendwerkder AWO oder beim DBJR, ChristianWeis (Tel.: 030/40040413, e-mail: [email protected])

15. bis 16. November 2003:„Interkulturelle Öffnung“, Seminar desBundesjugendwerkes der AWO inKooperation mit dem Bezirksjugend-werk der AWO Niederrhein, in Essen.

Weitere Infos unter www.bundesjugendwerk.de und bei Mark Unbehend(Tel.: 0228-6685-119, e-mail:[email protected])

Fortbildungsmöglichkeiten zum Thema:

FORTBILDUNG

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Den meisten Kindern der Welt fehltjede Möglichkeit, ihre Zukunft mit-

zugestalten. Jedes vierte Kind wächstin absoluter Armut auf. Das Leben vie-ler Kinder ist bestimmt durch mangeln-de Schulbildung, Krankheiten und Aus-beutung. Informiert und nach ihrerMeinung gefragt werden sie zumeistnicht.

Die Hauptverantwortung für die Ver-besserung der Lebensbedingungen derKinder liegt bei den Regierungen, dochHeranwachsende können und müssendabei eine aktive Rolle spielen. Siemüssen früh lernen, sich einzuschalten,damit sie später bereit und in der Lagesind, gesellschaftliche Verantwortungzu übernehmen. Der UNICEF-Bericht„Zur Situation der Kinder in der Welt“zeigt, wie Kinder und Jugendliche sichbereits einmischen. Er appelliert anEltern, Schulen, Organisationen undPolitiker, Kinder stärker zu beteiligen.

Repräsentative Umfragen von UNICEFunter 40.000 Kindern in 72 Länderndokumentieren überall auf der Welt beider Mehrheit der Heranwachsenden eingeringes Vertrauen in die Institutionendes Staates und der Politik. In Latein-amerika, Europa und Zentralasienhaben rund 60 Prozent der Kinder undJugendlichen nur wenig oder überhauptkein Vertrauen in ihre Regierungen. InEuropa und Zentralasien halten nur viervon zehn Heranwachsenden Wahlen fürwirkungsvoll, um die Situation in ihremLand zu verbessern. In Deutschlandglauben nur 47 Prozent der jungenMenschen, dass Wahlen etwas bringen.Diesem Misstrauen steht jedoch durch-aus der Wunsch gegenüber, sich einzu-bringen.

Wie wichtig die Beteiligung Heranwach-sender gerade in den ärmsten Ländernist, zeigt der Kampf gegen AIDS.Umfragen von UNICEF in 40 Ländernergaben, dass über die Hälfte der jungen Menschen zwischen 15 und 24falsche Vorstellungen darüber haben,

wie das HI-Virus übertragen wird. Mitfatalen Folgen: Jeden Tag stecken sich7.000 junge Menschen an.

UNICEF setzt deshalb in seinen Pro-grammen in Ländern wie Namibia,Kamerun oder Sambia besonders aufdie Beteiligung von Jugendlichen.

Es hat sich gezeigt, dass bei der AIDS-Prävention Teenager ihre Altersge-nossen am besten erreichen.

Beim Weltkindergipfel 2002 in NewYork richteten sich zum ersten Mal inder Geschichte der Vereinten NationenKinder und Jugendliche direkt an die versammelten Regierungsvertreter. 400 Mädchen und Jungen aus allerWelt erarbeiteten einen gemeinsamenAppell an die Mächtigen – ein ein-drucksvolles Beispiel dafür, wie gut sieselbst für ihre Rechte eintreten können.UN-Generalsekretär Kofi Annan erklärtedaraufhin: „Bis jetzt hatten die Erwach-senen das Sagen. Jetzt ist es an derZeit, die Welt zusammen mit denKindern zu bauen.“ ❑

Kirsten Leyendecker

UNICEF-Referentin

Arbeitsgruppen-Information

Kindern zuhören und sie ernst nehmen – dazu ruft UNICEF mit demJahresbericht „Zur Situation der Kinder in der Welt 2003“ auf. DerBericht dokumentiert die wichtigsten Fakten zur Lage der weltweitrund 2,1 Milliarden Kinder und Jugendlichen.

Kinder ernst nehmen!

„Jetzt ist es an der Zeit,

die Welt zusammen mit

den Kindern zu bauen.“

(Kofi Annan)

Der UNICEF-Bericht „Zur Situation der Kinder in der Welt 2003“ ist zum

Preis von 9,90 Euro im Fischer Taschenbuch Verlag

erschienen.

Foto: Mark Unbehend

Foto: Mark Unbehend

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E U R O PA & PA R T I Z I PAT I O N

Vom Partizipieren undPartizipiert-Werdenauf dem Weg zurVerfassung Europas

Viele waren zum neuerlichen Treffen in den „politischen Club“,

wie die Bürgerversammlung nun hieß, gekommen, um inten-

siv über die Artikel der Verfassung zu diskutieren. Die Diskussion

um die Rechte der Bürger/innen hatte uns das letzte Mal derart

aufgehalten, dass ein weiteres Treffen nötig war.

So oder so ähnlich soll es nach der französischen Revolution

Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich zugegangen sein. Neben

der Einrichtung freier Wahlen trugen zur neuartigen politischen

Öffentlichkeit auch die neuen Formen politischer Partizipation

und Mobilisierung bei. In politischen Clubs und Festen, einer sehr

offenen Presse und einer u.a. durch Aushänge und Flugblätter

erreichten Transparenz symbolisiert sich der partizipative Anspruch

dieses Vorgangs. Was aus diesem Anspruch später gemacht

wurde, ist eine andere Frage. Jedenfalls hatten die soeben erst

gleich gewordenen Bürger/innen die Möglichkeit, sich aktiv in den

verfassungsentwickelnden Prozess einzubringen. Partizipation

wurde als Grundrecht gesehen!

Dass wir davon heute meilenweit entfernt sind, wurde mir wieder

mal klar, als Valery Giscard d’Estaing im letzten Jahr zum ersten

Mal in der Öffentlichkeit wahrnehmbar mit seinem Entwurf für

eine europäische Verfassung in Erscheinung trat. Ich war schon

seltsam überrascht. Davon hatte ich vorher nichts mitbekommen,

was sicherlich nicht an mir lag, lese ich doch kontinuierlich meh-

rere Zeitungen, um meiner ersten Staatsbürgerpflicht, dem Infor-

miert-Sein, nachzukommen. Was für ein Sein hat mensch sonst

zur Wahl in dieser partizipationstoten oligarchischen Mehrheits-

Parlamentarie?

Ich hätte mich ja vorher informieren können, meinte ein Freund,

der im Büro eines Europa-Abgeordneten arbeitet. Na toll! Ich soll

also ständig – so seine Empfehlung – mal einen Blick auf die

Internet-Seiten des Europäischen Parlaments werfen. Als hätte ich

sonst nichts zu tun! Und selbst wenn, Information ist keine

Partizipation, sondern lediglich ihre Voraussetzung.

Jetzt bekommen wir also von abgehalfterten Staatsmännern

(Frauen treten da ganz selten in Erscheinung) eine europäische

Verfassung geschmiedet. Und wo kann mensch sich mit nur klitze-

kleiner Aussicht auf Einflussnahme in diesen Schmiedevorgang

einbringen? Darauf wusste mein Freund nur die Antwort, ich

müsse mich eben in Parteien engagieren, da könne ich mich ein-

bringen, und schließlich leben wir ja in einer repräsentativen

Demokratie, und das sei auch gut so! Die alte Leier.

Warum gab es nicht ein „Hinuntertragen“ des Verfassungstextes in

örtliche Bürgerversammlungen oder ähnliches? Warum wurde nicht

zumindest versucht, die von der Verfassung Betroffenen wirkungs-

voll in die Diskussion mit einzubeziehen? Obwohl - es wurde ja

16 Monate lang hat ein 105-köpfiger Konvent – darinsind Vertreter/innen des Europäischen Parlaments, dernationalen Parlamente, der Regierungen und der EU-Kommission - versucht, die „wesentlichen Fragen“, die„die künftige Entwicklung der Union aufwirft“ zu beant-worten. Am 13. Juni 2003 hat der Europäische Konventseine Beratungen offiziell beendet und den gemeinsa-men Entwurf für eine EU-Verfassung verabschiedet.

Der EU-KOnvent

im Nachhinein so getan, als ob es versucht worden wäre. Und zum Teil

trägt dieser, Demokratie in der Oligarchie heuchelnde Schein ja auch

Wirkung! Wenn ich z.B. in der Ausgabe 4/03 des AWO-Magazins zum

Thema „Die Verfassung Europas“ lese: „Nicht beauftragte Diplomaten,

sondern gewählte Abgeordnete stellten die Mehrheit. Nicht hinter ver-

schlossenen Türen, sondern im Lichte der europäischen Öffentlichkeit

wurde der Entwurf erarbeitet. Das gab es noch nie.“ Erstens ist letzte-

re Feststellung des Autors Klaus Hänsch - wie das Eingangsbeispiel

der französischen Revolution zeigt – schlichtweg falsch, und zweitens

kann ich mich seiner Gesamtsicht so gar nicht anschließen, dass es

mich schon wieder wundert, wie jemand zu dieser Ansicht gelangen

kann. Da muss man schon tief im Netzwerk der „nicht beauftragten

Diplomaten“ stecken, um das als demokratisch zu empfinden, oder?

Warum wird immer noch so getan, als wäre unser Parteiensystem ein

wirksames Instrument demokratischen Mitwirkens, als wäre Wählen-

Gehen und die durch Wahlen vermeintlich gewährte Repräsentanz der

Bevölkerung in Parlamenten die einzige und alternativlose Form demo-

kratischer Partizipation? Warum wird das als Delegation unserer

Mitbestimmungsrechte interpretiert? So viel Warum! Die Antwort liegt

auf der Hand: Weil Partizipation von der politischen und der dahinter

stehenden ökonomischen Kaste nicht wirklich gewollt ist! Weil es

eigentlich heißen müsste: Ihr werdet partizipiert und wir entscheiden

dann doch, was wir für richtig halten! Und „richtig“ bedeutet dann

meist ein Konglomerat aus Interessen der Wirtschaft und aus realpoli-

tischen und wahltaktischen Erwägungen.

Dass dies nicht übertrieben ist, sondern den in der herrschenden poli-

tischen Kaste aller Parteien gängigen Partizipationsbegriff darstellt,

verdeutlicht auch die aktuelle Diskussion um das Wahlrecht für Kinder.

Statt die Forderung „Wahlalter Null“ als logische Konsequenz aus dem

Menschenrecht (und Kinder sind doch Menschen, oder?) auf Partizipa-

tion zu begreifen, stellt eine parteiübergreifende Gruppe von Bundes-

tagsabgeordneten den Antrag, dass Eltern für ihre Kinder mitwählen

sollten. Um die Familie zu stärken! - so das Argument. Wenn das dann

nicht die paradoxe Wiedereinführung des – im Sinne des Wortes –

„Mutterkreuzes“ ist!? Bleibt nur der Befehl: Partizipiert euch! ❑Simon Möbius

Infos zu Europa und zur europäischen Verfassung:www.europa-digital.de

http://www.europarl.eu.int (Europäisches Parlament)

http://european-convention.eu.int (Europäischer Konvent)

http://europa.eu.int (Europäische Kommission)

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zur institutionellenBenachteiligung armerKinder

Die Studie verweist darauf, dass mitBeginn der Schulpflicht die Grund-

schule eine dominante Rolle im Lebender Grundschulkinder übernimmt. ImGegensatz zu den nicht-armen Kindernerleben arme, mehrfach belasteteKinder den Anspruch und Bildungsauf-trag der Schule eher negativ. IhreFamilien können sie nicht angemessenunterstützen, da die kulturellen undsozialen Ressourcen fehlen. Das gilt inhohem Maße für arme Kinder mitMigrationshintergrund.

Durch die Beschränkung auf ihr Wohn-umfeld und die elterliche Wohnung feh-len armen Kindern im Grundschulalterauch Anregungen und Erfahrungen, diefür nicht-arme Kinder selbstverständlichsind. Sie besuchen deutlich seltenerVereine, feiern nur in Ausnahmefällenihren Geburtstag mit anderen Kindernund fahren in der Regel nicht inUrlaub.

Mit wachsenden Schulschwierigkeitenentwickeln arme Kinder ein problem-vermeidendes Bewältigungsverhalten,dem negative Wirkungen auf diePersönlichkeitsentwicklung, die Ge-sundheit und die Widerstandskraftgegen Belastungen und Stressoren

zugesprochen werden. Sie entwickelnauch größere Verhaltensauffälligkeiten.

Als dauernde Überforderung wird dieGrundschule für arme Kinder und derenFamilien zu einer Belastung für dasLeben in der Familie insgesamt. Siebeeinflusst aber auch außerschulischeAktivitäten negativ, weil sie armeKinder mit Schulschwierigkeiten durchdie Zuweisung zu Sonderschulen sozialsegregiert.

In dieser Situation erweist sich nachden Erkenntnissen der Studie derzeitder Hort als das zentrale außerschu-lische Angebot für arme und belasteteKinder. Die Studie bestätigt ihn in sei-ner Auffang- und Ersatzfunktion für einproblematisches Elternhaus und diefehlenden Angebote anderer Institu-tionen. Er ist als Lebensraum mit sei-ner sozialintegrativen Funktion mehrals Betreuung, Hausaufgabenhilfe undSpielangebot.

Die Studie belegt ein großes Defizit anvernetzten kind-, eltern- und familien-bezogenen Angeboten und Hilfenwährend der bildungs- und lebensbio-grafisch entscheidenden Grundschul-zeit, in der die Weichen für weitereLernprozesse gestellt werden. Kinder-und Jugendhilfe sind strukturell nichtvernetzt, allenfalls bestehen zufalls-und einzelfallbezogene Verknüpfungen.

Betreuungsangebote sindkeine LösungVor diesem Hintergrund müssen Grund-schule, Kinder- und Jugendhilfe neugedacht werden. Ziel einer vernetztenArbeit von Schule, Kinder-, Jugend- undFamilienhilfe muss ein doppeltes sein:umfassende individuelle Unterstützungund Förderung der armen Kinder sowieStärkung der Erziehungskompetenzenihrer Eltern.

Da die Bundesregierung die Abrufungder Mittel für die Einrichtung vonGanztagsschulen nicht an einzuhalten-de Qualitätsstandards bindet, steht zuerwarten, dass in den Ländern jedwedeKonstruktion erweiterter Angebote alsGanztagsschule deklariert wird. DieKonzeption der „offenen Ganztags-grundschule“, wie sie in NRW bei-spielsweise für das nächste Schuljahranvisiert wird, kann die kompensatori-schen pädagogischen Aufgaben miteinem lediglich angehängten betreutenNachmittagsbereich nicht annähernderfüllen.

Aufgrund ihrer Konstruktionsmängelkann sie Kindern und Eltern in Armuts-situationen keine nachhaltige Entlastungund Unterstützung in ihren belastetenLebenslagen bringen: Bildung undErziehung der betroffenen Kinder kom-men aber auch weiterhin in der Schulezu kurz. Für die Lernprozesse imUnterricht gilt wie bisher, dass den

Grundschule belastetKinder aus armen Familienund verschärft sozialeChancenungleichheitDies ist die Kernbotschaft einer im Auftrag der AWO vomFrankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS)erstellten Studie über „Armut im Grundschulalter“, die Anfangdes Jahres veröffentlicht wurde. Die Studie belegt Erkenntnisse,die zwar engagierten Pädagog/innen vertraut sind, aber bisheute von der Politik ausgeblendet werden.

Foto: Mark Unbehend

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LehrerInnen ein viel zu enger Zeitrah-men zur Verfügung steht. Nur bildungs-nahe Elternhäuser können diesenMangel kompensieren.

Wegen der fehlenden personellen undkonzeptionellen Verzahnung von Vor-und Nachmittagsbereich, von Schule,Kinder-/Jugendhilfe und sonstigenAkteuren mangelt es auch an einemeinheitlichen und verbindlich geltendenBildungs- und Erziehungskonzept.Durch den Wechsel der betreuendenPersonen sind vielmehr Brüche, Wi-dersprüche und Diskrepanzen in derErziehungsarbeit zu befürchten.

Die Erfahrung verlässlicher sozialer Beziehungen ist für Kinder in Armuts-situationen besonders wichtig. Durcheinen häufigen Personalwechsel mitunterschiedlichem (möglicherweiseauch gar keinem) pädagogischen

Qualifikationsprofil ist diese Erfahrungnur schwer herstellbar.

Arme Kinder brauchen ein reichhaltigesund hochwertiges kulturelles Angebotin der Schule, um den häuslichenMangel zu kompensieren. Dies ist nichtsichergestellt, wenn hochwertigeAngebote zusätzlich eingekauft undvon Eltern bezahlt werden müssen.

An benachteiligten Schulstandortenkann die Mitarbeit von Eltern nicht vor-ausgesetzt werden, sie muss erst auf-gebaut werden durch die Stärkung derelterlichen Kompetenzen. Dafür gibt esaber keine Strukturen in der offenenGanztagsgrundschule.

Was arme Kinder brauchen, ist eineechte Ganztagsgrundschule, die Erzie-hung, Bildung und Betreuung pädago-gisch integriert und kostenfrei fürEltern und Kinder anbietet. Ohne dieErfüllung dieser Bedingung verbietetsich das „Plattmachen“ der Horte

zugunsten der Ganztagsgrundschule,wie es z. B. die Landesregierung inNRW in ihren Richtlinien vorgibt. ❑

Brigitte Schumann

[email protected]

Erstabdruck erschienen in: nds (= neue deut-

sche schule; Zeitschrift der GEW NRW), 5/03

Den Abschlussbericht „Armutim frühen Grundschulalter“

zur AWO-ISS-Folgestudie kann für 14,40 Euro

bestellt werden, beim:

Institut für Sozialarbeit undSozialpädagogik e.V. (ISS)

Am Stockborn 5-760439 Frankfurt a.M.

Fon: 069/95789-0Fax: 069/95789-190

e-mail: [email protected]: www.iss-ffm.de

Foto: Jürgen Steininger

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Der Landesjugendring Rheinland-Pfalz berät und unterstützt seit

dem Schuljahr 2002 mit dem vomrheinland-pfälzischen Bildungsministe-rium geförderten Projekt „Kooperationvon Jugendarbeit und Ganztagsschulen“seine 24 Mitgliedsverbände in demVorhaben, Kooperationen mit offenenGanztagsschulen einzugehen. Bis zumJahr 2005 soll ein Handbuch erstelltwerden, auf das Verbände bei organi-satorischen, rechtlichen und inhaltli-chen Fragen bei der Planung neuerKooperationen mit Schulen zurückgrei-fen können.

Projekte von Jugend-verbänden an rheinland-pfälzischen Ganztags-schulenInsgesamt gibt es derzeit 18 Projektevon 6 Jugendverbänden an rheinland-pfälzischen Ganztagsschulen. DasSpektrum umfasst so unterschiedlicheAngebote wie Umwelt- und Naturpro-jekte, Medienangebote, Sport- undMusikangebote oder Erste-Hilfe-Kurse.Außerdem werden Arbeitsgruppenangeboten, in denen sich die Schüler-Innen intensiv mit Themen wie z.B.Kommunikation und Konfliktlösungauseinandersetzen können. Gefördertund erlernt werden sollen dabei insbe-sondere soziale, kommunikative, musi-

sche und kreative Kompetenzen.Insgesamt wird das Schulleben nachersten Erkenntnissen aus Befragungendurch außerschulische Fachkräfte mitneuen Ideen, Methoden undArbeitsweisen bereichert. Für dieSchülerInnen erweist es sich als posi-tiv, dass sie ohne Bewertungsdruckunabhängige außerschulische Ansprech-partnerInnen erleben, die außerdemeinen anderen Zugang zu den Jugend-lichen haben. Sie lernen andereMethoden und Themen kennen underhalten Einblick in örtliche Vereineund Organisationen. Außerdem lernensie, stärker Verantwortung zu überneh-men, und werden zur Selbstorganisa-tion befähigt. Die Verbände werden inden Schulen von LehrerInnen, Schüler-Innen und Eltern insgesamt als kompe-tente Träger von Jugendarbeit wahrge-nommen.

Problembereiche für denKooperationspartnerJugendverbandDie Frage der Freiwilligkeit der Teil-nahme der Kinder und Jugendlichen anden Angeboten ist noch problematisch.Hier besteht ein hoher Kommunika-tionsbedarf mit den Schulen, da dieSchülerInnen sich für ein Jahr verpflich-ten, an den Ganztagsschulangebotenteilzunehmen, und es auch vorkommt,

dass SchülerInnen zum Teil unfreiwilligin nicht von ihnen gewählte Projekt-angebote zugelost werden und daherteilweise unmotiviert sind. DieVerpflichtung der SchülerInnen hemmtdann Gruppenprozesse und die thema-tische Arbeit. Vor Ort müssen daherjeweils gemeinsam akzeptable undpraktikable Lösungen von Schule undJugendverbänden gesucht werden (z.B. Schnupperkurse, genauere AG-Ausschreibungen oder offene Bereu-ungsangebote für SchülerInnen, die„unmotiviert“ sind).

Zum Teil fehlt den Verbänden noch diefeste Einbindung in die Schulstrukturund der regelmäßige und institutionali-sierte Kommunikationsaustausch mitden Lehrkräften. Von den SchülerInnenwird insbesondere kritisiert, dass es zuwenig Pausen oder Freizeit ohne Auf-sicht gibt. Außerdem fehlen zum Teildem Bewegungsdrang entsprechendeAngebote. Hinzu kommt, dass meistein genereller Raumwechsel zwischenVor- und Nachmittag nicht möglich ist,auch weil oft eigene Räume für Pro-jekte an den Schulen fehlen.

Um längerfristig kontinuierliche An-sprechpartner vor Ort bieten zu kön-nen, benötigen die Verbände noch eineentsprechende Ausstattung, auch mithauptamtlichen Kräften, die die Kon-takte zur Schule weiter intensivierenund die ProjektmitarbeiterInnen bera-ten. Teilweise fehlen bisher auch denSchulen insbesondere am Nachmittagkontinuierliche AnsprechpartnerInnen(z.B. Lehrkräfte, Hausmeister). Hiermüssen viele Schulen längerfristig ihrezeitliche Erreichbarkeit im Nachmittags-bereich noch ausbauen.16

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Die offene Ganztagsschule inRheinland-Pfalz – eine jugend-politische Herausforderung für die Jugendverbände

Fotos: Mark Unbehend

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Page 17: SCHWERPUNKTTHEMA: 25 Jahre Bundesjugendwerk … · (Bertrand Russell: Lob des Müßiggangs, S. 89) „Wir meißeln hier keine zehn Gebote in Stein, sondern wir gehen heute hin und

Vorbereitung derMitarbeiterInnen Es ist wichtig, nur langjährig erfahreneEhrenamtliche oder hauptamtlicheMitarbeiterInnen an den Ganztags-schulen einzusetzen. InsbesondereMitarbeiterInnen, die im pädagogischenBereich eine Ausbildung oder einStudium begonnen und eventuell auchschon Praktikumserfahrung außerhalbder Verbandsarbeit (offene Jugend-arbeit, MigrantInnenarbeit) gesammelthaben, eignen sich gut für die Arbeitan Schulen.

In spezifischen Fortbildungen für anGanztagsschulen tätige Ehrenamtliche,ist es sinnvoll, das andere „Setting“Schule zu thematisieren (z.B. keineFreiwilligkeit, andere Herangehens-weisen) und sich in einer Art strukturel-len Einführung mit den Regeln desSystems Schule auseinander zu setzen,auch um andere und neue Konflikt-linien verstehen zu lernen und einstrukturelles Ineinandergreifen ansatz-weise möglich zu machen. GemeinsameFortbildungen von pädagogischenFachkräften mit LehrerInnen könnenschließlich den fachlichen Diskurs unddie Zusammenarbeit stärken.

Hauptamtliche müssen die Aufgabe der Vernetzung mit der Schule und des kontinuierlichen Informationsaus-tausches mit der Schule forcieren,damit keine Irritationen oder Kommu-nikationsprobleme entstehen. Diesstellt einen nicht zu unterschätzendenArbeitsumfang dar, der für Ehrenamt-liche allein meist zeitlich nicht leistbarist. Hauptamtliche müssen Ehrenamt-liche darüber hinaus intensiv unterstüt-zen und in Richtung Supervisionbegleiten.

Kooperationsverständnisvon Jugendverbänden inder Zusammenarbeit mitSchulenIn Vorgesprächen zu geplanten Pro-jekten müssen die Hauptamtlichen mitder Schule klare Absprachen treffenund Themen, wie Zwischenreflexionen,Möglichkeiten zum Informations-

austausch und Abschlussreflexion,besprechen. Eine wichtige Voraussetz-ung für eine gelingende Kooperationvon Schule und Jugendarbeit ist diegegenseitige Anerkennung von Schuleund Verband als gleichberechtigtePartnerInnen, verbunden mit der ga-rantierten fachlichen und inhaltlichenUnabhängigkeit der Verbände.Gleichzeitig müssen den PartnerInnenihre Gemeinsamkeiten und Unterschie-de (auch bezogen auf ihre spezifischenInteressenlagen) bewusst sein. Wichtigist deshalb ein regelmäßiger Erfahrungs-und Informationsaustausch zwischenden Kooperationspartnern und ihreVernetzung.

AusblickEs ergeben sich durch die Diskussionüber und die Einrichtung von Ganz-tagsschulen für Jugendverbände grund-sätzlich viele Chancen, um Schule zueinem Lebensort und Ort sozialenLernens mit einer neuen „Schulkultur“und im Sinne einer ganzheitlichenBildung umzugestalten. In diesemZusammenhang muss auch eine Reformdes dreigliedrigen Schulsystems wiederthematisiert werden. Schule muss sichden neuen Herausforderungen stellenund sich weiterentwickeln. Jugendarbeitmuss sich umgekehrt auf das FeldSchule einstellen und sich in der Bil-dungsdebatte positionieren. Jugend-arbeit sollte schon bei der Errichtungvon Ganztagsschulen in die Diskussioneingebunden werden, ebenso wie auch

Eltern und Lehrkräfte partizipieren soll-ten. Dies ist bisher noch nicht in aus-reichendem Maße geschehen. „GelebteJugendpolitik“ (Blum 2003) beinhaltet,dass in der Schule zukünftig demokra-tisches Handeln durch Mitentscheidung,Mitgestaltung und Mitverantwortungvon Kindern und Jugendlichen eine be-deutende Rolle spielen muss. Für dieneuen Ganztagsschulen bedeutet diesvor allem, dass Bedürfnisse undMotivationen von SchülerInnen ernstgenommen werden müssen und ihnenermöglicht wird, an der Gestaltung desSchullebens aktiv partizipieren zu kön-nen. Grundsätzlich muss Jugendver-bandsarbeit weiterhin selbstbewusstauf ihr eigenes Profil achten, ihrenBildungsanspruch betonen und sich inallen Debatten und Kooperationen „ingleicher Augenhöhe“ mit den Schulenbefinden. Die pädagogische Qualitätsowie eine den Erwartungen allerBeteiligten entsprechende pädagogi-sche Gesamtkonzeption und einebeginnende kontinuierliche Evaluationvor Ort müssen dabei von Anfang anvorhanden sein. ❑

Andreas Blum

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Zum Autor:

Diplom-Pädagoge, geb. 1969, mehrjährige Tätigkeit in der offenenJugendarbeit, in Schulsozialarbeits- und geschlechtsbezogenenMedienprojekten, zur Zeit Projektreferent des Projektes „Kooperation vonJugendarbeit und Ganztagsschule“ beim Landesjugendring Rheinland-Pfalz

Literatur

Andreas Blum (2003): Gelebte Jugendpolitik. Kooperationen von Jugendarbeit und Ganztagsschule in Rheinland-Pfalz, in: BDKJ-Journal, 2003

Positionspapier des Landesjugendringes Rheinland-Pfalz zu Kooperationenvon Ganztagsschulen und Jugendverbänden, 2002

INFO

Foto: Mark Unbehend

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EINE/R FEHLT NOCHBildung ist Menschenrecht!

Die aktuellen Debatten und Reformvorschläge in Bezug auf Bildung und

Ausbildung stehen fernab der objektiven gesellschaftlichen Probleme.

Sowohl die Vorschläge in Bezug auf die Privatisierung der Schule als auch der

Hochschule verdrängen gänzlich Erziehungs- und Bildungsziele sowie entspre-

chende Inhalte. Es geht um „mehr und schneller“, dadurch verspricht man sich

eine „bessere“ Bildung und Ausbildung im weltweiten Vergleich, als Konsequenz

von u.a. PISA. Schule und andere (Aus-)Bildungsstätten sollen zur Bildungs-

industrie umgebaut werden, die den/die wirtschaftskonforme/n Bürger/in heran-

ziehen. Bildung ist aber nicht das Quantum an Wissen mit effektivem und direk-

tem Nutzen für die Wirtschaft, sondern vielmehr die Fähigkeit zur Analyse und

Kritik, humanistisches und demokratisches Strukturverständnis, somit Fähig-

keiten, die eine Gesellschaft zusammen halten. Bereits heute erfüllen weder

Schule noch Hochschule diese Bildungsziele.

Die Situation an den deutschen Hochschulen verschlechtert sich zusehends: Die

finanzielle Notlage sorgt für unerträgliche Lehrbedingungen, die Studierenden

müssen in immer größerem Maße zur Finanzierung ihres Studiums arbeiten und

die Lehrinhalte werden zu Gunsten vermeintlich sinnvoller marktwirtschaftlich

relevanter Vermittlung von Basiswissen ausgedünnt. Nicht diese Missstände wer-

den in der Öffentlichkeit diskutiert, sondern vermeintliche „Bummelstudierende“

werden als Sündenböcke ausgemacht und statt des krankenden Bildungssystems

an den Pranger gestellt. Dabei ist es schon heute bei weitem nicht jedem

Abiturienten möglich, sich sein Studium zu finanzieren - und Jugendliche aus

bildungsfernen Schichten sind ohnehin selten genug in der Lage, Abitur machen

zu können. Dies muss sich ändern, anstatt ähnliche Probleme nun auch noch auf

SchülerInnen und deren Eltern zukommen zu lassen.

In den aktuellen Debatten wird die Wirtschaft als zentrales Organ des gesell-

schaftlichen Zusammenlebens gedeutet und in den Mittelpunkt der Debatten

gerückt, und tatsächlich bestimmt die Wirtschaft sämtliche Bereiche der Gesell-

schaft. Das alte „deutsche“ Prinzip „Arbeit macht frei“ (über den Toren von

Auschwitz) findet seine heutige Entsprechung. „Nicht das wirkliche Interesse

bestimmt das Lernverhalten, sondern der Marktwert und die Marktlage.“

(Hans-Joachim Maaz)

Menschen werden in rein wirtschaftlicher Perspektive als „Humankapital“ be-

trachtet. Das ausgebildete Humankapital soll sich mehren, um sich der Wirtschaft

von größt möglichem Nutzen erweisen zu können. Reformmodelle werden zur

Besserung der Arbeitsstatistik erstellt, nicht aber zur Besserung der Arbeitsver-

hältnisse, Quantität über Qualität als Garant der Wiederwahl in allen Bereichen,

v.a. in der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik. Bildung als Marktwert entspricht

dem Prinzip der „Ich-AG“, die eine weitere Entsolidarisierung der Gesellschaft

zum Prinzip erhoben hat. Lebenslanges Lernen für lebenslange Unsicherheit.

Die Qualität der Bildung darf nicht abhängig sein von materiellen

Voraussetzungen oder vom wirtschaftlichen Wohlwollen!

Bildung ist mehr als Ausbildung für die Wirtschaft, mehr als das Wissen,

das für die spätere Lohnarbeit benötigt wird. Abhängige Lohnarbeit ist kein

Grundbedürfnis der Menschen, v.a. nicht durch die Unterwerfung unter die

reinen Marktgesetze.

Bildung sollte in erster Linie ein Menschenrecht und Garant für eine demokratisch

aufgeklärte Gesellschaft sein. Garant für die Fortentwicklung einer Gesellschaft

nach humanistischen, und nicht rein ökonomischen Kriterien.

DIE EXZESS-SERIE ZUR KAMPAGNE – TEIL 4: „BILDUNG“

Plakate, Flyer, Postkarten und Online-Spiel zur Kampagne unter:

www.einer-fehlt-noch.de oder www.eine-fehlt-noch.de

„Wenn heute jemand 18 Semester studiert, hat er

sich gewöhnlich nicht mit Kant, Hegel, Marx und

Freud aufgehalten, sondern mit Kellnern oder

Telefonieren.“

(Christoph Hesse, in: Konkret 8/2000)

Wir vom Bundesjugendwerk der AWOfordern:• die direkte finanzielle Absicherung von Kindern und

Jugendlichen, bis zum Eintritt ins Berufsleben,

• Bildung und Ausbildung nicht als wirtschaftlichenWert zu sehen, sondern als gesellschaftlichen,

• Mitbestimmung und Partizipation in allen (bildungs-)politischen und ökonomischen Bereichen,

• ein Ende der Phantomdiskussion über fauleStudierende,

• eine sachliche Auseinandersetzung über die finanzi-elle Ausstattung von Schulen und Hochschulen,

• die Abkehr von Studiengebühren und -konten-modellen sowie Schulgebühren,

• die Einführung eines elternunabhängigenStudienförderungssystems,

• die verstärkte Förderung von Kindern und Jugend-lichen, die nicht aus dem Bildungsbürgertum kommen sowie

• die Politik auf, endlich mit der Bevölkerung undnicht mit der Wirtschaft unsere Gesellschaft zu reformieren.

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KURZGE SCHICHTEEin langer Augenblick

Er näherte sich dem Café, ja, errannte fast vor lauter Freude. Wie

sehr er sich danach gesehnt hatte, sienoch einmal zu treffen, ihr wieder indie Augen sehen zu können. Er konntedas Café jetzt sehen - und blieb ste-hen. Plötzlich war nicht mehr Freude,sondern Aufregung das vorherrschendeGefühl. Wie lange war es nun her? 1 Jahr? 2 Jahre? Er konnte seineGedanken nicht mehr ordnen. DieBilder, die er in seinem Kopf von ihrgespeichert hatte, ihr Lächeln, ihreAugen, alles war ihm jetzt so präsent,als hätte er sie erst gestern verlassen.Doch nun kamen Zweifel auf - war eswirklich ihre Stimme gewesen, die ihnheute früh am Telefon begrüßt hatte?Er war sich so sicher gewesen, aberklang sie früher nicht anders? War esvielleicht nur ein Scherz seinerFreunde, die so sehr unter seinerTrauer hatten leiden müssen? Er wußtees nicht. Doch das Verlangen, sie wie-

dersehen zu wollen, ja zu müssen,trieb ihn dazu weiterzugehen. Nur sowürde er feststellen können, ob siewirklich dort auf ihn wartete. Nur nochwenige Schritte, und er würde das Caféerreicht haben. Er nahm nichts anderesmehr wahr, als die beleuchtetenFenster und den Türgriff, der vorsichtigvon seiner Hand heruntergedrücktwurde. Beinahe platzend vor lauterAufregung schaute er sich um. Hattesie sich verändert? Die Haare gefärbt?Seine Augen suchten einen Tisch nachdem anderen ab. Die Aufregung drohtevon Verzweiflung verdrängt zu werden.Sie war nirgends zu sehen! Er wandtesich an die Bedienung, wollte sie gera-de nach der Frau fragen, die er so sehrgeliebt hatte, als er eine Silhouette imhinteren Bereich des Cafés wahrnahm,die sich einem der leeren Tische näher-te. Er sah hinüber, und da stand sie!So, wie er sie in Erinnerung hatte.Auch sie hatte ihn gesehen und ihre

Blicke trafen sich, so wie damals, alssie ihn verabschiedet hatte, und dasSchiff ausgelaufen war. Er blieb wieangewurzelt stehen, er wußte nicht,was er tun, was er sagen sollte - sielächelte ihm schüchtern zu. Nur lang-sam überwand er seine Regungslosig-keit und ging behutsam auf sie zu.Schließlich löste sich auch der Knotenin seinem Hals, und mit zitternderStimme und weichen Knien brachte erschließlich doch ein paar Worte hervor.„Ich hätte nicht gedacht, dass ich dicheinmal wiedersehen würde“, atmete erauf und setzte sich. Der Weg an diesenTisch war der längste seines Lebensgewesen, und erleichtert stellte er fest,daß er sich wohl nie etwas mehrgewünscht hatte, als mit dieser Frauhier sitzen zu können. ❑

Jens Festmann

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In Kooperation mit dem Landesjugendwerk der AWOThüringen fand Ende Juni das Seminar „UN-Kinderrechts-

konvention & Öffentlichkeitsarbeit“ in Jena statt. Der „Bau-stein“ „Inhalt & Methoden“ war das erste Seminar des neuenBildungskonzeptes des Bundesjugendwerkes der AWO: des„BuJW-Bildungsbaukastens“.

Das Ziel, gleichzeitig Inhalte und methodische Kompetenzenzu vermitteln, ging auf. Das Erlernte wurde am Praxisbeispielaus der Jugendwerksarbeit eingeübt. Das LJW der AWOThüringen plant am 19. und 20. mehrere Aktionen in Erfurtzum Weltkindertag. Die Seminarteilnehmer/innen erarbeitetendazu ein Öffentlichkeitsarbeitskonzept, welches den ThüringerJugendwerker/innen eine große Hilfe beim Vorbereiten derAktionen sein dürfte. Zudem wurde das AWO-Jugendzentrum„Eastside“ in Jena besichtigt, welches einen Einblick in dieörtliche Jugendwerksszene ermöglichte.

Des weiteren ist erwähnenswert, dass die Vorbereitungs-gruppe des Seminars zwei informative Reader erarbeitete: je einen zu den Themen „Öffentlichkeitsarbeit“ und „UN-Kinderrechtskonvention“. Diese können bei Mark Unbehend([email protected]) vom Bundesjugend-werk der AWO angefragt werden. ❑

Mark Unbehend

Weitere Seminare des BuJW-Bildungsbaukastens:

• Baustein IDENTITÄT & GESCHICHTE4./5. Oktober 2003: „Mit uns zieht die neue Zeit...“!?, Bonn

Was ist das Jugendwerk, was die AWO? Wo kommen wir her,wo gehen wir hin? Was sind die Traditionen des JW und derAWO? Haben wir eine verbandliche Identität? BeispielhafteFragen, die dieses Seminar klären soll.

• Baustein IMPULS15./16. November 2003: „Interkulturelle Öffnung“(Kooperation mit dem Bezirksjugendwerk der AWONiederrhein), Essen

Jugendverbänden wird schon seit geraumer Zeit ein Nicht-Erreichen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund atte-stiert. In diesem Seminar wollen wir uns u.a. fragen, ob diesso stimmt, und wenn ja, welche Barrieren es gibt, die einEngagement von „Migrationsjugendlichen“ im Jugendwerk derAWO erschweren könnten?

• Baustein HANDWERKSZEUG20./21. November 2003: „Ehrenamt & Fördermittel“, Bonn

Wo bekommt man Fördermittel her (EU, Stiftungen,...)? WelcheMittel und Erfahrungen gibt es im Bereich der Gewinnung,Bedeutung und Förderung von Ehrenamtlichen? Methodischgeht es hier v.a. um Projektkonzeption.

Anmeldung bei: Natalie Rohrbeck vom Bundesjugendwerk derAWO, e-mail: [email protected], Fon:0228/6685-117

ErstesBaukasten-Seminar desBundesjugendwerkes

Fotos: Mark Unbehend

Fotos: Mark Unbehend

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Jugendwiderstand im Krieg.Die Helmuth-Hübener-Gruppe1941/1942

So lautet der Titel eines im Pahl-Rugenstein Verlag in der Reihe„Bibliothek des Widerstandes“ erschienenen Buches. Der Autor Ulrich

Sander erinnert damit an Helmuth Hübener, der mit 17 Jahren „wegenVorbereitung zum Hochverrat und landesverräterischer Feindbegünsti-gung“ vom Nazi-Regime hingerichtet wurde. Im Februar 1942 wurde dieJugendwiderstandsgruppe um Hübener in Hamburg verhaftet. In rund 60 Flugblätternhatten die Jugendlichen Nachrichten der BBC über den wahren Verlauf des Krieges ver-breitet und damit die Goebbels-Propaganda widerlegt.

Drei Fotos und die Prozessakte des gläubigen Mormonen Hübener sind geblieben undin dem Buch enthalten. Sie lassen erahnen, was für ein das Leben liebender Menschdieser junge Idealist war. Ein junges, offenes und sympathisches Gesicht blickt voneinem Porträtfoto. Die glatten Haare sind sorgfältig gescheitelt, der Kopf ist ohne Poseleicht nach rechts gedreht, die Augen schauen freundlich in die Kamera. Ein anderesBild, offenbar bei einem Ausflug ins Grüne aufgenommen, zeigt denselben Jungen inunternehmungslustiger Haltung, mit einem etwas schräg aufgesetzten Hut und umge-hängtem Fotoapparat, ein wenig schlacksig, gutmütig lächelnd. Und eine dritte Aufnah-me: Drei Jugendliche haben sich freundschaftlich gegenseitig die Arme um die Schulterngelegt. Der Kleinste von ihnen steht – im Zweireiher und mit Fliege – in der Mitte:Helmuth Hübener, Verwaltungslehrling, 16 Jahre alt, das Leben vor sich, bereit, es zugewinnen.

Sander dokumentiert die außergewöhnlich mutigen Taten von Hübener im Widerstandgegen den Hitlerfaschismus, an das dramatische Schicksal eines jungen HamburgerChristen, der fast noch ein Kind war, als das Fallbeil seinem hoffnungsvollen Leben einEnde machte.

Die zahlreichen Dokumente, Interviews mit Zeitzeugen, Medienberichte, Briefe undAmtsschriften machen die Repression deutlich, der sich trotzdem – wenn auch wenige –Menschen entgegen stellten. So auch ein Interview mit Karl-Heinz Schnibbe, einemWiderstands-Gefährten Hübeners, in dem Schnibbe deutlich macht, dass Jugendwider-stand gegen die Nazis möglich und vorhanden war: „Es gab Opposition gegen die HJ.Gegen den Drill. Denn die Jugend, die war ja betrogen. Die unter Adolf Hitler aufwuch-sen, hatten ja keine Jugend. So etwas wie heute, das kannten wir nicht. Wir kanntennur Geschrei, Gebrüll und Drill. Und alles war verboten.“

Es lohnt sich, dieses Buch über eine leider viel zu unbekannte Gruppe von Jugend-lichen, die sich der Unmenschlichkeit der Nazis widersetzten und dafür einen hohenPreis zahlten, zu lesen! ❑

Mark Unbehend

Argumente gegenrechte Propaganda

Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“, „Wenn das

so weitergeht, sind wir bald in derMinderheit – und das in unserem eige-nen Land“, „Ausländer plündern unse-re Rentenkassen“ – solche und ähnli-che Scheinargumente und Lügen hatsicherlich jede/r schon mal gehört, undnicht nur am Stammtisch. Obwohl manimmer intuitiv weiß, dass es sich dabeium rechte Propaganda handelt, fehlenselbst informierten Menschen oftmalsspontan die entsprechenden Argumente.

Abhilfe schafft das im „Verlag an derRuhr“ erschienene Buch von JonasLanig und Marion Schweizer „’Aus-länder nehmen uns die Arbeitsplätzeweg!’ Rechtsradikale Propaganda undwie man sie widerlegt“. Neben zahlrei-chen Gegenargumenten, Zahlen undFakten, sind darin auch Fotos von inDeutschland lebenden Menschen nicht-deutscher Herkunft enthalten, jeweilsmit Zitaten dieser Menschen, die sehrinteressant sind.

Hier zwei Auszüge aus solchen Zitaten:„Ich würde den Leuten sagen, dass essie nichts gekostet hat, Deutscher oderweiß zu sein. Das ist nur Zufall.Jemand sagt mir, du bist Ausländer,Außenseiter ... er oder sie hat es sichnicht gekauft, Deutscher zu sein. Eshat sie nichts gekostet, hier zu sein.Es ist reiner Zufall ...“, „Fühlst du dichhier akzeptiert? Die Frage stelle ich mirgar nicht. Ich bin ein Teil des Ganzenhier. Ich bin seit 20 Jahren in den glei-chen Kreisen. Also, wenn jemand sagt‚Ausländer raus’, der regt mich garnicht dermaßen auf. Ich würde michnatürlich ärgern, aber ich weiß ja, dasses unberechtigt ist, ich gehöre genau-so dazu wie der.“

Schön auch die in dem Buch enthalte-nen Illustrationen und Texte zumThema. Zum Appetit-Machen einesdavon:

„Kirk: Soll ich Ihnen etwas sagen,Spock? Jeder ist ein Mensch.

Spock: Sie beleidigen mich.

Kirk: Das ist nur menschlich.

Spock: Rassist.

Kirk: Vulkanier.“ ❑

Mark Unbehend

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Wir, Jugendverbände und Organisatio-nen, fordern das Ende der Wehr-

pflicht – jetzt.

Die allgemeine Wehrpflicht bedeuteteinen großen Eingriff in die individuelleFreiheit aller jungen Männer, der nurdurch sicherheitspolitische Rahmenbe-dingungen zu begründen und zu rechtfer-tigen ist. Diese Rahmenbedingungen sindseit dem Ende des Kalten Krieges abernicht mehr gegeben. Die heutigen frie-dens- und sicherheitspolitischen Anforde-rungen an die Bundeswehr kommen ohneWehrpflicht aus.

Die allgemeine Wehrpflicht kann nichtmehr gerecht organisiert werden. Einemögliche Verkürzung des Wehrdienstesdient nicht der Verbesserung der Verteidi-gungsfähigkeit, sondern ist nur der ver-zweifelte Versuch, die schon lange nichtmehr gegebene Wehrgerechtigkeit zu retten. Dabei ist die gerechte Lastenver-teilung auf alle Männer eines Jahrgangseine der Grundbedingungen für die Wehr-pflicht.

Die allgemeine Wehrpflicht kann sichnicht aus dem Zivildienst ableiten. Allesozialen Dienstleistungen können auch

ohne Zivis erbracht werden, mit einemMix aus regulären Arbeitskräften, Menschenim freiwilligen Jahr und ehrenamtlichenHelfern. Wir wissen, dass junge Menschenbereit sind, gesellschaftliche Solidaritätzu zeigen und zu üben, und das ohneZwang.

Die allgemeine Wehrpflicht kann nichtdadurch gerechtfertigt werden, dass sichvon 100.000 Grundwehrdienstleistenden8.000 bereit erklären, Soldaten auf Zeitzu werden. Die Streitkräfte können – wiealle anderen Berufe in Deutschland auch– ihr Personal mit anderen Mitteln alseinem Pflichtdienst gewinnen.

Die Organisationen dieser gemeinsamenErklärung appellieren an die Abgeordne-ten im Deutschen Bundestag und an dieBundesregierung, einen mutigen Reform-schritt zu gehen und fordern:

„Ende der Wehrpflicht – jetzt!“

Die Unterzeichner dieser Erklärung sindu.a.: Deutscher Bundesjugendring,Aktionsgemeinschaft Dienst für Frieden,Grüne Jugend, Internationale der Kriegs-dienstgegner/innen, Junge LiberaleBundesverband, Jusos in der SPD, [solid]Sozialistische Jugend, Zentralstelle KDV ❑

Gemeinsame Erklärung von Jugendverbänden und anderen Organisationen:

Veraltet und ungerecht Ende der Wehrpflicht – jetzt!

Wo geht’s denn hier hin?+++ sogar das gute alte Schülerlexikon,unentbehrlich bei so mancher Hausaufga-be, ist jetzt online: www.schuelerlexikon.de Alle Lexika zu elf Schulfächern aufeinen Blick! +++ Walter Moers ist Kultund deshalb hier gleich drei Empfehlun-gen zu dem Erfinder des kleinen Arsch-lochs und von Käpt’n Blaubär: +++www.wdr.de/tv/blaubaer ist die Seite füralle, die noch regelmäßig die Sendungmit der Maus gucken. Lügengeschichten,Online-Spiele und alles, was das Bären-herz begehrt +++ www.kleines-arschloch.de für alle, die auch im Netz in dieWelt des Kleinen Arschlochs eintauchenmöchten. Vom Spiel bis zur ultimativenWahrheit zu Walter Moers ist alles dabei.+++ www.zamonien.de ist die Seite für alle, die „Die 13 Leben des Käpt’nBlaubär“ gelesen haben, lesen wollen,oder für die, die neugierig sind, was fürPhantasiegeschöpfe sich Walter Moersausdenken kann. Ich sag nur: Zwerg-piraten, Stollentrolle, Nattifftoffe... +++

Nicola Völckel

AWO-Haus Epfenbach

In der Nähe von Heidelberg nutzt derAWO-Kreisverband Rhein-Neckar die ehe-

malige Epfenbacher Schule als Freizeit- undBildungsstätte. Das Haus hat eine Kapazitätvon 50 Betten und ist gut geeignet fürSelbstversorgergruppen, Kinderfreizeiten,Jugendfreizeiten und Seminare jungerErwachsener.

Infos: AWO-KV Rhein-Neckar, www.awo-rhein-neckar.de, Fon: 06203/928540, e-mail: [email protected]

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Ja, die EXZESS interessiert mich!!!Ich bestelle

ein Probeheft der Exzess

die Exzess per kostenlosem Direktabo (Voraussetzung: Mitglied im Jugendwerk)

___ Exemplare der Exzess zum Jahresabopreis, d.h., vier Ausgaben à 1 € pro Exemplar

___ Exemplare der Exzess zum Förder-Jahresabopreis, d.h., vier Ausgaben à 2 € pro Exemplar

Name, Vorname:

Adresse:

Telefon:

Datum + Unterschrift:

Senden an: Bundesjugendwerk der Arbeiterwohlfahrt

Oppelner Str. 130 • 53119 Bonn • oder per Fax: 0228/6685286

C O U P O N

Wir machen Geschichte......es war einmal ein kleines Völkchen aufgeweckter Jugendwerkler/innen, vertrieben vonden Höhen der Nordalb, das sich aufmachte, um eine neue Heimat zu finden. Nach lan-gem Suchen fanden sie Zuflucht in einer alten Mühle in Altensteig. Es gab viel zu tun,bis sie das Haus für ihre Zwecke nutzen konnten. Sie haben fleißig gehämmert, gestri-chen, gekachelt, gegraben und genagelt, bis das Haus in neuem Glanz erstrahlte.

Seither schliefen sehr viele Menschen in den Betten, erprobten ihre Fähigkeiten in dergroßen Küche und es flitzten unzählige Zeltlagerkinder am Randes des Waldes über dieWiese und kühlten sich am angrenzenden Flüsschen an heißen Sommertagen ab.

... und weil dies kein Märchen ist und die Geschichte lebt, feiern wir mit allen die mit-geholfen haben, unser Haus in Altensteig zu suchen, aufzubauen, Instand zu halten,und auch mit allen, die neugierig darauf sind und mal vorbei schauen wollen, unsere

Große Jubiläumsfeier am 4. Oktober 2003.

Wir bejubeln 5 Jahre Altensteig & 32 Jahre Jugendwerk der AWO Württemberg.Das Wichtigste zu unserem Fest in Kürze:14.30 Uhr: Beginn mit Sektempfang und offizieller Begrüßungab 15 Uhr: Kaffee & Kuchen, Brezel & Bierab 17 Uhr: Grillenzwischendurch: Versteigerung & Tombola, JW-Museum mit Hall of Fame, Merchandisingim Wandel der Zeit, JW-Veteranentreffen, Hausrallye für Alt und Jung, abends Party mitBand und Konservenmucke + Special guests: KiZL 03. ❑

Annina MeissnerBezirksjugendwerk der AWO Württemberg

Trainingshandbuch„Wege aus derGewalt“

Das Buch für Multiplikator/innen in derJugendarbeit von Heike Blum und

Detlef Beck (herausgegeben von derStiftung Mitarbeit und dem Bund fürSoziale Verteidigung) ist neu aufgelegt.Es kostet 6 Euro.

Bestellung: Bund für SozialeVerteidigung, Schwarzer Weg 8, 32423Minden, Fon: 0571/29456, e-mail: [email protected]

Schönheitkotzt michan!

So heißt eine Ausstellung, die dasLandesjugendwerk der bayerischen

AWO als Plakatmappe zum Thema„Essstörungen und Schönheitswahn“ fürdie Arbeit mit Jugendlichen anbietet.

Untersuchungen aus Europa, den USAund Australien belegen, dass 90 % allerweiblichen Teenager abnehmen wollen.Von 600 Schülerinnen zwischen 8 und 16Jahren gaben 4 % in einer HamburgerBefragung an, mit Erbrechen ihr Gewichtzu beeinflussen. Jedes zweite Mädchenunter 18 Jahren hat laut der DeutschenGesellschaft für Ernährung Diäterfahrung.Jede zweite 12-Jährige zählt ihre Kalorien.

Die junge Künstlerin Melanie Jilg erstelltedie Plakate im Rahmen ihrer Facharbeitim Leistungskurs Kunst und verarbeitetekünstlerisch am Thema „SozialkritischePlakatgestaltung“ die persönlichelangjährige Betroffenheit als guteFreundin einer an Essstörungen erkrank-ten Mitschülerin.

Die Plakatmappe besteht aus einer DIN-A-2-Mappe mit Titelplakat, 13 PlakatenDIN-A-2 (druckversiegelt) sowie einerArbeitshilfe mit Tipps zur Arbeit mitJugendlichen, Internetlinks undFragebögen. Die Mappe kostet 45 Eurofür Jugendwerker/innen, sonst 49 Euro(plus Porto & Versandkosten). ❑

Bestellung: LJW der bayerischen AWO, Fon: 089/547260-10, Fax: 089/547260-14,e-mail: [email protected]

Foto: Michael Taube

Foto: Mark Unbehend

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September

19./20. Weltkindertags-Aktionen des

LJW der AWO Thüringen, Erfurt

OktOber

4./5. Seminar des Bundesjugend-

werkes „Mit uns zieht die neue

Zeit...!?“, Bonn

18./19. Vorsitzendentreffen, Berlin

26. Redaktionsschluss EXZESS

4/2003 (Schwerpunktthema:

Antirassistische Bildungsarbeit)

NOvember

3./4. Hauptamtler/innen-Tagung, Stuttgart

8./9. Bundesausschuss, Bonn

15./16. Seminar des Bundesjugendwerkes

(Kooperation mit BJW der AWO Nieder-

rhein) „Interkulturelle Öffnung“, Essen

20./21. Seminar des Bundesjugendwerkes

„Ehrenamt & Fördermittel“, Bonn

Dezember

5.-7. Arbeitstagung der bundesweiten AG

„Pädagogisches Konzept des Jugend-

werkes der AWO“, Ort noch unbekannt

T e r m i n e

Bundesjugendwerk der Arbeiterwohlfahrt e.V.Oppelner Str. 130 • 53119 BonnTel.: 0228/6685-117Fax: 0228/6685-286e-mail: [email protected]

Ausgabe: 3/2003Auflage: 2300

Herausgeber:Bundesjugendwerk der Arbeiterwohlfahrt e.V.

Redaktion:Mark Unbehend (V.i.S.d.P.)

Redaktionelle Mitarbeit:Helga Feierabend, Natalie Rohrbeck, Nicola Völckel

Redaktionsbeirat: Marcus Mesch, Aline Münch, Guido Schmidt

Fotos:Daniel Kröger, Jürgen Steininger, MichaelTaube, Mark Unbehend, LJW Bayern

Layout:Lubica Rosenberger, Bonn

Anzeigenleitung:Mark Unbehend

Gesamtherstellung:Bundesjugendwerk der Arbeiterwohlfahrt e.V.

Druck:Courir-Druck GmbH, Bonn

Vertrieb:Eigenvertrieb

Redaktionsanschrift:Bundesjugendwerk der Arbeiterwohlfahrt e.V.Oppelner Str. 130 • 53119 BonnTel.: 0228/6685-119Fax: 0228/6685-286e-mail: [email protected]

Redaktionsschluss für die Ausgabe 4/2003ist der 26. Oktober 2003.

Gefördert mit Mitteln des Bundesministeriumsfür Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Exzess erscheint vierteljährlich. Für unver-langt eingesandte Manuskripte und Fotoswird keine Haftung übernommen. Der Ab-druck und die Vervielfältigung des Inhalts,auch auszugsweise, insbesondere von derAgentur gestalteter Anzeigen, ist nur mitschriftlicher Genehmigung der Agenturgestattet. Alle Rechte liegen beim Bundes-jugendwerk der AWO. Das Bundesjugend-werk ist Mitglied im Bundesjugendring.

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