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1 Gerhard Engelbrech, Hannelore Gruber, Maria Jungkunst Erwerbsorientierung und Erwerbstätigkeit ost- und westdeutscher Frauen unter veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen 30. Jg./1997 Sonderdruck aus: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

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Gerhard Engelbrech, Hannelore Gruber, Maria Jungkunst

Erwerbsorientierung und Erwerbstätigkeit ost-und westdeutscher Frauen unter veränderten

gesellschaftlichen Rahmenbedingungen

30. Jg./1997

Sonderdruck aus:

Mitteilungenaus derArbeitsmarkt- undBerufsforschung

Page 2: Sonderdruck aus: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und ...doku.iab.de/mittab/1997/1997_1_MittAB_Engelbrech_Gruber_Jungkunst.pdf · Gerhard Engelbrech, Hannelore Gruber und Maria

Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (MittAB)

Die MittAB verstehen sich als Forum der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Es werden Arbeiten aus all den Wissen-schaftsdisziplinen veröffentlicht, die sich mit den Themen Arbeit, Arbeitsmarkt, Beruf und Qualifikation befassen. DieVeröffentlichungen in dieser Zeitschrift sollen methodisch, theoretisch und insbesondere auch empirisch zum Erkennt-nisgewinn sowie zur Beratung von Öffentlichkeit und Politik beitragen. Etwa einmal jährlich erscheint ein „Schwerpunkt-heft“, bei dem Herausgeber und Redaktion zu einem ausgewählten Themenbereich gezielt Beiträge akquirieren.

Hinweise für Autorinnen und Autoren

Das Manuskript ist in dreifacher Ausfertigung an die federführende HerausgeberinFrau Prof. Jutta Allmendinger, Ph. D.Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung90478 Nürnberg, Regensburger Straße 104zu senden.

Die Manuskripte können in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden, sie werden durch mindestens zweiReferees begutachtet und dürfen nicht bereits an anderer Stelle veröffentlicht oder zur Veröffentlichung vorgesehensein.

Autorenhinweise und Angaben zur formalen Gestaltung der Manuskripte können im Internet abgerufen werden unterhttp://doku.iab.de/mittab/hinweise_mittab.pdf. Im IAB kann ein entsprechendes Merkblatt angefordert werden(Tel.: 09 11/1 79 30 23, Fax: 09 11/1 79 59 99; E-Mail: [email protected]).

Herausgeber

Jutta Allmendinger, Ph. D., Direktorin des IAB, Professorin für Soziologie, München (federführende Herausgeberin)Dr. Friedrich Buttler, Professor, International Labour Office, Regionaldirektor für Europa und Zentralasien, Genf, ehem. Direktor des IABDr. Wolfgang Franz, Professor für Volkswirtschaftslehre, MannheimDr. Knut Gerlach, Professor für Politische Wirtschaftslehre und Arbeitsökonomie, HannoverFlorian Gerster, Vorstandsvorsitzender der Bundesanstalt für ArbeitDr. Christof Helberger, Professor für Volkswirtschaftslehre, TU BerlinDr. Reinhard Hujer, Professor für Statistik und Ökonometrie (Empirische Wirtschaftsforschung), Frankfurt/M.Dr. Gerhard Kleinhenz, Professor für Volkswirtschaftslehre, PassauBernhard Jagoda, Präsident a.D. der Bundesanstalt für ArbeitDr. Dieter Sadowski, Professor für Betriebswirtschaftslehre, Trier

Begründer und frühere Mitherausgeber

Prof. Dr. Dieter Mertens, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karl Martin Bolte, Dr. Hans Büttner, Prof. Dr. Dr. Theodor Ellinger, Heinrich Franke, Prof. Dr. Harald Gerfin,Prof. Dr. Hans Kettner, Prof. Dr. Karl-August Schäffer, Dr. h.c. Josef Stingl

Redaktion

Ulrike Kress, Gerd Peters, Ursula Wagner, in: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit (IAB),90478 Nürnberg, Regensburger Str. 104, Telefon (09 11) 1 79 30 19, E-Mail: [email protected]: (09 11) 1 79 30 16,E-Mail: [email protected]: (09 11) 1 79 30 23, E-Mail: [email protected]: Telefax (09 11) 1 79 59 99.

Rechte

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion und unter genauer Quellenangabe gestattet. Es ist ohne ausdrückliche Genehmigungdes Verlages nicht gestattet, fotografische Vervielfältigungen, Mikrofilme, Mikrofotos u.ä. von den Zeitschriftenheften, von einzelnen Beiträgen oder vonTeilen daraus herzustellen.

Herstellung

Satz und Druck: Tümmels Buchdruckerei und Verlag GmbH, Gundelfinger Straße 20, 90451 Nürnberg

Verlag

W. Kohlhammer GmbH, Postanschrift: 70549 Stuttgart: Lieferanschrift: Heßbrühlstraße 69, 70565 Stuttgart: Telefon 07 11/78 63-0;Telefax 07 11/78 63-84 30: E-Mail: [email protected], Postscheckkonto Stuttgart 163 30.Girokonto Städtische Girokasse Stuttgart 2 022 309.ISSN 0340-3254

Bezugsbedingungen

Die „Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung“ erscheinen viermal jährlich. Bezugspreis: Jahresabonnement 52,- €inklusive Versandkosten: Einzelheft 14,- € zuzüglich Versandkosten. Für Studenten, Wehr- und Ersatzdienstleistende wird der Preisum 20 % ermäßigt. Bestellungen durch den Buchhandel oder direkt beim Verlag. Abbestellungen sind nur bis 3 Monate vor Jahresende möglich.

Zitierweise:

MittAB = „Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung“ (ab 1970)Mitt(IAB) = „Mitteilungen“ (1968 und 1969)In den Jahren 1968 und 1969 erschienen die „Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung“ unter dem Titel„Mitteilungen“, herausgegeben vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit.

Internet: http://www.iab.de

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Gliederung

1 Ausgangslage

2 Erwerbsbeteiligung ost- und westdeutscher Frauen: Er-werbswünsche, Erwerbsorientierung und Erwerbstätigkeit

3 Der Einfluß individueller Merkmale auf die Berufstätig-keit von Frauen3.1 Alter und Kinder als Risikofaktoren für den Berufs-

verlauf3.2 Erwerbsbeteiligung von Frauen aus unterschied-

lichen Bildungs-, Status- und Einkommensgruppen

4 Einfluß gesellschaftlicher Rahmenbedingungen auf denBerufsverlauf von Frauen am Beispiel des Erziehungs-urlaubs4.1 Unterbrechung der Berufstätigkeit durch Erziehungs-

urlaub und Wiederaufnahme der Beschäftigung4.2 Qualifikationserhalt während des Erziehungsurlaubs:

Angebote der Betriebe und Realisierungsmöglichkei-ten von Frauen

5 Resümee

1 Ausgangslage

Erwerbsmöglichkeiten und Erwerbstätigkeit waren in derVergangenheit eng mit der jeweiligen konjunkturellen undstrukturellen Entwicklung unserer Industriegesellschaft ver-bunden (Klauder 1994). Tradierte gesellschaftliche Rollen-muster zur Arbeitsteilung in Familie und Beruf und fortbe-stehende geschlechtsspezifisch segregierte Arbeitsmärkteführten seit den 60er Jahren zusätzlich zu schlechteren Ar-beitsmarktchancen für Frauen im Vergleich zu Männern. Giltdies auch für die Beschäftigungskrise Anfang der 90er Jahrein Westdeutschland und die drastischen Umstrukturierungenin Ostdeutschland mit stärkerer Abkoppelung des Arbeits-marktes von der wirtschaftlichen Entwicklung der Betriebe?Sind durch die höheren Arbeitsplatzverluste im von Männerndominierten produzierenden Gewerbe die überwiegend imDienstleistungsbereich tätigen Frauen von den Beschäfti-gungseinbrüchen weniger betroffen oder findet ein Verdrän-gungswettbewerb zwischen den Geschlechtern statt?

In Westdeutschland trafen in der Vergangenheit immer besserqualifizierte Frauen auf eine erhöhte gesellschaftliche Ak-zeptanz zunehmender weiblicher Erwerbsorientierung undbis Anfang der 90er Jahre auf einen Arbeitsmarkt, der einekontinuierliche Zunahme der Zahl weiblicher Beschäftigterermöglichte, wobei sich vor allem das Angebot an Teilzeit-arbeitsplätzen erhöhte. Parallel dazu verbesserten sich dieUnterbrechungs- und Wiedereingliederungsmöglichkeitendurch gesetzliche (Bundeserziehungsgeldgesetz, Länderer-

Erwerbsorientierung und Erwerbstätigkeit ost- und west-deutscher Frauen unter veränderten gesellschaftlichenRahmenbedingungenGerhard Engelbrech, Hannelore Gruber und Maria Jungkunst*

Die Zahl der westdeutschen Frauen, die berufstätig sein wollen, nahm unabhängig von der wirtschaftlichen Entwick-lung seit Mitte der 60er Jahre kontinuierlich zu. In Ostdeutschland blieb sie, trotz anhaltend hoher Arbeitslosigkeit,auf hohem Niveau erhalten. Mit der Krise auf dem Arbeitsmarkt Anfang der 90er Jahre wurde es aber auch für west-deutsche Frauen immer schwieriger, ihre Erwerbswünsche zu realisieren, und in Ostdeutschland verschärfte sich dieKonkurrenz am Arbeitsmarkt zu Lasten der Frauen. Die Folge war eine im Vergleich zu den 80er Jahren stagnieren-de Erwerbsbeteiligung westdeutscher Frauen mit zunehmender Verschiebung von Voll- zu Teilzeitarbeit und der Rück-gang der Beschäftigung ostdeutscher Frauen bei hoher Arbeitslosigkeit nahezu auf Westniveau. Dies sind Ergebnis-se einer Ende 1995 vom IAB durchgeführten Erhebung bei 4.059 westdeutschen und 2.683 ostdeutschen Frauen.

Weiterhin zeigte sich, daß die bereits in den 80er Jahren festgestellte höhere Erwerbsbeteiligung besser qualifi-zierter Frauen sich in allen Altersgruppen in Westdeutschland in den 90er Jahren stabilisierte. Durch die über-durchschnittlichen Beschäftigungseinbrüche bei Frauen ohne Ausbildungsabschluß sowie mit Teilfacharbeiterin-nen- bzw. Facharbeiterinnenabschluß waren die Beschäftigungsmöglichkeiten ostdeutscher Frauen stärker noch alsim Westen von der Qualifikation bestimmt. Dies hatte zur Folge, daß es ostdeutschen Frauen aus unteren Einkom-mensschichten, für die die finanzielle Notwendigkeit der Erwerbsarbeit am größten ist, in geringerem Maße ge-lingt, wieder berufstätig zu werden.

Mit den verbesserten gesetzlichen Rahmenbedingungen seit Beginn des Jahres 1991 nahm die Zahl der Frauen imErziehungsurlaub vor allem in Westdeutschland deutlich zu. Der „freiwillige“ Rückzug aus dem Erwerbsleben indieser Lebensphase hatte aber häufig vorübergehenden Charakter: So wollten der überwiegende Teil der west-deutschen und nahezu alle ostdeutschen Frauen im Anschluß an den Erziehungsurlaub weiterarbeiten.

Während westdeutschen Frauen die Weiterbeschäftigung nach dem Erziehungsurlaub weitgehend gelang, warenmehr als ein Viertel der ostdeutschen Frauen, die ihre Berufstätigkeit zwischen 1990 und 1992 wegen Kinderbe-treuung unterbrachen, zum Befragungszeitpunkt arbeitslos bzw. arbeitsuchend. Westdeutsche Frauen hatten aberauch häufiger als ostdeutsche Frauen während des Erziehungsurlaubs Möglichkeiten über Teilzeitarbeit oder gele-gentliche Aushilfstätigkeit den Kontakt zum Betrieb aufrechtzuerhalten.

* Gerhard Engelbrech, Hannelore Gruber und Maria Jungkunst sind Mitarbei-ter im IAB. Der Beitrag liegt in der alleinigen Verantwortung der Autoren.Zu diesem Beitrag kann ein ausführlicher Grafikteil zur Erwerbstätigkeit und„arbeitsmarktnaher“ bzw. „arbeitsmarktferner“ Nichterwerbstätigkeit ost-und westdeutscher Frauen kostenlos beim IAB, 90327 Nürnberg (Tel.09 11 / 1 79 30 25) angefordert werden.

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ziehungsgeldgesetze) sowie betriebliche bzw. tarifvertragli-che Regelungen und damit die Rahmenbedingungen indivi-dueller Kinderbetreuung.

Ausgehend von der ehemals höheren – den Männern in West-deutschland vergleichbaren – Erwerbsbeteiligung von Frau-en in Ostdeutschland hat sich deren Situation drastisch ver-ändert. Die deutlichen Beschäftigungseinbrüche bereits un-mittelbar nach der Wende führten dazu, daß über ein Drittelder Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt für Frauen ver-lorenging. Auf die Übertragung des westlichen Wirtschafts-systems und auf die veränderten sozioökonomischen Gege-benheiten mit Abdrängung vom Arbeitsmarkt und Abbau so-zialer Infrastruktur reagierten Frauen öffentlich zwar weitge-hend wirkungslos, was aber auf individueller Ebene nicht denfreiwilligen Rückzug aus dem Erwerbsleben zur Folge hatte(Engelbrech 1992). Vielmehr stellten sie sich bereits unmit-telbar nach der Wende auf die neuen Erfordernisse des Ar-beitsmarktes durch die Teilnahme an Qualifizierungsmaß-nahmen, erhöhte Bereitschaft zur beruflichen Mobilität undFlexibilität sowie Aufgabe bzw. Verschiebung des Wunschesnach Kindern ein (Engelbrech/Schober 1995).

Zum besseren Verständnis der gegenwärtigen und zu erwar-tenden Entwicklung in West- und Ostdeutschland wird fol-genden Fragen nachgegangen:

• Welche Auswirkungen haben die konjunkturellen undstrukturellen Einbrüche auf die Erwerbsorientierung, Be-schäftigungsmöglichkeiten und Arbeitslosigkeit ost- undwestdeutscher Frauen?

• Welchen Einfluß hat ein größeres Angebot an Teilzeitar-beitsplätzen auf die Erwerbsbeteiligung und das Erwerbs-volumen von Frauen?

• Gibt es altersspezifische Unterschiede der Erwerbsorientie-rung und -möglichkeiten ost- und westdeutscher Frauen?

• Inwieweit ziehen sich Frauen mit betreuungsbedürftigenKindern zeitweise oder dauerhaft vom Erwerbsleben zu-rück?

• Wo werden die Schwierigkeiten bei der Rückkehr in den Be-ruf gesehen?

• Welchen Einfluß hat die Qualifikation auf Erwerbsorientie-rung und deren Realisierungsmöglichkeit am Arbeitsmarkt?

• In welchem Umfang sind vor allem in OstdeutschlandFamilien mit niedrigem Haushaltseinkommen von der Ar-beitslosigkeit der Frauen betroffen?

• Inwieweit wird von ost- und westdeutschen Frauen der drei-jährige Erziehungsurlaub in Anspruch genommen und inwelchem Umfang gelingt die „garantierte“ Wiederaufnah-me einer adäquaten Beschäftigung im früheren Betrieb?

• Bieten Betriebe Frauen während oder nach der Unterbre-chung Hilfestellungen zum Erhalt der Qualifikation (Teil-zeitbeschäftigung, Aushilfstätigkeiten, Weiterbildung) anund können diese Möglichkeiten auch von Müttern mitKleinkindern wahrgenommen werden?

• Gelingt es Frauen, durch die besseren Rahmenbedingungenindividueller Kinderbetreuung, Beruf und Familie leichterzu vereinbaren, oder führt dies zu einer Verfestigung der ge-schlechtsspezifisch unterschiedlichen Möglichkeiten in derArbeitswelt?

Zur Verbesserung der Transparenz individueller Werte- undVerhaltensänderungen bzw. -unterschiede von Frauen und de-ren Realisierungsmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt in dergegenwärtigen Krise wurde im Rahmen des IAB-Projekts3-466A „Erwerbswünsche und Erwerbsverhalten ost- undwestdeutscher Frauen“ im Herbst 1995 eine Befragung durch-geführt. Die Zahl der face-to-face durchgeführten Interviewsbei repräsentativ, zufällig ausgewählten erwerbstätigen undnicht erwerbstätigen Frauen beträgt in Westdeutschland 4.059und in Ostdeutschland 2.683. Die befragten Frauen warenzwischen 18 und 65 Jahre alt. Schülerinnen, Studentinnen undAuszubildende gehörten nicht zur Grundgesamtheit. DieAusschöpfungsquote lag insgesamt bei 52,8% (vgl. hierzuauch Beckmann/Kempf 1996).

Ausgehend von einer vor allem systembedingt unterschiedli-chen Erwerbsorientierung bzw. -beteiligung ost- und west-deutscher Frauen wurde auch der Frage nachgegangen, in-wieweit sich der Anteil der Frauen in Beschäftigung, auf Ar-beitsuche und der nicht an einer Beschäftigung interessiertenFrauen in den letzten Jahren angenähert hat oder unter-schiedlich geblieben ist. Vergleichsdaten zur Entwicklung inder Vergangenheit sind die Ergebnisse repräsentativer empi-rischer Untersuchungen des IAB aus dem Jahre 1991 für dieneuen Bundesländer (Beckmann/Engelbrech 1994) und ausden Jahren 1986 und 1977 für die alten Bundesländer (En-gelbrech 1987). Weiterhin wird der Einfluß veränderter ge-setzlicher Rahmenbedingungen auf das Erwerbsverhaltenund die weiteren Erwerbsmöglichkeiten am Beispiel des Er-ziehungsurlaubs für west- und ostdeutsche Frauen dargestellt.

2 Erwerbsbeteiligung ost- und westdeutscher Frauen:Erwerbswünsche, Erwerbsorientierung und Erwerbs-tätigkeit

Im folgenden werden die Entwicklung der tatsächlichen Er-werbstätigkeit 18- bis 60jähriger ost- und westdeutscher Frau-en sowie die Erwerbsorientierung bzw. -wünsche nicht be-rufstätiger Frauen und damit deren „Arbeitsmarktnähe“ dar-gestellt. Die Erwerbstätigkeit ist nach Voll- oder Teilzeitbe-schäftigung aufgegliedert, da sich sowohl im Zeit- wie auchim Ost-/Westvergleich Veränderungen bzw. unterschiedlicheBefunde zeigen (Beckmann/Kempf 1996). ArbeitsuchendeFrauen (mit oder ohne Einschaltung des Arbeitsamtes) bzw.Frauen in einer Vollzeitweiterbildungsmaßnahme werden alseine dem Arbeitsmarkt näherstehende Gruppe1 und nicht ar-beitsuchende, aber grundsätzlich gerne berufstätige Frauenals arbeitsmarktferneres Beschäftigungspotential getrenntausgewiesen (Brinkmann 1991, Pfeiffer 1996).

a) Westdeutsche Frauen

Weiter zunehmende Erwerbsorientierung verheirateterFrauen

Nahezu unabhängig von der konjunkturellen und strukturel-len Entwicklung sowie der damit verbundenen unterschiedli-chen Arbeitsmarktsituation nahm die Zahl der Frauen, die be-rufstätig sein wollen, seit Mitte der 60er Jahre bis zum Be-fragungszeitpunkt Ende 1995 kontinuierlich zu. So stieg derAnteil der verheirateten westdeutschen weiblichen Erwerbs-personen (Erwerbstätige und Erwerbslose) an der entspre-

MittAB 1/97 151

1 Der Anteil der Arbeitsuchenden aber nicht beim Arbeitsamt gemeldetenFrauen an der 18- bis 60jährigen weiblichen Wohnbevölkerung ist mit knapp2 % in Westdeutschland und gut 3 % in Ostdeutschland und derer in einerVollzeitweiterbildungsmaßnahme mit 0,2 % bzw. 2 % im Vergleich zu denarbeitslos gemeldeten Frauen mit 10 % bzw. 20 % von geringer Bedeutung.

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chenden Wohnbevölkerung (Erwerbsquote) von einem Drit-tel in den 60er Jahren auf 45 % im Jahr 1977 weiter auf 57 %im Jahr 1994 an. Wenngleich es bei verheirateten Frauen zwi-schen 20 und 60 Jahren in allen Altersgruppen zu zunehmen-den Erwerbsquoten kam, war für die stärkere Erwerbsorien-tierung der Frauen vor allem das veränderte Erwerbsverhal-ten verheirateter Frauen in mittleren Altersgruppen aus-schlaggebend. Während sich bei der höchsten Altersgruppekaum Veränderungen ergaben bzw. bei jüngeren Frauen derAnstieg geringer als beim Durchschnitt war, lag bei den ver-heirateten Frauen zwischen 35 und 50 Jahren die Erwerbs-quote im Jahre 1994 um gut 20 Prozentpunkte höher als 1977(Übersicht 1).

Stagnierende Erwerbsbeteiligung in den 90er Jahren

Durch den Rückgang der Beschäftigungsmöglichkeiten beigleichzeitiger Zunahme des weiblichen Erwerbspersonen-potentials in den letzten Jahren wurde die Realisierung derstärkeren Erwerbsorientierung aber immer schwieriger.Während der Anteil verheirateter erwerbstätiger Frauen ander 18- bis 60jährigen2 westdeutschen weiblichen Wohnbe-völkerung (Erwerbstätigenquote) von 38 % im Jahre 1977noch auf 46 % im Jahre 1986 anstieg, kam es bei rückläufi-ger Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern im Zeit-raum bis Ende 1995 lediglich zu einer Erhöhung um zwei Pro-zentpunkte auf 48 % (Übersicht 2). Mit zunehmenden Be-schäftigungszahlen bis 1993 waren auch 1995 mit 57 % oder– auf Mikrozensusbasis hochgerechnet – mit knapp 11 Miomehr westdeutsche Frauen im Alter zwischen 18 und 60 Jah-ren als im Jahre 1986 mit 49 % bzw. knapp 10 Mio Frauen er-werbstätig (Übersicht 3).

Insbesondere die gegenläufige Entwicklung von Teilzeit- undVollzeitbeschäftigung bei verheirateten Frauen deutet bei die-ser Gruppe jedoch auf ein geringeres Arbeitsvolumen hin.Insgesamt zeigt sich im Zeitvergleich zwischen 1986 und1995, daß der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an der 18- bis60jährigen weiblichen Wohnbevölkerung mit einer deutli-

chen Zunahme von 15 % auf 24 % – bei verheirateten Frau-en von 19 % auf 28 % – eine immer wichtigere Rolle spielte.Die Teilzeitquote (Teilzeitbeschäftigte an allen Beschäftig-ten) liegt gegenwärtig insgesamt bei 40 % bzw. bei verheira-teten Frauen bei 58 %. Nach dem Mikrozensus 1994 warenmehr als ein Fünftel der Frauen unter 15 Stunden beschäftigt.Von ihnen wollten aber 40 % eine höhere Stundenzahl in derWoche berufstätig sein.

Dagegen stagnierte die Vollzeitbeschäftigung mit einem An-teil von 35 % an der 18- bis 60jährigen weiblichen Wohnbe-völkerung und ging bei verheirateten Frauen von 27 % im Jahr1986 auf 20 % im Jahr 1995 deutlich zurück. Weit über einDrittel der in den 80er Jahren entstandenen zusätzlichen3 Mio Arbeitsplätze in Westdeutschland entfiel auf Teilzeit-beschäftigung (Bäcker/Stolz-Willich 1993), insbesondere imHandel, bei Verkehr-/Nachrichtenübermittlung, in der Reini-gungsbranche und bei Bildungseinrichtungen.

Obwohl vom Beschäftigungsrückgang Anfang der 90er Jah-re Branchen, in denen traditionell Frauen überproportionalhäufig beschäftigt sind (Dienstleistungsbereich), z. T. weni-ger stark als typische Männerbereiche (produzierendes Ge-werbe) betroffen waren, gingen zwischen 1992 und 1995 auchfür Frauen ca. 200.000 Arbeitsplätze verloren. Damit warenim Vergleich zum Beschäftigungsrückgang von Männern mit350.000 Arbeitsplätzen aber Frauen zumindest quantitativvon der Krise weniger stark betroffen (Bundesanstalt für Ar-beit 1996).

Trotz Arbeitsmarktkrise hohe Bereitschaft zur Berufstätigkeit

Dennoch nahm die Arbeitslosenquote (Anteil der arbeitslosGemeldeten an den abhängig Beschäftigten) von westdeut-schen Frauen von gut 8 % im Jahr 1992 auf gut 9 % im Jahr1995 zu. Sie liegt gegenwärtig knapp unter der der Männer.Damit sind knapp 1 Mio westdeutsche Frauen arbeitslos ge-meldet.

Insgesamt suchte mehr als jede zehnte nicht erwerbstätigeFrau bzw. gut 6 % aller 18- bis 60jährigen Frauen Arbeit(einschließlich derer, die nicht beim Arbeitsamt registriertwaren und derer in Weiterbildungsmaßnahmen). Ein weiteresZehntel aller Frauen (nahezu 2 Mio) wäre grundsätzlich ger-ne berufstätig, ohne daß sie gegenwärtig Arbeit suchen bzw.aus familiären Gründen suchen können. Häufig gehören sienur vorübergehend dieser „arbeitsmarktferneren Gruppe“ an(siehe Fußnote*). Während die Mehrzahl (54 %) der arbeits-los gemeldeten Frauen einen Vollzeitarbeitsplatz sucht, hatbei den arbeitsmarktferneren Frauen Teilzeitarbeit größereBedeutung.

Nicht zuletzt durch die verbesserten rechtlichen Rahmenbe-dingungen für Frauen mit Kindern kam es zusätzlich zu einer(vorübergehenden) Entlastung des Arbeitsmarktes: Nach deramtlichen Statistik waren gut 360.000 Bezieherinnen von Er-ziehungsgeld (ohne Teilzeiterwerbstätige) vorher abhängigbeschäftigt. Insgesamt stieg der Anteil der Frauen, die sich inMutterschutz oder Erziehungsurlaub befanden an allen er-werbsfähigen Frauen zwischen 18 und 60 Jahren, auf gut 6 %oder – auf Mikrozensus hochgerechnet – auf über 1 Mio Frau-en an; 85 % von ihnen wollen jedoch im Anschluß wieder be-rufstätig sein (Abschnitt 4). Lediglich jede sechste Frau im er-werbsfähigen Alter (dies entspricht 40 % der nicht erwerbs-tätigen Frauen) war nicht an einer Arbeit interessiert.

Mit einer Erwerbsquote von knapp 60 % (Übersicht 1)ist derüberwiegende Teil der Frauen nicht nur deutlich stärker als

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Alter Erwerbsquoten verheirateter Frauen

von ... bis unter ... West OstJahren

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Insgesamt (15 - 65) 45 49 57 79

* Anteil der verheirateten weiblichen Erwerbspersonen (Erwerbstätige undErwerbslose) an den verheirateten Frauen

Quelle: Mikrozensus 1977, 1984, 1994

Übersicht 1: Erwerbsquoten verheirateter Frauen* nachAltersgruppen 1977, 1984 und 1994 (West), 1994 (Ost)

2 Aus Gründen der Vergleichbarkeit mit Ergebnissen früherer Untersuchun-gen wird im folgenden die 18- bis 60jährige weibliche Bevölkerung zu-grunde gelegt.

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154 MittAB 1/97

Übersicht 3: Struktur der Erwerbs- und Nichterwerbs-tätigkeit deutscher Frauen in Ost und West1) – in %

nichtberufstätig

Erziehungsurl.

arbeitsuchend(einschl. FuU)

Teilzeit

Vollzeit(einschl. ABM)

10

21

13

8

25

13

53

3 4

44

15

29

4

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1991 1995 1986 1995

2

35

5

24

35

7

Ostdeutschland Westdeutschland

1) 18- bis 60jährige FrauenQuelle: IAB-Projekte 3-321, 3-399, 3-466A

Übersicht 4: Anteil der erwerbstätigen Frauen, die auchberufstätig bzw. nicht berufstätig sein würden, wenn sienicht auf das Geldverdienen angewiesen wären – Insge-samt in %

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Ost-deutsch-

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Ost-deutsch-

land1995

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land1995

Quelle: IAB-Projekt 3-399, 1991;IAB-Projekt 3-466A, 1995

Wichtigster Grund 18 - 25 Jahre 25 - 35 Jahre 35 - 45 Jahre 45 - 55 Jahre 55 - 60 Jahre insgesamt

West Ost West Ost West Ost West Ost West Ost West Ost

N = (129) (76) (513) (361) (606) (428) (372) (304) (127) (103) (1747) (1272)

Ich muß mir den Lebensunterhalt selbst verdienenbzw. zum Lebensunterhalt selbst beitragen 34 33 27 32 21 25 16 25 17 30 24 28

Ich möchte mir mehr leisten können 12 8 9 7 7 8 5 6 9 7 8 7

Mein Beruf macht mir Freude 10 8 18 17 23 19 25 19 20 23 21 18

Ich bin gern im Beruf mit anderen Menschenzusammen 8 12 11 11 14 13 19 18 10 8 13 13

Hausarbeit allein füllt mich nicht aus 2 1 6 6 7 4 5 3 2 3 5 4

Ich möchte meinen erlernten Beruf auch ausüben 7 5 5 5 5 6 3 5 2 3 4 5

Ich will für meine Rente vorsorgen 3 5 4 4 8 6 11 9 25 16 8 7

Ich will durch ein eigenes Einkommenselbständiger sein 16 17 13 7 10 4 9 3 9 2 11 5

Für mich ist es selbstverständlich,berufstätig zu sein 8 11 7 11 5 15 7 12 6 8 6 13

Insgesamt 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100

Quelle: IAB-Projekt 3-466A

Übersicht 5: Gründe für die Erwerbstätigkeit von berufstätigen westdeutschen und ostdeutschen Frauen nach Alters-gruppen 1995 - Verteilung in %

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früher an einer Berufstätigkeit interessiert, die Berufstätigkeithat auch bei der Mehrzahl der gegenwärtig erwerbstätigenFrauen, zusätzlich zu ökonomischen Aspekten, einen eigen-ständigen Wert (Beckmann/Kempf 1996): Lediglich 13 % derberufstätigen Frauen würden ihre Beschäftigung aufgeben,wenn sie nicht auf das Geldverdienen angewiesen wären, einFünftel war noch unentschieden, aber zwei Drittel würdenauch weiterhin berufstätig bleiben (Übersicht 4). Ökonomi-sche Notwendigkeit (wie den Lebensunterhalt verdienen bzw.zum Lebensunterhalt beitragen und sich mehr leisten können)wird von gut einem Drittel aller berufstätigen Frauen alswichtigster Grund für die Erwerbstätigkeit angegeben. Fürjede zweite Frau überwiegen aber auch eher intrinsische Mo-tive (Freude am Beruf, nicht ausgefüllt sein durch Hausarbeit,Selbstverständlichkeit der Berufstätigkeit etc.) für die Er-werbsbeteiligung (Übersicht 5).

Die hohe Bedeutung der Berufstätigkeit für Frauen zeigt sichauch daran, daß im Falle des Arbeitsplatzverlustes zwei Drit-tel der berufstätigen Frauen sich nicht vom Arbeitsmarktzurückziehen, sondern zur Verbesserung ihrer Berufschanceneine zusätzliche Weiterbildung aufnehmen würden (Über-sicht 6). Käme es zu einer Verschlechterung der Arbeitsbe-dingungen, würden vor allem die Frauen, die nicht in ersterLinie aus ökonomischer Notwendigkeit arbeiten, deutlich we-niger Abstriche machen: Bei anstrengenderer oder wenigerinteressanter Tätigkeit kann sich nur noch weniger als einDrittel von ihnen vorstellen, erneut eine Beschäftigung auf-zunehmen. Einen Arbeitsplatzwechsel, der mit einem Umzugoder einem insgesamt über dreistündigen Arbeitsweg ver-bunden ist, würde bzw. könnte, insbesondere aus familialenGründen, lediglich jede fünfte bzw. jede zehnte berufstätigeFrau vornehmen. Von den gegenwärtig nicht berufstätigenFrauen wäre knapp jede zweite zur Aufnahme einer zusätzli-chen Weiterbildung und drei von zehn zur Arbeitsaufnahmebei schlechteren Arbeitsbedingungen als auf dem früherenArbeitsplatz bereit.

Frauenspezifische Arbeitsmarktrisiken aufgrund tradierterVerhaltensmuster

Auf die Frage nach den Gründen, warum immerhin vier vonzehn Frauen nicht berufstätig sind bzw. ihre Berufstätigkeitunterbrochen haben, zeigt sich, daß diese auch gegenwärtighäufig in Zusammenhang mit den fortbestehenden tradiertengeschlechtsspezifischen Rollen- und Verhaltensmustern zusehen sind (Übersicht 7). So gaben 1995 „lediglich“ 6 % dernicht berufstätigen Frauen Arbeitslosigkeit als Hauptgrundfür die Nichtberufstätigkeit an und bei „lediglich“ knapp je-der sechsten nicht berufstätigen Frau endete das vorherige Ar-beitsverhältnis wegen Kündigung des Arbeitgebers, Auflö-sungsvertrag oder Betriebsauflösung. Dagegen hatte mit 79 %der überwiegende Teil der nicht berufstätigen Frauen – ver-gleichbar den Ergebnissen des SOEP (Holst/Schupp 1997) –wegen Kindererziehung die Berufstätigkeit unterbrochen.Aber auch für die Mehrzahl der gegenwärtig arbeitslos ge-meldeten bzw. arbeitsuchenden Frauen war Kinderbetreuungdie Hauptursache für die Unterbrechung. Die Arbeitslosigkeitvon Frauen hat somit häufig ihre Ursache in typisch weibli-chen Berufsverläufen. Die Reintegration wird gegenwärtigdadurch erschwert, daß die Wiederbeschäftigung arbeitsloserFrauen in der Krise schwieriger wurde: Die durchschnittlicheDauer der Arbeitslosigkeit von Frauen nahm von 7,1 Mona-ten im Jahr 1993 auf 7,9 Monate (Männer: 6,9 Monate) imJahr 1995 zu und die Wiederbeschäftigungsquote nach Ar-beitslosigkeit lag mit 39 % (1995) bei Frauen deutlich nied-riger als bei Männern (44 %).

Für zwei Drittel der arbeitslos gemeldeten Frauen bestehtstarker ökonomischer Druck zur Arbeitsaufnahme. Bei ihnenstehen finanzielle Gründe im Vordergrund (Lebensunterhaltsichern, sich mehr leisten können, für die eigene Rente vor-sorgen, ein eigenes Einkommen schaffen), während jedezweite der arbeitsmarktferneren Frauen (wäre grundsätzlichgerne berufstätig) intrinsische Motive angibt (Freude am Be-ruf, beruflicher Kontakt, nicht nur Hausfrau sein, Beruf aus-üben). Vor allem für Frauen aus einkommensschwachen Fa-milien, die unter den arbeitslosen Frauen überrepräsentiertsind, ist es wichtig, sofort nach der Kinderbetreuungsphasewieder Arbeit aufzunehmen. Aufgrund der schlechteren Aus-bildung haben sie aber besondere Schwierigkeiten bei derRückkehr in den Beruf.

Überraschenderweise geben, trotz des Beschäftigungsein-bruchs seit 1993, lediglich ein Viertel der arbeitslos gemel-deten Frauen bzw. jede Dritte der arbeitsuchenden odergrundsätzlich gerne berufstätigen Frauen fehlende Arbeits-plätze als Hauptschwierigkeit bei der Rückkehr in den Beruf(Übersicht 7) an. Neben mangelnden oder unzureichendenKinderbetreuungsmöglichkeiten wird bei der Suche nachknappen Arbeitsplätzen die Hauptschwierigkeit vor allem(vier von zehn der arbeitslos gemeldeten Frauen) in indivi-duellen Defiziten, wie fehlenden beruflichen Kenntnissenoder Altersgründen, gesehen.

b) Ostdeutsche Frauen

Annäherung der Beschäftigung an Westniveau

Mit den drastischen Beschäftigungseinbrüchen ging bereitsunmittelbar nach der Wende über ein Drittel der von Frauenbesetzten Arbeitsplätze in den neuen Bundesländern verloren.Während 1989 nahezu neun von zehn Frauen berufstätig wa-ren, lag ihr Anteil im Jahr 1991 nur noch bei zwei Dritteln. ImVerarbeitenden Gewerbe kam es zwischen 1989 und 1993 zueinem Rückgang um mehr als 1 Mio Frauenarbeitsplätze. Aberauch im Dienstleistungsbereich nahm die Zahl ihrer Arbeits-

MittAB 1/97 155

berufstätig nicht berufstätig

Veränderungen West- Ost- West- Ost-deutsch- deutsch- deutsch- deutsch-

land land land land(N = 1826) (N = 1437) (N = 2003) (N = 1315)

Einen Weg von und zur Arbeit von insgesamt mehr als 3 Stunden in Kauf nehmen 9 21 4 12

An einen anderen Ort umziehen,wenn ich dort einen Arbeitsplatz bekäme 21 21 7 12

Eine weniger interessante Tätigkeit als bisher annehmen 30 47 32 53

Eine zusätzliche Aus- und Fortbildung machen, um die Berufschancen zu verbessern 68 75 46 55

Eine anstrengendere Tätigkeit als bisher annehmen 32 51 26 39

1) 18 - 60 JahreQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 6: Flexibilität bei der ArbeitsucheAnteil der berufstätigen und nicht berufstätigen Frauen19951), die – wenn sie Arbeit suchen bzw. suchen müßten –wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich folgende Verände-rungen in Kauf nehmen würden – in %

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plätze um 200.000 ab (Arbeitsmarktmonitor 1994). Nicht zu-letzt durch die verstärkte Abdrängung älterer Frauen vom Ar-beitsmarkt sank der Anteil der erwerbstätigen Frauen an derweiblichen Wohnbevölkerung zwischen 18 und 60 Jahren amersten Arbeitsmarkt nochmals von 66 % im Jahr 1991 auf 63 %im Herbst 1995 (auf knapp 2,7 Mio Frauen) und damit insge-samt immer mehr auf Westniveau (59 %) (Übersicht 3).

Eine weniger starke Annäherung der Ost-/Westunterschiedein der Erwerbsbeteiligung zeigt sich bei verheirateten Frau-en, wo trotz weiter drastischem Beschäftigungsrückgang dieBeschäftigungsquote mit 58 % in Ostdeutschland deutlichhöher als bei westdeutschen Frauen (48 %) ausfällt (Über-sicht 2). Aufgrund des geringeren Teilzeitangebots einerseits,

aber auch aus ökonomischen Gründen sowie aus der Be-fürchtung vor Arbeitslosigkeit hat Vollzeitarbeit – anders alsin Westdeutschland – bei verheirateten ostdeutschen Fraueneinen höheren Stellenwert. Während in den alten Bundeslän-dern mittlerweile über die Hälfte der verheirateten FrauenTeilzeit arbeiten, sind dies in Ostdeutschland gut ein Vierteldieser Personengruppe.

Stabilisierung der Erwerbsorientierung auf hohem Niveau

Die Übernahme des westlichen Wirtschaftssystems, der Weg-fall der Pflicht zur Arbeit, der drastische Arbeitsplatzmangelund die Verlagerung von außerhäuslicher zu individuellerKinderbetreuung haben nicht – wie in Alternativszenarien un-

156 MittAB 1/97

Nichterwerbstätige Frauen

davon

Merkmale insgesamt grundsätzlich beim Arbeitsamt ohne Arbeitsamtgerne berufstätig arbeitslos gemeldet arbeitsuchend

West Ost West Ost West Ost West Ost

N = (1 362) (769) (596) (596) (138) (485) (151) (100)

ArbeitszeitpräferenzVollzeitarbeit 39 80 40 81 54 81 30 77Teilzeitarbeit 61 20 60 19 46 19 70 23

100 100 100 100 100 100 100 100

UnterbrechungsgrundHeirat 3 1 4 1 3 1 11 2Kindererziehung 75 77 70 77 56 78 64 69eigene Krankheit 2 2 2 2 7 1 0 5Pflege von Angehörigen 1 1 1 0 0 0 0 0Arbeitslosigkeit 8 14 10 15 20 17 9 12Weiterbildung 2 3 3 3 2 2 5 7andere 9 2 10 2 12 1 11 5

100 100 100 100 100 100 100 100

Gründe für die BerufstätigkeitLebensunterhalt 7 30 10 33 22 33 13 31mehr leisten können 12 12 10 10 13 10 15 9Freude am Beruf 16 10 16 10 9 9 10 9beruflicher Kontakt 23 16 18 14 15 15 14 12nicht nur Hausfrau 11 4 10 5 3 5 9 6will Beruf ausüben 5 2 6 2 4 2 6 2Rentenvorsorge 15 10 15 9 14 10 14 6eigenes Einkommen 9 7 12 8 16 7 15 13Berufstätigkeit selbstverständlich 2 9 3 9 4 9 4 12

100 100 100 100 100 100 100 100

Hauptschwierigkeit der Arbeitsuchefehlende Arbeitsplätze 24 19 23 19 24 18 36 26fehlende Kenntnisse 13 12 14 13 17 13 17 12Alter 15 36 16 35 23 36 15 27Kinderbetreuung nicht ausreichend 24 5 24 5 9 5 15 3Kinderbetreuung zu teuer 3 1 2 1 4 1 3 1Sonstige 21 27 21 27 23 27 14 31

100 100 100 100 100 100 100 100

1) 18 - 60 Jahre, ohne Mutterschutz/Erziehungsurlaub, RenteQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 7: Arbeitszeitpräferenz, Unterbrechungsgrund, Gründe für Berufstätigkeit und Schwierigkeiten der Arbeit-suche von nicht berufstätigen Frauen 1995 (Ost-West-Vergleich in %)

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mittelbar nach der Wende dargestellt (Klauder 1994) – dazugeführt, daß sich nicht berufstätige ostdeutsche Frauen im Er-werbsverhalten westdeutschen Frauen angleichen und sich instärkerem Maße freiwillig aus dem Erwerbsleben zurückzie-hen. Bereits nach der Wiedervereinigung gab es für die großeMehrzahl der Frauen stabile individuelle Zielvorstellungen,„bei der die Erwerbsarbeit deutlich an der Spitze der Präfe-renzhierarchie steht“ (Struck/Möbbeck u. a. 1996). Auch ge-genwärtig spricht gegen die erwartete Tendenz rückläufigerErwerbsneigung die große Zahl arbeitsuchender Frauen inOstdeutschland: So waren 1995 mit hochgerechnet 800.000Frauen zwei von drei nicht erwerbstätigen Frauen und damitein Viertel aller Frauen zwischen 18 und 60 Jahren arbeitsu-chend bzw. arbeitslos gemeldet (Übersicht 3). Die Arbeitslo-senquote (Bundesanstalt für Arbeit 1996) betrug 19,3 %(660.000 Frauen). Weitere 2 % aller Frauen (hochgerechnetknapp 100.000) suchen zwar gegenwärtig keine Arbeit, wärenaber – als arbeitsmarktfernere Gruppe – grundsätzlich gerneberufstätig (siehe Fußnote *). Bei deutlich niedrigerer Ge-burtenrate als in Westdeutschland befanden sich 1995 hoch-gerechnet mehr als 100.000 Frauen in Mutterschutz bzw. Er-ziehungsurlaub, von denen über 9 von 10 wieder ihre Berufs-tätigkeit aufnehmen wollen. Lediglich 6 % aller Frauen (ca.270.000) sind nicht (mehr) an einer Berufstätigkeit interes-siert. Damit näherte sich die tatsächliche Erwerbsbeteiligung- wenn auch mit stärkerem Gewicht auf Vollzeitarbeit – kon-tinuierlich dem niedrigeren westdeutschen Niveau an. Paral-lel dazu nahm der Anteil der arbeitsuchenden Frauen in Ost-deutschland seit 1991 zu und liegt nach wie vor deutlich höherals im Westen. Wie 1991 waren also auch 1995 nahezu 90 %der 18- bis 60jährigen weiblichen Wohnbevölkerung er-werbstätig (einschl. ABM) oder arbeitsuchend (einschl. FuU).Dagegen bemühte sich weniger als jede achte Frau nicht aktivum Beschäftigung oder befand sich im Erziehungsurlaub.

Die weiterhin hohe Bedeutung der Berufstätigkeit für Frauenin Ostdeutschland zeigt sich auch daran, daß ähnlich wie 1991(Übersicht 4) lediglich ein Zehntel ihre Erwerbstätigkeit auf-geben würde, wenn sie finanziell nicht darauf angewiesenwären, drei Viertel würden weiterarbeiten und etwa jede sech-ste Frau ist unentschieden. Im Falle des Arbeitsplatzverlustesstünden ostdeutsche Frauen auch bei anstrengenderen undweniger interessanten Tätigkeiten und nach einer zusätzli-chen Weiterbildung dem Arbeitsmarkt häufiger zur Verfü-gung als in Westdeutschland. Lediglich bei einem arbeitsbe-dingten Umzug an einen anderen Ort sind - nach deren An-gaben – ostdeutsche Frauen ähnlich immobil wie westdeut-sche Frauen bzw. haben aus familialen Gründen keine ande-re Wahl. Auch nach Auswertungen aus dem Sozioökonomi-schen Panel (SOEP) ist der vollständige Rückzug vom Ar-beitsmarkt bis zum Frühjahr 1995 „kein Thema“ (Holst/Schupp 1996): Lediglich 9 % der 18- bis 60jährigen nicht be-rufstätigen Frauen haben sich vollständig vom Arbeitsmarktzurückgezogen. Mehr als zwei Drittel wollten aber sofortbzw. innerhalb der nächsten 12 Monate erwerbstätig werden.

Frauenspezifische Arbeitsmarktrisiken aufgrund tradierterVerhaltensmuster

Nach dem drastischen Arbeitsplatzabbau zu Beginn der 90erJahre war 1995 nur noch bei jeder sechsten gegenwärtig beimArbeitsamt gemeldeten Frau Arbeitslosigkeit der ursprüngli-che Grund für die derzeitige Nichtberufstätigkeit (Über-sicht 7). Mit acht von zehn geben arbeitslose Frauen – eben-so wie nicht arbeitsuchende, aber grundsätzlich gerne berufs-tätige Frauen – am häufigsten Kindererziehung als Unterbre-chungsgrund bzw. Grund für die Nichtberufstätigkeit an.

Nach Zeiten individueller Kinderbetreuung kommt es somit– vergleichbar den Ergebnissen des SOEP (Holst/Schupp1997) – beim gegenwärtigen Arbeitsplatzmangel in Ost-deutschland noch häufiger als in Westdeutschland zu Ar-beitslosigkeit. Stärker als in Westdeutschland wird damit inOstdeutschland die frauenspezifische Unterbrechung aus fa-milialen Gründen zu einem Hemmnis für die weitere Berufs-tätigkeit und damit ein Diskriminierungskriterium am Ar-beitsmarkt (Nickel 1996).

Weniger häufig als in Westdeutschland sehen nicht erwerbs-tätige bzw. arbeitslose Frauen in Ostdeutschland die Haupt-schwierigkeit bei der Rückkehr in den Beruf in fehlendenKinderbetreuungsplätzen (6%). Bei der gegenwärtigen dra-matischen Arbeitsmarktsituation werden Alter und Qualifi-kation bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz von Frau-en zunehmend als Selektionskriterien wahrgenommen undbei der Konkurrenz um knappe Arbeitsplätze als individuel-le Defizite antizipiert. Vor allem Frauen über 40 Jahren gebenüberwiegend Alter und fehlende Kenntnisse als Schwierig-keit bei der Arbeitsuche an. Stärker als im Westen stehen beiostdeutschen Frauen mittlerweile finanzielle Aspekte alsGrund für die Aufnahme einer Berufstätigkeit im Vorder-grund. Während sich somit an der hohen Erwerbsorientierungostdeutscher Frauen seit der Wende kaum etwas geändert hat,überwiegen aber bei der Rückkehr in die Berufstätigkeit - ge-genüber den ehemals stärker intrinsisch ausgerichteten Moti-ven - finanzielle Aspekte.

Quintessenz

Insgesamt nahm in Westdeutschland die Erwerbsorientierung(Erwerbsquote), insbesondere von verheirateten Frauen inmittleren Altersgruppen weiter zu. Doch mit schwierigerer Ar-beitsmarktlage und Anstieg der Arbeitslosigkeit einerseits so-wie – zumindest vorübergehendem – „freiwilligem“ Rückzugvon Frauen mit Kleinkindern aus der Berufstätigkeit aufgrundder verbesserten Rahmenbedingungen des Bundeserziehungs-geldgesetzes anderseits stagnierte der Anteil erwerbstätigerFrauen an der entsprechenden Wohnbevölkerung (Erwerbs-tätigenquote). Die zunehmende Teilzeitbeschäftigung verhei-rateter Frauen in allen Alters- und Qualifikationsstufen führtezusätzlich zu einem Rückgang des Arbeitsvolumens.

In Ostdeutschland blieb bei weiter schwieriger ökonomischerSituation von Familien und dem fortbestehenden Selbstver-ständnis zur eigenen Berufstätigkeit die hohe Erwerbsorientie-rung von Frauen nahezu unverändert bestehen (Kreckel 1995).Arbeitsplatzabbau und Probleme bei der Berufsrückkehr nachArbeitslosigkeit oder Kinderbetreuungszeiten führten zu einemRückgang der Erwerbstätigkeit ostdeutscher Frauen nahezu aufWestniveau. Weniger als im Westen sahen ostdeutsche Frauenfehlende Kinderbetreungsmöglichkeiten als Hauptschwierig-keit bei der Arbeitsuche; vielmehr wurde mit zunehmendschlechterer Arbeitsmarktsituation eine Unterbrechung der Be-rufstätigkeit und bereits ein Alter von 40 Jahren als individuel-les Arbeitsmarktrisiko wahrgenommen bzw. antizipiert.

3 Der Einfluß individueller Merkmale auf die Berufs-tätigkeit von Frauen

3.1 Alter und Kinder als Risikofaktoren für den Berufsverlauf

Neben dem Alter der Beschäftigten als einem in den letztenJahren immer stärker werdenden allgemeinen Arbeitsmarkt-hemmnis, haben Zahl und Alter der zu versorgenden Kinder– anders als bei Männern – zusätzlich Einfluß auf die Ver-fügbarkeit und Möglichkeiten von Frauen am Arbeitsmarkt.

MittAB 1/97 157

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a) Westdeutsche Frauen

Der seit den siebziger Jahren bestehende Trend zunehmenderErwerbsbeteiligung verheirateter Frauen ist überwiegend aufdie 35- bis 55jährigen Frauen, insbesondere auch auf Müttermit Kindern zwischen 6 und 15 Jahren zurückzuführen.Während dabei die 35- bis 45jährigen verheirateten Frauenvor allem vom zunehmenden Teilzeitangebot profitierenkonnten, zeichnet sich bei den 45- bis 55jährigen Frauen auchein Anstieg bei der Vollzeiterwerbstätigkeit ab (Übersicht 2).

Beschäftigungsrückgang bei Frauen mit Kleinkindern

Dagegen zeigt sich bei verheirateten Frauen im Alter zwi-schen 25 und 35 Jahren sowie bei Frauen mit Kleinkindernunter 6 Jahren – im Vergleich zu 1986 – eine rückläufige Ent-wicklung der Beschäftigung, wenngleich auch hier die Teil-zeitbeschäftigung zunahm. Wobei für Frauen mit kleinen Kin-dern nicht sozialversicherungspflichtige Tätigkeiten zuneh-mend eine Rolle spielen (tabellarisch nicht dargestellt). 1995waren nur noch vier von zehn Frauen dieser Altersgruppebzw. gut jede vierte Frau mit Kleinkindern (gegenüber 52 %bzw. 33 % im Jahre 1986) in Beschäftigung. Der Grund fürden Beschäftigungsrückgang dieser Altersgruppe liegt einer-seits in den verbesserten gesetzlichen Rahmenbedingungendes Erziehungsurlaubs 3: So befanden sich 1995 die Hälfte al-ler Frauen mit Kindern bis zu drei Jahren im Erziehungsur-laub und 95 % der Anspruchsberechtigten machten vom Er-ziehungsurlaub Gebrauch (Winkel 1995). Lediglich 6 % derMütter mit Kleinkindern unter 3 Jahren waren vollzeit- bzw.13 % teilzeitbeschäftigt (siehe Fußnote *). Auf der anderenSeite zeigen sich aber auch Probleme beim Wiedereintritt vonFrauen mit drei- bis sechsjährigen Kindern. Insgesamt suchen6 % der Frauen mit Kindergartenkindern Arbeit. Die Ar-beitslosenquote dieser Gruppe liegt mit 12 % über demDurchschnitt. Das weiterbestehende Interesse von Frauen mitkleinen Kindern an einer Arbeit spiegelt sich auch bei den ge-genwärtig nicht berufstätigen und nicht arbeitsuchendenFrauen mit Kindergartenkindern wider, von denen mehr alsdie Hälfte grundsätzlich gerne berufstätig wären.

Beschäftigungszunahme von Frauen in mittleren Altersgrup-pen

Seit Mitte der 80er Jahre nahm die Beschäftigung überdurch-schnittlich stark bei den 45- bis 55jährigen verheirateten Frau-en zu, mit – seit den 70er Jahren – einem Trend hin zu mehrTeilzeitarbeit. So ist gegenwärtig ein Drittel aller 45- bis55jährigen verheirateten Frauen und damit mehr als die Hälf-te der berufstätigen Frauen in dieser Altersgruppe in Teilzeitbeschäftigt (Übersicht 2). Mit zunehmendem Alter der Frau-en nimmt aber auch die Zahl derer zu, die nicht mehr an ei-ner Beschäftigung interessiert sind: Mehr als zwei Drittel dernicht erwerbstätigen Frauen bzw. ein Viertel aller Frauen zwi-schen 45 und 55 Jahren geben an, daß sie weder Arbeit su-chen, noch grundsätzlich gerne berufstätig wären (siehe Fuß-note *). Lediglich 4% von ihnen suchen Arbeit. Für die be-rufstätigen Frauen dieser Altersgruppe stehen - im Vergleichzu den übrigen Frauen - am häufigsten intrinsische Motive,aber auch für jede zehnte die Rentenvorsorge im Vordergrund.Bei jüngeren Frauen haben dagegen ökonomische Gründe so-wie das eigene Selbstverständnis zur Arbeit einen höherenStellenwert (Übersicht 5).

Geringe Vollzeitbeschäftigung von älteren Frauen

Am wenigsten sind 55- bis 60jährige Frauen erwerbstätig:1995 war lediglich ein Drittel von ihnen – und dies über-wiegend auf Teilzeitarbeitsplätzen – beschäftigt. Gründe fürdie geringe Berufstätigkeit waren der verstärkte freiwilligeRückzug aus der Arbeitswelt, aber auch geringere Beschäf-tigungsmöglichkeiten im Vergleich zu jüngeren Frauen. Sowar einerseits die Hälfte aller Frauen dieser Altersgruppenicht erwerbstätig und auch nicht an einer Berufstätigkeitinteressiert. Andererseits lag – insbesondere aufgrund derlängeren Dauer der Arbeitslosigkeit – die Arbeitslosenquo-te überdurchschnittlich hoch. Diese geringe Erwerbsbeteili-gung und hohe Arbeitslosenrate ist insbesondere bei der ge-genwärtigen Diskussion um die Erhöhung des Rentenein-trittsalters mit Heraufsetzung der benötigten Beitragsjahrefür Frauen ein bedeutsamer Befund. Denn die erwartetenEntlastungen der Rentenversicherung durch zusätzlicheBeiträge bzw. die zusätzliche eigene Lebenssicherung durchBerufstätigkeit in den Zeiten ohne Rentenanspruch ist nurmöglich, wenn sich nicht nur die Erwerbsorientierung älte-rer Frauen erhöht, sondern wenn sich auch die Arbeits-marktsituation für diese Altersgruppe deutlich verbessernwürde. Andernfalls ist zu bedenken, daß von den gegen-wärtig 60jährigen Frauen weniger als jede zehnte vollzeit-erwerbstätig ist und damit neun von zehn der verheiratetenFrauen zu diesem Zeitpunkt weder ein existenzsicherndeseigenes Einkommen haben, noch in vollem Umfang Renten-ansprüche erwerben.

b) Ostdeutsche Frauen

Stärkster Beschäftigungsrückgang bei Frauen in mittlerenAltersgruppen

Der weitere Beschäftigungsrückgang zwischen 1991 und1995 um insgesamt 5 Prozentpunkte bei ostdeutschen Frauenbzw. 10 Prozentpunkte bei verheirateten Frauen ist vor allemauf die Altersgruppe der 45- bis 55jährigen Frauen zurück-zuführen (Übersicht 2). Dagegen sind verheiratete Frauen inder Altersgruppe zwischen 35 und 45 Jahren nach wie vor mitknapp drei Viertel am häufigsten erwerbstätig. Tendenziellnimmt die Erwerbstätigenquote mit zunehmendem Alter kon-tinuierlich ab, während parallel dazu der Anteil der arbeitsu-chenden ostdeutschen Frauen ansteigt (siehe Fußnote *). An-ders als im Westen sind somit verheiratete Frauen mit älterenKindern – im Vergleich zu Frauen mit 6- bis 15jährigen Kin-dern – in geringerem Maße erwerbstätig.

Aber auch bei jüngeren Frauen (25 bis 35 Jahre) ging die Er-werbstätigkeit bei gleichzeitig stärkerer Inanspruchnahmedes Erziehungsurlaubs zurück. So hat sich zwischen 1991 und1995 der Anteil der Mütter im Erziehungsurlaub mit bis zudreijährigen Kindern verdoppelt (Holst/Schupp 1997). Den-noch beteiligt sich insgesamt knapp die Hälfte der verheira-teten Frauen mit mindestens einem Kind unter sechs Jahrenam Erwerbsleben. Dies ist insgesamt nahezu doppelt und aufVollzeitarbeitsplätzen mehr als fünfmal so häufig wie in West-deutschland.

Der höhere Beschäftigtenanteil jüngerer ostdeutscher Frauen(18- bis 25jährigen) als bei westdeutschen Frauen ist vor al-lem auf die unterschiedliche Bildungsbeteiligung in dieserAltersgruppe zurückzuführen. Er darf somit nicht darüberhinwegtäuschen, daß diese Altersgruppe zunehmend Schwie-rigkeiten am Arbeitsmarkt hat. Dies spiegelt sich u.a. im über-durchschnittlichen Anteil derer (drei von zehn) wider, die inOstdeutschland Arbeit suchen.

158 MittAB 1/97

3 Anders als in der Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit wer-den Erziehungsurlauberinnen hier als nicht berufstätig verstanden.

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Besondere Probleme auf dem Arbeitsmarkt, aber auch „frei-williger“ Rückzug aus dem Erwerbsleben älterer Frauen

Auch in Ostdeutschland haben geringer qualifizierte Frauenin höheren Altersgruppen die höchsten Arbeitslosenanteile.Daneben ist aber auch die grundsätzliche Bereitschaft zur Be-rufstätigkeit bei Frauen mit älteren Kindern – doch mit 10%auf niedrigerem Niveau als in den alten Bundesländern – un-terdurchschnittlich ausgeprägt. Anders verhalten sich dage-gen jüngere Frauen, insbesondere mit Kindern zwischen dreiund sechs Jahren, von denen insgesamt mehr als jede dritteArbeit sucht. Trotz der Schwierigkeiten nach einer Unterbre-chung wollen nahezu alle Frauen mit Kindern in dieser Al-tersgruppe berufstätig sein. Die Berufstätigkeit dieser Frauenhat vor allem finanzielle Gründe: Die Sicherung des bzw. derBeitrag zum Lebensunterhalt werden von ihnen am häufig-sten als Motiv für die Berufstätigkeit angegeben (Über-sicht 5).

Der überdurchschnittliche Anteil der mit oder ohne Arbeits-amt arbeitsuchenden Frauen unter den 55- bis 60jährigenFrauen in den neuen Bundesländern zeigt, daß trotz flexible-rer Vorruhestandsregelungen als in Westdeutschland auchFrauen dieser Altersgruppe häufiger als im Westen Arbeitnachfragen. Nicht zuletzt aufgrund des niedrigeren Haus-haltseinkommens steht in Ostdeutschland für diese Frauen dieunmittelbare Sicherung des Lebensunterhalts stärker im Vor-dergrund, und an die Rentenvorsorge wird erst an zweiterStelle gedacht.

Quintessenz

Während bei insgesamt stagnierenden Beschäftigungsanteilenwestdeutscher Frauen seit Mitte der 80er Jahre ein deutlicherAnstieg der Beschäftigung vor allem bei 45- bis 55jährigenverheirateten Frauen zu beobachten war, ging bei ostdeutschenFrauen dieser Altersgruppe aufgrund ihrer besonderen Pro-bleme auf dem Arbeitsmarkt die Beschäftigung am stärkstenzurück. Anders als in Westdeutschland, wo jede zweite Fraumit einem Kind im Kindergartenalter weder berufstätig warnoch Arbeit suchte, waren nahezu alle ostdeutschen Frauenmit 3- bis 6jährigen Kindern erwerbstätig oder aktiv auf Ar-beitsuche. Aber auch ältere Frauen zogen sich in Ostdeutsch-land in geringerem Umfang als im Westen vom Arbeitsmarktvöllig zurück: Während knapp ein Viertel der westdeutschenFrauen zwischen 45 und 55 Jahren nicht berufstätig waren undauch kein Interesse daran hatten, lag der entsprechende Anteilbei ostdeutschen Frauen bei lediglich 4%.

3.2 Erwerbsbeteiligung von Frauen aus unterschiedlichenBildungs-, Status- und Einkommensgruppen

Strukturverschiebungen sowohl zwischen Wirtschaftszwei-gen wie auch hin zu anspruchsvolleren Tätigkeiten finden ge-genwärtig in umfangreichem Ausmaß statt (Tessaring 1994).Damit wird vor allem in der Krise die Qualifikation und dieerreichte Stellung im Beruf zu einem wichtigen Selektions-kriterium auf dem Arbeitsmarkt mit Konsequenzen für denBerufsverlauf von Frauen und die finanzielle Ausstattung derHaushalte.

a) Westdeutsche Frauen

Höhere Erwerbsorientierung und Realisierungsmöglich-keiten besser qualifizierter Frauen

Die starke Polarisierung der Erwerbsbeteiligung zwischenbesser und weniger qualifizierten Frauen, die zwischen 1977

und 1986 feststellbar war, blieb – unabhängig vom Alter – biszum Befragungszeitpunkt 1995 bestehen. Der Anteil er-werbstätiger verheirateter Frauen an allen Frauen mit Haupt-oder Sonderschulabschluß bzw. ohne Berufsausbildung lag1995 mit 44 % bzw. 36 % deutlich unter dem Durchschnitt.Die Differenz zur Erwerbsbeteiligung verheirateter Abituri-entinnen bzw. Hochschulabsolventinnen (60 % bzw. 68 %)blieb seit Mitte der 80er Jahre nahezu konstant (Übersicht 2).Insgesamt waren 50 % der Frauen mit Hauptschulabschlußbzw. 44 % ohne berufliche Ausbildung gegenüber 72 % mitAbitur bzw. 76 % mit Hochschulabschluß berufstätig (sieheFußnote *). Dabei zeigt die retrospektive Betrachtung des Be-rufsverlaufs, daß weniger qualifizierte erwerbstätige Frauenihre Berufstätigkeit häufiger als qualifizierte Frauen unter-brochen hatten und in geringerem Umfang in längerfristig an-gelegten Arbeitsverhältnissen anzutreffen waren. Sie fandenaber eher „berufliche Gelegenheitsstrukturen“, die es ihnenermöglichten, wieder eine Beschäftigung aufzunehmen (Krü-ger u.a. 1989).

Ein ähnlicher Trend zeigt sich auch nach dem beruflichen Sta-tus: Verheiratete Frauen aus gehobenen oder leitenden Ange-stelltenberufen waren zu 58 % (1986: 54 %) deutlich häufi-ger als die mit Arbeiterberufen (sowohl 1986 wie auch 1995zu einem Drittel) berufstätig (Übersicht 2). Besser qualifi-zierte Frauen sind ähnlich wie Frauen in einer höheren be-ruflichen Stellung überdurchschnittlich häufig auf Vollzeitar-beitsplätzen zu finden, während geringer qualifizierte Frauenweniger anspruchsvolle Tätigkeiten auch auf Teilzeitarbeits-plätzen ausüben bzw. auf Teilzeitarbeitsverhältnisse auswei-chen müssen. So ist mittlerweile lediglich gut jede zehnte ver-heiratete zuletzt als Hilfs- oder angelernte Arbeiterin tätigeFrau vollzeitbeschäftigt, dagegen ist dies bei Angestellten ingehobener oder leitender Stellung die Mehrheit.

Nach wie vor sind unter den nichterwerbstätigen Frauen über-wiegend ältere, gering qualifizierte oder Frauen aus einfachenoder mittleren Angestelltenberufen. Neben bzw. aufgrund derschlechteren Arbeitsmarktsituation sind Frauen ohne Berufs-ausbildung bzw. aus weniger attraktiven Berufen nicht nur ingeringerem Maße erwerbstätig und überdurchschnittlich häu-fig arbeitslos, sondern auch weniger an einer Berufstätigkeitinteressiert (siehe Fußnote *). So gibt einerseits insgesamt ca.ein Drittel der 18- bis 60jährigen Frauen ohne Hauptschulab-schluß bzw. ohne Berufsausbildung oder Frauen mit Hilfs-bzw. Facharbeiterinnenberufen an, daß sie nicht erwerbstätigund grundsätzlich auch nicht an einer Berufstätigkeit interes-siert sind. Auf der anderen Seite suchen diese Frauen dreimalbzw. doppelt so häufig eine Beschäftigung wie der Durch-schnitt aller Frauen.

Die geringere Erwerbsbeteiligung weniger qualifizierterFrauen (ohne Abschluß bzw. ohne Berufsausbildung) erklärtsich sowohl aus der Arbeitsmarktsituation, der demographi-schen wie auch der Verhaltenskomponente. Hinzu kommenberufsspezifisch unterschiedliche Möglichkeiten in beson-ders belastenden Lebenssequenzen erwerbstätig zu sein (Bornu.a. 1996). So können geringer qualifizierte Frauen häufig be-ruflich weniger flexibel reagieren oder während der Berufs-tätigkeit kostenintensive Kinderbetreuungsalternativen in An-spruch nehmen. Daneben sind weniger qualifizierte Frauenbzw. Frauen mit einer niedrigeren beruflichen Stellung aberauch doppelt so häufig wie der Durchschnitt unter den 55- bis60jährigen Frauen zu finden, also einer Gruppe mit niedrigerErwerbsorientierung und mit geringen Erwerbsmöglichkei-ten bzw. hoher Arbeitslosigkeit. Im Gegensatz zu Abiturien-tinnen oder Hochschulabsolventinnen in anspruchsvollerenTätigkeiten und besserer Entlohnung, sind weniger qualifi-

MittAB 1/97 159

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zierte Frauen in unteren beruflichen Statusgruppen vorwie-gend nur bei starkem ökonomischen Druck erwerbstätig. Hin-zu kommt, daß die geringeren beruflichen Möglichkeiten fürweniger qualifizierte Frauen am Arbeitsmarkt und eine über-durchschnittliche Arbeitslosenquote häufiger resignative Fol-geeffekte hervorrufen.

Starker ökonomischer Druck zur Erwerbstätigkeit beiFrauen aus unteren Einkommensschichten

Faktisch werden die Rückzugs- bzw. resignativen Effekte beiweniger qualifizierten Frauen aber noch dadurch gebremst,daß sie überdurchschnittlich häufig aus unteren Einkom-mensschichten kommen und aufgrund der ökonomischenNotwendigkeit erwerbstätig sein müssen. So liegt nach wievor bei verheirateten Frauen aus Haushalten, die ohne den„Zuverdienst“ der Ehefrauen ein niedriges Nettoeinkommenhaben, nicht nur Arbeitsuche bzw. Arbeitslosigkeit, sondernauch die Erwerbstätigkeit höher als bei Frauen mit besseremfinanziellem Rückhalt (siehe Fußnote *) – wenngleich seitden 70er Jahren eine leichte Nivellierung stattgefunden hat(Übersicht 2). So kommen Frauen mit Abitur zu knapp einemDrittel – Durchschnitt ein Fünftel – aus Haushalten mit einemNettoeinkommen (ohne das Einkommen der Befragten) vonmehr als 5.000 DM. Diese Frauen sind auch häufiger mit ei-nem qualifizierteren Ehepartner, der selbst auch bessere Mög-lichkeiten auf dem Arbeitsmarkt hat, verheiratet (Wirth1996). Bei der positiven Korrelation von Einkommensschichtund Qualifikation haben sowohl Frauen aus niedrigen Ein-kommensschichten wie auch ihre Ehepartner ein höheres Ar-beitslosigkeitsrisiko, als dies bei Frauen und deren Ehepart-ner aus besser verdienenden Familien der Fall ist. Trotz ge-ringerer Möglichkeiten am Arbeitsmarkt drängen somit Frau-en aus niedrigeren Einkommensschichten stärker in die Be-rufstätigkeit als diejenigen, die es finanziell nicht so nötig ha-ben. Selbst im Krisenjahr 1995 waren 70 % der verheiratetenFrauen mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 2.500.-DM berufstätig.

b) Ostdeutsche Frauen

Geringe Beschäftigungschancen wenig qualilifizierter Frau-en sowie von Facharbeiterinnen

Stärker noch als in Westdeutschland werden Erwerbstätigkeitbzw. Erwerbsmöglichkeiten von Frauen in Ostdeutschlandvon der Qualifikation bestimmt. Während 1995 weniger alsvier von zehn verheirateten Frauen mit Volksschulabschlußbzw. ohne Berufsausbildung erwerbstätig waren bzw. noch ei-nen Arbeitsplatz hatten, lag der entsprechende Anteil bei Ab-iturientinnen bzw. bei Hochschulabsolventinnen bei etwa dreiVierteln (Übersicht 2). So war auch Anfang der 90er Jahre dieWahrscheinlichkeit, die Beschäftigung zu verlieren, bei Ab-solventen einer betrieblichen Lehre um 135 % höher als beiHochschulabsolventen und bei Männern um 29 % niedrigerals bei Frauen. Ähnliche Tendenzen zeigten sich bei den Wie-dereinstellungschancen (Sackmann u. a. 1996).

Durch den überdurchschnittlichen Beschäftigungseinbruchbei Frauen ohne Ausbildungsabschluß, aber auch bei Fachar-beiterinnen, hat trotz rückläufiger Erwerbstätigkeit qualifi-zierter Frauen, die Polarisierung der Erwerbsbeteiligung zwi-schen gering und besser qualifizierten Frauen – im Vergleichzu 1991 – weiter zugenommen bzw. blieb zwischen höherenund niedrigeren Statusgruppen stabil. Während 1991 noch dieHälfte der verheirateten Frauen ohne Berufsausbildung und63 % der verheirateten Facharbeiterinnen berufstätig waren,lag der Anteil 1995 bei jeweils gut einem Drittel.

Hohes Arbeitslosigkeitsrisiko von Frauen aus unterenEinkommensschichten

Die – im Vergleich zum Durchschnitt – niedrigere Erwerbs-beteiligung ostdeutscher Frauen ohne Ausbildungsabschluß,von Hilfsarbeiterinnen, aber auch die geringere Erwerbstäti-genquote bei Facharbeiterinnen bedeutet nicht einen stärke-ren freiwilligen Rückzug aus der Erwerbstätigkeit. Obwohldie Berufsverläufe in der ehemaligen DDR kontinuierlicherverliefen als in Westdeutschland, hatten – unabhängig von derQualifikation – anteilmäßig mehr jüngere ostdeutsche Frau-en (unter 40 Jahren) zum Befragungszeitpunkt ihre Erwerbs-tätigkeit unterbrochen als westdeutsche Frauen. Bei deutlichgeringerer Geburtenrate waren die Diskontinuitäten im Be-rufsverlauf stärker arbeitsmarktbedingt. Zur Wiederaufnah-me einer Beschäftigung fanden aber besser qualifizierte Frau-en in den neuen Bundesländern günstigere „berufliche Gele-genheitsstrukturen“ als Frauen ohne bzw. mit Lehr- oderFachschulabschluß (Krüger u.a. 1989).

Weniger qualifizierte Frauen und Frauen mit niedrigem be-ruflichen Status wollen deutlich häufiger als im Westen be-rufstätig sein (siehe Fußnote *). Dadurch, daß die wenigerqualifizierten Frauen unter den älteren Frauen überrepräsen-tiert sind, kommt es einerseits zu zusätzlichen Schwierigkei-ten am Arbeitsmarkt. Andererseits erklärt sich daraus auchder leicht überdurchschnittliche Anteil derjenigen Frauen, dienicht berufstätig, aber auch grundsätzlich nicht an einer Rück-kehr ins Berufsleben interessiert sind. Deutlich stärker als imWesten kam es bei ostdeutschen Frauen mit einer Facharbei-terinnenausbildung bzw. bei Facharbeiterinnen zur Abdrän-gung vom Arbeitsmarkt. Aus der ehemals hohen Zahl anFacharbeiterinnen in der früheren DDR rekrutiert sich infol-ge wirtschaftlicher Umstrukturierung gegenwärtig der größ-te Teil der arbeitslosen Frauen. Hier spiegeln sich am stärk-sten Diskrepanzen zwischen Ausbildung und Tätigkeit in derehemaligen DDR und den gegenwärtigen Arbeitsplatzanfor-derungen wider.

Während in der ehemaligen DDR die Einkommensunter-schiede zwischen qualifizierten und weniger qualifiziertenBeschäftigten – im Vergleich zum Westen – gering waren, ha-ben sich als Folge des Transformationsprozesses stärkere Ein-kommensdiskrepanzen herausgebildet. Gegenläufig zur Ent-wicklung in Westdeutschland nimmt aber in den neuen Bun-desländern mit niedrigerem Haushaltsnettoeinkommen dieErwerbstätigkeit von Frauen ab und die Arbeitslosigkeit zu(siehe Fußnote *). Ausschlaggebend sind vor allem die be-sonderen Schwierigkeiten gering qualifizierter Frauen amArbeitsmarkt, die in unteren Einkommensschichten überpro-portional vertreten sind. Weniger qualifizierte Frauen habenaber auch häufiger als besser qualifizierte Frauen einen Ehe-partner aus niedrigeren Bildungs- und Statusschichten, mitgeringeren gesellschaftlichen Einflußmöglichkeiten und hö-herem Arbeitslosigkeitsrisiko. Damit gelingt es jenen Frau-en, für die aus finanziellen Gründen die Notwendigkeit derErwerbsarbeit am größten ist, in geringerem Maße, wieder be-rufstätig zu werden. Davon betroffen sind insbesondere ar-beitsuchende Frauen mit geringer bzw. Facharbeiterqualifi-kation, unter denen überdurchschnittlich häufig auch ältereFrauen zu finden sind und bei denen der Anteil auch arbeits-loser Ehepartner (mit knapp 10 %) überdurchschnittlich hochist.

Quintessenz

Trotz deutlicher Beschäftigungseinbrüche auf allen Qualifi-kationsebenen bildete sich bei ostdeutschen Frauen – ähnlich

160 MittAB 1/97

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wie im Westen – eine Polarisierung der Erwerbsbeteiligungheraus. Während weniger qualifizierte – insbesondere ältere –Frauen in Westdeutschland auch in geringerem Umfang an ei-ner Berufstätigkeit interessiert sind, wollen – trotz größererSchwierigkeiten am Arbeitsmarkt – ostdeutsche Frauen ausArbeiter- oder Facharbeiterberufen deutlich häufiger arbeiten.Neben dem Selbstverständnis eigener Erwerbstätigkeit ist vorallem bei weniger qualifizierten ostdeutschen Frauen und ge-ringerem Haushaltseinkommen der ökonomische Druck zurBerufstätigkeit höher, die Realisierungsmöglichkeiten sind indiesen Berufen aber deutlich geringer als im Westen.

4 Einfluß gesellschaftlicher Rahmenbedingungen auf den Berufsverlauf von Frauen am Beispiel desErziehungsurlaubs

Mit veränderten Lebensentwürfen von Frauen hin zu einerstärkeren Integration in die Arbeitswelt einerseits und demAbbau von Arbeitsplätzen andererseits bekam die Förderungvon Frauen in Familie und Beruf in der öffentlichen Diskus-sion der letzten Jahre, trotz oder gerade wegen der Arbeits-marktkrise, zunehmende Bedeutung. Denn trotz höherer Qua-lifikation von Frauen und deren zunehmender Erwerbsorien-tierung änderte sich kaum etwas an ihrer Alleinzuständigkeitfür Familienpflichten. Allerdings zeigen in den 80er Jahrendie verbesserten Möglichkeiten von Teilzeitarbeit und diedeutliche Zunahme der Zahl von Frauen, die nach der Fami-lienphase in den Beruf zurückkehrten, daß sich die Rahmen-bedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf ver-bessert haben. Vor allem mit der Neufassung des Bundeser-ziehungsgeldgesetzes, in der ab 1.1.1992 eine bis zu drei-jährige Unterbrechung der Berufstätigkeit mit Weiterbe-schäftigungsgarantie im alten Betrieb gewährleistet wird,sollte eine hohe Erwerbstätigkeit von Frauen, die Gleichstel-lung von Mann und Frau, die Vereinbarkeit von Familie undBeruf und die Förderung flexibler Arbeitsformen angestrebtwerden (iwd 1995). Tatsächlich mündeten auch 95 % aller an-spruchsberechtigten Frauen in den Erziehungsurlaub ein, sodaß sich 1995 jede zweite Frau mit einem Kleinkind unter 3Jahren im Erziehungsurlaub befand. Doch besteht mit länge-ren Unterbrechungsphasen die Gefahr, daß einerseits zusätz-liche Probleme für die betriebliche Personalplanung entste-hen und Investitionen in das Humankapital von Frauen durchDequalifizierung weniger ertragreich sind. Andererseits kanndie Förderung individueller Kinderbetreuung im Rahmen desErziehungsurlaubs zu einer Verfestigung tradierten Rollen-verhaltens mit frauenspezifischen Berufs- und Familiense-quenzen führen.

4.1 Unterbrechung der Berufstätigkeit durch Erziehungs-urlaub und Wiederaufnahme der Beschäftigung

Während bei einem zwölfmonatigen Erziehungsurlaub, wieer im Bundeserziehungsgeldgesetz zwischen 1985 und 1988vorgesehen war, noch 80 % der zurückkehrenden „Erzie-hungsurlauberinnen“ wieder ihren früheren Arbeitsplatz er-hielten und Veränderungen der Arbeitsinhalte oder der Pro-duktionsverfahren größeren Ausmaßes selten waren (Speil1991: 72ff.), sahen bereits damals drei Viertel der Unterneh-men bei der Ausdehnung des Erziehungsurlaubs auf drei Jah-

re Schwierigkeiten in der betrieblichen Umsetzung voraus(Diergarten 1991: 32ff.). So sollte auch aus Sicht gut jedeszweiten – im Jahr 1991 zu diesem Thema befragten – Unter-nehmens bei anspruchsvollen Tätigkeiten, sowohl im ge-werblich/technischen wie auch kaufmännisch/verwaltendenBereich, die Unterbrechung der Berufstätigkeit nicht längerals zwei Jahre dauern (Engelbrech 1994). Inwieweit die volleLänge des Erziehungsurlaubs von Frauen in den 90er Jahrentatsächlich in Anspruch genommen wird und ob sich die Be-fürchtungen der Unternehmen zur nachhaltigen Dequalifizie-rung aus Sicht der Frauen bestätigten, soll im folgenden an-hand der vorgesehenen und tatsächlichen Unterbrechungs-dauern, der Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten von Frauennach dem Erziehungsurlaub sowie der beruflichen Situationerfolgreich wiedereingegliederter Frauen dargestellt werden.

a) Westdeutsche Frauen

Da Probleme der Requalifizierung in geringerem Umfang beiden 20 % der Frauen zu erwarten sind, die während des Er-ziehungsurlaubs im gesetzlich zulässigen Rahmen von bis zu19 Stunden arbeiten, sondern vor allem bei den 80 % der Frau-en, die nicht berufstätig sind, wird in der folgenden Analyseauschließlich diese Gruppe betrachtet. Nach Aussagen derBetriebe ergeben sich für deren Personalplanung besondereProbleme durch die Länge des Erziehungsurlaubs, die Ver-läßlichkeit der Aussagen von Frauen über den Zeitpunkt derWeiterbeschäftigung und den vorgesehenen Umfang der Be-rufstätigkeit nach Ablauf der Unterbrechung:

• Planungsunsicherheiten für Betriebe ergeben sich dadurch,daß 1995 knapp jede fünfte Frau im Erziehungsurlaub nochnicht wußte, wie lange sie ihre Berufstätigkeit unterbrechenwird.

• Weiterhin beabsichtigte im Jahr 1995 ein Viertel der Frau-en nach Ablauf des Erziehungsurlaubs zu kündigen.

• Gut die Hälfte der Frauen im Erziehungsurlaub will zwei bisdrei Jahre und knapp jede siebte über die dreijährige Dauerhinweg die Berufstätigkeit unterbrechen (Übersicht 8), wasbei anspruchsvollen Tätigkeiten aus Sicht jedes zweiten Be-triebes zu nachhaltiger Dequalifizierung führt.

• „Lediglich“ 15 % aller Frauen im Erziehungsurlaub wollenzum Befragungszeitpunkt weniger als zwei Jahre unterbre-chen,4 wobei die beabsichtigte bzw. realisierte Dauer des Er-ziehungsurlaubs – neben der gesetzlich vorgesehenen Länge– aber auch vom Anspruch (Einkommensgrenze und Höhe)des Erziehungsgeldbezugs abhängt. Die zunehmende Er-schwernis des Erziehungsgeldbezugs, aber auch beim Lan-deserziehungsgeld, bei längerer Unterbrechung hat dazu ge-führt, daß 1995 ein Viertel der Erziehungsurlauberinnen kei-ne finanzielle Unterstützung erhielt.

• Nach Beendigung des Erziehungsurlaubs wollen Frauenüberwiegend Teilzeit arbeiten. Befragt nach dem gewünsch-ten Beschäftigungsumfang bei der Wiederaufnahme der Be-rufstätigkeit, geben sechs von zehn Frauen an, daß sie ihreStundenzahl verringern bzw. der überwiegende Teil der vor-her teilzeitbeschäftigten Frauen bei gleicher Stundenzahl wei-terarbeiten wollen.

Tatsächlich zeigte sich:

• Gut jede zweite (57 %), der zwischen 1990 und 1995 ausdem Erziehungsurlaub zurückgekehrten Frauen nahm denErziehungsurlaub in voller Länge in Anspruch.

MittAB 1/97 161

4 Bei den Angaben von 15 % der Frauen im Erziehungsurlaub, die die „kriti-sche Schwelle“ von zwei Jahren nicht voll ausschöpfen wollen, ist zuberücksichtigen, daß zum Befragungszeitpunkt bereits ein Teil der Frauenmit kürzeren Unterbrechungszeiten wieder in Beschäftigung ist. Der Anteilderer mit kürzeren Unterbrechungsabsichten dürfte bei Aufnahme des Er-ziehungsurlaubs somit höher sein.

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• 15 % der Frauen unterbrachen über den gesetzlichen An-spruch hinaus und

• 28 % der Frauen schöpften den Erziehungsurlaub nicht vollaus (Übersicht 9).

Damit hatte – ähnlich wie die Frauen im Erziehungsurlaub an-gaben – lediglich ein gutes Viertel der erfolgreich wiederein-gegliederten Erziehungsurlauberinnen weniger als die vonden Betrieben angegebene „kritische Schwelle“ von 2 Jahrenunterbrochen.

Entgegen den betrieblichen Befürchtungen würden Frauenrückblickend eher einen längeren als einen kürzeren Erzie-hungsurlaub wählen. Der überwiegende Teil (70 %), insbe-sondere derer, die vor 1992 im Erziehungsurlaub waren, un-terbräche aus heutiger Sicht wieder genauso lange, 7 % ver-kürzt, 20 % verlängert und lediglich 3 % würde ohne Unter-brechung berufstätig bleiben. Insgesamt waren knapp 40 %

162 MittAB 1/97

West- Ost-Merkmale deutschland deutschland

(N = 186) (N = 85)

Berufstätigkeit während des Erziehungsurlaubsja, derzeit bzw. früher 12 2nein, aber plane ich 5 7nein, plane ich nicht 83 91

100 100

Kündigungsabsicht nach Ablauf des Erziehungsurlaubsja 18 12nein 61 68weiß noch nicht 21 20

100 100

Voraussichtliche Dauer des Erziehungsurlaubsbis 1 Jahr 6 71 bis 2 Jahre 11 362 bis 3 Jahre 50 40mehr als 3 Jahre 16 6weiß noch nicht 17 11

100 100

Finanzielle Unterstützung (ohne Kindergeld)Mutterschaftsgeld 12 14(Bundes-)Erziehungsgeld 58 65Familien- u. Landeserziehungsgeld 6 13nichts davon 24 8

100 100

Gewünschte Arbeitszeit nach dem Erziehungsurlaubgleiche Stundenzahl 27 36geringere Stundenzahl 73 64

100 100

Würde gerne Erziehungsurlaub mit Partner teilen(ohne finanzielle Einbußen)ja 37 37nein 48 55weiß nicht 15 8

100 100

Möglichkeiten von Teilzeittätigkeit im Betriebja 44 18nein 40 62weiß nicht 16 20

100 100

Weiterbildungsangebote im Betriebwährend des Erziehungsurlaubs 3 1nach dem Erziehungsurlaub 12 9sowohl während u. nach dem Erziehungsurlaub 11 1weder noch 57 55weiß nicht 17 34

100 100

Kinderbetreuungsangebote im BetriebBetriebskindergarten 7 4anderweitige betriebliche Unterstützung 5 2keine betriebliche Unterstützung 88 94

100 100

Spezifische Weiterbildungsangebote für Frauen imErziehungsurlaub wären hilfreichja, während des Erziehungsurlaubs 36 41ja, nach dem Erziehungsurlaub 41 39nein 9 13weiß nicht 14 7

100 100

Weiterbildung während des Erziehungsurlaubsja, derzeit oder früher 8 4ja, plane ich 11 14nein 81 82

100 100

1) 18 - 60 Jahre2) ohne Erziehungsurlauberinnen, die zum Befragungszeitpunkt bis zu 19 Wo-

chenstunden berufstätig warenQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 8: Frauen1) im Erziehungsurlaub2) im Jahr1995 nach ausgewählten Merkmalen – Verteilung in %

Merkmale West- Ost-deutschland deutschland(N = 101) (N = 77)

Dauer des Erziehungsurlaubsvolle Länge 57 53nur für einige Zeit 28 39verlängert 15 8

100 100

Dauer des Erziehungsurlaubs aus heutiger Sichtgenauso lang 70 67verkürzen 7 6verlängern 20 21berufstätig bleiben 3 6

100 100

Kontakt zum Betriebgelegentlich gearbeitet 28 17gar nicht gearbeitet 72 83

100 100

Betriebliche Weiterbildungsangebotewährend des Erziehungsurlaubs 7 7nach dem Erziehungsurlaub 9 11während und nach dem Erziehungsurlaub 3 4keine 81 78

100 100

Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmenja 18 23nein 82 77

100 100

Spezifische Weiterbildungsangebote für Frauensind hilfreichja 85 82nein 15 18

100 100

Wiederaufnahme der Beschäftigungim alten Betriebja 59 66nein, in einem anderen Betrieb 41 34

100 100

1) 18 - 60 JahreQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 9: Berufstätige Frauen1), die zwischen 1990und 1995 nach dem Erziehungsurlaub ihre Berufstätig-keit wieder aufgenommen haben nach ausgewähltenMerkmalen – in %

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aller erwerbstätigen Frauen nach einer mehr als halbjährigenUnterbrechung im Jahr 1995 wieder in den Beruf zurückge-kehrt.

Mit zunehmendem zeitlichen Abstand zum Eintritt in den Er-ziehungsurlaub nimmt zwar die (Teilzeit-)Berufstätigkeit zu.Dennoch war nach drei- bis fünfjähriger Unterbrechung, imJahre 1995 immer noch die Hälfte der Frauen – und damit ingrößerem Umfang als von Frauen im Erziehungsurlaub vor-gesehen – (noch) nicht wieder berufstätig (Übersicht 10). In-folge der Geburt eines weiteren Kindes befanden sich nachdrei Jahren ein Drittel der Frauen weiterhin im Erziehungs-urlaub. Jede siebte Frau wäre zwar grundsätzlich gerne be-rufstätig, suchte aber nach Ablauf des Erziehungsurlaubs den-noch keine Arbeit, bzw. konnte aufgrund weiter bestehenderKinderbetreuungspflichten dem Arbeitsmarkt nicht zur Ver-fügung stehen. Jede zehnte Frau hatte nach Ablauf des Erzie-hungsurlaubs kein Interesse an einer weiteren Erwerbsbetei-ligung (Übersicht 10). Trotz des Abbaus von Arbeitsplätzenvor allem nach 1992 mit betriebsbedingten Kündigungenbzw. Auflösungsverträgen nach Ablauf des Erziehungsur-laubs (Brumlop 1994) konnte die Weiterbeschäftigungsga-rantie in Westdeutschland überwiegend eingelöst werden. Le-diglich 1 % der zwischen 1990 und 1992 in den Erziehungs-urlaub eingemündeten Frauen waren Ende 1995 arbeitslos ge-meldet oder arbeitsuchend.

Zwar führt nach Aussagen jedes zweiten Betriebes bei an-spruchsvollen Tätigkeiten bereits eine ein- bis zweijährigeUnterbrechung zu Problemen bei der Wiedereingliederung,doch kam es faktisch – wie bereits im Jahr 1986 (Engelbrech1987) – nach der Rückkehr aus dem Erziehungsurlaub, auchbei Aufnahme einer Teilzeitarbeit, überwiegend nicht zu be-ruflichem Abstieg. Mit Ausnahme des Verdienstes gab dieMehrzahl der Berufsrückkehrerinnen (ca. 60 %) keine Ver-änderung der beruflichen Stellung, der Länge des Arbeits-wegs, der Interessantheit der Tätigkeit und der beruflichenPosition an (Übersicht 11). Kam es zu Veränderung der be-ruflichen Stellung oder der Tätigkeit, so war dies häufiger

MittAB 1/97 163

Möglichkeit während des Westdeutschland OstdeutschlandErziehungsurlaubs einer .... (N=69) (N=54)

Teilzeitbeschäftigungja 35 19nein 54 62weiß nicht 11 19

100 100

Aushilfstätigkeitja 33 14nein 53 61weiß nicht 14 25

100 100

Urlaubsvertretungja 30 21nein 56 55weiß nicht 14 24

100 100

1) 18 - 60 JahreQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 9a: Beschäftigungsmöglichkeiten von berufs-tätigen Frauen1), die zwischen 1990 und 1995 aus demErziehungsurlaub zurückgekehrt sind und während desErziehungsurlaubs auch nicht gelegentlich gearbeitethaben – in % Erwerbsstatus 1995 Jahr der Unterbrechung

West Ost1990 - 1992 1990 - 1992

N = (141) (78)

Vollzeiterwerbstätig2) 15 36Teilzeiterwerbstätig 33 24Arbeitsuchend3) 1 28Erziehungsurlaub 27 12Nicht arbeitsuchend, grund-sätzlich gerne berufstätig 14 0grundsätzlich nicht gerne berufstätig 10 0

insgesamt 100 100

1) 18 - 60 Jahre2) einschließlich ABM3) beim Arbeitsamt gemeldet und nicht gemeldet sowie FuU-TeilnehmerinnenQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 10: Erwerbsstatus west- und ostdeutscherFrauen1) nach Unterbrechung der Berufstätigkeit (1990- 1992) wegen Kinderbetreuung 1995 – in %

Vergleich der Berufstätigkeit unmittelbar vor West- Ost-und unmittelbar nach dem Erziehungsurlaub deutschland deutschland

(N = 101) (N = 77)

Stelle:besser 10 18gleichwertig 43 33schlechter 24 22gleiche Stelle 23 27

100 100

Verdienst:höher 20 15gleich viel 29 60weniger 51 25

100 100

Arbeitswegkürzer 31 15gleich lang 57 60länger 12 25

100 100

Tätigkeitinteressanter 12 30gleichwertig 60 51weniger interessant 28 19

100 100

Berufliche Positionhöher 9 15gleichwertig 61 62niedriger 30 23

100 100

Arbeitsbelastunggrößer 25 44gleich groß 53 45geringer 22 11

100 100

1) 18 - 60 JahreQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 11: Berufliche Situation von Frauen1) nachder Rückkehr aus dem Erziehungsurlaub in den Jahrenzwischen 1990 und 1995 – Verteilung in %

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eine Verschlechterung als eine Verbesserung. Im Hinblick aufden Arbeitsweg hatten Frauen nach dem Erziehungsurlaubhäufiger einen Arbeitsplatz, der schneller als vorher erreich-bar war, gefunden. Für den geringeren Verdienst ist vor allemder höhere Teilzeitanteil nach Rückkehr in den Beruf aus-schlaggebend.

Mit der Unterbrechung der Berufstätigkeit ist somit nicht „au-tomatisch“ bei allen Frauen ein ausbildungsinadäquater be-ruflicher Einsatz verbunden. Vielmehr ist zu berücksichtigen,daß – vermeintliche – Dequalifizierungsprozesse aus Sichtder Betriebe einerseits sehr stark von der Art der Tätigkeit,der konjunkturellen Situation, der Branche und der Betriebs-größe abhängen, so daß Unterbrechungen in der jeweiligenSituation unterschiedliche Folgen haben können (Engel-brech1994). Andererseits hat häufig bereits vor dem Erzie-hungsurlaub ein langjähriger betrieblicher Selektions- undAllokationsprozeß stattgefunden, der Frauen, je nach fachli-cher und außerfachlicher Qualifikation, adäquate Tätigkeitenzuwies. Insbesondere bei positiven Erfahrungen der Betriebemit der beurlaubten Mitarbeiterin konnte eine vergleichbareTätigkeit auch nach der Unterbrechung wieder aufgenommenwerden.

Trotz Weiterbeschäftigungsgarantie nahmen im Anschluß anden Erziehungsurlaub im Jahre 1995 gut vier von zehn der er-folgreich wiedereingegliederten westdeutschen Frauen ihreBeschäftigung nicht im alten, sondern in einem anderen Be-trieb auf (Übersicht 9). Bei lediglich 5 % der Frauen war derGrund für den Betriebswechsel, daß der frühere Betrieb auf-gelöst oder ihnen aus anderen Gründen gekündigt wurde(Übersicht 13). Dagegen spielte die Vereinbarkeit mit fami-lialen Aufgaben die entscheidende Rolle für die Aufnahmeeiner neuen Stelle. Knapp ein Drittel der Betriebswechslerin-nen kündigte, weil sie ihr Kind selbst weiter betreuen mußtenbzw. wollten und sie dies mit der Tätigkeit in einem anderenBetrieb besser vereinbaren konnten. Ein weiteres Fünftelwechselte den Betrieb, weil die Arbeitszeit im alten Betriebnicht den Wünschen oder Möglichkeiten während der weite-ren Kinderbetreuung entsprach.

Die Gründe für die Wiederaufnahme der Beschäftigung imAnschluß an den Erziehungsurlaub in den Jahren 1990 bis1995 waren für die Mehrzahl der Frauen in Westdeutschlandeng mit der Berufstätigkeit selbst verbunden. Bei weit mehrals der Hälfte (56 %) der Berufsrückkehrerinnen stehen in-trinsische Motive an erster Stelle (Freude am Beruf, im Be-ruf unter Menschen sein, nicht ausgefüllt sein durch Hausar-beit und den erlernten Beruf ausüben wollen). Knapp ein Vier-tel der Frauen gibt die Eigenständigkeit und das Selbstver-ständnis (eigenes Einkommen, Selbstverständlichkeit der Be-rufstätigkeit, Rente vorsorgen) und lediglich ein knappes wei-teres Viertel finanzielle Gründe (zum Lebensunterhalt beitra-gen, sich mehr leisten können) als Hauptgrund für die Rück-kehr in den Beruf an (Übersicht 12).

b) Ostdeutsche Frauen

Aufgrund geringeren Haushaltseinkommens bekommen –mit mehr als neun von zehn – ostdeutsche Frauen häufiger alswestdeutsche Frauen im Erziehungsurlaub finanzielle Unter-stützung. Bedingt durch die größere Angewiesenheit auf denVerdienst der Frauen wollen diese den Erziehungsurlaubüberwiegend nicht länger als zwei Jahre in Anspruch nehmenund weiter berufstätig sein. Vier von zehn ostdeutschen Er-ziehungsurlauberinnen planen zwar die volle Länge von dreiJahren. Ostdeutsche Frauen wollen aber auch nahezu dreimal

so häufig wie westdeutsche Frauen bereits früher wieder be-rufstätig werden (Übersicht 8). Lediglich 8 % der Frauen imErziehungsurlaub beabsichtigen eine über den gesetzlichenAnspruch andauernde Unterbrechung. Weiterhin ist die Be-rufsrückkehr von ostdeutschen Frauen bereits konkreter als inWestdeutschland geplant. Lediglich knapp jede zehnte Frauwußte noch nicht, wie lange sie die Berufstätigkeit unterbre-chen wird und etwa ebenso viele wollten nach Ablauf des Er-ziehungsurlaubs kündigen. Frauen gehen somit in Ost-deutschland in geringerem Maße ein Dequalifizierungsrisikoein, da sie dem Arbeitsmarkt eher wieder zur Verfügung ste-hen; sie wären aufgrund ihrer kürzeren Unterbrechungsdauerauch aus betrieblicher Sicht in geringerem Maße als im We-sten ein Problem der Personalpolitik.

Weiterhin zeigt sich die starke Bindung an die Berufstätigkeitdaran, daß ostdeutsche Frauen – trotz höherem Vollzeitanteilvor Eintritt in den Erziehungsurlaub – mit 31 % (West: 22 %)im Anschluß an den Erziehungsurlaub mit gleicher Stunden-zahl wie vorher weiterarbeiten wollen. Immerhin streben aberauch sechs von zehn ostdeutschen Frauen eine Verkürzungder Arbeitszeit nach dem Erziehungsurlaub an. Damit stehendie früheren Mitarbeiterinnen auch nach dem Erziehungsur-laub dem Betrieb häufiger in vollem Umfang zur Verfügung.Das bedeutet aber auch, daß der Arbeitsmarkt in Ostdeutsch-land durch den geringeren Anteil der Erziehungsurlauberin-nen an der entsprechenden Altersgruppe, durch die häufigerbeabsichtigte Rückkehr von Erziehungsurlauberinnen wieauch durch die kürzere Dauer des Erziehungsurlaubs in ge-ringem Maße entlastet wird als in Westdeutschland.

Von den zwischen 1990 und 1995 aus dem Erziehungsurlauberfolgreich wieder in die Beschäftigung zurückgekehrtenFrauen hatten gut die Hälfte den Erziehungsurlaub in vollerLänge in Anspruch genommen. Vier von zehn Frauen - unddamit mehr als im Westen – unterbrechen kürzer als das Ge-setz zuließe und knapp jede zehnte – weniger als im Westen -über die gesetzliche Dauer hinaus. Damit wurde in Ost-

164 MittAB 1/97

Wichtigster Grund West- Ost-deutschland deutschland(N = 101) (N = 77)

Ich muß mir den Lebensunterhalt selbst verdienenbzw. zum Lebensunterhalt selbst beitragen 14 29

Ich möchte mir mehr leisten können 8 8

Mein Beruf macht mir Freude 29 10

Ich bin gerne im Beruf mit anderen Menschenzusammen 11 13

Hausarbeit allein füllt mich nicht aus 12 4

Ich möchte meinen erlernten Beruf auch ausüben 4 4

Ich will für meine Rente vorsorgen 4 4

Ich will durch ein eigenes Einkommenselbständiger sein 11 11

Für mich ist es selbstverständlich,berufstätig zu sein 7 17

100 100

1) 18 - 60 JahreQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 12: Wichtigster Grund für die Wiederaufnah-me der Berufstätigkeit von Frauen1) im Anschluß an denErziehungsurlaub in den Jahren 1990 bis 1995 – Vertei-lung in %

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deutschland auch in der Vergangenheit zu einem deutlich ge-ringeren Anteil als im Westen die – aus Unternehmersicht –„kritische Zeit“ von 2 Jahren Berufsunterbrechung über-schritten, so daß in geringerem Maße Dequalifizierungspro-zesse zu erwarten waren. Retrospektiv betrachtet würde - wieim Westen – jede fünfte Frau den Erziehungsurlaub verlän-gern (insbesondere die Frauen, die vor 1992 den damals ma-ximal eineinhalbjährigen Erziehungsurlaub aufgenommenhaben), aber mit 6 % würden auch doppelt so viele wie imWesten ohne Unterbrechung berufstätig bleiben (Über-sicht 9).

Tatsächlich befand sich von den Frauen, die zwischen 1990und 1992 wegen Kinderbetreuung ihre Berufstätigkeit un-terbrochen hatten, 1995 lediglich gut jede zehnte noch imErziehungsurlaub. Kürzere Unterbrechungszeiten bei finan-zieller Notwendigkeit zur Arbeitsaufnahme und der Rück-gang der Geburtenrate führten bei ostdeutschen Frauen zuder – im Vergleich zu westdeutschen Frauen – geringerenInanspruchnahme des Erziehungsurlaubs (Übersicht 10).Sechs von zehn Frauen hatten bis 1995 die Berufstätigkeitwieder aufgenommen, wenngleich ostdeutsche Frauen häu-figer in Vollzeit arbeiteten. Damit waren 6 % aller berufs-tätigen Frauen 1995 nach einer mindestens halbjährigen Un-terbrechung wieder in die Berufstätigkeit zurückgekehrt.Die schlechtere Arbeitsmarktsituation führte aber bereits1993 dazu, daß lediglich 55 % der Frauen nach dem Erzie-hungsurlaub im alten Betrieb weiterbeschäftigt wurden(Winkel 1995). Insgesamt war 1995 ein Viertel der ostdeut-schen Erziehungsurlauberinnen anschließend arbeitsuchendbzw. arbeitslos.

Von den erfolgreich wiedereingegliederten Erziehungsurlau-berinnen nahmen mit zwei Drittel mehr Frauen als in West-deutschland ihre Berufstätigkeit wieder im alten Betrieb auf.Obwohl ostdeutsche Frauen bei der Rückkehr in den Berufhäufiger höhere Arbeitsbelastung und ein längerer Arbeits-weg erwarteten, wechselten sie in geringerem Umfang alswestdeutsche Frauen in einen anderen Betrieb oder hattenüberhaupt die Möglichkeit dazu (Übersicht 9). Hauptgrundfür die Arbeitsaufnahme in einem anderen Betrieb war beietwa sechs von zehn der ostdeutschen Frauen, daß der ehe-malige Betrieb aufgelöst oder daß ihnen gekündigt bzw. einAuflösungsvertrag angeboten wurde (Übersicht 13). Be-triebswechsel aufgrund eigener Kündigung während odernach dem Erziehungsurlaub kam bei lediglich einem Viertelder ostdeutschen Frauen und damit in deutlich geringeremUmfang als bei westdeutschen Frauen vor.

Anders als in Westdeutschland (27 %) waren bei 37 % der ost-deutschen Rückkehrerinnen aus dem Erziehungsurlaub die fi-nanzielle Notwendigkeit oder der Wunsch, sich mehr leistenzu können, der wichtigste Grund für die Berufstätigkeit.Wenngleich für ostdeutsche (17%) häufiger als für westdeut-sche Frauen (7%) auch weiterhin eine Berufstätigkeit nachdem Erziehungsurlaub selbstverständlich ist (Übersicht 12),rückten die ehemals (Engelbrech 1991) stärker ausgeprägtenintrinsischen Motive (Freude am Beruf) in den Hintergrund.

Nach der Rückkehr aus dem Erziehungsurlaub mußten ost-deutsche Frauen häufiger als westdeutsche Frauen einen län-geren Arbeitsweg und höhere Arbeitsbelastungen auf sichnehmen. Für ostdeutsche Frauen gestaltete sich beim Wie-dereintritt die Arbeit aber häufig auch interessanter. Vor al-lem aufgrund des geringeren Teilzeitanteils nach der Wieder-aufnahme der Berufstätigkeit blieb bei sechs von zehn (We-sten: drei von zehn) Berufsrückkehrerinnen der Verdienst ver-gleichbar hoch wie vorher (Übersicht 11).

Erziehungsurlaub wird in Ostdeutschland - vergleichbar demAnteil in Westdeutschland - von lediglich 1 % der Männer inAnspruch genommen. Wäre es ohne finanzielle Nachteilemöglich, würden mit jeweils 37 % ost- wie westdeutscheFrauen den Erziehungsurlaub mit dem Partner teilen wollen(Übersicht 8). Damit könnten Vorschläge zu einer individu-ellen Anspruchsberechtigung sowohl für Männer wie auch fürFrauen, bei entsprechender flankierender finanzieller Absi-cherung, die Beteiligung der Männer fördern, zur besseren In-tegration von Frauen im Beruf beitragen und die Unterbre-chung aus familialen Gründen für beide Elternteile selbstver-ständlicher erscheinen lassen. Daß eine Akzeptanz des Erzie-hungsurlaubs – zumindest für eine absehbare Zeit – bei Män-nern vorhanden ist, zeigen Ergebnisse der ipos-Umfrage, wo-nach etwa die Hälfte der Väter in Ost- und Westdeutschlandes auch in der eigenen Familie gut fänden, daß der Vater Er-ziehungsurlaub in Anspruch nehmen würde (BMFSFJ 1996).Sowohl die individuelle Zuteilung von Erziehungsurlaub und-geld wie auch die Finanzierung von Einkommensausfällenüber eine Elternversicherung (Pfau-Effinger 1994) sind Ge-genstand der Diskussion in der politischen und wissenschaft-lichen Öffentlichkeit und finden in Schweden seit Jahren An-wendung.

4.2 Qualifikationserhalt während des Erziehungsurlaubs:Angebote der Betriebe und Realisierungsmöglichkeiten vonFrauen

Nach Ergebnissen des IAB-Betriebspanels (Autorengemein-schaft 1996) wird (nach den Lohnkosten) bei 21 % der Klein-und 35 % der Mittelbetriebe ein Fachkräftemangel am zweit-häufigsten als Personalproblem der nächsten zwei Jahre ge-nannt. Auch in den eher männerdominierten Großbetriebensteht der Fachkräftemangel mit immerhin 24 % der Nennun-gen noch an 5. Stelle der Personalprobleme. Darauf reagier-

MittAB 1/97 165

Gründe für Betriebswechsel West- Ost-deutschland deutschland

(N = 69) (N = 64)

Mein Betrieb wurde aufgelöst 3 35

Mein Betrieb bot mir einen Auflösungsvertrag an 0 5

Mir wurde nach Ablauf des Erziehungsurlaubsgekündigt 2 17

Ich habe selbst gekündigt, weil mir eine wenigerattraktive Tätigkeit angeboten wurde 9 2

Ich habe nach dem Erziehungsurlaub gekündigt,weil ich mein Kind selbst betreuen wollte 18 0

Ich habe nach dem Erziehungsurlaub gekündigt,weil ich mein Kind selbst betreuen mußte 12 0

Ich habe selbst gekündigt, weil die Arbeitszeitnicht meinen Möglichkeiten/Wünschen entsprach 20 10

Ich habe aus anderen Gründen selbst gekündigt 10 14

Ich habe mich selbständig gemacht 6 0

Sonstige Gründe 20 17

100 100

1) 18 - 60 JahreQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 13: Berufstätige Frauen1), die zwischen 1990und 1995 nach dem Erziehungsurlaub ihre Berufstätig-keit nicht im ehemaligen Betrieb aufgenommen habennach den Gründen – Verteilung in %

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ten 1991 bereits vier von zehn Betriebe, indem sie FrauenMöglichkeiten anboten, durch Weiterbildung, Betriebskon-takte oder Aushilfstätigkeiten während oder nach der Unter-brechung auf dem laufenden zu bleiben. Inwieweit in der Be-schäftigungskrise weiterhin betriebliche Maßnahmen beste-hen und von Frauen auch genutzt werden oder genutzt wer-den können, soll im folgenden dargestellt werden.

a) Westdeutsche Frauen

Vor allem Kontakte, wie z.B. Urlaubs- und Krankheitsvertre-tungen oder Beschäftigung mit geringerer Stundenzahl,während der Unterbrechung zum Beruf und Betrieb sind ausSicht und in der Praxis von Unternehmen eine vorrangigeMaßnahme, um insbesondere bei anspruchsvollen Tätigkei-ten Dequalifizierung zu vermeiden (Engelbrech 1994).Tatsächlich ist auch ein Fünftel aller Erziehungsurlauberin-nen während dieser Zeit unter 19 Stunden in Teilzeitarbeit be-schäftigt (tabellarisch nicht dargestellt). In geringerem Um-fang werden Betriebskontakte über eine kurzzeitige Beschäf-tigung aufrechterhalten: Von den nicht berufstätigen Erzie-hungsurlauberinnen arbeitete 1995 lediglich jede sechstewährend des Erziehungsurlaubs in irgendeiner Form im ehe-maligen Betrieb oder plante dies ein (Übersicht 8). Dies liegtu.a. daran, daß die Angebote seitens der Betriebe, aber auchdie Verfügbarkeit der Frauen begrenzt sind. Zwar gäbe es fürknapp die Hälfte der Frauen Teilzeitmöglichkeiten im Be-trieb. Aber von Frauen, die keine kurzfristige (Aus-hilfs-)Berufstätigkeit während des Erziehungsurlaubs auf-nahmen oder planten, hätte auch nur jede zweite eine Mög-lichkeit dazu im Betrieb gehabt (Übersicht 14). Wenngleichjeder zehnten Erziehungsurlauberin vom Betrieb Hilfestel-lung bei der Kinderbetreuung (Betriebskindergarten, Ver-mittlung von Kinderbetreuungsplätzen, Tagesmütter) ange-boten wird, sind die öffentlichen sozialen Infrastrukturein-richtungen, trotz gesetzlicher Garantie eines Kindergarten-platzes, insgesamt unzureichend. So ist es nicht verwunder-lich, daß zwei Drittel der Frauen im Erziehungsurlaub ohnetatsächlichen oder geplanten Kontakt zum Betrieb auch kei-ne Aushilfstätigkeiten ausüben wollen oder können (Über-sicht 14).

Von den erfolgreich wiedereingegliederten Erziehungsurlau-berinnen haben 28 % während des Erziehungsurlaubs gele-gentlich, z. B. als Aushilfskraft oder Urlaubsvertretung, inVoll- oder Teilzeit gearbeitet (Übersicht 9). Neben den Pro-blemen, dies mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren, warenaber auch in der Vergangenheit für Frauen die Möglichkeitenzu Kontakten zum Berufsleben während des Erziehungsur-laubs in unzureichendem Umfang vorhanden: So gab etwajede dritte wiedereingegliederte Frau, die während der Un-

terbrechung keinen Kontakt zum Betrieb hatte, an, daß auchkeine Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit, zu Aushilfstätigkeitenoder zur Urlaubsvertretung gegeben waren (Übersicht 9 a).

Obwohl berufliche Weiterbildung sowohl von der überwie-genden Zahl der Frauen wie auch der Betriebe als nützlich ein-gestuft wird, nehmen Frauen mit 18% in noch geringerem Um-fang als bei Aushilfstätigkeiten und Urlaubsvertretungenwährend oder nach dem Erziehungsurlaub daran teil: So wur-de fachbezogene, auf technologische Veränderungen ausge-richtete Weiterbildung während der Unterbrechung als wich-tige Fördermaßnahme für die erfolgreiche Wiedereingliede-rung von Betrieben genannt (Engelbrech 1994). Aber auch derüberwiegende Teil der erfolgreich wiedereingegliederten Un-terbrecherinnen beurteilte bereits in den 80er Jahren spezifi-sche Weiterbildungsmaßnahmen für Berufsrückkehrerinnenals hilfreich. Die Realisierungsmöglichkeiten in der betriebli-chen Praxis waren bei der Betriebsbefragung 1991 (in 6 % derBetriebe gab es entsprechende Angebote) aber noch deutlichdefizitär. Daran hat sich bis Mitte der 90er Jahre kaum etwasgeändert: Knapp vier von zehn Frauen im Erziehungsurlaubfanden spezifische Weiterbildungsangebote während dieserZeit und weitere gut vier von zehn nach dieser Zeit hilfreich.Mit 85 % bewerten 1995 auch (erfolgreich) wiedereingeglie-derte Erziehungsurlauberinnen im vergleichbar hohem Um-fang spezifische Bildungsangebote für Unterbrecherinnen alshilfreich. Nach dem Urteil von vier von zehn wiedereinge-gliederten Erziehungsurlauberinnen sollten die Maßnahmenwährend des Erziehungsurlaubs und von sechs von zehn nachdem Erziehungsurlaub stattfinden (Übersicht 9).

Tatsächlich gab es 1995 für 14 % der Frauen während des Er-ziehungsurlaubs und für 23 % nach dem ErziehungsurlaubAngebote seitens der Betriebe (Übersicht 8). Anders als beider Frage, inwieweit spezifische Weiterbildungsmaßnahmenfür Erziehungsurlauberinnen hilfreich sind, gibt bei der Fra-ge nach der eigenen Teilnahme lediglich jede fünfte Erzie-hungsurlauberin an, daß sie sich auch tatsächlich in einer Wei-terbildungsmaßnahme befindet oder eine solche aufnehmenwill. Damit scheint auf den ersten Blick das betriebliche Wei-terbildungsangebot höher zu sein als die tatsächliche Nach-frage nach Weiterbildung. Aber auch hier ist zu berücksichti-gen, daß zwei Drittel der nicht an betrieblicher Weiterbildungwährend des Erziehungsurlaubs interessierten Frauen auchkeine Kinderbetreuungsmöglichkeiten hatten (Übersicht 15).

Von den erfolgreich wiedereingegliederten Erziehungsurlau-berinnen gaben 7 % an, daß ihnen Fortbildungen von den Be-trieben während des Erziehungsurlaubs, 9 % nach dem Er-ziehungsurlaub und bei weiteren 3 % sowohl während wie

166 MittAB 1/97

Persönliche Situation West- Ost-deutschland deutschland(N = 153) (N = 86)

Gibt keine Möglichkeit von Aushilfstätigkeitenim Betrieb 49 51

Gibt keine Kinderbetreuungsmöglichkeit 65 39

Will keine Aushilfstätigkeit ausüben 67 49

1) 18 - 60 JahreQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 14: Persönliche Situation von Frauen1), die imErziehungsurlaub nicht in irgendeiner Form berufstätigsind bzw. keine Berufstätigkeit planen – in %

Persönliche Situation West- Ostdeutschland deutschland(N = 153) (N = 86)

Gibt keine Weiterbildungsmöglichkeiten im früheren Betrieb 81 64

Gibt keine Weiterbildungsmöglichkeiten außerhalbdes Betriebs 46 60

Gibt keine Kinderbetreuungsmöglichkeiten 67 41

Will keine Weiterbildung machen 74 51

1) 18 - 60 JahreQuelle: IAB-Projekt 3-466 A

Übersicht 15: Persönliche Situation von Frauen1), die imErziehungsurlaub keine berufliche Weiterbildung ma-chen bzw. planen – in %

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auch nach dem Erziehungsurlaub angeboten wurden. Damitgab es nach Aussagen wiedereingegliederter Frauen, die nach1990 unterbrochen hatten, in geringerem Umfang Weiterbil-dungsmöglichkeiten als 1995 für die Frauen im Erziehungs-urlaub: Lediglich jede zehnte erfolgreich wiedereingeglie-derte Frau fand somit während der Unterbrechung, also in derZeit, in der die Weiterbildungsteilnahme für Mütter mit Klein-kindern zwar am schwierigsten, aber - wegen unzureichendvorhandener Förderung von außen (z. B. durch das AFG) -am nötigsten ist, von den Betrieben Weiterbildungsmöglich-keiten vor.

b) Ostdeutsche Frauen

1995 war jede zehnte ostdeutsche Frau im Erziehungsurlaubnoch teilzeitbeschäftigt (unter 19 Stunden). Obwohl Betriebewie auch erfolgreich wiedereingegliederte Berufsrückkehre-rinnen Kontakte zum Betrieb während der Unterbrechungdeutlich positiv bewerteten, bestanden diese tatsächlich beilediglich 2 % der nicht berufstätigen Erziehungsurlauberin-nen. Weitere 7 % planten eine vorübergehende Beschäfti-gung. Damit üben ostdeutsche Frauen weniger als im Westenzeitweise eine Berufstätigkeit während des Erziehungsur-laubs aus oder planen dies. Dabei stehen ostdeutsche FrauenAushilfstätigkeiten weniger ablehnend gegenüber (49 %) alswestdeutsche Frauen (67 %, Übersicht 14). Dies hängt u. a.auch mit geringeren Problemen bei der Kinderbetreuung zu-sammen. So wird der Mangel an Kinderbetreuungseinrich-tungen als Hemmnis für Betriebskontakte während des Er-ziehungsurlaubs „nur“ von vier von zehn ostdeutschen Frau-en und damit deutlich geringer als von westdeutschen Frau-en genannt.

Ähnlich den Frauen im Erziehungsurlaub hatten auch erfolg-reich wiedereingegliederte ostdeutsche Frauen (17 %) weni-ger Kontakte während der Unterbrechung zum alten Betriebals westdeutsche Frauen (28 %). Im Vergleich zu westdeut-schen Frauen waren aber auch die Möglichkeiten, Kontaktzum Betrieb während des Erziehungsurlaubs aufrecht zu er-halten bzw. gelegentlich zu arbeiten, geringer: Lediglich jedesiebte Erziehungsurlauberin, die keine Kontakte zum Betriebwährend der Unterbrechung hatte, hätte Gelegenheit zu Aus-hilfstätigkeiten und jede fünfte zu Teilzeitbeschäftigung bzw.Urlaubsvertretung gehabt (Übersicht 9a).

Ähnlich positiv und hilfreich wie in Westdeutschland bewer-teten auch ostdeutsche Frauen, die sich 1995 im Erziehungs-urlaub befanden, mit 80 % spezifische Weiterbildungsange-bote für Berufsrückkehrerinnen. Wobei gut die Hälfte der ost-deutschen Erziehungsurlauberinnen spezifische Weiterbil-dungsangebote für Frauen während des Erziehungsurlaubsvorziehen würde (Übersicht 8). Tatsächlich werden aber nurfür 2 % der ostdeutschen Frauen Weiterbildungsangebotewährend des Erziehungsurlaubs vom ehemaligen Betriebbzw. 10 % nach dem Erziehungsurlaub angeboten. Deutlichniedriger ist mit 4 % der Anteil derjenigen Frauen, die an ei-ner Weiterbildung teilnehmen bzw. bisher teilgenommen ha-ben, wenngleich 14 % eine Maßnahme während des Erzie-hungsurlaubs noch einplanen. Ostdeutsche Frauen, die anWeiterbildung während des Erziehungsurlaubs oder danachnicht interessiert sind oder sein können, hatten auch mehr-heitlich (60 %) in oder außerhalb des Betriebs dazu keineMöglichkeit (Übersicht 15).

Vergleichbar positiv wie von Frauen im Erziehungsurlaubwerden spezifische Weiterbildungsangebote auch von erfolg-reich in den Beruf zurückgekehrten Unterbrecherinnen(82 %) gesehen. Tatsächlich war 11 % der Frauen Weiterbil-

dung während bzw. 15 % nach dem Erziehungsurlaub im Be-trieb angeboten worden. Mit einem knappen Viertel nutztendie Berufsrückkehrerinnen auch überwiegend betrieblicheWeiterbildungsmaßnahmen. Ebenso wie bei Aushilfstätig-keiten, ist die Weiterbildungsbereitschaft ostdeutscher Frau-en mit ihren insgesamt besseren Kinderbetreuungsmöglich-keiten höher als die der westdeutschen Frauen (Übersicht 15).Damit lag bei den Frauen im Erziehungsurlaub sowohl dasbetriebliche Weiterbildungsangebot, insbesondere währendder Unterbrechung, wie auch die tatsächliche bzw. geplanteRealisierung niedriger als bei den erfolgreich wiedereinge-gliederten Frauen. Wobei ostdeutsche Berufsrückkehrerinnenetwas häufiger als westdeutsche die Möglichkeit zur Teil-nahme an einer betrieblichen Weiterbildung hatten und dieseauch nutzten.

5 Resümee

Von den konjunkturellen und strukturellen Einbrüchen mitdrastischem Arbeitsplatzabbau Anfang der 90er Jahre war inWestdeutschland das männerdominierte produzierende Ge-werbe stärker betroffen als der Dienstleistungsbereich mit sei-nem hohen Frauenanteil. Dennoch konnte die - unabhängigvon der konjunkturellen und strukturellen Entwicklung - kon-tinuierlich weiter zunehmende Erwerbsorientierung vonFrauen in den letzten Jahren immer weniger realisiert werden.So stieg die Arbeitslosigkeit der Frauen auf 1 Mio. an. Paral-lel dazu nahm das Arbeitsvolumen von Frauen infolge weite-rer Verschiebung von Voll- zu Teilzeitarbeit auf allen Quali-fikationsebenen ab.

Während somit in Westdeutschland - ähnlich wie in anderenwesteuropäischen Ländern - der drastische Arbeitsplatzabbauim Verarbeitenden Gewerbe vor allem zur Freisetzung vonMännern führte, setzten die Strukturverschiebungen in Ost-deutschland – ähnlich wie in anderen osteuropäischen Län-dern – zunehmend einen Verdrängungswettbewerb zwischenMännern und Frauen auch im ehemals „weiblichen“ Dienst-leistungsbereich in Gang (Kotowska 1996). Die Folge warsteigende Arbeitslosigkeit von Frauen und Rückgang der Be-schäftigung auf Westniveau. Auf die reduzierten Beschäfti-gungsmöglichkeiten reagierten Frauen nicht mit verstärktemRückzug aus dem Arbeitsleben: Nach wie vor liegt die Er-werbsquote der 18- bis 60jährigen Frauen (einschließlichFuU-und ABM-Teilnehmerinnen, arbeitslosen und nicht re-gistriert arbeitsuchenden Frauen sowie Erziehungsurlaube-rinnen) bei ca 90%.

Als Hauptgrund für die Nichterwerbstätigkeit gibt der über-wiegende Teil der ost- und westdeutschen Frauen die Unter-brechung der Berufstätigkeit wegen Kindererziehung an. Mitder „freiwilligen“ Aufgabe der Berufstätigkeit wegen häusli-cher Kinderbetreuung geht einher, daß arbeitsuchende ost-deutsche Frauen – stärker noch als in Westdeutschland – dieHauptschwierigkeiten der Wiedereingliederung nicht in derschlechten Arbeitsmarktsituation, sondern in individuellenDefiziten sehen. Vor allem von Frauen über 40 Jahren wirddas Alter und von weniger qualifizierten Frauen werden feh-lende Kenntnisse als Selektionskriterien auf dem Arbeits-markt antizipiert.

Die seit Mitte der siebziger Jahre deutlich zunehmende Pola-risierung der Erwerbsbeteiligung zwischen besser und weni-ger qualifizierten Frauen setzte sich in Westdeutschland auchbis 1995 fort und ist mittlerweile bei ostdeutschen Frauennoch stärker ausgeprägt. Qualifikation wird somit für nichterwerbstätige Frauen zunehmend zum Kriterium für Erwerbs-tätigkeit bzw. Erwerbsmöglichkeiten. West- und ostdeutsche

MittAB 1/97 167

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Frauen ohne Berufsausbildung bzw. mit weniger anspruchs-vollen Berufen waren einerseits im überdurchschnittlichenMaße arbeitslos und suchten dreimal so häufig Arbeit wie derDurchschnitt aller Frauen. Andererseits kam es, insbesonde-re bei älteren, aufgrund ihrer beruflichen Möglichkeiten in-trinsisch weniger motivierten westdeutschen Frauen in deut-lich stärkerem Maße als bei ostdeutschen Frauen zum Rück-zug aus der Arbeitswelt. Weiterhin zeigte sich in Ostdeutsch-land vor allem bei Facharbeiterinnen ein deutliches Mißver-hältnis zwischen Ausbildung bzw. Tätigkeit in der ehemali-gen DDR und den gegenwärtigen Arbeitsplatzanforderungen.

Durch die verbesserten gesetzlichen Regelungen zur Verlän-gerung des Erziehungsurlaubs nahm die Erwerbstätigkeit ost-und westdeutscher Frauen im Alter zwischen 25 und 35 Jah-ren aufgrund individueller Betreuung von Kleinkindern ab.Dieser „freiwillige“ Rückzug aus dem Arbeitsleben ist beiwestdeutschen Frauen überwiegend und bei ostdeutschenFrauen ausschließlich zeitlich befristet eingeplant. Obwohlostdeutsche häufiger als westdeutsche Frauen den Erzie-hungsurlaub weniger als zwei Jahre in Anspruch nahmen, ge-lang trotz Weiterbeschäftigungsgarantie ihre Rückkehr in denBeruf in geringerem Maße. Durch Wegfall des ehemaligenArbeitsplatzes waren sie – im Gegensatz zu westdeutschenFrauen – häufiger im Anschluß an den Erziehungsurlaub ar-beitslos. Mit dem Erziehungsurlaub kommt es somit bei ost-deutschen Frauen häufiger zu einer arbeitsmarktbedingtenRenaissance „überlebter“ frauentypischer Drei- und zuneh-mend Zweiphasen-Modelle im Lebensverlauf von Frauen.

Zwar befürchtet jeder zweite Betrieb, daß bei anspruchsvol-leren Tätigkeiten nach einer zweijährigen Unterbrechung derBerufstätigkeit die Reintegration von Frauen schwierig ist.Tatsächlich kam es aber bei der Mehrzahl der erfolgreich wie-dereingegliederten Frauen nach Ablauf des Erziehungsur-laubs nicht zu beruflichem Abstieg. Westdeutsche Frauenkonnten – im Gegensatz zu ostdeutschen Frauen – nach demErziehungsurlaub ihre Berufstätigkeit zum Teil auch in einemnähergelegenen Betrieb und überwiegend in Teilzeitarbeitaufnehmen.

Die Möglichkeiten, Kontakte zum Betrieb während des Er-ziehungsurlaubs aufrechtzuerhalten und damit zur Sicherungvorhandenen Humankapitals und zur Vermeidung von De-qualifizierung beizutragen, sind in Ost- und Westdeutschlandin unterschiedlichem Ausmaß gegeben: Nahezu jede zweitewestdeutsche, aber weniger als jede fünfte nicht berufstätigeostdeutsche Frau im Erziehungsurlaub hätte die Möglichkeitzur Teilzeitarbeit in ihrem ehemaligen Betrieb gehabt. Aucherfolgreich wiedereingegliederte Erziehungsurlauberinnenberichteten von unterschiedlichen betrieblichen Möglichkei-ten zu Aushilfstätigkeiten oder Urlaubsvertretungen (West:ein Drittel, Ost: weniger als ein Fünftel).

Ähnliches gilt auch für Weiterbildungsangebote: Während inWestdeutschland für jede vierte Frau im Erziehungsurlaub be-trieblicherseits die Möglichkeit zur Weiterbildung gegebenwäre, lag nach Aussage lediglich jeder zehnten ostdeutschenFrau ein entsprechendes Angebot vor. Insbesondere wegenweiter bestehender familialer Pflichten und unzureichendersozialer Infrastruktur konnten Frauen im Erziehungsurlaubbzw. während der Unterbrechung der Berufstätigkeit nur zumTeil Kontakte zum Betrieb aufrechterhalten oder durch Wei-terbildung auf dem laufenden bleiben.

Insgesamt wird mittlerweile die weiterhin höhere Erwerbs-orientierung ostdeutscher Frauen in erster Linie von der öko-nomischen Notwendigkeit und erst zweitrangig von intrinsi-

schen Aspekten geprägt. Anders als westdeutschen Frauengelingt es aber nicht erwerbstätigen ostdeutschen Frauen ausunteren Einkommensschichten in geringerem Maße, wiedereine Beschäftigung zu finden.

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