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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________ Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. Studie zur Demenzversorgung im ambulanten Sektor - DIAS - B. Grass-Kapanke, T. Kunczik, H. Gutzmann Band 7

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V.

Studie zur Demenzversorgung

im ambulanten Sektor

- DIAS -

B. Grass-Kapanke, T. Kunczik, H. Gutzmann

Band 7

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

Wenn nur eine geschlechtsspezifische Bezeichnung gewählt worden ist, gilt diese Be-zeichnung auch für das andere Geschlecht. Beide Bezeichnungen stehen dann gleich-berechtigt nebeneinander. Sämtliche statistischen Angaben wurden mit der Statistik-Software SPSS.12 berechnet.

B. Grass-Kapanke, T. Kunczik, H. Gutzmann Studie zur Demenzversorgung im ambulanten Sektor - DIAS Berlin 2008 1. Auflage 2008 © Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiederga-be, Tonträger aller Art, Internet und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten. Druck: Druckerei Ulrich Maus, Nümbrecht ISBN: 978-3-935389-01-3

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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort 5

Vorwort der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. 9

1. Zusammenfassung 11

2. Charakteristika der ausgewerteten Pflegedienste 14

2.1 Rücklaufquote und regionale Verteilung 14

2.2 Trägerschaften 15

2.3 Existenzdauer 16

2.4 Aktionsradius 17

2.5 Qualifikation der Mitarbeiter 17

2.6 Mitarbeiterstruktur in Abhängigkeit von der Trägerschaft 18

2.7 Bezugspflege 20

2.8 Patientenstruktur nach Pflegestufe 21

2.9 Patientenklientel des „typischen“ ambulanten Pflegedienstes 22

3. Angaben zu ärztlich diagnostizierten Demenzpatienten 23

3.1 Einschätzung der Schweregrade 23

3.2 Leistungsspektrum durch den Pflegedienst 24

3.3 Kontakthäufigkeit und –dauer 25

3.4 Vom Pflegedienst verabreichte Medikation 26

3.4.1 Antidementiva - Einnahme 27

3.4.2 Psychopharmaka- Einnahme 27

3.5 Kommunikation der Pflegedienste mit Versorgungsbeteiligten 28

3.5.1 Kooperationspartner 29

3.5.2 Kommunikationspartner 30

3.5.3 Kommunikationsmittel 30

3.5.4 Vereinbarung von Arztterminen 31

3.5.5 Aktive Aufnahme der Kommunikation durch den behandelnden Arzt 32

3.5.6 Kommunikation bei Klinikentlassung 32

3.6 Gründe für den Umzug ins Heim 33

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4. Nicht ärztlich diagnostizierte Demenzpatienten 34

5. Wissensstand und Fortbildungswünsche der ambulanten Pflegedienste 35

5.1 Wissensstand 35

5.2 Fortbildungswünsche 36

6. Zusammenfassende Diskussion 37

6.1 Pflegende Angehörige 38

6.2 Ambulante Pflege 39

6.3 Ärztliche Versorgung 39

7. Anhang 41

7.1 Anschreiben 43

7.2 Fragebogen 44

7.3 Literaturverzeichnis 48

7.4 Umgang der DGGPP e.V. mit Sponsoren 50

7.5 Erklärung der Merz Pharmaceuticals GmbH 51

Die DGGPP e.V. 53

Die DAGPP e.V. 54

Schriftenreihe der DGGPP e.V. 56

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Vorwort Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels stellt die Versorgung von De-

menzpatienten das Gesundheits- und Sozialwesen vor immer größere Herausforderun-

gen. Um diese meistern zu können, gilt es zunächst, den Ist-Zustand zu ermitteln, um

dann entsprechende Schlüsse zur notwendigen Weiterentwicklung der Versorgungs-

strukturen zu ziehen. Nachdem die Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen

(SÄVIP, Hallauer et al., 2005) den stationären Bereich beleuchtet hatte, befasst sich die

hier vorgelegte Studie erstmals bundesweit mit der häuslichen Versorgung von De-

menzkranken durch Sozialstationen und private ambulante Pflegedienste.

Zur Zeit leben etwa 1,5 Millionen Demenzkranke in Deutschland. Bis zum Jahr 2050

wird sich diese Zahl verdoppelt, wenn nicht sogar – wie neue Studien zeigen - verdrei-

facht haben. Demenzerkrankungen stellen bekanntlich nicht nur für jeden Einzelnen

eine gesundheitliche Bedrohung dar, wegen der enormen Kosten, die mit dem hohen

und langen Pflegeaufwand verbunden sind, können sie auch für unsere solidarisch fi-

nanzierten sozialen Sicherungssysteme als der wesentliche Prüfstein gelten (Zhu &

Sano, 2006; Beske, 2007).

Die finanzielle und pflegerische Hauptbelastung tragen heute immer noch die pflegen-

den Angehörigen (Hallauer et al., 2000). Etwa drei Viertel aller Demenzpatienten wer-

den zu Hause versorgt. Ob dies auch in Zukunft so bleiben wird, ist allein vor dem Hin-

tergrund der Tatsache, dass die Mehrzahl der Erkrankten von ihren meist auch schon

betagten Partnerinnen und Partnern versorgt wird, mehr als fraglich. Durch die zuneh-

mende Zahl der Einpersonenhaushalte, die schon heute geringe Kinderzahl und die

Tatsache, dass die Kinder heute wegen der weithin geforderten sozialen Mobilität oft-

mals weit entfernt wohnen, wird die Betreuungssituation zusätzlich verschärft.

Die Pflege in Heimen ist erheblich teurer als die ambulante Pflege zu Hause. Deshalb

ist es allein schon aus ökonomischer Sicht dringend geboten, den Erkrankten und ihren

Familien ein Netz aus medizinischer und pflegerischer Unterstützung bereit zu stellen,

damit sie – wenn von ihnen gewünscht und von der Familien- und Pflegesituation ver-

antwortbar - solange wie möglich im vertrauten Wohnumfeld verbleiben können (Graff

et al., 2008; Naylor et al., 2007).

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Bei der Verfolgung dieses zunächst primär ökonomisch motivierten Ziels wird gleichzei-

tig einer humanitären Forderung entsprochen, was die Umsetzung umso gebotener er-

scheinen lässt.

Dass intelligente Strukturen, die eine frühzeitige Diagnose und umfassende Versorgung

mit den heute zur Verfügung stehenden pflegerischen, sozialtherapeutischen und

pharmakologischen Maßnahmen sichern, den längeren Verbleib in der gewohnten

Häuslichkeit ermöglichen und damit Kosten sparen, zeigt das in Kaufbeuren erfolgreich

umgesetzte Projekt „Blaue Blume“. In der Region wurde eine wohnortnahe integrierte

Versorgung für gerontopsychiatrische Patienten installiert, die allein über die Vermei-

dung von Krankenhauseinweisungen zu beträchtlichen Einsparungen führt (Valdes-

Straube et al., 2007).

Das tägliche Erleben von Angehörigen, Ärzten und professionell Pflegenden zeigt je-

doch, dass solche Möglichkeiten bislang nur in Modellprojekten realisiert werden. Die

immer wieder geforderte und aus vielfachen Gründen sinnvolle flächendeckende Um-

setzung im Versorgungsalltag steht noch aus. Die Gründe für diese Defizite in der am-

bulanten Versorgung sind schon lange bekannt. So stellt der vierte Bericht der Bundes-

regierung aus dem Jahr 2002 zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik

Deutschland (BMFSFJ, 2002) dazu fest:

„Durch die Trennung von Kranken- und Pflegeversicherung fallen die Ersparnisse je-

doch nicht in dem Bereich an, in dem die Ausgaben getätigt werden. Hieraus erklärt

sich die gelegentlich offen verbalisierte, mangelnde Bereitschaft von Kostenträgern,

entstehende Behandlungskosten zu übernehmen.“

Im Klartext bedeutet diese sehr zurückhaltende Formulierung, dass die Krankenkasse

wenig Interesse daran haben kann, Therapien zu bezahlen, deren Einsparungen der

Pflegekasse zugute kommen. Die Auswirkungen dieser politisch gewollten Trennung

auf das ärztliche Handeln werden seit längerem von Melchinger (Melchinger, 2004) un-

tersucht und in seiner neuesten Veröffentlichung im Deutschen Ärzteblatt (Melchinger,

2007) anschaulich beschrieben:

„Am Beispiel der Demenzen springt die volkswirtschaftliche „Blödsinnigkeit der sektori-

sierten Systeme“ (Prof. Dr. Gerd Glaeske, Universität Bremen) in der Versorgung ins

Auge: Eine adäquate und frühzeitige medikamentöse Therapie verringert die Gesamt-

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kosten der Demenzerkrankung. Für die gesetzliche Krankenversicherung ist es jedoch

von Vorteil, wenn der Arzt keine Antidementiva einsetzt. Wird nicht therapiert, kommt es

aber zu höheren Ausgaben für die Pflegeversicherung und die Sozialhilfe. Wird die

Heimunterbringung eines Demenzpatienten erforderlich, weil eine häusliche Pflege

nicht mehr möglich ist, entstehen für die Pflegeversicherung (bei angenommener Pfle-

gestufe zwei) monatliche Kosten in Höhe von 1300 Euro und für den Sozialhilfeträger

monatliche Kosten in Höhe von rund 1000 Euro (Daten aus der Region Hannover). Wird

die Heimunterbringung um nur einen Monat verzögert, könnte man also 2300 Euro spa-

ren. Dieser Betrag würde ausreichen, um bei sechs Patienten einen Behandlungsver-

such über drei Monate zu unternehmen.“

Dieses Beispiel verdeutlicht erneut die immer drängendere Notwendigkeit, Behandlung

und Pflege von Demenzkranken aus einem „Topf“ zu finanzieren. Solange die Demen-

zen nur als Pflegeproblem betrachtet werden, sind die Chancen, die eine frühzeitige

ärztliche Diagnostik und Behandlung bieten, nicht im Fokus des Systems.

Die immer wieder einmal aufkeimende Hoffnung, dass die Herausforderung der De-

menzen in ihrer Gesamtheit erkannt und einer nachhaltigen Lösung zugeführt wird, wird

immer wieder enttäuscht. Wurde noch im letzten Jahr mit großem PR-Aufwand das

“Leuchtturmprojekt Demenz“ des BMG als bedeutender Schritt von der Politik gefeiert,

so kommt Anfang des Jahres die Ernüchterung.

Mit der Einführung des Gesundheitsfonds 2009 sollen die Finanzierung der Kranken-

kassen auf eine solidere Basis gestellt werden und die Risiken der unterschiedlichen

Mitgliederstrukturen neu geordnet werden. Mit dem morbiditätsbezogenen Risikostruk-

turausgleich (Morbi-RSA), der 50-80 Krankheiten als Berechnungsgrundlage enthält,

soll durch - selbst für Experten kaum noch durchschaubare - Berechnungen eine ge-

rechte Verteilung des Geldes auf die im Wettbewerb befindlichen gesetzlichen Kran-

kenkassen erreicht werden.

Demenzen sind in der im Januar 2008 veröffentlichten Liste der Krankheiten des Morbi-

RSA nicht enthalten, denn, so der Vorstand einer großen Krankenkasse: “Für die Kran-

kenkassen sind die Demenzen kein großer Kostenfaktor.“ Dies überrascht angesichts

des eben Gesagten nicht. Als Konsequenz der Nichtaufnahme der Demenzerkrankun-

gen in den Morbi-RSA dürfte sich die medizinische Versorgung dieser Patienten durch

die GKV weiter verschlechtern. Der Grund ist recht einfach. Es ist für eine Krankenkas-

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se betriebswirtschaftlich interessant, möglichst viele jener Krankheiten in der Mitglieder-

schaft zu haben, für die sie im Finanzausgleich Geld bekommt. Die Demenzen werden

nicht dazu gehören!

Diese Bemerkungen zur aktuellen versorgungspolitischen Situation erscheinen mir not-

wendig als Vorwort einer Studie, die einen zentralen Aspekt der ambulanten Versor-

gung Demenzkranker beleuchtet. Ohne den Ergebnissen im Einzelnen an dieser Stelle

vorgreifen zu wollen, sei darauf hingewiesen, dass eine Untersuchung der pflegerischen

Versorgung auch stets die ärztliche mit thematisiert und die Verschränkung beider Be-

reiche abbildet. Probleme in der ärztlichen Versorgung stehen solchen im pflegerischen

Feld gegenüber und verweisen aufeinander, potenzieren sich im Versorgungsalltag

häufig sogar. Die in dieser Interdependenz wurzelnden Konflikte wurden von der

DGGPP e.V. immer wieder benannt. Da ihre Ursachen jedoch in der Hauptsache in po-

litischen Entscheidungen zu suchen sind, können sie auch nur durch die Politik korri-

giert werden.

Als gemeinnütziger Verein sind die finanziellen Mittel der Deutschen Gesellschaft für

Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. nur sehr begrenzt. Deshalb bedankt sich

die DGGPP e.V. beim Zukunftsforum Demenz der Merz Pharmaceuticals GmbH für die

finanzielle Unterstützung bei der Durchführung dieser Erhebung und für die Hilfe bei der

Publikation der Daten. Die Unterstützung der Merz Pharmaceuticals GmbH in Anerken-

nung der DGGPP-Kriterien (Seite 51) zum Umgang mit Sponsoren steht für eine trans-

parente Kooperation zwischen einer unabhängigen medizinischen Fachgesellschaft und

einem pharmazeutischen Unternehmen.

Zum Schluss noch der Dank, der an sich an die erste Stelle gehört: Der Dank an die

teilnehmenden Pflegedienste für ihre Mitarbeit.

Wir wissen aus zahlreichen Briefen und E-Mails, die uns zur Befragung erreicht haben,

dass ein sehr großes Interesse zur Unterstützung bestand. Vor dem Hintergrund der

abgefragten, oft sehr spezifischen Daten und dem damit verbundenen Zeitaufwand,

sahen sich viele nicht in der Lage zu antworten.

Prof. Dr. med. Hans Gutzmann

Präsident der DGGPP e.V.

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Vorwort der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V.

Zum Thema Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen wurde in den letzten Jahren

viel gesagt und geschrieben. Fachtagungen und Kongresse fanden statt, Kampagnen

wandten sich an die Öffentlichkeit, die Medien nahmen das Thema auf, im Koalitions-

vertrag unserer derzeitigen Regierung wurde ein Leuchtturmprojekt Demenz vereinbart.

Es hat sich also viel getan in den letzten Jahren, erfreuliche Fortschritte in der prakti-

schen Arbeit bei Betreuung, Pflege, Selbsthilfe und Beratung sind festzustellen. Und

trotzdem gibt es aus zahlreichen Berichten der Betroffenen noch immer eine Unterver-

sorgung in vielen Bereichen, wie sie mit der DIAS-Studie nun erneut belegt sind.

Am Alzheimer-Telefon beraten wir seit dem Jahr 2002 etwa 5.000 – 6.000 Anruferinnen

und Anrufer jährlich. Die ärztliche Versorgung spielt dabei neben dem schwierigen Um-

gang mit herausfordernden Verhaltensweisen eine große Rolle. So sind viele Angehöri-

ge auf der Suche nach einem gerontopsychiatrisch qualifizierten Arzt. Sie beklagen,

dass eine Diagnose nicht gestellt wurde und Therapien nicht verordnet wurden. Die vor-

liegende DIAS-Studie bestätigt diese Unterversorgung in erschreckendem Maße. Eine

große Zahl von fast einem Drittel weiterer vermuteter Demenzpatienten aus Sicht der

Pflegedienste zeigt, dass immer noch viele Kranke keine Diagnose erhalten. Auch die

Quote der verordneten Therapien, die von den Pflegediensten angegeben wird, belegt

eine Unterversorgung. So wundert es fast nicht, wenn auf der im Januar 2008 vom Gut-

achtergremium vorgelegten Liste der Krankheiten, die für den morbiditätsorientierten

Risikostrukturausgleich vorgesehen sind, die Demenzen nicht zu finden sind, weil sie

aus Sicht der Krankenkassen nicht zu den kostenintensiven Krankheiten gehören.

Demenzerkrankungen betreffen nicht nur die Kranken und ihre Familien. Ebenso gefor-

dert sind die Einrichtungen, die Demenzkranke betreuen und pflegen. Im Bereich der

ambulanten Pflege ist mit Sorge zu sehen, dass eine große Zahl von Pflegediensten

kein – aus ihrer Sicht - angemessenes Zeitkontingent für die Versorgung ihrer Patienten

zur Verfügung hat.

Gerade im Bereich der Demenzen ist ein Miteinander der Berufsgruppen und der Insti-

tutionen untereinander und mit den Angehörigen besonders wichtig. So ist es einerseits

positiv zu sehen, dass der Kooperation mit den Angehörigen für die befragten Pflege-

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dienste eine wichtige Rolle zukommt. Weniger erfreulich ist allerdings, dass der Kontakt

zu Hausärzten zumindest in Teilen verbesserungswürdig ist und die Überleitung aus

dem Krankenhaus sogar häufig als mangelhaft zu bezeichnen ist. In Zukunft werden

sich alle Krankenhäuser noch mehr auf die Gruppe der Demenzkranken einstellen

müssen, bedingt durch die wachsende Zahl von Demenzpatienten, die durch akut zu

behandelnde Krankheiten - wie internistische Krankheiten oder Unfälle wie Stürze - ein-

gewiesen werden. Demenzkranke können vieles im Ablauf eines Krankenhauses

krankheitsbedingt nicht verstehen und benötigen mehr Zeit und eine intensivere Beglei-

tung. Eine weitere wichtige Erkenntnis, die auch durch die vorliegende Studie gestützt

wird, ist die Wichtigkeit der Fortbildung für alle Berufsgruppen. Wissen über Demenz

und den Umgang mit den Kranken und ihren zum Teil schwierigen Verhaltensweisen,

sowie zur Kommunikation erleichtern die Betreuung und Pflege.

Angehörige benötigen im besonderen Maß Unterstützung. Sie tragen die Hauptlast der

Pflege und Betreuung. Wenn häusliche Versorgung dauerhaft gelingen soll, müssen sie

Informationen und Beratung erhalten und durch entlastende Angebote – ambulante

Dienste, niedrigschwellige Angebote, Selbsthilfegruppen, Tages-, Kurzzeit- und Ur-

laubspflege – auch Zeit zur eigenen Erholung erhalten, damit sie selbst gesund bleiben

können. Erforderlich ist eine geteilte Verantwortung, ein vernünftiges Zusammenwirken

aller Beteiligten: der Betroffenen und ihrer Familien, der Professionellen aus Medizin,

Pflege, Therapie und anderen Bereichen, der Politiker, die für die Rahmenbedingungen

verantwortlich sind, und derer, die sich in Vereinen und Selbsthilfeorganisationen bür-

gerschaftlich engagieren.

Vergesst die Demenzkranken nicht! So lautet der Titel der „Forderungen der Deutschen

Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz“ (Berlin, 1. Auflage 2007). Dieser Ap-

pell ist nicht neu, aber nach dem Lesen der DIAS-Studie weiterhin dringend nötig.

Heike von Lützau-Hohlbein

Vorsitzende

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1. Zusammenfassung Ziel dieser Erhebung war die Analyse zur Versorgung Demenzkranker im häuslichen

Umfeld aus Sicht der ambulanten Pflege.

Im Frühjahr 2007 wurden alle bekannten ambulanten Pflegedienste in Deutschland an-

geschrieben.

Die Zahl der angeschrieben Pflegedienste, sowie das Beteiligungsspektrum der priva-

ten, kirchlichen und öffentlichen Träger zeigt hohe Übereinstimmung mit der Pflegesta-

tistik des Bundes, somit kann davon ausgegangen werden, dass die vorliegende Unter-

suchung die Pflegewirklichkeit im ambulanten Bereich repräsentativ abbildet.

Diagnose Demenz Von den 903 ambulanten Pflegediensten, die aktiv an der Befragung teilnahmen, wur-

den insgesamt 64.970 Patienten betreut, davon hatten 12.975 (22%) Patienten eine

vom Arzt diagnostizierte Demenz.

Demenz vermutet Auf die Frage, ob unter den Patienten ohne explizite Demenzdiagnose ihrer Einschät-

zung nach weitere Patienten an einer Demenz erkrankt seien, wurden zusätzlich 6973

Patienten mit einer vom Pflegedienst vermuteten, aber nicht ärztlich diagnostizierten

Demenz genannt.

Antidementiva Von den 12.975 diagnostizierten Demenzpatienten erhielten mehr als die Hälfte (55%),

trotz der gesicherten Diagnose, keine medikamentöse antidementive Therapie.

In 18% der Fälle wurden Acetylcholinesterase-Inhibitoren und in 11% Memantine ver-

ordnet.

"Andere Antidementiva“ nahm mit 16% ein relativ großer Anteil der Demenzpatienten

ein.

Beispielhaft dafür ist Ginkgo biloba, dieses wird jedoch – obwohl zur Demenz-

Behandlung zugelassen und erstattungsfähig - relativ selten auf Kassenrezept verord-

net, sondern häufig auf eigene Initiative und Rechnung besorgt. Somit liegen die ärztli-

chen Verordnungen für Medikamente vermutlich noch unter 45%.

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Psychopharmaka Die nicht-kognitiven Symptome der Demenz sollten leitliniengemäß mit Psychopharma-

ka behandelt werden. Der Einsatz sollte auf der Basis einer sorgfältigen Nutzen/Risiko-

Abwägung erfolgen. Besondere Umsicht ist aufgrund des Nebenwirkungsprofils bei

Neuroleptika und Benzodiazepinen geboten.

Ein Drittel der Demenzpatienten erhielt Neuroleptika, davon 17,7% zusätzlich zum Anti-

dementivum und 13,6% nur das Neuroleptikum ohne ergänzende antidementive Thera-

pie.

Antidepressiva erhielten 12,6% der Patienten.

Benzodiazepine erhielten 7,1% der Patienten.

Umzug ins Heim Die Pflegedienste gaben als Hauptgrund für einen Umzug ins Heim die Überforderung

der Angehörigen an. Andere Gründe spielten nur eine geringe Rolle.

Kommunikation/Schnittstellen Eine gute Versorgung Demenzkranker kann nur im Zusammenspiel der beteiligten Pro-

fessionen erfolgen. Dazu bedarf es der gegenseitigen Wahrnehmung und wechselseiti-

gen Kommunikation.

Als Ansprech- und Kooperationspartner in der Betreuung der Demenzpatienten wurden

von den Pflegediensten die Angehörigen an erster Stelle genannt, gefolgt von den

Hausärzten. Fachärzte spielten eine untergeordnete Rolle.

Die Mehrheit der Pflegedienste beklagte bei der Hälfte der behandelnden Ärzte eine zu

seltene Kontaktaufnahme.

Eine lückenhafte Informationsweitergabe bei der Entlassung nach einem Krankenhaus-

aufenthalt wurde deutlich. Die schriftliche Pflegedokumentation war dabei mit einer

Nennung von 54,7% die häufigste Informationsquelle.

Leistungen der Pflegedienste Bei den Leistungen der Pflegedienste standen Hilfe bei der Körperpflege an erster Stel-

le, gefolgt von der Behandlungspflege.

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Die überwiegende Zahl der Demenzpatienten wurde täglich kontaktiert, in der Mehrzahl

der Fälle sogar mehrfach täglich.

Wissen über Demenz Mehr als die Hälfte der Pflegedienste gab an, dass mehr Wissen über Demenzen ihre

Arbeit erleichtern würde.

Nur jeder zehnte Pflegedienst fühlte sich sehr gut zum Themenkreis der Demenzen in-

formiert.

Mitarbeiterstruktur Unabhängig vom Träger waren ca. 20% der Beschäftigten examinierte Altenpfleger.

Variationen gab es in der Zahl der beschäftigten examinierten Krankenpfleger, die aber

bei allen Trägern die Anzahl der examinierten Altenpfleger überstieg.

Bei den öffentlichen Trägern waren prozentual weniger examinierte Krankenpfleger be-

schäftigt, hingegen hatten sie den größten Anteil „anderer“ Mitarbeiter.

Bei den privaten Anbietern waren erwartungsgemäß die wenigsten Zivildienstleistenden

eingesetzt.

Bei den privaten Anbietern kamen im Mittel 6,9 Pflegebedürftige auf eine Fachkraft, bei

den öffentlichen Trägern 10,3 Pflegebedürftige und bei den kirchlichen im Mittel 11,3.

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2. Charakteristika der ausgewerteten Pflegedienste 2.1 Rücklaufquote und regionale Verteilung Der Fragebogen (siehe Anhang) wurde im Frühjahr 2007 an 12.189 Pflegedienste ver-

sandt. Insgesamt gingen 903 beantwortete Fragebögen ein. Von diesen 903 Pflege-

diensten nannten 881 (97,5%) ihre Adresse, lediglich 22 Pflegedienste machten hierzu

keine Angaben. Auf den verfügbaren Daten basiert die Zuordnung der Rückmeldequote

pro Postleitzahlbereich (Tab.1).

Tabelle 1: Rücklaufquote nach Postleitzahlbereich

PLZ-

Bereich

Anzahl

Adressaten

Anzahl

Rückläufe

Rücklaufquote

in Prozent

0 1504 127 8,4

1 1124 84 7,5

2 1538 118 7,7

3 1408 86 6,1

4 1480 83 5,6

5 1205 60 5,0

6 966 67 7,0

7 1127 64 5,7

8 838 86 10,3

9 999 106 10,7

Gesamt 12.189 881 7,4

Die höchste Antwortrate war in Süddeutschland mit 10,7% im Postleitzahlbereich 9

(Nürnberg und Umgebung) zu verzeichnen, gefolgt vom Postleitzahlbereich 8 (München

und Umgebung) mit 10,3 Prozent. Eine verhältnismäßig geringe Rückmeldequote war

hingegen in den Postleitzahlbereichen 4 (Ruhrgebiet) mit 5,6% zu verzeichnen und der

Köln-Bonner Raum (Postleitzahlbereich 5) bildete mit 5,0% das Schlusslicht. Somit war

im Westen eine eher geringe Bereitschaft und im Süd-Osten eine deutlich höhere Be-

reitschaft zur Teilnahme zu verzeichnen. Die Rücklaufquote aus den neuen Bundeslän-

dern lag im oberen Durchschnitt.

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Die Rückläufer und Rückmeldungen ließen erkennen, dass die von einem Adressverlag

gelieferten Adressen eine relativ hohe Anzahl falscher Empfänger (z.B. Hospize, Es-

sensdienste) enthielten.

Nach einer aufwendigen Reanalyse der angelieferten Adressdaten verblieben 11.098

angeschriebene Pflegedienste, die Responsequote betrug - bezogen auf die 11.098

Pflegdienste - somit 8,1%.

2.2 Trägerschaften Der Großteil der insgesamt 903 Rückmeldungen kam mit 58% von privaten ambulanten

Pflegediensten, gefolgt von 23% Pflegediensten in konfessioneller Trägerschaft und

16% öffentlichen Pflegediensten. In 3% der ausgefüllten Fragebögen wurden keine An-

gaben zur Trägerschaft gemacht (Abb.1).

Abbildung 1: Trägerschaft der ambulanten Pflegedienste

Die „Pflegestatistik 2005“ verzeichnet 11.000 ambulante Pflegedienste, davon 58%

private. In der Pflegestatistik ist nicht gezielt nach konfessionellen Trägern gefragt.

Stattdessen gibt es hier die Kategorie „freigemeinnützige“ Trägerschaft (z.B. Diakonie

und Caritas, AWO etc.) mit 41%.

Rechnet man die hier ermittelten 23% kirchlichen und 16% öffentlichen Träger zusam-

men, ergibt sich mit 39% fast eine Deckungsgleichheit zur Pflegestatistik des Bundes.

Diese Daten lassen erkennen, dass die Befragung im Hinblick auf die Trägerschaft der

ambulanten Dienste repräsentativ ist.

58%

16%

23%

3%

privat

öffentlich

kirchlich

keine Angabe

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2.3 Existenzdauer

Die Existenzdauer der befragten ambulanten Pflegedienste lag mehrheitlich zwischen 9

und 17 Jahren mit einem Mittelwert von 15 Jahren. Bei genauerer Betrachtung hatten

die privaten Pflegedienste die kürzeste Existenzdauer mit im Mittel 10,6 Jahren, gefolgt

von den ambulanten Pflegediensten in öffentlicher Trägerschaft mit im Mittel 18,6 Jah-

ren. Die längste mittlere Existenzdauer wiesen mit 26 Jahren die kirchlichen Pflege-

dienste auf (Abb. 2, Tab. 2).

Abbildung 2: Existenzdauer ambulanter Pflegedienste in Jahren

Tabelle 2: Existenzdauer in Jahren in Abhängigkeit von der Trägerschaft

Percentile

Mittelwert 25 50 75

Pflegedienste insgesamt (n=708) 15,4 9 13 17

Private (n=405) 10,6 7 11 14

Öffentliche (n=116) 18,6 11 16 25

Kirchliche (n=152) 26,0 14 22 29

Hier spiegelt sich die traditionelle Rolle der Kirche in der Versorgung Bedürftiger wider,

die in den 70iger und 80iger Jahren aufgrund der in dieser Zeit aufkommenden Bedeu-

tung des Sozialstaats verstärkt auch von öffentlichen Trägern aufgegriffen wurde. An-

gesichts des erkennbaren demographischen Wandels und des damit einhergehenden

steigenden Bedarfs an Pflegedienstleistungen ist seit den 90iger Jahren ein entspre-

Existenzdauer

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

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chender Anstieg auch privater ambulanter Pflegedienste zu verzeichnen. Die Grundlage

für diese Entwicklung wurde 1995 mit dem Inkrafttreten der Pflegeversicherung ge-

schaffen.

2.4 Aktionsradius Die Pflegedienste betreuten einen Umkreis von durchschnittlich 15 – 30 Kilometern,

wobei die Hälfte der befragten Pflegedienste einen Wirkungsradius von bis zu 20 Kilo-

metern angab, in Einzelfällen reichte dieser bis zu 100 Kilometern (Abb. 3).

Auch wenn das aus den Daten nicht ermittelt werden kann, ist anzunehmen, dass die

Bevölkerungsdichte Einfluss auf den Wirkungsradius im Versorgungsbereich hat. Es ist

auch denkbar, dass auf spezifische Angebote spezialisierte Pflegedienste einen ent-

sprechend größeren geografischen Raum versorgen.

Abbildung 3: Aktionsradius der Pflegedienste

2.5 Qualifikation der Pflegedienst - Mitarbeiter Die Qualität der Versorgung pflegebedürftiger Personen ist in einem hohen Ausmaß

von der Qualifikation der Pflegenden abhängig. Hierzu gehört sowohl das pflegerische

Können als auch das notwendige Wissen über die zugrunde liegenden Erkrankungen.

Deshalb wurde in den Fragebogen die Frage nach der berufsspezifischen Qualifikation

der Mitarbeiter aufgenommen.

Umkreis in km

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

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Abbildung 4: Qualifikation der Mitarbeiter

Die Auswertung zeigte, dass in den beteiligten ambulanten Pflegediensten 58% der Be-

schäftigten examinierte Fachkräfte waren. Examinierte Krankenpfleger bildeten mit 37%

die größte Gruppe, gefolgt von 21% examinierten Altenpflegern. Altenpflegehelfer wa-

ren mit 7% und Krankenpflegehelfer mit 8% vertreten, Zivildienstleistende machten le-

diglich 3% aus und „Andere“ waren mit 24% vertreten (Abb. 4).

2.6 Mitarbeiterstruktur in Abhängigkeit von der Trä gerschaft Bei getrennter Betrachtung des Personalschlüssels in Abhängigkeit vom Träger ergab

sich folgendes Bild (Abb. 5):

• Unabhängig vom Träger waren ca. 20% der Beschäftigten examinierte Altenpfle-

ger.

• Variationen gab es in der Zahl der beschäftigten examinierten Krankenpfleger,

die aber bei allen Trägern die Anzahl der examinierten Altenpfleger überstieg.

• Bei den öffentlichen Trägern waren prozentual weniger examinierte Krankenpfle-

ger beschäftigt, hingegen hatten sie den größten Anteil „Andere“.

• Bei den privaten Anbietern sind erwartungsgemäß die wenigsten Zivildienstleis-

tenden eingesetzt.

37%

21%

8%

7%

3%

24% Exam. Krankenpfleger

Exam. Altenpfleger

Krankenpflegehelfer

Altenpflegehelfer

Zivildienstleistende

Andere

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

19

Abbildung 5: Mitarbeiterstruktur nach Trägerschaft (Abkürzungen siehe Abb.4)

Da jedoch die reine Anzahl der Beschäftigten zu kurz greift, wurde das Verhältnis von

examinierten Fachkräften zu versorgten Pflegebedürftigen berechnet. Bei den privaten

Anbietern kamen im Mittel 6,9 Pflegebedürftige auf eine Fachkraft, bei den öffentlichen

Trägern 10,3 Pflegebedürftige und bei den kirchlichen im Mittel 11,3 (Tab. 3). Damit

unterschied sich die personelle Ausstattung der privaten Pflegedienste signifikant von

den Pflegediensten in öffentlicher und kirchlicher Trägerschaft (je p = 0.00). Öffentliche

und kirchliche Pflegedienste unterschieden sich nicht signifikant (p = 0.31).

Tabelle 3: Verhältnis examinierte Fachkräfte / Patienten

Patienten pro exam. Fachkraft

Private Träger 6.9

Öffentliche Träger 10.3

Kirchliche Träger 11.3

n=495 n=133 n=199

%

0

5

10

15

20

25

30

35

40

privat öffentlich kirchlich

Ex. KP

Ex. AP

KPH

APH

Zivis

Andere

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

20

2.7 Bezugspflege Einen weiteren Hinweis auf die Qualität der Pflege erlaubt das Ausmaß der Umsetzung

von Bezugspflege. Gerade für hilfsbedürftige Menschen ist die Kontinuität der pflegen-

den Person von großer Bedeutung. Eine vertrauensvolle Beziehung kann sich ausbil-

den und erleichtert den Betroffenen die in der Pflege notwendigen Eingriffe in die Intim-

sphäre. Darüber hinaus erhöht die genaue Kenntnis über die individuellen medizini-

schen und privaten Umstände des Pflegebedürftigen die Qualität der Pflege. Insbeson-

dere für Demenzpatienten ist Bezugspflege zu fordern, da über die bereits genannten

Vorteile hinaus jeder Wechsel in der Person des Pflegenden zu erheblicher Verwirrung

und damit einhergehenden Problemen wie Angst, Unruhe und Abwehr gegen die Pflege

führen kann. Auch für die Pflegedienste gehen mit Einhaltung der Bezugspflege Vorteile

einher, da Pflegender und Pflegebedürftiger ein "eingespieltes Team" bilden, was auch

zur Erleichterung der Pflegeverrichtung beiträgt.

Abbildung 6: Umsetzung Bezugspflege in % der Pflegedienste

Entsprechend gab die große Mehrheit (96,3%) der befragten Pflegedienste an, wann

immer möglich Bezugspflege umzusetzen. Grenzen setzen hier Schichtwechsel, Urlaub

und Krankheit der in der Pflege Tätigen. Weniger als 2% der Pflegedienste setzten kei-

ne Bezugspflege um und ebenfalls knapp 2% machten hierzu keine Angaben (Abb.6).

1,8

1,9

52,2

44,1

0 20 40 60 80 100

ja

wenn möglich

nein

keine Angabe

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

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2.8 Patientenstruktur nach Pflegestufe Die befragten Pflegedienste versorgten insgesamt 64.970 Pflegebedürftige. Den größ-

ten Anteil der von Pflegediensten Betreuten machten mit 38% Pflegebedürftige mit der

Pflegestufe I aus, 24% hatten Pflegestufe II und lediglich 8% Pflegestufe III (Abb. 7).

Für die Pflegestufe III werden diese Zahlen von der „Pflegestatistik 2005“ (Statistisches

Bundesamt, 2005) bestätigt, auch hier lag der Anteil von Pflegebedürftigen der Stufe III

bei 10%. Dies ist nachvollziehbar, da das benötigte Ausmaß pflegerischer Betreuung in

Pflegestufe III im häuslichen Umfeld nur schwer sicherzustellen ist und diese Pflegebe-

dürftigen deshalb vornehmlich in Pflegeheimen anzutreffen sind.

Pflegebedürftige, die als Härtefälle eingestuft wurden, gab es in der gesamten Untersu-

chungsstichprobe nur in geringem Umfang (n=185), dies entspricht auf die Grundge-

samtheit gesehen 0%. Somit können Härtefallregelungen als absolute Ausnahme be-

trachtet werden.

Einen großen Anteil hingegen stellten mit knapp einem Drittel (30%) die Pflegebedürfti-

gen ohne Pflegestufe. Da dieser Personenkreis keine Erstattung der entstehenden Kos-

ten durch die gesetzliche Pflegeversicherung erhält, drückt dies die Bereitschaft von

Betroffenen und Angehörigen aus, für eine angemessene Versorgung auch eigene

Geldmittel einzusetzen.

Abbildung 7: Patientenstruktur nach Pflegestufe

30%

38%

24%

8% 0%

keine = 19.362

Stufe 1 = 24.330

Stufe 2 = 15.901

Stufe 3 = 5.192

Härtefall = 185

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2.9 Patientenklientel des „typischen“ ambulanten Pf legedienstes Betrachtet man nicht die prozentuale Verteilung der Pflegestufen, sondern den Median*,

ergibt sich folgendes Patientenprofil des „typischen“ ambulanten Pflegedienstes: 11

Personen ohne Pflegestufe, 20 Personen mit Pflegestufe I, 12 Personen mit Pflegestufe

II, 4 Personen mit Pflegestufe III und keine Härtefälle (Abb. 8).

Abbildung 8: Typisches Patientenprofil ambulanter Pflegedienste

Mit Ausnahme der Pflegebedürftigen ohne Pflegestufe bildet der Median den prozentua-

len Anteil der jeweiligen Gruppe gut ab (Tab. 4). Die Besonderheit der Pflegebedürfti-

gen ohne Pflegestufe liegt in der großen Standardabweichung. Hier wird deutlich, dass

in Bezug auf diese Klientengruppe erhebliche Unterschiede zwischen den ambulanten

Pflegediensten bestehen.

Tabelle 4: Pflegestufen der betreuten Patienten

Prozentualer Anteil

Median

Mittelwert

Standard- abweichung

Härtefälle 0 0 0,20 0,81

Keine Pflegestufe 30 11 21,44 34,38

Pflegestufe 1 38 20 26,94 28,63

Pflegestufe 2 24 12 17,6 21,00

Pflegestufe 3 8 4 5,75 7,67

* Der Median ist der Wert, der eine Stichprobe in der Mitte teilt. Gegenüber dem arithmetischen Mittelwert hat der Median den Vorteil, robuster gegenüber Ausreißern (extrem abweichenden Werten) zu sein.

0 5 10 15 20

0

1

2

3

H

Pflegestufe

Patienten (Median)

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3. Angaben zu ärztlich diagnostizierten Demenzpatie nten Von den 903 ambulanten Pflegediensten, die aktiv an der Befragung teilnahmen,

wurden 12.975 Patienten mit ärztlich diagnostiziert er Demenz versorgt. Die fol-

genden Daten beziehen sich auf diese Demenzpatiente n.

3.1 Einschätzung der Schweregrade Die Pflegedienste wurden gebeten, den Demenzschweregrad der von ihnen betreuten

Patienten zu beurteilen. Dazu wurden als Hilfestellung im Fragebogen Ankerreize zur

Einschätzung angeboten (siehe Anhang). Entsprechend der Rückmeldung der Pflege-

dienste waren nach ihrer Einschätzung 46% der betreuten Demenzpatienten an einer

leicht ausgeprägten Demenz erkrankt, in 36% der Fälle handelte es sich um eine fort-

geschrittene Demenz und 18% der Patienten wurden als schwer dement eingestuft.

(Abb. 9).

Abbildung 9: Demenzschweregrade nach Einschätzung der Pflegedienste

Der verhältnismäßig geringe Anteil schwer dementer Patienten ist nachvollziehbar, da

Patienten dieses Krankheitsstadiums üblicherweise in Heimen versorgt werden. Über-

raschender ist der hohe Prozentsatz von Patienten mit leichter Demenz, da die Pflege-

versicherung vor ihrer Reform Demenzpatienten den Zugang zu Pflegestufen kaum er-

möglichte. Wahrscheinlich ist hierin auch der hohe Anteil von Gepflegten ohne Pflege-

stufe abgebildet.

46%

36%

18%

leicht: 6.452

mittel: 5.132

schwer: 2.584

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3.2 Leistungsspektrum durch den Pflegedienst Die ambulanten Pflegedienste wurden gebeten, speziell für diese Gruppe ärztlich diag-

nostizierter Demenzpatienten Angaben zur Pflege zu machen.

Bei den Antworten auf die Frage, welche Hilfestellungen bei Demenzpatienten konkret

geleistet werden, zeigte sich, dass erwartungsgemäß Hilfe bei der Körperpflege an ers-

ter Stelle steht (Tab. 5). Zwei Drittel der Pflegedienste (68,2%) gaben an, dass sie bei

über 60% ihrer Demenzpatienten Hilfe bei der Körperpflege leisten. Dies deckt sich mit

der Erfahrung, dass Unterstützung bei der Körperpflege – wie etwa das wöchentliche

Bad – oft der Einstieg in die Inanspruchnahme professioneller Pflegedienste ist. Hier

können Angehörige eine körperlich und emotional besonders schwierige Situation dele-

gieren. Weil die Aufgabe klar umrissen und begrenzt ist, ist dies oft leichter mit dem

Pflichtgefühl der Angehörigen zu vereinbaren, da der überwiegende Teil des Umsor-

gens noch in ihrem Verantwortungsbereich liegt.

Den zweitgrößten Umfang nahm die Behandlungspflege ein, auch sie betraf den über-

wiegenden Teil der Demenzpatienten. Hilfe bei der Nahrungsaufnahme sowie Beschäf-

tigung mit den Erkrankten sind Verrichtungen, die häufig genannt wurden, aber nur ei-

nen kleineren Prozentsatz der Patienten betrafen.

Tabelle 5: Leistungserbringung bei Demenzpatienten (Angaben in Prozent)

Die Tabelle beginnt mit dem am häufigsten genannten Item und ist absteigend sortiert. Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt.

Bei ….% aller Patienten

0-20% 21- 40% 41-60% 61-80% 81-100% Keine Nennung

Hilfe bei der Körperpflege 4,2 7,5 15,0 23,3 44,9 5,1

Hilfe bei der Ausscheidung 9,3 15,1 23,8 20,6 22,3 9,0

Behandlungspflege 8,0 12,3 14,7 19,6 36,1 9,3

Hilfe bei der Nahrungsaufnahme 33,0 19,4 16,6 10,6 7,9 12,5

Unterstützung in der Haushaltsführung 23,1 18,1 12,0 12,0 18,9 15,9

Beschäftigung (Spiele, Spaziergänge) 43,2 11,7 7,4 4,8 9,5 23,4

Sonstiges 9,7 2,8 3,9 2,0 4,9 76,7

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

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Bezüglich der Unterstützung in der Haushaltsführung gab es kein einheitliches Bild, hier

schilderten die ambulanten Pflegedienste ein breites Spektrum unterschiedlich ausge-

prägter Inanspruchnahme.

3.3 Kontakthäufigkeit und -dauer In der deutlichen Mehrzahl der Fälle suchten die Pflegedienste die von ihnen betreuten

Demenzpatienten täglich, großteils sogar mehrfach täglich (Tab. 6) auf. Seltenere Kon-

takte waren weniger häufig, Kontakte 1-2 bzw. 3-6mal wöchentlich betrafen bis zu 40%

der versorgten Patienten. Zu beachten ist bei diesen letzten beiden Kategorien auch die

hohe Quote der Pflegedienste, die zu diesen Fragen keine Angabe machten, so dass

die tatsächliche Häufigkeit also wahrscheinlich geringer ist, als ihr prozentualer Anteil

gültiger Rückmeldungen.

Tabelle 6: Kontakthäufigkeit bei Demenzpatienten (Angaben in Prozent)

Bei ….% aller Patienten

0-20% 21- 40% 41- 60% 61-80% 81-100% Keine Nennung

Mehrmals täglich 13,5 9,3 12,0 12,0 32,7 20,6

täglich 9,0 8,7 10,7 13,2 25,7 32,7

1-2 x pro Woche 21,4 5,6 2,3 0,8 2,1 67,8

3-6 x pro Woche 10,6 7,2 5,9 2,4 1,9 71,9

Die Tabelle beginnt mit dem am häufigsten genannten Item und ist absteigend sortiert. Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt.

Bei den Angaben zur Kontaktdauer fällt wieder die hohe Zahl fehlender Rückmeldungen

auf. Die Kontaktdauer wurde von den Pflegediensten mit überwiegend ca. 30 bis 45

Minuten angegeben (Tab. 7). Kürzere Kontakte waren zwar üblich, betrafen aber die

Minderheit der versorgten Patienten. Kontakte von 60 Minuten oder gar länger waren

eher die Ausnahme.

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

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Tabelle 7: Kontaktdauer (Angaben in Prozent)

Bei ….% aller Patienten

0-20% 21-40% 41-60% 61-80% 81-100% Keine Nennung

Bis 10 Min. 21,0 9,6 5,4 3,5 2,8 57,6

Bis 30 Min. 8,1 16,3 14,2 13,3 12,2 36,0

Bis 45 Min. 10,5 11,7 12,5 10,2 13,4 41,6

Bis 60 Min. 17,4 6,5 6,0 3,9 7,9 58,4

Länger 14,1 2,3 1,4 1,0 4,8 76,4

Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt.

Die für den jeweiligen Pflegebedürftigen zur Verfügung stehende Zeit wurde von zwei

Drittel der Pflegedienste als selten (42,6%) bzw. fast nie ausreichend (15,9%) empfun-

den (Abb.10).

Abbildung 10: Angemessenheit des Zeitkontingents in % der Pflegedienste

3.4 Vom Pflegedienst verabreichte Medikation Die befragten Pflegedienste wurden gebeten, für die Demenzpatienten, bei denen sie

auch das Stellen der Medikation übernehmen, Angaben zur psychotrophen Medikation

zu machen. So wurde nach der Verordnung unterschiedlicher Gruppen von Antidemen-

tiva, aber auch nach Psychopharmaka wie Antidepressiva, Neuroleptika und Benzodia-

zepinen gefragt. Nach einem Plausibilitätscheck (Ausschluss widersprüchlicher Anga-

ben) verblieben auswertbare Informationen von 205 Pflegediensten zu 1978 Patienten

mit der Diagnose einer Demenz.

7,2

32,4

42,6

15,9

0 20 40 60 80 100

fast immer

meistens

eher selten

fast nie

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

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3.4.1 Antidementiva - Einnahme Die aktuellen Leitlinien zur Diagnose und Therapie von Demenzerkrankungen empfeh-

len eine spezifische medikamentöse antidementive Therapie. Dennoch wird diese Emp-

fehlung von Ärzten unzureichend umgesetzt.

Die Mehrheit der Demenzpatienten (55%) erhielt trotz der ärztlich gestellten Diagnose

keinerlei antidementive Therapie (Abb. 11). In 18% der Fälle wurde ein Medikament aus

der Gruppe der Acetylcholinesterase-Inhibitoren verordnet und 11% der Patienten er-

hielten Memantine. Medikamente aus der Gruppe "Andere Antidementiva“ nahm mit

16% ein relativ großer Anteil der Demenzpatienten ein. In dem Fragebogen war hier

beispielhaft Ginkgo biloba genannt. Ginkgo wird jedoch relativ selten verordnet, in den

meisten Fällen besorgen sich Patienten Ginkgo auf eigene Initiative und Rechnung.

Somit kann man davon ausgehen, dass die ärztliche Verordnung antidementiver Medi-

kamente bei Patienten mit klar diagnostizierter Demenzerkrankung 30% kaum über-

schreitet.

Abbildung 11: Verabreichte antidementive Medikation absolut und in % der Demenzpa-

tienten

3.4.2 Psychopharmaka - Einnahme Demenzpatienten leiden nicht ausschließlich an einem Abbau der kognitiven Fähigkei-

ten. Zu den Symptomen der Erkrankung gehören auch nicht-kognitive Symptome wie

z.B. Depressivität, Wahn und Verhaltensauffälligkeiten. Diese sollten leitliniengemäß mit

Psychopharmaka behandelt werden. Bei depressiven Symptomen ist eine antidepressi-

ve Behandlung (z.B. mit SSRIs) angezeigt, bei Wahnsymptomen und Halluzinationen

18%

11%

16%

55%

AChEI (n=350)

Memantine (n=226)

andere Antidementiva (n=310)

keine Antidementiva (n=1092)

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eine Behandlung mit Neuroleptika. Insbesondere die Behandlung mit Neuroleptika aber

ist mit Nebenwirkungen behaftet und sollte im Einzelfall einer Nutzen/Risiko-Abwägung

folgen. Die Verordnung von Benzodiazepinen für Demenzpatienten muss kritisch be-

trachtet werden, da durch diese Substanzen die Kognition nachteilig beeinflusst wird

und die Sturzgefährdung zunimmt.

Abbildung 12: Verabreichte Psychopharmaka in % der Demenzpatienten

Entsprechend der Angaben der Pflegedienste erhielt ein Drittel der Demenzpatienten

dieser Stichprobe (619 Patienten) Neuroleptika, in 17,7% der Fälle wurde das Neurolep-

tikum zusätzlich zum Antidementivum verordnet (Neuroleptika+, Abb. 12). 269 Patien-

ten (13,6%) erhielten zwar Neuroleptika jedoch keine antidementive Medikation (Neuro-

leptika-, Abb. 12). Bei diesen Patienten findet also keine Therapie der Grunderkrankung

statt, sondern eine symptomatische Behandlung der aus der Krankheit resultierenden

Verhaltensauffälligkeiten. Antidepressiva erhielten 12,6 % der Demenzpatienten, dies

erscheint nachvollziehbar, da insbesondere beginnende Demenzen häufig mit depres-

siver Symptomatik einhergehen. Benzodiazepine erhalten trotz der genannten Nachteile

7,1% der Patienten.

3.5 Kommunikation der Pflegedienste mit Versorgungs beteiligten Eine gute Versorgung Demenzkranker kann nur im Zusammenspiel der beteiligten Pro-

fessionen erfolgen. Dazu bedarf es der gegenseitigen Wahrnehmung und wechselseiti-

gen Kommunikation.

7,1

12,6

13,6

17,7

0 5 10 15 20

Benzodiazepine

Antidepressiva

Neuroleptika -

Neuroleptika +

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3.5.1 Kooperationspartner In der Erhebung wurden die Pflegedienste nach ihren Ansprech- und Kooperationspart-

nern in der Betreuung der Demenzpatienten gefragt (Tab. 8).

Die häufigste Nennung entfiel auf die Angehörigen, gefolgt von den Hausärzten. Bei

allen anderen potenziellen Kooperationspartnern wählte die Mehrheit der Pflegedienste

die geringste mögliche Ausprägung, bzw. machte gar keine Angabe. Ein Austausch mit

diesen Personenkreisen spielt demnach eine deutlich untergeordnete Rolle. Eine Be-

sonderheit im Antwortverhalten betrifft die Fachärzte und die gesetzlichen Betreuer. In

diesen Kategorien gab es zwar die höchste Zustimmung zur schwächsten Ausprägung

(trifft bei 0 - 20% der Patienten zu), die zweitgrößte Zustimmungsrate jedoch erzielte die

Kategorie „bei etwa 80-100% der Patienten“. Dieses Antwortverhalten ist ein Hinweis

darauf, dass die Zusammenarbeit mit diesen Personengruppen zwar nur wenige Patien-

ten betrifft, sie in diesen Fällen aber von den ambulanten Pflegediensten besonders

gewürdigt wird.

Tabelle 8: Ansprech- bzw. Kooperationspartner in der Betreuung der Demenzpatienten

(Angaben in Prozent)

Bei ….% aller Patienten

0-20% 21-40% 41- 60% 61- 80% 81- 100% Keine Nennung

Angehörige 4,1 4,2 12,0 23,0 49,9 6,6

Hausarzt 8,7 9,3 13,0 14,9 40,7 13,5

Gesetzliche Betreuer 23,2 11,2 6,6 4,9 16,6 37,5

Neurologe / Psychiater 20,2 9,7 7,2 6,0 11,7 45,3

Ehrenamtliche Helfer 22,2 3,3 2,1 1,1 2,2 69,0

Alzheimer Gesellschaften / SHG 21,3 2,6 1,1 1,1 2,2 71,7

Altenheime 19,1 3,5 0,7 0,6 1,7 74,3

Angehörigengruppen 20,0 1,6 0,7 0,9 1,6 75,0

Die Tabelle beginnt mit dem am häufigsten genannten Item und ist absteigend sortiert. Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt.

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3.5.2 Kommunikationspartner Wahrgenommene Veränderungen beim Patienten hinsichtlich der Demenz wurden von

den Mitarbeitern der Pflegedienste in der deutlichen Mehrzahl der Fälle (82,4% bei 80-

100% der betreuten Patienten, Tab. 9) in der Dokumentation vermerkt. Darüber hinaus

wurden üblicherweise die Angehörigen sowie der Hausarzt informiert. Auch die Weiter-

gabe von Veränderungen an Kollegen nahm einen hohen Stellenwert ein. Dies ist als

zusätzlicher direkter Austausch zu verstehen, da die grundsätzliche Information bereits

durch einen Vermerk in der Dokumentation erfolgt ist. Die niedrigeren Quoten für die

Informationsweitergabe an gesetzliche Betreuer bzw. Fachärzte gehen einher mit der

bereits berichteten geringeren Kooperationshäufigkeit mit diesen Personengruppen.

Tabelle 9: Informationsweitergabe bei Veränderungen des Patienten bzgl. der Demenz

(Angaben in Prozent)

Bei ….% aller Patienten

0-20% 21-40% 41- 60% 61-80% 81-100% Keine Nennung

Angehörige 3,3 3,9 7,6 12,8 64,7 7,7

Hausarzt 4,2 5,2 8,0 13,1 63,0 6,6

Schriftlich in die Pflegedokumentation 1,5 0,6 1,4 3,2 82,4 10,2

Kollegen 1,1 0,5 1,8 3,4 68,8 24,5

Gesetzlicher Betreuer 14,5 6,7 5,0 3,8 38,2 31,8

Neurologe / Psychiater 14,4 6,0 5,3 6,3 18,3 49,7

Die Tabelle beginnt mit dem am häufigsten genannten Item und ist absteigend sortiert. Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt. 3.5.3 Kommunikationsmittel Interessant ist die Art der Informationsweitergabe an den behandelnden Arzt, denn ins-

besondere bei Menschen mit Demenz ist die Absprache aller Versorgungsbeteiligten

wichtig.

Es zeigte sich, dass das Telefon das Medium erster Wahl ist, um Informationen weiter-

zugeben (Tab. 10). Gefolgt wurde dies durch die Niederschrift in der Pflegedokumenta-

tion. Mit deutlichem Abstand folgten die Angehörigen als Übermittler der Information an

den betreuenden Arzt. Fax, schriftliche Nachrichten und der Kontakt via E-Mail spielten

eine untergeordnete Rolle. Dass der direkte Kontakt der Beteiligten bei den Nennungen

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deutlich im Vordergrund steht, ist erfreulich, jedoch sollte die mündliche Absprache im-

mer auch schriftlich dokumentiert werden.

Tabelle 10: Weitergabe notwendiger Informationen über den Patienten an den behan-

delnden Arzt (Angaben in Prozent)

Bei ….% aller Patienten

0- 20% 21-40% 41- 60% 61-80% 81-100% Keine Nennung

Telefon 4,3 3,6 8,7 14,8 59,4 9,1

Schriftlich in die Pflegedokumentation 5,4 2,2 2,7 3,0 57,8 28,8

Über die Angehörigen 15,4 8,3 8,6 6,3 17,5 43,9

Fax 12,5 4,2 2,8 3,9 8,6 68,0

Schriftlich (Brief, Notiz) 12,0 2,6 2,1 2,6 7,4 73,4

E-Mail 13,4 0,7 0,1 0 0,9 84,9

Die Tabelle beginnt mit dem am häufigsten genannten Item und ist absteigend sortiert. Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt. 3.5.4 Vereinbarung von Arztterminen Die Arzttermine für die Demenzpatienten wurden überwiegend von den Angehörigen

oder dem Pflegedienst vereinbart. Eine untergeordnete Rolle spielten gesetzliche Be-

treuer und nur in Ausnahmefällen vereinbarte der Patient selbst seine Arzttermine bzw.

übernahmen "Andere" wie z.B. Nachbarn oder Freunde diese Aufgabe (Tab.11).

Tabelle 11: Vereinbarung der Arzttermine für die betreuten Demenzpatienten (Angaben

in Prozent)

Bei ….% aller Patienten

0- 20% 21- 40% 41- 60% 61- 80% 81- 100% Keine Nennung

Die Angehörigen 11,3 10,6 16,3 16,8 32,2 12,9

Der Pflegedienst 14,8 11,7 13,7 14,5 23,2 22,0

Der gesetzliche Betreuer 23,3 6,1 4,7 3,3 7,6 54,0

Der Patient selber 22,7 3,0 0,9 0,4 0,9 72,0

Andere (z.B. Nachbarn) 17,5 0,8 0,9 0,2 0,8 79,7

Die Tabelle beginnt mit dem am häufigsten genannten Item und ist absteigend sortiert. Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt.

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Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS _______________________________________________________________________

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3.5.5 Aktive Aufnahme der Kommunikation durch den b ehandelnden Arzt Die Mehrheit der Pflegedienste beklagte eine zu seltene Kontaktaufnahme von Seiten

der behandelnden Ärzte (Abb. 13). Demgegenüber konstatierte immerhin ein Drittel der

Pflegedienste eine aktive ärztliche Kontaktaufnahme in den meisten Fällen. Hier scheint

sich die Ärzteschaft in eine engagierte, den Kontakt zu den Pflegediensten aktiv su-

chende, und eine eher an einer Zusammenarbeit weniger interessierte Ärztegruppe zu

splitten.

Abbildung 13: Durch den Arzt initiierte Kommunikation in % der Pflegedienste 3.5.6 Kommunikation bei Klinikentlassung Offensichtliche Mängel wurden in der Informationsweitergabe bei der Entlassung nach

einem Krankenhausaufenthalt deutlich. Die schriftliche Pflegedokumentation war die

häufigste Informationsquelle. Wünschenswert wäre hier allerdings ein Zutreffen in 100%

der Fälle. Teilweise erfolgte die Informationsweitergabe über die Angehörigen als Mittler

oder über den Hausarzt. Jede Weitergabe mündlicher Informationen über Dritte geht

aber mit einem Informationsverlust einher und erschwert ein zielgerichtetes und soforti-

ges Umsetzen der benötigten Maßnahmen für den betroffenen Patienten. In einigen

Fällen wurde ein persönlicher Kontakt zum ambulanten Pflegedienst gesucht. Ange-

sichts dieser Zahlen erscheinen die Angaben zu völlig unzureichender Informationswei-

tergabe (s. Tab. 12) fast schon optimistisch. Ein entsprechender Mangel fehlender

16,4

31,1

38,3

12,2

0 20 40 60

fast immer

meistens

eher selten

fast nie

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Überleitungsbögen wurde bereits im Pflege-Thermometer 2004 (dip, 2004) angemahnt.

Durch die Umsetzung bestehender Standards kann hier eine deutliche Versorgungs-

verbesserung für Demenzpatienten erreicht werden.

Tabelle 12: Kommunikationsmittel bei Klinikentlassung (Angaben in Prozent)

Bei ….% aller Patienten

0-20% 21-40% 41- 60% 61- 80% 81- 100% Keine Nennung

Pflegeüberleitungsbögen 11,8 11,9 15,1 21,6 27,6 13,1

Angehörige 14,6 15,7 16,2 13,0 15,4 25,1

Hausarzt 26,5 9,9 6,8 6,9 6,1 44,0

Pflegeüberleitung, persönlich 27,0 9,3 7,1 5,5 6,8 44,3

Keines der o.g. ausreichend 11,8 3,7 3,4 5,3 9,0 66,8

Die Tabelle beginnt mit dem am häufigsten genannten Item und ist absteigend sortiert. Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt.

3.6 Gründe für den Umzug ins Heim Die vorgestellten Daten zeigen, dass primär leicht und mittelschwer demente Patienten

von ambulanten Pflegediensten versorgt werden. Schwer demente Patienten bilden die

Minderheit. Dies liegt daran, dass bei Patienten mit deutlich fortgeschrittener Demenz

der Umzug ins Heim häufig unumgänglich ist. Es wurden die Pflegedienste nach den

häufigsten Gründen für einen anstehenden Umzug ins Heim befragt.

Tabelle 13: Gründe für den Umzug ins Pflegeheim (Angaben in Prozent)

Bei ….% aller Patienten

0-20% 21-40% 41-60% 61-80% 81-100% Keine Nennung

Überforderung der Angehörigen 5,8 4,8 12,4 24,1 48,0 5,0

Pflegerische Versorgung nicht gesichert 19,4 10,4 10,2 9,9 11,8 38,3

Haushaltsführung nicht gesichert 19,4 11,8 8,3 9,2 10,3 41,0

Ärztliche Versorgung nicht gesichert 22,7 7,3 3,3 4,1 3,2 59,4

Sonstiges 11,2 3,2 3,2 1,8 4,8 75,9

Die Tabelle beginnt mit dem am häufigsten genannten Item und ist absteigend sortiert. Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt.

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Mit überwältigender Mehrheit stand bei den Antworten zu der Frage, welche Gründe

nach Einschätzung der Pflegedienste eine Heimeinweisung notwendig machen, die

Überforderung der Angehörigen an der Spitze der Nennungen (Tab. 13). Dies ist ange-

sichts der Pflegebedürftigkeit schwer dementer Patienten gut nachvollziehbar. Die

Patienten benötigen eine Betreuung "rund um die Uhr", mit der die häufig selbst älteren

Angehörigen sowohl physisch als auch psychisch überfordert sind. Diese Belastung

kann auch ein Pflegedienst, der mehrfach täglich ins Haus kommt, nur begrenzt auffan-

gen. Die anderen Gründe für den Umzug ins Heim - Probleme bei der Haushaltsführung

sowie mangelnde pflegerische oder ärztliche Versorgung - nehmen demgegenüber nur

einen geringen Prozentsatz ein.

4. Nicht ärztlich diagnostizierte Demenzpatienten Die Pflegedienste wurden befragt, ob sie Patienten betreuen, die ihrer Einschätzung

nach an einer Demenz leiden, die aber nicht ärztlich diagnostiziert wurde. Weiterhin

wurden sie gebeten, den Schweregrad dieser Demenzen einzuschätzen.

Abbildung 14: Anteil vom Pflegedienst eingeschätzter Demenzpatienten in Relation zu

den ärztlich diagnostizierten Patienten mit Demenz

Von den Pflegediensten wurden insgesamt 6973 Patienten mit einer von ihnen vermute-

ten - aber nicht ärztlich diagnostizierten - Demenz versorgt. Drei Viertel dieser Patienten

(5113) litten nach Einschätzung des Pflegedienstes an einer leicht ausgeprägten De-

menz (Abb. 15). Immerhin 21% (1489 Patienten) zeigten nach Einschätzung der Pfle-

gedienste Symptome einer mittelschwer ausgeprägten Demenz und 5% (371 Patienten)

Defizite im Ausmaß einer schweren Demenz.

67%

33%

mit Diagnose

ohne Diagnose

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Abbildung 15: Vom Pflegedienst eingeschätzte Demenzschweregrade

Die Befragung zeigte, dass neben den 12.975 ärztlich diagnostizierten Patienten von

den Pflegediensten knapp 7.000 undiagnostizierte und unbehandelte Demenzkranke in

ihrem Klientel vermutet wurden. Auch wenn es sich hier ausschließlich um eine Ein-

schätzung der Pflegedienste handelt, die sicherlich mit einer Ungenauigkeit versehen

ist, so lässt sich erkennen, dass viele Erkrankte nicht diagnostiziert und behandelt sind.

5. Wissensstand und Fortbildungswünsche der ambulan ten Pflegedienste

5.1 Wissensstand

Auf die Frage nach dem aktuellen Wissensstand des Pflegeteams bezüglich Demenz-

erkrankungen wurden folgende Rückmeldungen gegeben: Nur 9,2% der Pflegedienste

fühlten sich sehr gut zum Themenkreis der Demenzen informiert. Weitere 35,5% gaben

an, dass sie immerhin über ein ausreichendes Basiswissen verfügen. Jedoch die deutli-

che Mehrheit von 52,9% gab an, dass mehr Wissen über Demenzen ihre Arbeit erleich-

tern würde (Abb. 16). Aus diesen Antworten wird ein erheblicher Informationsbedarf der

Pflegedienste zur Demenz deutlich. Wünschenswert erscheinen auf der Grundlage die-

ser Daten speziell auf diese Berufsgruppe abgestimmte Fortbildungen.

74%

21%

5%

leicht

mittel

schwer

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Abbildung 16: Selbsteinschätzung des Wissensstands zur Demenz (Pflegedienste in %)

5.2 Fortbildungswünsche Die Pflegedienste hatten bei der Beantwortung der Fragebögen die Möglichkeit, Fortbil-

dungswünsche nach Prioritäten zu äußern. Es zeigte sich, dass das größte Interesse

den Themen galt, die den direkten Umgang mit dem Patienten bzw. den Angehörigen

betreffen. Spitzenreiter der Nennungen war das Thema "Umgang mit Demenzkranken".

An zweiter Stelle folgte "Kommunikation mit Demenzkranken und Angehörigen" und an

dritter Stelle "Angehörigenschulung (Wie zeige ich dem Angehörigen auf, sich dem

Demenzkranken gegenüber adäquat zu verhalten)". In dieser Platzierung, die sich deut-

lich von den folgend genannten Themenbereichen abhob, zeigt sich der dringende

Wunsch nach anwendungsbezogenem Wissen zum Umgang mit Demenzpatienten und

ihren Angehörigen.

Es folgten theoretischere Aspekte der Demenz, die nicht in derart unmittelbarem Zu-

sammenhang mit der alltäglichen Pflegesituation stehen, sondern eher ein Hinter-

grundwissen vermitteln. Zu diesen Themen zählen Fortbildungen zu "Rechtliche Aspek-

te in der Versorgung dementer Patienten", "Ursachen, Diagnostik, Einteilung der De-

menz" und "Therapie der Demenz". Das Thema "Umgebungsgestaltung der Demenz-

kranken" bildete den Abschluss im Themenranking.

9,2

35,5

52,9

2,3

0 20 40 60

Wir fühlen uns sehr gut informiert

Wir haben ein ausreichendesBasisw issen

Mehr Wissen würde unsere Arbeiterleichtern

keine Angabe

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Tabelle 14: Fortbildungspräferenzen

Präferenz: auf Platz

1 2 3 4 5 6 7 Keine Nennung

Kommunikation 24,8 23,8 12,7 9,2 4,8 2,0 1,1 21,6

Umgang 36,3 17,6 10,3 5,8 4,1 1,1 1,8 22,0

Angehörige 23,1 17,6 10,7 8,1 7,1 4,9 4,4 24,0

Recht 12,6 14,0 9,6 8,3 8,6 6,8 16,6 23,5

Therapie 11,0 11,6 10,4 7,3 12,0 9,7 7,4 30,5

Umgebung 7,3 11,4 10,9 10,2 6,4 12,7 7,9 33,2

Ursachen 12,7 13,5 7,9 9,0 9,6 9,7 4,2 33,3 Die Tabelle beginnt mit dem am häufigsten genannten Item und ist absteigend sortiert. Der höchste Wert ist fett gedruckt. Innerhalb der Antwortoptionen ist die am häufigsten benannte Kategorie orange, die zweithäufigste gelb hinterlegt.

6. Zusammenfassende Diskussion Angesichts des demographischen Wandels stellt die Versorgung von Demenzpatienten

das Gesundheits- und Sozialwesen vor immer größere Herausforderungen.

Entfielen im Jahr 2000 auf 100.000 Einwohner etwa 1000 Demenzkranke, so ist bis

zum Jahr 2050 mit einer Verdreifachung zu rechnen. Noch dramatischer ist der zu er-

wartende Anstieg der Krankheitskosten. So wurden im Jahr 2000 von jedem Erwerbstä-

tigen 125 € im Jahr für die Behandlung und Pflege von Demenzkranken ausgegeben,

2020 werden es 181 € sein und für das Jahr 2050 werden 421 € geschätzt (Beske,

2007).

Die vorgelegte Erhebung befasst sich erstmals bundesweit mit der häuslichen Versor-

gung von Demenzkranken durch Sozialstationen und private Pflegedienste und spiegelt

bei einer Rücklaufquote von 8,1% die aktuelle Verteilung auf die Träger gut wider. Da

die Pflege in Heimen teurer ist als die ambulante Pflege zu Hause, fokussiert sie eine

ökonomische Schlüsselstelle.

Die zahlreichen Daten dieser Untersuchung sollen an dieser Stelle nicht erschöpfend

diskutiert werden, vielmehr sollen nur jene näher betrachtet werden, aus denen sich

Hinweise für eine Optimierung der Versorgung ableiten lassen.

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Drei Bereiche erscheinen dabei von besonderer Bedeutung:

- pflegende Angehörige,

- ambulante Pflege,

- ärztliche Versorgung.

6.1 Pflegende Angehörige

Auf die Frage, welcher Grund im Einzelfall zum Umzug des Patienten ins Pflegeheim

geführt hat, nennen die Pflegedienste mit überwältigender Mehrheit die Überforderung

der Angehörigen. Andere Gründe fallen demgegenüber kaum ins Gewicht. Damit wird

auch in dieser Untersuchung deutlich, was seit langem von Experten wiederholt in un-

terschiedlichen Kontexten dargestellt wurde (z.B. im 4. Altenbericht 2002) und woraus

sich für die Angehörigen eine klare Zielstellung ergibt: Nur die Bereitstellung von unter-

stützenden und entlastenden Maßnahmen für die pflegenden Angehörigen, typischer-

weise in einer Netzwerkstruktur, ist geeignet, das Verweilen der Demenzkranken in der

häuslichen Umgebung nachhaltig zu stabilisieren. Die Lösungsmöglichkeiten sind be-

kannt und in Modellversuchen erfolgreich erprobt. Im Vorwort wurde beispielhaft das

Projekt „Blaue Blume“ genannt. Ziel muss es sein, die heute erfolgreich aufgebauten

Strukturen und Vernetzungen flächendeckend für alle Menschen mit Demenz umzuset-

zen und verfügbar zu machen.

6.2 Ambulante Pflege

Betrachtet man die von Pflegediensten erbrachten Dienstleistungen, so steht an erster

Stelle die Hilfe bei der Körperpflege, gefolgt von der Behandlungspflege. Hilfe bei der

Nahrungsaufnahme sowie Beschäftigung mit den Erkrankten sind Verrichtungen, die

häufig genannt werden, aber nur einen kleineren Prozentsatz der Patienten betreffen. In

der deutlichen Mehrzahl der Fälle suchen die Pflegedienste die von ihnen betreuten

Demenzpatienten täglich, großteils sogar mehrfach täglich, auf. Die Kontaktdauer wird

von den Pflegediensten mit überwiegend ca. 30 bis 45 Minuten angegeben. Die für den

jeweiligen Pflegebedürftigen zur Verfügung stehende Zeit wird von zwei Dritteln der

Pflegedienste als selten (42,6%) bzw. fast nie ausreichend (15,9%) beurteilt.

Nur etwa jeder zehnte Pflegedienst fühlt sich sehr gut zum Themenkreis der Demenzen

informiert. Ein Drittel gibt an, dass sie immerhin über ein ausreichendes Basiswissen

verfügen. Die deutliche Mehrheit konstatiert, dass mehr Wissen über Demenzen ihre

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Arbeit erleichtern würde. Aus diesen Antworten wird ein erheblicher Informationsbedarf

der Pflegedienste zur Demenz deutlich. Die beiden meistgenannten Themen für Fortbil-

dungsveranstaltungen sind die Kommunikation und der Umgang mit Patienten und ih-

ren Angehörigen.

6.3 Ärztliche Versorgung

Die Mehrheit der Pflegedienste beklagt eine zu seltene Kontaktaufnahme von Seiten

der behandelnden Ärzte. Demgegenüber bescheinigt immerhin ein Drittel der Pflege-

dienste eine aktive ärztliche Kontaktaufnahme in den meisten Fällen. Es zeichnet sich

in diesen Ergebnissen eine deutliche Trennung von zwei sehr unterschiedlich motivier-

ten Ärztegruppen ab: Die eine sucht engagiert den Kontakt zu den Pflegediensten, die

andere ist an einer solchen Zusammenarbeit eher desinteressiert.

Die Mehrheit der ärztlich diagnostizierten Demenzpatienten (55%) erhielt trotz der gesi-

cherten Demenzdiagnose keinerlei antidementive Therapie. Von den verbleibenden

45% der Patienten erhielten 18% Acetylcholinesterase-Hemmer und 11% Memantine.

16% nahmen „andere Antidementiva“ ein - die verbreitetste Substanz ist hier Ginkgo

biloba. Dieses Medikament wird erfahrungsgemäß häufig von den Patienten bzw. ihren

Angehörigen auf eigene Rechnung besorgt. Die Angabe, dass 45% der betreuten De-

menzkranken ein Antidementivum erhalten, weist also bei kaum mehr als 30% auf eine

ärztliche Verordnung hin, da Medikation ohne Verordnung enthalten ist. Umgekehrt

könnte die hohe Zahl der wohl als eigenfinanziert anzusehenden Gingko-Medikationen,

ebenso wie die Tatsache, dass 30% der Betreuten keine Pflegestufe aufweisen, in

Richtung einer hohen Bereitschaft zur Eigenleistung der Demenzkranken und ihrer An-

gehörigen weisen.

Entschieden zu häufig werden dagegen Psychopharmaka verordnet, hier insbesondere

Substanzen aus der Gruppe der Neuroleptika, was aufgrund der potenziellen Neben-

wirkungen kritisch zu sehen ist. In der vorliegenden Studie nahm ein Drittel der De-

menzpatienten Neuroleptika ein. Dies zeichnet einen Trend nach. So stieg die Verord-

nung von Neuroleptika im Zeitraum von 1999-2002 trotz der Risiken besonders in der

Gruppe der Demenzpatienten stetig an (Trifirò et al., 2005). In der vorliegenden Erhe-

bung nahmen ca. 18% der Patienten Neuroleptika zusätzlich zum Antidementivum ein.

Fast 14% der Demenzkranken erhielten zwar Neuroleptika, jedoch keine antidementive

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Medikation, die möglicherweise eine zusätzliche psychopharmakologische Behandlung

überflüssig gemacht hätte. Bei diesen Patienten findet also keine Therapie der Grund-

erkrankung statt, sondern eine symptomatische Behandlung der aus der Krankheit re-

sultierenden Verhaltensauffälligkeiten. Mit der Neuroleptika-Einnahme jedoch ist ein

höheres Risiko eines schnelleren kognitiven Abbaus verbunden; dieser Effekt verstärkt

sich noch bei der – nicht seltenen – Kombination mit Benzodiazepinen (Ellul et al.,

2007). Darüber hinaus gibt es Hinweise auf eine bedeutsam erhöhte Mortalitätsrate von

Demenzpatienten, die mit Neuroleptika behandelt werden (Kales et al., 2007 ; Gill et al.,

2007).

Überraschend war der Befund, dass zusätzlich zu den 12.975 ärztlich diagnostizierten

Patienten von den Pflegediensten wahrscheinlich ein großer Anteil undiagnostizierter

und unbehandelter Demenzkranker betreut wird. Auch wenn es sich hier nur um eine

Einschätzung der Pflegedienste handelt, über deren Gültigkeit keine schlüssige Aussa-

ge zu treffen ist, so lässt sich doch plausibel annehmen, dass es in der ambulanten

Betreuung eine nicht kleine Gruppe von Demenzkranken gibt, die weder ärztlich diag-

nostiziert noch gar angemessen behandelt ist. Auch diese Daten weisen erneut auf

große Defizite in der ärztlichen Versorgung von Demenzkranken hin, deren Ursachen in

den Strukturen und Regelmechanismen des Gesundheits- und Sozialsystems gründen.

Man fühlt sich an die Aussage eines Hausarztes erinnert, der von Melchinger zitiert wird

„Kein Kollege kann unter den gegebenen Budgetbedingungen daran interessiert sein,

eine suffiziente Demenztherapie anzubieten oder sich gar zum Demenzpapst der

Region zu machen, dem dann die Kollegen die teuren Patienten überweisen“

(Melchinger, 2007).

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7. Anhang

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7.1 Anschreiben

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7.2 Fragebogen

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7.3 Literaturverzeichnis Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ): Vierter Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland: Risiken, Lebens-qualität und Versorgung Hochaltriger – unter besonderer Berücksichtigung dementieller Erkrankungen. Berlin: BMFSFJ, 2002 Beske F; Becker E, Katalinic A, Krauss C, Pritzkuleit R: Gesundheitsversorgung 2050 - Prognose für Deutschland und Schleswig-Holstein, Kiel 2007 dip, Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung e.V.: Pflege-Thermometer 2007 Ellul J, Archer N, Foy CM, Poppe M, Boothby H, Nicholas H, Brown RG, Lovestone S: The effects of commonly prescribed drugs in patients with Alzheimer's disease on the rate of deterioration. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2007 Mar;78(3):233-9. Epub 2006 Sep 29. Gill SS, Seitz DP. Association of antipsychotics with mortality among elderly patients with dementia. Am J Geriatr Psychiatry. 2007 Nov;15(11):983-4 Graff MJ, Adang EM, Vernooij-Dassen MJ, Dekker J, Jönsson L, Thijssen M, Hoefna-gels WH, Rikkert MG: Community occupational therapy for older patients with dementia and their care givers: cost effectiveness study. BMJ. 2008 Jan 19; 336 (7636): 134-8. Hallauer J, Bienstein Ch, Lehr U, Rönsch H: SÄVIP – Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen. Vincentz Network, Hannover, 2005. Hallauer JF, Schons M, Smala A und Berger K (2000). Untersuchung von Krankheits-kosten bei Patienten mit Alzheimer-Erkrankung in Deutschlad. Gesundh ökon Qual manag 5:73-79 Kales HC, Valenstein M, Kim HM, McCarthy JF, Ganoczy D, Cunningham F, Blow FC. Mortality risk in patients with dementia treated with antipsychotics versus other psychiat-ric medications. Am J Psychiatry. 2007 Oct;164(10):1568-76 Melchinger H: Regionale Versorgung von Demenzkranken – Analysen zur Versor-gungssituation und Implikationen für Qualitätsziele und Qualifizierungsmaßnahmen. Medizinische Hochschule Hannover, 2004. Melchinger H: Demenzerkrankungen: Chronische Versorgungsdefizite. Dtsch Arztebl 2007; 104(47): A-3236-37. Melchinger H, Machleidt W: Hausärztliche Versorgung von Demenzkranken – Analysen zur Versorgungssituation und Ansätze für Qualifizierungsmaßnahmen. Nervenheilkunde 2005; 24: 493-98 Naylor MD, Hirschman KB, Bowles KH, Bixby MB, Konick-McMahan J, Stephens C: Care coordination for cognitively impaired older adults and their caregivers. Home Health Care Serv Q. 2007;26:57-78.

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Statistisches Bundesamt: Pflegestatistik 2005 - Pflege im Rahmen der Pflegeversiche-rung – Deutschlandergebnisse Trifirò G, Spina E, Brignoli O, Sessa E, Caputi AP, Mazzaglia G: Antipsychotic prescrib-ing pattern among Italian general practitioners: a population-based study during the years 1999-2002. Eur J Clin Pharmacol. 2005 Mar;61(1):47-53. Epub 2005 Jan 22. Valdes-Straube J, Nißle K, Schäfer-Walkmann S & von Cranach M: Gerontopsychiatrie in der Gemeinde: Ergebnisse eines gerontopsychiatrischen Verbundsystems. Psychiat Prax 2007; 34:129-133. Zhu CW, Sano M.: Economic considerations in the management of Alzheimer's dis-ease. Clin Interv Aging. 2006;1:143-54.

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7.4 Umgang der DGGPP e.V. mit Sponsoren

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7.5 Erklärung der Merz Pharmaceuticals GmbH

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Die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie un d –psychotherapie e.V.

Die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. (DGGPP)

besteht seit 1992. Vertreten sind alle Arbeits- und Aufgabenbereiche der Gerontopsy-

chiatrie wie z.B. niedergelassene Ärzte und Klinikärzte sowie Ärzte, die in Behörden,

Universitäten oder theoretischen Institutionen tätig sind. Auch nichtärztliche Mitglieder,

die in der Altenhilfe oder in klinischen Einrichtungen tätig sind, engagieren sich als

außerordentliche Mitglieder in der Gesellschaft.

Die Ziele der DGGPP sind u.a.:

• die Etablierung der Gerontopsychiatrie als Subdisziplin der Psychiatrie, wie in ande-

ren europäischen Ländern,

• die Schaffung von Lehrstühlen für Gerontopsychiatrie,

• die Entwicklung von Standards zur Qualitätssicherung in der Gerontopsychiatrie und

-psychotherapie,

• die Verbesserung der Rahmenbedingungen von psychisch kranken alten Menschen

und die Gleichstellung von psychisch Kranken und somatisch Kranken,

• die Verbesserung der präventiven, diagnostischen, therapeutischen und rehabilitati-

ven Maßnahmen,

• Forschungsvorhaben und Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die

Praxis.

Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. (DGGPP) Geschäftsstelle Postfach 1366 51657 Wiehl Tel.: 02262/797683 www.dggpp.de

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Die Deutsche Akademie für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V.

Engagierte deutschsprachige Gerontopsychiater gründeten die Akademie vor einigen

Jahren als lockeren Zusammenschluss. Es wurden Fortbildungen durchgeführt und das

Gesamtcurriculum Gerontopsychiatrie entwickelt. Damit diese erfolgreiche Arbeit eine

festere Basis bekommen und die Arbeit weiter in die Breite getragen werden konnte,

gründeten DGGPP- Mitglieder im Februar 2007 in Mannheim die DAGPP e.V. als Ver-

ein.

Psychisch kranke Ältere leiden häufig auch an körperlichen Gesundheitsstörungen.

Körperliche und psychische Erkrankungen beeinflussen sich wechselseitig ungünstig.

Die Multimorbidität der Erkrankten erfordert daher die Multiprofessionalität der Behand-

ler.

Die therapeutischen Maßnahmen müssen biologische, psychologische und soziale As-

pekte gleichermaßen berücksichtigen. Die Kombination verschiedener Maßnahmen in

einer jeweils individuellen „Mixtur“ wirkt in der Regel besser als jede einzelne Maßnah-

me allein. Zugleich können aber häufig nicht alle gesundheitlichen Störungen eines älte-

ren Menschen auf einmal behandelt werden. Anderenfalls droht, insbesondere in der

Pharmakotherapie, eine Polypharmazie mit gefährlichen Nebenwirkungen und uner-

wünschten Interaktionen.

Die Deutsche Akademie für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. vermittelt in

ihren Fort- und Weiterbildungsangeboten, insbesondere für Ärzte aber auch andere Be-

rufsgruppen, genau jene theoretischen aber auch praktischen Lehrinhalte, die zu einer

Verbesserung der Versorgungsqualität führen.

Die DAGPP unterstützt damit die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und

–psychotherapie e.V. (DGGPP) als medizinische Fachgesellschaft in ihrer Arbeit.

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Die Deutsche Akademie für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. verleiht das

postgraduierte Zertifikat

Gerontopsychiatrische Grundversorgung

an Ärzte, die alte Menschen behandeln und sich unabhängig von ihrer ärztlichen Wei-

terbildung ein solides gerontopsychiatrisches Grundwissen aneignen oder auf den

neuesten Stand bringen wollen.

Anforderungen:

A) Teilnahme an 40 Unterrichtsstunden bei von der DAGPP/DGGPP zertifizierten

bzw. anerkannten Fortbildungsveranstaltungen in den Bereichen:

Gerontologische Grundlagen / Ethik, Gerontopsychiatrisches Assessment, Demenz,

Depression, Delir, Wahnstörungen, Angst, Schlafstörungen, Sucht, Sexualität, Suizidali-

tät, Besonderheiten der Schmerztherapie, Pharmakotherapie, Psychotherapie, Angehö-

rigenarbeit, Notfälle und Krisen.

B) 20 Stunden Hospitation in einer gerontopsychiatrischen Fachabteilung einer psy-

chiatrischen Klink oder im gerontopsychiatrischen Bereich einer psychiatrischen Abtei-

lung unter der Leitung eines/r von der DAGPP/DGGPP anerkannten Gerontopsychia-

ters/in;

bei Vorliegen der fakultativen Weiterbildung klinische Geriatrie oder der Zusatzweiter-

bildung Geriatrie verkürzt sich die Hospitationsdauer auf 10 Stunden.

C) Teilnahme an 20 Stunden Fallseminaren unter der Leitung eines/r von der

DAGPP/DGGPP anerkannten Gerontopsychiaters/in.

Deutsche Akademie für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V. (DAGPP) Geschäftsstelle Postfach 1366 51657 Wiehl Tel.: 02262/797683 www.dagpp.de

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Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V.

Band 1: Angst - Sucht - Anpassungsstörungen im Alter Kretschmar / Hirsch / Haupt / Ihl / Kortus / Stoppe / Wächtler (Hrsg.) 621 Seiten, Tab. & Abb. ISBN 978-3-935272-00-1 15 € Band 2: Heiterkeit und Humor im Alter Hirsch / Bruder / Radebold (Hrsg.) 227 Seiten, Tab. & Abb. ISBN 978-3-935272-01-8 15 € Band 3: Die Gerontopsychiatrie und ihre Nachbardisziplinen Gutzmann / Hirsch / Kortus / Teising (Hrsg.) 697 Seiten, Tab. & Abb. ISBN 978-3-935272-02-5 20 € Band 4: Suizidalität im Alter Hirsch / Bruder / Radebold (Hrsg.) 215 Seiten, Tab. & Abb. ISBN 978-3-935272-03-2 15 € Band 5: Gerontopsychiatrie als interdisziplinäre Aufgabe Möller / Hampel / Hirsch / Gutzmann / Kortus / Teising (Hrsg.) 406 Seiten, Tab. & Abb. ISBN 978-3-935272-04-9 15 € Band 6: Alt und psychisch krank Teising / Drach / Gutzmann / Haupt / Kortus / Wolter (Hrsg.) 503 Seiten, Tab. & Abb. ISBN 978-3-17-019469-4 35 € Band 7: Studie zur Demenzversorgung im ambulanten Sektor – DIAS - Grass-Kapanke / Kunczik / Gutzmann 56 Seiten, Tab. & Abb. ISBN 978-3-935389-01-3 5 € Die Bücher erhalten Sie in Ihrer Buchhandlung oder innerhalb weniger Werktage direkt über den Verlag W. Kohlhammer GmbH Heßbrühlstraße 69, 70565 Stuttgart Tel.: 0711/7863-0 Fax: 0711/7863-8271 www.kohlhammer.de