studienseminar für lehrämter an schulen engelskirchen ... · von david hume auf den zusammenhang...

19
Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Seite 1 von 19 Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule Thema der Stunde: Wie lässt sich die Herkunft von Begriffen erkenntnistheoretisch begründen? - der Zusammenhang von „schwachen“ und „lebhaften“ Perzeptionen im Ansatz David Humes Studienseminar für Lehrämter an Schulen Engelskirchen Seminar Gymnasium/Gesamtschule Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Jens Bitzer Gesamtschule Kurs/Klasse: Philosophie GK Jgst. 13 (drei Schülerinnen und drei Schüler) Datum: 23. Oktober 2008 Uhrzeit: Raum: Prüfungskommission: Prüfungsvorsitzender Hausprüfer Fremder Seminarausbilder Weiterer Schulvertreter Außerdem eingeladen: Ausbildungslehrer

Upload: others

Post on 30-Aug-2019

1 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Seite 1 von 19 Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Thema der Stunde:

Wie lässt sich die Herkunft von Begriffen erkenntnistheoretisch begründen? - der Zusammenhang von „schwachen“ und „lebhaften“

Perzeptionen im Ansatz David Humes

Studienseminar für Lehrämter an Schulen Engelskirchen

Seminar Gymnasium/Gesamtschule

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie

Jens Bitzer

Gesamtschule

Kurs/Klasse: Philosophie GK Jgst. 13 (drei Schülerinnen und drei Schüler)

Datum: 23. Oktober 2008 Uhrzeit: Raum: Prüfungskommission: Prüfungsvorsitzender Hausprüfer Fremder Seminarausbilder Weiterer Schulvertreter Außerdem eingeladen: Ausbildungslehrer

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Seite 2 von 19 Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

1. Sachanalyse Das Verhältnis von schwachen und starken Perzeptionen (Auffassungen) des Geistes ist in der Philosophie David Humes als Spiegelverhältnis gedacht. Die unmittelbar wahrgenommenen Einzeldinge bewirken die Vorstellungen bzw. Allgemeinbegriffe mit denen wir uns urteilend auf Dinge in der Welt beziehen können. Die Begriffe haben zur Ursache nichts anderes als die singulären Einzeldinge selbst, deren Kopie sie sind. Platon vertritt eine dazu konträre Auffassung. In seiner Erkenntnislehre sind die Ideen (d. h. die Allgemeinbegriffe) Urbild der Einzeldinge. Darüber hinaus macht Platon die zusätzliche ontologische Annahme, dass diese Ideen nicht bloß im menschlichen Geiste, sondern auch getrennt von diesem existieren. Die im menschlichen Geist vorkommenden Allgemeinbegriffe entstammen diesen abgetrennt existierenden Ideen. Das Problem, was in der vorliegenden Stunde thematisch wird, ist die Frage danach, ob Platon nicht entgegen dem Sinn des Sparsamkeitsprinzips der Wissenschaften zu „gewagte“ ontologische Annahmen macht. Bei Hume, der dagegen mit zahlenmäßig weniger Annahmen auskommt, ist daran zu zweifeln, ob er mit der bloßen Interpretation des Verhältnisses von – in seiner Terminologie – „Eindrücken“ und „Vorstellungen“ als Spiegelverhältnis die Herkunft von Allgemeinbegriffen befriedigend erklären kann. 2. Einbettung der Unterrichtsstunde in den Kontext der Unterrichtsreihe

1. „Das ist voll unrealistisch!“ – Entwurf einer eigenen Platonkritik 2. „Wähle immer die einfachste Erklärung!“ – das Prinzip der Sparsamkeit in den

Wissenschaften im Anschluss an Ockham 3. Wie lässt sich die Herkunft von Begriffen erkenntnistheoretisch begründen? - der

Zusammenhang von „schwachen“ und „lebhaften“ Perzeptionen im Ansatz David Humes

4. Ist unsere Phantasie grenzenlos? – von Feen, Orks und goldenen Bergen 5. Fallbeispiele zu Humes Erkenntnistheorie: Der Blinde und der Taube 6. Exkurs: Operatoren im Anforderungsbereich drei 7. Wie sind zwei Begriffe verbunden? – drei Gesetze der Gedankenverbindung 8. Gibt es kausale Zusammenhänge von Erfahrungstatsachen? 9. Die Macht der Gewohnheit – Humes Induktionsproblem (mit Alltagsexperimenten;

Überleitung in die Beschäftigung mit Wissenschaftstheorie) 3. Zentrale didaktische und methodische Aspekte der Planung der Stunde: 3.1 Hauptintention

Die SuS untersuchen den begrifflichen Zusammenhang von starken und schwachen Perzeptionen des Geistes, indem sie die zentralen Begriffe in Humes Erkenntnistheorie in ihrem von Hume intendierten sachlogischen Zusammenhang kooperativ und eigenständig herausarbeiten und anschaulich visualisieren.1 Sie ordnen diesen begrifflichen Zusammenhang in den Kontext der Frage nach der Genese von Allgemeinbegriffen ein, indem sie die Theorie Humes mit derjenigen

1 Vgl.: LP, Seite 24: „Schlüssiges Konstruieren“

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Seite 3 von 19 Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Platons kontrastiv vergleichen und beurteilen, ob Humes Metapher des Spiegels die Entstehung von Allgemeinbegriffen erklären kann.

3.2 Teilziele

1. Die SuS reaktivieren die Themen der vergangenen Unterrichtsstunden, indem sie die zentralen Inhalt des Advance-Organizers erfassen. Damit ist die Grundlage für eine effektive Anbindung und Vernetzung der Theorie David Humes gelegt.

2. Die SuS untersuchen den Text David Humes in Hinblick auf Erläuterungen zum Begriffszusammenhang, indem sie ausgehend von den Einzelbegriffen gezielt nach solchen Textpassagen suchen, die die Zusammenhänge erklären.

3. Die SuS vergleichen ihre Schaubilder2 zu Humes Unterscheidung zwischen schwachen und lebhaften Perzeptionen des Geistes, indem sie Gemeinsamkeiten angeben und daraufhin Unterschiede erörtern, ob sie inhaltlich oder bloß darstellerisch grundgelegt sind.

4. Die SuS vergleichen die Erkenntnislehren von Platon und Hume, indem sie zunächst ein dem bekannten Tafelbild zu Platon analoges Tafelbild der humeschen Position erstellen. Sodann erläutern sie wesentliche Unterschiede der beiden Positionen.

5. Die SuS diskutieren die beiden Positionen im Horizont des Sparsamkeitsprinzips auf der Grundlage von Argumenten.

3.3 Fachliche und fachmethodische Ziele

1. Das fachliche Ziel der Stunde besteht darin, den Ansatz der erkenntnistheoretischen Position David Humes in der Unterscheidung von schwachen und lebhaften Perzeptionen des Geistes zu untersuchen und einen ersten Vergleich zur platonischen Position zu ziehen. Im Rahmen des Lehrplanes lässt sich das fachliche Ziel in der erkenntnistheoretischen3 sowie in der ontologischen4 Dimension des Philosophieunterrichtes verorten.

2. In fachmethodischer Hinsicht besteht das Ziel der Stunde darin, Begriffe nicht atomistisch, sondern in ihrem Zusammenhang zu untersuchen und anschaulich darzustellen. Dieses Ziel lässt sich auch mit dem Lehrplan rechtfertigen, der die Schulung analytischer Darstellungskompetenz mit dem Ziel, „übersichtliche, systematische, klar verständliche und ästhetisch ansprechende Darstellungen“5 anzufertigen fordert. Die SuS erreichen dieses Ziel, indem sie in dem vorliegenden Text von David Hume vor allem auf sprachliche Mittel der Verknüpfung von Begriffen achten und diese Relationen in einem Schaubild rekonstruieren.

3.4 Fachübergreifende, langfristige Ziele der Stunde (z.B. methodisch-strategisch; sozial-kommunikativ; persönlich)

1. In methodischer Hinsicht üben die SuS ihre Fähigkeiten, Zusammenhänge in Texten detailliert zu erfassen und zu erläutern, indem sie in der vorliegenden Stunde den Text von David Hume auf den Zusammenhang der Begriffe „Perzeption des Geistes“,

2 Auch Siekmann (2000) schlägt vor, die Begrifflichkeit Humes in einem Schaubild zu veranschaulichen, wählt jedoch einen – hinsichtlich Aufgabenstellung und Textauswahl – anderen Zugang 3 Vgl.: LP, Seite 13 4 Vgl.: LP, Seite 14 5 Vgl.: LP, Seite 9

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Seite 4 von 19 Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

„Eindruck“, „Vorstellung“, „schwach“, „lebendig“, „Wahrnehmung“, „Gedächtnis“ und „Einbildungskraft“ untersuchen. Sie geben dabei auch – wenn möglich – die Relationen, in denen die Begriffe stehen, an.

2. Indem sie in der Gruppenarbeit Arbeitsergebnisse argumentativ aushandeln, schulen die SuS ihre kommunikativen Fähigkeiten.

3. In der kooperativen Arbeit trainieren die SuS ihre Sozialkompetenz, indem sie ihr Schaubild mit dem Ergebnis der anderen Gruppe vergleichen. Diese Auseinandersetzung trägt zudem zum vertieften, nachhaltigen Verständnis der humeschen Position bei, da Lösungen im Horizont des alternativen Ergebnisses gerechtfertigt und überprüft werden.

4. In der an die Erarbeitungsphase anschließenden Prozessreflexion haben die SuS die Gelegenheit, ihre Metareflexionskompetenz anzuwenden. Gleichzeitig gelangen sie dadurch zu einem reflektierten Verhältnis ihrer Arbeitsorganisation.

4. Lernvoraussetzungen/ Lernausgangslage (in Bezug auf methodische Fähigkeiten, Vorkenntnisse, Motivation, soziale Interaktion in der Lerngruppe,) Die Lerngruppe ist für einen Grundkurs Philosophie der Jahrgangsstufe 13 hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit insgesamt gesehen eher als leistungsschwach einzuschätzen. Vor allem die Fähigkeit der SuS, mündliche Beiträge treffend und differenziert zu formulieren, ist allgemein – natürlich mit individuellen Unterschieden – als defizitär zu bezeichnen. Die Vorkenntnisse der Lerngruppe zum Thema der Stunde umfassen neben einer selbstständig geleisteten Platonkritik sowie der Kenntnis des Sparsamkeitsprinzips Humes Kritik an einem metaphysischen Vorgehen in der Erkenntnistheorie. Das in der Transferphase benutzte Tafelbild kennen die SuS in Bezug auf die platonische Position. Die in dieser Stunde zu erarbeitende humesche Theorie haben sie in dieser Weise selbstverständlich noch nicht dargestellt. Sie haben also in der Transferphase abermals die Gelegenheit, ihr neu gelerntes Wissen, mit bereits bekannten Sachverhalten zu vernetzen. In der Lerngruppe gibt es hinsichtlich der sozialen Interaktion zwei zu beachtende Faktoren. Eine Schülerin neigt häufiger dazu, sich durch die bloße Quantität ihrer Beiträge in den Mittelpunkt zu stellen, was teilweise zur Belastung des Lernklimas geführt hat. Durch meine kontinuierliche Intervention hat sich die Situation inzwischen ein wenig entspannt, es ist aber weiterhin nötig, die betreffende Schülerin gelegentlich in ihrem Mitteilungseifer zu bremsen. Der andere zu beachtende Aspekt ist die Zurückhaltung einer anderen Schülerin, die in kooperativen Arbeitsphasen häufig gute Beiträge einbringt, im Plenumsunterricht jedoch in der Regel nur nach direkter Ansprache Beiträge liefert. In den letzten Wochen ist eine leichte Verbesserung zu beobachten, die ich mit positiver Verstärkung und Ermutigung unterstütze. Abgesehen davon funktioniert die Interaktion innerhalb der Lerngruppe gut und ist aufgrund der geringen Größe auch in solchen Plenumsphasen, in denen sich der Lehrer weitgehend zurücknimmt, intensiv zu nutzen. Die Motivation der Lerngruppe ist im Allgemeinen als erfreulich zu betrachten. Diese Erkenntnisse habe ich vor allem in zwei Monaten kontinuierlichen Unterrichtens sowie in Gesprächen mit dem Kurslehrer gewonnen. Als Möglichkeit des Vergleichs dienten mir Erfahrungen mit einer anderen Lerngruppe in einem Grundkurs Philosophie der Jahrgangsstufe 13, die ich im vergangenen Jahr über drei Monate hinweg begleitet und während einer Zeit von ca. zwei Monaten auch unterrichtet habe.

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Seite 5 von 19 Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

5. Didaktische Funktion der heutigen Unterrichtsstunde im Kontext des Unterrichtsvorhabens 5.1 Thematischer und intentionaler Kontext Die Beschäftigung mit der empiristischen Erkenntnistheorie David Humes ist im Kontext einer größeren Unterrichtseinheit zur Erkenntnistheorie zu sehen, in der zuletzt mit Platon ein Vertreter des Rationalismus behandelt wurde. Ausgehend von Platons Ausführungen im Zusammenhang mit dem Höhlen- sowie dem Sonnengleichnis gelangten die SuS in einer der vergangenen Stunden zu einer kritischen Sichtweise der platonischen Philosophie. Nun ist es die Funktion dieser und der kommenden Unterrichtsstunden, ein empiristisches Konzept gegen die platonisch-rationalistische Auffassung von Erkenntnis zu stellen, um letztlich beide Begründungsmodelle gegeneinander abzuwägen. Die heutige Stunde verfolgt dabei das Ziel, einen ersten Einblick in die konkrete Umsetzung einer empiristischen Theorie des Erkennens zu nehmen und diese von der rationalistischen Theorie Platons abzugrenzen. 5.2 didaktische Entscheidungen hinsichtlich fachwissenschaftlicher Aspekte Ich habe mich an einigen Stellen zu Gunsten inhaltlicher Klarheit dafür entschieden, den Originaltext David Humes zu kürzen. Dies hat zum einen den Grund, die Vielzahl an Beispielen zu reduzieren, zum anderen habe ich Randprobleme, wie etwa die Bemerkung, dass es in keiner Sprache einen speziellen Ausdruck für die lebhaften Perzeptionen des Geistes gebe, ausgeklammert, um den Blick auf den inhaltlichen Kern des Textes – die Genese der Vorstellungen und Gedanken – zu lenken. Ich habe mich auch dafür entschieden die beiden von Hume genannten Maßstäbe „force“ (Stärke) und „vivacity“ (Lebendigkeit) nicht einzuführen, da dies zu Verwirrungen führen könnte, weil die SuS den Unterschied zwischen einem Maßstab und seinen jeweiligen Ausprägungen nicht präsent haben. 5.3 Rechtfertigung der getroffenen didaktischen und methodischen Entscheidungen durch didaktische Prinzipien6 Das hier vorgelegte Unterrichtskonzept orientiert sich an einem Leitbild aktiven und selbstständigen Arbeitens.7 Es werden allen SuS Möglichkeiten gegeben, den Wissenserwerb aktiv zu vollziehen und einhergehend damit ihre arbeitsmethodischen Fähigkeiten zu trainieren. Durch das gemeinsame Arbeiten in Kleingruppen wird das Prinzip kooperativen Arbeitens umgesetzt.8 Der kontrastive Vergleich des erkenntnistheoretischen Ansatzes David Humes mit der bereits bekannten Theorie Platons ermöglicht es den SuS sowohl, eine Transferleistung zu erbringen, als auch ihr Wissen zu vernetzen. Dazu trägt auch der Advance-Organizer zu ontologischen Annahmen in den Theorien von Platon und Hume bei, der zu Beginn der Stunde über die Aktivierung des bereits vorhandenen Wissens der SuS eine Vernetzung grundlegt sowie Überblick über die leitende Fragestellung nach der Herkunft der Begriffe schafft. Des Weiteren schafft die hier vorgelegte Stunde die Möglichkeit zu sinnstiftender Kommunikation9, indem sie in Erarbeitungs-, Sicherungs- und Transferphase intensive Schülergespräche vorsieht. Dadurch ist zudem das Prinzip der Schülerorientierung

6 Bei der Formulierung der Unterrichtsprinzipien, die die getroffenen methodischen und didaktischen Entscheidungen rechtfertigen sollen, orientiere ich mich an den Richtlinien für die gymnasiale Oberstufe sowie an den Kriterien für guten Unterricht nach Hilbert Meyer. 7 Vgl.: RL, Seite XIX 8 Vgl.: ebd. 9 Vgl.: Meyer (2004)

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Seite 6 von 19 Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

gewährleistet, da mit Blick auf die Defizite der SuS im differenzierten sprachlichen Ausdruck zahlreiche Übungsanlässe gegeben sind. 5.4 Begründungszusammenhänge zwischen Lernvoraussetzungen der Lerngruppe, den Zielen, dem Lerngegenstand und den Methoden Auf Grund der oben angeführten Defizite der SuS im Ausdrucksvermögen ist es unerlässlich, im Unterricht jedem Einzelnen Gesprächsanlässe zu bieten, um diese Fähigkeiten zu fördern. Es ist daher sinnvoll, kooperative Arbeitsformen, in denen die SuS sich einander verständlich machen müssen, mit Gesprächsformen abzuwechseln, in denen der Lehrer korrigierend eingreifen kann. Des Weiteren ist es mit Blick auf die Lerngruppe von Bedeutung, ein Lernarrangement zu gestalten, in dem die SuS Textzusammenhänge untersuchen, da hier ebenfalls noch Verbesserungsbedarf besteht. Die Wahl des Gegenstandes ist zunächst natürlich durch die Vorgaben für das Zentralabitur gerechtfertigt, sodann eignet sich dieser Text jedoch auch gut dazu, Begriffe nicht atomar, sondern in ihrem Kontext zu untersuchen, da er diesen Zusammenhang passagenweise auch in bildlicher Sprache beschreibt. Dadurch lässt sich wiederum die Wahl des Erstellens von Schaubildern als Methode der Textarbeit legitimieren, da diese in ihrer bildhaften Strukturiertheit geeignet ist, begriffliche Zusammenhänge anschaulich vorzustellen. 5.5 mögliche Alternativen Ich habe für alle Phasen der vorliegenden Stunde eine Reihe von alternativen Verfahrensmöglichkeiten durchdacht und mich auf dieser Grundlage für das hier vorliegende Konzept entschieden. Eine nahe liegende Alternative möchte ich jedoch kurz ansprechen. Alternativ wäre es möglich gewesen, die SuS zunächst die zentralen Begriffe des Textes erarbeiten zu lassen und erst in einem zweiten Schritt deren Zusammenhang herzustellen. Ich habe mich aus zwei Gründen dagegen entschieden: Mir erscheint es sinnvoll, neben die singuläre Begriffsarbeit, die den Begriff zunächst von anderen Begriffen isoliert, eine Form der Begriffsarbeit zu stellen, in der Begriffe aus ihrem Kontext heraus verstanden werden. Diese beiden Verfahrensweisen können sich im Philosophieunterricht ergänzen. Es ist aber – um der klaren Unterscheidung der beiden Verfahren willen – geboten, diese voneinander abzugrenzen, um die Vor- und Nachteile beider Möglichkeiten kennenzulernen. 6. Literatur • Klemme, Heiner (2007) David Hume. Zur Einführung. Hamburg: Junius • Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes

NRW (Hrsg.) (1999) Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II. Philosophie. Frechen: Ritterbach

• Meyer; Hilbert (2004) Praxisbuch: Was ist guter Unterricht? Struktur, Lernzeit, Klima. Berlin: Cornelsen

• Siekmann, Andreas (2000) Humes Empirismus zwischen Cogito und transzendentalem Ich. In: ZDPE 3/2000. Hannover: Siebert

• Wahl, Diethelm (2002) Lernumgebungen erfolgreich gestalten: Vom trägen Wissen zum kompetenten Handeln. Bad Heilbrunn: Klinkhardt

• Wittschier, Michael (2006) Basiswissen Abitur Philosophie. Düsseldorf: Patmos • Wittschier, Michael (2008) Philosophie Kompakt. Grundlagen in Texten und Grafiken.

Düsseldorf: Patmos

Unterrichtspraktische Prüfun

g im Fach Ph

ilosoph

ie

Seite

7 von

19

Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

5. Verlaufsplan

Unterrichtsph

ase

- Fun

ktione

n der Pha

se-

Leh

rerimpu

lse/ Lerne

raktivitäten/ U

nterrich

tsinha

lte

Sozialform

/ Metho

den

Med

ien

Didak

tisch-

metho

dische

r Kur

zkom

mentar

Gelenkstelle

1

→ 2

Min

uten

- Beg

rüßu

ng

- For

mul

ieru

ng d

es S

tund

enth

emas

: „W

ie lä

sst s

ich

die

Her

kunf

t von

Beg

riff

en e

rken

ntni

sthe

oret

isch

beg

ründ

en?

- der

Z

usam

men

hang

von

„sc

hwac

hen“

und

„le

bhaf

ten“

Pe

rzep

tione

n im

Ans

atz

Dav

id H

umes

“ - F

orm

ulie

rung

der

Zie

lvor

stel

lung

- E

rläu

teru

ng d

es S

tund

enab

lauf

s - H

inw

eis

auf d

ie V

erän

derb

arke

it de

s St

unde

nabl

aufs

Plen

um,

Leh

rerv

ortr

ag

Folie

: „A

gend

a“

- Tra

nspa

renz

hi

nsic

htlic

h L

eist

ungs

erw

artu

ng u

nd

Abl

auf d

er S

tund

e sc

haff

en

Einstieg

→ 5

Min

uten

- Ein

bettu

ng d

er S

tund

e in

den

fach

liche

n K

onte

xt (A

dvan

ce

Org

aniz

er z

u un

ters

chie

dlic

hen

erke

nntn

isth

eore

tisch

re

leva

nten

ont

olog

isch

en A

nnah

men

bei

Pla

ton

und

Hum

e)

- For

mul

ieru

ng d

er P

robl

emst

ellu

ng: „

Wie

läss

t sic

h di

e H

erku

nft v

on B

egri

ffen

unt

er d

er A

nnah

me,

es

gäbe

kei

ne

Idee

nwel

t, er

klär

en?“

Leh

rerv

ortr

ag m

it H

ilfe

eine

s A

dvan

ce

Org

aniz

ers

Folie

: „A

dvan

ce

Org

aniz

er“

- Tra

nspa

renz

sch

affe

n

- fac

hlic

he E

inor

dnun

g - V

erne

tzun

g m

it de

n In

halte

n de

r ver

gang

enen

St

unde

Gelenkstelle

2

→ 2

Min

uten

- k

urze

Erl

äute

rung

des

Arb

eits

auft

rage

s - H

inw

eis

auf d

ie V

erbi

ndlic

hkei

t der

Zei

tvor

gabe

L

ehre

rvor

trag

- Anl

eitu

ng z

um

selb

stst

ändi

gen

Arb

eite

n Erarb

eitung

1

→ 1

5 M

inut

en

- die

SuS

ent

wic

keln

in z

wei

Kle

ingr

uppe

n m

it H

ilfe

des

Tex

tes

von

Dav

id H

ume

Con

cept

-Map

s, d

ie d

en

Zus

amm

enha

ng d

er B

egri

ffe

„Per

zept

ione

n de

s G

eist

es“,

„V

orst

ellu

ng/G

edan

ke“,

„E

indr

uck“

, „sc

hwac

h“ u

nd

„leb

endi

g“ v

eran

scha

ulic

hen

- sie

erg

änze

n ih

re D

arst

ellu

ng d

urch

Sym

bole

und

bild

haft

e E

lem

ente

- i

st e

ine

Gru

ppe

vor A

blau

f der

Zei

t mit

der A

rbei

t fer

tig,

erhä

lt di

ese

Gru

ppe

drei

wei

tere

Beg

riff

e („

Ged

ächt

nis“

, „W

ahrn

ehm

ung“

und

„E

inbi

ldun

gskr

aft“

), di

e si

e in

das

Sc

haub

ild e

inor

dnet

Kle

ingr

uppe

narb

eit

Tex

t

- koo

pera

tive,

ei

gena

ktiv

e A

usei

nand

erse

tzun

g - F

örde

rung

dia

logi

sche

r K

ompe

tenz

- F

okus

sier

ung

der A

rbei

t au

f das

Her

stel

len

eine

r be

grif

flic

hen

Stru

ktur

- h

olis

tisch

e E

rarb

eitu

ng

der B

egri

ffe

Gelenkstelle

3 (o

ptiona

l)

→ 2

-3 M

inut

en

- der

L fa

sst s

eine

Beo

bach

tung

en d

es A

rbei

tspr

ozes

ses

zusa

mm

en u

nd fo

rder

t die

SuS

auf

, ihr

Vor

gehe

n ku

rz z

u re

flek

tiere

n

Leh

rerv

ortr

ag,

Schü

lerä

ußer

unge

n

- Ref

lexi

on d

es

Vor

gehe

ns in

der

G

rupp

enar

beit

Unterrichtspraktische Prüfun

g im Fach Ph

ilosoph

ie

Seite

8 von

19

Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Sich

erun

g →

5 -1

0 M

inut

en

- die

bei

den

Arb

eits

erge

bnis

se w

erde

n in

Hin

blic

k au

f G

emei

nsam

keite

n un

d U

nter

schi

ede

mite

inan

der v

ergl

iche

n - d

abei

unt

ersc

heid

en d

ie S

uS z

wis

chen

inha

ltlic

hen

und

dars

telle

risc

hen

Unt

ersc

hied

en

- Zus

amm

enfa

ssun

g - S

iche

rung

Transfer 1

→ 5

Min

uten

- d

ie S

uS v

ergl

eich

en m

ittel

s ei

nes

vorb

erei

tete

n T

afel

bild

es

die

Erk

ennt

nisl

ehre

n H

umes

und

Pla

tons

- S

ie w

iede

rhol

en d

abei

kur

z di

e E

rken

ntni

sleh

re P

lato

ns

- die

SuS

ben

enne

n w

esen

tlich

e U

nter

schi

ede

der b

eide

n Po

sitio

nen

- der

Leh

rer s

tellt

dem

Beg

riff

des

Rat

iona

lism

us d

en d

es

Em

piri

smus

geg

enüb

er

- die

SuS

dis

kutie

ren

die

beid

en T

heor

ien

im Z

usam

men

hang

m

it O

ckha

ms

Spar

sam

keits

prin

zip

Plen

um, A

rbei

t an

eine

m T

afel

bild

T

afel

- V

erne

tzun

g m

it de

n ve

rgan

gene

n U

nter

rich

tsst

unde

n - k

ontr

astiv

er V

ergl

eich

Transfer 2 (didak

tische

Reserve)

→ 5

Min

uten

- der

Leh

rer h

olt e

inen

Spi

egel

her

vor,

an d

em e

in S

child

mit

der A

ufsc

hrif

t „B

egri

ff M

ensc

h“ a

ngeb

rach

t ist

und

häl

t ihn

so,

da

ss a

lle S

uS s

ich

selb

st u

nd n

och

min

dest

ens

eine

and

ere

Pers

on in

dem

Spi

egel

seh

en k

önne

n - d

ie S

uS fo

rmul

iere

n of

fene

Pro

blem

e in

Hum

es A

nsat

z

Stum

mer

Impu

ls,

Ges

präc

h im

Pl

enum

Spie

gel

- Irr

itatio

n - k

ritis

che

Bel

euch

tung

de

s hu

mes

chen

Ans

atze

s

Hau

saufga

be

- zw

ei A

ufga

ben

zur W

ahl

1.

die

SuS

entw

icke

ln e

ine

The

orie

, die

im A

nsch

luss

an

Hum

es U

nter

sche

idun

gen

von

„sch

wac

hen“

und

„l

ebha

ften

“ Pe

rzep

tione

n er

klär

t, w

ie a

us d

en

Ein

zele

rfah

rung

en A

llgem

einb

egri

ffe

ents

tehe

n 2.

di

e Su

S fo

rmul

iere

n m

inde

sten

s dr

ei M

ultip

le-C

hoic

e-Fr

agen

zu

Hum

es T

ext ü

ber V

orst

ellu

ngen

und

E

indr

ücke

Ein

zela

rbei

t

- Wei

terd

enke

n,

Gel

ernt

es p

rüfe

n un

d an

wen

den

- int

ellig

ente

s Ü

ben

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie 9 von 19 Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anhang

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anhang 1: Folie Agenda

Unterrichtsreihe: Erkenntnistheorie Teil 2 – David Hume Thema der Stunde: Wie lässt sich die Herkunft von Begriffen erkenntnis-theoretisch begründen? - der Zusammenhang von „schwachen“ und „lebhaften“ Perzeptionen im Ansatz David Humes

Ziel 1: Humes Begrifflichkeit in ihrem Zusammenhang untersuchen (mit Hilfe von concept-maps) Ziel 2: Einen ersten Vergleich zu Platons Erkenntnislehre ziehen

Unterrichtspraktische Prüfun

g im Fach Ph

ilosoph

ie

Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anh

ang 2: Folie Advance Organizer

Wie lässt sich die Herkunft von Begriffen

erkenntnistheoretisch begründen?

PLATON

Menschlicher

Geist

Ideen(-welt)

Welt der

Dinge

Hume

Menschlicher

Geist

Welt derDinge

[BAUM]

OntologischeAnn

ahmen Frage

an H

ume: W

iefunk

tion

iert

das?

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anhang 3: Textauszug David Hume: Über den Ursprung der Vorstellungen

Jedermann wird bereitwillig zugeben, dass ein beträchtlzwischen den Perzeptionen des Geistes10 besteht, wennSchmerz übermäßiger Hitze empfindet oder die Wo

hrnehmunft11 vorwnachahmen oder kopieren, n Empfindung vollständig nn, wenn sie mit höchster

Kraft auftreten – sie stellen ihren Gegenstand derart lebendig dar, dass wir ihn fast zu sehen oder zdumpWir kGeistgemeiniemaGemüGefühseine schwaWir wdie duschwächsten und am wenigsten lebhaften werden gemeinhin Gedanken (tho

dere Art fehlt in unserer Spracalb erlauben, sie Eindrücke (impvom Üblichen etwas abweiche

ck verstehe ich also alle unsere len, lieben, hassen, begehren oder wollen.

Eindrücke sind von Vorstellungen unterschiede

Vorstellungen oder schwächeren Perzeptionen sind Abbilder unserer Eindrücke oder lebhafteren Perzeptionen.

[Quelle: Hume, David (1982) Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. Stuttgart: Reclam] Basisaufgabe: Untersucht den vorliegenden Textauszug von David Hume in Hinblick auf den Zusammenhang der Schlüsselbegriffe (siehe Begriffskarten) und stellt diesen Zusammenhang anhand eines Schaubildes (im concept-map-Stil) dar. Verdeutlicht dabei besonders das Verhältnis von Eindrücken und Gedanken. Gestaltet das Schaubild durch Symbole und bildhafte Elemente so anschaulich wie möglich. Erweiterungsaufgabe: Im Text kommen außerdem die drei Begriffe „Wahrnehmung“, „Gedächtnis“ und „Einbildungskraft“ vor. Ordnet sie in den Zusammenhang sinnvoll ein.

10 Perzeptionen sind die Auffassungen oder Inhalte des Geistes im Allgemeinen. 11 Hier: Vorstellungskraft

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule Troisdorf)

Anhang 4: Intendiertes Tafelbild Intendiertes Tafelbild (Transferphase)

Hinweis: Die linke Seite dieses Tafelbildes (Platon) ist den SuS in ähnlicher Form bekannt. Die rechte Seite gilt es, zu erarbeiten und mit der linken Seite zu vergleichen, um – zur Erhöhung der Lernwirksamkeit – das neue Wissen mit bereits Gelerntem zu verknüpfen. Das Tafelbild orientiert sich grob an einer Grafik, die Wittschier (2006) zeigt

Unterrichtspraktische Prüfun

g im Fach Ph

ilosoph

ie

Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anh

ang 5: Elemente des Tafelbildes

Unterrichtspraktische Prüfun

g im Fach Ph

ilosoph

ie

Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anh

ang 5: Elemente des Tafelbildes

Unterrichtspraktische Prüfun

g im Fach Ph

ilosoph

ie

Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anh

ang 5: Elemente des Tafelbildes

Unterrichtspraktische Prüfun

g im Fach Ph

ilosoph

ie

Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anh

ang 5: Elemente des Tafelbildes

Unterrichtspraktische Prüfun

g im Fach Ph

ilosoph

ie

Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anh

ang 5: Elemente des Tafelbildes

Unterrichtspraktische Prüfung im Fach Philosophie Studienreferendar: Jens Bitzer (Gesamtschule

Anhang 6: Hausaufgabe Hausaufgabe zu Dienstag, 28.10.2008 Wähle eine der folgenden Aufgaben aus!

1. Wir haben festgestellt, dass Hume zwar die Herkunft von Begriffen klärt, nicht aber deren genaue Entstehung im Geiste. Wie könnte die Entstehung von Allgemeinbegriffen aus Einzelerfahrungen genau funktionieren? Wähle eine Dir passend erscheinende Darstellungsform (Text, Schaubild etc.)!

2. Formuliere mindestens drei möglichst schwierige Multiple-Choice-Fragen zu Humes Text über Vorstellungen und Eindrücke.