tagungsablauf - hans böckler stiftungweitere informationen kontakt hans-böckler-stiftung werner...

2
Die deutschen Gewerkschaften zwischen 1933 und 1945 Kapitulation und Anpassung Wartestand und Widerstand Weitere Informationen Kontakt Hans-Böckler-Stiftung Werner Fiedler Referat Promotionsförderung Hans Böckler Stiftung Hans-Böckler-Str. 39 40476 Düsseldorf E-Mail: [email protected] Telefon: (02 11) 77 78.2 20 StipendiatInnen der Hans-Böckler-Stiftung melden sich per Intra- net an. Bei Rückfragen: [email protected] Kontakt stipendiatische Tagungsvorbereitungsgruppe Sven Schneider E-Mail: [email protected] Telefon (030) 44 03 18 37 Tagungsort Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen - Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Straße der Nationen 22 16515 Oranienburg Anreisebeschreibung unter www.stiftung-bg.de Tagesgäste benötigen keine Anmeldung. Rückfragen: [email protected] Tagungsgebühren werden nicht erhoben. Tagung vom 29. Juni bis 1. Juli 2007 in der Gedenkstätte Sachsenhausen Zeitzeuge im Gespräch eodor Bergmann wird aus seinem Leben berichten. Er wird die Dis- kussionen, die es vor und während der NS-Zeit in Deutschland und im Exil auf Seite der Gewerkschaften und den ihnen nahe stehenden Grup- pierungen gegeben hat, vorstellen. eodor Bergmann (Jahrgang 1916), Sohn eines Rabbiners und Aktivist der KPO (Opposition) musste 1933 vor den Nazis emigrieren. Er floh zunächst nach Palästina, 1935 in die damalige Tschechoslowakei, von dort aus nach Schweden. Dort leitete er die Exilstrukturen der KPO und war in der Landesgruppe Deutscher Gewerkschaften aktiv. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1946 war er von 1973 bis 1981 Professor für vergleichende Agrarpolitik an der Universität Hohenheim. Heute ist er Autor, Herausgeber und Übersetzer von Büchern über die internationa- le Arbeiterbewegung, aktives Mitglied der Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken und lebt in Stuttgart. Arbeiterschaft – Profiteur der „Volksgemeinschaft? Es sollen die Möglichkeiten diskutiert werden, sich im Spannungsfeld von „Verführung und Gewalt“ ein oppositionelles Bewusstsein zu erhal- ten: Wie erfolgreich war das Regime bei der Erfassung und ideologischen Einbindung der Arbeiterschaft? Gelang es dem NS-Staat etwa über Insti- tutionen wie die „Deutsche Arbeitsfront“ und deren Programme, durch „Kraft durch Freude“ oder das „Amt für Schönheit der Arbeit“ auch dem Nationalsozialismus zuvor noch kritisch gegenüberstehende Zeitgenos- sen anzusprechen? Überzeugten die außenpolitischen Erfolge letztlich so manchen vorherigen noch so entschiedenen Gegner auch aus den Reihen der Gewerkschaften? Oder wurden im Betriebsalltag die realen Rückschritte, wie das Einfrieren der Löhne, die Abschaffung der Berufs- freiheit und der Mitbestimmungsmöglichkeiten kritisch aufgenommen? Führte der stets wahrnehmbare Terror gegen Andersdenkende und rassistisch Ausgegrenzte auch zu einer oppositionellen Haltung in der Arbeiterschaft? Antizipation – Anpassung – Eigensinn? Der DHV und der Nationalsozialismus Mit dem Zusammenschluss zu ver.di unter Einschluss der DAG ist die „Traditionslinie“ des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes (DHV) zu einem ema geworden, mit dem sich der DGB und Stipendia- tinnen und Stipendiaten der HBS kritisch auseinandersetzen sollten. Der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband war einer der mitglieder- stärksten und einflussreichsten Angestelltenverbände vor 1933. Er vertrat radikal nationalistische und antisemitische Positionen und nahm hierbei viele Aspekte des Rassewahnsystems und der nationalistischen Hybris der Nationalsozialisten voraus. Auch der DHV wurde im Nationalsozia- lismus gleichgeschaltet und in die Deutsche Arbeitsfront integriert So, 01. 7. 2007, 10:00 - 13:00 Zum Abschluss der Tagung wird eine Podiumsveranstaltung stattfinden. Verdrängte Vergangenheit – Vergessene KollegInnen? – Geschichtsbewusstsein und Gewerkschaften Seit Jahren wird die Geschichtslosigkeit der Gewerkschaften beklagt. In dieses Gesamtbild reiht sich der jüngste Verkauf zahlreicher Gewerkschaftshäuser mit langer Tradition, die einst vom ‚Groschen der Mitglieder’ finanziert wurden, ein. So bedeckte sich der DGB in der Vergangenheit auch hinsichtlich mit der gebührenden Ehrung ihrer weniger namhaften Kolleginnen und Kollegen, die während der Nazidiktatur trotz aller Widrigkeiten Wider- stand organisierten, nicht mit Ruhm. Vorhaben wie die Errichtung einer „Ehrentafel“ oder eines „Goldenen Buches der Treue“ verliefen im Sande. Die Gründe dieses Verhaltens werden weniger am allgemeinen histo- rischen Desinteresse seitens der Gewerkschaftsfunktionäre fest gemacht, sondern daran, dass die Gewerkschaften wegen ihrer Anpassungspolitik 1933 ihr Heil in der Defensive suchten. Geschichtsbewusstsein muss einer Gewerkschaft, die sich den heutigen Kämpfen stellt, nicht zum Nachteil gereichen. Klaus Tenfelde mahnte nicht zu unrecht: „im Erinnern“ könnten die Gewerkschaften ruhig „ein bisschen bürgerlicher werden“. Welchen Stellenwert nimmt die Geschichte bei den Gewerkschaften heute noch ein, und wie verhält es sich mit dem Geschichtsbewusstsein ihrer Mitglieder? Podiumsteilnehmer • Prof. Dr. Bernd Faulenbach Ruhr Universität Bochum • Prof. Dr. Günter Morsch Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten • Prof. Dr. Klaus Tenfelde Ruhr Universität Bochum • Dr. Hartmut Simon ver.di Bundesverwaltung • Dr. Wolfgang Jäger (Moderation) Geschäftsführer Hans Böckler Stiftung „In den Köpfen unserer Kollegen und Genossen ist eine Welt zusammen- gebrochen, (...) nur ein ganz kleiner Teil dieser großen deutschen Massen- bewegung ist aufrecht stehen geblieben.“ Karl Molt an Hans Jahn, 19. August 1937 (Gewerkschaftsfunktionäre des Einheitsverbandes der Eisenbahner Deutschlands aus dem Widerstand)

Upload: others

Post on 25-Jul-2020

1 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Tagungsablauf - Hans Böckler StiftungWeitere Informationen Kontakt Hans-Böckler-Stiftung Werner Fiedler Referat Promotionsförderung Hans Böckler Stiftung Hans-Böckler-Str. 39

Die deutschen Gewerkschaften zwischen 1933 und 1945

Kapitulation und Anpassung Wartestand und Widerstand

Weitere Informationen

Kontakt Hans-Böckler-Stiftung

Werner FiedlerReferat Promotionsförderung

Hans Böckler StiftungHans-Böckler-Str. 3940476 Düsseldorf

E-Mail: [email protected]: (02 11) 77 78.2 20

StipendiatInnen der Hans-Böckler-Stiftung melden sich per Intra-net an. Bei Rückfragen: [email protected]

Kontakt stipendiatische Tagungsvorbereitungsgruppe

Sven SchneiderE-Mail: [email protected] (030) 44 03 18 37

Tagungsort

Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen -Stiftung Brandenburgische GedenkstättenStraße der Nationen 2216515 Oranienburg

Anreisebeschreibung unter www.stiftung-bg.de

Tagesgäste benötigen keine Anmeldung. Rückfragen: [email protected] Tagungsgebühren werden nicht erhoben.

Tagungvom

29. Juni bis 1. Juli 2007in der

Gedenkstätte Sachsenhausen

Zeitzeuge im GesprächTheodor Bergmann wird aus seinem Leben berichten. Er wird die Dis-kussionen, die es vor und während der NS-Zeit in Deutschland und im Exil auf Seite der Gewerkschaften und den ihnen nahe stehenden Grup-pierungen gegeben hat, vorstellen.Theodor Bergmann (Jahrgang 1916), Sohn eines Rabbiners und Aktivist der KPO (Opposition) musste 1933 vor den Nazis emigrieren. Er floh zunächst nach Palästina, 1935 in die damalige Tschechoslowakei, von dort aus nach Schweden. Dort leitete er die Exilstrukturen der KPO und war in der Landesgruppe Deutscher Gewerkschaften aktiv. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland 1946 war er von 1973 bis 1981 Professor für vergleichende Agrarpolitik an der Universität Hohenheim. Heute ist er Autor, Herausgeber und Übersetzer von Büchern über die internationa-le Arbeiterbewegung, aktives Mitglied der Initiative zur Vernetzung der Gewerkschaftslinken und lebt in Stuttgart.

Arbeiterschaft – Profiteur der „Volksgemeinschaft?Es sollen die Möglichkeiten diskutiert werden, sich im Spannungsfeld von „Verführung und Gewalt“ ein oppositionelles Bewusstsein zu erhal-ten: Wie erfolgreich war das Regime bei der Erfassung und ideologischen Einbindung der Arbeiterschaft? Gelang es dem NS-Staat etwa über Insti-tutionen wie die „Deutsche Arbeitsfront“ und deren Programme, durch „Kraft durch Freude“ oder das „Amt für Schönheit der Arbeit“ auch dem Nationalsozialismus zuvor noch kritisch gegenüberstehende Zeitgenos-sen anzusprechen? Überzeugten die außenpolitischen Erfolge letztlich so manchen vorherigen noch so entschiedenen Gegner auch aus den Reihen der Gewerkschaften? Oder wurden im Betriebsalltag die realen Rückschritte, wie das Einfrieren der Löhne, die Abschaffung der Berufs-freiheit und der Mitbestimmungsmöglichkeiten kritisch aufgenommen? Führte der stets wahrnehmbare Terror gegen Andersdenkende und rassistisch Ausgegrenzte auch zu einer oppositionellen Haltung in der Arbeiterschaft?

Antizipation – Anpassung – Eigensinn? Der DHV und der NationalsozialismusMit dem Zusammenschluss zu ver.di unter Einschluss der DAG ist die „Traditionslinie“ des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes (DHV) zu einem Thema geworden, mit dem sich der DGB und Stipendia-tinnen und Stipendiaten der HBS kritisch auseinandersetzen sollten. Der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband war einer der mitglieder-stärksten und einflussreichsten Angestelltenverbände vor 1933. Er vertrat radikal nationalistische und antisemitische Positionen und nahm hierbei viele Aspekte des Rassewahnsystems und der nationalistischen Hybris der Nationalsozialisten voraus. Auch der DHV wurde im Nationalsozia-lismus gleichgeschaltet und in die Deutsche Arbeitsfront integriert

So, 01. 7. 2007, 10:00 - 13:00Zum Abschluss der Tagung wird eine

Podiumsveranstaltung stattfinden.

Verdrängte Vergangenheit – Vergessene KollegInnen? – Geschichtsbewusstsein und GewerkschaftenSeit Jahren wird die Geschichtslosigkeit der Gewerkschaften beklagt. In dieses Gesamtbild reiht sich der jüngste Verkauf zahlreicher Gewerkschaftshäuser mit langer Tradition, die einst vom ‚Groschen der Mitglieder’ finanziert wurden, ein.So bedeckte sich der DGB in der Vergangenheit auch hinsichtlich mit der gebührenden Ehrung ihrer weniger namhaften Kolleginnen und Kollegen, die während der Nazidiktatur trotz aller Widrigkeiten Wider-stand organisierten, nicht mit Ruhm. Vorhaben wie die Errichtung einer „Ehrentafel“ oder eines „Goldenen Buches der Treue“ verliefen im Sande. Die Gründe dieses Verhaltens werden weniger am allgemeinen histo-rischen Desinteresse seitens der Gewerkschaftsfunktionäre fest gemacht, sondern daran, dass die Gewerkschaften wegen ihrer Anpassungspolitik 1933 ihr Heil in der Defensive suchten.Geschichtsbewusstsein muss einer Gewerkschaft, die sich den heutigen Kämpfen stellt, nicht zum Nachteil gereichen. Klaus Tenfelde mahnte nicht zu unrecht: „im Erinnern“ könnten die Gewerkschaften ruhig „ein bisschen bürgerlicher werden“. Welchen Stellenwert nimmt die Geschichte bei den Gewerkschaften heute noch ein, und wie verhält es sich mit dem Geschichtsbewusstsein ihrer Mitglieder?

Podiumsteilnehmer• Prof. Dr. Bernd Faulenbach

Ruhr Universität Bochum• Prof. Dr. Günter Morsch

Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten • Prof. Dr. Klaus Tenfelde

Ruhr Universität Bochum• Dr. Hartmut Simon

ver.di Bundesverwaltung• Dr. Wolfgang Jäger (Moderation)

Geschäftsführer Hans Böckler Stiftung

„In den Köpfen unserer Kollegen und Genossen ist eine Welt zusammen-gebrochen, (...) nur ein ganz kleiner Teil dieser großen deutschen Massen-bewegung ist aufrecht stehen geblieben.“

Karl Molt an Hans Jahn, 19. August 1937 (Gewerkschaftsfunktionäre des Einheitsverbandes der Eisenbahner Deutschlands aus dem Widerstand)

Page 2: Tagungsablauf - Hans Böckler StiftungWeitere Informationen Kontakt Hans-Böckler-Stiftung Werner Fiedler Referat Promotionsförderung Hans Böckler Stiftung Hans-Böckler-Str. 39

Beginn zweiter Tag

TagungsablaufFr, 29. 6. 2007, 16:00 - 21:3016:00 Grußwort und Eröffnung Prof. Dr. Günter Morsch, Leiter der Gedenkstätte Sachsenhau-

sen und Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Dr. Wolfgang Jäger, Geschäftsführer Hans-Böckler-Stiftung StipendiatIn der Tagungsvorbereitungsgruppe

16:45 Gewerkschaften in der Endphase der Weimarer Republik Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Forschungsinstitut Arbeit, Bildung,

Partizipation, Ruhr Universität Bochum

17:45 Kapitulation und Zerschlagung der Gewerkschaften 1933 Dr. Peter Jahn, Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst

20:00 Forum Biografien – Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in den Konzentrationslagern Oranienburg und Sachsenhausen

Julia Hörath und Stefan Heinz

Sa, 30. 6. 2007, 09:30 - 19:3009:30 Gewerkschafter zwischen Wartestand und Widerstand Dr. Willy Buschak, Europäische Stiftung zur Verbesserung der

Lebens- und Arbeitsbedingungen, Dublin

10:15 Gewerkschaftlicher Widerstand - offene Fragen und Kontroversen

Prof. Dr. Siegfried Mielke, Freie Universität Berlin

11:30 Zeitzeuge im Gespräch Prof. Dr. Theodor Bergmann

14.15 Führung durch die Gedenkstätte Andrea Riedle

16:30 Arbeiterschaft – Profiteur der „Volksgemeinschaft? Prof Dr. Josef Mooser, Universität Basel

18:00 Antizipation – Anpassung – Eigensinn? Der DHV und der Nationalsozialismus

Prof. Dr. Siegfried Lokatis, Universität Leipzig (angefragt)

„Der Bundesausschuss des Allgemeinen deutschen Gewerkschaftsbundes begrüßt den 1. Mai 1933 als gesetzlichen Feiertag der nationalen Arbeit und fordert die Mitglieder der Gewerkschaften auf, im vollen Bewusst-sein ihrer Pionierarbeit für den Maigedanken, für die Ehrung der schaf-fenden Arbeit und für die vollberechtigte Eingliederung der Arbeiter-schaft in den Staat sich allerorts an der von der Regierung veranlassten Feier zu beteiligen.“

Beschluss des Bundesausschusses des Allgemeinen Deutschen Gewerk-schaftsbundes vom 19. April 1933

Gewerkschaften in der Endphase der Weimarer RepublikUm einen Einstieg in das Thema der Tagung zu geben, soll zunächst die Situation der Gewerkschaften in der Endphase der Weimarer Republik beleuchtet werden. Hier sind Aspekte wie die allgemeine politische Lage, die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und gewerkschaftliche Positionen und Programme gegen die Krise interes-sant. Des weiteren wird der Blick auf die Auseinandersetzung des All-gemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes mit Gegengründungen, wie der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO) und der National-sozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) sowie auf die Haltung der Gewerkschaften zur Politik der Präsidialkabinette und die bürger-kriegsähnliche Situation gegen Ende der Weimarer Republik gerichtet werden.

Kapitulation und Zerschlagung der Gewerkschaften 1933Das zweite Referat wird die unmittelbare Machtaneignung der Natio-nalsozialisten und die Gleichschaltung der Gewerkschaften behandeln. Schlaglichter sollen auf die Machteinsetzung Hitlers, den Beginn der Gewaltherrschaft, die Haltung der ADGB-Führung im Prozess der NS-Machtusurpation, die Betriebsratswahlen im März/April und deren Fol-gen, den Ersten Mai und die Zerschlagung der Gewerkschaften gerichtet werden. Besonders interessiert hier auch das Spannungsverhältnis von Anpassung und Widerstand von Gewerkschafterinnen und Gewerk-schaftern in der Anfangsphase des nationalsozialistischen Regimes.

„Gewerkschaften wie verabredet planmäßig besetzt. Kein Zwischenfall. Bonzen verhaftet. Das geht wie am Schnürchen. [...] Gewerkschafter werden weiter gefeuert. Die Bonzen kapitulieren. Wir sind die Herren von Deutschland.“

Goebbels, Tagebuch 3. Mai 1933

Forum Biographien – Gewerkschafter in den Konzentrationslagern Oranienburg und SachsenhausenIm Forum Biographien werden Aspekte der Tagung an ausgewählten Lebensläufen erfahrbar. Es werden vornehmlich Biographien vorgestellt, die in einem Projektkurs am Otto-Suhr-Institut von Prof. Dr. Siegfried Mielke und Studierenden gemeinsam erarbeitet wurden und die im drei-bändigen Biographischen Handbuch unter dem Titel „Gewerkschafter in den Konzentrationslagern Oranienburg und Sachsenhausen“ erschienen sind.

Gewerkschafter zwischen Wartestand und WiderstandAllein der ADGB zählte 1932 noch 3,5 Millionen Mitglieder. Nur wenige Mitglieder leisteten in der Illegalität Widerstand. Wie sah dieser Widerstand aus und durch wen wurde er organisiert? Welche Ziele wurden formuliert und inwieweit trafen die Akteure des Widerstandes auf Zustimmung aus den Reihen ihrer nunmehr verbo-tenen Organisationen? Kann der von Gewerkschaftern organisierte Widerstand Erfolge bilanzieren oder beschreibt er nicht vielmehr die Geschichte seines Scheiterns? Stellt sich ferner die Frage, ob eine Mas-senorganisation wie der ADGB auf Grund seiner Struktur und seiner politischen Ausrichtung überhaupt eine Widerstandskonzeption entwi-ckeln konnte, vor allem mit welcher Perspektive?Welche Verhaltensmuster können noch unter dem Begriff Widerstand subsumiert werden? Innere Emigration? Ausharren? Auf einen Neuan-fang warten?

Gewerkschaftlicher Widerstand - offene Fragen und KontroversenDieser Vortrag schließt thematisch an den Komplex Widerstand an. Es werden insbesondere neuere Forschungsergebnisse über das Ausmaß gewerkschaftlichen Widerstandes thematisiert.

Am 2. Mai vor 74 Jahren wurden die deutschen Gewerkschaften durch die Nationalsozialisten zerschlagen. Gerade für Stipendi-

atinnen und Stipendiaten der vom Deutschen Gewerkschaftsbund gegründeten Hans-Böckler-Stiftung stellen sich Fragen über den Charakter und Verlauf dieser Ereignisse.

Wie konnte es dem nationalsozialistischen Regime gelingen, innerhalb nur weniger Monate der langen und stolzen Geschich-te der Gewerkschaften im Kampf um Arbeitnehmerrechte und politische Teilhabe ein so jähes Ende zu bereiten und ihre mächtigen Institutionen vollständig zu vernichten? Blickt die Gewerkschafts-bewegung als Opfer des Nationalsozialismus auf eine Tradition des Widerstandes zurück oder kapitulierte sie vor der Gewaltherrschaft? Blieb ein oppositionelles Bewusstsein unter der großen Zahl jener, die jahrzehntelang durch die Arbeiterbewegung geprägt wurden, bestehen oder ließ sich die Arbeiterschaft schon bald und nur all-zu willig in Hitlers „Volksgemeinschaft“ integrieren? Wer hält heute die Erinnerung an jene widerständigen Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wach, die den glaubwürdigen Neubeginn der Ge-werkschaften nach 1945 verkörperten?

Diesen und anderen Fragen wird die von Stipendiatinnen und Stipendiaten der Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit der Gedenkstätte Sachsenhausen organisierte Tagung nachgehen. Sie soll ein Forum sein, das sich der Vielschichtigkeit individuellen Verhaltens von Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern im Nationalsozialismus, aber auch der möglicherweise grundsätzlichen Unschärfe von Anpassung und Widerstand in der Geschichte der deutschen Gewerkschaften stellt.

Die Tagung wird mit der Gedenkstätte Sachsenhausen an einem Ort stattfinden, an dem die Erinnerung an die Schrecken der NS-Herr-schaft besonders eindringlich gegenwärtig ist, waren doch an diesem Ort auch viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter dem Terror des nationalsozialistischen Regimes ausgeliefert.

Es soll namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Studierenden und Stipendiatinnen und Stipendiaten die Möglich-keit gegeben werden, in Foren und Tagungsbeiträgen Aspekte des Themas darzustellen.