tc vortrag 09 - das pferd i - genetik und farben

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  • 8/9/2019 TC Vortrag 09 - Das Pferd I - Genetik und Farben

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    Vort rag No. 9Das Pferd – Genet ik und Farben

    i m R a h m e n d e r T C - Vo r t r a g s r e i h e

    Öffen t l i che r Vor t rag von AWCATS Wri te rzur a l lgemeinen Gene t ik und Pfe rde fa rben

    Verans ta l tungsor t :Thea te r- und Ba l l saa l , U . S . Gran t Road , Tucson , AZ Ar izo

    10 . Mai 1873 (11 :30 PST a .m. SL-RP- t ime)

    Dieser Vortrag führt in Genetik im Allgemeinen und die Farben in der Pferdezersten Teil befasse ich mich mit Fragestellungen zur Geschichte des VererbungIch zeige exemplarisch auf, welche historischen Hintergründe zur heutigen Veführten. Dabei werde ich auf einzelne Aspekte in der Geschichte der Betraheutigen„Genetik“ eingehen, welcher in der Antike beginnt und in der EntdeckuKeimbahn und den Mendelschen Regeln mündet.Im zweiten Teil beschreibe ich einige der Merkmale von Pferderassen, welch

    oder aus amerikanischer Sicht besonders interessant sein mögen. Hier werdenPferderassen benannt, welche erst nach 1873 relevant werden – ein Anchronismus aus reindiktatischen Gründen analog zur Erläuterung einiger Faktoren, welche erstformuliert werden.Die Darstellung der Faktoren zur Zucht von Pferdefarben beginnt mit dem VerBrauner und Fuchs. Hierbei werden die Mendelschen Regeln erläutert und angfolgt die Erläuterung von weiteren Faktoren, Markings und by the way einiger

    Ergänzende Informationen und Links finden Sie im Anhang – mit Bezug zum jeweiligenVortragsteil als Endnoten. Eine Wiederholung dieses Vortrags ist auf AnfraGesamtredezeit: ca. 1,5 h.

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    Übersicht zum TC-Vortrag No. 9: Das Pferd – Genetik und Farben

    Pferd und seine Verwandten ...................................1Hybride: Maultier und Maulesel ........................2

    Ziele der Pferdezucht .................................................2Vererbung allgemein ...................................................2

    Philosophische Betrachtungen ............................3

    Biologische Betrachtungen ..................................3Bessere Einsichten durch Mikroskopie.......4

    Vererbungslehre .....................................................41. Mendelsche Regel: Uniformitätsregel ........52. Mendelsche Regel: Spaltungsregel .............53. Mendelsche Regel: Unabhängigkeitsregel .6

    Fazit für die Pferdezucht ....................................7

    Pferderassen exemplarisch ........................................8Faktoren und Farben ............................................... 19

    Braun, Schwarz, Rot .......................................... 19Fuchs .................................................................. 20Rappe ................................................................. 20Brauner .............................................................. 21

    Bühnen-Demonstration mit Modellen ...............Weiß ist keine Farbe… ......................................... 22

    Weißgeborene Pferde ....................................Scheckung .........................................................

    Weiße Tigerschecken .....................................

    Roans: Stichelhaare und Dauerschimmel ..........Flaxen ...............................................................Pangara/Mealy ..................................................Smutty/Sooty .....................................................Falben ...............................................................Cream ................................................................Schimmel ..........................................................

    Albinos ..............................................................Markings ...........................................................

    Abzeichen des Kopfes: ..................................Abzeichen der Beine ......................................

    Zusammenfassung ............................................Anhang .............................................................

    Bitte beachten Sie: Ein weiterer Vortrag aus dieser Reihe (Das Pferd – Geschichte undDomestizierung) zielt auf die Koexistenz Mensch und domestizierte PflanzenfSchwerpunkt auf das Pferd und seine Verwandten. Dieser Vortrag geht wesentldie Biologie des Pferdes ein und ist ergänzend zu diesem Vortrag konzipiert.

    Veranstalter: AWRCATS Writer, Tucson Chronicle, Tucson, AZ Arizona

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    Das Pferd und seine VerwandtenDie Familie der Pferde (Equidae) gehört in der Klasse der Säugetiere (Mammalia) zur Ordnung derUnpaarhufer (Perissodactyla). Die Gattung der Pferde (Equus) ist die einzige heute noch lebendeGattung der Familie Equidae. Das domestizierte Hauspferd heißt wissenschaftlich Equus caballus. DasWort Pferd leitet sich vom mittellateinischen Wort „ paraveredus“ ab und hat seinen Ursprung wohl imkeltisch-spätlateinischen Wort „veredus“ „Kurierpferd“).

    Zur Gattung der Pferde gehören Pferde, Esel und Zebras, generell stämmige Unpaarhufer mitvergleichsweise großen Köpfen und langen Gliedmaßen. Pferde erreichen insgesamt Kopfrumpflängenvon 200 bis 300 Zentimetern, der Schwanz wird 30 bis 60 Zentimeter lang. Die Schulterhöheschwankt bei den kleineren Arten wie dem Asiatischen Esel und dem Afrikanischen Esel zwischen110 und 140 cm bei einem Gewicht von 200 bis 275 kg. Die größte rezente Art der Zebras, dasGrevyzebra wird am Widerrist bis zu 150 cm hoch und wiegt zwischen 350 und 430 kg, inAusnahmefällen bis zu 450 kg.

    i Fortpflanzung

    Die Tragzeit der Pferde beträgt 330 bis 410 Tage – am längsten beim Grevyzebra, am kürzesten beimHauspferd. Meist kommt nur ein relativ schweres Fohlen zur Welt. Es erreicht 9 bis 13 Prozent desGewichts der Mutter und ist weit entwickelt. So kann es der Mutter schon wenige Stunden nach derGeburt folgen(‚Nestflüchter‘). Nach 0,5 bis 1,5 Jahren wird das Jungtier entwöhnt. DieGeschlechtsreife tritt mit zwei bis sechs Jahren ein, wobei sich Hengste aufgrund der Sozialstrukturenmeist erst in höherem Alter fortpflanzen können als Stuten.

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    Hybride: Maultier und MauleselZwischen den einzelnen Arten sind auch Hybridbildungen bekannt. Die meisten Hybride sindunfruchtbar. Kreuzungen zwischen Zebras und anderen Pferdearten heißen Zebroide oder Zebrule.

    Kreuzungen zwischen Pferden und Eseln ergeben unfruchtbare, aber wirtschaftlich interessante Nachkommen: Das Maultier,auch „Muli“ genannt (lat. mulus) ist das Kreuzungsprodukt einerPferdestute und eines Eselhengstes. Die umgekehrte Kombination, also von Pferdehengst undEselstute, wird Maulesel genannt. Das Wort„Maul“ ist dabei über viele Sprachen (aus dem lat. übergerm., schwed., niederl., mhd./ahd.) dem lateinischen mulus für Maultier/Mischtier/Mischung (vgl.Mulatte) entliehen. Als Hybride sind Maultiere mit seltenen Ausnahmen nicht fortpflanzungsfähig.

    Ziele der PferdezuchtTraditionell werden alle Pferderassen unter einem Stockmaß von 148,5 cm als Pony bezeichnet. DieUnterschiede zwischen Warmblut- und Kaltblutpferden sind offensichtlich. Der massige Körperbau,oftmals ziemlich lange Haare an den Fesseln sowie ein gewissermaßen ruhigeres Gemüt, zeichnen dieKaltblutpferde aus. Auf Kraft statt Geschwindigkeit gezüchtet, werden Kaltblüter vor allem alsKutsch- und Arbeitspferde in Landwirtschaft und Forstbau eingesetzt. Warmblüter dienen eher demReiten oder als Zug- und Lasttiere.

    Auch wenn dieser Vortrag nachher vor allem auf die Farbstellungen abzielt, sei zu bedenken, dass dieZucht sich natürlich nicht nur auf die Farbstellungen, sondern vor allem auch auf die Physiognomiedes Pferdes erstreckt. Die grobe Unterscheidung in Kalt- und Warmblüter hatte ich schon erwähnt. Jenach Körperbau und bevorzugter Gangart ist das Pferd mehr als Zugtier, als Lasttier, als Reittier fürhohe Geschwindigkeit, für lange Distanzen, in unwegsamen Gelände oder zum Springen geeignet.

    Die bekanntesten Hauptgangarten sind Schritt, Trab und Galopp. Hinzu kommen aber weitere wie

    Pass und Tölt. Je nach Gangart werden die Beine unterschiedlich in Reihenfolge und Geschwindigkeiteingesetzt und der Reiter erfährt hierdurch mehr oder weniger Bewegung im Sattel, welche erausbalancieren muss. Insofern eignen sich bestimmte Gangarten besonders für lange Ritte oder zumZiehen von Geräten bei der Feldarbeit oder von Kutschen.

    Charakterliche Eigenschaften können auch ein Zuchtziel sein. Immerhin sollen Ross und Reiter gutmiteinander auskommen. Idealerweise sollte ein Pferd eher gutmütig als scheu sein. Es sollte auf begleitende Jagdhunde nicht mit Flucht oder Angriff reagieren. Wahrscheinlich werden einigeEigenschaften wie Schussfestigkeit, also das Ertragen des Geräuschs von Schüssen, welche sein Reiterabgibt, oder der Gehorsam ohne Hilfen, also dass das Pferd auf Zuruf oder Zeichen zum Reiterkommt, mehr antrainiert denn in die Wiege gelegt.

    Vererbung allgemeinSchauen wir uns aber nun einmal an, was man unter der Begriff Vererbung und Zucht verstehen mag.Bei den Hybriden wie dem Maultier wurde ja schon aufgezeigt, dass diese eher unnatürlichenKreuzungen zwischen zwei verschiedenen Arten nicht zur allgemeinen Vermehrung führen.Kontinuierliche Vererbung findet in erster Linie bei der innerartlichen Fortpflanzung statt.

    Bei der Vermehrung werden Merkmale von Mutter und Vater gemischt und kommen in neuenKombinationen in den Nachkommen vor. Je kürzer die Generationenfolge ist und je genauer über dieWissen über die einzelnen Merkmale gesammelt wird, umso besser lassen sich Erkenntnisse über dieVererbung sammeln.

    Wie sich Merkmale sichtbar präsentieren, wird vom Wissenschaftlerheute als ‚Phänotyp‘ bezeichnet.In der Tierzucht sind dies vor allem offensichtliche Merkmale wie der Körperbau, Fellstruktur oder dieFärbung.

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    Bei Rindern mag dies vor allem Fleisch- oder Milchleistung, Robustheit gegenüber Witterung(Kälte/Hitze/Feuchtigkeit) sein, bei Ziegen und Schafen die Beschaffenheit der Wolle oder desFleisches. Bei Pferden interessiert im Rahmen des Körperbaus vor allem die Eignung als Reit-, Zug-

    oder Lasttier. Die Fellfärbung kann aber auch ein Aspekt der Zucht sein.Die historische Tierzucht war eine Mischung aus try-and-error, züchterischem Fingerspitzengefühlund Erfahrung. Sie hing daher vor allem davon ab, dass die Erfahrung tradiert wurde – ob mündlichoder später auch in Form von Zuchtbüchern. Die biologisch-wissenschaftliche Betrachtung ist relativ jung. Um 1800 benannte Johann Wolfgang von Goethe in seinen Arbeiten zur Morphologie derPflanzen erstmals „genetische“ Effekte.

    Philosophische BetrachtungenDoch die Beschäftigung mit der Vererbung ist schon aus der Antike bekannt. Ein griechischerPhilosoph namens Alkmaionlehrte um 500 v.Chr., dass männlicher und weiblicher ‚Samen‘zusammen zur Zeugung benötigt werden. Hippokrates übernahm die Idee des weiblichen Samens, der bislang unbekannt – da unsichtbar – nur postuliert werden konnte. Andere meinten hingegen, dass dermännliche Same von der Frau nur ernährt werde.

    Zudem gab oder gibt es die Vorstellung, der männliche Same sei ein Teil des Gehirns des Mannes,welcher durch die Adern in den Hoden gelange (Alkmaion). Viele andere meinten jedoch, dass dergesamte Organismus des Mannes den Ursprung des männlichen Samens bilde. 2.000 Jahre spätervertritt nun auch Charles Darwin diese sogenannte Pangenesis-Theorie.

    Während in der Antike bis zur frühen Neuzeit zelluläre Abläufe unbekannt waren, konnten nur grobeVermutungen angestellt werden, wie ein männlicher oder weiblicher Same aufgebaut sein könnte. Sogab es z. B die Vorstellung, dass durch göttliche Fügung alle Lebewesen schon existent seien, die

    ungeborenen seien eben nur sehr klein und reduziert z. B auf den männlichen Samen, sodass dieseSamen zumindest bei den Menschen und ‚höheren Tieren‘ nur eine fruchtbare Umgebung wie denMutterschoß benötigen, um zu wachsen. Insofern alles schon vorbestimmt sei, vertraten die Anhängerder Präformationslehre die Ansicht, dass alles vorgebildet sein müsse.

    Aristoteles widersprach dieser Ansicht mit seiner Theorie zur Epigenese: Das Sperma als Samen ausdem Blut des Mannes wirke durch Bewegung und Form auf die Flüssigkeit der weiblichen Eizelle undübertrage so bei der geschlechtlichen Zeugung die Merkmale immateriell. Niedere Tiere wie Insektenmochten demnach aus sich selbst heraus durch Jungfernzeugung (Parthenogenese) oder ausUrzeugung aus faulenden Stoffen oder der Erde entstammen.

    Teile der Präformationslehre und der Epigenese wurden später wieder aufgegriffen. Ende des 17. Jhd.

    räumte Francesco Redis mit seinen Untersuchungen mit der Idee der Urzeugung aus toter Materie auf.Die Urzeugung wurde daraufhin weiter vorverlegt auf den schöpferischen Akt Gottes bei derErschaffung der Welt.

    Biologische Betrachtungen„Vererbung“ blieb bis in das 18. Jhd. ein juristischer Begriff und wurde nicht auf natürliche Vorgänge,Embryologie oder biologische Elternschaft angewendet. Merkmale wurden durch Umgebung undLebensweise begründet. Bei annähernd gleicher Lebensweise konnten gleichartige Nachkommen soeinfach erklärt werden. Abweichungen wurden dann auf irreguläre Einflüsse bei der Zeugung und derEntwicklung zurückgeführt. Erst die zunehmende Mobilität, Einrichtung exotischer Gärten, Pflanzen-oder Tiersammlungen erweiterte den Blick und warf Fragen zur biologischen Verwandtschaft und der

    Weitergabe von Merkmalen auf die Nachkommen auf.Darwin vertritt z. B. die Pangenesis-Theorie und beschreibt eine sich differenzierende Entwicklungder Arten. Dies lässt sich mit der Präformationslehre, die 1625 durch Guiseppe degli Aromatari

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    (erneut) vertreten wurde, nicht in Einklang bringen und liefert den Zündstoff zur aktuellen Diskussion,inwiefern die göttliche Schöpfung dann noch erklärbar ist. Aber auch die Epigenese hat im 17. Jhd.ihre moderneren Vertreter in William Harvey oder René Descartes. Aber die Erkenntnisse mit Hilfe

    des Mikroskops lieferten zu dieser Zeit schon zunehmend Argumente gegen die Epigenese und für denPräformismus.

    Bessere Einsichten durch MikroskopieDie Einführung des Lichtmikroskops förderte die Forschung. Die Römer kannten schon dieVergrößerung durch wassergefüllte Glasschalen. Janssens zusammengesetztes Mikroskop(Niederlande Anfang 1600) und Galileo Galileis „Occhiolino“ (Italien 1609) verwendeten schon eineKombination konvexer und konkaver Linsen. Christiaan Huygens (Niederlande) lieferte das ersteachromatische Okular. Bis dahin kam man auf 50-fache Vergrößerung. Das reichte Robert Hooke fürdie Entdeckung der Zellen (Micrographia 1665). Antoni van Leeuwenhoek baute einfacheLinsenmikroskope mit sehr exakt geschliffenen bikonvexen Linsen (270-fache Vergrößerung).

    Infolgedessen konnte er viele Annahmen von seinen Zeitgenossen bestätigen (Kapillarsystem nachMalphigi/1668, rote Blutkörperchen nach Swammerdam/1674, Protozoen und Bakterien/1675,Spermatozoen/1677). Nach seiner Entdeckung der Spermatozoen bei Menschen und Insektenwidersprach Leeuwenhoek der vorherrschenden Theorie von der Spontanzeugung der kleinstenLebewesen. Er wies nach, dass sich Kornkäfer, Flöhe und Muscheln aus Eiern entwickeln und nicht,wie man damals glaubte, spontan aus Schmutz oder Sand entstehen.

    Als jedoch bekannt wurde, wie sich Teile von Süßwasserpolypen wieder zu ganzen Tieren entwickelnkonnten oder Salamandern der Schwanz nachwächst, wackelte auch die Theorie des Präformismus.Pierre-Louis Moreau de Maupertuis beschrieb zwischen 1744 und 1754 seine Beobachtungen vonMenschen und Tieren, aus denen hervorging, dass Eltern Merkmale auf ihre Nachkommenweitergegeben können. Die Entwicklung des Hühnereis wurde 1759 von Caspar Friedrich Wolffminutiös beschrieben. Joseph Gottlieb Kölreuter studierte Kreuzungen verschiedener Pflanzenarten(1761). Jedoch erst im Anfang diesen Jahrhunderts konnte die Präformationslehre durch dieembryologischen Untersuchungen von Christian Heinrich Pander (1817) und Karl Ernst Baer (1828)so richtig erschüttert werden, da erst dann Gesetzmäßigkeiten der Embryogenese wissenschaftlichaufgezeigt wurden.

    Die noch ziemlich jungen Erkenntnisse über die Zellen von Matthias Jacob Schleiden (1838), TheodorSchwann (1839) und Rudolf Virchow (1858) führen zu einer„Allgemeinen Zelltheorie“. Demnachentsteht Wachstum durch Zellteilung. Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung vereinigen sichsogenannte Keimzellen zu einer Zygote. Aus dieser Zygote wird durch Teilung und Differenzierungein neuer Organismus. Insofern bestätigt die moderne Wissenschaft nun Teile dessen, was Alkmaionschon vor über 2.000 Jahren annahm.

    VererbungslehreIm Folgenden will ich zuerst auf die Vererbungslehre im Allgemeinen eingehen. Hierbei sind dieErkenntnisse hilfreich, welche wir spätestens seit Gregor Mendel kennen. Gregor Mendel beschäftigtesich wie einige Zeitgenossen (Thomas Andrew Knight 1799-1823, Charles Naudin 1863) am Beispielvon Pflanzen mit der Vererbung von Merkmalen. Mendel formulierte jedoch als erster auf Basis vonStatistiken eine Theorie der Vererbung (1866), welche die Grundlage der wissenschaftlichenVererbungslehre bilden (Wiederentdeckung durch Hugo de Vries, Carl Correns und Erich Tschermark1900). Forschungen und Theorien, wie sich die ‚Keimbahn‘ – also die Entstehung der Keimzellen imVergleich zu den anderen Körperzellen – entwickele, lassen spannende Theorien und Diskussionenaufkommen. August Weismann, die Evolutionstheorie von Jean-Baptiste de Lamarck und die Arbeitenvon Charles Darwin sorgen für heftige Diskussionen in den 1880er Jahren.

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    Nach Darwin führen geringfügige Änderungen – nach de Vries auch sprunghafte Veränderungen – zuneuen Merkmalen, welche sich als erbkonstant erweisen können und so zur Bildung neuer Artenführen. Doch lassen wir die ganzen heißen Theorien über die Artenbildung beiseite und schauen uns

    an, was Gregor Mendels Regeln besagen und wie sich diese in der Zucht nutzbringend oder zumindesterklärend einsetzen lassen.

    Mendel formulierte nachstellbare Regeln, welche er durch Beobachtung diverser Pflanzen an derBlütenfarbe oder der Fruchtbildung ableitete. Die Nachkommen von Eltern (Parentalgeneration P) bezeichnet man auch als Filial-Generation, je nach Grad als F1 (direkte Nachkommen), F2 (Enkel-Generation), F3 (Urenkel) … Dies dient der einfacheren Definition von mathematischen Regeln.Mendel ging davon aus, dass ein Merkmal durch eine Information übertragen wird, welche in derRegel pro Elternteil zweimal vorkommt, also als Mischung aus mütterlicher und väterlicherMerkmalsinformation. Die Nachkommen erhalten jeweils ein Merkmal von einem Elternteil, da dieKeimzellen der Eltern jeweils nur die Hälfte der genetischen Information tragen.

    Als reinerbig in Bezug auf ein Merkmal betrachtet man daher Individuen, welche die Informationdoppelt tragen und somit ihren Nachkommen immer genau diese Merkmalsinformation weitergebenmüssen. Bei mischerbigen Individuen ist die Chance auf ein bestimmtes Merkmal 50%, bedingt durchdie Auswahl aus zwei Merkmalen.

    Diese genetischen Einzelinformationen zu einem Merkmal nennt man auch Allele. Reinerbig bedeutetalso, über zwei gleiche Allele zu verfügen – mischerbig, die Möglichkeit, verschiedene Alleleweiterzugeben. Mischerbige als Nachkommen zweier reinerbiger Eltern nennt der Wissenschaftlerauch ‚Bastarde‘, ohne hierdurch eine negative Wertung abzugeben. Da die Unterschiede in der befruchteten Keimzelle, der Zygote, begründet sind, spricht der Wissenschaftler auch vonheterozygoten Allelpaarungen bzw. von homozygoten Allelpaarungen, wenn beide Allele gleich sind.

    Das Allel, welches die ursprüngliche Form der Natur widerspiegelt nennt man auch Wildtyp undkennzeichnet es in den Formeln mit einem +-Zeichen.

    Die Kombinationen der Allele, die so entstehen können, betrachten wir als Genotyp. Was sich darausdann sichtbar ergibt, bezeichnen wir als Phänotyp. Das sehen wir uns nachher im Detail an. Mendel beobachtete, dass es Merkmale gibt, welche sich in Abhängigkeit der Anwesenheit von Allelenmischen können, also zum Beispiel eine Blütenfarbe, welche von Weiß über Rosa nach Rot wechselnkann. Einen solchen Erbgang nennt man auch „Intermediär“, da es hier Zwischenstufen derAusprägung des Merkmals geben kann.

    Alternativ dazu gibt es aber auch Merkmale, welche durch ein bestimmtes Allel dominiert werden.Dieses dominante Allel bewirkt die Ausprägung des Merkmals schon dann, wenn es wenigstenseinmal, also mischerbig auftritt. Das unterlegene Allel ist dann rezessiv, also bei heterzygotenIndividuen verborgen. Der Erbgang wird als „Dominant-rezessiv“ bezeichnet.

    1. Mendelsche Regel: UniformitätsregelKreuzt man reinerbige Individuen untereinander, dann sind alle F1-Bastarde untereinander gleich.

    (Alle vier möglichen Kombinationen aus der Kreuzung haben den gleichen Genotyp:a+a+ X aa => 4 a+a (aber auch: a+a+ X a+a+ => 4 a+a+ und: aa X aa => 4 aa)

    2. Mendelsche Regel: SpaltungsregelKreuzt man F1-Bastarde, die für ein Allelpaar heterozygot sind, so spaltet sich die F2-Generation imVerhältnis 1:2:1 in verschiedene Genotypen auf.

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    Aus vier möglichen Kombinationen der Allel entstehen aus der Kreuzung drei Genotypen: 25% sindhomozygot und gleichen dem rezessiven P-Elter, 25% sind homozygot und gleichen dem dominantenP-Elter, 50% sind heterozygot wie die F1-Eltern.

    a+a X a+a => a+a+, 2 a+a und aa

    Bei einem intermediären Erbgang entsprechen die Phänotypen den Genotypen (1:2:1), bei einemdominant-rezessiven Allelpaar ergibt sich ein Verhältnis der Phänotypen von 3:1 (1+2:1).

    3. Mendelsche Regel: UnabhängigkeitsregelUnterscheiden sich die zur Kreuzung verwendeten homozygoten Sippen in mehr als einem Merkmal,dann wird jede Merkmalsanlage unabhängig von der anderen vererbt.

    Bisher haben wir bei den nur Kreuzungsversuchen immer nur ein Merkmal betrachtet. Mit der3. Mendelschen Regel können wir Erbgänge mit zwei oder mehr Erbmerkmalen statistisch betrachten,wenn die Merkmale nicht gekoppelt sind.

    Mendel hat dies mit Erbsen gut nachvollziehbar aufgezeigt. Dazu betrachtete er die sich unabhängigvoneinander vererbenden Eigenschaften von Farbe (abhängig vom Gen a) und Form (abhängig vomGen b). Mendel kreuzte zwei homozygote Erbsensippen miteinander. Die eine Sippe (a+a+ b+ b+) brachte gelbe, runde Erbsensamen hervor ●, die andere (aa bb) grüne, kantige Erbsensamen♦.

    Kreuzt man diese bezüglich beider Gene reinerbigen Sippen miteinander, so kommen in der F1-Generation (gemäß der Uniformitätsregel) untereinander gleiche Individuen heraus. Da das Allel a+gegenüber dem Allel a und das Allel b+ gegenüber dem Allel b dominant ist, sind alle F1-Bastardegelb und rund.

    Elterngeneration (P) Phänotyp: gelb, rund ● Genotyp: a+a+ b+b+

    Gameten a+ b+ ● a+ b+ ●

    Phänotyp: grün, kantig ♦ Genotyp: aa bb

    a b ♦ gelb, runda+a b+ b ●

    gelb, runda+a b+ b ●

    a b ♦ gelb, runda+a b+ b ●

    gelb, runda+a b+ b ●

    Tochtergeneration (F1) uniform: Phänotyp: gelb, rund●, Genotyp: a+a b+ b

    Kreuzt man nun die F1-Bastarde untereinander, so spalten sich die Phänotypen und die Genotypenfür jedes Gen unabhängig vom anderen Gen auf:

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    Gameten des einen Elter (F1)

    a+ b+ ● a+ b ♦ a b+ ● a b ♦

    Gameten des anderen Elter (F1)

    a+ b+ ● gelb, rund● a+a+ b+ b+

    gelb, rund● a+a+ b+ b

    gelb,rund● a+a b+ b+

    gelb, rund● a+a b+ b

    a+ b ♦ gelb, rund● a+a+ b+ b

    gelb, kantig♦ a+a+ bb

    gelb, rund● a+a b+ b

    gelb, kantig♦ a+a bb

    a b+ ● gelb, rund●

    a+

    a b+

    b+

    gelb, rund●

    a+

    a b+

    b

    grün, rund●

    aa

    b+

    b+

    grün, rund●

    aa b+

    b

    a b ♦ gelb, rund● a+a b+ b

    gelb, kantig♦ a+a bb

    grün, rund● aa b+ b

    grün, kantig♦ aa bb

    Die Phänotypen der zweiten Tochtergeneration (F2) verteilen sich also im Zahlenverhältnis 9:3:3:1 =gelb-rund : gelb-kantig : grün-rund : grün-kantig . In diesem Erbgang waren beide Allelpaaredominant-rezessiv. Ein neuer Phänotyp tritt auf: gelb-kantig.

    Derart erklärbar sind auch difaktorielle Erbgänge, bei denen beide Allelpaare intermediär oder daseine intermediäre, das andere dominant-rezessiv ist. Oft sind Genwirkungen allerdings schwierignachzuweisen. Einerseits beeinflusst oft ein Gen mittelbar oder unmittelbar die Ausbildung mehrereräußerer Merkmale. Anderseits kann ein und dasselbe äußere Merkmal von einer ganzen Reihe vonGenen beeinflusst werden kann. Zuletzt kann auch beides zugleich der Fall sein. MendelsUnabhängigkeitsregel ist dann nur bedingt aussagekräftig, wenn man die Gene selbst nicht kennt,sondern nur die Merkmale.

    Wer mag, kann es ja mal durchspielen. Eines ist jedoch sicherlich klar geworden. Spätestens bei dreioder mehr Erbfaktoren, die zugleich betrachtet werden, wird die Lage sehr unübersichtlich undPrognosen sind dann umso schwieriger. Diese Tatsachen führen dazu, dass viele Pferdezüchter eher zuunscharfen "Praxisregeln" greifen, weil sie mehr als ein Zuchtziel zugleich betrachten.

    Fazit für die PferdezuchtFassen wir zusammen: Gut 2.500 Jahre Forschung, Wett- und Widerstreit der Meinungen führen zudem, was wir heute ‚moderne Vererbungslehre‘ nennen mögen. Und es ist mehr als nur eine wageVermutung, dass Wettstreit und Erkenntnisse gepaart mit modernen Techniken in Zukunft noch zuweiteren Überraschungen und Erkenntnissen führen werden. Das war oder ist sozusagen dieGrundlage, auf welcher wir uns nun mit der Frage beschäftigen wollen, was es mit den Fellfarben derPferde auf sich hat. Sie können sich nun entspannen, insofern, als dass ich Sie wieder in bekannteresTerrain führe und Sie dann das Neue mit Bekanntem in Einklang bringen können.

    Die Ahnen unserer Reittiere bevölkerten als Wildpferde Steppen und halboffene Landschaften. AlsPflanzenfresser waren Sie darauf angewiesen, ihren Fressfeinden nicht allzu sehr aufzufallen. Einwichtiger Aspekt mag daher die Fellfarbe sein. So gab oder gibt es schon lange braune, schwarze,graue, falbfarbene und weiße Pferde mit unterschiedlichen Farbstellungen. Einheitlich waren dieFarben also nicht und wir schöpfen heute aus einem Arsenal mehrerer Merkmale, welche zusammen

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    die Farben und ihre Anordnungen bestimmen. So kommen Merkmale wie Mehlmaul, Schecken,Farblosigkeit (Leuzismus), Stichelhaare (periodische Farbwandel, Farbwechsler) oder dynamischeFarbwandel (zunehmender Farbverlust im Alter beim Schimmel) vor. Oft sind die Langhaarpartien

    wie Mähne und Schweif oder auch die Fesseln oder Hufe farbig abweichend vom kurzhaarigenDeckhaar – und geben Hinweise auf die Grundfarbe des Pferdes. Auch die Hautfarbe kann variieren.Für die Farbstellungen haben die Züchter eigene Namen, von den viele bekannt sein dürften: Brauner(braunschwarz), Fuchs (braunrot), Rappe (schwarz), Schecke (bunt gemustert): Tigerschecke,Plattenschecke (Pinto), Falbe, Creme (Champagner), Graue, Schimmel. Nicht alle Farben sindwörtlich zu übersetzen, wenn man das englische mit dem Deutschen vergleicht!

    Pferderassen exemplarischDie Pferdezucht beginnt etwa 3.000 v. Chr. mit der Domestikation des Pferdes. Je nach denVorstellungen zur Rasse kann es neben einer konkreten Körperform und anderer Eigenschaften großeFarbvarianten geben, manche Rassen werden aber auch durch sehr konkrete Farbstellungen definiert.Wenn ich hier von Pferderassen spreche, dann meine ich Ausprägungen für Ponys und Pferde, welcheaufgrund von Merkmalsdefinitionen oder Zuchtbüchern als Rassen differenziert werden. DieseMerkmale werden durch regionale Grenzen (z. B. bei dem Camargue-Pferden im Rhône-Delta inSüdfrankreich) oder durch gezielte Zuchten aufrechterhalten.

    Es gibt eine MengePferderassen und vielePferde sind auszüchterischer Sicht einerRasse nur dann zugehörig,wenn die Ahnentafelausreichend weitzurückverfolgt werden kann.Ich will und kann heute nurein paar wenige,vornehmlich amerikanische,alte oder exemplarisch auchwilde Pferderassennamentlich nennen.ii Clydesdale

    Das Clydesdale ist ein kraftvolles Kaltblutpferd, das im 18. Jahrhundert in Schottland im Tal desFlusses Clyde entstand.Ursprung : Schottland, 18. Jahrhundert, Zuchtgebiet : USA,Verbreitung :gering,Stockmaß : 163 – 193 cm, Farben : Braune, selten Rappen, Einsatzgebiet : Zugpferd

    Die RasseClydestale ist in den USA bekannt geworden, da der Bierhersteller Anheuser-Busch sie fürdie Marke Budweiser als Zugpferd zeigt und als Maskottchen benutzt. Brauereibesichtigungen in St.Louis und Fort Collins sowie in den ebenfalls zum Konzern gehörenden Freizeitparks Busch Gardens beinhalten Besuche der Clydesdale-Stallungen.

    Typisch für die Kaltblutpferde ist der sogenannte Speckhals. Pferde mit Speckhals sind wesentlichschwieriger bis gar nicht zu reiten. Das andere Extrem, der Hirschhals mit S-förmigem Nacken, wirdwir der Speckhals bei Reitpferden auch als ‚Gebäudefehler‘ bewertet. Der Hirschhalskann sich auch

    durch eine Fehlhaltung bedingt durch falsches Reiten entwickeln.

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    Das Ameri can Cream DraftHorse ist die einzigeKaltblutpferderasse aus den

    USA und nach seinemcremefarbenen Fell benannt.Ursprung : USA,

    Zuchtgebiet : USA,Verbreitung : selten,Stockmaß : 152 – 170 cm

    Farben : Cremfarben(Champagne),

    Einsatzgebiet : Feldarbeit,Fahren

    iii American Cream DraftHorse – ein amerikanischesKaltblut

    Die meisten Pferderassen gehören zu den sogenannten Warmblütern und sind mit schlankeremKörperbau häufig auch als Reitpferde geeignet. Der Inbegriff eines gezüchteten Reitpferdes ist derVollblutaraber , welcher durch Zuchtbücher eine entsprechend ‚reine‘ Blutlinie aufweisen kann. Einreinrassiger Vollblutaraber mit klassischer Zuchtlinie wird z. B. niemals geschecktes Fell aufweisen.Besonderes Merkmal des Vollblutarabers ist sein kleiner Kopf mit breiter Stirn, großen, tief am Kopf

    angesetzten, exponierten Augen und großen, sich bei Erregung trichterförmig öffnenden Nüstern.

    iv Vollblutaraber „Gatsby“ v Hechtkopf

    Häufig verläuft das Nasenbein konkav bei gleichzeitigem relativ breitem Kopf (Hechtkopf), was auch"Araberknick" genannt wird. Weiterhin charakteristisch sind ein hoher Schweifansatz und ein – vonder Seite gesehen – eher quadratisches Format. Moderne, warmblütige Reitpferderassen weisenhingegen ein Rechteckformat auf.Kaltblüter weisen manchmal auch ein vorgewölbtes, konvexes Nasenbein auf, das Profil von Kopf,Ober- und Unterkiefer wirkt ellipsoid. Diese Form, der Ramskopf, kommt auch bei Barock-

    Pferderassen vor. Die normale Kopfform der Warmblüter ist der Keilkopf mit geradem Nasenbein.

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    Eine Besonderheit ist die Anzahl der Wirbel: Der Vollblutaraber besitzt (meistens) 17 Rippen, fünfLendenwirbel und 15 Schweifwirbel, während andere Pferderassen 18 Rippen, sechs Lendenwirbelund 16 – 18 Schweifwirbel aufweisen. Das Stockmaß liegt zwischen 140 und 156 cm. Trotz dieser

    verhältnismäßig geringen Größe wird er als Pferd gewertet.

    vi

    Da uns aber im Folgenden gerade die Fellfarben interessieren, sei hier schon auf die Pinto-Varianteverwiesen. Als Tobiano oder Dominante Plattenscheckung wird das häufigste Scheckungsmuster beiHauspferden bezeichnet.

    Der BegriffAraber bezeichnet nicht, wie umgangssprachlich oft anzutreffen, die Rasse derArabischen Pferde, sondern ist vielmehr eine eigene Rassegruppe innerhalb derselben. In dieRassegruppe Araber werden die Pferde eingeordnet, deren Blut nicht rein genug ist, um alsVollblutaraber zu gelten, deren Anteil an Fremdblut jedoch zu gering ist, um einer der drei anderenAraber-Rassen zugeordnet zu werden (Shagya-Araber, Anglo-Araber oder Arabisches Halbblut).Ursprung : nicht definierbar, Zuchtgebiet : überwiegend Europa und Nordamerika,Verbreitung :weltweit,Stockmaß : 150+ für Hengste im Hengstbuch I, 148+ für Stuten im Stutbuch I, Farben : alleFarben sind zulässig, Einsatzgebiet : Sport-, Reit- und Nutzpferd

    Um den Traum vom gescheckten Araber wahr zu machen, wurdeein Tobiano mit einem Vollblutaraber gekreuzt. Zuchtexpertenwaren sich darüber im Klaren, dass das Tobianogen dominantgegenüber anderen Genen ist und dass es demnach möglich sei,gescheckte Araber mit ebendiesem Muster zu züchten.

    Ursprung : USA, Zuchtgebiet : Nordamerika,Verbreitung : Nordamerika, Europa,Stockmaß : ca 150 cm, Farben : Tobiano-Schecken, Einsatzgebiet : Reit- und Showpferd

    So entstand ein Zuchtstamm aus tobiano-gemusterten Pferden mit über 99 % Araberanteil im Blut. Nachdem jede Zuchtgeneration gescheckte Araber hervorbrachte, wurden wieder Vollblutaraber und

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    Araber zur Zucht verwendet, sodass die arabischen Blutlinien erhalten blieben und der Araberpintoentstehen konnte.

    Araberpinto (Rapp Overo Schecke)vii

    Der Araberpinto (häufig auch: Pintabian oder Pintarab ) istentgegen vielen Meinungen keine Farbrasse, sondern eine eigensanerkannte Pferderasse. Die Vollblutaraber mit geschecktem Fellmüssen 99 % Araberanteil im Blut nachweisen. In Deutschlandreichen mehr als 90 % Vollblutaraberanteil, um als Pintabiananerkannt zu werden (ZSAA).

    Der Berber ist neben demArabischen Vollblut eine derältesten Pferderassen weltweit.

    Ursprung : Algerien, Marokko,Tunesien, Zuchtgebiet : Nordafrika, Frankreich,Deutschland,Verbreitung : Nordafrika, Europa,Stockmaß :145-157 cm, Farben :Überwiegend Schimmel, aberauch Füchse, seltener Brauneund Rappen, Einsatzgebiet :Reitpferd, Dressur,Distanzsport, Zucht,

    Geländereitpferdviii

    Der Hannoveraner ist die zahlenmäßig stärkste europäische Warmblutzucht. In den vergangenenJahrzehnten zählte der hannoversche Zuchtverband dank der durch die World Breeding Associationfor Sport Horses (WBFSH) registrierten und analysierten Sporterfolge seiner Vertreter zu denerfolgreichsten Reitpferdezuchten in den Disziplinen Springen und Dressur.Ursprung : Deutschland,15. Jahrhundert, Zuchtgebiet : Niedersachsen,Verbreitung : in Europa stark verbreitet, ca. 450Zuchthengste und ca. 17.600 Zuchtstuten,Stockmaß : 148 – 180 cm, Farben : Braune, Rappen, Füchseund Schimmel, Einsatzgebiet : Dressur- und Springsport

    Die Hannoveranerzucht lässt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Der Hannoveranerwurde für die Landwirtschaft und für den Militärdienst gezüchtet. Die Grundlage für die heutige Zuchtstellt die Gründung des Landgestüts Celle am 27. Juli 1735, mit der die zentrale Registrierung vonBedeckungen und Abfohlmeldungen eingeführt wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurdenvermehrt Vollblut-und englische Halbbluthengste zur Veredelung des „Hannöverschen Pferdes“eingesetzt. Nach 1870 erfolgte die Konsolidierung der Zucht unter Berücksichtigung dereinheimischen Stämme, bei der die Kutsch- und Militäreignung des Hannoveraners im Vordergrundstand. In diese Zeit fällt die Gründung des Hannoverschen Stutbuches 1888, dem Vorgänger desHannoveraner Verbandes.ix

    Das Exmoor-Pony ist eine mittelgroße englische Ponyrasse. Es ist das ursprünglichste der britischenPonys, einige Herden wandern frei in den Mooren Südwestenglands (z. B. Exmoor, ein WildesGestüt). Die Pferde galten in historischer Zeit als scheu und wurden gejagt. Ihr Fleisch stellte einewichtige Lebensgrundlage für viele Einwohner dar. Typisch war ein kleiner, eine Widerristhöhe von130 cm nicht überschreitender, kräftiger Körperbau mit bulligem Kopf und kurzer buschiger Mähne.

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    Die Färbung war überwiegend dunkelbraun oder schwarz, mit einer hellen Körperunterseite sowieeinem Mehlmaul. Bei ihren Vorfahren wurde eine Anzahl von einzigartigen Merkmalen festgestellt.Dazu zählt zum Beispiel eine spezielle Kieferbildung mit einem siebten Mahlzahn, den es bei anderen

    Pferderassen nicht gibt.Das Exmoorpferd ist als Robustpferd besonders abgehärtet und widerstandsfähig gegen vielePferdeseuchen. Das Winterfell des Exmoor-Ponys besteht aus einem weichen wolligen Unterfell undeinem längeren, öligen, wasserabweisenden Oberfell.

    Die bei einigen ursprünglichen Ponysvorhandenen Augenwülste werden alsweitere Anpassung an die Witterungendes britischen Klimas gesehen. Sieschützen die Augen vor Regenwasserund Schnee.

    Ursprung : Exmoor, Zuchtgebiet : England,Verbreitung : gefährdete Rasse,Stockmaß : bis 129,5 cm,

    Farben : Falben und Braune mitMehlmaul aber ohne andere Abzeichen,

    Einsatzgebiet : Kinderpony, Reit- und Nutzpferdx

    Das Exmoor-Pony verfügt über einen

    gedrungenen, kräftigen Körperbau.Aufgrund seines Phänotyps wird ihmvon einigen Forschern eine besondere Nähe zum europäischen Wildpferdzugesprochen. Die Fellfarbe desExmoors ist schwarzbraun, welches inSchattierungen von beige-bräunlich bishin zu dunkelbraun-schwarz reichenkann. Die meisten Exmoorpferde sind jedoch rotbraun oder haselnussbraungefärbt.xi

    Braun ist eine für das europäische Wildpferd nachgewiesene Fellfarbe. Relevant wäre, ob dieeuropäischen Wildpferde auch das Falb-Gen, welches genetisch noch nicht identifiziert wurde,aufwiesen oder nicht. Das Falbgen ergibt bei brauner Grundfarbe einen sandfarbenen Ton wie beimPrzewalski-Pferd, bei schwarzer Grundfarbe eine mausgraue Farbe ähnlich der des Koniks. Folglichkonnten sowohl braune, schwarze, sandfarbene und mausgraue Farben beim europäischen Wildpferdvorgekommen sein. Exmoor-Pferde weisen das aufhellende Falb-Gen nicht auf. Ein Fehlen desFalbgens beim westeuropäischen Exmoorpferd könnte als eine Anpassung an waldiges Terrain inMittel- und Westeuropa zu verstehen sein, welches eine dunklere Farbe begünstigt haben könnte.

    Das Exmoor-Pferd weist auch, wie sämtliche heutige Wildpferd-Vertreter, das Pangare-Gen auf,welches eine helle Körperunterseite und ein weißes Mehlmaul verursacht. Die Beine werden zu denZehen hin sehr dunkel, auch ist ein feiner Aalstrich oft vorhanden.

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    Als sicher kann jedoch gelten, dass das Exmoor-Pony die einzige weitgehend unverkreuzte Populationeines wilden Pferdetypus ist, der einst über ganz Großbritannien verbreitet war und zumindest bis zumJahr 1086, der Zeit Wilhelm des Eroberers, zurückverfolgbar ist, weshalb die Exmoorpony-Herden als

    die am längsten zurückverfolgbaren wilden Pferdepopulationen Europas gelten.Der Emscherbrücher oder Emscherbrücher Dickkopp war eine wild lebende Hauspferderasse. SeinVorkommen wurde 1396 erstmals urkundlich erwähnt. Es war bis Anfang des 19. Jahrhunderts imBruch entlang der Emscher zwischen Waltrop und Bottrop verbreitet. Die letzten Emscherbrücherwurden in den 1840er Jahren eingefangen und an den Herzog Alfred von Croÿ nach Dülmen verkauft.

    Beim Dülmener Wi ldpferd handelt es sich um eine Kleinpferderasse, die überwiegend in Dülmen inWestfalen im Merfelder Bruch, einem rund 350 Hektar großen Naturschutzgebiet, lebt. In derWildpferdebahn leben zurzeit rund 300 Wildpferde, genauer gesagtWildlinge dieser Rasse. Die Nachkommen der ungefähr 50 außerhalb des Geländes lebenden Stuten und Hengste werden nicht als Dülmener Wildpferd , sondern als Dülmener bezeichnet. Die zu den ältesten deutschen Pferderassenzählenden und ursprünglich Dülmener Brücher genannten Pferde werden seit Februar 1994 auf derRoten Liste der gefährdeten Nutztierrassen der GEH geführt und sind in die Gefährdungskategorie I,also als extrem gefährdet, eingestuft.

    Ursprung : Deutschland Zuchtgebiet und Verbreitung :Deutschland,Stockmaß : 125 – 135 cm,

    Farben : überwiegend Falben inallen Variationen, Abzeichensind nicht erwünscht

    Einsatzgebiet : Reiten, Fahren,Distanzxii

    Das Camargue-Pferd ist ein kleines robustes Hauspferd, das vorwiegend in der Camargue – demRhône-Delta Südfrankreichs – in einem Wilden Gestüt gezüchtet wird.

    Ursprung :Rhone-DeltaSüdfrankreichs,Beginn der

    Zeitrechnung, Zuchtgebiet :Südfrankreich,Verbreitung :Frankreich,Stockmaß :135-150 cm,

    Farben : fast nur alsRappen oder Braunegeborene Schimmel

    Einsatzgebiet :

    Arbeits-, Reit- undLastpferdxiii

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    Mustang heißen die wild lebenden Pferde Amerikas. Ihren Ursprung haben sie in verwildertenPferden, welche nach Kolumbus vor allem durch spanische und portugiesische Entdeckerfahrten vonEuropa nach Amerika eingeführt wurden.

    Ursprung : Nordamerika Hauptzuchtgebiet :Verwilderte Pferde;keine gezielteZuchtVerbreitung : NordamerikaStockmaß :uneinheitlich ca.140 - 150 cm

    Farben : alle Farbenund Zeichnungen xiv

    Bevor die Pferde nach Amerika importiert wurden, waren große Hunderassen als Transporthilfen beiden Nativesim Einsatz. Dementsprechend war das neue Pferd für den Native anfangs ein ‚sehr großerHund‘ und wurde von vielen Stämmen schnell alsFleisch- und Nutztier adaptiert, vor allem vonStämmen, die in der Prärie lebten oder dorthin expandierten.

    Brumby ist ein australisches Wildpferd,genauer gesagt eine Rasse von verwildertenPferden, ähnlich dem amerikanischenMustang. Sie stammen von domestiziertenPferden und von Reitpferden ab, die nach demGoldrausch in der Mitte des 19. Jahrhundertsfreigelassen wurden. Die Pferde können eineHöhe von 135 - 150 cm im Stockmaßerreichen. Brumbys gelten als ausdauernd,wendig, schnell und wild.

    xv

    Das Ameri can Bashkir Curl y Horse − auchkurz Curly H orse − ist einenordamerikanische Pferderasse aus Nevada.Charakteristisch sind das gelockte Deck- undLanghaar, wofür ein dominantes „Curly-Gen“verantwortlich ist.Ursprung : USA, Nevada

    Hauptzuchtgebiet : USA, KanadaVerbreitung : Nordamerika, Deutschland,ÖsterreichStockmaß : 140 – 165 cm

    Farben : alle Haupteinsatzgebiet : Sportpferd, Westernpferd, Allergiker-Pferdxvi

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    Die Herkunft des American Bashkir Curly Horse ist unklar. Nachgewiesen ist, dass die Crow- undSioux-Stämme bereits Anfang des 19. Jahrhunderts vereinzelt gelockte Pferde besaßen. 1898entdeckte der Farmer Peter Damele zusammen mit seinem Vater in Nevada eine Herde gelockter

    Wildpferde und fing sie ein. Ob diese verwandt mit den gelockten Pferden der Indianer waren, istungeklärt. Die Dameles züchteten mit ihnen, wobei sie die robusten Wildpferde mit ihrenRanchpferden kreuzten. Dabei kamen auch der Araberhengst Nevada Red und später derMorganhengst Ruby Red King zum Einsatz. Das gelockte Fell und das robuste, freundliche Wesen derCurlys vererbte sich dominant weiter. Auch Nachbarn der Farmer setzten bald Curlys in ihrer Zuchtein, wobei kein Wert auf eine Reinzucht aus der ursprünglichen Herde gelegt wurde. So entstand ein breites Spektrum von Curly-Typen, denen das gelockte Fell gemeinsam ist. Seit 1971 gibt es einZuchtregister.

    Ameri can M ini ature H orse (englisch "Amerikanisches Miniaturpferd") − auch kurz Miniature Horse − ist eine Pferderasse aus den USA. Die Rasse Amerikanisches Miniaturpferd stammt aus den USA.Seine Wurzeln allerdings hat sie im Europa des 17. Jahrhunderts: Quellen belegen, dass die kleinen,aber eleganten Pferdchen an den Königshöfen als Spielgefährten für die Königskinder gehalten undgezüchtet wurden. Allerdings wurden sie hier durch Kriege an den Rand des Aussterbens gebracht,einige wenige Exemplare konnten nach Übersee gerettet werden. Die Amerikaner züchteten

    systematisch unter Einkreuzung von Hackney Ponys,Falabellas und Shetland Ponys weiter.

    Das erste eigene Zuchtbuch für AmerikanischeMiniaturpferde wurde Anfang 1970 gegründet.

    Ursprung : Europa, Zuchtgebiet : USA,Verbreitung : Nordamerika und Europa,

    Stockmaß : höchstens 86,5 cm (34 Zoll), Farben : alle, Einsatzgebiet : Fahrpferd, Therapiepferdxvii

    Das American Shetland Pony oder Amerikani sche Shetlandpony ist eine amerikanischePonyzüchtung, die auf das Shetlandpony zurückgeht und sich heute in die GruppenClassic AmericanShetland und Modern American Shetland unterteilt.Ursprung : USA, Zuchtgebiet : USA, Stockmaß : biszu 111,8 cm, Farben : alle außer Tigerschecken, Einsatzgebiet : Kinderreiten und Fahren

    xviii

  • 8/9/2019 TC Vortrag 09 - Das Pferd I - Genetik und Farben

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    TCV 09 Das Pferd I: Pferdezucht und Vererbung Seite 16/39

    Das American Saddlebred , oder American Saddle H orse ,(früher auchKentucky Saddler genannt), ist ein Gangpferd undin den USA das berühmteste Showpferd. Ursprünglich als

    praktischer Allrounder gedacht, wird es heute hauptsächlich fürShows gezüchtet, dabei wird sehr viel Wert auf die Brillanz derDarstellung gelegt.Ursprung : USA, Zuchtgebiet : USA, Kanada, Südafrika,Verbreitung : Hauptsächlich in den Zuchtgebieten,Stockmaß :151 – 163 cm, Farben : meist Füchse und Braune, Einsatzgebiet :Fahr-, Reit- und Showpferdxix

    Das American Standardbred − auchkurz Standardbred − oderAmerikanischer Tr aber ist eine US-amerikanische Pferderasse und stelltheute leistungsmäßig die bedeutendsteTraberrasse weltweit dar.Ursprung :USA, Zuchtgebiet : Osten der USAspeziell Kentucky, Kanada,Verbreitung : weltweit,Stockmaß : 150 – 165 cm, Farben : meist Braune, Füchseund Rappen, Einsatzgebiet :Pferderennen, Freizeitreiten, Gangpferdxx

    Appaloosa ist eine Pferderasse, die vom spanischenPferd abstammt, das im 18. Jahrhundert nach Nordamerika importiert wurde. Ihre Zucht wird von den Natives Nez Percé in Idaho in der Palouse-Prärie betrieben. Appaloosas sind Freizeit- bzw. Sportpferde,die sich vor allem im Westernbereich großer Beliebtheiterfreuen.Ursprung : Nordamerika; Palouse-Prärie Idaho,

    Zuchtgebiet : hauptsächlich USA,Verbreitung : weltweit,Stockmaß : 142 – 165 cm, Farben : alle außerPlattenschecken, charakteristische Schabrackzeichnung,

    Einsatzgebiet : Reit- und Fahrpferdxxi

    Der Color ado Ranger (auch Coloradobred ) ist eine amerikanische Pferderasse die meist eineTigerscheckung aufweist.

    Ursprung : USA, Zuchtgebiet : USA, Stockmaß : Durchschnittlich 155cm, Farben : Tigerschecken, Einsatzgebiet : Reit- und KutschpferdAlsStammväter des Colorado Ranger gelten der Araber Leopard und derBerber Linden Tree, die Ulysses S. Grant vom osmanischen SultanAbdulhamid II. geschenkt wurden. Da die Rasse als Blutlinie

    gezüchtet wird, muss jedes Pferd das von der Colorado Ranger HorseAssociation (CRHA) als Colorado Ranger anerkannt werden soll,einen der beiden Stammväter zu seinen Ahnen zählen.xxii

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    Das mexikanischeGaliceno-Pony ist gut als Arbeitspferd unter dem Sattelgeeignet, aber auch ein beliebtes Jugendreitpferd und wird weiterhin auchgefahren.Ursprung : Galicien, Zuchtgebiet : Mexiko, Süden der USA,

    Stockmaß : 128 – 142 cm, Farben : meist Braune, Falben, Füchse,Stichelhaarige, Einsatzgebiet : Arbeits- und Jugendpferdxxiii

    Das Kentucky M ountainSaddle Horse (KMSH) ist einenger Verwandter des RockyMountain Horse und gehört zuden nordamerikanischen

    Gangpferderassen.Ursprung : Kentucky undAppalachen,

    Hauptzuchtgebiet : USA,Verbreitung : USA, Kanada,vereinzelt Europa,Stockmaß : A: ab 144 cm; B:112 – 143 cm

    Farben : alle Farben außerSchecken, Haupteinsatzgebiet :Wanderreiten, Westernreiten,Fahrenxxiv 3-jährige Stute,smokey-black-roan

    Gangarten des KMSH:

    Trail Walk: klarer, gleichmäßiger Viertakt-Schritt mit 3- und 2-Beinstützen,Schrittgeschwindigkeit

    Show Gait: Rack in höherem Tempo als Trail Walk, 3,2 km/h bis 8 km/h, 2- und 1-Beinstützen

    Pleasure Gait: Noch schnellerer Rack als der Show Gait, klarer und gleichmäßiger Viertaktmit 2- und 1-Beinstützen in hohem Tempo (8 km/h und schneller)

    Canter: auch Schaukelstuhl-Galopp, langsam und versammelt, klar akzentuiert

    Andere Gangarten können individuell vorkommen, sind aber auf Turnieren nicht erwünscht. KentuckyMountain Saddle Horses (wie alle Mountain Horses) gehen zu keiner Zeit Tölt!

    Der M issouri F oxtrotter wurde in den 1820er Jahren im Bereich des Ozark-Plateaus in denamerikanischen Bundesstaaten Arkansas und Missouri gezüchtet und ist eine der ältestenamerikanischen Pferderassen. Sie sind seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Das Pferd wird spezielldaraufhin gezüchtet, die Gangart des Foxtrot, d. h. das Pferd geht vorne Schritt und trabt hinten,auszuüben. Die Gangart ist sehr sicher und verhindert relativ gut sowohl eine frühe Ermüdung des

    Pferdes als auch, dass Bewegungen an den Reiter weitergegeben werden.

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    Sie sind besonders bei Ausdauerleistungen und im Gelände imVorteil, weshalb die Missouri Foxtrotter heute auch von denForestrangern der USA eingesetzt werden und bei den Amischen sehr

    beliebt sind.Ursprung : Missouri, Zuchtgebiet : USA, Verbreitung : USA stark,sonst gering,Stockmaß : 142 – 163 cm, Farben : alle, Einsatzgebiet :Reit- und Arbeitspferdxxv

    Der Missouri Foxtrotter verfügt über mehr als die normalenPferdegangarten:

    Canter (Zuchtziel)Der Canter ist eine Drei-Takt-Gangart, geschmeidig, frei, entspannt und auf beiden Händengerade. Die Tritte sind lang, weitausgreifend. Zu stark versammelter Vier-Takt-Galopp,

    übermäßiges Tempo und exzessives Pumpen in der Bewegung sind nicht erwünscht. Flatfoot Walk (Zuchtziel)Der Flatfoot Walk ist ein flacher Vier-Takt-Gang in lateraler Fußfolge. Die Spur derHinterbeine soll die der Vorderbeine übertreten.

    Foxtrot (Zuchtziel)Der Foxtrot ist ein diagonaler Gang im Vierschlag. Ein gebrochener Trab, bei dem der vordereHuf kurz vor dem hinteren auffußt. Das Pferd geht dabei mit den Vorderbeinen im Walk undmit den Hinterbeinen im Trab und tritt dabei über. Der Kopf spiegelt den Rhythmus desGanges wider. Der Schweif zeigt ebenfalls den Rhythmus des Ganges an.

    GaloppDer gestreckte Vier-Takt-Galopp (Renngalopp) soll weich geschmeidig und entspannt in denBewegungen ablaufen.

    Running WalkEs ist die gleiche Fußfolge wie beim Flatfoot Walk. Die Geschwindigkeit ist höher und derÜbertritt der Hinterhand ist deutlich erkennbar.

    WalkDer Walk (Schritt) ist eine natürliche, flach fußende, Vier-Takt-Gangart. Das Pferd bewegtsich aufmerksam und wach, hat eine Schrittlänge, die zu seinem Exterieur passt.

    Single FootDer Single Foot ist ein Vier-Takt-Gang mit einer Einbeinstütze. Eine Gangvariante, bei derviele Foxtrotter sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen können. Der Single Foot ist keinZuchtziel.

    Das Walkaloosa ist eine amerikanische Gangpferderasse, welches einen Zwischenpassgang zwischenGang und Trab aufweist – ähnlich dem Tölt. Sein Fell verfügt über eine Appaloosa Musterung(Leoparden-Muster). Diese Fellzeichnung ist schon seit hunderten, wenn nicht sogar tausenden vonJahren dokumentiert.xxvi

    Das Ameri can Quar ter H orse (auch Quarter H orse ) ist mit über 4,6 Millionen registrierten Pferdendie zahlenmäßig größte Pferderasse der Welt.Ursprung : USA, 18. Jahrhundert, Zuchtgebiet : USA,Verbreitung : weltweit verbreitet,Stockmaß : 142 – 165 cm, Farben : alle Farben außer Schecken,

    Einsatzgebiet : Westernreiten. Anhand der Farbstellungen führe ich hier einmal diedeutsch/amerikanischen Farbstellungen auf, welche bis auf wenige Ausnahmen (Schecken) die

    Gesamtheit der Farbvarianten umfasst.

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    Auch das Quarter Horse basiert wie der Mustang auf einer Mischung der damals eingeführten Pferde.Englische und irische Warmblutpferde wurden mit Araber-, Berber- und Türkenblut veredelt. Auchdie spanischen Rassen hatten einen großen Einfluss auf die spätere Zucht.

    Ende des 18. Jahrhunderts kam vom Osten das"Quarter Racing Horse" nach Texas. Es hatteseinen Namen von den damals beliebtenViertelmeilenrennen, bei denen meist dieHauptstraße eines Ortes über eine Strecke von440 yards (ca. 400 m) abgesteckt wurde undzwei Pferde gegeneinander um die Wette liefen(match races). Diese Rennpferde wurden mitden spanisch stämmigen Westernpferdengekreuzt, so entstand das vielleicht vielseitigstePferd der Welt: das Quarter Horse.

    Fuchs mit Stichelhaaren (red roan)xxvii

    Faktoren und FarbenKommen wir nun aber endlich zu den Fragestellungen, welche Farben es denn bei den Pferden so gibtund wie sich einige Farbvarianten vererben. Wie anfangs erwähnt unterscheiden wir zwischenGenotyp und Phänotyp. Der Genotyp ist das Potpourri aller inneren Erbanlagen, während derPhänotyp das äußere Erscheinungsbild beschreibt. Der Genotyp bestimmt den Phänotyp, nieumgekehrt. Teilweise kann man vom Aussehen her also Aussagen über die Gene machen. Das klapptnie zu 100%, da man nicht immer die rezessiven Gene äußerlich sehen kann (mischerbige oder auch

    unvollständig dominante Gene!).Die Farben beim Pferd werden durch verschiedene Gene verursacht. Diese einzelnen Gene nennt manauch Faktoren. Beim heutigen Pferd gibt es im Grunde nur zwei Grundfarben: Schwarz und Rot. Diese beiden können kombiniert oder verdünnt werden oder auch zusätzlich mit Weiß auftreten. Weißentsteht oft durch Abwesenheit einer Farbe. Weitere Gene können diese Grundfarben überdecken oderzu bestimmten Mustern führen.

    Braun, Schwarz, RotDie braune Farbe kann man als eine der natürlichen Farben betrachten.Der Körper des „Braunen“ istgrößtenteils braun gefärbt, Mähne und Schweif sind schwarz. Die Beine wiederum sind oft bis überdas Sprunggelenk bzw. das Vorderfußwurzelgelenk hinaus - schwarz gefärbt. Die Schwarzfärbung derBeine geht meist allmählich in die Braunfärbung des Körpers über. Die Schwarzfärbung desSchweifhaares, bzw. der Mähnenhaare ist gegenüber der Braunfärbung des Körpers fast immer gutabgegrenzt.

    Für diese schwarzen Einfärbungen ist vor allem ein dominantes Gen verantwortlich (Agouti oder A-Faktor): AA Braun homozygot, Aa braun heterozygot, aa schwarz homozygot. Neben den Allelen Aund a gibt es noch das Allel At, welches dominant gegenüber a, aber rezessiv gegenüber A ist(A > At > a): At schwarzbraun. Solche Pferde sind Rappen mit wenigen roten Haaren an Kopf undFlanken. Sie werden allgemein als „Schwarzbraune“ bezeichnet und zu den Braunen gerechnet,obwohl sie genetisch eigentlich Rappen sind.

    Fehlt dem Pferd die Information zu dieser Farbe ganz, sind Fuchsfarben das Ergebnis. Hierüberentscheidet der E-Faktor (Extension): EE schwarz oder braun, Ee schwarz oder braun, ED „DominantBlack “, ee rot, ea „Fuchs“.

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    Welche Kombinationen gibt es denn nun hieraus?

    Fuchs

    Der Fuchs ist die „einfachste“ Farbe des Pferdes, da sie nur von einem Gen bestimmt wird, dem E-Faktor. Ein Fuchs ist am Genort E immer reinerbig rezessiv ee. Welche Gene der Fuchs am A-Genort besitzt ist egal, da das ee diesen überdeckt. Somit gibt es für den Fuchs drei genetische Varianten:AAee, Aaee, aaee. Verpaart man zwei Füchse untereinander, so fallen zu 100 % Fuchsfohlen. Da dasGen rezessiv vererbt wird, können auch alle anderen Farben untereinander verpaart zu einemFuchsfohlen führen.

    Die unterschiedlichen Farbvarianten des Fuchses werden durch das Allel F verursacht. Füchse habenimmer rotes Fell und gleichfarbiges oder helleres Langhaar, aber nie schwarzes. SchwarzesFellpigment wird vom Fuchs nicht oder kaum gebildet. Außer dem Windfarbgen können alle anderenGene aber Einfluss auf die Grundfarbe des Fuchses nehmen, so dass neue Farbvarianten entstehen.Das Flaxen-Gen wirkt sogar ausschließlich auf Füchse.

    Weiße Abzeichen sind beim Fuchs meist größer als bei anderen Farben. Hellfüchse untereinanderverpaart können alle Farbvarianten des Fuchses bringen, aber dunklere Füchse vererben nurgleichfarbig oder dunkler. Varianten: Dunkelfuchs, Kohlfuchs, Windfuchs

    RappeDamit einRappe entsteht bedarf es zweier Gene, eines rezessiven auf dem A-Faktor und einesdominanten auf dem E-Faktor. Auf dem E-Faktor muss EE oder Ee sein, damit ein nicht-fuchsfarbenesPferd fällt. Bei den Rappen geht die Schwarzfärbung auf den gesamten Körper über. Hierüberentscheidet neben dem E-Faktor das weitere Allel des A-Faktors mit dominant-rezessiven Erbgang,manche nennen es daher auch das ‚Rapp-Gen‘. Für den Rappen muss diehomozygote rezessive

    Kombination aa vorliegen. Das ergibt letztendlich für den Rappen zwei genetische Varianten: aaEEoder aaEe.

    Verpaart man nun reinerbige Rappen aaEE untereinander, werden immer nur wieder Rappen fallen(nur aaEE möglich, s. 2. Mendelscheregel: Uniformitätsregel), verpaart man einen reinerbigenRappem aaEE mit einem mischerbigen aaEe, fallen auch wieder nur Rappen (aaEE oder aaEe). DiePaarung zweier mischerbiger Rappen (aaEe X aaEe) ergibt mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 %Füchse (aaee).

    Zur Verdeutlichung: aaEe X aaEe = aaEE + aaEe + aaEe + aaee. Aus dieser Verpaarung fallenstatistisch 25% reinerbige Rappen (aaEE), 50 % mischerbige Rappen, da zweimal aaEe möglich ist,und 25% Füchse (aaee) sind.

    Da man das Fuchsgen schon anhand des Stammbaumes erkennen kann, ist es relativ einfach, Rappenzu züchten, indem man nur Rappen untereinander verpaart. Ein typisches Beispiel dafür sind die

    Friesen , die nur als Rappen und Schimmel gezüchtet werden. Rappfohlen werden häufig hellgrau oder bräunlich geboren und dunkeln erst nach dem Fellwechsel nach. Ausschimmelnde Rappfohlenkommen jedoch bereits dunkel zur Welt. Das Schimmelgen scheint also zuerst einmal die Fohlenfarbezu intensivieren.

    Bereits angesprochen habe ich die Modifikation At: Schwarzbraune. Eine noch nicht geklärte Variantesind die sogenannten „Fading Blacks“. Diese Rappen verändern ihre Grundfarbe bei vielSonneneinstrahlung oder Regen zu einem rötlichen Schwarz. Sind sie eingedeckt oder stehen viel imStall ist die Aufhellung kaum zu sehen. Unter dicken Mähnen bleibt das Fell tiefschwarz. Meistwerden sie bei uns „Sommerrappe“ oder „Rotrappe“ genannt.

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    BraunerMit den Vorkenntnissen zu Fuchs und Rappen wissen wir schon, was derBraune nicht ist, nämlichTräger von den Faktorkombinationen aa oder ee. Für den Braunen kommen daher folgende

    Kombinationen in Frage: AAEE, AAEe, AaEE, AaEe, welche dann mit weiteren Faktoren oderModifikationen gekoppelt sind. Beim Braunen wirken sogenannte Verteilungsgene. Das Pferd istdaher grundsätzlich schwarz, je nach Gen werden dann mehr oder wenige schwarze Haare verdrängtund durch rote Haare ersetzt. Das Deckhaar eines Braunen ist somit aus schwarzen und roten Haarengemischt. Das Langhaar ist immer schwarz, oft auch die Beine. Die unterschiedlichen Schattierungendes Braunen werden durch unterschiedliche Modifikatoren verursacht, die aber noch nicht genauaufgeklärt sind. Man unterscheidet im Allgemeinen Schwarzbraune, Dunkelbraune, Braune undHellbraune, es kann aber durchaus noch weitere genetische Abstufungen geben. Sowohl der Rotbrauneals auch der Hellbraune, deren Deckhaar fast ausschließlich aus roten Haaren besteht, zeigt sichdominant über die anderen Braunschattierungen. Verpaart man einen Rotbraunen mit einemDunkelbraunen, wird also eher wieder ein Rotbrauner geboren.

    Bühnen-Demonstration mit Modellen●◊○ ☻●♦

    A-Faktor (Agouti) AA Braun homozygot , Aa braun heterozygot , aa schwarz homozygotAt schwarzbraun, dominant gegenüber a, rezessiv gegenüber A (A->At->a) aAt AtA

    E-Faktor (Extension) EE schwarz oder braun , Ee schwarz oder braun☻, ee rot☻,ED Dominant Black● ea Fuchs, durch DNA-Test nicht prüfbar (Rotfaktortest wäre negativ!)

    Rappe: ☻

    Schwarzbrauner: ☻, ☻,

    Brauner: ☻ ☻ ☻,

    Fuchs: ☻☻, ☻☻, ☻☻, ☻☻, ☻☻,

    Wir erinnern uns hier an Gregor Mendel. Das Fuchs-Gen kann bei einem Rappen daher aaEe oderaaEE sein, wenn das Rappgen reinerbig in der rezessiven Form vorliegt: aa. Kreuzt man alsoreinerbige Elterntiere, so werden die Nachkommen reinerbig bleiben. X =>

    Kreuzt man zwei mischerbige Rappen ☻, so sind die statistischen Chancen für das

    Ergebnis genetisch aaEE + 2 aaEe ☻ + aaee ☻☻. Man erhält(statistisch) doppelt so viel mischerbige Rapp-Fohlen (2aaEe) wie reinerbige Rappen (aaEE) bzw.Fohlen, welche dann keine Rappen sind (aaee). Das erklärt, warum man bei mindestens einemreinerbigen Rappen in der Verpaarung immer Rappfohlen erhalten wird.

    Erst die nächste Generation kann aufzeigen, ob das Tier rein- oder mischerbig ist. Das lässt sich mit

    einiger Sicherheit nur sagen, wenn der zu prüfende Rappe zur Probe mit einem reinerbigen Fuchsgekreuzt wird. Fallen nur braune Fohlen, muss der Rappe reinerbig sein:aaEE x AAee => AaEe. Miteinem mischerbigen Fuchs kann der reinerbige Rappe nur Rappen oder Braune zeugen:aaEE x Aaee=> AaEe, aaEe.

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    TCV 09 Das Pferd I: Pferdezucht und Vererbung Seite 22/39

    Das Ergebnis der Kreuzung mit Braunen kann ebenfalls unterschiedlichste Ergebnisse bringen.Rappen können hier nur dann fallen, wenn der Braune heterozygot bzgl. des A-Faktors ist:aaEE x AaEE => AaEE (Brauner), aaEE (Rappe homozygot)

    aaEE x AaEe => AaEE, AaEe (Braune), aaEE (Rappe homozygot), aaEe (Rappe heterozygot)Paarungspartner mit dem dominanten homozygotem A-Faktor liefern immer Braune:aaEE x AAEE => AaEE bzw. aaEE x AAEe => AaEE, AaEe

    Ist der Rappe hingegen heterozygot liefern Paarungen mit homozygotem Braunen immer Braune:aaEe X AAEE: AaEE, AaEe (Braune)

    Heterozygote Rappen mit heterozygoten Braunen liefern alle Varianten:

    abCd x FgHi: aC ad bC bd x FH Fi gH gi

    aEAE aeAE aEAE aeAE, aEAe aeAe aEAe aeAe, aEaE aeaE aEaE aeaE aEae aeae aEae aeae

    Aus den 16 möglichen Varianten entstehen sechs Genotypen:2AaEE, 4AaEe, 2Aaee, 2aaee, 4aaEe, 2aaEE (1:2:1:1:2:1) und somit drei Phänotypen:Braune (2AaEE, 4AaEe), Füchse (2aaee, 2Aaee), Rappen (2aaEE, 4aaEe) im Verhältnis 3:1:3.

    Kommen hieraus auch Rappfohlen und braune Fohlen hervor, ist der Rappe mischerbig (aaEe X Aaee=> AaEE,aaEE, AaEe,aaEe).

    Weiß ist keine Farbe… Bislang war von Braunen, Rappen und Füchsen die Rede. Die Farbvielfalt ist jedoch weit größer durchAufhellungen, Abdunkelungen und Muster. Wichtig zu wissen ist, dass Weißfärbung undAufhellungen durch mehrere unterschiedliche Faktoren bedingt werden, welche mal zusammen

    nebeneinander, mal aber auch konkurrierend auftreten können. Ein weißes Haar wirkt besonders gut,wenn die Haut darunter hell ist, es gibt aber auch weiße Haare auf dunkler Haut.

    Ganz weiße Haare sind pigmentfrei. Weiß ist somit eigentlich gar keine Farbe, sondern eineAbwesenheit jeglicher anderer Farben. Meist wird das Pigment nicht bis zur Haarwurzel geleitet oderdas Pigment wird erst gar nicht gebildet. Bei vielen Faktoren für weiße Haare spricht man auch vonLeucismus – das kommt von dem griechischen Wort für weiß oder hell „leucos“. Bislang erbrachtenForschungen zu Dominant Weiß (Dominant White) elf unterschiedliche Mutationen als Ursache fürdas fast vollständig fehlende Pigment.

    Weißgeborene PferdeDie „Echten Weißgeborenen“ (sind bereits bei der Geburt weiß. Eine spätere Umfärbung erfolgt nichtmehr. Bei Ihnen ist das Gen W für die Weißfärbung verantwortlich. Weißgeborene tragen immer dieKombination Ww. Pferde mit ww sind farbig. Fohlen mit WW sind nicht lebensfähig (Letalfaktor).

    Weißgeborene bzw. Altlasschimmel sind reinweiße Schimmel, die eine rosa Haut, aber blaue oderdunkle Augen aufweisen. Fälschlicherweise werden sie häufig als Albino bezeichnet, was nichtstimmt, da Albinos immer rote Augen haben. Bei diesen Pferden sind auch die Wimpern weiß. DieHufe sind immer hell und sehr weich. Bekannt sind die Herrenhäuser Weißgeborenen, eine heuteverschwundene Rasse. Dort wurden gezielt Atlasschimmel als Prunkpferde fürs Gespann gezüchtet.

    ScheckungAm auffälligsten mag die Scheckung sein. Sie kann mehrere Ursachen haben. Neben dem Rappgen

    gibt es ein weiteres dominantes Gen für eine Form der Scheckung (Tobiano oder Dominante Plattenscheckung, To-Gen). Da Rappgen und Tobiano parallel auftreten können, gibt es auchRappschecken. Die Tobianos weisen klar abgegrenzte, weiße Fellflächen auf.

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    Die Scheckung setzt an den Füßen ein, weshalb fast alle Schecken häufig auch weiße Füße undausgeprägte Beinabzeichen haben. Mit zunehmendem Scheckungsgrad findet man die Scheckung auchweiter oben bis zum Rücken, zuletzt am Kopf. Die Augen sind praktisch immer dunkel und der Kopf

    weist selten Kopfabzeichen auf.Der NameTobiano stammt übrigens aus dem Südamerika des 19. Jahrhunderts. Dort führte einGeneral namensTobias eine Kavalleriedivision, deren Pferde überwiegend Tobiano-gescheckt waren bei dem Kampf von Buenes Aires gegen die Spanier.

    Die weißen Partien entstehen durch Abwesenheit der färbenden Pigmente, so wie es bei den reinweißen Pferden (Leucismus) der Fall ist. Die Ursachen sind offenbar durch verschiedene Geneverursacht. Für die Tobianoscheckungist nachgewiesen, dass sie entweder über das sogenannte ‚c-Kit‘selbst oder einen Genort in direkter Nachbarschaft zum c-Kit liegt hervorgerufen wird. Auch dieDominant weiße Farbe des Pferdes ist auf diesen Locus zurückzuführen. (c wie colorless?!)

    Eine weitere Form der Scheckung nennt manSabinoscheckung. Sie wird durch weitereVeränderungen am c-Kit hervorgerufen. Dasselbe trifft übrigens auch auf das Roan-Gen zu das inheterozygoter Form zu stichelhaarigen Pferden führt, bei denen weiße und farbige Haare gemischtauftreten.

    Der Erbgang für das oder die Sabino-Gene ist intermediär. Hierdurch gibt es viele Ausprägungen beiPferden, die genetisch Sabinos sind. Die Genträger sind manchmal unauffällig mit Stichelhaaren anden Augen oder weißen Haaren im Schweif. In der Folgegeneration kann das Sabino-Gen dann wiederstärker ausgeprägt sichtbar werden. Sie haben meist eine sehr breite Blesse oder andere großeAbzeichen im Gesicht, an der Kehle, den Kinnladen (Ganaschen) oder am Schweifdach oder derMähne, weiße Flecken, weiße Stichelhaare besonders am Rand weißer Flecken. In homozygoter Form

    sind die Pferde fast komplett weiß und nur auf der Rückenmitte und um die Ohren herum ist nochFarbe zu sehen.

    Tobianos, Sabinos und Dominant White sowie Varianten des White Spotting-Komplexes sindsogenannte ‚Extrem-Schecken‘: es kommt vor, dass hier fast weiße Pferde geboren werden. DieScheckung ist dann extrem ausgeprägt in Richtung Weiß. Bei Sabino I sind die Weißen reinerbig.

    Weiße TigerscheckenEin „Few Spot Leopard“ ist im Grunde ein weißgeborener Tigerschecke. Der Unterschied zumAtlasschimmel wird erst bei der Nachzucht deutlich, da ein Few Spot Leopard das Tiger-Gen trägt undso immer wieder getigerte Nachkommen bringt.

    Roans: Stichelhaare und DauerschimmelDas Roan-Gen (Rn) ist eine bzw. die Basis für stichelhaarige Pferde, wenn es heterozygot vorkommt – homozygot ist das Roan-Gen letal. Die Stichelhaare sind weiße Haare, die inmitten farbiger Haareauftreten. Die Haare sind gemischt weiß bzw. farbig, wodurch das Fell heller erscheint. Der selteneDauerschimmel (< 5%) unterscheidet sich durch das dunkle Gesicht und die dunklen Beine vomechten Schimmel.

    Die Menge der weißen Haare wechselt mit den Jahreszeiten, das Pferd wird aber im Laufe des Lebensnicht heller. Das Roan-Gen wirkt überwiegend die Unterwolle, so dass Körperzonen mit wenigUnterwolle wie der Kopf und die Beine sowie Schweif und Mähne dunkler sind als der Körper.

    Viele Roans werden heller, wenn sie im Herbst ihr Winterfell mit dichterer Unterwolle bekommen. Siewerden wieder dunkler, sobald sie ihr Sommerfell bekommen. Beispiele für Pferde mit Roan-Gen:Mohrenkopfschimmel: (Rappe), Eisenschimmel (Brauner oder Fuchs).

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    Ein echter Roan wird IMMER Stichelhaare aufweisen, und das zeitlebens (schon beim Fohlen, keinAusschimmeln). Es gibt aber auch ein Auftreten einzelner Stichelhaare unabhängig vom Roan-Gen.Sie sind daher gelegentlich auch bei normal gefärbten Pferden zu beobachten. Beim Sabino Overo ruft

    das Sabino-Gen manchmal eine stichelhaarige Farbe hervor, die recht unterschiedlich ausgeprägt seinkann, aber immer mit einer Blesse oder Laterne verbunden ist.

    Das Varnish Roan hat eine V-förmige dunkle Gesichtszeichnung, die Beine bis zum Knie oderSprunggelenk sind dunkel.

    BeimFrosty Roan wirkt offenbar ein Roan-ähnliches Gen, das auf dem Rücken des Pferdes weißeStichelhaare hervorruft, sowie Weiß in Mähne, Schweif. Kopf und Beine sind dunkel wie beimstichelhaarigen Pferd. Der Phänotyp sieht somit aus, als hätte es auf das Pferd geschneit.

    Der Rabicano hingegen hat hauptsächlich am Bauch eingestreute weiße Haare, während Kopf, Hals,die Beine, Schultern und Widerrist, sowie die Hinterbeine hoch bis zur Kruppe (Hintern) dunkler

    bleiben.FlaxenTobiano, Sabino und Roan habe ich nun schon angesprochen, auf Schimmel werde ich noch zusprechen kommen, sind dies denn nun alle Faktoren für die Helligkeitsabstufungen oder Farben? Odergibt es noch andere Ursachen für helle Haare? Immerhin gibt es ja viele rotbraune Pferde mit hellerenLanghaar an Mähne und Schweif, die sogenannten Lichtfüchse. Ähnlich wie bei dem Zusammenspielzwischen dem Rappgen oder Agouti-Faktor und dem Extensiongen gibt es einen dominant-rezessivenErbgang für reinerbig rezessive Extensiongen-Träger, also Füchse. Es wird in der homozygotrezessiven Form (ff) alsFlaxen bezeichnet wird, wobei heterozygote (Ff) oder dominant homozygoteFormen (FF) bei Füchsen keine Aufhellung aufweisen. Bekannte Vertreter sind die Haflinger und

    viele Kaltblutpferderassen. (Aaeeff, AAeeff => Lichtfuchs)Pangara/MealyBeim Haflinger aber auch etlichen anderen Rassen finden wir auch das ‚Mehlmaul‘. Oft finden sich parallel auch helle Beininnenseiten, Augenpartien oder Bäuche. Das Mehlmaul wird bei Eseln undWildpferden nahestehenden Rassen beobachtet, besonders bei Ponys. Das Gen hierzu wird„Pangara “ oder „Mealy“ genannt. Braune Partien werden aufgehellt, schwarze hingegen nicht. Da es keineFüchse mit dunkler Mähne und Mehlmaul gibt, vermutet man, dass Flaxen und Mehlmaulzusammenhängende Gene sind.

    Smutty/SootyUmgekehrt wirkt das dominante „Smutty“- oder „Sooty“-Gen. Hier werden die Haare, besondersMähne und Schweif schwarz (Fuchs => Kohlfuchs), es kann einen Pseudo-Aalstrich oderschmutzähnliche Flecken oder „Äpfelung“ verursachen.

    FalbenDemgegenüber haben„Falben“ neben dem hellen Körper dunkle Mähnen und einen Aalstrich, derzwischen den Ohren beginnt und sich bis zum/in den Schweif zieht. Dadurch ist die Mähne oftdreigeteilt mehrfarbig. An den Beinen können Zebrastreifen auftreten. Das Falbgen verursacht zudemeine Aufhellung der Farben: Rappe > Mausfalbe, Fuchs > Fuchs- oder Rotfalbe, Braune > Braunfalbe.

    Falben sind sehr ursprünglich und es gibt sie in Kombination mit Schimmel, Scheckung undStichelhaar. Verwechselungen kann es geben mit anderen Aufhellungen, wie dem Cream-Gen (Isabell,

    Goldisabell, Palomino).

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    TCV 09 Das Pferd I: Pferdezucht und Vererbung Seite 25/39

    CreamCream ist zwar nicht dominant, kann aber durch andere Farbgene nicht überdeckt werden. Der Cr-Faktor wirkt es sich also immer mehr (CrCr) oder weniger (Crcr) aufhellend auf rot sowie schwarzaus. Da sich Cream auch auf die Augenfarbe auswirkt (Albinismus-Gen), können hierdurch Pferde mit blauen Augen auftreten.

    Fuchs, rötliches Fell, braune Augen (z. B. Aaeecrcr oder AAeecrcr) > gelbliches Fell, hellbrauneAugen:„Palomino“ (cremefarbene Mähne) oder„Isabell“ mit weißer Mähne (Crcr) > weißes Fell,schneeweiße Mähne, hellblaue Augen:„Cremello“ oder „Weißisabell“ (CrCr)

    Brauner (crcr) >„Buckskin“, Erdfarben mit braunen bis hellbraunen Augen, gelblichem Fell,schwarzen Beinen, schwarzer Mähne (Crcr) >„Perlino“ mit hellblauen Augen, fast weißem Fell,dunklen Beinen, gelblich-weißer Mähne (CrCr).

    Rappe (aaEEcrcr oder aaEercrcr) >„Leuchtrappe“, Erdbraun,„Smoky Black “: graues Fell & Mähne,

    braun/hellbraune Augen (aaEECrcr oder aaEdCrcr) >„Smoky Cream“ (aaEECrCr oder aaEeCrCr)weißliches Fell, weiße Mähne, hellblaue Augen.

    Die mit dem Cream-Gen doppelt ausgestatteten Tiere, die Weißisabellen (Cremellos, Perlinos, SmokyCream) haben rosa Haut und blaue bis hellblaue Augen, was zu erhöhter Lichtempfindlichkeit führenkann. Das Fell ist silber- bis cremefarben. Das Langhaar ist meist weiß, kann aber auch rötlich sein.Die Hufe sind hell und weich wie beim Atlasschimmel.

    SchimmelJetzt erst komme ich zu den Schimmeln, da ich das Thema der Farben hiermit krönen möchte. DieVererbung der Schimmel-Faktoren ist fast immer dominant gegenüber allen anderen Farbfaktoren. ImUnterschied zu den meisten Farben, die schon am Fohlen erkennbar sind, kommt die Farbgebung beimSchimmel nahezu immer erst im fortgeschrittenen Alter voll zur Geltung. Schimmel haben eine dunkleHaut und können unterschiedliche Farben als Basis haben. Mit jedem Haarwechsel (Sommer/Winter)wird ein Schimmel ein wenig heller, die Haare erhalten also mit zunehmendem Alter des Tieresweniger Pigmente. Hierdurch kann es vorkommen, dass ein Pferd anfangs schwarz ist und nach ein paar Fellwechseln nahezu weiß erscheint. Farben und ggf. auch Muster verschwinden so bei demProzess des ‚Ausschimmelns‘.

    Um die Augen und am Maul sind die dunklen Hautpartien eines Schimmels gut erkennbar. Schimmelhaben besonders auffällige Augen: das Auge erscheint durch die dunkle Haut um das Auge herum unddurch den Kontrast zum weißen Fell größer als bei andersfarbigen Pferden.

    Das dominante Gen wird mit G (Grey) benannt. Ein Schimmel ist also entweder GG oder Gg, allefarbigen Pferde sind gg. Ein reinerbiger Schimmel (GG) wird immer nur Schimmel-Nachkommenhaben, egal welche Farben das andere Elternteil zeigt. Z. B. Rappschimmel (aaEEGG, aaEeGG). Beimischerbigen Schimmeln werden 50% der Nachkommen ebenfalls Schimmel, 50% bleiben farbig. DieMendelschen Regeln für dominant rezessive Erbgänge setze ich nun als bekannt voraus.

    Durch das Ausschimmeln ergeben sich unterschiedlichen Schattierungen. Aus einem Rappen wird alsomeist erst ein Rappschimmel, später ein Grauschimmel. Man kennt drei Varianten beim Schimmel. Sieunterscheiden sich in der Schnelligkeit der Ausschimmelung:

    1. dunkel geboren mit dunklem Langhaar, schimmelt langsam aus

    2. dunkel geboren mit hellem Langhaar, schimmelt langsam aus3. hell geboren, schimmelt schnell aus.

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    TCV 09 Das Pferd I: Pferdezucht und Vererbung Seite 26/39

    Je dunkler die Grundfarbe ist, desto länger dauert der Prozess des Ausschimmelns, vielleicht weil eslänger dauert, bis sich die ungefärbten Haare in ihrer zunehmenden Menge gegen die gefärbten Haareoptisch durchsetzen.

    Schimmel weisen unter Umständen Muster auf, welche besondere Bezeichnungen bekommen haben.Der „Apfelschimmel“ weist auf schon recht hellem Fell dunkel umrandete Kreise auf. Seltener sindhell umrandete Kreise auf dunklem Grund. Diese Kreise entstehen allein durch das Ausschimmeln undsind nicht durch Fütterung oder andere Dinge beeinflussbar. Der„Fliegenschimmel“ zeigt viele kleineschwarze Punkte auf weißem Fell. Der„Forellenschimmel“ ist dem Fliegenschimmel ähnlich, nursind die Punkte hier rötlich oder braun.

    Aus normalen Schimmeln werden im Alter oft Fliegenschimmel oder Forellenschimmel. Es gibt keinePferderasse, die ausschließlich Schimmel sind. Bei den Arabern, Spanischen Pferden und auch denLipizzanern überwiegen die Schimmel, weil sie dort ein Zuchtziel sind.

    AlbinosEin echter Albino wird definiert als ein Organismus ohne Pigmentierung. Die Schlussfolgerunghieraus ist, dass Fell inklusive Langhaar reinweiß, Hufe pigmentfrei, die Haut rosa und die Augen rotesein müssen. Echte Albinos sind beim Pferd bisher nicht in Erscheinung getreten.

    Markings Neben diesen Fellfarben, welche wir ja nun in vielfältiger Varianz bezüglich Haut, Fell, Langhaar alsgenetisch bedingte Farbstellung und Farbverteilung kennengelernt haben, werden Markierungen(insbesondere am Kopf oder den Beinen) bei den Pferdeliebhabern und Züchtern mit einemFachvokabular beschrieben. Ein Merkmal, mit welchem man ein Pferd im Pferdepass charakterisiert,nennt man (zumindest in der Schweiz) auch„Singalment“.

    Abzeichen des Kopfes:

    Abzeichen am Kopf finden sich auf der Stirn, der gesamten Vorderseite, den Nüstern sowie denLippen des Pferdes. Die Haare sind an diesen Stellen weiß, an Nüstern, Lippen und um die Augen, wosich kein Fell befindet ist die rosa Haut sichtbar.

    Die Bezeichnung der einzelnen Abzeichen richtet sich nach Form, Lage und Größe desAbzeichens.xxviii

    Spot (Flocke):kleines weißes Abzeichen zwischen den Augen.

    Snip (Schnippe): weißes Abzeichen zwischen den Nüstern.

    Star (Stern): weißes Abzeichen auf der Stirn.

    Stripe (Strich): schmales, längliches, weißes Abzeichen zwischen Stirn und Nüstern.

    Blaze (Blesse):weißes Abzeichen über die gesamte Länge des Gesichts von mittlerer, gleichmäßigerBreite.

    Star and Stripe (Stern mit Strich): Ein Abzeichen auf der Stirn das in einem schmalen Streifen aufdem Nasenrücken ausläuft. die beiden Abzeichen müssen nicht unbedingt miteinander verbunden sein.

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    Star,Stripe and Snip (Stern mit Strich und Schnippe): Abzeichen auf der Strin mit schmalerVerlängerung bis zum Nasenrücken und Abzeichen zwischen den Nüstern. All diese einzelnenAbzeichen können, müssen aber nicht, miteinander verbunden sein.

    Bald Face (Laterne): ausgedehnte Blesse, die über Augen und Oberlippe reichen kann.

    White Underlip (weiße Unterlippe):mehr oder weniger großes Abzeichen über die Unterlippe desPferdes.

    Abzeichen der Beine

    Abzeichen an den Beinen beginnen am Kronrand und können bis weit überSprung- bzw. Karpalgelenk reichen. Auch hier wird in erster Linie nach Lage undGröße bezeichnet. Da es an den Beinen keine haarlosen Stellen gibt sind dieAbzeichen hier immer Weiß.

    Allerdings sind in den meisten Fällen die Hufe entsprechend der Abzeichengefärbt. Dort, wo das Bein weiß ist, ist auch der Huf hell. So entstehen teilweisegestreifte Hufe.

    Coronet (Krone): schmales weißes Abzeichen um den Kronrand.

    Half Pastern (halbweiße Fessel):die Hälfte einer Fessel ist oberhalb des Kronrands weiß.

    White Fetlock (hochweiße Fessel):

    Pastern (weiße Fessel):die gesamte Fessel ist weiß.

    Socks (halbweiße Socke):weißes Abzeichen, das vom Kronrand bis zur Hälfte des Vorderfußwurzel- bzw. Sprunggelenks reicht.

    Half Stocking (weißer Fuß):weiße Abzeichen, die bis zur Hälfte des Röhrbeines reichen.

    Three-Quarter Stocking (hochweißer Fuß): weißes Abzeichen, das bis knapp unter dasVorderfußwurzel- bzw. Sprunggelenk reicht.

    Full Socking (hochweißes Bein): weißes Abzeichen, das über das Vorderfußwurzel- bzw.Sprunggelenk hinauf reicht.

    White Heel (Weißer Ballen): weißes Abzeichen nur am Ballen.

    Outsite of Heel (Krone und Ballen weiß): weißes Abzeichen auf der äußeren Seite des Ballens undder Krone.

    Das ursprüngliche Quarter Horse war einfarbig, ausgedehnte markings (Abzeichen) sind bei dieserRasse darum nicht erwünscht.

    Zusammenfassung

    In der Genetik beschreibt man die Auswirkungen von Genen oft im Vergleich zum Wildtyp, also zurnatürlichen Farbe der wildlebenden Ahnen der untersuchten Tiere. Da die meisten Unterarten des

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    Wildpferdes vor Beginn der genetischen Forschungen ausgerottet wurden steht beim Pferd nur nochdas Przewalski-Pferd zum Vergleich zur Verfügung.

    Ein Wildfarbenes Pferd ist ein Brauner mit dem Allel Dun (D) - also ein Falbe mit Aalstrich undeventuell auch gestreiften Beinen und einem Schulterkreuz. Es hat meist ein Mehlmaul, das durch denPangare-Locus hervorgerufen wird. Die Farbe der Wildfänge variierte erheblich. Es gab einen hellenund einen dunklen Typ. Gelegentlich traten Füchse und Abzeichen auf, was allerdings auch aufEinkreuzungen von mongolischen Pferden zurückzuführen sein kann. Przewalski-Fohlen haben in denersten Tagen ein sehr helles Fohlenfell, das manchmal auch noch bei Islandponys auftritt.

    Scheckungen, Aufhellungen durch das Cremegen, Champagne, Pearl, Flaxen und Silver, sowieSchimmel, dominant weiße Pferde und Roans kommen bei Wildpferden nicht vor, da diese Farben inder freien Natur zu auffällig sind. Hinzu kommt, dass einige Scheckungen und das dominante Weißgesundheitliche Nachteile mit sich bringen und die durch das Creme-Gen oder dominantes Weiß oderScheckungen hervorgerufenen blauen Augen zu den albinismustypischen Sehbehinderungen führen,die beim Entdecken von Raubtieren nachteilig sind.

    Für die Zucht ist es von Bedeutung, in welcher Kombination die Allele der Gene vorliegen. Je nachErbgang – dominant-rezessiv oder intermediar (unvollständig dominant-rezessiv) – ist es zudementscheidend, ob ein Allel homozygot oder heterozygot vorliegt. In Einzelfällen führt die homozygotePaarung eines Allels zum Abort des Fötus oder Beeinträchtigungen (z. B. Nachtblindheit,Lichtempfindlichkeit oder eingeschränktes Gehör).

    Wie das Pferd zum Menschen kam – oder der Mensch zum Pferde – das soll das Thema einesseparaten Vortrages werden. Bei der Gelegenheit werden auch die nützlichen Eigenschaften dergroßen Vierbeiner und somit Muli, Maulesel und Pferde mit einem Seitenblick auf Rinder betrachtet.

    Zusammenfassende Übersicht über Farbfaktoren:

    Agouti (Gensymbol A/At/a) At Schwarzbraun

    E-Faktor (Extension) (Gensymbol E/ ED/e/ea) ED Dominant Black, ea Fuchs (Rotfaktortest negativ)

    Falb-Gen (Dun) (Gensymbol D/d) heller Körper, dunklerer Mähne, Aalstrich, Schweif undWildfarbigkeitsabzeichen.

    Das Wort Falbe ist die substantivierte Form von falb, und stammt ebenso wie das Wort fahl von demaltgermanischen Adjektiv falo ab, das sich im Mittelhochdeutschen zu val und valwer wandelte. Es ist

    mit einer Reihe von Wörtern aus indogermanischen Sprachen verwandt, die fahl, grau, blass, weißlichoder blassgelb bedeuten. Beispielsweise heißt griechisch poliós grau, das lateinische Wort pallidusheißt blass, das litauische Palvas heißt blassgelb, das englische fallow heißt falb oder gelbbraun. DieseWörter gehen auf das indogermanische poluos (fahl) zurück, das von der indogermanischen Wurzel pel abgeleitet ist, die grau weißlich oder scheckig bedeutet.

    Cream (Gensymbol C/CCr) als Aufheller:Bei Cream ist es von Bedeutung ob das Cream Allel „CCr“in einer oder zwei Kopien vorliegt. Tiere, bei denen zwei Kopien vorhanden sind, haben eine sehrhelle Haut und bernsteinfarbene Augen. Das Allel „C“ hat keinen Effekt auf die Fellfarbe der Tiere.

    Schimmel (Gensymbol G/g) (Grey) benannt. Ein Schimmel ist also entweder GG oder Gg, allefarbigen Pferde sind gg. Ein reinerbiger Schimmel (GG) wird immer nur Schimmel-Nachkommenhaben, egal welche Farben das andere Elternteil zeigt.

    Stichelhaar Roan (Gensymbol Rn/Rn+) homozygot ist das Roan-Gen letal.

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    Flaxen (Gensymbol F/f) wirkt nur bei Füchsen aufhellend auf das Langhaar (homozygot eeff)

    White (Gensymbol W/w) homozygot ist das White-Gen letal.

    Smutty/Sooty (Gensymbol Sty/sty): ungleichmäßg gestreute schwarze Haare in braunes oderfuchsfarbenes Fell

    Tobiano-Scheckung (To) dominant

    Sabino-Scheckung intermediär

    Fuchs: A_ee Brauner: A_E_ Rappe: aaE_hell-gelbbrauner Fuchs A+aee AAEE aaEeRotbrauner Fuchs Aaee

    Fuchs Aaee AaEE aaEEKohlfuchs, Dunkelfuchs AAee AAEeDunkler Fuchs AtAee AaEe Schwarzbrauner AtaEE Fuchs A_eea

    Zusammenspiel Agouti, Extension und Cream als AufhellerFuchs A_eeCC Brauner A_E_CC Rappe aaE_CCPalomino A_eeCCCR Buckskin A_E_CCR C Smoky Black aaE_CCR CCremello A_eeCCR CCR Perlino A_E_CCR CCr Smoky Cream aaE_CCR CCR

    Dunkelfuchs A_eeSty_ Dunkelbrauner A_E_Sty_ Rappe aaE_StyFuchsschimmel, Rotschimmel A_eeG_

    Braunschimmel,Rotschimmel A_E_G_

    Rappschimmel,Blauschimmel aaE_G_

    Gold Champagne A_eeCh_ Amper Champagne A_E_Ch_ Classic ChampagneaaE_Ch_ Sandfarbener Fuchs A_eeprlprl

    BraunerA_E_prlprl

    Hellgrauer Rappe aaE_prlprl

    Apfelschimmel, Fliegenschimmel, AtlasschimmelTigerschecken- Komplex(LpLp Leopard-homozygot): Weißgeborener , Volltiger, Varnish Roan

    (nachtblind)Tigerschecken-Komplex(Lplp Leopard- heterozygot): Schabrackentiger, Schneeflockentiger,

    Varnish RoanZusammenspiel Agouti, Extension und Roan (stichelhaariges Pferd/Dauerschimmel/Eisenschimmel Eisenschimmel Eisenschimmel Mohrenkopfschimmel

    Dauer-Rotschimmel A_eernRn

    Dauer-Braunschimmel od. stichelhhariger Brauner A_E_rnRn

    Dauer-Rappschimmel Dauer-Blauschimmel od. Rappe mitStichelhaaren aaE_rnRn

    Lichtfuchs A_eeff Rotfalbe A_eeD_ Braunfalbe A_E_D_ Mausfalbe aaE_D_ Fuchs mit Mehlmaul A_eeP_ Brauner mit Mehlmaul

    A_E_P_Rappe (Mehlmaul nurgeontypisch) aaE